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Anhang 1: Erhebungsplan Tandem

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Rekonstruktiv-responsive Evaluation in der Praxis.<br />

Neue Perspektiven dokumentarischer Evaluationsforschung<br />

<strong>Anhang</strong><br />

Juliane Lamprecht


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Forschungsdesign/Erhebungs- und Auswertungszeitplan ...................................... 2<br />

2. Gegenüberstellung der Sozialdaten der drei Grundschulen ................................... 4<br />

3. Gegenüberstellung der Sozialdaten der drei Kindertagesstätten ............................ 5<br />

4. Exemplarische Textinterpretation ........................................................................... 6<br />

5. Power-Point-Präsentation zu den ersten responsiven Evaluationsgesprächen........ 11<br />

6. Textgrundlage für die ersten responsiven Evaluationsgespräche mit den<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen und den Moderatorinnen ............................................................. 15<br />

7. Power-Point-Präsentation zu den zweiten responsiven Evaluationsgesprächen..... 29<br />

8. Textgrundlage für die zweiten responsiven Evaluationsgespräche mit den<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen und den Moderatorinnen ............................................................ 33<br />

9. Raumskizzen der <strong>Tandem</strong>sitzungen und Evaluationsgespräche ............................ 57<br />

10. Videointerpretationen ............................................................................................. 61<br />

11. Sozialdaten der Teilnehmer/innen .......................................................................... 67<br />

12. Beschreibungen der <strong>Tandem</strong>gruppen durch die Moderatorinnen .......................... 80<br />

13. Transkriptionsregeln ............................................................................................... 83<br />

14. Literaturverzeichnis des <strong>Anhang</strong>s ......................................................................... 85


1. Forschungsdesign/Erhebungs- und<br />

Auswertungszeitplan<br />

Moderierte<br />

<strong>Tandem</strong>gruppentreffen<br />

(von Moderator/innen<br />

der Stiftung<br />

organisiert)<br />

Evaluationsgespräch<br />

(inhaltlich offen, an<br />

Selbstläufigkeit<br />

orientiert)<br />

Moderierte<br />

<strong>Tandem</strong>gruppentreffen<br />

(von Moderator/innen<br />

der Stiftung<br />

organisiert)<br />

1. Auswertungsphase<br />

Moderierte<br />

<strong>Tandem</strong>gruppentreffen<br />

(von Moderator/innen<br />

der Stiftung<br />

organisiert)<br />

Erstes responsives<br />

Evaluationsgespräch<br />

auf der Grundlage<br />

empirischer<br />

Rekonstruktionen und<br />

Erhebungsverfahren 2009 2010<br />

TB/VG<br />

GD/TB/VG<br />

TB/VG<br />

TB/VG<br />

GD/TB/VG<br />

Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mär. Apr.<br />

2


dazu ausgewählten<br />

Fotos<br />

Moderierte<br />

<strong>Tandem</strong>gruppentreffen<br />

(von Moderator/innen<br />

der Stiftung<br />

organisiert)<br />

TB/VG<br />

2. Auswertungsphase Zwischen-<br />

Moderierte<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen-treffen<br />

(von Moderator/innen<br />

der Stiftung<br />

organisiert)<br />

Zweites responsives<br />

Evaluationsgespräch<br />

auf der Grundlage<br />

empirischer<br />

Rekonstruktionen und<br />

Videopassagen der<br />

<strong>Tandem</strong>sitzungen<br />

bericht<br />

TB/VG<br />

GD/TB/VG<br />

3. Auswertungsphase Abschluss-<br />

GD= Gruppendiskussion<br />

bericht<br />

TB= Teilnehmende Beobachtung<br />

VG= Videographie<br />

Erhebungen in den monatlichen Sitzungen der<br />

verschiedenen <strong>Tandem</strong>gruppen (TB / VG).<br />

Responsives Evaluationsgespräch in jeder der<br />

drei <strong>Tandem</strong>gruppen und der<br />

Moderatorinnengruppe, die teilnehmend<br />

beobachtet und videographiert werden .<br />

Auswertung des empirischen Datenmaterials.<br />

3


2. Gegenüberstellung der Sozialdaten der drei<br />

Grundschulen<br />

Anzahl der<br />

Grundschulkinder 1<br />

Anzahl der Anträge<br />

auf Lehrmittel-<br />

freiheit<br />

Prozentualer Anteil<br />

San Francisco 90 10 11,1%<br />

New York 60 30 50%<br />

Paris 80 ca. 25 ca. 31,3%<br />

1 Entsprechend den Prinzipien responsiver Evaluationsstudien, die die Belange bzw. Selbstbeschreibungen<br />

von Organisationen in den Mittelpunkt der Untersuchung rücken, basieren diese Zahlen auf<br />

Selbstauskünften der Schul- und Kindertagesstätten-Leitungen. Sie wurden per Mail und Telefon<br />

erhoben.<br />

4


3. Gegenüberstellung der Sozialdaten der drei<br />

Kindertagesstätten<br />

Anzahl der Kita-<br />

kinder<br />

Jugendamt<br />

übernimmt<br />

Essensgeld<br />

San Francisco 90 5 5,6%<br />

New York –<br />

evangelische<br />

Kindertagesstätte<br />

New York –<br />

katholische<br />

Kindertagesstätte<br />

New York –<br />

konfessions-<br />

übergreifende<br />

Kindertagesstätte<br />

60 25 41,7%<br />

65 20 30,8%<br />

120 40 33,3%<br />

Paris 65 15 23,1%<br />

Prozentualer Anteil<br />

5


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

4. Exemplarische Textinterpretation<br />

Die Anwendung der methodischen Schritte wird im Folgenden in ihrer Funktion für das<br />

Fallverständnis hervorgehoben.<br />

Diskussionsabschnitt zum Oberthema Waldtag:<br />

Ew1: Ja. (.) un die letzte große Sache die ich noch so in Erinnerung hab<br />

vor den Ferien der gemeinsame Waldtag. (.) Mmh.<br />

Lw2: Ah ja. (.) Das stimmt.<br />

LLw3: Ja.<br />

Ew1: Von der dritten Klasse mit unsren Vorschulkindern. Also wir sind<br />

zusammen in den Wald=hatten (.) wirklich en ganz tollen<br />

Vormittag=die haben sich gefunden die Kinder<br />

? Mmh.<br />

Ew1: Un die Kinder haben praktisch ihr Patenkind für die (.) für die erste<br />

Klasse gesucht und<br />

Lw2: Mmh.<br />

Ew1: es is nicht mehr so gelaufen wie in den äh<br />

vergangenen Jahres dass es anonym war, (.) man hat äh jedem Kind<br />

ein neues aso Erstklässler zugeteilt, sondern es war jetz so die Kinder<br />

konnten so nach Sympathie wen kenn ich, wer is mir sympathisch<br />

? Mmh.<br />

ELw2: Un das war en voller @Erfolg@ (.)<br />

Ew1: Mmh.<br />

Lw2: @(.)@<br />

ELw2: Auf dem Hinweg sind=wa alle<br />

noch schön @KiTa-Kinder Schule getrennt<br />

6


22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

Lw2: @(2)@<br />

ELw2: @(.)@<br />

Ew1: Un auf=m Rückweg gingen die dann so ((deutet ein Hand in Hand<br />

gehen an)) per @Hand@.<br />

Alle: @(2)@<br />

Ew1: Und bei manchen das war so schön (.) ich erinner mich an zwei ganz<br />

Lw2: @<br />

äh (.) leb@hafte Kinder@ von uns. Die gingen dann brav an der<br />

@Hand@ rechts und links von nem Drittklässler<br />

Formulierende Interpretation<br />

Oberthema: Der gemeinsame Waldtag<br />

Unterthemen:<br />

1-6: Vor den Ferien hat der gemeinsame Waldtag – „ein ganz toller Vormittag“ – mit<br />

den Kindern der dritten Klassen und mit den Vorschulkindern stattgefunden.<br />

6-19: Im Gegensatz zum letzten Jahr haben sich die Kinder dieses Mal „selbst gefunden“.<br />

Sie haben sich ein Patenkind nach „Sympathie“ ausgesucht und wurden einander<br />

nicht „anonym“ zugeordnet.<br />

19-26: Während die KiTa-Kinder und die Schüler/innen auf dem Hinweg getrennt<br />

voneinander gegangen sind, sind Kinder und Schüler/innen auf dem Rückweg<br />

„Hand in Hand“ gegangen.<br />

26-30: „Lebhafte Kinder“ gingen dann „brav“ an der Seite eines Drittklässlers.<br />

Reflektierende Interpretation<br />

1-2: Initiierung des Themas (Waldtag) durch Ew1<br />

Ew1 erzählt von dem Waldtag als der letzten großen Sache und misst dieser Aktion<br />

somit besondere und positive Bedeutung zu.<br />

7


3-4: Zustimmung von Lw2 und LLw3<br />

Lw2 und LLw3 bestätigen die positive Rahmung dieses Ereignisses, indem sie Ew1<br />

zustimmen.<br />

5-7: Elaboration durch Ew1<br />

Die Beschreibung der Kinder erfolgt einerseits entlang ihrer institutionellen<br />

Zugehörigkeit: Ew1 unterscheidet sie als Vorschulkinder bzw. als Kinder der<br />

dritten Klasse. Andererseits wird ihnen eine eigeninitiative Haltung zugeschrieben<br />

und dabei positiv hervorgehoben, dass sie institutionenübergreifend aufeinander<br />

zugegangen sind.<br />

8: Zustimmung von ?<br />

Ein akustisch nicht zu identifizierendes Gruppenmitglied stimmt dieser<br />

Beschreibung zu.<br />

9-15: Differenzierung der Information durch Ew2:<br />

Einer gezielten Zuordnung der Kinder, die im vorangegangenen Jahr auf der Basis<br />

eines anonymisierten Vorgehens erfolgte, stellt Ew2 den positiven Horizont<br />

gegenüber, dass die Kinder in diesem Jahr Begegnungsformen nach Sympathie frei<br />

wählen. Es kommt erneut zu einer Attribuierung der Kinder als selbstwirksam<br />

handelnde Akteure, der die Erzieherinnen und Lehrerinnen implizit als diejenigen<br />

gegenüberstehen, die den Rahmen – wie bspw. einen Waldtag – für derartige<br />

Konstellationen bereithalten.<br />

16: Zustimmung von ?<br />

Ein akustisch nicht zu identifizierendes Gruppenmitglied stimmt der Erzählung und<br />

der damit verbundenen Argumentation zu.<br />

17: Anschlussproposition durch ELw2<br />

ELw2 bewertet diese Aktion als vollen Erfolg und rahmt sie somit als ein<br />

gelungenes Kooperationsgeschehen.<br />

8


18-19: Zustimmung von Ew1 und Lw2<br />

Ew1 und Lw2 stimmen dieser Bewertung lachend und somit auch den impliziten<br />

Qualitätskriterien des Erfolgs zu.<br />

20-21: Elaboration der Anschlussproposition<br />

Den Erfolg kennzeichnet die Überwindung institutioneller Differenzen durch die<br />

Kinder selbst.<br />

22-23: Lachende Zustimmung<br />

Den Anschlüssen ist zu entnehmen, dass in dieser <strong>Tandem</strong>gruppe eine heitere<br />

zustimmende Atmosphäre durch gemeinsames Lachen erzeugt wird.<br />

24-25: Anschlussproposition durch Ew1<br />

Die Differenzierung, dass die Kinder auf dem Rückweg dann Hand in Hand gehen,<br />

zeigt die Betonung einer zugrunde gelegten Entwicklungslogik von den<br />

Beziehungen zwischen den Kindern.<br />

26: Gemeinsames Lachen<br />

27-29: Differenzierung durch Elaboration von Ew1<br />

Ew1 betont, wie die ursprünglich lebhaften, wild-dynamischen Kindergartenkinder<br />

durch den Kontakt zu den Schulkindern dann brav, gesittet und geordnet, an den<br />

Händen von Drittklässlern zurückkehren. Hier zeigen sich erneut ihre Konstruktion<br />

einer Entwicklungslogik sowie eine Argumentationsfigur, bei der der Kontakt<br />

zwischen den Kindergartenkindern und Schulkindern positiven Einfluss auf die<br />

Veränderung des Verhaltens der Jüngeren durch die Älteren nimmt.<br />

30: Zustimmendes Lachen durch Lw2<br />

Die Diskursorganisation ist univok und parallelisierend strukturiert, die<br />

Erfahrungen und deren Bewertung werden institutionenübergreifend geteilt. Die<br />

Textsorten erzählender Beschreibung deuten im Gegensatz zu argumentierendem<br />

Theoretisieren daraufhin, dass die Beteiligten in dieser Passage ihre (gemeinsamen)<br />

9


Erfahrungen schildern. Auf der Grundlage ihrer Erzählungen lassen sich daher<br />

handlungsleitende Orientierungsrahmen rekonstruieren.<br />

10


5. Power-Point-Präsentation zu den ersten responsiven<br />

Evaluationsgesprächen<br />

Folie 1:<br />

Folie 2:<br />

11


Folie 3:<br />

Folien 4-10: 2<br />

Auf den Power-Point-Folien 4-10 wurden den pädagogischen Akteuren Fotos von<br />

Situationen gezeigt, von denen die Erzieherinnen, Lehrer/innen und Moderatorinnen in der<br />

ersten Gruppendiskussion erzählt haben. Sie präsentierten:<br />

eine Abbildung von zwei Bewertungsbögen in Anlehnung an die Beschreibung von<br />

Bewertungsverfahren, die in der Kooperationspraxis entwickelt wurden (Folie 4).<br />

ein Gleis, an dem Kinder und erwachsene Personen neben einem Zug stehen, in<br />

Anlehnung an die beschriebenen Ausflüge (Folie 5).<br />

einen Bach und am steinigen Bachufer stehende Kinder bzw. erwachsene Personen,<br />

in Anlehnung an die Erzählungen von gemeinsamen Aktionstagen, die draußen in<br />

der Natur stattfanden (Folie 6).<br />

2 Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden die Fotos hier nicht abgebildet. Stattdessen wird ihre<br />

Auswahl forschungsmethodisch im Zusammenhang mit den Erzählungen der pädagogischen Akteure<br />

dargestellt.<br />

12


Erwachsene, die an einem Tisch mit aufgeschlagenen Ordnern sitzen und in eine<br />

Diskussion vertieft scheinen, in Anlehnung an die Besprechungssituationen, von<br />

denen die <strong>Tandem</strong>gruppen berichten (Folie 7).<br />

zwei Erwachsene, die sich frontal zueinander gewandt anschreien, in Anlehnung an<br />

die Konfliktsituationen, von denen die <strong>Tandem</strong>gruppen erzählt haben (Folie 8).<br />

einen Raum, in dem viele Erwachsene frontal ausgerichtet sitzen. Eine Person mit<br />

Kärtchen in der Hand steht und moderiert, in Anlehnung an Fortbildungen, von<br />

denen die pädagogischen Akteure erzählt haben (Folie 9).<br />

einen Mann, der neben einem Flipchart vor einigen Erwachsenen steht und darauf<br />

Folie 11:<br />

etwas notiert, in Anlehnung an die Beschreibungen von Moderationssituationen<br />

(Folie 10).<br />

13


Folie 12:<br />

14


6. Textgrundlage für die ersten responsiven<br />

Evaluationsgespräche mit den <strong>Tandem</strong>gruppen und<br />

den Moderatorinnen<br />

(Präsentation der ersten drei Power-Point-Folien) 3<br />

I. Einführung: Vorgehen und Methode<br />

Drei Themen werden in allen Gruppendiskussionen von den <strong>Tandem</strong>gruppen und von den<br />

Moderatorinnen diskutiert und daher im Folgenden aufgegriffen: Erstens die<br />

Beobachtungsbögen, die Bewertungsmedien und die Aktionstage, zweitens die<br />

Zusammenarbeit und die Auseinandersetzungen sowie drittens Moderationsmetaphern, die<br />

entfaltet wurden.<br />

Die Gruppen wurden mit Städtenamen maskiert und nun möchte ich kurz zu jeder<br />

Gruppe etwas sagen: Wie der Diskursverlauf war, was wesentliche Themen für sie sind<br />

und welche Diskursmodi ihre alltagstypischen Interaktionsmuster zeigen, d.h. wie sie sich<br />

so unterhalten und was das vielleicht für ihren Alltag bedeutet. Vielleicht können Sie<br />

einfach dazu beschreiben, was Ihnen einfällt, ob Sie ein Bild von der Gruppe bekommen,<br />

ob Sie das kennen.<br />

II. Fallbeschreibung<br />

Der <strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco ist es wichtig, dass die Zusammenarbeit zunächst als<br />

von außen auferlegtes Programm („mehr so aus der Notwendigkeit heraus müssen ja n paar<br />

Dinge geregelt werden“) sich dann zu einer alltäglichen Selbstverständlichkeit gewandelt<br />

3 Die meisten Passagen wurden von der Evaluatorin frei gesprochen. Das Dokument diente ihr lediglich zur<br />

Erinnerung bzw. als Grundlage für die Transkripte und zur Gedankenstütze bei der Präsentation der<br />

Interpretationen. Die Textform der direkten Anrede dient der Evaluatorin zur Vorbereitung. Die<br />

Formulierungen sind daher an einigen Stellen umgangssprachlich gewählt, um eine offene, alltagsnahe<br />

Artikulationsatmosphäre zu schaffen. Zum besseren Verständnis wurde der Vortrag für den vorliegenden<br />

<strong>Anhang</strong> mit einer Untergliederung versehen. Direkte Fragen an das Publikum sind unterstrichen,<br />

Handlungsvorgänge während des Vortrags eingeklammert.<br />

15


hat: „und mittlerweile gehört es einfach dazu“. Sie beschreiben, wie sich die Haltungen der<br />

verschiedenen Institutionen im Rahmen der Zusammenarbeit verändert haben und betonen,<br />

dass Kooperation keine Gefolgschaft der KiTa gegenüber der Schule bedeutet. Auch an<br />

dem Thema der Dokumentationsbögen beschreiben sie, wie die Kinder in den<br />

verschiedenen Institutionen unterschiedlich gesehen und gefördert werden und werden<br />

sollen 4 . Am Waldtag und am gemeinsamen Elternabend soll den Eltern und der<br />

Öffentlichkeit gezeigt werden, dass „der Übergang in einer Hand ist und wohlwollend für<br />

das Kind“. Ihnen ist es wichtig, dass die Eltern die Kooperation positiv mittragen. Deren<br />

Anerkennung ist ihnen wichtig und so reagieren sie auf eine Irritation, die seitens der<br />

Eltern auftritt, als diese die Beobachtungsbögen sehen und sich beschweren, indem die<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe sich entscheidet, die Bewertungsform „offener zu gestalten als plus und<br />

minus“. Sie diskutieren in einem antithetischen Modus („ja, aber“), der Differenzen als<br />

Voraussetzung für einen Austausch bzw. als ihre Form der Gruppenbildung verdeutlicht.<br />

Der <strong>Tandem</strong>gruppe Paris ist es wichtig, dass die gemeinsame Arbeit „lückenlose<br />

Übergange des Förderns“ bzw. „lückenlose Dokumentation und Problemweitergabe“<br />

ermöglicht. Sie finden es bspw. positiv, wenn die neuen Schüler bereits wissen, wie sie<br />

sich im Schulgebäude zu Recht finden, und man ihnen die Wege nicht mehr zeigen muss. 5<br />

Diese <strong>Tandem</strong>gruppe ist positiv an klaren Strukturen und effektivem Arbeiten orientiert<br />

(„also mangelnde Motivation kann man uns nicht nachweisen“). Wenn keine<br />

„verbindlichen Entscheidungen“ getroffen werden, erleben sie die Treffen als „vertane<br />

Zeit“. Sie loben an der Moderation, dass „sie viel Struktur gegeben hat“ und „finden es<br />

hilfreich, wenn einer was festlegt“, „alle auf einen Nenner bringt“. Den Lehrerinnen ist es<br />

wichtig, dass Sitzungen, aber auch der Schuleinstieg effektiver gestaltet werden<br />

(„Besprechungen mit qualitativ wichtigen Informationen zu füllen is in Teams immer<br />

problematisch“), während es den Erzieherinnen ein Anliegen ist, ein Vertrauensverhältnis<br />

zu den Lehrerinnen aufzubauen, damit „Ängste wegfallen“, und die Schule zu kennen<br />

(„wissen was da so los is“). Neben effektivem Arbeiten geht es ihnen in der Arbeit der<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe auch darum, die emotionale Seite der Zusammenarbeit („wo man jetzt<br />

denkt da hab ich jetzt nich bei verloren“) z.B. bei Konflikten („einander auf die Füße<br />

treten“) zu bearbeiten. Erzieherinnen und Lehrerinnen ist es wichtig, öffentliche Aktionen<br />

4 Die Begriffsverwendung „sollen“ repräsentiert die normative Ebene ihrer Beschreibungen und somit<br />

evaluative Aspekte ihrer Orientierungen.<br />

5 Hier zeigt sich eine fremdattribuierte Leistungsorientierung.<br />

16


(„en Aushängeschild“) nicht nur zu machen, um die Arbeit der <strong>Tandem</strong>gruppe zu<br />

dokumentieren, sondern die Aktionen sollen selbst pädagogisch wertvoll sein („wo man<br />

dann auch wirklich wegen der Zusammenarbeit und nich nur wegen nem Fest hier<br />

herkommt“), was manchmal dazu führt, dass wegen des Anspruchs Abstand von der<br />

