tanz schritt weise - MINORITEN KULTUR Graz, herzlich willkommen ...
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Programmzeitung<br />
märz aPril 2011<br />
g a l e r i e l i t e r at u r n e u e m u s i k r e l i g i o n j u n g e a u g e n z e i ta n a ly s e ta n z<br />
z e i t t a f e l<br />
märz / april 2011<br />
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bis 23. märz 2011<br />
norBert trummer: stanDortWeCHsel<br />
kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/i<br />
Öffnungszeiten Di bis fr 10.00 – 17.00 uHr<br />
sa + so 11.00 – 16.00 uHr<br />
Di, 22. märz 2011 / 19.00 uhr<br />
sharing Wissenschaftsgespräche bei den minoriten<br />
ENDLICH!<br />
geteilte VerantWortung am Beispiel klimaWanDel<br />
lukas meyer / moderation: Claudia r. Binder<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
mi, 23. märz 2011 / 19.00 uhr<br />
eine neue siCHt auf jesus?<br />
Das judasevangelium – von der sensation seiner<br />
entdeckung und seiner sicht der offenbarung<br />
gregor Wurst<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
fr, 25. märz 2011 / 19.00 uhr<br />
ausstellungserÖffnung<br />
maaria Wirkkala: sHaring<br />
Öffnungszeiten Di – fr 10.00 – 17.00 uhr<br />
sa + so 11.00‑16.00 uhr<br />
ausstellungsDauer bis 22. mai 2011<br />
kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/i<br />
fr, 25. märz 2011 / 20.00 uhr<br />
minoriten poetryslam<br />
mC: markus köhle und mieze medusa<br />
fixstarterin: mara Ban (a)<br />
kleiner minoritensaal<br />
sa, 26. märz 2011 / 16.00 uhr<br />
so, 27. märz 2011 / 11.00 uhr<br />
für junge augen ab 4!<br />
Bavastel puppentheater<br />
kasperl unD Die VerWunsCHene prinzessin<br />
kleiner minoritensaal<br />
mo, 28. märz 2011 / 20.00 uhr<br />
präsentation der literaturzeitschrift liCHtungen Heft 125<br />
literatur aus litauen:<br />
eugenijus ališanka / giedra radvilaviči ‑ ut . e<br />
moderation: Cornelius Hell<br />
präsentation des kunstteils der liCHtungen: Werner fenz<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
Di, 29. märz 2011 / 19.00 uhr<br />
sharing Wissenschaftsgespräche bei den minoriten<br />
PLaTZ!<br />
sHareD spaCe als Denkform in arCHitektur<br />
unD raumplanung<br />
thomas pilz / petra kohlenprath<br />
moderation: johanna rolshoven<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
Pbb., GZ 02Z032870 M. Nr. 2 / Verlagspostamt 8020 <strong>Graz</strong><br />
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sa, 2. april 2011 / 16.00 uhr<br />
so, 3. april 2011 / 11.00 uhr<br />
für junge augen ab 4!<br />
Bavastel puppentheater<br />
kasperl unD Die VerWunsCHene prinzessin<br />
kleiner minoritensaal<br />
so, 3. april 2011 / 15.00 uhr – 21.00 uhr<br />
<strong>tanz</strong> <strong>schritt</strong> <strong>weise</strong><br />
BelgraD – graz im szenenWeCHsel<br />
minoritensaal<br />
Di, 5. april 2011 / 19.00 uhr<br />
sharing Wissenschaftsgespräche bei den minoriten<br />
aLLE!<br />
Commons ‑ WoHlstanD DurCH teilen<br />
Brigitte kratzwald / moderation: rudolf Dujmovits<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
Do, 7. april 2011 / 20.00 uhr<br />
lesung und Videoarbeit<br />
formiert aus luft<br />
peter pessl / astrid Becksteiner<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
fr, 8. april 2011 / 20.00 uhr<br />
BlattgolD: forum für junge literatur<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
so, 10. april / 11.00 uhr<br />
maaria Wirkkala: sHaring<br />
kuratorenführung mit johannes rauchenberger bei<br />
aktuelle kunst in graz<br />
kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/i<br />
mo, 11. april 2011 / 19.00 uhr<br />
im Brennpunkt europa<br />
Die umBrüCHe in Der islamisCHen Welt.<br />
HintergrünDe unD entWiCklungen<br />
gudrun Harrer / moderation: Hannes D. galter<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
Di, 12. april 2011 / 19.00 uhr<br />
sharing Wissenschaftsgespräche bei den minoriten<br />
gLEiCh!<br />
ungleiCHHeit – ein kooperatiVes gut<br />
Clemens sedmak / moderation: michaela moser<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
Do, 14. april 2011 / 15.00 uhr<br />
fr, 15. april 2011 / 15.00 uhr<br />
für junge augen ab 6!<br />
theater munDWerk<br />
„Happ!“<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i
inHalt<br />
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eDitorial<br />
g a l e r i e n<br />
/ maaria Wirkkala<br />
z e i t a n a lY S e<br />
/ WissensCHaftsgespräCHe Bei Den minoriten 2011<br />
eine neue Sicht auf JeSuS? Das juDaseVangelium – Von Der sensation<br />
seiner entDeCkung unD seiner siCHt Der offenBarung<br />
Brennpunkt europa / guDrun Harrer / Die umbrüche in Der<br />
iSlamiSchen Welt / HintergrünDe unD entWiCklungen<br />
WeltaneignungSerfinDungen : kunst ‑ religion – pHilosopHie<br />
mauriCe merleau‑ponty<br />
t a n z<br />
<strong>tanz</strong> <strong>schritt</strong> <strong>weise</strong> / BelgraD – graz im szenenWeCHsel<br />
l i t e r a t u r<br />
minoriten PoetrY Slam<br />
blattgolD / forum für junge literatur<br />
präsentation Der liCHtungen / literatur auS litauen /<br />
eugenijus ališanka / gieDra raDVilaVi Či‑ ut . e<br />
lesung unD ViDeoarBeit / formiert auS luft /<br />
peter pessl / astriD BeCksteiner<br />
J u n g e a u g e n<br />
BaVastel puppentHeater / KaSPerl unD Die VerWunSchene PrinzeSSin<br />
tHeater munDWerk / „haPP!“<br />
n e u e m u S i K<br />
VorsCHau / die andere saite präsentiert / annelie gaHl / Violine Solo<br />
BiograpHien<br />
kooperationspartner<br />
zeittafel märz/april 2011<br />
i m P r e S S u m<br />
k u lt u r z e n t r u m B e i D e n m i n o r i t e n | a D r e s s e mariahilferplatz 3/i, 8020 graz<br />
t e l +43 (0) 316 711133 | f a x +43 (0) 316 804118 750 | e m a i l office@kultum.at | W e B www.kultum.at<br />
k a r t e n tel +43 (0) 316 711133 31 oder office@kultum.at / kartenabholung an der nachmittags‑/abendkasse der jeweiligen Veranstaltung<br />
l e i t u n g mmag.Dr. johannes rauchenberger<br />
p r o g r a m m<br />
galerie mmag.Dr. johannes rauchenberger neue musik mag. florian geßler / Christian klein<br />
literatur Dr. Birgit pölzl / assistenz Catherine nicholls <strong>tanz</strong> Dr. eveline koberg<br />
junge augen mag. Barbara rauchenberger / assistenz mag. kathrin immervoll zeitanalyse/religion mmag.Dr. johannes rauchenberger<br />
o r g a n i s at i o n koordination mag. elisabeth Wimmer Öffentlichkeitsarbeit mag. kathrin immervoll<br />
programmzeitung/presse mmag.Dr. johannes rauchenberger / mag. elisabeth Wimmer<br />
C o V e r B i l D maaria Wirkkala, so WHat – animals. foto: sakari Viika<br />
g r a f i k CuBaliebtdich.at D r u C k Druckerei khil, graz<br />
Sharing Statt Scham<br />
gemessen an dem, was man vor das gestaltungs‑<br />
schachbrett eines kulturprogramms, das sich der zeit‑<br />
genossenschaft verpflichtet weiß, zu setzen vermag,<br />
könnten unsere züge auf den ersten Blick sehr leise<br />
daherkommen, ja. im nachhinein wird man uns fragen,<br />
und hoffentlich werden uns unsere kinder auch einmal<br />
danach fragen, wenn sie einmal lokale zeitgeschichte<br />
lernen: „Was habt ihr damals getan, als eure Volks‑<br />
vertreter in eurer stadt das Bettlerverbot beschlossen<br />
haben?“ „Wir haben uns ihrer geschämt.“ und? „Wir<br />
haben protestiert.“ und? „sie haben trotzdem die<br />
Hand gehoben.“ und? „Wir haben gelbe schleifen auf‑<br />
gehängt.“ und? „sie haben geschwiegen.“ „Was habt<br />
ihr damals getan, als es immer enger geworden ist<br />
mit dem geld, mit den optimierungsmaßnahmen, den<br />
rationalisierungsprozessen usw.?“ „Das war damals<br />
so.“ und? „Welchen Widerstand habt ihr geleistet, als<br />
die öffentlichen Haushalte zurückgeschraubt wurden,<br />
stichwort 25 prozent?“ „es gab kein gegenüber, das<br />
man fassen konnte.“ und?<br />
es ist härter geworden, sagt man, zynischer vielleicht<br />
auch. (Wir jedenfalls sind noch nicht bei red‑Bull oder<br />
Herrn stronach gelandet.) Wir sind ja auch nicht so<br />
wichtig, könnte man uns entgegnen. solange es geht,<br />
finde ich, muss man auch die feinen töne des Wider‑<br />
stands pflegen. Das ist immerhin nicht mehr so selbst‑<br />
verständlich wie vielleicht vor jahren. und wir tun es<br />
mit einem frühlingsmotiv (beginnend nur einen tag<br />
nach dem frühlingsanfang). Wir lassen tiere über die‑<br />
ses Cover und auf einem stahlseil über den minoriten‑<br />
kreuzgang balancieren. Wir stellen glasleitern aus. Wir<br />
lassen licht durch die türritzen strömen und verbrau‑<br />
chen dabei ordentlich strom. Wir stellen Himmelswä‑<br />
gen zum mitfahren bereit. Wir stellen Wassergläser<br />
auf die schaukeln, aber kleben sie nicht an. Wer?<br />
sHaring, unsere antwort (primär finanziert mit steu‑<br />
ermitteln) heißt übersetzt: teilen. aber in dem sinne,<br />
dass man nicht weniger hat oder verliert, sondern<br />
vielmehr vermehrt. gemeinsam nutzen, gemeinsam<br />
zugreifen, sich beteiligen an gütern, interessen, ko‑<br />
sten. Darreichen. anteil nehmen. mit sHaring be‑<br />
haupten wir einen zugang für die gegenwart, der<br />
immer bedeutsamer wird, will man der individuellen<br />
gewinnmaximierung nicht das letzte Wort lassen.<br />
sHaring ist das leitwort von sechs Vorlesungen bis<br />
zum 17. mai. es sind ausrufeworte, die die abende<br />
strukturieren: enDliCH! (mit lukas mayer über „ge‑<br />
teilte Verantwortung am Beispiel klimawandel am 22.<br />
märz), platz! (mit thomas pilz und petra kohlenrath<br />
über shared space als Denkform in architektur und<br />
raumplanung am 29. märz), alle! (mit Brigitte kratz‑<br />
wald über die grundlagen der Commons am 5. april)<br />
und gleiCH! (mit Clemens sedmak über ungleichheit<br />
als kooperatives gut am 12. april) sind die abende der<br />
Wissenschaftsgespräche bis ostern, die wir ihnen in<br />
dieser ausgabe vorstellen.<br />
SchambilD:<br />
Die abgeordneten zum steiermärkischen landtag<br />
beschließen am 15. februar 2011 mit den stimmen<br />
von ÖVp, spÖ und fpÖ das Bettelverbotsgesetz für<br />
die steiermark.<br />
Bildquelle: kleine zeitung Digital, foto: posch<br />
und sHaring ist der titel einer ganz besonderen aus‑<br />
stellung, in deren kontext diese zeitdebatten geführt<br />
werden. maaria Wirkkala, feinsinnige poetin aus finn‑<br />
land, die graz im jahr der kulturhauptstadt mit ihren<br />
goldenen leitern schon einmal verzaubert hat, bespielt<br />
dieses thema ab 25. märz (natürlich ist dieses Datum<br />
symbolisch zu verstehen!) mit den ureigensten mitteln<br />
der kunst – oder besser: sie öffnet augen für Welten<br />
des staunens, der überraschung und der anteilnahme<br />
mit den möglichkeiten der kunst, ohne kunst mit so‑<br />
zialarbeit, falscher politikberatung oder aktionismus<br />
zu verwechseln: zu sehen bis zum 22. mai.<br />
Der zweite schwerpunkt unseres frühlingsprogramms<br />
ist <strong>tanz</strong> <strong>schritt</strong> <strong>weise</strong> am 3. april. eveline koberg ku‑<br />
ratiert die Wechselverhältnisse zu südosteuropäischen<br />
ländern nun zum 9. mal. Diesmal nimmt sie serbien in<br />
den Blick. Die spannung zwischen dem „westlichen“<br />
Blick auf den Balkan, der vornehmlich „exotisches“<br />
wahrnahm und der tatsächlichen szene der perfor‑<br />
mancekunst, die aus dem umkreis des experimentellen<br />
sprechtheaters entstanden ist, ist groß. parallel dazu<br />
ist, wie in den vergangenen jahren schon bewährt, die<br />
szene aus graz zu sehen. am 28. märz präsentiert das<br />
neue (125.) liCHtungen‑Heft literatur aus litauen –<br />
einem land mit einer der ältesten sprachen europas<br />
und zugleich einer der jüngsten in sachen literatur.<br />
moderator des abends ist Cornelius Hell, der auch<br />
für diese programmzeitung ein interview mit giedra<br />
radvilaviči ‑ ut . e , einer der beiden autorinnen geführt hat.<br />
astrid Becksteiner zeigt am 7. april in ihrer Videoarbeit<br />
textauszüge aus peter pessls text „sprachwallfahrt“ im<br />
kultur‑ und geistesraum des Himalaya. „formiert aus<br />
luft“, ist der letzte teil einer 2002 begonnenen trilogie<br />
der beiden künstlerinnen aus diesem kulturraum. am<br />
25. märz findet auch der bewährte frühlingsslam, mo‑<br />
deriert von markus köhle und mieze medusa statt, am<br />
8. april „Blattgold“, das forum für junge literatur. in der<br />
abteilung „religion“ berichtet der augsburger Bibliker<br />
gregor Wurst, mitautor des Bestsellers „Das evangeli‑<br />
um des judas“ über den aktuellen wissenschaftlichen<br />
stand dieses sensationsfundes. Die bekannte orient‑<br />
expertin gudrun Harrer analysiert am 11. april in der<br />
reihe „im Brennpunkt europa“ die aktuellen umbrü‑<br />
che der letzten Wochen in der islamischen Welt. Bis<br />
