Zeitschrift - Kommunalverlag
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Das Drei-Partner-Modell:<br />
Behörden und Zuwendungsempfänger des Bundes können<br />
zu verschiedenen Themen Beratungsleistungen externer<br />
Dienstleister ohne die vorherige Durchführung aufwendiger<br />
Ausschreibungsverfahren in Anspruch nehmen.<br />
Die Leistungen können aus verschiedenen Rahmenverträgen<br />
des Bundes abgerufen werden. Hierdurch werden die<br />
Bundesbehörden in die Lage versetzt, aktuelle Lösungen<br />
und Ansätze aus der Wirtschaft kombiniert mit den Erfahrungen<br />
aus der Verwaltungspraxis für ihre Projekte effektiv<br />
und wirtschaftlich zu nutzen. Das Bundesverwaltungsamt<br />
übernimmt dabei die Projektkoordinierung und -steuerung.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.bva.bund.de und www.bit.bund.de.<br />
Ziel des Verfahrens war die Erarbeitung eines gemeinsamen<br />
Organisationsmodells, das folgende Anforderungen erfüllen<br />
sollte: zielgerechte und integrierte Wahrnehmung von Standortmarketing<br />
und Außenwirtschaftsförderung, Erzielung von<br />
Synergien zwischen Investorenanwerbung (Inbound) und<br />
Außenwirtschaftsförderung (Outbound) sowie Erschließung<br />
der Synergien, die durch die Zusammenführung gehoben<br />
werden können. Dazu sollte BearingPoint im Rahmen einer<br />
Kritik Empfehlungen für die zukünftige Aufgabenwahrnehmung<br />
erarbeiten, das Organisationsmodell der fusionierten<br />
Institution beschreiben, die Synergieeffekte aufzeigen, den<br />
zukünftig notwendigen Personalbedarf ermitteln, die Kostenentwicklung<br />
einschätzen, die Steuerungsstruktur entwerfen<br />
und einen Umsetzungsplan für den Nach-Fusions-Prozess<br />
entwerfen.<br />
Herausforderungen und integrative<br />
Projektorganisation<br />
In einer Voruntersuchung wurde zunächst die Ausgangslage<br />
analysiert. Neben einer Dokumentenbetrachtung wurde hierzu<br />
auch eine Stakeholder-Analyse durchgeführt, in der die<br />
Interesseneigner (Stakeholder) von BfAI und Invest in Germany<br />
identifiziert und deren Erwartungen an eine gemeinsame<br />
Organisation erfasst wurden. Die Stakeholder-Struktur<br />
stellte sich dabei als außerordentlich komplex heraus: Zunächst<br />
waren die beteiligten Organisationen mit ihren unterschiedlichen<br />
Interessen zu berücksichtigen. Darüber hinaus<br />
wurde im engeren Projektumfeld eine Reihe von politischen<br />
Akteuren einbezogen (zum Beispiel der Haushaltsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages, beteiligte Ressorts oder der<br />
Bundesrechnungshof). Auch im weiteren Projektumfeld gab<br />
es einige Stakeholder, die eine spezifische Sichtweise auf die<br />
Fusion hatten, wie beispielsweise die Spitzen- oder Branchenverbände<br />
der deutschen Industrie. Obwohl die externen<br />
Erwartungen und Haltungen der Stakeholder als grundsätzlich<br />
positiv gegenüber einer Neuordnung beschrieben werden<br />
konnten, stellte sich die Ausgangslage intern als nicht<br />
unproblematisch dar: Beide möglichen Fusionspartner hatten<br />
teilweise gegensätzliche strategische Ausrichtungen und<br />
Führungsmodelle, die unterschiedliche Erwartungshaltungen<br />
der beteiligten Führungskräfte in Bezug auf ein gemeinsames<br />
Organisationsmodell bedingten. Die geplante Überführung<br />
einer Behörde (BfAI) in eine öffentliche GmbH rief deutliche<br />
Skepsis gegenüber dem Vorhaben bei den Mitarbeitern hervor.<br />
