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M 44 Sicherheit auf Treppen

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<strong>Sicherheit</strong> <strong>auf</strong> <strong>Treppen</strong><br />

(Foto: BBE-Verlag Köln)<br />

Merkblatt<br />

M <strong>44</strong><br />

Ausgabe 06.2008


● Die Verkäuferin V. hatte sich <strong>auf</strong>grund<br />

der äußeren Witterungsbedingungen<br />

leicht verspätet. Um möglichst<br />

schnell an ihren Arbeitsplatz<br />

zu gelangen, lief sie in großer Eile<br />

die 12stufige Treppe zwischen Um -<br />

kleide- und Verk<strong>auf</strong>sraum hinab. Auf<br />

einer der letzten Stufen rutschte sie<br />

aus, stürzte und zog sich einen<br />

Bruch des Steißbeins zu.<br />

Sturzunfälle, die sich durch Ausrutschen,<br />

Stolpern oder Fehltreten ereignen,<br />

nehmen seit Jahren die Spitzen -<br />

po sition im Unfallgeschehen ein. Einen<br />

be deutenden Anteil hieran haben die<br />

Sturzunfälle, die sich <strong>auf</strong> der Treppe<br />

ereig nen. Sie sind im Einzelhandel die<br />

dritthäufigste Unfallart sowohl bei den<br />

melde pflichtigen Arbeitsunfällen als<br />

auch bei den neuen Unfallrenten.<br />

Da bei sind die unzähligen „Beinahe-<br />

Unfälle“ sowie die Unfälle, die eine Ar -<br />

beits unfähigkeit von 3 Tagen und weniger<br />

nach sich gezogen haben, noch gar<br />

nicht erfasst.<br />

2<br />

Unfallursache<br />

Tabelle 1 dokumentiert die Ursachen<br />

von <strong>Treppen</strong>unfällen anhand der Auswertung<br />

von ca. 150 Unfällen mit<br />

schweren Verletzungsfolgen.<br />

Im Vergleich zu früheren Jahren ist der<br />

Anteil der Unfälle, bedingt durch bauliche<br />

Mängel, deutlich gesunken. Aber<br />

auch diese Unfälle sind unter Berücksichtigung<br />

der entsprechenden baulichen<br />

Maßnahmen vermeidbar. Die<br />

Hauptunfallursachen liegen im persönlichen,<br />

nicht sicherheitsbewussten Verhalten<br />

der <strong>Treppen</strong>benutzer. Hier ist es<br />

erforderlich, <strong>auf</strong> eine Verhaltensänderung<br />

hinzuwirken, um die hohen Unfallzahlen<br />

zu senken.<br />

Deshalb werden Unternehmern und<br />

Versicherten in diesem Merkblatt so -<br />

wohl Hinweise <strong>auf</strong> einen sicherheits -<br />

gerechten baulichen Zustand als auch<br />

<strong>auf</strong> die Möglichkeiten zur Verhütung<br />

von Unfällen, die <strong>auf</strong> persönlichem<br />

Fehlverhalten beruhen, gegeben.<br />

persönliches Fehlverhalten<br />

– Hast 30 %<br />

– falsche Benutzung 10 %<br />

– Hindernisse 09%<br />

– ungeeignetes Schuhwerk 08%<br />

– Glätte infolge Reinigung 06%<br />

– sonstige Mängel 03%<br />

Anteil<br />

einzeln gesamt<br />

66 %<br />

bauliche Mängel 21 %<br />

Ursachen nicht ermittelbar 13 %<br />

Tabelle 1: Unfallursachen und ihre prozentuale Verteilung<br />

ƒ<br />

©<br />

ª<br />

100 %0


Bauliche Gestaltung von<br />

<strong>Treppen</strong><br />

<strong>Treppen</strong> sind bauliche Einrichtungen,<br />

deren Gestaltung bzw. Ausführung vornehmlich<br />

im Bauordnungsrecht der<br />

einzelnen Bundesländer geregelt wird.<br />

Weitere Festlegungen sind in der in der<br />

Arbeitsstättenverordnung und verschiedenen<br />

DlN-Normen enthalten.<br />

Eine übersichtliche Zusammenfassung<br />

aller Regelungen bietet das „Merkblatt<br />

für <strong>Treppen</strong>“ (BGI 561).<br />

Unfälle <strong>auf</strong> <strong>Treppen</strong> <strong>auf</strong>grund eines<br />

