Fall 2 Lösung
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BGB für Fortgeschrittene<br />
Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />
Übung für Fortgeschrittene im<br />
Bürgerlichen Recht<br />
Sommersemester 2013<br />
<strong>Lösung</strong> 2. Besprechungsfall<br />
„Vorgemerkt“
BGB für Fortgeschrittene<br />
Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />
1. Frage (Leitentscheidung BGH vom 26.11.1999, NJW<br />
2000, 805 ff.)<br />
I. E gegen H auf Bewilligung der Löschung der<br />
Grundschuld über 500.000 € aus § 894 BGB<br />
Voraussetzung: Unrichtigkeit des Grundbuchs<br />
Hier: Eintragung einer nicht bestehenden<br />
Grundschuld?<br />
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GS zugunsten von Hypno entstanden<br />
Vorrang der Auflassungsvormerkung führt nicht zur<br />
Unrichtigkeit des Grundbuchs<br />
§ 883 Abs. 2 BGB: allenfalls relative Unwirksamkeit<br />
gegenüber Vormerkungsberechtigten<br />
=> Kein Anspruch von E auf Löschung der<br />
Grundschuld aus § 894 BGB<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
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II. E gegen H auf Bewilligung der Löschung der<br />
Grundschuld über 500.000 € aus § 888 Abs. 1 <strong>Fall</strong> 2<br />
BGB<br />
Voraus.: - Erwerb der Grundschuld durch H der E<br />
gegenüber unwirksam<br />
- Vormerkung zugunsten E<br />
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A. Unwirksamkeit des Grundschulderwerbs ggü. E nach §<br />
883 Abs. 2 BGB<br />
Voraussetzungen:<br />
Verfügung über das Grundstück oder Rechte am Grundstück,<br />
die vormerkungsgesicherten Anspruch vereiteln oder<br />
beeinträchtigen würde,<br />
nach Eintragung der Vormerkung<br />
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1. Bestellung einer Grundschuld = Verfügung<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
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2. Auflassungsvormerkung zugunsten E<br />
Voraus.:<br />
zu sichernder Anspruch<br />
Vormerkung im Grundbuch eingetragen<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
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a) Auflassungsvormerkung für Anspruch aus<br />
Kaufvertrag vom 11.01.2013<br />
aa) Vormerkung entstanden<br />
Auflassungsanspruch durch formgerechten<br />
Kaufvertrag vom 11.01.2013<br />
Auflassungsvormerkung zugunsten von E seit dem<br />
18.01.2013 im Grundbuch eingetragen<br />
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bb) Vormerkung erloschen<br />
durch notariellen Vertrag vom 11.02.2013<br />
Inhalt des Vertrags: Bloße Änderung des Kaufpreises oder<br />
Aufhebung des ursprünglichen Kaufvertrags?<br />
Auslegung: Wortlaut „Aufhebung des Kaufvertrages vom<br />
11.01.2013“<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />
b) Auflassungsvormerkung für Anspruch aus<br />
Kaufvertrag vom 11.02.2013<br />
aa) Anspruch<br />
Auflassungsanspruch durch formgerechten<br />
Kaufvertrag vom 11.02.2013<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
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bb) Eintragung<br />
Auflassungsvormerkung zugunsten von E steht seit dem<br />
18.01.2013 im Grundbuch<br />
Problem:<br />
Deckt die eingetragene Auflassungsvormerkung den<br />
neuen Anspruch?<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
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§ 885 Abs. 1 BGB:<br />
Eintragung auf Grund einer Bewilligung des Betroffenen<br />
auf Grund = kausal, nicht temporär<br />
Eintragung kann vor Einigung erfolgen, vgl. §§ 879 Abs. 2,<br />
892 Abs. 2 BGB<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
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Voraussetzung:<br />
Vereinbarter und durch Auflassung ausgewiesener<br />
Anspruch müssen inhaltlich deckungsgleich sein<br />
Problem: Schadet Kaufpreisdifferenz von 0,2 Mio. €?<br />
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Gesicherter Anspruch:<br />
Auflassungsanspruch von E gegen I<br />
Beide Ansprüche sind auf Auflassung desselben<br />
Grundstücks gerichtet und unterscheiden sich inhaltlich<br />
nicht.<br />
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3. Verfügung nach Eintragung der Vormerkung<br />
Zum Zeitpunkt der Eintragung der Grundschuld zugunsten<br />
der H am 14.02.2013 bestand also ein wirksamer<br />
Auflassungsanspruch zu dessen Sicherung eine<br />
