Patenberichte Roşia 2012 - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing
Patenberichte Roşia 2012 - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing
Patenberichte Roşia 2012 - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing
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Patenkindberichte <strong>2012</strong><br />
aus <strong>Roşia</strong>/Rumänien
Einleitung<br />
Die Auseinandersetzung mit der fremden Lebenswelt der Roma und deren Armut ist für<br />
die deutschen Jugendlichen schwierig, aber erfahrungsgemäß auch sehr bereichernd.<br />
Deshalb bekamen die Jugendlichen wieder die Aufgabe, sich während der Zeit des<br />
Praktikums ein Patenkind zu suchen und dieses während der Praktikumswochen zu<br />
begleiten, die Lebensumstände zu erfassen und anschließend einen kleinen Bericht zu<br />
schreiben. Um die Kinder etwas näher kennenzulernen, hospitierten die Schüler im<br />
Unterricht der ersten und zweiten Klasse der Waldorfschule in <strong>Roşia</strong>. Schon nach kurzer<br />
Zeit hatten viele eine besondere Zuneigung zu einem der Kinder gefasst und wählten<br />
dieses als Patenkind. Es entstanden die folgenden beeindruckenden Berichte.<br />
Walter Kraus<br />
Patenkindbericht von Lena-Maria Tilk<br />
Paul Aron<br />
Über die drei Wochen des Rumänienaufenthalts im Rahmen des Sozialpraktikums war<br />
Paul Aron mein Patenkind. Paul ist am 22. Mai 2004 geboren, also ist er acht Jahre alt.<br />
Er besucht wie alle unsere Patenkinder die dorfansässige Waldorfschule in Rosia und<br />
geht dort in die erste Klasse. Paul hat zwei Schwestern, die große Schwester heißt<br />
Andrea und besucht die siebte Klasse. Die kleinere heißt Denisa und geht in die zweite<br />
Klasse. Da Paul mit seiner Familie im Nachbardorf Nou wohnt, hatte ich leider kein<br />
einziges Mal die Möglichkeit, ihn zuhause zu besuchen und mir die Verhältnisse<br />
anzuschauen, in denen er lebt.<br />
Ich sah Paul zum ersten Mal, als unsere ganze Gruppe am Hauptunterricht der ersten<br />
und zweiten Klasse teilnahm. Er ist ein kleiner, schlanker Junge. Sein Gesicht ist schmal<br />
und fein. Die Augen sind groß und dunkelglänzend und umrahmt von langen, dichten,<br />
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schwarzen Wimpern, die fast aussehen wie zartflattrige Federn. Nase und Mund sind<br />
zierlich und sehr gleichmäßig geformt. Alles in Allem ist Paul ein unglaublich hübscher<br />
Junge.<br />
Als ich das Klassenzimmer betrat, sah ich Paul, wie alle anderen Kinder auch, an einem<br />
der kleinen Schultische sitzen. Neben ihm war ein Platz frei. Herzlich lachend winkte er<br />
mich stark gestikulierend und auf Rumänisch etwas Unverständliches schreiend, zu sich<br />
herüber und machte mir verständlich, ich solle mich auf den Platz neben ihm setzen. Das<br />
tat ich dann auch. Als erstes wurde ich lange von großen Kinderaugen beäugt, dann fing<br />
Paul zu grinsen an und fragte mich etwas, was ich nicht verstand. Während des<br />
Hauptunterrichts unterhielten wir uns mit Händen und Füssen mit den Kindern. Mit ein<br />
wenig Übersetzungshilfe der Lehrerin klappte das auch ganz gut und gegen Ende hatte<br />
jeder schon einige Fakten über sein Patenkind gesammelt. Paul ist keinesfalls ein<br />
schüchterner Junge. Er zierte sich nicht, sich mit mir zu unterhalten und redete<br />
andauernd lautstark auf mich ein. Während dem gemeinsamen Malen und Rechnen<br />
klopfte er sich öfters lachend auf die Brust und wollte von mir ein Lob hören.<br />
Was mich sehr erstaunte, war der Respekt den Paul für nicht eigene Gegenstände hatte.<br />
Zum Schreiben lieh ich ihm meinen Kuli und während Paul mit dem Blatt Papier und<br />