Umsetzung der Aktion genommen wird. Darin zeigt sich ein besonderer Leistungsanspruch<br />

an die Arbeit der <strong>Tandem</strong>gruppe. Ihre Art zu diskutieren, zeichnet sich durch verschiedene<br />

Standpunkte aus, die nebeneinander bestehen bleiben.<br />

Der <strong>Tandem</strong>gruppe New York ist es wichtig, dass durch die Zusammenarbeit im<br />

Rahmen der <strong>Tandem</strong>gruppe eine „tolle Sache ins Laufen gekommen ist“. Man hätte zwar<br />

eine „Fehleinschätzung bezüglich des zeitlichen Aufwands getroffen“, letztendlich sei aber<br />

„alles viel einfacher geworden“. Ebenfalls relevant ist es für die <strong>Tandem</strong>gruppe New York,<br />

Entscheidungen im richtigen Rahmen zu treffen, d.h. sie achten auf geregelte<br />

Zuständigkeiten innerhalb ihrer Institutionen und das Einhalten von Verabredungen. So<br />

entscheiden sie sich bspw., dass die Gruppendiskussion nicht der Ort ist, an dem über<br />

Kann-Kinder oder Beobachtungsbögen gesprochen wird. Außerdem sollen abwesende<br />

Leitungskräfte in den Prozess der Entscheidungsfindung mit einbezogen werden. Der<br />

Aktionstag dient ihnen zur Dokumentation ihrer Arbeit, sie fühlen sich verpflichtet, nicht<br />

nur inhaltlich-konzeptionell zu arbeiten, sondern auch praktischen Aktivitäten<br />

durchzuführen. Durch die Aktionstage sind die „Eltern viel beruhigter“ und sie sehen ihr<br />

„Ziel den Schukis den Übergang zu erleichtern“ als erfolgreich. Regelmäßige Aktionen,<br />

wie die Einrichtung einer Bibliothek in der Schule, die auch von der KiTa genutzt wird,<br />

sehen sie als „das was das <strong>Tandem</strong> ausmacht.“ Die Arbeit der <strong>Tandem</strong>gruppe wird nach<br />

ihrer Meinung nur sichtbar in solchen Aktionen, ansonsten „kann man von außen nicht<br />

nachvollziehen was wir in den drei Jahren gearbeitet haben.“<br />

Beim Diskutieren ist es ihnen wichtig, dass die Entscheidungen von den<br />

Leitungskräften bestimmt und getragen werden.<br />

Wie hört sich das für Sie an? Kennen Sie das? Beschreiben Sie doch mal. Bekommen<br />

Sie ein Bild? Erzählen Sie mal so.<br />

Die Moderatorinnen legen Wert darauf, ihre eigene Rolle immer wieder kritisch zu<br />

hinterfragen, d.h. Moderation als einen Ort zu gestalten, an dem die Beteiligten selbst aktiv<br />

werden. Sie beschreiben sich in dem Spannungsverhältnis, durch ihre strukturierenden und<br />

organisatorischen Impulse, die <strong>Tandem</strong>gruppe zu beeinflussen, es aber zugleich bei<br />

Entscheidungen nicht zu stark beeinflussen zu wollen. Sie fragen sich, wie der<br />

17


„Ablösungsprozess“ gestaltet werden kann, ohne dass die <strong>Tandem</strong>gruppen einfach so<br />

weiter machen wie bisher. Sie diskutieren in unterschiedlichen Modi, je nach Thema<br />

kommt ein antithetischer oder univoker Modus zum Tragen. Es gibt also Erfahrungen, die<br />

sie wie aus einem Munde beschreiben, und Erfahrungen, bei denen sie ähnliche Erlebnisse<br />

unterschiedlich beschreiben. Sozialität wird hier also einerseits als gemeinsame<br />

Perspektive erlebt, andererseits werden unterschiedliche Blickwinkel als konstitutiv<br />

vorausgesetzt.<br />

Kennen Sie das? Wie erleben Sie das, solche Situationen?<br />

III. Themenschwerpunkte<br />

Themenschwerpunkt I: Beobachtungs- und Bewertungsinstrumente und Aktionstage als<br />

konstitutive Elemente des Übergangs 6<br />

Ich habe den Erzählungen entnommen, dass die <strong>Tandem</strong>gruppen mit zwei Hauptaktivitäten<br />

beschäftigt sind: Zum einen, Bewertungs- und Dokumentationsbögen abzustimmen und<br />

dabei die eigenen Wünsche nicht aus den Augen zu verlieren, und zum anderen mit<br />

Aktionen, die der Außenpräsentation dienen. 7<br />

Diskussionsabschnitt zum Thema Elternarbeit – <strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco 8<br />

LLm1: Aber das ist manchmal auch n Vorteil von <strong>Tandem</strong> da haben wir uns eben<br />

noch kurz unterhalten mmh(.)dass wenn hier Eltern kommen die sagen ja<br />

unser Kind soll n bisschen früher in die Schule( ) dann können wir da etwas<br />

6 Die Ergebnisse dieses Schwerpunkts lassen sich inhaltlich mit den Programmzielen der „individuellen<br />

Förderung“ von Kindern sowie der „Zusammenarbeit und Austausch mit den Eltern“ als auch mit dem<br />

Vorhaben „Gemeinsamer Bildungsprojekte“ relationieren: Hier zeigt sich, wie die Beteiligten<br />

entsprechend institutioneller und infolge der zwei Jahre Programmlaufzeit institutionalisierter Logiken,<br />

(neue) Aufgaben der Frühförderung in ihrem Alltag umsetzen.<br />

7 Die impliziten Logiken zeige ich an komparativen Analysen und lese auch Transkriptbeispiele vor.<br />

Transkriptbeispiele der anderen eignen sich, um die Ebene konjunktiven Verstehens durch Einblicke in<br />

andere Standortgebundenheiten wechselseitig zu ermöglichen. Dabei wird untersucht, ob und wie<br />

Transkripte Brücken zwischen den Beteiligten schlagen: Ähnlichkeiten und Kontraste zwischen den<br />

Gruppen lassen sich auch auf dieser Ebene bereits zeigen. Aus Gründen der Anonymisierung habe ich<br />

mich im Kontext der responsiven Evaluationsgespräche gegen das Abspielen von Audio-Beispielen<br />

entschieden.<br />

8 Die Systematik wird im Rahmen der responsiven Evaluationsgespräche – im Gegensatz zur Systematik<br />

der Darstellung innerhalb des Buches, die der Leserfreundlichkeit dienen soll – variiert, um so einerseits<br />

eine höhere Anonymisierung zu erzeugen und andererseits die Einblicke in andere<br />

Standortgebundenheiten nicht zu schnell zu stereotypisieren.<br />

18


machen oder geht dass und wir immer ganz klar sagen dann ◦letztenendes<br />

hat die Entscheidung ja die Schulleitung◦ aber ich kann mir natürlich ihr<br />

Kind jetzt anschauen ne halbe Stunde Stunde aber sag ich wir sprechen<br />

immer mit den ◦Erzieherinnen aus den Kindertagesstätten◦ weil die kennen<br />

ja ihr Kind am besten die können am besten urteilen obs schulfähig ist oder<br />

nicht ich als Lehrer(.) ich kenn das Kind ja nit ne und da das fand ich<br />

eigentlich ne schöne Sache dass da auch einfach nach außen hin klar<br />

gezeigt wird Leute hier wird zusammen gearbeitet es kann nit sein da gibt<br />

es dann Eltern die wollen einen dann ausspielen( )die sagen dann mmh ah jo<br />

es ist alles in Ordnung mit dem Kind und eh wollen nicht dass man mit dem<br />

Kindergarten wirklich (be)arbeiteten tut und dann ◦ist mir sowieso alles<br />

klar◦ und das ist ok dann [scherzhaft] es is noch nit soweit ist dass dann<br />

eigentlich ne schöne Sache das man dann da natürlich mit Einverständnis<br />

der Eltern ( ) äh anrufen kann und sagen hier was haltet ihr von dem Kind<br />

und (.) dass kann ich auch wirklich dass Herr Schulz und ich dann ( ) da uns<br />

ganz verlassen auch auf die Erzieherinnen und wir würden da jetzt nicht ne<br />

Entscheidung treffen ◦nach dem Motte na ja unn... lass die kommen<br />

◦sondern uns ist da ganz wichtig ◦was sagen die Erzieher zu dem Kind ok(.)<br />

das denk ich auch für die Eltern ein Zeichen aha wir könne da net machen<br />

was wir wollen mmh und◦<br />

Wie hört sich das für Sie an? Kennen Sie das?<br />

Interpretation für das responsive Evaluationsgespräch<br />

Für die <strong>Tandem</strong>gruppe New York ist die Frage der Dokumentations- und Bewertungsbögen<br />

auch auf einer interaktiven Ebene, einem zwischenmenschlichen Austausch – und nicht nur<br />

als Papierform – gegeben. Sie betonen, dass die Kenntnis über die Kinder bei Personen<br />

liegt. Wenn die Schule durch Anfragen der Eltern in die Situation kommt, darüber<br />

entscheiden zu müssen, ob Kinder bereits schulfähig sind, tauschen sie sich informell mit<br />

Erzieherinnen aus. Daran wird deutlich, dass diese Form der Bewertung als kollegialer<br />

Zusammenschluss in Abgrenzung zu Wünschen der Eltern verstanden wird. Dabei kommt<br />

es zu einer anerkennenden Geste der Schule gegenüber der KiTa („lassen die dann nich<br />

19


einfach kommen sondern uns is ganz wichtig was sagen die Erzieher zu dem Kind “). D.h.,<br />

die Schule sieht sich in der Führungsrolle zu entscheiden, ggf. gegen die Wünsche der<br />

Eltern. Dabei verlässt sie sich auf die Urteilskraft der Erzieherinnen. Hierdurch entsteht<br />

eine Abgrenzung zwischen dem Fachpersonal und den Eltern. Erzieherinnen und<br />

Lehrerinnen arbeiten gemeinsam und betonen, dass „einfach nach außen hin klar gezeigt<br />

wird Leute hier wird zusammengearbeitet“.<br />

Wie erleben Sie das? Kennen Sie solche Situationen?<br />

Der folgende Transkriptabschnitt greift das zweite Thema auf, bei dem die Beteiligten<br />

von einem gemeinsamen Aktionstag berichten:<br />

Diskussionsabschnitt zum Oberthema ‚Waldtag‘ – <strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco<br />

Ew1: Ja. (.) un die letzte große Sache die ich noch so in Erinnerung hab<br />

vor den Ferien der gemeinsame Waldtag. (.)Mmh.<br />

Lw2: Ah ja. (.) Das stimmt.<br />

LLw3: Ja.<br />

Ew1: Von der dritten Klasse mit unsren Vorschulkindern. Also wir sind<br />

zusammen in den Wald=hatten (.) wirklich en ganz tollen Vormittag=die<br />

haben sich gefunden die Kinder<br />

? Mmh.<br />

Ew1: Un die Kinder haben praktisch ihr Patenkind für die (.) für die erste<br />

Klasse gesucht und<br />

Lw2: Mmh.<br />

Ew1: es is nicht mehr so gelaufen wie in den äh<br />

vergangenen Jahres dass es anonym war, (.) man hat äh jedem Kind<br />

ein neues aso Erstklässler zugeteilt, sondern es war jetz so die Kinder<br />

konnten so nach Sympathie wen kenn ich, wer is mir sympathisch<br />

? Mmh.<br />

ELw2: Un das war en voller @Erfolg@ (.)<br />

Ew1: Mmh.<br />

Lw2: @(.)@<br />

20


ELw2: Auf dem Hinweg sind=wa alle<br />

noch schön @KiTa-Kinder Schule getrennt<br />

Lw2: @(2)@<br />

ELw2: @(.)@<br />

Ew1: Un auf=m Rückweg gingen die dann so ((deutet ein Hand in Hand<br />

gehen an)) per @Hand@.<br />

Alle: @(2)@<br />

Ew1: Und bei manchen das war so schön (.) ich erinner mich an zwei ganz<br />

äh (.) leb@hafte Kinder@ von uns. Die gingen dann brav an der<br />

@Hand@ rechts und links von nem Drittklässler<br />

Lw2: @(.)@<br />

Für die <strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco steht der Waldtag für überraschende, unplanbare<br />

Aktionen der Kooperation. Sie beschreiben, dass es schön ist, wie sich die Kinder bei einer<br />

solchen Aktion annähern: Sie gehen getrennt in den Wald und kehren „Hand in Hand“<br />

zurück. Kinder-Patenschaften werden als institutionelle Brücke von den Beteiligten in<br />

diesem Sinne deshalb positiv bewertet, weil sie nicht institutionell organisiert werden,<br />

sondern aus einer spontanen Situation entstehen („nich mehr anonym man hat jedem Kind<br />

ein Kind zugeteilt, sondern sie konnten so nach Sympathie wenn kenn ich wer is mir<br />

sympathisch“). Der Umgang mit Differenz wird also dann als erfolgreich beschrieben,<br />

wenn er nicht institutionalisiert erfolgt. 9<br />

Kennen Sie das? Wie hört sich das für Sie an?<br />

Diskussionsabschnitt zum Thema AGs als gemeinsame Schnittstelle der Arbeit –<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe Paris<br />

Für die <strong>Tandem</strong>gruppe Paris ist es wichtig, dass „ein schnellerer Start in die Schule“<br />

möglich wird. Dies wollen sie zum einen dadurch erreichen, dass „diese ganz großen<br />

Ängste und Aufregungen was passiert am ersten Schultag“ wegfallen und zum anderen<br />

überlegen, wie Informationen über die Kinder vor dem Schuleinstieg bereits weitergeben<br />

9 Diese Haltung entspricht ihrer Reaktion der Abwehr in den responsiven Evaluationsgesprächen<br />

gegenüber einer Orientierung einer anderen <strong>Tandem</strong>gruppe, bei dem klare Strukturen und Orte für<br />

Themen festgelegt werden.<br />

21


werden können. Dies könnte durch die Frage an die Erzieherinnen ermöglicht werden,<br />

„wie man die Kinder für sich gewinnen kann“. Auch hier geht es um die Legitimation der<br />

eigenen Diagnose den Eltern gegenüber. Dokumente werden als Absicherung des eigenen<br />

professionellen Wirkens eingesetzt: „man unterschriebene Dokumente auf dem<br />

Schreibtisch (hat) und zusehen muss wie s Kind den Bach runter geht“. D.h., es wird die<br />

Erfahrung reflektiert, dass die Dokumentationsbögen dazu dienen, Defizite festzuhalten<br />

und entsprechende Fördermaßnahmen vorzuschlagen, die jedoch von den Eltern<br />

offensichtlich ignoriert werden. Diese Frustration wird dann ebenfalls über eine kollegiale<br />

Absicherung bearbeitet.<br />

Die AGs stellen für die <strong>Tandem</strong>gruppe einen Ort dar, an „dem sie auf einen<br />

gemeinsamen Nenner kommen“, weil sie sich entschieden haben, dass „der Druck<br />

wegfällt, ein Ergebnis zu erzielen“, trotzdem meinen sie, „nur noch nich die richtige<br />

Schnittstelle gefunden zu haben“ und beschreiben unterschiedliche pädagogische<br />

Vorstellungen.<br />

Ew2: also da hatten wir uns auch letztes Mal drauf geeinigt (.) AG lassen wir erst<br />

mal diesen Raum AG um dieses gemeinsam anzugreifen also ich hab jetzt<br />

eben sollen wir es jetzt einfach dabei belassen oder sollen wir sagen<br />

trotzdem jeder eigene wir haben die AG als gemeinsame Schnittstelle sind<br />

damit auch alle zufrieden dass es jetzt eben für die Schule auch n<br />

bewertungsfreier Raum sein kann deswegen dieser Druck so nicht<br />

vorhanden ist und dann is es aber so das jede Einrichtung für sich trotzdem<br />

im Bereich NaWi weiterbilden möchte( ) fitter machen möchte so hör ich<br />

das jetzt raus und sie sagen jetzt eher jeder macht für sich und dann gucken<br />

wir eben irgendwann noch mal oder sagen sie eher also das verstehe ich<br />

jetzt gerade nicht eigentlich wollen wir ja schon das gemeinsam machen nur<br />

finden wir jetzt momentan noch nicht die richtige Schnittstelle außer der AG<br />

ELw3: das is grundsätzlich mal so mein Anliegen erstmal gewesen das war so die<br />

Ausgangssituation mmh mit der ich letztes Mal auch so in der <strong>Tandem</strong><br />

gekommen bin und äh ja Unmut (.) stimmt so schon (.) irgendwo n bisschen<br />

ähm das hab ich aber jetzt es ist ok wieder aber es war schon so das ich<br />

diese Gemeinsamkeit nicht mehr so gefunden habe wie ich dat einfach<br />

vorher angedacht hatte äh ich mein klar das von den Schulen her<br />

22


Überprüfbarkeit da sein muss klar das das nicht anders laufen kann klar<br />

mmh aber auf der anderen Seite wir kommen mit nem ganz anderen Ansatz<br />

für uns ist im Moment Partizipation die Geschichte schlecht hin in dem<br />

Haus und das würde dem ganz widersprechen so vorgefertigte Dinge zu<br />

machen und also ich würd also ich bin nach wie vor bereit auf den Weg in<br />

die Richtung zu machen Dinge anzugucken und vielleicht Möglichkeiten zu<br />

finden<br />

Hier zeigen sich ungelöste und widersprüchliche Differenzen, die nebeneinander bestehen<br />

bleiben, wobei es zu Frustrationen der Beteiligten kommt.<br />

Kennen Sie das?<br />

Diskussionsabschnitt paradoxe, professionelle Aufgabe – Moderatorinnen<br />

Sowohl Aktivitäten als auch Beurteilungsbögen werden von den Moderatorinnen im<br />

Rahmen ihrer paradoxen Aufgabe, die Teilnehmer zu beraten („sind alles Empfehlungen“),<br />

ohne ihnen Vorschriften zu machen („ich habe gar nichts gesagt“), bearbeitet. Wie ist das<br />

so mit den erwähnten „Bauchschmerzen“ rund um die Dokumentationsbögen in den<br />

Moderationen?<br />

Themenschwerpunkt 2: Konflikte in der Zusammenarbeit der <strong>Tandem</strong>gruppen – zu<br />

tandemspezifischem Erzeugen und Bearbeiten von Differenzen: Wie lösen die Beteiligten<br />

Konflikte, welche Rolle schreiben sie sich bei diesen Konflikten zu?<br />

Konflikte werden auf expliziter Ebene selbstverständlich zwischen den Institutionen –<br />

weder zwischen Generationen noch zwischen Moderatorin und <strong>Tandem</strong>gruppe –<br />

angesiedelt, was der DKJS-Projekt-Programmatik entspricht. Auf impliziter Ebene<br />

hingegen zeigt sich, dass Sie sich professionsübergreifend einig sind, worüber es sich wie<br />

auseinanderzusetzen gilt.<br />

Für die <strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco ergibt sich ein Konflikt, wenn für die Beteiligten<br />

der Eindruck entsteht, „die Schule kommt jetzt und will uns da irgendwas erzählen“ und<br />

23


infolge der Moderation nun der „Kindergarten auch sagt Stopp da machen wir nicht mit“. 10<br />

Moderation wird hier als Medium verstanden, um die Unterschiedlichkeiten zu verstärken.<br />

Diese Differenzierung wird auf impliziter Ebene von beiden Institutionen betont und<br />

erweist sich als konstitutiv für die Kooperation, indem diese nicht als institutionelle<br />

Gefolgschaft verstanden wird. Am Beispiel der Dokumentationsbögen wird dieser<br />

Differenzierungsmodus anschaulich: Die Schule wartet zuerst ab, für welche Form der<br />

Dokumentation die KiTa sich entscheidet; dann kommen sie gemeinsam zu dem Schluss,<br />

dass keine einheitliche Dokumentation erforderlich ist, sondern die Schule ihren<br />

Beobachtungsbogen an den der KiTa anhängen kann. Dabei geht es ihnen darum, die<br />

Kontinuität der Dokumentation aufrecht zu erhalten und dafür eine pragmatische Lösung<br />

zu finden. Auf der Gesprächsebene werden Konflikte bearbeitet, indem sie antithetisch<br />

elaboriert werden – unterschiedliche Standpunkte als verschiedene Blickwinkel thematisch<br />

werden – und dann in Übereinkünften enden, die jedoch keine Einigung bedeuten, sondern<br />

die Unterschiedlichkeiten organisatorisch umsetzen und als pädagogisch wertvoll rahmen.<br />

An welchen Orten kommt Unterschiedlichkeit für sie zum Tragen und wie wird sie<br />

bearbeitet?<br />

Den Gruppenmitgliedern der <strong>Tandem</strong>gruppe New York ist bei dem Erzeugen und<br />

