März 2011
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Dienstags-Feature<br />
Tel: 0221-345-1382<br />
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Karin Beindorff -1383<br />
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Sekretariat<br />
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Thalia Hoffmann -1542<br />
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DEUTSCHLANDFUNK<br />
Hörspiel/Hintergrund Kultur<br />
Feature-Vorschau<br />
Januar – <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />
Deutschlandfunk<br />
Redaktionsgemeinschaft Hörspiel/Hintergrund Kultur<br />
Raderberggürtel 40<br />
50968 Köln
Dienstag, 04. Januar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Von Waterloo nach Westerbork<br />
Eine Reise zu europäischen Gedenkstätten politischer Gewalt<br />
Von Daniel Cil Brecher<br />
Regie: Thomas Wolfertz<br />
Produktion: DLF 2010<br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Nach der Schlacht von Waterloo (1815) wurden auf dem ehemaligen<br />
Schlachtfeld immer wieder neue Monumente und Gebäude errichtet. Sie<br />
repräsentieren die Erinnerung verschiedener Epochen, Länder und<br />
Gruppen und erzählen stets andere Geschichten von der Schlacht und<br />
der politischen Bedeutung von Krieg und Tod. Heute ist Waterloo ein<br />
Erlebnispark. Wer und was wurde erinnert, und was wurde vergessen?<br />
Auf der Reise besuchen wir auch den deutschen Soldatenfriedhof<br />
Langemark in Flandern, das NS-Durchgangslager Westerbork im Osten<br />
der Niederlande und eines der neuesten Denkmäler politischer Gewalt,<br />
das Sklavereimonument in Amsterdam. Der Reisebericht schildert die<br />
Umstände der Entstehung dieser Erinnerungsorte, ihr Design und die<br />
wechselvolle Geschichte ihrer politischen Sinngebungen und beschreibt<br />
die Schwierigkeiten, der Opfer politischer Gewalt angemessen zu<br />
gedenken.<br />
Freitag, 07. Januar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Curt Meyer-Clason. Portugiesische Tagebücher<br />
Von Leonhard Koppelmann<br />
Regie: Robert Steudner und Leonhard Koppelmann<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Ulrike Bajohr<br />
Curt Meyer-Clason, renommierter Übersetzer lateinamerikanischer<br />
Literatur, erhielt 1969 den Auftrag, das Goethe-Institut in Lissabon zu<br />
leiten. Er übernahm das Institut noch während der Salazar-Diktatur und<br />
steuerte es durch bewegte und bewegende Zeiten. Dabei erlebte Meyer-<br />
Clason den Druck der Zensur der Salazar-und Caetano-Jahre ebenso<br />
wie die Befreiung durch die ›Nelkenrevolution‹. Er führte das Instituto<br />
Alemão als „konsequentes und lebendiges Kulturzentrum der Stadt“, von
fortschrittlichen Geistern gelobt für seine Funktion als „Schutzraum und<br />
offene Tür zu Europa“. Enzensberger, Werner Herzog, Peter Weiss,<br />
Grass, Kroetz und andere lud Meyer-Clason nach Lissabon ein. In den<br />
«Portugiesischen Tagebüchern» hat Meyer-Clason seine Zeit als<br />
Repräsentant deutscher Kultur am Tejo festgehalten.
Dienstag, 11. Januar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Für Frieden, Recht und Freiheit<br />
Die vergessenen Toten der Bundeswehr<br />
Von Jochen Rack<br />
Regie: Alexander Schuhmacher<br />
Produktion: SWR/DLF 2010<br />
Redaktion: Herman Theißen<br />
Nicht erst seit den Auslandseinsätzen sterben Soldaten im Dienst der<br />
Bundeswehr. Über 3100 Menschen verloren ihr Leben seit 1956, die<br />
meisten in den Jahren des kalten Krieges. Gestorben wurde in allen<br />
Truppenteilen, bei Flugzeugabstürzen, bei Manövern und Übungen. Es<br />
gab Beisetzungen mit militärischen Ehren, aber danach blieben die<br />
Hinterbliebenen - vor allem in den 60er-und 70er-Jahren - mit ihrem<br />
Schicksal allein. Psychologische Betreuung, wie sie die Bundeswehr<br />
heute anbietet, gab es nicht. Stattdessen wurde ein ganzes Kapitel<br />
deutscher Nachkriegsgeschichte tabuisiert. Inzwischen gibt es in Berlin<br />
zwar ein Ehrenmal der Bundeswehr, das Namen von Opfern nennt, aber<br />
kein Dokumentationszentrum, das die so unterschiedlichen Schicksale,<br />
die sich hinter den Namen verbergen, festhält. Das Gedenken bleibt<br />
weitgehend abstrakt, damit sich die Bundeswehr nicht der unbequemen<br />
Frage stellen muss, warum eigentlich so viele Menschen in ihrem Dienst<br />
zu Tode kamen.<br />
Freitag, 14. Januar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Abschied von Julia<br />
Protokoll eines frühen Todes<br />
Von Burkhard Reinartz<br />
Regie: Burkhard Reinartz<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Am zweiten Weihnachtstag 2004 bricht die 22-jährige Julia nach einer<br />
durchtanzten Nacht bewusstlos zusammen. Eltern, Bruder und<br />
Freundinnen begleiten Julia auf die Intensivstation. Dort wird eine<br />
Gehirnblutung im Stammhirn festgestellt. Nach zwei Tagen im Koma<br />
stirbt die junge Frau. Das Feature dokumentiert die Stationen des<br />
Abschieds- und Trauerprozesses. Wie geht das Leben weiter nach dem<br />
Verlust eines Kindes? Kann die Zeit beim Vernarben von Wunden<br />
helfen? Wie ist es der Familie gelungen, ihren Lebensmut zu bewahren?