dem Kuli im Klassenzimmer umherzog, um auch mit den anderen Kindern zu malen,<br />
sah ich oft wie er in beide Hände schaute, um sich zu vergewissern, dass Deckel und<br />
Stift noch da waren. Sobald eines der anderen Kinder nach dem Stift greifen wollte,<br />
schnauzte Paul sie sofort harsch an.<br />
Paul ist ein extrem soziales Kind das wirklich freiwillig teilt. Als die tägliche 10-Uhr-<br />
Pausenversorgung eintraf, bot mir Paul sofort etwas von seiner Milch an und drückte mir<br />
eine riesen Menge Kekse in die Hand. Ein anderes Mal kam ich grad vom Laden zurück,<br />
wo ich mir Gummibärchen gekauft hatte. Als ich Paul auf dem Schulgelände traf,<br />
schenkte ich ihm eine der Tüten. Er freute sich riesig und obwohl die Tüte nicht groß<br />
war, teilte er ohne meine Aufforderung mit einem anderen Jungen der gerade in seiner<br />
Nähe stand.<br />
Paul hatte oft dasselbe an. Eine dunkelblaue Jogginghose mit roten Streifen an der Seite<br />
und einen schwarzen Pulli mit großem orangenem Schriftzug. Daraus schließe ich, dass<br />
seine Familie, wie viele andere, auch sehr arm ist und nur wenig Geld für Klamotten hat.<br />
Ich mochte Paul und ich glaube, er mochte mich schon auch. Jedes Mal wenn wir uns<br />
zufällig über den Weg liefen, unterhielten wir uns ein wenig und jeder fragte den<br />
anderen so gut es möglich war, wie es ihm gerade ginge. Ebenso spielten wir<br />
gemeinsam, sagten rumänische Abzählreime auf oder beteiligten uns an den<br />
Fußballturnieren zwischen den rumänischen Kindern und unserer Klasse, die auf dem<br />
Hügel vor dem Haus stattfanden.<br />
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Patenkindbericht von Simona D'Aiello<br />
Viorel (7 Jahre)<br />
Gleich am ersten Arbeitstag durften ein paar von uns den Unterricht der 1. Und 2. Klasse<br />
der Waldorf-Scoala Rosia besuchen, um uns ein wenig mit den Kindern bekannt zu<br />
machen.<br />
Jeder von uns, hatte die Aufgabe, sich ein Kind auszuwählen, um dann die nächsten 3<br />
Wochen speziell dieses Kind näher kennenzulernen. Als wir in die Klasse kamen, saßen<br />
dort auch schon ca. 10- 12 kleine, braungebrannte, etwas schmutzige Kinder. Manche<br />
von ihnen waren laut und anhänglich, andere eher still und zurückgezogen. Ich ging<br />
zielstrebig und bewusst auf einen kleinen Jungen zu, der direkt in der ersten Reihe,<br />
alleine an einem Tisch saß, und meiner Meinung nach eher zu der stillen Kategorie<br />
zuzuordnen war. Anfangs bestätigte sich mein Eindruck, dass er schüchtern und ruhig<br />
sei, was mir übrigens gerade recht war. Er beteiligte sich nicht, wie die anderen Schüler,<br />
aufgeweckt und kreischend am Unterricht, sondern saß nur seelenruhig neben mir und<br />
lächelte, mal hier mal da, ganz lieb zu mir herüber. Die erste Unterrichtsstunde war<br />
„Schreiben lernen“. Die Lehrerin schrieb Worte und Buchstaben an die Tafel, welche die<br />
Kinder anschließend in ihr Heft übertragen sollten. Ich begann ihm meinen Namen in<br />
Großbuchstaben auf ein Blatt Papier zu schreiben und bat ihn, dann dasselbe für mich zu<br />
tun. Dies tat ich zum einen, weil ich das für eine gute Übung hielt, zum anderen auch<br />
aus dem Grund weil ich, verflixt nochmal, nicht verstand, was er auf die Frage „wie<br />
heißt du?“, die ich natürlich auf Rumänisch auswendig gelernt hatte, antwortete. Der<br />
Junge schrieb seinen Namen dann also langsam und noch sehr unsicher auf das Blatt:<br />
VIOREL ... endlich, ich hatte das Geheimnis gelüftet.<br />
4
In der nächsten Stunde waren die Schüler damit beschäftigt, ein kleines Theaterstück für<br />
das Schuljahresende einzuüben. Zu meiner Überraschung entpuppte sich Viorel als ein<br />
so gar nicht schüchterner und scheinbar zurückgezogener Kerl, sondern ich hatte<br />