Bearbeiten von Konflikten institutionenübergreifend wichtig, dass sie immer im richtigen<br />

Rahmen verhandelt werden, d.h., dass entsprechende Experten als Autoritäten zugegen<br />

sind, bspw. dass nicht in einer Gruppendiskussion über Kann-Kinder diskutiert wird oder<br />

die Erzieherin die Zuständigen mit ihrem Problem anspricht. Ihnen ist also nicht wichtig,<br />

dass spontan und direkt an Konflikten gearbeitet wird, sondern diese in einem<br />

entsprechenden Rahmen verhandelt werden, in welchem die Entscheidungsträger<br />

anwesend sind. Dabei kommt es zu zeitlich-räumlichen Verschiebungen der Konflikte. Es<br />

zeigt sich eine positive Orientierung an Experten und klaren, eindeutigen Strukturen bzw.<br />

an verbindlichen Absprachen.<br />

Auf der Gesprächsebene werden Konflikte bearbeitet, indem Leitungen darauf achten,<br />

ob das der richtige Ort zum Austragen eines Konflikts sei. Wird sich dagegen entschieden,<br />

wird das Thema oder die Diskussion abgebrochen und auf einen anderen Ort vertagt.<br />

Wie erleben Sie es, wenn Konflikte außerhalb von den richtigen Rahmen oder Orten<br />

auftreten?<br />

10 Dieses Muster zeigt sich auch an der Diskussion zu den Beobachtungsbögen, wenn die Schule genervt<br />

fragt, wie sich die KiTa nun entschieden hat und somit implizit die Gesprächsführung übernimmt, die<br />

KiTa aber Widerstand leistet.<br />

24


Für die <strong>Tandem</strong>gruppe Paris ist es wichtig zu betonen, dass die Arbeit der<br />

verschiedenen Institutionen nicht einfach so nebeneinander herlaufen soll („dass man sich<br />

auch noch mal kurzschließt und dann noch mal trifft und bespricht“), sondern<br />

Informationen richtig und nicht so kurzfristig weitergegeben werden. Mangelnde<br />

Kommunikation wird einerseits auf gegebene Umstände bezogen, indem z.B. der<br />

Krankheitswelle als Grund herangezogen wird. Andererseits wird beschrieben, dass sie ein<br />

höheres Niveau haben sollte, damit es sich lohnt („wäre mir eher daran gelegen die Zeit die<br />

wir haben qualitativ sinnvoll mit wichtigen Informationen zu füllen“). Darin zeigt sich,<br />

dass sie die Kooperation auch auf inhaltlich konzeptioneller Ebene ansiedeln: „zum<br />

Beispiel was findet jetzt in der AG genau statt“. Der Konflikt, der sich aus einem<br />

organisatorischen Konflikt heraus ergab („plötzlich 20 Kinder im Raum standen“), wird<br />

von ihnen auf die Ebene inhaltlicher Auseinandersetzung gebracht („dass wir<br />

untereinander einfach mehr voneinander wissen“, „jetzt an nem Punkt sind wo wir<br />

inhaltlich einfach miteinander diskutieren können“, „jetzt in der Situation schon viel Sinn<br />

weil wir dann auch nen Blick haben wie können die Kinder dat in der Schule<br />

weiterleben“).<br />

Auf der Gesprächsebene werden Konflikte bearbeitet, indem unterschiedliche<br />

Standpunkte nebeneinander bestehen bleiben oder im verdeckten, divergenten Modus<br />

bearbeitet werden.<br />

Wie ist das so mit den Konflikten?<br />

Orte für Konflikte werden von den Moderatorinnen außerhalb der Moderationen<br />

angesiedelt. Es wurde beschrieben, dass Konflikte, z.B. wenn neue Gruppenmitglieder<br />

unangekündigt in die <strong>Tandem</strong>gruppen kommen oder zwischen den Beteiligten entstehen,<br />

häufig durch Anrufe nach der <strong>Tandem</strong>sitzung bearbeitet werden. Das Vorgehen, diese<br />

Konflikte mit in die <strong>Tandem</strong>gruppen zu nehmen und dort „offen“ darüber zu sprechen,<br />

wird als problematisch erlebt. So wurde bspw. die Erfahrung beschrieben, dass die<br />

Beteiligten den Konflikt negieren und das Problem der Moderatorin zuschreiben wird, sie<br />

sich also dann gegen sie „verbünden“. Sie beschreiben außerdem den inhaltlichen Konflikt,<br />

dass auch der fachliche Austausch nicht in den Moderationen, sondern außerhalb<br />

stattfindet, und fragen sich, was die Qualität der <strong>Tandem</strong>gruppen auszeichnet (M2: „was ist<br />

die Qualität? Dass sie sich hoch pädagogische Themen diskutieren, oder dass sie<br />

selbstständig werden? Oder ist beides die Qualität und dann spricht das eine für eine<br />

kontinuierliche“).<br />

25


Wie erleben sie das mit den Orten für Konflikte? Wie ist es mit der Qualität? Wie<br />

arbeiten sie daran?<br />

Themenschwerpunkt 3: Interpretation und Fokussierungsmetaphern für „Moderation“ und<br />

für deren Nachhaltigkeit<br />

Welche (Fokussierungs-)Metaphern haben Sie in ihren Erzählungen für Moderation<br />

entfaltet? Wie erleben Sie sie?<br />

Für die <strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco zeigt sich die Bedeutung von Moderation in<br />

folgenden Sprachbildern: „Es is ja auch der Blick von außen drauf der dann immer auch<br />

noch das Ganze so n bisschen geleitet hat und geguckt hat und auch zusammengefasst hat<br />

von ner anderen Position aus. Neutral“. Und dann fragt sie wie es uns gegangen is und<br />

dann kommen wir ins Gespräch und wenn wir vom Wege abkommen führt sie uns wieder<br />

auf den Weg“. „Pointieren, Zusammenfassen, andere Blickpunkte einzubringen“. Sie<br />

beschreiben, dass ihnen ohne die Moderation der „Anstoß“ fehlt. In ihren Sprachbildern<br />

werden die gewünschte Distanz zur Moderatorin und die damit einhergehende<br />

Differenzierung deutlich, die eine positive Orientierung an Autonomie dokumentiert.<br />

Die <strong>Tandem</strong>gruppe New York beschreibt die Bedeutung der Moderation in den<br />

Sprachbildern: Die Moderation ist „entlastend für den Ablauf“ und unterstreicht somit die<br />

durch die Moderation entstehende Struktur. Des Weiteren ist ihnen wichtig, dass die<br />

Moderation „bei Themenabweichungen wieder zurück zum Thema geführt hat“. Implizit<br />

geht die <strong>Tandem</strong>gruppe hierbei davon aus, dass die Moderatorin den „richtigen Weg“ für<br />

den Verlauf der <strong>Tandem</strong>gruppen weiß und führt. Im Vergleichshorizont zu den in ihren<br />

Einrichtungen erlebten Teamsitzungen „gibt (es) in den <strong>Tandem</strong>sitzungen sehr wenig<br />

Nebengespräche“, was die <strong>Tandem</strong>teilnehmer auf die Moderation rückbeziehen, die für sie<br />

eine Führungsrolle, eine Autorität symbolisiert, von der sie sich nun „abnabeln“ müssen.<br />

Für die <strong>Tandem</strong>gruppe Paris zeigt sich die Bedeutung der Moderation in den<br />

Sprachbildern: „hat uns unterbrochen wenn wir vom Weg abgekommen sind und das<br />

Ganze zusammengefasst“, „weil wir auch häufig Dinge diskutieren, die wir eigentlich<br />

nicht diskutieren sollten“, Moderation strukturiert den Verlauf: „Moderatoren sind einfach<br />

außen vor und haben ne andere Sicht“. Sie „liefert Struktur, hilfreich wenn einer was<br />

festlegt“, man sich nicht „so leicht aus der Affäre“ ziehen kann. Für sie ist das Wegfallen<br />

der Moderatorin eine „Prüfung“, worin sich erneut ihre positive Orientierung und ihr<br />

26


Anspruch an Leistung dokumentiert. Die Prüfung geht für sie noch weiter, das Ende der<br />

Moderation wird als Selbst-Überprüfung beschrieben, welche Wichtigkeit der<br />

Zusammenarbeit dann noch, von den beiden Institutionen, eingeräumt wird. Es besteht die<br />

Befürchtung, dass langfristig ein Auseinanderfallen der Kooperation entstehen könnte,<br />

„dass man dann guckt dass man wir wieder zusammenkommen dass das uns nit irgendwie<br />

langfristig wieder auseinanderbröselt“, wenn die Moderation beendet wird.<br />

Für sie stellt sich die Frage, wer sich nach der Moderation verantwortlich fühlen wird, die<br />

Zusammenarbeit weiterzuführen.<br />

Für die Moderatorinnen sind Metaphern der Moderation auf ihr professionelles<br />

Selbstverständnis bezogen: Sie unterscheiden zwischen „Rolle“, „Person“ und „Mensch“<br />

und fragen sich, ob Moderation eine „Abwicklungsinstitution unter Zugzwang“ wird und<br />

fachlicher Austausch am Rande oder in der Pause stattfindet“. Es zeigt sich eine sachlich-<br />

konzeptionelle Metaphorik, die das eigene Wirken theoretisierend entwirft. Hier wird<br />

deutlich, wie sie die Bereiche der Organisation und des fachlichen Austauschs einander<br />

diametral gegenüberstellen. In den <strong>Tandem</strong>gruppen werden hingegen die organisatorischen<br />

Aufgaben oftmals bereits als inhaltlicher Austausch erlebt, bspw. wenn es um die<br />

Aktivitäten geht, bei denen implizit unterschiedliche Konzeptionen von Kind oder Qualität<br />

verhandelt werden.<br />

Wie erleben sie die Theorie ihrer Praxis? Wie ist es mit Organisation und Inhalt?<br />

(Präsentation der Power-Point-Folien 4-10, sodass Bilder und Metaphern in zeitlicher<br />

Abfolge diskutiert werden.)<br />

IV. Abschluss<br />

(Präsentation der Power-Point-Folie 11)<br />

Programm-Ziele der Moderation in ein Verhältnis zu den Rekonstruktionen der impliziten<br />

Werthaltungen und Bewertungen setzen:<br />

In den Programmzielen 11 wird zur Aufgabe deklariert, Unterschiede zwischen<br />

Erzieherinnen und Lehrerinnen zu managen. Sie beschreiben noch ganz andere<br />

Differenzen.<br />

11 Entsprechend dem Erkenntnisinteresse der Auftraggeber an Nachhaltigkeitsprozessen des<br />

<strong>Tandem</strong>projekts habe ich aus den zahlreichen Programmzielen (vgl. DKJS 2008) jene ausgewählt, die<br />

neben Fragen der Professionalisierung von Erzieherinnen und Lehrerinnen organisationsentwicklerische<br />

Prozesse entlang institutioneller Logiken aufgreifen.<br />

27


Wie erleben sie das?<br />

Außerdem halten die Programmziele fest, dass die Moderation für die Organisation und<br />

den fachlichen Austausch innerhalb der <strong>Tandem</strong>gruppen zuständig ist. So steht in den<br />

Zielen bspw., dass sich die Moderationssituation durch „regelmäßige Gespräche zwischen<br />

den pädagogischen Fachkräften aus den Einrichtungen“ und „einer bedarfsorientierten<br />

fachlichen Unterstützung der Arbeit in den <strong>Tandem</strong>s“ auszeichnet. Sie beschrieben<br />

hingegen, dass die Arbeit der Moderatorin darin besteht, die Gespräche zu strukturieren<br />

und einem Ergebnis zuzuführen.<br />

Wie stellen Sie sich die Arbeit in Zukunft vor? Wenn sie sich was wünschen könnten,<br />

was wäre das? Wie wollen sie jetzt weiter machen? Wie klingt das für sie was sie so gehört<br />

haben? Woran möchten sie weiterarbeiten? 12<br />

V. Ausblick<br />

(Präsentation der 12. Power-Point-Folie)<br />

So geht es jetzt weiter: nächste Erhebungsphase.<br />

Wir würden beim nächsten Mal gern auch die Interpretationen von Videopassagen mit in<br />

das responsive Evaluationsgespräch einbeziehen, wie schätzen Sie das ein?<br />

12 Die Evaluierten werden auf diese Weise mit in den Forschungsprozess einbezogen. Die Frage ist bewusst<br />

so offen gehalten, dass die <strong>Tandem</strong>gruppen sie auf die Evaluation und/oder auf ihren Projektalltag<br />

beziehen können.<br />

28


7. Power-Point-Präsentation zu den zweiten responsiven<br />

Evaluationsgesprächen<br />

Folie 1:<br />

Folie 2:<br />

29


Folie 3:<br />

Folie 4:<br />

30


Folie 5:<br />

Folie 6:<br />

31


Folie 7:<br />

32


8. Textgrundlage für die zweiten responsiven<br />

Evaluationsgespräche mit den <strong>Tandem</strong>gruppen und den<br />

Moderatorinnen<br />

Methodisches Vorgehen 13 :<br />

(Präsentation der ersten Power-Point-Folie)<br />

Ihrem Anliegen, Einblicke in unterschiedliche Standortgebundenheiten zu erproben,<br />

möchte ich gern am Beispiel von expliziten Bewertungen und impliziten Werthaltungen<br />

auf der Grundlage von drei Oberthemen nachgehen:<br />

Themenschwerpunkt 1: Abgrenzung von anderen <strong>Tandem</strong>gruppen<br />

In allen Gruppendiskussionen der <strong>Tandem</strong>gruppen zeigt sich die Tendenz der<br />

Selbstaufwertung – und die Selbstzuschreibung eines Exklusivitätsstatus – durch die<br />

Abgrenzung vom Vorgehen der anderen. Sie wird jedoch entsprechend falleigener Logiken<br />

unterschiedlich elaboriert:<br />

Alle <strong>Tandem</strong>gruppen beschreiben sich bzw. ihre eigene Gruppe als besonders in<br />

Abgrenzung zu anderen, das möchte ich an drei Beispielen zeigen:<br />

13 Bei dem zweiten responsiven Evaluationsgespräch unterscheiden sich die Tischvorlagen von<br />

Moderatorinnen und <strong>Tandem</strong>mitgliedern nicht, da es in dieser Evaluationsphase, im Unterschied zum<br />

ersten Evaluationsgespräch auch für die <strong>Tandem</strong>s zentral ist, sich in die Standortgebundenheiten der<br />

Moderatorinnen zu versetzen, um zu üben, alternative Bewertungshaltungen im Vergleich zu eigenen<br />

nachzuvollziehen. Wie bei den ersten Evaluationsgesprächen wird bei der Präsentation der Transkripte<br />

und Rekonstruktionen variiert, mal werden nur Transkripte, mal Transkripte und (kurze)<br />

Rekonstruktionen vorgestellt, um den Beteiligten auf diese Weise eine abwechslungsreiche Systematik<br />

der Darstellung zu offerieren. Fragen von der Evaluatorin werden erst nach der Präsentation von<br />

mindestens zwei Beispielen gestellt, um so die komparative Analyse in die Didaktik der responsiven<br />

Evaluationsgespräche zu integrieren. Auch im zweiten Evaluationsgespräch wird die Reihenfolge der<br />

<strong>Tandem</strong>s innerhalb der drei Oberthemen variiert, um die Anonymität zu erhöhen.<br />

33


<strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco<br />

Ew2: Um zu betonen dass jede Einrichtung schon ihre eigene Einrichtung is un<br />

auch bleiben kann und muss und soll und trotzdem, so die Notwendigkeit<br />

der Zusammenarbeit zum Wohl des einzelnen Kindes einfach, dass uns das<br />

wichtig ist und ich find es ist gut wiedergegeben, also ich kann mich da total<br />

gut drin finden und zu dem anderen find ich da (2) kann man sich auch<br />

kaum äußern, man war nicht dabei man hat die Zeit nicht miterlebt und ja<br />

das is für mich jetzt auch n´ bisschen wirkt eher sagen wir mal jetzt so banal<br />

gesagt dünner vom inhaltl vom Inhalt gesehen wie unser´s. Unser´s is<br />

schon mit (.) Leben und mit Inhalt gefüllt. Aber wahrscheinlich wirkt es<br />

auch so auf einen, weil man es ja selbst mit getragen hat und mit begleitet<br />

hat die Jahre, es is natürlich schwer so n´ paar Sätze von nem andern Team<br />

jetzt so zu bewerten oder zu beurteilen, das find ich schon schwierig<br />

I1: Mmh<br />

LLw3: Allen gerecht<br />

zu werden<br />

ELw2: Ja mmh<br />

Ihre eigene „mit Leben und mit Inhalt“ gefüllte <strong>Tandem</strong>gruppenarbeit wird mit der etwas<br />

„dünn“ erscheinenden Arbeit der anderen <strong>Tandem</strong>gruppen kontrastiert.<br />

Die Teilnehmer grenzen sich in diesem Diskussionsabschnitt explizit von den anderen<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen ab und bringen somit implizit ihre eigene Exklusivitätsvorstellung zum<br />

Ausdruck, die sich für sie durch „lebendige“ und „inhaltlich hochwertige“ Arbeit<br />

begründet. Diese relativieren sie durch den Zusatz, „man kennt sich ja selbst am besten“,<br />

wobei erneut ihre falleigene Logik zum Tragen kommt, Differenzen als konstitutiv für die<br />

Wahrnehmung anderer zugrunde zu legen. Dies zeigt sich auch an der expliziten<br />

Bewertung, dass „jede Einrichtung ihre eigene Einrichtung is und auch bleiben kann“<br />

sowie der Betonung, die anderen nicht beurteilen zu können: „Aber wahrscheinlich wirkt<br />

es auch so auf einen weil man es ja selbst mit getragen hat und mit begleitet hat die Jahre,<br />

es is natürlich schwer so n paar Sätze von dem anderen Team jetzt so zu bewerten oder zu<br />

beurteilen.“ Implizit wird hier betont, dass ein Urteil auf der Grundlage von Erfahrungen<br />

34


asieren sollte und ihnen somit nicht zustehe. Dies entspricht ihrer falleigenen Logik, sich<br />

an Erfahrung, Erlebnissen und Stimmungen zu orientieren.<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe Paris<br />

Ew2: Heißt des, die haben seither drauf gewartet? Seither hatten die keinen<br />

Rahmen, sich da abzugrenzen?<br />

Ew3 Also generell is es ja nicht schlimm, wenn man sagt, so – hamm wir ja bei<br />

der AG, bei der AG hatten wir uns ja auch anders geeignet als es vorher<br />

eigentlich geplant war.<br />

Ew1 Ja<br />

Ew3 Generell find ichs ja auch nicht schlimm, wenn man sagt, so wir machen<br />

unser Ding, ihr macht euer Ding aber irgendwie suchen wir doch immer<br />

einen gemeinsamen Nenner, ne?<br />

So würde ich das (.) sehen<br />

Lw2 solange des zeitlich begrenzt ist, oder es ne Aussicht<br />

darauf gibt, es sich wieder annähern zu lassen, find ich das überhaupt nich<br />

schlimm. Oder wenn es auch manche Ansichten sind, wie bei euch der<br />

Zugang zu, bei uns eben <br />

Ew1 ja mhmh, genau<br />

Lw2 wars ein anderer. Allein wenn s im Kopf ein anderer ist. Dann gibt’s das<br />

dann ist das auch so. Dann muss man die Unterschiedlichkeiten, also ich<br />

find, die kann man auch mal akzeptieren.<br />

Ew3 Aber nicht generell. Soll ja nicht alles unterschiedlich sein.<br />

Lw2 Ist ja auch nich stabil.<br />

Es ist ja auch nichts Stabiles. man kann ja auch mal sagen so geht’s auch, so<br />

hab ich das noch nich gesehen.<br />

Auch hier erfolgt eine Anerkennungsstrategie, bei der Selbstaufwertung an die Abwertung<br />

der bzw. Abgrenzung von den anderen <strong>Tandem</strong>gruppen verfolgt wird. Explizit wird es als<br />

positiv bewertet, immer wieder auf einen Nenner zu kommen und eine implizite<br />

Werthaltung zeigt sich an der positiven Orientierung an temporärer Unterschiedlichkeit.<br />

35


<strong>Tandem</strong>gruppe New York 14<br />

Ew2: Also wir finden immer so ne Lösung mit denen alle zufrieden sind. Alle<br />

Beteiligten also <br />

ELw5: hm ja klar<br />

Lw1: Das würde ich in dem Fall hier nicht jetzt sagen.<br />

ELw5: Also Also ich denke dass wir alle hier schon sehr<br />

Harmonie bedürftig sind in in unsrem <strong>Tandem</strong> und dat wir immer zu nem<br />

