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<strong><strong>spice</strong>2</strong>_<strong>zu</strong>_<strong>spice</strong>_8_<strong>11</strong>_<strong>08.txt</strong><br />

Wasserpfeifen und ähnliches Zubehör. Aber im Moment haben die Kunden nur eins im<br />

Kopf: Spice.<br />

Der Kräutermix, vor dem die Drogenbeauftragte der Bundesregierung erst kürzlich<br />

gewarnt hat, ist fast überall im Bundesgebiet seit Tagen ausverkauft. Seit die<br />

Medien über die Modedroge berichten, rollt über Deutschland und Österreich eine<br />

regelrechte Spice-Welle hinweg. Die Kräutermischung soll eine ähnliche Wirkung<br />

haben wie Cannabis, ist aber für die Behörden schwer fassbar: Niemand weiß,<br />

welche Inhaltsstoffe wirklich in den bunten, metallisch glänzenden Tütchen<br />

stecken und welcher davon die berauschende Wirkung erzeugt. Auch die rechtliche<br />

Situation ist verzwickt: Die Modedroge wird zwar geraucht, aber im Laden<br />

geschickt als Räucherwerk verkauft, mitsamt Warnaufdruck: »Nicht <strong>zu</strong>m Verzehr<br />

geeignet«. Somit gilt sie als Bedarfsgegenstand und unterliegt keiner<br />

Regulierung.<br />

Die Hilflosigkeit der Behörden wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie ist mit<br />

einem Stoff um<strong>zu</strong>gehen, über dessen Risiken so gut wie nichts bekannt ist, den<br />

aber immer mehr Jugendliche konsumieren?<br />

=====<br />

Konsum<br />

Jede Packung Spice enthält drei Gramm Kräuter. Auf der Rückseite bezeichnet<br />

der Hersteller den Inhalt als »exotische Räuchermischung, die beim Verbrennen<br />

ein reiches Aroma entfaltet«. Tatsächlich rauchen die Konsumenten Spice ähnlich<br />

wie Cannabis als Tabak<strong>zu</strong>satz in selbst gerollten Zigaretten.<br />

Stärkegrad<br />

Bisher war die berauschende Kräuterdroge nur in drei verschiedenen Stärken<br />

erhältlich (Silver, Gold und Diamond), inzwischen sind noch zwei weitere Sorten<br />

und mehrere Nachahmerprodukte auf dem Markt. Je nach Stärkegrad verlangen die<br />

Verkäufer zwischen 20 und 35 Euro für ein Tütchen.<br />

Inhaltsstoffe<br />

Neben mehreren exotischen Pflanzen wie dem sibirischen Mutterkraut sollen<br />

darin auch Vanille und Honig enthalten sein. Das Design der rechteckigen Tütchen<br />

ist ebenso wie der Vertrieb professionell und der jugendlichen Zielgruppe<br />

angepasst. Die Risiken des Konsums sind bisher unbekannt.<br />

=====<br />

Nicht nur die Behörden sind überfordert. Mit dem Hype, der derzeit Mitteleuropa<br />

erfasst, haben offenbar weder Hersteller noch Verkäufer gerechnet. Die Londoner<br />

Lieferfirma mit dem programmatischen Namen Psyche Deli kommt mit dem Nachschub<br />

nicht mehr hinterher. »Wir verdienen pro Tag allein mit Spice etwa 1000 Euro«,<br />

sagt Sven K., der in Darmstadt einen Headshop betreibt. Der Verkauf läuft so<br />

gut, dass er gerade eine zweite Filiale in Mainz eröffnet hat. Als einer der<br />

wenigen hat er die Kräuterdroge noch im Angebot und vorsorglich einen Vorrat von<br />

1000 Tütchen angelegt. »Wer ein bisschen was im Kopf hat, der investiert jetzt«,<br />

sagt er.<br />

Paul, 26, Schlosser aus Cloppenburg, hat im Peace-Headshop gerade nach der<br />

Mischung gefragt. »Auf nüchternen Kopf wie ein Trip« fühle sich das an, sagt er,<br />

also wie ein LSD-Rausch. Aber die Wirkung sei bei jedem anders. Was steckt denn<br />

nun in der Kräutermischung, die offiziell als Räucherwerk die Raumluft<br />

erfrischen soll, tatsächlich aber in selbst gerollten Zigaretten gepafft wird<br />

wie Cannabis?<br />

Welcher der Inhaltsstoffe den berauschenden Effekt hervorruft, weiß bisher<br />

niemand. <strong>Von</strong> den auf der Packung aufgeführten Pflanzen ist in Deutschland keine<br />

verboten. Sollten Wirkstoffe gefunden werden, die unter das<br />

Betäubungsmittelgesetz fallen, wäre die Droge schnell vom Markt -- aber eine<br />

gründliche wissenschaftliche Analyse liegt bisher noch nicht vor. »Die Datenlage<br />

ist sehr dünn«, sagt Jürgen Thier-Kundke, Pressesprecher des Bundesinstituts für<br />

Risikobewertung (BfR) in Berlin.<br />

Das BfR hat seit einigen Tagen einen Auftrag aus dem Ministerium, die<br />

vorhandenen Informationen <strong>zu</strong> Spice <strong>zu</strong> sammeln. Eine chemische Untersuchung ist<br />

dort, anders als in einigen Medien behauptet, noch nicht in Planung.<br />

Klarheit schaffen könnte der Londoner Hersteller. Doch der hält sich bedeckt,<br />

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