BuMa_2011_01 - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...
BuMa_2011_01 - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...
BuMa_2011_01 - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
NACHRICHTEN<br />
26<br />
BERND BRUTSCHY<br />
ZUM<br />
65. GEBURTSTAG<br />
Bernd Brutschy ist in unseren Reihen eine markante Persönlichkeit.<br />
Sein Alter sieht man ihm nicht ohne weiteres an.<br />
Er wurde 1946 in Waldshut am Hochrhein geboren, einer Gegend,<br />
die durch den Rhein und den südlichen Schwarzwald,<br />
den Hotzenwald, geprägt wird. Am Gymnasium in St. Blasien<br />
hat er sein Abitur abgelegt.<br />
1966 begann er mit dem Physikstudium an der Universität Freiburg,<br />
das er 1973 beendete. Im Rahmen seiner Diplomarbeit<br />
bei Niehaus befasste er sich mit der Penning-Ionisations-Massenspektrometrie.<br />
In der anschließenden Doktorarbeit unter Anleitung<br />
von Helmut Haberland hatte er die elastische Streuung<br />
von angeregten He-Atomen zu bearbeiten. Nach der Promotion<br />
war er als Postdoc am Hahn-Meitner-Institut in Berlin bei Arnim<br />
Henglein.<br />
Schon 1979 wechselte er an die Freie Universität in das Institut<br />
<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie. Dies war der Platz, an dem<br />
er seine eigene wissenschaftliche Laufbahn begann. Bernd<br />
Brutschy hat das Arbeitsgebiet seiner Promotion – atomare<br />
Stoßprozesse – nicht fortgesetzt. Er nahm Abschied vom Thema<br />
seiner Promotion und ist zu neuen Ufern aufgebrochen. Er<br />
begann mit Experimenten an molekularen Aggregaten, die er<br />
in Düsenstrahlen herstellte. Teilweise mit Lasern und teilweise<br />
mit der Synchrotronstrahlung von BESSY wurde von ihm die<br />
Photoionisation und –dissoziation der molekularen Aggregate<br />
untersucht. Im weiteren Verlauf hat die systematische Untersuchung<br />
der Energetik und Dynamik in homogenen und heterogenen<br />
Aggregaten eine Fülle von neuen und interessanten<br />
Ergebnissen geliefert. Seine zielgerichteten und anspruchsvollen<br />
Experimente lieferten vertiefte Einsicht in die Stabilität und<br />
Struktur dieser Aggregate, vor allem aber auch neue, teilweise<br />
überraschende Resultate, die <strong>für</strong> die Grundlagen der Chemie<br />
von Interesse sind. Hier seien nur die Stichworte Protonentransfer<br />
und Elektronentransfer in Aggregaten genannt. Als<br />
einer der Ersten hat er nukleophile Substitutionsreaktionen<br />
beobachtet, die im Cluster ablaufen. Im Rahmen dieser Arbeiten<br />
hat Bernd Brutschy seine eigene Arbeitsgruppe aufgebaut.<br />
1989 hat er sich mit der Arbeit „Energetik und Dynamik in ionischen<br />
Molekülaggregaten“ an der Freien Universität Berlin <strong>für</strong><br />
das Fach <strong>Physikalische</strong> Chemie habilitiert.<br />
Seine Arbeiten wurden im engeren und weiteren Kreis der wissenschaftlichen<br />
Kollegen stark beachtet. Ihre Anerkennung<br />
kam in Einladungen zu zahlreichen Vorträgen und bestellten<br />
„Review-Artikeln“ zum Ausdruck. Bereits 1992 erhielt er den<br />
Ruf auf einen Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie an der Universität<br />
Frankfurt, dem er folgte. In Frankfurt eröffnete sich <strong>für</strong><br />
BUNSEN-MAGAZIN · 13. JAHRGANG · 1/<strong>2<strong>01</strong>1</strong><br />
ihn nicht nur die Möglichkeit, seinen Arbeitskreis zu erweitern,<br />
sondern vor allem auch weiter verfeinerte, anspruchsvolle Experimente,<br />
etwa mit Femtosekunden-Lasern, durchzuführen.<br />
Seine wissenschaftlichen Kontakte ließen das Institut bald zu<br />
einem Ort internationalen Austausches werden, an dem er mit<br />
Kollegen aus verschiedenen Ländern sehr erfolgreich zusammenarbeitete.<br />
Bereits in Berlin hatten ihn Arbeiten zur Solvatation organischer<br />
Moleküle zu laserspektroskopischen Untersuchungen an Flüssigkeitsstrahlen<br />
geführt. Ihren Höhepunkt fanden diese Experimente<br />
jedoch erst in Frankfurt in der Entwicklung des LILBID-<br />
Verfahrens (laser induced liquid beam ion desorption). Mit<br />
dieser Methode gelingt es, Makromoleküle mit Molgewichten<br />
von 100000 und mehr unzersetzt in die Gasphase zu bringen,<br />
wo sie massenspektroskopisch untersucht werden können. Die<br />
Bedeutung dieses Verfahrens <strong>für</strong> die Molekularbiologie kann<br />
nicht hoch genug eingeschätzt werden, erlaubt sie doch die Untersuchung<br />
von Enzymen und anderen großen Molekülen, die<br />
<strong>für</strong> die Molekularbiologie und Medizin von Interesse sind.<br />
Die wissenschaftliche Entwicklung von Bernd Brutschy und<br />
sein Werdegang sind nicht gewöhnlich. Sie haben ihn von der<br />
elementaren Physik atomarer Prozesse über die molekularen<br />
Aggregate in die <strong>Physikalische</strong> Chemie und schließlich mit<br />
dem LILBID-Verfahren in die Molekularbiologie geführt. Bernd<br />
Brutschy ist ein begeisterter Forscher und engagierter Hochschullehrer,<br />
dessen geistiger Horizont weit über das eigene<br />
Fach hinausreicht. Kreativität und Aufgeschlossenheit des Denkens,<br />
Ausdauer und hervorragende Experimentierkunst sind <strong>für</strong><br />
ihn charakteristisch. Sie waren und sind noch immer die Garanten<br />
seines Erfolgs. Seit er den Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong>