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Von der Ausbeutung einer lebenden Ressource – die Fischerei

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Preis sogar größer sein als <strong>der</strong> Marktpreis eines gefangenen<br />

Fischs. Da es sich bei Fisch um eine Gemeinschaftsressource<br />

handelt, zahlt bei <strong>einer</strong> offenen, vollkommen<br />

unregulierten <strong>Fischerei</strong> jedoch niemand den wahren<br />

volkswirtschaftlichen Preis. Aus <strong>die</strong>sem Grund werden<br />

<strong>die</strong> volkswirtschaftlichen Kosten des Fischfangs unterschätzt,<br />

und es wird deutlich mehr gefangen, als ökonomisch<br />

sinnvoll ist.<br />

Hat ein Fischbestand <strong>die</strong> Größe, <strong>die</strong> den maximalen<br />

ökonomischen Ertrag erlaubt, dann gibt es für den einzelnen<br />

Fischer einen starken Anreiz, zusätzliche Schiffe einzusetzen<br />

o<strong>der</strong> zusätzliche Schichten zu fahren, um so seinen<br />

persönlichen Gewinn weiter zu erhöhen. In <strong>einer</strong><br />

offenen <strong>Fischerei</strong> führt das dazu, dass <strong>der</strong> Aufwand so lange<br />

gesteigert wird, bis für praktisch keinen Fischer mehr<br />

Gewinne möglich sind.<br />

Zudem ermöglichen staatliche Beihilfen <strong>die</strong> Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> <strong>Fischerei</strong>, auch wenn <strong>die</strong> direkten Kosten des<br />

<strong>Fischerei</strong>aufwands bereits über dem Wert des Fangertrags<br />

liegen. So werden <strong>die</strong> individuellen Kosten <strong>der</strong> Fischer in<br />

vielen Fällen durch direkte o<strong>der</strong> indirekte Subventionen<br />

gesenkt. Jährlich werden weltweit über 10 Milliarden US-<br />

Dollar in Form von Treibstoffvergünstigungen o<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsprogrammen<br />

gezahlt, etwa 80 Prozent davon in<br />

den Industriestaaten.<br />

Berechnungen <strong>der</strong> Weltbank zufolge müsste <strong>der</strong> weltweite<br />

<strong>Fischerei</strong>aufwand um 44 bis 54 Prozent gesenkt<br />

werden, um den gesamten wirtschaftlichen Nutzen zu<br />

maximieren, das heißt den maximalen ökonomischen<br />

Ertrag zu realisieren. Die aufgrund <strong>der</strong> Überfischung entgangenen<br />

zukünftigen Erträge schätzt <strong>die</strong> Weltbank <strong>der</strong>zeit<br />

auf etwa 50 Milliarden US-Dollar jährlich <strong>–</strong> eine<br />

erhebliche Summe im Verhältnis zum gesamten Wert <strong>der</strong><br />

weltweit angelandeten Fische von rund 90 Milliarden US-<br />

Dollar.<br />

Eine große zusätzliche Schwierigkeit für eine erfolgreiche,<br />

im Sinne des MEY regulierte <strong>Fischerei</strong> liegt darin,<br />

<strong>die</strong> Regulierung dauerhaft durchzusetzen und zu kontrollieren.<br />

Die Profitabilität <strong>der</strong> <strong>Fischerei</strong> kann nämlich dazu<br />

führen, dass Fischer versucht sind, durch illegale Anlandungen<br />

hohe Gewinne zu erzielen. Schätzungen gehen<br />

davon aus, dass etwa ein Drittel <strong>der</strong> Produkte, <strong>die</strong> in den<br />

Handel gelangen, illegal o<strong>der</strong> unter Umgehung internationaler<br />

Abkommen gefangen wurde. Durch <strong>die</strong> illegale<br />

<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausbeutung</strong> <strong>einer</strong> <strong>lebenden</strong> <strong>Ressource</strong> <strong>–</strong> <strong>die</strong> <strong>Fischerei</strong> <<br />

Bis wann sich Fischen lohnt<br />

Ob sich das Fischen langfristig lohnt, lässt sich ermitteln, indem man den<br />

Ertrag, <strong>die</strong> Fangkosten und den Aufwand zusammen betrachtet. Ein<br />

bestimmter langfristig konstanter Aufwand führt zum maximalen nachhaltigen<br />

Ertrag (MSY). Dieser gibt <strong>die</strong> größtmögliche jährliche Fangmenge für<br />

einen Fischbestand an, <strong>die</strong> über einen unbefristeten Zeitraum angelandet<br />

werden kann, ohne den Bestand zu gefährden. Der MEY (maximaler ökonomischer<br />

Ertrag) wie<strong>der</strong>um ist eine monetäre Größe. Er entspricht dem maximalen<br />

jährlichen Gewinn aus dem Fischfang und ergibt sich aus <strong>der</strong> maximalen<br />

Differenz von Ertrag und Fangkosten. Der MEY wird schon bei einem<br />

geringeren Aufwandsniveau erreicht als <strong>der</strong> MSY. Ohne Regulierung würde<br />

<strong>der</strong> Fangaufwand so lange erhöht, wie es sich lohnt, Fische zu fangen, also<br />

solange <strong>der</strong> Gewinn aus dem Fischfang positiv ist. Der Aufwand ohne Regulierung<br />

ergibt sich als <strong>der</strong> Punkt, bei dem Fangertrag und Kosten gleich hoch<br />

sind.<br />

Ertrag/Kosten (Euro)<br />

maximaler<br />

ökonomischer Ertrag<br />

maximaler<br />

nachhaltiger Ertrag<br />

Aufwand (Fangtage)<br />

Ertrag ohne Regulierung<br />

<strong>Fischerei</strong> (IUU-<strong>Fischerei</strong>, illegal, unreported and unregulated)<br />

werden infolgedessen Bemühungen zur Erhaltung<br />

<strong>der</strong> Bestände behin<strong>der</strong>t. IUU-<strong>Fischerei</strong> betreiben nicht<br />

nur einzelne Privatunternehmen, <strong>die</strong> bewusst gegen Rechte<br />

verstoßen. Hinzu kommen Fahrzeuge, <strong>die</strong> unter <strong>der</strong><br />

Fahne von Nationalstaaten agieren, <strong>der</strong>en Auflagen nicht<br />

den internationalen Standards entsprechen o<strong>der</strong> <strong>die</strong> nicht<br />

in <strong>der</strong> Lage sind, Kontrollmechanismen zu etablieren. Die<br />

IUU-<strong>Fischerei</strong> schadet daher vor allem <strong>der</strong> handwerklichen<br />

<strong>Fischerei</strong> in den Küstengebieten <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>.<br />

Weltweit schätzt man den wirtschaftlichen Schaden<br />

<strong>der</strong> IUU-<strong>Fischerei</strong> auf bis zu 10 Milliarden US-Dollar<br />

jährlich.<br />

Fangkosten<br />

Ertrag<br />

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