Burkhard Reinartz hat die Familie sechs Jahre nach Julias Tod eine Zeit<br />
lang begleitet: Er hat gemeinsam mit den Eltern in Fotoalben und Briefen<br />
geblättert, Julias Lieblingsmusik gehört, den Ort ihres Zusammenbruchs<br />
aufgesucht, das Grab besucht und versucht, einige Facetten Julias und<br />
ihres kurzen Leben kennen zu lernen.<br />
Dienstag, 18. Januar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Hochöfen am Rande der Mangroven<br />
Das Thyssenkrupp-Stahlwerk im Bundesstaat Rio de Janeiro<br />
Von Axel Denecke<br />
Regie: Susanne Krings<br />
Produktion: DLF/WDR <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Der weltgrößte Erzproduzent ist in Brasilien zu Hause: die Rio Vale do<br />
Rio Doce SA. In Duisburg residiert Deutschlands größter Stahlproduzent:<br />
die Thyssenkrupp AG. Beide Konzerne zusammen haben in einer Bucht<br />
südlich von Rio de Janeiro ein komplettes Stahlwerk errichtet. Lange<br />
hatte man nach einem geeigneten Standort gesucht. 2006 wurde damit<br />
begonnen, das Werk samt Kraftwerk und Hafenanlage auf dem<br />
sumpfigen Grund der Bucht bei Rio zu errichten. In Gegenwart des<br />
brasilianischen Staatspräsidenten Lula da Silva wurde 2010 der erste<br />
Hochofen angefahren. Vom Kai der Anlage aus sollen nun jährlich<br />
Millionen Tonnen Rohstahl nach Duisburg zur Weiterverarbeitung bei<br />
Thyssenkrupp verschifft werden. Wer profitiert von dieser Investition?<br />
Welche Folgen hat sie für die Fischer in der Bucht, welche für die<br />
Duisburger Stahlarbeiter? Das Feature erzählt von Investoren,<br />
Ingenieuren, von Politikern und Fischern.<br />
Freitag, 21. Januar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
„Nieder mit Putin!“ oder: „Wenn ich ‚Stalinʼ sage, will ich<br />
provozieren!“<br />
Russische Nationalbolschewisten proben den Aufstand<br />
Von Gisela Erbslöh<br />
Regie: Thomas Wolfertz<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Ulrike Bajohr
„Nieder mit Putin!“. Seit 5 Jahren ist die national-bolschewistische Partei<br />
in Russland wegen Extremismus verboten. Ihre jungen Aktivisten hatten<br />
die Regierungspartei ›Einiges Russland‹ attackiert. Den Kampf für ein<br />
„gerechteres Russland“ wollen sie aber nicht aufgeben. Ihr Anführer,<br />
Eduard Limonov, will demnächst fürs Präsidentenamt kandidieren, an<br />
seiner Seite der prominente Autor Zakhar Prilepin. Viele<br />
Nationalbolschewisten sind dem Oppositionsbündnis »Das andere<br />
Russland« beigetreten, was dort Widerspruch auslöste. Nicht nur wegen<br />
der national-bolschewistischen Flagge, auf der Hammer und Sichel statt<br />
des Hakenkreuzes prangen. Geht es um ›ästhetischen Protest‹ oder um<br />
die Aushebelung der Linken mit rechtem Gedankengut?<br />
Dienstag, 25. Januar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Tödliche Rendite<br />
Die verborgenen Geschäfte mit Streubomben<br />
Von Sigrid Dethloff<br />
Regie: Thomas Wolfertz<br />
Produktion: DLF/WDR <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Seit August 2010 ist das Streubomben-Verbotsabkommen von Oslo in<br />
Kraft. Doch diese Waffen sind gefragt wie eh und je. In<br />
Nichtunterzeichnerstaaten wie den USA, Südkorea oder auch Singapur<br />
wird Streumunition weiterhin produziert. Die Aktien sind lukrative Anlagen<br />
und auch viele Finanzinstitute in der EU greifen zu: Sie investieren in<br />
"tödliche Renditen". Wie kann es sein, dass dies in EU-Staaten<br />
geschieht, die das Völkerrechtsabkommen zur Ächtung von<br />
Streubomben unterzeichnet und ratifiziert haben? Wie kann es sein,<br />
dass deutsche Banken und Versicherungen dabei sogar zu den<br />
führenden Investoren gehören? Eine Recherchereise über Berlin,<br />
Amsterdam, Den Haag, Brüssel und Oslo verschafft Einblicke in die<br />
Intransparenz der Finanzmärkte und die Unwissenheit von<br />
Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft.<br />
Freitag, 28. Januar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Last Exit Sarajevo<br />
Unterwegs mit dem Balkan Express<br />
Von Isa Hoffinger
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Seit zehn Jahren sind die Jugoslawienkriege vorbei, aber noch immer ist<br />
die Region ein einziges Minenfeld. Nationalisten schüren Konflikte, die<br />
Opferzahlen sind weiterhin ungeklärt und Kriegsverbrecher wie Radovan<br />
Karadzic stehen erst jetzt vor Gericht. Isa Hoffinger hat sich auf die<br />
Suche nach alten Wunden und neuen Hoffnungen gemacht. Zehn<br />
Stunden fuhr die Autorin mit der Eisenbahn von der serbischen<br />
Hauptstadt Belgrad bis ins bosnische Sarajevo. Unterwegs hat sie ganz<br />
persönliche Geschichten eingesammelt, von Veteranen, Bürgermeistern,<br />
Studenten, Schaffnern und Mitreisenden. Der Expresszug Nummer 451<br />
verkehrt erst seit einem Jahr wieder und überwindet drei Ländergrenzen.<br />
Das Feature dokumentiert den langen Weg zur Versöhnung.<br />
Dienstag, 01. Februar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Falsche Heimat<br />
Die Abschiebung der Roma in den Kosovo<br />
Von Dirk Auer<br />
Regie: Wolfgang Rindfleisch<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Hermann Theißen<br />
Da wäre zum Beispiel Familie Kabashi: drei Kinder, alle sind in<br />
Deutschland geboren, für alle ist Deutsch die Muttersprache.<br />
Deutschland ist ihre Heimat, sie kennen ja auch nichts anderes. Die<br />
Eltern waren 1990 aus dem Kosovo nach Deutschland geflüchtet. 15<br />
Jahre lebten sie hier, bis es schließlich hieß: Kosovo ist jetzt wieder<br />
sicher, auch für Roma. Eines Nachts hämmerte plötzlich die Polizei an<br />
die Tür, und wenige Stunden später standen sie in Prishtina am<br />
Flughafen, nur mit ein paar Plastiktüten in der Hand. Ein Schicksal, das<br />
stellvertretend für viele steht. Aus dem Kosovo stammt die größte<br />
Gruppe der Flüchtlinge, die jahrelang als 'Geduldete' in Deutschland<br />
gelebt haben. Die meisten von ihnen sind Roma. Herausgerissen aus<br />
ihren Leben in deutschen Kleinstädten, landeten sie von einem Tag auf<br />
den anderen in den verschlammten Roma-Siedlungen des Kosovo, ohne<br />
Arbeit, ohne Sozialhilfe - und oft auch ohne Pass. Von den<br />
Einheimischen werden sie "Die Deutschen" genannt. Weil sie einfach<br />
anders sind, noch nicht einmal die Sprache richtig können, und in ihren
Häusern auch Jahre nach ihrer Abschiebung noch immer ausschließlich<br />
deutsche Fernsehprogramme laufen.<br />
Freitag, 04. Februar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Das Leben beginnt morgen<br />
Vom Nachkriegskino zum Neuen Deutschen Film<br />
Von Jochanan Shelliem<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Was verbindet die ›Ferien des Monsieur Hulot‹ mit den ›Kindern des<br />
Olymp‹, was eint ›Das Wirtshaus im Spessart‹ mit den ›Sieben<br />
Samurai‹? Die Grafik. Was Mitte der 50er in Göttingen mit drei<br />
begeisterten Cineasten begann, veränderte die deutsche<br />
Nachkriegsrepublik und begründete eine Ästhetik, an der sich die<br />
Avantgarde des deutschen Films bis in die 70er-Jahre messen lassen<br />
musste. Der Filmverleiher Werner Kirchner überzog die<br />
Adenauerrepublik mit Filmkunstkinos. Hanns Eckelkamp übernahm mit<br />
seinem atlas Filmverleih Hitchcocks Werbekonzept und öffnete jungen<br />
Filmbegeisterten das Fenster zur Welt. Aus Kintopp wurde Kunst. Logo,<br />
Plakat, Programmheft – der Film bekam eine Produktidentität. Und die<br />
Plakate von Hans Hillmann, Heinz Edelmann, Jan Lenica und Wolfgang<br />
Schmidt prägten den Blick einer ganzen Generation von Volker<br />
Schlöndorff bis Hark Bohm.<br />
Dienstag, 08. Februar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Monster Charlie<br />
Charles Spencer Chaplins Versuche, das kleine Ungeheuer loszuwerden<br />
Von Werner Dütsch<br />
Regie: Wolfgang Rindfleisch<br />
Produktion: DLF 2010<br />
Redaktion: Hermann Theißen<br />
In fünf Jahrzehnten, 1914 bis 1967, dreht Chaplin 80 Filme, zuerst in<br />
atemberaubender Produktionsgeschwindigkeit, dann in Abständen von<br />
Jahren und Dekaden. Im Zentrum unserer Erinnerung steht Charlie, der<br />
Habenichts mit dem Briefmarkenbärtchen, der mitleiderweckende Tramp,<br />
jedermanns kleiner Sonnenschein, der auch schon mal Kinder und
Frauen rettet. In den frühen, kurzen Filmen ist Charlie ein<br />
unberechenbarer Possenreißer, egoistisch, genusssüchtig, asozial, für<br />
gute Werke unbrauchbar. Mit dieser Figur wurden die Filme so<br />
erfolgreich, dass Chaplin sein eigener Regisseur, Autor und Produzent<br />
werden konnte. Doch warum macht Chaplin aus dem anfänglichen<br />
kleinen Ungeheuer den zu Tränen rührenden Charlie der berühmten<br />
langen Filme ›Goldrausch‹, ›Lichter der Großstadt‹ oder ›Moderne<br />
Zeiten‹? Warum kommt es in ›Der große Diktator‹ zum Verschwinden der<br />
Figur? Die Reaktionen auf Chaplins Filme ohne Charlie waren sehr<br />
gemischt und getragen vom Bedauern über den Verlust der<br />
Jahrhundertfigur, deren Bekanntheitsgrad nur noch von Hitler übertroffen<br />
wurde, dem Chaplin vorwarf, Charlie nachgeahmt zu haben.<br />
Freitag, 11. Februar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Selbstbildnis vor leerem Blatt<br />
Leben und Tod der Elfriede Lohse-Wächter<br />
Von Rosemarie Mieder und Gislinde Schwarz<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Ulrike Bajohr<br />
„Es wird schon alles wieder gut werden“, steht in einer klaren, schönen<br />
Schrift auf der Postkarte. Sie trägt das Datum vom 5. <strong>März</strong> 1940 und ist<br />
abgestempelt in Arnsdorf, der größten psychiatrischen Anstalt Sachsens.<br />
Der Trost geht nach Dresden zu Sidonie Wächter. Es ist das letzte<br />
Lebenszeichen, das die Mutter von ihrer Tochter erhält. Ein knappes<br />
halbes Jahr später wird die gerade 40-jährige Elfriede Lohse-Wächter<br />
zusammen mit Dutzenden anderen Frauen in der Anstalt Sonnenstein<br />
bei Pirna in die Gaskammer getrieben und erstickt. Zurück bleiben<br />
Briefe, Aufzeichnungen, vor allem aber hunderte Zeichnungen, Aquarelle<br />
und Ölbilder. Sie geben Auskunft über eine Künstlerin, die erst in den<br />
vergangenen 20 Jahren wiederentdeckt worden ist, über ihre Stärke,<br />
aber auch über ihre tiefe Zerrissenheit – und über eines der<br />
schwärzesten Kapitel deutscher Geschichte.
