Bericht herunterladen - Linear project GmbH
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TILOS - Projektbericht, Neubaustrecke Köln-Rhein/Main<br />
Hochgeschwindigkeits-Neubaustrecke Köln-<br />
Rhein/Main<br />
Montageaktivitäten der Ausrüstungstechnik<br />
mit Weg-Zeit-Diagramm gesteuert<br />
Die Hochgeschwindigkeits-Neubaustrecke Köln-Rhein/Main<br />
verbindet die Wirtschaftsregion Rhein/Ruhr und Rhein/Main<br />
schnell, attraktiv und wirtschaftlich. Neuste Bau- und Ausrüstungstechnik<br />
ermöglicht, dass einer der weltweit modernsten<br />
Hochgeschwindigkeitszüge, der ICE 3, mit einer Spitzengeschwindigkeit<br />
von 300 km/h zwischen Köln und Frankfurt verkehren<br />
kann. Mit der Lieferung der stationären Anlagen der<br />
Ausrüstungstechnik wurden die Firmen ABB Energieanlagen<br />
<strong>GmbH</strong> (110 KV Bahnstromleitung), Elpro-Bahnstromanlagen<br />
<strong>GmbH</strong> (Schaltanlagen), DB Bahnbau (Elektrotechnische Energieanlagen)<br />
und die Siemens AG (Oberleitung, Signal- und Telekommunikationstechnik)<br />
beauftragt. Als „Federführer der<br />
Gruppe Ausrüstungstechnik“ wurde die Siemens AG zusätzlich<br />
mit der Koordination der Ausrüstungstechnischen Gewerke<br />
sowie zu Dritten beauftragt.<br />
Abb. 1: Signale vor Tunnel Limburg Südportal<br />
Quelle: THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Wesentlich für das Gelingen eines Projektes dieser Größenordnung<br />
und Komplexität ist das Projektmanagement, insbesondere<br />
die Terminplanung und -steuerung. Da die Pforzheimer<br />
THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong><br />
über umfangreiche Erfahrungen in der Projektsteuerung von<br />
Verkehrsanlagen verfügt, beauftragte die Siemens AG, TS TK<br />
Berlin, das Unternehmen mit der terminlichen Koordination der<br />
Abläufe der Planung, Genehmigung und Realisierung der Streckenausrüstung<br />
einschließlich der übergeordneten Betreuung<br />
der terminlichen Schnittstellen zu den Bau-Argen. Die Terminkoordination<br />
beinhaltete in der Endphase des Projektes auch<br />
die übergeordnete Abstimmung der Inbetriebnahmeabläufe<br />
ausgehend von der Inbetriebsetzung der Signaltechnik bis hin<br />
zu den abschnittsweise durchzuführenden Testfahrten des ICE<br />
3 mit 330 km/h auf der Gesamtstrecke.<br />
Exemplarisch soll die nachfolgende Kurzbeschreibung des Aufbaus<br />
der Oberleitungsanlage einen Eindruck über den Umfang<br />
der im Projekt montierten Streckenausrüstung vermitteln.<br />
Aufbau der Oberleitungsanlage<br />
Mit einer Länge von ca. 137,5 km wurde durch das Gewerk<br />
Oberleitung die zweigleisige Strecke zwischen Siegburg und<br />
der Mainbrücke bei Eddersheim sowie der rund 10 km langen<br />
Abzweig nach Wiesbaden elektrifiziert. Zum Streckenabschnitt<br />
gehören die Bahnhöfe Montabaur und Limburg mit jeweils zwei<br />
Überholungsgleisen sowie die Überleitstellen Willroth, Lindenholzhausen<br />
und Idstein.<br />
Entlang der Strecke wurden 3.250 Maste gestellt, 1.600 Hängesäulen<br />
in den Tunneln montiert, 436 km Aluminiumseile als<br />
Rück- (RL), Verstärkungs- (VL) und Speiseleitungen (SL) gezogen,<br />
150 km Lichtwellenleiterkabel (LWL) am Rückleiter angelascht,<br />
380 km Fahrleitung errichtet und die dazugehörigen Erdungs-<br />
und Kabelverlegearbeiten (ca. 120 km) durchgeführt [1].<br />
Abb. 2: Oberleitung am Tunnel Schulwald Nordportal<br />
Quelle: THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Detaillierte Terminplanung ist notwendig<br />
