Rundbrief Nr. 1 - Verwaiste Eltern und Geschwister Bremen eV
Rundbrief Nr. 1 - Verwaiste Eltern und Geschwister Bremen eV
Rundbrief Nr. 1 - Verwaiste Eltern und Geschwister Bremen eV
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Liebe Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e,<br />
vor Euch/Ihnen liegt die erste Ausgabe<br />
unseres <strong>R<strong>und</strong>brief</strong>s. Er löst "Zwischenzeit"<br />
ab, die Ulrike Straßheim in<br />
ihrer Zeit als Vorsitzende wesentlich<br />
geprägt hat. Wir danken ihr <strong>und</strong> allen<br />
anderen, die daran mitgewirkt haben,<br />
an dieser Stelle noch einmal für ihre<br />
Arbeit.<br />
Unser <strong>R<strong>und</strong>brief</strong> soll ein Mitteilungsblatt<br />
für alle sein, die unserem Verein<br />
verb<strong>und</strong>en sind – sei es als Betroffene,<br />
als Ehrenamtliche oder als Fre<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> Förderer. Noch ist er im<br />
wahrsten Sinne des Wortes „dünn“.<br />
Das soll sich unbedingt ändern. Wir<br />
bitten deshalb alle Leserinnen <strong>und</strong><br />
Leser, sich daran zu beteiligen, ihn<br />
gehaltvoller zu machen – mit Fotos,<br />
Bildern, eigenen Geschichten, gef<strong>und</strong>enen<br />
Geschichten, Rezensionen,<br />
Hinweisen. Nur so kann der <strong>R<strong>und</strong>brief</strong><br />
zu einem echten Forum für alle werden,<br />
denen unsere Themen am Herzen<br />
liegen.<br />
Das Redaktionsteam freut sich auf<br />
viele Beiträge für den nächsten<br />
<strong>R<strong>und</strong>brief</strong>, der im März 2010 erscheinen<br />
soll.<br />
Wir wünschen allen Leserinnen <strong>und</strong><br />
Lesern viel Spaß beim Lesen.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Detlef Gieseke<br />
1. Lied der Ermutigung<br />
Unser Kissen ist nass<br />
von den Tränen<br />
verstörter Träume.<br />
Aber wieder steigt<br />
aus unseren leeren Händen<br />
die Taube auf.<br />
Wir haben in diesem <strong>R<strong>und</strong>brief</strong> Gedichte<br />
von Hilde Domin aufgenommen,<br />
die vor 100 Jahren geboren<br />
wurde <strong>und</strong> auf der Flucht vor den Nazis<br />
ein Kind verloren hat.<br />
Eine sehr schöne Sammlung ihrer<br />
Gedichte ist im S.Fischer Verlag erschienen.<br />
2
Der neue Vorstand stellt sich vor:<br />
Detlef Gieseke, 59 Jahre - 1. Vors.<br />
Wir haben die vergangenen zwei Jahren auch durch die Trauergruppen <strong>und</strong> Seminare<br />
des Vereins überstanden. Jetzt möchte ich dem Verein meine Erfahrungen zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Heiner Melching, 46, - 2. Vors.<br />
Dipl. Sozialpädagoge<br />
Geschäftsführer der Dt. Gesellschaft für Palliativmedizin<br />
Im Verein zuständig für die Trauerbegleiterausbildung<br />
Andrea von Legat, 51- Schriftführerin / Leiterin der Beratungsstelle<br />
Dipl. Psychologin auf einer Palliativstation, Psychotherapeutin<br />
Seit Januar 2003 begleite ich trauernde <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> in verschiedenen<br />
Gruppen. Seit September 2008 habe ich immer mehr die Verantwortlichkeit für<br />
Einzelgespräche, Beratung, Gruppenorganisation, Kontakte zu anderen Institutionen,<br />
MitarbeiterInnen- Betreuung u.a. übernommen.Weiterhin bin ich zuständig für<br />
die Trauerbegleiterausbildung.<br />
Susanne Marx - Kassenwartin<br />
Beisitzer:<br />
Maria Anthony,<br />
Ich bin 57Jahre alt, von Beruf Erzieherin <strong>und</strong> wohne in <strong>Bremen</strong>-Findorff.<br />
Der Tod meines Sohnes Hendrik im Februar 1998 führte mich zu den <strong>Verwaiste</strong>n <strong>Eltern</strong>.<br />
Heute helfe ich bei der Gestaltung der Gottesdienste <strong>und</strong> bei der Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Jan Butter 36 Jahre alt.<br />
Ich bin bei den <strong>Verwaiste</strong>n <strong>Eltern</strong>, weil der Verein meiner Partnerin <strong>und</strong><br />
mir, Mut für die Zukunft gemacht hat!<br />
Karin Grabenhorst,<br />
seit 2003 im Verein <strong>und</strong> aktiv in der Vorstandsarbeit sowie beim B<strong>und</strong>esverband VEID;<br />
Begleitung trauernder <strong>Eltern</strong>, Kinder <strong>und</strong> Jugendlicher bei Seminaren. Öffentlichkeitsarbeit<br />
mit den Projekten „So weit vor deiner Zeit“ <strong>und</strong> dem Musiktheater „Siris Reise<br />
oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit?“<br />
Klaus Piepmeier, 64 Jahre, Bau.- Ing., verheiratet, 3 Kinder.<br />
Heute Rentner <strong>und</strong> aus der Bahn geworfen nach dem Tod von Kai <strong>und</strong> Alexander. Seit<br />
März 2009 Beisitzer <strong>und</strong> mit der Büroorganisation befasst.<br />
Anke Heimburg<br />
Unterstützung im Büro <strong>und</strong> wo "Not am Mann" ist<br />
Melanie Urbanczyk<br />
Fachkraft für Büro <strong>und</strong> Organisation<br />
3
Veranstaltungen:<br />
28.11.2009<br />
Siris Reise<br />
oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit?<br />
15 Uhr in der Palette Schwanewede<br />
29.11.2009<br />
Siris Reise<br />
oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit?<br />
16 Uhr im Klinikum <strong>Bremen</strong>-Ost<br />
13. Dezember 2009<br />
Weltgedenktag für alle<br />
verstorbenen Kinder<br />
um 10 Uhr in der ev. ref. Kirchengemeinde<br />
<strong>Bremen</strong>-Blumenthal<br />
Vortragsabende<br />
im neuen Jahr jeweils am 3. Mittwoch<br />
im Monat um 19.30 Uhr im Gemeindehaus<br />
St. Bonifatius in Findorff<br />
<strong>Geschwister</strong>gruppe - Bredbeck<br />
Seminare:<br />
26. <strong>und</strong> 27. März 2010<br />
Trauer-Trauma-Beziehung<br />
Vorträge, Diskussionen <strong>und</strong><br />
Workshops bei der Jahrestagung<br />
des VEID (Netzwerk der <strong>Verwaiste</strong>n<br />
<strong>Eltern</strong>)<br />
im Atlantic-Universum in <strong>Bremen</strong><br />
10. - 12. 09. 2010<br />
Trauerseminar im Tagungshaus<br />
Bredbeck Osterholz-<br />
Scharmbeck<br />
HAUS OHNE FENSTER<br />
Der Schmerz sargt uns ein<br />
in einem Haus ohne Fenster.<br />
Die Sonne, die die Blumen öffnet,<br />
zeigt seine Kanten<br />
nur deutlicher.<br />
Es ist ein Würfel aus Schweigen<br />
in der Nacht.<br />
Der Trost,<br />
der keine Fenster findet <strong>und</strong> keine Türen<br />
<strong>und</strong> hinein will,<br />
trägt erbittert das Reisig zusammen.<br />
Er will ein W<strong>und</strong>er erzwingen<br />
<strong>und</strong> zündet es an,<br />
das Haus aus Schmerz<br />
4
Beratung - Begleitung -<br />
unsere Gruppen<br />
Telefonische Beratung <strong>und</strong> Einzelberatung:<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
Gesprächskreise für <strong>Eltern</strong>, die ihr<br />
Kind verloren haben<br />
bieten wir in <strong>Bremen</strong>-Findorff, Münchener<br />
Straße 146 von 19:30 (20:00) Uhr bis 21:30<br />
(22:00) Uhr an.<br />
Gruppenabende sind derzeit montags,<br />
dienstags, mittwochs <strong>und</strong> donnerstags.<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
Gesprächskreis für <strong>Eltern</strong>, die ihr<br />
Kind durch einen Suizid verloren<br />
haben<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
Sternenkinder<br />
Gesprächskreis für <strong>Eltern</strong>, die ein Kind<br />
durch Fehl– oder Todgeburt oder im ersten<br />
Lebensjahr verloren haben.<br />
Inzwischen gibt es zwei Gruppen, die sich<br />
14-tägig von 20:00 Uhr bis 22:00 Uhr treffen.<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
Gesprächskreis für jugendliche<br />
<strong>und</strong> erwachsene <strong>Geschwister</strong><br />
1x im Monat, ab 19:00 Uhr<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
Offene Gesprächsr<strong>und</strong>e am Nachmittag<br />
für <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />
bei Kaffee <strong>und</strong> Tee, ab 16:00 Uhr in der<br />
Münchener Straße 146<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
Treffen für <strong>Eltern</strong>, die gemeinsam<br />
einen Gedenkteppich (Quilt)<br />
für ihre verstorbenen Kinder gestalten<br />
Münchener Straße 146<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
Freiwilligentreffen<br />
Treffen für ehrenamtliche Helfer/innen <strong>und</strong><br />
interessierte Unterstützer/innen des Vereins<br />
„<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong><br />
e.V.“<br />
Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />
5
Trauerbegleitungsausbildung<br />
Nach den Richtlinien der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />
Trauerbegleitung<br />
Leitung:<br />
Andrea von Legat - Heiner Melching<br />
Herbst 2010 bis Frühjahr 2012<br />
Seit vielen Jahren bietet der Verein <strong>Verwaiste</strong><br />
<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.<br />
V. Fortbildungen zu verschiedenen Themen<br />
aus den Bereichen Tod, Trauer <strong>und</strong> Begleitung<br />
an.<br />
Seit 2009 bieten wir eine komplette Trauerbegleitungsausbildung<br />
(TBA) an, die über<br />
einen Zeitraum von ca. 1 ½ Jahren <strong>und</strong><br />
mehr als 200 Unterrichtsst<strong>und</strong>en die Teilnehmer/innen<br />
befähigt, eigenverantwortlich<br />
Trauernde <strong>und</strong> Menschen in Krisensituationen<br />
zu begleiten <strong>und</strong> zu unterstützen. Die<br />
breit gefächerte, interdisziplinäre Ausbildung<br />
bietet eine Vielzahl von Interventionsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Bewältigungsstrategien an<br />
<strong>und</strong> ist vorwiegend ressourcenorientiert <strong>und</strong><br />
systemisch ausgerichtet. Bei bestandener<br />
Abschlussprüfung wird ein Zertifikat, in dem<br />
wir die besondere Eignung zur Begleitung<br />
von Menschen in Krisen- <strong>und</strong> Trauersituationen<br />
bestätigen, ausgehändigt.<br />
Im Herbst 2010 beginnt ein neuer Ausbildungsabschnitt.<br />
Gerne können Sie unser<br />
Ausbildungscurriculum bei uns anfordern:<br />
<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e. V.<br />
Münchener Strasse 146, 28215 <strong>Bremen</strong><br />
Tel.: 0421/2070465<br />
info@verwaiste-eltern-bremen.de<br />