zum 23. märz ist übrigens noch die äußerst sehens‑<br />
werte ausstellung von norbert trummer zu sehen.<br />
seien sie <strong>herzlich</strong> bei uns <strong>willkommen</strong>!<br />
Johannes rauchenberger<br />
01
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u s s t e l l u n g<br />
maaria Wirkkala<br />
Vernissage<br />
freitag, 25. märz 2011 / 19.00 uhr / Die künstlerin ist anwesend.<br />
ausstellungsDauer bis 22. mai 2011<br />
Öffnungszeiten Di – fr 10.00 bis 17.00 uhr / sa + so 11.00 bis 16.00 uhr<br />
kulturzentrum bei den minoriten, mariahilferplatz 3/i<br />
kurator: johannes rauCHenBerger<br />
Was kann kunst zu den drängenden gegenwartsfragen wie klimawandel, flüchtlingsströme, ressourcenknapp‑<br />
heit, Wissenstransfers und religionsfrieden an unersetzbarem beitragen? Die finnische künstlerin maaria<br />
Wirkkala, die 2003 die grazer altstadt mit ihren goldenen leitern auf den Dächern verzaubert hat,<br />
verführt uns mit diesen grundsatzfragen in zonen der poesie: tiere ziehen zwischen Bibel und koran<br />
und balancieren über den minoriten‑kreuzgang. sie haben ein festes ziel. für die letzte reise steht der<br />
Wagen aus der Höhe bereit. glassprossen lenken den mentalen aufstieg. licht fließt durch die fu‑<br />
gen verschlossener türen. Wasser‑gläser stehen auf schaukeln und werfen ihre schatten. postkarten von<br />
renaissancegemälden aus florenz und Venedig graben sich in die neuen lehmwände ein.<br />
sHaring vor den Wunden der<br />
gegenwart: Die finnische künstlerin maaria<br />
Wirkkala verrückt das frühlingsmotiv 2011 bei den<br />
minoriten, in dem auch die diesjährigen Wissen‑<br />
schaftsgespräche eingebettet sind, in die zonen des<br />
spieles, des zaubers, der poesie und nicht zuletzt des<br />
mythos. Dabei, um das vorweg zu sagen, wird hier<br />
keiner traumtänzerin das Wort geredet, wenngleich<br />
einige tiere: löwen, leoparden, elefanten, giraffen,<br />
zebras über den minoriten‑innenhof in schwindelnder<br />
Höhe balancieren. Vielmehr reichen die Wunden der<br />
gegenwart tief in das Wirken der künstlerin hinein, die<br />
drei mal an der Biennale von Venedig teilgenommen<br />
hat. 2007 ließ sie dabei ein sich bewegendes Boot aus<br />
Venedig mit einer rot gefärbten Wasserlacke inmitten<br />
von kostbarem murano‑glas aus der traditionsreichen<br />
Venini‑glaswerkstatt stranden – der titel: „Vietato<br />
lo sBarCo/lanDing proHiBiteD“. Was wir an den<br />
tragisch überfüllten flüchtlingsschiffen aus afrika vor<br />
den küsten italiens oder griechenlands erleben, ist der<br />
ausweglose Versuch abertausender menschen, die die<br />
„festung europa“ für ein menschenwürdigeres und<br />
zukunftsträchtigeres leben erreichen möchten – und<br />
abgewiesen werden. und all diese tragischen Bilder<br />
der flucht, die in den letzten Wochen den revolutions‑<br />
bildern aus den ländern nordafrikas vorübergehend<br />
platz gemacht haben, markieren erst den Beginn einer<br />
großen Völkerwanderung, die in den nächsten jahr‑<br />
zehnten vonstatten gehen wird. sharing?<br />
sHaring im angesicht der flucht:<br />
Wer nach dem migrations‑motiv in dieser ausstellung<br />
sucht, wird nur bei den tieren fündig. es ist offensicht‑<br />
lich, dass es dabei nicht um spielzeug geht. es ist viel‑<br />
mehr der Versuch mit ihrer Hilfe das unaussprechbare,<br />
das menschen erdulden oder das ihnen angetan wird,<br />
zu sagen, ohne dass es entwertet wird. es ist der Ver‑<br />
such, über die unfähigkeit wirklicher kommunikation<br />
zu reden. Das scheue maaria Wirkkalas liegt in die‑<br />
ser art von sprache, ihrer unfähigkeit, medial trans‑<br />
portierte sätze wie: „massengräber von 150 leichen<br />
gefunden“, „tausende müssen ihre Häuser verlassen“,<br />
„zehntausende warten an der grenze“ zu erfassen.<br />
tiere verwendet sie, um mit dem zu arbeiten, was sie<br />
sieht und was sie nicht sehen kann, was einfach pas‑<br />
siert und worüber sie nichts wissen möchte.<br />
in dieser ausstellung sind die tiere nicht nur im innen‑<br />
hof des historischen klosters aus dem 17. jahrhundert<br />
in schwindelnder Höhe zu sehen, sondern sie führen<br />
ihre Drahtseilakte in den zellen der ausstellungsräu‑<br />
me fort. es verdichtet sich ein zug. Die löwen, leopar‑<br />
den, elefanten, giraffen, zebras haben offensichtlich<br />
ein starkes motiv, das sie – bei prekärer Balance – in<br />
eine richtung ziehen lässt. es ist ein zug der stille.<br />
Das zentralste Werk in dieser ausstellung ist unver‑<br />
kennbar die Brücke, auf dem unendlich viele tiere<br />
marschieren. Der marsch weckt viele dunkle etappen<br />
der geschichte, und ihm haftet beileibe nicht bloß<br />
musik und rhythmus an. Die tiere, die maaria Wirk‑<br />
kala ziehen lässt, tun einander trotz der Dichte nichts<br />
an, sie ziehen aneinander vorbei, als ob sie einander<br />
nicht sehen würden, sie sind einander nicht feind, sie<br />
konkurrieren sich gegenseitig nicht, aber sie werden<br />
auch nicht von einem treiber oder Hirten getrieben.<br />
sie haben in ihrer massenansammlung offensichtlich<br />
keine angst vor der schlachtung. aber warum sind sie<br />
maaria Wirkkala,<br />
found a mental connection ii<br />
Biennale von Venedig 2001: „auf dem plateau der<br />
menschheit“; Foto: rauno träskelin<br />
Das Werk in der ausstellung ist eine leihgabe des<br />
neuen museums nürnberg/sammlung Block.<br />
„eine geistige Brücke bauen“:<br />
eine masse an tieren ‑ elephanten, giraf‑<br />
fen, zebras, schafe ‑ findet sich in gegen‑<br />
läufiger richtung auf einer Hängebrücke<br />
wieder: Die tiere ziehen aneinander vorbei,<br />
ohne sich zu verletzen, aber auch ohne mit‑<br />
einander in kontakt zu kommen.<br />
ihre Begrenzung, ihr ausgangspunkt oder<br />
ziel: eine geöffnete Bibel und auf der ande‑<br />
ren seite ein geöffneter koran.<br />
ist es ihre Quelle? ist es respekt?<br />
ein vorparadiesischer zustand?<br />
Die fähigkeit Widersprüche zu ertragen?<br />
Die beiden Bücher, die auch für orient und<br />
okzident stehen, bilden den Brückenkopf<br />
dieser geistigen Verbindung.<br />
letztlich auf dieser Brücke, die von der Decke hängt,<br />
versammelt? Das einzige, was sich definieren lässt,<br />
ist ihre Begrenzung: am einen ende dieser massen‑<br />
ansammlung friedlicher tiere liegt die Bibel, am an‑<br />
deren ende der koran. es ist offensichtlich, dass es<br />
auf dieser Brücke mit den beiden Begrenzungen nicht<br />
um alternativen geht, auch wenn die tiere von jenen<br />
die energie zu erhalten scheinen, voranzutreiben. Bei<br />
den Betrachtenden schiebt sich das motiv der arche<br />
noah hoch. tiere, ja tiere wurden einst gerettet vor der<br />
flut. aber waren das nicht paare, von jedem eins? eine<br />
derartige sortierung ist hier nicht zu finden. „founD<br />
a mental ConneCtion“, ursprünglich auf der istan‑<br />
bul Biennale 1997 als lichtbrücke auf dem Bosporus<br />
zwischen europa und asien konzipiert, ist eine auf‑<br />
forderung, eine geistige Verbindung zu schaffen. im<br />
perfekt gelesen, ist es eine feststellung, einen men‑<br />
talen anknüpfungspunkt gefunden zu haben. Darin<br />
wäre – auch angesichts des plötzlich wieder aufge‑<br />
flammten religionskonflikts zwischen islam und dem<br />
Westen, aber auch der großen globalisierungsschlacht<br />
im allgemeinen – ja auch das alle alten erzählungen<br />
stimulierende motiv des tierfriedens eine leitkultur<br />
der neuen zeit: sharing als das einsehen, dass man<br />
einander nötig hat, dass die Vielfalt stimulierend ist<br />
und dass die fortschreitende gleichschaltung einer<br />
menschheitsgeschichtlichen amputation noch nie ge‑<br />
ahnten ausmaßes gleichkommt. Der zoo der mensch‑<br />
heit muss angesichts der globalisierungsbedingungen,<br />
seiner medialen sprache, seiner virtuellen netze, seiner<br />
ökonomischen logiken freilich erst erfunden werden.<br />
und: er braucht Besucherinnen und Besucher, die mit<br />
den augen der kinder und ihrer faszination, fremdes<br />
sich vertraut zu machen, diesen zoo benutzen. Die<br />
regeln, die dabei einzuhalten sind, haben auch den<br />
Wert von erzählungen. Die in den letzten beiden jahr‑<br />
hunderten zu grabe getragen geglaubten religionen<br />
werden im neuen plötzlich als wieder erwachte im<br />
kleide des fundamentalismus wahrgenommen – här‑<br />
ter formuliert: im status des religionskonflikts zwi‑<br />
schen Bibel und koran. man mag an diese gegenwär‑<br />
tige konkurrenzsituation vielleicht denken, man mag<br />
zweitens, von der vorangegangenen lehrergeneration<br />
noch präzise im „ende der großen erzählungen“ un‑<br />
terrichtet, seine Verwunderung zum ausdruck brin‑<br />
gen, dass ausgerechnet Bibel und koran diese Brücke<br />
begrenzen. „es könnten auch zwei felsen sein“ , sagt<br />
maaria Wirkkala als mögliche ersatzstellen für die Bü‑<br />
cher. Die Bildanordnung scheint dem jesajanischen<br />
tierfrieden, wo das schaf beim Böcklein liegt, näher<br />
als dem gesetz der nahrungsmittelkette, wonach der<br />
stärkere den schwächeren frisst. und erstere option<br />
ist eben eine erzählung mit der poetischen macht uto‑<br />
pischer Wirklichkeit, in der „sharing“ eine Bereiche‑<br />
rungsoption darstellt. auch das ressourcenproblem<br />
ist nicht einfach ein gesetz der nahrungsmittelkette.<br />
es mit den mitteln des kampfes (des krieges) zu lösen<br />
ist dem glauben an eine entwicklung des kosmos und<br />
seiner Bewohner nicht geschuldet. ethische standards<br />
haben versucht, es zu entkrampfen. mit mäßigem er‑<br />
folg. regeln versuchen, die offen zur schau getragene<br />
Brutalität zu sublimieren – aber das aggressionspo‑<br />
tential ist damit noch nicht aus dem Weg geräumt. Die<br />
akte der Demütigung menschlicher freiheitsberau‑<br />
bung im mantel der sicherheit, in form von kontrolle<br />
und überwachung, die wir derzeit offensichtlich ganz<br />
freiwillig über uns ergehen lassen, sind den auf den<br />
seil‑straßen balancierenden tieren maaria Wirkkalas<br />
fremd: nicht nur weil diese sich nicht als so kontrol‑<br />
lierte empfinden, sondern weil sie schlicht einen ande‑<br />
ren Weg gehen und ein anderes ziel verfolgen.<br />
sHaring als kommunikations‑<br />
form: maaria Wirkkala erzählt in ihren ausstellun‑<br />
gen seit den 1980‑er jahren mit einem klar reduzierten<br />
formenvokabular immer eine neue geschichte. so gibt<br />
sie nicht nur den orten, sondern auch den Dingen ihre<br />
Bedeutung. sich auf sie einzulassen bedeutet sich zeit<br />
zu nehmen für das gegenüber. nur so sind „Vokabeln“<br />
wie tiere, sessel, schuhe, schiffe, leitern und schatten<br />
übersetz‑ und lesbar. es ist nicht das entstehungsjahr<br />
des ersten mal für die originalität des Werkes bindend,<br />
sondern der ganz konkrete ort und die ganz konkrete<br />
zeit, in der diese zeichen zu einer übersetzung in neue<br />
Dimensionen führen. Dabei sind maaria Wirkkalas<br />
ausstellungen sonst selten in einer galerie zu sehen.<br />
sie finden vornehmlich an ganz konkreten orten statt:<br />
Während des kulturhauptstadtjahres waren es die<br />
altstadtdächer von graz, die die künstlerin mit gol‑<br />
denen leitern in den Horizont des Himmels durchsto‑<br />
ßen hatte, während eine glasleiter im Dachstuhl des<br />
Doms gehangen ist. Vor allem sind ihre geschichten,<br />
03
04<br />
maaria Wirkkala,<br />
Wait to be fetched<br />
Video, installiert zu „endlich!“ (aschermitt‑<br />
woch 2011) bei den minoriten.<br />
Foto: J. rauchenberger<br />
Barke, leiter, Wagen:<br />
maaria Wirkkala gibt mythischen<br />
Bildern des übergangs wieder ihre<br />
Bedeutung zurück, die sie in der<br />
entmythisierenden Beraubung<br />
anderer Weltsichten verloren<br />
haben. in der Höhe fährt der<br />
Wagen gegenläufig über dem<br />
Horizont der Bäume, bereit um<br />
die seele fahren zu können,<br />
wenn sie sich selbst nicht mehr<br />
bewegen kann, weil ihr körper<br />
bewegungslos geworden ist.<br />
die den status von erzählungen haben, auch eine ge‑<br />
schichte ihrer Betrachter. maaria Wirkkala macht die<br />
schere zwischen dem Versuch, bleibend zu sein und<br />
dem erheischen von aufmerksamkeit weit auf: in<br />
„Dream sCreen / prime time“ steht der Betrachter<br />
im zentrum. Wer nicht vor dem Werk steht, sieht bloß<br />
eine schwarze projektionsfläche. sie ist aber nicht<br />
bloß ein trägermedium. für diese ausstellung wurde<br />
der dazu von der künstlerin behauene stein, der in<br />
ihrem garten in finnland lagerte, bei minus 20 grad<br />
Celsius unter einer dicken schneedecke ausgegraben<br />
und nach graz befördert. es ist offensichtlich, dass das<br />
so beschaffene trägermedium kein leichtmaterial ist.<br />
