Einsatz von Wasserbau- und ... - acqua alta
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<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die<br />
Gewinnung <strong>von</strong> Neuland<br />
1 Einleitung<br />
Dipl.-Ing. Christian Herweg, Keller Gr<strong>und</strong>bau GmbH, Niederlassung Bochum<br />
Dipl.-Ing. Mario Andreas, Keller Gr<strong>und</strong>bau GmbH, Technische Büro<br />
In Zeiten ständig knapper werdender Landressourcen in Ballungsgebieten <strong>und</strong> stetig wachsender<br />
Ansprüche, sowohl der Industrie als auch der Endverbraucher an Standorte <strong>und</strong> deren<br />
Standortfaktoren, nimmt der Anspruch an die Leistungsfähigkeit der lokalen Infrastruktur fortwährend<br />
zu.<br />
Im Zuge der Globalisierung sind hier<strong>von</strong> insbesondere Hafen- <strong>und</strong> Küstenregionen betroffen, welche<br />
ihrerseits durch die nationale <strong>und</strong> internationale Schifffahrt den größten Beitrag zum weltweiten<br />
Warenumschlag leisten.<br />
In diesem Zusammenhang ist es speziell in diesen Regionen erforderlich, die infrastrukturellen<br />
Kapazitäten auszubauen bzw. vorhandene Nutzungsgebiete zu restrukturieren.<br />
Der <strong>Einsatz</strong> nachhaltiger <strong>und</strong> umweltschonender Methoden zur Gewinnung <strong>von</strong> Landressourcen spielt<br />
hierbei eine ebenso wichtige Rolle wie der Erhalt der lokalen Flora <strong>und</strong> Fauna.<br />
Leistungsfähige <strong>und</strong> umweltverträgliche Verfahrenstechniken des Wasser- <strong>und</strong> Spezialtiefbaus bieten<br />
in Kombination mit sorgfältig durchdachten Konzepten zum Erhalt der Umwelt eine gute Möglichkeit<br />
lokale Landressourcen zu erweitern <strong>und</strong> dadurch mehr Raum für die Umwelt <strong>und</strong> den Menschen zu<br />
schaffen. Die Nutzung des örtlich vorhandenen Bodens als Baustoff-Ressource bietet nicht nur<br />
wirtschaftliche Vorteile, sondern ermöglicht zugleich ein nachhaltiges <strong>und</strong> umweltbewusstes Bauen.<br />
Im Folgenden werden einige Verfahrenstechniken zum Zweck der Neulandgewinnung mittels<br />
Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei den<br />
Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken mittels Tiefenverdichtung <strong>und</strong> deren Variationen.<br />
Anhand des Bauvorhabens Rotterdam Maasvlakte LNG Terminal wird die Gewinnung <strong>von</strong> Neuland<br />
mit Hilfe der Saugbagger-Methode <strong>und</strong> in Kombination mit einer Tiefenverdichtung nach dem<br />
Rütteldruckverfahren vorgestellt.<br />
2 Tiefenrüttelverfahren im Überblick<br />
Als Tiefenrüttelverfahren werden Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken bezeichnet, welche nicht<br />
ausreichend tragfähige Böden im Hinblick auf ihre bodenmechanischen Eigenschaften dahingehend<br />
verändern können, dass ein sicheres Gründen <strong>von</strong> Bauwerken möglich wird.<br />
Das Tiefenrüttelverfahren wird nach seiner Wirkungsweise unterschieden in drei Verfahrensarten:<br />
- Rütteldruckverfahren<br />
- Rüttelstopfverfahren<br />
- pfahlartige Gründungselemente<br />
Abb. 1 Anwendungsgrenzen der Tiefenrüttelverfahren<br />
In Abhängigkeit des<br />
anstehenden Baugr<strong>und</strong>es<br />
kann man das Rüttelstopf-<br />
verfahren <strong>und</strong> das Rüttel-<br />
druckverfahren über die<br />
gesamte Weite der<br />
Körnungslinie einsetzen.
<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
2.1 Rüttelsdruckverfahren (RDV)<br />
Grobkörnige Böden wie Sande <strong>und</strong> Kiese bieten nicht selten ein großes Potential hinsichtlich der<br />
Reduzierung ihres Porenraumes. Das Korngefüge des Bodens zeichnet sich im unverbesserten<br />
Zustand dadurch aus, dass eine Übertragung <strong>von</strong> Spannungen nur geringfügig über das Korngerüst<br />
des Gefüges vollzogen wird. Die Verzahnung der einzelnen Bodenteile ist nicht optimal. Die<br />
aufnehmbaren Scherspannungen des Korngefüges sind aufgr<strong>und</strong> einer geringen Lagerungsdichte<br />
daher nur sehr begrenzt rechnerisch ansetzbar. Für diese Böden ist das Rütteldruckverfahren ohne<br />
Materialzugabe gut geeignet. Der Tiefenrüttler wird bei dieser Verfahrensart üblicherweise an einem<br />
Kran oder Seilbagger geführt <strong>und</strong> unter stetigem Vibrieren bis auf die gewünschte Endteufe geführt.<br />
Die Schwerrohre oberhalb des Rüttlers erhöhen das Gewicht der Rüttlerlanze <strong>und</strong> ermöglichen ein<br />
leichteres Eindringen in den Boden. Optional kann das Eindringen des Rüttlers auch durch die<br />
Spülkraft <strong>von</strong> Wasser an der Rüttlerspitze bzw. durch horizontale Düsen am Rüttler unterstützt<br />
