Masterarbeit Hörverstehen - Bifie
Masterarbeit Hörverstehen - Bifie
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Der Kompetenzbereich <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch der<br />
Sekundarstufe I<br />
und die Messung der Effekte der Aufgabenpräsentation im Rahmen der<br />
Testentwicklung für die Überprüfung der Bildungsstandards<br />
MASTERARBEIT<br />
zur Erlangung des Mastergrades<br />
an der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät<br />
der Universität Salzburg<br />
Fachbereich Erziehungswissenschaft<br />
Gutachter: Prof. Dr. Ferdinand Eder<br />
Eingereicht von:<br />
Dorothea Grabner<br />
Margit Humer<br />
Salzburg 2011
Danksagung<br />
Auf dieser Seite möchten wir all jene erwähnen, die uns inspiriert, uns geholfen und bei der<br />
Entwicklung dieser <strong>Masterarbeit</strong> vorangetrieben haben.<br />
Unser Dank gilt vor allem Herrn Univ. Prof. Dr. Ferdinand Eder für die motivierenden,<br />
herausfordernden und wegweisenden Gespräche, aber vor allem für die geduldige<br />
Unterstützung bei der Verfassung dieser Arbeit.<br />
Besonders bedanken möchten wir uns weiters beim BIFIE Salzburg. Hier im Besonderen bei<br />
Herrn Prof. DDr. Günter Haider, Frau Mag. Simone Breit, Frau Mag. Helga Längauer-<br />
Hohengaßner und Frau Mag. Heidi Lewin, die uns an ihren wissenschaftlichen Erfahrungen<br />
teilhaben ließen und uns laufend inhaltlich begleiteten.<br />
Herrn Maximilian Egger von der PH OÖ möchten wir für seine wichtigen Informationen und<br />
ständige Kommunikationsbereitschaft danken.<br />
Vielen Dank auch an unseren Hauptschuldirektor Herrn Gustav Widlroither, der uns von<br />
Anfang an begleitet und unterstützt hat und der uns die Erhebungen an der UNESCO<br />
Hauptschule Mondsee ermöglicht hat.<br />
Ebenso danken wir Herrn Hauptschuldirektor Mag. Franz Vockner für die Möglichkeit der<br />
Untersuchung an der Sporthauptschule Mondsee.<br />
Ein Dankeschön geht auch an unsere KollegenInnen an der UNESCO Hauptschule Mondsee,<br />
welche den Entstehungsprozess dieser <strong>Masterarbeit</strong> stets unterstützt haben.<br />
2
Eidesstattliche Erklärung<br />
Hiermit bestätigen wir, die folgende <strong>Masterarbeit</strong> selbständig und ohne Hilfe verfasst zu<br />
haben. Wir haben dabei die verwendete Literatur, sowie Internetquellen und weitere<br />
Unterlagen gemäß den Zitierrichtlinien des Fachbereiches für Erziehungswissenschaften<br />
zitiert.<br />
Datum: _____________________<br />
Unterschriften: ________________________________<br />
________________________________<br />
Im Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit bei geschlechtsspezifischen Begriffen die<br />
übliche männliche Form verwendet. Diese Form versteht sich explizit als geschlechtsneutral.<br />
Gemeint sind mit diesen Begriffen immer beide Geschlechter.<br />
Die Autorinnen<br />
3
Bearbeitung der einzelnen Kapiteln<br />
Da dies eine gemeinsam verfasste <strong>Masterarbeit</strong> ist, haben wir folgend die Kapitel aufgeführt,<br />
welche von der einzelnen Autorin verfasst wurden.<br />
Gliederungspunkt Autorin<br />
Kapitel 1: 1.1, 1.2 Grabner Dorothea<br />
Kapitel 2 : 2.1, 2.2, 2.3 Humer Margit<br />
Kapitel 3: 3.1, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5<br />
Kapitel 4<br />
Kapitel 4.1: 4.1.1, 4.1.2<br />
4<br />
Grabner Dorothea<br />
Grabner Dorothea<br />
4.1.3 Humer Margit<br />
Kapitel 4.2: 4.2.1, 4.2.2, 4.2.3 Humer Margit<br />
4.2.4 Grabner Dorothea<br />
Kapitel 4.3: 4.3.1, 4.3.2, 4.3.3, 4.3.4 Grabner Dorothea<br />
4.3.5 Humer Margit<br />
Kapitel 5<br />
Grabner Dorothea<br />
Humer Margit<br />
Literaturverzeichnis Humer Margit<br />
Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen<br />
und Anhang<br />
Humer Margit<br />
Die Autorinnen
Zusammenfassung<br />
Die vorliegende <strong>Masterarbeit</strong> umfasst den Kompetenzbereich <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch<br />
der Sekundarstufe I und misst die Effekte der Aufgabenpräsentation im Rahmen der<br />
Testentwicklung für die Überprüfung der Bildungsstandards. Wir versuchen im theoretischen<br />
Teil einen Überblick über die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz und deren Abgrenzung zu anderen<br />
Teilkompetenzen zu geben. Weiters bearbeiten wir die psychologischen Grundlagen sowie<br />
die kognitiven Prozesse des <strong>Hörverstehen</strong>s und schließlich auch die aktuellen Lehrpläne und<br />
gesetzlichen Grundlagen. Aus verschiedenen Gesichtspunkten werden in den darauffolgenden<br />
Kapiteln Aspekte des Messens thematisiert und abschließend die Hypothesen für die<br />
empirische Untersuchung dargestellt. Unsere Fragestellung dafür „Wie beeinflusst die Art der<br />
Präsentation der Stimuli/Hörtexte die Antworten der Schüler?“ wurde für den<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stest in vier Präsentationsformen systematisch variiert. Bei der Interpretation der<br />
erhobenen Daten zeigen wir auf, dass die Testsituation und die verwendeten Items für<br />
zukünftige <strong>Hörverstehen</strong>stests verbessert werden müssen. Darüber hinaus beschäftigt sich<br />
diese Arbeit mit der gedanklichen Entwicklung geeigneter Diagnoseinstrumente für das<br />
<strong>Hörverstehen</strong> auf Individualebene, um die Praxis des Lehrens zu unterstützen. Ein Ausblick in<br />
die Zukunft definiert eben einerseits diese Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten<br />
Diagnostik von <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen und andererseits die Entwicklung von<br />
verschiedenen Modellen, um Zuhörkompetenzen ausreichend beschreiben und erklären zu<br />
können.<br />
Schlagwörter:<br />
Hören – Zuhören – <strong>Hörverstehen</strong> – <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz – Hörtexte – Hörstile –<br />
Verstehensebenen – Deskriptoren – Bildungsstandards – Sekundarstufe I -<br />
Hauptschullehrplan – Schulunterrichtsgesetz – Schulevaluation - Systemmonitoring<br />
5
Abstract<br />
The present master thesis assesses listening comprehension competence in German of Grade 8<br />
native speakers. The effects of the items’ presentation were measured in the framework of the<br />
Austrian educational standard assessment. In the introduction we give an overview of<br />
listening comprehension competence and contrast it to related psychological and cognitive<br />
processes. Furthermore, methodological, legal and curricular issues in connection with<br />
listening comprehension are summarized. In the empirical part of the present study the pupils’<br />
performance on a designed questionnaire, presented in four variations, was compared. The<br />
results suggest that for future investigations of listening comprehension the items’ quality and<br />
test situations have to be improved to allow a reliable individual diagnosis. Such an<br />
improvement would lead the way for teachers having more possibilities to adapt their style to<br />
the requirements of the pupils in the future.<br />
Keywords:<br />
listening – listening comprehension – listening comprehension competence –<br />
auditory stimuli– ways of listening – levels of comprehension – performance<br />
descriptors – performance standards – secondary education, stage I – curriculum of<br />
secondary education, stage I – School Instruction Act – school evaluation -<br />
systemmonitoring<br />
6
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1. Einleitung 10<br />
1.1 Ausgangslage - Erkenntnisleitendes Interesse 11<br />
1.2 Forschungsfrage, Ziel der Arbeit - Erwartete Effekte 13<br />
2. Grundlagen - Theorien 17<br />
2.1 Der Begriff <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz 18<br />
2.1.1 <strong>Hörverstehen</strong> als Teil der menschlichen Kommunikation 21<br />
2.1.2 Vom Hören zum <strong>Hörverstehen</strong> 24<br />
2.1.2.1 Das Hören 26<br />
2.1.2.2 Das Zuhören 26<br />
2.1.2.3 Das <strong>Hörverstehen</strong> 29<br />
2.2 <strong>Hörverstehen</strong> - Psychologische Grundlagen - Kognitive Prozesse 33<br />
2.2.1 Das <strong>Hörverstehen</strong> - der kognitive Prozess 33<br />
2.2.1.1 Der Verstehensprozess 34<br />
2.2.1.2 Der Verstehensprozess als Leistung des Gedächtnisses<br />
(UKZG, KZG, LZG) 38<br />
2.2.1.3 Der Einfluss von Hörzielen auf Hörstile und auf das<br />
Verstehen (globales, selektives, detailliertes Hören) 40<br />
2.2.1.4 Komplexe Verarbeitung von Gehörtem -<br />
Redundanz, Inferenz und Antizipation 42<br />
2.2.2 Hören als Teil der Sprachkompetenz - Abgrenzung von anderen<br />
Teilkompetenzen 44<br />
2.2.2.1 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Lesekompetenz 46<br />
2.2.2.2 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Sprechkompetenz 48<br />
2.2.2.3 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Schreibkompetenz 50<br />
2.2.2.4 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Merkfähigkeit 51<br />
2.3 <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht der Sekundarstufe I 52<br />
2.3.1 Gesetzeslage - Lehrpläne 53<br />
2.3.1.1 Österreichischer Hauptschullehrplan 54<br />
2.3.1.2 Bildungsstandards (Definition, Gesetzeslage,…) 58<br />
2.3.1.3 Definition der HV-Kompetenz - Standards für Deutsch 60<br />
7
3. Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> 69<br />
3.1 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch - Sekundarstufe I 72<br />
3.1.1 Hörbeispiele als Lernaufgabe im Deutschunterricht 74<br />
3.1.2 Diagnoseinstrument „<strong>Hörverstehen</strong>“ auf Individualebene<br />
3.1.3 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Zusammenhang mit<br />
75<br />
Bildungsstandards: Schulevaluation und Systemmonitoring 76<br />
3.1.3.1 Allgemeine Gütekriterien für standardisierte Tests 78<br />
3.1.3.2 Spezielle Gütekriterien für Bildungsstandards- und HV-Tests 79<br />
3.2 Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>“ 81<br />
3.3 Construct-irrelevant variance - Die Abgrenzung der HV-Kompetenz 86<br />
3.4 Die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe im Zentrum des HV-Tests 91<br />
3.4.1 Hinweise zu einer „typischen“ Einleitung bei der HV-Aufgabe 94<br />
3.4.2 Die Instruktion als wesentlicher Teil der HV-Aufgabe 95<br />
3.4.3 Hörtext-Stimulus 96<br />
3.4.3.1 Forderung nach Authentizität 96<br />
3.4.3.2 Was ist ein guter Hörtext? 98<br />
3.4.3.3 Der Versuch einer Zusammenfassung der Kriterien 100<br />
3.4.4 Frageformate zur Lenkung des Verstehens 104<br />
3.4.5 Antwortformate und deren Einfluss auf die Validität der Messung 108<br />
3.4.5.1 Multiple-Choice-Items 109<br />
3.4.5.2 Richtig-Falsch-Items 111<br />
3.4.5.3 Matching bzw. Zuordnungsitems 113<br />
3.4.5.4 Halboffene und Offene Item-Formate 115<br />
3.5 Einzuhaltende Kriterien bei HV-Tests zur Überprüfung<br />
der Bildungsstandards 117<br />
3.5.1 Der Kontext von <strong>Hörverstehen</strong>stests 117<br />
3.5.2 Die Testsituation bei <strong>Hörverstehen</strong>stests 118<br />
3.5.3 Die Präsentation von <strong>Hörverstehen</strong>stests 120<br />
3.5.4 Die Lösung und Auswertung der <strong>Hörverstehen</strong>stests 122<br />
4. Empirische Untersuchung 124<br />
4.1 Fragestellung und Kontext der Untersuchung 125<br />
4.1.1 Die beiden experimentellen Variablen 125<br />
4.1.2 Fragestellung und Hypothesen 128<br />
4.1.3 Kontext der Untersuchung 129<br />
8
4.2 Methoden der Untersuchung 131<br />
4.2.1 Untersuchungsdesign 131<br />
4.2.1.1 Untersuchungsplan 133<br />
4.2.1.2 Stichprobendesign und geplante Stichprobe 134<br />
4.2.2 Der <strong>Hörverstehen</strong>stest 135<br />
4.2.2.1 Tests und Testaufgaben 135<br />
4.2.2.2 Testvorgang - geplante Abläufe und Instruktionen 137<br />
4.2.2.3 Auswertungsvorschriften 138<br />
4.2.3 Begleitende Befragung und Beobachtung 139<br />
4.2.3.1 Der Fragebogen für die Schüler 139<br />
4.2.3.2 Durchführung der Schülerbefragung 140<br />
4.2.3.3 Der Beobachtungsbogen 140<br />
4.2.4 Qualitätskriterien Instrumente – Durchführung und Gültigkeit 141<br />
4.2.4.1 Objektivität – Reliabilität des <strong>Hörverstehen</strong>stests 141<br />
4.2.4.2 Der Schülerfragebogen - Gütekriterien 145<br />
4.3 Ergebnisse der Untersuchung zum <strong>Hörverstehen</strong> 146<br />
4.3.1 Die resultierende Stichprobe 146<br />
4.3.2 Testergebnisse 149<br />
4.3.2.1 Deskriptive Testergebnisse 149<br />
4.3.2.2 Prüfung der Hypothesen 152<br />
4.3.3 Ergebnisse der Schülerbefragung 158<br />
4.3.3.1 Ergebnisse Teil 1: Angaben zur Person 159<br />
4.3.3.2 Ergebnisse Teil 2: Wie ich den Hörtest erlebt habe 161<br />
4.3.3.3 Ergebnisse Teil 3: Subjektive Einstellungen und Erfahrungen zum Hören 168<br />
4.3.4 Evaluierung der Testsituation – der Beobachtungsbogen 174<br />
4.3.5 Konsequenzen für Veränderungen für BIFIE-Pilotstudie 180<br />
5. Zusammenfassung und Diskussion 183<br />
6. Literaturverzeichnis 192<br />
7. Abbildungsverzeichnis 204<br />
8. Tabellenverzeichnis 206<br />
9. Abkürzungsverzeichnis 207<br />
10. Anhang 208<br />
9
Kapitel 1<br />
Einleitung<br />
10
1. Einleitung<br />
1.1 Ausgangslage - Erkenntnisleitendes Interesse<br />
In Österreich wurden 2009 per Verordnung des Unterrichtsministeriums Bildungsstandards<br />
verbindlich eingeführt und daher kommen wir Hauptschullehrer in der Praxis des<br />
Deutschunterrichts nun mit dem Thema immer intensiver in Berührung. Verschiedene<br />
Unterrichtsmaterialien und Fortbildungsveranstaltungen zu den Standards durch die<br />
Pädagogische Hochschule Oberösterreich brachten wichtige erste Informationen. In<br />
Lehrveranstaltungen während des Studiums der Erziehungswissenschaft an der Universität<br />
Salzburg wurde unser Interesse an den Bildungsstandards weiter geweckt. Schlussendlich<br />
trugen auch die durchaus kontroversen Diskussionen unter Lehrerkollegen, die seit<br />
Einführung der Bildungsstandards in der Schule und bei Fortbildungsveranstaltungen geführt<br />
werden, dazu bei, uns das Wie und Warum der Bildungsstandards grundsätzlicher zu<br />
überlegen.<br />
Als wir ein Forschungsthema für unsere <strong>Masterarbeit</strong> in Erziehungswissenschaft<br />
suchten, war es uns ein Anliegen, ein Thema zu finden, das einen direkten Bezug zu unserer<br />
praktischen Unterrichtsarbeit im Fach Deutsch hat - unsere akademische Ausbildung und<br />
wissenschaftliche Arbeit sollte sich auch als Nutzen für die Unterrichtspraxis erweisen. Dazu<br />
kam, dass das BIFIE in Salzburg (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation &<br />
Entwicklung des österreichischen Schulwesens) - das mit dem Fachbereich<br />
Erziehungswissenschaft kooperiert - das Angebot an Lehrer machte, bei der Entwicklung der<br />
konkreten Aufgaben für die ab 2014 vorgesehenen Tests in den Bildungsstandards Deutsch<br />
mitzuarbeiten. Das BIFIE ist mit der externen Testung der Bildungsstandards beauftragt. Am<br />
Ende der 8. Schulstufe werden alle österreichischen Schüler der Hauptschulen (=HS) und der<br />
Allgemeinbildenden Höheren Schulen (=AHS) im Fach Deutsch getestet werden. Diese<br />
Messung findet alle drei Jahre durch das BIFIE statt, beginnend ab Frühjahr 2014.<br />
Dieses Angebot wollten wir nutzen und so konnten wir uns einen der vier<br />
Kompetenzbereiche aus dem Fach Deutsch auswählen. Wir entschieden uns für den Bereich<br />
<strong>Hörverstehen</strong> („Zuhören“ heißt es in der Beschreibung der Bildungsstandards in der<br />
Verordnung), weil dessen Bedeutung in der Unterrichtspraxis eindeutig unterschätzt wird.<br />
Nach unseren Erfahrungen kommt die systematische Förderung des <strong>Hörverstehen</strong>s im<br />
Deutschunterricht sehr selten vor. Obwohl diese Kompetenz zu den laut Gesetz vorgegebenen<br />
(und gleichwertigen) vier Kompetenzbereichen in Deutsch 8 zählt (Zuhören/Sprechen, Lesen,<br />
11
Schreiben und Sprachbewusstsein) stellt sich die Unterrichtswirklichkeit anders dar - der<br />
Bereich <strong>Hörverstehen</strong> ist im Fach Deutsch klar unterrepräsentiert. Die Kompetenz wird oft als<br />
„gegeben“ angenommen, zu wenig berücksichtigt, auch kaum gemessen und kann daher auch<br />
nicht gezielt gelehrt und gefördert werden. Fehlende Kompetenz im <strong>Hörverstehen</strong> beeinflusst<br />
möglicherweise auch andere Kompetenzbereiche negativ, davon weiß man noch wenig.<br />
Unser generelles Interesse an der Messung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz war geweckt<br />
und die Zusammenarbeit mit dem BIFIE und die Tatsache, dass es im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />
in Deutsch als Muttersprache noch wenig Forschungsarbeiten und wenige<br />
Unterrichtsmaterialien gibt, verstärkte unsere Intention in diese Richtung. Die vom BIFIE<br />
langfristig angelegte Entwicklungsarbeit im Bereich der Diagnoseinstrumente wird von<br />
Entwicklergruppen getragen, die die oben genannten Kriterien beachten müssen. Sie bestehen<br />
aus Fachexperten des BIFIE, aus Psychometrikern und aus Lehrern und Fachdidaktikern der<br />
Pädagogischen Hochschulen und der Universitäten.<br />
Unsere Beteiligung an der Entwicklungsarbeit im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“ begann mit<br />
dem Literaturstudium, u.a. über bisherige Versuche der Definition und der<br />
Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz“ und setzte sich fort in der<br />
Mitarbeit bei der Messung dieser Kompetenz durch valide Testverfahren. Wir kooperierten<br />
dabei mit einem Aufgabenentwickler-Team an der PH OÖ, das auch die erforderlichen<br />
Stimuli und Items für unsere ersten Tests lieferte. Wir verfolgen den Zweck, aufgrund der<br />
erzielten Ergebnisse und Erkenntnisse<br />
die Testinstrumente (samt Instruktionen) mit dem BIFIE weiter zu entwickeln,<br />
eine sinnvolle Rückmeldung der Leistungen im <strong>Hörverstehen</strong> an Schüler, Lehrer und<br />
Schulen zu unterstützen, und künftig<br />
eine gezielte Förderung der Schüler im Deutschunterricht im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />
zu ermöglichen.<br />
Darüber hinaus wollen wir die Aufmerksamkeit stärker auf die<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz lenken.<br />
Unser Beitrag für diese Entwicklungsarbeit zu den <strong>Hörverstehen</strong>stests umfasst die<br />
Bearbeitung der speziellen Fragestellung „Wie beeinflusst die Art der Präsentation der<br />
Stimuli/Hörtexte die Antworten der Schüler?“. Es geht darum herauszufinden, wie die<br />
Stimuli/Hörtexte in der Testsituation am besten präsentiert werden sollen, um möglichst hohe<br />
Verständlichkeit zu erzielen und unverzerrte Ergebnisse zu erhalten.<br />
12
Wir haben in ersten Versuchen die Erfahrung gemacht, dass die Art, wie die Stimuli/Hörtexte<br />
und die Aufgaben präsentiert bzw. in eine Instruktion eingebettet werden, einen erheblichen<br />
Einfluss auf die Testergebnisse der Schüler haben könnten. Auch der „störende“ Einfluss von<br />
Variablen wie die Verständlichkeit der Hörtexte und der Instruktionen, die<br />
Präsentationshäufigkeit der Stimuli, das Vorwissen der einzelnen Schüler (insbes. bei der<br />
Lesefähigkeit oder in der Schreibkompetenz bei offenen Fragen) spielt möglicherweise eine<br />
Rolle. Besonders leistungsschwächere Schüler haben oft zusätzliche Schwierigkeiten in der<br />
Bearbeitung, wenn diesen Variablen nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet wird.<br />
Die praktische Anwendbarkeit unseres Themas deckt sich mit unserem zuvor<br />
ausgedrückten Wunsch nach dem Bezug der <strong>Masterarbeit</strong> zu unserer Arbeit in der Schule.<br />
Das sollte auch unsere Motivation stärken, denn wir führten diese Arbeit parallel zu unserer<br />
vollen Lehrertätigkeit durch. Deren Vorteil war aber, dass wir in der Praxis bereits einzelne<br />
Aufgaben sinnvoll einsetzten und Instruktionen in der unmittelbaren Realität erproben<br />
konnten.<br />
1.2 Forschungsfrage, Ziel der Arbeit - Erwartete Effekte<br />
Ziel unserer Forschungsarbeit war es zu prüfen, wie sich verschiedene Präsentationsformen<br />
von Aufgaben aus dem Bereich <strong>Hörverstehen</strong> auf die gemessene Leistung der Schüler<br />
auswirken.<br />
Den Hintergrund und Kontext bilden die gesetzlichen Bildungsstandards der 8.<br />
Schulstufe im Fach Deutsch für die Sekundarstufe 1 (Hauptschule - AHS-Unterstufe). Die<br />
Organisation der Bildungsstandards und die mit ihnen zusammenhängenden<br />
Begriffsklärungen sind in der einschlägigen Verordnung des BMUKK vom 02. 01. 2009<br />
festgelegt (die auf dem ergänzenden Gesetzestext zu § 17a SCHOG - BGBl. I Nr. 117/2008<br />
beruht). Im Anhang der Verordnung befinden sich dann die konkreten Deskriptoren der<br />
erwünschten Leistungen in den verschiedenen Standard-Fächern. Definitionen von<br />
„Bildungsstandards“, „Kompetenzen“, „Kompetenzmodelle“ und „Grundlegende<br />
Kompetenzen“ sind nachzulesen in den Kapiteln 2.1, 2.2 und 2.3, insbesondere jene aus dem<br />
Bereich Deutsch bzw. die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz werden noch näher erläutert.<br />
Auf Anordnung des Unterrichtsministeriums sind „durch periodische<br />
Standardüberprüfungen die von den Schülerinnen und Schülern bis zur 4. bzw. zur 8.<br />
13
Schulstufe erworbenen Kompetenzen objektiv festzustellen und mit den angestrebten<br />
Lernergebnissen zu vergleichen“ (VO 2009 §3 (4)).<br />
Die Lernergebnisse der Schüler bzw. die Erreichung der Bildungsstandards in der 8.<br />
Stufe werden vom BIFIE ab 2012 geprüft und rückgemeldet. Begonnen wird mit Mathematik,<br />
2013 folgt Englisch und die Kompetenzen im Fach Deutsch werden ab 2014 extern getestet.<br />
Dabei werden alle 1500 österreichischen Schulen (HS + AHS) mit rund 90.000 Schülern<br />
erfasst. Der Prüfungsvorgang verwendet standardisierte Testverfahren, d.h. es herrschen<br />
dieselben Bedingungen für alle beteiligten Schüler. So finden alle Tests am selben Tag statt<br />
und die Testformen und die Auswertungskriterien sind für alle Schulen ident. Das Gesetz<br />
verpflichtet das BIFIE, die Ergebnisse den Schülern und den Schulen rückzumelden, als<br />
Grundlage für die Qualitätsentwicklung der jeweiligen Schule.<br />
Zur besseren Verständlichkeit nun ein kurzer Exkurs zu den <strong>Hörverstehen</strong>stests, die bei<br />
der Messung ab 2014 eingesetzt werden.<br />
Diese Tests bestehen aus verschiedenen „materiellen“ Teilen,<br />
dem Testmanual (allgemeine Instruktionen zur Testdurchführung für die Testleiter),<br />
den Hörtexten (Stimuli, im allgemeinen auf CD) und<br />
den Testheften für die Schüler, die sich aus den Instruktionen zu den gestellten<br />
Aufgaben und den Items mit ihren Antwortvorgaben zusammensetzen.<br />
Die Art, wie Items erstellt werden, lässt viele Alternativen zu, vor allem in der Auswahl der<br />
Stimuli, aber auch in der Präsentation der Aufgaben. Beim <strong>Hörverstehen</strong> unterscheidet man<br />
Formen monologischer, dialogischer und anweisungsbezogener Aufgaben, die im<br />
Allgemeinen mit einem akustischen Stimulus (Hörtext) beginnen. Dieser kann einmal oder<br />
mehrmals abgespielt werden. Die daran anschließende Fragestellung kann in akustischer und<br />
schriftlicher Form erfolgen und die Beantwortungsmöglichkeiten sind vielfältig, z.B.<br />
mündlich oder schriftlich oder in offener oder geschlossener Form. Ebenso besteht die<br />
Möglichkeit, dass die Schüler die Fragen vor dem Abspielen der Stimuli lesen (=<br />
Vorentlastung oder Lenkung des Schülers).<br />
Diese Alternativen in Inhalt, Instruktion, Präsentation und Antwortvorgabe eröffnen<br />
viele Kombinationsmöglichkeiten beim Testdesign, diese wiederum bleiben nicht ohne<br />
14
Auswirkung auf die Testleistungen der Schüler, d.h. je nach Kombination sind die Tests<br />
möglicherweise mehr oder weniger valide hinsichtlich der Erfassung der „wirklichen“<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz. Damit ist es wichtig, die Wirkung verschiedener<br />
Aufgabenpräsentationsformen auf das Verhalten der Schüler zu kennen.<br />
Unser Beitrag zur Testentwicklung setzte deshalb bei zwei konkreten Grundfragen zur<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stestung an:<br />
1. Wir wollten herausfinden, wie oft ein Stimulus gespielt werden sollte (einmal oder<br />
zweimal), bis das Verständnis der Schüler optimal ist, d.h. um möglichst valide<br />
Leistungen zu erhalten.<br />
2. Die zweite Frage war jene, ob die Schüler die Items (= Fragen zum Hörtext) vor dem<br />
Abspielen lesen sollen oder nicht, ob also eine gewisse Vorentlastung oder Lenkung<br />
zu einem Vorverständnis bzw. einer größeren Lösungshäufigkeit führt.<br />
Aus diesen beiden Fragestellungen ergaben sich prinzipiell vier Testgruppen in unserem<br />
quasiexperimentellen Prüfungsdesign (Anmerkung: Wir arbeiteten mit natürlichen<br />
Schülergruppen = Klassen an Hauptschulen):<br />
Vorentlastung<br />
Stimulus 1× abspielen<br />
15<br />
Stimulus 2× abspielen<br />
gelenkt – Items vorher lesen Testgruppe 1 Testgruppe 2<br />
ungelenkt – Items vorher nicht lesen Testgruppe 3 Testgruppe 4<br />
Abbildung 1: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />
Geplant war deshalb eine quasiexperimentelle Studie mit Gruppen von 14jährigen (8. Stufe),<br />
in denen diese vier Präsentationsformen systematisch variiert werden und eine Messung der<br />
Effekte der verschiedenen Präsentationsformen auf die Schüler durchgeführt wird. Nach<br />
Vereinbarung mit den Schulbehörden durften wir diese Erhebungen an den beiden Mondseer<br />
Hauptschulen (4. Klassen) durchführen.
Die grundsätzliche Forschungsfrage lautete also:<br />
Welchen Einfluss haben die verschiedenen Präsentationsformen auf die<br />
Lösungshäufigkeit der Schüler in einem <strong>Hörverstehen</strong>stest?<br />
Zusätzlich planten wir die Erhebung und Kontrolle verschiedener Variablen in der<br />
Testsituation. Untersucht wurde die Verständlichkeit der Hörtexte, der Instruktionen und der<br />
Items aus der Sicht der Schüler, der Zeitbedarf zur Beantwortung der Items, die subjektive<br />
Bewältigung der Testsituation in Bezug auf Störungen und Schwierigkeiten sowie die<br />
Einstellung der Schüler zum Thema „Hören im D-Unterricht“.<br />
Die Studie war ein erster Versuch in diesem Bereich und sie hat sich auch noch relativ<br />
kleiner Stichproben bedient, daher ist die Aussagekraft natürlich noch begrenzt. Unsere ersten<br />
Ergebnisse sind aber in einen breiter angelegten Feldversuch des BIFIE 2011 eingeflossen.<br />
Die angestrebten Ergebnisse und Analysen sollen insgesamt helfen, die Qualität der<br />
Aufgaben, der Instruktionen und der Abläufe für die standardisierten <strong>Hörverstehen</strong>stests zu<br />
verbessern, indem man den Entwicklergruppen gezielte Hinweise für ihre Arbeit liefert und<br />
ihnen Kriterien für die bestgeeignete Art der Präsentation vorgibt.<br />
Wir hoffen, dass unsere Arbeit mithilft, zu brauchbaren Tests und zu aussagekräftigen<br />
Rückmeldungen zu führen, sodass diagnostische Ergebnisse auch in unsere Unterrichtspraxis<br />
einfließen können, wo Schüler gezielt das <strong>Hörverstehen</strong> erlernen und die Erfahrungen in der<br />
Lehrerfortbildung weitergegeben werden können.<br />
16
Kapitel 2<br />
Grundlagen - Theorien<br />
17
2. Grundlagen - Theorien<br />
2.1 Der Begriff <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz<br />
Ein zentrales Ziel von schulischer Bildung ist die möglichst nachhaltige Vermittlung von<br />
grundlegenden Kompetenzen (Klieme, 2010, S. 9), ein für alle Schüler gleichermaßen<br />
wichtiges Thema. In der Schule sollen einerseits Schlüsselkompetenzen wie<br />
„Muttersprachliche Kompetenz“, „Fremdsprachliche Kompetenz“, „Mathematische<br />
Kompetenz und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz“,<br />
„Computerkompetenz“, „Lernkompetenz“, „Interpersonelle, Interkulturelle und Soziale<br />
Kompetenz und Bürgerkompetenz“, „Unternehmerische Kompetenz“ und „Kulturelle<br />
Kompetenz“ vermittelt werden (vgl. Figel, 2007) und andererseits Kompetenzen im Bezug<br />
auf die einzelnen Unterrichtsgegenstände. „Ein Unterricht, der sich an Kompetenzen<br />
orientiert, achtet mehr auf die Stärken, Schwächen und Voraussetzungen eines Schülers und<br />
weniger auf den Unterrichtsstoff“ (Koch, 2010, S. 320).<br />
Wir zitieren im Folgenden zwei bekannte Begriffe und versuchen damit<br />
„Kompetenzen“ einzugrenzen und festzulegen. Laut der 2009 in Kraft getretenen Verordnung<br />
(BGB1. I Nr. 117/2008) der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur über<br />
Bildungsstandards im Schulwesen sind<br />
Kompetenzen längerfristig verfügbare kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten, die<br />
von Lernenden entwickelt werden und die sie befähigen, Aufgaben in variablen<br />
Situationen erfolgreich und verantwortungsbewusst zu lösen und die damit<br />
verbundene motivationale und soziale Bereitschaft zu zeigen;<br />
Grundlegende Kompetenzen solche, die wesentliche inhaltliche Bereiche eines<br />
Gegenstandes abdecken und somit für den Aufbau von Kompetenzen, deren<br />
nachhaltiger Erwerb für die weitere schulische und berufliche Bildung von zentraler<br />
Bedeutung ist, maßgeblich sind.<br />
Im deutschen Sprachraum bildet die folgende Definition die Grundlage für die Entwicklung<br />
der Bildungsstandards. Sowohl das Bildungsforschungsinstitut BIFIE in Österreich als auch<br />
die Expertise zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards des deutschen Bildungsforschers<br />
Prof. Dr. Eckhard Klieme und die Expertise des Schweizer Bildungsforschers Prof. Dr. Jürgen<br />
Oelkers stützen sich in ihren Ausführungen zum Thema Bildungsstandards auf diesen<br />
Kompetenzbegriff von Weinert (vgl. BIFIE, 2010a; Klieme, 2003; Oelkers, 2008):<br />
Kompetenzen sind die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren<br />
kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die<br />
18
damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und<br />
Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und<br />
verantwortungsvoll nutzen zu können. (Weinert, 2002, S. 27 - zitiert nach dem<br />
Gutachten von Klieme et al. für das deutsche Wissenschaftsministerium, 2003, S.21)<br />
Es scheint auf den ersten Blick klar zu sein, was die Lese-, Schreib- und Sprechkompetenz bei<br />
Schülern bedeutet. Lesekompetenz hat man, wenn man in der Volksschule ausreichend Lesen<br />
gelernt hat, Schreibkompetenz erlangt man auch in der Grundschule und Sprechkompetenz ist<br />
das alltägliche Sprechen vor und mit anderen (vgl. Kap. 2.2.2). Beim <strong>Hörverstehen</strong> liegen die<br />
Dinge scheinbar anders.<br />
Wann hat man <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz? Hören kann doch jeder von Geburt an und<br />
Zuhören sowieso, würde man landläufig meinen. Wozu muss man somit eine Kompetenz im<br />
„<strong>Hörverstehen</strong>“ erlangen, wenn diese ohnehin bei allen von Kindheit an da ist? Im Gegensatz<br />
zu den ersten drei Kompetenzen ist aus wissenschaftlicher Sicht daher die Zuhörkompetenz<br />
noch nicht ausreichend untersucht worden. Man legte oft nicht genau fest, was damit gemeint<br />
sei und welche Prozesse dabei genau ablaufen (Imhof, 2010, S. 15).<br />
Der Zuhörprozess besteht aus einer Vielzahl von Einzeltätigkeiten. Es ist aber noch<br />
nicht geklärt, „inwieweit bei der Interaktion der Teiltätigkeiten Synergie-Effekte oder<br />
kompensatorische Effekte wirksam werden können“ (Imhof, 2004, S. 7). Diese<br />
Einzeltätigkeiten werden auch nicht immer in gleicher Weise kombiniert, somit ergeben sich<br />
Schwierigkeiten bei einer zuverlässigen und validen Messung. Erst in der neueren Literatur<br />
wird dieses Thema (verstärkt in Bezug auf die Kommunikation) intensiver behandelt.<br />
Ein kompetenter Zuhörer muss laut Imhof (2004, S. 3) verschiedene grundsätzliche<br />
Leistungen erbringen (genauer in Kapitel 2.1.2). Er sollte seine Konzentration auf die<br />
Informationsaufnahme ausrichten, er muss seine Sprache, die des Sprechers und den Inhalt<br />
wahrnehmen und zusätzlich wird er den situativen Kontext der Interaktion wahrnehmen<br />
müssen.<br />
Analog zum Leseverstehen hat Imhof (2010, S. 17) daher die Anforderungen an den<br />
Zuhörer so festgelegt:<br />
Schüler sind fähig, verschiedene mündliche Textarten zu unterscheiden und sie können<br />
sich in ihrem Zuhörverhalten darauf einstellen.<br />
Schüler können die Anforderungen und Tätigkeiten erkennen, welche mit<br />
unterschiedlichen Zuhöraufgaben verbunden sind.<br />
19
Schüler erkennen, dass die Intention des Sprechers und Zuhörers die Form und den<br />
Inhalt des sprachlichen Ausdrucks beeinflussen.<br />
Damit ein Schüler „kompetentes Zuhören“ umsetzen kann, sind laut Imhof (2010, S. 18)<br />
„einerseits grundlegende sprachliche, inhaltliche und prozedurale Grundfähigkeiten<br />
erforderlich und andererseits werden Selbstregulationsfähigkeiten benötigt“. Eine genauere<br />
Darstellung des Zuhörprozesses findet sich im Kapitel 2.1.2.<br />
Im Kompetenzmodell Deutsch der 8. Schulstufe wird dem Zuhören kein eigener<br />
Teilbereich gewidmet, sondern die Kompetenzen Sprechen und Zuhören sind<br />
zusammengefasst (vgl. Kap. 2.3.1). Dabei „handelt es sich bei ihnen jedoch um zwei klar<br />
unterscheidbare Fähigkeitsbereiche, die auch in der Entwicklungsperspektive durchaus<br />
voneinander trennbar sind“ (Behrens, 2010, S. 31). Jetzt stellt sich die Frage, ob das<br />
<strong>Hörverstehen</strong> isoliert vom Sprechen untersucht werden soll oder kann und ob dabei vielleicht<br />
riskiert wird, dass man gewisse Erkenntnisse verliert (z.B. in der Kommunikation kann man<br />
das Zuhören nur in Verbindung mit dem Sprechen untersuchen). Behrens (2010, S. 48f)<br />
beschreibt drei gute Gründe, warum kommunikative Einzelaspekte isoliert betrachtet werden<br />
sollen:<br />
Es ist wichtig, die Außengrenzen und die innere Architektur eines Gegenstandes sehr<br />
genau zu bestimmen (analytische Sichtweise), da man von einem umfassenden<br />
Kompetenzmodell des Zuhörens noch ein Stück entfernt ist. Somit sind alle<br />
Erkenntnisse in diesem Teilbereich hilfreich.<br />
Betrachtet man es aus didaktischer Sicht, so erkennt man, dass es wichtig ist mit den<br />
Schülern spezielle Übungen zum Hören, <strong>Hörverstehen</strong> und für die Kommunikation zu<br />
praktizieren, damit sie ihre Zuhörfähigkeit insgesamt verbessern. Dann können sie die<br />
gelernten Zuhörtechniken auch auf andere Bereiche übertragen.<br />
Schließlich ist aus testpragmatischer Sicht zu erwähnen, dass das Ziel kein Gesamttest<br />
der Kommunikation sein kann, da der Bereich viel zu komplex ist. Hier scheint ein<br />
interdisziplinärer Blick wichtiger zu sein.<br />
Abschließend sei noch erwähnt, dass es notwendig ist, dass jeder Zuhörer gewisse<br />
Zuhörkompetenzen erwirbt, aber beim Verstehen kommt es auch auf die Qualität der<br />
präsentierten Texte an.<br />
20
Genauso wie schriftliche Texte unterschiedlich leicht oder schwer zu lesen sind, gibt es auch<br />
bei mündlich präsentierten Texten eine große Bandbreite an Schwierigkeitsgraden. So kann<br />
die Struktur, die Wortwahl, der Dialekt, die Lautstärke, die Hintergrundgeräusche und noch<br />
einiges mehr dem Zuhörer das Erschließen des gehörten Textes erschweren (Bernius &<br />
Imhof, 2010, S. 11).<br />
Es gibt schon erste Erfahrungen mit Hörtests und diese weisen auf diverse Fragen und<br />
auftauchende Probleme hin. So ist etwa auch der Einfluss von Faktoren, wie die „Intelligenz,<br />
Gedächtniskapazität, Vorwissen, Lernfähigkeit“ (Imhof, 2003, S. 213) zu berücksichtigen, da<br />
das <strong>Hörverstehen</strong> von diesen abgegrenzt werden muss, um gültige Untersuchungsergebnisse<br />
zu bekommen.<br />
Damit das <strong>Hörverstehen</strong> getestet werden kann, muss somit erst das Konstrukt<br />
erschlossen werden. 1 Bei „der Definition eines <strong>Hörverstehen</strong>skonstrukts“ kann eine<br />
„kompetenzbasierte oder eine aufgabenbasierte Sichtweise eingenommen werden“ (Böhme,<br />
Robitzsch & Busé, 2010, S. 81f). Was daher bei der „Konstruktcharakterisierung“ (ebd.)<br />
beachtet werden muss, um ausreichend gute Höraufgaben zu bekommen, ist ab dem Kapitel<br />
3.2 beschrieben.<br />
Die anschließenden Kapitel beschäftigen sich mit dem <strong>Hörverstehen</strong> als Teil der<br />
menschlichen Kommunikation (Kap. 2.1.1) und mit dem theoretischen Hintergrund des<br />
Hörens, Zuhörens und <strong>Hörverstehen</strong>s (Kap. 2.1.2).<br />
2.1.1 <strong>Hörverstehen</strong> als Teil der menschlichen Kommunikation<br />
Menschliche Kommunikation besteht in einem Austausch von Informationen. „Austausch“<br />
bezeichnet ein wechselseitiges Geben und Nehmen von Nachrichten, dabei „verlassen“<br />
Informationen in Form von Gedanken, Vorstellungen, Meinungen ein Individuum (z.B. durch<br />
Sprechen, Schreiben) und gelangen in ein anderes Individuum (z.B. durch Hören, Lesen).<br />
Um diesen Kommunikationsvorgang modellhaft zu beschreiben, wird im<br />
sozialwissenschaftlichen Bereich häufig das Sender-Empfänger-Modell benutzt - am<br />
bekanntesten ist das von Schulz von Thun (u.a. 1995, „Vier-Seiten-Modell“), das auf Ideen<br />
von Paul Watzlawick zurückgeht. Diese Modelle haben gemeinsam, dass<br />
1 Dazu mehr im Kapitel 3.2.<br />
21
ein sendender, übermittelnder Mensch („Sender“) mit einer bestimmten Absicht<br />
bestimmte Signale, Informationen („Nachrichten“) in einem bestimmten Code<br />
(Sprache, Zeichenvorrat) erzeugt, und diese kodierten Informationen<br />
mit einem bestimmten Medium bzw. durch einen bestimmten „Informationskanal“<br />
(visuell, auditiv - verbal, nonverbal, etc.) sendet, wonach diese Informationen<br />
bei einem anderen Menschen („Empfänger“) ankommen, der sie empfängt, dekodiert<br />
und im situativen Kontext interpretiert (und daraufhin wieder reagiert bzw. sendet ...)<br />
Kommunikation ist vielfältiger Natur (dialogisch, monologisch, interaktiv) und bedeutet<br />
immer auch den Austausch von verschiedenen Realitäten. Man kann nicht davon ausgehen,<br />
dass der Empfänger die gleichen Weltanschauungen, Vorerfahrungen und Einstellungen hat<br />
wie man selbst als Sender und daher die Nachricht genauso interpretiert, wie sie intendiert<br />
bzw. ausgesandt wurde.<br />
In dieser Arbeit wird ein besonderer Aspekt der Kommunikation behandelt, der auf<br />
Seiten des Empfängers von Informationen besonders wichtig ist - das Hören und das<br />
<strong>Hörverstehen</strong>, also jene Fähigkeit des Menschen, gesendete akustische Laute (Nachrichten,<br />
Informationen) zu hören, zu dekodieren, zu interpretieren und gemäß der enthaltenen<br />
Information zu agieren.<br />
Entwicklungsgeschichtlich betrachtet ist der Mensch ein „Hörmensch“. Früher wurden<br />
Geschichten, Texte und Informationen mündlich überliefert. Auch für das Überleben war das<br />
Hören wichtiger, weil gehörte Informationen schneller erfasst werden als gesehene<br />
(Sachtleben, n.d., S. 113). „Hörinformationen“ sind präziser und oft vollständiger als<br />
„Sehinformationen“, da sie nur auf den akustischen Kanal bezogen sind und der Hörende<br />
durch visuelle Reize nicht abgelenkt wird. „Die stärkste Wahrnehmungsfülle des Menschen<br />
sitzt sozusagen im Ohr“ (Denk, 1994, S. 418).<br />
Vielen Menschen ist nicht mehr bewusst, wie wichtig die Rolle des Zuhörens in ihrem<br />
Leben ist, weil die visuellen Reize und Eindrücke in der modernen Medienwelt überwiegen.<br />
Zuhören ist aber Leben, Anteilnahme, Freude, Gefühl, Abschalten, Glück, Spaß, Bilder im<br />
Kopf, Genießen, Entspannen, Erleben und noch vieles mehr (Belgardt & Plaetschke, 2006, S.<br />
3).<br />
Im Feld von Unterricht und Schule sind das Hören und das Verstehen des Gehörten von<br />
extrem großer Bedeutung. Im Großteil des Unterrichts spricht der Lehrer und vermittelt<br />
22
wesentliche Informationen akustisch. Die Schüler hören zu (zumindest sollen sie es) und sie<br />
sollen die ausgesandten Nachrichten verstehen und sie verarbeiten, d.h. daraus lernen. Diese<br />
Kompetenz der Schüler, akustische Informationen zu empfangen, zu dekodieren, richtig zu<br />
interpretieren und im Gedächtnis zu verarbeiten, um daraus nachhaltig zu lernen, ist - neben<br />
der Lesekompetenz - entscheidend für den schulischen Erfolg. Daher ist die Entwicklung und<br />
Sicherung dieser <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz auch ein entscheidender Faktor im<br />
Bildungsverlauf.<br />
Aus diesem Grund sollte in der Schule, vor allem in der Grundbildung, dieser<br />
Kompetenz hohe Aufmerksamkeit geschenkt und dieses Wissen um das richtige Zuhören<br />
bzw. Kommunizieren verstärkt gelehrt, gelernt und geübt werden. Probleme im<br />
Unterrichtsbereich treten sowohl beim Wahrnehmen des akustischen Reizes auf (weil Schüler<br />
nicht zuhören, nicht aufpassen) als auch beim Dekodieren bzw. Verarbeiten und Interpretieren<br />
des Reizes (zum Beispiel, weil es am Wortschatz fehlt oder der Zusammenhang nicht<br />
verstanden wird). Es heißt auch, dass man immer nur das hört, was in die eigene<br />
Vorstellungswelt und zum eigenen Sinn passt und so selektiert man bereits „vor“.<br />
Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit erstreckt sich auf Aspekte der Diagnose der<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz bzw. auf die Messung der vorhandenen Schülerfähigkeiten. Lehrer<br />
sollten bei Schülern feststellen können, wieweit die Kompetenz vorhanden ist und wieweit sie<br />
erlernt werden muss. Das findet teilweise auch im österreichischen Lehrplan seinen<br />
Niederschlag (hier verweisen wir auf das Kapitel 2.3 „<strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht der<br />
Sekundarstufe I“).<br />
In den folgenden Abschnitten soll nun ein Überblick über die begrifflichen<br />
Festlegungen des Hörens, des Zuhörens bzw. <strong>Hörverstehen</strong>s (der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz)<br />
und deren Unterschiede gegeben werden.<br />
Anschließend wird der kognitive Prozess des <strong>Hörverstehen</strong>s erklärt, wobei hier speziell<br />
die Informationsverarbeitung, die Leistung des Gedächtnisses, das Verstehen, die Hörstile<br />
und die Verknüpfung verschiedener Kompetenzen angesprochen werden (vgl. Kap. 2.2.1).<br />
Die Abgrenzung des <strong>Hörverstehen</strong>s zur Lesekompetenz, zur Sprechkompetenz, zur<br />
Schreibkompetenz und zur Merkfähigkeit wird in Kapitel 2.2.2 beschrieben.<br />
23
2.1.2 Vom Hören zum <strong>Hörverstehen</strong><br />
Das Hörorgan ist beim ungeborenen Kind nach viereinhalb Monaten das erste Organ, das<br />
vollständig entwickelt ist. Das kleine Wesen hört sehr lange mit der werdenden Mutter mit<br />
