Alkohol – versteckt in Lebensmitteln - Verbraucherzentrale ...
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1. <strong>Alkohol</strong>haltige Lebensmittel:<br />
Prost allerseits?<br />
Viele<br />
Lebensmittel<br />
wie Fertiggerichte,<br />
Soßen, Desserts<br />
und Cremeschnitten können<br />
<strong>Alkohol</strong> enthalten. Meistens ist deren<br />
<strong>Alkohol</strong>gehalt so ger<strong>in</strong>g, dass e<strong>in</strong>e körperliche<br />
Wirkung ausgeschlossen werden kann. Für<br />
alkoholkranke Menschen, die „trocken“ s<strong>in</strong>d, bergen<br />
sie jedoch die Gefahr e<strong>in</strong>es Rückfalls <strong>in</strong> sich: Wenn <strong>Alkohol</strong>geschmack<br />
oder der Geruch alkoholischer Essenzen, zum<br />
Beispiel von Rumaroma, wahrnehmbar s<strong>in</strong>d, kann die Verb<strong>in</strong>dung<br />
zum <strong>Alkohol</strong>genuss wieder hergestellt werden.<br />
K<strong>in</strong>der sollten nicht frühzeitig an <strong>Alkohol</strong>geschmack gewöhnt<br />
werden, denn damit wird die Hemmschwelle zum Ausprobieren von<br />
„richtigem“ <strong>Alkohol</strong> herabgesetzt.<br />
<strong>Alkohol</strong> <strong>in</strong> Zahlen<br />
• Durchschnittlich 10 Liter re<strong>in</strong>en <strong>Alkohol</strong> tr<strong>in</strong>kt jeder Deutsche im Jahr.<br />
• Über 2.200 alkoholgeschädigte K<strong>in</strong>der (mit Fehlbildungen und Hirnschäden) werden während<br />
e<strong>in</strong>es Jahres geboren.<br />
• Über 30.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen von übermäßigem <strong>Alkohol</strong>konsum.<br />
• Etwa 1,6 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig.<br />
• Mehr als 10 Millionen Menschen <strong>in</strong> Deutschland konsumieren <strong>Alkohol</strong> <strong>in</strong> gesundheitlich riskanter<br />
Form und überschreiten regelmäßig die empfohlenen Konsumgrenzen.<br />
• 10 Prozent der 12- bis 15-Jährigen und bereits 43 Prozent der 16- bis 17-Jährigen tr<strong>in</strong>ken m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>mal pro Woche e<strong>in</strong> alkoholisches Getränk. Das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 22 Prozent der Jugendlichen<br />
(2007) <strong>in</strong> der Altersgruppe von 12 bis 17 Jahren, die regelmäßig <strong>Alkohol</strong> konsumieren.<br />
• 26 Prozent der Jugendlichen (2007, Altersgruppe 12 bis 17 Jahre) geben an, exzessiv mehr als fünf<br />
alkoholische Getränke an e<strong>in</strong>em Tag <strong>in</strong>nerhalb des letzten Monats h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander konsumiert zu<br />
haben (b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g; „Kampftr<strong>in</strong>ken“; „Flatratesaufen“).<br />
• Etwa 564 Millionen Euro werden jährlich (2005) für <strong>Alkohol</strong>werbung ausgegeben.<br />
• Die alkoholbed<strong>in</strong>gten Krankheitskosten betragen jährlich 21 Milliarden Euro.<br />
(Quellen: Drogenbericht 2007; Studie „<strong>Alkohol</strong>konsum der Jugendlichen <strong>in</strong> Deutschland 2004<strong>–</strong>2007“<br />
der BzgA; Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.)<br />
2. Volle Pulle: Wieviel <strong>Alkohol</strong> ist gefährlich?<br />
