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CSR und Corporate Governance - Wirtschaftswissenschaftliche ...

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<strong>Corporate</strong> Social Responsibility,<br />

Unternehmensethik <strong>und</strong> <strong>Corporate</strong><br />

<strong>Governance</strong><br />

Dr. Anja Schwerk, Dezember 2005<br />

Humboldt-Universität zu Berlin


Gliederung<br />

1. <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

• Überblick<br />

• Enge Definition<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Stakeholder- vs. Shareholder-Debatte<br />

2. <strong>Corporate</strong> Social Responsibility<br />

• Überblick<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Definition <strong>und</strong> kritische Stimmen<br />

3. Schnittstellen zwischen CG <strong>und</strong> <strong>CSR</strong><br />

• Empirische Schnittstellen<br />

• Theoretische Schnittstellen<br />

4. Integrierter Ansatz<br />

• Weite CG Definition<br />

• Gute CG<br />

5. Fazit<br />

• Thesen<br />

© DR. ANJA SCHWERK, WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT, INSTITUT FÜR MANAGEMENT


Gliederung<br />

1. <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

• Überblick<br />

• Enge Definition<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Stakeholder- vs. Shareholder-Debatte<br />

2. <strong>Corporate</strong> Social Responsibility<br />

• Überblick<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Definition <strong>und</strong> kritische Stimmen<br />

3. Schnittstellen zwischen CG <strong>und</strong> <strong>CSR</strong><br />

• Empirische Schnittstellen<br />

• Theoretische Schnittstellen<br />

4. Integrierter Ansatz<br />

• Weite CG Definition<br />

• Gute CG<br />

5. Fazit<br />

• Thesen<br />

© DR. ANJA SCHWERK, WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT, INSTITUT FÜR MANAGEMENT


Überblick: <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

• Einordnung: unumstrittenes Forschungsgebiet der Betriebswirtschaftslehre,<br />

interdisziplinäre Schnittstelle mit Rechtswissenschaft.<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen: Property-Rights-Theorie, Vertragstheorie,<br />

Transaktionskostentheorie, Theorie der Teamproduktion, Principal-Agent-<br />

Theorie.<br />

• Erkenntnisobjekt: Wirkung von Leitungs-, Kontroll- <strong>und</strong> Anreizstrukturen<br />

auf die Unternehmensperformance.<br />

• Forschungsfragen: Vertragsgestaltung von Managern (Höhe <strong>und</strong> Art der<br />

Vergütung fixe <strong>und</strong> variable Vergütungsbestandteile), Anreize <strong>und</strong><br />

Vergütung bei Teamproduktion, Leitungsstrukturen (einstufiges vs.<br />

zweistufiges System, Mitbestimmung).<br />

• Kontroversen: Shareholder-Value- vs. Stakeholder-Value-Ansatz<br />

(Contractarians vs. Communitarians ).<br />

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Enge <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> Definition<br />

„<strong>Corporate</strong> governance deals with the ways in which suppliers of<br />

finance to corporations assure themselves of getting a return on<br />

their investments.<br />

How do the suppliers of finance get managers to return some of the<br />

profits to them? How do they make sure that managers do not steal<br />

the capital they supply or invest it in bad projects? How do suppliers<br />

of finance control managers?…Our perspective on corporate<br />

governance is a straightforward agency perspective, sometimes<br />

referred to as separation of ownership and control.”<br />

(Shleifer/Vishny, 1997)<br />

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Fokus:<br />

Manager <strong>und</strong><br />

Eigentümer<br />

Forschungsfragen:<br />

Kontroll-/<br />

Anreizstrukturen


1932<br />

1937<br />

1967<br />

1972<br />

1976<br />

1984<br />

…<br />

CG: Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Berle/Means: Trennung von Eigentum <strong>und</strong> Kontrolle Shareholder Primacy<br />

Norm <strong>und</strong> Forderung nach Kontrolle von Managern.<br />

• Theorie der Unternehmung/Transaktionskostentheorie (Coase <strong>und</strong><br />