baulichen Mangels sind immer vermeidbar.<br />

Es gilt, für sichere, gehgerechte<br />

<strong>Treppen</strong> zu sorgen.<br />

Dies ist technisch lösbar.<br />

Die wichtigsten Anforderungen an die<br />

bauliche Beschaffenheit von <strong>Treppen</strong><br />

sind:<br />

Bild 1: Bezeichnung von <strong>Treppen</strong>teilen<br />

● Stufenabmessungen<br />

Voraussetzung für sicheres Gehen <strong>auf</strong><br />

<strong>Treppen</strong> sind ausreichend große,<br />

ebene, rutschhemmende und tragfähige<br />

Auftrittsflächen in gleichmäßigen,<br />

mit dem Schrittmaß übereinstimmenden<br />

Abständen. Mit dem Schrittmaß<br />

übereinstimmende Abstände lassen<br />

sich mit Hilfe der Schrittmaßformel:<br />

Auftritt + 2 x Steigung = 63cm +/- ± 3 cm<br />

berechnen.<br />

Unter Einbeziehung der Unfallerfahrungen<br />

ist die Schrittmaßformel sicherheitstechnisch<br />

anwendbar, wenn sie zu<br />

Auftritten zwischen 32 cm und 26 cm<br />

sowie Steigungen zwischen 14 cm und<br />

19 cm führt.<br />

Als besonders sicher begehbar haben<br />

sich <strong>Treppen</strong> erwiesen, deren Stufen<br />

einen Auftritt von 29 cm und eine Steigung<br />

von 17 cm <strong>auf</strong>weisen, wobei dieses<br />

Verhältnis von Auftritt zu Steigung<br />

außerdem den geringsten Kraft<strong>auf</strong>wand<br />

erfordert. Alle Stufen einer Treppe<br />

müssen ferner die gleichen Maße<br />

<strong>auf</strong>weisen, da unterschiedlich hohe<br />

Stufen erfahrungsgemäß sehr unfallträchtig<br />

sind (Bild 1).<br />

3


● Stufenkanten<br />

– Trittsicherheit<br />

Stufenkanten mit <strong>auf</strong>gesetzten oder<br />

eingearbeiteten Trittleisten, Winkel -<br />

kan ten oder Beschichtungen sind<br />

nicht in jedem Fall sicherer. Für einen<br />

vor teilhaften Einsatz müssen einige<br />

Pun kte beachtet werden. Zum einen<br />

muss die Trittfläche im Bereich der<br />

Stu fenkante ebenso rutschhemmend<br />

sein wie die übrige Trittfläche der Stu -<br />

fe, auch bei Einsatz unterschiedlicher<br />

Materialien. Die Rutsch hem mung im<br />

Kantenbereich sollte jedoch auch<br />

nicht wesentlich höher sein als die der<br />

übrigen Stufenfläche, weil bei stark<br />

un terschiedlicher Rutschhemmung<br />

die wechselnden Reibungsbedingungen<br />

zwischen Schuh und Fußboden<br />

den Gehvorgang negativ be ein flussen<br />

und zu Stür zen führen können. Zum<br />

Zwei ten müs sen Stufenflächen eben<br />

sein. Zu satz systeme wie Trittleisten<br />

oder Winkelkanten dürfen keine Stol-<br />

4<br />

perstellen bilden und sollten möglichst<br />

eben in die Stufenfläche eingearbeitet<br />

sein (Höhendifferenz kleiner<br />

2 mm).<br />

- Optische Gestaltung<br />

Zum besseren Erkennen von <strong>Treppen</strong>läufen<br />

und <strong>Treppen</strong>stufen dienen<br />

Stufenkanten, die kontrastreich vom<br />

übrigen Stufenbelag abgesetzt sind.<br />

Dies muss weder besondere Kosten<br />

verursachen, noch repräsentativen<br />

Ge staltungswünschen entgegenstehen,<br />

wenn die Maßnahmen in der Planungsphase<br />

berücksichtigt werden.<br />

Zum Beispiel können im Bereich der<br />

Natur- und Betonwerksteinstufen wir -<br />

kungs volle Effekte durch einen groberen<br />

Oberflächenschliff im Kantenbereich<br />

erreicht werden (Bild 2). Bei mit<br />

Fliesen belegten Stufen sind Formfliesen<br />

für den Kantenbereich verfügbar,<br />

die leichte Profilierungen besitzen<br />

(Bild 3). Kunststoffbelegte Stufen<br />

kön nen mit farblich abgesetzten Kan-<br />

Bild 2: Stufe aus Natur/Betonwerkstein mit deutlich erkennbarem und rutschhemmendem<br />

Kantenbereich.