werden. Der <strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> Spülwasser führt zudem dazu, dass Bodenfeinteile während dem Eindringen<br />
in den Boden mit dem Rücklaufwasser ausgespült werden. Der anschließend stattfindende<br />
Verdichtungsvorgang des Bodens erfolgt ohne Wasserspülung in definierten Schritten <strong>von</strong> der<br />
Endteufe ab aufwärts. Durch die Schwingungen im Einflussbereich des Tiefenrüttlers wird das<br />
Korngerüst umgelagert <strong>und</strong> der Porenraum verringert. Der Boden wird in eine dichtere Lagerung<br />
gebracht. Seine Tragfähigkeit wird hierdurch verbessert. Je nach Bodenbeschaffenheit <strong>und</strong><br />
Verdichtungsaufwand kann eine Volumenverminderung eintreten, die bis zu 15% beträgt.<br />
Abb. 2a u. Abb. 2b Ablaufschema Rütteldruckverdichtung <strong>und</strong> exemplarische Anordnung <strong>von</strong> Säulen<br />
Nach der Durchführung der Baugr<strong>und</strong>verbesserungsmaßnahmen mittels Rütteldruckverdichtung<br />
können in Abhängigkeit des zu verbessernden Bodens <strong>und</strong> des gewählten Verdichtungsraster<br />
Bodenpressungen <strong>von</strong> bis zu 1.000 kN/m 2 vom dann verbesserten Baugr<strong>und</strong> sicher aufgenommen<br />
werden.<br />
2.2 Rüttelstopfverfahren (RSV)<br />
Gemischt- <strong>und</strong> feinkörnige Böden mit feinkörnigen Anteilen > 10-15% weisen infolge ihrer<br />
Zusammensetzung nur ein geringes Verdichtungspotential auf. Der Porenanteil dieser Böden ist nicht<br />
selten deutlich geringer als bei grobkörnigen Böden. In diesen Böden eignet sich eine<br />
Baugr<strong>und</strong>verbesserung mittels Rüttelstopfverdichtung besser als die Rütteldruckverdichtung. Jedoch<br />
kann die Rüttelstopfverdichtung auch für die Verbesserung <strong>von</strong> grobkörnigen Anschüttungen<br />
bestehend aus Bauschutt, Schlacke oder Abraum eingesetzt werden.<br />
Für die Tiefenverdichtung mittels Rüttelstopfsäulen kommen erfahrungsgemäß Tiefenrüttler zum<br />
<strong>Einsatz</strong>, welche an einem Trägergerät (z.B. Trageraupe) geführt werden. Ähnlich des<br />
Rütteldruckverfahrens wird der Tiefenrüttler zunächst bis auf die gewünschte Tiefe abgeteuft.<br />
Die Endtiefe bestimmt sich hierbei zumeist aus statischen Erfordernissen oder durch das Erreichen<br />
einer definierten tragfähigen Baugr<strong>und</strong>schicht. Im Gegensatz zu der Rütteldruckverdichtung verfügen<br />
die Tiefenrüttler der Rüttelstopfverdichtung über ein zusätzliches Materialrohr. Während des<br />
Verdichtungsvorganges wird durch dieses Materialrohr kontinuierlich Kies oder Schotter in den<br />
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<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
Baugr<strong>und</strong> eingebracht. Nach dem Erreichen der gewünschten Endteufe wird hierzu der Rüttler etwas<br />
angehoben, wobei das dem Materialrohr zuvor zugefügte Einbaumaterial, unter Druckluft in den sich<br />
bildenden Hohlraum eintritt. Beim Wiederversenken des Rüttlers wird das Einbaumaterial in den<br />
anstehenden Boden gedrückt <strong>und</strong> verdichtet. Auf diese Weise ist es möglich in alternierenden<br />
Schritten eine kontinuierliche Rüttelstopfsäule <strong>von</strong> Endteufe ab aufwärts bis zur geplanten Höhe<br />
auszuführen.<br />
Das auf diese Weise entstehende Verb<strong>und</strong>system aus anstehendem Boden <strong>und</strong> eingebrachtem<br />
Säulenmaterial verfügt unter bodenmechanischen Aspekten über deutlich verbesserte Eigenschaften<br />
gegenüber dem unverbesserten Baugr<strong>und</strong>. Der Faktor n als Maß für die Verbesserung der Steifeziffer<br />
Es im Bereich der Baugr<strong>und</strong>verbesserungsmaßnahmen liegt üblicherweise im Bereich <strong>von</strong> zwei bis<br />
vier. Nach dem Einbau einer gering mächtigen Ausgleichsschicht (ca. 0,30 m) zum Zwecke der<br />
Lastverteilung ist der verbesserte Baugr<strong>und</strong> in der Regel in der Lage zulässige Bodenpressungen<br />
zwischen 150 <strong>und</strong> 400 kN/m 2 sicher aufzunehmen.<br />
Abb. 3 Ablaufschema Rüttelstopfverdichtung<br />
2.3 Pfahlartige Gründungselemente<br />
Zu den pfahlartigen Gründungselementen, welche ebenfalls mittels Tiefenrüttler hergestellt werden<br />
können, zählen die Betonstopfsäulen (BSS), die Betonrüttelsäulen (BRS) <strong>und</strong> die<br />
Fertigmörtelstopfsäulen (FSS) sowie einige hier nicht weiter benannte Variationen der o.g.<br />
Verfahrensarten. Für alle der genannten Verfahrensarten gilt, dass Beton bzw. Mörtel mit<br />
unterschiedlichen Eigenschaften als Einbaumaterial über das Materialrohr des Tiefenrüttlers dem<br />
Boden zugegeben wird. Während bei Fertigmörtelstopfsäulen (FSS) <strong>und</strong> Betonstopfsäulen (BSS) ein<br />