Williamson 1963): Unternehmen existieren, um Kosten für die Nutzung des<br />

Preismechanismus zu vermeiden, Hierarchie als Koordinations-mechanismus<br />

ersetzt Preismechanismus.<br />

• Property-Rights-Theory (Demsetz): externe Effekte können durch<br />

Veränderung der Eigentümerstruktur internalisiert werden; Argumente gegen<br />

Mitbestimmung.<br />

• Teamproduction-Theory (Alchian/Demsetz):<br />

- Unternehmen existieren, um Vorteile der Spezialisierung bzw. team<br />

production auszunutzen;<br />

- Problem der Messung von Leistungen der Teammitglieder.<br />

• Principal-Agent-Theory (Jensen/Meckling): „agency cost“, anreizkompatible<br />

Verträge als Kontrollmechanismen.<br />

• Shareholder- vs. Stakeholder-Debatte Impulse zur ökonomischen Analyse<br />

der negativen externen Effekte auf die Stakeholder (z.B. Schmidt 2001; Tirole<br />

2001).<br />

• Neue interdisziplinäre Ansätze („Ownership and Control“ von Blair 1995;<br />

„Stewardship Theory“ von Davis et al. 1997; „Team Production Theory“ von<br />

Blair/Stout 1999, „Institutional Theory“ von Aoki 2001 )<br />

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Ziele <strong>und</strong><br />

Performance-Maß<br />

Theorie<br />

Shareholder vs. Stakeholder<br />

Shareholder-Sicht Stakeholder-Sicht<br />

Maximierung des Shareholder-Value<br />

zur Aufrechterhaltung der<br />

Unterstützung der Investoren<br />

Principal-Agent-Modell (Jensen/<br />

Meckling): Manager sind Agenten<br />

der Eigentümer. Kontrolle ist die<br />

Hauptaufgabe. Stakeholder sind<br />

durch Verträge geschützt, Investoren<br />

tragen dagegen erhöhtes Risiko.<br />

Risikoträger Shareholder Stakeholder<br />

Stakeholder-<br />

Bedeutung/-<br />

Einfluss<br />

Leitungs-/Kontrollstrukturen/mechanismen<br />

Gruppe der Banken, Investoren,<br />

Analysten oder Eigentümer hat<br />

Macht <strong>und</strong> Legitimität, um<br />

„definitiver“ Stakeholder zu sein.<br />

Anreizkompatible Verträge<br />

Einstufiges System (Board)<br />

Bsp.: USA<br />

Ziele unterschiedlicher<br />

Interessengruppen <strong>und</strong> faire Verteilung<br />

des erwirtschafteten Wertes zur<br />

Aufrechterhaltung der Unterstützung<br />

multipler Stakeholder<br />

Stakeholder-Modell (Freeman 1984)<br />

Koordination, Kooperation <strong>und</strong><br />

Konfliktlösung sind die Hauptaufgabe.<br />

Verschiedene Stakeholder haben Macht<br />

<strong>und</strong> Legitimität, um „definitiver“<br />

Stakeholder zu sein.<br />

Mitbestimmung<br />

Zweistufiges System (Vorstand, AR)<br />

Bsp.: Deutschland, Frankreich<br />

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Theoretischer Exkurs: Shareholder-Ansatz<br />

Argumente <strong>und</strong> Voraussetzungen für eine alleinige Berücksichtigung der<br />

Shareholder im CG-System:<br />

Voraussetzungen:<br />

Alle anderen Stakeholder sind durch Verträge <strong>und</strong> ein perfektes<br />

Rechtssystem abgesichert bzw. könnten sofort in andere Beziehungen zu<br />

den gleichen Marktkonditionen einsteigen. Für sonstige Stakeholder wäre<br />

es dann bedeutungslos, wie Herrschaftsrechte verteilt sind. Die<br />

ausschließliche Ausrichtung der CG an Shareholdern wäre effizient, wenn<br />

vollkommene Märkte <strong>und</strong> vollständige Verträge für alle Interessengruppen<br />

existierten.<br />

Diese Bedingungen sind in der Realität nie streng erfüllt!<br />

Aber: Umkehrschluss, dass ein shareholder-orientiertes CG-System<br />

immer schlechter ist als jedes andere, muss deshalb nicht zutreffen!<br />

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Theoretischer Exkurs: Stakeholder-Ansatz<br />

Argumente <strong>und</strong> Voraussetzungen für eine zusätzliche Berücksichtigung<br />

weiterer Stakeholder im CG-System:<br />

Annahmen: Komplexität <strong>und</strong> zunehmende Bedeutung von Wissen<br />

• Hochqualifizierte Mitarbeiter bringen ebenfalls spezifische Ressourcen<br />

ein (Wissen)<br />

• Bestimmte Fremdkapitalgeber (Banken) gewähren langfristige <strong>und</strong><br />

wirtschaftlich nicht vollständig gesicherte Finanzierungen <br />

beziehungsspezifische Investitionen<br />

„Es spricht viel für die Vermutung, dass Unternehmen um so<br />

erfolgreicher im Wettbewerb sind, je mehr es ihnen gelingt,<br />

spezifische Ressourcen zu entwickeln, an sich zu binden<br />

<strong>und</strong> effektiv zu nutzen. Eine aktive Rolle der Stakeholder in<br />

der <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> könnte dazu beitragen.“<br />

(Schmidt 2003, S.9).<br />

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Gliederung<br />

1. <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

• Überblick<br />

• Enge Definition<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Stakeholder- vs. Shareholder-Debatte<br />

2. <strong>Corporate</strong> Social Responsibility<br />

• Überblick<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Definition <strong>und</strong> kritische Stimmen<br />

3. Schnittstellen zwischen CG <strong>und</strong> <strong>CSR</strong><br />

• Empirische Schnittstellen<br />

• Theoretische Schnittstellen<br />

4. Integrierter Ansatz<br />

• Weite CG Definition<br />

• Gute CG<br />

5. Fazit<br />

• Thesen<br />

© DR. ANJA SCHWERK, WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT, INSTITUT FÜR MANAGEMENT


Überblick: <strong>Corporate</strong> Social Responsibility<br />

• Einordnung: Teilweise umstrittenes Forschungsgebiet der Betriebswirtschaftslehre,<br />

interdisziplinäre Schnittstelle mit Philosophie <strong>und</strong><br />

Politikwissenschaft.<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen: USA: <strong>CSR</strong>-Ansätze, Business Ethics-<br />

Bewegung, <strong>Corporate</strong> Citizenship<br />

Deutschland: Ansätze zur Konzeption der Unternehmensethik (Homann,<br />

Steinmann/Löhr, Ulrich, Wieland u.a.)<br />

• Erkenntnisobjekt: Frage nach moralischen Normen <strong>und</strong> Idealen, welche<br />

unter der Bedingung der Marktwirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft von<br />

Unternehmen umgesetzt werden können; Lösung von (ethischen)<br />

Dilemmasituationen hervorgerufen durch unterschiedliche Interessenlagen<br />

verschiedener Stakeholder <strong>und</strong> Unternehmen,<br />

• Forschungsfragen: USA: Definition, Messung, strategisches Management<br />

von <strong>CSR</strong>, Global <strong>Governance</strong>; Deutschland: Verhältnis von Ethik <strong>und</strong><br />

Ökonomie,<br />

• Kontroversen: Kritik von Ökonomen an <strong>CSR</strong> (z.B. Albach, Friedman, Hax,<br />

Henderson, teilweise Porter/Kramer, Schneider); Stakeholder-Shareholder-<br />

Ansatz; Deutschland: Konkurrierende Ansätze zum Verhältnis Ethik <strong>und</strong><br />

Ökonomie (gegenseitige Kritik).<br />

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Unternehmensethik: Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Homann (1983): Theorie der Moral<br />