seine materialität kämpft nicht nur mit den gesetzen<br />
der schwerkraft, sondern auch mit der in seinen tie‑<br />
fen liegenden geschichte. Wer sich die mühe macht,<br />
das Bild sehen zu wollen, entdeckt sich selbst auf der<br />
steinfläche, die einst das trägermedium von monu‑<br />
mentalisierung war. Das steinmal als mittel Dauer zu<br />
stiften konkurriert mit dem flüchtigen moment der<br />
aufmerksamkeit, die das medium des Bildschirms<br />
vermittelt. aber tV‑Bildschirme unterscheiden sich<br />
technisch nicht von überwachungsmonitoren. und so<br />
wechselt das medienmonument des gesehenwerdens<br />
jäh in das schleichende gefühl der kontrolle, die das<br />
ich an der verletzbaren stelle des nackens trifft. über‑<br />
wachungskameras sind teil unseres alltags geworden,<br />
doch diese kamera ist unsichtbar, denn nur der projek‑<br />
tor ist zu sehen. „Dream sCreen / prime time“ hat<br />
aber auch die andere seite des sehens im Blick: den<br />
Betrachter in die rolle des imaginators zu verführen,<br />
mit der Blickrichtung zum Bild und nicht den Blicken<br />
des ihn Beobachtenden ausgesetzt. so können archa‑<br />
ische Bilder jenseits der entwertung, die sich ihrer in<br />
der reklame bemächtigt, wieder denkbar werden.<br />
sHaring an der lebens‑grenze:<br />
maaria Wirkkalas „erstes Video“ (m.W.) erinnert an<br />
schattentheater: ein Wagen fährt durch die lüfte. im<br />
kindergarten haben wir an die Wirklichkeit dessen ge‑<br />
glaubt, was an märchenhaftem hinter der leinwand<br />
dahergewandert ist. später haben wir hiefür (und<br />
auch für manches andere) den glauben verloren. an<br />
der grenze des lebens stellen sich Bilder des glau‑<br />
bens unverzüglich ein. „Wait to Be fetCHeD“ ist kein<br />
schattentheater. maaria Wirkkala war 2010 eingeladen<br />
worden, mit den schätzen des kulturgeschichtlichen<br />
museums eine ausstellung über den tod zu gestalten.<br />
Der Wagen, der aus dem lahti Historical museum in<br />
finnland stammt, hatte für die künstlerin von der mu‑<br />
seumsleitung den stempel „unberührbar“ bekommen<br />
und wurde real mit dem kran über die Wipfeln der<br />
Bäume gehoben. Das unter den gesetzen von muse‑<br />
um und Denkmalpflege undenkbare zu überwinden<br />
ähnelte dem ereignis damals in graz 2003, als die<br />
goldenen leitern auf die historischen – und ebenfalls<br />
„unberührbaren“ – Dächern des landhauses, der Burg<br />
und des Bischofshauses gehoben wurden. Bei „sha‑<br />
ring“ ist das „all‑around“ der „Circle‑line“ des Wagens<br />
aus dem hohen norden einer art luftbahnhaltestelle<br />
mit zwei gegenläufigen linien gewichen. „Warten, um<br />
abgeholt zu werden“ gilt dem glauben an der schwelle<br />
jenseits des endlichen.<br />
sHaring: undenkbares möglich<br />
machen: Das kommt der Verfahrens<strong>weise</strong> von<br />
maaria Wirkkala sehr nahe. zugegeben, dazu bedarf<br />
es nicht nur einer ästhetischen theorie, sondern einer<br />
präsenz, die von der künstlerin selbst ausgeht. nur so<br />
kann man sich vorstellen, dass aus altstadtdächern<br />
leitern sprießen oder von den fassaden Venedigs<br />
stühle hängen. tirami su, der titel in Venedig und in<br />
graz (1997 und 2003), ist nicht nur eine italienische<br />
süßspeise, sondern bedeutet einfach: „zieh mich hin‑<br />
auf.“ Die metapher des aufstiegs verschränkt Wirkkala<br />
mit dem geschmack des festes. aber welche schwel‑<br />
len gilt es zu überwinden, um diese auch zu kosten?<br />
zwischen dem möglichen, dem imaginären, dem sym‑<br />
bolischen und dem blanken realen zu unterscheiden<br />
bedarf einer schule des sehens, des sich‑einfühlens<br />
und auch der phantasie. ihre leitern sind mental, nicht<br />
real zu besteigen. Die unendlichkeit gilt es sich dabei<br />
vorzustellen.<br />
sHaring als Darreichung von<br />
immaterialität: Doch in gleichem maße wie<br />
die materialität des glases ist für den aufstieg, den<br />
maaria Wirkkala den Betrachtern nahe legt, die im‑<br />
materialität des schattens wichtig. Dieser ist nicht zu<br />
verwechseln mit Virtualität. er ist vielmehr die Visu‑<br />
alisierung des Durchsichtigen von sprossen und sei‑<br />
tenteilen an der leiter. Wie kann man das unsichtbare<br />
sichtbar machen? Darin findet sich die kernfrage der<br />
religionen wieder, wenn man sie im modus von er‑<br />
scheinung denkt. Die medialisierung des unsichtbaren<br />
ist auch die kernfrage des Bildlichen, vorausgesetzt<br />
man verkürzt sie nicht zur blanken abbildlichkeit,<br />
woraus die moderne einmal ihren prägenden impuls<br />
bezog. maaria Wirkkala legt diese grenze des sichtba‑<br />
ren seit fast 30 jahren an immer neuen orten dieser<br />
Welt mit glas und schatten frei und definiert mit ihren<br />
leitern ein oben und ein unten, ein endliches und un‑<br />
endliches zugleich. gleichzeitig ist die leiter wiederum<br />
nicht einfach nur der ort mit aufstiegshilfe, sondern<br />
Visualisierung des unsichtbaren im modus des schat‑<br />
tens. es ist nicht die leiter an sich, die den mentalen<br />
aufstieg leitet, sondern es ist der ort mitgenommen,<br />
in dem sie sich befindet, und dem damit eine Bedeu‑<br />
tung zugesprochen wird. und auch die materialität,<br />
aus der sie entwächst – sei sie farbpulver, staub, stei‑<br />
ne oder speichermedien, wie in dieser ausstellung: für<br />
den Wissenstransfer wurde die idee des sHaring am<br />
weitesten getrieben.<br />
Bei „sharing“ in graz 2011 ist ihre leiter an eine Wand<br />
gelehnt, die einen raum begrenzt. sein energiepotential<br />
ist ins unermessliche gesteigert: Die verschlossenen<br />
eingänge links und rechts machen an den fugen jenes<br />
gleißende licht sichtbar, das sich hinter der Wand be‑<br />
findet und aus jenen ritzen strömt. Die sichtbarkeit des<br />
unsichtbaren ist auch ein Verhältnis von energie und<br />
licht. neu an ihrem spiel mit schatten ist das moment<br />
der Bewegung: maaria Wirkkala setzt in DepenDing<br />
on (in der ersten zelle) je ein glas auf kinderschau‑<br />
keln und füllt die gläser halb mit Wasser. unsichtbare<br />
kräfte setzen diese schaukeln in Bewegung, ohne dass<br />
die gläser fallen. Doch der <strong>tanz</strong> der schatten dieser<br />
pendelnden gläser beginnt. Wasser als ressource zwi‑<br />
schen dem Wasser‑reichen und der kindlich‑lustvol‑<br />
len tätigkeit des schaukelns hebt das grundelement<br />
für die ermöglichung von leben in ein völlig neues<br />
licht. auf Bildern von monden und planeten suchen<br />
Wissenschaftler die oberfläche nach möglichen Was‑<br />
sergräben ab. maaria Wirkkalas planet des zaubers<br />
hat seine eigene topographie an der grenze von im‑<br />
materialität, materialität, erinnerung und Bedeutung.<br />
maaria Wirkkala,<br />
entrance to exit ii<br />
1992, museum of art copenhagen<br />
rené block collection<br />
foto: Hans petersen<br />
maaria Wirkkala hat mit ihren<br />
leitern aus glas viele orte von<br />
finnland bis japan zu einem<br />
geistigen aufstieg angeleitet.<br />
Die zerbrechlichkeit dieser art<br />
von aufstiegshilfen verbindet<br />
sich mit der sehnsucht nach<br />
der materialisierung des<br />
unsichtbaren: Der schatten der<br />
leiter ist mitunter wirklicher als<br />
das glas der sprossen.<br />
sHaring als die fähigkeit,<br />
schätze zu hüten: schließlich ist noch<br />
ein letztes Bildmittel der künstlerin zu erwähnen:<br />
ihre schon drei generationen alte kunstpostkarten‑<br />
sammlung aus der zeit um die früh‑renaissance,<br />
vornehmlich aus Venedig und florenz: fra angelico,<br />
ghirlandaio, gozzoli, piero della francesca usf. erzäh‑<br />
len geschichten von empfängnis, schwangerschaft<br />
und Begegnung, vom überwinden der mauern, von<br />
den ersten porträts. ihre Bilder als karten überhaupt<br />
mitnehmen zu können bedeutet – zumindest für die<br />
generationen vor dem internet – einmal dort gewesen<br />
zu sein. Wissen, was ein museum ist und die macht des<br />
originals zu kennen. florenz und Venedig sind noch<br />
dazu besondere orte, wo die menschenfreundlichkeit<br />
der künstlerischen fertigkeit spürbar wird. Diese Bilder<br />
zerschneidet die künstlerin und arrangiert sie neu. sie<br />
gibt ihnen einen rahmen oder, wie in der präsentation<br />
in graz, sie hebt den lehmgrund der ausstellungsflä‑<br />
chen ab, um diese Bilder zu versenken. Die erfindung<br />
der perspektive, das merkmal der renaissance, ist für<br />
den kunsthistoriker Hans Belting der achsenmoment<br />
für die geschichte des westlichen Blicks. „florenz und<br />
Bagdad“ sind ihm zwei städtenamen im status des<br />
symbolischen, die grundfragen des Bildes verdich‑<br />
ten: zentren kultureller Hochblüte, die Humanismus,<br />
Christentum und islam bezeichnen. Der individuelle<br />
Blick versus den überpersönlichen Blick: Bei maaria<br />
Wirkkala vereinen sich diese Blickgeschichten auf eine<br />
neue Weise: elemente des Biografischen, elemente der<br />
neuen orte, symbole des „Dazwischen“ (im sinne Ha‑<br />
rald szeemanns), lichtbrücken am Bosporus und die‑<br />
ser Hauch, der atem, der schatten einer anderen Welt:<br />
maarias Bilderkarten werden in den neuen Wänden<br />
der ausstellungsräume bei den minoriten eingegraben<br />
bleiben – nicht nur mental. sHaring kommt einem<br />
statement gleich über den ort, kunst und religion so<br />
frei und poetisch kommunizieren zu lassen. in dieser<br />
art müsste übrigens ein neues museum für gegen‑<br />
wartskunst und religion beschaffen sein, eines das es<br />
bislang noch nicht gibt.<br />
johannes rauchenberger<br />
05
06<br />
eitanalyse<br />
WissensCHaftsgespräCHe Bei Den minoriten 2011<br />
Dienstag, 22. + 29. märz / 5. + 12. april / 10. + 17. mai / jeweils 19.00 uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
eintritt € 6,– / € 4,– abo für 6 abende € 23,— / € 15,—<br />
in Kooperation mit der Karl Franzens-Universität <strong>Graz</strong> und der Medizinischen Universität <strong>Graz</strong>.<br />
Das kulturzentrum bei den minoriten in graz ist ein ort, wo fragen der<br />
gegenwart mit dem Wert von kunst in einen inspirierenden kontext<br />
gestellt werden. seit 2003 finden hier im frühling Vorlesungen statt,<br />
die Denkerinnen und Denker aus dem universitätsbereich herausfor‑<br />
dern, zu drängenden fragen der gegenwart stellung zu beziehen. Das<br />
thema für 2011 lautet: sHaring, welches teilen nicht im sinne<br />
von zerkleinern sondern im sinne von vermehren denkt.<br />
schließlichi ist diese form der individuellen gewinnmaximierung bei<br />
Weitem nicht die einzige Direktive, die menschen bislang kannten. man<br />
denkt an ein altes oder ein neues nomadentum, an sozialis‑<br />
mus mit menschlichem antlitz, an die gütergemeinschaft<br />
der ersten Christen oder die Besitzlosigkeit von mönchen oder auch<br />
monasten. noch besser ist es, an die zukunft zu denken: Der klima‑<br />
wandel beispiels<strong>weise</strong> zwingt zu kollektiven lösungen – hier<br />
versagt das modell des Besitzindividualismus, besser, erfolgrei‑<br />
cher, ertragreicher zu sein als andere. und die klassischen methoden<br />
zur Durchsetzung von interessensansprüchen wie gewalt, militär und<br />
krieg versagen dabei ebenso.<br />
Die Wissenschaftsgespräche bei den minoriten 2011 fragen nach dem<br />
prinzip der teilhabe, welches nicht einfach aufteilt, sondern sich<br />
am gemeinsamen erreichen von Besitz, macht, ressourcen, Wissen,<br />
gütern aller art, aufrichtet und stärkt. nicht aus morali‑<br />
schem anspruch heraus, nicht aus Beauftragung oder Befehlsgewalt,<br />
sondern aus der eigenlogik der zu lösenden probleme heraus.<br />
man kann sie als pilze sehen, die aus dem Boden sprießen, früchte, die<br />
durch ein unter der erde liegendes geflecht verbunden sind: Wissens‑<br />
commons, open access, sharingmodelle, gemeinsam genutzte autos,<br />
nutz‑ oder Verkehrsflächen und räume, bis hin zu gemeinsamen<br />
entscheidungsvorgängen oder dem prinzip der unentgeltlichkeit um<br />
eines höheren Wertes willen. Vom standpunkt der philosophie,<br />
Ökonomie, architektur, politischer theorie, theologie und medizin wer‑<br />
den zugänge zu dieser anderen sicht einer Wertschöpfung,<br />
nutzung und teilhabe geschaffen. und umgeben sind diese zeit‑De‑<br />
batten von einer ausstellung der international renommierten künstle‑<br />
rin maaria Wirkkala, die den titel dieser reihe in die zonen<br />
der poesie verdichtet: mit tieren, glasleitern, stein‑monitoren, letzte<br />
Wägen und gleißendem licht. seien sie <strong>herzlich</strong> <strong>willkommen</strong>!<br />
johannes rauchenberger<br />
maaria Wirkkala, so WHat ‑ animals. (Detail) foto: sakari Viika<br />
Di 22. märz 2011<br />
ENDLICH!<br />
VerantWortung klimaWanDel<br />