tenprofilen ausgestattet werden (Bild<br />

4) und bei <strong>Treppen</strong> mit Metallrosten<br />

(Bild 5) werden die Stufenkanten<br />

schon durch die so genannten An -<br />

tritts kanten aus dem gleichartigen<br />

Rastermaß her vor gehoben. Ferner<br />

können Stufen kan ten durch die Integration<br />

von Kom ponenten aus anderen<br />

Materialien im nahen Kantenbereich<br />

kontrastreich gestaltet werden<br />

(siehe Titelbild).<br />

Stufenkanten sollten Radien im<br />

Bereich zwischen 2 und 10 mm<br />

haben. Kleinere Kanten bergen <strong>auf</strong>grund<br />

ihrer Scharfkantigkeit die<br />

Gefahr des „Hängenbleibens“ mit der<br />

Schuhsohle und schwere Verletzungen<br />

im Falle eines Stur zes. Bei den<br />

größeren Kantenradien geht dagegen<br />

die klare Stufenkontur und die<br />

gewünschte Ebenheit im Kantenbe-<br />

Bild 3: Mit Fliesen belegte Stufe mit deutlich<br />

erkennbarem und rutschhemmendem Kantenbereich.<br />

reich verloren, so dass das Stufenraster<br />

schlechter ertastet und erkannt<br />

werden kann.<br />

Bild 4: Mit PVC belegte Stufen mit kontrastreich<br />

hervorgehobenen Stufenkanten.<br />

Bild 5: Metalltreppe mit rutschhemmenden<br />

und kontrastreichen Antrittskanten.<br />

5


● Handläufe<br />

<strong>Treppen</strong> mit mehr als vier Stufen müssen<br />

– mit einem Handl<strong>auf</strong> ausgerüstet sein,<br />

soweit dieser nicht bereits <strong>auf</strong>grund<br />

des Bauordnungsrechts der Länder<br />

bei einer geringeren Stufenzahl gefordert<br />

wird; der Handl<strong>auf</strong> sollte in<br />

Abwärtsrichtung gesehen an der<br />

rechten <strong>Treppen</strong>seite angebracht<br />

sein,<br />

– <strong>auf</strong> beiden Seiten mit Handläufen<br />

ausgerüstet sein, wenn die Stufenbreite<br />

mehr als 1,50 m beträgt,<br />

und zusätzlich<br />

– mit Zwischenhandläufen ausgerüstet<br />

sein, mit denen sie in zwei gleiche<br />

Breitenabschnitte unterteilt werden,<br />

wenn die Stufenbreite mehr als 4,0m<br />

beträgt.<br />

Handläufe sollen dem <strong>Treppen</strong>benutzer<br />

einen sicheren Halt bieten. Sie müs sen<br />

so geformt sein, dass sie ein sicher es<br />

Umgreifen ermöglichen. An den freien<br />

Seiten müssen Handläufe ohne Unterbrechung<br />

über den gesamten <strong>Treppen</strong>l<strong>auf</strong><br />

geführt werden. Die En den der<br />

Handläufe müssen so ge stal tet sein,<br />

dass man daran nicht hän gen bleiben<br />

oder abgleiten kann. Handläufe sollen<br />

nicht tiefer als 80 cm und dürfen nicht<br />

höher als 115 cm angebracht sein,<br />

gemessen lotrecht über Stu fen vor der -<br />

kante bis Oberkante Hand l<strong>auf</strong>. Außerdem<br />

muss der Abstand zu benachbarten<br />

Bauteilen mindestens 5cm betragen.<br />

6<br />

● Geländer<br />

Wegen der Absturzgefahr sind die freien<br />