plötzlich das Gefühl, er gehörte zu den frechsten und aggressivsten Kindern der Klasse.<br />
Er sprang und lachte, kämpfte mit seinem Klassenkamerad Cosmin, und trat den<br />
Mädchen, die ihn aus unerklärlichen Gründen nervten, einfach so mal mit voller Wucht<br />
gegen das Schienbein. Nach der <strong>Schule</strong> zog er mich zu einem Baum mit leckeren<br />
kleinen Früchten, kletterte diesen hinauf und pflückte mir ein paar davon und gab sie<br />
mir anschließend zum Essen. Viorel lebt wie die meisten der Schüler in dem Dorf Rosia,<br />
zufälligerweise genau neben dem Haus, das wir renovierten. Dort wohnte er in einem<br />
etwa 30m² großen Raum, mit seinen 2 Geschwistern Daniel (8) und Lydia (11), seinen<br />
Eltern und Großeltern, die mir alle auf den ersten Blick, einen recht sympathischen<br />
Eindruck machten. Wie fast alle Bewohner in Rosia, lebte auch diese Familie in sehr<br />
ärmlichen Verhältnissen. Man konnte dies gut an der Kleidung sehen, die er trug:<br />
zerrissen, schmutzig und der Inbegriff davon, was wir als unbrauchbar bezeichnen<br />
würden. Auch seine Zähne waren, wie die von vielen Kindern, Jugendlichen und<br />
Erwachsenen, extrem von Karies befallen. Das Haus ist kaum verputzt und die Ziegel<br />
auf dem Dach wurden nur noch von schweren Steinen, die darüber gelegt wurden,<br />
gehalten.<br />
Viorel selbst, ist ein sehr kleiner, dünner Junge, mit einem so süßen und scheinheiligen<br />
Engelsgesicht, hinter dem sich aber, wie schon erwähnt, ein frecher Lausebengel<br />
verbirgt. Er steckte mich jedes Mal mit seinem glucksendem Lachen an. Was mir an ihm<br />
besonders gefiel, war dass er nicht so anhänglich und aufdringlich ist, wie die anderen<br />
Kinder, und es versteht, wenn man einfach mal in Ruhe gelassen werden wollte. Was<br />
mich sehr erstaunte, war die Kraft, die er mit seinen dünnen Ärmchen aufbringen<br />
konnte. Er gewann selbst gegen die stärksten Mädels von uns im Armdrücken. Was ihn<br />
dann, zu Recht, mit Stolz erfüllte.<br />
Ich bin sehr froh Viorel kennengelernt haben zu dürfen und wünsche ihm, sowie auch<br />
allen anderen Kindern aus Rosia eine bessere Zukunft.<br />
Patenkindbericht von Cedric Engelbrecht<br />
Denisa Aron<br />
Denisa ist ein fröhliches 9-jähriges Mädchen mit schwarzem Haar und großen Augen.<br />
Sie besucht die 2. Klasse der Waldorfschule in Rosia und ist die Größte und zugleich das<br />
einzige Mädchen in ihrer Klasse.<br />
Bei einem Besuch in der ersten und zweiten Klasse, die sich zusammen ein<br />
Klassenzimmer teilen, sah ich sie zum ersten Mal. Jeder von uns sollte sich ein<br />
Patenkind heraussuchen und als ich mich neben sie setzte, freute sie sich sehr. Sie<br />
lernten gerade das Rechnen und Schreibschrift und ich versuchte ihr zu helfen. Erst war<br />
sie ein wenig schüchtern, aber mit meinem brüchigen Rumänisch, was ich zum größten<br />
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Teil von einem Zettel mit vorgegebenen Sätzen ablas, erfuhr ich schnell ihren Namen<br />
und ihr Alter. Ich muss zugeben, dass ich sie erst, obwohl mich ihr Name irritierte, für<br />
einen Jungen hielt, da sie einen, für Buben typischen Haarschnitt trug.<br />
Immer wenn sie mich während der drei Wochen sah, freute sie sich und wollte mich<br />
gleich wieder mit in ihre Klasse nehmen. Sie war sehr Mathe begeistert und da sie<br />
gerade die Zahlen gelernt hatte, malte sie sie, um mir zu zeigen wie gut sie sich erinnern<br />
konnte, von 1-100 mit Kreide auf den Boden.<br />
Als ich mich mit Leila, einer Lehrerin der Waldorfschule unterhielt, fand ich heraus,<br />
dass Denisa in sehr armen Verhältnissen aufwächst. Sie lebt mit ihrer Familie auf sehr<br />