Auflassungsvormerkung eingetragen war.<br />
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4. Fortbestand der Vormerkung<br />
Erlöschen mit Eintragung von E am 25.02.2013 als<br />
Eigentümerin?<br />
Argument: Erlöschen durch Zweckerreichung<br />
Aber:<br />
Zweckerreichung erst, wenn alle auf Grund relativ<br />
unwirksamer Verfügungen eingetragene Rechte<br />
beseitigt sind<br />
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B. Ergebnis<br />
Anspruch E gegen H auf Zustimmung zur Löschung der<br />
Grundschuld aus § 888 BGB<br />
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2. Frage (Leitentscheidung: BGH vom 03.12.1999,<br />
NJW 2000, 1033 f.)<br />
I. F gegen N auf Auflassung des Grundstücks aus<br />
dem Kaufvertrag vom 04./08.04.2013 gemäß § 433<br />
Abs. 1 S. 1 BGB<br />
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A. Anspruch entstanden: Wirksamer Kaufvertrag<br />
zwischen N und F<br />
Formgerechtes Angebot von E am 04.04.2013<br />
Formgerechte Annahme durch F am 08.04.2013<br />
innerhalb der gesetzten Annahmefrist<br />
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B. Anspruch untergegangen gemäß § 275 Abs. 1 BGB<br />
Voraus.: Unmöglichkeit durch Übereignung des<br />
Grundstücks an S<br />
Keine Unmöglichkeit, wenn die Übereignung an S ggü. F<br />
nach § 883 Abs. 2 S. 1 BGB unwirksam ist<br />
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1. Auflassungsvormerkung zugunsten F<br />
entstanden<br />
Auflassungsanspruch<br />
Eintragung am 11.04.2013 ins Grundbuch<br />
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2. Wirksamkeit der Auflassungsvormerkung ggü. N.<br />
Relative Unwirksamkeit nach § 883 Abs. 2 S. 1 BGB<br />
a) Verfügung<br />
Auflassungsvormerkung keine Verfügung im technischen<br />
Sinne, steht dieser aber wegen ihrer Rechtwirkungen gleich<br />
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b) Auflassungsvormerkung zugunsten N<br />
aa) Auflassungsvormerkung entstanden<br />
Voraussetzungen<br />
Eintragung der Vormerkung (+)<br />
Bestand des zu sichernden Auflassungsanspruchs (§ 883 Abs. 1<br />
S. 1 BGB)<br />
Hier: aufschiebend bedingter Anspruch aus Vorkaufsrecht vom<br />
04.03.2013, vgl. § 883 Abs. 1 Satz 2 BGB<br />
=> Auflassungsvormerkung entstanden<br />
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bb) Auflassungsvormerkung erloschen<br />
durch Untergang des bedingten Anspruchs<br />
bedingter Auflassungsanspruch von N: Ausübung des<br />
Vorkaufsrechts, durch die nach § 464 Abs. 2 BGB<br />
Kaufvertrag zwischen ihm und vorkaufsverpflichteter E<br />
zustande kommt<br />
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endgültiger Bedingungsausfall<br />
(= Erlöschen des Anspruchs) durch Tod von E am<br />
05.04.2013?<br />
Grds. (-), wegen § 1922 Abs. 1 BGB<br />
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BGB für Fortgeschrittene<br />
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Hier aber:<br />
Erbe von E ist N, der mit sich selbst keinen Kaufvertrag<br />
schließen kann<br />
=> Anspruch kann nicht mehr entstehen<br />
=> Bedingungsausfall steht fest<br />
=> Auflassungsvormerkung erloschen<br />
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cc) Zwischenergebnis<br />
Auflassungsvormerkung zugunsten von N ist mit dem<br />
Ableben von E am 05.04.2013 erloschen<br />
Auflassungsvormerkung zugunsten von F ist N<br />
gegenüber nicht nach § 883 Abs. 2 BGB relativ<br />
unwirksam<br />
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Relative Unwirksamkeit der Übereignung des Grundstücks<br />
an S gegenüber F<br />
=> N ist die Erfüllung des Auflassungsanspruchs<br />
gegenüber F nicht unmöglich<br />
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C. Ergebnis<br />
F kann von N die Auflassung des Grundstücks aus dem<br />
Kaufvertrag vom 04./08.04.2013 nach § 433 Abs. 1 S. 1<br />
BGB verlangen.<br />
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II. Anspruch F gegen S auf Bewilligung ihrer Eintragung<br />
als Eigentümerin des Grundstücks aus § 888 Abs. 1<br />
BGB<br />
- wirksame Vormerkung zugunsten von F (+) – s.o.<br />
- spätere vormerkungswidrige Verfügung (+) – s.o.<br />
Ergebnis: F kann S die Zustimmung zur Eintragung als<br />
Eigentümerin nach § 888 Abs. 1 BGB verlangen.<br />
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