Seiten von <strong>Treppen</strong> und Podesten durch<br />

Ge länder, feste Abschrankungen oder<br />

Brüstungen zu sichern. Geländer müs -<br />

sen lotrecht über der Stufenvor der kante<br />

mindestens 1,00 m, bei möglichen<br />

Absturzhöhen von mehr als 12m min -<br />

des tens 1,10m hoch sein.<br />

In den Bauordnungen der Länder wird<br />

zum Teil eine niedrigere Geländerhöhe<br />

von 0,90 m bei mög lichen Absturzhöhen<br />

bis 12 m ge for dert. Dieses Maß gilt nicht<br />

für Ar beits stätten. Bei der Planung von<br />

Trep pen sind daher Architekten bzw.<br />

bauausführende Firmen <strong>auf</strong>zufordern,<br />

Geländerhöhen entsprechend der<br />

Arbeitsstättenverordnung und den Vorschriften<br />

der Berufsgenossenschaft auszuführen.<br />

Diese Abweichung von den<br />

Bauordnungen ist vielfach nicht bekannt.<br />

Geländer sind so zu gestalten, dass die<br />

Be schäf tigten nicht hindurchfallen können,<br />

z.B. durch Stäbe, Knieleisten, Gitter,<br />

feste Ausfüllungen. Bei Geländern mit<br />

senkrechten Zwischenstäben darf deren<br />

lichter Abstand nicht mehr als 0,18m<br />

betragen. Bei Gebäuden, in denen mit<br />

dauernder oder häufiger An we senheit<br />

von Kindern gerechnet werden muss,<br />

können nach dem Baurecht der Länder<br />

geringere Abstände erforderlich werden.<br />

Bei Anwesenheit von Kin dern haben sich<br />

senkrechte Gitterstäbe bewährt. Hierdurch<br />

wird das Über klettern erschwert.<br />

Bei Geländern mit einer oder mehreren<br />

Knieleisten darf der Abstand zwischen<br />

Handl<strong>auf</strong>, Knie- und Fußleiste nicht<br />

größer als 0,50 m sein. Bei anderen Ausfüllungen<br />

dürfen die Öffnungsflächen in<br />

einer Rich tung keine größere Länge als<br />

0,18m haben.


● Zwischenpodeste<br />

Nach den Ergebnissen aus Unfalluntersuchungen<br />

sollte, wenn möglich und<br />

baurechtlich zulässig, <strong>auf</strong> Zwischenpodeste<br />

verzichtet werden, insbesondere<br />

wenn sie gewinkelte oder gerade <strong>Treppen</strong>läufe<br />

miteinander verbinden (Grafik<br />

1). Zwischenpodeste haben den Nachteil,<br />

dass sie einen Wechsel der Gangart<br />

(Treppe/ebener Fußboden) erforderlich<br />

machen. Diese Gang-Umstellungen<br />

erfolgen unbewusst und werden nicht<br />

immer fehlerfrei bewältigt. Da durch häufen<br />

sich die Unfälle am Anfang und am<br />

Ende von <strong>Treppen</strong>läufen (Grafik 2).<br />

<strong>Treppen</strong>-Sonderformen<br />

Regelungen zu <strong>Treppen</strong>-Sonderformen,<br />

wie z.B. Wendel-, Spindel- oder Steiltrep -<br />

pen können dem „Merkblatt für <strong>Treppen</strong>“<br />

entnommen werden; zu sät zlich<br />

sind eventuell vorhandene Einschrän -<br />

kun gen durch das Baurecht zu beachten.<br />

Grafik 2: Unfallschwerpunkte im <strong>Treppen</strong>l<strong>auf</strong><br />