Oder als Download auf der Internetseite:<br />
www.verwaiste-eltern-bremen.de<br />
Kreatives Angebot für trauernde<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />
Gerne würde ich im nächsten Jahr mit allen<br />
interessierten, trauernden <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n,<br />
ca. alle 2-3 Monate einen kreativen<br />
Samstag verbringen.<br />
Traumatische- <strong>und</strong> tiefe Verlusterfahrungen,<br />
Tod, Sterben <strong>und</strong> Trauer machen Menschen<br />
oft sprachlos <strong>und</strong> hinterlassen tiefe,<br />
schmerzhafte Spuren in unserer Seele <strong>und</strong><br />
unserem Körper.<br />
Trauer braucht Zeit, Raum <strong>und</strong> vor allen<br />
Dingen Ausdruck.<br />
Alle die ihrer Trauer im Rahmen eines<br />
kunsttherapeutischen Angebotes Ausdruck<br />
verleihen möchten, sind herzlich zu diesem<br />
Tag eingeladen.<br />
Zeit <strong>und</strong> Ort werden noch rechtzeitig bekannt<br />
gegeben.<br />
Nähere Informationen erhalten Sie/Ihr im<br />
Büro unter der Telefon <strong>Nr</strong>. 0421- 2070465<br />
oder auf unserer Homepage<br />
www.verwaiste-eltern-bremen.de Anmeldungen<br />
bitte ans Büro richten.<br />
Es grüßt Sie / Euch<br />
Andrea von Legat<br />
6
Buch- <strong>und</strong> Filmtipps:<br />
CD-Buch „So weit vor deiner Zeit“<br />
Nach abenteuerlichen Monaten der Spendenakquise,<br />
Kontaktgesprächen, der Proben<br />
<strong>und</strong> Aufnahmen wurde es pünktlich zum<br />
Kirchentag fertig: Das CD-Buch „So weit vor<br />
deiner Zeit“. Es hat Abschied, Trauer <strong>und</strong><br />
Tod, insbesondere von Kindern, zum Inhalt<br />
hat <strong>und</strong> versucht, sich aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln anzunähern. Das besondere<br />
für mich ist, dass <strong>Eltern</strong>, <strong>Geschwister</strong>, Angehörige<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e der verstorbenen<br />
oder durch Gewalt ums Leben gekommenen<br />
Kinder aktiv <strong>und</strong> kreativ an diesem – vielleicht<br />
deshalb so berührenden – Gesamtwerk<br />
mitgestaltet haben. So gibt es auf der<br />
CD Textlesungen, die entweder von den<br />
VerfasserInnen selbst oder durch den<br />
Schauspieler Alexander Hauer vorgetragen<br />
wurden, <strong>und</strong> die abwechselnden musikalischen<br />
Beiträge: Neben den Liedern <strong>und</strong> Eigenkompositionen<br />
professioneller Musiker<br />
wie der Schirmherrin des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
VEID, Lucy van Org (früher „Lucylectric“),<br />
Woitek Swiatek, „Dogs run free“, Arne Siewert<br />
– gibt es eine traumhaft schöne Improvisation<br />
von Alexander Piepmeier <strong>und</strong> Kai<br />
Kreowski. Weitere sensible Eigenkompositionen<br />
von Katharina Wagner <strong>und</strong> Matthias<br />
Kuleßa. Sie gehören zu den „Lerchen“, dem<br />
Jugendchor der ev.-ref. Kirchengemeinden<br />
Neuenkirchen <strong>und</strong> Rekum, der uns schon<br />
oft durch die Gottesdienste begleitet <strong>und</strong><br />
diese auf besondere Weise bereichert hat.<br />
Die „Lerchen“ singen unter der Leitung von<br />
Hauke Scholten, der auch für das CD-Buch<br />
die musikalische Gesamtleitung hat, „So<br />
weit vor deiner Zeit“ in der deutschen <strong>und</strong><br />
einer internationalen Version, <strong>und</strong> es gibt<br />
eine Instrumentalfassung mit Akkordeon,<br />
Geige, Klavier <strong>und</strong> Gitarre.<br />
Nachzulesen sind die gesprochenen Texte<br />
<strong>und</strong> Lieder im liebevoll <strong>und</strong> künstlerisch gestalteten<br />
Buch, das auch Exponate <strong>und</strong> Bilder<br />
zeigt, die bei den Trauerseminaren entstanden<br />
sind <strong>und</strong> von den trauernden <strong>Eltern</strong>,<br />
<strong>Geschwister</strong>n, Angehörigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />
zur Verfügung gestellt wurden.<br />
Der „Bonus-Track“ ist dem parallel entstandenen<br />
Musik- <strong>und</strong> Tanztheater „Siris Reise<br />
oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit“ gewidmet.<br />
Daraus lese ich das erste Kapitel, <strong>und</strong><br />
einige Lieder, die auf dem CD-Buch zu hören<br />
sind, finden sich auch im Theaterstück<br />
wieder.<br />
Ich möchte an dieser Stelle von ganzem<br />
Herzen allen danken, die das CD-Buch „So<br />
weit vor deiner Zeit“ ermöglicht haben! Die<br />
Lieder dürfen im Radio gespielt werden <strong>und</strong><br />
tragen hoffentlich dazu bei, dass sich allmählich<br />
ein verändertes öffentliches Bewusstsein<br />
für die Situation der trauernden<br />
Familien nach dem Tod eines Kindes entwickelt<br />
– <strong>und</strong> damit auch die Notwendigkeit<br />
einer professionellen Beratungsstelle! Auf<br />
jeden Fall sind die ersten Spenden für das<br />
CD-Buch beim Kirchentag geflossen – ich<br />
denke, wir sind auf einem guten Weg!<br />
Karin Grabenhorst<br />
7
Alain Ehrenberg<br />
Das erschöpfte Selbst<br />
Depression in Gesellschaft <strong>und</strong> Gegenwart<br />
