Nr. 162
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Video-Aufnahmegerät, und kann mein Video-Bearbeitungsprogramm<br />
dieses Format verarbeiten? Welche<br />
Qualität muss das Endprodukt haben, wofür soll es<br />
verwendet werden? Welche Tondateien fallen an, und<br />
welchen Einfluss haben sie auf die Qualität? Das sind<br />
nur einige der Fragen, die sachgerecht beantwortet<br />
werden müssen.<br />
Bei der Nachbearbeitung erstellter digitaler Videos<br />
geht es um die Anwendung komplexer Informatiksysteme,<br />
die zu handhaben einen nicht unbeträchtlichen<br />
informatischen Kenntnisstand erfordert. Es gilt, den<br />
Aufbau des Informatiksystems – bezogen auf die Bearbeitung<br />
einer digitalen Videodatei – zu verstehen und<br />
entsprechend sachgerecht zu handhaben. Da es sich bei<br />
Video-Bearbeitungsprogrammen um recht komplexe<br />
Systeme handelt, muss verstanden werden, welche Anforderungen<br />
auch an die Hardware zu stellen sind, um<br />
effizient arbeiten zu können.<br />
In dieser kurzen Aufzählung wird schon deutlich,<br />
dass die Produktion digitaler Videos nicht allein ein<br />
Aspekt der Medienerziehung ist. Es geht nicht nur darum,<br />
etwas anzuwenden, sondern es soll auch das Prinzip<br />
verstanden werden, was wie zusammenarbeitet und<br />
warum entsprechende Ergebnisse erzielt werden. Erst<br />
aus dieser Kenntnis heraus lassen sich entsprechende<br />
Anforderungen formulieren, die an eine Videoproduktion<br />
zu stellen sind.<br />
Doch beginnen wir nun mit der Praxis und den zugehörigen<br />
Hintergrundinformationen. Zuvor sei gesagt,<br />
dass die Produktion eines digitalen Videos recht zeitaufwendig<br />
sein kann. Von daher empfiehlt es sich, rechtzeitig<br />
das Thema zu bestimmen, ein Konzept zu erarbeiten,<br />
die Grobabläufe festzulegen und die Arbeitsaufgaben<br />
entsprechend zu verteilen, bevor die praktische Arbeit<br />
an Kamera und Rechner losgeht. Unabhängig davon, ob<br />
die Arbeit in Form einer Arbeitsgemeinschaft, eines Unterrichtsprojekts<br />
oder des ,,normalen“ Unterrichts erfolgt,<br />
sollte die Gesamtzeit nicht zu lang bemessen werden,<br />
da sonst Frustration aufkommen kann, wenn der<br />
Produktionszeitraum nicht überschaubar bleibt.<br />
Videodateien –<br />
ein kurzer Überblick<br />
Gespeicherte Aufnahmen<br />
Es ist zu empfehlen, Kameras mit einer SD-Speicherkarte<br />
zu verwenden. Wenn man die Karte der Kamera<br />
entnimmt und die Dateien mithilfe eines entsprechenden<br />
Kartenlesers in den Rechner einlesen möchte, werden<br />
zunächst auf der Karte im Dateiverzeichnis unterschiedliche<br />
Dateiordner sichtbar, die im Allgemeinen<br />
vom Programmsystem der Videokamera eingerichtet<br />
worden sind. Der Vorteil ist, dass Videodateien nicht<br />
als Datenstrom aus der Kamera in den Computer gelesen<br />
werden müssen, sondern direkt von der Speicherkarte<br />
kopiert werden können, was wesentliche Zeit<br />
einspart. Wenn man sich durch die unterschiedlichen<br />
LOG IN Heft <strong>Nr</strong>. <strong>162</strong> (2010)<br />
T H E M A<br />
Dateiordner durchgeklickt hat, stößt man schließlich<br />
auf die eigentlichen Videodateien. Hier sieht man die<br />
entsprechenden Dateibezeichnungen. Dabei wird deutlich,<br />
dass jede Aufnahme eine bestimmte Videodatei erzeugt,<br />
deren Bezeichnung von Kamera zu Kamera unterschiedlich<br />
sein kann. Hier können Schülerinnen und<br />
Schüler beispielsweise die Bedeutung der Dateinamen<br />
in einem Referat den übrigen Mitschülern erläutern.<br />
Dateinamen und Videoformate<br />
In der Regel dient bei Videoaufnahmen ein analoges<br />
Signal als Basis. Dieses wird dann mithilfe der Puls-<br />
Code-Modulation (vgl. Baumann, 2003) in ein digitales<br />
Signal umgewandelt. Anschließend werden die Daten<br />
komprimiert gespeichert, damit sie auf einen entsprechenden<br />
Datenträger passen. Dateibasierte digitale<br />
Videos lassen sich vor allem aufgrund der Möglichkeiten<br />
der Nachbearbeitung (siehe weiter unten) mittlerweile<br />
relativ einfach aufbereiten.<br />
Dateinamenserweiterungen<br />
Die Dateien weisen im Allgemeinen Namenserweiterungen<br />
(engl.: filename extension) wie z.B. .mod, .mov,<br />
.avi, .mpg oder auch .ogg auf. Eng verknüpft mit einer<br />
solchen Bezeichnung ist das Aufzeichnungsverfahren<br />
und damit der verwendete Codec, d.h. das Verfahren,<br />
wie die Daten digital kodiert und dekodiert und damit<br />
zugleich komprimiert werden (vgl. auch Schwarzbach,<br />
2001). Denn eines der größten Probleme bei der Produktion<br />
digitaler Videos ist das Volumen der dabei entstehenden<br />
Dateien, deren Größe natürlich von der<br />
Länge der Aufnahme abhängig ist.<br />
Ebenso wie bei digitalen Fotos gibt es verlustfreie<br />
und verlustbehaftete Videoaufzeichnungsverfahren.<br />
Ein verlustfreier Videokompressions-Codec ist z.B.<br />
der Open-Source-Codec CorePNG, der unter der GNU<br />
General Public License steht und auf dem Bildkompressionsformat<br />
PNG basiert. Jedes Einzelbild (engl.:<br />
frame) wird dabei als PNG komprimiert.<br />
Das mittlerweile für künftige Entwicklungen von<br />
hochauflösenden Videoformaten (HD-Videos) wichtigste<br />
Format ist MPEG-4 Part 10, das auch als MPEG-4<br />
AVC oder H.264 bezeichnet wird. Dieses Format enthält<br />
eine hocheffiziente Videokompression und wird für den<br />
gesamten HD-Bereich bei digitalen Videos bis hin zu<br />
mobilen Anwendungen genutzt.<br />
Insbesondere die 1988 gegründete Moving Picture Experts<br />
Group (Abkürzung: MPEG; deutsch: Expertengruppe<br />
für bewegte Bilder) hat sich um die Standardisierung<br />
von Videodaten und -dateien verdient gemacht. Sie<br />
ist eine Arbeitsgruppe der ISO/IEC (International Organization<br />
for Standardization/International Electrotechnical<br />
Commission). In der Regel nehmen an den vier,<br />
jeweils eine Woche dauernden Treffen im Jahr derzeit<br />
rund 350 Experten von 200 Unternehmen aus 20 Ländern<br />
teil (siehe http://mpeg.chiariglione.org/). Die ausgearbeiteten<br />
Standards werden mit der ITU (International<br />
Telecommunication Union; deutsch: Internationale Fernmeldeunion),<br />
einer Sonderorganisation der Vereinten<br />
Nationen, abgeglichen und von beiden herausgegeben.<br />
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