Dienstag, 15. Februar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Sein Abschied vom Himmel<br />
Hamed Abdel-Samad – ein Muslim konvertiert vom Glauben zum Wissen<br />
Von Rosvita Krausz<br />
Regie: Axel Scheibchen<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Hermann Theißen<br />
"Die islamische Welt hat ihr kulturelles und zivilisatorisches Konto<br />
überzogen und lebt sträflich über ihre Verhältnisse. Wäre der Islam eine<br />
Firma, dann wäre er längst pleitegegangen. Was der Islam nun braucht,<br />
ist eine geregelte Insolvenz, eine Inventur, durch die er sich endlich von<br />
vielen Bildern trennen muss: Gottesbilder, Gesellschaftsbilder,<br />
Frauenbilder, Vor- und Feindbilder." So der ägyptische<br />
Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad in seinem neuen Buch "Der<br />
Untergang der islamischen Welt – eine Prognose". Der Sohn eines Imam<br />
kam vor 15 Jahren nach Deutschland, um sich vom Dogmatismus seiner<br />
Erziehung zu befreien und seine von Gewalt geprägte Kindheit hinter<br />
sich zu lassen. Als Islamkritiker ist er eine Ausnahmeerscheinung. Kein<br />
Eiferer, eher ein Philosoph. Keiner mit fertigen Antworten, einer, der mit<br />
anderen in Dialog treten will.<br />
Freitag, 18. Februar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
23. Februar 1981.<br />
Oder: vom Erzählen einer Geschichte<br />
Von Barbara Eisenmann<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Wir haben ein historisches Ereignis: einen siebzehneinhalb Stunden<br />
langen Putsch im spanischen Parlament am 23. Februar 1981, von dem<br />
es einen vierunddreißig Minuten und vierundzwanzig Sekunden langen<br />
Fernsehmitschnitt gibt. Wir haben dreißig Jahre alte Erinnerungen von<br />
Leuten daran und ein vierhundertdreiundsechzigseitiges Buch, das sich<br />
dem Ereignis an die Fersen heftet: "Anatomía de un instante", „Anatomie<br />
eines Augenblicks“ heißt es. Und wir haben ein<br />
zweihundertdreiminütiges Gespräch mit seinem Autor: Javier Cercas.<br />
Eigentlich hat er zwei Bücher geschrieben. Einen fast fertigen Roman,<br />
den er verwirft, um ein neues Buch zu schreiben, das kein Roman ist.
Auf der Kante zwischen Wirklichkeit und Fiktion nähern wir uns dem 23.<br />
Februar 1981 und der Geschichte.<br />
Dienstag, 22. Februar <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
land grabbing<br />
Die globale Jagd nach Ackerland<br />
Von Christian Brüser<br />
Regie: Thomas Wolfertz<br />
Produktion: DLF/ORF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Die Weltbevölkerung nimmt zu, fruchtbares Ackerland weltweit ab. Es<br />
versalzt, degeneriert infolge des Klimawandels zu Wüste oder wird<br />
verbaut. In den letzten 20 Jahren hat sich die weltweit verfügbare<br />
Agrarfläche pro Kopf halbiert. Bis 2050 wird sie sich noch einmal<br />
halbieren und das bedeutet: Lebensmittel werden knapp. Ölstaaten wie<br />
Saudi-Arabien, die wenig Agrarland, aber viel Geld haben, leiten eine<br />
neue Form des Kolonialismus ein: Sie erwerben oder pachten riesige<br />
Ackerflächen in Afrika und Asien. In Äthiopien beispielsweise werden nun<br />
auf den Hightech-Plantagen ausländischer Investoren Tag für Tag<br />
Tonnen herrlich frisches Gemüse geerntet, das innerhalb weniger<br />
Stunden auf den Märkten der Golfstaaten landet, während im Land<br />
selbst 6 Millionen Menschen unter Hunger und Unterernährung leiden.<br />
Für internationale Investmentfonds bedeutet die Verknappung von<br />
Agrarland ein hochprofitables Geschäft.<br />
Freitag, 25. Februar <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Die süße, kranke Liebe<br />
Patricia Highsmith lesen<br />
Von Roland Koch<br />
Regie: Claudia Kattanek<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Vor dem Hintergrund einer bedrückenden Kindheit, eines schwierigen<br />
Lebens entstanden die frühen Romane Patricia Highsmiths, und sie alle<br />
erzählen von unglücklicher Liebe. Die genauen Beschreibungen, die<br />
nackte Sprache führen in „Der Stümper“, „Tiefe Wasser“ oder „Der süße
Wahn“ ähnliche Konstellationen und Familiengeschichten vor. Warum<br />
faszinieren diese Romane bis heute, wodurch sind sie so suggestiv? Der<br />
Kölner Schriftsteller Roland Koch hat sich mit Highsmiths Leben und<br />
Werk auseinandergesetzt und beschreibt auch den Einfluss ihrer<br />
Liebesverzweiflungen und ihrer kalten, traurigen Sätze auf sein<br />
Schreiben. Roland Koch, geboren 1959 in Hagen, arbeitet seit 1991 als<br />
freier Schriftsteller. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein<br />
erzählerisches Werk. Zuletzt erschien der Roman „Unter fremdem<br />
Himmel“ (2010).<br />
Dienstag, 01. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Die Macht der Musik oder: Die Musik der Macht<br />
Das russische Alexandrow-Ensemble<br />
Von Elke Windisch<br />
Regie: Heide Schwochow<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Russlands gefährlichste Waffe ist eine singende: das Tanz- und<br />
Gesangsensemble der Armee, das sich nach dessen Gründer -<br />
Alexander Alexandrow – nennt. Lieder, die er im Zweiten Weltkrieg für<br />
den 300 Mann starken Soldatenchor komponierte, hatten damals wie<br />
heute die Wirkung einer Droge. Nicht nur in Russland. Ausgerechnet mit<br />
der Musik des Sowjetstaates, wo Atheismus und Kampf gegen den<br />
Imperialismus zum nationalen Selbstverständnis gehörten, stürmte das<br />
Alexandrow-Ensemble sogar Festungen wie den Vatikan oder das<br />
NATO-Hauptquartier. Das berühmte Ensemble demonstriert mit der<br />
Musik der Macht auch die Macht der Musik. Die Autorin hat das<br />
Ensemble begleitet und rekonstruiert seine Geschichte.<br />
Freitag, 04. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Spider Rock<br />
Reisen in der Navajo Nation<br />
Von Harald Brandt<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Obwohl die Navajos ein über 27.000 Quadratmeilen großes Territorium<br />
bewohnen, das sich über die Bundesstaaten Utah, Neu Mexico und
Arizona erstreckt, sind sie ebenso wie die Hopis und die Bewohner der<br />
Puebloreservate im Rio-Grande-Tal hin-und hergerissen zwischen ihren<br />
eigenen Traditionen und den Anforderungen der amerikanischen<br />
Gesellschaft. Harald Brandts Reise im Oktober 2009 durch verschiedene<br />
Indianerreservate hatte die Sammlung von Klängen, Klanglandschaften<br />
und Stimmen zum Ziel, die den Besuchern des Nordamerika Native<br />
Museums (NONAM) in Zürich ein authentisches Bild der<br />
Lebensbedingungen der Ureinwohner im heutigen Amerika vermitteln<br />
sollen. Im Gespräch mit der Kuratorin des Museums, Karin Isernhagen,<br />
die seit über 30 Jahren beruflich im Südwesten der USA unterwegs ist,<br />
werden die wichtigsten Etappen der Reise noch einmal lebendig.<br />
Dienstag, 08. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Wie Irma Sperling starb<br />
Euthanasiemorde unter der Obhut der evangelischen Kirche<br />
Von Rainer Link<br />
Regie: Anna Panknin<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Hermann Theißen<br />
Irma Sperling wurde dreimal begraben. Ihr Körper wurde 1944 in einem<br />
Massengrab in Wien verscharrt. Ihr Gehirn ist 1996 in Hamburg<br />
begraben worden. Eine weitere Gehirnscheibe wurde 2002 beigesetzt.<br />
Irma Sperling war ein geistig behindertes Kind, das in der Nazizeit in die<br />
düsteren Backsteinbauten der Alsterdorfer Anstalten, eine der größten<br />
evangelischen Behinderteneinrichtungen Deutschlands, eingewiesen<br />
wurde. Sie starb mit nur 13 Jahren – eines von Tausenden Opfern der<br />
NS-Euthanasieprogramme. Die Täter wurden allesamt nicht bestraft,<br />
nach einer kurzen Frist setzten sie ihre Karrieren in Hamburg fort: als<br />
Gemeindepastor, als Senatsdirektor und als Facharzt. Jahrzehntelang<br />
bestritt die Nordelbische Landeskirche ihre Komplizenschaft mit den NS-<br />
Mördern - der Tod Irma Sperlings beweist das Gegenteil. Eine schlichte<br />
graue Granitplatte ist heute auf dem Ohlsdorfer Friedhof in den Rasen<br />
eingelassen. Zehn Namen stehen auf dem Grabstein, der dritte von<br />
unten: Irma Sperling. Hier ruht die Asche dessen, was die Ärzte als<br />
Einziges interessant fanden an diesem Kind und deshalb aufbewahrten –<br />
das Gehirn.