Risiko <strong>auf</strong> <strong>Treppen</strong>; B<strong>auf</strong>ormen<br />

relative Unfallhäufigkeit (in %)<br />

als Abweichung vom Durchschnitt<br />

in %<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

Grafik 1: Unfallhäufigkeit <strong>auf</strong> <strong>Treppen</strong> unterschiedlicher<br />

B<strong>auf</strong>ormen<br />

7


<strong>Sicherheit</strong>sgerechtes<br />

Verhalten <strong>auf</strong> <strong>Treppen</strong><br />

Für die bauliche Gestaltung der <strong>Treppen</strong><br />

trägt der Unternehmer allein die<br />

Ver antwortung.<br />

2/3 aller <strong>Treppen</strong>unfälle sind verhaltensbedingt.<br />

Eile und Hektik begünstigen<br />

das Auf treten von Stolper-, Rutschund<br />

Sturz unfällen, wenn beispielsweise<br />

<strong>Treppen</strong>stufen übersprungen werden.<br />

Es ist not wendig <strong>auf</strong> eine Verhaltensänderung<br />

der <strong>Treppen</strong>benutzer hin zu wirken,<br />

denn nur durch Einsicht kann die<br />

Zahl der verhaltensbedingten Arbeitsunfälle<br />

reduziert werden.<br />

Mit Hilfe einer Betriebsanweisung über<br />

das Tragen von geeigneten Schuhen<br />

und durch regelmässige Unterweisung<br />

über sicherheitsbewusstes <strong>Treppen</strong>steigen<br />

kann <strong>auf</strong> die Einsicht der Be -<br />

schäf tig ten hin gearbeitet werden.<br />

Nähere Informationen hierzu enthält<br />

das Merkblatt „Sichere Schuhe im Einzehandel“<br />

(M 90).<br />

Zum sicherheitsbewussten Verhalten<br />

<strong>auf</strong> <strong>Treppen</strong> gehört die Beachtung der<br />

folgenden Verhaltensgrundsätze:<br />

Gehen ohne Hast<br />

Zeitdruck, Nervosität, Hektik oder un -<br />

angebrachte Sportlichkeit – wie im An -<br />

fangsbeispiel dargestellt – führen<br />

immer wieder zu Stolper- und Sturzunfällen.<br />

<strong>Treppen</strong> sind nicht als Trimmstrecke an -<br />

gelegt, sondern in der Anordnung der<br />

Stu fen dem menschlichen Schrittmaß<br />

an gepasst. Deshalb darf der Be nut zer<br />

nie mals einzelne Stufen überspringen<br />

und die <strong>Treppen</strong> nicht her<strong>auf</strong>- oder her -<br />

un terrennen.<br />

8<br />

Mögliche Zeitgewinne beim Herunterspringen<br />

einer Treppe liegen bestenfalls<br />

in einer Größenordnung von Se -<br />

kun den, die Folgen eines Unfalls können<br />

aber lange, sogar lebenslange Wir -<br />

kun gen hinterlassen.<br />

Deshalb gilt:<br />

Ruhiges Gehen =<br />

sicheres Gehen<br />

Aufmerksame und richtige<br />

<strong>Treppen</strong>benutzung<br />

Der Handl<strong>auf</strong> dient einzig und allein der<br />

<strong>Sicherheit</strong> beim Gehen <strong>auf</strong> einer Treppe.<br />

Er kann seinen Zweck aber nur erfüllen,<br />

wenn er auch konsequent benutzt wird,<br />

d.h. der Handl<strong>auf</strong> muss sowohl treppabund<br />

trepp<strong>auf</strong>wärts als auch beim Transport<br />

von Gegenständen, wenn möglich,<br />

mit einer Hand umfasst werden (Bild 6).<br />

Nur dann besteht die Möglichkeit, einen<br />

Sturz ganz zu vermeiden oder zu min dest<br />

die Sturzfolgen in Grenzen zu halten.<br />

Bild 6: • Positiv: Benutzung des<br />

Handl<strong>auf</strong>s beim Begehen<br />

der Treppe<br />

• Negativ: Stufenkanten<br />

schlecht erkennbar


Deshalb gilt:<br />

Handl<strong>auf</strong> benutzen<br />

Zum <strong>auf</strong>merksamen und richtigen <strong>Treppen</strong>steigen<br />

