Höret! Die Elektronendichte!
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<strong>Höret</strong>! <strong>Die</strong> <strong>Elektronendichte</strong>!<br />
Messung eines geophysikalischen Parameters und<br />
die Elementarisierung der Hintergrundtheorie<br />
Patrik Vogt, Andreas Müller<br />
Hannover, 9. März 2010
Agenda<br />
Sferics, Tweeks und Whistlers – Ein Konzert in VLF Moll<br />
Abschätzung der <strong>Elektronendichte</strong> im erdnahen Weltraum<br />
Elementarisierung der Hintergrundtheorie<br />
Zusammenfassung<br />
1
Gewitter erzeugen nicht nur Blitz und Donner,<br />
sondern emittieren auch elektromagnetische Strahlung<br />
Blitzentladungen hat sicher<br />
jeder schon gesehen …<br />
… aber auch als VLF-Strahlung<br />
wahrgenommen?<br />
• Blitzkanal stellt eine riesige<br />
Sendeantenne dar<br />
• Impulsstrom der Hauptentladungen<br />
emittiert sehr breitbandiges<br />
Spektrum elektromagnetischer<br />
Wellen (1-10 9 Hz)<br />
• Größter Energieanteil liegt im<br />
VLF-Bereich (3 kHz – 30 kHz)<br />
Je nach Ausbreitungsmechanismus werden die Signale als<br />
Sferics, Tweeks oder Whistlers empfangen<br />
2
Sferics gelangen auf direktem Weg zum Empfänger<br />
und treten mit unterschiedlicher Aktivität auf<br />
geringe Sfericsaktivität hohe Sfericsaktivität<br />
• Sferics erscheinen im Spektrogramm<br />
als vertikale Linien<br />
• Größere Zahl von Sferics und<br />
höhere Amplitude<br />
Ein Vergleich der Spektrogramme mit aktuellen Blitzkarten kann von<br />
den Schülerinnen und Schülern vorgenommen werden<br />
Quelle: Eigene Darstellungen mittels der Software CoolEdit<br />
3
Tweeks entstehen durch Mehrfachreflexion<br />
zwischen Erdoberfläche und Ionosphäre (E-Schicht)<br />
Entstehung<br />
Dispersionseffekt<br />
Quellen: Singh, A. K.; Singh, R. P. (1996): Propagational features of higher<br />
harmonic tweeks at low latitudes. Earth, Moon and Planets 73, 277-290.<br />
Eigene Darstellung mittels der Software CoolEdit<br />
• Ausbreitung durch Mehrfachreflexion<br />
an Erdoberfläche und<br />
Ionosphäre (E-Schicht)<br />
• Geschwindigkeit hängt von der<br />
Frequenz ab:<br />
• Dispersion infolge des großen<br />
Ausbreitungsweges hoch<br />
( „Haken“ zwischen 1,5 und<br />
2 kHz)<br />
4
Durchdringt der Sferic die Ionosphäre, so kommt<br />
es zu Whistlerwellen<br />
Blitzentladung<br />
Whistlerausbreitung<br />
Wellen-Teilchen-<br />
Wechselwirkung<br />
• Blitzentladung strahlt<br />
elektromagnetische Energie ab<br />
• Elektromagnetische Welle durchdringt<br />
teilweise die Ionosphäre<br />
• Ausbreitung entlang der Kraftlinie des<br />
Erdmagnetfeldes<br />
• Wechselwirkung der Welle mit den<br />
Plasmaelektronen<br />
• Änderung der Welleneigenschaften<br />
(Dispersion!)<br />
Wie äußert sich die Dispersion eines Whistlers im Spektrogramm<br />
und welchen Höreindruck ruft sie hervor?<br />
Quelle: Geänderte Darstellung von<br />
www-star.stanford.edu/%7Evlf/ram/pmwiki/img/whistlermode.jpg<br />
5
Schallgewandelt ähnelt ein Whistler einem Pfeifton<br />
mit abfallender Frequenz<br />
