ceo - PwC
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Inzwischen belegen über 50 Prozent der<br />
Studienanfänger an der ETH Lausanne<br />
Entrepreneurship als Wahlfach.<br />
Warum braucht die Schweiz mehr junge<br />
Unternehmer?<br />
Die Schweizer Wirtschaft besteht aus einer<br />
starken KMU-Basis und einigen grossen,<br />
alteingesessenen und sehr wichtigen<br />
Konzernen. Wir haben übers Ganze gesehen<br />
einen guten Branchenmix, aber keine<br />
gesunde Durchmischung in Alter und Grösse,<br />
kein Kommen und Gehen. Wenn ein,<br />
zwei tragende Säulen im Land einstürzen,<br />
kommt nichts nach. Ausserdem verlagern<br />
viele grosse Firmen zunehmend die Produktion<br />
ins Ausland. Was passiert mit der<br />
Schweiz, wenn das so weitergeht? Wenn es<br />
nicht gelingt, eine neue Generation erfolgreicher<br />
Technologieunternehmen aufzubauen,<br />
die zukünftige Lücken füllen können,<br />
sehe ich grosse Probleme auf uns zukommen.<br />
Warum denn ausgerechnet Technologieunternehmen?<br />
In Amerika wurde kürzlich eine Studie publiziert,<br />
nach der ein Arbeitsplatz im neuen<br />
Technologiebereich ein bis zwei Arbeitsplätze<br />
in anderen Bereichen nach sich zieht.<br />
Funktionierende Technologieunternehmen<br />
garantieren also gut bezahlte Arbeitsplätze<br />
vor Ort – und somit Wohlstand in der<br />
Schweiz. Die wichtigsten Ressourcen unse-<br />
res Landes sind nun einmal Intelligenz und<br />
hohes Ausbildungsniveau. Unsere Ingenieure<br />
und Wissenschaftler sind hervorragend<br />
für den globalen Wettbewerb gerüstet!<br />
Sind Ingenieure und Wissenschaftler denn<br />
besonders geeignet, um Unternehmen zu<br />
gründen?<br />
In der Schweiz steht in technischen Ausbildungen<br />
wissenschaftliches Denken im<br />
Fokus und nicht wirtschaftliches Denken.<br />
Das sind zwei verschiedene Welten. Ein<br />
Unternehmer braucht aber fundiertes wirtschaftliches<br />
Know-how – da besteht grosser<br />
Handlungsbedarf! Zudem fühlen sich<br />
nur wenige Menschen zum Unternehmer<br />
berufen. In Finnland gab es in den 70er,<br />
80er und 90er Jahren eine Untersuchung,<br />
die eruieren sollte, wie viel Prozent der<br />
Menschen sich zum Unternehmer berufen<br />
fühlen. Das Ergebnis war 2 Prozent, unabhängig<br />
von der Dekade und der jeweiligen<br />
Wirtschaftssituation. Wenn Sie diese 2<br />
Prozent auf Ingenieure und Wissenschaftler,<br />
die eine gute Business-Idee haben, verteilen,<br />
kommen Sie vielleicht auf eine Person<br />
pro Jahr. Das ist natürlich viel zu wenig!<br />
Ist generelles Umdenken nötig?<br />
Was das Denken im Land betrifft, sehe ich<br />
eine positive Entwicklung. Im Vergleich zu<br />
vor fünf Jahren ist Entrepreneurship heute<br />
ein geläufiger Begriff und dazu einer, der<br />
recht positiv besetzt ist. Was fehlt, sind<br />
Taten. Die Förderung von Unternehmertum<br />
müsste für die Politiker ein mindestens so<br />
«In anderen Ländern<br />
wurde der Aufbau einer<br />
neuen Unternehmergeneration<br />
als wichtige<br />
Aufgabe für die Zukunft<br />
erkannt und entsprechend<br />
finanziell gefördert.<br />
Ich frage mich, wo die<br />
Schweiz im Vergleich zu<br />
Deutschland in zehn<br />
Jahren stehen wird, nachdem<br />
im Nachbarland<br />
Milliarden in Jungunternehmen<br />
gesteckt worden<br />
sind.»<br />
grosses Anliegen sein wie der Erhalt der<br />
Milchwirtschaft oder der Armee.<br />
Was wäre für Sie ein zukunftweisendes<br />
Förderprogramm?<br />
Letztlich die Summe der hier besprochenen<br />
Aspekte: ein Bewusstsein schaffen für den<br />
Beruf des Entrepreneurs, wirtschaftliche<br />
Aspekte in der Ausbildung implementieren<br />
und staatliche Finanzspritzen für Start-ups<br />
gewähren. In Israel gibt es zum Beispiel per<br />
annum ein 400-Millionen-Dollar-Programm<br />
zur Unterstützung innovativer Technologieunternehmen.<br />
Der Staat ist über Tantiemen<br />
beteiligt – so fliessen jährlich 200<br />
Millionen Dollar in die Kasse zurück. Das ist<br />
kein schlechter Erfolg. Und eine hervorragende<br />
Investition in die wirtschaftliche<br />
Zukunft des Landes!<br />
Haben Sie einen Tipp, wie sich Jungunternehmer<br />
auch in der Schweiz Unterstützung<br />
sichern können?<br />
Gute Leute um sich scharen und für Top-<br />
Coaching sorgen! Gewiefte Jungunternehmer<br />
suchen sich für ihre Firma fünf kompetente<br />
Verwaltungsräte und zahlen jedem<br />
20 000 Franken. So gelingt es, für den Lohn<br />
eines einzigen Mitarbeiters an das Knowhow<br />
und das Netzwerk von fünf Experten<br />
heranzukommen. //<br />
<strong>ceo</strong>/trend 21