zählt auch die notwendige<br />

Konzentration. Unterhaltungen mit Kollegen<br />

oder mit Kunden, der Blick aus dem<br />

Fenster, Ablenkungen durch Spiegel, Plakate<br />

u. Ä. im <strong>Treppen</strong>bereich sind typische<br />

Ursachen für Unfälle, weil einfach<br />

die Konzentration für den sicheren Auftritt<br />

<strong>auf</strong> die nächste <strong>Treppen</strong>stufe fehlt.<br />

Deshalb gilt:<br />

<strong>Treppen</strong>benutzung<br />

erfordert Konzentration<br />

Ablenkung durch Spiegel,<br />

Plakate u. Ä. vermeiden<br />

Freihalten des Verkehrsweges<br />

„Verkehrswege müssen freigehalten<br />

werden, damit sie jederzeit benutzt<br />

werden können“, so fordert es die Ar -<br />

beits stättenverordnung.<br />

Nicht selten wird diese Vorschrift miss -<br />

achtet und der <strong>Treppen</strong>bereich als willkommene<br />

Erweiterung der Lager- oder<br />

Ausstellungsfläche an gesehen und<br />

bewusst zweckentfremdet zum Abstellen<br />

und zur Präsentation von Waren,<br />

Kartons etc. (Bilder 7+8).<br />

Auch das kurzfristige Abstellen von<br />

Gegenständen ist zu vermeiden.<br />

Durch im Randbereich abgestellte<br />

Dekoration (Bilder 7+8) ist man häufig<br />

abgelenkt. Handläufe dürfen nicht mit<br />

Ware zugestellt werden. Das Einräumen<br />

von Regalen von der Treppe aus<br />

ist gefährlich (Bild 8). Stehleitern können<br />

bei dieser Tätigkeit nicht benutzt<br />

werden. Man ist gezwungen das<br />

Gewicht <strong>auf</strong> ein Bein zu verlagern und<br />

sich weit hinaus zu lehnen, was ein<br />

erhöhtes Unfallrisiko darstellt.<br />

Daher gilt:<br />

Ware gehört nicht<br />

<strong>auf</strong> die Treppe!<br />

Bild 7: Falsch! Treppe als Lagerfläche.<br />

Auf <strong>Treppen</strong> darf keine Ware gelagert<br />

werden.<br />

Bild 8: „<strong>Treppen</strong>lager“<br />

9


● Die Auszubildende M. sollte den Verk<strong>auf</strong>sraum<br />

dekorieren. Zu diesem<br />

Zweck musste sie Lederwaren aus<br />

einem anderen Raum über die Treppe<br />

in den Verk<strong>auf</strong>sraum tragen. Um nicht<br />

zu häufig gehen zu müssen, nahm M.<br />

so viel Ware <strong>auf</strong> den Arm, dass ihr die<br />

Sicht versperrt wurde. Beim Begehen<br />

der Treppe verfehlte sie eine Stufe<br />

und kam zu Fall. Die Folge waren Prellungen<br />

im Rücken- und Schulterbereich.<br />

Es ist falsch verstandener Ehrgeiz, zur<br />

Zeiteinsparung so viel Transportgut <strong>auf</strong><br />

einmal tragen zu wollen, dass die Sicht<br />

<strong>auf</strong> den Verkehrsweg verdeckt wird. Wer<br />

im „Blindflug“ eine Treppe begeht, ge -<br />

fährdet sich und andere, denn wie<br />

schnell hat man eine Stufe verfehlt, stolpert<br />

und stürzt mitsamt der transportierten<br />

Waren die Treppe herunter. Erforderlichenfalls<br />

müssen sperrige Gegenstände<br />

durch zwei Personen transportiert<br />

werden.<br />

Deshalb gilt:<br />

Geeignetes Schuhwerk<br />

Die <strong>Sicherheit</strong> jedes einzelnen vor Unfällen<br />

durch Umknicken, Stolpern oder<br />

Ausrutschen hängt wesentlich davon ab,<br />

ob das getragene Schuhwerk für Mitarbeiter,<br />

die häufig über <strong>Treppen</strong> gehen<br />

müssen, geeignet ist.<br />

Frauen sind von <strong>Treppen</strong>unfällen zu<br />

einem hohen Anteil betroffen. Bei der<br />

Auswertung des Unfallgeschehens er -<br />

wiesen sich Damenschuhe mit höheren<br />

Absätzen sowie Schuhwerk ohne Fersenhalt<br />

wie Pantoletten, Sandaletten<br />

oder Clogs als sehr unfallträchtig.<br />

10<br />

Sicht freihalten<br />

Plakat P 64<br />

Daraus leiten sich folgende allgemeine<br />

Anforderungen an das Schuhwerk ab:<br />

– ausreichend fester Sitz am Fuß,<br />

– Fersenhalt,<br />

– biegsame Sohlen, die sich der natürlichen<br />

Bewegung des Fußes beim<br />

Gehen anpassen,<br />

– niedrige Absätze mit genügend<br />

großer Auftrittsfläche.<br />

Im Übrigen verpflichtet auch der § 15<br />

Abs. 1 der Unfallverhütungsvorschrift<br />

„Grundsätze der Prävention“ (BGV A1)<br />

jeden Versicherten nach seinen Möglichkeiten<br />

für seine <strong>Sicherheit</strong> und Gesundheit<br />

zu sorgen. Hierzu gehört auch, nur<br />

solche Schuhe zu tragen, durch die kein<br />

Unfall verursacht werden kann.<br />

Deshalb gilt:<br />

Sicht frei<br />

halten!<br />

Reinigung der <strong>Treppen</strong><br />

Oh weh – ganz schön viel <strong>auf</strong> einmal.<br />

Stolperfalle, Sturzgefahr!<br />

Denken Sie an Ihre Knochen.<br />

Bestell-Nr. P 64<br />

Sicheres Schuhwerk<br />

tragen<br />

Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass<br />

eine gute Pflege des <strong>Treppen</strong>belages


nur durch eine reichliche Verwendung<br />

von Pflegemittel zu erzielen ist. Das<br />

Gegenteil ist der Fall:<br />

Zu dick <strong>auf</strong>getragenes Pflegemittel kann<br />

eine nicht ausgehärtete, verschiebbare<br />

Schicht <strong>auf</strong> dem Belag bilden und die<br />

<strong>Treppen</strong>stufen in eine gefährliche Rut -<br />

schbahn verwandeln. Rutschhemmende<br />

Pflegemittel verlieren durch Nässe ihre<br />

rutschhemmende Wirkung und machen<br />

den Fußboden dann glatter als ohne<br />

Pflegemittel. Das Reinigungspersonal<br />

oder Reinigungsinstitut sind deshalb an -<br />

zuweisen, die Gebrauchsanleitungen der<br />

Pflegehersteller zu beachten.<br />

Darüber hinaus sollten die Feuchtreinigung<br />

oder spezielle Maßnahmen der<br />

Pflege von <strong>Treppen</strong>, die bis zum Trocknen<br />

Glättebildung verursachen können,<br />

möglichst außerhalb der Haupt be nutz -<br />

ungs zeiten der Treppe erfolgen. Wo dies<br />

nicht möglich ist, müssen die Beschäftigten<br />

<strong>auf</strong> besondere Glättezustände<br />

hin gewiesen werden (Bild 9).<br />

Bild 9: Warnung vor Rutschgefahr<br />

Diese Hinweisschilder, sollten an ge -<br />

kenn zeichneten, deutlich erkennbaren<br />

Abstellplätzen jederzeit verfügbar sein<br />

(Bild 10).<br />