Ziel gekommen sind äh dat man sich was versucht auf den andern<br />

einzulassen und en gemeinsames Ziel halt zu haben und das hört sich da<br />

schon anders an. Dat hört sich so n bisschen an als wären die bisschen<br />

enttäuscht oder dass es sich schwieriger entwickelt hat ja als am Anfang<br />

gedacht<br />

Ew2: mhm (14)<br />

Ew1: Ja aber wahrscheinlich stoßen da so viele unterschiedliche Richtungen<br />

aufeinander dass es dann wirklich schwierig ist auf einen Nenner zu<br />

kommen beziehungsweise es war ja in dem äh vorherigen ähm Dialog dass<br />

jeder seine Meinung so stehen lässt im Raum (.) so aber dann is es ja<br />

wirklich @schwierig zusammen zu arbeiten@ bei denen ähm [räuspert sich]<br />

ja<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe New York ist es bei Konflikten – in Abgrenzung zu anderen<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen – wichtig, dass „alle auf einen Nenner kommen“, „ne Lösung gefunden<br />

wird, mit der alle zufrieden sind“. Das Bedürfnis nach „Harmonie“ und „zu nem Ziel zu<br />

kommen“ sind ihre expliziten Bewertungskriterien, die eine Konsens- sowie<br />

Leistungsorientierung markieren. Ihre Kombination bildet die implizite Werthaltung, dass<br />

der Dialog die Basis guter Zusammenarbeit bzw. den Umgang mit Konflikten bildet: Wenn<br />

„jeder seine Meinung so im Raum stehen lässt“, wird es „wirklich schwierig so zusammen<br />

14 Notizen aus dem Beobachtungsprotokoll: Im Vergleich zu den anderen <strong>Tandem</strong>gruppen, aber auch zur<br />

Gruppendiskussion ist das responsive Evaluationsgespräch in dieser <strong>Tandem</strong>gruppe von einer besonderen<br />

Anspannung und Aufgeregtheit geprägt. Sie wollen bei ihren Reaktionen auf die Interpretationen alles<br />

richtig machen und sind stark auf mich als Evaluatorin fokussiert. Es entstehen immer wieder lange<br />

Pausen von 14 oder sogar 25 Sekunden, in denen sie mich fragend anschauen. Während des gesamten<br />

Gesprächs entschuldigen sie sich mehrfach, dass sie die Methode noch nicht so gut beherrschen und dass<br />

alles ganz neu für sie sei. Darin dokumentiert sich ihre positive Orientierung an Autorität und<br />

hierarchisch organisierten Beziehungsmustern.<br />

36


zu arbeiten“. Wie diese Einigung, die Bearbeitung „unterschiedlicher Richtungen“<br />

herbeigeführt werden kann, bleibt in diesem Abschnitt jedoch offen. In anderen Passagen<br />

zeigt sich, dass sie die Aufgabe, „alle auf einen Nenner zu bringen“ – für sie die Basis der<br />

Kooperation – einer Autoritätspersonen zuschreiben, wie bspw. der Moderatorin,<br />

Evaluatorin 15 oder Leitungskräften und somit im Alltag eine hierarchisierende<br />

Konfliktbearbeitung beschreiben.<br />

Sie haben nun drei ganz unterschiedliche Bewertungspraktiken von<br />

Kooperationsgefügen kennengelernt? Wie erleben Sie das? Was fällt Ihnen im Vergleich<br />

zu den anderen auf?<br />

Moderatorinnen<br />

I: ((liest Transkript von <strong>Tandem</strong>gruppe New York zur Zusammenarbeit<br />

von KiTa und Grundschule zur Abgrenzung von den Eltern vor))<br />

Md3: ((seufzt<br />

abwertend)) <br />

15 Im folgenden Transkript zeigen sich auf inhaltlicher und auf diskursorganisatorischer Ebene eine positive<br />

Orientierung an Anerkennung: Sie wird selbst- und fremdreferentiell elaboriert: „froh sein dass wir<br />

teilhaben dürfen“, „gut dass ich in diesem <strong>Tandem</strong> bin“.<br />

I1: Ja genau und jetzt promoviere ich und muss ähm @nächsten Sommer abgeben@.<br />

Alle: @(.)@<br />

Ew5: Dann viel Erfolg.<br />

I1: ( ) ja und dann ist das auch ein Teil davon ja und ähm genau.<br />

Ew5: Ja (.)Schön<br />

Ew1: Ja dann können wir froh sein, dass wir da dran teilhaben dürfen @(.)@<br />

I1: Ja ich bin ihnen eher dankbar, dass ich @das hier@<br />

Lw1: Ich dachte gut dass ich in diesem <strong>Tandem</strong> bin<br />

(.) in New York<br />

Ew1: Ja<br />

Alle: @7@<br />

Ew5: das hab ich auch schon gedacht ja @2@ ja gut @ja das ist wohl besser@<br />

Ew4: Nur das mit dem Expertengespräch das haben wir ja nit @wiedererkannt@<br />

Ew1: Gut<br />

I1: Also gut das nehm ich mit<br />

Ew5: @das ist gut@<br />

I1: den Wunsch nach Kopien und das wir das ein<br />

bisschen fokussierter mit den Informationen machen. also nicht so viel (.) sondern lieber<br />

fokussiert? Nehm ich mit. Gibt es sonst noch was sie gerne<br />

Ew5: @(.)@<br />

37


Md1: is ja<br />

interessant das der Datenschutz gar keine Rolle spielt is ja überhaupt nich<br />

angesprochen worden<br />

Md3: doch doch ja das Einverständnis der Eltern<br />

Md2: ja doch<br />

Md1: ja? War des<br />

Md2: des nimmt wenn die dann da anrufen natürlich noch ne Einverständnis der<br />

Eltern<br />

Md1: anrufen ja aber nich schriftlich ne<br />

Md2: ne natürlich nach Einverständnis<br />

Md3: Einverständniserklärung der Eltern aber darum gehts ja gar nich<br />

Md2: ((atmet hörbar aus))<br />

Md3: ja all äh das is zum Beispiel so n Thema @<br />

Md2: @<br />

Md1: @<br />

Md3: da werd ich da wär ich manchmal froh<br />

ich wäre die Fortbildnerin die ihre Expertenmeinung im <strong>Tandem</strong> äußern<br />

darf und nich die Moderatorin die da sitzt und denkt so oh Leute hätte ich n<br />

((alle lachen))<br />

Md1: genau<br />

Md3: Kind ich weiss nich ob ich s hier hinbringen wollte ganz ehrlich also ich<br />

mein dass sie das in der Runde also für mich schwingen da spontan zwei<br />

Dinge mit das eine is so ne so hab ich s auch immer in den Diskussionen<br />

erlebt das eine is so ne Aufwertung von Lehrkräften gegenüber dem was<br />

Erzieherinnen machen und das wird ja extrem oft in so ner kleinen Passage<br />

betont dass äh quasi sie sagen äh ihre Meinung is uns wichtig und wir<br />

erkennen sie an als Professionelle und äh ähm wir hören auch auf das was<br />

sie sagen ähm das wird ganz oft gesagt wenn aber konkrete Fälle passieren<br />

merkt man das is gar nich so also des is in den seltensten Fällen so und vor<br />

allem das Bild das da von Eltern gezeichnet wird und von deren<br />

Erziehungsrecht und Pflicht find ich furchtbar find ich katastrophal mich<br />

38


egt das jedes Mal auf das is jedes Mal so n Thema wo ich da sitze und<br />

denke so nee das kann doch echt net sein<br />

Den ersten Bezugspunkt bildet hier die Klärung des formal richtigen Vorgehens<br />

(„Einverständniserklärung der Eltern“), was Md3 abbricht („aber darum geht’s ja auch gar<br />

nich“). Daran schließen die Moderatorinnen die Auseinandersetzung mit ihrer Rolle an:<br />

Explizit wird hier bewertet, dass die Beteiligten entgegen ihrer Ausführungen ihr Ziel nicht<br />

erreicht haben („des is in den seltensten Fällen so“). Dieses Ziel wird mit der eigenen<br />

professionellen Haltung in Verbindung gebracht: („da wär ich gern Fortbildnerin“).<br />

Implizit zeigt sich somit die Werthaltung, dass es ein bestimmtes Ziel zu erreichen gibt:<br />

eine gleichberechtigte Kommunikation zwischen den Institutionen sowie ihre gesprächs-<br />

bereite Haltung den Eltern gegenüber. Das eigene professionelle Vorgehen steht dem<br />

Erreichen dieses Zieles jedoch aus ihrer Perspektive im Weg.<br />

Wie erleben Sie das? Kennen Sie das?<br />

Themenschwerpunkt 2: Reaktionen auf Fotos der ersten responsiven Evaluationsgespräche<br />

Welche Werthaltungen zeigen sich in den Sprachbildern, die in Form metaphorisch dichter<br />

Beschreibungen artikuliert werden, während Sie beim letzten Evaluationsgespräch die<br />

Fotos angeschaut haben?<br />

Bei allen <strong>Tandem</strong>gruppen und den Moderatorinnen hat sich fallübergreifend gezeigt,<br />

dass ihre Orientierungen während der Präsentation der Fotos bei den ersten responsiven<br />

Evaluationsgespräch (metaphorisch) verdichtet und weniger reflexiv zum Tragen kommen.<br />

In Abgrenzung zu anderen Passagen evozieren die Fotos alternative Perspektiven auf<br />

und Bezüge zur eigenen Kooperationspraxis. 16<br />

16 Zusammenfassender Überblick:<br />

- <strong>Tandem</strong> San Francisco: Relativierung der sonst stark betonten autonomen Orientierung („so n<br />

Anstoß war schon von ihr“).<br />

- <strong>Tandem</strong> New York: persönliches Sprechen, sonst kommt Außenorientierung stärker zum Tragen<br />

(„gefällt mir sofort“). Hier wird auf eine sinnlich aisthetische Ebene abgehoben und die eigene<br />

Sicht mit Attribuierungen auf die Kinder verknüpft.<br />

- <strong>Tandem</strong> Paris: einzige Passage in der selbstreferentiell bzw. implizit selbstkritisch gesprochen<br />

wird.<br />

- Moderatorinnen: heben auf symbolische Ordnung ab (Anzug, ...) und überlegen sich konkrete<br />

Variationsmöglichkeiten des eigenen professionellen Vorgehens.<br />

39


<strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco<br />

Ew2: Also mir gefällt das hier am besten.<br />

Lw1: @(.)@ Ja<br />

Ew1: Man selbst man spürt es aber man ist begleitet.<br />

Ew2: Ja Ja<br />

Ew1: Ja aber man erfährt es selbst.<br />

LLw3 Mmh das hätt ich jetzt auch spontan, dass es passt<br />

Ew2: Die Kinder sind mit drin<br />

Ew1: Das is es.<br />

Lw1: Genau.(3)<br />

LLw3: So n Anstoß<br />

Ew1: War schon von ihr. Der kam schon von ihr. Ja. (6)<br />

Ew2: Weil manchmal da sitzt man auch etwas oder man ne und ähm<br />

Lw1: Ja.<br />

Ew1: Dann braucht<br />

man einfach mal jetzt<br />

Ew2: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht<br />

Ew1: Genau ja. Und dann is is des ok, ne. Das war das gute an der Moderation<br />

und ähm so ist das hier bei dem Bild ja auch, wie kann ich den Weg weiter<br />

gehen, ohne dass ich nasse Füße bekomme, ne. Zum Beispiel ne<br />

Implizit wird hier zum Ausdruck gebracht, dass die Rolle der Moderatorin für die<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe darin besteht, ihnen in Momenten der Unsicherheit – wenn man den Wald<br />

vor lauter Bäumen nicht sieht – Denkanstöße zu geben („dann is es ok“), die ihre<br />

selbstständige Arbeit wieder ins Laufen bringen. Implizit zeigt sich hier, wiederholt im<br />

Diskussionsverlauf, eine positive Orientierung an Autonomie („der kam schon von ihr“)<br />

und an der Stimmung bzw. Atmosphäre („man selbst man spürt es aber man ist begleitet“,<br />

„ja aber man erfährt es auch selbst“). Moderation wird somit explizit positiv bewertet,<br />

wenn sie den Wunsch nach eigenständiger Arbeit berücksichtigt („das war das gute an der<br />

Moderation“). Im Rahmen dieser gewohnten Orientierung wird hier anders als in anderen<br />

Passagen das eigene Unvermögen, die Möglichkeit des Scheiterns formuliert („weil<br />

manchmal da sitzt man auch etwas“, „man sieht den Wald vor lauter Bäumen nich“).<br />

40


Kennen sie diese unterschiedlichen Gefühle? Erfahrungen? 17<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe Paris<br />

Ew2: gemeines Gewitter?<br />

Ew3: Ich wollt grad sagen, da sieht man schön die dicke Wolke<br />

Lw2: ja<br />

Stimmt@<br />

Ew3: Wenn wir uns ausgebrüllt haben dann zieht die Wolke weg. dann ist der<br />

Himmel wieder<br />

Ew1: Ich glaube auch wir kommen doch alle aus Jobs wo man so’n<br />

so’n übergroßes Harmoniebedürfnis hat und ich glaube uns würde arbeiten<br />

manchmal viel einfacher fallen wenn wir uns davon ein Stückweit davon<br />

verabschieden würden zumindest ein Ziel das man haben könnte<br />

Ew4 Weniger Harmonie?<br />

Alle: @<br />

Ew1: Konflikte zulassen und…(.) manchmal hat man diese °vermeintliche°<br />

Harmonie und die ist ja gar net unbedingt Harmonie<br />

Lw2: Und das ist gefährlicher als äh<br />

Ew1: genau<br />

Lw2: als wenn es mal knallt.<br />

Explizit wird hier betont, dass zu viel Harmonie nicht gut ist und zugleich ein<br />

Harmoniebedürfnis als professionell bedingt gerahmt („wir kommen doch alle aus Jobs“).<br />

Implizit zeigt sich die Werthaltung, dass Konflikte – oppositionelle Haltungen –<br />

ausgetragen werden sollten und dabei als temporärer Aushandlungsprozess in Ordnung<br />

sind („wenn wir uns angebrüllt haben zieht die Wolke weg“). Differenzen die Kooperation<br />

jedoch nicht kontinuierlich prägen dürfen. Implizit wird deutlich, dass dieser Umgang mit<br />

Konflikten ein normativer Horizont ist und der Konflikt, den dessen Umsetzung bedeutete<br />

– der sich in der Unklarheit der Nachfrage „weniger Harmonie“ dokumentiert und sich in<br />

dem Lachen und den humorvollen Anschlüssen ausdrückt – auf die Zukunft verschoben<br />

17 Die oben dargelegte fallexterne komparative Analyse wird im Evaluationsgespräch durch eine fallinterne<br />

komparative Analyse variiert, die sich entlang der Reaktionen auf die Fotos entfalten lassen.<br />

41


wird („zumindest ein Ziel das man haben könnte“). „Konflikt zulassen“ scheint ein<br />

brisantes Thema („die gar net unbedingt Harmonie“ „und das is gefährlicher als wenn es<br />

mal knallt“) zu sein, dessen Bearbeitung durch Verschiebungen auf eine andere Zeit<br />

erfolgt. Darin zeigt sich eine ambivalente Werthaltung zwischen der Vorstellung, dass der<br />

Himmel sowohl da ist, nachdem die Wolke weggezogen ist, also der positiven Vorstellung<br />

von einem offenen Umgang mit Konflikten, als auch der Erfahrung „vermeintlicher<br />

Harmonie“. Der Erwartungshorizont offener Konflikte bleibt auf diese Weise unverbunden<br />

mit Praxiserfahrungen, wodurch der Konflikt, dass keine Konflikte zugelassen werden –<br />

hier einmalig selbstreferentiell – zum Tragen kommt.<br />

Kennen Sie so Situationen, in denen man hin- und hergerissen ist, zwischen zwei Polen,<br />

zwei Interessen?<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe New York<br />

ELw4: Also sofort das zweite Bild gefällt mir sofort.<br />

Alle: hmm<br />

Ew4: Ist fast das einzige das mir gefällt also wo ich ein positives Gefühl hab<br />

sagen wir mal so. Was ich mir aussuchen würde wenn ich mir eins davon<br />

aussuchen würd. ähm<br />

Lw1: wenn es darum geht in welche Situation man als nächstes geraten sollte<br />

dann<br />

Elw4: Ja genau<br />

Lw1: Dann am liebsten die.<br />

ELw4: Ja weil da ist Natur äh da hörst du vielleicht die Vögel und hörst<br />

den Bach plätschern und äh ich stell mir auch grad vor dat das vielleicht<br />

auch interessant ist wat die Kinder da machen dat das ganz spannend ist und<br />

die gucken ja auch ja.<br />

Ew3: und das sind die absoluten No-Goes (bezugnehmend auf Bild 4, Folie 8)<br />

Alle: @(.)@<br />

Lw1: ja unsre Arbeit ist ja die mit Kindern deswegen haben wir ja denke ich alle<br />

diesen Beruf gewählt. Ich weiß nicht, nicht weil wir uns gerne darstellen<br />

oder Karriere machen wollen also denk ich jetzt mal. So ja ist einfach schön<br />

und grad das sind die Momente so Ausflüge mit Kindern die bleiben ja also<br />

42


Ew1: Ja<br />

daran erinnere ich mich noch ganz lange daran erinnern sich die Kinder<br />

wahrscheinlich noch Jahre oder man erinnert sich selber auch noch ich<br />

weiss selber noch vom Kindergarten von der Grundschule Ausflüge die ich<br />

gemacht habe<br />

Lw1: und von irgendwelchen ja Fortbildungen die ich gemacht habe des<br />

verschwindet, das is dann oft auch sehr anstrengend.<br />

Die erste Reaktion auf die Bilder – wird wie in <strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco – auch hier<br />

auf eine sinnlich-aisthetische Gefühlsebene („da hörst du vielleicht die Vögel und hörst<br />

den Bach plätschern“) bezogen. Dort siedeln die Beteiligten implizit somit ihr<br />

Beurteilungsorgan für das Empfinden von Schönheit an („das zweite Bild gefällt mir<br />

sofort“). Eine wesentliche Perspektive ist für sie dabei die auf die Kinder („stell mir auch<br />

grad vor dat das ganz spannend is wat die Kinder machen“). Anders als in anderen<br />

Passagen wird die selbstreferentielle Perspektive hier mit der der Kinder verbunden<br />

(„erinnern sich die Kinder“ „oder man erinnert sich selber auch noch“). Gemeinsame<br />

Erfahrungen werden Fortbildungen kritisch gegenübergestellt. Dabei zeigt sich eine<br />

implizite Orientierung an nachhaltigen Erlebnissen, die an Gemeinsamkeit und Natur<br />

gebunden werden. Sie stellen einen Maximalkontrast zu den „absoluten No-Goes“ –<br />

negativen Horizonten – dar: Die Beteiligten grenzen sich von Professionen ab, die auf<br />

Selbstdarstellung und Karriere abzielen. Stattdessen heben sie hervor, dass es die<br />

Erinnerungen an Erlebnisse mit den Kindern in der Natur im Gegensatz zu oft<br />

anstrengenden Fortbildungen sind, die ihren Beruf ausmachen. Die explizite Abwertung<br />

von Karriere, Selbstdarstellung und Fortbildungen wird vor dem Hintergrund einer<br />

sinnlich-ästhetischen Werthaltung nachvollziehbar, die die positive Orientierung an<br />

erfahrungsbasierten bzw. nachhaltigen Kooperationstätigkeiten verdeutlicht.<br />

Kennen Sie das, sich zu erinnern, wie man selbst als Kind erlebt hat und daran das<br />

erwachsene professionelle Handeln auszurichten?<br />

43


Moderatorinnen<br />

I: ((zeigt die Bilder)) Hier war die Frage mit dem Überblick kennt ihr das oder<br />

das (2) wie sieht des für Euch aus oder das (4) Gibt s ein Bild das Euch<br />

besonders anspricht oder abschreckt<br />

Md2: also ich find das letzte ganz gut weil man einfach noch mal die äh<br />

die Flipcharts sieht äh die Visualisierung ähm weil ich es immer wichtig<br />

find zu visualisieren des ähm ja <br />

Md3: ja das letzte is auch das<br />

Einzige was mir vertrauter vorkommt wobei es jetzt hier wieder so is dass<br />

äh also wenn überhaupt vertraut dann äh durch ähm eben ja den Flipchart<br />

und die Visualisierung wobei wir auch mit Karten und so je nachdem mal<br />

gearbeitet haben aber so ähm extrem wie es jetzt hier is empfinde ich es jetzt<br />

nich weil zum Beispiel der Anzug find ich is schon symbolisch und das äh<br />

drückt ja was aus äh so nee und ähm äh dass is jetzt bei uns weniger und<br />

auch dass die alle in einer Reihe so vor ihm sitzen so wie ne Schulklasse vor<br />

nem Lehrer <br />

Md2: mhm<br />

Md1: ja<br />

Md3: weil wir sitzen stehen ja nich permanent also die andern sitzen im Kreis und<br />

Md2: hmh<br />

Md3: stehen zwischendurch auf um Dinger halt einfach noch mal zu visualisieren<br />

festzuhalten oder darüber dann zu sprechen drauf zu zeigen und so weil dass<br />

n Gespräch äh also ich find ich empfind das als große Hilfe n Gespräch zu<br />

strukturieren und die <strong>Tandem</strong>meinung festhalten<br />

Auch bei der Präsentation der Fotos setzen sich die Moderatorinnen mit ihrer<br />

professionellen Rolle auseinander und bewerten das Medium des Visualisierens, das<br />