• Eigentlicher Ort der Moral ist die Rahmenordnung.<br />

• Heutzutage sind Rahmenordnungen durch<br />

Globalisierung <strong>und</strong> schwindendes ordnungspolitisches<br />

Bewusstsein defizitär es besteht<br />

daher auf Unternehmensebene Handlungsbedarf<br />

• Im problematischen Quadranten II kann das<br />

Unternehmen daher entweder eine<br />

Wettbewerbsstrategie einschlagen oder auf das<br />

ordnungspolitische Defizit aufmerksam machen.<br />

III Ökonomischer<br />

Konfliktfall<br />

Ordnungspolitische<br />

Niedriger<br />

Shareholder<br />

Strategien<br />

Value Strategie:<br />

Marktaustritt<br />

Hohe moralische Akzeptanz<br />

Positiver<br />

Kompatibilitätsfall<br />

Wettbewerbsstrategien<br />

Hoher<br />

Shareholder<br />

Wettbewerbs- u./o.<br />

ordnungspolitische<br />

Value<br />

IV<br />

Negativer<br />

Kompatibilitätsfall<br />

Strategien<br />

Moralischer<br />

Konfliktfall<br />

II<br />

Niedrige moralische Akzeptanz<br />

I<br />

Steinmann/Löhr (1988): Theorie der situativen<br />

Beschränkung des Gewinnprinzips<br />

• Situative Beschränkung des<br />

Gewinnprinzips im moralischen<br />

Konfliktfall (von II zu III)<br />

• Realisierung durch Institutionalisierung<br />

eines dialogischen Verfahrens <br />

friedensstiftende Wirkung durch<br />

konsensorientierte Gesprächskreise<br />

Befürworter Gegner<br />

einigen sich auf<br />

Argumentationsverpflichtungen<br />

Dialogprozess<br />

• Erhebung von Geltungsansprüchen<br />

• Darlegung von Gründen<br />

• Ausräumen von Einwänden<br />

• Absicherung von Thesen<br />

Ziel des Dialogprozesses: Rationaler Konsens<br />

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Unternehmensethik <strong>und</strong> <strong>CSR</strong> Definitionen<br />

„Die einzig soziale Aufgabe der Wirtschaft besteht darin, ihre<br />

Gewinne zu erhöhen. Das Unternehmen ist ein Instrument der<br />

Anteilseigner. Wenn eine Firma spendet, hindert sie ihre<br />

Eigentümer daran, selbst zu entscheiden, wie sie ihre Mittel<br />

verwenden wollen.“<br />

(Milton Friedman, 1970)<br />

Wirtschaftsethik (bzw. Unternehmensethik) befasst sich mit<br />

der Frage, welche moralischen Normen <strong>und</strong> Ideale unter den<br />

Bedingungen der modernen Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft (von<br />

den Unternehmen) zur Geltung gebracht werden können.“<br />

(Homann/Blome-Drees 1992, S.14)<br />

„Durch strategische Wohltätigkeit kann ein Unternehmen<br />

wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale Ziele in Einklang bringen <strong>und</strong> so<br />

zielgerichtet sein Wettbewerbsumfeld verbessern“ (Michael<br />

Porter, 2002)<br />

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Gliederung<br />

1. <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

• Überblick<br />

• Enge Definition<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Stakeholder- vs. Shareholder-Debatte<br />

2. <strong>Corporate</strong> Social Responsibility<br />

• Überblick<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Definition <strong>und</strong> kritische Stimmen<br />

3. Schnittstellen zwischen CG <strong>und</strong> <strong>CSR</strong><br />

• Empirische Schnittstellen<br />

• Theoretische Schnittstellen<br />

4. Integrierter Ansatz<br />

• Weite CG Definition<br />

• Gute CG<br />

5. Fazit<br />

• Thesen<br />

© DR. ANJA SCHWERK, WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT, INSTITUT FÜR MANAGEMENT


• Unternehmensskandale<br />

Empirische Schnittstellen<br />

– Enron, WorldCom, VW<br />

– Codes of Conduct, <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> Codes, Gesetze (Sarbanes-Oxley, Basel II)<br />

• Bewusstsein für <strong>CSR</strong> in der Öffentlichkeit<br />

– Unternehmensboykotte<br />

• Kapitalmarkt<br />

– Nachhaltigkeitsindizes (DJSI, FTSE4Good, KLD etc.)<br />

– Verwendung von <strong>CSR</strong> als Bewertungskriterium der Analysten<br />

• Wettbewerbsvorteile<br />

– Kostensenkung durch energiesparende Produktion<br />

– Erschließung neuer Märkte durch innovative „ethische“ Produkte<br />

– Motivation der Mitarbeiter <strong>und</strong> Attraktivität für „high potentials“<br />

– Verbesserung der standortnahen Infrastruktur<br />

– <strong>CSR</strong> steigert den (langfristigen) Unternehmensgewinn (?)<br />

• Globalisierung <strong>und</strong> „Global <strong>Governance</strong>“<br />

– Politische Rolle von Unternehmen vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Versagens<br />

ordnungspolitischer Rahmenbedingungen (Bsp.: Patentschutz <strong>und</strong> Kinderarbeit in<br />

China „extended view of <strong>Corporate</strong> Citizenship“ (vgl. Crane/Matten 2004)<br />

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• Unternehmensskandale<br />

Empirische Schnittstellen<br />

– Enron, WorldCom, VW<br />

– Codes of Conduct, <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> Codes, Gesetze (Sarbanes-Oxley, Basel II)<br />