engem Raum in einem der Nachbardörfer, von wo sie jeden Tag mit dem Schulbus in die<br />
<strong>Schule</strong> kommt. Sie hat 6 Geschwister, ihre Eltern arbeiten nicht und ihre Familie lebt<br />
von der sehr geringen Sozialhilfe.<br />
Außerdem erzählte mir Leila, dass Denisa es liebt in die <strong>Schule</strong> zu kommen und eines<br />
der Kinder sei, die<br />
häufiger als andere im<br />
Unterricht anwesend ist.<br />
Bei vielen sei es so, dass<br />
sie nur manchmal am<br />
Unterricht teilnehmen und<br />
oft abwesend sind, da ihre<br />
Eltern sie entweder für<br />
Arbeiten im Haushalt<br />
brauchen, oder sie andere<br />
Aufgaben haben, die sie<br />
übernehmen müssen.<br />
Leider fehlte Denisa<br />
gerade an unserem letzten<br />
Tag in Rosia, wodurch ich<br />
mich nicht bei ihr<br />
verabschieden konnte. Das<br />
tat mir sehr leid, da sie mir<br />
über die drei Wochen sehr<br />
ans Herz gewachsen ist.<br />
Ich hoffe, dass sie,<br />
nachdem sie die<br />
Waldorfschule<br />
abgeschlossen hat, weiter<br />
in Sibiu zu <strong>Schule</strong> gehen<br />
kann, um ihre schulische<br />
Ausbildung zu vollenden<br />
und ihren Lebensstandard verbessern zu können.<br />
6
Patenkindbericht von Luis Ofenstein<br />
Cassim<br />
Mein Patenkind heißt Cassim. Seinen Nachnamen habe ich leider nie rausgefunden.<br />
Abgesehen vom Nachnamen habe ich aber auch nicht viel rausbekommen. In den 3<br />
Unterrichtsstunden in denen ich ihn begleiten durfte haben wir entweder versucht<br />
Matheaufgaben zu bewältigen, Englisch zu sprechen oder zu malen.<br />
Leider konnten wir uns nicht gut verständigen außer ein paar wenige Sachen wie z.B.<br />
sein Alter: 8 Jahre.<br />
Er ist ein eher ruhiger und schüchterner Junge, wobei er das wahrscheinlich auch nur<br />
war, wenn ich ihn begleitet hab, da er glaube ich, nicht wirklich wusste, was er mit mir<br />
anfangen soll.<br />
Auch wenn ich nie in seinem<br />
Haus oder bei seiner Familie<br />
war, denke ich dass seine<br />
Familie nicht sehr viel Geld<br />
besitzt. Er hat nur eine<br />
Schwester, was ein wenig<br />
untypisch ist, da dort die<br />
Familien normalerweise sehr<br />
groß sind.<br />
Zu Beginn saß er nur neben<br />
mir und wusste nicht was er<br />
sagen oder tun solle, doch<br />
nach 1-2 Std. ging er langsam<br />
„auf“ und wollte mit mir dann<br />
auch während der Pause<br />
Fußball oder Basketball<br />
spielen gehen. Außerdem<br />
durfte ich seine ganzen Hefte<br />
anschauen und mit ihm malen.<br />
In der Pause, in der jedes Kind<br />
ein paar Kekse und eine kleine<br />
Packung H-Milch bekam, bat<br />
er mir auch was zu „essen“ an.<br />
Ich hätte gerne in ein paar<br />
Unterrichtsstunden mehr<br />
teilgenommen, doch war er<br />
nicht allzu oft in der <strong>Schule</strong>,<br />
sodass ich keine Chancen<br />
dazu hatte.<br />
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Patenkindbericht von Lena Beyer<br />
Cosmin (11 Jahre)<br />
Als ungefähr 10 von uns das erste Mal die erste und zweite Klasse besuchten, sollten wir<br />
uns jeder ein Patenkind aussuchen. Ich setzte mich neben Cosmin in die erste Reihe. Am<br />
Anfang wusste ich nicht ganz, wie das so mit der Verständigung ablaufen wird doch das<br />
legte sich schnell, denn der Kleine nahm meinen Block und meinen Stift mir aus der<br />
Hand und schrieb seinen Namen auf. Und dann schrieb ich meinen auf und immer so<br />
weiter. Da wir ein paar Standard Sätze wie: wie heißt du? Oder wie alt bist du? kannten<br />
fand ich auch schnell heraus das Cosmin 11 Jahre alt ist und in die erste Klasse geht. Im<br />
Unterricht war er sehr unruhig und saß fast nie still. Entweder lief er durch die Klasse<br />
