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Rundbrief Nr. 1 - Verwaiste Eltern und Geschwister Bremen eV

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Liebe Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e,<br />

vor Euch/Ihnen liegt die erste Ausgabe<br />

unseres <strong>R<strong>und</strong>brief</strong>s. Er löst "Zwischenzeit"<br />

ab, die Ulrike Straßheim in<br />

ihrer Zeit als Vorsitzende wesentlich<br />

geprägt hat. Wir danken ihr <strong>und</strong> allen<br />

anderen, die daran mitgewirkt haben,<br />

an dieser Stelle noch einmal für ihre<br />

Arbeit.<br />

Unser <strong>R<strong>und</strong>brief</strong> soll ein Mitteilungsblatt<br />

für alle sein, die unserem Verein<br />

verb<strong>und</strong>en sind – sei es als Betroffene,<br />

als Ehrenamtliche oder als Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Förderer. Noch ist er im<br />

wahrsten Sinne des Wortes „dünn“.<br />

Das soll sich unbedingt ändern. Wir<br />

bitten deshalb alle Leserinnen <strong>und</strong><br />

Leser, sich daran zu beteiligen, ihn<br />

gehaltvoller zu machen – mit Fotos,<br />

Bildern, eigenen Geschichten, gef<strong>und</strong>enen<br />

Geschichten, Rezensionen,<br />

Hinweisen. Nur so kann der <strong>R<strong>und</strong>brief</strong><br />

zu einem echten Forum für alle werden,<br />

denen unsere Themen am Herzen<br />

liegen.<br />

Das Redaktionsteam freut sich auf<br />

viele Beiträge für den nächsten<br />

<strong>R<strong>und</strong>brief</strong>, der im März 2010 erscheinen<br />

soll.<br />

Wir wünschen allen Leserinnen <strong>und</strong><br />

Lesern viel Spaß beim Lesen.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Detlef Gieseke<br />

1. Lied der Ermutigung<br />

Unser Kissen ist nass<br />

von den Tränen<br />

verstörter Träume.<br />

Aber wieder steigt<br />

aus unseren leeren Händen<br />

die Taube auf.<br />

Wir haben in diesem <strong>R<strong>und</strong>brief</strong> Gedichte<br />

von Hilde Domin aufgenommen,<br />

die vor 100 Jahren geboren<br />

wurde <strong>und</strong> auf der Flucht vor den Nazis<br />

ein Kind verloren hat.<br />

Eine sehr schöne Sammlung ihrer<br />

Gedichte ist im S.Fischer Verlag erschienen.<br />

2


Der neue Vorstand stellt sich vor:<br />

Detlef Gieseke, 59 Jahre - 1. Vors.<br />

Wir haben die vergangenen zwei Jahren auch durch die Trauergruppen <strong>und</strong> Seminare<br />

des Vereins überstanden. Jetzt möchte ich dem Verein meine Erfahrungen zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Heiner Melching, 46, - 2. Vors.<br />

Dipl. Sozialpädagoge<br />

Geschäftsführer der Dt. Gesellschaft für Palliativmedizin<br />

Im Verein zuständig für die Trauerbegleiterausbildung<br />

Andrea von Legat, 51- Schriftführerin / Leiterin der Beratungsstelle<br />

Dipl. Psychologin auf einer Palliativstation, Psychotherapeutin<br />

Seit Januar 2003 begleite ich trauernde <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> in verschiedenen<br />

Gruppen. Seit September 2008 habe ich immer mehr die Verantwortlichkeit für<br />

Einzelgespräche, Beratung, Gruppenorganisation, Kontakte zu anderen Institutionen,<br />

MitarbeiterInnen- Betreuung u.a. übernommen.Weiterhin bin ich zuständig für<br />

die Trauerbegleiterausbildung.<br />

Susanne Marx - Kassenwartin<br />

Beisitzer:<br />

Maria Anthony,<br />

Ich bin 57Jahre alt, von Beruf Erzieherin <strong>und</strong> wohne in <strong>Bremen</strong>-Findorff.<br />

Der Tod meines Sohnes Hendrik im Februar 1998 führte mich zu den <strong>Verwaiste</strong>n <strong>Eltern</strong>.<br />

Heute helfe ich bei der Gestaltung der Gottesdienste <strong>und</strong> bei der Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Jan Butter 36 Jahre alt.<br />

Ich bin bei den <strong>Verwaiste</strong>n <strong>Eltern</strong>, weil der Verein meiner Partnerin <strong>und</strong><br />

mir, Mut für die Zukunft gemacht hat!<br />

Karin Grabenhorst,<br />

seit 2003 im Verein <strong>und</strong> aktiv in der Vorstandsarbeit sowie beim B<strong>und</strong>esverband VEID;<br />

Begleitung trauernder <strong>Eltern</strong>, Kinder <strong>und</strong> Jugendlicher bei Seminaren. Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit den Projekten „So weit vor deiner Zeit“ <strong>und</strong> dem Musiktheater „Siris Reise<br />

oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit?“<br />

Klaus Piepmeier, 64 Jahre, Bau.- Ing., verheiratet, 3 Kinder.<br />

Heute Rentner <strong>und</strong> aus der Bahn geworfen nach dem Tod von Kai <strong>und</strong> Alexander. Seit<br />

März 2009 Beisitzer <strong>und</strong> mit der Büroorganisation befasst.<br />

Anke Heimburg<br />

Unterstützung im Büro <strong>und</strong> wo "Not am Mann" ist<br />

Melanie Urbanczyk<br />

Fachkraft für Büro <strong>und</strong> Organisation<br />

3


Veranstaltungen:<br />

28.11.2009<br />

Siris Reise<br />

oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit?<br />

15 Uhr in der Palette Schwanewede<br />

29.11.2009<br />

Siris Reise<br />

oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit?<br />

16 Uhr im Klinikum <strong>Bremen</strong>-Ost<br />

13. Dezember 2009<br />

Weltgedenktag für alle<br />

verstorbenen Kinder<br />

um 10 Uhr in der ev. ref. Kirchengemeinde<br />

<strong>Bremen</strong>-Blumenthal<br />

Vortragsabende<br />

im neuen Jahr jeweils am 3. Mittwoch<br />

im Monat um 19.30 Uhr im Gemeindehaus<br />

St. Bonifatius in Findorff<br />

<strong>Geschwister</strong>gruppe - Bredbeck<br />

Seminare:<br />

26. <strong>und</strong> 27. März 2010<br />

Trauer-Trauma-Beziehung<br />

Vorträge, Diskussionen <strong>und</strong><br />

Workshops bei der Jahrestagung<br />

des VEID (Netzwerk der <strong>Verwaiste</strong>n<br />

<strong>Eltern</strong>)<br />

im Atlantic-Universum in <strong>Bremen</strong><br />

10. - 12. 09. 2010<br />

Trauerseminar im Tagungshaus<br />

Bredbeck Osterholz-<br />

Scharmbeck<br />

HAUS OHNE FENSTER<br />

Der Schmerz sargt uns ein<br />

in einem Haus ohne Fenster.<br />

Die Sonne, die die Blumen öffnet,<br />

zeigt seine Kanten<br />

nur deutlicher.<br />

Es ist ein Würfel aus Schweigen<br />

in der Nacht.<br />

Der Trost,<br />

der keine Fenster findet <strong>und</strong> keine Türen<br />

<strong>und</strong> hinein will,<br />

trägt erbittert das Reisig zusammen.<br />

Er will ein W<strong>und</strong>er erzwingen<br />

<strong>und</strong> zündet es an,<br />

das Haus aus Schmerz<br />

4


Beratung - Begleitung -<br />

unsere Gruppen<br />

Telefonische Beratung <strong>und</strong> Einzelberatung:<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

Gesprächskreise für <strong>Eltern</strong>, die ihr<br />

Kind verloren haben<br />

bieten wir in <strong>Bremen</strong>-Findorff, Münchener<br />

Straße 146 von 19:30 (20:00) Uhr bis 21:30<br />

(22:00) Uhr an.<br />

Gruppenabende sind derzeit montags,<br />

dienstags, mittwochs <strong>und</strong> donnerstags.<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

Gesprächskreis für <strong>Eltern</strong>, die ihr<br />

Kind durch einen Suizid verloren<br />

haben<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

Sternenkinder<br />

Gesprächskreis für <strong>Eltern</strong>, die ein Kind<br />

durch Fehl– oder Todgeburt oder im ersten<br />

Lebensjahr verloren haben.<br />

Inzwischen gibt es zwei Gruppen, die sich<br />

14-tägig von 20:00 Uhr bis 22:00 Uhr treffen.<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

Gesprächskreis für jugendliche<br />

<strong>und</strong> erwachsene <strong>Geschwister</strong><br />

1x im Monat, ab 19:00 Uhr<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

Offene Gesprächsr<strong>und</strong>e am Nachmittag<br />

für <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />

bei Kaffee <strong>und</strong> Tee, ab 16:00 Uhr in der<br />

Münchener Straße 146<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

Treffen für <strong>Eltern</strong>, die gemeinsam<br />

einen Gedenkteppich (Quilt)<br />

für ihre verstorbenen Kinder gestalten<br />

Münchener Straße 146<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

Freiwilligentreffen<br />

Treffen für ehrenamtliche Helfer/innen <strong>und</strong><br />

interessierte Unterstützer/innen des Vereins<br />

„<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong><br />

e.V.“<br />

Anmeldung unter: 0421 - 20 70 465<br />

5


Trauerbegleitungsausbildung<br />

Nach den Richtlinien der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

Trauerbegleitung<br />

Leitung:<br />

Andrea von Legat - Heiner Melching<br />

Herbst 2010 bis Frühjahr 2012<br />

Seit vielen Jahren bietet der Verein <strong>Verwaiste</strong><br />

<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.<br />

V. Fortbildungen zu verschiedenen Themen<br />

aus den Bereichen Tod, Trauer <strong>und</strong> Begleitung<br />

an.<br />

Seit 2009 bieten wir eine komplette Trauerbegleitungsausbildung<br />

(TBA) an, die über<br />

einen Zeitraum von ca. 1 ½ Jahren <strong>und</strong><br />

mehr als 200 Unterrichtsst<strong>und</strong>en die Teilnehmer/innen<br />

befähigt, eigenverantwortlich<br />

Trauernde <strong>und</strong> Menschen in Krisensituationen<br />

zu begleiten <strong>und</strong> zu unterstützen. Die<br />

breit gefächerte, interdisziplinäre Ausbildung<br />

bietet eine Vielzahl von Interventionsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Bewältigungsstrategien an<br />

<strong>und</strong> ist vorwiegend ressourcenorientiert <strong>und</strong><br />

systemisch ausgerichtet. Bei bestandener<br />

Abschlussprüfung wird ein Zertifikat, in dem<br />

wir die besondere Eignung zur Begleitung<br />

von Menschen in Krisen- <strong>und</strong> Trauersituationen<br />

bestätigen, ausgehändigt.<br />

Im Herbst 2010 beginnt ein neuer Ausbildungsabschnitt.<br />

Gerne können Sie unser<br />

Ausbildungscurriculum bei uns anfordern:<br />

<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e. V.<br />

Münchener Strasse 146, 28215 <strong>Bremen</strong><br />

Tel.: 0421/2070465<br />

info@verwaiste-eltern-bremen.de<br />

Oder als Download auf der Internetseite:<br />

www.verwaiste-eltern-bremen.de<br />

Kreatives Angebot für trauernde<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />

Gerne würde ich im nächsten Jahr mit allen<br />

interessierten, trauernden <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n,<br />

ca. alle 2-3 Monate einen kreativen<br />

Samstag verbringen.<br />

Traumatische- <strong>und</strong> tiefe Verlusterfahrungen,<br />

Tod, Sterben <strong>und</strong> Trauer machen Menschen<br />

oft sprachlos <strong>und</strong> hinterlassen tiefe,<br />

schmerzhafte Spuren in unserer Seele <strong>und</strong><br />

unserem Körper.<br />

Trauer braucht Zeit, Raum <strong>und</strong> vor allen<br />

Dingen Ausdruck.<br />

Alle die ihrer Trauer im Rahmen eines<br />

kunsttherapeutischen Angebotes Ausdruck<br />

verleihen möchten, sind herzlich zu diesem<br />

Tag eingeladen.<br />

Zeit <strong>und</strong> Ort werden noch rechtzeitig bekannt<br />

gegeben.<br />

Nähere Informationen erhalten Sie/Ihr im<br />

Büro unter der Telefon <strong>Nr</strong>. 0421- 2070465<br />

oder auf unserer Homepage<br />

www.verwaiste-eltern-bremen.de Anmeldungen<br />

bitte ans Büro richten.<br />

Es grüßt Sie / Euch<br />

Andrea von Legat<br />

6


Buch- <strong>und</strong> Filmtipps:<br />

CD-Buch „So weit vor deiner Zeit“<br />

Nach abenteuerlichen Monaten der Spendenakquise,<br />

Kontaktgesprächen, der Proben<br />

<strong>und</strong> Aufnahmen wurde es pünktlich zum<br />

Kirchentag fertig: Das CD-Buch „So weit vor<br />

deiner Zeit“. Es hat Abschied, Trauer <strong>und</strong><br />

Tod, insbesondere von Kindern, zum Inhalt<br />

hat <strong>und</strong> versucht, sich aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln anzunähern. Das besondere<br />

für mich ist, dass <strong>Eltern</strong>, <strong>Geschwister</strong>, Angehörige<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e der verstorbenen<br />

oder durch Gewalt ums Leben gekommenen<br />

Kinder aktiv <strong>und</strong> kreativ an diesem – vielleicht<br />

deshalb so berührenden – Gesamtwerk<br />

mitgestaltet haben. So gibt es auf der<br />

CD Textlesungen, die entweder von den<br />

VerfasserInnen selbst oder durch den<br />

Schauspieler Alexander Hauer vorgetragen<br />

wurden, <strong>und</strong> die abwechselnden musikalischen<br />

Beiträge: Neben den Liedern <strong>und</strong> Eigenkompositionen<br />

professioneller Musiker<br />

wie der Schirmherrin des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

VEID, Lucy van Org (früher „Lucylectric“),<br />

Woitek Swiatek, „Dogs run free“, Arne Siewert<br />

– gibt es eine traumhaft schöne Improvisation<br />

von Alexander Piepmeier <strong>und</strong> Kai<br />

Kreowski. Weitere sensible Eigenkompositionen<br />

von Katharina Wagner <strong>und</strong> Matthias<br />

Kuleßa. Sie gehören zu den „Lerchen“, dem<br />

Jugendchor der ev.-ref. Kirchengemeinden<br />

Neuenkirchen <strong>und</strong> Rekum, der uns schon<br />

oft durch die Gottesdienste begleitet <strong>und</strong><br />

diese auf besondere Weise bereichert hat.<br />

Die „Lerchen“ singen unter der Leitung von<br />

Hauke Scholten, der auch für das CD-Buch<br />

die musikalische Gesamtleitung hat, „So<br />

weit vor deiner Zeit“ in der deutschen <strong>und</strong><br />

einer internationalen Version, <strong>und</strong> es gibt<br />

eine Instrumentalfassung mit Akkordeon,<br />

Geige, Klavier <strong>und</strong> Gitarre.<br />

Nachzulesen sind die gesprochenen Texte<br />

<strong>und</strong> Lieder im liebevoll <strong>und</strong> künstlerisch gestalteten<br />

Buch, das auch Exponate <strong>und</strong> Bilder<br />

zeigt, die bei den Trauerseminaren entstanden<br />

sind <strong>und</strong> von den trauernden <strong>Eltern</strong>,<br />

<strong>Geschwister</strong>n, Angehörigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />

zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Der „Bonus-Track“ ist dem parallel entstandenen<br />

Musik- <strong>und</strong> Tanztheater „Siris Reise<br />

oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit“ gewidmet.<br />

Daraus lese ich das erste Kapitel, <strong>und</strong><br />

einige Lieder, die auf dem CD-Buch zu hören<br />

sind, finden sich auch im Theaterstück<br />

wieder.<br />

Ich möchte an dieser Stelle von ganzem<br />

Herzen allen danken, die das CD-Buch „So<br />

weit vor deiner Zeit“ ermöglicht haben! Die<br />

Lieder dürfen im Radio gespielt werden <strong>und</strong><br />

tragen hoffentlich dazu bei, dass sich allmählich<br />

ein verändertes öffentliches Bewusstsein<br />

für die Situation der trauernden<br />

Familien nach dem Tod eines Kindes entwickelt<br />

– <strong>und</strong> damit auch die Notwendigkeit<br />

einer professionellen Beratungsstelle! Auf<br />

jeden Fall sind die ersten Spenden für das<br />

CD-Buch beim Kirchentag geflossen – ich<br />

denke, wir sind auf einem guten Weg!<br />

Karin Grabenhorst<br />

7


Alain Ehrenberg<br />

Das erschöpfte Selbst<br />

Depression in Gesellschaft <strong>und</strong> Gegenwart<br />

Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft,<br />

1.Aufl. 2008<br />

Depression ist ein wichtiges Thema für<br />

Trauernde, zumal wenn sich das eigene<br />

Kind das Leben genommen hat. Fast alle<br />

Hinterbliebenen quälen sich mit der Frage,<br />

weshalb sie eine mögliche Depression des<br />

Verstorbenen nicht erkannt haben <strong>und</strong> nicht<br />

nachdrücklich auf eine möglicherweise erfolgreiche<br />

Behandlung gedrängt haben. Dazu<br />

kommt, dass die Trauernden oft selbst<br />

mit der selbst mit der Diagnose Depression<br />

konfrontiert werden – <strong>und</strong> sei es nur, weil<br />

Ärzte meinen, dass ihnen Antidepressiva in<br />

der schweren Zeit helfen könnten.<br />

Auch ich habe diese Erfahrungen nach dem<br />

Suizid unseres Sohnes gemacht. Sie haben<br />

mich auf das Buch "Das erschöpfte Selbst"<br />

des französischen Soziologen Alain Ehrenberg<br />

aufmerksam gemacht.<br />

Ehrenberg fragt sich, weshalb die Zahl der<br />

"Depressiven" in den zehn Jahren von 1980<br />

bis 1990 um 50% gestiegen ist <strong>und</strong> heute 5<br />

bis 7% der Bevölkerung an einer Depression<br />

leiden (die Zahlen beziehen sich auf<br />

Frankreich).<br />

Er versucht, als Soziologe mögliche Ursachen<br />

dieser Entwicklung in den Veränderungen<br />

der Gesellschaft <strong>und</strong> in der Entwicklung<br />

der Medizin zu finden.<br />

Seine erste These lautet: "Depression ..... ist<br />

die Krankheit einer Gesellschaft, deren Verhaltensnorm<br />

nicht mehr auf Schuld <strong>und</strong> Disziplin<br />

gründet, sondern auf Verantwortung<br />

<strong>und</strong> Initiative." In dem Maße, wie sich der<br />

Einzelne in den 60er Jahren von den Zwän-<br />

gen der Moral, seiner Herkunft etc. befreit<br />

hat, musste er auf der<br />

Edvard Munch - Melancholie<br />

anderen Seite die volle Verantwortung dafür<br />

übernehmen, diese Freiheit auch zu nutzen.<br />

Konnten wir "Alten" uns für ausbleibenden<br />

Erfolg noch mit mangelnden Bildungschancen<br />

entschuldigen, empfinden unsere Kinder<br />

Misserfolge als eigenes Unvermögen.<br />

Die Gesellschaft erklärt den Einzelnen zum<br />

alleinigen "Schmied seines Glücks", verdammt<br />

aber auch den Gescheiterten zum<br />

alleinigen Verantwortlichen seines Unglücks<br />

- zum Looser. Ehrenberg: "Depression ist<br />

die Krankheit des Individuums, das sich<br />

scheinbar von den Verboten emanzipiert<br />

hat, das aber von der Spannung zwischen<br />

dem Möglichen <strong>und</strong> dem Unmöglichen zerrissen<br />

wird.... so ist die Depression die Tragödie<br />

der Unzulänglichkeit."<br />

Ehrenberg weist in einer weiteren These<br />

darauf hin, dass sich die Definition des Begriffs<br />

Depression sowie auch Diagnose <strong>und</strong><br />

Therapie völlig verändert haben. Die "Melancholie",<br />

so wird die Depression in der<br />

beginnenden Neuzeit genannt, wurde<br />

durchaus nicht als Krankheit, sondern als<br />

andere Seite der besonderen Begabung -<br />

der Genialität - gesehen. Michelangelo,<br />

Goethe, Schiller gelten als Zeugen. "Die<br />

Leiden des jungen Werthers" wird in dieser<br />

Zeit ein Jahrh<strong>und</strong>ertroman, obwohl oder weil<br />

Goethe in seinem Roman die Unfähigkeit<br />

8


seines hochbegabten Helden zum Leben<br />

<strong>und</strong> zum Glück thematisiert. Einfach ausgedrückt:<br />

Wer tief denkt, muss zwangsläufig<br />

an Menschheit <strong>und</strong> Welt verzweifeln. Aus<br />

dieser Beobachtung folgert Ehrenberg: Die<br />

moderne Psychologie kümmert sich nicht<br />

mehr um die Gemütslage des Patienten, um<br />

die Ursachen seiner Traurigkeit, sondern<br />

konzentriert sich auf die mangelhafte Fähigkeit<br />

des Depressiven zu handeln, in der Gesellschaft<br />

"seinen Mann/seine Frau zu stehen".<br />

Nicht die Erforschung der Ursachen<br />

der Traurigkeit steht im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

damit die (wenn auch ungewisse) Hoffnung<br />

auf Heilung, sondern die Wiederherstellung<br />

der Handlungsfähigkeit als "nützliches Mitglied<br />

der Gesellschaft".<br />

Ehrenberg zitiert den provokant-ironischen<br />

Satz des amerikanischen Psychiaters Gold<br />

aus seinem 1995 erschienen Buch "The<br />

Good News about Depression": "Sie (die<br />

Depressiven) hätten sich keinen besseren<br />

Augenblick in der Geschichte der Menschheit<br />

aussuchen können, um sich unglücklich<br />

zu fühlen." Schließlich würden die modernen<br />

Psychologen den Depressiven nicht<br />

länger als "verrückt" betrachten, sondern<br />

genau wie einen Patienten mit einer Mandelentzündung.<br />

Wobei sie mit der neuen<br />

Generation von Antidepressiva (Serotonin)<br />

sogar eine Genesung "mit Vergnügen" versprechen<br />

könnten.<br />

D. G.<br />

Karin Grabenhorst - 1001-Nacht<br />

DIE SCHWERSTEN WEGE<br />

für R.H.<br />

Die schwersten Wege<br />

werden alleine gegangen,<br />

die Enttäuschung, der Verlust,<br />

das Opfer<br />

sind einsam.<br />

Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet<br />

<strong>und</strong> sich keiner Bitte versagt<br />

steht uns nicht bei<br />

<strong>und</strong> sieht zu<br />

ob wir es vermögen.<br />

Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken<br />

ohne uns zu erreichen<br />

sind wie die Äste der Bäume im Winter.<br />

Alle Vögel schweigen.<br />

Man hört nur den eigenen Schritt<br />

<strong>und</strong> den Schritt den der Fuß<br />

noch nicht gegangen ist aber gehen wird.<br />

Stehenbleiben <strong>und</strong> sich Umdrehn<br />

hilft nicht. Es muss<br />

gegangen sein.<br />

Nimm eine Kerze in die Hand<br />

wie in den Katakomben,<br />

das kleine Licht atmet kaum.<br />

Und doch, wenn du lange gegangen bist,<br />

bleibt das W<strong>und</strong>er nicht aus,<br />

weil das W<strong>und</strong>er immer geschieht,<br />

<strong>und</strong> weil wir ohne die Gnade<br />

nicht leben können:<br />

Die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,<br />

du bläst sie lächelnd aus<br />

wenn du in die Sonne trittst<br />

<strong>und</strong> unter den blühenden Gärten<br />

die Stadt vor dir liegt,<br />

<strong>und</strong> in deinem Hause<br />

dir der Tisch weiß gedeckt ist.<br />

Und die verlierbaren Lebenden<br />

<strong>und</strong> die unverlierbaren Toten<br />

dir das Brot brechen <strong>und</strong> den Wein reichen -<br />

<strong>und</strong> du ihre Stimme wieder hörst<br />

ganz nahe<br />

bei deinem Herzen.<br />

9


„Kirschblüten. Hanami“ – ein<br />

Film vom Aufbruch am Ende<br />

Trudi <strong>und</strong> Rudi sind mehr als 30 Jahre<br />

verheiratet. Ihr Alltag läuft in Gleichförmigkeit<br />

ab, nur gelegentlich träumt<br />

Trudi. Einmal möchte sie nach Japan<br />

reisen, den Fuji sehen <strong>und</strong> die<br />

Kirschblüte erleben. Aber ohne Rudi?<br />

Niemals. In seinem Leben als Leiter<br />

der Abfallbeseitigung eines bayerischen<br />

Landkreises ist kein Platz dafür.<br />

Die Dinge verändern sich schlagartig,<br />

als Rudi an Krebs erkrankt. Trudi wird<br />

geraten, noch einmal mit ihrem Mann<br />

etwas zu unternehmen, mit ihm zu<br />

reden. Nur wie?<br />

Da ist es plötzlich Rudi, der, ganz gegen<br />

seine Gewohnheiten, plötzlich<br />

mutig wird. Er schlägt eine Reise vor.<br />

Sie führt die beiden erst nach Berlin,<br />

dann an die Ostsee.<br />

Dort passiert, womit niemand gerechnet<br />

hat. Eines Morgens wacht Rudi<br />

auf <strong>und</strong> Trudi liegt tot neben ihm.<br />

Wer nun erwartet, dass Rudi zusammenbricht<br />

oder seinen Kummer in Alkohol<br />

ertränkt, sieht sich getäuscht. Er<br />

macht sich auf den Weg nach Japan.<br />

Dort lebt sein Sohn, der ihn nicht gerade<br />

fre<strong>und</strong>lich empfängt <strong>und</strong> ihn<br />

weitgehend sich selbst in dieser so<br />

ganz fremden Welt überlässt.<br />

Er kommt rechtzeitig zur Kirschblüte,<br />

die seine Frau so gerne erlebt hätte.<br />

Plötzlich ist er bereit, weitere Grenzen<br />

zu überschreiten. Was kann jemand,<br />

der alles verloren hat, was ihm wichtig<br />

war, noch verlieren? Er lernt eine junge,<br />

etwas skurrile Frau kennen <strong>und</strong><br />

lernt bei ihr den Ausdruckstanz Butoh,<br />

eine große Leidenschaft seiner Trudi.<br />

Am Schluss des Films reist er schließlich<br />

an den Fuji, zieht Trudis Kleid an<br />

<strong>und</strong> tanzt für sie. Und endlich ist sie<br />

ihm wieder ganz nah, vielleicht zum<br />

letzten Mal. Eine großartige Liebeserklärung<br />

an die Frau, mit der er sein<br />

Leben geteilt hat.<br />

Wir erleben in diesem im Jahr 2008<br />

gedrehten Film der Regisseurin Doris<br />

Dörrie eine w<strong>und</strong>erbare Geschichte<br />

vom Leben, Sterben <strong>und</strong> Lieben. Sie<br />

zeigt uns auf eine sehr nahe gehende<br />

Weise, dass es nie zu spät ist für das<br />

Entdecken <strong>und</strong> Verstehen der Menschen,<br />

die wir lieben – selbst, wenn<br />

wir sie verlieren.<br />

Der Film ist bis in die Nebenrollen<br />

hervorragend besetzt, besonders erwähnt<br />

werden muss aber Elmar Wepper,<br />

der uns in seinem großartigen<br />

Spiel ahnen lässt, wie unterfordert er<br />

mit seinen üblichen Vorabendserien-<br />

Rollen ist.<br />

U. Günther<br />

10


Berichte - Eindrücke:<br />

Dem Trauern einen Ausdruck geben<br />

Liebe Vereinsmitglieder,<br />

nach dem Tod unserer Tochter Ronja am<br />

02.02.2008 war der Verein unser erster Rettungsanker.<br />

Sehr bald nahm ich telefonischen<br />

Kontakt auf <strong>und</strong> nach dem Erstgespräch<br />

mit Heiner Melching saßen mein<br />

Mann <strong>und</strong> ich gemeinsam in der Suizidgruppe,<br />

ich zusätzlich in einer der geschlossenen<br />

Gruppen. Besonders in dieser ersten<br />

Zeit war es für mich sehr wichtig, diese konstanten<br />

Termine zu haben <strong>und</strong> zu wissen,<br />

es gibt noch andere Menschen mit diesem<br />

Schicksal, wir stehen nicht allein da mit dem<br />

Erlebten.<br />

Obwohl der Austausch in den Gruppen <strong>und</strong><br />

mit anderen Betroffenen für mich immer<br />

noch sehr wertvoll ist, begann mir bald klar<br />

zu werden, dass es mir gut tut, auf kreativer<br />

Ebene tätig zu sein.<br />

Es begann mit einem Seidentuch, das Karin<br />

Grabenhorst vorbereitet hatte <strong>und</strong> wir für<br />

unsere Kinder jeweils ein Teilstück gestalten<br />

konnten. Es ist übrigens auf dem CD-Buch<br />

„So weit vor deiner Zeit“ abgebildet.<br />

Der nächste Schritt war die Arbeit an dem<br />

Gedenkteppich, der im Gruppenraum hängt.<br />

Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass auch<br />

Ronja dort einen Platz erhalten sollte <strong>und</strong> so<br />

habe ich mich dafür angemeldet ohne eine<br />

genaue Vorstellung zu haben, wie ich das<br />

24 x 24 cm große Stück gestalten sollte.<br />

Schließlich durchstöberte ich meine Restekiste<br />

<strong>und</strong> fand einen Stoffrest, aus dem ich<br />

Ronja in ihrem letzten Sommer einen Rock<br />

genäht hatte. Eine CD für ihre Musik, ein<br />

Foto, einige ihrer gemalten Bilder im Kleinformat<br />

<strong>und</strong> einige Accessoires, mit denen<br />

Ronja gerne ihr Outfit vervollständigt hatte.<br />

Im letzten August fand in unserer Gemeinde,<br />

der Martin Luther-Gemeinde, Ihr könnt<br />

die Kirche von den Geschäftsräumen aus<br />

sehen, ein Wochenendseminar zum Thema<br />

„Lebenszeichen“, statt. Es konnten unter<br />

Anleitung eines Kunstpädagogen Skulpturen<br />

aus Holz oder Alabaster gefertigt werden.<br />

Mit der konkreten Vorstellung eines Herzens,<br />

unser Symbol für die Liebe <strong>und</strong> den<br />

Schmerz, Ronjas Grabstein hat auch diese<br />

Form, machte ich mich ans Werk. Für die<br />

Ausstellung unserer „Werke“ konnten wir ein<br />

kleines Gedicht, ein „Elfchen“ schreiben, in<br />

dem wir unsere Gedanken <strong>und</strong> Gefühle<br />

auch schriftlich zum Ausdruck bringen konnten.<br />

Das Wohltuende an all diesem Tun besteht<br />

darin, die Gedankenspirale in meinem Kopf,<br />

das ständige Fragen nach dem Warum für<br />

diesen Moment zu unterbrechen, aber das<br />

eigentliche Thema, nämlich die Trauer, nicht<br />

zu verdrängen sondern einen Ausdruck zu<br />

geben.<br />

Mir klingen die Worte immer wieder im Ohr,<br />

die uns eine Trauerbegleiterin am Ende eines<br />

Seminars gesagt hatte: „Tut etwas,<br />

schreiben, malen, fotografieren, das Grab<br />

pflegen, nähen, sticken, laufen ... oder auf<br />

Steine kloppen... tut etwas.“<br />

Wenn Ihr Euren Weg gef<strong>und</strong>en habt, würde<br />

ich mich freuen, von Euch zu hören oder zu<br />

lesen.<br />

Ulrike Kokemüller<br />

"Ehemaligentreffen" im Sommer<br />

11


Lebenszeichen<br />

Unter diesem Motto stand ein Workshop zur<br />

Gestaltung von Steinen <strong>und</strong> Holz in der Martin-Luther-Gemeinde<br />

in <strong>Bremen</strong>-Findorff unter<br />

Leitung des Künstlers Klaus Ritzendorf<br />

an einem August Wochenende. Die Organisation<br />

wurde von Frau Pastorin Jennifer<br />

Kauther wahrgenommen. Ziel war es, Lebenszeichen<br />

zu setzen <strong>und</strong> Verstorbenen<br />

einen Raum in Gedanken <strong>und</strong> im Material<br />

zu geben.<br />

Aus unserem Verein haben wir zu dritt an<br />

diesem Kreativwochenende teilgenommen.<br />

Mit Hammer, Säge, Stecheisen, Feilen <strong>und</strong><br />

Schleifpapier wurden 2,5 Tage lang Alabastersteine<br />

bearbeitet. Eine sehr interessante<br />

Art <strong>und</strong> Weise einen Stein zu bearbeiten.<br />

Ich hatte als Vorbild Ronja’s Teddy (den hatte<br />

sie von Geburt an in ihrem Bett) nachgebildet.<br />

Mein ursprüngliches Ziel war es den<br />

Steinteddy auf Ronja’s Grabstätte zu stellen,<br />

aber aufgr<strong>und</strong> der Vergänglichkeit des Materials<br />

habe ich mich umentschieden <strong>und</strong><br />

den Teddy doch lieber in unserem Haus gelassen.<br />

Ein geeigneter Platz muss allerdings<br />

noch gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Der nachfolgend abgebildete Stein von Ulrike<br />

zeigt die innere Zerrissenheit in Form<br />

eines Herzens.<br />

Trauern<br />

tut weh<br />

zerreißt das Herz<br />

aber die Liebe bleibt<br />

ungebrochen<br />

Zurzeit (bis zum 22.11.2009) werden die<br />

entstandenen Skulpturen noch in der Martin-<br />

Luther Kirche ausgestellt.<br />

Dieses Wochenende hat mir sehr gut getan<br />

<strong>und</strong> ich kann mir gut vorstellen, dass derart<br />

kreative Aktivitäten auch im Rahmen unseres<br />

Vereins angeboten werden könnten.<br />

Stefan Kokemüller<br />

12


Ein Trost aus uralter Zeit<br />

überraschende Erfahrung in Irland<br />

Auf unserer ersten Urlaubsreise nach dem<br />

Tod unseres Sohnes lagen die berühmten<br />

Dolmen von Newgrange in der Nähe Dublins<br />

auf unserem Weg. Wir wussten zwar<br />

aus dem Reiseführer, dass uns Grabhügel<br />

aus der Jungsteinzeit erwarteten, aber der<br />

Ort erschien uns zunächst nur historisch<br />

bzw. touristisch interessant.<br />

Vor über 5000 Jahren haben hier Bauern<br />

über den Ufern eines Flusses Grabhügel<br />

von ungeheurer Größe <strong>und</strong> präziser Architektur<br />

geschaffen. Angesichts ihrer geringen<br />

Bevölkerungszahl <strong>und</strong> ihrer einfachen<br />

Werkzeuge aus Stein, Holz <strong>und</strong> Knochen<br />

erstaunen sie noch heute. 94 tonnenschwere<br />

Steine umfassen den kreisr<strong>und</strong>en Hügel,<br />

dessen Gesamtgewicht auf etwa 200.000<br />

Tonnen geschätzt wird. In das Innere des<br />

Hügels führt ein 19 Meter langer Gang, der<br />

nach Südosten gerichtet ist. Er endet in einer<br />

sechs Meter hohen Kammer mit drei<br />

Nischen. Die Steine seines Gewölbes sind<br />

so geschickt übereinander geschichtet, dass<br />

sie auch nach 5000 Jahren noch kein Wasser<br />

eindringen lassen. In den Nischen stehen<br />

große Steinbecken für die Asche der<br />

Toten.<br />

Am 21. Dezember, dem kürzesten Tag im<br />

Jahr, treffen die Sonnenstrahlen der aufgehenden<br />

Sonne durch eine Öffnung über<br />

dem Eingang des Grabhügels für 19 Minuten<br />

genau auf die mittlere Grabkammer.<br />

Sicherlich war es für die Bauern wichtig zu<br />

erkennen, wann das neue Jahr beginnt, um<br />

danach einen Kalender für die Arbeiten auf<br />

den Feldern zu bestimmen. Aber die Archäologen<br />

haben Indizien dafür gef<strong>und</strong>en,<br />

dass die Asche der im vergangenen Jahr<br />

Gestorbenen zunächst in die mittlere Kammer<br />

gelegt wurde, dort am Morgen des neuen<br />

Jahres von dem Lichtstrahl getroffen <strong>und</strong><br />

danach in die Seitenkammer gebracht wurde.<br />

Ist der ganze Bau der Versuch, eine<br />

Antwort auf die Frage zu finden, was nach<br />

dem Tod kommt?<br />

Ein w<strong>und</strong>erbares Bild: Die Sonnenstrahlen<br />

als Himmelsleiter für die Seelen der Toten.<br />

Erst nachdem die Seelen zum Ursprung allen<br />

Lebens auf der Erde zurückgekehrt sind,<br />

kann das neue Jahr, das neue Leben, Aussaat<br />

<strong>und</strong> Ernte beginnen.<br />

Die Führung löschte für unsere Gruppe das<br />

Licht in der Kammer <strong>und</strong> schaltete eine<br />

Lampe am Eingang des Ganges ein, um<br />

uns eine Vorstellung von diesem Geschehen<br />

zu geben. Was für ein schwaches Bild<br />

im Verhältnis zu dem, was sich vor 5000<br />

Jahren hier am ersten Tag des neuen Jahres<br />

abgespielt haben muss. Die Dunkelheit<br />

13


der Nacht, das erwartungsvolle Schweigen<br />

der Menschen in der Grabkammer, die<br />

Freude bei den ersten noch schwachen<br />

Strahlen <strong>und</strong> dann der Jubel beim Erscheinen<br />

des warmen hellen Lichts.<br />

Sicherlich hätten die Erbauer des Grabhügels<br />

diesen Moment auch auf freiem Feld<br />

erleben können. Aber wie viel intensiver war<br />

es, sich durch dieses Bauwerk ganz auf das<br />

Wesentliche zu konzentrieren: die Verbindung<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit allen Lebens auf<br />

der Erde mit dem, was wir mit unserem<br />

Verstand auch heute noch nicht erfassen<br />

können.<br />

Unser kleiner touristischer Ausflug hatte uns<br />

an einen Ort geführt, an dem Menschen vor<br />

tausenden von Jahren die gleichen Fragen<br />

gestellt <strong>und</strong> eine w<strong>und</strong>erbar poetische Antwort<br />

gef<strong>und</strong>en haben, die uns auch heute<br />

noch <strong>und</strong> schon gar nach dem Tod unseres<br />

Sohnes nicht mehr los lässt.<br />

D.G.<br />

Auf dem Kirchentag<br />

Verwaist aber überhaupt nicht allein<br />

Unser Stand auf dem Kirchentag<br />

Wie soll das gehen - 18 Monate nach dem<br />

Tod unseres Sohnes - an einem "Messestand"<br />

auf dem Markt der Möglichkeiten den<br />

tausenden Flaneuren, Neugierigen, Interessierten,<br />

vielleicht auch Betroffenen entgegen<br />

treten?<br />

Aber schon der Aufbau nimmt manche<br />

Angst - Petra Hohn <strong>und</strong> Karin Grabenhorst<br />

haben alles dabei, <strong>und</strong> das Fehlende wird<br />

von den Nachbarn geliehen oder noch<br />

schnell besorgt. Zuversicht <strong>und</strong> gute Laune<br />

sind die Gr<strong>und</strong>lage alles Gelingens.<br />

Bei uns am Stand - zwischen Krankenhausseelsorge<br />

<strong>und</strong> kirchlicher Trauerbegleitung-<br />

ist vom ersten Tag an genug "los":<br />

- eine Hebammenlehrerin aus <strong>Bremen</strong><br />

bedankt sich für die w<strong>und</strong>erbare Fortbildung,<br />

die Heiner Melching bei ihnen<br />

gemacht hat.<br />

- ein Notfallseelsorger aus dem Westfälischen<br />

schildert die Probleme beim<br />

Überbringen "der" Nachricht. Schnell<br />

wird daraus ein intensives Gespräch,<br />

wie wir unsere Erfahrungen als Betroffene<br />

in die Schulung der Polizei einbringen<br />

können.<br />

- Religionslehrerinnen, Erzieherinnen<br />

<strong>und</strong> Leiterinnen (es waren wirklich fast<br />

nur Frauen) von Selbsthilfegruppen bitten<br />

um Material <strong>und</strong> tauschen sich mit<br />

uns aus.<br />

- <strong>und</strong> immer wieder Menschen, die selbst<br />

oder in ihrer Nähe die gleiche Katastrophe<br />

erleiden mussten.<br />

-<br />

Wir sind schnell ein Team am Stand: Hannelore,<br />

Anke, Klaus, Detlef <strong>und</strong> Anke <strong>und</strong><br />

einige mehr, die ich nicht kennen gelernt<br />

habe. Einige haben sich genau wie ich<br />

überwinden müssen, der ihnen unbekannten<br />

Menge gegenüber zu treten, andere sind<br />

schon bei anderen Gelegenheiten dabei<br />

gewesen <strong>und</strong> wissen, dass diese Arbeit<br />

nicht nur dem "Publikum" hilft, sondern auch<br />

uns selbst. D.G.<br />

14


Wir über uns:<br />

Wenn ein Kind gestorben oder durch Gewalt<br />

ums Leben gekommen ist, bricht für <strong>Eltern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> eine Welt zusammen.<br />

Nichts ist mehr wie es einmal war.<br />

Der Verein „<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />

<strong>Bremen</strong> e. V.“ hat es sich seit<br />

1996 zur Aufgabe gemacht, den <strong>Eltern</strong>,<br />

Großeltern <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n, denen solch<br />

eine Katastrophe widerfahren ist, wieder<br />

den Boden unter die Füße zu schieben.<br />

Durch Beratungsgespräche mit erfahrenen<br />

Trauerbegleitern <strong>und</strong> PsychologInnen <strong>und</strong><br />

die Teilnahme an sorgfältig zusammengestellten<br />

Gesprächsgruppen machen viele<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> die Erfahrung, dass<br />

ihre Gefühle normal sind <strong>und</strong> dass ein Weiterleben<br />

mit dem Tod eines Kindes möglich<br />

ist.<br />

Der Verein „<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong><br />

<strong>Bremen</strong> e.V.“ bietet betroffenen <strong>Eltern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n Zeit <strong>und</strong> einen geschützten<br />

Raum, um der Trauer Gestalt <strong>und</strong> Ausdrucksform<br />

zu geben. Es wird neben wirklichem<br />

Verständnis erlebt, wie effektive Hilfe<br />

angenommen <strong>und</strong> weitergegeben werden<br />

kann.<br />

Die Rückmeldungen von Familien, die wir in<br />

den letzten Jahren betreut haben <strong>und</strong> unsere<br />

eigenen Beobachtungen zeigen sehr<br />

deutlich, dass unsere Angebote für viele<br />

betroffene Menschen überaus wichtig <strong>und</strong><br />

hilfreich sind. Sie helfen ihnen dabei, ihr Leben<br />

wieder in die eigenen Hände zu nehmen<br />

<strong>und</strong> in die Zukunft blicken zu können.<br />

Es ist überaus motivierend zu sehen, wie es<br />

Familien, die von dieser Katastrophe betroffen<br />

sind, gelingt, „dem Leben wieder ein<br />

Lächeln zu schenken“.<br />

Unterstützen Sie uns, damit diese Arbeit<br />

auch weiterhin fortbestehen kann. Sie können<br />

trauernden <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong>n<br />

helfen durch:<br />

- Werbung für unseren Verein<br />

- Ihre ehrenamtliche Mitarbeit<br />

- eine Spende<br />

- eine Mitgliedschaft<br />

- die Patenschaft für einen qm unseres<br />

Büros <strong>und</strong> Gruppenraumes<br />

Spendenkonten:<br />

Sparkasse <strong>Bremen</strong><br />

BLZ: 290 501 01<br />

Konto- <strong>Nr</strong>.: 161 95 84<br />

Commerzbank <strong>Bremen</strong><br />

BLZ: 290 400 90<br />

Konto- <strong>Nr</strong>.: 14 14 044<br />

Sitz des Vereins:<br />

<strong>Bremen</strong><br />

AG <strong>Bremen</strong><br />

VR-<strong>Nr</strong>.: 5467<br />

Mitglied im:<br />

Diakonischen Werk <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Netzwerk Selbsthilfe <strong>Bremen</strong>-<br />

Nordniedersachsen e.V.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

www.info@verwaiste-eltern-bremen.de<br />

Münchener Straße 146<br />

www.verwaiste-eltern-bremen.de<br />

28215 <strong>Bremen</strong><br />

Tel. 0421 - 20 70 465<br />

Redaktion/ Layout: Detlef Gieseke/Stefan Kokemüller<br />

15


( ) ich übernehme ab dem__________ die Patenschaft für einen qm in den Büro <strong>und</strong> Gruppenräumen der „<strong>Verwaiste</strong>n<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.“ <strong>und</strong> zahle monatlich 1/63 der Miete in Höhe von 7,00 € bis auf Widerruf.<br />

( ) ich trete dem Verein „<strong>Verwaiste</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschwister</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.“ ab dem __________ als Mitglied bei<br />

<strong>und</strong> zahle jährlich 40,00 €, bis auf Widerruf.<br />

(Gruppen <strong>und</strong> Seminarermäßigungen sind möglich, Sozialhilfeempfänger 25 %)<br />

( ) einmalig spende ich __________€ .<br />

( ) ich bin damit einverstanden, dass der Betrag von meinem Konto abgebucht wird Name<br />

_____________________________________________________________________________________<br />

Name Vorname<br />

_____________________________________________________________________________________<br />

Adresse<br />

_____________________________________________________________________________________<br />

Kontonummer Bankleitzahl<br />

_________________________________ ___________________________________________________<br />

Bank<br />

_____________________________________________________________________________________<br />

Datum<br />

_____________________________________________________________________________________<br />

Unterschrift<br />

______________________________________________________________________________________<br />

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