(Berendt, 1998, S. 70; Zeitlinger, 2007, S. 137) und wenn es auf der Welt ist und später in die<br />
Schule geht, ist das Hören keineswegs beim Eintritt in diese abgeschlossen (Leubolt, 2008, S.<br />
10), sondern es soll sich, genauso wie das Lesen und Schreiben, immer noch weiter<br />
entwickeln. Trotz der erwähnten Tatsachen und Argumente für das Hören scheinen die Augen<br />
alle anderen Sinne zu dominieren, was auch durch die Vielzahl der visuellen Medien<br />
unterstützt wird (Wermke, 1998, S. 3). Für eine gelungene Kommunikation braucht der<br />
Mensch aber vor allem das Zuhören.<br />
Laut Günther (2008, S. 66, 68) sind Hören und Verstehen Voraussetzungen für ein<br />
erfolgreiches Sprechen und viele Menschen scheinen diese Kompetenz nicht zu beherrschen.<br />
Das Sprechen hat in unserer Gesellschaft offensichtlich einen höheren Stellenwert als das<br />
Zuhören. Wenn somit das Hören eine Grundlage für den Alltag ist, so sollte diese auch<br />
grundsätzlich und vor allem ausreichend gelernt und gesichert werden.<br />
Hören, Horchen, Zuhören, Anhören und <strong>Hörverstehen</strong> sind offenbar Kompetenzen, die<br />
vorausgesetzt werden. Die hat man. Das macht man ganz automatisch. Man muss einfach<br />
„nur“ zuhören. Zuhören scheint so selbstverständlich zu sein, wie das Sprechen. Hingegen<br />
beim Sprechen weiß man mittlerweile, dass es erlernt, erprobt und geübt werden kann und<br />
sollte.<br />
Erst in den letzten Jahren wird zum Thema Zuhören vermehrt geforscht und publiziert,<br />
wobei sich die Auswahl an passender Literatur und differenzierten Untersuchungen noch in<br />
Grenzen hält. Dem Hören wird grundsätzlich „kein Eigenwert zugesprochen“, denn es wird<br />
nur als Hilfe für die schriftliche und mündliche Kommunikation gesehen (Wermke, 1995, S.<br />
7). Im Taschenbuch des Deutschunterrichts (Lange, Neumann & Ziesenis, 1994, S. 416) wird<br />
den „Hörformen und Hörarten“ zwar ein eigenes Kapitel gewidmet, dieses beschränkt sich<br />
aber auf drei Seiten (bei einer Gesamtseitenanzahl von 444). Hier kann man jedenfalls eine<br />
gewisse geringe Wertigkeit des Hörens erkennen. (vgl. Kapitel 2.3)<br />
Will man Sprache verstehen, müssen zuerst einmal Schallwellen aufgenommen und<br />
diese im Gehirn verarbeitet werden, d.h. man muss hören (Günther, 2008, S. 91) und es sollte<br />
vor allem das persönliche Interesse und die Neugier an der Sprache vorhanden sein. Wenn<br />
man von Verstehen sprechen möchte, sollte man die Begriffe auditorisch und akustisch<br />
24
unterscheiden. Bei der akustischen Wahrnehmung geht es um die Verarbeitung von<br />
Schallereignissen aufgrund physikalischer Kriterien, wie Musik aus dem MP3 Player,<br />
Plätschern des Wassers, sich unterhaltende Menschen, Donner, aber es ist keine bestimmte<br />
Information zu erkennen und der akustische Reiz wird auch nicht weiter verarbeitet. Die<br />
auditorische Wahrnehmung geht einen Schritt weiter, sie analysiert, verarbeitet und versteht<br />
die sprachlichen Informationen (Günther, 2008, S. 75). Der Begriff „auditive Verarbeitung“<br />
kann als Oberbegriff gesehen werden; er integriert die akustische und auditorische<br />
Reizverarbeitung. Es werden demzufolge alle Aspekte der akustischen und auditorischen<br />
Verarbeitung von Informationen unter dem Begriff „auditiv“ zusammengefasst (Imhof, 2004,<br />
S. 6).<br />
Barthes (2006, S. 76f) und Spiegel (2009, S. 189) unterteilen Zuhören in drei<br />
unterschiedliche Typen. Das erste Hören haben alle Lebewesen gemeinsam. Man richtet<br />
dieses physiologische Hören auf Indizien. Das Kind horcht auf, wenn es die Mutter hört oder<br />
die Katze erhebt sofort den Kopf, wenn es Geräusche hört; dieses erste Hören alarmiert uns<br />
Lebewesen. Das zweite Hören, das Zuhören, ist der wesentliche Schritt weg vom reinen<br />
Hören. Hier wird das Gehörte entziffert und eingeordnet. Das Verstehen bzw. <strong>Hörverstehen</strong><br />
(vgl. Kap. 2.1.2.3) hat hier seinen Ansatzpunkt und ist davon geleitet, das Gehörte<br />
umzusetzen. Die dritte Art des Hörens betrifft die soziale Ebene. Hier geht es nicht mehr um<br />
das reine Zuhören, sondern um das Wahrnehmen der gesamten Situation: Wer hat wie<br />
gesprochen und wie war die Mimik, Gestik und die Haltung; welche Gefühle schwingen mit<br />
und wie reagiert man. Diese Art des Zuhörens ist besonders und muss von jungen Menschen<br />
erst gelernt werden, um in der Gesellschaft bestehen zu können. Menschen, die nicht hören<br />
bzw. zuhören können, sind in ihrer sozialen Kompetenz beeinflusst, sind in der<br />
zwischenmenschlichen Kommunikation im Nachteil und sie werden von einem gewissen<br />
Informationsfluss ausgeschlossen (Günther, 2008, S. 66; Leubolt, 2008, S. 12).<br />
Wir unterscheiden deshalb zusammenfassend:<br />
Die Phase des Hörens als auditive Wahrnehmung (akustische und auditorische<br />
Wahrnehmung, Dekodierung), als einen Vorgang, „durch den auf das Ohr treffende<br />
akustische Reize und sprachliche Klangmuster transportiert, umgewandelt und neuronal<br />
codiert und verarbeitet werden“ (Günther, 2008, S. 68).<br />
Die Phase des Hörens als aktiven, gerichteten, selektiven Vorgang („Zuhören“), wobei<br />
Hören als Wahrnehmung ganz klar vom Zuhören als kognitiven Verarbeitungsvorgang<br />
zu trennen ist, da das Hören ein rein „physiologisches Phänomen“ ist und das Zuhören<br />
25
ein „psychologischer Akt“, welcher stärker beeinflussbar ist (Barthes, 2006, S. 76;<br />
Günther, 2008, S. 67).<br />
Das Horchen oder auch Lauschen ist dem Zuhören gleichzusetzen, es „ist ein kurzfristig<br />
aktualisiertes, konzentriertes und forciertes Hören“ (Wermke, 1998, S. 7). Hierbei gibt<br />
es eine gewisse Anspannung und die Aufmerksamkeit wird selektiv und analytisch auf<br />
ein bestimmtes Ziel gerichtet, um die Information zu erhalten, die man wollte.<br />
Die Phase des <strong>Hörverstehen</strong>s, in der es um die komplexe (Informations-)Verarbeitung<br />
des Gehörten geht.<br />
2.1.2.1 Das Hören<br />
Akustische Wahrnehmung<br />
Der von Menschen ausgesandte Schall trifft auf das „Hörorgan“ Ohr und wird über die<br />
Ohrmuschel und den Gehörgang bis zum Trommelfell gesandt. Dieses gerät in Schwingungen<br />
und diese Wellen übertragen sich via kleine Knöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel)<br />
auf eine Membran in der Schnecke, wo feine Härchen beeinflusst werden und Botenstoffe<br />
freigesetzt werden, die dann die Übertragung übernehmen. Die Aufgabe des Hörorgans ist es,<br />
diesen eintreffenden akustischen Reiz aufzunehmen und ihn an die zentralen „Hörbahnen“<br />
(Nervenbahnen) weiterzuleiten. 2<br />
Auditorische Wahrnehmung<br />
Im Hörzentrum des Gehirns, einem etwa daumennagelgroßen Teil im Inneren unseres Kopfes<br />
(primärer Cortex), wird die Reizinterpretation vorgenommen, d.h. die Informationen werden<br />
als Töne, Klänge oder Sprache wahrgenommen. Damit entsteht eine bewusste, „auditorische“<br />
Wahrnehmung als Voraussetzung für die Weiterverarbeitung. Die genaue Arbeitsweise dieses<br />
Hörcortex und seiner verschiedenen Felder, die jeweils für unterschiedliche Frequenzen<br />
zuständig sind, ist enorm komplex und noch relativ wenig erforscht. (vgl. Lupberger, 2011)<br />
2.1.2.2 Das Zuhören<br />
Das Zuhören ist dadurch gekennzeichnet, dass es nahtlos an das Hören (als akustische bzw.<br />
auditorische Wahrnehmung) anschließt und den kognitiven und psychischen Vorgang der<br />
2 Vgl. www.anatomie – mensch.com/Organe/ohr.php; www.gutzuhoeren.de/Das_Ohr.16.0.html<br />
26
Verarbeitung betrifft, „durch den die neuronalen Impulse als sprachliche Zeichen (Wörter und<br />
Sätze) in den zuständigen Arealen des Gehirns erkannt, interpretiert, bewertet und<br />
abgespeichert werden“ (Günther, 2008, S. 68). Imhof (2003, S. 11) spricht hier von<br />
„selektieren, organisieren, interpretieren und integrieren“.<br />
Im Deutschen klingen Hören und Zuhören sehr ähnlich, im Gegensatz zu anderen<br />
europäischen Sprachen und deswegen wird gern vermutet, dass Zuhören einfach nur ein<br />
längeres und genaueres Hinhören ist. Dabei setzt das Zuhören ein, sobald man das Gehörte<br />
verarbeitet, es zu verstehen und abzuspeichern versucht (Bernius, 2007, S. 191). Spiegel<br />
(2009, S. 190) plädiert sogar dafür, „das Zuhören vom Hören durch die<br />
Aufmerksamkeitsfokussierung zu unterscheiden“. Eine Person hört somit zu, wenn sie die<br />
Aufmerksamkeit auf das „Schallereignis“ richtet.<br />
Unser Gehirn kann auch viele Geräusche ausblenden, d.h. man nimmt nur das wahr,<br />
was einem relevant erscheint. Dies scheint laut Leubolt (2008, S. 15) ohnehin eine sehr<br />
wichtige Maßnahme zu sein, da der Hörende nicht alles aufnehmen kann und sollte, was in<br />
der Umgebung zu hören wäre. Er muss selektiv vorgehen, damit die „Dauerbeschallung“<br />
nicht krank macht. Zusätzlich nimmt die Erinnerungsleistung und die Reaktionsfähigkeit ab,<br />
es ist mehr „kognitive Energie“ (Chibici, 2008, S. 23) notwendig und so ermüdet man<br />
insgesamt schneller. Es wird leider immer noch „der Stellenwert der Akustik an den Schulen 3<br />
und deren Bedeutung für erfolgreiches Lernen“ (Voßkamp, 2009, S. 164) als nicht so wichtig<br />
erachtet 4 und gesundheitliche Folgen für Schüler und Lehrer, welche diesem Lärmpegel über<br />
Jahre ausgesetzt sind, werden in Kauf genommen. Voßkamp (ebd.) berichtet über die Folgen:<br />
„Hallt es in einem Klassenzimmer, verdecken die abklingenden Silben jedes nachfolgende<br />
Wort. Das Sprachsignal ist verzerrt.“<br />
Schüler müssen diese Fähigkeit der Aufmerksamkeitssteuerung erst erlernen; sie sollen<br />
ihr Zuhören auf das Wesentliche lenken und das Unwichtige überhören (Behrens & Eriksson,<br />
2009, S. 52). Der kompetente Zuhörer ist laut Imhof (2010, S. 19) „in der Lage zu definieren,<br />
wozu er was, wann, wie, von oder mit wem und wo etwas aufnimmt“ und zwar ganzheitlich<br />
auf der visuellen und nonverbalen Ebene (Bernius, 2007, S. 195).<br />
Nach dem Informationsverarbeitungsansatz wird Zuhören definiert als „Selektion,<br />
Organisation und Integration (S-O-I-Modell) verbaler und nonverbaler Aspekte akustisch<br />
3 Die Universität Oldenburg in Deutschland erstellt verschiedenste Studien zu diesem Thema. Die Universität ist für die<br />
Hörforschung bekannt (http://www.forschung.uni-oldenburg.de/44559.html)<br />
4 Mehr Hinweise dazu siehe Anhang M.<br />
27
vermittelter Information“ (Imhof, 2010, S. 18; Pabst-Weinschenk, 2011, S. 60). Zuhören<br />
erstreckt sich über eine gewisse Zeit und es werden einerseits Verhaltensweisen<br />
angenommen, die nach außen sichtbar sind und andererseits laufen „internale, kognitive<br />
Prozesse“ (Imhof, 2010, S. 18) im Hörenden ab.<br />
Das „S-O-I-Modell“ von Imhof (2003, S. 53; 2004, S. 49; 2010, S. 18ff) besagt, dass<br />
zuerst eine Zuhörabsicht gebildet werden muss. Daran anschließend soll aus einer Vielzahl<br />
von akustischen Signalen die Information „S“ (Selektion) selektiert werden, welche für den<br />
Hörenden relevant ist. Die Selektion ist sehr wichtig für die folgenden Verarbeitungsprozesse,<br />
da nicht selektierte Inhalte nicht mehr greifbar und somit verloren sind. Bei „O“<br />
(Organisation) wird die gehörte Information sortiert, interpretiert und im Langzeitgedächtnis<br />
mit dem Vorwissen verbunden und anschließend im LZG „I“ (Integration) integriert (vgl.<br />
Kap. 2.2.1.2).<br />
Abbildung 2: Zuhören als mehrstufiger Prozess der Informationsverarbeitung<br />
(Imhof, 2010, S. 19)<br />
Imhof (2004, S. 71, 151) beschreibt zusätzlich noch den Schritt der „Selbstregulierung“.<br />
Dieses Element ist wichtig für die Initiierung des Zuhörens und „zur Kontrolle und<br />
Aufrechterhaltung“ über eine gewisse Zeit. Es ist außerdem entscheidend für die Qualität des<br />
Zuhörens, da man z.B. mehr aufnimmt, wenn man ausgeruht ist; hierbei kann es natürlich<br />
auch zu Schwankungen kommen. Selbstregulierung bedeutet auch, dass die Zuhörabsicht<br />
28
aufrecht erhalten bleibt und dass die Gedanken nicht abschweifen. Bei der Zuhörtätigkeit<br />
muss immer wieder die Konzentration aktiv kontrolliert und Störungen (innere und äußere)<br />
sollen ausgeblendet werden (Imhof, 2004, S. 46; 2010, S. 20).<br />
In der folgenden Tabelle sind die Phasen des Zuhörens konkretisiert (Imhof, 2010, S. 20-27):<br />
kognitive<br />
Kompetenz<br />
metakognitive<br />
Kompetenz<br />
Regulation<br />
des Selbst:<br />
Wahl der<br />
Ressourcen<br />
Intention<br />
Ziele<br />
formulieren<br />
Schwierigkeiten<br />
antizipieren,<br />
Störungen<br />
kontrollieren<br />
Wem? Wann?<br />
Wie lange?<br />
Anstrengungsbereitschaft<br />
aufbauen<br />
Selektion<br />
Konzentration<br />
ausrichten,<br />
Vorwissen<br />
aktivieren,<br />
Sprache kennen<br />
und erkennen<br />
Input prüfen und<br />
kontrollieren,<br />
mehrere<br />
Reizquellen<br />
beachten<br />
Notizen machen,<br />
Form der Notizen<br />
bestimmen,<br />
Umfang der<br />
Notizen festlegen<br />
29<br />
Organisation<br />
strukturieren,<br />
kategorisieren,<br />
zusammenfassen,<br />
Worte und<br />
Sinneinheiten<br />
erfassen<br />
Perspektive<br />
beachten, Lücken<br />
feststellen,<br />
Vollständigkeit<br />
und Konsistenz<br />
prüfen<br />
Prozess<br />
überwachen,<br />
Kanalkontrolle<br />
durchführen,<br />
Interaktion und<br />
Feedback steuern<br />
Integration<br />
mit Vorwissen<br />
verknüpfen,<br />
visualisieren,<br />
wiederholen,<br />
Gehörtem<br />
Bedeutung<br />
zuweisen<br />
evaluieren und<br />
bewerten,<br />
Emotionen<br />
beachten,<br />
Einstellungen und<br />
Informationen<br />
trennen<br />
Quellen wechseln,<br />
Situationsmodell<br />
prüfen, ergänzen<br />
und verstehen,<br />
Konsequenzen:<br />
Was ist zu tun?<br />
Abbildung 3: Selbstregulation in den Phasen des Zuhörens (Imhof, 2010, S. 20) 5<br />
Abschließend sei hier noch erwähnt, dass man das „Nicht-(zu)-Hören“ (Spiegel, 2009, S. 190)<br />
mit keinem Wort benennen kann. In der Gesellschaft wird das „Nicht-(zu)-Hören“ ohnehin<br />
als unhöflich empfunden und so scheint es dafür keinen Ausdruck zu benötigen.<br />
2.1.2.3 Das <strong>Hörverstehen</strong><br />
Definitionen von Hören (akustisches Wahrnehmen) und Zuhören (als gerichtete Organisation<br />
und Verarbeitung des Gehörten) wurden in den letzten Abschnitten erörtert und die<br />
5<br />
Siehe Anhang J: Zum genaueren Verständnis ist im Anhang die Darstellung der erforderlichen Kompetenzen auf Seiten<br />
der Schüler zu den einzelnen Phasen zu finden.
Unterscchiede<br />
zwiscchen<br />
beidenn<br />
Begriffen herausgear rbeitet. Wass<br />
unterscheiidet<br />
diese je etzt vom<br />
Hörversstehen?<br />
Inwwieweit<br />
gehtt<br />
Hörverstehhen<br />
über Zu uhören hinauus?<br />
Bei<br />
manchenn<br />
Autoren (z.B. Pabstt-Weinschen<br />
nk, 2011, SS.<br />
59f; Haggen,<br />
2006, S. 36ff;<br />
Meissneer,<br />
2010, SS.<br />
15; Imhoof,<br />
2004; Immhof,<br />
2003 3) werden ZZuhören<br />
unnd<br />
<strong>Hörverstehen</strong><br />
in<br />
ähnlicheer<br />
Weise ooder<br />
es wirdd<br />
überhauppt<br />
nur Zuhö ören verwenndet<br />
und mman<br />
erkennt<br />
keinen<br />
Unterscchied<br />
der Beegrifflichkeeiten.<br />
Sie scchreiben<br />
üb ber das Zuhöören<br />
und gemeint<br />
ist nach n der<br />
folgendden<br />
Darstelluung<br />
von Geeißner<br />
(19844)<br />
aber das Hörverstehhen.<br />
Es scheeint<br />
jedoch sinnvoll<br />
zu sein, zwischen ZZuhören<br />
unnd<br />
Hörversteehen<br />
zu unt terscheiden, , da für das Hörversteh hen mehr<br />
kognitivve<br />
Kompeteenzen<br />
notweendig<br />
sind.<br />
AAm<br />
besten sieht man die Reihennfolge<br />
bzw w. Unterschhiede<br />
des HHörvorganges<br />
beim<br />
Stufenmmodell<br />
von Geißner (19984;<br />
Pabst-WWeinschenk<br />
k, 2011, S. 61). Er gehht<br />
von der auditiven a<br />
Wahrneehmung<br />
auss<br />
und reiht aanschließennd<br />
„Hören, Zuhören, Z H<strong>Hörverstehen</strong>n<br />
und Hörh handeln“.<br />
Die erssten<br />
drei Stufen<br />
werdden<br />
als Rezzeptionspro<br />
ozesse zusaammengefassst<br />
und die e letzten<br />
beiden ( (Hörverstehhen<br />
und Hörhandeln)<br />
aals<br />
produktive<br />
Vorgängge.<br />
Das Hörrverstehen<br />
ist i somit<br />
der näcchste<br />
größeere<br />
Schritt vom reinenn<br />
Zuhören weg; hierr<br />
mündet dder<br />
Hörvorg gang im<br />
Produziieren<br />
einer Reaktion bbzw.<br />
einer Handlung und bezeicchnet<br />
eben den maßgeblichen<br />
Unterscchied<br />
zum ZZuhören.<br />
Hörvorggang<br />
Rezeption<br />
Produktionn<br />
Abbildung 4: Stufen ddes<br />
Hörvorg ganges (Geißßner,<br />
1984) )<br />
Laut SSolmecke<br />
( (1992, S. 5, 9) begginnt<br />
das Hörverstehhen<br />
mit ddem<br />
Erkenn nen der<br />
Verstehhensabsicht<br />
durch den HHörer<br />
und ddieser<br />
entscheidet<br />
dannn<br />
auch, ob eer<br />
einen Tex xt global<br />
oder imm<br />
Detail verstehen<br />
mmöchte<br />
bzww.<br />
kann die e Absicht vvariieren<br />
(vvgl.<br />
Kap. 2.2.1.3).<br />
Hörversstehen<br />
heißtt<br />
außerdemm,<br />
dass Lautte<br />
erkannt werden, WWissen<br />
aktiviert,<br />
Bekan nntes mit<br />
30<br />
aauditive<br />
Wahhrnehmung<br />
Hören<br />
ZZuhören<br />
Hörvverstehen<br />
Hörrhandeln/<br />
RReaktion
Unbekanntem verknüpft und dass das Gehörte aufgrund des persönlichen Weltwissens bzw.<br />
Hörmusters interpretiert wird. Behrens und Eriksson (2009, S. 52) erwähnen zusätzlich, dass<br />
gutes <strong>Hörverstehen</strong> auch die Fähigkeit inkludiert, mit dem gehörten Text „in ein emotionales<br />
Verhältnis zu treten“, das heißt, dass Schüler sich mit dem Gehörten identifizieren, es<br />
akzeptieren oder negieren ( Reaktion, Abb. 4) können. Dieser letzte Schritt macht, wie<br />
schon im letzten Abschnitt erwähnt, den Unterschied zwischen „nur“ Zuhören und<br />
<strong>Hörverstehen</strong> aus.<br />
Nach unserer Sichtweise können die oben genannten Vorgänge Solmeckes und Behrens<br />
gleichgesetzt werden mit dem Begriff der „Produktion“ des Stufenmodells von Geißner (Abb.<br />
4), der das <strong>Hörverstehen</strong> und das situationsspezifische Hörhandeln impliziert.<br />
Die Grenzen zwischen den Begriffen Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> sind in der Literatur<br />
fließend. Es scheint auch eine Problematik der deutschen Sprache zu sein, dass es keine<br />
eigenen Ausdrücke für das verstehende oder aufmerksame Zuhören gibt. Im Englischen gibt<br />
es zum Beispiel „attend“ für diese vorher erwähnten Ausdrücke. Sprechwissenschaftler<br />
sprechen hier von <strong>Hörverstehen</strong> (Pabst-Weinschenk, 2011, S. 58f).<br />
Im Lehrplan Deutsch für die 4. Schulstufe der Volksschule ist die Rede von<br />
„verstehend, aufmerksam und respektvoll zuhören“ und im Bereich der Hauptschule wird im<br />
Lehrplan von der Fähigkeit gesprochen, aus „Gehörtem Informationen zu entnehmen“ (vgl.<br />
Kap. 2.3.1.1). Lediglich in den Bildungsstandards der 8. Schulstufe ist das Zuhören als<br />
eigener Kompetenzbereich verankert.<br />
Konkret vom <strong>Hörverstehen</strong> wird nur im Bereich Deutsch als Zweitsprache oder bei<br />
einer lebenden Fremdsprache gesprochen. Hier hat das <strong>Hörverstehen</strong> seinen ausdrücklichen<br />
Platz. Manche Sprachbücher für den Deutschunterricht, z.B. „Mit eigenen Worten“ (Merkos,<br />
2000, S. 43) oder „Wissen und Können“ (Hoppe, 2006) widmen dem Hören schon eigene<br />
Kapitel. Insgesamt haben aber die Hörmedien in der didaktischen Literatur kaum Resonanz<br />
gefunden (Wermke, 1996, S. 4) und es scheint an der Zeit zu sein, das Ungleichgewicht<br />
zwischen visuellen und den Hörmedien auszugleichen.<br />
Die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz benötigt somit viele verschiedene Einzelkompetenzen.<br />
Diese sind laut Imhof (2004, S. 151) „motivationale und volitive Prozesse, emotionale<br />
Regulierung, Konzentration und Aufmerksamkeit, Sprachverstehen, Gedächtnis, Denken,<br />
visuelle Wahrnehmung, soziale Wahrnehmung“. Die einzelnen Kompetenzen bauen<br />
31
aufeinander auf und sind rekursiv zu verstehen (vgl. Kap. 2.1.2.2). Die genauere Aufstellung 6<br />
„systematisiert die Anforderungen an den Zuhörer“ (Imhof, 2010, S. 25). Belgrad, Eriksson,<br />
Pabst-Weinschenk und Vogt (2008, S. 22) erwähnen in diesem Zusammenhang, dass all diese<br />
Kompetenzen in der Schule speziell erlernt werden sollen, aber es sei noch unklar wie. Im<br />
Gegensatz zur Fremdsprachendidaktik gäbe es hier sehr wenig Forschungsresultate und<br />
wenige gute Aufgabenstellungen.<br />
Zuhören wird meist nicht als eigenständige Sprachfähigkeit gesehen und so geprüft,<br />
sondern nur im Zusammenhang mit dem Sprechen. Dabei können diese beiden Bereiche<br />
(Sprechen und Zuhören) klar voneinander getrennt werden. Behrens (2010, S. 31f) beschreibt<br />
das Erlernen der Sprechfähigkeit beim Menschen eindeutig nach demjenigen der „Hör- und<br />
Zuhörkompetenz“. Für die Sprechfähigkeit gibt es einige genaue Modelle, aber bei der<br />
Hörentwicklung endet diese Beschreibung der Hörfähigkeit nach der Geburt des Kindes (es<br />
gibt noch Befunde darüber, wie das Kind im Mutterleib hört). Mit ein Grund für die fehlenden<br />
Untersuchungsergebnisse im Bereich des Zuhörens bzw. <strong>Hörverstehen</strong>s dürften<br />
Schwierigkeiten in der Testentwicklung sein (vgl. ab Kap. 3.2).<br />
So wollen wir uns in der Definition von „<strong>Hörverstehen</strong>“ der Vorstellung von Geißner<br />
und anderen Autoren anschließen und das <strong>Hörverstehen</strong> als einen Prozess und eine Fähigkeit<br />
beschreiben, die über die akustische Wahrnehmung und Verarbeitung und das interpretierende<br />
Zuhören hinausgehen und die komplexe, situationsbezogene Verarbeitung des Gehörten, die<br />
zu einer Produktion/Reaktion führen kann, im Speziellen bezeichnen sollen. Im Sinne von<br />
Schulz von Thun wäre dies also der psychische Vorgang, der mit der Verarbeitung der vier<br />
Seiten einer Nachricht verbunden ist.<br />
Die Fähigkeiten der akustischen Wahrnehmung und der Dekodierung (der Zeichen,<br />
Laute) ist die Basis, auf der <strong>Hörverstehen</strong> bei Schülern funktionieren kann. Diese Fähigkeiten<br />
werden im Allgemeinen im Kleinkindalter erworben, Hörstörungen sollten im Kleinkindalter<br />
erkannt und behandelt werden. In unserer Arbeit geht es vorwiegend um die Kompetenz des<br />
<strong>Hörverstehen</strong>s - Probleme im Zusammenhang mit der Wahrnehmung und der Dekodierung<br />
werden hier bewusst ausgeklammert.<br />
6 Siehe Anhang J: Kompetenzen zur Selbstregulierung nach Imhof (Imhof, 2010)<br />
32
2.2 <strong>Hörverstehen</strong> – Psycholog. Grundlagen – Kognitive Prozesse<br />
Im letzten Kapitel ging es um die Grundlagen des <strong>Hörverstehen</strong>s. Es wurden die Begriffe<br />
„<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz“, „Hören“, „Zuhören“ und „<strong>Hörverstehen</strong>“ genauer definiert und<br />
wir haben versucht, einen eigenen Zugang zur Unterscheidung des Zuhörens und<br />
<strong>Hörverstehen</strong>s zu finden.<br />
Da das „<strong>Hörverstehen</strong>“ nicht nur aus dem Hören besteht, sondern auch aus dem<br />
Verstehen, wird dies in den folgenden Kapiteln genauer betrachtet. Wie passiert der<br />
Verstehensprozess, wie ist daran die Leistung des Gedächtnisses beteiligt und welche<br />
Erkenntnisse bringen das Wissen um die Redundanz, Inferenz und Antizipation?<br />
Abschließend soll noch eine Abgrenzung der einzelnen Kompetenzen vorgenommen werden<br />
(vgl. Kapitel 2.2.2).<br />
2.2.1 Das <strong>Hörverstehen</strong> – der kognitive Prozess<br />
Die Grundlage für das <strong>Hörverstehen</strong> ist das erfolgreiche Hören und Zuhören. Man braucht,<br />
um überhaupt verstehen zu können, eine „gründliche und systematische Verarbeitung und<br />
Wahrnehmung der Informationen“ (Günther, 2008, S. 74). Damit man Sprache überhaupt hört<br />
und zusätzlich das Gehörte auch versteht, benötigt man verschiedene kognitive Fähigkeiten<br />
(Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Verstehen, Speichern, Behalten) und spezielle<br />
Kompetenzen (Hörziele, Hörstile, Inferenz, Antizipation, Redundanz). Man braucht gewisse<br />
kognitive Muster, um „Umweltreize“ (Butkhuzi, 2008, S.9) einordnen und jederzeit abrufen<br />
zu können. Hagen (2006, S. 55) benennt diese Vorgänge als „Hörmuster“ und definiert sie als<br />
„Kenntnis der Strukturen und Formen“.<br />
Jeder Hörer versteht aber etwas anderes, denn er verarbeitet gesammelte Informationen<br />
auf dem Hintergrund seines jeweiligen Weltwissens und mit seinem eigenen<br />
„Informationsverarbeitungssystem“ (siehe auch Kapitel 2.1.2.2, 2.2.1.4 und 3.3). Da das<br />
Wissen bei jedem anders abgespeichert ist, erzielt jeder Mensch unterschiedliche<br />
„Verarbeitungs- und Lernergebnisse“ (Butkhuzi, 2008, S. 10). Jeder neue Hörimpuls<br />
interagiert mit dem schon gespeicherten Wissen und wird so in Abhängigkeit von der<br />
persönlichen Kultur, Sprache, Weltwissen interpretiert.<br />
Wenn Kinder in die Schule kommen, bringen sie einen unterschiedlichen<br />
Erfahrungshorizont mit. Sie unterscheiden sich in ihren Kenntnissen, Erfahrungen und<br />
33
Vorstellungen sowohl innerhalb der gleichen Altersgruppe als auch in Bezug auf ältere<br />
Schüler und Erwachsene (Buse, 2008, S. 6). Ihr „Weltwissen“ ist verschieden und es kann<br />
daher nicht bei allen Schülern das gleiche Ergebnis beim <strong>Hörverstehen</strong> vorausgesetzt werden.<br />
Allerdings sollten Schüler im Laufe der Zeit lernen, wie sie die gehörten Informationen<br />
bestmöglich aufnehmen, interpretieren, reflektieren, speichern und sich dann langfristig<br />
merken können. Sie sollten hören lernen und vor allem auch horchen lernen, um auf leisere<br />
Töne achten zu können (Gadamer, 2006, S. 56f). Dies ist deswegen so wichtig, weil Schüler<br />
sehr viel von ihrer Unterrichtszeit hörend verbringen und sehr oft vorausgesetzt wird, dass<br />
Kinder sowieso zuhören können. Und dieses Zuhören wird dann gleichgesetzt mit dem<br />
Verstehen des Gehörten.<br />
In den folgenden Abschnitten soll näher auf die einzelnen Fähigkeiten und<br />
Kompetenzen eingegangen werden. Es wird erläutert, wie kognitive Prozesse im Rahmen des<br />
<strong>Hörverstehen</strong>s ablaufen.<br />
2.2.1.1 Der Verstehensprozess<br />
Das Verstehen einer Nachricht, also den Sinn einer ausgesendeten verbalen oder nonverbalen<br />
Information zu erfassen, geht über die rein akustische Wahrnehmung, die auditorische<br />
Verarbeitung des Gehörten im Hörzentrum und dessen sprachliche Dekodierung hinaus.<br />
„Schüler/innen können die wesentlichen Informationen gesprochener Texte verstehen“, heißt<br />
es in den Bildungsstandards Deutsch für die 8. Schulstufe - die Schüler sollen also die<br />
komplexe Kompetenz des „<strong>Hörverstehen</strong>s“ im Laufe der acht Pflichtschuljahre erworben<br />
haben. Das österreichische Wörterbuch Schulausgabe (Back, 2001) beschreibt Verstehen als<br />
Sache, wo man sich auskennt, was man begreift oder auch „dass man einen Redner gut hören<br />
(verstehen)“ kann. Wir „verstehen“ jemanden, wenn es uns gelingt, als Folge der<br />
Kommunikation eine erwünschte Handlung zu setzen, absichtsvoll bzw. zielgerichtet zu<br />
handeln.<br />
Wahrgenommenes wird nicht 1:1 so aufgenommen „wie es wirklich ist, sondern in<br />
Verbindung mit schon vorhandenen Informationen, Erfahrungen und den sich hieraus<br />
ergebenden Erwartungen“ (Butkhuzi, 2008, S. 11). Das bedeutet also, dass Gehörtes aber<br />
auch ein Text immer verschieden interpretiert werden können, je nach Hörer bzw. Leser, je<br />
nachdem, wie oft man etwas hört oder liest und je nachdem, welches Weltwissen oder<br />
34
Sprachwissen jemand hat (Butkhuzi, 2008, S. 12). Das Verstehen hängt somit zu einem<br />
großen Teil vom Rezipienten ab.<br />
Der Rezipient beeinflusst, wie zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Text verstanden wird<br />
(Paschke, 2000a, S. 17). Er hat eine Äußerung verstanden, wenn er die Absicht des Textes<br />
oder die Absicht des Sprechers richtig erfasst hat. Das Gehörte bzw. das Gelesene wird<br />
interpretiert und zwar mit dem vorhandenen Weltwissen und Sprachwissen (Butkhuzi, 2008,<br />
S. 12). Darüber hinaus ist dieses Verstehen eine Sache, die nachhaltiger ist, die länger<br />
andauert und nicht „nur ein vorübergehendes, flüchtiges Ereignis“ (Seiler, 1997, S. 69)<br />
darstellt.<br />
Es gibt laut Seiler (1997, S. 73) verschiedene Arten des Verstehens. Er beschreibt das<br />
„handelnde Verstehen“, das „intuitive, anschauungsgebundene Verstehen“ und das<br />
„begriffliche Verstehen“. Eine ähnliche Einteilung trifft Binneberg (2010, S. 134) zum Thema<br />
Verstehen; er unterscheidet das „Zusammenhangsverstehen“, das „Ausdrucksverstehen“ und<br />
das „einfühlende Verstehen“. Nach diesen verschiedenen Darstellungen erkennt man, dass es<br />
das Verstehen als Begriff nicht gibt. Dieser Begriff ist in der Literatur unscharf und nicht<br />
ausreichend eindeutig definiert.<br />
Solmecke (1992, S. 8) unterscheidet vier Verstehensebenen (Wiedererkennen,<br />
Verstehen, Analytisches Verstehen, Evaluation) und Butkhuzi (2008, S. 11) unterscheidet in<br />
ähnlicher Weise fünf Schritte (diskriminieren, suchen, analysieren, interpretieren,<br />
verifizieren). Verstehensebenen werden aber nicht nacheinander, „sondern weitgehend<br />
gleichzeitig bearbeitet“ (Solmecke, 1992, S. 8).<br />
Jedes Verstehen bedeutet also immer „eine Veränderung, eine Erweiterung oder auch<br />
eine Integration von Begriffen, im aktuellen Geschehen“ und kann somit mit „begrifflichem<br />
Erkennen“ definiert werden (Seiler, 1997, S. 73f).<br />
Der Verstehensvorgang scheint aber noch viel komplexer zu sein, als dies in diesen<br />
vorangegangenen Definitionen dargestellt wird. Solmecke (2000, zitiert nach Paschke, 2000a,<br />
S. 16) hat dies zusammengefasst:<br />
Verstehen kann sich … also nicht nur einfach auf das korrekte Erfassen von<br />
Wörtern und Grammatikregeln beschränken, sondern es ist ein hochkomplexer<br />
Vorgang, der neben Wörtern und Grammatik auch die pragmatische Funktion einer<br />
Äußerung, ihren sprachlichen, situativen und personellen Kontext, darüber hinaus<br />
auch den kulturellen bzw. gesellschaftlichen Kontext, in denen sie erfolgt,<br />
Eigenschaften des Sprechers und dessen Beziehungen zum Hörer in ihren<br />
Zusammenhängen erfassen und verarbeiten muss. Zu ergänzen ist noch, dass jeder<br />
35
Verstehensvorgang auch ein Lernvorgang ist insofern, als er zu einer Erweiterung<br />
der Sachkenntnisse, oft auch der Sprachkenntnisse führt. (Paschke, 2000a, S. 16)<br />
Im Folgenden soll eine illustrative, hierarchisch geordnete Schrittfolge der<br />
Informationsverarbeitung aus der Sicht des „Verstehens“ entstehen (Solmecke, 1992, S. 8;<br />
Butkhuzi, 2008, S. 11): 7<br />
(1) Die Phase der Diskriminierung ist ähnlich dem Wiedererkennen der Lautgestalt und meint<br />
eine Grundfähigkeit des <strong>Hörverstehen</strong>s - die Zuordnung von Lauten zu Tönen.<br />
(2) Beim vergleichenden Suchen der Informationen (Muster im Gedächtnis) wird der Frage<br />
nachgegangen, ob die Laute, Strukturen, Wörter im Gehirn schon bekannt sind. Dies<br />
dürfte eine Art Zwischenschritt sein, welchen Solmecke (1992, S. 8) nicht erwähnt bzw.<br />
welchen er für den nächsten Punkt voraussetzt.<br />
Die ersten beiden Punkte können noch nicht direkt zur Verstehensleistung gezählt werden,<br />
sondern man ordnet sie dem Bereich der Wahrnehmung zu. „Solange der Hörer zwar Wörter<br />
erkennt, ihnen aber (außer der lexikalischen) keine propositionale bzw. illokutionäre<br />
Bedeutung im jeweiligen Kontext zuweisen kann, liegt kein Verstehen im Sinne<br />
kommunikativen Sprachgebrauchs vor“ (Paschke, 2000a, S. 81).<br />
(3) Das eigentliche Verstehen bzw. Analysieren ist eine Art globales, selektives Entnehmen<br />
von Informationen. Hier wird das Wiederkennen vorausgesetzt (wie schon unter<br />
„Suchen“ erwähnt). Details oder Zusammenhänge sollen im Gedächtnis gespeichert und<br />
von dort auch wieder abgerufen werden können (Paschke, 2000a, S. 16).<br />
(4) Das analytische Verstehen bzw. Interpretieren führt über das Verstehen hinaus zu<br />
Schlussfolgerungen. Es soll erklären, was jemand warum sagen will oder wo und wann<br />
etwas wieso geschieht. „Bei sehr vielen Texten ist dieses analytische oder<br />
schlußfolgernde sic! Verstehen mindestens so wichtig wie das Verstehen der tatsächlich<br />
gegebenen Information“ (Paschke, 2000a, S. 16; Solmecke, 1992, S. 8).<br />
(5) Unter Evaluation bzw. Verifizierung versteht man die persönliche, überprüfende und<br />
wertende Stellungnahme. Als Empfänger von etwas Gelesenem oder Gehörtem will man<br />
reagieren und so wird der Inhalt des Empfangenen mit den eigenen Erfahrungen,<br />
Vorstellungen verknüpft und dementsprechend (aufgrund des persönlichen Weltwissens)<br />
erfolgt die Reaktion (Butkhuzi, 2008, S. 11; Paschke, 2000a, S. 16; Solmecke, 1992, S.<br />
7 Vgl. auch Kap. 2.1.2<br />
36
8). Auch hier könnte man wieder das Schulz-von-Thunsche Modell der „4-Seiten-<br />
Nachricht“ erwähnen.<br />
Zusammenfassend wollen wir den Verstehensvorgang wie folgt strukturieren:<br />
Evaluation<br />
Verifizierung<br />
Analytisches<br />
Verstehen/<br />
Interpretieren<br />
Wiedererkennen<br />
Diskriminieren<br />
Abbildung 5: Verstehensebenen (nach Solmecke, 1992; Butkhuzi,2008)<br />
Diese Verarbeitungsprozesse verlaufen nicht nur nacheinander, sondern manchmal auch<br />
gleichzeitig und interaktiv (es gibt laut Kognitionspsychologie auch „Top-down und Bottomup“<br />
Prozesse). Diese Prozesse „greifen ineinander und stehen in einem ständigen<br />
Wechselspiel“ zueinander (Pabst-Weinschenk, 2011, S. 60):<br />
Top-down absteigende Verarbeitung (von oben nach unten) = sind wissens-,<br />
konzept-, schema- und erwartungsorientiert; hier passiert die semantische Einordnung<br />
der Inhalte in die persönlichen Wissensstrukturen.<br />
Bottom-up aufsteigende Verarbeitung (von unten nach oben) = sind informations-,<br />
daten- und textgeleitet; ausgelöst durch einen akustischen Input; kreuzen die Top-down-<br />
Prozesse und sie schaffen eine möglichst frühe Grundlage für die Identifikation von<br />
Inhalten und Botschaften (Günther, 2008, S. 75; Pabst-Weinschenk, 2011, S. 60).<br />
Im Langzeitgedächtnis sind sämtliche Wissensbestände vorhanden. Von dort werden sie in<br />
das Kurzzeitgedächtnis geholt, identifiziert, dekodiert, verarbeitet und durch Wiederholen<br />
(rehearsal) kommt es zur Kodierungsverstärkungen und logischen Umstrukturierungen<br />
(clustering) der Daten. Dieser Konstruktionsprozess ermöglicht die Überführung der<br />
Informationen zurück ins Langzeitgedächtnis (Günther, 2008, S. 75; Pabst-Weinschenk,<br />
2011, S. 60).<br />
37<br />
Suchen<br />
Verstehen<br />
Analysieren
2.2.1.2<br />
Der Versttehensprozeess<br />
als Leisttung<br />
des Ge edächtnissees<br />
(UKZG, KKZG,<br />
LZG) )<br />
„Dem mmenschlicheen<br />
Gedächttnis<br />
wird alllgemein<br />
die<br />
Aufgabe zugeschrieeben,<br />
Inform mationen<br />
aufzuneehmen,<br />
sie kurz,- mitttel-<br />
und laangfristig<br />
zu u speichernn<br />
und bei Bedarf wie eder zur<br />
Verfüguung<br />
zu steellen“.<br />
Infoormationen<br />
werden aus a der UUmwelt<br />
übeer<br />
untersch hiedliche<br />
Sinneskkanäle<br />
aufgeenommen<br />
(WWeber,<br />
20004,<br />
S. 52) und u gespeichhert.<br />
Das Speichern<br />
ist t für das<br />
Hörversstehen<br />
eine grundlegende<br />
Vorausssetzung,<br />
da d gehörte Informationnen<br />
nur verstanden<br />
werden, , wenn sie eine gewisse<br />
Zeit langg<br />
gespeiche ert und wieeder<br />
abgeruffen<br />
werden n können<br />
(Sachtleeben,<br />
n.d., SS.<br />
111). Daas<br />
explizite und impliz zite Gedächhtnis<br />
ist ein Prozess, de er in die<br />
Stufen EEnkodierenn,<br />
Speichernn<br />
und Abruffen<br />
unterteilt<br />
ist (Zimbbardo,<br />
Gerriig<br />
& Graf, 2004, S.<br />
341). Explizite<br />
Geedächtnisinhhalte<br />
lassen sich sprach hlich ausdrüücken,<br />
wähhrend<br />
sich implizite i<br />
nur durcch<br />
die handdelnde<br />
Persoon<br />
bemerkbbar<br />
machen n, welche diese<br />
unbewuusst<br />
ausführ rt (Gold,<br />
2009, S.<br />
97). Grunddsätzlich<br />
wird<br />
zwischeen<br />
drei Gedä ächtnisspeicchern<br />
untersschieden:<br />
da as Ultra-<br />
Kurzzeiitgedächtniss<br />
(UKZG), das Kurzzzeitgedächt<br />
tnis (KZG) und das Langzeitge edächtnis<br />
(LZG).<br />
Reizaufnahme<br />
Infoormation<br />
aus<br />
deer<br />
Umwelt<br />
Ulltrakurzzeit-<br />
ggedächtnis,<br />
Seensorischess<br />
Register<br />
visuell,<br />
akustisch,<br />
haptisch<br />
Abbildungg<br />
6: Mehrsppeichermoddell<br />
des Ged dächtnisses (Preiser, 20009,<br />
S. 81;<br />
Webber,<br />
2004, S. S 53)<br />
Im Ultrrakurzzeitgeedächtnis<br />
( (auch sensoorisches<br />
Reg egister) wird<br />
eine übeer<br />
die Sinne eskanäle<br />
eingegaangene<br />
Infoormation<br />
bzzw.<br />
ein Reeiz<br />
nur ga anz kurz auufbewahrt<br />
(nicht einm mal eine<br />
Sekundee).<br />
Es besittzt<br />
zwar einne<br />
große Kaapazität,<br />
ab ber nur einee<br />
sehr kurzee<br />
Speicherd dauer. Es<br />
wird unnterteilt<br />
in ein ikoniscches<br />
(optissche<br />
Reize) ) und ein eechoisches<br />
(akustische e Reize)<br />
Teilsysttem<br />
(Gold, 22009,<br />
S. 79;<br />
Weber, 20004,<br />
S. 53; Zimbardo, Z GGerrig<br />
& Grraf,<br />
2007, S. S 341).<br />
38<br />
Kurzzeitgedächtnis,<br />
g<br />
Arbeitsgedächtnis<br />
er rhaltende und<br />
elaborierende<br />
e<br />
e<br />
Wiederholung<br />
W g<br />
Langzeitgedächtnis<br />
s<br />
deklarativ,<br />
prozedural
Das Kurzzeitgedächtnis (das breitere Arbeitsgedächtnis inkludiert das KZG) hingegen kann<br />
Informationen bis zu 30 Sekunden behalten. Die neu ankommenden Informationen werden<br />
mit schon gespeicherten in Beziehung gesetzt (Paschke, 2000a, S. 21). In dieser begrenzten<br />
Kapazität können Informationen bewusst nur kurz festgehalten werden, wenn sie nicht<br />
wiederholt werden. Je mehr neue zusätzliche Informationen eintreffen und je mehr Störreize<br />
auftreten, desto kürzer ist die Speicherdauer. Das Problem des KZG ist die begrenzte<br />
Kapazität. Es können nur etwa „sieben Informationseinheiten zur gleichen Zeit im<br />
Kurzzeitspeicher behalten werden“ (Gold, 2009, S. 79). Durch das sogenannte „Chunking“<br />
(Bündelungsprozesse) und „Clustering“ lassen sich einzelne Informationen logisch gestalten<br />
und die begrenzte Kapazität kann erfolgreich optimiert werden. Durch „Rehearsal“<br />
(erhaltende Wiederholung; z.B. mehrmalige Wiederholung einer Nummer) erhöht sich<br />
zusätzlich die Effizienz des KZG (Gold, 2009, S. 79f; Weber, 2004, S. 55; Zimbardo, Gerrig<br />
& Graf, 2007, S. 304ff).<br />
Forscher haben Theorien des Arbeitsgedächtnisses formuliert, welche das klassische<br />
KZG beinhalten. Drei Komponenten des Arbeitsgedächtnisses wurden beschrieben: die<br />
phonologische Schleife, den visuell-räumlichen Notizblock und die zentrale Exekutive.<br />
Erstere benützt man etwa zum Wiederholen der Telefonnummer, während man sie hört. Den<br />
visuell-räumlichen Notizblock verwendet man ähnlich wie die phonologische Schleife,<br />
zusätzlich aber für visuelle und räumliche Informationen; z.B. wenn ein Schüler fragt, wie<br />
viele Tische im Computerraum stehen, könnte man sich im Kopf ein Bild von dieser Klasse<br />
machen und die Tische sozusagen abzählen oder schätzen. Die zentrale Exekutive ist für die<br />
Koordination von Informationen aus der phonologischen Schleife und dem visuell-räumlichen<br />
Notizblock verantwortlich (Imhof, 2003, S. 27; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2007, S. 307).<br />
Im Langzeitgedächtnis kommen die Informationen an, die nicht im Kurzzeitgedächtnis<br />
vergessen wurden. Es umfasst das gesamte Wissen einer Person von sich selbst und der Welt.<br />
Die zeitliche Erstreckung und die Kapazität des Langzeitgedächtnisses sind beinahe<br />
unbegrenzt. Die Bedeutung von Konzepten, Sinnzusammenhängen und Wörtern werden im<br />
semantischen Gedächtnis gespeichert und ebenso die Erinnerungen an Ereignisse im<br />
episodischen Gedächtnis (Gold, 2009, S. 80; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2007, S. 341).<br />
In Bezug auf <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben sind dies wichtige Informationen, da eine<br />
Informationsüberlastung im Kurzzeitgedächtnis möglichst vermieden werden soll. Getrachtet<br />
werden soll, keine Überbewertung des „Weltwissens“ (aus dem LZG) vorzunehmen, sondern<br />
39
die unmittelbaren Verarbeitungsprozesse gezielt zu erfassen und es soll Sorgfalt aufgewendet<br />
werden, dass in der Testsituation keine akustischen Störungen auftreten.<br />
2.2.1.3 Der Einfluss von Hörzielen auf Hörstile und auf das Verstehen<br />
(globales, selektives, detailliertes Hören)<br />
Die Ziele, die ein Hörer verfolgt, können unterschiedlich sein. Je nachdem, ob nur eher<br />
„oberflächliche“ Informationen aufgenommen werden sollen, ob man einen intensiven<br />
persönlichen Austausch mit seinem Gegenüber anstrebt, ob die Information kritisch<br />
ausgewertet werden soll oder ob man einfach Spaß am Zuhören hat, so kann der Hörer seine<br />
Ziele abwechselnd festlegen und das verändert die Art, wie diese Person „zuhört“: Das<br />
Hörziel steuert die Vorgehensweise und Intensität der kognitiven Informationsverarbeitung<br />
und prägt damit auch den jeweilig angewandten Hörstil und beeinflusst das Verstehen<br />
(Grotjahn, 2005, S. 119f; Imhof, 2004, S. 31f).<br />
In der Literatur wird von individuellen Hörstilen gesprochen, damit sind verschiedene<br />
Strategien des gezielten Hörens gemeint, wobei globales, selektives, selegierendes und<br />
detailliertes Hören die Hauptgruppe der Stile bilden. Diese Hörstile lassen sich jedoch als<br />
persönliche Verarbeitungsmuster nicht immer eindeutig voneinander abgrenzen; es sind<br />
„Orientierungspunkte in einem Kontinuum“ und sie werden auch von den einzelnen Autoren<br />
nicht immer einheitlich verwendet (Paschke, 2000a, S. 18).<br />
Im folgenden Abschnitt wurde dazu eine übersichtliche Zusammenfassung von<br />
Definitionen bzw. Beschreibungen verschiedener Autoren (Butkhuzi, 2008, S. 6; Grotjahn,<br />
2005, S. 7; Pabst-Weinschenk, 2011, S. 61; Paschke, 2000a, S. 17ff; Tyczkowski, 2008, S.<br />
29; Wiemann, 2009, S. 17ff) zum Thema Hörstile versucht.<br />
Anmerkung: Die in diesem Zusammenhang besprochenen Hörziele beziehen sich auf die<br />
Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe für den Kompetenzbereich „Zuhören und Sprechen“<br />
(„Altersgemäße mündliche Texte in direkten persönlichen Kontakt oder über Medien<br />
vermittelt verstehen“).<br />
Globales (extensives, kursorisches) Hören: Hier geht es strategisch darum, sich mit<br />
Schlüsselbegriffen einen groben Überblick, ein grundsätzliches Verständnis über die<br />
Textstruktur zu verschaffen. Globales Hören passiert top-down. In Bezug auf die<br />
40
Bildungsstandards Deutsch der 8. Schulstufe im Kompetenzbereich „Zuhören und<br />
Sprechen“ wäre hier Punkt 1 (Schüler/innen können das Hauptthema gesprochener<br />
Texte erkennen) angesprochen. Der Standard wäre somit erreicht, wenn der Schüler<br />
„global hörend“ die relevanten Informationen eines Textes wiedergeben kann. Auch<br />
Deskriptor 4 (SS können die Redeabsicht gesprochener Texte erkennen) kann involviert<br />
sein.<br />
Selektives (analytisches) Hören: Bei dieser Strategie würde sich der Betreffende auf<br />
bestimmte Informationen aus Texten konzentrieren. Es ist ein zielgerichtetes Hören,<br />
welches durch vorgegebene ausgewählte Aufgaben (Daten, Namen, Zahlen,<br />
Definitionen, Argumente, etc. heraushören) gesteuert wird. Diese Form der Vorgabe<br />
erleichtert auch das <strong>Hörverstehen</strong>, da der Lerner weiß, worauf er achten muss.<br />
Selektives Hören kann top-down und bottom-up gesteuert sein. In den<br />
Bildungsstandards Deutsch betrifft diese Hörstrategie Punkt 2 (Schüler/innen können<br />
die wesentlichen Informationen gesprochener Texte verstehen); wobei hier das<br />
Hauptaugenmerk auf „wesentliche“ gerichtet ist.<br />
Selegierendes Hören: Der Hörer entscheidet mit dieser Strategie selbstständig während<br />
des Prozesses, auf welche Informationen er achten will, was für ihn wichtig ist und was<br />
er weiter verarbeiten möchte (und ob er es überhaupt möchte ...). Es kommt den<br />
authentischen, in der Schule gebräuchlichen Hörsituationen sehr nahe. Bei diesem topdown<br />
gesteuerten <strong>Hörverstehen</strong> wird der Schüler einen gehörten Text individuell,<br />
aufgrund seines semantischen Sprachwissens, zusammenfassen.<br />
Detailliertes Hören: Hier ist das Hören im Detail gefragt. Der Hörer muss sich viele<br />
Einzelheiten merken, gezielt aus dem Gesamttext Details entnehmen, die Textstruktur<br />
erkennen, die Sprecherintention erfassen, die Gesamtaussage verstehen und ergänzende<br />
Aufgaben bewältigen können. Dieser Prozess kann sowohl bottom-up als auch topdown<br />
gerichtet sein. Im Bezug auf die Bildungsstandards geht es hier um Punkt 3<br />
(Schüler/innen können die grundlegenden Informationen gesprochener Texte mündlich<br />
und schriftlich wiedergeben) und Punkt 4 (Schüler/innen können die Redeabsicht<br />
gesprochener Texte erkennen.<br />
Reflektierendes <strong>Hörverstehen</strong>: Die logische, semantische Einordnung und<br />
Kategorisierung der Informationen in vorhandene Wissensbestände passiert reflektiert.<br />
Deskriptor 4 in Standards (Schüler/innen können die Redeabsicht gesprochener Texte<br />
erkennen) wäre hier angesprochen.<br />
41
Totales <strong>Hörverstehen</strong>: Alle Informationen eines Textes sollten gehört und verstanden<br />
werden. Dieses ultimative <strong>Hörverstehen</strong> kommt „auch bei Muttersprachlern kaum vor“<br />
(Pabst-Weinschenk, 2011, S. 61)<br />
Um die Bildungsstandards im Bereich der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz korrekt und sinnvoll<br />
überprüfen zu können, wird man in jedem Fall vorher den erwünschten, anzuwendenden<br />
Hörstil mit berücksichtigen müssen. Was soll der Lernende am Ende der 8. Schulstufe im<br />
Bereich „Zuhören und Sprechen“ beherrschen? Soll er den Inhalt eines gehörten Textes<br />
möglichst vollständig erfassen und Detailfragen beantworten können oder reicht ein grober<br />
Überblick?<br />
Die gewählten Testaufgaben sollten zusätzlich einer authentischen Hörsituation sehr<br />
nahe kommen, um eine realistische Einschätzung über die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz des<br />
Schülers zu bekommen.<br />
2.2.1.4 Komplexe Verarbeitung von Gehörtem - Redundanz, Inferenz und Antizipation<br />
Am <strong>Hörverstehen</strong> sind noch mehr Prozesse beteiligt, als im vorigen Abschnitt beschrieben<br />
wurden. Die im folgenden Beschriebenen sind als eine Art Verstehenshilfe beim<br />
<strong>Hörverstehen</strong>sprozess zu sehen. Sie helfen mit, die „Verarbeitungskapazität“ (Solmecke,<br />
1992, S. 8) für das Verstehen zu verringern, Mehrdeutigkeiten von Aussagen zu erkennen und<br />
richtige Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />
Wenn ein Schüler eine Information hört, so interagiert er mit ihr. Der Text bekommt<br />
seine Bedeutung erst durch den Hörer, durch seine geistige Arbeit mit ihm. Es wird also<br />
immer mehr verstanden, als die reinen Informationen beinhalten. Jeder Schüler hat mehr oder<br />
weniger sein Vorwissen über Zusammenhänge, Rollenverhalten und überhaupt sein<br />
Weltwissen gespeichert (Solmecke, 1992, S. 6ff; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2004, S. 361f).<br />
Wie eine gehörte Information verarbeitet, bewertet und wie darauf reagiert wird, hängt mit<br />
den individuellen Erfahrungen beim Hören zusammen. „Neben den impliziten und expliziten<br />
Vorerfahrungen und den dadurch erworbenen Interpretations- und Verhaltensmustern wird<br />
die Interpretation auch vom emotionalen und situativen Kontext sowie den sozialen und<br />
kulturellen Bedeutungszusammenhängen beeinflusst“ (Hagen, 2006, S. 68). Anhand der<br />
Begriffe Redundanz, Inferenz und Antizipation soll dies noch genauer erläutert werden.<br />
42
Die Redundanz ist laut Fremdwörterduden eine „stilistisch bedingte Überladung einer<br />
Aussage mit überflüssigen sprachinhaltlichen Elementen“ (Dose, Folz & Mang, 2001, S.<br />
666). Wenn man z.B. „die Menschen“ sagt, so ist das Morphem –en redundant (überflüssig),<br />
da mit den „die“ ohnehin schon festgestellt wurde, dass es sich um den Plural handelt.<br />
Redundanz kann man auch auf anderen Ebenen (grammatikalische, lexikalische, prosodische<br />
Ebene) der Sprache entdecken. Wenn jemand „entweder“ sagt, so weiß man, dass ein „oder“<br />
folgen wird, oder bei dem Wort „Zeitung“ wird man eher an „lesen“ als an „trinken“ denken<br />
(Solmecke, 1992, S. 6; Wiemann, 2009, S. 17). Für die <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben bedeutet<br />
dieses Wissen um die Redundanz eine große Herausforderung, da bei den Schülern die<br />
Nutzung der Redundanz und eine Verstehensleistung vorausgesetzt werden können - diese<br />
aber nicht bei allen gleich entwickelt ist.<br />
Inferenzen sind Informationen, „die auf der Basis von Anhaltspunkten oder von schon<br />
vorher vorhandenen Überzeugungen und Theorien geschlussfolgert werden“ (Zimbardo,<br />
Gerrig & Graf, 2004, S. 361). Wenn der Hörer Informationslücken im Text wahrnimmt, so<br />
ergänzt er diese einfach mit Hilfe seines eigenen sprachlichen Wissens bzw. mit logischen<br />
Annahmen (Solmecke, 1992, S. 7; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2004, S. 361). Die<br />
Schlussfolgerung erleichtert somit das <strong>Hörverstehen</strong>, da sich der Schüler selbst helfen kann,<br />
um den gesamten Inhalt trotzdem zu verstehen, auch wenn er z.B. ein Fremdwort im<br />
Textfluss nicht verstanden hat oder durch irgendwelche Geräusche abgelenkt war.<br />
Andererseits steht hier wieder das „Weltwissen“ einer objektiven Messung im Wege, da nicht<br />
alle Schüler gleiche Voraussetzungen mitbringen. 8<br />
Die Antizipation wird mit „Vorwegnahme von etwas, was erst später kommt oder<br />
kommen sollte“ beschrieben (Dose, Folz & Mang, 2001, S. 69). „Wir antizipieren<br />
(erschließen) aufgrund des situationalen Kontextes und auf der Basis unseres Wissens<br />
bestimmte Sachverhalte, die wir (noch) gar nicht wahrgenommen haben oder die (noch) gar<br />
nicht eingetreten sind“ (Butkhuzi, 2008, S. 25). Wenn die Schüler z.B. die Überschrift eines<br />
Themas hören, werden sie schon Vorannahmen in eine bestimmte Richtung haben. Hier<br />
werden dann Erwartungen über das, was noch kommen wird, geweckt. Es ist deswegen<br />
immer von Vorteil, wenn die Schüler über das Kommende aufgeklärt werden, da sie sich<br />
gedanklich darauf einstellen können. Ihr Verstehensprozess wird positiv durch die<br />
Antizipation unterstützt (Solmecke, 1992, S. 7f; Wiemann, 2009, S. 16).<br />
8 Mehr zu diesem Thema in Kapitel 2.2.2.4 und 3.4.<br />
43
Redundanz, Inferenz und Antizipation sind wichtige Strategien, um einen gehörten Text<br />
effizient entschlüsseln zu können und sie erleichtern die Verstehensarbeit. Erkennt man bei<br />
einem Text schon Bekanntes, kann man sofort das persönliche Vorwissen aktivieren und so<br />
die benötigte Gedächtniskapazität verringern. Wenn man über ein Thema schon etwas weiß,<br />
hat man außerdem die Möglichkeit, das Wichtige herauszufiltern (Solmecke, 1992, S. 8).<br />
„Verstehensstrategien sind problemorientierte, erlernbare (also auch lehrbare), bewußt sic!<br />
einsetzbare, durch häufigen Gebrauch aber auch automatisierte Techniken der effizienten<br />
Texterschließung“ (Solmecke, 1992, S. 8).<br />
2.2.2 Hören als Teil der Sprachkompetenz -<br />
Abgrenzung von anderen Teilkompetenzen<br />
Hören ist Teil der Sprachkompetenz und des sprachlichen Handelns (schriftlich oder<br />
mündlich) - dieses wird von Becker-Mrotzek (2009, S. 68) auch definiert als „eine<br />
spezifische, auf Verständigung gerichtete Form menschlichen Handelns“. Das sprachliche<br />
Handeln (es ist im Unterschied zum Verhalten zielgerichtet und geplant) passiert zwischen<br />
dem Sender, der Nachricht und dem Empfänger (Becker-Mrotzek, 2009, S. 68; siehe auch<br />
Kapitel 2.1.1). Insgesamt scheint es für die Lehr- und Lernforschung zunehmend interessant<br />
zu sein, die Zusammenhänge bzw. gemeinsamen kognitiven Strukturen, die zwischen den<br />
verschiedenen Teilen der Sprachkompetenz bestehen (Hören, Sprechen, Lesen, etc.) zu<br />
erforschen. Diverse Zusammenhänge könnten Rückschlüsse auf „gemeinsame kognitive<br />
Vorgänge oder spezifische Lehr-Lernansätze“ (Jude et al., 2008, S. 192) möglich machen.<br />
Andererseits ist es aber auch wichtig, <strong>Hörverstehen</strong> als eigene, selbständige Teilkompetenz<br />
sprachlichen Handelns zuverlässig identifizieren zu können und den Kompetenzstand messbar<br />
bzw. diagnostizierbar zu machen.<br />
Kompetenz wird in der Psychologie beschrieben als kognitive Disposition, „die<br />
Personen befähigt, bestimmte Anforderungen zu bewältigen“ (Eriksson & Waibel, 2010, S.<br />
70). Sprachkompetenz hat rezeptive und produktive Anteile, äußert sich mündlich oder<br />
schriftlich und wird von individuellen kognitiven Qualitäten (Aufmerksamkeit, Konzentration<br />
oder Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns) beeinflusst. Sprachkompetenz hat in der<br />
Schule eine Schlüsselfunktion (Günther, 2008, S. 25), es ist ein wichtiger Teil der<br />
Grundbildung und jemand ist sprachkompetent, wenn er fähig ist, „Sprache in bedeutsamen<br />
Situationen angemessen zu gebrauchen“ (Eriksson & Waibel, 2010, S. 70).<br />
44
Im Lehrplan der 5. bis 8. Schulstufe Deutsch wird Sprachkompetenz im Rahmen<br />
„unterschiedlicher Sprachfunktionen“ beschrieben. Die Unterteilung in „Sprache als<br />
Grundlage von Beziehungen“, „Sprache als Trägerin von Sachinformationen“, „Sprache als<br />
Gestaltungsmittel“ und „Sprachbetrachtung und Rechtschreibung“ geht von alltäglichen<br />
Sprachanforderungen aus und ist im Gegensatz zum Kompetenzmodell der Standards<br />
(Zuhören/Sprechen, Schreiben, Lesen, Sprachbewusstsein) weniger „psychologisch“<br />
begründet. Das Kompetenzmodell stützt sich auf grundlegende, psychologisch<br />
unterscheidbare Sprachkompetenzen (BIFIE, 2011b, S. 47).<br />
Die Unterteilung des Sprachhandelns insgesamt wird in der folgenden Übersicht dargestellt:<br />
SPRACHLICHES<br />
HANDELN<br />
MÜNDLICH<br />
SCHRIFTLICH<br />
PRODUKTIV<br />
SPRECHEN<br />
Aussprache,<br />
Grammatik,<br />
Wortschatz<br />
SCHREIBEN<br />
Rechtschreiben,<br />
Grammatik,<br />
Wortschatz<br />
45<br />
REZEPTIV<br />
ZUHÖREN<br />
Wahrnehmungstempo,<br />
Grammatik,<br />
Wortschatz<br />
LESEN<br />
Lesegeschwindigkeit,<br />
Grammatik,<br />
Wortschatz<br />
INTERAKTIV<br />
HÖREN und<br />
SPRECHEN<br />
LESEN und<br />
SCHREIBEN<br />
Abbildung 7: Struktur des sprachlichen Handelns (Jude et al., 2008, S. 192;<br />
Maurer, 2001, S. 39; Nodari, 2001, S. 10)<br />
Sprachliche Kompetenzen (Sprechen, Zuhören, Schreiben, Lesen) haben vieles gemeinsam<br />
und beeinflussen sich gegenseitig. Sie sind ganz grundlegende Bestandteile von Bildung und<br />
werden durch Schule und Unterricht unterschiedlich beeinflusst bzw. erlernt (Jude et al.,<br />
2008, S. 191).<br />
In den folgenden Abschnitten soll näher darauf eingegangen werden, wie sich die<br />
Teilkompetenzen voneinander bzw. im Besonderen von der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz<br />
abgrenzen und wo die Gemeinsamkeiten liegen. Dies ist speziell von Bedeutung, wenn es um<br />
die Messung aller dieser Kompetenzen geht. (vgl. auch Kap. 3.3)
2.2.2.1 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Lesekompetenz<br />
Die kognitiven Verarbeitungsprozesse beim <strong>Hörverstehen</strong> und Leseverstehen - nachdem die<br />
jeweiligen Organe die Nachricht dekodiert haben - scheinen im Allgemeinen ähnlich zu<br />
verlaufen. Beides sind rezeptive Kompetenzen und bei beiden sind „kognitive Verstehensleistungen<br />
erforderlich, wie etwa das Gewinnen von Informationen und das Ziehen<br />
unterschiedlich komplexer Schlussfolgerungen“ (Krelle, 2010, S. 54).<br />
Der enge Zusammenhang zwischen dem Hör- und Leseverstehen wurde durch<br />
entsprechende Forschungen festgestellt (Köller, Knigge & Tesch, 2010, S. 21). Es ist somit<br />
möglich, gewisse Befunde vom Testen der Lesekompetenz für das <strong>Hörverstehen</strong> zu<br />
verwenden (Grotjahn, 2005, S. 116).<br />
Es gibt bei beiden Kompetenzen eine Interaktion zwischen Leser und dem zu lesenden<br />
Text bzw. dem Hörer und der zu hörenden Information sowie dem ständigen Austausch<br />
zwischen der „Textebene und Weltwissen des Lesers“ (Pabst-Weinschenk, 2011, S. 82) bzw.<br />
des Hörers. Jeder gelesene bzw. gehörte Text wird das Weltwissen des Lesers bzw. Zuhörers<br />
erweitern. Es ist aber nicht möglich den Prozess des Verstehens und das „erzielte<br />
Verständnis“ bei diesen Fähigkeiten (Grotjahn, 2005, S. 116) direkt zu beobachten. Man steht<br />
hier „vor dem Problem, von beobachtbaren Reaktionen, wie dem Ankreuzen einer<br />
vorgegebenen Lösungsalternative, auf nicht direkt beobachtbare, mentale Prozesse und/oder<br />
Produkte schließen zu müssen“ (Grotjahn, 2005, S. 116). Imhof (2003, S. 36) betont, dass<br />
Zuhören und Lesen aufgrund der besonderen Eigenschaften akustischer und visueller Reize<br />
„nur bedingt als analoge Prozesse aufzufassen sind“.<br />
Wie oben beschrieben, haben die visuell und akustisch orientierte Verarbeitungsweise<br />
empfangener sprachlicher Informationen einige Gemeinsamkeiten. Sie unterscheiden sich<br />
aber auch in anderen wesentlichen Punkten.<br />
Visuelle Reize sind immer präsent, man kann sich ständig neu orientieren, man kann die<br />
Augen schließen und man kann sie wiederholt ansehen. Akustische Reize sind zeitlich<br />
gegliedert und passieren in einer eindeutig definierten Reihenfolge (Imhof, 2003, S. 24ff) und<br />
meist nur einmal. <strong>Hörverstehen</strong> geschieht also im Unterschied zum Leseverstehen in<br />
„Echtzeit“ (Grotjahn, 2005, S. 116ff), das heißt, dass die Sprache sehr flüchtig ist (Krelle,<br />
2010, S. 54) und es keine Kontrollmöglichkeit gibt (Konsortium HarmoS, 2009, S. 22). Das<br />
Arbeitsgedächtnis wird verstärkt beansprucht, unter anderem auch dadurch, dass gehörte<br />
Informationen kurze Zeit gespeichert werden müssen, was bei Höraufgaben (Hörtests), bei<br />
46
denen anschließend die Arbeitsanweisungen gelesen und bearbeitet werden sollen, zum<br />
Tragen kommt und sich Überschneidungen ergeben (vgl. Kap. 2.2.1.2). Hierbei spielt nämlich<br />
die Lesekompetenz eine wichtige Rolle, da die Fragen zum gehörten Text und eventuell die<br />
Antwortmöglichkeiten meist in schriftlicher Form vorliegen. Außerdem hat der Hörer keinen<br />
Einfluss darauf, wie schnell der „Textfluss“ (Grotjahn, 2005, S. 118) ist. Dies bedeutet, dass<br />
überhörte Informationen verloren sind und nicht nachgehört werden können, oder dass es<br />
nicht möglich ist, bei bestimmten Worten oder Absätzen länger zu verweilen, um darüber<br />
nachzudenken und sie einzuordnen; ein ständiges „Sich-Orientieren“ (Imhof, 2004, S. 13) ist<br />
somit nicht machbar.<br />
Leseverstehen unterscheidet sich vom <strong>Hörverstehen</strong> darin, dass der zu lesende Text<br />
gegliedert ist - in Einheiten, Absätzen und Überschriften, während es sich bei Hörtexten um<br />
„kontinuierliche akustische Signale“ handelt (Grotjahn, 2005, S. 119), welche erst einmal in<br />
Einheiten zerlegt werden müssen, damit der Hörer die Bedeutung des Textes erkennt (Imhof,<br />
2004, S. 16). Nold und Rossa (2007, S. 197) erwähnen in diesem Zusammenhang, dass man<br />
sich beim Hören eines Textes vorher keinen groben Überblick über den Text verschaffen kann<br />
und es besteht auch nicht die Möglichkeit zu entscheiden, wie man mit dem Text vorgehen<br />
möchte, da er ja nicht vorliegt (beim Lesen ist man meist versucht, sich mit dem<br />
überfliegenden Lesen einen ersten Eindruck zu verschaffen bzw. kann man auswählen, ob<br />
man den Text überfliegend oder intensiv lesen möchte).<br />
Betrachtet man die Arbeitsweise des Lese- und <strong>Hörverstehen</strong>s auf der Ebene des<br />
Arbeitsgedächtnisses näher (vgl. Kap. 2.2.1.2), so erkennt man, dass beim Zuhören die<br />
„Verarbeitung der Information“ (Imhof, 2004, S. 18f) in einer einzigen Arbeitseinheit<br />
(Selektion der Reize, Schemata aktivieren und interpretieren, konkurrierende oder<br />
interferierende Reize ausschalten, ständiges Wiederholen der aktuellen Information) zu<br />
erfolgen hat, da das Zuhören, wie oben schon erwähnt, zeitlich begrenzt ist. Laut Imhof<br />
(2003, S. 29) ist es relativ leicht beim Lesen, „fehlende, falsche oder unleserliche Buchstaben<br />
richtig zu ersetzen und den Sinn des Textes trotz der Fehler zu entschlüsseln“.<br />
Des Weiteren können Umgebungsgeräusche und die Raumakustik das Hören und<br />
Verstehen massiv beeinflussen, was eine ständige „Separation und Organisation“ (Imhof,<br />
2004, S. 14) notwendig macht. Der Rezipient muss somit immer die für ihn relevanten<br />
Sprachlaute aus der Geräuschkulisse heraushören. Dies spielt beim Lesen wiederum nur eine<br />
kleine Rolle, da man beim Text immer wieder von vorne anfangen oder genauer nachlesen<br />
bzw. verweilen kann.<br />
47
Letztendlich können auch spezifische Merkmale einer Sprache (Dialekt, Lautstärke,<br />
Sprechweise usw.) eine Rolle spielen. Dies hat auch einen Einfluss auf den Interessenszustand<br />
des Zuhörers. Er muss die Zuhörtätigkeit ständig aufrechterhalten; beim Lesen kann jederzeit<br />
unterbrochen werden und es kann nach einer Pause wieder weitergelesen werden (Imhof,<br />
2004, S. 26). Außerdem besteht beim Lesen die Möglichkeit, einige Wörter zu überspringen<br />
und sozusagen „quer“ zu lesen. Beim Zuhören wäre es auch denkbar, dass nicht alle gehörten<br />
Wörter gleich intensiv gehört werden und man sich auf gewisse Wörter konzentriert. Es ist<br />
jedoch noch unklar, „wie dieser Mechanismus des Auslassens oder Überspringens<br />
funktionieren kann“ (Imhof, 2003, S. 85).<br />
Mittlerweile weiß man, wie wichtig das <strong>Hörverstehen</strong> für den Spracherwerb ist, aber<br />
trotzdem konzentriert sich die Forschung verstärkt auf das Leseverstehen (Nold & Rossa,<br />
2007, S. 178), d.h. es gibt wenige empirische Studien über das Hören. Laut Bremerich-Vos<br />
(2009) sollte „die rezeptive Sprachkompetenz“ der Schüler nicht ausschließlich mit Lesetests<br />
erhoben werden, da das <strong>Hörverstehen</strong> zwar sehr hoch mit dem Leseverstehen korreliert, aber<br />
doch eine eigenständige Teilkompetenz ist und eine spezielle Rolle beim Sprachhandeln<br />
einnimmt.<br />
Ein wichtiger Punkt im Bezug auf die Testsituation ist, dass der Hörer meist alleine auf<br />
das Hören reduziert wird (ähnlich dem Telefonieren). <strong>Hörverstehen</strong>stests werden meist mit<br />
Tondokumenten präsentiert und die visuelle Komponente und oftmals auch<br />
Hintergrundgeräusche werden ausgeschaltet; somit gibt es auch keine zusätzliche Information<br />
über die Gestik und Mimik des Sprechers oder über das Umfeld. Es könnte aber ein Vorteil<br />
für die Informationsaufnahme sein, wenn man den Vortragenden beobachten könnte oder<br />
wenn man im Hintergrund etwas hört (Grotjahn, 2005, S. 122; Imhof, 2004, S. 20). Es stellt<br />
sich die Frage, ob die Testergebnisse valider sind, wenn das Hören und Sehen gleichzeitig<br />
überprüft wird (Grotjahn, 2005, S. 122, 131).<br />
Zusätzlich wäre zu untersuchen, in wie weit man die Lesekompetenz von der<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz bei der Messung trennen kann und worauf bei der Testung hier<br />
besonders geachtet werden muss (vgl. Kap. 3.3).<br />
2.2.2.2 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Sprechkompetenz<br />
Zuhören und Sprechen haben wesentliche Gemeinsamkeiten; beides sind gemeinsame<br />
„Koproduzenten“ (Krelle, 2010, S. 61) einer sprachlichen Leistung, d. h., dass es ein<br />
48
gemeinsames Handeln für eine Gesprächssituation gibt (Nold & De Jong, 2007, S. 245) und<br />
sie werden laut Nodari (2001, S.11) im Gegensatz zum Leseverstehen und Schreiben selten in<br />
der Schriftsprache, sondern meist im Dialekt erlebt. Zusätzlich ist noch zu erwähnen, dass das<br />
Sprechen, genau wie das <strong>Hörverstehen</strong>, „durch eine hohe kognitive Beanspruchung<br />
gekennzeichnet“ (Imhof, 2003, S. 201) ist.<br />
Es gibt mittlerweile viel Literatur zum Thema Kommunikation. Friedemann Schulz von<br />
Thun („Miteinander reden“, 1995), Marita Pabst-Weinschenk („Grundlagen der<br />
Sprechwissenschaft oder Sprecherziehung“, 2011), Winfried Ulrich („Mündliche<br />
Kommunikation und Gesprächsdidaktik“, 2009) oder Heinz Klippert<br />
(„Kommunikationstraining“, 2007) haben schon Lehr- und Lernformen zu diesem Thema<br />
entwickelt. Deswegen wird hier nicht weiter darauf eingegangen, sondern im Mittelpunkt<br />
stehen die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zwischen der <strong>Hörverstehen</strong>s- und<br />
Sprechkompetenz. Dies hier auch nur begrenzt, da Sprechkompetenz nicht der<br />
Untersuchungsgegenstand ist.<br />
Es stellt sich die Frage, ob man Zuhören und Sprechen als gemeinsamen<br />
Untersuchungsgegenstand unter Sprachverstehen zusammenfassen könnte oder ob es<br />
sinnvoller wäre, von Anfang an beide Bereiche als selbständige, voneinander abgrenzbare<br />
Kompetenzbereiche zu sehen (Imhof, 2003, S. 21). Imhof (2004, S. 11) betont, dass beim<br />
Sprechen und Zuhören, ebenso wie beim Lesen und Schreiben, immer zwei Seiten „einer<br />
Medaille“ zu betrachten sind. Beide Teile müssen getrennt gesehen und erworben werden,<br />
obwohl sie in den meisten Situationen untrennbar miteinander verbunden sind (Eschbacher,<br />
2010, S. 47). Man kann zum Beispiel nicht gut miteinander kommunizieren, wenn man<br />
einander nicht ausreichend zuhört (Koch, 2010, S. 322).<br />
Ein grundlegender Unterschied zwischen dem <strong>Hörverstehen</strong> und dem Sprechen ist, dass<br />
man zumindest die Situation des Sprechens beobachten kann (Grotjahn, 2005, S.116). Wie<br />
schon erwähnt, kann man nicht erkennen, wie der Zuhörer in der Situation kognitiv arbeitet<br />
und wie das Ergebnis zustande kommt. Sprechen ist gekennzeichnet durch die Flüchtigkeit<br />
des Gesprochenen, die geringe Verbindlichkeit des Textes, die Möglichkeit des sofortigen<br />
Rückmeldens auf eine Äußerung, durch den Einsatz von Stimme, Gestik und Mimik, durch<br />
die Notwendigkeit höherer Spontanität und durch die Situation, in der das Sprechen stattfindet<br />
(Berger, 2010, S. 6-13). Aufgrund dieser Merkmale kann man erkennen, dass hier, genauso<br />
wie beim Überprüfen des <strong>Hörverstehen</strong>s, ein besonderes „Verfahren der Vermittlung und<br />
Messung“ (Becker-Mrotzek, 2008, S. 1) notwendig ist, um valide Ergebnisse zu erhalten.<br />
49
Geeignete Aufgaben sollten somit die „Interaktivität und Flüchtigkeit von Gesprächen<br />
berücksichtigen“ (Becker-Mrotzek, 2008, S. 27). Die Frage, ob die Ergebnisse einer<br />
<strong>Hörverstehen</strong>süberprüfung besser ausfallen, wenn die Beantwortung der Fragen nicht<br />
schriftlich, sondern mündlich erfolgt, lässt sich noch nicht beantworten. Beim<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stest zu den Bildungsstandards Deutsch wird das Sprechen keine große Rolle<br />
spielen können, da aufgrund des Umfangs der Stichprobe (bei unserer Untersuchung sind es<br />
ca. 200 Schüler und später bei der flächendeckenden Überprüfung sind es rund 85000<br />
Schüler) keine Möglichkeit der mündlichen Beantwortung der <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben<br />
gegeben sein wird.<br />
2.2.2.3 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Schreibkompetenz<br />
Der geringe Stellenwert der Vermittlung der Mündlichkeit im Unterricht und hier besonders<br />
der des Zuhörens wurde schon festgestellt. Laut Hagen (2006, S. 24) wird „in der<br />
Unterrichtspraxis jedoch anscheinend vorwiegend der schriftliche Sprachgebrauch“<br />
vermittelt. Dabei wäre gerade das Hören sehr wichtig für die Zusammenführung von<br />
Sprechen und Schreiben, da ein Kind ja nicht einfach die gesprochene Sprache<br />
niederschreiben kann, sondern vorher die Schreibkompetenz erwerben muss.<br />
Das „innere Hören“ (Hagen, 2006, S. 24) muss zuerst einmal passieren, damit die<br />
Schriftsprache erworben werden kann. Sprache wird generell unterschieden in „Lautsprache<br />
und Schriftsprache“ (Günther, 2008, S. 28). Diese Schriftsprache und die damit verbundene<br />
Schreibkompetenz muss erst erworben werden. Das Schreiben ist wesentlich mehr als nur<br />
niedergeschriebenes Sprechen. Beides sind zwar Kommunikationsformen, aber im Gegensatz<br />
zum Sprechen ist das Geschriebene dauerhaft, verbindlich und es benötigt zusätzlich auch<br />
noch das Wissen über die Orthografie, Lexik, die Grammatik, Stil- und Textsortenwissen<br />
(Berger, 2010; Leisen, 2009, S. 4, 9). Fiehler (2009, S. 33f) betont, dass ein Grund für<br />
Bevorzugung der Schriftlichkeit die gesellschaftliche Höherbewertung ist und ihre<br />
Auswirkung in der Schule zu beobachten sei; es wird im Gegensatz zu anderen Formen,<br />
enorm viel Zeit aufgewendet, um die Schreibfähigkeit zu erlernen.<br />
Der Prozess des Schreibens ist im Unterschied zum <strong>Hörverstehen</strong> beobachtbar<br />
(Grotjahn, 2005, S. 116) und in der Auswertungsphase sichtbar und kontrollierbar. Deswegen<br />
erscheint es besonders wichtig, bei den <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben eher wenige offene Aufgaben<br />
zu stellen, da die Testergebnisse im Bezug auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung nicht valide sein<br />
50
können. Ein weiterer Unterschied zwischen dem Schreiben und <strong>Hörverstehen</strong> ist die<br />
Gedächtnisleistung bzgl. der Merkfähigkeit des Einzelnen. Beim Schreiben kann man<br />
jederzeit auf das Geschriebene zurückgreifen, es ist sozusagen ein „externes Gedächtnis“<br />
(Berger, 2010, S. 7). Beim <strong>Hörverstehen</strong> ist das Kurzzeitgedächtnis des Zuhörers gefragt (vgl.<br />
Kap. 2.2.1.2). Hat sich der Schüler in der Hörphase zu wenig oder nicht das Wesentliche<br />
gemerkt, wird er in der Schreibphase (Ausfüllen der Fragestellungen) Probleme haben.<br />
Im Bezug auf die Testung des <strong>Hörverstehen</strong>s scheint es sinnvoll zu sein,<br />
Antwortalternativen vorzugeben, damit diese nur angekreuzt werden müssen. Wenn die<br />
Schüler zu viele offene Antworten zu bearbeiten haben, wird nicht das <strong>Hörverstehen</strong> alleine<br />
überprüft, sondern eben auch das Schreiben bzw. die Merkfähigkeit.<br />
2.2.2.4 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Merkfähigkeit<br />
Wie in Kapitel 2.2.1.2 schon angesprochen, können neue Informationen nur kurz im<br />
Arbeitsgedächtnis behalten werden. Diese Tatsache erklärt die Wichtigkeit der Merkfähigkeit,<br />
denn bei den <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben müssen mehrere Informationen über einen gewissen<br />
Zeitraum gespeichert werden, damit sie im Anschluss an das Hören abgerufen werden<br />
können. Beim Testen des <strong>Hörverstehen</strong>s wird sehr oft die „Fähigkeit zur mittelfristigen<br />
Speicherung von Informationen“ (Grotjahn, 2005, S. 119) getestet. Man erfährt also nicht nur,<br />
wie gut jemand hören und verstehen kann, sondern manchmal auch, wie gut die<br />
Merkfähigkeit des Einzelnen ist, da im Anschluss an die gehörte Information zuerst die<br />
Aufgaben gelesen und anschließend bearbeitet werden müssen. Außerdem muss die<br />
Fähigkeit, sich konzentrieren zu können und sich nicht durch Umgebungsgeräusche ablenken<br />
zu lassen, beachtet werden.<br />
Hier stellt sich die Frage, ob es besser wäre, die Aufgaben nicht ausschließlich nach<br />
dem Hören lesen zu lassen, sondern ob sich der Schüler schon vor der <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe<br />
einen Überblick verschaffen sollte (Grotjahn, 2005, S. 119), oder ob die Hörbeispiele einmal<br />
oder zweimal abgespielt werden. Wird das Arbeitsgedächtnis (vgl. Kap. 2.2.1.2) durch zu<br />
viele andere Aufgaben tatsächlich überlastet, ist es nicht mehr möglich „nur“ das<br />
<strong>Hörverstehen</strong> zu überprüfen.<br />
Was also beachtet werden muss, damit bei einer <strong>Hörverstehen</strong>süberprüfung wirklich nur<br />
das <strong>Hörverstehen</strong> für sich untersucht wird, ist ein Teil dieser Arbeit. Im Kapitel 3 (Messen<br />
von <strong>Hörverstehen</strong>) wird unter anderem auch auf diesen Aspekt eingegangen.<br />
51
2.3 <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht der Sekundarstufe I<br />
Schüler hören in der Schule zu, um einen Arbeitsauftrag zu erfüllen, sie hören zu, um Fragen<br />
zu beantworten, sie hören zu, um das Diktat niederzuschreiben, sie lauschen dem<br />
interessanten Lehrervortrag, sie „überhören“, dass sie zuhören sollen, sie hören zu und<br />
gehorchen, sie hören nicht mehr zu, wenn sie schon zu viel gehört haben oder es langweilig<br />
ist und sie hören den ersehnten Pausengong. Unsere Schüler sind in der Schule die meiste Zeit<br />
in der Situation des Zuhörens - meist im Sinne von „dem Lehrer Zuhören“ - und doch wird<br />
dieser zentralen Kompetenz als Lehr- und Lerngegenstand laut Krelle (2010, S. 51)<br />
„vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt“.<br />
Das <strong>Hörverstehen</strong> ist im Lehrplan lediglich unter der Rubrik „Sprache“ mit definiert<br />
und im Kompetenzmodell ist es mit dem Sprechen mit erwähnt (vgl. Kap. 2.3.1.2). Dabei ist<br />
das Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong> neben dem Schreiben und dem Lesen laut Esterl und Zeitlinger<br />
(2008, S. 5) „die dritte basale Kompetenz, die in der schulischen Bildung gelehrt und vertieft<br />
werden soll“ und es ist außerdem die Voraussetzung und das Bindeglied für den<br />
Spracherwerb, den mündlichen Sprachgebrauch und für den Schriftspracherwerb (Hagen,<br />
2006, S. 24). Auch nach Glaboniat (2008, S. 52) ist das <strong>Hörverstehen</strong> „ein sehr komplexes<br />
Zusammenspiel von (neuro-) physiologischen, mentalen und kognitiven Faktoren“.<br />
In den Lehrplänen der 5. bis 8. Schulstufe und in der didaktischen Literatur ist der<br />
Stellenwert des <strong>Hörverstehen</strong>s trotzdem unübersehbar vernachlässigt bzw. wird ihm kein<br />
Eigenwert zugesprochen. Lesen, Schreiben und Sprechen sind in den traditionellen<br />
Handlungsfeldern des Deutschunterrichts bestimmend (Leubolt, 2008, S. 10). Im<br />
Taschenbuch des Deutschunterrichts (Lange, 1994, S. 416) sind unter der Überschrift<br />
Hörfunk und Fernsehen gerade mal drei Seiten zu diesem Thema zu finden. Obwohl Seite 418<br />
der Satz „Die stärkste Wahrnehmungsfülle des Menschen sitzt sozusagen im Ohr“ steht, ist<br />
leider auch hier kein ausführlicher und tiefergreifender Ansatz zu finden.<br />
Wermke (1995, S. 7) nennt als Hauptursachen für diese defizitäre Situation „die<br />
Dominanz der visuellen Kommunikation bei der Öffnung des Deutschunterrichts für<br />
Massenmedien und Alltag während der letzten 25 Jahre“. Zusätzlich erwähnt sie noch den<br />
„kurzatmigen Kommunikationsansatz als Gliederungsprinzip der Lernbereiche“ und dass es<br />
einen gewissen Druck gibt, vorzeigbare Lernergebnisse und Beurteilungen nachvollziehbar<br />
vorzuweisen (Hagen, 2006, S. 24). 9<br />
9 Um die Hörästhetik zu unterstützen und voranzutreiben kann man im Ausblick bzw. Anhang M mehr dazu nachlesen.<br />
52
2.3.1 Gesetzeslage - Lehrpläne<br />
Wir wollen in aller Kürze zeigen, wo in den Lehrplänen etwas über Hören/<strong>Hörverstehen</strong> -<br />
meist im Zusammenhang mit Sprechen - zu finden ist, was wir im Zusammenhang mit der<br />
Kompetenz anwenden können.<br />
„Die Hauptschule hat im Sinne des § 2 und des § 15 des Schulorganisationsgesetzes an<br />
der Heranbildung der jungen Menschen mitzuwirken, nämlich beim Erwerb von Wissen, bei<br />
der Entwicklung von Kompetenzen und bei der Vermittlung von Werten“ (bmukk, 2000). Die<br />
Aufgabe der Hauptschule ist die grundlegende Vermittlung einer Allgemeinbildung innerhalb<br />
von vier Jahren. Die Schüler sollen „je nach Interesse, Neigung, Begabung und Fähigkeit auf<br />
das Berufsleben“ (bmukk, 2000) vorbereitet werden und sie sollen zum Übertritt in eine<br />
mittlere und höhere Schule befähigt werden. „Lehrpläne sind die gesetzlich verbindliche<br />
Grundlage für die Unterrichtsarbeit“ (Broschüre Gemeinsam lernen, bmukk 2011).<br />
Der aktuelle Hauptschullehrplan wurde am 11. Mai 2000 erstmals im Bundesgesetzblatt<br />
als Verordnung bekanntgegeben (BGB1. II Nr. 134/2000). Die Lehrpläne der AHS und HS<br />
sind bis auf die Leistungsdifferenzierungen gleich. „Der Lehrplan (…) hat Rahmencharakter,<br />
der unterrichtliche Ziele, Inhalte und Verfahren für die Planung und Realisierung von<br />
Lernprozessen angibt und die eigenständige und verantwortliche Unterrichtsarbeit des Lehrers<br />
(…) ermöglicht, aber zugleich in ihrem Ausmaß begrenzt“ (Lehrplanservice 1, 1985, S. 7).<br />
Der österreichische Hauptschullehrplan wird unterteilt in<br />
Allgemeines Bildungsziel,<br />
Allgemeine Didaktische Grundsätze,<br />
Schul- und Unterrichtsplanung, Stundentafeln,<br />
Lehrpläne für den Religionsunterricht und<br />
Lehrpläne der einzelnen Unterrichtsgegenstände.<br />
Das Allgemeine Bildungsziel, die Allgemeinen Didaktischen Grundsätze und die Schul- und<br />
Unterrichtsplanung definieren Verbindlichkeiten, Verantwortlichkeiten und Freiräume bei der<br />
Umsetzung des Lehrplans. In den Stundentafeln werden die Unterrichtsgegenstände und<br />
deren Stundenausmaß genannt. In den Lehrplänen der einzelnen Unterrichtsgegenstände wird<br />
die Bildungs- und Lehraufgabe festgelegt (bezogen auf Kern- und Erweiterungsbereich). In<br />
53
den Allgemeinen Didaktischen Grundsätzen werden zusätzlich Anleitungen zur Gestaltung<br />
des Unterrichts gegeben. (bmukk, 2000) 10<br />
In der Schule gibt es aber auch eine Reihe an Bildungs- und Erziehungsaufgaben,<br />
welche keinem Unterrichtsgegenstand konkret zugeordnet werden können. Diese werden<br />
fächerübergreifend im Zusammenwirken einzelner oder mehrerer Gegenstände behandelt.<br />
Diese Aufgaben (Entwicklungspolitische Bildungsarbeit, Erziehung zur Gleichstellung von<br />
Frauen und Männern, Europapolitische Bildungsarbeit, Gesundheitserziehung,<br />
Interkulturelles Lernen, Leseerziehung, Medienbildung, Politische Bildung, Sexualerziehung,<br />
Umweltbildung, Verkehrserziehung, Wirtschaftserziehung und Verbraucherbildung) werden<br />
auch „Unterrichtsprinzipien“ genannt. Im Grundsatzerlass der Leseerziehung ist die<br />
Sprecherziehung mit erwähnt und ihr wird besondere Bedeutung zugesprochen und im Erlass<br />
der Medienbildung wird die „Heranbildung kommunikationsfähiger und urteilsfähiger<br />
Menschen“ angesprochen und zusätzlich wird das „Schülerradio“ (www.schuelerradio.at) erwähnt<br />
(Erlass des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur GZ 48.223/14 -<br />
Präs.10/01, Rundschreiben Nr.64/01, 2001).<br />
Unter dem Punkt „Allgemeines Bildungsziel“ wird im Bildungsbereich „Sprache und<br />
Kommunikation“ die Sprachkompetenz angesprochen. Schüler sollen in jedem<br />
Unterrichtsgegenstand befähigt werden, ihre „kognitiven, emotionalen, sozialen und kreativen<br />
Kapazitäten zu nutzen und zu erweitern“ (bmukk, 2000). Ansonsten wird in der Verordnung<br />
zum allgemeinen Teil des Hauptschullehrplanes kein Bereich erwähnt, der irgendwie mit<br />
Hörkompetenz oder <strong>Hörverstehen</strong> in Verbindung gebracht werden könnte.<br />
2.3.1.1 Österreichischer Hauptschullehrplan<br />
Der Lehrplan dient laut Anlage 1 des bmukk (2000) „als Grundlage für<br />
die Konkretisierung des Erziehungsauftrags der Schule,<br />
die Planung und Steuerung des Unterrichts in inhaltlicher<br />
und in methodischer Hinsicht,<br />
die Gestaltung des Erweiterungsbereichs und für schulautonome<br />
Lehrplanbestimmungen,<br />
Planungen der schulpartnerschaftlichen Gremien,<br />
das standortbezogene Bildungsangebot,<br />
10 Mehr dazu weiter im Kapitel 2.3.1.1.<br />
54
die Berücksichtigung der individuellen Interessen und<br />
persönlichen Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler“.<br />
Als solches ist der Lehrplan formal die wichtigste Planungsgrundlage für den konkreten<br />
Unterricht - auch wenn in der Praxis das Schulbuch dominiert, das ebenfalls auf den Lehrplan<br />
bezogen sein muss.<br />
Der Lehrplan für die Hauptschule in Deutsch hat die Aufgabe, die „Kommunikationsund<br />
Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler durch Lernen mit und über Sprache zu<br />
fördern“ (bmukk, 2000). Schüler sollen befähigt werden<br />
mit Sprache Erfahrungen und Gedanken auszutauschen, Beziehungen zu gestalten und<br />
Interessen wahrzunehmen,<br />
Sachinformationen aufzunehmen, zu bearbeiten und zu vermitteln und sich mit<br />
Sachthemen auseinander zu setzen und<br />
Ausdrucksformen von Texten und Medien und deren Wirkung zu verstehen sowie<br />
sprachliche Gestaltungsmittel kreativ einzusetzen.<br />
Schüler sollen Einblicke in die Struktur und Funktion der Sprache gewinnen und der<br />
mündliche und schriftliche Sprachgebrauch soll unterrichtet werden. In den didaktischen<br />
Grundsätzen ist das <strong>Hörverstehen</strong> indirekt erwähnt. Es heißt hier, dass sich die Schüler in<br />
zunehmendem Maß auf die jeweilige Sprechsituation einstellen sollen und unterschiedliche<br />
Leistungen von Standardsprache und Herkunftssprache erfahren. Sie sollen in verschiedenen<br />
Gesprächs- und Redeformen die Wirkungsweise verschiedener verbaler und nonverbaler<br />
Ausdrucksmittel erleben.<br />
Der Schwerpunkt liegt hier allerdings beim Sprechen und Gesprächsverhalten und nicht<br />
beim Zuhören oder <strong>Hörverstehen</strong> - dieses wird konkret mit keinem Wort erwähnt. Einzig<br />
beim „Lesen und Verstehen“ in den didaktischen Grundsätzen kann man nachlesen, dass das<br />
Lesen und Verstehen von Texten, die schriftlich oder durch andere Medien (könnte also auch<br />
auditiv sein) vermittelt werden, einen Schwerpunkt im Deutschunterricht bilden sollen.<br />
Bei den „besonderen didaktischen Grundsätzen (wenn Deutsch Zweitsprache ist)“ kann<br />
man das <strong>Hörverstehen</strong> ausdrücklich lesen. Diese besonderen Grundsätze sind unterteilt in<br />
<strong>Hörverstehen</strong>, Sprechen, Lesen und Leseverstehen, Schreiben, Rechtschreiben,<br />
55
Sprachbetrachtung. Somit ist nur im Zweitsprachenunterricht dem <strong>Hörverstehen</strong> ein eigener<br />
Absatz gewidmet.<br />
Der Lehrstoff für Deutsch ist von der 5. bis zur 8. Schulstufe jeweils gleich und nach<br />
Sprachfunktionen aufgeteilt in<br />
Sprache als Grundlage von Beziehungen,<br />
Sprache als Trägerin von Sachinformationen aus verschiedenen Bereichen,<br />
Sprache als Gestaltungsmittel und<br />
Sprachbetrachtung und Rechtschreibung.<br />
Nach Durchsicht des Lehrplanes für Deutsch (5. - 8. Schulstufe) sind die folgenden<br />
Formulierungen die einzigen konkreten Hinweise, welche zum Thema Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong><br />
zu finden sind. Diese sind von der 5. bis zur 8. Schulstufe unter dem Punkt „Sprache als<br />
Trägerin von Sachinformationen aus verschiedenen Bereichen“ zu finden.<br />
5. Klasse<br />
(…) Aus Gehörtem<br />
(…) Informationen<br />
entnehmen.<br />
(…) Aus Gehörtem<br />
(…) Wesentliches<br />
wiedergeben.<br />
6. Klasse<br />
(…) Aus Gehörtem (…)<br />
Informationen<br />
entnehmen und Notizen<br />
anlegen.<br />
(…) Das Wesentliche<br />
von Gehörtem (…)<br />
anhand von Notizen<br />
ordnen und mündlich<br />
oder schriftlich<br />
wiedergeben.<br />
56<br />
7. Klasse<br />
(…) Aus Gehörtem (…)<br />
Informationen entnehmen<br />
und gezielt Merkhilfen<br />
einsetzen.<br />
(…) Das Wesentliche von<br />
Gehörtem (…) mündlich und<br />
schriftlich auch unter<br />
Verwendung von Merk- und<br />
Veranschaulichungshilfen<br />
wiedergeben.<br />
8. Klasse<br />
(…) Aus Gehörtem (…) –<br />
auch größeren Umfangs -<br />
Informationen entnehmen<br />
und gezielt Merkhilfen<br />
einsetzen.<br />
(…) Das Wesentliche aus<br />
Gehörtem (…) wirkungsvoll<br />
und anschaulich mündlich<br />
und schriftlich präsentieren<br />
und erklären.<br />
Abbildung 8: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong>“ im Deutschunterricht im<br />
österreichischen Lehrplan der HS<br />
In der folgenden zweiten Tabelle sind die Bereiche angeführt, wo das Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong><br />
vermutlich mit gemeint ist. Mit „mit gemeint“ ist die Tatsache angesprochen, dass man<br />
offensichtlich zuhören muss, wenn man z.B. Gedanken mündlich austauscht,<br />
Gesprächsformen anwendet oder Absichten beschreibt, um reagieren zu können.
