Zwischenzeit Nr.2 - Verwaiste Eltern und Geschwister Bremen eV
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Seite 4<br />
Fortsetzung: Startsocial– Engel gesucht<br />
<strong>Zwischenzeit</strong>©<br />
Nr. 2 Nov.-Dez.-Jan 2006/7<br />
kennen gelernt habe <strong>und</strong> denke, dass Ende November noch nicht wirklich Schluss ist. Von meiner Seite aus werde ich<br />
sicher noch lange dran bleiben an dem, was ihr so macht <strong>und</strong> wie es euch geht.<br />
Ich wünsche euch gutes Gelingen <strong>und</strong> dass der Optimismus euch nicht verloren geht – auch, wenn das, was euch verbindet<br />
<strong>und</strong> zueinander gebracht hat, zweifellos schwer ist. Aber ihr habt euch ein Ziel gesetzt: dem Leben wieder ein Lächeln<br />
schenken. Dazu wünsche ich euch immer wieder viel Kraft <strong>und</strong> Stärke, durchzuhalten (<strong>und</strong> genügend Freiwillige, um die<br />
Lasten gut zu verteilen!)<br />
Wer noch mehr über startsocial erfahren möchte, wird auf der Homepage schlauer: www.startsocial.de<br />
Ein gelungenes Netz<br />
Das Tablett in der Hand. Der Raum füllt sich – die Gläser auch. Ein Mann in einem hellblauen Jackett rennt ein<br />
wenig gestresst an uns „Empfangsdamen“ vorbei. Er versucht, seine Aufregung zu überspielen. Fre<strong>und</strong>lich begrüßt er die<br />
hereinströmenden Gäste. Ist Heiner Melching, der sonst aus dem Stehgreif so enthusiastisch <strong>und</strong> mitreißend über die<br />
Arbeit „seines“ Vereins referiert, tatsächlich nervös? Wir lächeln uns an, wenden uns dann wieder den Hereinkommenden<br />
zu: „Möchten Sie vielleicht ein Glas Sekt zur Begrüßung?“<br />
Als der Empfang beendet <strong>und</strong> endlich die „große Show“ anmoderiert wird, widmen wir unsere Aufmerksamkeit<br />
erneut dem Mann, ohne den der Verein am diesem vierten November wohl nicht auf diese Art gefeiert hätte. Heiner<br />
schafft es, bei den Gästen die Bandbreite sämtlicher Gefühle anzusprechen <strong>und</strong> es kommt uns vor, als jongliere er mit<br />
ihnen, so unbeschwert ist uns auf einmal zumute. Das Wort Balance, das Heiner eindeutscht <strong>und</strong> auf ein seltsames „<br />
Balankse“ verzerrt, lässt uns auflachen, - <strong>und</strong> doch geht seine Botschaft wohl an niemandem vorbei: Es ist wichtig, vor<br />
allem in der Situation der verwaisten Familien, das Gleichgewicht im Leben zu erhalten, oder besser: neu zu finden. Damit<br />
ist der rote Faden gewebt, der den seltsamen Namen Balankse trägt <strong>und</strong> das Programm des heutigen Abends Stück für<br />
Stück miteinander vernetzt. Ein gelungenes Netz, wie wir finden.<br />
Es ist gewebt aus der richtigen Mischung aus Feierlichkeit <strong>und</strong> Unbeschwertheit.<br />
Mit der Auszeichnung als „Ort im Land der Ideen“ durch die „Zeit“ (die auch Heiner mit der Zeit zu schätzen lernte <strong>und</strong><br />
die dem Verein viele Türen geöffnet hat), der überraschenden Spende der Deutschen Bank <strong>und</strong> der - nennen wir es -<br />
Laudatio von Frau Morgenthal <strong>und</strong> Sozialsenatorin Frau Rosenkötter wird das<br />
zehnjährige Bestehen der <strong>Verwaiste</strong>n <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V. zu<br />
einem offiziellen Festakt.<br />
Angemessen, weil ausbalanksiert ist der Abend erst durch die Unterhaltung für<br />
Augen, Ohren, Nase, M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Herz. Die beeindruckende Show des Stäbe -<br />
Jonglier-Pantomime-Tanz-Künstlers zaubert Zirkusatmosphäre in den<br />
Schlachthof <strong>und</strong> die tolle Liveband scheint den Begrüßungssekt als Anregung<br />
überflüssig gemacht zu haben. Schon bei der ersten Gelegenheit schwingen die<br />
Pärchen das Tanzbein. Fasziniert beobachten wir Walzer- <strong>und</strong> Tangokünste,<br />
während unsere Mägen nach der zweiten Portion des verblüffend vielseitigen<br />
<strong>und</strong> nie enden wollenden Buffets zu streiken beginnen. Zwischendurch noch die<br />
Foto Straßheim: Preisverleihung<br />
Treppe hoch zur „Stummen Auktion“, auf der sich um kurz vor elf sonst<br />
zurückhaltende Menschen gegenseitig die Stifte aus der Hand rissen, um ja ihr Objekt der Begierde zu ersteigern –<br />
langsam werden wir müde.<br />
Wir sitzen auf der Treppe, beobachten die Tanzszenerie <strong>und</strong> uns wird bewusst: Wir hatten nicht damit gerechnet, dass eine<br />
Feier der <strong>Verwaiste</strong>n <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V. eine solch positive Atmosphäre versprühen könnte! Für viele ist<br />
dieser Tag der erste seit langem, an dem sie sich trauen zu feiern, ausgelassen zu sein, loszulassen. Als nicht Betroffene<br />
(<strong>und</strong> doch Beteiligte), die wir hier nun sitzen <strong>und</strong> von Menschen umgeben sind, die ein geliebtes Kind, den Bruder oder<br />
die Schwester verloren haben, fühlen wir uns seltsamerweise kein bisschen unwohl. Obwohl die Trauer am heutigen<br />
Abend nicht direkt thematisiert wird, ist sie unterschwellig da, - aber nur insofern, um mit ihr umzugehen, mit dem<br />
verstorbenen Kind gemeinsam zu feiern <strong>und</strong> dem Leben zu gedenken: Dem Leben des Kindes <strong>und</strong> dem eigenen. Denn das<br />
wird immer das Wichtigste bleiben: Zu leben, das Gleichgewicht zwischen Sehnsucht <strong>und</strong> Dankbarkeit, Trauer <strong>und</strong> Freude<br />
zu halten. Aber niemals Gleichgültigkeit. Immer Bewusstsein. Das ist Balankse, unser roter Faden an diesem Abend <strong>und</strong> in<br />
diesem Leben.<br />
Simone Falk <strong>und</strong> Anika Grabenhorst, beide 22 Jahre,