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Das Deggendorfer Passionsspiel im 17. und 18.Jahrhundert

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ezitieren hatten 9 . Dies geschah <strong>im</strong> Rahmen der Prozession <strong>und</strong> stellte noch kein eigenes<br />

<strong>Passionsspiel</strong> dar. Natürlich waren die Rezitative in deutsch abgefaßt, da ja die Darsteller<br />

der lateinischen Sprache nicht k<strong>und</strong>ig waren. Erst <strong>im</strong> Laufe der Zeit entwickelte<br />

sich aus diesem Umgang ein eigenes Spiel, das während der Prozession vorgestellt<br />

wurde.<br />

Höhepunkt der Spieltradition <strong>im</strong> Spätbarock<br />

Im Spätbarock war der Höhepunkt der Spiele erreicht. Mit großartigem Gepränge<br />

wurde dem Volk das Passionsgeschehen vor Augen geführt. Nahezu jede Stadt <strong>und</strong> jedes<br />

Dorf hatte ein eigenes <strong>Passionsspiel</strong>, das alljährlich am Karfreitag zur „Exhibition"<br />

kam. Nicht nur die Kapuziner waren mit ihrem Missionseifer eine treibende Kraft, um<br />

die Spiele am Leben zu erhalten, nein — <strong>im</strong> Volk entwickelte sich eine regelrechte Spielleidenschaft,<br />

die sich aus der besonderen Haltung des barocken Menschen ergab, der<br />

beständig zwischen höchster Sinnenlust <strong>und</strong> größter Bußfertigkeit hin <strong>und</strong> her pendelte.<br />

Genauere Angaben über das Spielgeschehen werde ich weiter unten noch ausführlicher<br />

bringen.<br />

Niedergang der Spiele mit dem Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Im Laufe der Zeit trat die Sinnenlust <strong>im</strong>mer mehr in den Vordergr<strong>und</strong>, was zu einer zunehmenden<br />

Verweltlichung der Spiele führte <strong>und</strong> die Vorstellungen <strong>im</strong>mer mehr in Verruf<br />

brachte, so daß sie schließlich untersagt wurden, was aber das Volk nicht daran hinderte<br />

weiterzuspielen 10 . Auch vertrug sich derlei Gepränge nicht mit dem rationalen<br />

Geist der beginnenden Aufklärung, so daß ein Verbot dem anderen folgte. Doch erst<br />

nach einem langen <strong>und</strong> zähen Kampf gelang es der Obrigkeit, sich durchzusetzen. Die<br />

Bürger mußten ihr Bestreben aufgeben <strong>und</strong> endgültig auf theatralische Darstellungen<br />

des Leidens <strong>und</strong> Sterbens Jesu Christi verzichten. So war die Tradition der <strong>Passionsspiel</strong>e<br />

mit dem Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts verlorengegangen. Im ganzen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

findet sich in Deggendorf keine Passionstragödie mehr. Der Brauch wurde vergessen.<br />

Spiele in der Gegenwart<br />

Erst <strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, <strong>und</strong> zwar in den Jahren 1946—48 läßt sich in Deggendorf wieder<br />

ein <strong>Passionsspiel</strong> nachweisen. Zwe<strong>im</strong>al (1947 <strong>und</strong> 1948) wurde <strong>im</strong> Kirchenraum,<br />

nämlich in der Pfarrkirche Maria H<strong>im</strong>melfahrt, gespielt. Über das Spiel von 1946 ist mir<br />

leider nichts bekannt. 1947 kam die Festspielleitung aus Herrsching bei München <strong>und</strong><br />

stellte die sogenannte „D<strong>im</strong>mler-Passion" mit eigenen Berufsschauspielern <strong>und</strong> Laienkräften<br />

aus Deggendorf vor. Im Jahre 1948 war es die <strong>Passionsspiel</strong>gemeinschaft Kath.<br />

Stadtpfarramt Herz Jesu, Regensburg, welche nach Deggendorf kam, um das Leiden,<br />

Sterben <strong>und</strong> die Auferstehung Jesu Christi darzustellen n . Seit dieser Zeit wurde in<br />

Deggendorf nicht mehr gespielt.<br />

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