fr 25. märz 2011<br />
SHarINg!<br />
maaria Wirkkala<br />
Di 29. märz 2011<br />
pLatz!<br />
sHareD spaCe<br />
Di 05. april 2011<br />
aLLE!<br />
Commons ‑ WoHlstanD DurCH teilen<br />
Di 12. april 2011<br />
gLEICH!<br />
ungleiCHHeit –<br />
ein kooperatiVes gut<br />
Di 10. mai 2011<br />
offEN!<br />
gemeingut Wissen<br />
Di 17. mai 2011<br />
mENSCH!<br />
sHareD DeCision making<br />
22. märz 2011 / 19.00 uHr<br />
ENDLICH!<br />
geteilte Verantwortung am Beispiel klimawandel<br />
lukas meyer, philosoph<br />
moDeration: Claudia r. BinDer, systemwissenschafterin<br />
Die auswirkungen des von menschen verursachten klimawandels bringen Vor‑ und nachteile mit sich, die zwi‑<br />
schen den generationen und unter den heute lebenden sehr ungleich verteilt sind. Welche Ver‑<br />
antwortung haben wir für zukünftige generationen? Wer ist verantwortlich für die kosten von<br />
nicht vermiedenem und heute unvermeidbarem klimawandel? Wie sind die kosten des klimaschutzes und der<br />
anpassung an veränderte umweltbedingungen unter den heute lebenden zu verteilen? inwiefern sind<br />
die konsequenzen des klimawandels und der nutzen von maßnahmen unsicher, und wie können wir ver‑<br />
antwortlich mit den risiken umgehen? gibt es legitime gründe, erwartbaren zukünftigen nutzen<br />
solcher maßnahmen geringer zu schätzen als gegenwärtigen oder früheren?<br />
29. märz 2011 / 19.00 uHr<br />
pLatz!<br />
shared space als Denkform in architektur und raumplanung<br />
tHomas pilz / petra koHlenpratH, architekturtheoretiker/in<br />
moDeration: johanna rolsHoVen, kulturwissenschafterin<br />
seit den 1980er jahren hat der Verkehrsingenieur Hans mondermann in Holland ein neues paradigma der Ver‑<br />
kehrsplanung im urbanen kontext entwickelt. Der britische architekt Ben Hamilton Baillie hat es 2004<br />
markant „shared space“ genannt. seither hat das modell in zahlreiche Disziplinen eingang gefunden.<br />
Die zentrale idee des konzepts liegt in der neuinterpretation des öffentlichen raums: er wird als urbaner le‑<br />
bensraum gesehen, der durch seine funktionsvielfalt und die überlagerung von sozialen und verkehrs‑<br />
technischen aktivitäten entsteht. Der Verkehr ist eine funktion unter vielen, es wird ihm kein eigenes territorium<br />
zugewiesen. Dadurch zeigt sich die gesellschaftliche Bedeutung der idee des öffentlichen raums in der<br />
europäischen kulturgeschichte. er wird sozial bestimmt und muss räumlich intensiv gestaltet sein, damit er nicht<br />
durch verkehrstechnische reglementierungen zerteilt und als aufenthaltsraum<br />
vernichtet wird. Der Vortrag zeichnet nach, wie sich aus einer verkehrstechnischen intuition ein gesellschaftlich<br />
relevantes konzept entwickelt hat. neben der gestaltung des öffentlichen raums im engeren sinn kann es auch als<br />
paradigma in der stadtplanung und stadtentwicklung fruchtbar werden.<br />
Konzept Und wissenschaFtliche leitUnG<br />
aoUprof. Mag.dr. richard Sturn, institut für Finanzwissenschaften und Öffentl. wirtschaft/sowi . Uprof. dr. Gottfried<br />
Dohr, institut für zellbiologie,histologie und embryologie/Med-Uni . Uprof. dr. elisabeth liSt, institut für philosophie/Gewi .<br />
pd dr. christian fazeKaS, Universitätsklinik für Medizinische psychologie und psychotherapie/Med-Uni . aoUprof.i.r.di dr.<br />
helmut hönig, institut für organische chemie/tU . Uass. di dr. elisabeth PernKoPf, institut für philosophie/<br />
theologische Fakultät . MMag. dr. Johannes rauchenberger, Kulturzentrum bei den Minoriten<br />
Koordination + inForMation<br />
Mag. elisabeth wiMMer / Mag. Kathrin iMMervoll, Kulturzentrum bei den Minoriten<br />
tel 0316/71 11 33 – 29 Mail kathrin.immervoll@kultum.at<br />
07
HarINg!<br />
08<br />
V o r s C H a u<br />
05. april 2011 / 19.00 uHr<br />
aLLE!<br />
Commons – Wohlstand durch teilen<br />
Brigitte kratzWalD, sozialwissenschafterin<br />
moDeration: rudolf DujmoVits, finanzwissenschafter<br />
Bedeutet mehr Besitz immer auch mehr lebensqualität? ist privateigentum wirklich die beste<br />
möglichkeit zur sicherung von gesellschaftlichem und individuellem Wohlstand? und: ist der markt das<br />
beste instrument zur Verteilung der güter, die wir zum leben brauchen? seit elinor ostrom 2009 den<br />
Wirtschaftsnobelpreis für ihr lebenswerk über Commons erhalten hat, hat sich der Blick für alternativen<br />
wieder geöffnet. ostrom hat gezeigt: menschen sind in der lage Dinge gemeinsam so zu nutzen, dass alle<br />
genug haben und die ressourcen nicht übernutzt werden. Die junge Bewegung zu freier software<br />
zeigt, dass sich Dinge durch teilen vermehren können. in den letzten jahren ist die literatur über<br />
Commons explodiert, und es ist eine globale Commons‑Bewegung entstanden. Der Vortrag gibt<br />
einen überblick über die grundlagen der Commons und die laufenden Diskussionen darüber.<br />
12. april 2011 / 19.00 uHr<br />
gLEICH!<br />
ungleichheit – ein kooperatives gut<br />
Clemens seDmak, philosoph, theologe und sozialwissenschafter<br />
moDeration: michaela moser, sozialethikerin und armutsforscherin<br />
natürlich sind die menschen ungleich. natürlich sind menschen ungleich zu behandeln, um ihnen gerecht<br />
zu werden. natürlich tötet gleichmacherei kreativität ab. selbstverständlich ist gleichheit ein Wert.<br />
selbstverständlich ist zu fragen, welche gleichheit („equality of what?“) wir mit welchen mitteln anstreben sollen<br />
und können. selbstverständlich ist die idee der gleichheit verbunden mit den ideen von menschen‑<br />
würde und gemeinwohl. Dennoch: ich möchte folgenden thesen nachgehen: 1) ohne einen robusten<br />
Begriff von partikularität kann kein reiches Verständnis von identität entwickelt werden. 2) ohne zugang<br />
zu identitätsressourcen kann es kaum eine ernsthafte suche nach gemeinwohl geben. 3) Die idee der<br />
gleichheit ist auf die suche nach gemeinwohl angewiesen. 4) Der gleichheitsbegriff muss subsidiär verstanden<br />
werden – was auf der Basis von ungleichheitsunterstellungen erzielt werden kann, soll nicht aufgrund von<br />
gleichheitsideen verwirklicht werden. kurz: Was bedeutet es, dass wir unsere ungleichheiten teilen<br />
und verwalten? Was bedeutet es, ungleichheit als kooperatives gut aufzufassen?<br />
Di 10. mai 2011<br />
offEN!<br />
gemeingut Wissen<br />
rainer kuHlen, informationswissenschafter<br />
moDeration: Christoph Breitler,<br />
Wikimedia Österreich<br />
Di 17. mai 2011<br />
mENSCH!<br />
sHareD DeCision making<br />
Hans‑joaCHim HanniCH, medizinpsychologe<br />
moDeration: Christian fazekas, medizinpsychologe<br />
V o r s C H a u<br />
zeitanalyse/religion/neue musik<br />
eine neue Sicht auf JeSuS?<br />
Das juDaseVangelium – Von Der sensation seiner entDeCkung<br />
unD seiner siCHt Der offenBarung<br />
prof. Dr. gregor Wurst<br />
mittWoCH, 23. märz 2011 / 19.00 uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt 5,‑ studierende frei.<br />
in Kooperation mit dem institut für neutestamentliche Bibelwissenschaft der Karl Franzens-Universität <strong>Graz</strong><br />
1978 wurde in ägypten eine koptische abschrift von ihm entdeckt: Dem judasevangelium, das 1600<br />
jahre lang verschollen war. es gehört zu den so genannten apokryphen evangelien, die nicht in den<br />
biblischen kanon aufgenommen wurden. Der fund galt als sensation. leider war der damalige Be‑<br />
sitzer weniger an einer wissenschaftlichen Bearbeitung als an einem lukrativen Verkauf interessiert.<br />
Die edition verzögerte sich. zu den 22 eher schlecht erhaltenen seiten des kodex tchacos gesellen<br />
sich in jüngster zeit neue fragmente, die gregor Wurst, mitautor des Bestsellers „Das evangelium des<br />
judas“ (mit einer auflagenhöhe von einer million!) aktuell bearbeitet. er informiert in diesem Vortrag<br />
am stand aktuellster forschung über das apokryphe judas‑evangelium.<br />
im Brennpunkt europa<br />
guDrun Harrer<br />
Die umbrüche in Der iSlamiSchen Welt<br />
HintergrünDe unD entWiCklungen<br />
moDeration uD Dr. Hannes D. galter<br />
montag, 11. april 2011 / 19.00 uhr<br />
imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
eintritt € 7,‑ / € 3,‑<br />
eine Kooperation von akademie <strong>Graz</strong>, Kulturzentrum bei den Minoriten und Urania steiermark<br />
WeltaneignungSerfinDungen<br />
kunst ‑ religion – pHilosopHie<br />
mauriCe merleau‑ponty<br />
Vortrag und Diskussion silvia stoller, stephan gänzel<br />
moDeration Hans‑Walter ruckenbauer kurator Hartwig Bischof<br />
freitag, 6. mai 2011 / 19.30 uhr / imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
Die neue reihe „weltaneignungserfindungen. Kunst - religion – philosophie“ widmet sich den schnitt‑<br />
flächen von sonst säuberlich getrennten Disziplinen. als auftakt stellt dieses von Hartwig Bischof ku‑<br />
ratierte format den französischen philosophen maurice merleau‑ponty vor. aus anlass von dessen 50.<br />
todestag präsentiert silvia stoller dessen interdisziplinäre arbeits<strong>weise</strong> und stephan gänzel dessen<br />
kunstphilosophie; Hartwig Bischof spannt in einem künstlerischen Beitrag eine praktische klammer.<br />
Mitveranstalter: institut für philosophie an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität <strong>Graz</strong><br />
09
10<br />
a n z<br />
<strong>tanz</strong> <strong>schritt</strong> <strong>weise</strong><br />
belgraD – graz im SzenenWechSel<br />
sonntag, 3. april 2011 / 15.00 – 21.00 uhr<br />
minoritensaal<br />
eintritt 1 performance € 12,‑ / € 6,‑ / tageskarte € 28,‑ / € 19,‑<br />
kuratorin eveline koBerg teCHnik sabine WiesenBauer, edith offenHauser<br />
trennenDe gemeinSamKeiten<br />
filigran und scharfsinnig, sorgfältig aufgebaut<br />
und achtsam umgesetzt, angesiedelt im intellek‑<br />
tuellen wie emotional‑persönlichen. Das gilt für<br />
beide soli, die bei <strong>tanz</strong> <strong>schritt</strong> <strong>weise</strong> gezeigt wer‑<br />
den und ist damit eine art von gemeinsamem,<br />
die es zwischen östlicher und westlicher zeitge‑<br />
nössischer <strong>tanz</strong>szene auch gibt: sie betrifft die<br />
eigenständigkeit von künstlerinnen innerhalb<br />
der jeweiligen regionalen szene.<br />
im allgemeinen aber sind die szenen hier wie<br />
dort sowohl ineinander als auch miteinander<br />
verflochten – und werden dafür durchaus ver‑<br />
wünscht. manchmal scheint es, dass Vergleich‑<br />
bares nur am rand gefunden werden kann, wo‑<br />
für die weiteren vier produktionen dieser Veran‑<br />
staltung als Beispiel dienen können.<br />
verwünscht wird gemeinsamkeit aus östlicher<br />
wie westlicher perspektive: so fragt die serbi‑<br />
sche künstlerin Dalija aćin: „How, when am i<br />
(perceived as) an eastern choreographer?” 1 . und<br />
auch der international vielbeachtete tänzer saša<br />
asentić setzt sich sehr kritisch damit auseinan‑<br />
der: „Wie zeitgenössischer <strong>tanz</strong> aussieht, bestim‑<br />
men die großen festivals, künstler aus osteuropa<br />
entscheiden sich zwischen anpassung und ni‑<br />
schendasein.“ und die Dramaturgin und kunst‑<br />
theoretikerin ana Vujanović stellt metaphorisch<br />
fest: „’a‑professional‑Western‑contemporary‑<br />
dancer’ is an ideal image of an independent,<br />
well‑educated and accomplished manager of a<br />
private enterprise, while ‘an‑eastern‑mass‑of‑<br />
(semi‑)‑amateur‑performers’ is a projection of a<br />
Workers’ Council wherein each voice claims equal<br />
importance and value in a workforce structure<br />
that belongs to all of them (in fact, to the whole<br />
society). 2<br />
Der „Westen”, d.h. sein publikum, will zumeist<br />
„exotisches“, das – wenn nur der „ästhetische<br />
Bewegungsfluss” entspricht – auch durchaus ein<br />
bisschen altmodisch sein darf. Daraus drechseln<br />
kritische stimmen freilich wieder den Vorwurf,<br />
aus dem osten kommendes sei immer hinterher.<br />
relativ eindeutig kann festgestellt werden,<br />
dass das phänomen zeitgenössischer <strong>tanz</strong> im<br />
allgemeinen europäischen sinn in serbien kei‑<br />
ne lange tradition hat. relativ eindeutig, denn<br />
im gegensatz zu klassischem spitzen<strong>tanz</strong> gab<br />
es immer wieder unterschiedliche formen von<br />
„bodily movement practices“, wie Vuljanovic 3 es<br />
nennt. zwischen den beiden Weltkriegen waren<br />
es dann einflüsse von rudolf von laban, isadora<br />
Duncan und marry Wigman und anderen, frei‑<br />
lich in konkurrenz zur sogenannten sokol Bewe‑<br />
gung. abgesehen vom gemeinsamen Bemühen<br />
um körperkultur entsprach das einem aufein‑<br />
anderprallen von individueller emanzipation und<br />
kollektivismus.<br />
auch wenn beiderlei einflüsse nach dem Welt‑<br />
krieg weiter wirkten, hatte zu dieser zeit die<br />