Um diese komplexe Stakeholder-Struktur auffangen zu<br />
können, wurde eine spezifische Projektorganisation begründet.<br />
Dabei war für den Erfolg des Projektes wesentlich, dass<br />
sich die identifizierten Stakeholder entweder direkt in dem<br />
Projekt beteiligen konnten oder als zu informierende Teilnehmer<br />
eingebunden wurden.<br />
Als Bestandteil der Projektorganisation führte das Projektteam<br />
von BearingPoint die Analysen durch, bezog die Arbeitsgruppen<br />
gezielt in die Projektarbeit ein und bündelte die Untersuchungsergebnisse<br />
und Gestaltungsvorschläge als Bericht an<br />
die Lenkungsgruppe. Die Lenkungsgruppe fungierte gemeinsam<br />
mit der Projektgruppe des BMWi als übergeordnetes<br />
Steuerungs- und Diskussionsgremium. Dabei betrachtete die<br />
Lenkungsgruppe die Organisationsuntersuchung im engeren<br />
Sinne, während die Projektgruppe auch weitere Themenstellungen<br />
(wie Rechtsform, Dienstrecht, etc.) mit in die Diskussion<br />
einbezog. Die Arbeitsgruppen bestanden aus delegierten<br />
Beschäftigten der BfAI und Invest in Germany. Sie wurden<br />
eingebunden, um das Konzept des Zukunftsmodelles und<br />
der Zielorganisation der integrierten Organisation aus fachlicher<br />
Sicht zu bewerten und zu detaillieren. Weitere Stakeholder<br />
des Projektes (Ressorts, Kammern und Verbände)<br />
wurden durch Informationsveranstaltungen und Gespräche<br />
einbezogen. Das BVA übernahm im Rahmen des „Drei-Partner-Modells“<br />
die methodische Qualitätskontrolle und stand<br />
als fachlicher Berater zur Verfügung.<br />
Methodik und Vorgehensweise<br />
Unter Einbindung der Ergebniserwartungen wurde ein nach<br />
vier Phasen gegliedertes analytisch diskursives Verfahrensmodell<br />
gewählt. Jede Phase begann mit einer eingehenden<br />
Analyse, in der Ergebnisse für einen produktiven Diskurs<br />
innerhalb von Lenkungsgruppensitzungen gesammelt wurden.<br />
Wesentliche Erkenntnisse wurden zusammengefasst,<br />
gemeinsam in Lenkungsgruppensitzungen diskutiert, die<br />
Entscheidungen in einer Dokumentation festgehalten und anschließend<br />
organisationsintern veröffentlicht. Die Ergebnisse<br />
der jeweiligen Sitzung stellten die Grundlage für die nächste<br />
Untersuchungsphase dar und die Veröffentlichung der Entscheidung<br />
verhinderte die „fall back“ Lösung Auf diese Weise<br />
wurde das Organisationsmodell schrittweise in vier Phasen<br />
nach vorne getrieben, entwickelt und verfeinert. In der Strategiephase<br />
(Phase 1) wurden die strategischen Eckpunkte der<br />
neuen Organisation erarbeitet. Hier wurden grundsätzliche Organisationsthesen<br />
formuliert, diskutiert und vereinbart. In der<br />
Analysephase (Phase 2) fand eine eingehende Untersuchung<br />
und Bewertung der Organisationsmodelle von BfAI und Invest<br />
in Germany statt. Ein visionäres Zukunftsmodell verband<br />
die Stärken der bestehenden Organisationen als Chancen für<br />
den Zusammenführungsprozess. In der Konzeptionsphase<br />
(Phase 3) wurde das Zukunftsmodell zu einer Start- und einer<br />
Zielorganisation weiterentwickelt. Die Phase der Umsetzungsplanung<br />
(Phase 4) diente der Verifikation der Modellentwürfe<br />
und der Aufstellung eines Entwicklungspfades von der<br />
derzeitigen Situation zur anvisierten Zielorganisation.<br />
Neben diesen Kernmodulen der Organisationsuntersuchung<br />
wurden zwei weitere Projektstränge realisiert: Der erste Strang,<br />
Kommunalwirtschaft 04/2010 239