Flipchart, explizit positiv. Es ermöglicht ihnen, die „<strong>Tandem</strong>meinung festzuhalten“ und<br />

somit eine Abgrenzung von dem metaphorisch entfalteten Selbstbild eines Lehrers, das ex<br />

negativo ihren positiven Horizont professionellen Umgangs mit den <strong>Tandem</strong>grupen zeigt<br />

(„der Anzug (...) und auch dass die alle in einer Reihe so vor ihm sitzen“). Anzug und<br />

Sitzordnung symbolisieren für sie formalisierte Arbeitsbeziehungen, von denen sie sich<br />

44


abgrenzen. An dem Artefakt Flipchart vereinen sie ihr sonst widersprüchlich kritisiertes<br />

Doppelmandat, einerseits zu strukturieren und andererseits auf die <strong>Tandem</strong>gruppe<br />

einzugehen.<br />

Kennen Sie das, zwei ganz unterschiedlichen Aufgaben gleichzeitig nachzugehen? Oder<br />

das Gefühl zu haben, ihnen nachgehen zu müssen?<br />

Themenschwerpunkt 3: Reaktionen der <strong>Tandem</strong>gruppen und Moderatorinnen auf<br />

Interpretationen der Evaluatorin zum jeweils eigenen Fall<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco reagiert hier auf eine Interpretation der Evaluatorin zum<br />

Beginn der Programmzeit. Sie hatten erzählt, dass Sie sich zunächst an den Vorgaben<br />

orientiert hatten und dann immer mehr eine eigene Kooperationspraxis entwickelt haben.<br />

I: ((Liest Interpretation der Eingangspassage vor.))<br />

Ew2: War das so?<br />

Ew1: Kann man schon so sehen würd ich sagen. Einfach die Notwendigkeit auch<br />

vom Land Rheinlandpfalz<br />

Ew2: Is uns ja vorgegeben worden<br />

ELw3: ( )<br />

LLw3: Das is uns nit<br />

vorgegeben worden<br />

Lw1: Nein die Zusammenarbeit<br />

Ew2: Ja die Zusammenarbeit aber mit KiTa und Schule, die is vorgegeben, schon.<br />

Ew1: Und wir hamm ne Notwendigkeit auch gesehen.<br />

Ew2: Ja<br />

LLw3: Der Zusammenarbeit also es kam mir jetzt so als wenn es so von Außen<br />

aufgedrückt worden wär<br />

Ew2: Mmh das hört sich so an aber ( )<br />

LLw3: Das war es aber nicht das<br />

wollte ich nur klarstellen also ich denke so darf man´s nit sehn<br />

Lw1: Mmh<br />

Lw3: also es kam bei mir eher negativ rüber<br />

Ew2: Ja Ja<br />

45


LLw3: Und das war´s nit<br />

Ew1: Vielleicht sollten ma das anders, kann man das umändern?<br />

( )<br />

I: Jederzeit<br />

Lw2: (vielleicht kann man das umformulieren)<br />

LLw3: Weil es is es war so es waren ja auch Kontakte da und äh diese<br />

Intensivierung dass war uns wichtig und deshalb wollten wa halt auch das<br />

<strong>Tandem</strong> also des war (.) also nicht weil des von Außen also kam. Da hab<br />

ich mich jetzt net wiedergefunden.<br />

Ew1: Lesen sie es noch mal vor bitte.<br />

Die explizite Bewertung der Interpretation „des is auch alles richtig aber der Anfang des is<br />

mir einfach zu negativ oder“ verdeutlicht einen differenzierenden Zugang.<br />

Hier zeigt sich erneut eine Werthaltung, die sich in eigenaktivem und initiativem<br />

Artikulieren von Differenzen zeigt. Sie kommt sowohl auf inhaltlicher als auch auf<br />

diskursorganisatorischer Ebene zum Tragen: Sie bitten – schlussendlich, nach einer<br />

antithetischen Auseinandersetzung, die die Differenzbearbeitung innerhalb der<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe zeigt – die Evaluatorin, den Text so zu ändern, dass sie die Kooperation als<br />

nicht von außen auferlegtes Programm erlebt haben. Somit kritisieren sie implizit die<br />

Interpretation auf der Grundlage ihrer Erfahrung („wie s sich anhört wir ham´s halt<br />

gemacht weil s von außen aufgedrückt wurde und des war s net“).<br />

Dabei bestimmt für diese <strong>Tandem</strong>gruppe der Modus der Artikulation, die Atmosphäre,<br />

ein achtsamer Umgang, den Grad ihrer Akzeptanz („ich hab s auch so empfunden“). 18<br />

18 Fallinterne komparative Analysen zeigen dies bspw. an der Abgrenzung des Bildes, bei dem sich zwei<br />

Kollegen anschreien:<br />

? Na also wenn wir mal soweit sind ( )<br />

Me: └@(.)@<br />

? └dann ist alles zu spät<br />

Me: @(3)@<br />

? Nicht unter Kollegen oder?<br />

Lw3: Oh das würd ich net emal<br />

? Ehrlich<br />

? @(.)@<br />

Lw3: Je nachdem was da aufkommt dass<br />

? Mmh<br />

? Oh nee sie glauben gar nit was es alles gibt.<br />

Me: @(.)@<br />

46


<strong>Tandem</strong>gruppe Paris reagiert hier auf eine Interpretation der Evaluatorin zu einer<br />

Konfliktsituation, die sie im ersten Evaluationsgespräch beschrieben haben.<br />

I: ((Liest Interpretation/Fallbeschreibung zum Umgang mit Konflikten in<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe Paris und ein Transkript vor.)) Wie erleben sie das?<br />

Ew1: Als einen Teilaspekt eines Konflikts (.) das ist ein Konflikt der eigentlich äh<br />

nicht unbedingt stellvertretend für die Zusammenarbeit steht.<br />

Lw1: Das war, so wie du eben sagtest man ist da mit unterschiedlichen<br />

Erwartungen darein gegangen?<br />

Ew1: Genau<br />

Lw1: Wo die Vorstellungen nicht genau formuliert waren.<br />

Ew1: Genau<br />

Lw1: und dadurch kam das dann.<br />

Ew1: Die Situation ist auch schon so gewesen die hab ich auch noch so im<br />

Hinterkopf<br />

Lw1: Das war das Treffen in der Schule<br />

Elw4: Ja, wobei ich auch noch, also ich wollte hier jetzt noch hinzufügen, dass<br />

man zum späteren Zeitpunkt - also erst ihr macht euers wir machen unseres<br />

aber dass man dann zu nem späteren Zeitpunkt wieder zusammen kommt<br />

Ew3: ( )<br />

Ew2: ( )<br />

Ew1: Das war aber bei dem zweiten Schritt der war noch nicht absehbar?<br />

Lw1: mhmhm (=nein)<br />

Ew1: Also für mich,<br />

ELw4: mmmh. ne,<br />

Lw1: Für mich schon<br />

Lw2: Also für war das net so klar<br />

ELw4: Das war das was ich im Hinterkopf hatte<br />

Lw2: Ja ich auch (.) also<br />

wirklich <br />

Lw1: Zu dem<br />

Zeitpunkt war das aber noch net so. sondern wir hatten schon<br />

47


Lw2: Aber wir hatten schon (?)<br />

Lw1: unsere Vorstellungen zur AG formuliert das war das Treffen in der Schule<br />

ne?<br />

Ew1: Genau,<br />

Lw1: Da hattet ihr eure Vorstellungen dass ihr das so frei haben wollt<br />

und von der Schule so mehr von der Schule übergestülpt werden sollte aber<br />

es musste mehr kontrollierbar sein und äh und net ganz so frei man kann<br />

das net so laufen lassen da kam es schon zu ner sehr regen Diskussion und<br />

dann habt ihr aber nochmal genauer erklärt wie ihr euch das vorstellt. (.) und<br />

dass ihr schon eingreift wenn ihr merkt es läuft nicht und nicht einfach alles<br />

laufen lasst und nicht wir haben so angefangen jetzt läufts so weiter sondern<br />

so gesagt habt (.) dass ihr beobachtet das ja und könnt schon eingreifen.<br />

Und dann kam man erst nach ner längeren Zeit zu dieser Entscheidung<br />

Lw2: Es war ja auch klar es ist ein Versuch.<br />

Auf expliziter Ebene wird der in den Interpretationen aufgegriffene Konflikt auf unklare<br />

Absprachen zurückgeführt („Teilaspekt“, „mit unterschiedlichen Erwartungen“,<br />

„Vorstellungen nich genau formuliert“) und darin die positive Bewertung effektiv-<br />

effizienter Zusammenarbeit – ex negativo – zum Ausdruck gebracht. Diese positive<br />

Bewertung einer Zusammenarbeit, die von eindeutigen und klaren Absprachen und<br />

Konfliktlösungen geprägt ist, wird implizit ihrer Alltagserfahrung der Konfliktbearbeitung<br />

bzw. der Interpretation, dass Konflikte ungelöst bleiben, gegenübergestellt: „die Situation<br />

is auch schon so gewesen das hab ich noch im Hinterkopf“. Diese Bestätigung scheint<br />

heikel zu sein („ist auch schon so gewesen“) und führt ad hoc in eine neue kontroverse<br />

Auseinandersetzung („nee“; „für mich schon“). Beschrieben wird dann ein länger<br />

andauernder Konflikt zwischen den Institutionen („hattet ihr Eure Vorstellungen dass ihr<br />

des so frei haben wollt“) („nach längerer Zeit zu dieser Entscheidung“), der sich auf<br />

unterschiedliche Beobachtungspraktiken und differente Wünsche und Vorgehensweisen<br />

der Institutionen bezieht, explizit jedoch relativiert wird („der nich unbedingt<br />

stellvertretend für die Kooperation steht“). Darin zeigt sich eine positive Werthaltung<br />

konfliktfreier Zusammenarbeit. Sie führt dazu, dass die beschriebenen Konflikte nur dann<br />

über einen längeren Zeitraum andauern dürfen, wenn sie zu einem erfolgreichen Ende –<br />

das bedeutet hier, einem konsensuellen Fazit – führen („am Ende wieder<br />

48


zusammenkommt“). Es stellt sich jedoch heraus, dass sie – nach wie vor – von<br />

unterschiedlichen Vorstellungen der Institutionen bestimmt sind und müssen – im Sinne<br />

der falleigenen Logik – daher auf expliziter Ebene erneut relativiert als „Versuch“ gerahmt<br />

werden. Dabei geraten Konflikte der Zusammenarbeit, die sich auf institutionelle<br />

Differenzen beziehen, nicht als Element der Zusammenarbeit in den Blick, sondern werden<br />

als Sonderfall und Nebeneffekt gerahmt und somit nicht direkt bearbeitbar („nicht<br />

stellvertretend“).<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe New York reagiert im Folgenden auf eine Rekonstruktion der<br />

Evaluatorin, dass ihre <strong>Tandem</strong>gruppe auf bestimmte Gegebenheiten, den richtigen Rahmen<br />

für bestimmte Themen, achtet.<br />

I: ((liest Transkript und Interpretation/Fallbeschreibung zum richtigen Kontext<br />

für bestimmte Auseinandersetzungen und das dazugehörige Transkript<br />

vor.)) Wie erleben Sie das?<br />

ELw4: Also ich find jetzt interessant die Interpretation et ist klar das die ihnen da<br />

jetzt kommt aber ich finde das interessant da jetzt die Interpretation zu<br />

ziehen also dass wir letztens mal bei der Gruppendiskussion gesagt haben<br />

wir diskutieren nicht jetzt über die @Expertenregel@<br />

Alle: @(.)@<br />

ELw4: dass das jetzt so da steht das hört sich ganz anders an @als das was wir da<br />

gesagt haben@ für mich jetzt ne<br />

Ew1: aber letzten Endes ist es glaube ich äh so dass wenn wir über n Konflikte<br />

sprechen ähm. das wurde ja dann auch erst geklärt als wir zusammen in der<br />

Runde waren <br />

ELw5: Ja<br />

Ew1: und nicht zwischen Tür und Angel sondern eben wirklich in der in der<br />

Gemeinschaft ich glaub schon dass wenn irgendwas ist dass man dann eben<br />

tatsächlich diesen diesen passenden Rahmen dann sucht und das dann nicht<br />

irgendwie an ner unnötigen Stelle macht wo s nicht hinpasst auch wenn das<br />

jetzt in dem einen Punkt an den ich mich jetzt nich erinnere etwas<br />

überinterpretiert war?<br />

49


<strong>Tandem</strong>gruppe New York reagiert auf die Interpretation überrascht und äußert, dass die<br />

Interpretation als „interessant“ empfunden wird. Sie kritisiert, „dass das jetzt so da steht<br />

das hört sich ganz anders an @als das was wir da gesagt haben@“, somit grenzt sich<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe New York direkt explizit von der Interpretation ab, ohne die Autorität der<br />

Evaluatorin infrage zu stellen („die Interpretation et is klar dat die ihnen da jetzt kommt“).<br />

Dennoch wird das Vorgehen der Evaluatorin implizit kritisiert („interessant da jetzt die<br />

Interpretation zu ziehen“). Hier zeigt sich ein Bild für den Status der Interpretationen als<br />

„Schlussziehens“. Somit wird der Evaluatorin zugeschrieben, die Ergebnisse zu<br />

bestimmen. Dies zeigt sich auch in der impliziten Legitimierung bzw. Wiederholung der<br />

Interpretation („diesen diesen passenden Rahmen sucht“). Die Abgrenzung von der<br />

Interpretation erfolgt abgeschwächt („etwas überinterpretiert“) und unklar, wodurch die<br />

Kritik nicht aufzugreifen ist und somit – auch ob der Autoritätszuschreibung („klar das die<br />

ihnen da jetzt kommt“) – nicht zur Diskussion steht („in dem einen Punkt an den ich mich<br />

nich erinnere etwas überinterpretiert“). Die explizite Bewertung der Überinterpretation<br />

steht der impliziten Werthaltung, bei der Autoritäten anerkannt werden, zunächst<br />

widersprüchlich gegenüber.<br />

Sie haben nun drei ganz unterschiedliche Reaktionen auf die Rekonstruktionen der<br />

Evaluatorin kennengelernt. Wie hört sich das für sie an?<br />

Die Moderatorinnen reagieren in der folgenden Passage auf eine Interpretation der<br />

Evaluatorin, in der sie ihr Abhängigkeitsverhältnis zu den <strong>Tandem</strong>gruppen entfaltet hatten.<br />

I: ((Liest Interpretation/Fallbeschreibung zum Umgang mit Abhängig-<br />

Md2: Joa<br />

keitsgefühlen der Moderatorin von der Bewertung der <strong>Tandem</strong>gruppen und<br />

ein Transkript dazu vor.)) Wie erleben sie das?<br />

Md1: Nee also ne so hab ich unsere Diskussion also nich äh aufgenommen also<br />

so <br />

Md3: mhm<br />

Md1: so hab ich unsere Diskussion nich<br />

aufgenommen dieses extreme selbstkritische ähm äh Ringen nach<br />

Anerkennung ähm äh also so hab ich unsere Diskussion nich aufgefasst (1)<br />

Md2: ((atmet hörbar))<br />

50


Md1: also ich würd ich auch nich sagen dass dass ich um Anerkennung ringe also<br />

das das äh das hat sich jetzt für mich so angehört als wenn wir so sehr<br />

stark selbstkritisch und so und ich mein natürlich sind wir<br />

selbstkritischund das müssen wir müssen uns ja auch immer wieder<br />

hinterfragen aber das äh dass das jetzt so die Ergebnisse der Interpretation<br />

von der letzten Gruppendiskussion sind das überrascht mich dann doch also<br />

das das hätt ich jetzt nich so empfunden<br />

Md3: Ist das jetzt das was du auf der Basis unserer Gespräche? Oder schon mit der<br />

Perspektive der <strong>Tandem</strong>s? Nee ohne?<br />

I: hmhmhm? Wir ham ja thematische Verläufe gemacht ham geguckt welche<br />

Themen sind relevant und wie werden die bearbeitet. jetzt sind wir gerade<br />

erstmal auf der Ebene dass ich einfach die verschiedenen Gruppen<br />

beschreibe aber ich bin ja dankbar wenn du ihr sagt äh<br />

Md2: die Frage is ja wie<br />

definiert man diesen Begriff um Anerkennung ringen wir du es genannt hast<br />

Md3: Frage is nur die ich finde is auch den Begriff Anerkennung ich kann mich<br />

Md1: @<br />

Md2: @<br />

I: @<br />

an das Zitat erinnern dass du genannt hast und ich glaube schon dass es zum<br />

Teil auch darum geht sicherlich will man auch einfach so für das was man<br />

so tut anerkannt werden also das geht mir schon auch so aber das is jetzt<br />

nich mein oberstes Ziel sag ich mal also ich kann da auch durchaus mal<br />

wegfahren und äh denken so ähmhmh h@mh<br />

Md3: des war jetzt heute halt so und äh is jetzt @ super angekommen was du so<br />

gemacht hast und fall dann halt nich direkt ins Leid ja ja aber wenn wenn<br />

ich mir des andere Extrem vorstelle keine Anerkennung dann hätt ich damit<br />

definitiv n Problem<br />

Md1: natürlich des mein ich ja auch<br />

Md2: also äh nee aber wenn man so<br />

Md3: aber es is kein Kämpfen um<br />

Anerkennung <br />

51


Md2: also die erkennen<br />

mich an ähm die akzeptieren mich das is mir in den <strong>Tandem</strong>s eigentlich ähm<br />

hmh in den <strong>Tandem</strong> <strong>Tandem</strong>s noch nich passiert das ich jetzt den Eindruck<br />

hab ich bin hier völlig überflüssig oder die brauchen oder wollen mich nich<br />

Md3: mhm ich<br />

glaub dass das bei dir auch mehr so ne Klimtgeschichte is die dann da so n<br />

bisschen einfließt<br />

Md2: ja da is des mal genau ja<br />

Md3: ja also könnt ich mir vorstellen 19<br />

Anerkennung wird hier zum Gegenstand der Bearbeitung von Abhängigkeitsverhältnissen.<br />

Auf der Grundlage des Transkriptbeispiels elaborieren sie die Bedeutung eines<br />

anerkennenden Verhältnisses zu den <strong>Tandem</strong>s, das sie hier selbstreferentiell bewerten. Es<br />

bleibt bei dem Spannungsverhältnis, nicht um Anerkennung ringen oder kämpfen zu<br />

wollen und dennoch Akzeptanz als Basis der Beziehung zu den <strong>Tandem</strong>gruppen zu<br />

beschreiben.<br />

Sie greifen die Interpretationen somit kritisch auf und bearbeiten entlang der Metapher<br />

Anerkennung eigene Praxiserfahrungen. Die explizite Bewertung, nicht um Anerkennung<br />

ringen zu wollen, steht im Gegensatz zu der impliziten Werthaltung, Akzeptanz als Basis<br />

der Beziehungen zu den <strong>Tandem</strong>gruppen zu erleben. Dieses Spannungsverhältnis bleibt<br />

aufrecht und konstituiert somit die eigene professionelle Logik bzw. wird durch eine<br />

Transposition verschoben und somit unbearbeitbar gemacht („so ne Klimtgeschichte“).<br />