• Größere Dispersion an den hohen Breiten durch größeren<br />
Ausbreitungsweg<br />
• Kein Whistlervorkommen am magnetischen Äquator<br />
• Größere Dispersion bei starker Sonnenaktivität infolge<br />
höherer <strong>Elektronendichte</strong><br />
Quelle: Eigene Darstellung mittels der Software CoolEdit<br />
6
<strong>Die</strong> vorgestellten Signale können mit Schulmitteln<br />
empfangen werden<br />
Quelle: Eigene Darstellungen mittels der Software CoolEdit<br />
Sferics Tweeks<br />
Whistlers Whistler-Trains<br />
Einfacher Sfericsempfänger ermöglicht qualitativen Zugang zu<br />
einem faszinierenden Phänomenbereich – Aber…<br />
7
... die Whistlerdispersion kann auch quantitativ<br />
bestimmt werden…<br />
Quellen: STOREY, L. R. O. (1953): An investigation of whistling atmospherics.<br />
Helliwell, R. A. (1965): Whistlers and Related Ionospheric Phenomena.<br />
(Experiment)<br />
8
… hierzu kommt eine kostenlose (!) Tonanalysesoftware<br />
zum Einsatz<br />
Auslesen<br />
des<br />
Frequenzverlaufs<br />
Lineare<br />
Regression<br />
Quelle: Eigene Darstellungen mittels der Software CoolEdit und<br />
Microsoft Excel<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0,04<br />
0,03<br />
0,02<br />
0,01<br />
0<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />
0<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5<br />
9
Theoretisch hängt die Whistlerdispersion von der<br />
Plasma- und Gyrationsfrequenz längs der Feldlinie ab<br />
Plasmafrequenz<br />
Gyrationsfrequenz<br />
Quellen: STOREY, L. R. O. (1953): An investigation of whistling atmospherics.<br />
Helliwell, R. A. (1965): Whistlers and Related Ionospheric Phenomena.<br />
(Experiment)<br />
(Theorie)<br />
10
Abschätzung der <strong>Elektronendichte</strong> aus der<br />
Whistlerdispersion – Höhenprofil im erdnahen Weltraum<br />
Quellen: VOGT, P.; MÜLLER, A. (2008): <strong>Höret</strong>! <strong>Die</strong> <strong>Elektronendichte</strong>!<br />
Messung eines geophysikalischen Parameters mit ungewöhnlichen Mitteln.<br />
gilt näherungsweise ab einer<br />
Höhe von 5000 km<br />
(Volland, H. (1968): <strong>Die</strong> Ausbreitung langer Wellen)<br />
Einsetzen der Plasma- und<br />
Gyrationsfrequenz<br />
Einsetzen der magnetischen Fluss- und der<br />
<strong>Elektronendichte</strong><br />
11
Abschätzung der <strong>Elektronendichte</strong> aus der<br />
Whistlerdispersion – Höhenprofil im erdnahen Weltraum<br />
M 0 = 7,78⋅10 22 Am 2 , D ≈ 70 s 1/2 , e = 1,6 ⋅10 -19 C,<br />
r E ≈ 6378 km<br />
Quellen: VOGT, P.; MÜLLER, A. (2008): <strong>Höret</strong>! <strong>Die</strong> <strong>Elektronendichte</strong>!<br />
Messung eines geophysikalischen Parameters mit ungewöhnlichen Mitteln.<br />
12
Vergleich der empirisch bestimmten<br />
<strong>Elektronendichte</strong> mit dem Literaturwert<br />
Abstand in<br />
Erdradien<br />
!<br />
!<br />
1. Kertz, W. (1971): Einführung in die Geophysik II<br />
2<br />
3<br />
3,5<br />
Approximiertes<br />
Integral<br />
(2,7…4,5)⋅10 3<br />
(0,8…1,3)⋅10 3<br />
(5,1…8,4)⋅10 2<br />
<strong>Elektronendichte</strong> in cm -3<br />
Exaktes Integral<br />
3,4 ⋅10 3<br />
1,0 ⋅10 3<br />
6,3 ⋅10 2<br />
Literaturwert 1<br />
5 ⋅10 3<br />
0,8 ⋅10 3<br />
5 ⋅10 2<br />
Mit Hilfe eines Sfericsempfängers kann die <strong>Elektronendichte</strong> im<br />
erdnahen Weltraum auf die Größenordnung genau bestimmt werden!<br />
Aber: Herleitung der Konstanten k ist für Schülerinnen und Schüler zu<br />
komplex; gibt es eine Möglichkeit der Elementarisierung?<br />
13
Elementarisierung des Dispersionsintegrals<br />
durch Betrachtung der Dimensionen<br />
D* hängt ab von<br />
− N e , <strong>Elektronendichte</strong><br />
− e, Elementarladung<br />
− B, magnetische Flussdichte<br />
− µ 0 , magnetische Feldkonstante<br />
Ansatz:<br />
≈ 1,7<br />
14
Elementarisierung des Dispersionsintegrals<br />
durch Betrachtung der Dimensionen<br />
Bestimmen der Exponenten<br />
Ampere, A: a – b = 0<br />
Volt, V: b + d = 0<br />
Sekunden, s: a + b + d = 1/2<br />
Meter, m: -b – 3c – 2d = -1<br />
(Theorie)<br />
(Definition)<br />
(Ansatz)<br />
a = b = c = 1/2<br />
d = - 1/2<br />
Einheitenbetrachtung liefert eine quantitative Begründung der<br />
Dispersionsformel und ermöglicht deren Erschließung im Schulunterricht!<br />
15
Zusammenfassung<br />
!<br />
!<br />
!<br />
Experimenteller Zugang zu einem faszinierenden und affektiv<br />
ansprechenden Phänomenbereich<br />
Messung der <strong>Elektronendichte</strong>:<br />
Mikroskopischer und geo-/astrophysikalischer Parameter<br />
Messmethode: Analyse eines „akustischen“ Signals mit<br />
Schulmitteln<br />
<strong>Die</strong> Ausarbeitung einer Unterrichtsreihe auf Basis der<br />
dargestellten Methodik ist jederzeit möglich<br />
16
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
<strong>Höret</strong>! <strong>Die</strong> <strong>Elektronendichte</strong>!<br />
Messung eines geophysikalischen Parameters und die<br />
Elementarisierung der Hintergrundtheorie<br />
Patrik Vogt, Andreas Müller<br />
vogtp@uni-landau.de
Empfang langer Wellen – Versuchsaufbau,<br />
bestehend aus 3 wesentlichen Bestandteilen<br />
1<br />
1 Antenne<br />
2 Empfänger<br />
3 Analoge oder digitale Signalverarbeitung<br />
Quelle: Vogt, P. (2003): Ergebnisse einer Whistlerbeobachtung, FA 6, S. 564-565<br />
2<br />
3<br />
18
1<br />
Antenne für den VLF-Empfang – Sfericsempfang<br />
mit Kupferlitze<br />
Quelle: Eigene Fotografie<br />
19
2<br />
Empfänger bestehend aus Tief- und Hochpass<br />
Komponenten zur Festlegung des Frequenzbereichs<br />
10 kHz-Tiefpass 1 kHz-Hochpass<br />
• Oberhalb von 10 kHz ist das Frequenzband<br />
für zivile Längstwellensender freigegeben<br />
(z. B. Zeitzeichen- und Navigationsfunksender)<br />
Quellen: Eigene Darstellungen mittels der Software Spectrogram und Cassy<br />
• 50 Hz-Netzfrequenz ist die größte<br />
Störquelle beim Sfericsempfang<br />
• Aufgrund der Oberwellen ist ein<br />
Hochpass von 1 kHz notwendig<br />
20
2<br />
Empfänger bestehend aus Tief- und Hochpass<br />
Fotografie des Empfängers<br />
Quellen: Eigene Darstellung<br />
21