SQU-Hospital - bvmd

vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Maskat, Oman
Procedere mit dem gesamten Team. Hier wurde erwartet, dass du dich einbringst und mitdenkst. Die Dozenten
wirkten gegenüber ihren eigenen Studenten für deutsche Verhältnisse ein wenig streng, waren aber zu den
Famulanten überaus freundlich und hilfsbereit. Insgesamt wurde das Bedside teaching von den Senior
consultants sehr engagiert und enthusiastisch geführt, wie ich es mir manchmal von einigen Dozenten an meiner
Uni nur wünschen könnte. Ich merkte ihnen wirklich an, dass es ihnen ein hohes Anliegen war, möglichst viel
Wissen an nachfolgende Medizinergenerationen weiterzugeben. Zwar konnte eine solche Morgenrunde u. U. fast
zwei Stunden dauern, war aber sehr lehrreich und mit sehr viel Spaß verbunden. Nach dem Bedside teaching
blieb dann noch Zeit in Kleingruppen mit den 7th Year Students einzelne Patienten aufzusuchen, um
Anamnesegespräche und körperliche Untersuchungen zu üben. Anschließend durfte ich mir es aussuchen
entweder den Operationssaal zu besuchen, in die chirurgische Ambulanz zu gehen oder an interdisziplinären
Konferenzen (z. B. Tumorboards) teilzunehmen. Am Nachmittag bestand dann noch die Möglichkeit, an den
Seminaren und praktischen Übungen der 7th Year Students teilzunehmen. Optional und bei den Dozenten gern
gesehen war auch das Angebot, mindestens einmal einen 24-h-Dienst mitzumachen.
Während der Famulatur konnte ich einiges über das Gesundheitssystem und die Mentalität der Menschen zu
Gesundheit und Krankheit in Erfahrung bringen. Zunächst einmal solltest du wissen, dass in Oman das gesamte
Gesundheitssystem den Einheimischen kostenlos zur Verfügung steht. Ärzten wird generell großen Respekt von
ihren Patienten entgegengebracht. Bei körperlichen Untersuchungen zeigen sich Patienten jedoch häufig sehr
schamhaft, insbesondere dann, wenn eine Frau von einem Mann untersucht werden sollte oder umgekehrt. Hin
und wieder bitten Patientinnen den behandelnden Arzt, die männlichen Studenten von der körperlichen
Untersuchung auszuschließen, so dass ich mich gelegentlich mit den männlichen Kollegen hinter einem Vorhang
wiederfand, der schnell um das Krankenbett gezogen worden war, während alle Kommilitoninnen mit dem Arzt
auf der anderen Seite des Vorhangs standen und die Patientin untersuchten. Du solltest also über die kulturellen
Sensibilitäten im Klaren sein, wenn du nicht ins Fettnäpfchen treten möchtest. Allerdings brauchst du dir keine
Sorgen zu machen, da die omanischen Kommilitonen einen meist rechtzeitig auf das ein oder andere
vorbereiten.
Land und Leute
Außerhalb des Krankenhauses kann Oman mit einer ganzen Fülle an Attraktionen auftrumpfen. Wenn du dich
für Geschichtliches und Kultur interessierst, dann ist die historische Altstadt der Städte Maskat und Nizwa genau
das Richtige für dich. Oder doch lieber feilschen und shoppen bis zum Umkippen? Die Souks und Shopping
Malls in und um Maskat herum werden dich sicher nicht enttäuschen. Und dann wären da für die
Naturverbundenen unter uns die unglaublich schönen Landschaften, wie du sie vielleicht nur aus Katalogen und
Postkarten kennst – die es aber in Oman tatsächlich gibt!
Sonnige Strände, karge Wüsten, schroffe Berge und Felsen, paradiesische Wadis und stille Oasen – das ist kein
Copy-paste aus Reiseprospekten, sondern real! Du kannst dich als Famulant in Oman auf ein
abwechslungsreiches und spektakuläres Social programme einstellen, womit kaum ein anderes Austauschland
mithalten kann. Es ist einfach unglaublich wie engagiert und professionell die omanischen Studenten
Freizeitangebote für uns zusammengestellt haben und mit eigenen Autos Touren ins Landesinnere organisiert
haben. Und wo auch immer du in Oman bist, überall triffst du auf die beeindruckende Hilfsbereitschaft und
Gastfreundschaft der Omanis!
Fazit
Die Famulatur hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen! Oman selbst ist ein wunderbares Land mit
überhaus freundlichen Menschen. Dass noch viele Orte in Oman für mich unentdeckt blieben, ist ein guter
Grund für mich, unbedingt dieses Land noch einmal zu bereisen.
Aber auch fachlich habe ich viel dazu gelernt. In Oman habe ich Medizin in einem mir völlig fremden kulturellen
Kontext kennengelernt. Diese Erfahrung ist von unschätzbarem Wert für mein späteres Berufsleben als Arzt in
Deutschland, vor allem auch im Hinblick auf die multikulturelle Realität in unserem Land. Cultural awareness als
Kompetenz wird zunehmend wichtiger werden im alltäglichen Umgang mit Patienten. Denn nur wenn ich die
kulturellen Befindlichkeiten eines Patienten berücksichtige, kann Compliance geschaffen werden und Medizin
funktionieren. In diesem Sinne hat meine Famulatur in Oman mich weitergebracht und ich hoffe, in zukünftigen
Auslandsfamulaturen meinen interkulturellen Erfahrungsschatz zu erweitern.
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