Anna Karenina - eBook.de
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»Gehen Sie nur hin! Gott ist barmherzig, beten Sie zu Gott,<br />
gnädiger Herr, beten Sie!«<br />
»Na schön, geh nur!« sagte Stepan Arkadjitsch, plötzlich<br />
errötend. »Nun, dann hilf mir beim Anklei<strong>de</strong>n«, sagte er zu<br />
Matwej und warf entschlossen <strong>de</strong>n Schlafrock ab.<br />
Matwej hielt bereits das Hemd, von <strong>de</strong>m er etwas Unsichtbares<br />
wegblies, wie ein Kummet zum Überstreifen bereit<br />
und hüllte mit sichtlichem Vergnügen <strong>de</strong>n gepflegten<br />
Körper seines Herrn hinein.<br />
3<br />
Nach <strong>de</strong>m Anklei<strong>de</strong>n besprengte sich Stepan Arkadjitsch mit<br />
Parfüm, zupfte die Manschetten zurecht, steckte mit gewohnter<br />
Bewegung die Zigaretten, die Brieftasche, die<br />
Zündhölzer, die Uhr mit doppelter Kette und Berloques in<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Taschen, schüttelte das Taschentuch auseinan<strong>de</strong>r<br />
und ging sauber, wohlriechend und trotz seines<br />
Unglücks gesund und frisch wiegen<strong>de</strong>n Schrittes ins Eßzimmer,<br />
wo <strong>de</strong>r Kaffee bereits auf ihn wartete und neben<br />
<strong>de</strong>m Kaffee seine Briefe und die Akten aus <strong>de</strong>m Amt.<br />
Er las die Briefe. Einer war sehr unangenehm — von einem<br />
Kaufmann, <strong>de</strong>r ein Stück Wald auf <strong>de</strong>m Gut seiner Frau<br />
kaufen wollte. Er mußte diesen Wald unbedingt verkaufen,<br />
aber bevor er mit seiner Frau nicht versöhnt war, konnte<br />
nicht die Re<strong>de</strong> davon sein. Am peinlichsten war ihm dabei,<br />
daß die Versöhnung nun auch mit pekuniären Interessen<br />
verbun<strong>de</strong>n war. Und <strong>de</strong>r Gedanke, daß es scheinen könnte,<br />
als lasse er sich von diesen Interessen leiten und als wolle er<br />
sich wegen <strong>de</strong>s Verkaufs dieses Wal<strong>de</strong>s mit seiner Frau versöhnen—dieser<br />
Gedanke erschien ihm wie eine Beleidigung.<br />
Als Stepan Arkadjitsch mit <strong>de</strong>n Briefen fertig war, zog er die<br />
Akten heran, blätterte rasch zwei Sachen durch, machte sich<br />
mit einem großen Bleistift ein paar Notizen, schob die Akten<br />
wie<strong>de</strong>r zur Seite und trank seinen Kaffee; beim Kaffeetrinken<br />
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