Freitag, 11. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
"Der schöne Sommer"<br />
Cesare Pavese und seine Stadt Turin<br />
Von Maike Albath<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Schnurgerade Straßen, rechtwinkelige Plätze, barocke Fassaden, am<br />
Horizont Fabrikschlote und die modernste Autofabrik Europas – das ist<br />
Turin Anfang der 30er-Jahre. Während Fiat neue Kleinwagen produzierte<br />
und Mussolini über die widerständige Arbeiterschaft der Industriestadt<br />
klagte, schrieb der 1908 geborene Student der Anglistik Cesare Pavese<br />
Gedichte über Alltagsgeschehnisse und machte Turin zu einem<br />
literarischen Ort. Seine Schulfreunde Giulio Einaudi und Leone Ginzburg<br />
gründeten unterdessen einen Verlag. Ab 1934 verantworteten sie zwei<br />
Zeitschriften. Pavese wurde zum Entdecker Amerikas und steuerte<br />
Artikel über Dos Passos, Steinbeck und Sinclair Lewis bei. Der Einaudi-<br />
Verlag geriet bald in Konflikt mit dem Regime, Ginzburg und Pavese<br />
kamen ins Gefängnis. Die drei Freunde hielten an ihrem ehrgeizigen<br />
Programm fest, und nach dem Krieg schrieb Einaudi Kulturgeschichte.<br />
Der Verlag wurde zu einem Sammelbecken der literarischen und<br />
politischen Avantgarde.<br />
Dienstag, 15. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
"Ich, Europas blasses Judenkind"<br />
Das außerordentliche Leben der Ruth Weiss<br />
Von Birgit Morgenrath<br />
Regie: Peter Behrendsen<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Deutsche? Engländerin? Südafrikanerin? Die deutsch-jüdische<br />
Journalistin Ruth Weiss floh als Jugendliche vor den Nazis, wurde als<br />
Apartheid-Gegnerin aus Südafrika und Rhodesien ausgewiesen und<br />
wohnte anschließend mal in England, in Sambia, auch wieder im<br />
unabhängigen Simbabwe und nun wieder in Deutschland. Sie war<br />
während der Jahre der Entkolonialisierung in Afrika und lernte viele<br />
spätere Staatsoberhäupter kennen. Kritisch beobachtete sie –<br />
ungewöhnlich für eine weiße, alleinstehende Frau - wirtschaftliche<br />
Entwicklungen und arbeitete für namhafte englische und deutsche
Zeitungen. Ruth Weiss musste als Emigrantin und Zeitzeugin viele<br />
Umwege gehen. Sie trennte sich von ihrem Ehemann, musste sich im<br />
Beruf durchsetzen und ein Kind alleine großziehen. Eine mutige<br />
Emanzipation, an deren Ende eine unermüdliche und anerkannte<br />
Schriftstellerin steht. Die Botschaft der heute 86-Jährigen lautet:<br />
Toleranz.<br />
Freitag, 18. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
Inselansichten<br />
Helgoland und seine Fotografen<br />
Von Regina Kusch und Andreas Beckmann<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Selbst bei schwerem Wetter ließ er sich trotz Seekrankheit von Fischern<br />
aufs Meer hinausrudern, um seine Insel in der Brandung auf Glasplatten<br />
festzuhalten. Franz Schensky, der in der ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts auf Helgoland arbeitete, gilt als einer der Pioniere der<br />
Fotokunst. Seine Aufnahmen von Fischern im Kampf mit den Wellen<br />
oder Möwen im Sturzflug strahlten eine bis dahin ungekannte Dynamik<br />
aus und wurden weltweit preisgekrönt. Sturmgepeitschte Wolken und<br />
schäumende Brecher waren vor über 30 Jahren Gründe für Lilo Tadday,<br />
als Inselfotografin nach Helgoland zu ziehen. Am Fischereihafen in der<br />
Hummerbude 36 betreibt sie auf zwölf Quadratmetern die wohl kleinste<br />
Galerie Deutschlands. Sie wirkt wie die moderne Erbin Schenskys. Beide<br />
sind Naturfotografen, doch wo er schwarz-weiß blieb, zeigt sie pralle<br />
Farben. Wo er die allerersten Unterwasseraufnahmen durch die gläserne<br />
Wand des Forschungsaquariums machte, geht sie mit den Quallen<br />
tauchen.<br />
Dienstag, 22. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
Die Kunst des Schächtens<br />
Von jüdischen und islamischen Schlachtriten in Deutschland<br />
