Manager verkaufen sich selbst - Vogel und Detambel
Manager verkaufen sich selbst - Vogel und Detambel
Manager verkaufen sich selbst - Vogel und Detambel
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
20<br />
GLOSSE<br />
Es gibt keine<br />
Sicherheit<br />
Wenn das B<strong>und</strong>esheer<br />
zu einem<br />
Führungslehrgang<br />
lädt (siehe Artikel<br />
S. 26), ahnt so mancher Schlimmes,<br />
was auf dem Programm<br />
stehen könnte: Befehle ohne<br />
Sinn sinnvoll befolgen? Brüllen<br />
aus Prinzip? Anschiss ist die beste<br />
Verteidigung? Solche Ängste<br />
sind natürlich unbegründet, in<br />
der Realität geht es um die Vorbereitung<br />
der heimischen Wirtschaft<br />
auf Herausforderungen<br />
wie Computer-Attacken oder<br />
Terrorismus. Tatsächlich gibt es<br />
eine Reihe von<br />
Bedrohungsszenarien,<br />
von denen<br />
man <strong>sich</strong><br />
heute verfolgt<br />
fühlen darf: Ich<br />
zum Beispiel<br />
ROBERT<br />
PRAZAK<br />
robert.prazak@<br />
wirtschaftsblatt.at<br />
Das<br />
B<strong>und</strong>esheer<br />
sollte<br />
uns vor<br />
realen Bedrohungen<br />
schützen<br />
habe das Gefühl,<br />
mein Postzusteller<br />
ist ein Teilzeit-Terrorist,<br />
der Adressen<br />
mit Ab<strong>sich</strong>t verwechselt<br />
<strong>und</strong><br />
alle Prospekte<br />
bis zur Unkennt -<br />
lichkeit zusammen<br />
staucht<br />
(könnte aber<br />
auch mit der<br />
Größe des Brieffachs<br />
zu tun haben).<br />
Kann mir<br />
bitte das B<strong>und</strong>esheer helfen?<br />
Auch mein Computer wird offen<strong>sich</strong>tlich<br />
von der internationalen<br />
Cyber-Camorra infiltriert,<br />
die meine PC-Programme wahllos<br />
beendet <strong>und</strong> mich mit Spam-<br />
Mails bombardiert. Wo bleibt<br />
die große Web-Offensive des<br />
B<strong>und</strong>esheers, um Österreichs<br />
Internet-Grenzen dicht zu machen?<br />
Oder steht der einzige<br />
Heeres-PC mit Web-Anschluss<br />
längst im Regierungsbunker?<br />
Besonders arg finde ich die Attacken<br />
einer mir nicht näher bekannten,<br />
aber regierungsnahen<br />
Organisation namens ORF, die<br />
ich mir täglich bieten lassen<br />
muss (heute droht für 20:15 Uhr<br />
eine Schreckensoffensive), ja für<br />
die ich sogar zahlen soll. Wird<br />
die Armee da aktiv? Wohl kaum,<br />
denn der ORF-General stand<br />
schon mal als Referent bei einem<br />
Heeres-Lehrgang Habtacht.<br />
»<br />
KARRIERE<br />
JOBMARKT<br />
<strong>Manager</strong><br />
<strong>verkaufen</strong><br />
<strong>sich</strong> <strong>selbst</strong><br />
Statt auf den Anruf eines<br />
Headhunters zu warten,<br />
sollten <strong>sich</strong> wechselwillige<br />
Führungskräfte lieber<br />
<strong>selbst</strong> anbieten. Aktives<br />
Eigenmarketing könnte in<br />
den kommenden Monaten<br />
doppelt wichtig werden.<br />
Der klassische Weg: <strong>Manager</strong>, die<br />
auf der Suche nach einem Job sind,<br />
durchforsten Tageszeitungen <strong>und</strong><br />
das Internet nach freien Stellen.<br />
Und trachten danach, die Anforderungen<br />
der Unternehmen möglichst<br />
punktgenau zu erfüllen – von<br />
der gewünschten Erfahrung bis zu<br />
den „Social Skills“. Doch die wirk-<br />
beigestellt<br />
lich interessanten Jobs kriegt man<br />
so nicht, behaupten die deutschen<br />
Headhunter Hans Rainer <strong>Vogel</strong><br />
<strong>und</strong> Daniel <strong>Detambel</strong>. Sie sind<br />
<strong>sich</strong>er: Nur wer sein eigener Headhunter<br />
ist <strong>und</strong> die ausgetretenen<br />
Bewerbungspfade verlässt, hat<br />