und ärgerte oder schlug ein paar Mitschüler oder er machte Liegestützen vor der Tafel.<br />
Außerdem hat er mich fast in Armdrücken geschlagen. Man konnte bei ihm schnell<br />
feststellen, dass er ein Führer der Klasse ist, denn er zeigte mir sofort, welche der<br />
Mädchen Läuse haben und welche er zu dick findet. Wenn er sich jedoch zwischendurch<br />
kurz auf den Unterricht konzentrierte, konnte er die Fragen der Lehrerin immer gut<br />
beantworten. Wenn die Lehrerin der ganzen Klasse eine Frage stellte, schrie er die<br />
Lösung am lautesten rein. Wie ich von der Lehrerin erfuhr, hat Cosmin fünf<br />
Geschwister, davon sind vier älter als er. Als wir dann nochmal in die Klasse kamen<br />
begrüßte er mich mit einer herzlichen Umarmung und nahm mich sofort mit auf seinen<br />
Platz. Ich hatte an diesem Tag meine Kamera dabei und alle Kinder waren extrem scharf<br />
drauf fotografiert zu werden, doch als mir das dann zu viel wurde und ich versuchte die<br />
Kinderschar abzuwimmeln, mischte sich Cosmin ein und schrie sie an oder gab ihnen<br />
eine mit. Immer zur Pause bekamen die Kinder Kekse und Milch ausgeteilt. Cosmin<br />
übernahm diese Aufgabe und holte die Kisten mit dem Pausenbrot, und teilte aus. Auch<br />
in der Pause war Cosmin sehr aktiv und meistens im Mittelpunkt.<br />
Patenkindbericht von Joshua Schaaf<br />
Robert<br />
Am ersten Tag unseres Praktikums teilten wir uns in 2 Gruppen; die eine Gruppe ging<br />
am Vormittag in den Unterricht der ersten und zweiten Klasse und die andere zu den<br />
höheren Klassen, die zu dieser Zeit eine Projektwoche hatten. Ich war in der ersten<br />
Gruppe. Wir kamen in die Klasse und sollten uns zu einem Kind setzen, welches dann<br />
unser „Patenkind“ war, eventuell die Familie des Kindes besuchen und so viel wie<br />
möglich über es herausfinden, um anschließend einen Bericht über dieses zu schreiben.<br />
Ich setzte mich zu Robert. Er ist ein kleiner, unauffälliger Junge. Er wollte anscheinend<br />
nicht viel mit mir reden, sondern machte still seine Matheaufgaben. Er konnte sehr gut<br />
rechnen und war schnell mit seinen Aufgaben fertig. Zur Pause kriegen alle Kinder eine<br />
Packung Kekse und eine kleine Milchtüte. Robert tauschte seine Kekse sofort gegen<br />
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eine Milchtüte bei einem Mädchen aus seiner Klasse ein. Er verstaute die Milchtüten in<br />
seinem Schulranzen und ging alleine in den Pausenhof. Ich hatte den Eindruck, dass er<br />
ein sehr intelligentes, in sich gekehrtes Kind ist und hätte mich gerne mit ihm<br />
unterhalten, aber leider habe ich Robert nach diesem Tag nicht mehr gesehen.<br />
Als wir später in derselben Woche die Klassen noch einmal besuchen wollten, konnten<br />
wir sie nicht finden; anscheinend hatten sie woanders Unterricht.<br />
Patenkindbericht von Konstantin Jannone<br />
Sorin<br />
Mein Patenkind aus der Waldorfschule ist Sorin, ein achtjähriger Junge der in die 2.<br />
Klasse geht. Er ist schmal gebaut und einer der Kleinsten. Auch ist er ein stiller Junge,<br />
der neben seinen Kameraden aus seiner Klasse ein wenig untergeht.<br />
Als ich mich eines Morgens neben<br />
ihn setzte und wir uns mit wenigen<br />
Sätzen versuchten zu verständigen,<br />
sah ich ihm in der weiteren Stunde<br />
vor allem beim Zeichnen und beim<br />
Rechnen zu. Er hat sich stark auf die<br />
Aufgaben konzentriert,<br />
beispielsweise auf das Zeichnen<br />
eines „D“s und das Geteilt-Rechnen.<br />
Während diesen Übungen konnte<br />
man ihn nicht ansprechen, sosehr war<br />
er vertieft.<br />
In der Pause setzte ich mich neben<br />
ihn auf die Stufen und er teilte sein<br />
Essen, Milch und Kekse, mit mir und<br />
lächelte unentwegt. Als ich ihm dann beim Fangen Spielen zusah, fiel mir auf, dass er<br />
