Programmheft - Eugen Onegin - Theater Nordhausen
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PJOTr ILJITSCH TSCHAIKOWSKY<br />
ALEXANDEr SErGEJEWITSCH PUSCHKIN<br />
Die Sängerin Elisaveta Lavrovskaja<br />
Der größte Dichter Russlands wurde<br />
gab Tschaikowsky den Tipp, die Oper<br />
am 6. Juni 1799 in Moskau als Sohn<br />
„<strong>Eugen</strong> <strong>Onegin</strong>“ zu schaffen: „Denken<br />
einer alten russischen Adelsfamilie<br />
Sie doch, stellen Sie sich doch vor,<br />
geboren. Seine Mutter war die Enkelin<br />
was das für ein poetisches, dank-<br />
eines afrikanischen Fürstensohnes,<br />
bares Thema ist! Wie farbig man die<br />
der erfolgreich im Dienste Peters I.<br />
12<br />
russische Lebensweise des Jahrhunderts<br />
beschreiben kann, was<br />
stand. Wie bei russischen Adeligen<br />
üblich, bediente sich Puschkin als<br />
13<br />
für wunderbare Gestalten – Tatjana,<br />
Kind hauptsächlich des Französi-<br />
<strong>Onegin</strong>, Lenski … Sie, und nur Sie,<br />
schen. Doch seine Amme Arina Rodio-<br />
lieber Pjotr Iljitsch, können eine solche<br />
nowna erzählte ihm altrussische Mär-<br />
Oper schreiben, und Sie werden sie<br />
chen und Sagen. Puschkin besuchte<br />
schreiben!“ Tschaikowsky erschrak –<br />
das Elitelyzeum Zarskoje Selo (heute<br />
war Puschkins Versroman doch so gut<br />
Puschkin), wo sich seine dichterische<br />
wie heilig. Doch die Idee faszinierte<br />
ihn auch, und so begann er, zu dem<br />
Begabung bereits zeigte. Beeinflusst<br />
von den Ideen der Französischen<br />
Selbstporträt 1829<br />
Tschaikowsky 1877<br />
ihn bewegenden Stoff ein Libretto zu<br />
schreiben. Er wurde unterstützt von<br />
Revolution, strebte Puschkin nach<br />
Freiheit und Gleichheit für alle. 1817 Zwei Tage später starb der Dichter an<br />
Der Komponist Peter (Pjotr) Iljitsch seinem Freund Konstantin Schilowski,<br />
trat er in den Dienst des Außenmini- seiner schweren Verwundung.<br />
Tschaikowsky wurde am 7. Mai 1840 im der am Moskauer Maly-<strong>Theater</strong> als<br />
steriums, wurde jedoch 1820 wegen Zu seinen bekanntesten Werken zährussischen<br />
Wotkinsk geboren und starb Schauspieler engagiert war. Am Mos-<br />
politischer und satirischer Gedichte len „Der Gefangene im Kaukasus“<br />
am 6. November 1893 in St. Petersburg. kauer Maly-<strong>Theater</strong> fand am 29. März<br />
nach Südrussland – erst nach Jekate- (Gedicht, 1822), „Pique Dame“ (Erzäh-<br />
Nachdem er zunächst bis 1863 als Jus- 1879 auch die Uraufführung der Oper<br />
rinoslaw, dann nach Kischinjow und lung, 1834) und „Die Hauptmanns-<br />
tizbeamter tätig war, studierte er in „<strong>Eugen</strong> <strong>Onegin</strong>“ statt.<br />
Odessa – versetzt. Von 1824 bis 26 tochter“ (Roman, 1836). Noch als<br />
St. Petersburg Musik, unter anderem<br />
wurde er wegen eines von der Zensur Schüler fasste Puschkin den Plan, ei-<br />
bei Anton Rubinstein. 1866 bis 1877 Tschaikowsky schrieb unregelmäßig<br />
abgefangenen Briefes auf das elter- nen Versroman zu schreiben – wie sie<br />
nahm er ein Lehramt für Musiktheorie Tagebuch, größtenteils schilderte er in<br />
liche Gut Michailowskoje im Gouver- die westlichen Schriftsteller geschaf-<br />
am Moskauer Konservatorium an. Es knappen Worten nur seinen Tagesabnement<br />
Pskow verbannt. 1826 hob fen hatten, und wie sie insbesondere<br />
folgten Dirigententätigkeiten in nahezu lauf. Trotzdem geht ein eigenartiger<br />
Nikolaus I. die Verbannung auf, unter- der in ganz Europa hoch verehrte Lord<br />
allen europäischen Ländern, während Zauber von diesen lakonischen Ein-<br />
stellte Puschkin aber seiner persön- Byron in die moderne Literatur ein-<br />
derer er häufig im Ausland lebte. In tragungen aus, assoziativ reihte<br />
lichen Zensur.<br />
brachte. Byrons leidenschaftliche Hel-<br />
jene Zeit fällt auch Tschaikowskys Tschaikowsky Stimmungen, Begeben-<br />
1831 heiratete Puschkin die für ihre den verbanden romantische Künste<br />
Bekanntschaft mit seiner Gönnerin heiten und philosophische Reflexi-<br />
Schönheit berühmte Adlige Natalja mit rebellischem Außenseitertum.<br />
Nadeshda von Meck, die ihm bis 1890 onen aneinander. Diese fügen sich zu<br />
Gontscharowa und übersiedelte nach Der junge Puschkin trug in Petersburg<br />
eine jährliche Pension gewährte und einem Vexierbild seiner Persönlichkeit<br />
Petersburg. Durch sein Amt als Kam- den Titel „russischer Byron“. Mit<br />
mit der er einen sehr vertraulichen zusammen: hier der ewig kränkelnde,<br />
merherr geriet er ständig in Konflikt seinem Versroman „<strong>Eugen</strong> <strong>Onegin</strong>“<br />
Briefwechsel führte. Tschaikowsky zum Hypochonder neigende Bonvivant<br />
mit den vornehmen Kreisen, die den (1823–1830) aber schuf er etwas<br />
gilt als bedeutendster Komponist der und Kartenspieler, da der leidenschaft-<br />
Dichter einerseits als Parvenü verach- ganz Neues: den ersten realistischen<br />
westlich orientierten russischen Schule. liche, ewig mit sich unzufriedene und<br />
teten, ihn andererseits wegen seiner russischen Roman. Damit wurde er<br />
Seine Kompositionen wurden unter „wie ein Ochse“ arbeitende Künstler ...<br />
Freiheitsliebe und unbedingten Wahr- zum Vorläufer der großen russischen<br />
anderem durch die Werke Mozarts und Unstete Lebenslust und leise Wehmut<br />
haftigkeit, denen er überzeugenden Literatur des 19. Jahrhunderts, wie sie<br />
Chopins beeinflusst. Sein Schaffen sind die bleibenden Eindrücke dieser<br />
Ausdruck zu geben verstand, fürch- von Gogol, Turgenjew, Dostojewski,<br />
umfasst Orchesterwerke, Solokonzerte, intimen Bekanntschaft mit dem „kranteten.<br />
Nach Beleidigungen der Ehre Tolstoi und Tschechow geschrieben<br />
Kammermusik, Klaviermusik, Ballette ken Neurotiker“ und großen Kompo-<br />
seiner Frau duellierte sich Puschkin wurde.<br />
und Vokalwerke.<br />
nisten Pjotr Iljitsch Tschaikowsky.<br />
1837 mit dem Gardeoffizier d’Anthes.