Ein Projekt dieser Größenordnung weist eine Vielzahl von Aktivitäten<br />
und zahlreiche Schnittstellen zwischen den einzelnen<br />
Gewerken der Ausrüstungstechnik sowie zu Dritten auf (Bautechnik<br />
etc.). Zu der Vielzahl von Terminen und Abhängigkeiten<br />
kommt bei einer Linienbaustelle noch die Abhängigkeit der Vorgänge<br />
zum räumlichen Bezug. Diese läßt sich nur effizient und<br />
übersichtlich in einem auf EDV-Basis gestützten Weg-Zeit-<br />
Diagramm darzustellen. Aus diesem Grund hat man für die<br />
Planung und Steuerung der Termine TILOS, ein System, das<br />
vom Karlsruher Softwarehaus <strong>Linear</strong> <strong>project</strong> <strong>GmbH</strong> speziell für<br />
Linienbaustellen entwickelt wurde, eingesetzt. In TILOS sind<br />
umfangreiche Algorithmen hinterlegt, die Informationen zu jedem<br />
Vorgang auf dem Weg-Zeit-Diagramm enthalten, wie z.B.<br />
Vorgangsdauer, Geräte, Personal und die dazugehörigen Kosten<br />
etc.. Außerdem können jedem einzelnen Vorgang weitere<br />
Informationen, wie z.B. Mengen und Einsatzmittel mit den entsprechenden<br />
Leistungswerten zugeordnet und in Bibliotheken<br />
abgelegt werden.<br />
Aufbau des Weg-Zeit-Diagramms<br />
Das Weg-Zeit-Diagramm ist wie ein Tabellensystem in Spalten<br />
und Zeilen gegliedert. Jedes Tabellenfeld kann mit Planfläche,<br />
Wegachse, Zeitachse, Diagrammen, freien Zeichenflächen oder<br />
Stempelfeld mit Logo belegt werden. Die Tabellenfelder sind<br />
frei skalierbar und können während der Bearbeitung ein- und<br />
ausgeblendet werden. Im Planfeld wird der Projektablauf mit<br />
den Vorgängen abgebildet. Für die Vorgänge stehen unterschiedliche<br />
Darstellungsformen – Linien, Dreiecke, Parallelogramme,<br />
etc. –, die mit unterschiedlichen Farben und Schraffuren<br />
kodiert werden können, zur Verfügung. Änderungen oder<br />
aufgrund äußerer Zwänge notwendige Umplanungen zeichnet<br />
der Anwender schnell und einfach in den Plan ein.<br />
1
TILOS - Projektbericht, Neubaustrecke Köln-Rhein/Main<br />
Erstellung des Rahmenterminplans Gruppe Ausrüstungstechnik<br />
Zunächst wurde ein Rahmenterminplan über die gesamte Strecke<br />
von Köln nach Frankfurt erstellt. Dazu listete man die zahlreichen<br />
Einzelbauwerke wie Tunnel, Straßen- und Eisenbahnüberführungen,<br />
Talbrücken, Bauwerke der Ausrüstungstechnik<br />
etc. detailliert auf. Auf Basis der von den Bau-Argen erhaltenen<br />
Terminpläne wurde im Weg-Zeit-Diagramm eine Wegskala aufgebaut<br />
und die Bauwerke mit den entsprechenden Ausführungs-<br />
und bei Dämmen zusätzlichen Setzungszeiten aufgenommen,<br />
um einen Überblick zu erhalten, wann die ausrüstungstechnischen<br />
Gewerke mit ihren Arbeiten beginnen können.<br />
Die Vorgänge der Ausrüstungstechnik mit den dazugehörigen<br />
Terminen wurden mit den Projektleitern der für die Ausrüstungstechnik<br />
beauftragten Firmen sowie mit den Bau-Argen<br />
abgestimmt. Den terminlichen Rahmen für die Vorgänge Gründung<br />
/ Maste, Kabelanlage, Montage Außenanlage, Prüfarbeiten<br />
und -Prüffahrten sowie für Probebetrieb sind zwecks besserer<br />
Übersichtlichkeit in verschiedenen Farben schraffiert dargestellt<br />
worden.<br />
Abb. 3: Auszug Rahmenterminplan Gruppe Ausrüstungstechnik<br />
Quelle: THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Bedeutend für eine übersichtliche Darstellung der einzelnen<br />
Vorgänge ist die Wahl der Farben und Schraffuren. Wesentliche<br />
Vorgänge sind mit auffallenden Farben und weniger wichtige<br />
dezenter abgebildet. Da die einzelnen Arbeitsschritte immer<br />
