Woher kommen unsere Lebensmittel? - Verbraucherzentrale ...
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<strong>Woher</strong> <strong>kommen</strong> <strong>unsere</strong> <strong>Lebensmittel</strong>?<br />
• <strong>Woher</strong> stammt das Fleisch für den Schwarzwälder<br />
Schinken? Das Schweinefleisch kommt z.B. aus den<br />
Nieder landen und wird nur im Schwarzwald nach speziellen<br />
Verfahren zu Schinken verarbeitet.<br />
• Kommt die Milch aus der Region? Das ovale Kenn zeichen<br />
auf der Verpackung besagt nur, dass die Milch zum<br />
Beispiel in Bayern (BY) verarbeitet wurde. Ob die Milch<br />
von bayrischen Kühen stammt, steht damit noch lange<br />
nicht fest.<br />
Herkunftsangaben nur in Ausnahmen eindeutig<br />
Nur in wenigen Fällen, wie z.B. bei Eiern und Rindfleisch,<br />
ist eine durch Ziffern und Buchstaben codierte Herkunftskennzeichnung<br />
eindeutig und unmissverständlich vorgeschrieben:<br />
Bei Eiern ist die Herkunft auf die Eierschale<br />
gestempelt. Neben der Haltungsform ist durch allgemein<br />
verständliche Kürzel, z.B. NL für Niederlande oder DE für<br />
Deutschland, das Herkunftsland ersichtlich. Auch für unverarbeitetes<br />
Rindfleisch sind Herkunftsangaben Vorschrift.<br />
Bei frischem Fisch, bearbeitetem Fisch (z.B. gefroren,<br />
ge salzen oder geräuchert) sowie bei Krebs- und Weich-<br />
tieren muss das Fanggebiet angegeben werden. Die Fanggebiete<br />
sind weit gefasst, z.B. Nordostatlantik. Freiwillig<br />
darf der Hersteller präzisere Angaben machen, wie Nordsee<br />
oder Biscaya.<br />
Bei fast allen frischen Obst- und Gemüsesarten, ob lose oder als<br />
verpackte Ware angeboten, muss das Ursprungsland angegeben<br />
werden.<br />
Eindeutig ist ferner das europäische Herkunftszeichen<br />
„geschützte Ursprungsbezeichnung“ (g.U.), mit<br />
dem z.B. der Allgäuer Emmentaler auf EU-<br />
Ebene eingetragen ist. Hierbei muss das<br />
Produkt in einem genau festgelegten Gebiet<br />
nach bestimmten Kriterien erzeugt, verarbeitet<br />
und hergestellt werden. Der Name derart geschützter Produkte<br />
weist tatsächlich auf den Herkunfts ort hin und bietet<br />
Verbrauchern eine klare Orientierung. Allerdings ist dieses<br />
Zeichen nur bei sehr wenigen Lebens mitteln zu finden.<br />
Wo liegen die Mängel bei der Herkunftskennzeichnung?<br />
Die Herstelleradresse auf der Verpackung – Nicht selten Fehlanzeige<br />
Auf der Suche nach Angaben über den Hersteller eines<br />
<strong>Lebensmittel</strong>s sind Sie vielleicht schon einmal auf folgenden<br />
Hinweis gestoßen: „Hergestellt für XY (Name der<br />
Supermarktkette oder des Discounters)“. Doch wer das<br />
<strong>Lebensmittel</strong> produziert hat, erfahren Sie nicht.<br />
Gemäß den Vorschriften kann statt des Herstellers der<br />
Verpacker oder der Verkäufer angegeben werden. Dies<br />
wird von Handelsunternehmen gerne bei Eigenmarken<br />
angewendet, da sich hinter den Produkten oft bekannte<br />
Markenartikler verstecken, die unerkannt bleiben sollen.<br />
Fleisch: Herkunftsland bleibt meist im Dunkeln<br />
Wer sich über die Herkunft von Schweinefleisch informieren<br />
will, wird im Stich gelassen, denn keine Regelung schreibt<br />
diese Angabe vor. Bei unverarbeitetem Geflügelfleisch<br />
in Fertigpackungen erfahren die Kunden das Ursprungsland<br />
nur dann, wenn es nicht aus der EU stammt. Lediglich<br />
für Rindfleisch und Hackfleisch mit mindestens 50%<br />
Rindfleischanteil ist die Angabe des Herkunftslandes<br />
und des Schlacht- und Zerlegebetriebes Vorschrift. Aber<br />
auch hier nur für unverarbeitetes Fleisch. Es reicht schon<br />
eine geringe Salzzugabe, oft deklariert als „küchenfertig<br />
zubereitet“, um die Kennzeichnung zu umgehen. Die Herkunft<br />
der Zutaten in Wurstwaren oder Fleischprodukten<br />
bleibt immer anonym.<br />
Verarbeiteter Fisch: Keine Angabe zum Fanggebiet<br />
Wird Fisch verarbeitet, z.B. zu Fischstäbchen, oder<br />
landen die Garnelen auf der Tiefkühlpizza, entfällt die<br />
Hinweispflicht auf das Fanggebiet.<br />
Ursprung von Obst und Gemüse: Herkunft bleibt teilweise anonym<br />
Bei Bananen, Oliven, Zuckermais oder Speisekartoffeln<br />
sind Hersteller und Händler nicht verpflichtet, das<br />
Ursprungsland anzugeben.<br />
Verarbeitete und zusammengesetzte <strong>Lebensmittel</strong>:<br />
Kein Hinweis auf die Herkunft der Zutaten<br />
<strong>Woher</strong> stammen die Erdbeeren in der Konfitüre oder die<br />
Tomaten im Ketchup? Kommt die Milch für den Joghurt<br />
aus Ihrer Region oder überhaupt aus Deutschland?<br />
Hinweise zur Herkunft der wertgebenden Zutaten in verarbeiteten<br />
<strong>Lebensmittel</strong>n werden Verbraucher vergeblich<br />
suchen. Denn es existiert keine Vorschrift dazu, und<br />
freiwillige Angaben der Hersteller sind äußerst selten<br />
auf den Etiketten zu finden.<br />
Herkunftsangaben auf der Verpackung halten die<br />
<strong>Verbraucherzentrale</strong>n für unverzichtbar. Sie sind nicht<br />
durch Internetveröffentlichungen des Herstellers zu<br />
ersetzen. In der Schweiz gibt es bereits klare Regelungen<br />
zur Angabe der Herkunft der wichtigsten Zutaten auf<br />
den <strong>Lebensmittel</strong>n.
