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JUFA MAG #02 / 10<br />
Christian Stangl<br />
Der Skyrunner<br />
Seien wir realistisch – fordern wir das Unmögliche! Wer sein<br />
Leben nach diesem Motto ausrichtet ist entweder Träumer<br />
oder Grenzgänger. Christian Stangl verkörpert beides. Der<br />
Skyrunner bezwingt die höchsten Gipfel der Welt in außerirdischem<br />
Tempo – und entpuppt sich nach seinem „Irrtum“ am<br />
K2 doch als menschliches Wesen.<br />
Dieser Mann kennt keine Limits.<br />
Die Leistungen des Extrembergsteigers<br />
Christian Stangl rufen Staunen,<br />
Bewunderung und<br />
Fassungslosigkeit hervor. Der<br />
Steirer aus Landl bei Admont ist ein<br />
Getriebener, der Zeit und Geschwindigkeit<br />
in den Mittelpunkt seiner Rekordversuche<br />
stellt – und dafür einen hohen<br />
Preis bezahlt. Nach dem imaginären<br />
Gipfelsieg am K2 befindet er sich<br />
im Kreuzfeuer der Kritik. Seine berg steigerischen<br />
Leistungen stehen aber außer<br />
Frage. Doch zurück zum Anfang…<br />
Vom Gesäuse in die Welt<br />
In der wunderschönen Umgebung der<br />
JUFA Gästehäuser Eisenerz und Schloss<br />
Röthelstein verdient sich Stangl seine<br />
ersten Sporen als Bergsteiger.<br />
Im Alter von 14 Jahren unternimmt er<br />
erste Touren, die Liebe zur Bewegung<br />
in alpinem Gelände war entfacht. Das<br />
steirische Gesäuse ist auch Schauplatz<br />
erster aufsehenerregender Leistungen.<br />
Das Spiel mit dem Leben<br />
wird immer mehr zum kalkulierten Risiko,<br />
doch der Berg kennt kein Pardon.<br />
1991 werden Stangl und ein Begleiter im<br />
Karakorum von einer Lawine verschüttet.<br />
Beide können sich mit letzter Kraft befreien,<br />
ein gebrochener Oberschenkel<br />
lässt Stangls Abstieg zum Himmelfahrtskommando<br />
werden. Mit einer improvisierten<br />
Tragbahre wird der Schwerverletzte<br />
ins Tal befördert und erst elf endlose<br />
Tage nach dem Unfall im Krankenhaus<br />
behandelt.<br />
Ein Mann, ein Wort<br />
Zu Beginn des neuen Jahrtausends<br />
wird sich Stangl seiner einzigartigen<br />
Fähigkeiten bewusst. Wo andere an<br />
die Grenzen ihres Leistungsvermögens<br />
stoßen, dreht der Obersteirer richtig auf.<br />
2002 folgt der Wechsel ins Profi-Lager,<br />
der Begriff Skyrunning erlangt zentrale<br />
Bedeutung. Skyrunner definieren sich<br />
als Solo-Bergläufer, die mit mini<strong>mal</strong>ster<br />
Ausrüstung auf der schnellsten Route<br />
nonstop vom Basislager zum Gipfel<br />
der welthöchsten Berge – jedenfalls über<br />
4.000 m – zurücklegen. Natürlich ohne<br />
künstlichen Flaschensauerstoff.<br />
Nun geht es Schlag auf Schlag. Stangl<br />
bezwingt den Aconcagua (6.956 m) in<br />
Text: Gunther Griesenauer<br />
4 Stunden 25 Minuten vom Basislager<br />
aus. Ohne Rucksack, nur in Laufschuhen.<br />
Es folgen Serien-Skyruns, die von<br />
unglaublicher Lauftechnik, enormer Anpassungsfähigkeit<br />
und übermenschlicher<br />
Willenskraft zeugen.<br />
Der Lauf des Lebens<br />
2006 dann der endgültige Durchbruch:<br />
Stangl versucht sich am höchsten Berg<br />
der Welt und bewältigt den Mt. Everest<br />
in nur 16 Stunden und 42 Minuten vom<br />
Basislager bis zum Gipfel. Der Rückweg