in der gleichen Weise kodiert sind, identifiziert der Leser die<br />
Vorgänge bereits durch Farbe und Schraffur. Zur Erläuterung<br />
wurden die Vorgänge mit ihren Kodierungen als Legende im<br />
Plan mit abgedruckt.<br />
Die den Montagearten zugewiesenen Farben und Darstellungsformen<br />
sind als Vorlage in einer Bibliothek gespeichert. Für die<br />
Planung kann somit jederzeit auf die bestehenden Vorlagen<br />
zurückgegriffen werden. Hierdurch ist es z. B. auch möglich, die<br />
Darstellung aller Vorgänge einer Montageart im gesamten Terminplan<br />
mit einem Mausklick zu verändern. Dies dient einer<br />
effizienten Erstellung eines Weg-Zeit-Diagrammes.<br />
Die einzelnen Planfeststellungsabschnitte mit den dazugehörigen<br />
Bauwerken, wie Tunnel, Talbrücken, Verstärkerstationen,<br />
Bahnhöfe etc., sind im oberen Abschnitt des Weg-Zeit-<br />
Diagramms abgebildet. Vorteilhaft ist, dass die gesamte Strecke<br />
mit allen notwendigen Einzelbauwerken in einem Plan darstellt<br />
werden konnte. Zusätzlich wurde auf der rechten Seite<br />
des knapp 3 m breiten Plans neben dem Plankopf eine mit Excel<br />
erstellte Tabelle eingefügt. In dieser sind die Montagen der<br />
Gewerke Oberleitung, Telekommunikation, Signaltechnik, Elektrotechnische<br />
Anlage, Schaltanlage und Aufzüge, die in den<br />
eingetragenen Zeitfenstern geplant waren detaillierter beschrieben.<br />
Darüber hinaus ist auch der ausführliche Plankopf mit Logos<br />
der beteiligten Firmen abgebildet. Zur Identifikation des<br />
Terminplanes enthält der Plankopf die Plan-Versionsnummer,<br />
Erstellungs-Datum, Aktenzeichen sowie die Grundlagen der<br />
Planungsdaten, sprich die Pläne der Argen, die dem Rahmenterminplan<br />
zugrunde liegen.<br />
Abb. 4: Plankopf Rahmenterminplan<br />
Quelle: THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Detailterminpläne Oberleitung und Signaltechnik<br />
Im weiteren Projektverlauf erhielt THOST Projektmanagement<br />
Bauten und Anlagen zusätzlich von den Gewerken Oberleitung<br />
und Signaltechnik den Auftrag für die Erstellung der Detailterminplanung.<br />
Wichtig war hier, dass die Zeiten für die Montagen<br />
deutlich im Weg-Zeit-Diagramm erkennbar waren, da die Projektbeteiligten<br />
eine klare, transparente Übersicht des Bauablaufes<br />
vor Augen haben sollten. Als Basis hierfür diente der Rahmenterminplan,<br />
aus dem zunächst die für diese Gewerke unwesentlichen<br />
Vorgänge gelöscht wurden. In einem weiteren<br />
Schritt ergänzte THOST Projektmanagement die für diese beiden<br />
Gewerke wesentlichen Detailvorgänge. Im Detailterminplan<br />
Oberleitung wurden hierfür unter anderem die rechteckigen<br />
Zeitfenster „Gründung“ der 3.250 Maste durch unterschiedlich<br />
eingefärbte Linien für die Einzelvorgänge Bohren, Maste abladen,<br />
Vormontage Anbauteile, Maste stellen, Rückleiter LWL<br />
und Ausleger ergänzt.<br />
Um die für Oberleitung und Signaltechnik wichtigen Detailbereiche<br />
optisch hervorzuheben, änderte man die farbliche Kodierung.<br />
So wurden unter anderem im Detailterminplan Oberleitung<br />
alle Zeitfenster „Gründung“ hellgrau eingefärbt. Dies erfolgte<br />
einfach durch Anklicken des entsprechenden Vorganges<br />
in der Bibliothek, in der die Stammdaten gespeichert sind, und<br />
durch Anklicken des entsprechenden Farbfeldes.<br />
In regelmäßigen Besprechungen fanden mit den verantwortlichen<br />
Projektleitern Abstimmungen über die aktuelle Terminsituation<br />
und den Grad der Fertigstellung der einzelnen Vorgänge<br />
