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uniulm intern - Universität Ulm

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16 Campus aktuell<br />

Mittlerweile indessen gelte es erneut umzudenken,<br />

weiß Joachim Semmler, »wieder<br />

eine neue Art der Architektur zeichnet sich<br />

ab«. Ihre Charakteristik: Offenheit, Transparenz<br />

und Klarheit der Baukörper. Der Neubau<br />

der Klinikumsverwaltung sei davon<br />

bereits geprägt. »Noch deutlicher wird sie<br />

sich bei der neuen Chirurgie manifestieren.«<br />

Keine Frage für den Fachmann: »Diese drei<br />

Architekturphilosophien gegeneinander zu<br />

stellen, den Wandel mit zu erleben und mit<br />

zu tragen, war für mich stets hoch interessant.«<br />

Nun, über die genannten Projekte hinaus<br />

sind in diesem Zeitraum noch weitere <strong>Universität</strong>sbauten<br />

entstanden, die jeweils auf<br />

ihre Art bauliche Akzente setzen. Die Bibliothek<br />

etwa, die Mensa, die Lehrgebäude<br />

Informatik und Medizin, der Botanische Garten.<br />

Nicht zuletzt das markante Forschungsgebäude,<br />

dessen Fertigstellung Semmler<br />

nicht mehr im Dienst erleben darf. Unabhängig<br />

davon: »Die Architektur auf dem Oberen<br />

Eselsberg ist von hoher Qualität«, sagt er<br />

nicht ohne Stolz.<br />

Anfangs nur Wüste<br />

»Etwas stolz« erinnert er zudem an den Ausgangspunkt<br />

der gesamten Entwicklung:<br />

»Am Anfang war hier ja noch Wüste, weitgehend<br />

ein Panzerübungsplatz.« Seine »erste<br />

Amtshandlung« sei die Verschrottung eines<br />

Kampfpanzers gewesen. Jetzt finde sich hier<br />

eine Stadt für sich in bemerkenswerter Qualität.<br />

»Dass ich dazu meinen Teil beitragen<br />

konnte – ich denke, darauf kann ich schon<br />

etwas stolz sein.« Er formuliert es bedäch-<br />

tig, fast etwas zögerlich, vielleicht auch<br />

wehmütig.Nicht ausblenden mag Joachim<br />

Semmler im Rückblick weniger erfreuliche<br />

Erfahrungen und Aspekte, unvermeidbar<br />

wohl bei dieser Aufgabe und der langen<br />

Dienstzeit. Die Abhängigkeit bei langfristigen<br />

Planungsprozessen von der Politik (»sie<br />

entscheidet häufig kurzfristig«), die nicht<br />

nur aus seiner Sicht viel zu knapp bemessenen<br />

Mittel für den Bauunterhalt (»gefährdet<br />

langfristig die Substanz der Gebäude«) und<br />

die Auswirkungen der Föderalismusreform<br />

auf den Hochschulbau (»wird diesen verändern<br />

und sich auch auf <strong>Ulm</strong> auswirken«).<br />

Mit Bedauern registriert hat Semmler natürlich<br />

auch den gravierenden Personalabbau<br />

in seinem Amt. Mit wachsenden Belastungen<br />

für seine Belegschaft, aber zumindest<br />

bislang ohne Auswirkungen auf die Bauqualität.<br />

»Das hat ganz sicher unsere Arbeit verändert.<br />

Schließlich haben wir früher alle<br />

Vorhaben selbst geplant. Jetzt sind wir<br />

gezwungen, Leistungen auf dem freien<br />

Markt einzukaufen«, beschreibt er die aktuelle<br />

Situation. Sie sei »nicht ganz ungefährlich«.<br />

Denn eine kompetente Baubegleitung<br />

erfordere von den Architekten, zumindest<br />

gelegentlich ein Projekt auch selbst zu bearbeiten.<br />

Nicht ohne Sorge verfolgt er zudem »die<br />

zunehmende Ökonomisierung der Bauverwaltung«.<br />

Nur noch Kennziffern und Benchmarking<br />

stünde im Vordergrund, nicht mehr<br />

die Qualität der Architektur. »Hier müssen<br />

wir aufpassen«, meint Semmler, »denn wir<br />

schaffen ja nicht nur Gebäude, sondern auch<br />

Lebensräume für Menschen«. Noch offen ist<br />

die Adresse seines Appells. Über seine Nach-<br />

Die Mensa am Südrand des Kernbereichs ... und die Medizinische Klinik<br />

Zur Person<br />

Der gebürtige Göttinger, Jahrgang 1941,<br />

hat seinen Beruf im wahrsten Sinne des<br />

Wortes von der Pike auf gelernt. Nach<br />

Abitur und einem Praktikum als Maurer<br />

und Zimmermann hat er 1961 an der <strong>Universität</strong><br />

Stuttgart mit dem Architekturstudium<br />

begonnen. Parallel dazu arbeitete er<br />

nach dem Vordiplom in einem Architekturbüro.<br />

Seine Diplomarbeit fertigte er 1968<br />

bei Professor Rolf Gutbrod. Anschließend<br />

kam Semmler an das seinerzeit neu<br />

gegründete <strong>Universität</strong>sbauamt <strong>Ulm</strong>, damals<br />

geleitet von Walter Henrich. Referendarzeit,<br />

Regierungsbaumeisterprüfung<br />

und verschiedenen leitenden Tätigkeiten<br />

im damaligen Staatlichen Hochbauamt<br />

<strong>Ulm</strong> folgte 1984 ein Wechsel an die Oberfinanzdirektion<br />

Stuttgart. Fünf Jahre später<br />

dann die Rückkehr nach <strong>Ulm</strong> an das vereinigte<br />

Staatliche Hochbau- und <strong>Universität</strong>sbauamt.<br />

1991 übernahm Joachim<br />

Semmler dessen Leitung als Nachfolger<br />

Wilhelm von Wolffs.<br />

folge ist noch nicht entschieden. Gleiches<br />

gelte womöglich über die künftige Struktur<br />

der Bauverwaltung. »Da möchte ich nicht<br />

spekulieren«, sagt der angehende Ruheständler.<br />

Verabschieden will er sich aber<br />

nicht ohne Wunsch an die Nutzer der Gebäude:<br />

Sie müssten bei den anstehenden Sanierungsmaßnahmen<br />

nicht unerhebliche Beeinträchtigungen<br />

in Kauf nehmen. Dabei bitte er<br />

sie schon heute um Verständnis. »Denn wir<br />

wollen für die <strong>Universität</strong> nur das Beste.«<br />

wb<br />

uni ulm <strong>intern</strong> 280/Mai 2006

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