• Bewusstsein für <strong>CSR</strong> in der Öffentlichkeit<br />

– Unternehmensboykotte<br />

• Kapitalmarkt<br />

– Nachhaltigkeitsindizes (DJSI, FTSE4Good, KLD etc.)<br />

– Verwendung von <strong>CSR</strong> als Bewertungskriterium der Analysten<br />

• Wettbewerbsvorteile<br />

– Kostensenkung durch energiesparende Produktion<br />

– Erschließung neuer Märkte durch innovative „ethische“ Produkte<br />

– Motivation der Mitarbeiter <strong>und</strong> Attraktivität für „high potentials“<br />

– Verbesserung der standortnahen Infrastruktur<br />

– <strong>CSR</strong> steigert den (langfristigen) Unternehmensgewinn (?)<br />

• Globalisierung <strong>und</strong> „Global <strong>Governance</strong>“<br />

– Politische Rolle von Unternehmen vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Versagens<br />

ordnungspolitischer Rahmenbedingungen (Bsp.: Patentschutz <strong>und</strong> Kinderarbeit in<br />

China „extended view of <strong>Corporate</strong> Citizenship“ (vgl. Crane/Matten 2004)<br />

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<strong>CSR</strong> <strong>und</strong> Unternehmensperformance<br />

Studien zum Zusammenhang<br />

Die Forscher Margolis <strong>und</strong> Walsh werteten<br />

95 empirische Studien zwischen 1972 <strong>und</strong><br />

2000 aus.<br />

Es wurden große methodische <strong>und</strong><br />

theoretische Probleme festgestellt<br />

DJSI im Vergleich zu MSCI<br />

80<br />

12/93 6/94 12/94 6/95 12/95 6/96 12/96 6/97 12/97 6/98 12/98 6/99 12/99 6/00 12/00 6/01 12/01 6/02 12/02 6/03<br />

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330<br />

280<br />

230<br />

180<br />

130<br />

DJSI World (in USD) MSCI World (in USD)<br />

Der Dow Jones Sustainability Index (DJSI) ist<br />

ein sog. Nachhaltigkeitsindex.<br />

In der Grafik ist zu sehen, wie der DJSI einen<br />

sog. Benchmark-Index, hier den MSCI<br />

(Morgan Stanley Capital International Inc.),<br />

„outperformed“, also die bessere<br />

Kapitalanlage darstellt. Allerdings ist diese<br />

Darstellung unter Experten u.a. wegen der<br />

Rückrechnung des DJSI nicht unumstritten.


• Unternehmensskandale<br />

Empirische Schnittstellen<br />

– Enron, WorldCom, VW<br />

– Codes of Conduct, <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> Codes, Gesetze (Sarbanes-Oxley, Basel II)<br />

• Bewusstsein für <strong>CSR</strong> in der Öffentlichkeit<br />

– Unternehmensboykotte<br />

• Kapitalmarkt<br />

– Nachhaltigkeitsindizes (DJSI, FTSE4Good, KLD etc.)<br />

– Verwendung von <strong>CSR</strong> als Bewertungskriterium der Analysten<br />

• Wettbewerbsvorteile<br />

– Kostensenkung durch energiesparende Produktion<br />

– Erschließung neuer Märkte durch innovative „ethische“ Produkte<br />

– Motivation der Mitarbeiter <strong>und</strong> Attraktivität für „high potentials“<br />

– Verbesserung der standortnahen Infrastruktur<br />

– <strong>CSR</strong> steigert den (langfristigen) Unternehmensgewinn (?)<br />

• Globalisierung <strong>und</strong> „Global <strong>Governance</strong>“<br />

– Politische Rolle von Unternehmen vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Versagens<br />

ordnungspolitischer Rahmenbedingungen (Bsp.: Patentschutz <strong>und</strong> Kinderarbeit in<br />

China „extended view of <strong>Corporate</strong> Citizenship“ (vgl. Crane/Matten 2004)<br />

© DR. ANJA SCHWERK, WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT, INSTITUT FÜR MANAGEMENT


• Unternehmensskandale<br />

Empirische Schnittstellen<br />

– Enron, WorldCom, VW<br />

– Codes of Conduct, <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> Codes, Gesetze (Sarbanes-Oxley, Basel II)<br />

• Bewusstsein für <strong>CSR</strong> in der Öffentlichkeit<br />

– Unternehmensboykotte<br />

• Kapitalmarkt<br />

– Nachhaltigkeitsindizes (DJSI, FTSE4Good, KLD etc.)<br />

– Verwendung von <strong>CSR</strong> als Bewertungskriterium der Analysten<br />

• Wettbewerbsvorteile<br />

– Kostensenkung durch energiesparende Produktion<br />

– Erschließung neuer Märkte durch innovative „ethische“ Produkte<br />

– Motivation der Mitarbeiter <strong>und</strong> Attraktivität für „high potentials“<br />

– Verbesserung der standortnahen Infrastruktur<br />

– <strong>CSR</strong> steigert den (langfristigen) Unternehmensgewinn (?)<br />

• Globalisierung <strong>und</strong> „Global <strong>Governance</strong>“<br />

– Politische Rolle von Unternehmen vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Versagens<br />

ordnungspolitischer Rahmenbedingungen (Bsp.: Patentschutz <strong>und</strong> Kinderarbeit in<br />

China „extended view of <strong>Corporate</strong> Citizenship“ (vgl. Crane/Matten 2004)<br />

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Theoretische Schnittstellen<br />

1. Stakeholder-Ansatz <strong>und</strong> Versuch der Formalisierung<br />

„…the vast majority of [economist] have no objections to the goals<br />

advanced by the proponents of the stakeholder society. A scientific debate<br />

therefore focuses on how to achieve these goals, rather on the goals<br />

themselves.“ (Tirole 2001, S.24).<br />

Welches institutionelle Design (Anreize, Kontrollstrukturen) trägt dazu<br />

bei, die Summe der Überschüsse aller Stakeholder zu maximieren?<br />

2. <strong>CSR</strong> im strategischen Management<br />

• Konzepte der Stakeholder-Analyse (z.B. Mitchell/Agle/Wood 1997)<br />

• Porter/Kramer (2003): „Wohltätigkeit als Wettbewerbsvorteil“<br />

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Gliederung<br />

1. <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

• Überblick<br />

• Enge Definition<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Stakeholder- vs. Shareholder-Debatte<br />

2. <strong>Corporate</strong> Social Responsibility<br />

• Überblick<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Definition <strong>und</strong> kritische Stimmen<br />

3. Schnittstellen zwischen CG <strong>und</strong> <strong>CSR</strong><br />

• Empirische Schnittstellen<br />

• Theoretische Schnittstellen<br />

4. Integrierter Ansatz<br />

• Weite CG Definition<br />

• Gute CG<br />

5. Fazit<br />

• Thesen<br />

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Weite <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> Definition<br />

“I will, perhaps unconventionally for an economist, define corporate<br />

governance as the design of institutions that induce or force<br />

management to internalize the welfare of stakeholders.”<br />

(Tirole 2001, S.4)<br />

“<strong>Corporate</strong> governance is the totality of the institutional and<br />

organizational mechanisms, and the corresponding decisionmaking,<br />

intervention and control rights, which serve to resolve<br />

conflicts of interest between the various groups which have a stake<br />

in a firm and which, either in isolation or in their interaction,<br />

determine how important decisions are taken in a firm, and<br />

ultimately also determine which decisions are taken.”<br />

(Schmidt 1997, S.2)<br />

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Diverse<br />

Stakeholder<br />

(Eigentümer,<br />

Manager,<br />

Mitarbeiter,<br />

K<strong>und</strong>en,<br />

Zulieferer etc.)<br />

Diverse<br />

Stakeholder<br />

(Eigentümer,<br />

Manager,<br />

Mitarbeiter,<br />

K<strong>und</strong>en,<br />

Zulieferer etc.)<br />

Mitbestimmung ?


Gute <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

Eine gute CG bedeutet* gesellschaftlich verantwortliches Verhalten. Sie sollte<br />

dafür sorgen, dass<br />

1. Macht <strong>und</strong> Einfluss denjenigen zukommen, die möglichst viel zur Entstehung<br />

des (langfristigen) ökonomischen Wertes beitragen,<br />

2. ökonomische Werte durch Entscheidungskonflikte nicht zerstört werden,<br />

3. eine Verteilung der zu schaffenden Werte erfolgt, so dass Ressourcen derart<br />

eingebracht werden, dass maximaler verteilbarer Wert entsteht,<br />

4. keine fragmentierte Sichtweise vorherrscht, sondern das gesamte Spektrum<br />

der <strong>Governance</strong>-Dimensionen mit ihrem Einfluss auf die Unternehmensperformance<br />

erkannt wird <strong>und</strong> entsprechende <strong>Governance</strong>-Mechanismen<br />

berücksichtigt werden.<br />

5. die langfristige Existenz des Unternehmens sichergestellt wird.<br />

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* In Anlehnung an Schmidt 2003, S.4f.


Dimensionen <strong>und</strong> Mechanismen enger <strong>und</strong><br />

weiter CG-Definitionen<br />

Enge Definition von CG<br />

Dimensionen Mechanismen Ergebnis<br />

•Kosten<br />

•Risiko<br />

•Relevanz von<br />

Eigentümern<br />

• Autorität<br />

• Preismechanismus<br />

• Verträge<br />

• Monetäre Anreize<br />

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<strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

= Maximierung des<br />

kurzfristigen<br />

Shareholder Value<br />

Dimensionen<br />

Weite Definition von CG<br />

Mechanismen Ergebnis<br />

•Kosten<br />

•Risiko<br />

•Relevanz von<br />

Stakeholdern<br />

• Psychological Contracts<br />

(Relational <strong>Governance</strong>)<br />

• Intrinsische Motivation<br />

• Reputation<br />

• Freiwillige Selbstbindung<br />

• Kooperation<br />

<strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> =<br />

gesellschaftlich verantwortliches<br />

Handeln mit<br />

gleichzeitiger Maximierung<br />

des langfristigen<br />

Shareholder Value


Gliederung<br />

1. <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong><br />

• Überblick<br />

• Enge Definition<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Stakeholder- vs. Shareholder-Debatte<br />

2. <strong>Corporate</strong> Social Responsibility<br />

• Überblick<br />

• Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Definition <strong>und</strong> kritische Stimmen<br />

3. Schnittstellen zwischen CG <strong>und</strong> <strong>CSR</strong><br />

• Empirische Schnittstellen<br />

• Theoretische Schnittstellen<br />

4. Integrierter Ansatz<br />

• Weite CG Definition<br />

• Gute CG<br />

5. Fazit<br />

• Thesen<br />

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Fazit<br />

These 1:<br />

Langfristig ist gute <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> gesellschaftlich verantwortliches<br />

Verhalten <strong>und</strong> erhöht langfristig den Shareholder Value.<br />

These 2:<br />

Eine weiten Definition von <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> ist aus zwei Gründen zu<br />

bevorzugen: (1) Bei Unternehmensentscheidungen können negative<br />

Externalitäten entstehen, die sich nicht nur negativ auf Investoren, sondern<br />

auch auf andere Stakeholder-Gruppen auswirken können. (2) Eine<br />

Fokussierung auf nur eine oder wenige Stakeholdergruppen gefährdet den<br />

langfristigen Unternehmenserfolg.<br />

These 3:<br />

Die <strong>Corporate</strong> <strong>Governance</strong> Diskussion ist zu fragmentiert <strong>und</strong> benötigt eine<br />

ganzheitlichere (interdisziplinäre) Sichtweise, um die komplexen Dimensionen<br />

(„multiple task problems“), die mit Unternehmensentscheidungen verb<strong>und</strong>en<br />

sind, zu reflektieren. Eine Erweiterung der Dimensionen <strong>und</strong> <strong>Governance</strong>-<br />

Mechanismen ist erforderlich.<br />

© DR. ANJA SCHWERK, WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT, INSTITUT FÜR MANAGEMENT


These 4:<br />

Fazit<br />

Die formal-ökonomische Analyse hat noch keine befriedigende Lösung für die<br />

Etablierung von Anreiz- <strong>und</strong> Kontrollstrukturen zur Internalisierung der<br />

Wohlfahrt aller Stakeholder gef<strong>und</strong>en. Die empirischen Ergebnisse zur<br />

institutionellen Teilung von Entscheidungsgewalt sind nicht eindeutig.<br />

These 5:<br />

Bestimmte negative Externalitäten, die durch Marktversagen (unvollständige<br />

Verträge, Informationsasymmetrien) entstehen bzw. durch Markt- <strong>und</strong><br />

<strong>Governance</strong>mechanismen nur mit großer Zeitverzögerung behoben werden<br />

können, bedürfen der Regelung durch die übergeordnete Rahmenordnung<br />

(Ordnungspolitik).<br />

© DR. ANJA SCHWERK, WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT, INSTITUT FÜR MANAGEMENT

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