performance‑kultur ihre Blüte. erst später fand<br />
auch der konzeptualismus seine anerkennung.<br />
seit den 1990er jahren kann von zeitgenössi‑<br />
schem <strong>tanz</strong> in serbien gesprochen werden. und<br />
wie in anderen östlichen ländern entwickelte er<br />
sich vor allem im umkreis des experimentellen<br />
sprechtheaters, in diesen ersten jahren wenig<br />
beeinflusst vom Westen. Vorreiterrollen hatten<br />
zum Beispiel das ister teatar und das ergstatus<br />
<strong>tanz</strong>theater, beide in graz zu gast bei <strong>tanz</strong> <strong>schritt</strong><br />
<strong>weise</strong> 2011.<br />
als ähnlichkeiten zur österreichischen zeitge‑<br />
nössischen <strong>tanz</strong>‑szene fallen die Dominanz der<br />
Hauptstadt, das nahezu flächendeckende ni‑<br />
schendasein dieser kunstsparte und eklatante<br />
infrastrukturmängel auf.<br />
eveline KoBerG<br />
1 zit. nach ana Vujanović, in: raster 2009, yearbook of the independent performing arts in serbia: “not Quite ‑ not rigHt eastern Western DanCe”. auch die kulturhisto‑<br />
rischen angaben zur entwicklung des zeitgen. <strong>tanz</strong>es in serbien stammen weitgehend aus diesem 15seitigen essay. 2 ana Vujanoviić,a.a.o. 3 ebda.<br />
Vorstellungsbeginn ist zu jeder vollen stunde.<br />
Die Dauer der einzelnen programmpunkte beträgt 30 – 40 minuten.<br />
in den pausen lädt Bürgermeister mag. siegfried nagl zum Buffet.<br />
p r o g r a m m<br />
15.00 uhr<br />
ister theatre, BelGrad<br />
Desert 2010<br />
16.00 uhr<br />
Valentina moar, <strong>Graz</strong>/Mailand<br />
retour au Dialogue<br />
<strong>tanz</strong>theater solo<br />
17.00 uhr<br />
milos Sofrenovic, BelGrad/wien<br />
prologue<br />
tHe one i am – Vision of peter Handke<br />
a pieCe of monologue – Vision of samuel Beckett<br />
ein auszug aus solo for tHree Visions<br />
(Visions of peter Handke,<br />
samuel Beckett and Virginia Woolf)<br />
18.00 uhr<br />
Jasmin hoffer, <strong>Graz</strong>; eine FreiraUM-prodUKtion<br />
linesCaping uraufführung<br />
Der strich als unmittelbarste archivierung<br />
einer flüchtigen Bewegung<br />
19.00 uhr<br />
alexander Deutinger & marta navaridas, <strong>Graz</strong><br />
your oWn personal CirCus uraufführung<br />
20.00 uhr<br />
ergstatus theatre, BelGrad<br />
Dogs<br />
t i p p<br />
two Steps vor ort<br />
24. ‑ 31. märz 2011<br />
theater am lend & <strong>tanz</strong>ebene<br />
www.ig<strong>tanz</strong>.mur.at<br />
11
t a n z<br />
12<br />
15.00 uhr<br />
16.00 uhr<br />
17.00 uhr<br />
DeSert 2010<br />
Die Wüste ist der ort, wo der mensch sich selbst gegenübersteht; ein ort, um im gegenüber zu seinen<br />
ureigenen geheimnissen antworten auf seine zweifel zu suchen.<br />
Desert 2010 ist die Hommage an Desert 2000, ein stück, das anlässlich des 12. jahrestages des Bitef<br />
theatres ebendort uraufgeführt wurde.<br />
perspektivisch war und ist es eine innenschau des homo sapiens, die durch die fragen „wer, was und<br />
wo sind wir? Wohin gehen wir?“ individuell gefiltert wird. Damals wie heute umkreisen diese fragen<br />
Beobachtungen zu historischen fakten und zur grausamen gegenwart. Hat sich in den 10 jahren etwas<br />
geändert? Haben wir uns geändert? Die Wüste ist ein ort wie der ozean, an dem sich nie etwas ändert:<br />
leblos wie sand tropft es im stundenglas der zeit. Das fazit derer, die sich als „müde reisende“ fühlen,<br />
lautet: ob wir leben oder nicht, ist gleichgültig. mit den mitteln des <strong>tanz</strong>‑theaters wird bilderreich<br />
atmosphärisch er‑ und gelebtes sichtbar.<br />
CHoreograpHie, performanCe: andjelija todorović, Danica arapović, jelena jović Dramaturgie: Damir Vijuk<br />
komponist: nenad jelić ViDeo: andreja jović liCHt, pHoto: aleksandar milosavljević BüHne: ljubomir todorović<br />
kostüme: ister theatre mask anD make‑up: Branislava kuprešanin organisation (for tHe ister tHeatre):<br />
miodrag lazovi`c koproDuktion mit Bitef theatre<br />
retour au Dialogue<br />
<strong>tanz</strong>theater solo<br />
Desert, foto: aleksandar milosavljevic retour au Dialogue, foto: terry passanisi<br />
milos sofrenovic, fotos: max moser<br />
milos sofrenovic, fotos: max moser<br />
Der thematische kern ist das weibliche selbst, sind fragen nach ureigenem rhythmus und definierba‑<br />
ren grenzen, ausgehend von den eigenen zweifeln der künstlerin, aber auch ihren verstreuten sicher‑<br />
heiten. persönliches, um die Verbindung zum konkreten leben auf der Bühne nicht zu verlieren – ohne<br />
deswegen freilich im realismus zu verharren. Vielmehr verlässt sie, nachdem sie sich durch schreiben und<br />
malen sowie durch auseinandersetzung mit alltagsobjekten dem thema zu nähern versucht, alles narra‑<br />
tive, um intuitiv‑assoziativ allein den interaktiven link zwischen emotion und Bewegung zu kreieren und<br />
in konkrete körperbilder zu übersetzten. eine theatrale sprache, deren notwendigkeit durch die präzision<br />
der gesten greifbar ist und sich manifestiert, als entwickle sie aus reiner energie ordnung neben Chaos;<br />
und das immer mit eleganz, so ist es intendiert. Darstellbar sei alles, dennoch aber bedient sie sich auch<br />
gesprochener sprache: als alternativ‑zugang zu dem, was sie als seele ihrer Bewegungsbilder bezeichnet.<br />
Weil es ihr nicht nur ein anliegen ist, dem, was sinn hat, auf der Bühne raum zu verschaffen, sondern<br />
auch, weil sie ihre Visionen weitergeben will – zur jeweils eigenen Verwendung.<br />
CHoreograpHie, <strong>tanz</strong>: Valentina moar musiC: antony and the johnsons, gorecki, ornella Vanoni and others<br />
Prologue<br />
the one i am – Vision of Peter handke<br />
a Piece of monologue – Vision of Samuel beckett<br />
aus: solo for tHree Visions<br />
“it is often less important to revolutionize, but more important to make aware” – eine einstellung als<br />
imperativ, die milos sofrenovic mit uneingeschränkter konsequenz gleichermaßen für sich wie für sein<br />
publikum verwendet wissen will. Basierend auf ausgefeilter laban technik, bedient er sich auch aus‑<br />
drucksmöglichkeiten des zeitgenössischen <strong>tanz</strong>es in feinst ziselierter, minimalistisch agierender ma‑<br />
nier: Wie sonst fände er einen metaphysischen zugang zu dem, was er als „poetical body“ bezeichnet,<br />
zu dem, was von texten in Bewegung gebracht, sein konzeptueller rahmen ist. auf einer nahezu leeren<br />
Bühne, auf der das kleinste requisit von größter Bedeutung ist, und auf der er mit auktorialer kraft die<br />
ungeteilte aufmerksamkeit seines publikums einfordert: für eine höchst eigenwillige, allem populären<br />
sich weitgehend widersetzende interpretation.<br />
zwei zutiefst persönliche, filigran‑philosophische Dialoge mit texten zweier Dichter.<br />
CHoreograpHie, performanCe: milos sofrenovic BüHne, kostüm: milos sofrenovic<br />
musik: milos sofrenovic in kooperation mit jan Visocky, Cosimo nando ViDeo: milos sofrenovic in kooperation mit Chris Clow<br />
18.00 uhr<br />
19.00 uhr<br />
20.00 uhr<br />
lineScaPing uraufführung<br />
Der strich als unmittelbarste archivierung einer flüchtigen Bewegung<br />
“in all aspects of performance you need this development in time ... letting it grow from moment to<br />
moment.” Joshi oida<br />
linescaping untersucht intime momente der Verlangsamung und des innehaltens während der perfor‑<br />
mance. Die Wahrnehmung und die gefühle, die in diesem zeitraum entstehen, werden als grafische<br />
strukturen festgehalten: zeichnen als Weiterführung der Bewegung im <strong>tanz</strong> und manifestation der<br />
gewonnenen eindrücke; ein dynamischer prozess, dessen ablauf an zeit gebunden ist.<br />
Das statische resultat wird dann durch projektion und interaktion mit der performerin wieder zum<br />
leben erweckt. Die grafischen elemente werden mit Hilfe digitaler Werkzeuge eingefangen und wieder<br />
zurück in den raum eingespielt. so entstehen zusätzliche visuelle ebenen, die sich weiter ausdehnen,<br />
selbständig weiterentwickeln und verdichten.<br />
Diese grafischen inseln werden so zu sicheren zufluchtspunkten in der performance, und die dort ge‑<br />
wonnenen impressionen zum sprungbrett für die nächste räumliche und körperliche exploration.<br />
performanCe: jasmin Hoffer projektion: andreas förster CoaCHing: marta ladjanszki, zsolt Varga<br />
konzept: jasmin Hoffer, andreas förster<br />
Your oWn PerSonal circuS uraufführung<br />
hereinspaziert, hereinspaziert!<br />
Meine daMen Und herren,<br />
KoMMen sie KoMMen sie KoMMen sie!<br />
BestaUnen sie Unsere attraKtionen!<br />
FaBUlÖse wesen Und KUriositÄten!<br />
illUsionen! sensationen!<br />
GrotesK! Bizarr! BezaUBernd!<br />
treten sie nÄher, KoMMen sie herein!<br />
konzept unD performanCe: alex Deutinger<br />
& marta navaridas koproDuktion:<br />
espacio de Creación azala, Bai antzerki<br />
ikastola, Dpto. kultura gobierno Vasco<br />
linesCaping, foto: hayko.at your oWn personal CirCus, foto: j. gellner<br />
Dogs, foto: lidija antonovic<br />
alexander Deutinger & marta navaridas, bereits zum vierten<br />
mal bei <strong>tanz</strong> <strong>schritt</strong> <strong>weise</strong> vertreten, überraschen sich mit ihren<br />
choreografischen arbeiten gerne selbst und nach möglichkeit<br />
auch andere. nach postdramatischer Behaviorismus‑studie,<br />
paartherapie, Bergman‑Hommage, schönheitswettbewerb,<br />
Horrorfilm, generation x‑Drama, Weihnachtskreuzfahrt, frie‑<br />
densnobelpreisrede und musical‑inszenierung folgt nun eine<br />
reise in die Welt des zirkus. “your own personal circus” ist eine<br />
minimalistische auseinandersetzung mit einer Welt, in der kör‑<br />
per durch zurschaustellung existieren und ohne Worte mitein‑<br />
ander kommunizieren können. “your own personal circus” han‑<br />
delt von unerfüllten Wünschen, großen träumen, leeren gesten<br />
und traurigen gesichtern, und ist doch voller Hoffnung.<br />
DogS<br />
Hunde sind sehr soziale lebewesen – ihre ähnlichkeit zum menschen verhalf ihnen zu ihrer besonderen<br />
stellung: so sehen sie einerseits ihren Besitzer manchmal als teil des rudels, andererseits begreifen<br />
menschen Hunde oft als familienmitglied, jedenfalls immer als „besten freund“. im gegensatz dazu<br />
stehen ausdrücke wie „dreckiger Hund“, womit einer gemeint ist, der wie ein Hund auf der straße<br />
bleiben muss. klar ist aber immer, wer der Herr ist und das sagen hat.<br />
angenommen, ein mensch schlüpft in die rolle eines Hundes – was passiert? erwachen „niedere“<br />
instinkte in ihm? Wird mit jedem derartigen Wandel die gesellschaft zu einem Hunderudel, dominiert<br />
wieder die macht des stärkeren? „auf jeden fall: Wenn die gewalt zu denen zurückkehrt, die sie nährten,<br />
sind die konsequenzen unermesslich“ (marko pejovic)<br />
ein packendes Beispiel osteuropäischer metaphorik, eine aus geschliffenen miniaturen bestehende <strong>tanz</strong>‑<br />
performance über die entstehung von gewalt. oder, wie der kritiker milica zajcev formuliert, „unities,<br />
using unyielding elimination of everything dignified, explore the limits of our own conscience.”<br />
iDee, CHoreograpHie: Boris Čakširan <strong>tanz</strong>: jelena stojiljković , jovana rakić kiselčić, stojan simić musik: aleksandra Djokić<br />
Dramaturgie: marko pejović BüHne, kostüme: Boris Čakširan ViDeo: andrijana lubina i Boris zemljačenko<br />
speCial guest/CHoreograpHie: Bojana mišić proDuzent: Cultural Center „Vuk karadjic“, Belgrad<br />
13
16 14<br />
iteratur<br />
mC markus kÖHle und mieze meDusa<br />
fixstarterin mara Ban (a)<br />
freitag, 25. märz 2011 / 20.00 uhr / kleiner minoritensaal / eintritt € 3,‑<br />
der eintritt geht zur Gänze an den sieger bzw. die siegerin des poetry slams.<br />
diese veranstaltung wird unterstützt durch die Kulturvermittlung steiermark.<br />
Wackere Dichter präsentieren zarte lyrik, rapper probi‑<br />
eren neues und energiegeladene poetinnen räumen mit<br />
Vorurteilen auf<br />
Beim minoriten‑poetry slam treten nachwuchskünstler<br />
und local heroes gegen geladene gäste an und stellen<br />
ihr können unter Beweis. an den start gehen kann jeder,<br />
ob alt oder jung, erfahren oder anfänger, schüchtern<br />
oder rampensau. gruppen und fremdsprachige texte<br />
sind erlaubt, gesangsstücke und requisiten jedoch ni‑<br />
cht. im mittelpunkt stehen wie immer der text und die<br />
performance.<br />
mitzubringen sind zwei fünf‑minuten‑texte, denn es<br />
gibt eine Vor‑ und eine finalrunde. Bewertet wird über<br />
eine publikumsjury, zu gewinnen gibt’s ruhm, applaus<br />
und den erlös des eintrittsgeldes.<br />
Die anmeldung erfolgt vor ort ab 19.30 uhr. Die<br />
reihenfolge der auftritte wird ausgelost.<br />
forum für junge literatur<br />
freitag, 8. april 2011 / 20.00 uhr / imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