Zur Geselligkeit, Lebensfreude oder zur Esskultur gehört für viele e<strong>in</strong> guter Tropfen dazu. E<strong>in</strong> moderater<br />
<strong>Alkohol</strong>konsum ist für gesunde Erwachsene auch nicht gefährlich, größere Mengen dagegen schon, vor allem,<br />
wenn sie regelmäßig getrunken werden.<br />
<strong>Alkohol</strong> ist e<strong>in</strong> Genussmittel!<br />
Ob <strong>Alkohol</strong> dem Gesunden schadet, ist abhängig von folgenden Faktoren:<br />
• Lebensalter: K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d wesentlich empf<strong>in</strong>dlicher und Sucht gefährdeter,<br />
unter 16 Jahren sollten sie möglichst noch ke<strong>in</strong>en <strong>Alkohol</strong> tr<strong>in</strong>ken.<br />
• Gesundheitlicher Zustand: Bei Erkrankungen wie Diabetes, Gicht, <strong>in</strong>neren Entzündungen,<br />
Hepatitis, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Magen-Darm-Krankheiten belastet<br />
<strong>Alkohol</strong> den Stoffwechsel zusätzlich.<br />
• Medikamentene<strong>in</strong>nahme: Achtung, negative Wechselwirkungen s<strong>in</strong>d häufig!<br />
• Seelische Verfassung: Bei Problemen und psychischen Belastungen ist die Suchtgefahr<br />
erhöht, bei Familien mit Suchtkranken können auch die anderen direkten Angehörigen<br />
verstärkt gefährdet se<strong>in</strong>.<br />
• Geschlecht: Frauen vertragen weniger <strong>Alkohol</strong>.<br />
• Schwangerschaft: unheilbare Schäden beim Embryo.<br />
<strong>Alkohol</strong> hat auf nahezu alle Gewebe des menschlichen Körpers<br />
negative Auswirkungen. Dabei existiert ke<strong>in</strong> konkreter oberer Wert<br />
für e<strong>in</strong>e tolerierbare tägliche <strong>Alkohol</strong>zufuhr, bei dem es noch nicht<br />
zu gesundheitlichen Schäden kommt. Man geht heute davon aus,<br />
dass 10<strong>–</strong>12 Gramm re<strong>in</strong>er <strong>Alkohol</strong> pro Tag (das entspricht 1 /8 Liter<br />
We<strong>in</strong> oder ¼ Liter Bier) für Frauen bzw. 20<strong>–</strong>24 Gramm re<strong>in</strong>er<br />
<strong>Alkohol</strong> pro Tag für e<strong>in</strong>en Mann (zum Beispiel <strong>in</strong> drei Schnäpsen,<br />
½ Liter Bier oder ¼ Liter We<strong>in</strong>) dem gesunden Körper nicht schaden.<br />
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, den täglichen <strong>Alkohol</strong>konsum<br />
auf 7 Gramm e<strong>in</strong>zuschränken und <strong>in</strong> der Schwangerschaft<br />
oder <strong>in</strong> Risikosituationen, beispielsweise e<strong>in</strong>er Medikamenten-<br />
e<strong>in</strong>nahme, oder auch im Straßenverkehr ke<strong>in</strong>en <strong>Alkohol</strong> zu<br />
konsumieren.<br />
Außerdem ist es empfehlenswert, den Körper, <strong>in</strong>sbesondere<br />
die Leber, zwischendurch immer wieder zu „entlasten“,<br />
• beispielsweise e<strong>in</strong>ige Tage <strong>in</strong> der Woche ke<strong>in</strong>en <strong>Alkohol</strong> tr<strong>in</strong>ken,<br />
• e<strong>in</strong>e Woche im Monat auf <strong>Alkohol</strong> verzichten,<br />
• e<strong>in</strong>e „<strong>Alkohol</strong>-Fastenzeit“ e<strong>in</strong>legen, zum Beispiel „sechs<br />
Wochen ohne“!<br />
Wenn Frauen über mehrere<br />
Jahre täglich und regelmäßig<br />
