Gesamte Ausgabe als PDF - 1,4 MB - Wir Frauen

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Kultur 1992 gab es 52 Kriege in unserer schönen Welt. Die Argumente für jeden einzelnen Krieg klangen immer sehr überzeugend. Notgedrungen. Wie könnte man anders zahllose junge,kraftstrotzende Männer und Frauen dazu animieren, sich und andere umzubringen? Die Diktatoren stehen weiter in Saft und Kraft.Werden nach wie vor satt beliefert, für den Fall, dass sie mal wieder Krieg führen wollen... Ich denke immer noch, dass Bomben nicht Leben erhalten, sondern vernichten. Dafür schleudern mir sogar linke Freunde das Wort Pazifistin als Schimpfwort entgegen... Ich habe immer gehofft, dass der jeweils Stärkere dem Schwächeren hilft. Obwohl ich es besser hätte wissen müssen. Inzwischen bin ich leider sicher, dass, egal wie sich ein System nennt,egal,was es eigentlich sein sollte, es immer das gleiche in grün ist. Wenn sich Systeme bekämpft haben, wenn Millionen und Abermillionen Menschen umgebracht worden sind für sogenannte Ideale, für ihre sogenannten Vaterländer oder irgendeinen anderen Scheiß,sitzen die,die es angezettelt haben, guter Dinge zusammen.Sind sich einig,dass sie im Grunde gar nichts gegeneinander haben.Können sie auch nicht.Sie sind sich zu ähnlich. Was immer angeführt wird, um einen Krieg zu legitimieren, ist nur ein Vorwand. Die Veranstalter werden durch Kriege so reich, wie die Völker arm. Da es,wenn überhaupt,nur strafbar ist, Waffen in Krisenherde zu liefern,gelten sie nirgends als Verbrecher. Aber zum Krisen- Parnass Nachschlag herd wird jeder Ort, wenn erst mal Waffen da sind. Wenn diese Massenmörder nicht nur reich, sondern unermesslich reich geworden sind, sind sie nicht nur wohlgelitten. Nein. Die internationale High Society reißt sich darum, dieses Pack bei Tisch und Tafel zu haben. Adnan Kashoggi zum Beispiel. Fetter kleiner Liebling der Reichen, Schönen und Klatschmedien. Ganz kurz nur wurde er gemieden.Weil es so aussah, als würde er, Anzeige WIR FRAUEN 3/2003 30 der Milliardär, finanzielle Einbußen erleiden. Als er sein Vermögen auf altbewährte Art wieder beisammen hatte, buhlte man wieder um seine Anwesenheit und Gunst. Dieses gesamte Gesindel würde ich gerne gebündelt in einem Kriegsgebiet aussetzen. Dort könnten sie dann ihre Waffen aus der Nähe bewundern. PEGGY PARNASS Auszug aus: Peggy Parnass, Mut und Leidenschaft, Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1993.
Gelesen Belletristik Maria-Antónia Oliver: Mondsüchtig. Roman ariadne 4006, Hamburg 2003; 9,90 € Barbara Wilson: Ein Nachmittag mit Gaudí. Ariadne Krimi 1027, Hamburg 1992; 8,59 € Ich hatte das wunderbare Vergnügen, ein paar Tage in Barcelona zu verbringen und was liegt da näher, als sich einen 10 Jahre alten Barcelona-Krimi sowie den aktuellen Roman von Maria-Antónia Oliver, eine der wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen katalanischen Literatur, für die Stunden der Siesta einzustecken? Barbara Wilson führt uns Ende der 80er Jahre mit Verwirrspielen um sexuelle Identitäten und Geschlechterfragen an und in die surrealen Bauwerke des Architekten Gaudí. Ich entdeckte Barcelona und freute mich über die Fragen nach Identitäten und Mutterschaft, deren Antworten auch heute noch nicht eindeutig sind. Maria-Antónia Oliver erzählt in Mondsüchtig die Geschichte von Tomeu, einem an Aids erkrankten schwulen Katalanen. Mit spöttischer Nüchternheit philosophiert Tomeu über das Leben und den Tod, lustvollen Sex ohne Verpflichtung, die alles verschlingenden tiefen Gefühle der ganz großen Liebe, Befreiung und Verlust in einer sich ändernden Gesellschaft, die noch damit ringt, die Fesseln der Franco-Diktatur abzuschütteln – ein stimmungsvoll poetischer Barcelona- Roman, der nachdenklich macht. Beide Bücher eignen sich auch zur Lektüre auf dem heimischen Balkon, aber sie machen Fernweh… Gb Assia Djebar: Frau ohne Begräbnis. aus dem Franz. v. Beate Thill, Unionsverlag Zürich 2003. 