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Damit die Pilze im Wald bleiben - Verbraucherzentrale Niedersachsen

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<strong>Damit</strong> <strong>die</strong> <strong>Pilze</strong> <strong>im</strong> <strong>Wald</strong> <strong>bleiben</strong><br />

So bieten Sie Sch<strong>im</strong>mel keinen Lebensraum<br />

Gut gemeinte Ratschläge, wie ungesunde<br />

Mitbewohner der Wohnung fern <strong>bleiben</strong>, gibt es<br />

viele. Oft wird eine Raumluftfeuchte zwischen<br />

40 und 60 % als »ausreichend niedrig« bezeichnet.<br />

Es gibt sogar eine DIN-Norm, <strong>die</strong> besagt,<br />

dass Z<strong>im</strong>merluft bei Raumtemperatur <strong>im</strong> Winter<br />

max<strong>im</strong>al 50 % relative Luftfeuchte haben darf,<br />

wenn das Gebäude den Mindestwärmeschutz<br />

erfüllt und <strong>die</strong> Temperatur der Wandoberfläche<br />

nicht unter 12,6°C fällt.<br />

Leider halten sich Sch<strong>im</strong>melpilze oft nicht an<br />

solche Vorgaben und tummeln sich auch dort,<br />

wo sie eigentlich nicht sein dürften.<br />

www.verbraucherzentrale-energieberatung.de


Sch<strong>im</strong>melpilze verhalten sich<br />

nicht normgemäß<br />

Schwarze Sch<strong>im</strong>melflecken und weiße<br />

Beläge sorgen regelmäßig für Streit<br />

zwischen vielen Mietern und Vermietern<br />

oder Bauherren und Bauträgern.<br />

Dann stellt sich meist <strong>die</strong> Frage:<br />

Wurde zuwenig gelüftet, besteht<br />

ein Baumangel oder beides? Der<br />

Nachweis woher der Sch<strong>im</strong>mel<br />

kommt, ist schwierig, kostspielig<br />

und nicht <strong>im</strong>mer erfolgreich. Laut<br />

Fachleuten kann ein Viertel der<br />

Fälle auf falsches Nutzerverhalten<br />

und ein Viertel auf Baumängel zurück<br />

geführt werden. Bei der anderen<br />

Hälfte spiele beides eine Rolle. Denn<br />

Sch<strong>im</strong>melpilze fühlen sich in feuchtem Kl<strong>im</strong>a wohl,<br />

und Bauteile können sowohl bei unzureichender Raumlüftung<br />

als auch bei ungünstiger Bauweise zu feucht<br />

an den Innenoberflächen werden.<br />

Die Gründe liegen <strong>im</strong> Detail: Pro Person gelangen<br />

zwischen einem und drei Liter Feuchtigkeit vor allem<br />

be<strong>im</strong> Waschen, Kochen, Putzen und Duschen in <strong>die</strong><br />

Raumluft. Hinzu kommt noch <strong>die</strong> natürliche Verdunstung<br />

bei Menschen, Tieren, Pflanzen und nicht völlig trockenen<br />

Baumaterialien wie Holz oder Mauerwerk.<br />

Spätestens wenn <strong>im</strong> Winter <strong>die</strong> Fenster innen beschlagen,<br />

wird auch dem letzten Bewohner klar, dass <strong>die</strong><br />

Raumluft zu feucht ist. Aber auch schon bevor es zum<br />

Ausfallen von Tauwasser kommt, ab einer relativen<br />

Luftfeuchte von etwa 80% direkt an einer Oberfläche,<br />

können Sch<strong>im</strong>melpilze wachsen. Kalte Luft erreicht <strong>die</strong>sen<br />