besonderer Beton der Güte C8/10 bis C25/30 in gleicher Weise wie bei der Rüttelstopfverdichtung in<br />
den Baugr<strong>und</strong> eingebracht bzw. eingestampft wird, wird bei Betonrüttelsäulen (BRS) ein pumpfähiger<br />
Beton (Konsistenzklasse ca. F4 bis F5) einer vordefinierten Güte (z.B. C20/25) unter ausschließlichem<br />
Ziehen des Tiefenrüttlers, im „Kontraktor-Verfahren“, in den durch den Rüttler geschaffenen Hohlraum<br />
eingebracht.<br />
Je nach anstehendem Baugr<strong>und</strong> <strong>und</strong> verwendetem Einbaumaterial sind Fertigmörtelstopfsäulen<br />
(FSS) bzw. Betonstopfsäulen (BSS) in der Lage zulässige Belastungen bis 900 kN aufzunehmen.<br />
Betonrüttelsäulen (BRS) hingegen sind im Schaftbereich in der Regel mit Durchmessern zwischen 40<br />
<strong>und</strong> 60 cm schlanker als Fertigmörtelstopfsäulen (FSS). Unter Verwendung eines höherwertigen<br />
Betons <strong>und</strong> je nach Beschaffenheit des Baugr<strong>und</strong>es sind sie jedoch in der Lage zulässige<br />
Belastungen bis zu 1200 kN aufzunehmen. Alle o.g. Verfahren der Keller Gr<strong>und</strong>bau GmbH sind vom<br />
Deutschen Institut für Bautechnik DiBt zugelassen. Ihre Wirkungsweise entspricht weitestgehend<br />
derer <strong>von</strong> Pfählen.<br />
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<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
Abb. 4 Ablaufschema Fertigmörtel- (FSS) bzw. Betonstopfsäulen (BSS) <strong>und</strong> Betonrüttelsäulen (BRS)<br />
3 Dredging-Methode / Naßbaggerei<br />
Dieses aus der Schifffahrt bekannte Verfahren hat seine Ursprünge im Neubau <strong>und</strong> Ausbau <strong>von</strong><br />
Häfen, Flussmündungen, Meeresbuchten oder Ähnlichem. Im Allgemeinen wird mit der Dredging-<br />
Methode bzw. der Naßbaggerei das Ausbaggern <strong>von</strong> Sedimenten am Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Gewässern zum<br />
Zwecke der Verteilung des Fördergutes an anderer Stelle bezeichnet.<br />
In der sog. Naßbaggerei unterscheidet man gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen dem rein mechanischen Fördern<br />
des Baggergutes mittels Eimerkettenbaggern <strong>und</strong> dem mechanisch-hydraulischem Fördern des<br />
Baggergutes mittels Saugbaggern. Beide Verfahren werden <strong>von</strong> einem Schiff oder Ponton aus<br />
durchgeführten <strong>und</strong> dienen vorwiegend der Förderung <strong>von</strong> Lockergesteinen. Eimerkettenbagger<br />
zeichnen sich dabei aufgr<strong>und</strong> ihrer geringeren Leistungsfähigkeit gegenüber Saugbaggern gerade<br />
dadurch aus, dass Sie bei kleineren Baggermaßnahmen (z.B. beim Freihalten <strong>von</strong> Schifffahrtsrinnen,<br />
etc.) <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der besonderen Adaptierbarkeit ihrer Werkzeuge (z.B. Hydraulikbagger oder<br />
Greiferschaufeln) gut zum Lösen <strong>von</strong> festeren Bodenarten wie zum Beispiel Mergel eignen. Die<br />
Arbeiten eines Eimerkettenbaggers werden für gewöhnlich <strong>von</strong> Schiffen oder Pontons aus<br />
durchgeführt. Das gelöste Baggergut wird normalerweise mittels Klappschuten abtransportiert.<br />
Saugbagger werden gemäß<br />
ihrer Bestimmung unterschieden<br />
in Cutterbagger <strong>und</strong><br />
Hopperbagger.<br />
Für beide Verfahrensweisen gilt,<br />
dass das Baggergut zunächst<br />
vom Gr<strong>und</strong> gelöst <strong>und</strong><br />
anschließend mittels<br />
leistungsstarker Pumpen in<br />
einer Wassersuspension in die<br />
internen oder externen<br />
Laderäume (z.B. Klappschuten)<br />
des Baggers gefördert wird.<br />
Abb. 5 Saugbagger im <strong>Einsatz</strong><br />
Hopperbagger arbeiten mit Hilfe einer oder mehrerer Kreiselpumpen. Am unteren Ende einer<br />
Saugleitung, die seitlich am Schiff angebracht ist, befinden sich so genannte Schleppköpfe. Diese<br />
lösen an der Gewässersohle das Sediment, welches als Baggergut bei langsamer Vorwärtsfahrt in<br />
den Laderaum gepumpt wird. Das hierbei mit in den Laderaum gepumpte Wasser wird durch einen<br />
Überlauf abgelassen, so dass nur festes Baggergut im Laderaum verbleibt. Nach Beendigung des<br />
Baggervorgangs wird das Baggergut zu Klappstellen transportiert <strong>und</strong> dort verklappt oder verspült.<br />
Hopperbagger werden zum Vertiefen <strong>von</strong> Fahrrinnen <strong>und</strong> für Unterhaltungsbaggerungen in<br />
Gewässern eingesetzt. Sie sind nur für leicht lösbare Sedimente <strong>und</strong> Böden geeignet, also in der<br />
Regel Sand.<br />
Cutterbagger oder auch Schneidkopfsaugbagger verfügen über Schneidköpfe, welche an einem<br />
Gerüst mit Förderleitung auf Gr<strong>und</strong> abgelassen werden können. Mittels rotierender<br />
