Bund geht gegen K.O.-Tropfen vor
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Staatsanwaltschaft gestern. Der Mann soll seine Opfer mit K.o.-<strong>Tropfen</strong> wehrlos<br />
gemacht und sich an ihnen vergangen haben.<br />
Die Tat ist kein Einzelfall. «Wir stellen eine massive Zunahme von Vergiftungen mit<br />
K.o.-<strong>Tropfen</strong> fest», sagt Hugo Kupferschmidt, Leiter des Toxikologischen<br />
Infozentrums. 2007 verzeichnete das Zentrum 47 Fälle von Patienten, denen ohne ihr<br />
Wissen betäubende Substanzen verabreicht wurden. 2006 waren es erst 31 Fälle<br />
gewesen. «Der Anstieg ist signifikant, zumal das nur die Spitze des Eisbergs ist», sagt<br />
Kupferschmidt. Meistens kamen die Substanzen GHB und GBL zum Einsatz –<br />
bekannt unter dem Namen K.o.-<strong>Tropfen</strong> oder Liquid Ecstasy (siehe Kasten).<br />
Zunahme von Vergewaltigungen<br />
«Bei uns melden sich immer mehr Frauen, die unter betäubenden Substanzen<br />
vergewaltigt wurden», sagt Daniela Brühwiler von der Zürcher Beratungsstelle<br />
Nottelefon für Frauen. Problematisch sei <strong>vor</strong> allem, dass sich die Opfer kaum an das<br />
Geschehene erinnern können, sie aber auf Grund von Samenspuren oder<br />
verrutschten Kleidern ahnen, was <strong>vor</strong>gefallen ist. «Oft schämen sich die Frauen, weil<br />
sie sich vom mutmasslichen Täter zu einem Drink einladen liessen», sagt Brühwiler.<br />
Bei den Tätern handle es sich um Fremde und um Freunde der Opfer. K.o.-<strong>Tropfen</strong><br />
würden nicht nur in Bars und Clubs, sondern auch im privaten Rahmen verwendet.<br />
Gemäss Donald Ganci, dem Leiter der Zürcher Beratungsstelle Streetwork, weiss das<br />
Partyvolk zwar um die Gefährlichkeit der <strong>Tropfen</strong>. Allerdings führten Alkohol und<br />
Ausgelassenheit nach wie <strong>vor</strong> zu Unachtsamkeit. Er empfiehlt, einen Drink nicht<br />
unbeobachtet zu lassen und sich bei Unwohlsein an das Personal zu wenden: «Es ist<br />
falsch, in einem solchen Fall frische Luft zu suchen. Draussen ist man ungeschützt».<br />
Ganci berichtet von einem Fall, bei dem kürzlich eine 18-Jährige in Zürich wegen<br />
Unwohlsein eine Bar verliess – und nach einiger Zeit mit zerrissenen Kleidern<br />
aufwachte und sich an nichts erinnern konnte. Die Frau wurde vermutlich sexuell<br />
genötigt. Ganci empfiehlt, auch im Zweifelsfall ohne zu duschen sofort zur Polizei zu<br />
gehen und Anzeige zu erstatten.<br />
Farblos und geruchlos<br />
Laut dem <strong>Bund</strong>esamt für Gesundheit (BAG) sind K.o.-<strong>Tropfen</strong> farb- und geruchlos<br />
und können unbemerkt in einen Drink gemixt werden. Nach 15 Minuten breitet sich<br />
Euphorie aus, die in Müdigkeit über<strong>geht</strong>. Eine Überdosis führt zu tiefer<br />
Bewusstlosigkeit und Atemnot – in Kombination mit Alkohol kann dies tödlich sein.