Chancen auf den Traumjob. In ihrem<br />
Buch „JobSearch“, das auf der<br />
von ihnen entwickelten gleichnamigen<br />
Methode beruht (siehe<br />
Buchtipp unten), beschreiben sie,<br />
wie <strong>sich</strong> Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
aktiv am Stellenmarkt <strong>verkaufen</strong><br />
können.<br />
Analyse zuerst. Erster Punkt: Sich<br />
<strong>selbst</strong> genau kennen, also die eigenen<br />
Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />
schonungslos analyiseren – dazu<br />
könnte etwa der von Gallup entwickelte<br />
„Strengthfinder“-Test dienen.<br />
Aber nicht nur seine Eigenschaften<br />
sollte man kennen, auch<br />
seine Motive: Statt <strong>sich</strong> an zukünftige<br />
Arbeitgeber anzupassen,<br />
sollte man <strong>sich</strong> laut <strong>Vogel</strong> <strong>und</strong> <strong>Detambel</strong><br />
nämlich lieber <strong>selbst</strong> fragen,<br />
was man denn eigentlich<br />
machen (<strong>und</strong> schaffen) will – <strong>und</strong><br />
auf diesen Motiven aufbauend<br />
mögliche Arbeitgeber heraussu-<br />
„In den kommenden<br />
Monaten wird<br />
unsere Methode<br />
wichtiger werden“<br />
Hans Rainer <strong>Vogel</strong><br />
Autor, Headhunter<br />
chen (etwa mittels Hoppenstedt-<br />
Datenbank) <strong>und</strong> aktiv für <strong>sich</strong><br />
<strong>selbst</strong> Werbung machen.<br />
Dieses „umgekehrte Headhunting“<br />
habe <strong>sich</strong> in der Praxis bewährt,<br />
sagt <strong>Vogel</strong>. Der Hauptgr<strong>und</strong>:<br />
Die Vielzahl der Jobs für qualifizierte<br />
Fachkräfte bzw. für <strong>Manager</strong><br />
sind verdeckt <strong>und</strong> werden zum<br />
Beispiel gar nicht über Suchinserate<br />
abgedeckt. Wer an diese süßen<br />
Früchte will, muss <strong>sich</strong> trotz-<br />
wirtschaftsblatt.at<br />
beigestellt<br />
Wer den Traumjob sucht, sollte <strong>sich</strong>
wirtschaftsblatt.at KARRIEREKOMPAKT 21<br />
Riesen-Motivation<br />
US-Investmentmogul David Booth spendete als<br />
Alumnus der Chicago Graduate School of Business<br />
die Rekordsumme von 300 Millionen USD – die<br />
zum Dank prompt seinen Namen angenommen hat.<br />
<strong>selbst</strong> aktiv am Markt anbieten<br />
Colourbox<br />
dem nicht verrenken: „Der klassische<br />
Bewerber ist durch Ratgeber<br />
<strong>und</strong> Medien darauf konditioniert,<br />
<strong>sich</strong> anzupassen“, sagt <strong>Vogel</strong>. Doch<br />
wer sein eigener Headhunter ist,<br />
sagt dem Unternehmen nicht das,<br />
was es hören will – sondern das,<br />
was er <strong>selbst</strong> bieten kann. „Man<br />
muss seine Werbebotschaft gut<br />
rüberbringen“, sagt <strong>Vogel</strong>. Weshalb<br />
sollten <strong>sich</strong> <strong>Manager</strong> nicht<br />
<strong>selbst</strong> etwa mithilfe eines Flyers<br />
bewerben? Dabei sollte<br />
man <strong>sich</strong> auf Kernaussagen<br />
konzentrieren, etwa: Wer bin<br />
ich, was will ich, was suche<br />
ich?<br />
Krisenresistent. Die Methode, sein<br />
eigener Headhunter zu sein, könnte<br />
in den kommenden Monaten besonders<br />
wichtig werden. „Viele<br />
werden gar keine andere<br />
Wahl haben, andere<br />
werden die Krise aussitzen“,<br />
sagt Hans Rainer<br />
<strong>Vogel</strong>. Der verdeckte<br />
Stellenmarkt<br />
werde auf alle Fälle<br />
noch größer werden.<br />
Es gibt allerdings<br />
Grenzen für das eigene<br />
Headhunting: Personen über<br />
50 tun <strong>sich</strong> schwer damit, hat <strong>Vogel</strong><br />
beobachtet. Und in engen<br />
Märkten ist die Angst vor einer<br />