Schneidkopfvorrichtungen kann das Fördergut vom Gr<strong>und</strong> gelöst <strong>und</strong> über einen Saugm<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Förderleitungen weiterbefördert werden. Cutterbagger besitzen meist mehrere Pumpen. Eine<br />
Unterwasserpumpe direkt am Schneidkopf sowie ein bis zwei Pumpen an Bord zum Weiterpumpen<br />
4
<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
des Fördergutes in Klappschuten oder direkt an Land. Cutterbagger sind insbesondere zum Lösen<br />
<strong>von</strong> festen Bodenmaterialien vom Gewässergr<strong>und</strong> gut geeignet.<br />
Sie werden ebenfalls zum Vertiefen <strong>von</strong> Fahrrinnen <strong>und</strong> zum Abbau <strong>von</strong> Mineralien benutzt. Da es<br />
sich bei ihren Einsätzen meist um das Fördern härteren Materials handelt, können in solchen Fällen<br />
keine Hopperbagger einsetzen. Die meisten Cutterbagger verfügen über keinen eigenen Antrieb <strong>und</strong><br />
müssen daher zu ihrem Bestimmungsort geschleppt werden.<br />
4 Projektbeschreibung Rotterdam Maasvlakte LNG Terminal<br />
Der Rotterdamer Hafen ist Europas größter Industrie- <strong>und</strong> Warenumschlagplatz. Er ist das Gateway<br />
zu einem Markt mit weltweit über 450 Mio. Konsumenten. Täglich werden Waren aus Europa <strong>und</strong> der<br />
ganzen Welt in Rotterdam umgesetzt. Geschätzte 370 Mio. Tonnen Waren werden jedes Jahr im<br />
Rotterdamer Hafen angenommen, umgelenkt oder verschickt. Das Hafengebiet erstreckt sich über 40<br />
km Länge <strong>und</strong> ca. 10.000 ha Fläche. Die Gemeinde Rotterdam investiert stetig in das Wachstum <strong>und</strong><br />
in die Weiterentwicklung des Hafens <strong>und</strong> des Hafenservices.<br />
Eines der größten <strong>und</strong> zugleich aktuellsten Projekte ist die Erweiterung des Rotterdamer Hafens um<br />
die Landflächen im Bereich der Maasvlakte.<br />
Im Zuge dieser Neulandgewinnungsmaßnahme plante die GATE (Gas Access To Europe) ein<br />
Konsortium aus vier großen<br />
Energiefirmen <strong>und</strong> die Gemeinde<br />
Rotterdam die Erweiterung des<br />
Maasvlakte Oil Terminals am<br />
westlichen Ende des Öl-Hafens<br />
Rotterdam. Auf einer Fläche <strong>von</strong><br />
etwa 30.000 m 2<br />
Abb. 6 Darstellung des Plangebietes <strong>und</strong> der LNG-Tanks (GATE Terminal BV)<br />
5<br />
sollte neues<br />
Hafengebiet aufgeschüttet <strong>und</strong> für<br />
den Bau <strong>von</strong> vier 200.000-m 3 -<br />
Flüssiggastanks (LNG-Tanks)<br />
einschließlich Landungsbrücke für<br />
Schiffe vorbereitet werden.<br />
Von seiner Lage her schließt das<br />
Baugebiet unmittelbar an das<br />
bereits vorhandene Maasvlakte Oil<br />
Terminal an <strong>und</strong> liegt damit exakt<br />
im Mündungsgebiet der Maas.<br />
Hierdurch verfügt es über eine<br />
ausgezeichnete Anbindung an den<br />
nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />
Schifffahrtsverkehr. Der Sondervorschlag<br />
der Firma Keller<br />
Gr<strong>und</strong>bau konnte nicht nur aufgr<strong>und</strong> technischer sondern ebenso wegen wirtschaftlicher Vorteile<br />
überzeugen <strong>und</strong> kam daher zur Beauftragung.<br />
4.1 Geologie<br />
Regionalgeologisch zeichnet sich das Baugebiet vor allem durch tief reichende Wechsellagerungen<br />
bestehend aus Fein- <strong>und</strong> Mittelsanden sowie geringmächtige Einlagerungen <strong>von</strong> Schluffen <strong>und</strong> Tonen<br />
bis ca. -35,0 m NAP aus.<br />
Die vorab durchgeführten Baugr<strong>und</strong>erk<strong>und</strong>ungen mittels Drucksondierungen ergaben für den oberen<br />
Bereich <strong>von</strong> ca. + 5,0 m NAP bis -10,0 m NAP durchschnittlich Spitzendruckwiderstände qc < 8 MPa<br />
<strong>und</strong> Mantelreibungswiderstände fs < 0.1 MPa. Bei einem Reibungsverhältnis der örtlichen<br />
Mantelreibung fs zum Spitzendruckwiderstand qc <strong>von</strong> ≤ 1,0 ließ dies auf rollige Böden in lockerer bis<br />
mitteldichter Lagerungsdichte schließen.<br />
Die darunter liegenden Schichten wiesen zwar sowohl höhere Spitzendruckwiderstände <strong>von</strong> qc > 10<br />
MPa, als auch Mantelreibungswiderstände <strong>von</strong> fs > 0.1 MPa auf.<br />
Jedoch konnte deren Lagerungsdichte nicht als durchgehend homogen beschrieben werden. Zudem<br />
lagen die Lagerungsdichten in einem Schwankungsbereich <strong>von</strong> sehr locker bis dicht gelagert <strong>und</strong><br />
waren somit nicht für die sichere Gründung der Tanks geeignet. Darüber hinaus wurden vereinzelt<br />
Einschlüsse <strong>von</strong> Schluffen <strong>und</strong> Tonen in geringerer Mächtigkeit (d < 2,0 m) angetroffen.
<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
Da es sich bei dem zu bearbeitenden Bodenmaterial überwiegend um Aufspülungen handelte, konnte<br />
das Anfüllungsmaterial bodenmechanisch sehr präzise klassifiziert werden.<br />
4.2 Gründungskonzept<br />
Die Gründungssohle der Flüssiggastanks wurde auf ca. +10,0 m NAP festgelegt <strong>und</strong> liegt damit etwa<br />
auf dem Höhenniveau der bereits vorhandenen umliegenden Bebauung. Aufgr<strong>und</strong> des sehr hoch<br />
liegenden Wasserspiegels war es nicht möglich den Boden entsprechend den Erfordernissen<br />
tiefreichend mittels konventioneller Erdbaumethoden zu verbessern.<br />
Das Gründungskonzept der Firma Keller Gr<strong>und</strong>bau sah daher das Herstellen der Böschung durch ein<br />
Aufspülen <strong>von</strong> Bodenmaterial bis auf i.M. ca. +6,0 m NAP <strong>und</strong> ein anschließendes Verdichten der<br />
aufgeschütteten Böden mittels Tiefenverdichtung vor. Hierdurch sollten sowohl die lockeren<br />
Anschüttungen als auch die rolligen Bestandteile der örtlich vorhandenen Böden in eine dichtere<br />
Lagerung gebracht werden um Langzeitsetzungen aus Konsolidation des Bodens zu reduzieren. Im<br />
Anschluss sollte mittels konventioneller Erdbaumethoden das Gründungsniveau <strong>von</strong> ca. +10,0 m NAP<br />
hergestellt werden. Für die Bemessungsansätze der Gründung der Tanks ging man <strong>von</strong> einem<br />
Aufbauniveau <strong>von</strong> +2,0 m NAP aus. Eine Überlagerung <strong>von</strong> ca. 4,0 m wurde aufgebracht, um dem<br />
Volumenschw<strong>und</strong> (ca. 10 bis 15 %) der Tiefenverdichtung vorzubeugen <strong>und</strong> die Konsolidation der<br />
oberen Schichten zu beschleunigen.<br />
Das aufspülte Bodenmaterial sollte dahingehend verbessert werden, dass unter den Bodenauflasten<br />
(ca. 6,0m NAP bis 10,0 m NAP) <strong>und</strong> unter den Bauwerkslasten (vollflächig 300 kN/m 2 ) der vier LNG-<br />
Tanks (liquefied natural gas tanks) die Setzungen <strong>und</strong> Setzungsdifferenzen (GZ2) im<br />
bauwerksverträglichen Rahmen gehalten werden <strong>und</strong> der Baugr<strong>und</strong> eine ausreichende Sicherheit<br />
gegen Versagen des Grenzzustandes der Tragfähigkeit (GZ1) aufweist.<br />
Rechnerisch bedeutete dies einen erforderlichen Spitzendruckwiderstand qc der Drucksonde <strong>von</strong><br />
mindestens 8,0 MPa auf Höhe +2,0 m NAP. Im Bereich der Sande ist dies gleichzusetzen mit einem<br />
mittleren erforderlichen Steifemodul Es <strong>von</strong> > 28 MN/m 2 .<br />
In Zusammenarbeit mit der Royal Boskalis Westminster BV, Papendrecht wurde die Keller Gr<strong>und</strong>bau<br />
GmbH, Bochum damit beauftragt, das bis zu diesem Zeitpunkt noch zum Hafengebiet gehörende<br />
Gelände aufzuschütten, zu verdichten <strong>und</strong> für den Bau der Tanks vorzubereiten.<br />
Ein besonderes Augenmerk galt hierbei nicht nur der Gewährleistung der ausreichenden Sicherheit<br />
des Grenzzustandes der Tragfähigkeit <strong>und</strong> Gebrauchstauglichkeit (GZ1/GZ2), sondern gleichermaßen<br />
der Gewährleistung einer ausreichenden Sicherheit gegen Verflüssigung des Bodens im Falle eines<br />
Erdbebens. Nicht zuletzt durch die jüngsten Ereignisse in Japan wird der Erdbebensicherheit eine<br />
erhöhte Aufmerksamkeit zugesprochen. Die Tiefenrüttelverfahren erweisen sich hierbei als besonders<br />
sichere Gründungsvariante.<br />
Eine Bodenverflüssigung tritt besonders häufig in gleichförmigen, locker bis mitteldicht gelagerten<br />
wassergesättigten Böden auf. Feinsandige Böden mit geringem Schluffanteil, wie sie örtlich<br />
angetroffen wurden, zeigen sich hinsichtlich einer Bodenverflüssigung als besonders anfällig.<br />
Die dynamischen Belastungen eines Erdbebens führen dazu, dass die zuvor <strong>von</strong> Korn zu Korn<br />
übertragenden effektiven Spannungen, resultierend aus Bauwerkslasten <strong>und</strong>/oder<br />
Überlagerungsdruck, plötzlich auf das Porenwasser des Bodens übergehen. Der Boden ist in solchen<br />
Fällen meist nicht in der Lage in gleichem Maße zu konsolidieren um den entstehenden<br />
Porenwasserüberdruck auszugleichen. Die ursprüngliche Scherfestigkeit des Bodens beginnt zu<br />
schwinden.<br />
Im Grenzfall verhält sich der Boden schließlich wie eine viskose Flüssigkeit <strong>und</strong> verliert vollends seine<br />
Tragfähigkeit. Dieser Vorgang kann zum Gesamtversagen der Lagesicherheit eines Bauwerks führen.<br />
Die Folge ist das Kentern oder Aufschwimmen <strong>von</strong> ganzen Bauwerksstrukturen. Solche Phänomene<br />
konnten in jüngster Vergangenheit besonders häufig im asiatischen Raum beobachtet werden.<br />
Um diesem Phänomen vorzubeugen ist es daher besonders zu empfehlen, in wassergesättigten<br />
Böden den Porenraum auf ein Minimum zu reduzieren. Hierdurch kann die Scherfestigkeit des<br />
Bodengefüges erhöht <strong>und</strong> die Gefahr der Bodenverflüssigung vermindert werden.<br />
Die Rütteldruckverdichtung ermöglicht in solchen Fällen nicht nur eine Erhöhung der<br />
Gesamttragfähigkeit des Bodens, sondern vermindert überdies gleichermaßen das Potenzial der<br />