Wert eher als warme. Deshalb sind Ecken, Fensterlaibungen<br />

und Wandbereiche nahe der Z<strong>im</strong>merdecke<br />

besonders gefährdet. An <strong>die</strong>sen »Wärmebrücken«<br />

kühlen Wände und angrenzende Luftschichten stärker<br />

4<br />

(Zeichnung: Erik Dachselt)<br />

aus. Ausschlaggebend<br />

ist <strong>die</strong> Luftfeuchtigkeit,<br />

<strong>die</strong> an der Wandoberfläche<br />

herrscht und <strong>die</strong> unterscheidet<br />

sich in der Regel<br />

von der Luftfeuchtigkeit<br />

in der Raummitte. Da<br />

sich ein handelsübliches<br />

Hygrometer nicht dazu<br />

eignet, <strong>die</strong> Wandfeuchtigkeit<br />

zu messen, lässt sich<br />

somit durch <strong>die</strong> Messung<br />

der Raumluftfeuchte nur eine<br />

Tendenz für <strong>die</strong> Wandoberfläche<br />

feststellen und alle<br />

Angaben zur »opt<strong>im</strong>alen Luftfeuchtigkeit«<br />

sind mit einem<br />

Fragezeichen zu versehen.<br />

Wichtig: Bereits ab einer relativen Luftfeuchte von<br />

80 % kann Sch<strong>im</strong>mel wachsen. Dieser Wert kann an<br />

kühlen Wänden auch dann erreicht werden, wenn<br />

<strong>die</strong> Luft in der Raummitte noch relativ trocken ist.<br />

Wie trocken <strong>die</strong> Raumluft sein muss, ist deshalb unterschiedlich.<br />

Trocken genug kann für eine mangelfreie<br />

Altbauwohnung bedeuten, dass <strong>die</strong> relative Luftfeuchte<br />

an kalten Wintertagen deutlich unter 40 Prozent liegen<br />

muss! Ein gut gedämmter Neubau ohne nennenswerte<br />

Wärmebrücken toleriert in der Regel auch bei kalten<br />

Relative und absolute Luftfeuchte<br />

Die Feuchtigkeit der Luft kann als absoluter oder relativer<br />

Wert angegeben werden. Die absolute Luftfeuchte bezeichnet<br />

<strong>die</strong> Menge Wasserdampf, <strong>die</strong> ein Kubikmeter Luft tatsächlich<br />

enthält. Da <strong>die</strong> Fähigkeit, Wasser zu binden mit der Lufttemperatur<br />

zun<strong>im</strong>mt, kann kalte Luft von 0° Celsius max<strong>im</strong>al etwa<br />

5 Gramm Wasserdampf enthalten, warme Luft von 20° Celsius<br />

kann max<strong>im</strong>al etwa 17 Gramm Wasserdampf enthalten.<br />

Enthält <strong>die</strong> Luft den bei der aktuellen Temperatur max<strong>im</strong>al<br />

möglichen Gehalt an Wasserdampf, spricht man auch von gesättigter<br />

Luft oder: einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100<br />

Prozent.Wenn warme, gesättigteLuft abkühlt, fällt deshalb<br />

<strong>im</strong>mer Wasser aus, das als Kondenswasser, Tau oder Niederschlag<br />

bezeichnet wird.<br />

Meistens liegt <strong>die</strong> relative Luftfeuchtigkeit in Wohnungen<br />

bei Z<strong>im</strong>mertemperatur in einem Bereich von 35 bis 70 Prozent,<br />

<strong>im</strong> Bad auch manchmal darüber. Erreicht <strong>die</strong>se Luft jedoch<br />

Orte, deren Temperatur niedriger liegt, etwa ein kaltes Glas<br />

aus dem Kühlschrank, oder auch Ecken und Außenwände,<br />

kühlt sie ab und <strong>die</strong> relative Luftfeuchtigkeit steigt schlagartig<br />

auf 80 bis 100 Prozent.Die Luft erreicht <strong>die</strong>sen Wert um so<br />

eher, je größer <strong>die</strong> Luftfeuchtigkeit vor dem Abkühlen war.


Außentemperaturen eine Luftfeuchtigkeit zwischen<br />

40 und 60 Prozent. Kein Haus ist jedoch so gut gebaut,<br />

dass überhaupt keine Sch<strong>im</strong>melgefahr bestünde. Ob<br />

ausreichend gelüftet wurde, erkennen viele erst dann,<br />

wenn es zu spät ist und bereits Feuchteschäden in der<br />

Wohnung aufgetreten sind. Muffige Luft ist ein zu spätes<br />

Warnsignal. Deshalb gehört in jeden Haushalt ein Hygrometer,<br />

mit dem <strong>die</strong> Luftfeuchtigkeit kontrolliert werden<br />

kann. Solche Geräte erhalten Sie in Baumärkten, <strong>im</strong><br />

Elektrohandel oder leihweise in den Beratungszentren<br />

der <strong>Verbraucherzentrale</strong>.<br />

Wenn <strong>die</strong> Wand erst nass ist und <strong>die</strong> Luft muffig<br />

riecht, ist es meist zu spät. Achten Sie rechtzeitig<br />

auf trockene Luft und warme Wände.<br />

Neben der Raumtemperatur hat vor allem <strong>die</strong> Wärmedämmung<br />

einen Einfluss auf <strong>die</strong> Temperatur von Außenwänden<br />

und damit auf deren Feuchtigkeit an der Innenseite:<br />

Je besser <strong>die</strong> Außendämmung ist, desto wärmer<br />

bleibt <strong>die</strong> Wand und umso geringer ist das Sch<strong>im</strong>melpilzrisiko.<br />