mehr als 10 Gramm re<strong>in</strong>en<br />
<strong>Alkohol</strong> tr<strong>in</strong>ken (Männer mehr<br />
als 20 Gramm), kann e<strong>in</strong>e<br />
Abhängigkeit e<strong>in</strong>treten. Gesundheitsschäden<br />
s<strong>in</strong>d dann<br />
nicht mehr auszuschließen.<br />
So kann <strong>Alkohol</strong> den Körper<br />
schädigen:<br />
• Leberschäden (Leberzirrhose<br />
[Zerstörung des Leber-<br />
gewebes], Fettleber,<br />
<strong>Alkohol</strong>hepatitis).<br />
• Magenschleimhautentzündungen (Gastritis).<br />
• Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis).<br />
• Erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Betroffen s<strong>in</strong>d dann<br />
vor allem Speiseröhre, Magen-Darmtrakt, Bauchspeicheldrüse,<br />
weibliche Brust, Leber.<br />
• Schädigung der Nervenbahnen (Polyneuropathie).<br />
• Hirnschäden (Hirnathrophie) mit Wesensveränderungen<br />
bis zur Demenz.<br />
10 Gramm 20 Gramm<br />
• Schädigung des Herz-Kreislaufsystems<br />
bis h<strong>in</strong> zum<br />
Schlaganfall und/oder Herzversagen.<br />
• Epileptische Anfälle.<br />
• Gesteigerte Unfallgefahr<br />
durch schlechte Konzentrationsfähigkeit<br />
und herabgesetztes<br />
Reaktionsvermögen.<br />
• Soziale E<strong>in</strong>samkeit.<br />
• Im Rahmen e<strong>in</strong>er kalorien-<br />
und fettreichen Ernährung<br />
ist <strong>Alkohol</strong>konsum e<strong>in</strong><br />
Risikofaktor der Fettsucht.<br />
• Mangelernährung, wenn <strong>Alkohol</strong> anstelle der Mahlzeiten e<strong>in</strong>genommen<br />
wird: Längerer <strong>Alkohol</strong>konsum schädigt unter anderem<br />
die Dünndarmschleimhaut. Somit werden weniger Nährstoffe<br />
vom Körper aufgenommen.<br />
• <strong>Alkohol</strong>konsum <strong>in</strong> der Schwangerschaft begünstigt körperliche<br />
und geistige Entwicklungsstörungen des Ungeborenen.<br />
Nehmen Sie Suchtgefahren ernst. Bieten Sie K<strong>in</strong>dern oder<br />
alkoholgefährdeten Freunden auch zu Hause ke<strong>in</strong>e Getränke oder<br />
Lebensmittel an, die alkoholhaltig s<strong>in</strong>d.<br />
3. Aufgespürt:<br />
<strong>Alkohol</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Lebensmitteln</strong><br />
Wenn <strong>Alkohol</strong> <strong>in</strong> <strong>Lebensmitteln</strong><br />
vorkommt, zum Beispiel als<br />
We<strong>in</strong> oder Rum, muss das auf<br />
der Verpackung <strong>in</strong> der Zutatenliste<br />
angegeben se<strong>in</strong>. <strong>Alkohol</strong><br />
kann auch als Äthanol, Ethanol<br />
oder Ethylalkohol gekennzeichnet<br />
werden. Es lohnt sich<br />
daher, kritisch auf das „Kle<strong>in</strong>gedruckte“<br />
zu achten.<br />
Die <strong>Alkohol</strong>-Falle: Kennzeichnungslücken<br />
bestehen bei<br />
• lose verkauften <strong>Lebensmitteln</strong>, zum Beispiel Schwarzwälder<br />
Kirschtorte beim Bäcker oder Eisbecher im Café, Wurst, Käse<br />
und Fe<strong>in</strong>kostsalaten,<br />
• Gerichten <strong>in</strong> Restaurants und Kant<strong>in</strong>en, unter anderem Soßen,<br />
flambierten Gerichten oder Obstsalaten,<br />
• Süßwaren wie Marzipanprodukten oder Pral<strong>in</strong>en,<br />