Bodenverflüssigung durch Verminderung des Porenraums.<br />
6
<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
Für die Gründung der vier Flüssiggastanks war zunächst die Aufschüttung <strong>von</strong> Bodenmaterial mittels<br />
Saugbaggern (Dredgern) <strong>und</strong> anschließend die Verdichtung des aufgeschütteten Materials mittels<br />
Rütteldruckverfahren vorgesehen.<br />
Hierzu wurde festgelegt, dass die Arbeiten global in zwei Bauabschnitten <strong>von</strong> Wasser <strong>und</strong> Land<br />
durchzuführen sind.<br />
Abb. 7 Gr<strong>und</strong>riss der Landgewinnungs- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungsmaßnahmen<br />
Im ersten Bauabschnitt sollte nur der Fußpunkt der unter Wasser verlaufenden Aufschüttung<br />
verdichtet <strong>und</strong> stabilisiert werden. Dieser Bereich diente vorwiegend dem Ausgleich des<br />
Höhenniveaus zwischen dem Gr<strong>und</strong><br />
des bereits vorhandenen<br />
Hafenbeckens (ca. -32,0 m NAP) <strong>und</strong><br />
dem Fußpunkt der geplanten<br />
Böschung (-17,0 m NAP). Ferner sollte<br />
der unter Wasser hergestellte Damm<br />
dem Schutz vor Erosion der<br />
Anschüttungen dienen. Hierzu wurden<br />
die Anschüttungen im Anschluss an<br />
die Tiefenverdichtung wasserseitig<br />
abschnittsweise zusätzlich mit<br />
Gerölllagen gesichert. Die Arbeiten<br />
wurden vollständig <strong>von</strong> Pontons<br />
ausgeführt.<br />
Abb. 8 Rütteldruckverfahren vom Ponton<br />
Der zweite Bauabschnitt umfasste die Böschung sowie die unmittelbare Aufstandsfläche der<br />
Flüssiggastanks. Die Arbeiten wurden abschnittsweise <strong>von</strong> Wasserseite in Richtung Land ausgeführt.<br />
Die erste Lage der Böschung musste aufgr<strong>und</strong> der horizontalen Ausdehnung ebenfalls <strong>von</strong> Pontons<br />
ausgeführt werden. Alle übrigen Lagen wurden <strong>von</strong> Land ausgeführt.<br />
Abb. 9 Schnittdarstellung der Landgewinnungs- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungsmaßnahmen<br />
7
<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
Vor Beginn der Arbeiten wurde besonders das Potential der Erhöhung der relativen Dichte des zu<br />
verbessernden Bodenmaterials untersucht. Aus den Vorabsondierungen mittels Drucksonde ging<br />
hervor, dass die Anschüttungen überwiegend nur über lockere bis mittlere Lagerungsdichten<br />
verfügten. Weitere Betrachtungen (Abb. 10a <strong>und</strong> Abb. 10b) zeigten, dass <strong>von</strong> einer abgeschätzten<br />
vorhandenen relativen Dichte des Bodens <strong>von</strong> 65 % ausgehend eine Erhöhung der relativen Dichte<br />
um 10 % notwendig war um auf Höhe +2,0 NAP einen Spitzendruckwiderstand qc der Drucksonde <strong>von</strong><br />
8,0 MPa zu erreichen. Angesichts der sehr inhomogenen Lagerungsdichten des aufgefüllten<br />
Bodenmaterials <strong>und</strong> der z.T. vorhandenen Toneinschlüsse war dies ein beachtlicher Wert.<br />
Die im Folgenden dargestellten Abbildungen (Abb. 10a <strong>und</strong> Abb. 10b) zeigen, dass der geforderte<br />
Spitzendruck der Drucksonde qc nach der Durchführung der Tiefenverdichtung sicher nachgewiesen<br />
werden konnte.<br />
8<br />
Abb. 10a Relative Dichte des Bodens<br />
vor der Durchführung der Tiefenverdichtung<br />
Abb. 10b Relative Dichte des Bodens nach<br />
der Durchführung der Tiefenverdichtung
<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
4.3 Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
Im Rahmen der Eigenüberwachung wurden vor Beginn der eigentlichen Arbeiten Drucksondierungen<br />
als Referenzsondierungen (Abb. 11b) durchgeführt. Diese wurden sowohl <strong>von</strong> Pontons als auch <strong>von</strong><br />
Land ausgeführt. Im Anschluss daran wurde im Bereich der Sondierungen ein Probefeld mit<br />
unterschiedlichen Rasterabständen (3,0/3,5/4,0 m Säulenabstand) erstellt.<br />
Zur Bestimmung des notwenigen Rasterabstandes der Verdichtungsarbeiten wurden nach<br />
Beendigung der Tiefenverdichtung im Bereich des Probefeldes erneut Drucksondierungen (Abb. 11a)<br />
zwecks der Bewertung des Verdichtungserfolges durchgeführt.<br />
Aus den Ergebnissen der Probefeldsondierungen folgerte, dass für die geforderten Werte der<br />
Verdichtung (qc >8,0 MPa auf Höhe +2,0 m NAP) ein triagonaler Rasterabstand <strong>von</strong> 3,5 m der<br />
Rütteldruckverdichtung erforderlich war.<br />
Während der laufenden Verdichtungsarbeiten wurde diese Annahme fortwährend mittels Vor- <strong>und</strong><br />
Nachsondierungen überprüft <strong>und</strong> bestätigt. Überdies wurde festgelegt, dass im Falle des nicht<br />
Erreichens der geforderten Werte das Raster zu verkleinern ist <strong>und</strong> die Verdichtung im jeweiligen<br />
Bereich durch zusätzliche Sondierungen zu kontrollieren ist. Insgesamt wurden während der<br />
Bauausführung 98 Drucksondierungen bis in Tiefen <strong>von</strong> 40,0 m unter Arbeitsebene (ca. -34,0 NAP)<br />
sowie drei weitere Probefelder ausgeführt.<br />
Abb. 11a <strong>und</strong> Abb.11b Nachsondierungen <strong>und</strong> Vorsondierungen des Probefeldes<br />