5. Klasse<br />
Erlebnisse,<br />
Erfahrungen, Gedanken<br />
austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
(…) Vertraute<br />
Gesprächsformen<br />
anwenden und neue<br />
kennen lernen.<br />
(…) und Absichten<br />
anderer wahrnehmen<br />
und mit eigenen Worten<br />
ausdrücken.<br />
Erlebnisse,<br />
Erfahrungen, Gedanken<br />
austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
6. Klasse<br />
Erlebnisse, Erfahrungen,<br />
Gedanken austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
(…) Gesprächsformen mit<br />
zunehmender Sicherheit<br />
anwenden.<br />
(…) Verschiedene<br />
Absichten beschreiben und<br />
vergleichen lernen.<br />
Erlebnisse, Erfahrungen,<br />
Gedanken austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
57<br />
7. Klasse<br />
Erlebnisse, Erfahrungen,<br />
Gedanken austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
(…) In verschiedenen<br />
Gesprächsformen den<br />
Gesprächsverlauf<br />
beobachten und<br />
beschreiben um ihn<br />
beeinflussen zu können.<br />
(…) Verschiedene, auch<br />
einander widersprechende<br />
Absichten beschreiben;<br />
Stellung beziehen.<br />
Erlebnisse, Erfahrungen,<br />
Gedanken austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
Abbildung 9: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong> indirekt“ im<br />
Deutschunterricht im österreichischen Lehrplan der HS<br />
8. Klasse<br />
Erlebnisse,<br />
Erfahrungen, Gedanken<br />
austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
(…) Sich in<br />
verschiedenen<br />
Gesprächsformen –<br />
versuchsweise auch<br />
leitend – angemessen<br />
verhalten.<br />
(…) Verschiedene, auch<br />
versteckte Absichten<br />
erkennen und zuordnen;<br />
entsprechend reagieren.<br />
Erlebnisse,<br />
Erfahrungen, Gedanken<br />
austauschen:<br />
Erlebnisse, Erfahrungen<br />
und Gedanken mündlich<br />
und schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen.<br />
Im Lehrplan der 4. Schulstufe der Volksschule ist im 1. Abschnitt „Deutsch, Lesen,<br />
Schreiben“ unter dem Kompetenzbereich „Hören, Sprechen und miteinander Reden“ ein<br />
kleiner Bereich zum Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong> zu finden. Schüler sollen „Verständlich erzählen<br />
und anderen verstehend zuhören“ können. Es wird hier die Kompetenz gefordert, dass Schüler<br />
anderen aufmerksam zuhören können. Unter „Informationen einholen und sie an andere<br />
weitergeben“ ist die Kompetenz „Beobachtungen und Sachverhalte so darstellen, dass sie für<br />
Zuhörerinnen und Zuhörer verständlich werden“ zu lesen. Ein weiterer Punkt ist unter der<br />
Teilüberschrift „In Gesprächen Techniken und Regeln anwenden“ zu finden. Hier geht es<br />
darum, „sich an Gesprächsregeln zu halten, anderen respektvoll zuzuhören und sich fair mit<br />
deren Meinungen auseinanderzusetzen“. (bmukk, 2000)<br />
Als kleiner Rückblick in die Entwicklung des Lehrplans sei noch erwähnt, dass vor dem<br />
Jahr 2000 im Lehrplan Kommentarheft 1 und 2 des Jahres 1985 und 1988 dem „Aktiven<br />
Zuhören“ noch ein eigenes Kapitel (Seite 53 – 57) gewidmet war. Darin geht es um das<br />
richtige Verhalten im Gespräch und wie man „aktiv zuhört“ (Lehrplanservice 2, 1988, S. 53-
57). Es ist schade, dass diese so wichtige Thematik nicht mehr im aktuellen Teil des<br />
Lehrplanes zu finden ist.<br />
2.3.1.2 Bildungsstandards (Definition, Gesetzeslage, …)<br />
Laut der Verordnung vom 2. Jänner 2009 (BGB1 Nr. 472/1986, zuletzt geändert durch das<br />
Bundesgesetz BGB1. I Nr. 117/2008) der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur<br />
über Bildungsstandards 11 im Schulwesen sind<br />
Bildungsstandards konkret formulierte Lernergebnisse in den einzelnen oder den in<br />
fachlichem Zusammenhang stehenden Pflichtgegenständen, die sich aus den<br />
Lehrplänen der in § 1 genannten Schularten und Schulstufen ableiten lassen. Diese<br />
Lernergebnisse basieren auf grundlegenden Kompetenzen, über die die Schülerinnen<br />
und Schüler bis zum Ende der jeweiligen Schulstufe in der Regel verfügen sollen.<br />
„Die Implementierung, Überprüfung und Rückmeldung der Bildungsstandards in Österreich<br />
basiert auf gesetzlichen Bestimmungen (SCHOG 2008), der Verordnung des BMUKK (2009)<br />
und strategischen Entscheidungen der zuständigen Unterrichtsministerin“ (BIFIE, 2011a).<br />
Bildungsstandards (derzeit für die 4. Schulstufe in Deutsch, Lesen Schreiben und in der 8.<br />
Schulstufe in Mathematik, Deutsch, Englisch) sind somit ein wichtiges Instrument, um zu<br />
zeigen, ob Schulen ihre Kernaufgabe der Vermittlung von Kompetenzen erfüllen und sie<br />
stellen die Qualitätssicherung im Bildungsbereich dar; sie sind somit „kompetenzorientiert“<br />
(BIFIE, 2011a). Es gibt eine Verbindlichkeit der Bildungsstandards für alle Schüler; dies<br />
bedeutet, dass es die Pflicht der Lehrer ist, „die Leistungen in diesen grundlegenden<br />
Kompetenzbereichen besonders zu beobachten und zu fördern“ (BIFIE, 2011a).<br />
Sie sollten so klar formuliert sein, dass alle Beteiligten (Lehrer, Schüler, Eltern) genau<br />
wissen, was sie lernen und können sollen (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2009, S. 5). Die<br />
rechtliche Grundlage für die Einführung der Bildungsstandards wurde mit einer Novelle zum<br />
Schulunterrichtsgesetz geschaffen. Hier ist festgelegt, was die Schüler nach der 4. und 8.<br />
Schulstufe können sollen. Durch eine regelmäßige summative Überprüfung der Standards soll<br />
die Qualität des Unterrichts optimiert werden. Die Lehrer und Schüler bekommen<br />
Rückmeldungen und aktuelle Berichte über ihre Lehr- und Lernergebnisse. Auf Schulebene<br />
werden die erbrachten Leistungen „fair unter Berücksichtigung wichtiger<br />
Rahmenbedingungen der Lernenden und des Unterrichts verglichen und rückgemeldet“<br />
11 Bildungsstandards = BIST<br />
58
(BIFIE, 2011a). Insgesamt können Bildungsstandards die Stärken und Schwächen einer<br />
Schule genauer aufzeigen und darauf kann dann mit gezielten Maßnahmen reagiert werden<br />
(bmukk, 2000).<br />
Bildungsstandards ergänzen den Lehrplan, welcher allgemeine Bildungsziele und<br />
didaktische Grundsätze zum Lernumfang der Schüler festlegt, durch die<br />
Kompetenzorientierung (Was sollen die Schüler am Ende der 4. und 8. Schulstufe können?).<br />
Sie beschreiben die gewünschten Lernergebnisse und legen fest, wie genau die Schüler etwas<br />
wissen oder können sollen. Die Leistungsbeurteilung der Schüler wird von den<br />
Standardüberprüfungen aber nicht berührt; die Ergebnisse dieser Überprüfungen dürfen nicht<br />
in die Note einbezogen werden (bmukk, 2000).<br />
Die folgende Abbildung zeigt modellhaft, wie die Bildungsstandards bzw. die zu<br />
überprüfenden Kompetenzen auf den Lehrplan bezogen sind:<br />
Abbildung 10: Zusammenspiel von Lehrplan und Bildungsstandards<br />
(BIFIE 2010a) 12<br />
Alle Schulen und Lehrer bekommen vom BIFIE unterstützend pädagogische Materialien,<br />
Handbücher und Fortbildungsmaßnahmen, damit die didaktische Umsetzung der<br />
Bildungsstandards im Unterricht passieren kann.<br />
12 Im Anhang I ist die Abbildung 10 in Originalgröße nachzulesen.<br />
59
Zum Thema Bildungsstandards gibt es aber in der Literatur auch kritische Stimmen. Ein<br />
Vertreter dazu ist Altrichter (2008). Er betont, dass Bildungsstandards „als zentrale Elemente<br />
einer Politik zur Modernisierung des Schulwesens propagiert“ werden und er stellt einerseits<br />
die Frage, welche „Voraussetzungen und Nebenwirkungen“ mit dieser Reformpolitik<br />
verbunden sein könnten und andererseits, ob die Bildungsstandards schon in den Schulen<br />
implementiert sind und wirklich zu einer Verbesserung des Unterrichts beitragen.<br />
2.3.1.3 Definition der HV-Kompetenz in den Standards für Deutsch (Deskriptoren)<br />
Der Kompetenzbegriff wurde schon im Kapitel 2.1 beschrieben. Zum besseren Verständnis<br />
für das Folgende sollen ergänzend die Begriffe „Kompetenzmodelle“ und<br />
„Kompetenzbereiche“ definiert werden. Laut der Verordnung 2009 (BGB1. I Nr. 117/2008)<br />
der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur über Bildungsstandards im<br />
Schulwesen sind<br />
Kompetenzmodelle prozessorientierte Modellvorstellungen über den Erwerb von<br />
fachbezogenen oder fächerübergreifenden Kompetenzen. Sie strukturieren<br />
Bildungsstandards innerhalb eines Unterrichtsgegenstandes und stützen sich dabei<br />
auf fachdidaktische sowie fachsystematische Gesichtspunkte;<br />
Kompetenzbereiche fertigkeitsbezogene Teilbereiche des Kompetenzmodells.<br />
Laut Behrens (2010, S. 33) weist ein Strukturmodell für die Zuhörkompetenz „stellenweise<br />
über die derzeitige Formulierung der Standards hinaus“. Das ist ein Stück Arbeit, welches<br />
noch zu leisten ist. Die österreichischen Kompetenzmodelle zu den Fächern Deutsch,<br />
Englisch und Mathematik beschreiben die Struktur (einzelnen Bereiche) eines Faches. Sie<br />
beschreiben aber nicht, wie man zu den Kompetenzen, die in den Deskriptoren beschrieben<br />
werden, kommt (die „Lernwege“).<br />
Die Deskriptoren in Österreich sind noch relativ abstrakte Bildungsziele, die sich zwar<br />
an den österreichischen Lehrplan anlehnen und für den Nutzen im Unterricht gedacht sind -<br />
aber für die Testkonstruktion zur Überprüfung von Bildungsstandards eher als Richtlinie denn<br />
schon als konkret prüfbares Ziel formuliert sind. Dadurch wird die Entwicklung von<br />
Kompetenzstufenmodellen erschwert. Dies wird in Zukunft, auf der Basis der empirischen<br />
Ergebnisse im ersten Überprüfungszyklus 2012-2014 13 , präzisiert werden müssen.<br />
13 Siehe BIFIE: Bildungsstandards in Österreich, 2010a, S. 19<br />
60
Zum Vergleich dazu geht das Schweizer Projekt HarmoS Schulsprache von einem ähnlichen<br />
Kompetenzmodell wie in Österreich aus, aber das Schweizer Modell hat 12 Deskriptoren (7<br />
Teilkompetenzen und fünf nicht validierte Teilkompetenzen) und es enthält deshalb<br />
wesentlich mehr und auch konkretere Teilziele als das österreichische Modell. Das<br />
Luxemburger Modell weist wie Österreich fünf Deskriptoren auf, aber die dazu notwendigen<br />
Teilkompetenzen, die die Schüler konkret erreichen sollen, sind im Leitfaden für<br />
kompetenzorientierten Sprachenunterricht an Luxemburger Schulen schon detailliert<br />
beschrieben und nicht so abstrakt wie die österreichischen Deskriptoren. (Konsortium<br />
HarmoS Schulsprache, 2010; Kühn, 2008)<br />
Bei der Entwicklung von fachspezifischen Modellen unterscheidet man drei<br />
unterschiedliche Herangehensweisen oder Teilbereiche: 14<br />
Kompetenzstufenmodell<br />
Die zu erfassenden Kompetenzen werden<br />
inhaltlich genau beschrieben und durch<br />
Aufgaben operationalisiert (Festlegen von<br />
Niveaus)<br />
Basis für Individualdiagnostik und<br />
Förderung<br />
Das Strukturmodell<br />
Das Fach wird in inhaltliche<br />
(Stoff-) Bereiche und kognitive<br />
Anforderungen eingeteilt<br />
Kompetenzentwicklungsmodell<br />
Die Schritte (Lernwege) beim Erwerb von<br />
Kompetenzen durch Schüler werden<br />
beschrieben<br />
(Verlauf des Kompetenz-Erwerbs)<br />
Basis für die Individualdiagnostik und<br />
Förderung<br />
Abbildung 11: Die Typen fachspezifischer Kompetenzmodelle<br />
Bei der Entwicklung von Strukturmodellen ist man im deutschsprachigen Raum schon weit<br />
fortgeschritten, auch Modelle und Erkenntnisse für Niveaustufenfestlegungen sind im<br />
Entstehen, auch am BIFIE in Österreich. Allerdings mangelt es noch an Lernwegsmodellen,<br />
die aber für eine gezielte didaktische Verwertung der Testergebnisse von erheblichem<br />
pädagogischem Wert wären - dies wäre eine Aufgabe der fachdidaktischen Forschung an<br />
Universitäten und Pädagogischen Hochschulen.<br />
14<br />
Alle Angaben basieren auf Vorträgen und/oder mündlicher Auskunft von Mag. Simone Breit, Bereichsleiterin für<br />
Bildungsstandards am BIFIE<br />
61
Unsere Untersuchung<br />
zu denn<br />
Effekten der Aufgab benpräsentaation<br />
benuttzt<br />
das vor rhandene<br />
Strukturrmodell<br />
undd<br />
die bereits<br />
entwickeelten<br />
Aufgab ben im Berreich<br />
Hörveerstehen<br />
(PH H Linz).<br />
Unsere Aufgabe iist<br />
es, für die weiterre<br />
Entwick klung der HHV-Tests<br />
KKombinationen<br />
der<br />
Instrukttions-,<br />
Aufggaben-<br />
und Antwortprääsentation<br />
zu z untersuchen,<br />
um diee<br />
Tests hins sichtlich<br />
der Valiidität<br />
zu optimieren.<br />
DDas<br />
Kapitel 3 beschäftig gt sich mit dder<br />
Messungg<br />
von <strong>Hörverstehen</strong><br />
und sommit<br />
mit der KKonstruktion<br />
dieser Tessts.<br />
DDer<br />
Vergleicch<br />
zwischenn<br />
dem Lehrrplan<br />
für di ie 5. bis 8. Schulstufee<br />
Deutsch und u dem<br />
Kompettenzmodell<br />
wird ansschließend<br />
dargestellt t. Der Leehrplan<br />
besschränkt<br />
sich s auf<br />
grundlegende<br />
Spraachkompeteenzen,<br />
welcche<br />
die Sch hüler nach dder<br />
8. Schuulstufe<br />
beherrschen<br />
sollen. Das Komppetenzmodeell<br />
für die Bildungsstandards<br />
fürr<br />
die 8. Scchulstufe<br />
zeigt z die<br />
sprachliichen<br />
Ferttigkeiten<br />
iim<br />
Verhälltnis<br />
zuein nander unnd<br />
die zeentrale<br />
La age des<br />
Sprachbbewusstseinns,<br />
welches ausdrückt, dass diese er Kompeteenzbereich<br />
iim<br />
Unterric cht nicht<br />
isoliert bbehandelt<br />
wwerden<br />
solltte.<br />
DDie<br />
Darstelluungen<br />
verddeutlichen<br />
ddie<br />
Untersch hiede in deer<br />
Konstrukktion<br />
zwisch hen dem<br />
Kompettenzmodell<br />
und dem Leehrplan<br />
(BIIFIE,<br />
2011b b, S. 47f).<br />
Sprache als GGrundlage<br />
von Beziehhungen<br />
UUNTERSCHHIEDLICHEE<br />
SSPRACHFUUNKTIONENN<br />
Sprache alss<br />
Trägerin<br />
von Sachinfoormationen<br />
Abbildunng<br />
12: Lehrpplan<br />
(nach BIFIE, B 2011b,<br />
S. 47)<br />
62<br />
Spracche<br />
als<br />
Gestaltuungsmittel<br />
Sprachb betrachtung<br />
und Rech htschreibung
ZZuhören,<br />
SSprechen<br />
Abbbildung<br />
133:<br />
Kompetennzmodell<br />
(nach<br />
BIFIE, 2011b, S. 447)<br />
Lehhrplan,<br />
Bildungsziele<br />
GRUUNDLEGENNDE<br />
SPRACHHKOMPETEENZEN<br />
SSchreiben<br />
Kommpetenz<br />
mmodell<br />
Abbilddung<br />
14: Enntwicklungssschritte<br />
vom m Lehrplan<br />
(BIFIIE,<br />
2011b, S. S 47) 15<br />
n zu den Auffgaben<br />
Die Kommpetenzberreiche<br />
für DDeutsch<br />
in deer<br />
8. Schuls stufe sind:<br />
Zuuhören<br />
undd<br />
Sprechen (Durch Zuhhören<br />
gespr rochener Teexte<br />
- auch medial ver rmittelt -<br />
veerstehen,<br />
ann<br />
private und<br />
öffentlichhe<br />
Kommun nikationssituuationen<br />
angepasste<br />
Ge espräche<br />
füühren<br />
und mmündliche<br />
Präsentationeen<br />
durchfüh hren)<br />
Scchreiben<br />
(UUnterschiedliche<br />
Textee<br />
formal un nd inhaltlichh<br />
richtig vverfassen;<br />
Gehörtes, G<br />
GGelesenes,<br />
Erfahrenes<br />
scchriftlich<br />
ummsetzen;<br />
ele ektronische Textmedieen<br />
nutzen)<br />
Leesen<br />
(Ausggehend<br />
von grundlegennden<br />
Lesef fertigkeiten literarischee<br />
Texte, Sa achtexte,<br />
niichtlineare<br />
Texte - Tabellen, Diagramm me - und Bild-Text-Kombinatio<br />
onen in<br />
unnterschiedlicher<br />
medialler<br />
Form inhhaltlich<br />
und d formal erffassen<br />
und rreflektieren)<br />
)<br />
15<br />
Diese AAbbildung<br />
soll noch einmal den Weg der einzelnen Bere eiche verdeutlichen<br />
und aufzzeigen,<br />
dass de er Lehrplan<br />
zugrunde lliegt<br />
und die Baasis<br />
bildet.<br />
63<br />
Lesen<br />
Bilddungs<br />
stanndards<br />
Sprachbewussst<br />
sein<br />
Aufggaben<br />
beisspiele
Sprachbewusstsein (Einsicht gewinnen in Struktur, Normen und Funktion der Sprache<br />
als Voraussetzung für Textverstehen, wirkungsvollen Sprachgebrauch und gelungene<br />
mündliche und schriftliche Kommunikation unter Berücksichtigung des Sprachstandes<br />
von Schülern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch) (BIFIE, 2010b)<br />
Die für diese Arbeit wichtigen <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen sind im Kompetenzbereich<br />
„Zuhören und Sprechen“ verankert. Die einzelnen Deskriptoren 16 legen dar, was die Schüler<br />
im Unterrichtsgegenstand Deutsch bis zur 8. Schulstufe können sollten. Die Deskriptoren von<br />
1 bis 5 sprechen konkret vom <strong>Hörverstehen</strong> und in den weiteren Deskriptoren von 6 bis 13<br />
wird das <strong>Hörverstehen</strong> bzw. das Zuhören mit gemeint sein. 17<br />
Für diese Master Thesis wesentlich sind die Deskriptoren 1 bis 5, da der Fokus der<br />
empirischen Untersuchung auf diesen liegt. Schüler können das Hauptthema gesprochener<br />
Texte erkennen, wenn sie z.B. einen Sachtext hören und ihn als Bericht über Katzen<br />
identifizieren können. Sie können die wesentlichen Informationen gesprochener Sprache<br />
verstehen, wenn sie z.B. am Ende des Berichtes das Wichtigste über Katzen erzählen können.<br />
Schüler können die grundlegenden Informationen gesprochener Sprache mündlich und<br />
schriftlich wiedergeben, wenn sie den gehörten Inhalt über Katzen erzählen oder aufschreiben<br />
können. Sie können die Redeabsicht gesprochener Sprache erkennen, wenn zusätzlich zu den<br />
gehörten Informationen gesagt werden kann, ob der Sprecher den Schülern im<br />
Biologieunterricht etwas über Katzen erzählt, ob der Bericht von einer Fernsehsendung<br />
stammt, ob der Vater seinem Kind etwas erzählt oder ob der Beitrag aus dem Radio stammt.<br />
Der fünfte Deskriptor beschreibt zusätzliche Informationen, welche vom Schüler mehr oder<br />
weniger erkannt werden können, da dies immer von der Präsentationsform abhängig ist.<br />
16 Ein Deskriptor beschreibt ein konkretes (meist auch objektiv abprüfbares) Lernergebnis im Rahmen der<br />
Kompetenzbereiche der Bildungsstandards, definiert kurz und präzise, was ein Schüler/eine Schülerin kann (Zillner, 2010).<br />
Deskriptoren sind also Kompetenzbeschreibungen, welche vertikal nach Niveaus geordnet sind und sie sind erkennbar durch<br />
die praxisorientierten und positiv formulierten „Kann-Beschreibungen“(Maurer, 2001, S. 39ff).<br />
17 Es gibt in den Kompetenzbereichen Zuhören und Sprechen, Lesen, Schreiben, Sprachbewusstsein insgesamt 52<br />
Deskriptoren. Die Standards Deutsch 8. Schulstufe: http://www.bifie.at/sites/default/files/bist-d8-kompetenzbereiche.pdf<br />
64
Altersgemäße<br />
mündliche Texte im<br />
direkten<br />
persönlichen<br />
Kontakt oder über<br />
Medien vermittelt<br />
verstehen<br />
Kompetenzen = Deskriptoren<br />
1. Schüler/innen können das Hauptthema gesprochener Texte<br />
erkennen<br />
2. Schüler/innen können die wesentlichen Informationen gesprochener<br />
Texte verstehen<br />
3. Schüler/innen können die grundlegenden Informationen<br />
gesprochener Texte mündlich und schriftlich wiedergeben<br />
4. Schüler/innen können die Redeabsicht gesprochener Texte<br />
erkennen<br />
5. Schüler/innen können stimmliche (Lautstärke, Betonung, Pause,<br />
Sprechtempo, Stimmführung) und körpersprachliche (Mimik, Gestik)<br />
Mittel der Kommunikation erkennen<br />
Gespräche führen 6. Schüler/innen können grundlegende Gesprächsregeln einhalten<br />
7. Schüler/innen können in Gesprächen auf Äußerungen inhaltlich und<br />
partnergerecht eingehen<br />
8. Schüler/innen können in standardisierten<br />
Kommunikationssituationen (Bitte, Beschwerde, Entschuldigung,<br />
Vorstellungsgespräch, Diskussion) zielorientiert sprechen<br />
9. Schüler/innen können die Sprechhaltungen Erzählen, Informieren,<br />
Argumentieren und Appellieren einsetzen<br />
Inhalte mündlich<br />
präsentieren<br />
10. Schüler/innen können artikuliert sprechen und die Standardsprache<br />
benutzen<br />
11. Schüler/innen können stimmliche (Lautstärke, Betonung, Pause,<br />
Sprechtempo, Stimmführung) und körpersprachliche (Mimik, Gestik)<br />
Mittel der Kommunikation in Gesprächen und Präsentationen<br />
angemessen anwenden<br />
12. Schüler/innen können in freier Rede und gestützt auf Notizen<br />
Ergebnisse und Inhalte sach- und adressatengerecht vortragen<br />
13. Schüler/innen können Medien zur Unterstützung für mündliche<br />
Präsentationen nutzen<br />
Abbildung 15: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010b)<br />
Aufgrund der zentralen Bedeutung des <strong>Hörverstehen</strong>s bzw. der Zuhörkompetenz ist<br />
anschließend eine Grafik dargestellt, welche die Wichtigkeit dieses Bereiches unterstreicht.<br />
Hier wird das <strong>Hörverstehen</strong> als eigener Punkt dargestellt, genauso wie das Sprechen,<br />
Schreiben und Lesen. Wie schon in der Einleitung erwähnt, wird das <strong>Hörverstehen</strong><br />
ausschließlich bei den besonderen didaktischen Grundsätzen erwähnt, wenn Deutsch die<br />
Zweitsprache ist und ganz selbstverständlich hat das Hören 18 in der lebenden Fremdsprache<br />
neben dem „Lesen“, „Schreiben“, „An Gesprächen teilnehmen“ und „Zusammenhängendes<br />
Sprechen“ einen eigenen Bereich.<br />
In unserer <strong>Masterarbeit</strong> verwenden wir für den Kompetenzbereich „Zuhören“ ganz<br />
bewusst den Begriff „<strong>Hörverstehen</strong>“, da nicht das Hören oder Zuhören alleine betroffen ist,<br />
18 Der Begriff <strong>Hörverstehen</strong> statt Hören wäre aufgrund der Definitionen im Kapitel 2.1.2 besser geeignet!<br />
65
sondern es soll besonders auch der Aspekt des Verstehens 19 betont werden (Glaboniat, 2008,<br />
S. 52) und laut einschlägiger Literatur das reine Zuhören zu wenig ist, um Texte verstehen zu<br />
können. (vgl. Kapitel 2.2.1)<br />
Das Zuhören in der Kommunikation ist ohnehin in den Standards und Lehrplänen mit<br />
gemeint und wird auch so während des Unterrichts im Gespräch überprüft, aber das<br />
<strong>Hörverstehen</strong> als eigener Bereich soll mehr an Bedeutung gewinnen. Man sollte nicht davon<br />
ausgehen, dass die <strong>Hörverstehen</strong>sfertigkeit eine mitgebrachte Grundkompetenz ist (Glaboniat,<br />
2008, S. 64).<br />
Zusätzlich gibt es keinen Grund, warum Sprechen und Hören immer „gekoppelt sind“.<br />
Lesen und Schreiben sind schließlich auch nicht unmittelbar verbunden. Das Argument, dass<br />
das Hören und Sprechen bei verschiedenen Aktivitäten nicht getrennt werden können, ist<br />
nicht zulässig, da dies ebenso beim Lesen und Schreiben so wäre (Glaboniat, 2008, S. 63). Es<br />
sind wirklich „zwei klar unterscheidbare Fähigkeitsbereiche“ (Behrens, 2010, S. 31), die<br />
ohnehin auch trennbar sind, wenn man das Ganze von der entwicklungsgeschichtlichen Seite<br />
aus betrachtet. Schließlich wird die Sprechfähigkeit erst nach der Hörentwicklung ausgebildet<br />
(Behrens, 2010, S. 31).<br />
Dass dieses Konzept der Trennung nicht neu ist, beweisen umliegende Länder. In<br />
Luxemburg (Kühn, 2008) sind Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen jeweils eigene<br />
Kompetenzbereiche. Der Bereich <strong>Hörverstehen</strong> ist deswegen auch ganz genau aufgeschlüsselt<br />
in „Hörfertigkeiten beherrschen“, „<strong>Hörverstehen</strong>sstrategien beherrschen und einsetzen“,<br />
„Hör-/Sehtextsorten verstehen und nutzen“, „Hör-/Sehtextsorten reflektieren und kritisch<br />
einschätzen“, „Hörmotivation und -interesse entwickeln und Medieninteresse zeigen“ und als<br />
eigenen Punkt das „Sprechen, Reden und Zuhören“ (Kühn, 2008, S. 52ff). Die gleiche<br />
Unterteilung beim Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen hat auch Liechtenstein und die<br />
Schweiz im Lehrplan verankert.<br />
19 Mehr zum Thema „Verstehen“ siehe Kapitel 2.2.1.<br />
66
SCHHREIBEN<br />
(planenn,<br />
verfassen,<br />
überrarbeiten)<br />
HÖÖRVERSTE<br />
EHEN<br />
( (rezeptiv - etw was<br />
hhören,<br />
zuhör ren;<br />
produktiv -<br />
hörverstehe en,<br />
hörhandeln n)<br />
SPRACH-<br />
BEEWUSSTSE<br />
EIN<br />
(Strukturen,<br />
Worrtschatz,<br />
Reg geln,<br />
Wirkung,<br />
Auusdrucksmitte<br />
el)<br />
LESEN<br />
(erschließen n,<br />
nuttzen,<br />
reflektie eren)<br />
Abbbildung<br />
16: : Kompetenzzmodell<br />
Deu utsch 8. Schhulstufe<br />
NE<br />
Es ist grundsätzlichh<br />
bekannt, dass Zuhöreen<br />
und Hör rverstehen ssehr<br />
wichtigge<br />
Vorausse<br />
sind, daamit<br />
Kommmunikation<br />
ggelingen<br />
kaann.<br />
Diese Grundfertig G gkeiten werrden<br />
aber im<br />
der Schhule<br />
nicht unnbedingt<br />
alss<br />
„pädagogiische<br />
Aufga abe“ (Hagen,<br />
Hemmerr-Schanze,<br />
H<br />
Kahlert,<br />
2004, S. 41) erkannnt,<br />
sondernn<br />
sie werde en als „Briingschuld“<br />
(ebd.) der<br />
gesehenn.<br />
Die Schüller<br />
verbringgen<br />
den größßten<br />
Teil de er „Unterricchtskommunnikation“<br />
Zuhörenn.<br />
Etwa „zwwei<br />
Drittel aller Äußeerungen<br />
sta ammen vonn<br />
den Lehre<br />
Drittel vverteilt<br />
sichh<br />
auf alle 255<br />
bis 30 Schhüler/innen,<br />
deren Antwworten<br />
zude<br />
kürzer aausfallen<br />
unnd<br />
deutlich seltener innitiativ<br />
sind d“ (Becker-MMrotzek,<br />
20<br />
ungleichhe<br />
Rollenveerteilung<br />
zwwischen<br />
denn<br />
Lehrern und u den Schülern<br />
führ<br />
der Mottivation<br />
beii<br />
letzteren. DDieser<br />
gerinnge<br />
Stellenwert<br />
des Hörens<br />
im U<br />
21<br />
etzungen<br />
m Alltag<br />
Huber &<br />
Schüler<br />
mit dem<br />
er/innen, da as letzte<br />
em noch sig gnifikant<br />
009, S. 104 4). Diese<br />
rt zu einem m Verlust<br />
Unterricht wird w auch<br />
20<br />
Vom urrsprünglichen<br />
MModell<br />
(vgl. 2.33.1.3)<br />
wurde nuur<br />
der Bereich Zuhören Z und Spprechen<br />
getrennnt.<br />
Die Grundla agen für die<br />
Inhalte dess<br />
<strong>Hörverstehen</strong>s<br />
sind im Kapittel<br />
2.1.2 zu findden.<br />
21<br />
Bei diesser<br />
Art Kommuunikation<br />
kann davon ausgegaangen<br />
werden, dass der Unterrricht<br />
sehr oft in<br />
„fragend-entw wickelnden<br />
Verfahren folgt“ (Beckerr-Mrotzek,<br />
2009,<br />
S. 104) und das bedeutet, dass d der Lehrerr<br />
etwas fragt, dder<br />
Schüler ant twortet und<br />
der Lehrerr<br />
bewertet diesee<br />
anschließend.<br />
67<br />
SPRECHHEN<br />
(kommunizzieren<br />
-<br />
auch nonvverbal,<br />
argumentiieren,<br />
appellierren,<br />
präsentieeren)<br />
EU 20
durch die Ergebnisse der Schülerbefragung im Rahmen des HV-Tests bestätigt. (siehe Kap.<br />
4.3.3)<br />
Als eine Ursache für das Fehlen einer entsprechenden Zuhördidaktik kann einerseits,<br />
wie schon erwähnt, die „Dominanz der visuellen Kommunikation bei der Öffnung des<br />
Deutschunterrichts für Massenmedien und Alltag während der letzten 25 Jahre“ (Wermke,<br />
1995, S. 7) genannt werden und andererseits gibt es in den Schulen eine „starke<br />
Produktionsorientierung“ und den ständigen Druck messbare „Ergebnisse für die<br />
Lernzielkontrolle vorzuweisen“ (Wermke, 1995, S. 7).<br />
Damit eben einerseits dieser „Produktionsorientierung“ mit messbaren Ergebnissen<br />
genüge getan wird und andererseits das <strong>Hörverstehen</strong> ausreichend gelehrt und gelernt wird,<br />
soll im folgenden Kapitel erörtert werden, wie <strong>Hörverstehen</strong> von den einzelnen Lehrern in der<br />
Schule gemessen werden kann, wie solche brauchbaren „Tests“ auszusehen haben und wie<br />
schließlich auf der Ebene der Schule (Schulevaluation) und des Schulsystems<br />
(Systemmonitoring) 22 <strong>Hörverstehen</strong>smessungen stattfinden können.<br />
22 Siehe dazu Kapitel 3.1.3.<br />
68
Kapitel 3<br />
Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong><br />
69
3. Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong><br />
Nach der Klärung der Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit Hören, Zuhören und<br />
<strong>Hörverstehen</strong> sowie der Beschreibung der psychologischen Grundlagen des Hörens und der<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz (HVK) in den letzten Kapiteln wenden wir uns nun der Erfassung<br />
dieser Kompetenz durch Tests zu.<br />
Im Schul- und Unterrichtsbereich werden Tests in vielfältiger Weise verwendet.<br />
Konstruktion, Zusammenstellung und Form unterscheiden sich - abgesehen natürlich von der<br />
zu messenden Kompetenz - grundsätzlich je nach beabsichtigtem Einsatzbereich des Tests<br />
(Ebene oder Subjekte, über die eine Aussage gemacht werden soll), nach geplanter Bewertung<br />
der getesteten Personen (z.B. in Noten, nach Punkten) und nach dem Zweck bzw. der<br />
angestrebten Nutzung der Ergebnisse. Je nach angezielter Ebene der Aggregation der<br />
Testergebnisse (verbunden mit den jeweiligen Zielen) unterscheidet man folgende<br />
Einsatzbereiche (vgl. Klieme, 2003, S. 68):<br />
Tests zur Individualdiagnostik (auf Ebene des einzelnen Schülers)<br />
Durch die Individualdiagnostik erhält man Aussagen über den Kompetenzstand sowie<br />
die Schwächen und Stärken des einzelnen Schülers und könnte damit in der Folge<br />
spezielle didaktische bzw. Fördermaßnahmen für die jeweilige Person festlegen.<br />
Individuelle Tests sind in der pädagogischen Praxis eher selten - dort wird Diagnostik<br />
häufig durch „Klassenarbeiten“ betrieben, die Auskunft über den Lernstand der<br />
einzelnen Schüler geben sollen. Solche Tests werden sowohl formativ als auch<br />
summativ eingesetzt: Formative Tests (in der Praxis oft als informelle Tests bezeichnet)<br />
geben Auskunft über den Lernstand der Schüler in einem bestimmten Wissens- oder<br />
Fähigkeitsbereich, der gerade im Fokus des Lehrers steht und das Ergebnis bestimmt<br />
damit das weitere Vorgehen des Lehrers im Unterricht. Summative Tests dienen der<br />
abschließenden Bewertung von Schülerleistungen z.B. in Form von Punkten oder Noten<br />
als Ergebnis einer längeren Lernperiode.<br />
70
Tests zur Schulevaluation (auf Ebene der Einzelschule)<br />
Hier prüft man mit Hilfe von Testverfahren die Erreichung der pädagogischen Ziele von<br />
(einzelnen) Schulen insgesamt, wobei einzelne Schüler durchaus verschiedene<br />
Aufgaben bekommen können, denn das Ziel ist es, breite Information über die<br />
Schülerkompetenzen an der Schule insgesamt zu bekommen. Die Analysen und die<br />
Rückmeldungen bilden die Grundlage für das weitere pädagogische Handeln der Lehrer<br />
bzw. der Schulleitung, das Setzen von Prioritäten und Maßnahmen von pädagogisch<br />
Verantwortlichen (Qualitätsentwicklung auf Schulebene). In der Evaluation auf<br />
Schulebene unterscheidet man häufig zwischen Fremdevaluation, d.h. objektive<br />
Messung durch externe Institutionen und Selbstevaluation durch Tests, die von der<br />
Schule selbst angewendet werden.<br />
Testen für das Systemmonitoring (auf Ebene des Schulsystems)<br />
Mit Hilfe von Tests im Systemmonitoring werden Aussagen über die Erreichung von<br />
festgelegten Kompetenzniveaus in einem nationalen Schulsystem gemacht. Diese Ziele<br />
leiten sich aus oft gesetzlich vorgeschriebenen, manchmal auch nur „orientierenden“<br />
Bildungsstandards ab. Aufgrund zusätzlich eingesetzter Kontextfragebögen mit Fragen<br />
zu persönlichen, familiären oder schulischen Variablen erhält man<br />
Hintergrundinformationen zu schulischen und außerschulischen Bedingungen des<br />
Lernens, die eine Analyse der Einflussfaktoren erlauben. Die längerfristige<br />
Beobachtung von Lernergebnissen und den dazugehörigen Hintergrundfaktoren im<br />
Trend liefern nützliche Informationen über das gesamte Schulsystem und seine<br />
Entwicklung und bietet der Bildungspolitik Grundlagen für die künftige Zuweisung von<br />
Ressourcen oder allfällige Schulreformen.<br />
Testen zur Überprüfung von Kompetenzmodellen (Methodenentwicklung)<br />
Eine Sonderform des Einsatzes von Kompetenztests verfolgt ein fachdidaktisches und<br />
messtheoretisches Ziel: Von Fachdidaktikern erarbeitete Kompetenzmodelle behaupten,<br />
kognitive Strukturen der Schüler und fachliche Inhalte systematisch abzubilden.<br />
Manchmal sind darin auch Hypothesen über Lernwege enthalten. Aufgabe von<br />
Testentwicklern ist es nun, die Kompetenzmodelle zu operationalisieren, d.h.<br />
Aufgabensammlungen anzulegen, die die zuverlässige Messung und Interpretation der<br />
71
Kompetenz erlauben, und damit zu prüfen, inwieweit sich die Strukturen und<br />
Niveaustufen empirisch beobachten und verlässlich abbilden lassen. Die Überprüfung<br />
von Bildungsstandards und die Konzeption von Tests bedürfen solcher geprüfter<br />
Kompetenzmodelle als Ausgangsbasis.<br />
Die vorliegende <strong>Masterarbeit</strong> mit der Forschungsfrage nach den Effekten der<br />
Aufgabenpräsentation in Tests der Bildungsstandardüberprüfung berührt hinsichtlich der<br />
Einsatzbereiche ihrer Ergebnisse vor allem die Schulevaluation und auch das<br />
Systemmonitoring: Die Ergebnisse der Standardüberprüfung auf Schulebene sollen nützliche<br />
Informationen für die Lehrer und Schulleiter der Schulen erbringen und zur<br />
Qualitätsentwicklung anregen (so steht es auch in der Verordnung zu den Bildungsstandards<br />
2009) und der Schulaufsicht sowie der Schulpolitik den Stand der Bemühungen um gute<br />
Leistungen vermitteln.<br />
Im Augenblick hat unsere Arbeit einerseits das Ziel, einen Beitrag zur Entwicklung von<br />
guten, brauchbaren und standardisierten Tests zur <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz zu leisten, ist also<br />
weitgehend noch der Methodenentwicklung zuzuordnen. Andererseits wollen wir auch einen<br />
Beitrag hinsichtlich der Entwicklung von formativen Tests liefern. Dies kann jedoch nur der<br />
gedankliche Anfang einer größeren Entwicklung sein, an dessen Ende ein gut einsetzbarer<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stest für die Hand des Lehrers steht.<br />
3.1 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch -<br />
Sekundarstufe I<br />
Bevor wir uns der Messung von <strong>Hörverstehen</strong> in der Sekundarstufe I der österreichischen<br />
Pflichtschule zuwenden, heben wir noch einmal die Bedeutung dieser Kompetenz, auch<br />
abseits von den gesetzlich verordneten Bildungsstandards, hervor.<br />
Einig sind sich die Autoren, dass eine wichtige Voraussetzung für den Spracherwerb,<br />
für den mündlichen Sprachgebrauch, für den Schriftspracherwerb, für das Lernen einer<br />
Fremdsprache und für den Lernerfolg das Zuhören ist (Hagen, 2008, S. 29). Der pädagogische<br />
„Stellenwert einer Zuhörförderung“ (Hagen, 2008, S. 28) ist somit nicht zu übersehen. Gerade<br />
hier kann ein „aufbauender und nachhaltiger Kompetenzerwerb gut umgesetzt werden“<br />
(Zeitlinger, 2007, S. 138). Eine ausreichende Zuhörförderung hilft den Schülern, dass sie<br />
72
mehr auf das Zuhörklima, auf die „akustische Qualität ihrer Umwelt“ (Hagen & Huber, 2010,<br />
S. 184) achten und schließlich auch ihr eigenes Gehör besser kennen.<br />
Wermke (1996, S. 5) schreibt über das „Hören als Desiderat der Deutsch-Didaktik“ und<br />
fasst dies folgendermaßen zusammen: Methoden der auditiven Sprachwahrnehmung sollten<br />
angewendet, reflektiert und differenziert werden (beim Erlesen, Vorlesen, Zuhören in<br />
Gesprächen); auditive Medien sollten einbezogen und Medientexte akustisch erfahrbar sein<br />
(Hörspiele, etc.); die akustische Dimension der Realität soll wahrgenommen werden. Als<br />
Ausgangsbasis kann das Interesse der Schüler an der akustischen Dimension der Medien<br />
dienen. Weiters muss das Hören mehr in die verschiedensten Lernbereiche des<br />
Deutschunterrichtes einbezogen werden, als das bisher geschieht.<br />
Glaboniat (2008, S. 64f) empfiehlt dringend, dass auf die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen<br />
stärker eingegangen werden soll und die Defizite in diesem Bereich durch eine gezielte<br />
Hörerziehung aufgeholt werden. Eine Kultur des Hörens muss verstärkt in den Mittelpunkt<br />
rücken. Bis zum derzeitigen Zeitpunkt sind diese Forderungen aber noch nicht erfüllt. Der<br />
Stellenwert des Zuhörens im Fach Deutsch ist, wie schon mehrmals erwähnt, noch zu gering.<br />
Diese Tendenz zeigen auch die Ergebnisse der Schülerbefragung und der nicht<br />
repräsentativen Lehrerbefragung, die im Rahmen dieser Forschungsarbeit durchgeführt<br />
wurden. 23<br />
Durch die gesetzlich verordnete Einführung und Überprüfung der Bildungsstandards<br />
wird nun dieser Kompetenzbereich aufgewertet und gilt jetzt als gleichgestellt mit den<br />
übrigen Kompetenzbereichen. Aufgrund dieser Tatsache und der Wichtigkeit dieser<br />