Deshalb ist eine fallinterne komparative Analyse sinnvoll. Hierzu wird eine Reaktion<br />

der Moderatorinnen auf die Interpretation der Evaluatorin analysiert, in der erzählt wird,<br />

dass sie Konflikte als etwas erleben, das primär außerhalb der Moderationssituation<br />

stattfindet:<br />

I: ((Liest Interpretation/Fallbeschreibung zu Konfliktmodi der Moderatorinnen<br />

vor)) Wie erleben sie das?<br />

Md1: da stellen sich für mich damit ganz viele Fragen<br />

19 Es werden nur Ausschnitte des Transkripts vorgelesen, je nach (unruhiger) Atmosphäre wird spontan<br />

gekürzt.<br />

52


I: ja<br />

Md1: Konflikte is n großer Begriff? und dann is die Frage welche Konflikte<br />

haben Platz in der Moderation ((spricht in vorwurfsvollem Ton)) einer<br />

<strong>Tandem</strong>sitzung die durch die Moderatorin begleitet is äh un äh dann würd<br />

ich noch mal unterscheiden organisatorische ähm persönliche ähm<br />

fachliche Konflikte und äh und (.) ich stell mir die Frage? (.) ähm inwieweit<br />

müssen Konflikte äh bis ins letzte ähm bearbeitet werden innerhalb der<br />

Moderation oder is die Mediation dann einfach n Ort? um um diese<br />

Konflikte zu bearbeiten? (8)<br />

Md3: hmh (2) keine Ahnung ehrlich gesagt ((mit<br />

genervtem seufzenden Tonfall)) also ich find das kommt immer auf die<br />

Intensität an also bisher war s zum Beispiel also ich kann nur sagen wie es<br />

war und bisher hatte ich nie den Eindruck jetzt brauchen wir noch n<br />

externen Mediator weil hier äh explodiert s oder also so<br />

Md2: hmh also s war eh so<br />

hatt ich ja auch bei der Gruppendiskussion schon gesagt es gab immer<br />

wieder Konflikte aber das war nie so dass die so massiv waren im Gegenteil<br />

das Gute is ja ähm äh gerade am Anfang wurden viele Konflikte benannt die<br />

es einfach vor der Zusammenarbeit gaben und die dann in der<br />

<strong>Tandem</strong>konstellation angesprochen werden konnten und da überhaupt mal<br />

zum Thema wurden wie mit den Kann Kindern zum Beispiel wie wie geht<br />

man damit um das is ja n Konflikt den die haben ähm ((schluckt)) der dann<br />

dort ähm besprochen werden kann? für den verschiedene Lösungen<br />

entwickelt werden können aber ich seh in der Tat das <strong>Tandem</strong> in den<br />

seltensten Fällen als den Raum indem die Konflikte gelöst werden außer bei<br />

einem wo immer Leitung dabei is weil sonst solche Entscheidungen zu<br />

fällen is Leitungsentscheidung und is die Leitung nich da wie in dem<br />

<strong>Tandem</strong> mit den Kann Kindern da sitzt ja keine Leitungskraft mehr oder<br />

eine punktuell die andere nie und wieder eine auch nie dann kann da keine<br />

Entscheidung gefällt werden sondern was das <strong>Tandem</strong> macht is quasi Ideen<br />

entwickeln Strategien und Lösungen entwickeln die aber jeweils in den<br />

Einrichtungen mit den Leitungen abgestimmt werden müssen und dann<br />

kommt man wieder zusammen und spricht darüber ähm was sie halt im<br />

53


<strong>Tandem</strong> haben is eben Zeit und Raum darüber zu diskutieren und<br />

verschiedene Lösungen zu entwickeln aber ähm äh sie können nich<br />

entscheiden wie sie vorgehen das <strong>Tandem</strong> is in den seltensten Fällen äh ähm<br />

eine äh Entscheidungsgremium äh es sei denn is eben so wie bei dem<br />

anderen halt wo quasi sowieso schon das ganze Lehrerkollegium da sitzt<br />

und auch fast alle Erzieherinnen und wo Leitung dann immer da is weil die<br />

Leitungsfunktion is immer ne ganz wichtige und dann kommt s immer drauf<br />

an was sin s für Konflikte wenn es zum Beispiel so n Konflikt is wie<br />

Aktionstag ähm (.) äh die Eltern solln äh gefra= oder Eltern solln jeweils in<br />

den Einrichtungen befragt werden wer kann Stände organisieren und eine<br />

Einrichtungen verpennt das einfach fragt ihre Eltern nich und deswegen sin<br />

nur zehn Eltern da statt<br />

Md2: mhm<br />

Md3: un sie brauchen dringend noch zehn dann is das<br />

schon mal n Konflikt weil man sagt Mensch Leute ihr habt s vergessen was<br />

mache n wa denn jetzt? das is dann was das is im <strong>Tandem</strong> entstanden und<br />

wird dann auch im <strong>Tandem</strong> in der Gruppe gelöst aber das is n Problem das<br />

würd ich jetzt noch nich als Konflikt bezeichnen<br />

Konflikt und Anerkennung werden zunächst als Begriffe, d.h. auf einer relativ abstrakten<br />

Ebene aufgegriffen und daran implizit die eigene Rolle problematisiert.<br />

Die Frage des Ortes wird selbstreferentiell aufgegriffen und somit das eigene<br />

professionelles Vorgehen implizit legitimiert (wie beim Thema Anerkennung auch). Hier<br />

wird auf diskursorganisatorischer und auf inhaltlicher Ebene eine Abgrenzung von der<br />

Interpretation durch eine distanzierend-reflektierende Haltung eingenommen, die eine<br />

implizite Bearbeitung der Frage, ob sie alles richtig machen, erlaubt. Implizite Zweifel<br />

werden auf einer theoretisierend abstrakter Ebene bearbeitet, die eine Verknüpfung von<br />

Erwartungshorizonten und Erfahrungspraxis durch die Bearbeitung der Erwartungs-<br />

horizonte auf reflexiver Ebene entsprechend der falleigenen Bewertungslogik verhindert.<br />

Die Differenz zwischen Alltagspraxis und Erwartungshorizont bietet das<br />

Identifikationsangebot.<br />

Die Interpretationen zu den Perspektiven der <strong>Tandem</strong>gruppen werden von den<br />

Moderatorinnen in ihr Gegenteil gewendet: Stellt die Evaluatorin vor, wie die<br />

54


<strong>Tandem</strong>gruppen implizit thematisieren, dass Konflikte in den Sitzungen selten ausgetragen<br />

werden, betonen die Moderatorinnen daraufhin, dass Konflikte in den <strong>Tandem</strong>sitzungen<br />

überhaupt erst zur Sprache kommen könnten. Zu der Frage, wofür die <strong>Tandem</strong>gruppe der<br />

richtige Ort ist, entstehen dann widersprüchlich Beschreibungen: „sie können Lösungen<br />

und Strategien entwickeln“, „aber nich entscheiden wie sie vorgehn.“<br />

Wie erleben Sie das? Wofür ist die <strong>Tandem</strong>gruppe der richtige Ort?<br />

DVD-Präsentation: 20<br />

Ich möchte Ihnen nun zwei Passagen zeigen, die die unterschiedlichen <strong>Tandem</strong>gruppen in<br />

ähnlichen Situationen zeigt. Zu Beginn werden drei Videopassagen zu sehen sein, in denen<br />

die Beteiligten auf die Präsentation des Evaluationsvorhabens reagieren. Darauf folgen<br />

erneut drei Passagen, die die jeweiligen <strong>Tandem</strong>gruppen beim Notieren von Terminen<br />

abbildet. Wir interessieren uns für alles was Sie sehen, was Ihnen auffällt und wichtig<br />

erscheint.<br />

(Präsentation der DVD-Passagen; vgl. Beschreibung des DVD-Inhalts <strong>Anhang</strong>, Kap. 10)<br />

Einordnung in die Programmziele<br />

(Präsentation der PPP-Folie 4)<br />

Dass die Programmziele verbindende Vorhaben neben Professionalisierungsprozessen<br />

nun Organisationsentwicklungsinstrumente entwickeln und etablieren, lässt sich an dem<br />

Ergebnis der „<strong>Tandem</strong>identitäten“ und ihrer fallspezifischen projektalltäglichen<br />

Umsetzung präzisieren. Differenzen zeigen sich nach einer Projektlaufzeit von zwei Jahren<br />

weniger zwischen Erzieherinnen und Lehrerinnen als zwischen den verschiedenen<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen. Ihnen ist es somit gelungen, zu falleigenen „Organisationseinheiten“ zu<br />

werden, die sich in ihrem Modus Operandi der Programmumsetzung voneinander<br />

unterscheiden.<br />

20 Der Einsatz von Videopassagen in responsiven Evaluationsgesprächen stellt Evaluator/innen vor die<br />

Herausforderung, datenschutzrechtliche Bedingungen zu klären und zu berücksichtigen. In der hier<br />

vorgestellten Studie haben die Mitglieder der <strong>Tandem</strong>gruppen und die Auftraggeber das Material zu<br />

Lehrzwecken autorisiert, sodass ich die DVD in den Evaluationsgesprächen einsetzen konnte.<br />

55


Ausblick<br />

Wunsch nach Kopien – es wird einen Abschlussbericht geben, den dann die DKJS<br />

bekommt und sicher als Dank für Ihre Mitarbeit an Sie weitergeben wird. Ferner hoffe ich,<br />

dass die Gespräche Sie inspiriert haben, andere neue Perspektiven auf die eigene Praxis<br />

einzunehmen und Sie auf neue alternative Evaluationsmethoden neugierig gemacht haben.<br />

56


9. Raumskizzen der <strong>Tandem</strong>gruppensitzungen und<br />

Evaluationsgespräche<br />

Die im Folgenden dargestellten Raumskizzen vermitteln einen ersten Eindruck der<br />

fallspezifischen räumlichen Gestaltung von <strong>Tandem</strong>sitzungen. Sie basieren auf<br />

Fotogrammen der Räume, auf deren Abbildung hier zu Anonymisierungszwecken<br />

verzichtet wird. Die Anordnung von Tischen sowie die Distanz der Teilnehmer/innen<br />

zueinander erweisen sich als interessante Zugänge zu Bewertungslogiken auf räumlicher<br />

Ebene.<br />

57


<strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco 21 sitzt bei der ersten Evaluationserhebung an einem kleinen<br />

Tisch in ihrem Klassenraum eng beieinander. Die Tische wurden für das<br />

Evaluationsgespräch zusammengestellt. Die Kooperationspraxis wird auf diese Weise<br />

inmitten ihres alltäglichen Professionsfeldes angesiedelt, das von Artefakten der Kinder<br />

und dem Schulalltag geprägt ist 22 .<br />

Die <strong>Tandem</strong>sitzung in Paris findet hingegen in einem Dachzimmer statt, das sonst<br />

offenbar kaum genutzt wird. Die Stühle sind in einem Viereck angeordnet, das eng an<br />

einen Raumpfeiler anschließt und somit die Person, die zwischen dem Raumpfeiler und<br />

den Tischen sitzt, in ihrer Bewegungsfreiheit begrenzt. Die <strong>Tandem</strong>mitglieder sitzen<br />

21 Dieses <strong>Tandem</strong> hat eigenständig und unabhängig von der DKJS-Moderatorin einen Termin für das erste<br />

Evaluationsgespräch vereinbart, daher sind sie – im Gegensatz zu den anderen <strong>Tandem</strong>s – bei der ersten<br />

Begegnung allein mit der Evaluatorin und ihrem Mitarbeiter allein. Auch darin zeigen sich bereits<br />

autonomieorientierte Haltungen der <strong>Tandem</strong>mitglieder.<br />

22 Videopassagen von weiteren <strong>Tandem</strong>gruppensitzungen zeigen sie in einem Raum der Kindertagesstätte,<br />

bei dem ähnliche Raumarrangements als Orte zur alltäglichen Durchführung von Kooperationstreffen<br />

gewählt werden: Wir sitzen auch dort auf kleinen Kinderstühlen um einen Kindertisch in einem<br />

Gruppenraum – nicht im Leitungs- oder Mitarbeiterzimmer – neben einem großen gelben Tuch, das wie<br />

ein Segel gespannt ist und offenbar eine Höhle für die Kinder darstellt.<br />

58


aufgereiht an einer Seite des Tischarrangements und blicken zur Moderatorin. Der Raum<br />

ist von Artefakten geprägt, die unbenutzt bleiben, so bspw. das Kaffeetablett oder der<br />

Flipchart, der sich abseits des Sitzarrangements befindet und somit außerhalb des<br />

Blickfeldes der Beteiligten. Die Kooperationspraxis wird hier in einem unklaren, offen<br />

strukturierten Raum durchgeführt. 23<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe New York veranstaltet die Gruppensitzungen und Evaluationsgespräche im<br />

Lehrerzimmer der Grundschule. Die Leitungskraft einer KiTa sitzt am Kopfende und<br />

zwischen ihr und den Teilnehmerinnen sowie an anderen Stellen rund um den Tisch sind<br />

Stühle zwischen den Beteiligten freigelassen. Die Kooperationspraxis wird hier in einem<br />

Raum der Leitungskräfte der Institution angesiedelt, in dem sich strukturell-<br />

organisatorische Artefakte, wie bspw. eine Pinnwand, auf der wöchentliche Vorhaben bzw.<br />

die Delegation von Aufgaben für alle einsehbar sind, befinden. 24<br />

23 Alle <strong>Tandem</strong>sitzungen und Evaluationsgespräche finden in diesem Raum statt.<br />

24 Auch bei den Treffen in einer Kindertagesstätte treffen wir uns in dem Besprechungsraum der Leitung.<br />

59


Die Moderatorinnen treffen wir zum Evaluationsgespräch in ihrem Büro – und sind<br />

umgeben von ihren Arbeitsmaterialien. Der Raum ist von Artefakten wie Büchern,<br />

Konzeptentwürfen und technischen Arbeitsgeräten geprägt. Sie inszenieren die<br />

<strong>Tandem</strong>begleitung in einem professionell-konzeptuellen Professionsfeld.<br />

60


10. Videointerpretationen<br />

Exemplarische Analyse einer von den <strong>Tandem</strong>mitgliedern fallübergreifend interaktiv<br />

dicht rezipierten Videosequenz – Ansätze zu videobasierten Rekonstruktionen von<br />

Bewertungslogiken 25<br />

Die folgende Interpretation stammt aus den Videopassagen, die den pädagogischen<br />

Akteuren im zweiten responsiven Evaluationsgespräch gezeigt wurden. Die ersten<br />

Passagen zeigen eine Situation, die sich in allen <strong>Tandem</strong>gruppen und bei den<br />

Moderatorinnen strukturidentisch ergeben hat. Videografiert wurde in den vier Gruppen<br />

die Präsentation der Evaluation, d.h. die erste Begegnung der Beteiligten mit der<br />

Evaluatorin, bei der das Vorgehen und die Methoden vorgestellt wurden. Diese<br />

Videopassage stellt die Eingangssequenz des Gesamtprodukts in allen vier Gruppen dar.<br />

Wie in den Videopassagen deutlich wird, beziehen sich alle <strong>Tandem</strong>gruppen 26 in<br />

spezifischer Weise auf die Evaluatorin und ihre Kamera: Als geladenen Gast<br />

(<strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco), als bedrohliche Neue (<strong>Tandem</strong>gruppe Paris) oder als eine<br />

sich zu behauptende bzw. unterordnende Expertin (<strong>Tandem</strong>gruppe New York). 27 Die<br />

zweite Sequenz zeigt ebenfalls eine Situation, in der strukturidentische Erfahrungsräume<br />

der vier Gruppen zum Tragen kommen. So hat sich die Tatsache, dass alle Beteiligten ihre<br />

Aufmerksamkeit dem Aufschreiben von Terminen oder gemeinsamen Vorhaben widmen,<br />

als gruppentypisches Ereignis herausgestellt: als buntes Treiben (<strong>Tandem</strong>gruppe San<br />

25 Die Reaktionen der Beteiligten auf die entsprechenden Videopassagen lassen sich durch eine<br />

Relationierung von Zeitangaben der Videopassagen und Gruppendiskussionen nachvollziehen. So kann<br />

festgestellt werden, während welcher Videosequenz die Mitglieder der <strong>Tandem</strong>gruppen ihre Erzählungen<br />

entfalten und welche Alltagsbezüge sie dabei herstellen.<br />

26 Da sich die Moderatorinnen auf die Passagen mit den <strong>Tandem</strong>gruppen bezogen haben, werden sie für die<br />

Analysen ihrer Bewertungslogiken weiterverfolgt. Sie eröffnen ihnen einen Zugang zu impliziten<br />

Interaktionsordnungen zwischen ihnen und den <strong>Tandem</strong>gruppen, der für sie offenbar relevanter als die<br />

Passagen ist, in denen sie allein mit der Evaluatorin zu sehen sind.<br />

27 Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt keine Darstellung der detaillierten Videoanalysen, da – ähnlich wie bei<br />

den Fotos – das vorrangige Erkenntnisinteresse auf der Rezeption von Videopassagen durch die<br />

Beforschten liegt.<br />

61


Francisco), als durch die Moderatorin am Flipchart geordneter Vorgang (<strong>Tandem</strong>gruppe<br />

Paris), als durch Leitungskräfte überprüfte Leistung (<strong>Tandem</strong>gruppe New York).<br />

Die drei Passagen von zwei strukturidentischen Situationen heben hervor, wie<br />

unterschiedlich die Beteiligten in ihren körperlich-gestischen Bezugnahmen auf die<br />

Evaluatorin aber auch in der Situation des Aufschreibens (inter-)agieren.<br />

Sie führen exemplarisch vor Augen, wie Sprechakte zu Aufführungen werden, die<br />

interaktiv, körperlich, räumlich und atmosphärisch inszeniert sind (vgl. Fischer-Lichte<br />

2004). Dabei hat es sich als hilfreich herausgestellt, auf non-verbale körperliche<br />

Bewegungen zu achten, die die verbalen Äußerungen rahmen, irritieren und erweitern. Sie<br />

werden im Folgenden als Gesten in den Blick genommen. Birgit Althans hebt in ihrer<br />

diskursanalytischen Untersuchung methodologischer Zugänge zu Gesten unter Rückgriff<br />

auf Pierre Bourdieu hervor, dass das pädagogische Interesse an der Untersuchung von<br />

körperlichen Dimensionen des Sprechens darin liegt,<br />

„wie und in welchen Kontexten der Erziehung und Sozialisation die „stille Pädagogik“ zum Tragen<br />

kommt (Bourdieu 1987). Bourdieu beschreibt unter diesem Begriff, den er immer wieder aufgriff<br />

(Bourdieu 1987, 2001), das in Lehr-Lernsituationen ritualisierte Zusammenwirken von verbalen und<br />

non-verbalen Gesten, die körperlich so habitualisiert werden, dass sie in ihrem Ablauf nur schwer<br />

durchbrochen werden können – (...) Des Weiteren wird die These vertreten, dass die so aufgespürten<br />

„pädagogischen“ Gesten (...) erst in ihren Irritationen – erst als ‚Unterbrechung von Abläufen’<br />

sichtbar werden, in Erscheinung treten. Kurz: (...) ob Lernvorgänge als ‚responsive Akte’ nicht erst<br />

in der stockenden Geste sichtbar werden.“ (Althans 2011: 253)<br />

Ähnliche Beobachtungen wurden in den Moderationssitzungen gemacht. So erwiesen sich<br />

Gesten als vieldeutige Hinweise auf Bewertungslogiken: Die Beteiligten bezogen sich etwa<br />

auf das Zurücklehnen eines Schulleiters oder den gestreckten Zeigefinger einer KiTa-<br />

Leiterin ganz unterschiedlich. Besonders die unerwarteten Reaktionen, die innerhalb der<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen zu stockenden, unterbrechenden Momenten des Ablaufes führten, wie<br />

etwa das den Blickkontakt untermalende gemeinsame Stirnrunzeln zweier Erzieherinnen<br />

als Reaktion auf die Präsentation der Evaluation, pointieren soziale Gesten als<br />

konstituierende Medien von Sprechakten und Hinweise auf Bewertungslogiken der<br />

Beteiligten. Der Blick auf das Filmmaterial eröffnet bei der Untersuchung von<br />

tandemspezifischen Gesten eine differenzierte Sichtweise auf das Zusammenwirken von<br />

Sprache, Körper und Raum. „In Gesten drücken sich soziale Beziehungen und Emotionen<br />

62


aus, die oft weder denen bewusst sind, die sie vollziehen, noch ins Bewusstsein derer<br />

gelangen, die sie wahrnehmen und auf sie reagieren“ (Wulf 2010: 7).<br />

Während es sich für rekonstruktiv-responsive Evaluationsstudien bewährt hat, in<br />

teilnehmenden Beobachtungen den organisationsspezifischen Gebrauch von Artefakten als<br />

Bezugspunkt für Rekonstruktionen von Bewertungslogiken heranzuziehen, eröffnen<br />

Videoanalysen Zugänge zu sozialen Artikulationen von Bewertungslogiken – wie Gesten<br />

oder Rituale – in ihrer simultan-sequenziellen Struktur (vgl. Wagner-Willi 2004).<br />

Entsprechend dem responsiven Erkenntnisinteresse an den Relevanzsystemen der<br />

Beteiligten wird im Folgenden eine Passage exemplarisch interpretiert, auf deren<br />

Präsentation die <strong>Tandem</strong>mitglieder im zweiten Evaluationsgespräch Bezug nehmen. 28<br />

Die Selektion der Videopassagen erfolgt in rekonstruktiv-responsiven Evaluationen<br />

somit einerseits entlang der Rezeption der pädagogischen Akteure und andererseits entlang<br />

der Rekonstruktion von Fokussierungsakten (vgl. Nentwig-Gesemann 2002). Die geteilten<br />

bzw. interaktiv hergestellten Gesten eignen sich hierbei zur Untersuchung der poietischen<br />

und praktischen Artikulation von Bewertungslogiken der <strong>Tandem</strong>gruppen.<br />

„Gesten sind mehr als die Verwirklichung von Intentionen. Dieses ‚Mehr‘ besteht u.a. in der Art und<br />

Weise, in der Handelnde Gesten gebrauchen und mit ihnen Ziele zu realisieren versuchen. (...) Der<br />

Charakter und die Qualität sozialer Beziehungen hängen davon ab, welche Gesten Menschen<br />

entwickeln, wie sie Gesten einsetzen, welche körperlichen Abstände sie einhalten und welche<br />

Körperhaltungen sie entwickeln.“ (Wulf 2010: 17)<br />

Demzufolge ist es für Evaluationsstudien entscheidend, sich auf den Gebrauch der<br />

bewertenden Gesten im Hinblick auf deren alltagspraktische Relevanz sowie auf deren<br />

innovatives Potential zu konzentrieren. 29<br />

28 Dies lässt sich über die Zeitangaben des präsentierten Films in Relation zu den Zeitangaben der<br />

Gruppendiskussionen der Evaluationsgespräche identifizieren.<br />

29 Die Kritik von Amelie Klambeck aufgreifend, werden dabei verbale und non-verbale Aspekte des<br />

Sprechens nicht isoliert voneinander rekonstruiert (vgl. Klambeck 2007). Diese Kritik wird auch von<br />

