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1. Vorspann_2. Ikonografie

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einer Zeichentheorie grundgelegt, nach der Verstehen als „Dechiffrieren“29<br />

verschlüsselter Bedeutungen gekennzeichnet ist, was die Fähigkeit voraussetzt, „die<br />

Idee des auszudrückenden Begriffs von den Ausdrucksmitteln zu trennen“30. Wie<br />

Oskar Bätschmann31 bemerkt, vollzieht Panofsky jedoch zugleich mit dieser<br />

Unterscheidung den Schritt auf die Ebene des Bezeichneten hin, ohne dem Verstehen<br />

des Zeichens selbst und den Bedingungen seines Bezeichnens (die Panofsky ohne<br />

weiteres als ungeschichtlich und zeitlos allgemeingültig anerkennt) Aufmerksamkeit<br />

zuzuwenden. Gerade dadurch bleibe die Theorie jedoch die Antwort schuldig auf die<br />

grundlegende Frage nach dem Modus der „Produktion eines zweiten Sinnes, des<br />

Gehaltes, durch einen ersten, quasi ,wörtlichen’ und manifesten Sinn“3<strong>2.</strong> Pächts<br />

Zweifel an der universalen Geltung der Vorstellung von der semantischen Struktur des<br />

Bildes als Doppelsinn kann die Ikonologie zumindest mit den Argumenten, mit denen<br />

Panofsky sie ausstattet, nicht entkräften. Die Kunstwissenschaft, so Bätschmann, habe<br />

deshalb noch einmal anzusetzen beim Problem des Verstehens des ersten Sinns, der<br />

„das Bild selbst ist, sein Begriff wie seine spezifische Reflexionsleistung. Erst auf<br />

dieser Basis ist die Frage nach dem Gehalt zu stellen“33. Dies scheint besonders auch<br />

für die auf die Kunstwissenschaft zu basierende theologische Interessensperspektive<br />

wichtig zu sein, weshalb folgende Ansätze eine besondere Bedeutung erlangen.<br />

Bätschmann sucht aus diesem Grund die Ikonologie zurückzuführen auf die<br />

„Hermeneutik als eine mittelbare Wissenschaft des Sinns“34, durch die der Mangel an<br />

Reflexion auf den ersten Sinn, das Bild selbst, wie er die Ikonographie und Ikonologie<br />

begleitet, ausgeglichen werden könnte. Eine weitere damit verbundene Grenze von<br />

Panofskys Schichtenmodell, die sich dann als spezifische Reflexion im Bild zeigt, liegt<br />

nicht zu letzt und vor allem in der „historische Lehre der Moderne“35 (G. Boehm), die<br />

in der wachsenden Distanz, die Wort und Bild zu- und füreinander einnehmen, besteht.<br />

Ein Verzicht nämlich auf außerbildliche Repräsentation, der die Entwicklung der Kunst<br />

im 20. Jahrhundert prägt, stellt die vermeintliche Doppelstruktur des Bildsinns in Frage<br />

und problematisiert in grundsätzlicher Weise die zuvor als selbstverständlich geltende<br />

29Panofsky, Kunstgeschichte als geisteswissenschaftliche Disziplin, 14.<br />

30 Ebd., 10.<br />

31 O. Bätschmann, Beiträge zu einem Übergang von der Ikonologie zur kunstgeschichtlichen Hermeneutik, in: Kaemmerling (Hg.),<br />

Bildende Kunst als Zeichensystem I, 460-486, hier: 464.<br />

32Ebd., 47<strong>1.</strong><br />

33Ebd.<br />

34Ebd., 476.<br />

35 G. Boehm, Bildbeschreibung. Über die Grenzen von Bild und Sprache, in: G. Boehm/H. Pfotenhauer (Hgg.),<br />

Beschreibungskunst - Kunstbeschreibung, Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart, München 1995, 23-40, hier: 26.<br />

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