Kompetenz, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es notwendig sein wird, zusätzlich zur<br />
Schulevaluation und dem Systemmonitoring (im Rahmen der BIST) etwas Neues im Hinblick<br />
auf die Individualdiagnostik zu entwickeln, um den gegenwärtigen Schulalltag zu<br />
unterstützen.<br />
Die folgende Darstellung veranschaulicht unsere Überlegungen in dieser Hinsicht und<br />
zeigt die weitere Entwicklungsarbeit, die für ein verbessertes Schulsystem und einen<br />
verbesserten Unterricht notwendig wäre:<br />
23<br />
Die Lehrerbefragung ist nicht repräsentativ, weil die Stichprobe zu klein (N=11) ist, deshalb wird sie in dieser Arbeit auch<br />
nicht dokumentiert.<br />
73
WIE MISST MAN HÖRVERSTEHEN IN DER ÖSTERREICHISCHEN PFLICHTSCHULE?<br />
Gegenwart Zukunft<br />
Hörbeispiele im<br />
Unterricht<br />
Unterrichtsmittel;<br />
subjektive Beobachtung jedes<br />
Einzelnen (Lernen der HV-<br />
Kompetenz)<br />
Diagnoseinstrument<br />
„<strong>Hörverstehen</strong>“ für Lehrer<br />
(Individualdiagnostik)<br />
Mittel zur individuellen<br />
Förderung<br />
HV-TESTS mit<br />
HV- AUFGABEN<br />
Stimulus<br />
Fragen<br />
Antworten (Vorgaben)<br />
74<br />
Schulevaluation<br />
Systemmonitoring (BIST) 24<br />
Schulebene – Erreichen der<br />
Bildungsstandards (BIST)<br />
in der Schule → Verbesserung<br />
des Unterrichts<br />
Schulsystemebene<br />
Gesetzlicher Auftrag<br />
Abbildung 17: Übersicht „Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> in Österreich“<br />
3.1.1 Hörbeispiele als Lernaufgabe im Deutschunterricht<br />
Gegenwärtig wird in der Schule das Thema Hören, Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> zweitrangig<br />
behandelt - es hat nur eine Hilfsfunktion. Die Überprüfung der Zuhörkompetenz passiert<br />
lediglich „nebenbei“, d. h., dass es wenig konkrete Übungen, Anweisungen und Aufgaben in<br />
dieser Hinsicht gibt. Es ist noch nicht verbreitet, dass Hören, Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong><br />
„lehr- und lernbare“ Fertigkeiten sind (Imhof, 2004, S. 163).<br />
Wenn ein Lehrer eine „Zuhörüberprüfung“ durchführt, d.h. einen Hörtext vorspielt und<br />
Fragen dazu schriftlich oder auch mündlich beantworten lässt (siehe dazu das Beispiel<br />
„Verkehrshinweis“ von Schäfer, 2010, S. 8 im Anhang O), hat er nicht die Möglichkeit, die<br />
Ergebnisse richtig auszuwerten. Es gibt noch keine verlässlichen <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben, die<br />
eine objektive Messung zulassen. Nach unseren Erfahrungen verlässt sich der Lehrer auf sein<br />
allgemeines bzw. spezielles pädagogisches Wissen, um das gute oder schlechte Abschneiden<br />
24 Siehe Kapitel 3.1.3
des Schülers bei diesem Test zu erkennen. Er setzt selbstverfasste oder durch<br />
Schulbuchverlage vorgeschlagene Hörbeispiele ein. Damit ist aber noch nicht die Frage<br />
beantwortet, wie gut oder wie schlecht die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung eines Schülers ist - hat der<br />
Schüler schlecht abgeschnitten, weil er die Fragen nicht verstanden hat, weil er abgelenkt war,<br />
weil er das Antwortformat nicht kannte oder weil er einfach nur schlecht hören oder zuhören<br />
kann.<br />
Diese Überlegungen führen somit zum nächsten Kapitel, wo es darum geht, ein<br />
Diagnoseinstrument für den Gebrauch durch den Lehrer zu entwickeln, in welchem die<br />
verschiedenen „Aspekte von Zuhören systematisch erfaßt [sic!] werden können“ (Imhof,<br />
2004, S. 163) bzw. diese Idee eines Messinstrumentes anzudenken, ggf. aufzugreifen und zu<br />
entwickeln.<br />
3.1.2 Diagnoseinstrument „<strong>Hörverstehen</strong>“ auf Individualebene<br />
Es wäre wünschenswert, für den Unterricht in der Sekundarstufe I ein Messinstrument zu<br />
haben, mit dessen Hilfe der Lehrer leicht und schnell feststellen kann, ob der Schüler im<br />
Bereich des <strong>Hörverstehen</strong>s Defizite aufweist und ihn dann dementsprechend individuell zu<br />
unterrichten. 25<br />
In Österreich hält das BIFIE für die Klassen vor den Standardüberprüfungen (3. und 7.<br />
Schulstufe) eine formative (diagnostische) Bewertung bereit. Das Institut hat die „Informelle<br />
Kompetenzmessung“ (IKM) entwickelt, die Schülern und Lehrern online (7. Schulstufe) oder<br />
gedruckt (3. Schulstufe) zur Verfügung steht. Dieses Selbstevaluierungskonzept besteht aus<br />
Aufgabensammlungen, die als Vorbereitung für die Standardüberprüfungen zu sehen sind. 26<br />
Diese Art von Bewertung hat vor allem für Lehrer eine große Bedeutung, bildet sie doch den<br />
Hintergrund für das weitere Vorgehen im Unterricht, im Sinne der Individualisierung.<br />
Eine Ergebnisrückmeldung auf individueller Basis kann einen positiven Einfluss auf das<br />
Lernverhalten der Schüler haben. Die bisherigen Standardtests erfüllen allerdings nicht alle<br />
Kriterien, die für eine umfassende individualdiagnostische Messung notwendig wären (dazu<br />
reicht die zweistündige Testzeit in den Standardtests nicht aus, es können nicht alle<br />
Kompetenzbereiche ausreichend und genau erfasst werden). Es fehlen auch noch die<br />
25 Vgl. Kap. 3, Tests zur Individualdiagnostik<br />
26 Online zu finden unter: www.bifie.at<br />
75
dementsprechenden Kompetenzstufen- und Kompetenzentwicklungsmodelle, die die Basis für<br />
die individuelle Diagnostik bilden (vgl. Abb. 11).<br />
Laut Aussagen der Bildungsforscher des BIFIE wird an weiteren geeigneten individuelleren<br />
Diagnoseinstrumenten für die 3. und 7. Schulstufe gearbeitet, aber noch ist dieses Ziel nicht<br />
erreicht (vgl. Abbildung 17).<br />
3.1.3 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Zusammenhang<br />
mit Bildungsstandards - Schulevaluation und Systemmonitoring<br />
Durch die Messung von <strong>Hörverstehen</strong> im Einsatzbereich Schulevaluation 27 erhält man<br />
Aussagen über die Schülerkompetenz einer Schule und eine Aussage zur Erreichung der<br />
pädagogischen Ziele. Die Ergebnisse der Messung tragen zur Qualitätsentwicklung der<br />
Schule bei. Ein neues Schulprofil kann erarbeitet werden. Nach einer genauen Analyse der<br />
Stärken und Schwächen des Unterrichts durch die Kollegenschaft können Maßnahmen zur<br />
Verbesserung des Unterrichts gesetzt werden.<br />
Beim Systemmonitoring 28 bilden die Ergebnisse der Standardüberprüfungen eine Bilanz<br />
davon, ob und wieweit die Bildungsstandards erreicht wurden. Sie dienen als Grundlage zur<br />
Qualitätsverbesserung des Schulsystems, für Reformen, für politische Überlegungen dazu und<br />
für die Bereitstellung von Ressourcen, um gewisse Fördermaßnahmen in Angriff zu nehmen.<br />
HV-Tests und deren Entwicklung, ob auf Schulebene oder Systemebene, stehen anders<br />
als Leistungstests im Kompetenzbereich Lesen im deutschsprachigen Raum erst am Beginn.<br />
Es gibt wenig entsprechende Forschungsresultate, auf die man sich stützen könnte. Zuhören<br />
bzw. <strong>Hörverstehen</strong> wurde immer als gegeben vorausgesetzt und hatte „im Gegensatz zur<br />
Fremdsprachendidaktik in der Didaktik der Schulsprache keine eigenes Forschungs- und<br />
Entwicklungsfeld“ (Belgrad, Eriksson, Papst-Weinschenk & Vogt, 2008, S. 22). Erst durch<br />
die Einführung der BIST erhielt das <strong>Hörverstehen</strong> einen deutlich größeren Stellenwert.<br />
Der Mangel an Forschungsresultaten bei der Messung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz und<br />
das damit verbundene Fehlen von guten <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben oder standardisierten<br />
Verfahren bedeutete eine erhebliche Problematik bei der Entwicklung entsprechender HV-<br />
Tests. Bis dahin trat Zuhören immer in Kombination mit dem Sprechen auf, wobei sich die<br />
Psychologen einig sind, dass beide Bereiche klar zu trennen sind (vgl. Kap. 2.1.2). Trotzdem<br />
27 Vgl. Kap. 3, Einsatzbereiche von Tests<br />
28 Vgl. Kap. 3, Einsatzbereiche von Tests<br />
76
ist im österreichischen Lehrplan und in den Standards von Zuhören und Sprechen in einem die<br />
Rede.<br />
In den letzten Jahren beschäftigte sich die lern- und unterrichtsbezogene Forschung vermehrt<br />
mit den Unterschieden zwischen Hören - Zuhören - <strong>Hörverstehen</strong> in der Muttersprache<br />
Deutsch (vgl. Kap. 2.1.2). Aufgrund dieser genannten Tatsachen ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die Entwicklung von HV-Tests viele neue Fragen aufwirft, die in anderen<br />
Sprachbereichen schon gut untersucht sind: Fragen nach der Auswahl geeigneter Hörtexte,<br />
nach validen <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben, Fragen zur Abgrenzung von <strong>Hörverstehen</strong> zu anderen<br />
Kompetenzen, nach dem Einfluss des Weltwissens (Vorwissens) auf das Verstehen und<br />
Fragen nach den Rahmenbedingungen bei der Testdurchführung sowie Fragen zum Setzen<br />
von Niveaus im HV („Standard Setting“).<br />
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass es nur wenige Hörtests gibt und diese sind meist<br />
nicht für eine gezielte Leistungsmessung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz im Sinne der<br />
Bildungsstandards einsetzbar (Belgrad, Eriksson, Papst-Weinschenk & Vogt, 2008, S. 22f).<br />
Das Ziel ist ein standardisierter HV-Test, der an allen 8. Schulstufen Österreichs bei der<br />
Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Deutsch flächendeckend eingesetzt werden kann<br />
und der brauchbare Messungen der grundlegenden Kompetenz liefert. Dabei beschränkt man<br />
sich vorerst darauf, die Beantwortung von HV-Tests nur in schriftlicher Form zu machen. Die<br />
Durchführbarkeit mündlicher Testformen (also <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben mündlich zu<br />
beantworten) ist bei einer so großen Anzahl von Testpersonen nicht möglich: „Hier steht eine<br />
primär schriftbasierte Kompetenz im Fokus, nämlich die Fähigkeit, im flüchtigen Medium des<br />
Mündlichen gegebene Informationen ins Schriftliche zu transferieren und damit dauerhaft zu<br />
machen“ (Becker–Mrotzek, 2008, S. 69).<br />
Die zentrale Frage bleibt also: Wie sollen HV-Tests in diesem Kontext aussehen, die<br />
durch verschiedene Aufgaben die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz erfassen, sich anschließend<br />
quantifizieren lassen und die Interpretation eines Skalenwerts, eines Testwerts erlauben und<br />
was muss dabei alles beachtet werden?<br />
Die theoretischen Ansätze „Discrete Point Approach“, „Integratives Testen“ und<br />
„Kommunikatives Testen“ können als Ausgangspunkt einer validen Messung von<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz gesehen werden. Buck (2001) beschreibt, dass der „Discrete Point<br />
Approach“ davon ausgeht, dass die Teilelemente einer Sprache isoliert getestet werden<br />
können. Die einzelnen Ergebnisse können dann Auskunft über das Sprachwissen geben. Im<br />
77
„Integrativen Testen“ werden hingegen mehrere Teilbereiche der Sprache gleichzeitig<br />
überprüft, da Vertreter dieses Ansatzes davon ausgehen, dass sich das sprachliche Wissen<br />
speziell im Wissen über das Zusammenspiel der einzelnen Teilelemente manifestiert. Das<br />
„Kommunikative Testen“ geht von der Idee aus, dass sich erfolgreiches Sprachlernen<br />
hauptsächlich in guter Kommunikation zeigt. Die kommunikative Kompetenz ist somit die<br />
Grundlage einer sprachlichen Leistung. Bei diesem Paradigma soll <strong>Hörverstehen</strong> unter<br />
möglichst realistischen Bedingungen getestet werden. Der BIST-<strong>Hörverstehen</strong>stest des BIFIE<br />
folgt dem kommunikativen Paradigma und oberste Priorität hat die Authentizität 29 der<br />
Stimuli.<br />
Formaler Ausgangspunkt für die Konstruktion von <strong>Hörverstehen</strong>stests ist der<br />
Kompetenzbereich „Zuhören und Sprechen“ des Kompetenzmodells Deutsch 8. Schulstufe,<br />
der im Bereich Zuhören durch die Hauptkompetenz „Altersgemäße mündliche Texte im<br />
direkten persönlichen Kontakt oder über Medien vermittelt verstehen“ (VO BGBL. vom 02.<br />
01. 2009) definiert ist. Die zu überprüfenden Teilkompetenzen sind in den Deskriptoren<br />
festgelegt (ebd.):<br />
Altersgemäße<br />
mündliche Texte im<br />
direkten persönlichen<br />
Kontakt oder über<br />
Medien vermittelt<br />
verstehen<br />
78<br />
Kompetenzen = Deskriptoren<br />
1. Schüler/innen können das Hauptthema gesprochener Texte erkennen<br />
2. Schüler/innen können die wesentlichen Informationen gesprochener<br />
Texte verstehen<br />
3. Schüler/innen können die grundlegenden Informationen gesprochener<br />
Texte mündlich und schriftlich wiedergeben<br />
4. Schüler/innen können die Redeabsicht gesprochener Texte erkennen<br />
5. Schüler/innen können stimmliche (Lautstärke, Betonung, Pause,<br />
Sprechtempo, Stimmführung) und körpersprachliche (Mimik, Gestik) Mittel<br />
der Kommunikation erkennen<br />
Abbildung 18: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010)<br />
3.1.3.1 Allgemeine Gütekriterien für standardisierte Tests<br />
Bei Schulevaluation und Systemmonitoring im Rahmen der Bildungsstandards werden<br />
standardisierte Tests eingesetzt, die vom BIFIE entwickelt werden. Diese standardisierten<br />
Testverfahren müssen den Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität<br />
entsprechen, die hier kurz beschrieben werden:<br />
29 Mündliche Auskunft von Mag. H. Längauer-Hohengaßner und Mag. H. Lewin (BIFIE, 2011)
Objektivität: Ein Test ist dann objektiv, wenn das Testergebnis unabhängig ist von der<br />
Person, die den Test durchführt, auswertet und interpretiert.<br />
Reliabilität: Ein Test ist dann reliabel, wenn er ein bestimmtes Merkmal zuverlässig und<br />
ohne Messfehler unabhängig vom Messzeitpunkt misst.<br />
Validität: Validität ist das am schwierigsten zu fassende Gütekriterium. Ein Test ist<br />
dann valide, wenn er das misst, was er zu messen vorgibt. (Eriksson, 2009, S. 447)<br />
Die Nebengütekriterien stellen ebenso Forderungen an einen guten Test (Lienert, Raatz &<br />
Lienert-Raatz, 1998): er soll normiert, vergleichbar, ökonomisch durchführbar und von der<br />
Anwendung her nützlich sein.<br />
Daran schließen sich Kriterien an wie Durchführbarkeit und Test-Fairness (Eriksson,<br />
2009, S. 447). Darauf soll hier nicht im Detail eingegangen werden, da entsprechende<br />
Erläuterungen in jedem Testlehrbuch ausführlich enthalten sind (z.B. Atteslander & Cromm,<br />
2008; Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006).<br />
3.1.3.2 Spezielle Gütekriterien für Bildungsstandards- und HV-Tests<br />
Ganz spezielle Kriterien müssen nach mündlicher Auskunft der Bereichsleiterin für<br />
Bildungsstandards Simone Breit und des Psychometrikers Tobias Kuhn am BIFIE Tests und<br />
Testdesigns (Testformen, Aufgabenanordnung) für die Überprüfung der Bildungsstandards<br />
erfüllen:<br />
Sie müssen die Kompetenzen, die die Bildungsstandards beschreiben bzw. anzielen, breit<br />
abdecken, indem sie möglichst alle Deskriptoren überprüfen.<br />
Sie müssen so umfangreich sein, dass eine zuverlässige Rückmeldung nach einzelnen<br />
Kompetenzbereichen möglich ist und dabei<br />
so kurz wie möglich sein, um Ermüdungserscheinungen auszuschließen und die<br />
Motivation bei den Schülern aufrecht zu erhalten.<br />
Tests sollen einen abwechselnden Einsatz von verschiedenen Itemformaten vorsehen<br />
und stabile Trendanalysen ermöglichen (z.B. zwischen der Baseline und den<br />
Bildungsstandard Untersuchungen), das geschieht durch den Einsatz von Link-Items.<br />
Tests sollen in der Auswertung ökonomisch sein, d.h. ein Großteil der Items soll ein<br />
geschlossenes Antwortformat haben (weil offene Aufgaben viel Aufwand bei der<br />
79
Bewertung erfordern). Aber zur Abdeckung des Konstrukts sind nach Auskunft der<br />
Experten auch ca. 10% offene und 15 % halboffene Items notwendig.<br />
Wesentlich sind auch Kriterien bzw. die Beachtung bestimmter Faktoren, die die zu<br />
entwickelnden Aufgaben selbst betreffen (diese Kriterien sind insbes. für unsere Arbeit<br />
wichtig):<br />
Die Art der Präsentation: Werden die Stimuli und Fragen schriftlich, akustisch/über ein<br />
audiovisuelles Medium oder mündlich (durch den Lehrer) vermittelt?<br />
Die Beachtung schwierigkeitsgenerierender Merkmale: Negationen, Referenzen,<br />
Vokabular, Länge von Textfragmenten, Anzahl von Textfragmenten, Ort der relativen<br />
Information, Überschneidung der Formulierungen, besondere Interpunktion und Syntax<br />
(vgl. Neumann, Karius & Robitsch, n.d., S. 5f)<br />
Die günstige Wahl der Aufgabenformate: Geschlossene oder offene Antworten,<br />
Zuordnungsaufgaben, Lückentexte, u.a.<br />
Die Art der Instruktion: Verständlichkeit, Wortschatz dem Adressaten angepasst, usw.<br />
Die Art des Textes der Stimuli: Hohe Verständlichkeit, Wahl aus literarischen Texten oder<br />
Sachtexten<br />
Die Positionierung der Items: Am Beginn oder am Schluss? (Es soll wegen<br />
Ermüdungseffekten rotiert werden)<br />
Die Präsentationshäufigkeit der Stimuli: Soll der Text oder der Stimulus einmal oder<br />
mehrmals präsentiert werden, bevor die Schüler antworten?<br />
Der zugebilligte Zeitbedarf: Das Zeitlimit bei der Lösung der Frage soll im Allgemeinen<br />
so gewählt sein, dass die Schüler ausreichend Zeit zur Beantwortung haben - wenn nicht,<br />
wäre es ein „Speedtest“, d.h. es käme dann auf die Zeit an.<br />
Verwendung von Hilfsmitteln, Erlaubnis zum Anfertigen von Notizen<br />
Für diese Master Thesis steht das Kriterium bestmöglicher Validität des Tests im<br />
Vordergrund: Wir wollen durch Versuche herausfinden, wie man Tests im Kompetenzbereich<br />
<strong>Hörverstehen</strong> so konstruieren kann, dass die HV-Kompetenz mit möglichst geringer<br />
Verzerrung durch Störvariablen gemessen werden kann. Störvariablen können auch in der<br />
Präsentation der Aufgaben, der Anordnung der Instruktion oder in der Verständlichkeit der<br />
Aufgabenstellung liegen. Diese wollen wir versuchen, möglichst auszuschalten.<br />
80
3.2 Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />
Im Fokus dieser Forschungsarbeit steht, wie im letzten Kapitel erwähnt, das Kriterium der<br />
Validität der zu entwickelnden Tests und da vor allem jene der Konstruktvalidität (Gibt die<br />
Auswahl der Hörtexte und die Test- und Aufgabengestaltung die Strukturmerkmale der<br />
Kompetenz wieder?) und der inhaltlichen Validität (Frage nach lehrplanbezogener und<br />
unterrichtsbezogener Auswahl der Hörtexte bzw. ihrer Themen). Gelingt es, die HV-<br />
Kompetenz so zu messen, dass die Werte durch die möglichen Störvariablen in der Situation,<br />
der Präsentation und des Ablaufes möglichst unverfälscht sind?<br />
Bevor diese Fragen bei der Testkonstruktion relevant werden, ist es notwendig, sich mit<br />
der Konstruktkonfundierung auseinanderzusetzen und die Problematik diesbezüglich<br />
aufzuzeigen. Das wird in diesem Kapitel versucht.<br />
„In der pädagogisch-psychologischen Diagnostik sind Konstrukte gedankliche bzw.<br />
theoretische Konstruktionen, deren Ausprägung nicht direkt beobachtbar ist“ (Böhme,<br />
Robitzsch & Buse, 2010, S. 81). <strong>Hörverstehen</strong> oder wie im Lehrplan genannt „Zuhören“ ist<br />
ein „internaler Prozess“ (Imhof, 2004, S. 161), also eine rezeptive Sprachfertigkeit, die<br />
niemand einfach beobachten kann. Um diese Fähigkeit (Kompetenz) messen zu können, muss<br />
dieses latente Konstrukt in beobachtbare Variablen überführt werden, d.h. es muss festgelegt<br />
werden, wie diese Indikatoren messbar und durch Aufgaben überprüfbar sind (=<br />
Operationalisierung).<br />
„Because it`s there!“ (Imhof, 2003, S. 9) Lange Zeit war dies die gängige Antwort auf<br />
die Frage: Warum sollte Zuhören so wichtig sein, dass man sich im Unterricht speziell damit<br />
beschäftigt? Erst Zuhören und Sprechen als eigener Kompetenzbereich des<br />
Kompetenzmodells Deutsch, 8. Schulstufe, wies der mündlichen Sprache einen<br />
systematischeren Stellenwert zu, der dieser Kompetenz als grundlegende rezeptive Fähigkeit<br />
zusteht.<br />
<strong>Hörverstehen</strong> als Teil der Sprachkompetenz messbar zu machen, erfordert spezielle<br />
„wissenschaftlich fundierte praktische Vorschläge zur Didaktik und Diagnostik von<br />
Zuhörkompetenzen ebenso wie differenzierte theoretische Modelle zur Beschreibung und<br />
Erklärung von Zuhörkompetenz und deren Entwicklung“ (Imhof & Bernius, 2010, S. 7). Die<br />
Bedingungen und Modelle sowie gewisse Vorarbeiten zur Definition des Konstrukts<br />
„<strong>Hörverstehen</strong>“ haben wir im ersten Teil des Kapitels bereits vorgestellt (siehe Kapitel 2.1).<br />
81
Um deer<br />
Aufgabbe<br />
für Laarge<br />
Scalee<br />
Assessm ments im Bereich HHörverstehe<br />
en, der<br />
flächenddeckenden<br />
Überprüfunng<br />
der Kommpetenz<br />
ab 2014 durchh<br />
das BIFIEE,<br />
besser ge erecht zu<br />
werden, , ist es eerforderlichh,<br />
für das Konstruk kt Hörversttehen<br />
eine noch de etaillierte<br />
Operatioonalisierungg<br />
vorzunehmmen.<br />
Ein grobbes<br />
Schemaa<br />
der Operattionalisierunng<br />
von Hör rverstehen:<br />
PPerson<br />
(Meessobjekt)<br />
Hörrverstehen<br />
(Lateente<br />
Variable)<br />
Abbildung 19: Das Schhema<br />
für diie<br />
Entscheid dungen in de der Operatioonalisierung<br />
g<br />
Die Operationalisieerung<br />
von KKompetenzzen<br />
oder Ko ompetenzbeereichen<br />
beii<br />
Bildungsstandards<br />
erfolgt schrittweisee,<br />
zuerst duurch<br />
Benennnung<br />
eines Modells (SStrukturmoddells)<br />
für de en Stoff,<br />
damit aauch<br />
eine Beschreibungg<br />
(Definitioon)<br />
der ange ezielten Koompetenz<br />
unnd<br />
der Vorg gabe/Art<br />
von Auufgaben,<br />
diee<br />
man mit dieser Kommpetenz<br />
lösen<br />
können soll und ddann<br />
die eig gentliche<br />
Umsetzung<br />
in Forrm<br />
von geeigneten<br />
(vvaliden)<br />
Te estaufgabenn.<br />
Um das Konstrukt genauer<br />
definierren<br />
zu könnnen,<br />
muss also die Frage bean ntwortet wwerden:<br />
Weelche<br />
Aspek kte sind<br />
ausschlaaggebend,<br />
uum<br />
die Kommpetenz<br />
Höörverstehen<br />
n erfassen zzu<br />
können? (= Merkm male oder<br />
Indikatooren)<br />
DDie<br />
meistenn<br />
Hörversttehenstests<br />
kommen n aus demm<br />
englischhsprachigen<br />
n Raum<br />
(„Listenning“<br />
oder „Listening Compreheension“),<br />
ab ber manche Experten zweifeln daran,<br />
ob<br />
Hörversstehen<br />
im EEnglischen<br />
direkt mitt<br />
Hörversteh hen im Deeutschen<br />
gleichgesetzt<br />
werden<br />
kann (GGranzer,<br />
Kölller<br />
& Bremmerich-Vos,<br />
2009, S. 36 60f).<br />
Tyypischerweise<br />
wurde HHV<br />
bis jetzt<br />
hauptsäch hlich im Berreich<br />
einer Fremdsprac che oder<br />
bei Deuutsch<br />
als Zwweitsprachee<br />
erforscht, weil man in der Mutttersprache<br />
quasi mit HV von<br />
klein auuf<br />
ausgestatttet<br />
wurde uund<br />
„nur“ iin<br />
der Frem mdsprache ggewissermaßßen<br />
erst neu u erlernt<br />
82<br />
Des skriptor 1<br />
Des skriptor 2<br />
Des skriptor 3<br />
Des skriptor 4<br />
Des skriptor 5<br />
Auufgabenpoo<br />
ol<br />
Textsorten<br />
FFrageformate<br />
e<br />
Anntwortformate<br />
e<br />
TTestdesign<br />
Possition<br />
der Item ms<br />
Präsenntationshäufigkeit<br />
Vorentlastung<br />
(Len nkung)
werden muss. Auch hier geht man davon aus, dass die Erkenntnisse im <strong>Hörverstehen</strong> nicht<br />
eins zu eins von Deutsch als Fremdsprache auf Deutsch als Muttersprache übertragen werden<br />
können, schon allein wegen des einfacheren Wortschatzes in der Zweitsprache, wodurch<br />
Schüler mit Deutsch als Muttersprache unterfordert sein dürften.<br />
Daher konstatieren viele Experten, dass das Konstrukt „<strong>Hörverstehen</strong>“ im Kontext der<br />
Muttersprache (und im Kontext schulischer Unterricht) noch lange nicht genau definiert und<br />
zu wenig erforscht ist, welche Teilkompetenzen wirklich zentral und welche dazu wirklich<br />
notwendig sind (vgl. Böhme, Robitzsch & Buse, 2010, S. 81ff; Granzer,Köller & Bremerich-<br />
Vos, 2009, S. 358ff).<br />
Zwei Phasen (Zugänge) bestimmen in der bisherigen Praxis die Operationalisierung<br />
von <strong>Hörverstehen</strong>: die kompetenzbasierte und die aufgabenbasierte Phase.<br />
Bei der kompetenzbasierten Phase werden jene (psychologischen) Teilfähigkeiten oder<br />
Dispositionen beschrieben und definiert, die zum gelingenden <strong>Hörverstehen</strong> erforderlich<br />
sind und darauf basiert dann die Operationalisierung.<br />
Aus aufgabenbasierter Perspektive wird dann das Konstrukt durch<br />
<strong>Hörverstehen</strong>saufgaben, die die Schüler lösen müssen, operationalisiert. (vgl. Böhme,<br />
Robitzsch & Buse, 2010, S. 82)<br />
In Österreich und in Deutschland wurde die Konkretisierung des Konstruktes aber dadurch<br />
erschwert, weil im Lehrplan und auch bei den darauf basierenden Bildungsstandards keine<br />
wirklich genauen Angaben zur Struktur der Kompetenz bzw. zu den erforderlichen<br />
Teilkompetenzen im <strong>Hörverstehen</strong> verwendet wurden. Lehrpläne und leider auch<br />
Deskriptoren von Standards bleiben oft sehr im Allgemeinen (Beispiel aus Ö: Deskriptor 3 30 :<br />
„[…] die grundlegenden Informationen gesprochener Texte mündlich und schriftlich<br />
wiedergeben.“ VO des BMUKK, 2009, S. 8). Daraus lassen sich schwer konkrete<br />
Aufgabensammlungen und Entwicklungsvorgaben ableiten, d.h. die mit der Überprüfung<br />
beauftragten Institute (in D: IQB in Berlin und in Ö: BIFIE in Salzburg) mussten von sich aus<br />
eine nähere Definition der Bereiche vornehmen, um den Entwicklern genauere Vorgaben<br />
liefern zu können (laut Aussage DDr. G. Haider, BIFIE, 2011).<br />
30 Siehe Abbildung 18<br />
83
Nachdem die konkrete Definition von <strong>Hörverstehen</strong> und die exakte Eingrenzung der<br />
notwendigen Teilkompetenzen in aktuellen offiziellen Dokumenten für die Schule<br />
(Lehrpläne, Standards) fehlen oder zu allgemein gehalten sind, versucht man nun vorerst vom<br />
kompetenzbasierten Ansatz weiter auszugehen. Dem BIFIE stellt sich bei der Entwicklung die<br />
Frage: Welche Teilkompetenzen sind für das <strong>Hörverstehen</strong> ausschlaggebend, wie lassen sie<br />
sich abgrenzend von anderen Sprachkompetenzen definieren bzw. wie lassen sie sich zu<br />
anderen Kompetenzen (insbesondere zur Lese- und Schreibkompetenz) abgrenzen?<br />
Trotz der Zweifel an der Übertragbarkeit der Ergebnisse aus der englischen Sprache,<br />
werden doch einige der dort gemachten Erkenntnisse angewendet und für Deutsch als<br />
Muttersprache übertragen und überprüft (Böhme,Robitzsch & Buse, 2010, S. 82; Granzer,<br />
Köller & Bremerich-Vos, 2009, S. 362).<br />
Der englische Bildungsforscher Gary Buck (2001, S. 113) 31 empfiehlt folgende Punkte<br />
für die Konstruktdefinition „<strong>Hörverstehen</strong>“:<br />
Die Verwendung von Hörtexten, die den Merkmalen der gesprochenen Sprache<br />
entsprechen und eine kurze kognitive Verarbeitungszeit benötigen,<br />
die Erfassung von grundlegenden sprachlichen Informationen aus Hörtexten zu<br />
verschiedenen Themen,<br />
die Verwendung von längeren Texten mit Gesprächen,<br />
das Schlussfolgern von Bedeutungen und Inhalten,<br />
die Verbindung mit dem Vorwissen der Schüler, die bestenfalls das gleiche Vorwissen<br />
haben sollten und<br />
die Verwendung von allen Aspekten des sprachlichen Wissens und der Ausschluss von<br />
Aspekten, die die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten betreffen.<br />
Wir könnten uns vorstellen, dass diese Anforderungen auch für Deutsch als Muttersprache<br />
sinnvoll sind. Deshalb werden im folgenden Kapitel („Die Abgrenzung der HV-Kompetenz“,<br />
Kap. 3.3) die Forderungen Bucks berücksichtigt.<br />
Manche Autoren weisen auf eine damit verbundene Problematik hin: Das Konstrukt<br />
„<strong>Hörverstehen</strong>“ wird derzeit über Indikatoren (Testaufgaben) erfasst, die hauptsächlich in<br />
31 Gary Buck (2001, S. 113) empfiehlt diese Punkte für Englisch als Muttersprache.<br />
84
schriftlicher Form zu bearbeiten sind. Dabei besteht die Gefahr, dass zwei grundlegende<br />
Fehler passieren können (vgl. Messick, 1989, 1994 in: Böhme, Robitzsch & Buse, 2010, S.<br />
85):<br />
(1) Wesentliche Aspekte des Konstrukts werden in den Aufgaben nicht erfasst oder sie<br />
können nicht erfasst werden. = construct-under-representation<br />
(2) Der Test misst Fähigkeiten, die nicht im Konstrukt enthalten sind, wie z.B.<br />
Lesekompetenz, Schreibkompetenz u.a.: „Dabei sind Konfundierungen mit anderen<br />
Variablen zu beachten, so etwa der Einfluß [sic!] von Intelligenz, Gedächtniskapazität,<br />
Vorwissen, Lernfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit u. ä.“ (Imhof, 2004, S. 161) =<br />
construct-irrelevant variance.<br />
Aber aus praktisch-methodischen Gründen (einfachere Aufzeichnung der Antworten,<br />
Auswertungsobjektivität) wird sowohl in D als auch in Ö die Bearbeitung der HV-Aufgaben<br />
in schriftlicher Weise angestrebt, was einen Umweg über andere sprachliche Kompetenzen<br />
bedeutet. Daher ist die Abgrenzung zu anderen Kompetenzen ein wesentlicher Aspekt der<br />
Konstruktbestimmung. 32<br />
Nach diesen Ausführungen könnten Zweifel darüber aufkommen, ob eine ausreichend<br />
objektive, trennscharfe, valide Überprüfung von <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen überhaupt<br />
möglich ist: Imhof (2004, S. 161) kommt zum Schluss:<br />
Das Konstrukt Zuhören muss daher wahrscheinlich mit einer Reihe von<br />
verschiedenen Operationalisierungen untersucht werden. Erst eine<br />
Variablenreplikation wird ein differenziertes Gesamtbild ergeben. […] insofern<br />
dürfte Zuhören immer ein sperriger Untersuchungsgegenstand bleiben, weil das<br />
Konstrukt subjektiv wie objektiv heterogen ist und in vielen, stark unterschiedlichen<br />
Formen vollzogen und erlebt werden kann.<br />
Es werden Untersuchungen mit verschiedenen Methoden erforderlich sein, um die komplexe<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz zu erfassen: „Ein weiteres Desideratum im Rahmen der<br />
Zuhörforschung besteht daher darin, den Zuhörprozess weiter aufzuschlüsseln und Aspekte<br />
der Zuhörfertigkeit zu operationalisieren und einer Messung zugänglich zu machen“ (Imhof,<br />
2004, S. 163). Das ist allerdings ein komplexes und langfristiges Forschungsprogramm.<br />
Der Forderung Imhofs nach verschiedenen Versuchen der Operationalisierungen kommen wir<br />
mit unserer Forschungsarbeit in einem Detailbereich nach. Sie dient als ein erster Schritt zur<br />
32 Vgl. Kap. 2.2.2. und 3.3<br />
85
Erfassunng<br />
der Höörverstehensskompetenzz<br />
und vers sucht den Einfluss zwweier<br />
Vari iablen –<br />
Präsenttationshäufi<br />
figkeit des Stimuluss<br />
und Lenkung L (VVorentlastuung)<br />
– auf a die<br />
Hörversstehensleistuung<br />
zu errfassen,<br />
zu kontrollier ren und ddamit<br />
möglliche<br />
Störv variablen<br />
auszuscchalten.<br />
Person<br />
(Messobjeekt)<br />
Hörverrstehen<br />
(Latente Variable)<br />
AAbbildung<br />
220:<br />
Ausganggspunkt<br />
derr<br />
Überlegun ngen zur emmpirischen<br />
ÜÜberprüfung<br />
g<br />
3.3 CConstrucct-irrelevvant<br />
variiance<br />
- Die D Abgrrenzung<br />
der<br />
HHV-Kommpetenz<br />
Im Ansschluss<br />
an die Operaationalisieruung<br />
erläute ern wir diee<br />
schon errwähnte<br />
Co onstruct-<br />
irrelevaant<br />
variance näher - diee<br />
Abgrenzunng<br />
zur Hörv verstehenskoompetenz,<br />
ddie<br />
ein wese entliches<br />
Kriteriuum<br />
bei der Itemkonstruuktion<br />
darsteellt.<br />
GGetestet<br />
werdden<br />
(in unseerem<br />
Falle iin<br />
der HS) die d Schüler der 8. Schuulstufe,<br />
also o Schüler<br />
im Alterr<br />
von 14 biss<br />
15 Jahren.<br />
Die zu enntwickelnden<br />
n HV-Testss<br />
mit ihren AAufgabenste<br />
ellungen<br />
müssen daher dem Alter der SSchüler<br />
entspprechen.<br />
MMit<br />
der Messsung<br />
der HHörversteheenskompeten<br />
nz einer beestimmten<br />
ZZielgruppe<br />
damit eeinher<br />
geheenden<br />
Auffgabenstelluung<br />
ist abe er das Probblem<br />
der AAbgrenzung<br />
Kompettenz<br />
zu denn<br />
anderen KKompetenzeen<br />
verbund den, vor alleem,<br />
um diee<br />
Validität d<br />
Tests siicher<br />
zu steellen.<br />
Werdden<br />
auch wwirklich<br />
nur r das Zuhörren<br />
und dass<br />
Hörverste<br />
Testpersonen<br />
gemmessen?<br />
Es besteht diee<br />
Gefahr, dass d anderee<br />
Kompetennzen<br />
33 und der<br />
g dieser<br />
der HVehen<br />
der<br />
wie z.B. die<br />
33<br />
Die Abggrenzung<br />
der H<strong>Hörverstehen</strong>skoompetenz<br />
zur Lese,<br />
Sprech- un nd Schreibkomppetenz<br />
wurde imm<br />
Kap. 2.2.2 (A Abgrenzung<br />
von andereen<br />
Teilkompeteenzen)<br />
eingehenndst<br />
beschrieben,<br />
ebenso der Einfluss E der Merrkfähigkeit.<br />
86<br />
PPräsentation<br />
Auffgaben<br />
einmal<br />
PPräsentation<br />
Aufggaben<br />
zweimmal<br />
mit WH<br />
Prääsentation<br />
mit<br />
Lenkung<br />
Prässentation<br />
ohne<br />
Lenkung
Lesekompetenz, die Sprechkompetenz, die Merkfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit bei<br />
der Messung eine Störvariable darstellen können.<br />
Ergänzend zum Kapitel 2.2.2.1, wo dieser Aspekt schon ausführlich beschrieben wurde,<br />
hier nur eine kurze Erklärung zur Abgrenzung zur Lesekompetenz:<br />
Ein Schüler kann aufgrund seiner Defizite bei der Lesekompetenz beim Lesen der<br />
Aufgaben (Instruktionen, Fragen, Antwortvorgaben) scheitern und erzielt daher schlechte<br />
<strong>Hörverstehen</strong>sergebnisse. Wenn dann eine falsche Antwort beim HV-Test gegeben wird, ist<br />
man geneigt, Defizite im <strong>Hörverstehen</strong> anzunehmen. Böhme, Robitzsch und Buse (2010, S.<br />
85) schlagen deshalb vor, „nicht nur den Stimulustext, sondern auch sämtliche Instruktionen<br />
und Aufgabenstellungen akustisch darzubieten“. Dieser Zusammenhang zwischen den<br />
Kompetenzbereichen Lesen und Zuhören wird immer wieder durch Studien bestätigt (vgl.<br />
Behrens, Böhme & Krelle, 2009).<br />
Neben den schon erwähnten Kompetenzen in Kapitel 2.2.2 hat auch die<br />
Konzentrationsfähigkeit 34 der Probanden bei der Beantwortung der Aufgaben des HV-Tests<br />
einen großen Anteil. „Ein wesentliches Charakteristikum gesprochener Sprache ist ihre<br />
Flüchtigkeit. Inhalte müssen vom Hörer in Echtzeit verarbeitet werden, Wiederholungen, gar<br />
identische Wiederholungen sind in vielen Fällen nicht möglich“ (Behrens, 2010, S. 40).<br />
Deshalb müssen die mündlichen Texte im Gegensatz zu schriftlichen Texten „kürzere Sätze,<br />
eine einfachere Syntax und Wortwahl, die Zahl und Länge der Pausen, die größere Redundanz<br />
gesprochener Texte etc.“ (ebd.) aufweisen und beachten. Das Einhalten dieser Kriterien sollte<br />
das Verstehen erleichtern. Behrens spricht davon, dass „Menschen mit höherer<br />
Konzentrationsfähigkeit (unter sonst gleichen Bedingungen) Vorteile beim Verstehen von<br />
Gehörtem haben“ (Behrens, 2010, S. 40). Ein längerer Text und eine große Anzahl von Items<br />
bedürfen einer guten Konzentrationsfähigkeit. Wenn ein Schüler diese Aufgabe nicht lösen<br />
kann, weist er deshalb Defizite im <strong>Hörverstehen</strong> auf?<br />
Als eine weitere abzugrenzende Fähigkeit spielt natürlich die Merkfähigkeit eine Rolle<br />
beim <strong>Hörverstehen</strong>, die bei der Konstruktion von HV-Tests berücksichtigt werden muss, auch<br />
hier ergänzend zu Kapitel 2.2.2.4. Kann der Schüler vor dem Hören oder während des Hörens<br />
der Stimuli die Fragen zur Aufgabe lesen, müssen diese während des ganzen Zuhörprozesses<br />
im Gedächtnis gespeichert und behalten werden. Grotjahn (2000, S. 6) sieht vor allem dann<br />
die Gefahr der (Mit)testung der Merkfähigkeit, „wenn die Aufgaben erst nach dem Hören des<br />
34 Vgl. Kapitel 2.2.1.2.<br />
87
Textes zu lösen sind“. Bis es zur Lösung der Aufgaben kommt, muss der Schüler den Inhalt<br />
des Hörtextes speichern und abrufbereit halten. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Gehörtes<br />
wesentlich kürzer bearbeitet und gespeichert werden kann als Visuelles 35 (Grotjahn, 2000, S.<br />
6).<br />
Hier an dieser Stelle schließt auch der Einfluss der Informationsverarbeitungsfähigkeit<br />
des Schülers auf seine <strong>Hörverstehen</strong>sleistung an (die stark mit allgemeiner Intelligenz<br />
zusammenhängt). Wie muss eine Aufgabe aussehen, damit sie der<br />