eintritt frei<br />
anmelDung vor ort ab 19.30 uhr oder per mail an catherine.nicholls@kultum.at<br />
blattgold im frühling: nachwuchsautorinnen aufgepasst!<br />
p o e t r y ‑ W o r k s H o p<br />
Die slam‑koryphäen mieze medusa und<br />
markus köhle laden am 25. märz zum<br />
Poetry-Workshop!<br />
sie vermitteln, was spoken poetry eigentlich<br />
ist und wodurch es sich vom geschriebenen<br />
Wort unterscheidet. impulstexte werden<br />
verfasst, die dann vorgetragen werden. es<br />
wird interaktiv am text gearbeitet und es<br />
werden tricks für eine gelungene Bühnen‑<br />
performance verraten. Diese können abends<br />
beim slam gleich ausprobiert werden, denn<br />
Workshopteilnehmerinnen erhalten einen<br />
fixen startplatz!<br />
treffpunkt: freitag, 25. märz 2011,<br />
15.30 uhr im kulturzentrum bei den<br />
minoriten, mariahilferplatz 3/i<br />
anmeldung bis 20. märz 2011 an<br />
catherine.nicholls@kultum.at<br />
in den galerieräumen der minoriten wird raum geschaffen für neue literatur: Dichter allen alters<br />
sind zu einem lese‑ und Diskussionsabend im kulturzentrum bei den minoriten eingeladen, bei dem<br />
unzensiert platz zum literarischen ausprobieren geschaffen wird. Die Veranstaltungsreihe Blatt‑<br />
golD bietet ambitionierten schreibenden die möglichkeit, eigens verfasste texte zu präsentieren und<br />
unterschiedliche reaktionen sowie konstruktive kritik von kolleginnen zu erhalten. in gemütlicher<br />
atmosphäre wird ausprobiert und unbefangen interpretiert, vorgelesen und ausgetauscht ‑ man<br />
selbst ist jury und Bewertete/r zugleich.<br />
mitzubringen ist selbstverfasstes, stilrichtung und genre sind frei zu wählen. auch ob ein text oder<br />
mehrere mitgebracht werden, bleibt den teilnehmerinnen überlassen: Der gesamtumfang soll aller‑<br />
dings 2 Din a4-Seiten nicht überschreiten. Doch von wem nun welcher text geschrieben wurde,<br />
wird erst zum schluss verraten!<br />
Das konzept des »anonymen lesezirkels«, bei dem jede literatur erlaubt ist, bildet eine plattform für<br />
neugierige autorinnen – zum ausprobieren und Vernetzen. Wer keine texte mitbringt, ist übrigens<br />
auch <strong>herzlich</strong> eingeladen mitzudiskutieren!<br />
Catherine T. Nicholls<br />
literatur auS litauen<br />
eugenijus ališanka / giedra raDVilaViCiute<br />
präsentation der literaturzeitschrift liCHtungen, Heft 125<br />
Die litauische literatur ist eine literatur der er‑<br />
zwungenen unterbrechungen und der suche nach<br />
nationaler identität. Bis 1904 herrschte das Verbot<br />
der russischen regierung, Bücher in litauischer<br />
sprache drucken zu lassen. nur wenige autoren des<br />
19. jahrhunderts, wie etwa der romantische lyriker<br />
j. maironis fanden daher Verbreitung.<br />
zu Beginn des 20. jahrhunderts gelang der an‑<br />
schluss an die europäische moderne; besonders in<br />
der lyrik griffen autoren wie f. kirša, B. Brazdžionis<br />
oder j. Baltrušaitis den symbolismus auf. in der<br />
was bedeutet für dich der essay, das essayistische denken?<br />
nicht im gefängnis eines strengen sujets, eines folge‑<br />
richtigen erzählens zu sein; die möglichkeit, aktuelles<br />
mit zeitlosen angelegenheiten zu kombinieren; die frei‑<br />
heit der assoziationen. Doch zugleich eine strenge innere<br />
struktur. Wenn ich mich zum schreiben hinsetze, weiß ich<br />
immer, was ich will, womit der essay enden muss, wel‑<br />
che idee dahinter steht. Das ist dasselbe, wie eine partie<br />
schach gegen mich selbst zu spielen.<br />
welche rolle spielt deine eigene erfahrung für einen text?<br />
genau dieselbe rolle, die eier, mehl, Butter, nüsse, obst<br />
und Backpulver im teig eines kuchens spielen. Wenn<br />
man isst, weiß man, woraus er gemacht ist, doch der ge‑<br />
schmack des kuchens erinnert nur wenig an all das, was<br />
man in ihn hineingegeben hat.<br />
würdest du deine texte als Fiktion bezeichnen?<br />
ja, fiktion ist das fundament meines essays. Der grad<br />
(das Quantum) an fiktion bestimmt, ob es ein essay ist<br />
oder eine novelle. Die kritiker streiten sich bis jetzt über<br />
das genre meiner Werke, es wurde einmal als genre‑<br />
kentaur bezeichnet.<br />
in deinen texten finden sich viele zitate aus der weltliteratur.<br />
ist es für dich – oder für eine schriftstellerin in<br />
litauen überhaupt – wichtig, die weltliteratur zu kennen<br />
oder kann man mit der litauischen literatur allein auskommen?<br />
schon in der schule habe ich mich viel mehr für Weltli‑<br />
teratur interessiert als für litauische schriftsteller – aus<br />
einem einfachen grund: sie ist viel besser. Besonders am<br />
anfang und in der mitte des 20. jahrhunderts, bis dahin,<br />
wo sich alles in postmoderne und mehr oder weniger in<br />
einen einheitsbrei verwandelt hat. jetzt sind die litau‑<br />
ischen schriftsteller fast genauso „gut“ wie die auf der<br />
ganzen Welt. entdeckungen gibt es fast nicht mehr, und<br />
wenn ich einen neuen schriftsteller entdecke, der mir na‑<br />
eugenijus alisanka, foto: Vladas Braziunas giedra raDVilaViČi ‑ ut . e, foto: privat<br />
moDeration: Cornelius Hell, Wien / präsentation des kunstteils der liCHtungen: Werner fenz<br />
montag, 28. märz 2011 / 20.00 uhr / imCubus, mariahilferplatz 3/i / eintritt frei<br />
prosa finden sich neoromantische strömungen<br />
oder zeitkritischer realismus u.a. bei V. mykolaitis‑<br />
putinas oder V. krevě‑mickevicius.<br />
nach der annexion litauens durch die sowjetunion<br />
1940, der deutschen Besetzung 1941 und der grün‑<br />
dung der sowjetrepublik litauen 1944 flüchteten<br />
zahlreiche schriftsteller in den Westen, wo eine<br />
breite exilliteratur entstand, die themen der natio‑<br />
nalen Vergangenheit mit tendenzen der modernen<br />
westlichen oder amerikanischen literatur verband.<br />
„eine Partie Schach gegen mich SelbSt“<br />
giedra radvilaviciute im gespräch mit Cornelius Hell<br />
hesteht, dann ist es meist einer aus dem 20. jahrhundert.<br />
Wo wäre so ein genialer melancholiker zu finden wie ril‑<br />
ke... ich erinnere mich, wie ich in den letzten schulklassen<br />
beim lesen der duineser elegien geweint habe.<br />
welche rolle spielt die literatur in der litauischen Gesellschaft?<br />
Gibt es literaturfestivals?<br />
Wie sprechen gerne, wie überall auf der Welt, vom nie‑<br />
dergang des lesens. gerade hat in Vilnius die Buchmesse<br />
stattgefunden, da gab es 61.000 Besucher. und das be‑<br />
zeichnet man als krise – als ökonomische krise und krise<br />
des Buches? ich glaube, dass das Vergnügen des allein‑<br />
seins mit einem Buch noch lange durch kein anderes er‑<br />
setzt wird.<br />
es gibt in litauen verschiedene literaturfestivals, jedes<br />
hat sein eigenes profil und spezifikum, allerdings findet<br />
die lyrik, vielleicht aus tradition, größere Beachtung.<br />
was bedeutet es für dich, dass der essay, den du in <strong>Graz</strong><br />
vorstellen wirst, in den Usa in die sammlung „Best european<br />
Fiction“ aufgenommen wurde?<br />
Das kam unerwartet und war eine angenehme überra‑<br />
schung. Besonders gefiel mir, dass der kritiker Vincent<br />
Czyz das hervorgehoben hat, was auch ich für einen<br />
wichtigen zug meiner essayistik halte: das ineinander<br />
von analytik und realem leben. mit einem essay stelle ich<br />
quasi eine gleichung auf, die ich selbst löse. Das habe ich<br />
von nabokov gelernt.<br />
ist es für dich wichtig, mit einem weiblichen Blick zu<br />
schreiben – unterscheidet er sich vom männlichen Blick?<br />
gute literatur darf kein geschlecht haben. männer wie<br />
frauen müssen in einem text Dinge ihres gemeinsamen<br />
interesses finden. aber ich könnte mich nicht als männli‑<br />
cher erzähler verstellen, damit könnte ich weder den le‑<br />
ser überzeugen noch meiner eigenen erfahrung gerecht<br />
werden.<br />
aus dem litauischen von cornelius hell<br />
15
16<br />
iteratur<br />
lesung unD ViDeoarBeit<br />
formiert auS luft<br />
peter pessl / astrid BeCksteiner<br />
Donnerstag, 7. april 2011 / 20.00 uhr / imCubus, mariahilferplatz 3/i<br />
eintritt € 6,50 / € 3,50<br />
Peter Pessls text „formiert aus luft“ ist eine<br />
„Sprachwallfahrt“, die durch den Kultur- und<br />
geistesraum himalaya führt. zahlreiche zeichnungen<br />
durchweben die textebene als bildnotizen<br />
und visuelle anmerkungen. zusammen<br />
mit textauszügen legt astrid becksteiner sie<br />
ihrer Videoarbeit zu grunde.<br />
„formiert aus luft“ ist der letzte teil einer 2002<br />
begonnenen trilogie. Der text führt von der me‑<br />
gacity new Dehli das sutlejtal aufwärts ins frü‑<br />
here indische königreich kinnaur, wo kimnaras<br />
und gandharvas lokalisiert werden, mythische<br />
Dichter und himmlische musikanten, zum heili‑<br />
gen kinnaur kailash, und weiter, die Hauptkette<br />
des Himalaya überquerend in die westtibeti‑<br />
sche Bergwüste, in den transhimalaya, dorthin<br />
schließlich, wo seit jahrtausenden einer der<br />
mittelpunkte der Welt angenommen wird: im<br />
beispiellosen naturtheater des tibetischen Welt‑<br />
bergs kailash und der benachbarten zwillings‑<br />
seen manasarovar und rakshastal.<br />
pessls sprachliche anverwandlung der durch‑<br />
reisten landschaften und spirituellen zonen<br />
versteht sich als versuchte rückkehr zum mittel‑<br />
punkt und ursprung des erzählens. Das vage per‑<br />
sonal, das die „freie reisesprache“ hervorbringt<br />
(und den erzähler begleitet), besteht diesmal aus<br />
einer Dagmema genannten Daikini ‑ einer „luft‑<br />
gängerin“, wie sie im sowohl buddhistisch als<br />
auch hinduistisch geprägten Himalayaraum eine<br />
wesentliche rolle spielt: als lehrerin, gefährtin,<br />
Quelle der inspiration ‑ sowie aus dem revolutio‑<br />
nären Dichter und filmemacher p.p. pasolini.<br />
Die erzählbewegung in formiert aus luft ten‑<br />
diert zum überschreiten der Barrieren zwischen<br />
bewusster Wahrnehmung, traum und geschich‑<br />
ten, wobei der autor unterschiedlichste groß‑<br />
und kleinformen der erzählung und reflexion<br />
erfindet und variiert: die Wiesenerzählung, das<br />
Blumengedicht, lockbriefe, traumessays, lippen‑<br />
fragmente, tücken, inventionen. peter pessl ver‑<br />
dichtet diese zu einem gleichsam überirdischen<br />
sprachkosmos von ebensolcher getragenheit<br />
und eleganz.<br />
formiert aus luft, fotos: astrid BeCksteiner<br />
literatur<br />
astrid becksteiners Videoarbeit beruht auf<br />
textauszügen von Peter Pessls „formiert aus<br />
luft“ und versteht sich als Konglomerat von<br />
zwischenbildern. als zwischenbilder bezeichnet<br />
die Künstlerin Vorstellungen von bildern<br />
hinter bildern, Vorstellungen zum beispiel von<br />
einer landschaft und deren textur. Statische<br />
bildausschnitte werden dabei durch wechselnde<br />
bildstrukturen in das bewegte Videobild<br />
transformiert.<br />
vielfarbig sprang ich über Felsstufen, nackte namen<br />
(Kontore), den Flaumsprech. Kam ich (einmal)<br />
unten an im zwergtal, lief ich an der schattseite<br />
die steilwände wieder empor. was ich zu brauchen<br />
geglaubt hatte (an Gepäck, an texten waffen<br />
waffeleien, an armatur), lieferte ich in pflanzklöstern<br />
ab, (halben) einsiedeleien, in schwarzen<br />
höhlen, aus denen es weithin vorqualmte. was<br />
ich nicht brauchte, hielt unausgesprochen endlos<br />
vor! wie tief ins eigentliche Menschenleben<br />
war ich geraten? Glaubte ich schon, dass die<br />
sonne am himmel stand? stieg der wort- und<br />
ortsschnee auf aus den Fussspuren? sehr wohl!<br />
während die (profilierten) talmenschen glauben,<br />
dass die schneeberge ruhen, ewig warten, stillstehen,<br />
wusste ich gleich, beim Betreten, dass sie<br />
(in wahrheit) rotieren, Kopf stehen, rollen, Kreise<br />
ziehen, Figuren, Figurinen, etwa so: siehe „Figuren<br />
von schneebergen“, zeichnung 25.<br />
die eisklippen glitschten. wer stillstand, war in<br />
wahrheit nur ich (und du, als Fabel, als Blödelei).<br />
Kam ich doch nicht einmal voran mit zauber-, mit<br />
zundsprüchen, die, mit dem Maulwerk, ein frühes<br />
weltereignis nachahmten, welches denn? die<br />
aufstülpung des himalaya-Gebirges? den abfluss<br />
des Urmeeres thetis, wohin? deutlich hörbar<br />
floss in den höchsten höhen über unseren Köpfen<br />
Meerwasser (in rinnen, in Kanälen), und fischreiche<br />
wassergärten sahen wir, Flösse, schiffsbrükken,<br />
wenn die Bannwolken sich aufteilten. von<br />
mal zu Mal regnete es plankton, plantagen, wort<br />
für wort Blumenlieder, Fressstrophen, Flagellum.<br />
17
24 18<br />
unge augen<br />
V o r s C H a u<br />
illustrationen: Christine kastl<br />
Bavastel puppentheater<br />
KaSPerl unD Die VerWunSchene PrinzeSSin<br />