Monika Wagner-Willi unter methodologischen Gesichtspunkten plausibel, die das alltägliche<br />

Zusammenspiel von verbalen und non-verbalen Aspekten des Interagierens in ihrer Reziprozität<br />

praxistheoretisch begründet (vgl. Wagner-Willi 2010).<br />

63


Explorationen einer videobasierten Interpretation von tandemspezifischen Gesten als<br />

Bewertungslogiken<br />

Eine typische Situation für die <strong>Tandem</strong>sitzungen sind die Phasen der<br />

Terminvereinbarungen, mit denen sowohl organisatorische als auch inhaltliche Fragen der<br />

Kooperation verbunden sind (vgl. Kap. 2.4). Sie lassen sich insofern als Fokussierungsakte<br />

untersuchen, als sie sich auf der körperlich-gestisch und mimischen Ebene als prekäre,<br />

aufgeregte und überspitzte Gruppensituationen herausstellen, in denen sich die Beteiligten<br />

ihrer Relevanzsysteme versichern, ohne diese metakommunikativ aufzugreifen: Weniger<br />

das Sprechen als die damit verbundenen Gesten und die Mimik konstituieren dabei die<br />

tandemspezifischen Vereinbarungsbewegungen und -rhythmen (vgl. Tervooren 2001).<br />

Abtauchen – eine tandemspezifische Geste ambivalent-autoritätsbezogener<br />

Kooperationsmodi<br />

In <strong>Tandem</strong>gruppe New York 30 gestalten sich diese Situationen entlang einer ambivalenten<br />

Aufführung von Autorität der dem Tisch vorsitzenden Leitungskräfte, zwei Kita- und<br />

einem Schulleiter und den beteiligten fünf Erzieherinnen und einer Lehrerin. 31<br />

Mit hochgezogenen Schultern und eingezogenem Kopf blickt die KiTa-Leiterin 32 auf die<br />

Frage einer Erzieherin, ob der Termin des Elternabends noch festzulegen sei, zu dem<br />

Schulleiter, der am anderen Ende des Tisches (vor-)sitzt. Sie blicken einander an und<br />

bestimmen mit einer abwinkenden (Hand-)Geste, dass nun eigentlich nicht die Zeit sei, den<br />

nächsten Termin dafür festzulegen. In ihre Blickkontaktlinie gerät jedoch zeitgleich der<br />

Finger und Arm einer Erzieherin, die sich mit schlangenähnlichen Bewegung meldet.<br />

Beide richten sich körperlich auf und holen beinahe synchron Luft, die ihre Oberkörper<br />

erweitert. Der Schulleiter legt den Kopf zur Seite: Ja? Die Erzieherin schaut niemanden in<br />

der Runde an, sondern blickt in die Richtung ihrer Sitznachbarin. Diese nickt ihr – sie<br />

anblickend – zu und schließt dabei zustimmend, erneut nickend, die Augen. Daraufhin sagt<br />

sie mit gebrochener Stimme, dass der Termin für den Elternabend nun aber doch festgelegt<br />

30 Ikonographische Interpretationen werden im Folgenden von vor-ikonographischen Deskriptionen durch<br />

einen Unterstrich gekennzeichnet.<br />

31 Zur Interpretation der Zusammensetzung der <strong>Tandem</strong>s vgl. 2.7; <strong>Anhang</strong> Kap. 11).<br />

32 Entsprechend dem Erkenntnisinteresse an organisationstheoretischen Zusammenhängen in der<br />

<strong>Tandem</strong>gruppenarbeit werden die Teilnehmer/innen mit ihren professionellen Zugehörigkeiten/Funktionen<br />

benannt.<br />

64


werden müsse und wendet im gleichen Moment ihren Oberkörper von der Gruppe ab und<br />

nur ihrer Sitznachbarin zu, als spräche sie zu ihr oder als suche sie ihren Schutz. Die<br />

Leitungskräfte schauen sich mit einem Stirnrunzeln an und verschränken kurz darauf beide<br />

die Arme vor dem Oberkörper. Zeitgleich gehen die Blicke von zwei anderen Erzieher-<br />

innen und einer Lehrerin regungslos, die Luft anhaltend, aus der Gruppe heraus: In die<br />

Luft, an die gegenüber liegende Wand oder sie betrachten die gestreckten Finger der<br />

eigenen Händen. Die zurückgenommenen Körper, die Blicke in die Luft wirken wie ein<br />

Abtauchen, das als Folge der Äußerung von der Erzieherin scheint. Überraschenderweise<br />

drehen auch die beiden Leitungskräfte daraufhin ihre Körper aus dem Kreis und schauen<br />

zur Seite bzw. auf den Boden, als würden sie mit abtauchen. Noch dreißig Sekunden<br />

scheint die Zeit stillzustehen, bis schließlich eine KiTa-Leiterin, die bis dahin in ihren<br />

Kalender schaute, sagt, man wolle jetzt ja nichts für alle vorgeben, aber lege nun den 21.<br />

fest.<br />

In dieser Szene führen die Leitungskräfte und die Mitglieder der <strong>Tandem</strong>gruppe ihren<br />

Umgang mit Autorität auf. Der Impuls der Erzieherin, auf die Notwendigkeit einer<br />

Terminentscheidung hinzuweisen, wird von einer Leitungskraft ambivalent aufgegriffen.<br />

Ihre Körpersprache zeigt gegensätzliche Gesten: In sich zusammengesunken und mit<br />

eingezogenem Kopf wertet sie das Anliegen der Erzieherin durch ein – mit dem Schulleiter<br />

synchron erfolgendes Abwinken – ab. Das Stocken und das betretene Schweigen, das auf<br />

ihr Stirnrunzeln folgen, zeigt die „stille Pädagogik“: Eigentlich entscheiden sie, wann<br />

etwas wie im Rahmen der Kooperation anzusprechen und zu regeln ist. Doch bereits ihre<br />

simultan artikulierte Unterordnung, die in ihrer Körperhaltung zum Ausdruck gebracht<br />

wird, zeigt die unentschiedene Autoritätshaltung. Hier wird ausgehandelt, wie Leitungen<br />

und Erzieherinnen bzw. Lehrerinnen Entscheidungen treffen. Im Moment der<br />

Entscheidung gehen alle Beteiligten körperlich aus der Situation, wenden sich ab, schauen<br />

aus dem Kreis heraus oder schließen Bündnisse mit einem Sitznachbarn.<br />

Bewertungslogiken dieser <strong>Tandem</strong>gruppe beinhalten eine körperlich-atmosphärisch<br />

nachvollziehbare Ambivalenz: Autorität anzurufen, indem sie unterlaufen wird. Sie zeigt<br />

sich in uneindeutigen Bewegungen und Körperhaltungen der Beteiligten, die die<br />

Aushandlung von Entscheidungsmacht konstituieren.<br />

Das potentielle Infragestellen dieser Ordnung wird zu einem Fokussierungsakt, in dem<br />

sich die Beteiligten simultan und sequenziell ihrer ambivalenten Haltung zu<br />

autoritätsbezogenen Entscheidungskulturen überspitzt vergewissern und sie somit erneut<br />

65


etablieren. Die verbale Interaktion, den Termin festzulegen, unterbricht den non-verbalen<br />

Interaktionsfluss und stellt die ihre auf diese Weise institutionalisierte Rollenordnung<br />

wieder her. Es zeigen sich divergente Elemente von Fokussierungsakten<br />

autoritätsbezogener Ordnungen.<br />

66


11. Sozialdaten der Teilnehmer/innen<br />

Die im Folgenden tabellarisch angeführten Informationen entstammen einer Fragebogenerhebung:<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco<br />

Alter 55 46 40 26 56<br />

Geschlecht W W W W W<br />

(Berufliche)<br />

Ausbildung<br />

(Leitungs-)Position in<br />

der KiTa oder Schule<br />

Tätigkeitsfeld in der<br />

KiTa oder Schule<br />

Beschäftigt an<br />

KiTa/Schule seit<br />

Erzieherin Förderschullehrerin Fachwirtin in Organisation<br />

und Führung<br />

Lehrerin Lehrerin<br />

Gruppenleitung Standortleitung der KiTa Klassenlehrerin Schulleitung<br />

Arbeit in der Gruppe Förderung von Schülern<br />

im Rahmen der<br />

integrierten Förderung<br />

Erzieherin Klassenlehrerin, <strong>Tandem</strong>,<br />

Fachberatung, Deutsch,<br />

Verkehrsobfrau<br />

Schulleitung<br />

1995 2008/2009 1 Jahr Februar 2008 6 Jahren<br />

67


Tätig als Lehrer/in<br />

oder Erzieher/in seit<br />

Vollzeit oder Teilzeit<br />

beschäftigt und andere<br />

(beruflichen/ehrenamt-<br />

lichen) Tätigkeiten<br />

Nimmt teil an<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe und an<br />

Moderation seit<br />

Was finden Sie<br />

besonders positiv an<br />

der Moderation und an<br />

den <strong>Tandem</strong>gruppen?<br />

1997 16 Jahren 3 Jahren 28 Jahren<br />

Teilzeit Teilzeit Vollzeit Vollzeit, Ehrenamt bei<br />

Nestwärme, Fortbildung<br />

Deutsch als Fremdsprache,<br />

Weiterbildung Musik in<br />

der Grundschule<br />

Seit 1997 Lektorin in<br />

der Kirche<br />

2,5 Jahren 1 Jahr 2008/2009 1 Jahr Februar 2008 2,5 Jahren<br />

Neutraler Blick,<br />

Hilfestellung in<br />

schwierigen Situationen,<br />

sympathisch, fachlich sehr<br />

kompetente Moderatorin<br />

Das Aufzeigen eines<br />

äußeren möglichen<br />

Rahmens, an denen sich<br />

Ziele/Projekte orientieren<br />

können. Das Umsetzen<br />

verhältnismäßig objektiver<br />

Standpunkt der<br />

Moderatorin<br />

Moderation: Neutrales<br />

Verhalten Blick von<br />

außen, Vorschläge<br />

vermitteln<br />

<strong>Tandem</strong>: Die<br />

Zusammenarbeit mit der<br />

GS, näheres<br />

Kennenlernen,<br />

gemeinsamer Blick aufs<br />

Kind<br />

Strukturierung,<br />

Zusammenfassung der<br />

Ergebnisse, neutraler Blick<br />

auf beide Institutionen<br />

Der Blick von außen<br />

auf die Probleme,<br />

neutrale Führung<br />

68


Welche Kritik haben<br />

Sie?<br />

Wirkung der<br />

Moderation im<br />

Verhältnis zu anderen<br />

Methoden, mit denen<br />

man arbeitet oder<br />

kennt<br />

Wunsch, was sich<br />

ändern sollte<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe Paris<br />

Zeitmangel Begrenzung auf 3 Jahre,<br />

die Verschiedenheit der<br />

Institutionen (dass auch<br />

die Verschiedenheit<br />

bleibt!)<br />

Sehr positiv Unterstützend, hilfreich,<br />

Konkretere<br />

Gesprächsführung<br />

gibt Sicherheit<br />

Dass regelmäßig Protokoll<br />

geführt wird<br />

Zeitaufwand Begrenzung auf 3<br />

Jahre<br />

Strukturierend, positiv Gut<br />

Alter 43 50 50 28 42 49 21<br />

Geschlecht W W W W W W W<br />

(Berufliche)<br />

Ausbildung<br />

Erzieherin Soz. Fachwirt Kinderpflegerin Grund- und<br />

Hauptschullehrerin<br />

Studium LA/Dipl.<br />

Päd.<br />

Studium Lehramt<br />

an GS/HS<br />

Nein<br />

Erzieherin<br />

69


(Leitungs-)<br />

Position in der<br />

KiTa oder<br />

Schule<br />

Tätigkeitsfeld<br />

in der KiTa<br />

oder Schule<br />

Beschäftigt an<br />

KiTa/Schule<br />

seit<br />

Tätig als<br />

Lehrer/in/Er-<br />

zieher/in seit<br />

Vollzeit oder<br />

Teilzeit<br />

beschäftigt und<br />

andere (beruf-<br />

liche/ehren-<br />

amtliche)<br />

Tätigkeiten<br />

Nimmt teil an<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe<br />

Gruppenleitung,<br />

stellvertretende<br />

Leitung<br />

Geöffnete Gruppe<br />

(2-6Jährige)<br />

KiTa-Leitung Mitarbeiterin in<br />

Verwaltung/Lei-<br />

tung, wenig Arbeit<br />

mit Kindern<br />

2001 3 Jahren als<br />

1986 mit 6,5<br />

Jahren<br />

Unterbrechung<br />

Elternzeit<br />

Leitung<br />

einer Regelgruppe<br />

(3-5jährige)<br />

(nur)<br />

Klassenlehrerin<br />

Klasse 1<br />

Lehrerin Lehrerin<br />

Personalrat<br />

Mitarbeiterin in<br />

Sinus- Beauftragte Unterricht Lehrerin Bildung,<br />

einer Regelgruppe<br />

Betreuung,<br />

Erziehung von<br />

Kindern im Alter<br />

zw. 3-6 Jahren<br />

1987 2007 1997 1995 1.8.2007<br />

17 Jahren 1987 2006 1995 1983 3.8.2008<br />

Teilzeit Vollzeit Teilzeit Vollzeit Vollzeit Vollzeit,<br />

Pfarrgemeinde:<br />

Kinderkirche,<br />

Jugendtreff<br />

Vollzeit<br />

Seit Beginn 3 Jahren 3 Jahren 2007 Von Anfang an 2006 (3Jahre) Herbst 2007<br />

70


und an<br />

Moderation seit<br />

Was finden Sie<br />

besonders<br />

positiv an der<br />

Moderation<br />

und an den<br />

<strong>Tandem</strong>-<br />

gruppen?<br />

Struktur die<br />

Moderator schafft,<br />

regelmäßiger<br />

Austausch,<br />

kennenlernen der<br />

Kollegen, der<br />

Schule,<br />

kennenlernen des<br />

schulischen Lernen<br />

(? Lernen,<br />

Selbstständigkeit),<br />

Es entwickelt sich<br />

eine<br />

Zusammenarbeit<br />

auf Augenhöhe,<br />

Übergang KiTa-<br />

Schule ist auch für<br />

Erzieher<br />

überschaubarer<br />

geworden (man<br />

bekommt<br />

Rückmeldung über<br />

Entwicklung der<br />

Der Übergang wird<br />

durch die<br />

Zusammenarbeit<br />

real erleichtert,<br />

Hemmschwellen<br />

zw. Lehrern und<br />

Team der KiTa<br />

wurden abgebaut,<br />

Arbeit effektiver<br />

im Hinblick auf<br />

Kooperation.<br />

Dank an die<br />

Moderation des<br />

<strong>Tandem</strong>s, die uns<br />

immer wieder<br />

gesammelt und auf<br />

den Punkt<br />

gebracht.<br />

Regelmäßiger<br />

Austausch, klare<br />

Zielvereinbarunge<br />

n und der<br />

Umsetzung dieser,<br />

Kennenlernen der<br />

Arbeitsweise bzw.<br />

Methode der<br />

Schule<br />

Atmosphäre, gute<br />

Absprachen,<br />

nimmt Stimmung<br />

wahr, immer<br />

objektiv<br />

Moderation:<br />

zuhören können,<br />

auf den Punkt<br />

bringen,<br />

Zuverlässigkeit,<br />

Zwischentöne<br />

heraushören<br />

<strong>Tandem</strong>s: mehr<br />

päd.<br />

Zusammenarbeit,<br />

mehr gegenseitige<br />

Wertschätzung,<br />

Strukturiertes<br />

arbeiten<br />

„Nachhaltigkeit“<br />

Setzt Impulse, hat<br />

erheblich zur<br />

Zusammenarbeit<br />

zwischen KiTa<br />

und GS<br />

beigetragen<br />

Diskussion konkret<br />

zusammenfassen,<br />

Denkanstöße<br />

geben, den<br />

Blickwinkel des<br />

Gegenübers<br />

beleuchten,<br />

verständlich<br />

machen,<br />

Gemeinsamkeiten<br />

der Institutionen<br />

aus Gesprächen<br />

filtern und<br />

herausstellen,<br />

Terminabsprachen<br />

vorantreiben,<br />

Absprachen<br />

verbindlich machen<br />

71


Kritische<br />

Beurteilung<br />

Wirkung der<br />

Moderation im<br />

Verhältnis zu<br />

anderen<br />

Methoden, mit<br />

denen man<br />

arbeitet oder<br />

kennt<br />

Kinder) tauscht<br />

sich über Probleme<br />

von Kindern aus,<br />

aber auch über<br />

Fortschritte usw.<br />

Keine Kritik Für Schulleitung<br />

Die Moderation<br />

wirkt auf mich<br />

offener,<br />

strukturiert nur<br />

grob, fasst<br />

Ergebnisse<br />

zusammen, führt<br />

durch den<br />

wie KiTa-Leitung<br />

müsste die<br />

Teilnahme<br />

verbindlich sein<br />

oder andere<br />

Teammitglieder<br />

bzw. Lehrer<br />

müssten eigen-<br />

verantwortlich<br />

entscheiden<br />

können.<br />

Die Moderation<br />

von außen schafft<br />

Vorteile, da die<br />

Moderation nicht<br />

in den päd. Alltag<br />

involviert ist. Die<br />

Methodenvielfalt<br />

ist größer.<br />

Sehr strukturiert,<br />

ergebnisorientiert<br />

Zeitlicher Umfang<br />

(3std. zu lang),<br />

teilweise Unterton<br />

etwas negativ<br />

Sehr locker,<br />

dennoch<br />

zielführend, gut:<br />

Dokumentation<br />

Qualifiziert,<br />

strukturiert,<br />

einfühlend, Leider<br />

kenne ich wenige<br />

„Arten“ von<br />

Moderation, mit<br />

denen ich<br />

vergleichen<br />

Workshops an der<br />

Uni haben oft<br />

nicht den<br />

Erwartungen<br />

entsprochen<br />

Die Moderation<br />

zieht sich aus dem<br />

Geschehen<br />

heraus/nimmt<br />

passiv teil<br />

72


Wunsch, was<br />

sich ändern<br />

sollte<br />

Nachmittag, gibt<br />

aber kein<br />

Programm vor, wie<br />

23 Fortbildner, die<br />

best. Themen<br />

bearbeitet haben<br />

wollen/müssen.<br />

Moderation<br />

arbeitet auf<br />

Selbstständigkeit<br />

hin.<br />

Mein konkreter<br />

Wunsch an die<br />

KollegInnen wäre<br />

noch mit mehr<br />

Verbindlichkeit<br />

(Terminabsprachen<br />

/sich engagieren,<br />

wirklich<br />

Zusammenarbeit<br />

wollen) an <strong>Tandem</strong><br />

heranzugehen<br />

In der<br />

Zusammenarbeit<br />

sollte noch mehr<br />

Austausch<br />

stattfinden. Auch<br />

Probleme?<br />

einander müssten<br />

konkret behandelt<br />

werden.<br />

könnte<br />

Nein Gerne auch mal<br />

Vorschläge der<br />

Moderatorin<br />

einbringen<br />

Konkreter<br />

Austausch mit<br />

anderen <strong>Tandem</strong>s<br />

73


<strong>Tandem</strong>gruppe New York<br />

Alter 44 37 35 49 26 45 38<br />

Geschlecht M W W W W W W<br />

(Berufliche)<br />

Ausbildung<br />

(Leitungs-)<br />

Position in der<br />

KiTa oder<br />

Schule<br />

Tätigkeitsfeld<br />

in der KiTa<br />

oder Schule<br />

Grundschullehrer Erzieherin Erzieherin,<br />

Theaterpädagogin<br />

Erzieherin Erzieherin Rechtsanwaltsfa<br />

changestellte,<br />

Erzieherin,<br />

Ökologie<br />

Fernstudium<br />

Lehrerin<br />

Konrektor Gruppenleiterin Leitung einer KiTa KiTa Gruppenleiterin Gruppenleiterin KiTa-Leiterin Lehrerin/Klassen-<br />

