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Programmheft - Heimat.de

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einführung<br />

kühn anmuten<strong>de</strong>n Mittel <strong>de</strong>s einbezugs von singstimmen. durch dieses<br />

Verfahren wur<strong>de</strong>n nicht allein die gängigen gattunstraditionen unterlaufen,<br />

<strong>de</strong>r satz – und damit auch das gesamte Werk – erhielt dadurch ein<br />

neues gesicht und einen neuen Charakter: es wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r<br />

instrumentalmusik in eine an<strong>de</strong>re sphäre überführt, gewann eigenständige<br />

Qualitäten und wur<strong>de</strong> mit zusätzlichen ausdrucksträgern und einer<br />

beson<strong>de</strong>ren Klangintensität angereichert. Beim finalsatz von Beethovens<br />

9. sinfonie han<strong>de</strong>lt es sich im grun<strong>de</strong> um ein kantatenhaftes gebil<strong>de</strong>, das<br />

durch das gesungene Wort imstan<strong>de</strong> war, in ein<strong>de</strong>utigerer Weise als ein<br />

reines instrumentalwerk eine »Botschaft« zu vermitteln.<br />

dass Beethoven hierbei schillers freu<strong>de</strong>n-O<strong>de</strong> wählte, ist angesichts<br />

seiner Affinität zu ihr durchaus verständlich. Dass er in die originale Textgestalt<br />

jedoch erheblich eingriff, mit <strong>de</strong>m aufruf »O freun<strong>de</strong>, nicht diese<br />

töne« sogar eigene Worte hinzusetzte, ist bemerkenswert genug. Von <strong>de</strong>n<br />

insgesamt 18 strophen aus schillers umfangreichem gedicht vertonte<br />

Beethoven nur etwa die hälfte: ausgeschlossen blieben vor allem diejenigen<br />

Passagen, die <strong>de</strong>r O<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Charakter eines überschwänglichen<br />

trinklie<strong>de</strong>s verleihen. die textfassung, die sich Beethoven für sein Werk<br />

erstellte, ist ganz auf die Musik hin entworfen: das ebenso schlichte wie<br />

eingängige, ins hymnische gesteigerte freu<strong>de</strong>nthema, das in vielfältigen<br />

Variationen <strong>de</strong>n finalsatz durchzieht, erst instrumental eingeführt und<br />

Der Finalsatz von Beethovens 9. Sinfonie<br />

war durch das gesungene Wort imstan<strong>de</strong>,<br />

in ein<strong>de</strong>utigerer Weise als ein reines<br />

Instrumentalwerk eine »Botschaft«<br />

zu vermitteln.<br />

Ankündigung <strong>de</strong>r Erstaufführung von Beethovens 9. Sinfonie<br />

am 7. Mai 1824 in Wien<br />

dann vokal verarbeitet wird, bil<strong>de</strong>t das wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Motto – wie auch<br />

<strong>de</strong>r dazugehörige text »freu<strong>de</strong>, schöner götterfunken« mehrfach erklingt.<br />

für Beethoven lag hier offenbar <strong>de</strong>r Kern von schillers gedicht, ebenso wie<br />

in <strong>de</strong>n eindringlichen Worten »alle Menschen wer<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r«, die in <strong>de</strong>r<br />

hoffnungsfrohen lesart <strong>de</strong>s Komponisten auf einen allgemeingültigen humanismus,<br />

<strong>de</strong>r gleichwohl eher Wunsch<strong>de</strong>nken als realität ist, abzielen.<br />

dass es sich bei <strong>de</strong>r 9. sinfonie um ein singuläres Werk innerhalb <strong>de</strong>r klassisch-romantischen<br />

tradition han<strong>de</strong>lt, wird gera<strong>de</strong> auch hier <strong>de</strong>utlich:<br />

schillers Worte in Verbindung mit Beethovens Musik bringen etwas zum<br />

ausdruck, das ihnen getrennt voneinan<strong>de</strong>r gewiss nicht in gleichem Maße<br />

möglich wäre. sie öffnen horizonte für ein im guten sinne zuversichtliches<br />

<strong>de</strong>nken an eine bessere Zukunft.

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