statt. Daraufhin wurden abgeschlossene Vorgänge zur besseren<br />
Übersichtlichkeit im Terminplan grau eingefärbt und noch<br />
abzuarbeitende Vorgänge dem aktuellen Bauablauf entsprechend<br />
aktualisiert. Die aktualisierten Pläne wurden ausgedruckt<br />
und dem Bauherrn sowie den beteiligten Firmen als Arbeitsgrundlage<br />
übergeben.<br />
2
TILOS - Projektbericht, Neubaustrecke Köln-Rhein/Main<br />
Abb. 5: Auszug Detailterminplan Oberleitung<br />
Quelle: THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Ressourcen<br />
Für das Gewerk Oberleitung plante THOST Projektmanagement<br />
den erforderlichen Geräte- und Personalaufwand ein und<br />
ermittelte die voraussichtliche Ressourcenauslastung. So nutzte<br />
man die im System hinterlegten Vorgangsvorlagen und hinterlegte<br />
dort die Leistungen der Ressourcen. Bei Wahl eines<br />
Vorganges aus der Vorlage, muss dieser nur über die entsprechende<br />
Strecke im Diagramm gezogen werden und das System<br />
führt die Berechnungen automatisch durch. Alle Aufwendungen<br />
können als Gang- und Summenlinie in Histogrammen dargestellt<br />
werden. TILOS bildet die Werte als Tabelle unterhalb des<br />
Diagramms ab. Ergeben sich Änderungen und verschiebt der<br />
Anwender einzelne Vorgänge, so werden die Auswirkungen auf<br />
Ressourcen im parallel dazu abgebildeten Einsatzmittelplan<br />
sofort angezeigt.<br />
Abb. 5: Tragseilzug Oberleitung<br />
Quelle: THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Änderungen im Projektablauf<br />
Bei einem Projekt dieser Größenordnung, Komplexität und<br />
Durchlaufzeit sind laufende Terminanpassungen erforderlich.<br />
Als man erkannte, dass die mit dem Bauherren abgestimmten<br />
Endtermine aufgrund von äußeren Einflüssen gefährdet waren,<br />
wurde es notwendig, die Aktivitäten neu zu ordnen und teilweise<br />
zu beschleunigen. Grundlage für einen neuen Terminplan,<br />
der im wesentlichen zur übergeordneten Steuerung der gleisgebundenen<br />
Montageaktivitäten der Beteiligten dienen sollte,<br />
war unter anderem eine Fortschreibung des Detailterminplans<br />
für die Oberleitung.<br />
Mit den Projektleitern der ausrüstungstechnischen Gewerke<br />
wurden für die kritischen Vorgänge beschleunigte Abläufe abgestimmt<br />
und in die neue Terminplanung übernommen. Daneben<br />
wurde über eine vermehrt zeitgleiche Durchführung der<br />
Montagen eine weitere Beschleunigung erreicht, so dass letzt-<br />
endlich die mit dem Kunden abgestimmten Endmeilensteine<br />
(Inbetriebnahmetermine) eingehalten werden konnten. Im Ergebnis<br />
führte dies zu einer fristgerechten Einweihung am 25.<br />
Juli 2002 durch den Bundeskanzler. Die Aufnahme des konventionellen<br />
Betriebs erfolgte sechs Jahre nach dem offiziellen<br />
Baubeginn zum 1. August 2002.<br />
Abb. 7: Ausschnitt aus beschleunigtem Grobterminplan Ausrüstungstechnik<br />
Quelle: THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen <strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing. Alexander Neumann, seit 1997 zuständig für die übergeordnete<br />
Terminplanung- und -steuerung der Ausrüstungstechnik<br />
der Hochgeschwindigkeitsneubaustrecke Köln-<br />
Rhein/Main, THOST Projektmanagement für Bauten und Anlagen<br />
<strong>GmbH</strong>, Pforzheim<br />
Schrifttum:<br />
[1] Schmidt, Alt: Aufbau der Oberleitungsanlage an der Neubaustrecke<br />
Köln-Rhein/Main,<br />
in: Das Projekt Neubaustrecke Köln-Rhein/Main, 12/2002<br />
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