Alles Arbeit in der<br />

Kindergruppe,<br />

Bürotätigkeiten,<br />

Anmeldegesprä-<br />

che, Dienstpläne,<br />

Teilnahme an<br />

verschiedenen<br />

Sitzungen<br />

Gruppenleitung, päd.<br />

Arbeit mit Kindern,<br />

<strong>Tandem</strong>arbeit, BVE(?)<br />

lehrerin<br />

Alles Leiterin Alle Fächer<br />

Beschäftigt an 1992 1.3.2006 1995 2005 9 Jahren 10 Jahren<br />

74


KiTa/Schule<br />

seit<br />

Tätig als<br />

Lehrer/in/Erzie<br />

her/in seit<br />

Vollzeit oder<br />

Teilzeit<br />

beschäftigt und<br />

andere<br />

(beruflichen/eh<br />

renamtlichen)<br />

Tätigkeiten<br />

Nimmt teil an<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe<br />

und an<br />

Moderation seit<br />

Was finden Sie<br />

besonders<br />

positiv an der<br />

Moderation<br />

und an den<br />

<strong>Tandem</strong>-<br />

gruppen?<br />

15 Jahren 1991 13 Jahren 1995 2005 12 Jahren 15 Jahren<br />

Vollzeit,<br />

Fortbildungs-<br />

Referent/Dozent,<br />

Trainer<br />

(?Leichtathletik)<br />

Seit Beginn (seit 2<br />

Monaten nicht<br />

mehr)<br />

Moderation:<br />

Offenheit,<br />

Objektivität,<br />

Professionalität,<br />

Zielorientiert<br />

<strong>Tandem</strong>: dass eine<br />

Gruppe entstanden<br />

ist, die einen<br />

Vollzeit Vollzeit, nebenher:<br />

Seit Beginn<br />

(2006?)<br />

Strukturierung,<br />

Planung und<br />

Durchführung sehr<br />

ergebnisorientiert,<br />

geht auf Wünsche<br />

der<br />

<strong>Tandem</strong>mitglieder<br />

ein, man lernt<br />

Kollegen aus<br />

Studium soziale<br />

Arbeit, diverse<br />

andere Tätigkeiten<br />

in der Gemeinde<br />

(z.B. Chor)<br />

Teilzeit Vollzeit Vollzeit,<br />

1 Jahr 2006 2006 (Von<br />

Die strukturierte<br />

und professionelle<br />

Vorbereitung und<br />

Durchführung<br />

Organisation wird von<br />

Moderatorin<br />

übernommen,<br />

strukturiertes Arbeiten.<br />

<strong>Tandem</strong>s: Das Ziel,<br />

dass wir für die Kinder<br />

erreichen, Kontakte zu<br />

den „Nachbarn“, ich<br />

habe die Möglichkeit,<br />

Anfang an)<br />

Struktur,<br />

Organisation,<br />

Regelmäßigkeit<br />

der Treffen,<br />

neue Ideen<br />

werden<br />

vorgestellt, hohe<br />

fachliche<br />

Kompetenz,<br />

Ortsvorsteherin,<br />

ObFrau für<br />

Öffentlichkeitsar<br />

beit<br />

Teilzeit, Trainerin<br />

(Turnen)<br />

3 Jahren Diesen Sommer<br />

Regelmäßigkeit,<br />

gute<br />

Vorbereitung,<br />

Fachlichkeit und<br />

Sprachlichkeit.<br />

Ich habe die<br />

Moderation heute<br />

erste kennengelernt,<br />

deshalb kann ich<br />

die folgenden<br />

Fragen nicht<br />

beantworten<br />

75


Kritische<br />

Beurteilung<br />

gemeinsamen Weg<br />

geht<br />

anderen<br />

Einrichtungen<br />

besser kennen, hat<br />

Einblick in die<br />

verschiedenen<br />

KiTas,<br />

Grundschulen und<br />

kann so<br />

gemeinsam am<br />

gemeinsamen Ziel<br />

„Übergang KiTa-<br />

Grundschule“<br />

arbeiten<br />

Zeitaufwand sehr<br />

hoch, schwierig<br />

mit dem<br />

Dienstplan<br />

vereinbaren,<br />

dennoch sehr<br />

hoher Nutzen für<br />

alle beteiligten<br />

<strong>Tandem</strong>mitglieder,<br />

Kolleginnen,<br />

Kinder und Eltern<br />

Die<br />

Zukunftsaussicht,<br />

ohne Moderation<br />

zurechtkommen zu<br />

müssen.<br />

viel dazu zu lernen,<br />

weil ich über<br />

Tellerrand blicken<br />

kann und dazu viele<br />

verschiedene<br />

Gelegenheiten dazu<br />

habe<br />

Hoher Zeitaufwand,<br />

<strong>Tandem</strong>s gibt es jetzt<br />

nur ? und es ist nur<br />

Modellprojekt, sollte<br />

irgendwie<br />

weitergehen, hoher<br />

Kostenaufwand<br />

gutes<br />

Einfühlungsver<br />

mögen, gute<br />

Zusammenarbei<br />

t, offener<br />

Umgang<br />

Sehr<br />

strukturiertes<br />

und klares<br />

Arbeiten, gutes<br />

Miteinander,<br />

konstruktive<br />

Arbeitsweise<br />

76


Wirkung der<br />

Moderation im<br />

Verhältnis zu<br />

anderen<br />

Methoden, mit<br />

denen man<br />

arbeitet oder<br />

kennt<br />

Wunsch, was<br />

sich ändern<br />

sollte<br />

Siehe bei „Was<br />

finden Sie<br />

besonders positive<br />

Bemerkung an der<br />

Moderation und an<br />

den <strong>Tandem</strong>s?“<br />

Durch die<br />

Moderation haben<br />

wir nie unser Ziel<br />

aus den Augen<br />

verloren und sind<br />

immer wieder auf<br />

den eigentlichen<br />

Punkt<br />

zurückgekommen.<br />

So konnten wir all<br />

das erreichen, was<br />

wir bis jetzt schon<br />

umgesetzt haben.<br />

Nach Ablauf von<br />

<strong>Tandem</strong> hoffe ich,<br />

dass wir es<br />

schaffen, <strong>Tandem</strong><br />

auch ohne<br />

Moderatorin<br />

weiterzuführen.<br />

Eine Person, die<br />

von außen in ein<br />

Team herein<br />

kommt, hat eine<br />

größere<br />

professionelle<br />

Distanz zu den<br />

einzelnen Themen<br />

und kommt<br />

deshalb nur selten<br />

„vom Wege“ ab.<br />

Sitzungen sind<br />

somit produktiver<br />

und zielgerichteter<br />

als ohne<br />

Moderation.<br />

Eine effiziente<br />

Methode, effizienter<br />

und arbeitsintensiver<br />

wie andere,<br />

dauerhafter, weil über<br />

längere Zeit,<br />

Erfahrungen der<br />

Moderatorin können<br />

weitergegeben werden<br />

Der Übergang ist die<br />

Phase ohne<br />

Moderation muss<br />

rechtzeitig „geübt“<br />

werden. Wenn<br />

rechtzeitig bekannt,<br />

wer es ist: Besuch der<br />

Lehrerinnen in KiTa<br />

vor Sommerferien.<br />

Sehr kompetent<br />

„Öffnung des<br />

Törchens“,<br />

näheres<br />

Kennenlernen<br />

aller<br />

Lehrer/innen der<br />

GS, Umgang<br />

mit<br />

Kann(?)kindern<br />

77


Moderatorinnen<br />

Alter 28 29 30<br />

Geschlecht W W W<br />

(Berufliche) Ausbildung Diplom-Pädagogin Diplom-Pädagogin Soziologie (M.A.)<br />

(Leitungs-)Position in der DKJS Ja Nein nein<br />

Tätigkeitsfeld in der DKJS Moderatorin, Regionale<br />

Programmleiterin<br />

Moderatorin Moderatorin<br />

Beschäftigt bei der DKJS seit April 2008 Freiberuflich seit Oktober 2009 Vermittelt über die Universität Trier seit<br />

August 2008<br />

Tätig als Moderatorin seit Januar 2007 Seit Oktober 2009 August 2008<br />

Vollzeit oder Teilzeit beschäftigt und<br />

andere (beruflichen/ehrenamtlichen)<br />

Tätigkeiten<br />

Vollzeit<br />

Fortbildnerin für Erzieherinnen<br />

Evaluatorin<br />

Schülerfirmenberaterin Ehrenamt Naturfreunde<br />

Arbeitet als <strong>Tandem</strong>moteratorin seit Januar 2007 Seit Oktober 2009 Seit August 2008<br />

Was finden Sie besonders positiv an<br />

der Moderation und an den<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen?<br />

Die Begleitung und Unterstützung<br />

von engagierten Pädagoginnen, die<br />

ihre Arbeit weiterentwickeln wollen<br />

Moderation bietet im Vergleich zur<br />

Beratung einen offeneren Rahmen.<br />

Damit meine ich, dass zwar in beiden<br />

Fällen gelenkt wird (Moderation <br />

Ergebnis, Beratung bestimmte<br />

Schritte Ergebnis), aber die Vorgaben<br />

(„nun sollten folgende Schritte gemacht<br />

werden“ - Beratung) bei der Moderation<br />

Dankbarkeit der <strong>Tandem</strong>s zu erfahren.<br />

78


Kritische Beurteilung Begrenzte Einflussnahmen nie<br />

Wirkung der Moderation im<br />

Verhältnis zu anderen Methoden, mit<br />

denen man arbeitet oder kennt<br />

messen zu können, was was bewirkt.<br />

Gruppen dabei unterstützen,<br />

Entwicklungsprozesse zu<br />

organisieren und zu planen.<br />

Hebammenfunktion bzw. Hilfe, es<br />

selbst zu tun<br />

Wunsch, was sich ändern sollte Wissensgenerierung, um zu<br />

Moderation schulen zu können<br />

offener bis kaum vorhanden sind.<br />

Da ich noch nicht lange moderiere,<br />

sondern bisher mehr beraten habe, wirkt<br />

Beratung auf mich klarer und<br />

strukturierter. Demgegenüber erscheint<br />

Moderation während des Gesprächs bzw.<br />

Prozesses nur halb strukturiert.<br />

- neutrale Position<br />

- nur eine lenkende Funktion<br />

Manchmal fällt es mir schwer, neutral zu<br />

bleiben und ich muss mich oft<br />

zurückhalten, damit ich die <strong>Tandem</strong>s nicht<br />

untereinander vergleiche und die<br />

Individualität eines jeden anerkenne und<br />

akzeptiere.<br />

Außerdem fällt es mir manchmal schwer,<br />

Probleme, die ich sehe, offen<br />

anzusprechen und dabei zu riskieren, dass<br />

sich Personen angegriffen fühlen.<br />

Keine Angaben Größere Eigenständigkeit und<br />

Selbstorganisation der <strong>Tandem</strong>s<br />

79


12. Beschreibungen der <strong>Tandem</strong>gruppen durch die<br />

Moderatorinnen<br />

Zur Untersuchung von Attribuierungsprozessen wurden die Moderatorinnen gebeten, die<br />

<strong>Tandem</strong>gruppen zu beschreiben, um somit auch die Ebene ihrer kommunikativ-reflexiver<br />

Zugänge zu den <strong>Tandem</strong>gruppen mit einzubeziehen. Die folgenden Zeilen stammen aus<br />

einer E-Mail der Projektleiterin:<br />

„Zunächst waren eine möglichst große geographische Distanz, die Größe der <strong>Tandem</strong>s, besonders<br />

gute und normale <strong>Tandem</strong>s für uns ausschlaggebende Kriterien, die aber nicht wirklich zu einer<br />

Konsequenz führten. Nachdem wir heute morgen mit Frau Bertoin im Team saßen, hat sie uns noch<br />

mal neue Entscheidungskriterien (zusätzlich zu den bereits erwähnten) genannt. Hinzu kamen<br />

Trägerzugehörigkeit, pädagogische / konzeptionelle Schwerpunkte der Einrichtungen, Größe noch<br />

mal differenziert nach ländlich und städtisch. Schließlich haben wir uns für Serig entschieden, weil<br />

es ein großes <strong>Tandem</strong> im ländlichen Raum ist und weil alle Bildungseinrichtungen im Elementar-<br />

und Primarbereich der Stadt im <strong>Tandem</strong> sind. Außerdem gibt es hier verschiedene Trägerstrukturen.<br />

Für Paris haben wir uns entschieden, weil es ein kleines <strong>Tandem</strong> an der Grenze ländlich/städtisch ist<br />

und Paris eine Schwerpunktschule ist. Für New York haben wir uns entschieden, weil auch hier eine<br />

Trägervielfalt gegeben ist, es ist ein großes <strong>Tandem</strong> im städtischen Raum, das <strong>Tandem</strong> ist<br />

gewachsen (musste also einmal seine Form ändern).<br />

Gut und schlecht waren keine Kategorien mehr, da diese uns auch nicht wirklich weitergeholfen<br />

haben, da wir keine schlechten <strong>Tandem</strong>s haben. Es gibt gute und bessere, aber keine wirklich<br />

schlechten. Besser quasi in der Hinsicht, wie „sie kooperieren gut miteinander“, die kommen gut<br />

miteinander aus, hier funktioniert die Koordination und Koordination, vielleicht auch: die sind mir<br />

sympathisch, sie respektieren sich, hier arbeitet jeder mit, jeder trägt Verantwortung, so in der Art.“<br />

Hier zeigt sich, dass die Auswahl der <strong>Tandem</strong>gruppen entlang sachlich-konzeptioneller<br />

Kriterien, nämlich nach äußeren Strukturmerkmalen, erfolgte. Dies lässt sich zum einen<br />

auf ihr Interesse, mit dem Projekt zu expandieren zurückführen, andererseits wird darin<br />

auch ihr Zugang zu den <strong>Tandem</strong>s, der hier weniger persönlich, sondern stärker strukturell<br />

geprägt ist, erkennbar.<br />

80


Gedächtnisprotokolle einer studentischen Hilfskraft der DKJS zur ersten<br />

Kontaktaufnahme mit den <strong>Tandem</strong>gruppen:<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe Serrig:<br />

- Die Kita Herofd, die Kita Sumpa und die Grundschule Billertal haben sich gegen<br />

die Evaluation ausgesprochen, da sie nicht mehr Zeit investieren können/wollen.<br />

- Die Kita Kientz war spontan sehr interessiert an der Evaluation und hat von sich<br />

aus mehrere Terminvorschläge gemacht. Als ich Ihnen absagen musste, waren sie<br />

sehr enttäuscht und haben angeboten, bei Bedarf jederzeit Fragen zu beantworten<br />

oder sich anderweitig zur Verfügung zu stellen.<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe San Francisco:<br />

- Sowohl die Kita als auch die Grundschule sind interessiert an der Evaluation und<br />

wirkten am Telefon sehr engagiert. Die Terminfindung erwies sich als äußerst<br />

problemlos.<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe New York:<br />

- Hier zeigte besonders großes Interesse die Leiterin der Kita St. Nikolaus. Sie<br />

erkannte klar auch den Nutzen für Ihre Arbeit und setzt große Hoffnung hinein, die<br />

eigene Arbeit zu optimieren. Die Leiterin wirkte im Gespräch im Hinblick auf<br />

Bildungsfragen sehr „fit“ und engagiert.<br />

- Das Gespräch mit der Kiga St. Moritz verlief weniger euphorisch. Die Leiterin<br />

wirkte relativ genervt und reichte mich sofort an eine Kollegin weiter. Sie erklärten<br />

sich dazu bereit, allerdings war ein wenig Überredungskunst notwendig.<br />

- In der Grundschule ist das Problem, dass die beiden „alten“ <strong>Tandem</strong>mitglieder<br />

nicht mehr dabei sind und neue Kollegen nun an den moderierten Treffen<br />

teilnehmen. Somit würde es keinen Sinn machen, wenn die „Neuen“ an der<br />

Evaluation teilnehmen. „Ihr verlangt aber ganz schön viel von uns“ so seine<br />

Reaktion am Telefon, allerdings fügte er lachend hinzu, dass er optimistisch sei,<br />

dass er an der Diskussion teilnehmen wird.<br />

81


- Der Kiga Heinig war auch interessiert, allerdings führten auch sie das Zeitproblem<br />

an und sagten, dass sie nur teilnehmen können, wenn die GD im Anschluss an ein<br />

<strong>Tandem</strong>treffen stattfindet.<br />

<strong>Tandem</strong>gruppe Paris:<br />

- Die Kita St. Karolin war von Anfang an am euphorischsten. Sie kamen auch schon<br />

direkt im Anschluss auf die Präsentation der Evaluation bei einem Netzwerktreffen<br />

auf Frau Merten zu und fragten, ob sie teilnehmen können. Ein Zeitproblem sahen<br />

sie überhaupt nicht. Auf die Frage von mir, wie viele Kolleginnen teilnehmen<br />

können antwortete sie „Wie viele brauchen sie denn? Also 6 Leute kann ich<br />

mitbringen“.<br />

- Die Grundschule war eher skeptisch und hat den Nutzen noch nicht erkannt. Sie<br />

war zwar sehr freundlich, aber machte deutlich klar, dass sie nur teilnehmen<br />

können, wenn es im Anschluss an ein moderiertes Treffen stattfindet und Frau<br />

Simpatz vielleicht eine Stunde kürzer moderieren wird.<br />

Hier deuten sich bereits falleigene Logiken in Reaktion auf das Treffen an, die sich auf der<br />

Basis der Rekonstruktionen vertiefen und ausdifferenzieren ließen.<br />

Seitens der stud. Hilfskraft zeigt sich eine Leistungs- und Erfolgsorientierung, die sie auch<br />

auf die <strong>Tandem</strong>gruppen attribuiert und an organisiertem Engagement festmacht.<br />

82


13. Transkriptionsregeln<br />

Die verwendeten und im Folgenden aufgeführten Transkriptionsregeln richten sich nach<br />

Bohnsack (vgl. Bohnsack 2007, S. 235f.)<br />

Beginn einer Überlappung bzw. direkter Anschluss beim Sprecherwechsel<br />

Ende einer Überlappung<br />

(.) Pause bis zu einer Sekunde<br />

(2) Anzahl der Sekunden, die eine Pause dauert<br />

nein betont<br />

nein laut (in Relation zur üblichen Lautstärke des Sprechers/der Sprecherin)<br />

°nee° sehr leise (in Relation zur üblichen Lautstärke des Sprechers/der Sprecherin)<br />

. stark sinkende Intonation<br />

; schwach sinkende Intonation<br />

? stark steigende Intonation<br />

, schwach steigende Intonation<br />

viellei- Abbruch eines Wortes<br />

oh=nee Wortverschleifung<br />

nei::n Dehnung, die Häufigkeit vom : entspricht der Länge der Dehnung<br />

(doch) Unsicherheit bei der Transkription, schwer verständliche Äußerungen<br />

( ) unverständliche Äußerungen, die Länge der Klammer entspricht etwa der Dauer<br />

der unverständlichen Äußerung<br />

((stöhnt)) Kommentare bzw. Anmerkungen zu parasprachlichen, nicht-verbalen oder<br />

gesprächsexternen Ereignissen; die Länge der Klammer entspricht im Falle der<br />

Kommentierung parasprachlicher Äußerungen (z. B. Stöhnen) etwa der Dauer der<br />

Äußerung.<br />

In vereinfachten Versionen des Transkriptionssystems kann auch Lachen auf diese<br />

Weise symbolisiert werden. In komplexeren Versionen wird Lachen wie folgt<br />

symbolisiert:<br />

@nein@ lachend gesprochen<br />

@(.)@ kurzes Auflachen<br />

83


@(3)@ 3 Sek. Lachen<br />

für biografische Interviews zusätzlich:<br />

//mhm// Hörersignal des Interviewers, wenn das „mhm“ nicht überlappend ist<br />

Groß- und Kleinschreibung:<br />

Hauptwörter werden groß geschrieben, und bei Neuansetzen eines Sprechers/einer Sprecherin am<br />

Beginn eines ‚Häkchens‘ wird das erste Wort mit Großbuchstaben begonnen. Nach Satzzeichen<br />

wird klein weitergeschrieben, um deutlich zu machen, dass Satzzeichen die Intonation anzeigen<br />

und nicht grammatikalisch gesetzt werden.<br />

Maskierung:<br />

Allen Personen einer Gruppendiskussion wird ein Buchstabe zugewiesen. Diesem wird je<br />

nach Geschlecht „w“ (für weiblich) oder „m“ (für männlich) hinzugefügt. Die Zuweisung<br />

lautet bei einer Diskussion mit 3 Erzieherinnen, 1 Leitungskraft einer Kindertagesstätte<br />

und 2 Lehrerinnen und 1 Schulleitung Ew1, Ew2, Ew3, ELw4, Lw1, Lw2, LLm1. Dieser<br />

Buchstabe bleibt auch bei allen etwaigen weiteren Erhebungen bzw. bei der teilnehmenden<br />

Beobachtung bestehen, bei denen die Person beteiligt ist.<br />

Alle Ortsangaben (Straße, Plätze, Bezirke) werden maskiert.<br />

Namen, die in der Gruppendiskussion bzw. den responsiven Evaluationsgesprächen genannt<br />

werden, werden durch erdachte Namen ersetzt. Dabei wurden in der vorliegenden Studie,<br />

Ortsnamen für die <strong>Tandem</strong>gruppen gewählt, die eine Anonymisierung erhöhten.<br />

84


14. Literaturverzeichnis des <strong>Anhang</strong>s<br />

Althans, Birgit (2011): Befremdete Gesten. Von der Macht des Pädagogischen in politisch-medialen<br />

Inszenierungen. In: Wulf, Christoph et al. (Hrsg.): Die Geste in Erziehung, Bildung und Sozialisation.<br />

Wiesbaden, S. 251-276<br />

Bohnsack, Ralf (2007): Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden. Opladen<br />

Bourdieu, Pierre (1987): Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt am Main<br />

Bourdieu, Pierre (2001): Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft. Frankfurt am Main<br />

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