eine spannende geschichte rund um den „alleweil a bisserl eigensinnigen“ kasperl und seine freunde für kinder ab 4!<br />
samstag, 26. märz 2011 / 16.00 uhr<br />
sonntag, 27. märz 2011 / 11.00 uhr<br />
kleiner minoritensaal<br />
eintritt € 7,‑ gruppenpreis € 5,‑/person reserVierungen mo bis fr / (0316) 71113331<br />
Die Hexe hat es auf den kasperl abgesehen – doch so leicht lässt er sich nicht fangen! Da kommt ihr die<br />
prinzessin gerade recht: 1‑2‑3 wird die arme königstochter von der bösen Hexe in eine ameise verwan‑<br />
delt, die zu allem übel auch noch vom krokodil gefressen wird! Da muss der kasperl natürlich eingreifen.<br />
Wird es ihm gelingen, die prinzessin zu befreien?<br />
Dauer 45 minuten spiel + text + regie eva Bodingbauer + Brigitte kocher puppen alfred stifter<br />
W i e D e r a u f n a H m e<br />
theater munDWerk<br />
„haPP!“<br />
ein stück über eine maus und eine liebe durch magen und Herz für kinder ab 6!<br />
Donnerstag, 14. april 2011 / 15.00 uhr, freitag, 15. april 2011 / 15.00 uhr<br />
eintritt € 7,‑ gruppenpreis € 5,‑/person / reserVierungen mo bis fr / (0316) 71113327<br />
Das schönste im leben ist freundschaft, aber richtig gute freunde finden ist manchmal gar nicht so<br />
leicht. Vor allem wenn der Hunger so groß wird, dass der kleine Dinosaurier jeden... Happ! und er<br />
weint bitterlich und schwört sich und ehrlich und diesmal jetzt... Happ! ein einsames leben scheint<br />
sicher und was ist das plötzlich unter seiner nase? es ist klein, grau und wohl nur für den kleinen<br />
Hunger zwischendurch ein Ha...?<br />
Dauer 45 minuten spiel nadja Brachvogel und martin Horn regie simon Windisch<br />
BüHne Christina Weber kostüm markus Boxler teCHnisCHe einriCHtung thomas Bergner<br />
michael miensopust / D<br />
DaS naShorn norbert nacKenDicK<br />
für junge augen ab 6<br />
Dienstag, 3. mai 2011 / 15.00 uhr<br />
kleiner minoritensaal<br />
V o r s C H a u<br />
figurentheater anne kathrin klatt / D<br />
Der tigerPrinz<br />
für junge augen ab 5<br />
Donnerstag, 5. mai 2011 / 15.00 uhr<br />
kleiner minoritensaal<br />
V o r s C H a u<br />
eugenijus ališanka,<br />
wurde 1960 in Bernaul (sibirien) geboren und lebt in Vilnius. lyriker,<br />
übersetzer und essayist; seit 2003 Chefredakteur der zeitschrift the<br />
Vilnius review. auf Deutsch erschienen u.a.: eugenijus ališanka / aleš<br />
Debeljak, Baltische adria. zwei essays. (edition thanhäuser, 2010); aus<br />
ungeschriebenen geschichten. gedichte in zwei sprachen: litauisch<br />
und Deutsch. (Dumont, 2005); Die rückkehr des Dionysos. Chthoni‑<br />
sches, postmodernismus, stille (athena, 2008); exemplum. gedichte.<br />
(suhrkamp, 2011).<br />
BaVastel puppentHeater,<br />
eva Bodingbauer und Brigitte kocher spielen seit jahren für fami‑<br />
lien spannungsreiche, humorvolle geschichten mit großer präzision<br />
und einer sensiblen liebe zum kleinsten Detail. Die stücke sind mit<br />
einer unverwechselbaren Handschrift inszeniert, aktuelle akzente sind<br />
ebenso zu finden wie dramaturgische elemente des jahrmarktthea‑<br />
ters. Das puppentheater BaVastel hat an zahlreichen internationalen<br />
kleinkunst‑ und puppentheaterfestivals teilgenommen.<br />
astriD BeCksteiner‑rasCHe,<br />
gebürtig in graz, ist promovierte kunsthistorikerin und germanistin.<br />
sie lebt und arbeitet als freie kunsttheoretikerin und künstlerin in<br />
Berlin und graz.<br />
ClauDia BinDer,<br />
nach dem studium der Biochemie promotion und Habilitation in um‑<br />
weltnaturwissenschaften an der etH zürich. nach post‑doc studien<br />
in den usa war sie 2006 – 2009 assistenzprofessorin für soziale und<br />
industrielle Ökologie an der universität zürich. seit 2009 ist Claudia<br />
Binder professorin für systemwissenschaften am institut für umwelt‑<br />
und systemwissenschaften der karl franzens‑universität graz. ihre<br />
forschungsschwerpunkte: transitionsprozesse in richtung nachhal‑<br />
tigkeit; integrative simulationsmodelle von mensch‑umwelt syste‑<br />
men; transdisziplinäre nachhaltigkeitsbewertung.<br />
CHristopH Breitler,<br />
geboren 1984, studiert pädagogik, pharmazie und molekularbiologie<br />
an der kf‑universität graz. über die unterstützung für freie software<br />
und linux fand er kontakt zu Wikipedia und ist seit 2004 als autor an<br />
ihr beteiligt. er ist als pressesprecher für Österreich in der Wikipedia<br />
tätig und mitbegründer des Vereins Wikimedia Österreich.<br />
neue musik<br />
die andere saite präsentiert:<br />
annelie gaHl<br />
Violine Solo<br />
mittWoCH, 4. mai 2011 / 20.00 uhr / eintritt € 7,‑ / € 5,‑<br />
neue Werke für solo‑Violine von:<br />
se‑lien CHuang, siavosh BaniHasHemi, klaus Dorfegger, Hannes kersCHBaumer, Christian klein,<br />
reinhold sCHinWalD und andreas Weixler<br />
annelie gahl stellt ihr fulminantes können und ihre ernsthafte interpretatorische arbeit stets in den<br />
Dienst der komposition. ob als spezialistin historischer aufführungspraxis mit Barockvioline oder als<br />
uraufführungsinterpretin ganz neuer musik: ihr gelingt wie nur wenigen anderen, das repertoire ver‑<br />
schiedenster jahrhunderte ganz selbstverständlich mit der gleichen seriosität anzugehen. Deshalb ist es<br />
eine besondere freude für den komponistenverein die andere saite, annelie gahl für einen abend mit<br />
uraufführungen von Werken grazer komponisten gewonnen zu haben.<br />
BiograpHien<br />
Boris Čakširan,<br />
wurde 1964 in kroatien geboren und studierte malerei und kostüm‑<br />
bildner in Belgrad. er arbeitete für film, fernsehen und theater, nahm<br />
an 40 internationalen ausstellungen teil und erhielt preise – auch für<br />
choreographische arbeiten (2000 association of Ballet artists of ser‑<br />
bia medallion), da sich der Vollblutkünstler seit mitte der 90er auch<br />
für diesen kunstbereich engagiert: 5 jahre war er in Bytom/polen<br />
zuständig für das internationale <strong>tanz</strong>‑festivalprogramm. seit 1996<br />
lehrt er als gastdozent für Choreographie in mehreren ländern. seine<br />
erfahrungen im <strong>tanz</strong>therapeutischen Bereich präsentiert er weltweit<br />
an universitäten.<br />
alex Deutinger,<br />
studierte translationswissenschaften in graz und zeitgenössischen<br />
<strong>tanz</strong> an der anton Bruckner privatuniversität linz. internationale en‑<br />
gagements und artist‑in‑residence einladungen seit 2006. arbeiten<br />
u.a. mit rose Breuss, oleg soulimenko, Christine gaigg. mehrfache int.<br />
preise und stipendien (u.a. turBo 06, tall orDer 07, DanceWeB 07,<br />
aCt 08, bestoff 10) engagements u.a. im <strong>tanz</strong>quartier Wien, bei esce‑<br />
na Contemporanea madrid, bei den Bregenzer festspielen, beim steiri‑<br />
schen Herbst, auf kampnagel Hamburg, in der gessnerallee zürich, in<br />
der Dampfzentrale Bern und bei den Wiener festwochen.<br />
ruDolf DujmoVits,<br />
geboren 1957, lebt in jennersdorf und graz. nach absolvierung ei‑<br />
ner Höheren technischen Bundeslehranstalt mehrjährige tätigkeit als<br />
mess‑ und regelungstechniker. ab 1983 magisterstudium der Volks‑<br />
wirtschaftslehre und seit 1990 universitätsassistent am institut für<br />
finanzwissenschaft der universität graz, 1994 promotion zum Doktor<br />
der sozial‑ und Wirtschaftswissenschaften. forschungsschwerpunk‑<br />
te: steuern, insbesondere familienbesteuerung, grundeinkommen,<br />
umwelt und ressourcen, technischer fort<strong>schritt</strong>, regionalökonomie.<br />
ergstatus DanCe tHeatre,<br />
wurde 1998 als vor ort erstes ausbildungsprojekt für zeitgenössischen<br />
<strong>tanz</strong> gegründet. seit damals hat es sich zu einem der komplexesten<br />
organisationen im freien <strong>tanz</strong>bereich in serbien und in südost‑euro‑<br />
pa entwickelt: es besteht aus zwei Bereichen: dem von ausbildungs‑<br />
programmen in form einjähriger seminare und Workshops und dem<br />
des Dance theaters, das eine professionelle, international anerkannte<br />
Compagnie umfasst. Die zusammenarbeit mit künstlern ist eine welt‑<br />
weite (japan, australien, usa…), ebenso sind es die eigenen auftritte<br />
in festivals. Der Direktor ist Boris Čakširan.<br />
19
20<br />
iograpHien<br />
CHristian fazekas,<br />
geboren 1962, ist facharzt für psychiatrie und arzt für psychosoma‑<br />
tische und psychotherapeutische medizin an der grazer universitäts‑<br />
klinik für medizinische psychologie und psychotherapie. er habilitierte<br />
sich mit dem thema „psychosomatische intelligenz“, das zu seinen<br />
forschungsschwerpunkten zählt, und ist mitbegründer und projekt‑<br />
koordinator des netzwerks psychosomatik Österreich.<br />
anDreas fÖrster,<br />
ist freier interaktionsdesigner, lebt und arbeitet seit drei jahren in<br />
graz. ausbildung in angewandter informatik (universität salzburg)<br />
und informationsdesign (fH‑joanneum graz), darüber hinaus fließen<br />
erfahrungen in pädagogik und medienkunst in seine arbeit ein. seine<br />
schwerpunkte und interessensgebiete reichen von kultur und tech‑<br />
nologie über nachhaltigkeit und stadtentwicklung bis hin zu experi‑<br />
mentellen interfaces und generativer gestaltung.<br />
annelie gaHl,<br />
geboren 1965, begann das Violinspiel an der universität mozarteum<br />
in salzburg bei paul roczek und schloss ihre studien 1991 an der Wie‑<br />
ner musikhochschule bei ernst kovacic ab. Danach ermöglichte ihr ein<br />
stipendium der alban Berg stiftung einen weiteren studienaufenthalt<br />
an der northern illinois university bei shmuel ashkenasi. annelie gahl<br />
ist trägerin des anton Bruckner preises der Wiener symphoniker. ihr<br />
besonderes interesse gilt der kammermusik. auftritte mit künstlern<br />
wie ernst kovacic, Vladimir mendelssohn sowie mitgliedern des al‑<br />
ban Berg Quartetts führten sie zu vielen internationalen festivals. ihre<br />
im sommer 2004 bei extraplatte erschienene solo‑CD „innaron“ mit<br />
uraufführungen österreichischer komponisten fand große Beachtung<br />
bei rundfunk und presse.<br />
Hans‑joaCHim HanniCH,<br />
wurde 1952 geboren und studierte psychologie und medizin, war wis‑<br />
senschaftlicher assistent an der universität münster und wurde dort<br />
im jahr 1987 professor für klinische psychologie und psychosomatik.<br />
seit 1994 ist er Direktor des instituts für medizinische psychologie der<br />
universität greifswald. Hans‑joachim Hannich ist psychotherapeut,<br />
psychoanalytiker (Dgip) und lehranalytiker (Dgpt). seine forschungs‑<br />
schwerpunkte umfassen u.a. gesundheitsförderung in schulen, die<br />
psychotherapeutische Versorgungsforschung und die ärztliche ge‑<br />
sprächsführung in der Visite.<br />
guDrun Harrer,<br />
geboren 1959, ist leitende redakteurin der tageszeitung „Der stan‑<br />
dard“. zuvor war sie neun jahre lang außenpolitische ressortleiterin.<br />
Harrer hat arabistik und islamwissenschaften sowie politikwissen‑<br />
schaften studiert und unterrichtet moderne arabische geschichte<br />
an der universität Wien und an der Diplomatischen akademie Wien.<br />
2006 war gudrun Harrer sondergesandte der österreichischen eu‑<br />
präsidentschaft im irak und geschäftsträgerin der Österreichischen<br />
Botschaft in Bagdad.<br />
jasmin Hoffer,<br />
studierte in graz an der pädagogischen Hochschule und besuchte die<br />
meisterklasse für malerei an der ortweinschule. ihre ausbildung im<br />
zeitgenössischen <strong>tanz</strong> erhielt sie in zahlreichen Workshops im in‑ und<br />
ausland bei lehrern wie frey faust, martin sonderkamp, Cruz isael<br />
mata und an der evening school of the place london, an der scottish<br />
school of Contemporary Dance Dundee und im <strong>tanz</strong>quartier Wien.<br />
seit 2007 präsentiert sie ihre künstlerische arbeit zwischen bildender<br />
und darstellender kunst – zuletzt beim <strong>tanz</strong>festival sprungbrett <strong>tanz</strong><br />
in einer Choreographie von jianan Qu.<br />
ister tHeatre,<br />
im klassischen altertum war ister der name der Donau – des flusses,<br />
der zwei zivilisationen verband. als das theater 1994 gegründet wur‑<br />
de, bestand das künstlerische ziel in seiner Verbindung von <strong>tanz</strong> und<br />
sprechtheater, im aufbau bislang ungenützter ausdrucksmöglichkei‑<br />
ten, die die professionellen künstlerinnen als notwendig für zeitge‑<br />
mäße authentizität empfanden. Workshops wurden angeboten, street<br />
performances und vielbeachtete filme entstanden. Die mitglieder sind<br />
mitbegründer von association of independent theatres und erhielten<br />
für ihre arbeiten zahlreiche preise.<br />
markus kÖHle,<br />
geboren 1975 in nassereith, studierte in innsbruck und rom germa‑<br />
nistik und romanistik, unterrichtete in tunis Deutsch als fremdspra‑<br />