Herkunftszeichen, die nicht weiterhelfen<br />
Regionale Herkunftszeichen der Bundesländer:<br />
Eindeutig uneindeutig<br />
Die Kriterien für die einzelnen Zeichen<br />
sind unterschiedlich. Die Rohstoffe<br />
<strong>kommen</strong> nicht immer aus dem genannten<br />
Bundes land. Die Kriterien für das Güte zeichen „Geprüfte<br />
Qualität – Thüringen“ sind beispielsweise so festgelegt,<br />
dass unverarbeitete <strong>Lebensmittel</strong> (Fleisch, Kartoffeln) zu<br />
100% aus Thüringen stammen müssen, bei verarbeiteten<br />
<strong>Lebensmittel</strong>n (z.B. Konfitüre) jedoch nur 50,1% der Ausgangsstoffe.<br />
Regionale Herkunft ist also an solchen<br />
Zeichen nicht verlässlich erkennbar.<br />
EU-Logo „geschützte geographische Angabe“: Aussage unklar<br />
Die EU-weite Kennzeichnung „g.g.A.“ bedeutet<br />
„geschützte geografische Angabe“. Das heißt nur, dass<br />
eine Stufe der Produktion im genannten Gebiet stattfinden<br />
muss. So könnte das Schweinefleisch für die<br />
Nürnberger Rostbratwürste aus Dänemark oder den<br />
Nieder landen stammen und nur die Wurstherstellung in<br />
der Region erfolgen.<br />
Identitätskennzeichen bei verpackten tierischen <strong>Lebensmittel</strong>n:<br />
Sagt nichts über die Rohstoffe<br />
Die meisten Betriebe, die tierische<br />
<strong>Lebensmittel</strong> wie Fleisch, Geflügel,<br />
Fisch, Milch, Eier verarbeiten, unterliegen<br />
einer Zulassungspflicht. Die<br />
Erzeugnisse dieser Betriebe müssen<br />
mit einem Identitätskennzeichen versehen<br />
werden, um die Rückverfolgbarkeit der Produkte<br />
zu gewährleisten. Dabei steht z.B. DE für Deutschland, BY<br />
für Bayern und die angegebene Nummer für den zugelassenen<br />
Betrieb. Sie können an diesem Zeichen jedoch<br />
nur erkennen, wo das Produkt zuletzt behandelt oder verpackt<br />
wurde, nicht aber, woher die Zutaten kamen. So<br />
erfahren Sie nicht, ob die Milch aus Ihrer Region stammt.<br />
<strong>Woher</strong> <strong>kommen</strong> <strong>unsere</strong> <strong>Lebensmittel</strong>?<br />
Herkunftsangaben auf <strong>Lebensmittel</strong>n sind<br />
oft miss verständlich, unvollständig oder<br />
sie fehlen ganz.<br />
Kommt der Schwarzwälder Schinken aus dem<br />
Schwarzwald und die Milch aus der Region?<br />
Viele Verbraucher wollen wissen, woher ihre<br />
<strong>Lebensmittel</strong> stammen. Sie wollen gezielt Produkte<br />
auswählen, die durch kurze Transportwege<br />
weniger klimaschädlich sind, deren Herkunft sie<br />
vertrauen oder mit deren Kauf sie die Betriebe in<br />
der Region unterstützen. Doch allzu oft gibt es<br />
keine klare Antwort.<br />
In diesem Faltblatt erfahren Sie, welche Herkunftsangaben<br />
eindeutig sind, welche Kennzeichnung<br />
auf die falsche Spur führen kann oder wo es ein<br />
Rätsel bleibt, woher die <strong>Lebensmittel</strong> <strong>kommen</strong>.<br />
<strong>Verbraucherzentrale</strong> Niedersachsen e. V.<br />
Herrenstraße 14<br />
30159 Hannover<br />
Tel. (05 11) 9 11 96-0<br />
Fax (05 11) 9 11 96-10<br />
info@vzniedersachsen.de<br />
www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de<br />
Impressum: <strong>Verbraucherzentrale</strong> Nordrhein-Westfalen e.V., Mintropstr. 27, 40125 Düsseldorf,<br />
<strong>Verbraucherzentrale</strong> Hamburg e.V., Kirchenallee 22, 20099 Hamburg, in Kooperation mit:<br />
Neue <strong>Verbraucherzentrale</strong> in Mecklenburg und Vorpommern e.V. und <strong>Verbraucherzentrale</strong> Thüringen e.V.,<br />
Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,<br />
Stand März 2012, Gestaltung: action direkt Werbeagentur, Hamburg (cp-vz-12-001)<br />
<strong>Woher</strong> <strong>kommen</strong><br />
<strong>unsere</strong> <strong>Lebensmittel</strong>?<br />
<strong>Lebensmittel</strong> aus aller Welt –<br />
Kennzeichnung lückenhaft<br />
und missverständlich!