Informationsverarbeitungsfähigkeit der einzelnen Schüler gerecht wird? Die<br />
Informationsverarbeitung, das Speichern und Wiederabrufen des Gehörten ist ein<br />
individueller kognitiver Vorgang und dieser komplexe Vorgang beeinflusst die Leistung beim<br />
<strong>Hörverstehen</strong>. „Beim Zuhören kann mehr verstanden als behalten werden. Was tatsächlich<br />
memoriert wird, hängt von der Belastung und Belastbarkeit des Arbeitsspeichers unseres<br />
Gedächtnisses ab. Das gilt vor allem für Inhalte, mit denen wir nicht recht vertraut sind“<br />
(Timm, n.d.).<br />
Um die Auswirkungen der unterschiedlichen Informationsverarbeitungsprozesse auf die<br />
Testleistung niedrig zu halten, sollten „Items mit einem hohen Anteil an geforderter<br />
Erinnerungsleistung möglichst früh präsentiert werden, um die Effekte unterschiedlicher<br />
Arbeitsspeicherkapazitäten möglichst gering zu halten“ (Granzer, Köller & Bremerich-Vos,<br />
2009, S. 363). 36<br />
Bei der Informationsverarbeitung werden aber nicht nur Laute wahrgenommen,<br />
decodiert und verarbeitet, sondern es kommt auch zu einem Zusammenspiel zwischen dem<br />
Gehörten und dem sogenannten Vorwissen oder Weltwissen, das jeder einzelne Schüler der<br />
Zielgruppe mitbringt. „Nur Informationen, die an ein mehr oder weniger grob gewebtes Netz<br />
von Vorwissen, Erwartungen, Erfahrungen, eigenen Fragen etc. angeknüpft werden können,<br />
bleiben in diesem Netz hängen bzw. werden überhaupt gehört“ (Behrens, 2010, S. 44).<br />
Beim Hören ruft jeder Mensch sein Wissen ab und verbindet es mit dem Gehörten.<br />
Jedes Mal, wenn eine Person etwas hört, wird das eigene Wissen aktiviert, durchforstet und<br />
dasjenige abgerufen, was mit dem Gehörten in Zusammenhang gebracht werden kann. Dieses<br />
Wissen, das jedem Menschen eigen ist, wird „Weltwissen“ genannt. Im Wörterbuch wird<br />
Weltwissen folgendermaßen definiert: „Weltwissen beschreibt allgemeines außersprachliches<br />
35<br />
Vgl. Kapitel 2.2.2.4.<br />
36<br />
Die Bearbeitung dieses wichtigen Anteiles an der <strong>Hörverstehen</strong>sleistung wurde in den Kapiteln 2.2.1.2 und 2.2.1.4<br />
beschrieben.<br />
88
Wissen, , Kenntnissse<br />
und Erfaahrungen<br />
übber<br />
die Um mwelt und Gesellschafft.<br />
Das We eltwissen<br />
ermögliicht<br />
dem Eiinzelnen,<br />
neeue<br />
Tatsachhen<br />
einzuor rdnen und eentsprechennd<br />
zu hande eln, auch<br />
wenn detaillierte Informatiionen<br />
fehlen.<br />
Zum Weltwisssen<br />
gehöreen<br />
zum Beispiel<br />
Hintergrundwissenn<br />
und enzykklopädischess<br />
Wissen“ (Wörterbuch<br />
( h, n.d.). Voor-<br />
oder We eltwissen<br />
beinhalttet<br />
also allees,<br />
was der Mensch in seinem bish herigen Lebben<br />
gelernt und im Ge edächtnis<br />
gespeichhert<br />
hat.<br />
Was nuun<br />
dieses Weltwisseen,<br />
seinen<br />
nachfolggenden<br />
Graafik<br />
dargesteellt:<br />
Diese AAbbildung<br />
zzeigt,<br />
dass ddas<br />
Wissen eines Schül lers weit übber<br />
das reinee<br />
Faktenwis ssen, das<br />
unserer Erfahrung nach nochh<br />
immer denn<br />
größten Raum R im SSchulunterriicht<br />
einnim mmt, hin-<br />
ausgehtt.<br />
Wissen wwird<br />
also ddurch<br />
das gganze<br />
Umf feld eines SSchülers<br />
(ddas<br />
Elternh haus, die<br />
Familie,<br />
die Freunnde,<br />
die Gessellschaft,<br />
ddie<br />
Schule, …) vermitttelt<br />
und beestimmt<br />
das s Lernen<br />
verschieedener<br />
Kommpetenzen.<br />
Ein Teil dieeser<br />
im Leb ben erlernteer<br />
Kompetenzen<br />
wird dann d bei<br />
HV-Tessts<br />
indirekt mmit<br />
geprüft und in den Kompetenz zniveaus miit<br />
berücksichhtigt.<br />
37 www.isb<br />
Sy yntakt-<br />
is sches<br />
Wissen W<br />
[7]<br />
Semantisches<br />
Wissen<br />
[8]<br />
Phonolog-<br />
isches<br />
Wissen<br />
[6]<br />
Fakkten<br />
wisssen<br />
[ 1]<br />
Hörverrstehen:<br />
Wisssen<br />
aktivvieren<br />
Sozzio-/<br />
Interkkultur-<br />
elles WWissen<br />
[ 5]<br />
gesamten<br />
Abbildung<br />
21: SSchema<br />
für das d Weltwis<br />
b-gym8-lehrplaan.de/.../Hörverrstehen-Grundlaagen.doc<br />
89<br />
Umfang,<br />
Sprachverwendungs<br />
w<br />
wissen<br />
[2]<br />
Ko-Text<br />
[4]<br />
Kenntnis<br />
der<br />
Situattion<br />
[3]<br />
ausmacht,<br />
ssen 37<br />
das wird<br />
in der
Das Vorwissen, die Erfahrungen, die Erwartungen, die ein Schüler mitbringt, ist also einer der<br />
wesentlichsten Einflussfaktoren auf die Leistung der Schüler bei einem HV-Test. Es ist<br />
allerdings schwierig, empirisch den Wissensstand des Einzelnen mit zu überprüfen und den<br />
Anteil vom HV zu trennen.<br />
Bei einem HV-Test werden einerseits Kompetenzen geprüft, die auf ein bestimmtes<br />
Vorwissen der Schüler (bzgl. des Stimulus und der Fragen) zielen. Andererseits kann der<br />
Aspekt „Weltwissen“ auch ein Störfaktor beim Messen sein. Bei der Erstellung von HV-Tests<br />
für die Altersgruppe der 14/15jährigen kann das Problem auftreten, dass möglicherweise<br />
bestimmte Gruppen der Schüler benachteiligt sein könnten: Schüler mit<br />
Migrationshintergrund, Schüler der 3. Leistungsgruppe, Schüler, die gewisse Lebenswelten<br />
nicht kennen - Schüler, denen gewisses Wissen, gewisse Erfahrungen einfach fehlen.<br />
Behrens (2010, S. 44) behauptet diesbezüglich, „[…] zum einen deckt das<br />
angesprochene kollektive Wissen bei Weitem nicht den gesamten relevanten Wissenstand der<br />
Einzelnen ab. Was jemand - insbesondere auch in welcher Kombination von<br />
Themenbereichen - weiß und erlebt hat, ist überaus individuell und zudem naturgemäß<br />
veränderlich“. Ebenso spricht Behrens (2010) das Interesse eines Schülers für ein bestimmtes<br />
Thema an. Ein Schüler, der sich für ein Themengebiet interessiert, wird dem Hörtext<br />
aufmerksamer folgen als jener, der sich mit dem bestimmten Thema noch nie<br />
auseinandergesetzt hat. Unter dem Aspekt des Interesses an einer Sache besteht die Gefahr,<br />
dass ein Schüler allein aufgrund seines speziellen Vorwissens eine Frage beim Test<br />
beantworten kann und er dazu den Stimulus nicht hören muss.<br />
Eine andere Seite des Vorwissens betrifft die rein akustisch/sprachliche Seite eines<br />
Stimulus. Tatsache ist, dass gesprochene Sprache redundant ist. Gesprochene Texte werden<br />
oftmals undeutlich, unvollständig und schnell gesprochen und um den Text trotzdem zu<br />
verstehen, setzt dies den Erwerb gewisser Fähigkeiten voraus. Hat jeder Schüler diese<br />
Fähigkeiten erlernt? Auch hier ist unser Vorwissen von Bedeutung:<br />
We use our knowledge of the language to `replace` any missing information. And<br />
this is where redundancy comes in – because language is redundant, we do not need<br />
all the information to be clearly expressed, we only need enough to activate our<br />
knowledge, we can then construct the meaning ourselves. (Buck, 2001, S. 6)<br />
Das Ziel bei der Konstruktion von HV-Tests ist es also, solche Testaufgaben zu entwickeln,<br />
die auf relativ allgemeines, von den meisten Schülern beherrschtes Vorwissen bzgl. des<br />
90
Hörtextes zielen. Spezialisiertes Weltwissen kann die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung stark<br />
beeinflussen. Um diesen Einfluss überschaubar zu halten, muss laut Behrens (2010, S. 44) bei<br />
der Erstellung von Leistungstests streng beachtet werden, dass<br />
die verwendeten Texte nicht größeren Schülergruppen ohnehin bekannt sind (z.B. weil<br />
sie Gegenstand verbreiteter Lehrwerke sind),<br />
die angesprochenen Themen nicht systematisch bestimmte Gruppen bevorzugen oder<br />
benachteiligen […],<br />
die verwendeten Aufgaben keine Bereiche abdecken, die der Lebenswelt der<br />
untersuchten Gruppe vollkommen fremd sind oder vermutlich durchweg [sic!]<br />
Abwehr hervorrufen.<br />
Nach der Problematik zur Abgrenzung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz stellen wir nun die HV-<br />
Aufgabe, die diese Kriterien berücksichtigen sollte, in den Mittelpunkt der Ausführungen.<br />
3.4 Die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe im Zentrum des HV-Tests<br />
Für alle Tests, die im Zuge der Überprüfung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz eingesetzt werden,<br />
gilt, dass die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe den Mittelpunkt der Messung darstellt. Über die<br />
speziellen HV-Aufgaben wird die Kompetenz (das Konstrukt) gemessen.<br />
Am Beginn dieses Kapitels steht ein kurzer Exkurs zu den Anforderungen an eine<br />
Aufgabe. Granzer, Böhme & Köller (2008, S. 19) verweisen auf Anforderungen für<br />
Aufgaben, indem sie als Grundprinzip konstatieren: „Alle Einfälle für Aufgaben, die Auswahl<br />
von Lesetexten, die Einbeziehung von Abbildungen, sowie Vorschläge einer bestimmten<br />
Testgliederung müssen daher immer vor dem Hintergrund bewertet werden, ob sie dazu<br />
beitragen, dass das Item die intendierte Kompetenz misst.“ (Granzer, Böhme & Köller, 2008,<br />
S. 19)<br />
Die anfangs beschriebenen Kompetenzbereiche/Deskriptoren müssen also immer im<br />
Mittelpunkt der Entwicklung bleiben und bilden die Drehscheibe für die Aufgabenerstellung.<br />
Lienert, Raatz und Lienert-Raatz (1998, S. 32) stellen Anforderungen an eine gute Aufgabe:<br />
a) Die Aufgabe als inhaltliche Ganzheit soll einen wesentlichen Aspekt des<br />
untersuchten Persönlichkeitsmerkmals betreffen.<br />
b) Jede Aufgabe soll von jeder anderen inhaltlich unabhängig sein. Die Lösung<br />
einer bestimmten Aufgabe darf keinen Hinweis für die Lösung irgendeiner<br />
anderen enthalten und schon gar nicht deren Lösung bedingen.<br />
c) Jede Aufgabe soll speziell, konkret und wirklichkeitsnah (ökologisch)<br />
gestaltet sein, nicht hingegen allgemein, abstrakt und wirklichkeitsfern.<br />
91
Als drittes Beispiel für die wesentlichsten Fragen im Zusammenhang mit der<br />
Itemkonstruktion führen wir Brigit Eriksson und Ulrike Behrens (Belgrad, Eriksson, Pabst-<br />
Weinschenk & Vogt, 2008, S. 22f; Behrens, 2010, S. 33ff) an:<br />
Wie sollen die Aufgaben aussehen? Welchen Inhalt haben sie? Sollen sie dem<br />
Erfahrungshorizont der Schüler angepasst sein? Haben alle Schüler das gleiche<br />
Vorwissen? Soll das Thema vor dem Hören bekannt sein (Vorentlastung)? Darf der<br />
Schüler die Items vor dem Hören oder erst danach lesen (Lenkung)? Darf sich der<br />
Schüler Notizen machen? Beeinflusst die Reihenfolge der Items die Leistung? Wie<br />
hoch ist die Anzahl der Distraktoren pro Item? Welche Antwortformate sind valide<br />
und beeinflussen die Leistung?<br />
Dazu ist im Anhang eine typische HV-Aufgabe (Pilotierung BIFIE 2011, Hörbeitrag<br />
„Wetterbericht“). 38 Diese <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe (BEISPIEL A) des BIFIE kam beim<br />
Pilotieren zu den Effekten der Aufgabenpräsentation als Beispielaufgabe zum Einsatz.<br />
Wie eingangs erwähnt, sind bei der Erstellung von HV-Aufgaben viele Punkte zu<br />
beachten. Es stellt sich deshalb die Frage: Gibt es nach den bisherigen Forschungsergebnissen<br />
die typische <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe, die Aufgabe, die brauchbare Leistungsmessungen liefert?<br />
Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wenden wir uns den Testaufgaben (im Unterschied<br />
zu Lern- und Übungsaufgaben) 39 zu, die dazu dienen, das erreichte Niveau zu überprüfen und<br />
wollen feststellen, „ob und inwiefern eine bestimmte Vorgehensweise oder Strategie in einem<br />
Kompetenzbereich angewendet wird“ (Krelle & Spiegel, 2009, S. 206).<br />
Dass es die optimalen Aufgaben im <strong>Hörverstehen</strong> noch nicht gibt, stellte sich z.B. im<br />
Rahmen des Testsettings für HarmoS Schulsprache heraus. Die gemachten Erfahrungen<br />
zeigten, dass die Hörtextauswahl, die Testchoreographie und die Itemkonstruktion ganz<br />
wesentlich die „Lösungswahrscheinlichkeit von Aufgaben“ (Eriksson & Waibel, 2010, S. 72)<br />
bestimmen. 40<br />
Zur Illustration dessen, was bisher an <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben bei großen Pilotings<br />
verwendet wurde, sind das oben erwähnte Beispiel (A) des BIFIE und ein Beispiel (B)<br />
„Reportage aus der Stadt Pribjat“ aus dem Projekt HarmoS im Anhang. 41<br />
Die einzelnen Hörbeispiele sind aufgrund der anfangs genannten Gründe in ihrer<br />
Konstruktion unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen, dass eine Aufgabe aus den allgemeinen<br />
38<br />
Alle Hörbeispiele, die bei der Testung verwendet wurden, sind nicht vom BIFIE freigegeben und können deshalb auch<br />
nicht im Anhang angegeben werden. Die Beispielaufgabe „Wetterbericht“ ist aber im Anhang zu finden.<br />
39<br />
Krelle und Spiegel (2009, S. 206) unterscheiden je nach Funktion der Aufgabenstellung Lernaufgaben, Übungsaufgaben<br />
oder Prüfungs- und Testaufgaben.<br />
40<br />
Vgl. Kap. 3.4.3 bis 3.4.5.<br />
41<br />
Das Hörbeispiel B ist im Anhang B.<br />
92
Instrukttionen,<br />
einemm<br />
Hörtext, einer oder mmehreren<br />
Fragen,<br />
die ddas<br />
Verstehen<br />
lenken und u einer<br />
Antworrtaufgabe<br />
bbesteht<br />
(WWeeren,<br />
19992,<br />
S. 58) ). Alle vier<br />
Kompoonenten<br />
bes stimmen<br />
gemeinssam<br />
die Schhwierigkeit<br />
eines HV-TTests,<br />
die au uf Basis derr<br />
Bildungssttandards<br />
in Deutsch<br />
entwickkelt<br />
und dannn<br />
der Auswwertung<br />
zuggeführt<br />
werd den und dessen<br />
Rohwerrt<br />
interpretiert<br />
wird,<br />
um festzzustellen,<br />
ob<br />
ein Schüler<br />
die geforrderten<br />
Kom mpetenzen eerreicht<br />
hat.<br />
Auswertung<br />
Antworten<br />
Abbiildung<br />
22: WWesentlichee<br />
Kriterien und u Teile eiiner<br />
HV-Auffgabe<br />
Fragen (siehe auchh<br />
Kap. 3.5):<br />
Bildungs<br />
stanndards<br />
Deuutsch<br />
8. SSchst.<br />
DIEE<br />
HV-<br />
AUFGGABE<br />
Fraagen<br />
(1) WWas<br />
soll geemessen<br />
werden?<br />
- das Konstrukt HV H (siehe OOperationalisierung,<br />
Ka ap. 3.2)<br />
(2) IIn<br />
welchemm<br />
Kontext finndet<br />
die Tesstung<br />
statt? (z.B. verpfflichtend,<br />
mmit<br />
Testleiter r)<br />
(3) WWo<br />
wird geetestet?<br />
- diee<br />
Situation (z.B. in der eigenen Scchule,<br />
im Kllassenraum)<br />
)<br />
(4) WWer<br />
wird ggetestet?<br />
- diie<br />
Zielgrupppe<br />
(Definition<br />
der betrooffenen<br />
Schhüler)<br />
(5) WWas<br />
ist einee<br />
typische HHörversteheensaufgabe?<br />
? - Vorgabenn<br />
für Hörveerstehensauf<br />
fgaben<br />
Die folggende<br />
Graffik<br />
zeigt, wwelchen<br />
Kritterienbereic<br />
chen bei deer<br />
Entwickluung<br />
von HV V-Tests,<br />
zusätzlich<br />
zu Fachhstrukturen,<br />
Deskriptorren<br />
und Kom mpetenzbesschreibungeen,<br />
Aufmerk ksamkeit<br />
geschennkt<br />
werden muss, insbees.<br />
bei der Entscheidun ng über diee<br />
Erstellungg<br />
der Aufga aben. Sie<br />
93<br />
Instruktioneen<br />
Stimulus-<br />
Hörtexte<br />
In dieseem<br />
Konstruuktionsprozess<br />
stellen sich für di ie Entwickllungsarbeit<br />
die grundl legenden<br />
(6) WWie<br />
wird der<br />
Test prässentiert?<br />
- ddie<br />
Präsenta ationsform (auditiv, schhriftlich,<br />
etc c.)
verdeutlicht auch die zentrale Stellung der HV-Aufgabe im HV-Test, unabhängig von<br />
Individual-, Schul- oder Systemebene.<br />
SITUATION<br />
um die Testung<br />
(Zeit, Raum, etc.)<br />
KONTEXT<br />
Gegenstand der Messung<br />
Vorgaben, Verpflichtung,<br />
Hilfsmittel, Testleitung usw.<br />
HV-TEST<br />
Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe x<br />
Instruktion<br />
Stimulus<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Instruktion<br />
Stimulus<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Abbildung 23: Zu beachtende Anforderungen und situative Merkmale<br />
bei der Testkonstruktion<br />
Der Aufbau einer <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe und die zu beachtenden Kriterien werden in diesem<br />
Kapitel im Besonderen behandelt, ebenso wie die Kriterienbereiche bei der Entwicklung von<br />
HV-Tests.<br />
3.4.1 Hinweise zu einer „typischen“ Einleitung bei der HV-Aufgabe<br />
Vor den Instruktionen erfolgt meist eine Einleitung, als „Motivation zur Bearbeitung“ der<br />
HV-Tests. „Sie kann z.B. im positiven Fall Interesse hervorrufen oder im negativen durch ihre<br />
Länge schon abschrecken“ (Raab-Steiner & Benesch, 2010, S. 49).<br />
94<br />
Instruktion<br />
Stimulus<br />
Frage<br />
Antwort<br />
Lösung - Auswertung der Aufgaben<br />
ZIELGRUPPE<br />
Merkmale Testpersonen<br />
PRÄSENTATION<br />
des<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stests
Die Einleitung sollte folgende Angaben enthalten (vgl. Raab-Steiner & Benesch, 2010, S. 49f<br />
und Testleiterhandbuch Vorpilotierung, BIFIE 2011 42 ):<br />
Begrüßung<br />
Die persönliche Vorstellung<br />
Die Einrichtung, wofür der Test gemacht wird<br />
Zweck und Art des Tests<br />
Warum ist Zuhören so wichtig?<br />
Erklärung der Weiterverwendung<br />
Zusicherung der Anonymität<br />
Bitte um rasche und vollständige Bearbeitung der Testfragen<br />
Ablauf des Testverfahrens<br />
3.4.2 Die Instruktion als wesentlicher Teil der HV-Aufgabe<br />
Bei Instruktionen unterscheidet man im Testkontext zwischen allgemeinen Instruktionen, die<br />
den Testablauf regeln und den Instruktionen zur konkreten Fragestellung (als Teil einer<br />
Aufgabe). Solche Instruktionen sind standardisiert und werden in jeder Schule vom<br />
geschulten Testleiter im gleichen Wortlaut gegeben.<br />
Die allgemeinen Instruktionen dienen der Erklärung der Aufgaben und deren<br />
Bearbeitung und sind bei allen HV-Tests ähnlich. Die Schüler erfahren, was sie während des<br />
Testverfahrens erwartet.<br />
Eine Instruktion aus der österreichischen Untersuchung zu dieser Forschungsarbeit ist<br />
im Anhang zu sehen (BIFIE, Testleiterhandbuch, 2011, S. 3f) 43<br />
Ein anderes Beispiel für eine (wesentlich kürzere) Instruktion zur Aufgabe stammt aus<br />
Deutschland (Grotjahn, 2000, S. 24):<br />
Lesen Sie zuerst den Teil 1 gut durch. Sie haben dazu 30 Sekunden Zeit.<br />
Sie hören die Stellungnahmen von 5 Personen, die zu einem Thema befragt werden.<br />
Entscheiden Sie, ob die Sätze 41-45 richtig (R) oder falsch (F) sind, indem Sie das<br />
entsprechende Kästchen ankreuzen. Sie hören diesen Text nur einmal.<br />
42 Siehe Anhang G „Testleiterhandbuch“<br />
43 Das Beispiel „Instruktion“ ist im Anhang G, BIFIE, 2011<br />
95
Die Instruktion kann die Schüler auf das Thema einstimmen, um ihre Aufmerksamkeit und ihr<br />
Interesse zu wecken (= Lenkung oder Vorentlastung). Sie kann ebenso festlegen, wann die<br />
Fragen beantwortet werden sollen: Nach dem Hören oder während des Hörens. In den<br />
Instruktionen zu unserer Arbeit wurden diese Aufforderungen absichtlich nicht<br />
ausgesprochen, um zu beobachten, wann die Schüler die Fragen beantworten. Dies wurde in<br />
einem Beobachtungsbogen festgehalten. Auch wurde nicht explizit festgelegt, ob die Schüler<br />
sich während des Hörens Notizen machen dürfen.<br />
Die Grundanforderung an Instruktionen ist, dass sie einfach, klar und gut verständlich<br />
sein sollen und das kann durch das Einhalten der Textmerkmale zur Verständlichkeit (siehe<br />
Abb. 25) erreicht werden.<br />
3.4.3 Hörtext - Stimulus<br />
Ein Hörtext ist der Stimulus, der am Beginn einer <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe präsentiert<br />
(abgespielt) wird. Er dient als Input für die Schüler, deren <strong>Hörverstehen</strong>sleistung durch die<br />
Aufgaben gemessen werden sollten und ist Ausgangspunkt für die nachfolgenden Fragen und<br />
Antworten, mit denen überprüft wird, ob der Schüler den Inhalt des Hörtextes verstanden hat.<br />
Dieser Text muss der Zielgruppe (Schüler im Alter von 14-15 Jahren) entsprechen,<br />
inhaltlich zu deren Lebenswelt passen und er sollte möglichst authentisch 44 sein, wobei sich<br />
die Forschung in diesem Punkt nicht einig ist. Dies zeigt das folgende Kapitel.<br />
3.4.3.1 Forderung nach Authentizität<br />
Ziel eines HV-Tests ist die Generalisierbarkeit der Ergebnisse: Die Übertragung des<br />
Messergebnisses über die HV-Kompetenzen eines Schülers auf sein „wirkliches“ Können in<br />
Alltagssituationen (Real-life-Kompetenz). Ein authentischer Test mit seinen Hörtexten, seiner<br />
Gestaltung von Textaufgaben ist damit „die Schaffung einer (künstlichen) Situation, welche<br />
jedoch die entscheidenden (sprachlichen und kognitiven) strukturellen Merkmale echter<br />
<strong>Hörverstehen</strong>saufgaben nachbildet“ (Paschke, 2000a, S. 62).<br />
Authentizität bei Texten bedeutet bestimmte Texteigenschaften (wie das Vorkommen<br />
der Merkmale gesprochener Sprache und textsortenspezifischer Merkmale authentischer<br />
44 Die Forderung nach Authentizität hat auch beim BIFIE für die BIST-<strong>Hörverstehen</strong>stests oberste Priorität (BIFIE,<br />
Längauer-Hohengaßner und Lewin, 27. 07. 2011).<br />
96
Hörtexte, Originaltexte) und damit verbunden die Erstellung valider Höraufgaben. Dabei ist<br />
es wichtig, die Zielgruppe zu berücksichtigen, deren Alter, deren Interesse und deren<br />
Vorwissen. (vgl. Paschke, 2000a, S. 63)<br />
Der Einfluss des Textes auf die kognitiven Leistungen bei einem HV-Test ist<br />
unbestritten. Die Frage, ob nur authentische Texte bei diesen Tests verwendet werden sollen,<br />
darüber wird in der Literatur ausgiebig diskutiert. Einig sind sich die Autoren, dass „die im<br />
Test eingesetzten Hörtexte wesentliche, textsortenspezifische Merkmale von authentischen<br />
Hörtexten aufweisen und damit repräsentativ für reale Sprachsituationen sein“ sollen (Buse,<br />
2008, S. 13).<br />
Befürworter der Authentizität plädieren dafür, nur originale Texte zu verwenden, sie<br />
nicht zu kürzen oder zu vereinfachen:<br />
H[ör]T[exte] sollen nicht vereinfacht, sondern inhaltlich und sprachlich komplex,<br />
voll emotionaler Färbung und natürlicher Sprechgeschwindigkeit sein. Gegen die<br />
bewusste Konstruktion von Texten (nach welchen Gesichtspunkten auch immer)<br />
spricht auch die Tatsache, dass es sich bei großen Teilen des sprachlichen Wissens<br />
um unbewusstes Wissen handelt, das daher in konstruierte Texte nicht bewusst<br />
einfließen kann. (Wildmann/Fritz, 1996, zit. n. Paschke, 2000a, S. 63)<br />
Andere Autoren hingegen geben an, dass das Hauptkriterium nicht ist, authentische oder<br />
nachgestellte (an imitation of real life) Hörtexte zu verwenden, sondern darauf zu achten, dass<br />
alle verwendeten Texte der real gesprochenen Sprache entsprechen und ihre Merkmale<br />
aufweisen.“[…] hierzu gehören besondere syntaktische, lexikalische und phonologische<br />
Phänomene spontaner Äußerungen wie z.B. Ellipsen, Zögern, Satzabbrüche,<br />
Selbstkorrekturen, Füllwörter, Akzent, Melodie, etc.“ (Buse, 2008, S. 14).<br />
Die Gefahr bei adaptierten oder selbst produzierten Texten ist, dass sie künstlich wirken<br />
können und Hörgewohnheiten schaffen können, „die sich beim späteren Umgang mit<br />
authentischem Sprachmaterial […] als hinderlich erweisen können“ (Solmecke, 1991b, S.<br />
288, zit. n. Paschke, 2000a, S. 64) und auch das Übertragen auf die Deskriptoren erschweren<br />
könnten (vgl. Paschke, 2000a, S. 63f).<br />
Für die Erstellung von HV-Tests sieht auch Buck (2001, S. 87) dieselben Probleme bei<br />
nicht authentischen Texten. Durch die spontan gesprochene Sprache mit ihren<br />
Wiederholungen, Pausen, Geräuschen, Abbrüchen, usw. wird es für die Itementwickler<br />
schwierig, Items zu erstellen: „The first concerns the fact that speakers need to speak<br />
spontaneously to produce realistic spoken language, but test-developers need to control what<br />
97
speakers say in order to make test items” (Buck, 2001, S. 87). Die Entwickler bevorzugen<br />
deshalb laut Buck Originaltexte aus dem Radio, die zusätzlich noch transkribiert sind. Diese<br />
verwenden sie wie authentische Texte, aber Buck wendet ein, dass solche Texte nur einen<br />
Texttyp repräsentieren und möglicherweise auch zu wenige Merkmale der gesprochenen<br />
Sprache aufweisen. Hinzuzufügen ist hier noch, dass Radiosendungen nicht immer originale<br />
Sprechsituationen wiedergeben, sondern auch diese Texte sind schon adaptiert und bearbeitet.<br />
Ein anderes Problem sieht Buck wiederum bei der bevorzugten Verwendung von<br />
authentischen Texten. Sie können für leistungsschwächere Schüler zu schwer sein. 45<br />
Originaltexte oder reproduzierte Texte zu <strong>Hörverstehen</strong>ssituationen? Diese Frage lässt<br />
sich derzeit nicht eindeutig beantworten. Dennoch als Fazit: Entspricht ein Text der<br />
gewünschten Textsorte und weist er deren spezielle Merkmale und Spracheigenheiten auf,<br />
dann können bei HV-Tests auch gekürzte, vereinfachte und adaptierte Texte zum Einsatz<br />
kommen, vorausgesetzt, sie bilden eine passende Grundlage für die nachfolgenden Items.<br />
3.4.3.2 Was ist ein guter Hörtext?<br />
Die Verständlichkeit des Textes steht im Vordergrund und ein komplizierter langer Hörtext<br />
(wie das Beispiel im Kapitel 3.4.3.3) widerspricht eindeutig den vier „Verständlichmachern“<br />
(Einfachheit, Gliederung, Kürze/Prägnanz und der zusätzlichen Stimulation) des Psychologen<br />
Schulz von Thun, der sich mit der Verständlichkeit von Texten eingehend befasst hat (Schulz<br />
von Thun, 1995, S. 141).<br />
Ob nun ein Hörtext als gut verständlich empfunden wird, hängt nicht nur vom Inhalt,<br />
der Sprache und vom Aufbau eines Textes ab. Der Einfluss von anderen Faktoren, speziell für<br />
das Hören, spielt natürlich eine große Rolle. Faktoren, wie Hintergrundgeräusche, Dynamik<br />
und Verständlichkeit der Stimme, Verwendung von Dialekten, viele Sprecherrollen, das<br />
Sprechtempo, ein Zögern der Sprecher, Versprecher, Wiederholungen und Sprechpausen usw.<br />
beeinflussen die Verständlichkeit (Weeren, 1992, S. 58) und bestimmen somit den<br />
Schwierigkeitsgrad eines Hörtextes.<br />
Ebenso beeinflussen die vielen Kontexte, in denen ein Text vorkommen kann, Auswahl<br />
und Produktion eines Hörtextes. Hauptsächlich werden Texte bei HV- Tests aus dem<br />
Alltagsleben der Schüler verwendet (siehe Kap. 3.4.3.1), die sich in ihrer Präsentationsform<br />
45 Siehe nachfolgendes Hörbeispiel aus dem Radio (hr2, Wachtel, 2009) im Kap. 3.4.3.3.<br />
98
unterscheiden: Auf der einen Seite monologische, dialogische und handlungsanweisende<br />
Texte, auf der anderen Seite spontane Texte (informelle Texte) oder vorbereitete Texte<br />
(formelle Texte), die argumentativ, beschreibend, erklärend, instruktiv oder kommunikativ<br />
wiedergegeben werden (mündl. Auskunft von Längauer-Hohengaßner, Kuhn & Breit, BIFIE,<br />
2010; Bremerich-Vos, Granzer & Köller; Buse, 2008). Die Textauswahl, das Genre von<br />
Texten, ist umfangreich: Literarische Texte, medial vermittelte Texte, anweisungsbezogene<br />
Texte, Vortragstexte, Kommentare, Telefongespräche, Interviews usw. Die Liste ließe sich<br />
noch lange fortsetzen. Paschke (2000a, S. 26) schlägt vor, dass zur Überprüfung der<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz in ihrer ganzen Bandbreite „Hörtexte unterschiedlichen<br />
Formalitätsgrades zu berücksichtigen“.<br />
Die visuelle Unterstützung eines Hörtextes ist ein weiteres Kriterium, das diskutiert<br />
werden muss. Die Unterstützung durch Bilder kann die Verständlichkeit eines Hörtextes<br />
erleichtern, es muss jedoch beachtet werden, dass die visuellen Reize nicht zu umfangreich<br />
oder unpassend sind, da ansonsten das Arbeitsgedächtnis 46 überlastet wird (Buse, 2000, S.<br />
15f). Bei den bisherigen HV-Tests kamen visuelle Reize so gut wie nie vor, man beschränkte<br />
sich auf rein auditiv vermittelte Texte. Beachtet werden muss, dass visuelle Reize auch eine<br />
Störvariable sein könnten.<br />
Nach der jeweiligen Hörerrolle werden bestimmte Textsorten eingesetzt: Ist der Hörer<br />
„Gesprächsteilnehmer, Zuhörer (und Adressat) oder zufälliger Mithörer“ (Buse, 2008, S. 14).<br />
Bei den bisherigen HV-Tests nimmt der Hörer meist die Rolle des Zuhörers ein, da die<br />
Präsentation medial in Form von Tonträgern vermittelt wird und der Zuhörer keine<br />
Gelegenheit bekommt, sich am Gespräch zu beteiligen.<br />
Diese Variante, das <strong>Hörverstehen</strong> im Dialog oder im Gespräch, der interaktive Bereich<br />
des <strong>Hörverstehen</strong>s, wird bis jetzt beim Testen vernachlässigt. Der Grund dafür ist sicher der<br />
große Aufwand der Durchführung in großen HV-Tests. (vgl. Buse, 2008, S. 14f) Auch der<br />
Deskriptor 5 der österreichischen Bildungsstandards, bei dem es um die Körpersprache, die<br />
Mimik und Gestik als Mittel der Kommunikation geht, wurde bis jetzt bei den Vortests<br />
ausgeklammert, da die Erstellung einer Videoaufnahme zu aufwändig ist. In weiterer Folge<br />
wird man aber auch dazu kommen müssen, um den 5. Deskriptor bei der Überprüfung nicht<br />
zu vernachlässigen, ist doch diese Kompetenz für eine gute Kommunikation besonders<br />
wichtig.<br />
46 Vgl. Kap. 2.2.1.2.<br />
99
3.4.3.3 Der Versuch einer Zusammenfassung der Kriterien<br />
Welcher Text nun bei HV-Tests als Stimulus günstiger Weise verwendet werden sollte, dazu<br />
gibt es in der Literatur unterschiedliche Aussagen. Hier wird nun der Versuch unternommen,<br />
die einzelnen Kriterien für Stimuli, die einen guten Text definieren, zusammenzufassen.<br />
Gemeinsam ist allen Autoren, dass sie folgende vier Punkte, die für die Eignung eines<br />
Textes ausschlaggebend sind, für wichtig erachten: 47<br />
a) Die Länge des Textes<br />
b) Die Textsorte<br />
c) Das Thema<br />
d) Die Textschwierigkeit<br />
(a) Die Länge des Textes<br />
Die Textlänge muss dem Alter der Schüler angepasst werden. Je länger ein Text ist, desto<br />
schwieriger wird er sein. Ein längerer Text muss deshalb übersichtlich gestaltet sein. Die<br />
Übersichtlichkeit eines Textes basiert auf einer guten Gliederung, dem Aufbau des Textes<br />
und ist umso wichtiger, je umfangreicher ein Text ist. Dazu gehört für einen Hörtext die<br />
Ankündigung, wie ein Text aufgebaut ist, neben Pausen, Betonungen, stimmliches<br />
Herausheben wichtiger Stellen, der logische Aufbau des Textes (die Folgerichtigkeit) und der<br />
Hinweis auf Querverbindungen (vgl. Schulz von Thun, 1995, S. 144).<br />
Ist der Text zu lang, zu ausführlich, dann schweifen die Schüler ab und ihre<br />
Aufmerksamkeit wird geringer. Sie hören nicht mehr zu. Ein sehr langer Text erfordert vom<br />
Hörenden eine hohe Konzentrationsfähigkeit. Es besteht die Gefahr, dass ein Schüler dem<br />
Text nicht mehr folgen kann und deshalb aufgibt und keine Chance mehr hat, den Test<br />
erfolgreich zu beenden. Kurzen und prägnanten Texten ist deshalb der Vorzug zu geben, das<br />
entspricht dem Prinzip des Psychologen Schulz von Thun (1995, S. 146) nach der Kürze und<br />
Prägnanz eines Textes.<br />
Hier ein Beispiel für einen authentischen unübersichtlichen Hörtext - eine<br />
Radiosendung (hr2, 2009 - zitiert nach Wachtel, 2009):<br />
47 vgl.www.isb-gym8-lehrplan.de/.../<strong>Hörverstehen</strong>-Grundlagen.doc; Bremerich-Vos, Granzer & Köller, 2008; Wiemann,<br />
2009. Wenn nicht anders angegeben, bilden diese drei Quellen die Grundlage des Abschnittes „Länge des Textes bis<br />
Textschwierigkeit“.<br />
100
Im Programm von hr2 nehmen wir uns jetzt Zeit für eines der ruhigen, lang<br />
ausgedehnten Kammermusikstücke aus der letzten Schaffensperiode des 1987<br />
verstorbenen amerikanischen Komponisten Morton Feldman. Wie viele seiner<br />
Arbeiten ist auch dieses, kurz vor seinem Tod fertig gestellte Werk mit der Angabe<br />
der Besetzung betitelt: „Piano, Violine, Viola, Cello“. Dies verweist auf Feldmans<br />
vorrangiges Interesse am konkreten Klang- und das heißt, insbesondere an den<br />
Klangfarben der Instrumente – und auf seine Ablehnung jeglicher Abstraktion, etwa<br />
der der traditionellen europäischen Kunstmusik, die das Wesentliche eines Klanges<br />
in seiner Tonhöhe festmachen zu können glaubte, unabhängig von der Lage oder von<br />
dem Instrument […]. (Wachtel, 2009, S. 56)<br />
Hören wir hier weiter zu? Weckt dieser Text unser Interesse? Es wäre leichter, diesen Text zu<br />
lesen, man könnte ihn dann immer und immer wieder lesen, aber hören? Wir haben in diesem<br />
Beispiel nur eine Chance, den Text zu verstehen - der Text besteht aber aus einem sehr langen<br />
Satz von 49 Wörtern! Das verfehlt eindeutig das Ziel von Hörtexten, den Text nach<br />
einmaligen Hören im Wesentlichen verstehen zu können. Dieser Text entspricht also nicht den<br />
oben genannten Kriterien von Schulz von Thun.<br />
Kürzt man nun den Text unter den von Schulz von Thun geforderten Aspekten der<br />
Kürze, der Prägnanz und der Einfachheit eines Textes, dann könnte folgender verständlicher<br />
Text als Hörtext verwendet werden (Schulz von Thun, 1995, S. 141f):<br />
„Im Programm von hr2 spielen wir jetzt ein Kammermusikstück des amerikanischen<br />
Komponisten Morton Feldman. Dieses Werk wurde kurz vor seinem Tod fertig gestellt. Das<br />
Stück heißt „Piano, Violine, Viola, Cello“. Das ist auch die Besetzung dieses Werkes ...“<br />
(b) Die Textsorte<br />
Ob es sich um ein Interview, eine Gebrauchsanweisung, einen Wetterbericht usw. handelt, ist<br />
nicht so ausschlaggebend. Um die passende Textsorte auszuwählen, ist besonders das<br />
Vorwissen der Schüler zu berücksichtigen, ein zu umfangreiches Weltwissen darf nicht<br />
vorausgesetzt werden. Die Textsorte sollte „authentisch, kommunikativ, abwechslungsreich<br />
und repräsentativ sowie schülermotivierend und altersgerecht sein“ (Staatsinstitut für<br />
Schulqualität und Bildungsforschung München, n.d.). Der Anspruch an eine Hörtextsorte<br />
scheint hoch zu sein. All diese Ansprüche fallen unter die Rubrik „Authentizität eines Textes,<br />
im Sinne eines Originaltextes, eines pädagogischen Textes und eines einfachen oder<br />
schwierigen Textes“. (vgl. Kap. 3.4.3.1)<br />
101
Im CEFR – Raster 48 sind viele Textsorten angeführt. Grundsätzlich stellt sich die Frage nach<br />
der Herkunft dieser Textsorten. Die Verwendung von Originaltexten aus dem Radio,<br />
Fernsehen oder Internet bietet sich an oder ist es besser, selbst Hörtexte zu produzieren und so<br />
Alltagssituationen zu reproduzieren (Frage nach der Authentizität)? Dabei ist aber zu<br />
beachten, dass reproduzierte Texte die wirklichen Gesprächs- und Hörsituationen verfälschen<br />
können.<br />
Hier nur ein kleiner Auszug aus dem CEFR-Raster (Bremerich-Vos, Granzer & Köller,<br />
2008), welche Textsorten als Hörtext in Frage kommen:<br />
Debatten und Diskussionen<br />
Unterhaltung<br />
Dialoge und Gespräche<br />
Interviews<br />
Nachrichten<br />
Öffentliche Anweisungen u. Ankündigungen<br />
Vorträge<br />
Predigten<br />
Verkehrsinformationen<br />
Wetterberichte<br />
102<br />
Werbetexte<br />
Informationen<br />
Rituale – Zeremonien<br />
Anweisungen<br />
Sportkommentare<br />
Lieder<br />
Telefongespräche<br />
Hotlines<br />
Fernseh- und Radiodokumentationen<br />
Schülergespräche<br />
Arbeitsanweisungen Gebrauchsanweisungen …<br />
(c) Das Thema des Stimulus<br />
Abbildung 24:Textsortensammlung für Hörtexte 49<br />
Der Anspruch eines Hörtextes, nicht langweilig zu sein, den Schüler zu motivieren oder<br />
authentisch zu sein, bestimmt auch das Thema des jeweiligen Textes. Da die Hörtexte für<br />
HV-Tests für 10jährige bzw. 14jährige Schüler sind, bestimmt der Inhalt unter anderem auch<br />
die Schwierigkeit eines Textes. Je konkreter der Inhalt ist, desto leichter wird der Text<br />
verstanden. Umgekehrt, je abstrakter der Inhalt ist, umso schwieriger wird ein Text.<br />
Die Lebensbereiche, die den Inhalt bestimmen, spielen beim Verstehensprozess eine<br />
große Rolle und fallen unter die Rubrik „Angepasstheit an die Zielgruppe – Alter, Interesse,<br />
Vorwissen“. Daher schlägt der CEFR – Raster Texte aus den Bereichen „Persönliches<br />
48 Siehe Anhang K: CEFR- Raster: Common European Framework of Reference = ist ein Raster “zur Beschreibung von<br />
Merkmalen von Hör-und Lesetexten sowie zur Einschätzung der Verarbeitungsprozesse (operations) bei Hör- und<br />
Leseverstehen, die in direkter Anbindung an entsprechende Deskriptoren des GERS entwickelt wurden.“ (Nold, 2008, S.<br />
82)<br />
Das niederländische CEFR Raster wird zwar hauptsächlich für die Fremdsprache angewendet, aber laut Nold ergibt es<br />