Alle Bauteile müssen zudem ausreichend<br />

trocken sein, denn Feuchte vermindert den Wärmeschutz.<br />

Halten Sie Außenwände warm und trocken,<br />

indem Sie <strong>die</strong>se nicht durch Möbel oder andere Gegenstände<br />

von der Raumluft-Zirkulation abschneiden.<br />

Lassen Sie etwa zehn Zent<strong>im</strong>eter Luft zwischen den<br />

Rückseiten von Möbeln und der Wand. Schrankwände<br />

sollten überhaupt nicht an Außenwänden stehen.<br />

Messen – Lüften – Trocken halten.<br />

Heizen allein hilft nur bedingt, um <strong>die</strong> Wände stärker<br />

zu erwärmen und damit dem Sch<strong>im</strong>mel vorzubeugen,<br />

denn <strong>die</strong> Temperatur der Raumluft steigt schneller an<br />

als <strong>die</strong> Temperatur der Wand. Da warme Luft feuchter<br />

ist, erhöht sich dadurch <strong>die</strong> Gefahr der Sch<strong>im</strong>melbildung.<br />

Gleichzeitig mögen es <strong>Pilze</strong> durchaus warm und<br />

vorhandener Sch<strong>im</strong>mel gedeiht bei Wärme prächtig.<br />

Heizen und Lüften helfen aber, um <strong>die</strong> Wohnung besser<br />

zu trocknen. Die warme Luft n<strong>im</strong>mt mehr Feuchtigkeit<br />

aus der Wohnung mit, wenn sie nach draußen gelüftet<br />

und durch trockene Kaltluft ersetzt wird. Wie stark <strong>die</strong><br />

Empfohlene<br />

Lüftungsdauer<br />

bei Stoßlüftung<br />

in den Monaten<br />

Dezember,<br />

Januar, Februar<br />

11<br />

12<br />

10<br />

1<br />

2<br />

9 3<br />

8<br />

7<br />

6<br />

4<br />

5<br />

4 - 6 Min<br />

März, November<br />

11<br />

12<br />

10<br />

1<br />

2<br />

9 3<br />

8<br />

7<br />

6<br />

4<br />

5<br />

8 - 10 Min<br />

Quelle: Institut für Wohnen und Umwelt, Hessische Energiesparinformationen (04/09)<br />

relative Luftfeuchte abn<strong>im</strong>mt, lässt sich gut am Hygrometer<br />

beobachten. Je kälter <strong>die</strong> Außenluft ist, umso<br />

schneller funktioniert der Luftaustausch: Im Winter<br />

reichen bereits wenige Minuten.<br />

Regelmäßiges Lüften ist <strong>die</strong> wichtigste Sch<strong>im</strong>melprävention.<br />

