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Amtsblatt Nr. 220 März 2013 - Gemeinde Machern

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WISSENSWERTES AUS UNSERER GEMEINDE<br />

Die Grafen von Bünau auf Püchau<br />

Nach dem Tode Heinrichs von Bünau (I) (1656-1729) übernahm sein jüngster Sohn aus erster Ehe, Heinrich<br />

von Bünau (II) (1697-1745), die Püchauer Grundherrschaft. Er wurde am 16. Mai 1697 in Püchau getauft.<br />

Am 14. Juli 1728 ließ sich Heinrich von Bünau auf Schloss Püchau mit Anna Regina Freiin zu Racknitz (1708-<br />

1790) aus dem Hause Lockwitz trauen. Ihr Vater, der Königlich Sächsische Kammerherr und Oberstallmeister<br />

Gustav Carl Freiherr zu Racknitz besaß u. a. die Güter Ober- und Niederlockwitz (heute zu Dresden) sowie<br />

auch zeitweilig die Grundherrschaft Nischwitz (bei Wurzen).<br />

Heinrich von Bünau (II) war Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Kammerherr und Wirklicher<br />

Geheimer Rat. Nach seines Vaters Tode übernahm er dessen Amt als Hauptmann und Steuereinnehmer des<br />

Leipziger Kreises sowie des Stiftes Meißen zu Wurzen. Er wurde Hof-Justitien- und Appellationsrat sowie<br />

Appellations-Gerichts-Präsident, und ferner war er Ritter des Johanniterordens. Während seiner letzten Lebensjahre<br />

wirkte er darüber hinaus als Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Gesandter am Kaiserlich<br />

Römischen und Königlich Ungarischen Hofe zu Wien. Im Jahre 1741 wurde er als erster Vertreter der<br />

Bünauschen Familie in den Reichsgrafenstand erhoben.<br />

Bereits sein Vater, Heinrich von Bünau (I) auf Püchau, hatte im Dezember 1727 mit dem Freiberger Orgelbaumeister<br />

Gottfried Silbermann einen Vertrag geschlossen, in dem dieser sich verpflichtete, bis Johannis 1729<br />

ein „tüchtiges und wohlproportioniertes“ Orgelwerk für die Püchauer Kirche zu liefern. Durch den Tod der<br />

Bünaus kam es dann wohl zur Verzögerung des Aufstellens der Orgel. Erst im Juli 1729 begann Silbermann<br />

mit den Arbeiten in Püchau. Die erforderlichen Bemalungen und Vergoldungen führte Kunstmaler Gottfried<br />

Rämpe aus Wurzen durch. Am 14. Oktober 1729 erfolgte die Prüfung und Abnahme der Orgel durch den<br />

Leipziger Universitäts-Musikdirektor und Nikolai-Organisten Johann Gottlieb Görner, der sie „ohne Mangel<br />

und Tadel“ fand.<br />

Die Orgel verfügte über zwei Manuale, Pedal und 20 Register. Sie war üppig verziert und besaß einen Zimbelstern.<br />

Während des Kirchenneubaus 1868/69 wurde die Silbermann-Orgel ausgelagert und dann in einem<br />

neuen Gehäuse wieder aufgestellt. Ende des Jahres 1922 wurde sie jedoch wegen starkem Holzwurmbefall<br />

abgerissen, und Anfang 1923 durch eine neue Jehmlich-Orgel ersetzt. Den späteren Silbermann-Forschern war<br />

lange Zeit unverständlich, dass die Püchauer Orgel nur 600 Taler gekostet hatte, da der Meister für ein Orgelwerk<br />

dieser Größe stets 800 Taler verlangte. Aus einer viel späteren Aktennotiz ergab sich jedoch, dass Anna Sophia<br />

von Bünau, die gute Kirchenmusik schätzte, offensichtlich ohne Bünaus Wissen 200 Taler aus ihrem Privatvermögen<br />

drauf gelegt hatte. Die Information wurde durch Püchauer Kirchväter mündlich weiter gereicht.<br />

Im Jahre 1729 kam es zum Guss bzw. Umguss der mittleren Bronzeglocke des damaligen D-Dur-Geläutes<br />

der Püchauer Kirche bei Martin Heintze in Leipzig. Diese Glocke kam 1922 nach Nepperwitz und wurde im<br />

2. Weltkrieg eingeschmolzen. In den Jahren 1732/33 wurde der obere Teil des Püchauer Kirchturms erneuert<br />

und erhielt dabei seine heutige Gestalt. Heinrich Graf von Bünau (II) starb am 10. Juli 1745 in Venedig an der<br />

„Hektik“ (Schwindsucht). Bezüglich seiner Beisetzung ist uns nichts überliefert.<br />

Aus Bünaus Ehe gingen zwei Söhne und drei Töchter hervor, wobei nur zwei das Erwachsenenalter erreichten.<br />

Der Sohn Heinrich Graf von Bünau (III) (1732-1768) wurde Nachfolger seines Vaters als Püchauer Grundherr.<br />

Die Tochter Henriette Friederike Gräfin von Bünau (1737-1766) heiratete 1752 auf Schloss Püchau den Königlich<br />

Dänischen und Norwegischen Gesandten am Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Hofe zu<br />

Dresden, Friedrich von Berregaard. In zweiter Ehe war sie mit dem Königlich Britischen Gesandten am Kaiserlich<br />

Römischen und Königlich Ungarischen Hofe zu Wien, David Murray Graf von Stormont, verheiratet.<br />

Heinrich Graf von Bünau (III) übernahm 1745 die Püchauer Grundherrschaft, bis 1753 unter Vormundschaft<br />

seines Onkels Rudolph von Bünau (1685-1769) auf Lossa, Deuben und Wiederoda, der 1720 auf Schloss<br />

Püchau mit Antonie Christiane von der Streithorst getraut worden war und nach dem Tode seines Bruders auch<br />

Amthauptmann des Stiftes Meißen zu Wurzen wurde. Heinrich von Bünau (III) wurde am 23. September 1732<br />

in Dresden geboren. Unter seinen Taufpaten befand sich auch der wohl bekannteste Vertreter der Bünaus,<br />

Heinrich von Bünau auf Dahlen (bei Oschatz), Nöthnitz (bei Dresden) und Oßmannstedt (bei Weimar), der als<br />

Historiker und Staatsmann in Dresden und Weimar wirkte und 1742 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.

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