4.4 Ausführung der Baugr<strong>und</strong>verbesserungsmaßnahmen<br />
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<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
Seitens der Royal Boskalis Westminster BV wurde allen Arbeiten vorangehend fein- bis mittelsandiges<br />
Bodenmaterial in tiefer liegenden Hafen- <strong>und</strong> Fahrrinnenbereichen mittels Cutterbaggern<br />
ausgebaggert <strong>und</strong> parallel zur geplanten Böschung aufgespült. Die Aufschüttung wurde hierzu mit<br />
etwa 15% überhöht hergestellt. Dies sollte dem Volumenschw<strong>und</strong> der Rütteldruckverfahren <strong>und</strong> einer<br />
evtl. Bodenerosion vorbeugen. Diesen Arbeiten nachlaufend führte die Keller Gr<strong>und</strong>bau GmbH <strong>von</strong><br />
Pontons aus die Verdichtungsarbeiten für die Sicherung des Fußbereiches der Böschung (Abb. 9)<br />
durch. Das aufgeschüttete <strong>und</strong> verdichtete Bodenmaterial wurde abschließend abschnittsweise mit<br />
Gerölllagen vor Erosion gesichert.<br />
Für die Verdichtungsarbeiten kamen zwei Pontons, jeweils mit einem 130-Tonnen-Seilbaggern <strong>und</strong><br />
Tiefenrüttlern des Typs S-Rüttler ausgestattet zum <strong>Einsatz</strong>. Die Pontons verfügten über<br />
Positionspfähle zum Zwecke der Lagesicherung <strong>und</strong> wurden, je nach Erfordernis, mittels Schleppern<br />
über Gr<strong>und</strong> versetzt. Da die einzelnen Verdichtungspunkte nicht sichtbar unter Wasser lagen, musste<br />
jeder Rüttelansatzpunkt mittels GPS-Peilung angesteuert werden. Eine eigens hierfür programmierte<br />
Steuerung im Führerhaus des Baggers ermöglichte dem Gerätefahrer ein visualisiertes Ansteuern der<br />
Rüttelansatzpunkte unter Wasser. Die Höhenkontrolle der Aufspül- sowie der Verdichtungsarbeiten<br />
erfolgte baubegleitend mittels Echolot.<br />
Die Höhendifferenz zwischen der Oberkante Arbeitsebene (ca. +6,0 m NAP) <strong>und</strong> der Unterkante des<br />
Verdichtungsbereiches (ca. -37,0 m NAP) betrug an der tiefsten Stelle ca. 43,0 m (s. Abb. 9).<br />
Die Versenktiefen des ersten Bauabschnittes ergaben i.M. ca. 36,0 m <strong>und</strong> teilten sich zu gleichen<br />
Teilen auf in Verdichtstrecke <strong>und</strong> Leerstrecke im Bereich des Seewassers auf.<br />
Insgesamt umfasste der erste Bauabschnitt ein zu verbesserndes Bodenvolumen <strong>von</strong> ca. 400.000 m 3<br />
auf einer Fläche <strong>von</strong> ca. 14.000 m 2 .<br />
Abb. 12 Tiefenverdichtung an Land<br />
Der zweite Bauabschnitt wurde sowohl <strong>von</strong> Land als auch<br />
<strong>von</strong> Wasser ausgeführt. Die Arbeiten erfolgten ebenfalls<br />
mittels zweier 130-Tonnen-Seilbagger <strong>und</strong> Tiefenrüttlern des<br />
Typs S-Rüttler. Die Versenktiefen betrugen i.M. etwa 34,0 m<br />
<strong>von</strong> GOK (6,0 m NAP). Während der Verdichtungsarbeiten<br />
bildeten sich um die einzelnen Rüttelansatzpunkte<br />
Absenktrichter mit Durchmessern d > 2,0 m. Der Boden im<br />
Bereich <strong>von</strong> ca. 7,0m um den Absenktrichter wies zudem<br />
deutlich zu erkennende Schwindrisse auf, was ein sicherer<br />
Indikator für eine Umlagerung der Anschüttung war. Die<br />
Arbeiten wurden daher im Bereich der landseitigen<br />
Aufschüttungen zusätzlich mittels zweier Radlader<br />
unterstützt, welche die Absenktrichter mit aufgeschüttetem<br />
Bodenmaterial der Arbeitsebene verfüllten <strong>und</strong> die<br />
Schwindrisse egalisierten. Nach Beendigung der<br />
Rütteldruckverdichtungsarbeiten hat sich die Arbeitsebene<br />
um insgesamt etwa 4,0 m abgesenkt <strong>und</strong> lag schließlich auf<br />
einem Höhenniveau <strong>von</strong> ca. 2,0 m NAP. Das Arbeitsfeld des<br />
zweiten Bauabschnitts umfasste ca. 16.000 m 2 <strong>und</strong> ein zu<br />
verbesserndes Bodenvolumen <strong>von</strong> etwa 540.000 m 3<br />
aufgeschüttetem Boden.<br />
Im letzten Schritt wurde im Bereich der Tanks <strong>von</strong> einem mittleren Höhenniveau <strong>von</strong> ca. 2,5 m NAP<br />
bis auf 10,0 m NAP Bodenmaterial lagenweise aufgebracht <strong>und</strong> verdichtet. Hierzu wurde weiter mittels<br />
Saugbaggern Bodenmaterial aufgespült <strong>und</strong> durch über Land verlegter Pipelines verteilt.<br />
Der Bau der Tanks sowie der Schiffsanlegestelle erfolgte unmittelbar im Nachgang zu diesen<br />
Arbeiten.<br />
5 Zusammenfassung / Fazit<br />
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<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
Unter der Zielsetzung eine technisch einwandfreie <strong>und</strong> zugleich wirtschaftlich tragbare Lösung für die<br />
Gründung der geplanten Flüssigkeitstanks <strong>und</strong> der Erweiterung des Rotterdamer Hafens zu finden,<br />
konnten am o.g. Bauvorhaben zwei innovative Verfahrenstechniken des Spezialtiefbaus <strong>und</strong><br />
<strong>Wasserbau</strong>s erfolgreich in Kombination miteinander eingesetzt werden.<br />
Die gewählten Verfahrenstechniken ließen sich hierbei optimal auf die örtlich angetroffenen<br />