auch eine Richtlinie für Deutsch als Muttersprache. (Nold, 2008, S. 86)<br />
GERS: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen.<br />
49 Siehe Anhang K.
Umfeld“ (Leben zu Hause, Familie, Freunde, Hobbys, Interessen, …), „Öffentlichkeit“<br />
(Zugehörigkeit zur Gesellschaft, Vereinen, Organisationen, Leben in der Öffentlichkeit, …),<br />
„Berufliches Umfeld“ (persönlicher Beruf, …) und „Erziehung und Ausbildung“ (Schule, …)<br />
vor. Besonders für schwächere Schüler ist die Anlehnung an diese Bereiche eine<br />
Unterstützung (Buck, 2001, S. 169).<br />
Unterstützend kann noch sein, dass der Schüler auf das Thema des Textes eingestimmt<br />
wird, also z.B. den Titel erfährt oder Vorinformationen bekommt, die sogenannte<br />
Vorentlastung, die sich positiv auf den Verstehensprozess auswirkt. Ebenso erleichtern<br />
typische Geräusche die Hörsituation (z.B. Bahnhofansage: Ein Lautsprecher, das Geräusch<br />
eines abfahrenden Zuges, …) und das Verstehen. Diese sogenannte Kontextualisierung hilft<br />
bei der Einstimmung auf die Hörsituation und grenzt die Interpretationsmöglichkeiten des<br />
Textes ein (Paschke, 2000a, S. 77; Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010, S. 13).<br />
(d) Die Textschwierigkeit<br />
Letztendlich bestimmt der Zuhörer die Schwierigkeit eines Hörtextes. Es ist sehr subjektiv, ob<br />
ein Text als schwierig wahrgenommen wird. Jeder empfindet einen Text anders und fehlt das<br />
Interesse am Thema, das nötige Vorwissen, sind gewisse Wörter unbekannt oder ist der Text<br />
ganz einfach langweilig, so kann dies das Verstehen beeinträchtigen. „Dass ein Text als<br />
schwierig empfunden wird, kann demnach sprachlich-formale, textorganisatorische und/oder<br />
inhaltliche Ursachen haben“ (Solmecke, 1994, zit. n. Wiemann, 2009, S. 26).<br />
Die Forschung beschäftigt sich schon einige Jahre mit schwierigkeitsbestimmenden<br />
Merkmalen eines Textes, wenn auch zuvor nur für die Fremdsprachen und in weiterer Folge<br />
erst für die Muttersprache Deutsch (vgl. Grotjahn 2000, Böhme, Robitzsch & Buse, 2010).<br />
Eine Vielzahl an Autoren hat sich mit den schwierigkeitsbestimmenden Textmerkmalen<br />
von rezeptiven Fähigkeiten beschäftigt, die einerseits für die Leseverstehenskompetenz und<br />
andererseits auch für die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz bestimmend sind.<br />
Die folgende Übersicht fasst die Merkmale, die die Verständlichkeit eines Textes<br />
erleichtern, aus verschiedenen Perspektiven gesehen, zusammen: Sprache - Inhalt -<br />
Textorganisation - Zielgruppe - Präsentation (vgl. Böhme, Robitzsch & Buse, 2010, S. 90;<br />
Buck, 2001, S. 149ff; Brown, 1995, in Grotjahn, 2005, S. 128; Schulz von Thun, 1995, S.<br />
141f.; Solmecke 2000, in Wiemann, 2009, S. 25; Wachtel, 2009, S. 75)<br />
103
Schwierigkeitsbestimmende Textmerkmale: Was macht einen Text leichter verständlich?<br />
Sprachlich formale Merkmale/Wortschatz Inhaltliche Merkmale<br />
wenig Fremdwörter durchschnittliche Silbenzahl pro Wort Text strukturieren - "Roter Faden" Rückschluss auf vorhandene Informationen<br />
wenig Fachausdrücke einfache Sprache Erzählreihenfolge einhalten Wiederholungen<br />
Vertrautheit mit dem Wortschatz wenige Synonyme<br />
typische Merkmale einer bestimmten<br />
Textsorte<br />
Detailinformationen<br />
altersgemäßer Wortschatz wenig Gegensatzpaare in einem Satz Vertrautheit mit dem Thema wenig globale Information<br />
einfacher Satzbau Vermeidung doppelter Verneinung Konkreter Inhalt Berücksichtigung des Vorwissens<br />
kurze bis mittellange Sätze keine Metaphern genaue Formulierungen<br />
Zusätzliche Stimulanz - Gefühl eines Textes<br />
Verwendung sprachlicher Bilder, bestimmter<br />
einfache Satzverbindungen<br />
mehr Aktiv als Passiv<br />
bekannte Dialekte, Regiolekte und Soziolekte<br />
Tonfall bei bestimmten Textstellen, Ich-<br />
Botschaften<br />
Textorganisatorische Merkmale Schülerbezogene Merkmale<br />
Präsentation<br />
wenig Sprecherrollen Kenntnis der Hörsituation Verständlichkeit und Dynamik der Stimme deutliche Aussprache<br />
wenig Überlappung der Sprecher Abgrenzung zu anderen Kompetenzen Sprechtempo bei NI<br />
Vorinformation vor dem Hören (z.B.<br />
Titel/Thema)<br />
Sprecherrollen klar voneinander<br />
unterscheidbar<br />
Rücksicht auf die Informationsverarbeitung<br />
der Schüler<br />
Sprechtempo bei Umgebungsinformation gute Aufnahmequalität<br />
Übersichtlichkeit<br />
Berücksichtigung des Interesses und der<br />
Lebenswelt der Schüler<br />
wenige Versprecher Betonung des NI<br />
gegliederter Text wenig Inferenzen notwendig angepasste Sprechpausen wenig Störgeräusche<br />
wenige Zwischenrufe und Unterbrechungen kurze bis mittlere Textlänge gute Raumakustik<br />
NI = "jene Information, die benötigt wird, um ein Item korrekt zu bearbeiten.(Buck, 2001, S.12)<br />
Abbildung 25: Schwierigkeitsgenerierende Merkmale eines Hörtextes 50<br />
3.4.4 Frageformate zur Lenkung des Verstehens<br />
Die Fragen haben gemeinsam mit dem Stimulus einen wesentlichen Einfluss auf die<br />
erfolgreiche Beantwortung der Testaufgaben.<br />
Bei der Itemkonstruktion eröffneten aber die Ergebnisse bei HarmoS ein neues<br />
Problemfeld, das bislang aufgrund der fehlenden Forschungsresultate noch nicht ganz gelöst<br />
werden konnte: „Wie kann der Einfluss der Fragen- und Antwortformate auf die<br />
Verstehensleistung kontrolliert werden? Wie können mit den Aufgabenformaten die<br />
anvisierten Sprachhandlungsaspekte plausibel abgedeckt werden?“ (Eriksson & Waibel, 2010,<br />
S. 73)<br />
Sicher ist, dass die Frageformate die „Initialfrage oder Aufforderung, die in der Regel<br />
zu Beginn jedes Items gegeben“ werden, betreffen (Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010,<br />
S. 13). „Zusätzlich steuern Fragen in einem hohen Maß das Textverstehen“ (ebd., S. 12).<br />
Sie bestimmen zusammen mit den Hörtexten und den Antworten „in welchem Umfang<br />
und mit welchem Ziel der präsentierte Hörtext verstanden werden soll“ (Paschke, 2000a, S.<br />
50 Die Übersicht „Schwierigkeitsbestimmende Merkmale“ ist in voller Größe im Anhang E nachzulesen.<br />
104<br />
typische Hintergrundgeräusche einfache und klare Instruktionen<br />
Präsentationshäufigkeit
77). Jede Frage zum Item 51 richtet sich deshalb nach einer bestimmten Art des Verstehens und<br />
damit auch nach den jeweiligen Hörzielen. Die Frage bestimmt die Verstehensebene, die in<br />
den Deskriptoren verdeutlicht ist. Welche Ebene sollte durch die Fragen angesprochen<br />
werden? 52 Diese Ebenen verkörpern die Verstehenstiefe, vom reinen Wiedererkennen<br />
einzelner Begriffe bis zum Schlussfolgern und Interpretieren einzelner Textstellen. (Paschke,<br />
2000a, S. 80f)<br />
Nach diesen Verstehensebenen ergeben sich Hörziele (vgl. Kap. 2.2.1.3), die durch die<br />
Fragen zu den Items ausgedrückt werden. Da, wie schon mehrmals genannt, <strong>Hörverstehen</strong> als<br />
rezeptive Fähigkeit nicht direkt beobachtet werden kann, ist es sehr schwierig, objektive und<br />
valide Aufgaben zur Kompetenzmessung zu entwickeln. Wichtig ist deshalb, festzulegen,<br />
welche Verstehensebene mit der Aufgabe angesprochen werden soll und welche Tiefe das<br />
<strong>Hörverstehen</strong> und damit das Textverstehen eingehen sollten. Paschke (2000a, S. 80f) gibt zu<br />
bedenken, dass die Objektivität abnimmt, je tiefer die Ebene ist. Am besten lassen sich die<br />
Ebene 1 bis 3, nach Solmecke (vgl. Kap. 2.2.1.3 und Abb. 26), objektiv messen, aber das<br />
würde die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz unzureichend abdecken. Es ist daher unerlässlich, „dass<br />
<strong>Hörverstehen</strong>saufgaben so gestaltet werden, dass sie neben reinem Faktenwissen bzw.<br />
Textinformationswissen auch implizite Informationen berücksichtigen, die Schlussfolgerungen<br />
durch den Hörer erfordern“ (Buse, 2008, S. 13).<br />
Bei der Erstellung von Aufgaben ist demzufolge der Grundsatz anzuwenden, dass bei<br />
den HV-Tests die Hörziele und Verstehensebenen genau definiert sein müssen und die Fragen<br />
so gestellt werden, dass nur eine Deutung möglich ist (Grotjahn, 2005).<br />
Anhand von Beispielitems aus unserer Testung wird nun der Versuch unternommen, die<br />
Verstehensebenen zu veranschaulichen, diese kurz zu beschreiben und den Deskriptoren von<br />
Deutsch, 8. Schulstufe, zuzuordnen. Damit sollte deutlich gemacht werden, wie wichtig die<br />
Formulierung der Frage ist, damit das Hörziel, das durch die Deskriptoren bestimmt wird,<br />
erreicht werden kann.<br />
51 Terminologie hier: Ein Item besteht aus der jeweiligen Fragestellung und dem Antwortformat.<br />
52 Verstehensebenen siehe Kapitel 2.2.1.1.<br />
105
Verstehensebenen nach<br />
Solmecke (S), Butkhuzi (B)<br />
und Imhof (I)<br />
Wiedererkennen (S)<br />
Diskriminieren (B)<br />
Suchen (B)<br />
Selektion (I)<br />
Verstehen (S)<br />
Analysieren (B)<br />
Analytisches Verstehen (S)<br />
Interpretation (B)<br />
Organisation (I)<br />
Evaluation (S)<br />
Verifizieren (B)<br />
Integration (I)<br />
Beschreibung der<br />
Verstehensebenen<br />
Zuordnen von Bedeutungen zu<br />
Lauten<br />
Sind die Wörter und Laute<br />
bekannt? Welche Wörter mit<br />
ihren Bedeutungen kenne ich?<br />
Globales, selektives Entnehmen<br />
von Informationen, die im<br />
Gedächtnis gespeichert werden;<br />
Einordnen des Gehörten in einen<br />
Kontext<br />
Es werden Schlussfolgerungen<br />
gezogen: Was will jemand damit<br />
sagen?<br />
Reaktion des Zuhörers:<br />
Persönlich wertende<br />
Stellungnahme, Gehörtes wird<br />
mit dem persönlichen Vorwissen<br />
in Verbindung gebracht, bewertet<br />
und überprüft: Hab ich alles<br />
richtig verstanden?<br />
Hörziel/Hörstil (steuert<br />
Vorgehensweise und den<br />
jeweiligen Hörstil - vgl. Kap.<br />
2.3.2.2)<br />
Selektives <strong>Hörverstehen</strong><br />
Globales <strong>Hörverstehen</strong><br />
Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />
Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />
und<br />
Reflektierendes <strong>Hörverstehen</strong><br />
Abbildung 26: Verstehensebenen 53<br />
Die angeführte Tabelle der Verstehensebenen, die die Rolle der Fragestellung bei den<br />
einzelnen Items verdeutlichen sollte, zeigt, dass es verschiedene Formulierungsmöglichkeiten<br />
der Aufforderungen bzw. Fragestellungen gibt und dass bei der Formulierung die<br />
Hörziele/stile sowie die erwünschten Verstehensebenen eine wichtige Funktion einnehmen<br />
und auch die Grundlage der Deskriptoren bilden sollten. Ob die Deskriptoren Deutsch 8 der<br />
österreichischen Bildungsstandards dem entsprechen, wird hier offen gelassen. Deshalb ist es<br />
empfehlenswert, dass „die Aufgabenentwickler unbedingt vor der Formulierung eines Items<br />
eine klare Entscheidung treffen, welche (Teil-)Kompetenz sie innerhalb welchen<br />
Anforderungsbereichs mithilfe dieses Items messbar machen wollen“ (Granzer, Böhme &<br />
Köller, 2008, S. 19).<br />
Da die Verstehensebenen diese Anforderungen bestimmen, wird bei der Reihung der<br />
Fragen empfohlen, sich am Erzählfaden des Textes zu orientieren, also chronologisch<br />
vorzugehen und zusätzlich die Fragen nach den jeweiligen Verstehensebenen, also nach dem<br />
Schwierigkeitsgrad, zu formulieren: Fragen nach der Textsorte zu Beginn, dann Detailfragen<br />
53<br />
Die Tabelle „Verstehensebenen“ ist in voller Größer im Anhang F zu lesen. Die dazu passenden Hörbeispiele wurden vom<br />
BIFIE nicht freigegeben.<br />
106<br />
Deskriptor der<br />
österreichischen<br />
Bildungsstandards Deutsch 8<br />
Grundvoraussetzung zum HV - Prozess<br />
Deskriptor 2 : Schüler/innen<br />
können die wesentlichen<br />
Informationen gesprochener<br />
Texte verstehen.<br />
Deskriptor 1 : Schüler/innen<br />
können das Hauptthema<br />
gesprochener Texte erkennen.<br />
Deskriptor 3 : Schüler/innen<br />
können grundlegende<br />
Informationen gesprochener<br />
Texte mündlich und schriftlich<br />
wiedergeben.<br />
Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />
können die Redeabsicht<br />
gesprochener Texte erkennen.<br />
Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />
können die Redeabsicht<br />
gesprochener Texte erkennen.<br />
Beispiel einer Testfrage<br />
Hörbeitrag: Hausarbeit<br />
Aufgabe 1: "Wer macht welche<br />
Hausarbeit?"<br />
Hörbeitrag: Vortrag über<br />
Tutenchamun<br />
Aufgabe 1: "Im Vortrag geht es<br />
um…."<br />
Hörbeitrag: Fahndung<br />
Aufgabe 2: "Warum berichtet<br />
man über den Vorfall?"<br />
(Deskriptor 3)<br />
Hörbeitrag: Jung bleiben<br />
Aufgabe 3: "Der Sprecher…"<br />
(Deskriptor 4)<br />
Hörbeitrag: Jung bleiben<br />
Aufgabe 2: "Nenne zwei Dinge,<br />
auf die man bei der Ernährung<br />
achten sollte."
is zu den Fragen, die Schlussfolgerungen und Interpretationen verlangen. (vgl. Granzer,<br />
Köller & Bremerisch-Vos, 2009, S. 363; Grübl, 2010, S. 42)<br />
Um durch die Fragestellung auch die Validität und Objektivität der Items zu<br />
unterstützen, müssen die Fragen, ähnlich wie die Texte, so gestellt werden, dass sie kein<br />
Spezialwissen voraussetzen bzw. alle Schüler das gleiche Vorwissen zum Thema mitbringen.<br />
Paschke (2000a, S. 81f) hinterfragt Deskriptoren wie „im Text enthaltene Informationen“<br />
(ebd. S. 81). Er ist der Meinung, dass der Zuhörer seine persönlichen Bedeutungen bzgl. des<br />
Textinhaltes aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen „konstruiert“ und es ein einheitliches<br />
Verstehen eigentlich nicht gibt. Dieses Verständnis erschwert natürlich die Erstellung von<br />
Items zu den Deskriptoren und ihre konkreten Initialfragen.<br />
Solmecke (Solmecke 1999, zit. n. Paschke, 2000a, S. 82) empfiehlt daher: „Wenn dem<br />
so ist, dann müssen Aufgaben diese Verstehensabsicht entweder präzise steuern, dass ein<br />
Abweichen nicht möglich oder zumindest nicht wahrscheinlich ist, oder aber die<br />
Individualität muss beim Verstehensvorgang ausdrücklich zugelassen und bei der Bewertung<br />
auch berücksichtigt werden.“<br />
Die Aussagen Solmeckes und Paschkes (ebd.) lassen sich durch die folgende<br />
Höraufgabe unterstreichen. Dieses Beispiel wurde bei der zugrundeliegenden HV-Testung<br />
verwendet und wegen der weiteren Verwendung bei den zukünftigen BIST-Testungen leicht<br />
abgeändert. Es zeigte sich bei der Beantwortung der Frage, dass viele der getesteten Schüler<br />
nicht nur die tatsächliche Information aus dem Hörtext als Antwort gaben, sondern sich ihre<br />
eigenen Antworten aus ihrem persönlichen Wissen konstruierten.<br />
Hörbeitrag „Gesundheit“<br />
Nenne mindestens drei von den vier Tipps zum Gesundsein.<br />
Antworte in Stichworten. Schreibe die Antwort auf die dafür vorgesehenen Zeilen.<br />
1. ___________________________________________________________________<br />
2. ___________________________________________________________________<br />
3. ___________________________________________________________________<br />
4. ___________________________________________________________________<br />
Abbildung 27: Höraufgabe – Bsp. einer offenen Fragestellung<br />
107
Die Fragestellungen müssen auch den schwierigkeitsbestimmenden Merkmalen eines Textes<br />
(siehe Abb. 25) entsprechen, da sie ebenfalls kurze Texte darstellen, die der Leser verstehen<br />
soll. Weil die Fragen im Allgemeinen schriftlich gestellt werden, ist es wünschenswert, wenn<br />
sie „kurz, klar und deutlich formuliert werden“ (Grübl, 2010, S. 42), um den Einfluss der<br />
Lesekompetenz möglichst gering zu halten.<br />
Letztendlich manifestiert sich die Forderung nach konkreten und unabhängigen<br />
Aufgaben, die immer nur einen wesentlichen Hauptpunkt beinhalten, in der<br />
Frageformulierung und dann anschließend auch in den Antwortformaten: Je konkreter und<br />
eingegrenzter, umso besser messbar!<br />
3.4.5 Antwortformate und deren Einfluss auf die Validität der Messung<br />
Die Antwortformate bilden den letzten Teil eines <strong>Hörverstehen</strong>stests. Wenn man bei den<br />
Fragen zu den Formaten vom „Schlüssel zum Verstehen“ (Konsortium HarmoS Schulsprache,<br />
2010) spricht, dann kann man die Antwortformate als das „Sichtbarmachen des Verstehens“<br />
(Paschke, 2000a, S. 86) bezeichnen.<br />
Um die Kompetenzen möglichst genau zu erfassen, sind dazu passende Antwortformate<br />
notwendig. Und genau dieser Aspekt ist beim <strong>Hörverstehen</strong> problematisch, da die<br />
Abgrenzung zu anderen Kompetenzen nicht immer eindeutig ist. Die Frage nach der Validität<br />
der Tests (bzgl. der Deskriptoren von Deutsch 8. Schulstufe) stellt sich bei jeder einzelnen<br />
Aufgabe.<br />
Grundsätzlich werden drei Kategorien von Antwortformaten unterschieden:<br />
Geschlossene Antwortformate,<br />
halboffene Antwortformate und<br />
offene Antwortformate.<br />
Wenn ein Schüler seine Antwort selbst schreiben muss, dann spricht man von offenen<br />
Formaten, sind alle oder einige Antworten vorgegeben, sind das geschlossene oder halboffene<br />
Formate.<br />
Zur Veranschaulichung eine allgemeine Übersicht der Formate, die bei Kompetenztests<br />
zum Einsatz kommen:<br />
108
Geschlossene Antwort-<br />
Formate<br />
Halboffene Antwort-Formate<br />
109<br />
Offene Antwort-Formate<br />
Richtig-Falsch-Items Kurzantwort-Items Nacherzählungen<br />
Multiple-Choice-Items Lückentexte Zusammenfassungen<br />
Matching- bzw. Zuordnungs-<br />
Items<br />
Umordnungs-Items<br />
Korrektur-und<br />
Verbesserungsaufgaben<br />
Ergänzungen<br />
Abbildung 28: Formate von Antworten 54<br />
Da für die konkreten HV-Tests, die Grundlage dieser Arbeit sind, die Formate durch das<br />
BIFIE vorgegeben waren (Multiple-Choice-Items, Richtig-Falsch-Items, Matching- bzw.<br />
Zuordnungs-Items und offene Items) werden hier nur diese Formate genauer beschrieben und<br />
auf ihre Validität überprüft. 55<br />
3.4.5.1 Multiple-Choice-Items<br />
„MC-Items bestehen aus einem Item - Stamm, der als Frage oder zu vervollständigende<br />
Aussage formuliert sein kann, und ca. vier Antwortalternativen, wobei die korrekte<br />
Antwortalternative als Target oder Schlüsselantwort und die falschen Antwortmöglichkeiten<br />
als Distraktoren bezeichnet werden.“ (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 20)<br />
Der größte Vorteil von MC-Aufgaben ist derjenige, dass die Bearbeitungszeit durch den<br />
Schüler kurz ist und dies einer kurzen Testzeit entgegen kommt, sie also sehr ökonomisch<br />
sind. Sie können auch von Schülern mit Leseschwäche besser gelöst werden, sofern die<br />
Antwortvorgaben kurz und eindeutig ausfallen. Stehen längere Antworten zur Auswahl, ist<br />
die Gefahr groß, dass einzelne Schüler sie aufgrund ihrer Lesedefizite nicht verstehen können:<br />
„Aufgrund der „Leselast“ von Mehrfachwahl-Aufgaben […] kann es einerseits zur<br />
Überlastung des Arbeitsgedächtnisses, andererseits zu Falschantworten aufgrund mangelnden<br />
Leseverstehens kommen.“ (Paschke, 2000a, S. 87)<br />
Paschke (ebd.) fordert, „MC-Aufgaben (und besonders die Distraktoren) sollten daher<br />
so knapp wie möglich sein und sprachlich schwieriger als der Hörtext selbst ausfallen.“<br />
Kritiker räumen ein, dass Schüler durch MC-Aufgaben in ihrer Beantwortung<br />
eingeschränkt seien und daher nur oberflächliches Wissen abgefragt werden könne und meist<br />
nur die globale Verstehensebene oder das Diskriminationshören erfasst werde. Häufig werden<br />
54 Nach Bremerich-Vos, Granzer & Köller, 2008, S. 20; Raab-Steiner & Benesch, 2010.<br />
55 Die Beispiele zur Veranschaulichung der Antwortformate wurden (wegen ihrer Wiederverwendung bei weiteren BIST-<br />
Testungen hier etwas abgeändert) bei der Testung für diese Arbeit oder bei anschließenden Versuchstestungen (als<br />
Vorbereitung für eine Pilotierung) verwendet und in diesem Kapitel auch kritisch betrachtet.
Details des Textes oder das Thema des Hörtextes abgefragt. (Paschke, 2000a, S. 87) Aber<br />
nicht alle Fachleute stimmen dem zu. Granzer, Böhme und Köller (2008, S. 21) meinen, dass<br />
auch MC-Aufgaben zur Erfassung höherer kognitiven Leistungen eingesetzt werden können:<br />
Die Qualität dieses Item-Typs hängt wesentlich von der sprachlichen und<br />
inhaltlichen Qualität der gewählten Distraktoren ab (vgl. Nitko 2004). Diese sollten<br />
für Schülerinnen und Schüler, welche die richtige Antwort nicht kennen, attraktiv<br />
und plausibel erscheinen, ohne jedoch denjenigen Schüler zu verwirren, welche die<br />
richtige Antwort wissen. (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 21)<br />
Der Entwicklungsaufwand solcher Aufgaben ist erheblich, sollte man doch von offenen<br />
Schülerantworten ausgehen und Fehlantworten dann in Distraktoren umformulieren. Diese<br />
übernehmen auch die Sprache der Jugendlichen und sind daher passender als von<br />
Erwachsenen formulierte (vgl. Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 21).<br />
Neben den Distraktoren und der Lesefähigkeit spielt auch hier das Vorwissen der<br />
Schüler eine Rolle. Es sollten solche Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden, die nur<br />
beantwortet werden können, wenn man vorher den Stimulus gehört hat. Diverse Studien<br />
zeigen, dass 50% - 90% der Aufgaben richtig gelöst werden können, ohne dass die Schüler<br />
den Text gehört haben, nur aufgrund ihres Vorwissens (Paschke, 2000a, S. 88).<br />
Zusätzlich zu diesen Problemfeldern darf man nicht vergessen, dass es bei MC-<br />
Aufgaben doch eine Ratewahrscheinlichkeit von 25% gibt.<br />
Beispiel MC-Item 1<br />
Hörbeitrag 2<br />
1. Warum kann der Oktopus Werkzeuge verwenden?<br />
Kreuze das richtige Kästchen an!<br />
Weil er …<br />
□ … besser denkt als andere Tintenfische.<br />
□ … längere Arme hat als andere Tintenfische.<br />
□ ….sehr wendig ist.<br />
□ … größere Augen hat als Menschen.<br />
Abbildung 29: Höraufgabe - Bsp. MC-Item<br />
Dieses Beispiel aus der Testung zeigt einerseits das Problem der richtigen Distraktoren und<br />
andererseits das der Beantwortung, ohne den Text vorher gehört zu haben. Die richtige<br />
Antwort hier ist „…besser denkt als andere Tintenfische.“ Der Distraktor vier ist nicht<br />
110
plausibel, kein Schüler würde diese Antwort ankreuzen, denn jeder Jugendliche weiß um die<br />
Bedeutung der Augen. Ebenso würde man sich auf Anhieb entweder für die Antwort 2 oder 3<br />
entscheiden, weil man aufgrund des Vorwissens weiß, dass man wendig sein muss, um eine<br />
Flasche zu öffnen und längere Arme das Öffnen zumindest unterstützen können. Das Hören<br />
des Textes ergibt aber die Antwort 1.<br />
Dieses Item muss deshalb noch überarbeitet werden. Dieser Umstand wurde auch durch<br />
das Ergebnis der Testung bestätigt.<br />
Beispiel MC-Item 2<br />
Hörbeitrag „Wetterbericht“<br />
1. Von wo kommen erste Regenschauer?<br />
Kreuze das richtige Kästchen an!<br />
□ Norden<br />
□ Osten<br />
□ Süden<br />
□ Westen<br />
Abbildung 30: Höraufgabe – Bsp. MC-Item<br />
Dieses Item enthält drei Distraktoren und das Wort, das im Text (Westen) schon vorkommt<br />
und von den Schülern wiedererkannt werden muss. Zuzuordnen wäre dieses Item dem<br />
Deskriptor 2: Schüler können die wesentlichen Informationen gesprochener Texte verstehen.<br />
Die klare Frage strukturiert den Text und hilft den Schülern, vor allem bei der Vorentlastung,<br />
genau hinzuhören. Es erfasst allerdings nur das reine Diskriminierungshören (vgl. Abb. 26)<br />
und eignet sich als Einstieg in den Test, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es von fast<br />
allen Schülern gelöst werden kann. Das zeigte sich auch in der Testung zur vorliegenden<br />
Arbeit.<br />
3.4.5.2 Richtig-Falsch-Items<br />
„Diese Items bestehen aus einem Item-Stamm, der als Frage oder Aussage formuliert sein<br />
kann, und ca. vier Antwortalternativen, bspw. „Ja/nein“ oder „Richtig/Falsch“, von denen<br />
eine wahr und die andere unwahr ist“ (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 20).<br />
111
Nach unseren Erfahrungen variiert die Zahl der Antwortalternativen. Der Schüler wählt von<br />
zwei Möglichkeiten diejenige aus, die er als richtig erachtet. Ein Richtig-Falsch-Item ist<br />
außerdem einfacher zu formulieren, „weil man nur eine Lösung zu formulieren hat und somit<br />
gegebenenfalls nur eine Paraphrase vom Text benötigt“ (Klein-Braley, 1992, zit. nach<br />
Paschke, 2000a, S. 89).<br />
Paschke (2000a) kritisiert an diesem Antwortformat, dass die Überprüfung aufgrund<br />
vorher formulierter Hypothesen, die die vorgegebenen Antworten ja sind, nicht das wahre<br />
Textverstehen abbildet und durch die klare Entscheidung zwischen richtig und falsch viele<br />
Möglichkeiten auslässt, die in der „Sprachwirklichkeit“ vorkommen. Die Testsituation bildet<br />
also nicht das gesamte Textverstehen der „wirklichen Welt“ ab.<br />
Der größte Nachteil dieses Antwortformates ist die Ratewahrscheinlichkeit von<br />
mindestens 50%, bei entsprechendem Vorwissen kann sie noch höher ausfallen (Paschke,<br />
2000a).<br />
Im Bereich der HV-Tests kommen Richtig-Falsch-Formate immer öfter zum Einsatz.<br />
Paschke (2000a, S. 89) begründet das folgendermaßen: „Der Vergleich zwischen auditiven<br />
und schriftlichen Input, oder besser: den jeweiligen Bedeutungskonstruktionen, wird<br />
entschieden erleichtert.“<br />
Beispiel R/F Item<br />
Hörbeitrag: 4<br />
1. Im Vortrag geht es um …<br />
Kreuze bei jeder Aussage an, ob sie richtig oder falsch ist. ×<br />
112<br />
richtig falsch<br />
… ägyptische Ausgrabungen. <br />
… Kräuter und Salben. <br />
… das Begräbnis Kleopatras. <br />
… die Todesursache des Pharaos. <br />
Abbildung 31: Höraufgabe – Bsp. Richtig/Falsch Item<br />
Das generelle Thema steht hier im Zentrum der Aufgabe. Die Frage wurde durch eine<br />
Aufforderung ersetzt und zielt auf das globale Verstehen hin. Die Antwort 2 ist nur durch das<br />
genaue Hören des Textes zu beantworten, da die Textstelle nur gering verändert wurde.
(„Ätherische Öle und Salben“ ist die richtige Antwort, ähnlich dem Distraktor „Kräuter und<br />
Salben“). Bei diesem Item ist nicht eindeutig, ob nur die Hörkompetenz erfasst wird, auch die<br />
Merkfähigkeit und vor allem die Konzentrationsfähigkeit spielen eine große Rolle, da so u. a.<br />
Details abgefragt werden.<br />
3.4.5.3 Matching bzw. Zuordnungsitems<br />
„Bei Zuordnungs-Items sollen Elemente zweier Kategorien einander zugeordnet werden,<br />
bspw. Länder und Hauptstädte“ (Granzer, Böhme & Köller, S. 20).<br />
Meist werden vier oder sechs Zuordnungen verlangt. Die letzte Kombination sollte sich<br />
nicht von selbst ergeben, „deshalb werden häufig mehr Zuordnungselemente als Items<br />
angeboten“ (Paschke, 2000a, S. 90).<br />
Beispiel Matching-Item 1<br />
Hörbeitrag „Wetterbericht“<br />
1. Wo hat es welche Temperaturen?<br />
Ordne die Teile 1-4 den Teilen A-D zu.<br />
Ergänze neben den Buchstaben die entsprechende Ziffer. (z.B. D1)<br />
A 1 Grad A__ 1 Innsbruck<br />
B 2 Grad B__ 2 Grazer Becken<br />
C 5 Grad C__ 3 Bregenz und Wien<br />
D 9 Grad D__ 4 Klagenfurt<br />
5 Eferdinger Becken<br />
6 Wiener Becken<br />
Abbildung 32: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 1<br />
Bei Aufgaben wie dem Beispiel oben dürfen nicht alle sechs Antworten im Text vorkommen,<br />
um die Schüler nicht zu verwirren, aber alle Antworten müssen mit dem Thema des Hörtextes<br />
zu tun haben, damit ein genaues Hinhören erforderlich ist.<br />
113
Bei HV-Tests kommen auch sehr oft Zuordnungen von Äußerungen einzelner Personen bei<br />
Gesprächen zum Einsatz.<br />
Dazu ein Beispiel aus dem HV-Test:<br />
Beispiel Matching-Item 2<br />
Hörbeitrag „Sport“<br />
1. Was erzählte welcher Sportler?<br />
Ordne die Teile 1-4 den Teilen A-D zu.<br />
Ergänze neben den Buchstaben die entsprechende Ziffer. (z.B. D1)<br />
A Thomas Geiersbichler A__ 1 Paraolympics<br />
B Thomas Morgenstern B__ 2 Snowboarden<br />
C Claudia Riegler C__ 3 zwei Silbermedaillen<br />
D Andreas Hagara D__ 4 eine Goldmedaille<br />
Abbildung 33: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 2 56<br />
Die Antworten werden nicht in der Reihenfolge des Textes angegeben. Das kann die<br />
Beantwortung erschweren, da das Augenmerk des Schülers immer auf alle Antworten<br />
gegeben sein muss. Bei schwierigeren Texten kann das die Schüler leicht überfordern<br />
(Paschke, 2000a, S. 90).<br />
Der größte Nachteil dieses Formates ist die Folgewirkung einer falschen Zuordnung.<br />
Hat ein Schüler einmal etwas falsch zugeordnet, ergibt sich zumindest bei einer anderen<br />
Zuordnung ein Fehler. Das lässt sich oftmals schwer korrigieren, zumal die Testzeit zu kurz<br />
ist und der Stimulus nicht noch einmal gehört werden kann.<br />
Paschke (2000a, S. 90) wendet auch hier ein, dass dieses Aufgabenformat nicht „die<br />
realen kognitiven Verstehensprozesse“ abbildet. Er ist (ebd.) der Meinung, dass „dies nur der<br />
Fall wäre, wenn zu einem Thema gängige, d.h. erwartbare Meinungen unabhängig vom Text<br />
formuliert würden.“ Die Antworten sollten also „jenen Erwartungen und Assoziationen<br />
entsprechen […], die ein Hörer aufgrund seines Kontextwissens ohnehin bilden würde“<br />
(Glaboniat, 1998, S. 209).<br />
56 Die Aufgaben wurden verändert, gemäß den Anforderungen nach Nichtveröffentlichung der Items von Seiten des BIFIE.<br />
114
Die Schwierigkeit dieses Formates liegt wahrscheinlich darin, das Kriterium des gleichen<br />
Kontextwissens aller getesteten Schüler zu erfüllen.<br />
3.4.5.4 Halboffene und Offene Item-Formate<br />
Da ganz offene Formate in Kompetenztestungen nur in einem geringen Ausmaß vorkommen,<br />
werden hier halboffene und offene Formate zusammengefasst. Beide gehören zu den<br />
produktiven Formaten, d.h. der Schüler muss selbst etwas produzieren und kann sich nicht auf<br />
vorgegebene Antwortmöglichkeiten verlassen.<br />
In Kompetenztestungen setzt man meist halboffene Formen ein, häufig verlangt man<br />
stichwortartige Antworten vom Schüler. Offene Formen, bei denen der Schüler das Gehörte<br />
mit eigenen Worten zusammenfassen muss – z.B. in Form eines Aufsatzes – werden ganz<br />
selten bei Testungen verwendet, da sie eine längere Bearbeitungszeit benötigen, die meist<br />
nicht zur Verfügung steht und vor allem eine „sehr aufwendige und weniger objektive und<br />
reliable Codierung mit sich“ bringt (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 21).<br />
Nach Granzer, Böhme und Köller (2008, S. 22) sollten offene Fragen nur dort<br />
eingesetzt werden, „wo Multiple-Choice-Items keine zufriedenstellende Messung gestatten“,<br />
also „nicht zur Überprüfung der Informationsentnahme oder zur Abtestung von<br />
Wissensbeständen, sondern vorrangig zur Testung komplexerer Anforderungen“.<br />
Offene Formate verlangen vom Entwickler, vom Probanden und vom Auswerter einen<br />
hohen Einsatz und trotzdem ist die Aufgabe nicht immer objektiv auszuwerten: „Offene<br />
Fragen sind durch ihre mangelnde Objektivität in der Auswertung grundsätzlich nicht<br />
überregional oder landesweit einzusetzen“ (Weeren, 1992, S. 59).<br />
Um trotzdem objektive auswertbare Antworten zu erhalten, hilft man sich damit, dass<br />
die Beantwortung durch konkrete Fragen oder vorgegebene Angaben zum Inhalt stärker<br />
gelenkt werden. Der Nachteil ist, dass der Schüler in seiner Antwort eingeschränkt wird und<br />
die gewünschte Verstehensebene nur schwer erreicht wird.<br />
115
Beispiel Offenes Item<br />
Hörbeitrag „Wetterbericht“<br />
Wo regnet es heute am meisten?<br />
Antworte in Stichworten. Schreib die Antwort auf die dafür vorgesehenen Zeilen.<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________<br />
Abbildung 34: Höraufgabe – Offenes Item<br />
Bei diesem Beispielitem wird die Antwort in Stichworten verlangt. Die Antwort wurde im<br />
Stimulus genau formuliert und die Beantwortung erfordert daher keine allzu komplexe<br />
kognitive Leistung auf Seiten des Schülers, wenn der Schüler erst nach dem Zuhören die<br />
Frage beantwortet und vielleicht sogar die Fragen vorher lesen konnte.<br />
Anders ist das, wenn gleichzeitig gehört, gelesen und beantwortet wird. Dann wird eine<br />
hohe kognitive Leistung verlangt und mehrere Kompetenzen sind notwendig. Dieses Item ist<br />
in diesem Fall auch ein gutes Beispiel für die Abgrenzung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz zu<br />
den Kompetenzen der Merkfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Schreibfähigkeit. Jede<br />
dieser Kompetenzen wird hier gebraucht, um die Aufgabe zu beantworten. Die Abgrenzung<br />
zu diesen Kompetenzen ist ein Problem offener und halboffener Formate.<br />
Der Vorteil von Formaten in der obigen Form ist, dass sie schneller und in höherer<br />
Anzahl bearbeitet werden können, ebenso wie halboffene Fragen, die in Form von<br />
Lückentexten oder Halbsätzen vorkommen. Trotz aller Nachteile sprechen Fachleute davon,<br />
dass offene und halboffene Formate als ziemlich authentisch angesehen werden können:<br />
„Eine reproduktive Antwort ist im Vergleich zur Auswahlaufgabe prinzipiell<br />
authentischer, das Verschriftlichen der Antwort (Mitschreiben) ist jedoch nur in bestimmten<br />
Fällen (z.B. Notieren der Programmzeiten des Stadtfestes) realitätsnahe“ (Glaboniat, 1998, S.<br />
184). Die Frage nach der Authentizität wird sich also immer stellen und ebenso die Tatsache,<br />
dass solche Aufgaben auch andere Kompetenzen erfordern. Deshalb ist es notwendig, dass die<br />
Anforderungen an die Merkfähigkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Schreibfähigkeit so<br />
gering wie möglich sind und dass sich die Aufgabe „sich so sehr an die Real life-Situationen<br />
der jeweiligen Zielgruppe annähert, dass die kombinierte Messung verschiedener<br />
116
Kompettenzen<br />
in deem<br />
besondeeren<br />
Fall alss<br />
valide ang gesehen werrden<br />
kann“ (Paschke, 2000a, 2 S.<br />
92).<br />
VVor<br />
der Testtung<br />
ist die Grundvoraaussetzung<br />
zu z erfüllen, dass alle AAntwortform<br />
mate den<br />
Schülerrn<br />
bekannt ssind,<br />
denn aauch<br />
„Unbekkanntes“<br />
ka ann zu nichtt<br />
validen Erggebnissen<br />
führen. fü<br />
3.5 EEinzuhalttende<br />
Kriterien<br />
bei HV- -Tests zuur<br />
Überpprüfung<br />
der<br />
BBildungssstandardds<br />
Für HVV-Tests<br />
zuur<br />
Überprüffung<br />
der BBildungssta<br />
andards gibbt<br />
es nochh<br />
weitere Kriterien K<br />
(Bedinggungen),<br />
diee<br />
beachtet wwerden<br />
müssen,<br />
um ei inerseits deen<br />
gesetzlichen<br />
Bestim mmungen<br />
zu entssprechen<br />
unnd<br />
andererseits<br />
die GGütekriterien<br />
n von Tesstverfahren<br />
einzuhalten n. Dazu<br />
gehörenn<br />
wie in Abbb.<br />
23 verdeeutlicht<br />
nebben<br />
der Zielg lgruppe (= PPersonen,<br />
ddie<br />
getestet werden)<br />
der Konntext,<br />
in demm<br />
die Tests stattfinden, die Testsitu uation bei HHV-Tests,<br />
ddie<br />
Präsenta ation der<br />
Tests unnd<br />
die Lösung<br />
und Auswertung<br />
der<br />
HV-Tests.<br />
3.5.1<br />
Der Konntext<br />
von Hörversttehenstest<br />
ts<br />
Ziel<br />
Organnisation<br />
BBildungs<br />
standards<br />
DDeutsch<br />
88.<br />
Schst.<br />
KOONTEXT<br />
AAbbildung<br />
335:<br />
Wesentliiche<br />
Kontex xtbedingunggen<br />
der Testts<br />
117<br />
Kompetenzz-<br />
modell<br />
Gessetzliche<br />
Verordnung
Den Koontext<br />
bildenn<br />
die gesetzzlichen<br />
Vorg<br />
Schulstuufe,<br />
die bei der Entwiccklung<br />
der H<br />
sind kompetenzoriientiert<br />
defiiniert<br />
und h<br />
Erarbeittet<br />
wurdee<br />
ein KKompetenzm<br />
Sprachbbewusstseinn,<br />
Lesen undd<br />
Zuhören/S<br />
umfasstt<br />
die fünf Deeskriptoren.<br />
57<br />
gaben zu de en Bildungssstandards<br />
iim<br />
Fach Deu utsch, 8.<br />
HV-Tests ei ingehalten wwerden<br />
müsssen.<br />
Die Standards<br />
haben als Grundlage G dden<br />
österreiichischen<br />
Lehrplan. L<br />
modell mi it den vvier<br />
Bereeichen<br />
Sc chreiben,<br />
Sprechen. Der D Kompetenzbereichh<br />
Zuhören/S Sprechen<br />
DDie<br />
Überprüüfung<br />
der H<strong>Hörverstehen</strong>nskompeten<br />
nz und der anderen Koompetenzen<br />
n erfolgt<br />
summattiv<br />
am Endee<br />
der 8. Schulstufe<br />
in jeder öster rreichischenn<br />
Schule unnd<br />
wird im Abstand<br />
von dreei<br />
Jahren duurchgeführt.<br />
Die standaardisierten<br />
HV-Tests H wwerden<br />
vomm<br />
BIFIE erstellt<br />
und<br />
an eineem<br />
genau festgelegteen<br />
Tag duurch<br />
gesch hulte Testleeiter/innen<br />
administrie ert. Die<br />
Auswerrtung<br />
und RRückmeldunng<br />
obliegt ebenfalls dem d BIFIE. Ziel der ÜÜberprüfung<br />
g ist die<br />
Qualitättsentwickluung<br />
des Unnterrichts,<br />
dder<br />
Schule und des SSchulsystemms.<br />
(BIFIE, , 2010a;<br />
BGBL. des BMUKKK,<br />
2009)<br />
3.5.2<br />
Die Testtsituation<br />
bei Hörvverstehens<br />
stests<br />
57<br />
Siehe KKapitel<br />
2.3.1.3.<br />
Verpflichtunng<br />
BIFIE<br />
Auswertunng<br />
Rückmelduung<br />
TTestablauf<br />
SIITUATION<br />
Testleiter<br />
Abbilddung<br />
36: Sittuative<br />
Bedi ingungen deer<br />
Tests<br />
118<br />
Scchule<br />
Objeektivität
Die dreijährigen Überprüfungen der Bildungsstandards in Deutsch sind gesetzlich verordnet<br />
und für alle Schüler der 8. Schulstufe verpflichtend. Ausgenommen sind nur Schüler mit<br />
sonderpädagogischem Förderbedarf und außerordentliche Schüler.<br />
Die Überprüfungen sind im ganzen Bundesgebiet einheitlich und finden am selben Tag<br />
in den Klassenräumen der jeweiligen Schule statt. Getestet werden mehr als je 90.000 Schüler<br />
in der 4. und 8. Stufe. Der Testablauf ist standardisiert, d.h. der Ablauf, die Instruktionen und<br />
die Testzeiten sind vom BIFIE vorgegeben und einzuhalten. Dafür werden schulinterne<br />
Testleiter vom BIFIE ausgebildet. Diese übernehmen die Testleitung an der Schule, mit der<br />
Auflage, der Testleiter sollte die zu testende Klasse nicht selbst unterrichten bzw. (in der Sek.<br />
I) auch das geprüfte Fach nicht. Zur Qualitätsprüfung werden an 10% der Schulen externe<br />
Testleiter, die vom BIFIE zufällig ausgewählt werden, eingesetzt. (BIFIE, 2010a)<br />
Die Überprüfung erfolgt anonym, d.h.<br />
[…] das BIFIE arbeitet ausschließlich mit Schüler-IDs, die von der Schule vergeben<br />
werden. […] Das BIFIE ist zu keinem Zeitpunkt im Besitz von Schülernamen oder<br />
der Zuordnung der IDs zu einzelnen Schülerinnen und Schülern. Auf der anderen<br />
Seite ist die Schule zwar im Besitz der Zuordnung von IDs zu Namen, verfügt aber<br />
über keine Test-Ergebnisse. (BIFIE, 2010a, S. 22)<br />
Die Testzeit für die HV-Tests ist derzeit mit 20 Minuten limitiert. Für die Wahl des<br />
Klassenraumes und der Abspielmedien (Recorder) ist der Testleiter zuständig (BIFIE, 2010a).<br />
Da in Zukunft die Überprüfung der Hörkompetenz zusammen mit den anderen<br />
Kompetenzen in Deutsch (Lesen, Sprachbewusstsein und Schreiben) stattfindet, empfehlen<br />
Granzer, Köller und Bremerich-Vos (2009, S. 363), dass die Hörtests am Beginn der<br />
Standardtests durchgeführt werden, da alle Schüler einer Klasse gleichzeitig die CD hören<br />
und anschließend die Items schriftlich zur selben Zeit bearbeiten und hier eine Rotation<br />
verschiedener Testhefte deshalb nicht möglich ist.<br />
Der Ablauf der Überprüfung ist genau festgelegt:<br />
Start ist am Beginn des normalen Vormittagunterrichts<br />
Schulleiter/in öffnet mit Testleiter/in die versiegelte Testbox des BIFIE<br />
Übergabe der Testmaterialien an die Testleiter/innen für die jeweilige Testklasse mit der<br />