Bild 10: Spill-station („Wischecke“) mit<br />

Warnschild<br />

Deshalb gilt:<br />

<strong>Treppen</strong> nach der<br />

Geschäftszeit reinigen<br />

Meldung von Schäden<br />

Jeder Beschäftigte kann dazu beitragen,<br />

dass Sturzunfälle <strong>auf</strong>grund von Beschädigungen<br />

der Treppe vermieden werden,<br />

indem er seinen Vorgesetzten sofort <strong>auf</strong><br />

erkannte Schäden oder Mängel hinweist.<br />

Ausgebrochene Stufenkanten, Schäden<br />

im Bodenbelag, hochstehende oder<br />

abgerissene Stoßschienen, hervorspringende<br />

Kanten an Handläufen – alles dies<br />

sind Mängel, die dem <strong>auf</strong>merksamen<br />

<strong>Treppen</strong>benutzer <strong>auf</strong>fallen werden und<br />

die dem Vorgesetzten umgehend mitzuteilen<br />

sind. Nur so können unverzügliche<br />

Maßnahmen zur Behebung der Schäden<br />

veranlasst und Unfälle vermieden werden.<br />

Deshalb gilt:<br />

Schäden sofort melden<br />

11


Zusammenfassung<br />

<strong>Treppen</strong>unfälle <strong>auf</strong>grund eines persönlichen<br />

Fehlverhaltens oder einer mangelhaften<br />

Instandhaltung können vermieden<br />

werden, wenn sich sicherheitsbewusste<br />

<strong>Treppen</strong>benutzer an folgende<br />

Regeln halten:<br />

1. Auf <strong>Treppen</strong> konzentriert und<br />

ohne Hast gehen<br />

2. Den Handl<strong>auf</strong> benutzen<br />

3. <strong>Treppen</strong> von Gegenständen freihalten<br />

4. Bei Transport von Waren <strong>auf</strong> freie<br />

Sicht achten<br />

5. Sicheres Schuhwerk tragen<br />

6. <strong>Treppen</strong> nach der Geschäftszeit<br />

reinigen<br />

7. Schäden an einer Treppe sofort<br />

melden<br />

Die Berufsgenossenschaft hilft<br />

Sollten Sie Fragen zu den einzelnen<br />

Problemkomplexen haben oder eine<br />

Beratung z.B. beim Bau einer Treppe<br />

oder zur Wahl des richtigen <strong>Treppen</strong>belages<br />

benötigen, wenden Sie sich an<br />

die Abteilung Prävention Ihrer Berufsgenossenschaft,<br />

der Sie kostenlos<br />

berät und Ihnen weiteres Informationsmaterial<br />

zusendet.<br />

BGHW - Prävention<br />

Postfach 12 08, 53002 Bonn<br />

Telefax 02 28 / 54 06 - 58 99<br />

E-Mail: medien@bghw.de<br />

Internet: www.bghw.de<br />

Druck: Brandt GmbH, Bonn (02.10)<br />

Rechtsquellen und Schriften<br />

– Bauordnungsrecht der einzelnen<br />

Bundesländer<br />

– Arbeitsstättenverordnung (enthalten in<br />

Broschüre „Staatliche Arbeitsschutz -<br />

bestimmungen“, Bestell-Nr. B 1)*<br />

– DlN-Norm 18065 „Gebäudetreppen“<br />

– Merkblatt für <strong>Treppen</strong> (BGI 561)<br />

– Medienpacket „Auf Schritt und Tritt“*<br />

mit<br />

Film Bestell-Nr. DVD 3<br />

Plakaten Bestell-Nr. P 6/P 7<br />

Wandzeitung/Quiz Bestell-Nr. P 48<br />

– Merkblatt „Sichere Schuhe im Einzelhandel“<br />

(M 90)*<br />

– Plakat P 64<br />

* für Mitgliedsbetriebe kostenlos zu<br />

beziehen bei der BGHW

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