• Kle<strong>in</strong>verpackungen, zum Beispiel Ostereiern mit Füllung oder<br />
kle<strong>in</strong>en Portionsverpackungen für Konfitüre,<br />
• Fruchtauszügen oder Aromen mit <strong>Alkohol</strong> als Lösungsmittel,<br />
Kennzeichnung „enthält Aroma“.<br />
Wenn nicht deutlich erkennbar ist, ob <strong>Alkohol</strong> enthalten ist<br />
(Beispiel: „Herrentorte“), fragen Sie <strong>in</strong> Restaurants oder <strong>in</strong> Ihrer<br />
Kant<strong>in</strong>e kritisch nach, ob <strong>Alkohol</strong> im Essen enthalten ist.<br />
Schreiben Sie die Hersteller an, deren Produkte nach <strong>Alkohol</strong><br />
schmecken, die aber den <strong>Alkohol</strong>gehalt auf der Verpackung<br />
verschweigen.<br />
Bestimmte Lebensmittel enthalten naturgegeben <strong>Alkohol</strong>.<br />
Dazu gehören zum Beispiel:<br />
• Kefir oder Kombucha (diese Getränke enthalten Pilze,<br />
die <strong>Alkohol</strong> produzieren ). Kefir enthält m<strong>in</strong>destens<br />
0,05 Vol.-% <strong>Alkohol</strong>, Kombucha liegt bei etwa 0,5 Vol.-%,<br />
das entspricht ungefähr 4 Gramm <strong>Alkohol</strong>* pro Liter.<br />
• Naturtrübe Fruchtsäfte (Hefen können den Fruchtzucker zu <strong>Alkohol</strong><br />
vergären): 0,36 Vol.-% (bis zu 3 Gramm <strong>Alkohol</strong> pro Liter)<br />
• Obst-, Branntwe<strong>in</strong>- und We<strong>in</strong>essig (Essigsäurebakterien wandeln<br />
den <strong>Alkohol</strong> aus alkoholhaltigen Flüssigkeiten <strong>in</strong> Essigsäure<br />
um). Im Allgeme<strong>in</strong>en enthält Essig Restalkoholgehalte von<br />
0,2 Vol.-% [0,03 Gramm <strong>Alkohol</strong> pro Esslöffel (15 Milliliter)] bis<br />
zu 1,5 Vol.-%, unter anderem <strong>in</strong> Balsamessig.<br />
* <strong>Alkohol</strong> hat e<strong>in</strong> spezifisches Gewicht von 0,79 g/cm 3 , das bei der<br />
Umrechnung von Volumen- <strong>in</strong> Gewichtsprozent berücksichtigt<br />
werden muss: <strong>Alkohol</strong> (Vol.-%) x 0,79 g/cm 3 = <strong>Alkohol</strong> (Gew.-%)<br />
Für K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d diese Produkte gesundheitlich unbedenklich.<br />
Überdies existiert<br />
• ke<strong>in</strong>e geschmackliche Er<strong>in</strong>nerung an <strong>Alkohol</strong>ika,<br />
• ke<strong>in</strong>e bewusste Aufnahme von <strong>Alkohol</strong>,<br />
• ke<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dung zum <strong>Alkohol</strong>genuss.<br />
Deshalb sehen auch viele alkoholkranke Menschen <strong>in</strong> diesen<br />
natürlichen ger<strong>in</strong>gen <strong>Alkohol</strong>gehalten ke<strong>in</strong>e Rückfallgefahr.<br />
Es gibt jedoch Betroffene, die auch bei diesen Getränken und<br />
<strong>Lebensmitteln</strong> Rückfälle befürchten. Diese sollten dann die<br />
oben genannten Produkte meiden.<br />
Impressum<br />
Stand: Oktober 2007<br />
© Herausgeber:<br />
<strong>Verbraucherzentrale</strong><br />
Baden-Württemberg e.V.<br />
Text: Silke Schwartau,<br />
Christiane Manthey<br />
Redaktion: Ursula Ferschel<br />
Grafik: Re<strong>in</strong>er Hoch<br />
DTP: Bernhard Bausch<br />
Gefördert mit Mitteln des<br />
Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />
Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz