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Vom Lastenheft zur Spezifikation von Produktlinien - REConf 2009

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<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> <strong>zur</strong> <strong>Spezifikation</strong> <strong>von</strong> <strong>Produktlinien</strong><br />

Die Entwicklung des Anforderungsmanagements in der<br />

PKW-Entwicklung der Daimler AG<br />

Dr. Matthias Recknagel<br />

Daimler AG<br />

Software Technologie - <strong>Spezifikation</strong> und Test


Übersicht<br />

• Anforderungsmanagement in der Automobilindustrie<br />

• Die Entdeckung der Funktionsorientierung …<br />

• … und die Folgen:<br />

• Steigerung der Anforderungsqualität<br />

• Wiederverwendung <strong>von</strong> Anforderungen<br />

• Exkurs <strong>Produktlinien</strong>management<br />

• Durchgängigkeit im Anforderungsmanagement<br />

• Zusammenfassung<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 2


Anforderungsmanagment in der Automobilindustrie<br />

Anforderungsmanagement im Automobilbereich verfolgt 2 Ziele<br />

1. Durchgängige Dokumentation <strong>von</strong> Anforderungen<br />

2. Gezielte Wiederverwendung <strong>von</strong> Anforderungen<br />

Entwicklungsarbeit in der Automobilindustrie ist geprägt durch<br />

• traditionell starke Komponentenorientierung<br />

• bis ca. Ende der 90er Jahre starke Partitionierung der Gewerke<br />

• im Vergleich z. B. <strong>zur</strong> Luftfahrtindustrie geringe Affinität zu Ansätzen des<br />

System Engineering<br />

• seit ca. 10 Jahren stark zunehmende Bedeutung <strong>von</strong> Software und vernetzten<br />

Systemen<br />

Anforderungsmanagement in der Automobilindustrie beginnt<br />

meist auf der Komponentenebene<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 3


Herausforderung Infotainment im Automobil<br />

Komplexität des Infotainments erfordert neue Wege<br />

bei der Entwicklung der aktuellen S-Klasse (BR221 ab 2005)<br />

• Trennung <strong>von</strong> Applikations- und Komponentenspezifikation<br />

• Featureliste <strong>zur</strong> Einführung der<br />

Funktionsorientierung bei der<br />

Applikationsspezifikation<br />

• Einführung eines Anforderungsmanagementtools<br />

• Trennung <strong>von</strong> Anforderungs- und<br />

Dokumentensicht<br />

• Einführung eines toolgestützen<br />

Änderungsmanagements<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 4


Folgen des S-Klasse Anforderungsmanagements für<br />

die Telematik-Entwicklung nachfolgender Baureihen<br />

Für die Entwicklung der C-Klasse Telematik wird<br />

• die Idee der Funktionsorientierung mittels<br />

Featureliste übernommen<br />

• die Methodik der Featureliste wird überarbeitet<br />

• flache Strukturen<br />

• Entfall des Feature-Templates<br />

• die Vereinzelung aller Anforderungen an<br />

die Applikationen mittels Anforderungsschablone<br />

durchgeführt<br />

• das Änderungsmanagements auf Wunsch<br />

der Entwickler (!) übernommern<br />

• die Abstimmung der Anforderungen<br />

zwischen Daimler und Zulieferern erstmals toolgestützt durchgeführt<br />

( starker Rückhalt für das Anforderungsmanagement beim Management)<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 5


Die Featurelisten der C-Klasse haben sich im Projekt<br />

bewährt …<br />

Der Erfolg der Featurelisten im Entwicklungsprojekt lässt Wunsch nach<br />

Wiederverwendung im Folgeprojekt aufkommen<br />

• Vereinzelung der Anforderungen unterstützt (ermöglicht) Wiederverwendung<br />

• Attribute für Variabilität (3 Attribute) müssen für neue Baureihe hinzugefügt<br />

werden (3+3=6 Attribute)<br />

• Featurelisten „funktionieren“ auch in nachfolgenden Projekten<br />

• 3+3+3+3+… Attribute<br />

• Featurelisten-Ansatz funktioniert auch bei Warenkorb-Komponenten<br />

• noch mehr Attribute …<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 6


Exkurs <strong>Produktlinien</strong>management<br />

• <strong>Produktlinien</strong>management adressiert Ziel der gezielten Wiederverwendung <strong>von</strong><br />

Anforderungen<br />

• Explizite Dokumentation / Repräsentation <strong>von</strong> Variabilität ist<br />

Grundvoraussetzung für Wiederverwendung <strong>von</strong> Anforderungen<br />

• Dokumentation / Repräsentation <strong>von</strong> Variabilität umfasst<br />

• Beschreibung <strong>von</strong> Variations- (= Auswahl-)Punkten<br />

• Beschreibung <strong>von</strong> Varianten<br />

• und deren Abhängigkeiten<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 7


Wie funktioniert Wiederverwendung? (1)<br />

Produktzentrierter<br />

Ansatz<br />

Plattform-Ansatz<br />

Repository-Ansatz<br />

Produkt<br />

*<br />

Produkt<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Produkt<br />

A<br />

Produkt<br />

A<br />

Produkt<br />

A<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 8<br />

Produkt<br />

B<br />

Produkt<br />

B<br />

Produkt<br />

B<br />

Produkt<br />

C<br />

Produkt<br />

C<br />

Produkt<br />

C<br />

Produkt<br />

D<br />

Produkt<br />

D<br />

Produkt<br />

D


Wie funktioniert Wiederverwendung? (2)<br />

Produktzentrierter Ansatz „Copy and Paste“<br />

Zusammenhänge zwischen Produkten nur schwer<br />

nachvollziehbar<br />

kein produktübergreifender Ansatzpunkt für<br />

nachfolgende Prozesse (z. B. Testen)<br />

Plattform-Ansatz eigenständige <strong>Spezifikation</strong> einer produktübergreifenden<br />

Plattform (Domain Engineering)<br />

*<br />

Produkt<br />

Produkt<br />

A<br />

Produkt<br />

A<br />

Produkt<br />

B<br />

Produkt<br />

B<br />

Produkt<br />

C<br />

Produkt<br />

C<br />

Produkt<br />

D<br />

Produkt<br />

D<br />

Anwendungsentwicklung durch Spezialisierung<br />

Plattform (Application Engineering)<br />

Beliebter Ansatz im akademischen Umfeld<br />

Repository-Ansatz Zentrale Verwaltung der Anforderungen aller<br />

Applikationsvarianten<br />

Produkt<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Produkt<br />

A<br />

Produkt<br />

B<br />

Produkt<br />

C<br />

Produkt<br />

D Ausschließlich lesender Zugriff auf Applikationsspezifische<br />

Module / Dokumente<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 9


Umgang mit Änderungen<br />

im Common Modell (1)<br />

Baureihenübergreifende<br />

Anforderungen<br />

Baureihenspezifische<br />

Anforderungen<br />

+<br />

Zulieferer<br />

Common<br />

(Features)<br />

Feedback C-Kl. A-, B-Kl. E-Kl. S-Kl.<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 10


Dokumentation <strong>von</strong> Änderungen im Common-Modul<br />

Fall 1: Änderung für alle Baureihen<br />

0815 Das System soll …<br />

x x x x x x<br />

0815 Spätestens 9 Sekunden nach dem einschalten soll das System …. x x x x x x<br />

• Änderung wird in direkt im DOORS-Objekt dokumentier<br />

Fall 2: Änderung für einen Teil der Baureihen<br />

0815 Das System soll …<br />

x x x x x x<br />

0815 Das System soll …<br />

x x x x<br />

0816 Spätestens 9 Sekunden nach dem einschalten soll das System …. x x<br />

• Änderung wird in dupliziertem DOORS-Objekt durchgeführt<br />

• Gültigkeit der Änderung durch Anpassung der Attributierung<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 11


Umgang mit Änderungen<br />

im Common Modell (2)<br />

Baureihenübergreifende<br />

Anforderungen<br />

Baureihenspezifische<br />

Anforderungen<br />

+<br />

Zulieferer<br />

Dokumentation im<br />

Common Modul<br />

CR<br />

C-Kl.<br />

Common<br />

(Features)<br />

CR<br />

A-, B-<br />

Kl.<br />

CR<br />

E-Kl.<br />

Änderungen<br />

CR<br />

S-Kl.<br />

Feedback C-Kl. A-, B-Kl. E-Kl. S-Kl.<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 12


Herausforderung „Beschreibung <strong>von</strong> Variabilität“<br />

• Beschreibung <strong>von</strong> Varianten erfolgt heute mit<br />

lokal definierten Variantenattributen<br />

• Grenzen dieser Vorgehensweise sind sichtbar<br />

• Übersichtlichkeit der Darstellung<br />

• Kombination verschiedener lokal definierter<br />

Variabilitätsräume<br />

• Basismechanismen <strong>zur</strong> Bildung und<br />

Zusammenführung <strong>von</strong> Anforderungen für<br />

Varianten vom gewählten Tool nicht unterstützt<br />

• Übergang <strong>von</strong> Komponenten- auf Systemebene<br />

erhöht Sichtbarkeit des Problems<br />

Varianten<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 13<br />

A-<br />

Klasse<br />

B-<br />

Klasse<br />

C-<br />

Klasse<br />

E-<br />

Klasse


Die Beschreibung <strong>von</strong> Variabilität mit Features<br />

erzeugt eine zuätzliche Beschreibungsebene<br />

Produkt<br />

Features<br />

<strong>Spezifikation</strong><br />

Variantenattribute<br />

W211<br />

S211<br />

W212<br />

Id Anforderung W211 S211 W212<br />

W211<br />

S211<br />

W212<br />

S212<br />

Featurebasiertes Vorgehen<br />

Id Anforderung Logik<br />

Id Anf. S212<br />

Id Anf. W212<br />

Id Anf. S211<br />

Id Anf. W211<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 14<br />

oder<br />

und !( )


