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Schoenberger_Koestler_Der freie Westen_1992 - Blog

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ewohner also nicht mehr fürchten mußten, direkt in Kri egshandlungen<br />

verwi ckelt zu werden. Dabei zeigte s ich, daß der Mobilisierungserfolg<br />

der Friedensbewegung in der ersten Woche nichl<br />

unbedingt nur dem Einfluß antimil ita ristischer Überzeugungen zu<br />

verdanken war, sondern auch der massenhaften Angst, sich plötzlich<br />

im Kri egsgebiet wi ederzufinden. Ein Anzeichen hierfür ist die<br />

Spaltung des öffentlichen (demoskopi sche n) Bewußtseins, daß<br />

wäh rend des Kri eges zwa r 80 % der Befragten fUr den Kri eg ein ­<br />

truten, s ich genausoviele aber gegen einen Ein satz der Bundeswe<br />

hr wa ndten. War einmal klar, daß der Kri eg ni cht noch Europa<br />

kommen wU rd e, ve rmochten di e eigenen, wohlsllInds-chauvinisli ­<br />

sehen Interessen in Vel'knupfun g mit den s ie rechtfertigenden<br />

Feindbi ldern das Denken wieder zu bestimmen. Das a ll es bew irk ­<br />

te .. in der öffentlichen Meinung ein.en UI11,SchuJlLng (. . .), wie I1U Ln<br />

ihn dramatischer wul schneller selten erle bt hat" (Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung, 3 1. 1. 1991). <strong>Der</strong> Erfolg der Kriegsbeflirwort er fuhrte<br />

zu r regelrechten »G leichschaltung« eines bi s dahin noch<br />

d ifferenzicrteren öffentlichen Meinungsspektrums. Hierzu instrumentalisierten<br />

sie hi storische Vergleiche. beförderten tradierte<br />

Feindbi lder und formulierten morali sche Imperative. Im Mittelpunkt<br />

standen drei zum Teil in einander ve rwobene, sich auch<br />

gegenseitig bedingende historische »Argumente« :<br />

Gleichsetzung von Hider-Deutschland und Saddllm-lrak.<br />

Zus pitzung vo n ethnozentristischen zu rassisti schen Denkformen<br />

gegenüber der »Dritten Welt « unter ß czugnahl'l'Ic auf alte<br />

»okz identale« Islam-Feindbilder,<br />

Instrumenl nli sieru ng der »His torischen Verantwortung der<br />

De ut schen« nach der Ermordung der europäischen J ude n.<br />

Ocr Kri egstreiberdiskurs zielte außerdem da rauf, (mil it iiri ­<br />

schcn) Großmacht plänen der Bundesrepublik den Boden zu bereiten.<br />

Bi sher vor dem Hintergrund der militärischen Niede rl age des<br />

deutschen Nationalismus unmögliche Disk ussionen wurden<br />

schlagartig wieder salonfii hig. Interessierte politische Gruppierungen<br />

ve rmochten eine Diskussion über eine zukünftige - nunmehr<br />

angeblich positi v zu bewertende - Großmaehtrolle der Bundesrepublik<br />

un zuzett eln sow ie eine Debatte darUber, unter welchen<br />

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