che und war forschungsprojektassistent an der universität innsbruck.<br />
köhle ist rezensionsredakteur des feuilletonmagazins schreibkraft<br />
und verfasst regelmäßig Buchbesprechungen für das literaturhaus<br />
Wien und innsbruck und das magazin thegap. zuletzt erschien seine<br />
publikation gemeinsam mit mieze medusa „Doppelter textpresso“ im<br />
milena Verlag.<br />
petra koHlenpratH,<br />
geboren 1972, studierte architektur an der tu graz und an der robert<br />
gordons university aberdeen, gB, und arbeitet in der konzepterstel‑<br />
lung und mitgestaltung von publikationen im Bereich architektur/<br />
städtebau, u.a. mit dem Verlag HDa graz. sie gestaltete zusammen<br />
mit dem künstlerkollektiv rHizom interventionen im öffentlichen<br />
raum und ist seit 2009 mitarbeiterin der forschungsgesellschaft mo‑<br />
bilität im Bereich shared space. ihre arbeitsschwerpunkte liegen in<br />
der untersuchung und moderation von partizipationsprozessen, der<br />
Dokumentation von shared space projekten und der erstellung städte‑<br />
baulicher studien.<br />
Brigitte kratzWalD,<br />
war nach dem studium der sozialpädagogik in verschiedenen sozi‑<br />
alprojekten tätig und lebt als freie sozialwissenschaftlerin in graz.<br />
seit 2008 forscht und arbeitet Brigitte kratzwald vorwiegend zum<br />
themenbereich Commons und solidarische Ökonomie, konzipiert<br />
und organisiert Veranstaltungen zu diesem schwerpunkt, arbeitet<br />
neben ihrer Vortrags‑ und publikationstätigkeit in einer international<br />
besetzten arbeitsgruppe über Commons und betreibt die Webseite<br />
www.commons.at.<br />
rainer kuHlen,<br />
wurde 1944 geboren und absolvierte nach dem studium der phi‑<br />
losophie, literaturwissenschaft und soziologie eine post‑graduate<br />
ausbildung zum informationswissenschafter. Von 1980 bis 2010 war<br />
rainer kuhlen professor für informationswissenschaft an der univer‑<br />
sität kons<strong>tanz</strong>. als gutachter und sachverständiger war er u.a. für<br />
das Wissenschaftsministerium in Wien tätig. zu seinen forschungs‑<br />
und lehrschwerpunkten zählen information retrieval, informati‑<br />
onsethik, ‑politik und ‑recht; kollaboratives Wissensmanagement im<br />
e‑learning, Commons‑theorien. letzte Buchpublikationen: informa‑<br />
tionsethik (2004); erfolgreiches scheitern – götterdämmerung des<br />
urheberrechts (2008).<br />
mieze meDusa,<br />
geboren 1975, zählt zu den fixen größen der österreichischen Hip‑<br />
Hop‑ und slam‑szene. sie organisiert den monatlichen poetry slam<br />
„textstrom“ und ist als Herausgeberin von slam‑anthologien tätig.<br />
mieze medusa gewann 2002 den fm4 Wortlaut literaturwettbewerb<br />
und 2007 den fm4 protestsongcontest. 2008 erschien ihr erster ro‑<br />
man „freischnorcheln“ im milena Verlag, wo sie zuletzt gemeinsam<br />
mit markus köhle „Doppelter textpresso“ publizierte. mieze medusa<br />
lebt in innsbruck, linz, london und Wien.<br />
lukas meyer,<br />
wurde 1964 geboren und studierte philosophie, politikwissenschaf‑<br />
ten, geschichte und Völkerrecht. 2003 habilitierte er sich zum the‑<br />
ma „Historische gerechtigkeit“ an der universität Bremen. seit märz<br />
2009 ist lukas meyer univ.‑prof. für praktische philosophie und leiter<br />
des instituts für philosophie an der karl franzens‑universität graz.<br />
zu seinen forschungsgebieten zählen die generationengerechtigkeit<br />
und fragen der internationalen gerechtigkeit. im mai 2010 hat das<br />
international panel on Climate Change (ipCC) lukas meyer zum lead<br />
author für den nächsten assessment report gewählt.<br />
Valentina moar,<br />
Die frei arbeitende italienische tänzerin‑Choreographin lebt seit ei‑<br />
nem jahr in graz. ihre ausbildung erhielt sie bei susanne linke und<br />
avi kaiser in milano und bei Carolyn Carlson, la Biennale di Venezia.<br />
seit 2001 wird sie von freien gruppen in ganz europa sowie von insti‑<br />
tutionen engagiert (Conservatory g.tartini trieste, opernhaus zürich<br />
u.a.), arbeitet mit bildenden künstlern (p. pachini) und komponisten<br />
zusammen und u.a. für das international festival of Contemporary<br />
Dance of la Biennale di Venezia 2010: das gezeigte solo wurde für das<br />
international solo‑Dance‑theatre festival stuttgart nominiert.<br />
miCHaela moser,<br />
wurde 1967 in kufstein geboren und studierte theologie in<br />
innsbruck/a, nijmegen/nl und southampton/uk sowie public rela‑<br />
tions in Wien. ihre arbeit sieht sie heute an den schnittpunkten von<br />
lobbying, forschung, Öffentlichkeits‑ und empowermentarbeit ver‑<br />
ortet. 2007 promovierte sie in philosophie an der university of Wales,<br />
lampeter, mit einer feministisch‑sozialethischen arbeit zum thema „a<br />
good life for all“. seit 2003 ist sie als leiterin der Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Dachorganisation der staatlich anerkannten schuldenberatungen<br />
beschäftigt. michaela moser ist seit vielen jahren in der österreichi‑<br />
schen armutskonferenz engagiert und seit 2006 Vizepräsidentin des<br />
europäischen antiarmutsnetzwerk eapn. aktuelle publikation: martin<br />
schenk und michaela moser: es reicht! für alle! Wege aus der armut,<br />
Wien: Deuticke 2010.<br />
marta naVariDas,<br />
studierte translationswissenschaften in Barcelona, Choreografie am<br />
artez arnheim und mime in amsterdam. sie ist gründungsmitglied<br />
des int. künstlerkollektivs fingersix. seit 2006 arbeitet sie als tän‑<br />
zerin und Choreografin u.a. mit Blood for roses, sarah Vanhee und<br />
Dani Brown. sie erhielt das DanceWeB‑europe stipendium 2010. ihre<br />
arbeiten mit alex Deutinger wurden bei mehreren choreografischen<br />
Wettbewerben prämiert (zuletzt bestoffstyria 2.10) und waren auf<br />
festivals in Österreich, Holland, Deutschland, slowenien, spanien,<br />
england und der schweiz zu sehen.<br />
peter pessl,<br />
wurde 1963 in frankfurt/main geboren und ist in der BrD und in<br />
Österreich aufgewachsen. pessl ist seit 1984 freier schriftsteller und<br />
radiokünstler und lebt derzeit in Wien und in der steiermark. 2010: li‑<br />
teraturstipendium der stadt Wien; arbeiten für den Hörraum, zuletzt:<br />
„Der gelbe stern“ (Hörspiel für orf/Deutschlandradio).<br />
tHomas pilz,<br />
wurde 1966 geboren und studierte philosophie und germanistik so‑<br />
wie architektur in graz. es folgten kulturwissenschaftliche studien,<br />
projektentwicklungen, projektmitarbeit und ‑leitung in verschiedenen<br />
architekturbüros. seit 2008 beschäftigt er sich schwerpunktmäßig<br />
mit idee und phänomen des Öffentlichen raums und der entwick‑<br />
lung von shared space‑pilotprojekten in Österreich. er arbeitet an<br />
der Weiterentwicklung der shared space‑ideen im gesellschaftlichen,<br />
architektonischen und urbanistischen kontext.<br />
gieDra raDVilaViČi ‑ ut . e,<br />
wurde 1960 in panev . ežys geboren und lebt in Vilnius. prosaautorin<br />
und essayistin. publikationen: suplanuotos akimirkos (geplante au‑<br />
genblicke, 2004); zuletzt erschien šianakt aš miegosiu prie sienos<br />
(Diese nacht werde ich an der Wand schlafen, 2010). übersetzungen<br />
ins italienische, französische, Dänische und kroatische.<br />
joHanna rolsHoVen,<br />
ist kulturwissenschaftlerin. seit 2009 leitet sie als professorin für kul‑<br />
turanthropologie das institut für Volkskunde und kulturanthropologie<br />
an der karl franzens universität graz. zwischen 1991 und 2009 war<br />
sie an schweizer universitäten in forschung und lehre tätig, zuletzt<br />
an der architekturabteilung der etH zürich und an der universität<br />
innsbruck. schwerpunkte: alltagskulturforschung (materielle kultur<br />
und technik, Biographie, jugend‑ und genderforschung), stadt‑<br />
raum‑kulturforschung, kulturwissenschaftliche mobilitätsforschung<br />
(www.mobileculturestudies.com).<br />
Clemens seDmak,<br />
wurde 1971 in Bad ischl geboren und studierte theologie, philoso‑<br />
phie, Christliche philosophie und sozialwissenschaften in innsbruck,<br />
linz, new york und an der etH zürich. forschungsaufenthalte und<br />
gastprofessuren führten ihn an forschungseinrichtungen auf nahe‑<br />
zu allen kontinenten. Clemens sedmak ist inhaber des f.D. maurice<br />
lehrstuhls für sozialethik am king‘s College london. Darüber hinaus<br />
leitet er das zentrum für ethik und armutsforschung der universität<br />
salzburg, ist seit 2006 präsident der salburg ethik initiative, einer ko‑<br />
operation der universität salzburg, der erzdiözese salzburg und des<br />
raiffeisenverbands salzburg. seit dem jahr 2008 ist Clemens sedmak<br />
präsident des internationalen forschungszentrums für soziale und<br />
ethische fragen in salzburg.<br />
milos sofrenoViC,<br />
wurde 1976 geboren und lebt derzeit in Wien. er wurde als tänzer‑<br />
Choreograph in Belgrad sowie am Dance theatre, laban Centre lon‑<br />
don ausgebildet. neben zahlreichen stipendien und residences war er<br />
2010 für den höchsten staatspreis für Choreographie, Dimitrije par‑<br />
liC”, des nationaltheaters Belgrad nominiert. zusätzlich zur mitglied‑<br />
schaft in der physical theatre Cie. sonja Vukicevics, zu jurytätigkeiten,<br />
seiner Dozenten‑arbeit und internationalen zusammenarbeiten kann<br />
er europaweit auf unzählige auftritte – in internationalen ensembles<br />
und solo – ver<strong>weise</strong>n.<br />
tHeater munDWerk,<br />
gegründet 2004 von nadja Brachvogel und martin Horn. Die gebürti‑<br />
ge mainzerin absolvierte ihre schauspielausbildung in münchen und<br />
ist seit 2000 als freie schauspielerin an verschiedenen Bühnen tätig.<br />
martin Horn, ebenfalls in mainz geboren, machte seine schauspielaus‑<br />
bildung in den usa und in frankfurt am main. 2000 kam er als festes<br />
ensemblemitglied an das grazer schauspielhaus. Die mittlerweile mit<br />
vielen preisen ausgezeichnete theaterformation zeigt professionelles<br />
kinder‑ und jugendtheater.<br />
anDjelija toDoroViC,<br />
wurde 1962 in Deutschland geboren und lebt und arbeitet in Belgrad,<br />
wo sie Ballett studierte; Contemporary <strong>tanz</strong> techniken eignete sich in<br />
Belgrad, london, paris und Canada an. seither ist sie tänzerin, Cho‑<br />
reographin, Dozentin und produzentin. sie ist eine der gründerinnen<br />
von signum company, jener gruppe, die sich als erste im ehemali‑<br />
gen jugoslawien mit zeitgenössischem <strong>tanz</strong> auseinandersetzte. 1994<br />
gründete andjelija todorovic das ister theatre. sie ist mitglied von<br />
station – service for Contemporary Dance. zusätzlich arbeitet sie für<br />
sprechtheater, musical, film und fernsehen.<br />
maaria Wirkkala,<br />
wurde 1954 in Helsinki geboren und studierte dort an der university<br />
of art and Design in Helsinki sowie an der École des Beaux arts en aix.<br />
Wirkkala arbeitet seit den 1980‑er jahren vornehmlich ortsspezifisch<br />
in form von installationen. sie nahm an zahlreichen internationalen<br />
ausstellungen teil, wie der istanbul Biennale (1995 und 1997), der Bi‑<br />
ennale von Venedig (1995, 2001 und 2007, zuletzt als Vertreterin finn‑<br />
lands), der echigo tsumari trennale (2003 und 2006), der yokahama<br />
triennale japan (2005). in graz war ihre arbeit „tirami su ii – Back<br />
to the roofs“ im jahr 2003 bei der ausstellung HimmelsCHWer zu<br />
sehen. Die künstlerin lebt in espoo/finnland. www.mariawirkkala.com<br />
gregor Wurst,<br />
wurde 1964 in münster geboren und studierte theologie, koptolo‑<br />
gie, ägyptologie an den universitäten münster, freiburg/schweiz und<br />
genf. seit dem jahr 2006 ist er ordinarius für kirchengeschichte und<br />
patristik an der universität augsburg. unter seinen zahlreichen wis‑<br />
senschaftlichen Veröffentlichungen ist "Das evangelium des judas",<br />
Washington, D.C.: national geographic, das im jahr 2008 in 2. auflage<br />
erschienen ist, einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgeworden.<br />
DaS Programm WirD unterStützt Von<br />
DiÖzese graz‑seCkau, BunDesministerium für unterriCHt, kunst unD kultur, kultur steiermark, staDt graz kultur,<br />
lanD steiermark WissensCHaft<br />
unsere KooPerationSPartner im märz/april 2011<br />
isop, iHag, kulturVermittlung steiermark, akaDemie graz, urania, karl franzens uniVersität graz, meDizi‑<br />
nisCHe uniVersität graz, katHolisCHe HoCHsCHulgemeinDe graz, forum glauBe WissensCHaft kunst, ig <strong>tanz</strong>,<br />
Das anDere tHeater, Die anDere saite, institut für neutestamentliCHe BiBelWissensCHaft, tHeater munDWerk,<br />
BaVastel puppentHeater, Hunger auf kunst unD kultur, Ö1<br />
Partner<br />
Der falter<br />
BiograpHien<br />
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