Fensterlüftung bedeutet <strong>im</strong>mer auch einen Energieverlust,<br />

da in der Heizperiode warme durch kalte Luft ersetzt<br />

wird. Hier gilt es einen guten Mittelweg zwischen<br />

Energiesparen und Sch<strong>im</strong>melvermeidung zu finden,<br />

was oft nicht einfach ist. Die effizienteste Fensterlüftung<br />

mit geringen Heizwärmeverlusten und einem schnellen<br />

Luftaustausch ist <strong>die</strong> Stosslüftung, bei der alle zwei<br />

Stunden <strong>die</strong> Fenster vollständig geöffnet werden. Wenn<br />

sich das Fenster nicht einfach öffnen lässt oder <strong>die</strong><br />

Fensterbank als Abstellfläche genutzt wird, ist auch <strong>die</strong><br />

kontrollierte Kipplüftung eine Alternative: Dazu sollten<br />

Sie versuchen, durch mehrere gekippte Fenster einen<br />

kurzzeitigen Durchzug herzustellen. Auch das Kippen<br />

einzelner Fenster über einen Zeitraum von ein bis zwei<br />

Stunden kann eine effiziente Lüftung darstellen, wenn<br />

<strong>die</strong> Fenster danach wieder geschlossen werden. In allen<br />

Fällen gilt: Die Raumluftfeuchte sollte <strong>im</strong>mer mit einem<br />

Hygrometer kontrolliert und <strong>die</strong> Thermostatventile an<br />

den Heizkörpern geschlossen werden. Kühle Räume<br />

sollten nicht durch geöffnete Türen zu wärmeren Wohnungsbereichen<br />

beheizt werden, denn <strong>die</strong> Feuchtigkeit<br />

in der einströmenden warmen Luft kann sich an den<br />

kalten Wänden niederschlagen.<br />

April, Oktober<br />

11<br />

12<br />

10<br />

1<br />

2<br />

9 3<br />

8<br />

7<br />

6<br />

4<br />

5<br />

12 - 15 Min<br />

Mai, September<br />

11<br />

12<br />

10<br />

1<br />

2<br />

9 3<br />

8<br />

7<br />

6<br />

4<br />

5<br />

16 - 20 Min<br />

Juni, Juli, August<br />

11<br />

12<br />

10<br />

1<br />

2<br />

9 3<br />

8<br />

7<br />

6<br />

4<br />

5<br />

25 - 30 Min


Überprüfen Sie Ihr Raumkl<strong>im</strong>a<br />

mittels Hygrometer<br />

Stellen Sie das Gerät möglichst in der Mitte des Raums<br />

oder zumindest entfernt von Heizkörpern, Fenstern und<br />

anderen Stellen mit Temperaturextremen auf. Messen<br />

Sie Temperatur und Luftfeuchte gleichzeitig und tragen<br />

Sie <strong>die</strong> Werte in <strong>die</strong> Tabelle ein. Wie oft Sie messen,<br />

bleibt Ihnen überlassen, es kann jedoch sinnvoll sein,<br />

zu verschiedenen Tageszeiten und bei unterschiedlichen<br />

Wetterlagen zu messen. Unsere Hygrometer speichern<br />

auch <strong>die</strong> Mindest- und <strong>die</strong> Höchstwerte von Luftfeuchtigkeit<br />

und Temperatur. So kann am Morgen nach Drücken<br />

der Max./Min.-Taste abgelesen werden, wie tief <strong>die</strong><br />

Temperatur nachts <strong>im</strong> Raum gesunken ist und wie hoch<br />

<strong>die</strong> max<strong>im</strong>ale Luftfeuchtigkeit lag. Durch nochmaliges<br />

Drücken der Reset-Taste, werden <strong>die</strong> gespeicherten<br />

Werte wieder gelöscht. Kommen Sie mit Ihren Messwerten<br />

zu uns in <strong>die</strong> Energieberatung.<br />

Raum Datum Uhrzeit Temperatur Relative Wetter be<strong>im</strong> Lüften<br />

°C Feuchte %<br />

Die nächstgelegene Beratungsstelle finden Sie unter:<br />

> verbraucherzentrale-niedersachsen.de<br />

oder<br />

> verbraucherzentrale-energieberatung.de<br />

Telefonische Kurzberatungen und bundesweite Terminvergabe erhalten Sie unter<br />

> 018 - 809 802 400* Mo - Do 8.00 - 18.00 Uhr, Fr 8.00 - 16.00 Uhr<br />

* 14 Ct/min aus dem deutschen Festnetz, abweichende Preise für Mobilfunkteilnehmer<br />

> <strong>Verbraucherzentrale</strong> <strong>Niedersachsen</strong> e.V.<br />

Herrenstrasse 14, 30159 Hannover<br />

© <strong>Verbraucherzentrale</strong> Rheinland-Pfalz e.V., Seppel-Glückert-Passage 10, 55116 Mainz Stand 01/2012<br />

Die Herausgabe <strong>die</strong>ser Broschüre wurde gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.<br />

<strong>Verbraucherzentrale</strong> <strong>Niedersachsen</strong> e.V.<br />

Herrenstr. 14, 30159 Hannover<br />

Tel: 0511 - 9 11 96 - 32, Fax: 0511 - 9 11 96 - 10<br />

info@vzniedersachsen.de | www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de

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