Zwischenzeit Nr. 4 - Verwaiste Eltern und Geschwister Bremen eV

Seite 6 Zwischenzeit©
Nr. 4 Mai - Juni– Juli 2007
Meine schöne Begegnung mit Arthur
von Jutta Caspers
Auf den Friedhof zu gehen, fällt mir nicht leicht und ich tue es nicht oft und dann auch nur aus Pflichtgefühl, damit das
Grab nicht verwildert.
Es ist ein schöner Friedhof, aber der Weg bis zu Arthur`s Grab ist weit und der Gang macht mich immer sehr traurig.
Vor ein paar Tagen bin ich wieder dort gewesen und auf einmal war ich nicht mehr alleine, Arthur ging auf meiner rechten
Seite.
Das freut mich aber sehr, dass du mich zu deinem Grab begleitest und ich hier nicht so alleine bin. Schön, dich zu sehen!!!
Wie geht es dir?
- Mir geht es gut, alles ist so wie es sein sollte, ich habe die richtige Entscheidung getroffen , vor 5 Jahren, als ich
von der Brücke gesprungen bin, ich konnte nicht anders und jetzt gehe ich meinen Weg. Es tut mir nur leid, dass
du manchmal noch so traurig bist, das hab ich nicht gewollt und auch nicht gewusst, dass ich dir so wichtig bin,
ich hab einfach nicht so weit sehen können. Aber ich bin froh, dass du dein Leben so weiter lebst, wie es für dich
richtig ist und es tut gut, zu merken, dass du mich nicht vergisst. Ich dachte, ich bin ganz unwichtig und keiner
wird sich an mich erinnern. Da hab ich mich getäuscht.
-
Das macht mich sehr froh, dass du so nah bei mir bist, du weißt ja, dass ich dich so gerne noch mal berühren würde, ich
glaube, du hast jetzt nichts mehr dagegen. – Erzähl doch mal wie es da ist , wo du jetzt bist, was du da machst.
- Das kann ich nicht in Worte fassen, das ist so anders als da, wo du noch bist und ich nicht mehr sein wollte. Aber
es ist ein Weg und ich bin schon ein Stück davon gegangen und es ist gut hier, ich bin glücklich und denke
nicht oft an die Zeit, als ich noch bei euch war. Eigentlich nur, wenn du oder andere Menschen, die mich gerne
hatten, an mich denken, dann komm ich noch mal für kurze Zeit zu euch und versuche zu sagen, dass es gut ist,
so wie es ist. Am meisten hilft es mir, wenn du mir nicht böse bist und nicht versuchst, die Zeit zurückzudrehen.
Alles musste so kommen , wie es gekommen ist. Ich habe es so gewollt.
Arthur, ich bin froh, dass es dich gegeben hat und ich freu mich auf dich, wenn ich dann auch irgendwann auf die andere
Seite komme, bin ich sicher, du wirst da sein, egal von wie weit du extra kommen musst, um mich zu begrüßen und
dann kann ich dich endlich in den Arm nehmen und all meine Sehnsucht stillen. Aber es wird wohl noch eine Weile
dauern, ich hab hier noch so viel zu tun, so viele Ideen zu verwirklichen und ich hoffe , anderen Menschen , denen auch
so etwas wie uns passiert ist, helfen zu können. Aber ich habe keine Angst zu sterben, nur ist jetzt noch nicht der richtige
Zeitpunkt.
Schön, dass du da bist, begleite mich, so lange du willst, aber ich bin sicher, dass du keine Lust hast, mit mir einkaufen zu
gehen , das ist kein Ort für dich.
Wann immer du willst, oder ich will, können wir uns treffen und dann haben wir ein wenig von der Nähe, die mir so
fehlt.
Bis bald..................
Veid– „Bundesverband der Verwaisten in Deutschland e.V.“
Seit dem 01.04.2007 sind wir Mitglied im VEID.
Der Bundesverband „ Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.“ (VEID) wurde von den bundesweit bestehenden Vereinen,
Selbsthilfegruppen, Organisationen und Regionalstellen 1997 gegründet, mit dem heutigen Sitz in der Geschäftsstelle in
Leipzig.
Es ist die deutsche Variante der weltweiten Bewegung der „Compassionate Friends“ ( mitfühlende Freunde).
Der VEID versteht sich als Koordinator und bundesweiter Ansprechpartner für die verschiedenen Anliegen Verwaister
Eltern in Deutschland.
Auszug aus dem Flyer: Leben….mit dem Tod eines Kindes
Herausgeber: Bundesverband der Verwaisten Eltern in Deutschland e.V.
www.veid.de