Baugr<strong>und</strong>bedingungen einstellen. In den wenigen Fällen, in welchen die geforderten Werte der<br />
Baugr<strong>und</strong>verbesserung nicht sofort erreicht werden konnten, konnte das Verdichtungsraster<br />
unmittelbar Vorort angepasst werden. Nachfolgende Kontrollsondierungen zeigt dann sehr schnell ob<br />
ein Abschnitt baufrei war oder ob ggf. weitere Maßnahmen erforderlich wurden.<br />
In wenigen Bereichen konnten die Zielwerte nicht erreicht werden. Der Gr<strong>und</strong> hierfür lag zumeist<br />
darin, dass die Bodenstrukturen in diesen Bereichen aus überwiegend bindigem, nicht<br />
verdichtungsfähigem Material bestanden.<br />
Die genannten Bereiche verfügten jedoch erfreulicherweise nur über geringe lokale Ausdehnungen<br />
<strong>und</strong> Schichtmächtigkeiten.<br />
Im Zusammenhang mit Setzungsbetrachtungen lagen diese Schichten zudem zum größten Teil<br />
außerhalb des Bereiches der Grenztiefe der für die Setzungsberechnungen relevanten<br />
Bodenspannung.<br />
Das Ergebnis der ausgeführten Arbeiten zeigt nicht nur herausragende technische Eigenschaften des<br />
Endproduktes sondern stellt sich zudem unter technischen sowie wirtschaftlichen Gesichtspunkten als<br />
alternativlos dar.<br />
Mit dem <strong>Einsatz</strong> der Rütteldruckverdichtung als Baugr<strong>und</strong>verbesserungsverfahren für die Gründung<br />
der LNG-Tanks wurde gegenüber der zu Beginn der Planungen in Betracht gezogenen<br />
Pfahlgründungen ein in technischer sowie wirtschaftlicher Hinsicht besseres Gründungsverfahren<br />
gef<strong>und</strong>en.<br />
Insbesondere das Erreichen einer ausreichenden Erdbebensicherheit <strong>und</strong> die Minimierung des<br />
Verflüssigungspotentials der aufgeschütteten Landmassen im Bereich der seeseitigen Böschung<br />
wären mit anderen Gründungsvarianten nicht möglich gewesen.<br />
Die örtlich vorhandenen stark heterogenen Baugr<strong>und</strong>verhältnisse mit z.T. sehr locker gelagerten,<br />
gering tragfähigen Bodenschichten wiesen darüber hinaus erhebliche Risiken im Hinblick auf die<br />
Aktivierung negativer Mantelreibungen <strong>von</strong> Gründungspfählen auf. Um diese Effekte zu amortisieren<br />
wären sehr lange Gründungspfähle erforderlich gewesen, welche zu eindeutigen<br />
verfahrenstechnischen sowie wirtschaftlichen Nachteilen geführt hätten.<br />
Ohne das Aufspülen <strong>und</strong> Verbessern des gesamten Baulandes mittels Tiefenverdichtung wäre die<br />
Baumaßnahme am o.g. Standort daher nicht realisierbar gewesen. Das neu geschaffene Landareal<br />
passt sich überdies nahtlos an die örtlichen Gegebenheiten an <strong>und</strong> besteht zu nahezu 100% aus<br />
natürlichen Baustoffen.<br />
Lediglich die Hochbaukonstruktion der Tanks <strong>und</strong> der Schiffsanlegestelle sowie die<br />
Unterwasserpipelinie zum nahe gelegenen Kraftwerk wurden in konventioneller Stahl- bzw.<br />
Stahlbetonbauweise ausgeführt.<br />
Die Landgewinnungsarbeiten konnten Ende 2008 erfolgreich abgeschlossen werden. Ende 2010<br />
wurden die Tanks vollständig hergestellt <strong>und</strong> damit begonnen die Pipeline zum Kraftwerk zu bauen.<br />
Die fertige Anlage soll voraussichtlich Mitte 2011 den Betrieb aufnehmen.<br />
Die Niederlande haben damit einen entscheidenden Schritt im Hinblick auf den internationalen Handel<br />
mit Gas <strong>und</strong> Energien geschafft. Das Projekt umfasste ein Gesamtbauvolumen <strong>von</strong> geschätzten 800<br />
Mio. Euro <strong>und</strong> eine Bauzeit <strong>von</strong> etwa vier Jahren.<br />
Literatur<br />
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<strong>Einsatz</strong> <strong>von</strong> <strong>Wasserbau</strong>- <strong>und</strong> Baugr<strong>und</strong>verbesserungstechniken für die Gewinnung <strong>von</strong><br />
Neuland<br />
[1] Kirsch,K. ; Baugr<strong>und</strong>verbesserung mit Tiefenrüttlern – Historischer Überblick über die Entwicklung<br />
der Tiefenverdichtungsverfahren, Sonderdruck aus: 40 Jahre Spezialtiefbau: 1953-1993; Technische<br />
<strong>und</strong> rechtliche Entwicklungen: Festschrift für Karlheinz Bauer zum 65. Geburtstag, Werner-Verlag<br />
GmbH, 1993, Düsseldorf<br />
[2] Kirsch, K., Chambosse, G.; Beiträge zum Entwicklungsstand der Baugr<strong>und</strong>verbesserung –<br />
Belastungsversuche auf Schottersäulen <strong>und</strong> Betonrüttelsäulen mit dem L-Rüttler, Sonderdruck<br />
Beiträge aus der Geotechnik, Festschrift anlässlich des 60. Geburtstages <strong>von</strong> Univ.-Prof. Dr.Ing. R.<br />
Floss 1995, München<br />
[3] Priebe, H.-J.; Rüttelstopfverdichtung zur Vorbeugung gegen Bodenverflüssigung bei Erdbeben,<br />
Mitteilungen des Institutes <strong>und</strong> der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt, Vorträge zum 5.<br />
Darmstädter Geotechnik-Kolloquium am 19. März 1998<br />
[4] Gate Terminal BV; Technische Veröffentlichungen zum Bau des LNG-Terminals Rotterdam<br />
Maasvlakte, www.gate.nl, 2008<br />
[5] Kirsch, K., Kirsch, F.; Gro<strong>und</strong> Improvement by deep vibratory methods, Spon Press, Oscon, 2011<br />
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