ständig mit seinem besten Freund umherzieht und sich aus dessen Umfeld nicht löst. Er<br />
winkte mir, wie in den nächsten drei Wochen, wenn wir nach der Arbeit ankamen,<br />
ständig zu und lächelte breit. Sorin besucht die Waldorfschule nicht täglich, da ich ihn<br />
sonst öfter angetroffen hätte. Die Lehrerin meinte aber, er wäre trotzdem ein guter und<br />
angenehmer Schüler, den es Spaß mache, zu unterrichten!<br />
Patenkindbericht von Clara Zeeh<br />
Florin aus der 2. Klasse der Waldorfschule<br />
Florin ist ein kleiner Junge, er ist 9 Jahre alt und geht in die 2. Klasse.<br />
Anfangs hatte ich noch ein anderes Patenkind, doch nachdem ich sie kein mal wieder in<br />
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der <strong>Schule</strong> gesehen hatte, beschloss ich (mit Absprache von Herrn Baumann), dass<br />
Florin, der Junge aus unserem ersten Hausprojekt ab jetzt mein Patenkind sein sollte.<br />
Florin war unser aller Lieblingskind! Er hat 3 Geschwister und wohnt mit seinen Eltern<br />
in einem kleinen Haus im Unterdorf. Er ist das älteste Kind und das merkte man ihm<br />
auch an. Er half uns wo er konnte, verputzte, strich die Wände mit uns und war immer<br />
gut gelaunt.<br />
In kleineren Pausen spielten wir immer mit dem Ball, den ihm Luis geschenkt hatte.<br />
Einmal lockte er mich auf den Platz im Dorf und wir rannten um die Wette, bis wir zur<br />
Wassertränke kamen und uns eine Wasserschlacht gönnten. Das tat sehr gut bei der<br />
unglaublichen Hitze. Es machte<br />
super viel Spaß! Bis Florin von<br />
seiner Mutter gerufen wurde,<br />
dass er jetzt damit aufhören<br />
sollte. Wir spielten trotzdem noch<br />
weiter Ball und bespritzen uns<br />
immer wieder mit Wasser.<br />
Florin war das Kind mit dem wir<br />
am intensivsten zu tun hatten, da<br />
er uns die ganzen drei Wochen<br />
begleitete und mit uns zu jedem<br />
Haus ging. Florins Familie ist mit<br />
die ärmste im Dorf, also brachten<br />
wir ihnen oft Brot und Wasser<br />
mit. Frau Wiecken erzählte mir,<br />
dass zwar sein Vater im<br />
Nachbardorf arbeiten würde, aber<br />
dass seine Frau noch nie etwas<br />
von dem Geld gesehen hätte, da<br />
er es wahrscheinlich schon auf<br />
Hin-, und Rückreise für Alkohol<br />
ausgibt. Seine Mutter kommt oft<br />
zur <strong>Schule</strong> und bettelt, da sie kein<br />
bisschen Geld hat, um Essen<br />
zukaufen.<br />
Valerie, Luis und ich gingen ins<br />
Unterdorf um Fotos von den<br />
Baustellen zu machen. Florin war<br />
auch dabei und wir spielten mit ihm am Fluss.<br />
Wir nahmen ihn mit zur <strong>Schule</strong> und gaben ihm so viel Kuchen, Obst und Brot, dass er<br />
gar keine Hand oder Tasche mehr frei hatte, um es zu tragen. Er war oberglücklich und<br />
hatte schon lang nicht mehr so viel Essen gesehen, geschweige denn gehabt.<br />
10
Patenkindbericht von Valerie Puchner<br />
Andreea<br />
Andreea ist 6 Jahre alt und geht in die<br />
1.Klasse der Waldorfschule Rosia. Sie ist<br />
ein kleines sehr aufgewecktes und taffes<br />
Mädchen mit kurzen braunen Haaren und<br />
großen braunen Augen. Ihre Kleidung war<br />
meist sehr schmutzig und kaputt. Kennen<br />
gelernt habe ich sie nicht, wie die anderen<br />
ihre Patenkinder in der <strong>Schule</strong>, sondern auf<br />
der Baustelle unseres ersten Hauses in dem<br />
sie in sehr ärmlichen Verhältnissen mit<br />
ihren Eltern und drei Brüdern, von denen<br />
zwei jünger sind als sie, lebt. Von Frau<br />
Wiecken erfuhr ich, dass die Familie eine<br />
der ärmsten im Unterdorf ist, was einem<br />
beim Renovieren des Hauses auch schnell<br />
bewusst wurde. Andreea schlief zum<br />
