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Erzählungen

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da war i aa am 24. ’zember no im königlichen Kupferstichkabinett<br />

und hab an herrn Direkter gfragt:<br />

‚hamm S’ nit an Arbeit für mi ieber d’ Feiertäg, was<br />

z’bstimmen?‘ – ‚Ja‘, sagt der und winkt am Adlatus,<br />

der Schrökkhenfux Pepi, an sehr an hoffnungsvoller<br />

junger Maann, und sagt eam: ‚gebn S’ dem herrn<br />

hofrat das Portefeuille mit denen erotischen lithographien<br />

…‘ und dann zu mir: ‚Wissen S’, so Biedermeiersachln<br />

… von hans Bassaget und so.‘ – ‚Jo‘,<br />

sag i, ‚der Bassaget, das war dir schon a Saumagen.‘<br />

– ‚Ja‘, sagt der Direkter, ‚dees liegt Eana … da san S’<br />

Fachmaan.‘ – ‚Alsdann, geben S’ her, die Bildeln, i<br />

fang gleich an: Waas du heite kannst besorgen, daas<br />

verschiebe nicht auf morgen …‘ – ‚naa‘, sagt der Direkter,<br />

‚das geht hier nicht zu machen, der Saal hier<br />

ist ein effentlicher Oort … und da beinhaltet Eanere<br />

Arbeit eine Verlötzung der effentlichen Süttlichkeit!‘<br />

– ‚Alsdann geben S’ es mir mit, arbeit i halt an<br />

heiligen Abend durch, z’haus …, ’s gibt für mi eh<br />

kein Christkindl mehr, seitdem mein armes Mutterl<br />

nimmer is …‘“ Er nickte bekümmert. „‚So?‘, fragte<br />

der andere, ‚d’ Frau Mamaa ist gstorbn? Dees tut<br />

mir aber leid! und so a ristige Frau wo die gwesen<br />

is! Wie is denn dees kommen?‘ – ‚Jo‘, sag i, ‚schwörheerig<br />

is s’ halt gwesn … und in unseren hausflur …<br />

Senefelderstraßen 3, is a Fenster, von an Ausschank.<br />

und da is die alte, emsige Frau immer bersehnlich<br />

um a Bier gangen, und amal hat s’ es hörrohr hinghalten,<br />

weil s’ glaubt hat, der Schankbursch will ihr<br />

was sagn, und da hat der bsoffene lackl, der bsoffene,<br />

ihr ’s oiskalte Bier ins hörrohr ’gossen … und<br />

davon is s’ nimmer genesen … nimmer genesen …<br />

der Meerder, der ausgschaamte der.‘<br />

und i nimm ’s dicke Paket, wo mit an königlich<br />

bayrischen blauweißen Babierschbagat<br />

z’sammbunden war, und geh weg. Kaum komm i in<br />

d’ gabelsbergerstraßn, kommt dir nit a Windstoß,<br />

ganz a entsetzlicher, und reißt mir nit ’s hummerl<br />

vom Kopf, das seltene Stickl, wo der Toulouselautrec<br />

selig immer tragen hat, um das mi halb<br />

München beneidet hat und wo mir immer etwas<br />

z’kloan war, das luder! Aan Kleiderpracker von<br />

der lola Montez hab i dafür in Tausch geben, mit<br />

dem s’ immer an Keenig ludwig … Aber pscht!<br />

dass dees nit in di Soziblätter kommt. Alsdann, i<br />

hab ’s königliche, mir anvertraute gut fest unterm<br />

Arm einidruckt und heb die linke, um in hut<br />

z’halten … aber der fliegt weg … i will eam halten<br />

… reißt mir nit der Wind ’s Baaged aus der hand<br />

… und huidla … zerstreut die ganzen seltenen Blätter<br />

auf der Straßn. I ruef um hilfe, kommt da nit<br />

aane Mädchenschule, alle paarweis … was von zwa<br />

nonnen schbaziern geführt worden san? glei sein<br />

s’ ausgschwarmt, die Fratzen, und sind denen Blatteln<br />

nachglaufn … und viele habn mir s’ bracht und<br />

waren ganz derrötet wie die Paradeiser … und i hab<br />

mi gschamt. Aber ’s Publikum is ieber mi her und<br />

hat grufen: ‚Wöndet lünchjustiz aan … Batzi, ausgschaamter<br />

… Verführer … Saumagen, verdöchtiger<br />

… schizzet unsere Jugend … und no dazu am heulign<br />

Abend … hauts den Schweinkerl, den alten‘<br />

und ‚hauts eam, hauts eam‘, is gangen. und wieder<br />

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