Die Beschreibung <strong>von</strong> Variabilität mit Features<br />

erzeugt eine zuätzliche Beschreibungsebene<br />

• Features stellen eine zusätzliche<br />

Abstraktionsebene zwischen Produkt und<br />

<strong>Spezifikation</strong> dar<br />

• Die Definition des Featuremodells …<br />

• kann prinzipiell frei erfolgen<br />

• hat entscheidenden Einfluss auf den<br />

Nutzen des Ansatzes<br />

• macht die <strong>Spezifikation</strong> unabhängig<br />

<strong>von</strong> den Produkten<br />

(aber abhängig <strong>von</strong> den Features)<br />

• Änderungen am Featuremodell können<br />

großflächige Änderungen an den<br />

<strong>Spezifikation</strong>en nach sich ziehen<br />

W211<br />

S211<br />

W212<br />

S212<br />

Id Anforderung Logik<br />

Id Anf. S212<br />

Id Anf. W212<br />

Id Anf. S211<br />

Id Anf. W211<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 15<br />

oder<br />

und !( )


Durchgängigkeit im Anforderungsmanagement<br />

Unsere Produkte werden …<br />

… durch kundenerlebbare Funktionen wahrgenommen<br />

ArchiKommu- … …<br />

tekturnikation Durchgängiges und und systematisches<br />

Anforderungsmanagement soll soll die die<br />

Ableitung <strong>von</strong> <strong>von</strong> Anforderungen an an die die<br />

einzelnen Komponenten aus aus<br />

kundenerlebbaren Fahrzeugfunktionen<br />

und und -Eigenschaften transparent und und<br />

nachvollziehbar machen<br />

machen<br />

…durch Zusammenfügen <strong>von</strong> Komponenten realisiert<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 16


Elemente eines durchgängigen<br />

Anforderungsmanagements<br />

Fahrzegebene<br />

• kundenerlebbare Funktionen und<br />

Eigenschaften<br />

• Black-Box-Beschreibung<br />

• Schwerpunkt Funktionsorienteirung<br />

Systemebene<br />

• Beschreibung der Systemarchitektur<br />

• Schnittstellen zwischen Systemen<br />

• Mapping der Funktionsbeiträge auf die<br />

Komponenten<br />

Komponentenebene<br />

• Funktionsbeiträge der Komponenten<br />

• Anforderungen durch<br />

Umgebungsbedingungen<br />

• Anforderungen zu Logistik, Montage,<br />

Recycling, Kennzeichnung, …<br />

Fahrzeug<br />

System<br />

Ziele<br />

Funktionsorientierung<br />

Komponente<br />

Architektur<br />

Schnittstellen<br />

Funktionsbeiträge<br />

Signale<br />

Zuverlässigkeit<br />

Lieferant<br />

Rechtliche<br />

Verbindlichkeit<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 17


Zusammenfassung<br />

• Anforderungsmanagement im Automobilbereich verfolgt 2 Ziele<br />

1. Durchgängige Dokumentation <strong>von</strong> Anforderungen<br />

2. Gezielte Wiederverwendung <strong>von</strong> Anforderungen<br />

• Keines dieser Ziele kann sinnvoll in einem Schritt erreicht werden<br />

• Die Einführung des Anforderungsmanagements beginnt mit dem<br />

Komponentenlastenheft<br />

• Funktionsorientierung wird in zunehmendem Maße in den Entwicklungsprojekten<br />

gelebt<br />

• <strong>Spezifikation</strong> <strong>von</strong> <strong>Produktlinien</strong> wird vor allem durch Wiederverwendung <strong>von</strong><br />

Anforderungen attraktiv<br />

• Methodische und tooltechnische Unterstützung <strong>von</strong> <strong>Produktlinien</strong> noch nicht<br />

zufriedenstellend<br />

• Die Umsetzung eines in den Projekten gelebten Anforderungsmanagements bringt<br />

viele neue Herausforderungen mit sich<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Lastenheft</strong> zu <strong>Produktlinien</strong> / GR/ESM / 29.10.2008 18

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