17,90 € Algerien während des Unabhängigkeitskrieges in den 50er Jahren. Frauen der Stadt Cherchell (Caesara) knüpfen ein Netz des Widerstandes gegen die französische Kolonialherrschaft. Die Partisanin Zoulikha Oudai, die die Verbindung zu den Kämpfern in den Bergen hält, wird gefangen, gefoltert und verschwindet danach spurlos. Deren Befreiungskrieg aus weiblicher Perspektive beschreiben ihre beiden Töchter, die Wahrsa- gerin Madame Lionne und die Erzählerin selbst. Mosaiksteinchen (wie aus Caesara) werden zusammengefügt und ergeben ein lebendiges Bild der heute noch verehrten Partisanin. Ein sehr schöner poetischer Roman der bedeutendsten Schriftstellerin des Mahgreb und Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2000. fh Forschung Dr. Ulrike Hänsch: Individuelle Freiheiten – heterosexuelle Normen. Leske + Budrich, Band 36, Opladen 2003; 14,90 € Nach dem Fotobildband „Lebenswege lesbischer Frauen – Zehn biografische Portraits.“, siehe WF 02/02, analysiert die Sozialwissenschaftlerin nun den Freiheitsgewinn, der für lesbische Frauen in der Moderne durch Enttraditionalisierung und Individualisierung entstanden ist, und untersucht zugleich die Normen der Heterosexualität als Rahmenbedingung biografischer Entwicklungen. Sie schließt damit die Lücke in der Frauen- und Geschlechterforschung als auch in der allgemeinen Soziologie, in der lesbische Erfahrungen im Wesentlichen unsichtbar bleiben. Ulrike Hänsch fördert durch ihren Blick auf Lebensverhältnisse und Lebensverläufe lesbischer Frauen das Ringen mit normativen Vorgaben heterosexueller Zweigeschlechtlichkeit zu Tage. Im ersten Teil wird hierzu der Forschungsstand referiert und im zweiten Teil wird am Beispiel biografischer Erzählungen lesbischer Frauen die Frage untersucht, wie überhaupt ein Leben zu entwerfen ist, das als nicht-lebbar gilt. Die Handlungsspielräume werden – auf oft überraschenden Wegen – durch die Einzelnen erst erschlossen. gb WIDERSPRUCH 44: Feminismus, Gender, Geschlecht. Widerspruch, Postfach, 8026 Zürich 2003, 16 € Solange Armut, Gewalt, Ausbeutung und Diskriminierung für viele Frauen weltweit Realität sind, braucht es Ursachenanalyse, politische Emanzipation und alternative Konzepte. Forderten die Alte und die Neue Frauenbewegung im Westen Rechte auf Gleichheit und Freiheit, so kämpft die internationale Frauenpolitik um Frauen- WIR FRAUEN 3/2003 31 rechte, um sichere Arbeits- und Lebensbedingungen. Das von einer weiblichen Redaktion vorgelegte Widerspruch-Heft beinhaltet Beiträge zu „Gender Mainstreaming – Chance oder Feminismus light?“, Analysen und Berichte aus der Finanzpolitik, der feministischen Gewerkschaftsarbeit und den Post-Beijing-Aktivitäten. Die Bewertungen der Konzepte, Ziele, Strategien und Wirkungen des Gender Mainstreaming im neoliberalen Umfeld gehen stark auseinander. So hätte ich mir eindeutigere Antworten gewünscht auf die Frage, ob die Professionalisierung und die Verwissenschaftlichung der „Frauenfrage“ in Politik und Institutionen zu deren Entpolitisierung geführt haben? Gar zur Aufsplitterung der feministischen Bewegung in abgegrenzte Teilöffentlichkeiten, die vor allem hinter verschlossenen Türen tagen und kaum mehr miteinander ins Gespräch kommen? Nichts desto trotz, wurde hier eine umfangreiche Sammlung theoretischer und auch praxisbezogener Texte vorgelegt, in denen u. a. aufgezeigt wird, dass die oft hoch gelobte schweizerische Alters- und Hinterlassenschaftsversicherung von Anfang an von Frauendiskriminierung geprägt ist. gb Bettina Bab/Marianne Pitzen (Hg.), Frauenmuseum Bonn: „Romantik, Reisen, Realitäten. Frauenleben am Rhein“. Edition Lempertz, Bonn 2002. 24,– €. Wer etwas über Frauenleben am Rhein unter französischer Besatzung (an der Wende vom 18. zum 19. Jh.), am Rhein als Arbeitsplatz, als Reiseweg, als Freizeitstätte und als Todesort erfahren möchte, über Rheinromantik aus Frauensicht (mit Porträts von Musikerinnen wie Johanna Kinkel und Clara Schumann, Dichterinnen wie Karoline von Günderrode und Frauenbewegten wie Kathinka Zitz) sowie Rheinische Frauensagen, findet hier eine Fundgrube an gut recherchierten historischen Beiträgen und an wunderbaren alten Fotos. Zudem gibt es Abbildungen von fantasievollen Objekten, Performances und Installationen von 40 zeitgenössischen Künstlerinnen rund um den mächtigen Fluss. Vorliegende Publikation erschien zur gleichnamigen Ausstellung des Bonner Frauenmuseums. fh
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Seite 9 und 10: Die Situation der Frau vor dem Krie
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Seite 13 und 14: Foto: Birgit Gärtner reglos auf ö
Seite 15 und 16: Im Frühjahr 2002 beteiligten sie s
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Seite 25 und 26: Geboren am 4.10.1920 in Breslau, St
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