Beispiel mit ihrem älteren Bruder Florine<br />
in einem Bett, was lediglich aus<br />
Metallfedern und einer darüber<br />
ausgebreiteten Decke bestand. Immer<br />
wenn wir zur Baustelle kamen, wollte sie<br />
sofort von den Jungs, wie ein Flugzeug<br />
durch die Luft gewirbelt werden, oder uns bei den Bauarbeiten zur Hand gehen, was<br />
allerdings sehr schwierig war, da sie nie verstand, was sie machen sollte und deshalb<br />
spielte sie dann neben uns mit einem alten Volleyball, Fußball oder schleppte ihren<br />
kleinsten Bruder durch die Gegend. Auch wenn uns öfter zu Ohren kam, dass der Vater<br />
das Geld, welches er in einem der Nachbarorte als Helfer auf einem Bauernhof verdient,<br />
nur für sich verwendet und die Familie davon nichts sieht, wirkte er auf mich sehr nett<br />
und Hilfsbereit und ich bin mir ziemlich sicher, dass er weder mit seiner Frau noch<br />
seinen Kindern grob umgeht, was mich sehr freut, da das hier nicht selbstverständlich<br />
ist. Leider mussten wir an einem Tag sehen, wie ein Hund aufgehängt wurde und in der<br />
Horde der Kinder und Jugendlichen entdeckte ich Andreea, was mich sehr schockierte,<br />
da ich es schrecklich finde, was sich kleinen von den großen abschauen, dass es wie in<br />
diesem Fall toll ist einen Hund zu erhängen und sich daran dann zu belustigen. Trotz<br />
diesem Zwischenfall fand ich Andreea ein süßes und nettes Mädchen und ich bin froh<br />
sie etwas näher kennen gelernt zu haben. Für ihre Zukunft wünsche ich ihr, dass sie ein<br />
tolles Leben hat und es vielleicht aus Rosia raus schafft, um dann in Sibiu oder einer<br />
anderen Stadt in besseren Verhältnissen leben zu können.<br />
11
Patenkindbericht von Julian Bendomir<br />
Raoul<br />
Als wir am Montag, den 4.Juni <strong>2012</strong> nach unserer Ankunft in Rosia/Rumänien um 8:00<br />
Uhr die 1. Klasse der Waldorfscoala Spalinger besuchten, sahen uns die Kinder an, als<br />
wären wir aus einer anderen Welt.<br />
Als wir uns dann jeder ein Patenkind „ausgesucht“ hatten, war der Unterricht schon<br />
weiter gegangen. Ich versuchte dann erst mal herauszufinden, wie der Name meines<br />
Patenkindes ist, was sich als sehr schwierig herausstellte, da der Junge „mein<br />
rumänisch“ nicht verstand. Als ich es dann endlich geschafft hatte und er mir sagte, dass<br />
er Raoul hieße und acht Jahre alt sei, waren bestimmt 20 Minuten vergangen.<br />
Raoul und ich lösten dann zusammen Rechenaufgaben (Plus/Minus). In der Pause, die<br />
um 10.00 Uhr war, aßen die Kinder Kekse und tranken Milch dazu. Anschließend<br />
schauten wir zu, wie sie ein Gedicht für eine Feier probten. Es war sehr witzig und man<br />
konnte sehen, dass Raoul sehr viel Spaß hatte.<br />
Als ich nach einer Woche wieder in die 1.Klasse kam, waren nur ein paar Kinder da,<br />
aber Raoul fehlte leider. Ich schaute noch ein paar Mal vorbei, aber ich sah in nicht mehr<br />
und so konnte ich auch leider kein Bild mehr von ihm machen. Schade, eigentlich hätte<br />
ich ihn gerne wenigstens noch einmal gesehen und mich von ihm verabschiedet.<br />
Patenkindbericht von Giulio Rummler<br />
Daniel<br />
Bei unserem Sozialpraktikum in Rumänien hatten wir alle Patenkinder. Mein Patenkind<br />
hieß Daniel, war 8 Jahre alt und ging in die 2. Klasse. Er lebt mit seinen 4 Geschwistern<br />
in dem Haus, wo wir zuletzt den Dachstuhl repariert und die Außenwände einbetoniert<br />
haben. Er kommt aus armen Verhältnissen und spielt gerne Fußball. Sein Vater arbeitet<br />
in einer Vorstadt von Sibiu auf dem Bau. Seine Mutter und sein Großvater betreuen ihn<br />
und seine Geschwister. Sein großer Bruder war einer der tatkräftigsten Mithelfer und hat<br />
hart bei uns mitgearbeitet. In Mathe ist Daniel wohl noch nicht so gut, Simon und ich<br />