Von David Hecht und Sebastian Meissner<br />
Regie: Sebastian Meissner<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Karin Beindorff
Jüdische und islamische Schächtungen sind sich verblüffend ähnlich:<br />
Das Tier soll sich im Moment des Tötens bei Bewusstsein befinden und<br />
gründlich ausbluten, bevor es zerlegt wird. Unterschiedlich dagegen ist<br />
die Geschichte der zwei Schlachtarten in Deutschland. Mit den<br />
Tierschutzgesetzen vom April 1933 wurde koscheres Schächten in<br />
Deutschland verboten. Nach 1945 tolerierten die alliierten<br />
Besatzungsmächte sowie die folgende Bundesregierung jüdische<br />
Schächtungen, aber die muslimische nicht. 2002 hat das<br />
Bundesverfassungsgericht die muslimische und die jüdische Praxis<br />
rechtlich einander gleichgestellt, dennoch ist es in der Praxis heutzutage<br />
einem muslimischen Metzger fast unmöglich, eine Schächtungserlaubnis<br />
zu erhalten. Über die Normen der industriellen Tierschlachtung herrscht<br />
Einigkeit - trotz zahlreicher Skandale rund um die Haltungsbedingungen<br />
– das Töten in den Schlachthöfen gilt als 'human'. Inzwischen gerät die<br />
jüdische Schlachtpraxis unter Legitimationsdruck.<br />
Freitag, 25. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 20.10 Uhr<br />
"...aber mit zweien beginnt die Wahrheit"<br />
Der Philosoph Heinrich Blücher<br />
Von Christine Nagel<br />
Produktion: DLF <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Sabine Küchler<br />
Der Philosoph Heinrich Blücher (1899-1970), mit dem Hannah Arendt 30<br />
Jahre lang verheiratet war, ist in Deutschland vor allem durch den<br />
berührenden Briefwechsel des Ehepaares bekannt. Sein Denken und<br />
sein Einfluss auf Hannah Arendts Werk ist hingegen wenig im Blick, vor<br />
allem, weil Blücher selbst kein eigenes schriftliches Werk hinterlassen<br />
hat. Nun sind an seiner langjährigen Wirkungsstätte, am Bard College in<br />
New York, Tonbandmitschnitte seiner Vorlesungen zugänglich gemacht<br />
worden. Die Begeisterung, die der Philosophieprofessor damals bei<br />
seinen Studenten hervorrief, lässt sich jetzt nacherleben: Heinrich<br />
Blücher entwickelte seine Thesen brillant, stets lebensnah und<br />
provozierend aktuell aus dem Erfahrungshintergrund seiner Zeit heraus.<br />
Aufgabe der Philosophie sei es, so Blücher, den Menschen aus einem<br />
bloßen Verstandeswesen in eine verantwortliche Person zu verwandeln.
Dienstag, 29. <strong>März</strong> <strong>2011</strong>, 19.15 Uhr<br />
USAllah<br />
Der islamisch-amerikanische Traum<br />
Von Thilo Guschas<br />
Produktion: NDR/DLF/RBB/SWR <strong>2011</strong><br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Nirgends in der westlichen Welt leben Muslime so gut integriert, so<br />
erfolgreich und angesehen wie in den USA. Anders als in Europa sind<br />
sie hier gesellschaftlich erfolgreich: in der Kultur, Wissenschaft und<br />
Politik Ihre Bildung, ihr Einkommen und demokratisches Engagement<br />
liegen deutlich über dem US-Durchschnitt. Das Wall Street Journal pries<br />
amerikanische Muslime gar als Vorbilder für den Rest der Vereinigten<br />
Staaten. Ein wahrgewordener amerikanischer Traum mit dem Koran<br />
unter dem Arm. Und das in dem Land, das seine Bürgerrechte fein<br />
geschliffen hat, um nach muslimischen Schläfern zu fahnden, das im<br />
Islam unverhohlen den ärgsten Feind sieht. Im Alltag schüren rechte<br />
Blogger Ressentiments, diffamieren die Integration als Fassade, und<br />
mehr als die Hälfte aller Amerikaner ist der Überzeugung, dass Muslime<br />
in den USA systematisch gemobbt werden. Je weiter von den liberalen<br />
Metropolen entfernt, desto offener das Misstrauen. Jetzt gehen<br />
muslimische Comedians zum Gegenangriff über und verballhornen<br />
Feindseligkeiten und Ängste: hinter jedem US-Muslim könnte ein<br />
islamistischer Schläfer stecken ...