„Aufdeckung“ groß: Wer <strong>sich</strong> bei<br />
anderen aktiv bewirbt, könnte bald<br />
ins Gerede kommen. „Eines muss<br />
jedem klar sein: Es geht nur ganz<br />
oder gar nicht. Wer sein eigener<br />
Headhunter wird, muss seinen<br />
Weg gehen wollen.“ Bis zum<br />
Traumjob.<br />
ROBERT PRAZAK<br />
robert.prazak@wirtschaftsblatt.at<br />
BUCH-TIPP<br />
Gabal<br />
JobSearch<br />
von Hans Rainer<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>und</strong> Daniel<br />
<strong>Detambel</strong><br />
Gabal; 211 S; 24,90 €<br />
Headhunting, aber umgekehrt: Mit<br />
der JobSearch-Methode stellen<br />
<strong>Vogel</strong> <strong>und</strong> <strong>Detambel</strong> den klas<strong>sich</strong>en<br />
Bewerbungsablauf auf den Kopf.<br />
Ein gut geschriebener Ratgeber.<br />
START<br />
Tanzerπ<br />
WirtschaftsBlatt: Welche Herausforderungen<br />
gehen Sie in Ihrer<br />
neuen Position als Österreich-Chef<br />
von Boyden Global Executive<br />
Search an?<br />
Andreas Landgrebe: Ich werde<br />
das tun, was ich in den letzten Jahren<br />
bereits getan habe, <strong>und</strong> zwar<br />
eine in Österreich kaum bekannte<br />
Marke zu positionieren. Bei<br />
Ray & Berndtson ist mir das gut<br />
gelungen. Die Marke ist positiv<br />
belegt <strong>und</strong> man hat nun mit Markus<br />
Kaiser einen guten Nachfolger<br />
gewinnen können. Für mich<br />
ist die Situation bei Boyden eine<br />
Startup-Situation in Wien. Wichtig<br />
ist jetzt, dass wir uns intern international<br />
vernetzen müssen.<br />
Haben Sie auch einige K<strong>und</strong>en<br />
mitgenommen?<br />
Wer sagt, „ich nehme K<strong>und</strong>en<br />
mit“, hat das falsche Selbstverständnis.<br />
Die K<strong>und</strong>en nehmen einen<br />
mit. Sie rufen mich an <strong>und</strong><br />
nicht umgekehrt. Aber natürlich<br />
ist im Top-Segment Vertrauen<br />
sehr wichtig.<br />
Wie unterscheidet <strong>sich</strong> Ihre Aufgabe<br />
bei Boyden von bisherigen<br />
Aufgaben?<br />
Krisen-Motivation<br />
Motivationstrainer Peter Kinauer hat rasch reagiert:<br />
In seinem Vortrag „Die Krise ist vorbei!“<br />
will er zeigen, wo gerade jetzt neue Absatzmärkte<br />
zu finden sind. www.kinauer.com<br />
„Spannende Zeiten<br />
für Headhunter“<br />
Die Rolle von Boyden in Osteuropa<br />
ist anders als zum Beispiel<br />
bei Jenewein/Amrop. Bei Amrop<br />
war jedes Büro stark international<br />
tätig. Wir haben das Geschäft<br />
generiert, sie haben es abgewikkelt.<br />
Bei Ray & Berndtson war es<br />
eine deutlich monolithischere<br />
Struktur. Jetzt ist es eine Mischung<br />
mit einer lokalen Struktur,<br />
die so agiert, als wäre sie monolithisch<br />
– das Motto lautet „One<br />
Face to the Customer“.<br />
Sie treten in wirtschaftlich turbulenten<br />
Zeiten Ihren Posten an.<br />
Für Headhunter sind es interessante<br />
Zeiten. Viele Unternehmen<br />
verstärken jetzt nicht wie<br />
sonst ihre zweite oder dritte Führungsebene,<br />
sondern ihre erste.<br />
Ich habe ja zwei, sagen wir mal<br />
zweieinhalb Konsolidierungsphasen<br />
miterlebt. Die erste war<br />
1998 nach der Wirtschaftskrise in<br />
Russland. Dann kam 2001 die<br />
Dotcom-Bubble <strong>und</strong> 2003 die Audit-Probleme,<br />
Enron <strong>und</strong> so weiter,<br />
die Erschütterungen bis nach<br />
Mitteleuropa gezeigt haben. Für<br />
Headhunter sind solche Zeiten<br />
extrem spannend. Hier trennt <strong>sich</strong><br />
die Spreu vom Weizen. (man)<br />
Headhunter Andreas Landgrebe setzt ein weiteres Mal an,<br />
„eine in Österreich kaum bekannte Marke zu positionieren“<br />
Peroutkaπ