mussten ihm bei allen Aufgaben helfen. Sehr gesprächig schien er mir auch nicht zu<br />
sein, da er von sich aus nichts sagte und auf Fragen nur selten antwortete oder mich<br />
verständnislos ansah. Leider sah ich Daniel nicht besonders oft und konnte deshalb nicht<br />
viel mit ihm reden. Ein Foto wollte der schweigsame Junge auch nicht von sich schießen<br />
lassen, er drehte sich immer um und rief: "Nuuu!". Er hat auf mich einen schüchternen,<br />
doch sehr belebten Eindruck gemacht und manchmal grüßte er, wenn wir zu unserem<br />
Arbeitsplatz an ihm vorbei fuhren. Wahrscheinlich war er mir, einem fremden,<br />
gegenüber etwas ängstlich und auch ein wenig argwöhnisch. Ich habe ihm einige Stifte<br />
und ein Beachball-Set geschenkt und hoffe, er kann damit etwas anfangen.<br />
12
Patenkindbericht von Anna Schreiber<br />
Maria - 10 Jahre<br />
Als wir in die 1. und 2. Klasse traten haben mich Maria und ihre Banknachbarin gleich<br />
erfreut zu sich gewinkt. Ich merkte gleich, dass sie ein sehr freches Mädchen war. Sie<br />
sagte einer anderen Schülerin sie solle mir einen Stuhl bringen, was diese auch<br />
unverzüglich tat.<br />
Bei der Verständigung bzw. bei der Kontaktaufnahme hatte ich keine Probleme da Maria<br />
gleich pausenlos auf mich einredete ohne zu realisieren, dass ich sie nicht verstand. Erst<br />
nach ein paar Minuten, als sie mir eine Frage stellte und ich ihr zu verstehen geben<br />
wollte, dass ich sie nicht verstand, merkte sie dies. Ich fand aber dennoch sehr schnell<br />
heraus, dass sie 10 Jahre alt war und in die 1. Klasse ging. Sie malte auch gleich etwas<br />
übermütig auf unsere mitgebrachten Blätter und bat mich unsere Namen aufzuschreiben.<br />
Auch fragte sie mich ununterbrochen nach den Namen aller anderen.<br />
Als ich sie näher betrachtete und auch die anderen Kinder ein wenig anschaute, fiel mir<br />
auf, dass sie relativ ungepflegt aussah. Sie hatte löchrige Socken und kaputte Sandalen<br />
an. Auch ihr Gesicht wirkte schmutziger als die der anderen. Ein anderes Kind erzählte<br />
uns, dass sie eine der wenigen sei, die Läuse habe.<br />
13
Nach diesen zwei ersten Unterrichtsstunden war ich schon ziemlich fertig und leicht<br />
genervt von ihr, da sie so massiv durch ihren Charakter war. Ich sah sie auch öfter bei<br />
unseren Baustellen und nachmittags in der <strong>Schule</strong>.<br />
Von einer Lehrerin erfuhr ich, dass sie eines der schwierigsten Familienverhältnisse<br />
habe. Sie lebte wohl in einem Nachbardorf oder etwas außerhalb mit ihrem Vater alleine.<br />
Die Lehrerin wollte dazu nicht viel mehr sagen, aber da Maria immer bis<br />
spätnachmittags bei uns im Dorf war, wollte sie wohl nicht so unbedingt nachhause.<br />
Die anderen Kinder behandelten sie ganz normal, aber ich hatte beobachtet dass sie<br />
manchmal etwas genervt von ihr waren.<br />
Aber trotz all dem habe ich sie als sehr heiteres, aufgewecktes Mädchen, das sich nicht<br />
unterkriegen lässt, kennengelernt.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Walter Kraus<br />
Tel.: 089/3801 4025<br />
email: oberstufe@waldorfschule-schwabing.de<br />
Im Internet finden Sie unter:<br />
http://www.waldorfschuleschwabing.de/schule/projekte/schule_projekt_rosia.htm<br />
frühere Patenschafts- und Tätigkeitsberichte sowie<br />
Schülertagebücher.<br />
Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie unser Aufbauprojekt in<br />
Rumänien mit Geld unterstützen würden. Sie erhalten eine<br />
Spendenbescheinigung über oben angegebene Adresse.<br />
Kontoverbindung: Pro Rosia e. V.<br />
HypoVereinsbank<br />
BLZ: 700 202 70<br />
KontoNr.: 654700826<br />
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