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft,<br />
1.Aufl. 2008<br />
Depression ist ein wichtiges Thema für<br />
Trauernde, zumal wenn sich das eigene<br />
Kind das Leben genommen hat. Fast alle<br />
Hinterbliebenen quälen sich mit der Frage,<br />
weshalb sie eine mögliche Depression des<br />
Verstorbenen nicht erkannt haben <strong>und</strong> nicht<br />
nachdrücklich auf eine möglicherweise erfolgreiche<br />
Behandlung gedrängt haben. Dazu<br />
kommt, dass die Trauernden oft selbst<br />
mit der selbst mit der Diagnose Depression<br />
konfrontiert werden – <strong>und</strong> sei es nur, weil<br />
Ärzte meinen, dass ihnen Antidepressiva in<br />
der schweren Zeit helfen könnten.<br />
Auch ich habe diese Erfahrungen nach dem<br />
Suizid unseres Sohnes gemacht. Sie haben<br />
mich auf das Buch "Das erschöpfte Selbst"<br />
des französischen Soziologen Alain Ehrenberg<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Ehrenberg fragt sich, weshalb die Zahl der<br />
"Depressiven" in den zehn Jahren von 1980<br />
bis 1990 um 50% gestiegen ist <strong>und</strong> heute 5<br />
bis 7% der Bevölkerung an einer Depression<br />
leiden (die Zahlen beziehen sich auf<br />
Frankreich).<br />
Er versucht, als Soziologe mögliche Ursachen<br />
dieser Entwicklung in den Veränderungen<br />
der Gesellschaft <strong>und</strong> in der Entwicklung<br />
der Medizin zu finden.<br />
Seine erste These lautet: "Depression ..... ist<br />
die Krankheit einer Gesellschaft, deren Verhaltensnorm<br />
nicht mehr auf Schuld <strong>und</strong> Disziplin<br />
gründet, sondern auf Verantwortung<br />
<strong>und</strong> Initiative." In dem Maße, wie sich der<br />
Einzelne in den 60er Jahren von den Zwän-<br />
gen der Moral, seiner Herkunft etc. befreit<br />
hat, musste er auf der<br />
Edvard Munch - Melancholie<br />
anderen Seite die volle Verantwortung dafür<br />
übernehmen, diese Freiheit auch zu nutzen.<br />
Konnten wir "Alten" uns für ausbleibenden<br />
Erfolg noch mit mangelnden Bildungschancen<br />
entschuldigen, empfinden unsere Kinder<br />
Misserfolge als eigenes Unvermögen.<br />
Die Gesellschaft erklärt den Einzelnen zum<br />
alleinigen "Schmied seines Glücks", verdammt<br />
aber auch den Gescheiterten zum<br />
alleinigen Verantwortlichen seines Unglücks<br />
- zum Looser. Ehrenberg: "Depression ist<br />
die Krankheit des Individuums, das sich<br />
scheinbar von den Verboten emanzipiert<br />
hat, das aber von der Spannung zwischen<br />
dem Möglichen <strong>und</strong> dem Unmöglichen zerrissen<br />
wird.... so ist die Depression die Tragödie<br />
der Unzulänglichkeit."<br />
Ehrenberg weist in einer weiteren These<br />
darauf hin, dass sich die Definition des Begriffs<br />
Depression sowie auch Diagnose <strong>und</strong><br />
Therapie völlig verändert haben. Die "Melancholie",<br />
so wird die Depression in der<br />
beginnenden Neuzeit genannt, wurde<br />
durchaus nicht als Krankheit, sondern als<br />
andere Seite der besonderen Begabung -<br />
der Genialität - gesehen. Michelangelo,<br />
Goethe, Schiller gelten als Zeugen. "Die<br />
Leiden des jungen Werthers" wird in dieser<br />
Zeit ein Jahrh<strong>und</strong>ertroman, obwohl oder weil<br />
Goethe in seinem Roman die Unfähigkeit<br />
8
seines hochbegabten Helden zum Leben<br />
<strong>und</strong> zum Glück thematisiert. Einfach ausgedrückt:<br />
Wer tief denkt, muss zwangsläufig<br />
an Menschheit <strong>und</strong> Welt verzweifeln. Aus<br />
dieser Beobachtung folgert Ehrenberg: Die<br />
moderne Psychologie kümmert sich nicht<br />
mehr um die Gemütslage des Patienten, um<br />
die Ursachen seiner Traurigkeit, sondern<br />
konzentriert sich auf die mangelhafte Fähigkeit<br />
des Depressiven zu handeln, in der Gesellschaft<br />
"seinen Mann/seine Frau zu stehen".<br />
Nicht die Erforschung der Ursachen<br />
der Traurigkeit steht im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
damit die (wenn auch ungewisse) Hoffnung<br />
auf Heilung, sondern die Wiederherstellung<br />
der Handlungsfähigkeit als "nützliches Mitglied<br />
der Gesellschaft".<br />
Ehrenberg zitiert den provokant-ironischen<br />
Satz des amerikanischen Psychiaters Gold<br />
aus seinem 1995 erschienen Buch "The<br />
Good News about Depression": "Sie (die<br />
Depressiven) hätten sich keinen besseren<br />
Augenblick in der Geschichte der Menschheit<br />
aussuchen können, um sich unglücklich<br />
zu fühlen." Schließlich würden die modernen<br />
Psychologen den Depressiven nicht<br />
länger als "verrückt" betrachten, sondern<br />
genau wie einen Patienten mit einer Mandelentzündung.<br />
Wobei sie mit der neuen<br />
Generation von Antidepressiva (Serotonin)<br />
sogar eine Genesung "mit Vergnügen" versprechen<br />
könnten.<br />
D. G.<br />
Karin Grabenhorst - 1001-Nacht<br />
DIE SCHWERSTEN WEGE<br />
für R.H.<br />
Die schwersten Wege<br />
werden alleine gegangen,<br />
die Enttäuschung, der Verlust,<br />
das Opfer<br />
sind einsam.<br />
Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet<br />
<strong>und</strong> sich keiner Bitte versagt<br />
steht uns nicht bei<br />
<strong>und</strong> sieht zu<br />
ob wir es vermögen.<br />
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken<br />
ohne uns zu erreichen<br />
sind wie die Äste der Bäume im Winter.<br />
Alle Vögel schweigen.<br />
Man hört nur den eigenen Schritt<br />
<strong>und</strong> den Schritt den der Fuß<br />
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.<br />
Stehenbleiben <strong>und</strong> sich Umdrehn<br />
hilft nicht. Es muss<br />
gegangen sein.<br />
Nimm eine Kerze in die Hand<br />
wie in den Katakomben,<br />
das kleine Licht atmet kaum.<br />
Und doch, wenn du lange gegangen bist,<br />
bleibt das W<strong>und</strong>er nicht aus,<br />
weil das W<strong>und</strong>er immer geschieht,<br />
<strong>und</strong> weil wir ohne die Gnade<br />
nicht leben können:<br />
Die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,<br />
du bläst sie lächelnd aus<br />
wenn du in die Sonne trittst<br />
<strong>und</strong> unter den blühenden Gärten<br />
die Stadt vor dir liegt,<br />
<strong>und</strong> in deinem Hause<br />
dir der Tisch weiß gedeckt ist.<br />
Und die verlierbaren Lebenden<br />
<strong>und</strong> die unverlierbaren Toten<br />
dir das Brot brechen <strong>und</strong> den Wein reichen -<br />
<strong>und</strong> du ihre Stimme wieder hörst<br />
ganz nahe<br />
bei deinem Herzen.<br />
9
„Kirschblüten. Hanami“ – ein<br />
Film vom Aufbruch am Ende<br />
Trudi <strong>und</strong> Rudi sind mehr als 30 Jahre<br />
verheiratet. Ihr Alltag läuft in Gleichförmigkeit<br />
ab, nur gelegentlich träumt<br />
Trudi. Einmal möchte sie nach Japan<br />
reisen, den Fuji sehen <strong>und</strong> die<br />
Kirschblüte erleben. Aber ohne Rudi?<br />
Niemals. In seinem Leben als Leiter<br />
der Abfallbeseitigung eines bayerischen<br />
Landkreises ist kein Platz dafür.<br />
Die Dinge verändern sich schlagartig,<br />
als Rudi an Krebs erkrankt. Trudi wird<br />
geraten, noch einmal mit ihrem Mann<br />
etwas zu unternehmen, mit ihm zu<br />
reden. Nur wie?<br />
Da ist es plötzlich Rudi, der, ganz gegen<br />
seine Gewohnheiten, plötzlich<br />
mutig wird. Er schlägt eine Reise vor.<br />
Sie führt die beiden erst nach Berlin,<br />
dann an die Ostsee.<br />
Dort passiert, womit niemand gerechnet<br />
hat. Eines Morgens wacht Rudi<br />
auf <strong>und</strong> Trudi liegt tot neben ihm.<br />
Wer nun erwartet, dass Rudi zusammenbricht<br />
oder seinen Kummer in Alkohol<br />
ertränkt, sieht sich getäuscht. Er<br />
macht sich auf den Weg nach Japan.<br />
Dort lebt sein Sohn, der ihn nicht gerade<br />
fre<strong>und</strong>lich empfängt <strong>und</strong> ihn<br />
weitgehend sich selbst in dieser so<br />
ganz fremden Welt überlässt.<br />
Er kommt rechtzeitig zur Kirschblüte,<br />
die seine Frau so gerne erlebt hätte.<br />
Plötzlich ist er bereit, weitere Grenzen<br />
zu überschreiten. Was kann jemand,<br />
der alles verloren hat, was ihm wichtig<br />
war, noch verlieren? Er lernt eine junge,<br />
etwas skurrile Frau kennen <strong>und</strong><br />
lernt bei ihr den Ausdruckstanz Butoh,<br />
eine große Leidenschaft seiner Trudi.<br />
Am Schluss des Films reist er schließlich<br />
an den Fuji, zieht Trudis Kleid an<br />
<strong>und</strong> tanzt für sie. Und endlich ist sie<br />
ihm wieder ganz nah, vielleicht zum<br />
letzten Mal. Eine großartige Liebeserklärung<br />
an die Frau, mit der er sein<br />
Leben geteilt hat.<br />
Wir erleben in diesem im Jahr 2008<br />
gedrehten Film der Regisseurin Doris<br />
Dörrie eine w<strong>und</strong>erbare Geschichte<br />
vom Leben, Sterben <strong>und</strong> Lieben. Sie<br />
zeigt uns auf eine sehr nahe gehende<br />
Weise, dass es nie zu spät ist für das<br />
Entdecken <strong>und</strong> Verstehen der Menschen,<br />
die wir lieben – selbst, wenn<br />
wir sie verlieren.<br />
Der Film ist bis in die Nebenrollen<br />
hervorragend besetzt, besonders erwähnt<br />
werden muss aber Elmar Wepper,<br />
der uns in seinem großartigen<br />
Spiel ahnen lässt, wie unterfordert er<br />
mit seinen üblichen Vorabendserien-<br />
Rollen ist.<br />
U. Günther<br />
10
Berichte - Eindrücke:<br />
Dem Trauern einen Ausdruck geben<br />
Liebe Vereinsmitglieder,<br />
nach dem Tod unserer Tochter Ronja am<br />
02.02.2008 war der Verein unser erster Rettungsanker.<br />
Sehr bald nahm ich telefonischen<br />
Kontakt auf <strong>und</strong> nach dem Erstgespräch<br />
mit Heiner Melching saßen mein<br />
Mann <strong>und</strong> ich gemeinsam in der Suizidgruppe,<br />
ich zusätzlich in einer der geschlossenen<br />
Gruppen. Besonders in dieser ersten<br />
Zeit war es für mich sehr wichtig, diese konstanten<br />
Termine zu haben <strong>und</strong> zu wissen,<br />
es gibt noch andere Menschen mit diesem<br />
Schicksal, wir stehen nicht allein da mit dem<br />
Erlebten.<br />
Obwohl der Austausch in den Gruppen <strong>und</strong><br />
mit anderen Betroffenen für mich immer<br />
noch sehr wertvoll ist, begann mir bald klar<br />
zu werden, dass es mir gut tut, auf kreativer<br />
Ebene tätig zu sein.<br />
Es begann mit einem Seidentuch, das Karin<br />
Grabenhorst vorbereitet hatte <strong>und</strong> wir für<br />
unsere Kinder jeweils ein Teilstück gestalten<br />
konnten. Es ist übrigens auf dem CD-Buch<br />
„So weit vor deiner Zeit“ abgebildet.<br />
Der nächste Schritt war die Arbeit an dem<br />
Gedenkteppich, der im Gruppenraum hängt.<br />
Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass auch<br />
Ronja dort einen Platz erhalten sollte <strong>und</strong> so<br />
habe ich mich dafür angemeldet ohne eine<br />
genaue Vorstellung zu haben, wie ich das<br />
24 x 24 cm große Stück gestalten sollte.<br />
Schließlich durchstöberte ich meine Restekiste<br />
<strong>und</strong> fand einen Stoffrest, aus dem ich<br />
Ronja in ihrem letzten Sommer einen Rock<br />
genäht hatte. Eine CD für ihre Musik, ein<br />
Foto, einige ihrer gemalten Bilder im Kleinformat<br />
<strong>und</strong> einige Accessoires, mit denen<br />
Ronja gerne ihr Outfit vervollständigt hatte.<br />
Im letzten August fand in unserer Gemeinde,<br />
der Martin Luther-Gemeinde, Ihr könnt<br />
die Kirche von den Geschäftsräumen aus<br />
sehen, ein Wochenendseminar zum Thema<br />
„Lebenszeichen“, statt. Es konnten unter<br />
Anleitung eines Kunstpädagogen Skulpturen<br />
aus Holz oder Alabaster gefertigt werden.<br />
Mit der konkreten Vorstellung eines Herzens,<br />
unser Symbol für die Liebe <strong>und</strong> den<br />
Schmerz, Ronjas Grabstein hat auch diese<br />
Form, machte ich mich ans Werk. Für die<br />
Ausstellung unserer „Werke“ konnten wir ein<br />
kleines Gedicht, ein „Elfchen“ schreiben, in<br />
dem wir unsere Gedanken <strong>und</strong> Gefühle<br />
auch schriftlich zum Ausdruck bringen konnten.<br />
Das Wohltuende an all diesem Tun besteht<br />
darin, die Gedankenspirale in meinem Kopf,<br />
das ständige Fragen nach dem Warum für<br />
diesen Moment zu unterbrechen, aber das<br />
eigentliche Thema, nämlich die Trauer, nicht<br />
zu verdrängen sondern einen Ausdruck zu<br />
geben.<br />
Mir klingen die Worte immer wieder im Ohr,<br />
die uns eine Trauerbegleiterin am Ende eines<br />
Seminars gesagt hatte: „Tut etwas,<br />
schreiben, malen, fotografieren, das Grab<br />
pflegen, nähen, sticken, laufen ... oder auf<br />
Steine kloppen... tut etwas.“<br />
Wenn Ihr Euren Weg gef<strong>und</strong>en habt, würde<br />
ich mich freuen, von Euch zu hören oder zu<br />
lesen.<br />
Ulrike Kokemüller<br />
"Ehemaligentreffen" im Sommer<br />
11
Lebenszeichen<br />
Unter diesem Motto stand ein Workshop zur<br />
Gestaltung von Steinen <strong>und</strong> Holz in der Martin-Luther-Gemeinde<br />
in <strong>Bremen</strong>-Findorff unter<br />
Leitung des Künstlers Klaus Ritzendorf<br />
an einem August Wochenende. Die Organisation<br />
wurde von Frau Pastorin Jennifer<br />
Kauther wahrgenommen. Ziel war es, Lebenszeichen<br />
zu setzen <strong>und</strong> Verstorbenen<br />
einen Raum in Gedanken <strong>und</strong> im Material<br />
zu geben.<br />
Aus unserem Verein haben wir zu dritt an<br />
diesem Kreativwochenende teilgenommen.<br />
Mit Hammer, Säge, Stecheisen, Feilen <strong>und</strong><br />
Schleifpapier wurden 2,5 Tage lang Alabastersteine<br />
bearbeitet. Eine sehr interessante<br />
Art <strong>und</strong> Weise einen Stein zu bearbeiten.<br />
Ich hatte als Vorbild Ronja’s Teddy (den hatte<br />
sie von Geburt an in ihrem Bett) nachgebildet.<br />
Mein ursprüngliches Ziel war es den<br />
Steinteddy auf Ronja’s Grabstätte zu stellen,<br />
aber aufgr<strong>und</strong> der Vergänglichkeit des Materials<br />
habe ich mich umentschieden <strong>und</strong><br />
den Teddy doch lieber in unserem Haus gelassen.<br />
Ein geeigneter Platz muss allerdings<br />
noch gef<strong>und</strong>en werden.<br />
Der nachfolgend abgebildete Stein von Ulrike<br />
zeigt die innere Zerrissenheit in Form<br />
eines Herzens.<br />
Trauern<br />
tut weh<br />
zerreißt das Herz<br />
aber die Liebe bleibt<br />
ungebrochen<br />
Zurzeit (bis zum 22.11.2009) werden die<br />
entstandenen Skulpturen noch in der Martin-<br />
Luther Kirche ausgestellt.<br />
Dieses Wochenende hat mir sehr gut getan<br />
<strong>und</strong> ich kann mir gut vorstellen, dass derart<br />
kreative Aktivitäten auch im Rahmen unseres<br />
Vereins angeboten werden könnten.<br />
Stefan Kokemüller<br />
12
Ein Trost aus uralter Zeit<br />
überraschende Erfahrung in Irland<br />
Auf unserer ersten Urlaubsreise nach dem<br />
Tod unseres Sohnes lagen die berühmten<br />
Dolmen von Newgrange in der Nähe Dublins<br />
auf unserem Weg. Wir wussten zwar<br />
aus dem Reiseführer, dass uns Grabhügel<br />
aus der Jungsteinzeit erwarteten, aber der<br />
Ort erschien uns zunächst nur historisch<br />
bzw. touristisch interessant.<br />
Vor über 5000 Jahren haben hier Bauern<br />
über den Ufern eines Flusses Grabhügel<br />
von ungeheurer Größe <strong>und</strong> präziser Architektur<br />
geschaffen. Angesichts ihrer geringen<br />
Bevölkerungszahl <strong>und</strong> ihrer einfachen<br />
Werkzeuge aus Stein, Holz <strong>und</strong> Knochen<br />
erstaunen sie noch heute. 94 tonnenschwere<br />
Steine umfassen den kreisr<strong>und</strong>en Hügel,<br />
dessen Gesamtgewicht auf etwa 200.000<br />
Tonnen geschätzt wird. In das Innere des<br />
Hügels führt ein 19 Meter langer Gang, der<br />
nach Südosten gerichtet ist. Er endet in einer<br />
sechs Meter hohen Kammer mit drei<br />
Nischen. Die Steine seines Gewölbes sind<br />
so geschickt übereinander geschichtet, dass<br />
sie auch nach 5000 Jahren noch kein Wasser<br />
eindringen lassen. In den Nischen stehen<br />
große Steinbecken für die Asche der<br />
Toten.<br />
Am 21. Dezember, dem kürzesten Tag im<br />
Jahr, treffen die Sonnenstrahlen der aufgehenden<br />
Sonne durch eine Öffnung über<br />
dem Eingang des Grabhügels für 19 Minuten<br />
genau auf die mittlere Grabkammer.<br />
Sicherlich war es für die Bauern wichtig zu<br />
erkennen, wann das neue Jahr beginnt, um<br />
danach einen Kalender für die Arbeiten auf<br />
den Feldern zu bestimmen. Aber die Archäologen<br />
haben Indizien dafür gef<strong>und</strong>en,<br />
dass die Asche der im vergangenen Jahr<br />
Gestorbenen zunächst in die mittlere Kammer<br />
gelegt wurde, dort am Morgen des neuen<br />
Jahres von dem Lichtstrahl getroffen <strong>und</strong><br />
danach in die Seitenkammer gebracht wurde.<br />
Ist der ganze Bau der Versuch, eine<br />
Antwort auf die Frage zu finden, was nach<br />
dem Tod kommt?<br />
Ein w<strong>und</strong>erbares Bild: Die Sonnenstrahlen<br />
als Himmelsleiter für die Seelen der Toten.<br />
Erst nachdem die Seelen zum Ursprung allen<br />
Lebens auf der Erde zurückgekehrt sind,<br />
kann das neue Jahr, das neue Leben, Aussaat<br />
<strong>und</strong> Ernte beginnen.<br />
Die Führung löschte für unsere Gruppe das<br />
Licht in der Kammer <strong>und</strong> schaltete eine<br />
Lampe am Eingang des Ganges ein, um<br />
uns eine Vorstellung von diesem Geschehen<br />
zu geben. Was für ein schwaches Bild<br />
im Verhältnis zu dem, was sich vor 5000<br />
Jahren hier am ersten Tag des neuen Jahres<br />
abgespielt haben muss. Die Dunkelheit<br />
13
der Nacht, das erwartungsvolle Schweigen<br />
der Menschen in der Grabkammer, die<br />
Freude bei den ersten noch schwachen<br />
Strahlen <strong>und</strong> dann der Jubel beim Erscheinen<br />
des warmen hellen Lichts.<br />
Sicherlich hätten die Erbauer des Grabhügels<br />
diesen Moment auch auf freiem Feld<br />
erleben können. Aber wie viel intensiver war<br />
es, sich durch dieses Bauwerk ganz auf das<br />
Wesentliche zu konzentrieren: die Verbindung<br />
<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit allen Lebens auf<br />
der Erde mit dem, was wir mit unserem<br />
Verstand auch heute noch nicht erfassen<br />
können.<br />
Unser kleiner touristischer Ausflug hatte uns<br />
an einen Ort geführt, an dem Menschen vor<br />
tausenden von Jahren die gleichen Fragen<br />
gestellt <strong>und</strong> eine w<strong>und</strong>erbar poetische Antwort<br />
gef<strong>und</strong>en haben, die uns auch heute<br />
noch <strong>und</strong> schon gar nach dem Tod unseres<br />
Sohnes nicht mehr los lässt.<br />
D.G.<br />
Auf dem Kirchentag<br />
Verwaist aber überhaupt nicht allein<br />
Unser Stand auf dem Kirchentag<br />
Wie soll das gehen - 18 Monate nach dem<br />
Tod unseres Sohnes - an einem "Messestand"<br />
auf dem Markt der Möglichkeiten den<br />
tausenden Flaneuren, Neugierigen, Interessierten,<br />
vielleicht auch Betroffenen entgegen<br />
treten?<br />
Aber schon der Aufbau nimmt manche<br />
Angst - Petra Hohn <strong>und</strong> Karin Grabenhorst<br />
haben alles dabei, <strong>und</strong> das Fehlende wird<br />
von den Nachbarn geliehen oder noch<br />
schnell besorgt. Zuversicht <strong>und</strong> gute Laune<br />
sind die Gr<strong>und</strong>lage alles Gelingens.<br />
Bei uns am Stand - zwischen Krankenhausseelsorge<br />
<strong>und</strong> kirchlicher Trauerbegleitung-<br />
ist vom ersten Tag an genug "los":<br />
- eine Hebammenlehrerin aus <strong>Bremen</strong><br />
bedankt sich für die w<strong>und</strong>erbare Fortbildung,<br />
die Heiner Melching bei ihnen<br />
gemacht hat.<br />
- ein Notfallseelsorger aus dem Westfälischen<br />
schildert die Probleme beim<br />
Überbringen "der" Nachricht. Schnell<br />
wird daraus ein intensives Gespräch,<br />
wie wir unsere Erfahrungen als Betroffene<br />
in die Schulung der Polizei einbringen<br />
können.<br />
- Religionslehrerinnen, Erzieherinnen<br />
<strong>und</strong> Leiterinnen (es waren wirklich fast<br />
nur Frauen) von Selbsthilfegruppen bitten<br />
um Material <strong>und</strong> tauschen sich mit<br />
uns aus.<br />
- <strong>und</strong> immer wieder Menschen, die selbst<br />
oder in ihrer Nähe die gleiche Katastrophe<br />
erleiden mussten.<br />
-<br />
Wir sind schnell ein Team am Stand: Hannelore,<br />
Anke, Klaus, Detlef <strong>und</strong> Anke <strong>und</strong><br />
einige mehr, die ich nicht kennen gelernt<br />
habe. Einige haben sich genau wie ich<br />
überwinden müssen, der ihnen unbekannten<br />
Menge gegenüber zu treten, andere sind<br />
schon bei anderen Gelegenheiten dabei<br />
gewesen <strong>und</strong> wissen, dass diese Arbeit<br />
nicht nur dem "Publikum" hilft, sondern auch<br />
uns selbst. D.G.<br />
14
Wir über uns:<br />
Wenn ein Kind gestorben oder durch Gewalt<br />
ums Leben gekommen ist, bricht für <strong>Eltern</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> eine Welt zusammen.<br />
Nichts ist mehr wie es einmal war.<br />
Der Verein „<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />
<strong>Bremen</strong> e. V.“ hat es sich seit<br />
1996 zur Aufgabe gemacht, den <strong>Eltern</strong>,<br />
Großeltern <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n, denen solch<br />
eine Katastrophe widerfahren ist, wieder<br />
den Boden unter die Füße zu schieben.<br />
Durch Beratungsgespräche mit erfahrenen<br />
Trauerbegleitern <strong>und</strong> PsychologInnen <strong>und</strong><br />
die Teilnahme an sorgfältig zusammengestellten<br />
Gesprächsgruppen machen viele<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> die Erfahrung, dass<br />
ihre Gefühle normal sind <strong>und</strong> dass ein Weiterleben<br />
mit dem Tod eines Kindes möglich<br />
ist.<br />
Der Verein „<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />
<strong>Bremen</strong> e.V.“ bietet betroffenen <strong>Eltern</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n Zeit <strong>und</strong> einen geschützten<br />
Raum, um der Trauer Gestalt <strong>und</strong> Ausdrucksform<br />
zu geben. Es wird neben wirklichem<br />
Verständnis erlebt, wie effektive Hilfe<br />
angenommen <strong>und</strong> weitergegeben werden<br />
kann.<br />
Die Rückmeldungen von Familien, die wir in<br />
den letzten Jahren betreut haben <strong>und</strong> unsere<br />
eigenen Beobachtungen zeigen sehr<br />
deutlich, dass unsere Angebote für viele<br />
betroffene Menschen überaus wichtig <strong>und</strong><br />
hilfreich sind. Sie helfen ihnen dabei, ihr Leben<br />
wieder in die eigenen Hände zu nehmen<br />
<strong>und</strong> in die Zukunft blicken zu können.<br />
Es ist überaus motivierend zu sehen, wie es<br />
Familien, die von dieser Katastrophe betroffen<br />
sind, gelingt, „dem Leben wieder ein<br />
Lächeln zu schenken“.<br />
Unterstützen Sie uns, damit diese Arbeit<br />
auch weiterhin fortbestehen kann. Sie können<br />
trauernden <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n<br />
helfen durch:<br />
- Werbung für unseren Verein<br />
- Ihre ehrenamtliche Mitarbeit<br />
- eine Spende<br />
- eine Mitgliedschaft<br />
- die Patenschaft für einen qm unseres<br />
Büros <strong>und</strong> Gruppenraumes<br />
Spendenkonten:<br />
Sparkasse <strong>Bremen</strong><br />
BLZ: 290 501 01<br />
Konto- <strong>Nr</strong>.: 161 95 84<br />
Commerzbank <strong>Bremen</strong><br />
BLZ: 290 400 90<br />
Konto- <strong>Nr</strong>.: 14 14 044<br />
Sitz des Vereins:<br />
<strong>Bremen</strong><br />
AG <strong>Bremen</strong><br />
VR-<strong>Nr</strong>.: 5467<br />
Mitglied im:<br />
Diakonischen Werk <strong>Bremen</strong> e.V.<br />
Netzwerk Selbsthilfe <strong>Bremen</strong>-<br />
Nordniedersachsen e.V.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.<br />
www.info@verwaiste-eltern-bremen.de<br />
Münchener Straße 146<br />
www.verwaiste-eltern-bremen.de<br />
28215 <strong>Bremen</strong><br />
Tel. 0421 - 20 70 465<br />
Redaktion/ Layout: Detlef Gieseke/Stefan Kokemüller<br />
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( ) ich übernehme ab dem__________ die Patenschaft für einen qm in den Büro <strong>und</strong> Gruppenräumen der „<strong>Verwaiste</strong>n<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.“ <strong>und</strong> zahle monatlich 1/63 der Miete in Höhe von 7,00 € bis auf Widerruf.<br />
( ) ich trete dem Verein „<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.“ ab dem __________ als Mitglied bei<br />
<strong>und</strong> zahle jährlich 40,00 €, bis auf Widerruf.<br />
(Gruppen <strong>und</strong> Seminarermäßigungen sind möglich, Sozialhilfeempfänger 25 %)<br />
( ) einmalig spende ich __________€ .<br />
( ) ich bin damit einverstanden, dass der Betrag von meinem Konto abgebucht wird Name<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
Name Vorname<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
Adresse<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
Kontonummer Bankleitzahl<br />
_________________________________ ___________________________________________________<br />
Bank<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
Datum<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
Unterschrift<br />
______________________________________________________________________________________<br />
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