Zuordnung der Testhefte zu den Schüler ID-Nummern (nach Klassenliste)<br />
119
Allggemeine<br />
Infformationenn<br />
und Instrukktionen<br />
an die d Schüler<br />
Vorr<br />
den <strong>Hörverstehen</strong>sauufgaben<br />
speezielle<br />
Instr ruktionen zzur<br />
Aufgabenstellung<br />
und zur<br />
Testtzeit<br />
Testtdurchführuung<br />
Beaantwortung<br />
ddes<br />
Kontexttfragebogenns<br />
(BIFIE, 2010a) 2<br />
Die Erggebnisse<br />
dess<br />
HV-Tests werden vomm<br />
BIFIE au usgewertet uund<br />
sowohl an die Schü üler und<br />
58<br />
Lehrer aals<br />
auch an die Schulbeehörden<br />
rücckgemeldet.<br />
3.5.3<br />
Die Prässentation<br />
von Hörvverstehen<br />
nstests<br />
Die Prääsentation<br />
ddes<br />
Tests bzzw.<br />
von Aufgabengrup<br />
ppen und ihrre<br />
Bedeutunng<br />
für Asse essments<br />
des Hörrverstehens<br />
stehen im MMittelpunktt<br />
dieses Kap pitels. Die AAbbildung<br />
zzeigt<br />
jene Faktoren, F<br />
die die AArt<br />
bzw. deen<br />
Ablauf deer<br />
Präsentattion<br />
eines HV-Tests H beestimmen:<br />
Lenkung L<br />
Abspieel<br />
häufigkeeit<br />
Störungeen<br />
DIE<br />
PRÄSSENTATION<br />
AAbbildung<br />
37: Variabllen<br />
der Präs sentation voon<br />
HV-Testss<br />
Die Vorraussetzunggen,<br />
unter ddenen<br />
eine ggute<br />
Präsent tation der HHörbeiträge<br />
stattfindet und u eine<br />
ungestöörte<br />
und erfoolgreiche<br />
Beearbeitung<br />
dder<br />
HV-Tes sts möglich ist, sind vieelfältig.<br />
58<br />
Der Abllauf<br />
über die geeplante<br />
Bewertuung<br />
und Rückmmeldung<br />
der Erg gebnisse ist nachhzulesen<br />
in BIFFIE,<br />
2010a.<br />
CD<br />
Raumakustik<br />
120<br />
Instruukt<br />
ioneen<br />
LLayout<br />
des<br />
TTestheftes<br />
Lautsttärke
Die Präsentation ist (u.a.) abhängig<br />
vom Medium (CD, dem MP3-File, etc.),<br />
von der Raumakustik, von der Qualität und von der Lautstärke (der Geräte),<br />
von den zu gebenden allgemeinen Instruktionen,<br />
vom Layout der Testhefte,<br />
von äußeren Störungen,<br />
von der Vorentlastung,<br />
von der Abspielhäufigkeit.<br />
Hörtexte bei HV-Tests werden bislang nur von Tonträgern, in den meisten Fällen von CDs,<br />
abgespielt. Diese CDs, von den Forschungsinstituten oder von ihnen beauftragten Tonstudios<br />
aufgenommen, beinhalten die Hörbeiträge, die von den Aufgabenentwicklern erstellt wurden.<br />
Wesentlich bei der Präsentation von den CDs sind die in Abb. 25 genannten Merkmale<br />
der Präsentation wie eine gute Aufnahmequalität, verständliche Stimmen, ein nicht zu<br />
schnelles Sprechtempo, die typischen Hintergrundgeräusche, eine deutliche Aussprache,<br />
bekannte Dialekte, wenige Störgeräusche, wenige Versprecher, geringe Überlappung der<br />
einzelnen Sprecher, der Situation angemessene Sprechpausen usw. Zur besseren Handhabung<br />
in der Testsituation sollten die einzelnen Hörbeiträge der Reihenfolge der Testaufgaben<br />
entsprechend aufgenommen sein und unserer Erfahrung nach erleichtert ein akustisches<br />
Signal (z.B. ein Gong) nach jeder Aufgabe die Verständlichkeit.<br />
Voraussetzung für die optimale Präsentation ist ein gutes Abspielgerät und die passende<br />
Lautstärke, die je nach Raumakustik neu einzustellen ist. Angenommen wird, dass die<br />
Raumakustik und auch die Sitzordnung in der Klasse einen Einfluss auf die<br />
Verstehensleistung haben. Bis jetzt fehlen dazu entsprechende Forschungsresultate (vgl.<br />
Behrens, 2010, S. 39).<br />
Behrens (2010) verweist noch auf die Störungen innerhalb der Klasse, die sich auf die<br />
Präsentation auswirken können. Störungen, wie die Lautstärke in der Klasse, die die Personen<br />
selbst verursachen oder die Ausstattung der Klasse, z.B. Sessel, die beim Verrücken Lärm<br />
verursachen können. Auch die Nachhallzeit in Klassenräumen beeinflusst die Konzentration<br />
der Schüler. Hat ein Raum lange Nachhallzeiten, so verschlechtert das die Raumakustik.<br />
„Zusammengenommen führt eine ungünstige Raumakustik zu bedeutend größeren<br />
Konzentrationsanstrengungen nicht nur beim Verstehen von Gesprochenen, sondern auch<br />
121
etwa beim stillen Arbeiten“ (Klatte, Meis & Schick, 2002 zit. in Behrens, 2010, S. 40; vgl.<br />
Kap. 2.1.2.2, Anhang M). Neben den Störungen innerhalb der Klasse gibt es noch jene, die<br />
von außen kommen, wie das Öffnen der Tür, Lärm von außerhalb des Raumes usw.<br />
Zu den weiteren Voraussetzungen einer guten Präsentation gehören noch die<br />
entsprechenden Instruktionen und das Layout der Testhefte. 59 Als Ergänzung zu Kapitel 3.4.2<br />
erwähnen wir noch den Umstand, dass die Instruktionen vom Testleiter oder Tonträger<br />
kommen können. Für ein Large Scale Assessment ist der Tonträger zu empfehlen, um die<br />
Objektivität der Testsituation zu gewährleisten.<br />
Als Beispiel für das Layout der Testhefte sind im Anhang G Testhefte des BIFIE<br />
angeführt, die mit einem Deckblatt beginnen, auf dem das Forschungsinstitut, der Titel des<br />
Tests, der Testort, das Unterrichtsfach, das Testjahr und die ID-Nummer der Schüler<br />
angegeben sind 60 . Auf den nächsten zwei Seiten findet man die allgemeinen Instruktionen und<br />
ein Hörbeispiel mit den Aufgabenformaten, die im Test vorkommen. Jeweils auf einer<br />
eigenen Seite sind die einzelnen Hörbeiträge mit ihren Items angeführt. Die Seiten sind gut<br />
leserlich gestaltet und entsprechen der Forderung nach Übersichtlichkeit.<br />
Die beiden letzten Einflussfaktoren auf die Präsentation eines HV-Tests sind die<br />
Lenkung (Vorentlastung) und die Abspielhäufigkeit (Präsentationshäufigkeit). Diese zwei<br />
Kriterien sind Gegenstand unserer Forschungsarbeit und bilden den Mittelpunkt der<br />
nachfolgenden Kapiteln 4.1.1 und 4.1.2, in denen die Hypothesen formuliert werden.<br />
3.5.4 Die Lösung und Auswertung der <strong>Hörverstehen</strong>stests<br />
Nach der Bearbeitung aller Testaufgaben durch einen Schüler werden die Antworten<br />
ausgewertet. Die summative Auswertung der HV-Tests für die Bildungsstandards in Deutsch,<br />
8. Schulstufe, erfolgt durch das BIFIE. Die Basis der Auswertung ist der vorher festgelegte<br />
Kodierplan. Dieser beinhaltet die genaue Kodierung jeder einzelnen Aufgabe, besonders jene<br />
der offenen und halboffenen Formate. Hier erwies sich bei der dieser Arbeit<br />
zugrundeliegenden Untersuchung die Schwierigkeit der Kodierung von offenen Formaten.<br />
Das Ergebnis unserer Pilotierung ergab, dass der Kodierplan erweitert und ergänzt werden<br />
muss, da die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten nicht ausreichend waren.<br />
59 Der Punkt Instruktionen wurde in Kapitel 3.4.2 schon genauer erläutert.<br />
60 Siehe auch Kapitel 4.2.2.<br />
122
Nachfolgend ein paar Beispiele der Kodierung einzelner Items:<br />
Scoring - Beispiele<br />
Hörbeitrag „Wetterbericht“ - Item Nr. XX Gesamtscore: f=0, r=1 (0/1)<br />
Hörbeitrag „Vortrag über Tutenchamun“ - Item Nr. XX Score für jedes Subitem: f=0, r=1 (0/1) -<br />
Gesamtscore max. 4 Punkte<br />
Hörbeitrag „Hausarbeit“ - Item Nr. XX Score für jedes Subitem: f=0, r=1 (0/1) - max. Score gesamt 4 Punkte<br />
Hörbeitrag „Jung bleiben“ - Item Nr. XX Score für jedes Subitem: f=0, r=1 (0/1) - Drei richtige Tipps wurden<br />
gewertet - max. Score also 3 Punkte.<br />
Abbildung 38: Bsp. für die Kodierung einzelner Items<br />
Die Werte ergeben zusammen einen Rohwert, der die Leistung des Schülers beim Test<br />
abbildet. Dieser Rohwert ist dann die Basis aller Berechnungen, die eine Skala ergeben bzw.<br />
einen numerischen Betrag für jeden Schüler auf einer Skala.<br />
123
Kapitel 4<br />
Die empirische Untersuchung<br />
124
4. Empirische Untersuchung<br />
4.1 Fragestellung und Kontext der Untersuchung<br />
Nach den theoretischen Grundlagen und den bestimmenden Faktoren zur Konstruktion von<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stests wenden wir uns im ersten Teil dieses Kapitels den zwei experimentellen<br />
Variablen zu, die unsere Forschungsarbeit definieren:<br />
Die Präsentationshäufigkeit und<br />
die Vorentlastung (die Lenkung).<br />
Der zweite Teil widmet sich dem Kontext der empirischen Untersuchung.<br />
4.1.1 Die beiden experimentellen Variablen<br />
In dieser Forschungsarbeit soll untersucht werden, ob die Vorentlastung oder Lenkung, die<br />
durch die Instruktion ausgedrückt wird und die Präsentationshäufigkeit einen Einfluss auf die<br />
<strong>Hörverstehen</strong>sleistung haben. In der Literatur wird diesbezüglich ein Zusammenhang<br />
vermutet, aber es gibt keine Einigkeit unter den Forschern. Wenn man von Gesprächen,<br />
Radiosendungen usw. im wirklichen Leben ausgeht, so hört man Gesprochenes meist nur<br />
einmal. Nur Gehörtes von Tonträgern wie CDs, Anrufbeantwortern usw. kann mehrmals<br />
abgespielt werden. Dem Prinzip der Authentizität entspricht deshalb eher das einmalige<br />
Präsentieren (Grotjahn, 2000, S.130f).<br />
Kritiker sehen aber darin die Gefahr der Überforderung. Sie meinen, dass das einmalige<br />
Hören einer Gesprächssituation von einer CD schwieriger sei, als bei Gesprächen in der<br />
realen Welt: „[…] <strong>Hörverstehen</strong> über eine Tonaufnahme ist immer schwieriger als das<br />
<strong>Hörverstehen</strong> in der Realität, wo das situative Umfeld, Gestik, Mimik und die<br />
Lippenbewegungen der Sprechenden beim Verstehen helfen. Dazu kommt, dass die<br />
mangelnde Qualität von Tonaufnahmen manchmal das Hören erschwert“ (Bolton, 1996, zit.<br />
n. Paschke, 2000b, S. 13).<br />
Bei den Hörtests (für Deutsch als Fremdsprache oder als Muttersprache), die bis jetzt<br />
zur Anwendung kamen, wurden die Texte einmal bis dreimal oder auch in Abschnitten<br />
präsentiert. Beim Schweizer Projekt HarmoS Schulsprache wurden die Hörbeiträge nur<br />
einmal abgespielt. Im Goethe-Institut werden Hörtexte immer zweimal präsentiert. Das<br />
österreichische Sprachendiplom Grundstufe I unterscheidet die Präsentationshäufigkeit je<br />
125
nach Textsorte, um die Authentizität zu gewährleisten. Das geht vom einmaligen Abspielen<br />
von Texten, die in der Realität nur einmal stattfinden (wie Alltagsgespräche, Interviews usw.)<br />
bis zum dreimaligen Abspielen von Texten mit hoher Informationsdichte (wie<br />
Tonbandansagen, Hotlines, Nachrichten von der Mobilbox und Anrufbeantwortern).<br />
Beim Zertifikat Deutsch (ZD) wird der Text mit den Aufgaben, die auf globales<br />
Verstehen zielen, einmal präsentiert, während der Text mit Aufgaben zum Detailverstehen<br />
und zum selektiven Verstehen zweimal abgespielt wird (Eriksson & Waibel, 2010, S. 73;<br />
Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010; Paschke, 2000a, S. 74).<br />
Das lässt den Rückschluss zu, dass es keine Regel zum einmaligen oder zweimaligen<br />
Abspielen gibt, sondern dass die Präsentationshäufigkeit von der Schwierigkeit des Textes/<br />
der Textsorte abhängt. Dieser Meinung ist auch Paschke (2000a, S. 74), wenn er sagt: „Diese<br />
Vorgehensweise deutet darauf hin, dass die Präsentationshäufigkeit von Hörtexten in einem<br />
Test nicht von den Verstehensanforderungen der Aufgabe abgekoppelt werden kann.“<br />
Ob man Hörtexte wirklich mit den Texten aus der realen Lebenssituation vergleichen<br />
kann, das wird stark hinterfragt. Paschke (2000a, S. 75) sieht deshalb die zwei-, dreimalige<br />
Abspielhäufigkeit nur als „Mittel der Kompensation“ der Unvergleichbarkeit von realen<br />
Gesprächen mit den Hörtexten. Er begründet diese Meinung folgendermaßen:<br />
Der Rezipient ist Teil einer Gesamtsituation (Ort, Zeit, Rollenbeziehungen usw.), die<br />
mögliche Äußerungen und ihre Interpretation entscheidend mitbestimmt;<br />
in direkter Kommunikation ist die akustische Qualität oft erheblich besser, Mimik und<br />
Gestik unterstützen die Mitteilung, es kann gelegentlich nachgefragt werden, und der<br />
Verlauf einer Konversation ist durch den Hörer beeinflussbar;<br />
in der Sprachwirklichkeit ist die emotionale Belastung durch Stress geringer als in der<br />
Testsituation;<br />
im authentischen Sprachgebrauch definiert der Rezipient seine Verstehensziele selbst;<br />
im Test muss er sie sich erst mühsam (meist lesend) zu eigen machen. (Paschke,<br />
2000a, S. 75)<br />
Die Uneinigkeit beim Thema „Präsentationshäufigkeit“ wird noch weitere Diskussionen<br />
erfordern. Grotjahn (2005, S. 131) empfiehlt deshalb die sogenannte „Sandwich-Variante“<br />
nach Bolton (1995, zit. n. Grotjahn, 2005, S. 131): „Die Lerner hören den Text zuerst einmal<br />
als Ganzes. Sie lesen dann die Aufgabe(n), damit sie bei der zweiten Präsentation<br />
zielgerichteter hören können. Anschließend hören sie den Text zum zweiten Mal und lösen<br />
dabei – oder danach - die Aufgabe(n).“<br />
126
Diese Art der Präsentation hat etliche Befürworter, impliziert sie den zweiten wichtigen<br />
Aspekt zur möglichen Erhöhung der <strong>Hörverstehen</strong>sleistung: die Vorentlastung oder Lenkung.<br />
Unter Vorentlastung versteht man das Lesen der Aufgaben vor dem Hören der<br />
Hörbeispiele oder in den Instruktionen wird das Thema des Hörtextes bekannt gegeben,<br />
Schlüsselwörter erklärt oder Bilder gezeigt, sogenannte Advanced Organizer (Eriksson &<br />
Waibel, 2010, S. 73; Krelle & Spiegel, 2009). Paschke (2000a, S. 77) versteht unter<br />
Vorentlastung die Kontextualisierung des Hörenden und die Vermittlung des Hörziels oder<br />
der Verstehensabsicht (vgl. Abb. 26, Verstehensebenen).<br />
Dazu gibt Solmecke (1996, zit. n. Paschke, 2000a, S. 77) ein Beispiel, wie diese<br />
Vorentlastung aussehen könnte:<br />
Eine weitere Konkretisierung der Situation und die Schaffung einer zielgerichteten<br />
Verstehensabsicht kann erreicht werden, indem man den Lernenden durch die<br />
Aufgabenstellung eine Rolle zuweist. Sie erwarten z.B. einen Onkel aus Basel.<br />
Stehen sie am richtigen Bahnsteig? Oder sie wollen nach München fahren. Ist das der<br />
richtige Zug?<br />
HarmoS setzte die Lenkung in Form von Bildern oder einführendem Text ein, aber die<br />
Schüler konnten die Aufgaben erst nach dem Hören lesen (Eriksson & Waibel, 2010, S. 73).<br />
Diese Vorentlastung oder Lenkung wurde empirisch schon mehrmals untersucht. Es<br />
gibt aber keine eindeutigen Ergebnisse. Nach einer Untersuchung von Sherman (1995, in<br />
Grotjahn, 2005, S. 131) hat die einmalige Präsentation und die vorher gelesene Aufgabe<br />
sowohl einen positiven als auch einen negativen Einfluss auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung. Auf<br />
der einen Seite werden die Aufmerksamkeit und das Interesse des Schülers auf bestimmte<br />
Informationen gelenkt und er weiß, was ihn erwartet und worauf er achten muss. Die negative<br />
andere Seite der Vorentlastung sieht Sherman darin, dass die Vorentlastung auch zu einer<br />
Informationsüberlastung führen kann. Er nennt das eine „flachere Verarbeitung des Textes“<br />
(Sherman, 1995, zit. n. Grotjahn, 2000, S. 17).<br />
Die Konzentration auf das Hören des Gesamttextes und die gleichzeitige Konzentration<br />
auf die Fragen kann für einige Schüler zu schwierig sein. Ebenso kann eine Vorinformation<br />
die Gefahr bergen, dass ein großes Desinteresse an einem bestimmten Thema bei bestimmten<br />
Schülern herrscht und eine Barriere gegen die Fragen aufgebaut werden. Ein Schüler möchte<br />
vielleicht nicht in eine ganz bestimmte Rolle schlüpfen. Da erscheint das reine Abfragen ohne<br />
vorherige Lenkung als zielführender. (Paschke, 2000a, S. 78) Auch Glaboniat (1998) meint,<br />
127
dass eine Motivation, die alle anspornt, nicht leicht zu finden ist und das lange Erklärungen<br />
auch verwirren können. „Da eine Kontextualisierung in erster Linie helfen soll, sich<br />
einzufühlen und aus dieser Position alle verfügbaren Strategien zu aktivieren, müssen die<br />
Vor- und Nachteile einer detaillierten Situationsbeschreibung gut abgewogen und die<br />
Entscheidungen immer auch aus dieser Perspektive getroffen werden“ (Glaboniat, 1998, S.<br />
183).<br />
Zusammenfassend kann aber in der Forschung eine Tendenz zur Lenkung bei HV-Tests<br />
beobachtet werden. Das Prinzip der Authentizität würde auch dafür sprechen: „Außerdem<br />
sind vorangestellte Aufgaben häufig authentischer als nachgestellte Aufgaben, da in der<br />
Realität das Hören eines Textes zumeist mit spezifischen Zielsetzungen und Fragestellungen<br />
auf Seiten des Hörers verbunden ist“ (Paschke, 2000a, S. 17).<br />
Aufgrund der Theorie liegt die Vermutung nahe, dass die zwei Variablen -<br />
Präsentationshäufigkeit und Lenkung - einen Einfluss auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung haben.<br />
Für diese Forschungsarbeit wird nun dieser Einfluss untersucht. Grundlage der Untersuchung<br />
bilden verschiedene Kombinationen der Präsentationshäufigkeit mit der Lenkung. Unser<br />
Beitrag zur Testentwicklung für die Überprüfung der Bildungsstandards durch das BIFIE<br />
setzt deshalb bei zwei konkreten Grundfragen zur <strong>Hörverstehen</strong>stestung an:<br />
1. Wir wollten herausfinden, wie oft ein Stimulus gespielt werden sollte (einmal oder<br />
zweimal), bis das Verständnis der Schüler optimal ist, d.h. um möglichst valide<br />
Leistungen zu erhalten.<br />
2. Die zweite Frage war jene, ob die Schüler die Items (= Fragen zum Hörtext) vor dem<br />
Abspielen lesen sollen oder nicht, ob also eine gewisse Vorentlastung oder Lenkung<br />
zu einem Vorverständnis bzw. einer größeren Lösungshäufigkeit führt.<br />
4.1.2 Fragestellung und Hypothesen<br />
Wir gingen bei unserer Untersuchung im Bereich der Testung von Bildungsstandards von vier<br />
verschiedenen Präsentationsformen des HV-Tests aus, die bei vier Schülergruppen (acht<br />
Klassen) erprobt wurden und dessen Effekte gemessen werden sollten:<br />
128
Vorentlastung<br />
Stimulus 1×<br />
abspielen<br />
129<br />
Stimulus 2×<br />
abspielen<br />
gelenkt – Items vorher lesen Testgruppe 1 Testgruppe 2<br />
ungelenkt – Items vorher nicht lesen Testgruppe 3 Testgruppe 4<br />
Abbildung 39: Testvarianten Vorpilotierung HS Mondsee<br />
Die grundsätzliche Forschungsfrage lautet also:<br />
Welchen Einfluss haben die verschiedenen Präsentationsformen auf die<br />
Lösungshäufigkeit der Schüler in einem <strong>Hörverstehen</strong>stest?<br />
Dazu prüften wir die Teilhypothesen:<br />
Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers, wenn der Stimulus<br />
ein- oder zweimal gespielt wird?<br />
Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers, wenn die Items vor<br />
dem Abspielen der Stimuli gelesen oder nicht gelesen werden?<br />
Gibt es spezielle, kombinierte Effekte?<br />
4.1.3 Kontext der Untersuchung<br />
Diese Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut BIFIE geplant und<br />
durchgeführt. Das BIFIE ist gesetzlich beauftragt, 2014 die Bildungsstandards (u.a. in<br />
Deutsch) flächendeckend in ganz Österreich bei Schülern der 4. und 8. Schulstufe zu<br />
überprüfen. Für diese Überprüfung sind erprobte, standardisierte Testverfahren notwendig,<br />
die bis 2014 am Forschungsinstitut entwickelt werden. Überprüft werden vier Bereiche des<br />
Kompetenzmodells Deutsch, wobei der Kompetenzbereich „Zuhören – <strong>Hörverstehen</strong>“ in<br />
Österreich erstmalig getestet wird, dies ergibt besonders viel Entwicklungsbedarf.<br />
Die Kooperation des Fachbereichs Erziehungswissenschaft der Universität Salzburg mit<br />
dem BIFIE ermöglichte es uns, an der Entwicklung der Testverfahren im Zuge dieser<br />
<strong>Masterarbeit</strong> mitzuarbeiten. Dass wir Deutschlehrerinnen an der UNESCO Hauptschule in
Mondsee sind, erleichterte die praktische Durchführung der Tests und die Schulbehörden in<br />
Oberösterreich und die Direktionen der beiden Hauptschulen unterstützten uns dabei.<br />
In der laufenden Entwicklung der Testinstrumente für die Überprüfung der<br />
Bildungsstandards (in Deutsch im Schuljahr 2013/2014) plant das BIFIE drei<br />
Pilotierungsstudien mit den folgenden Untersuchungsschwerpunkten:<br />
Geplante Pilotierungen<br />
Vor-Pilotierung<br />
Haupt-Pilotierung<br />
Nach-Pilotierung<br />
Zeitpunkt<br />
Juni 2011<br />
April 2012<br />
April 2013<br />
130<br />
Untersuchungsschwerpunkte<br />
Überprüfung der grundlegenden Abläufe:<br />
Verständnis der Instruktionen - Testablauf<br />
Ermittlung des Zeitbedarfs -<br />
Praktikabilität der Testspezifikationen<br />
Konzipierung des Itempools:<br />
Ergebnisse der Vorpilotierung werden zur<br />
Verbesserung der Testinstrumente herangezogen<br />
Überprüfung nachkonstruierter Items:<br />
Konzipierung eines großen Itempools<br />
Ersatz von Ausfall-Items<br />
Abbildung 40: Zeitplan wichtiger Pilotierungsphasen des BIFIE (BIFIE, 2011)<br />
Um bei der Vorpilotierung im Juni 2011 Testinstrumente im <strong>Hörverstehen</strong> einsetzen zu<br />
können, die wenigstens in einer kleinen Gruppe vorher erprobt wurden, wurde eine kleine<br />
Voruntersuchung geplant, die wir an den Hauptschulen in Mondsee durchführten und die die<br />
Grundlage des empirischen Teils der <strong>Masterarbeit</strong> bildet.<br />
An der UNESCO Hauptschule und an der Sporthauptschule in Mondsee sollten die<br />
Schüler der 4. Klassen (= Zielgruppe der Bildungsstandards) im <strong>Hörverstehen</strong> getestet<br />
werden. Die für den HV-Test notwendigen Aufgaben (Stimuli und Items) wurden von der<br />
Entwicklergruppe der PH OÖ (Leitung Dr. Gerhard Habringer) zur Verfügung gestellt.<br />
Zusammen mit den Fachleuten für Bildungsstandards am BIFIE erstellten wir die ersten Hefte<br />
mit den Testaufgaben. Besonders unsere Mitarbeit an den Instruktionen, dem Fragebogen für<br />
Schüler und an der Gestaltung der Hör-CDs war seitens des BIFIE erwünscht.<br />
Ziel dieser Voruntersuchung war es, erste Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob die<br />
Präsentationshäufigkeit der Stimuli einen Einfluss auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung der Schüler<br />
im Test hat und ob die Leistung höher ist, wenn die Schüler vorher die Testaufgaben lesen<br />
können (Vorentlastung). Das sollte zur Optimierung der Tests beitragen.
Neben diesen Haupteffekten wurden durch Befragung und Beobachtung überprüft:<br />
Das Verständnis der Instruktionen durch die Versuchspersonen<br />
Das Funktionieren des Testablaufs<br />
Die Testsituation und die subjektiven Empfindungen der Testpersonen<br />
Der Zeitbedarf (Pausen, Bearbeitungszeit)<br />
Die Eigenschaften der Aufgaben (z.B. Schwierigkeiten, Trennschärfen)<br />
Die Ergebnisse unserer Voruntersuchung sollten anschließend in die Optimierung der<br />
Testinstrumente der Vorpilotierung des BIFIE im Juni 2011 einfließen. Zum Zeitpunkt des<br />
Abschlusses dieser Arbeit ist diese Vorpilotierung bereits durchgeführt und vom BIFIE<br />
ausgewertet – siehe dazu die Anmerkungen im Kapitel 4.3.5.<br />
4.2 Methoden der Untersuchung<br />
4.2.1 Untersuchungsdesign<br />
Bei dieser Erhebung handelt es sich um eine kleine quasi-experimentelle Studie (mit<br />
natürlichen Gruppen = Klassen), die möglichen Effekten der Präsentation der Tests bzw. der<br />
Aufgaben nachging. Da es noch wenig Erfahrung mit HV-Tests gibt, ist die Prüfung dieser<br />
Überlegungen ein erster Schritt einer längeren Entwicklung. Die Kombination der beiden<br />
experimentellen Größen ergibt vier Gruppen:<br />
gelenkt<br />
(mit Lesezeit)<br />
ungelenkt<br />
(ohne Lesezeit)<br />
Präsentation<br />
Stimulus 1× abspielen<br />
Vorentlastung (Lesezeit)<br />
Testheft 1, CD 1<br />
Keine Vorentlastung<br />
Testheft 2, CD 2<br />
131<br />
Präsentation<br />
Stimulus 2× abspielen<br />
Vorentlastung (Lesezeit)<br />
Testheft 3, CD 3<br />
Keine Vorentlastung<br />
Testheft 4, CD 4<br />
Abbildung 41: Gruppen bzw. Varianten der Voruntersuchung HS Mondsee<br />
Der Stimulus ist der Hörbeitrag von einer CD (vgl. Tabelle 4), Ausgangspunkt für die<br />
darauffolgenden Fragen. Für diese Untersuchung wurden aus einem größeren Itempool der<br />
Entwicklergruppe Linz vier Hörbeiträge („Hausarbeit“, „Tintenfische“, „Jung bleiben“ und<br />
„Tutenchamun“) ausgewählt.
Präsentationshäufigkeit – zwei Varianten<br />
Wenn der Stimulus einmal abgespielt bzw. präsentiert wird, soll der Schüler gleich<br />
anschließend die Fragen in seinem <strong>Hörverstehen</strong>stest ab Seite vier beantworten. Er<br />
bekommt dafür eine genau festgelegte Zeit, welche auf der CD mit einem „Gong“<br />
gekennzeichnet ist.<br />
Bei zweimaliger Präsentation des Stimulus sind nach dem ersten Hörbeitrag zwei<br />
Sekunden Pause und dann ist der gesamte Stimulus noch einmal zu hören - die Schüler<br />
beantworten anschließend die Fragen in ihrem Testheft.<br />
Überprüft werden soll, ob eine zweimalige Präsentation günstiger ist und welche<br />
Nebeneffekte möglicherweise auftreten.<br />
Lenkung (Vorentlastung) – zwei Varianten<br />
Bei der gelenkten Testvariante bekommen die Schüler vorher eine gewisse Lesezeit<br />
für die kommenden Fragen, die an die Länge der Antwortformate angepasst ist und<br />
mit einem „Gong“ eingeleitet und beendet wird. So können sie vor dem Abspielen des<br />
Stimulus die Testaufgaben zum jeweiligen Hörbeitrag lesen und sich „vorbereiten“ –<br />
sie sind vorentlastet und wissen ungefähr, worum es im folgenden Beitrag gehen wird.<br />
Bei der ungelenkten Testvariante hat der Schüler keine Zeit, um vor dem Hören des<br />
Stimulus die Antwortformate zu lesen. Es gibt keine zeitliche Vorentlastung, d. h. dass<br />
der Schüler den Stimulus sofort nach dem Gong hört und anschließend die Fragen liest<br />
und beantwortet.<br />
Auch darüber gibt es bisher keine sicheren Erkenntnisse in der HV-Forschung, es muss<br />
herausgefunden werden, wie diese Anordnungen wirken.<br />
Tabelle 1: Auswahl und Anordnung der vier Versuchsgruppen in den beiden HS<br />
SPORT HS UNESCO HS Versuchs- Anzahl der Testheft<br />
01<br />
02 gruppen Schüler<br />
4A X 01 25 1<br />
4B X 02 22 2<br />
4C X 03 22 3<br />
4D X 04 21 4<br />
4A X 01 24 (+2 4B) 1<br />
4C X 02 20 (+5 4B) 2<br />
4D X 03 22 (+4 4B) 3<br />
4E X 04 19 (+6 4B) 4<br />
132
In der UNESCO HS wurden die 17 Schüler der 4B (eine Integrationsklasse) auf die anderen 4<br />
Klassen so aufgeteilt, dass ungefähr vier gleich große Gruppen entstanden (siehe Kapitel<br />
4.2.1.2.). Jeder Schüler bekam eine ID-Nummer, wobei jeweils zwei Stellen die Schule, die<br />
Klasse und den Schüler bezeichneten. Die Testgruppen erhielten die entsprechenden Testhefte<br />
(siehe Aufstellung Tabelle 1).<br />
Im folgenden Untersuchungsplan wird der Ablauf der Erhebung vorgestellt, die Zeiten<br />
für die Untersuchungen an den Schulen aufgelistet und beschrieben, wie eine Testeinheit<br />
aussah. Das weitere Stichprobendesign und die Stichprobe wird im darauffolgenden Kapitel<br />
näher erläutert.<br />
4.2.1.1 Untersuchungsplan<br />
Die Planung erfolgte gemeinsam mit dem BIFIE und den zwei Schulen. Ausschlaggebend für<br />
den Zeitpunkt war die Vorpilotierung im Juni 2011. Die Ergebnisse der Voruntersuchung<br />
sollten schon zur Verbesserung der Testinstrumente bei der Vorpilotierung beitragen, daher<br />
musste diese Untersuchung vorher abgeschlossen sein. Es war auch notwendig, den<br />
Unterrichtsverlauf an den zwei Hauptschulen möglichst wenig zu stören und so entstand der<br />
folgende Zeitplan:<br />
Zeitpunkt<br />
133<br />
Aufgaben<br />
September 2010 - Jänner 2011 Entwicklung der Untersuchungsinstrumente gemeinsam mit<br />
dem BIFIE<br />
Dezember 2011 Einholen der Genehmigungen des LSR OÖ, des BSR<br />
Vöcklabruck, der Direktoren und der Eltern<br />
22. Jänner 2011 Übernahme der Testinstrumente vom BIFIE<br />
26. Jänner 2011 Testung UNESCO HS: Klassen 4D (4. EH), 4A (5. EH) und<br />
4E (6. EH)<br />
27. Jänner 2011 Testung UNESCO HS: 4C (6. EH)<br />
31. Jänner 2011 Testung SHS: 4A (4.EH)<br />
1. Februar 2011 Testung SHS: Klassen 4B (2. EH), 4C (3. EH) und 4D (4. EH)<br />
1. Februar 2011 - 24. Februar 2011 Dateneingabe und Auswertung der Daten<br />
25. Februar 2011 Übermittlung der Ergebnisse an das BIFIE<br />
Abbildung 42: Zeitlicher Ablauf der Untersuchung<br />
Im September 2010 fanden die ersten Gespräche mit dem zuständigen Team des BIFIE statt.<br />
Im Oktober 2011 trafen wir mit dem Leiter der Entwicklergruppe der PH OÖ zusammen, um<br />
die Arbeit der Itementwicklung kennenzulernen, den genauen Forschungsbereich festzulegen
und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Von diesem Zeitpunkt an bis Jänner 2011<br />
wurden die Tests entwickelt. Nachdem im Dezember 2010 die behördliche Genehmigung und<br />
auch die der Eltern und der Direktoren vorlag, wurde der Untersuchungsplan für Jänner und<br />
Februar 2011 fixiert. Am 22. Jänner übernahmen wir die Testmaterialien vom BIFIE und die<br />
Testung erfolgte in den folgenden zwei Wochen an den Mondseer Hauptschulen laut<br />
nachstehendem Plan:<br />
Tabelle 2: Zeitpunkte der Tests<br />
Zeitpunkt<br />
UNESCO Hauptschule<br />
Mi<br />
26.01.2011<br />
Do<br />
27.01.2011<br />
134<br />
Mo<br />
31.01.2011<br />
Sport Hauptschule<br />
Di<br />
01.02.2011<br />
1.EH<br />
2.EH 4B<br />
3.EH 4C<br />
4.EH 4D 4A 4D<br />
5.EH 4A<br />
6.EH 4E 4C<br />
Eine Testeinheit für die Schüler umfasste eine Unterrichtsstunde (50`) und der geplante, für<br />
alle standardisierte Testablauf umfasste:<br />
1. Begrüßung ca. 3-4 Minuten<br />
2. Allgemeine Instruktionen (von der Vorlage vom Testleiter laut Handbuch gelesen)<br />
3. Ca. 25` <strong>Hörverstehen</strong>stest (von der jeweiligen CD der Gruppe gespielt)<br />
4. Bearbeitung des Kontextfragebogens<br />
4.2.1.2 Stichprobendesign und geplante Stichprobe<br />
Kontext:<br />
Es gibt im oberösterreichischen Mondseeland (Schulbezirk Vöcklabruck, 16.507 Einwohner)<br />
zwei Hauptschulen. Die Schüler sind nach einer Sprengelregelung entweder der UNESCO<br />
Hauptschule oder der Sporthauptschule zugeteilt – beides sind große Landhauptschulen mit<br />
Schwerpunkten. Das Lehrerkollegium der UNESCO Hauptschule besteht neben dem Leiter<br />
aus 35, die Sporthauptschule aus 42 Lehrern. In der UNESCO Hauptschule werden 355<br />
Schüler und in der Sporthauptschule 364 Schüler unterrichtet. Die folgende Tabelle gibt eine<br />
Übersicht über die relevante Schulstatistik:
Tabelle 3: Klassen/Leistungsgruppen in Deutsch in den untersuchten HS<br />
UNESCO<br />
HAUPTSCHULE<br />
135<br />
SPORT<br />
HAUPTSCHULE<br />
1. LG 2. LG 3. LG 1. LG 2. LG 3. LG<br />
4A 11 13 0 20 5 0<br />
4B 12 4 1 7 8 7<br />
4C 8 7 5 11 10 1<br />
4D 13 9 0 10 7 4<br />
4E 9 7 3 - - -<br />
Gesamt 53 40 9 48 30 12<br />
4.2.2 Der <strong>Hörverstehen</strong>stest<br />
4.2.2.1 Tests und Testaufgaben<br />
Die Aufgaben für den <strong>Hörverstehen</strong>stest wurden vom BIFIE (in Zusammenarbeit mit<br />
erfahrenen Mitarbeitern der PH OÖ) bereitgestellt. Die Materialien zur Prüfung der<br />
Kompetenzen bestehen aus:<br />
dem <strong>Hörverstehen</strong>stest (4 verschiedene Formen )<br />
dem Testleiterhandbuch (zu jeder Testform ein eigenes Handbuch)<br />
der CD mit den Stimuli (4 verschiedene Aufnahmen)<br />
Testheftvarianten<br />
Vorentlastung<br />
gelenkt<br />
keine Vorentlastung<br />
ungelenkt<br />
Stimuluspräsentation<br />
1x<br />
Stimuluspräsentation<br />
2x<br />
TH 1, CD 1 TH 3, CD 3<br />
TH 2, CD 2 TH 4, CD 4<br />
Abbildung 43: Untersuchungsgruppen und Materialien<br />
Alle vier Testhefte (TH) sind im Wesentlichen gleich aufgebaut (Titelblatt, zwei Seiten<br />
allgemeine Instruktionen, vier Seiten Hörbeiträge mit Items), nur die Titelblattbeschriftungen<br />
und der Hinweis bei den Instruktionen auf der zweiten Seite: „Du hörst jeden Beitrag einmal<br />
(oder) zweimal“ waren entsprechend den Bedingungen angepasst.
Zu jedem Testheft gibt es ein eigenes Testleiterhandbuch (THB), bestehend aus Titelblatt,<br />
einer Aufzählung, was im Vorfeld passieren soll (was vorzubereiten ist, was man mitbringen<br />
soll oder wie man den Klassenraum vorbereitet), der Einleitung mit einer Instruktion, dem<br />
Instruktionsbeispiel „Wetterbericht“ und den letzten 3 Seiten mit den Hörbeiträgen und der<br />
genauen zeitlichen Aufstellung für die „Gongs“ nach Sekunden. Zwischen den Handbüchern<br />
gibt es lediglich drei Unterschiede: die Beschriftung auf dem Titelblatt, die Variation auf<br />
Seite 3 im Satz: „Du hörst jeden Beitrag einmal (oder) zweimal“ und wenn der Stimulus<br />
zweimal abgespielt wird, ist dies extra im Ablauf verzeichnet.<br />
Die vier CDs für die <strong>Hörverstehen</strong>süberprüfung unterscheiden sich hinsichtlich des<br />
Inhaltes geringfügig, aber systematisch nach Versuchsgruppen:<br />
beim Instruktionsteil am Anfang der CD („Du hörst jeden Beitrag einmal (oder)<br />
zweimal“) - ansonsten ist dieser Teil bei allen gleich.<br />
der Stimulus (Hörtext) bei CD 3 und 4 wurde zweimal aufgenommen – auch hier ist<br />
alles andere ident mit den anderen CDs.<br />
Der „Gong“ bezeichnet immer den Anfang und das Ende eines Abschnittes (als Hinweis für<br />
die Schüler). Die Länge der CD ergibt sich durch die Länge der Stimuli und deren<br />
Wiederholungshäufigkeit:<br />
CD<br />
Präsentationshäufigkeit<br />
136<br />
Vorentlastung<br />
Länge der CD<br />
CD 1 1× gelenkt 18`27<br />
CD 2 1× ungelenkt 15`22<br />
CD 3 2× gelenkt 23`08<br />
CD 4 2× ungelenkt 19`59<br />
Abbildung 44: CDs der Testung, Länge<br />
Folgende HV-Aufgaben wurden ausgesucht und vier verschiedene Formate (Multiple-Choice<br />
- MC, Richtig-Falsch – r/f, Matching bzw. Zuordnungsitems oder offene Items) 61 verwendet:<br />
61 Erklärungen zu den einzelnen Formaten siehe Kapitel 3.4.5.
Tabelle 4: Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung 62<br />
Stimulus<br />
Nr.<br />
Schwierigkeitsgrad<br />
Art<br />
Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />
Deskriptor<br />
Nr.<br />
4 Stimuli, 9 Items<br />
Format Format Format<br />
4.2.2.2 Testvorgang – geplante Abläufe und Instruktionen<br />
Der Ablauf der Testsituation wurde bei allen acht Testgruppen standardisiert. Die Schüler der<br />
jeweiligen Klasse wurden gebeten, den Klassenraum zu verlassen und vor der Klasse zu<br />
warten. Wir als Testleiter (und die zusätzlichen Beobachter) bereiteten in dieser Zeit den<br />
Klassenraum vor:<br />
Tische abräumen, evtl. auseinander stellen und Trennwände aufstellen.<br />
Auf jeden Platz ein Post-it (mit ID-Nummer und dem Namen des Schülers) anbringen.<br />
Auf dem Lehrertisch den Rekorder aufstellen und die CDs, die Testhefte, das<br />
Testleiterhandbuch, Schülerlisten und Stifte bereitlegen.<br />
Zwei Tische für die Beobachter aufstellen (links und rechts neben dem Lehrertisch)<br />
und auch hier die Beobachtungsbögen, die Stoppuhr und den Stift bereitlegen.<br />
Vor dem Klassenraum ein Schild mit „Bitte nicht stören“ anbringen.<br />
Nach den Vorbereitungen in der Klasse wurden die Schüler namentlich aufgerufen und sie<br />
setzten sich auf „ihren“ Platz. Anschließend begrüßte die Testleiterin die Schüler und erklärte<br />
ihnen, worum es im folgenden <strong>Hörverstehen</strong>stest ginge. Dann wurden die Testhefte (zu den<br />
richtigen ID-Nummern) und die Stifte ausgeteilt und die Schüler darauf hingewiesen, noch<br />
62 Die Tabelle ist in voller Größe im Anhang L zu sehen und wurde nach einer Vorlage des BIFIE erstellt.<br />
137<br />
Stimuluslänge<br />
1 leicht dialogisch 2 und 4 matching 4/4 01:00<br />
2 mittel dialogisch 1 und 2 r/f MC MC 01:55<br />
3 mittel monologisch 3 und 4 Offen Offen r/f 01:17<br />
4 schwer monologisch 1 und 2 r/f matching 4/4 01:23<br />
Sprecher Thema - Inhalt<br />
Reporter<br />
erwachsen;<br />
Markus<br />
Kevin<br />
Jessica<br />
Lisa<br />
jugendlich<br />
1 Experte<br />
erwachsen;<br />
2 Sprecher<br />
jugendlich<br />
1 Sprecher (m)<br />
erwachsen<br />
1 Sprecher<br />
erwachsen<br />
Ferienradio<br />
Exkursion<br />
Infotainment<br />
Vortrag
alles (Testhefte und Post-its) liegen zu lassen, um zuerst die Nummern auf den Post-its mit<br />
der Testheftnummer zu vergleichen – um sicherzugehen.<br />
Nachdem alles in Ordnung war, begann die Testleiterin mit der allgemeinen Instruktion,<br />
bei der die Schüler mitlesen und mithören konnten. Abschließend wurde noch die Frage<br />
gestellt, ob sie alles verstanden hätten, da während der Testung keine Fragen mehr<br />
beantwortet würden. Danach wurde die CD mit den Stimuli abgespielt und die Schüler<br />
konnten die Aufgaben bearbeiten.<br />
Am Ende des <strong>Hörverstehen</strong>stests schlossen die Schüler ihre Testhefte und wir<br />
sammelten sie der Reihe nach ein. Die Schüler wurden gebeten, anschließend noch den<br />
Schülerfragebogen auszufüllen (vgl. Kapitel 4.2.3.2), welcher entsprechend ihrer ID-<br />
Nummern verteilt worden war. Nach dem Absammeln der Schülerfragebögen bedankten wir<br />
uns noch bei den Schülern und als kleines Dankeschön durften sie den Stift behalten.<br />
4.2.2.3 Auswertungsvorschriften<br />
Für die Voruntersuchung wurden die folgenden vier Antwortformate verwendet. 63<br />
Multiple Choice Aufgaben (MC),<br />
Richtig/Falsch Items (r/f),<br />
Zuordnungsaufgaben (match) und<br />
Offene/halboffene Antwortformate (offen).<br />
Bewertet wurde jedes Item gesamt mit 0/1 (0 = falsch, 1 = richtig). Jedes Subitem wurde<br />
ebenfalls mit 0/1 kodiert, für weitere Analysen. Für die Testleistung eines Schülers wurde der<br />
Gesamtscore eines Items gerechnet und zum Gesamtscore aller 9 Items der vier Höraufgaben<br />
summiert. Ein Item war nur dann als richtig zu kodieren, wenn auch alle Subitems richtig<br />
gelöst waren.<br />
Da der gesamte <strong>Hörverstehen</strong>stest 9 Items hat, ergibt der potentielle Gesamtscore des<br />
HV-Tests 9 Punkte. Die Höraufgabe „Hausarbeit“ enthält ein Item, Aufgabe „Tintenfische“<br />
besteht aus 3 Items, Aufgabe „Jung bleiben“ ebenfalls aus 3 Items und Aufgabe<br />
„Tutenchamun“ enthält 2 Items.<br />
63 Vgl. Kapitel 3.4.5.<br />
138
Tabelle 5: Die vier HV-Aufgaben – Formate/Auswertungsvorschriften/Punkte<br />
Stimulus-Nr.<br />
Antwortformate<br />
139<br />
Subitem<br />
Gesamt<br />
Gesamtscore<br />
1 match 0/1 0/1 0/1<br />
2 MC, MC, r/f 0/1 0/1 0/3<br />
3 offen, offen, r/f 0/1 0/1 0/3<br />
4 r/f, match 0/1 0/1 0/2<br />
Testleistung 0/9<br />
4.2.3 Begleitende Befragung und Beobachtung<br />
4.2.3.1 Der Fragebogen für die Schüler<br />
Wir haben einen Fragebogen für die Schüler konstruiert (in Absprache mit den Zuständigen<br />
des BIFIE), damit die Abläufe und Ergebnisse des <strong>Hörverstehen</strong>stests zusätzlich durch die<br />
Antworten des Bogens erläutert werden können. Das Ziel ist, aufschlussreiche Informationen<br />
über die Praxistauglichkeit des HV-Tests von den Schülern zu erhalten. Der Fragebogen dient<br />
auch dazu, für weitere Tests des BIFIE richtungsweisende Daten bezüglich der Zeitvorgabe,<br />
der Pausen, der Verständlichkeit der Instruktionen, der Antwortformate oder der<br />
Hörgewohnheiten zu bekommen, um in Zukunft (Vorpilotierung im Juni 2011 – vgl. Kapitel<br />
4.1.3) dies zu berücksichtigen und die Testinstrumente zu optimieren. Der Schülerfragebogen<br />
wurde an alle 172 Schüler ausgeteilt, welche auch am <strong>Hörverstehen</strong>stest teilgenommen haben<br />
(vollständiger Bogen siehe Anhang G).<br />
Als inhaltliche Kriterien bzw. Kategorien wurden ausgewählt: Verständlichkeit der<br />
Instruktionen, (akustische) CD-Verständlichkeit, eingeschätzte Schwierigkeit des Tests,<br />
Bearbeitungszeit, Wohlfühlen und Stressempfinden, Einstellung zum Hören und Vorwissen<br />
durch den Deutschunterricht.<br />
Item-Nummern der Kategorien: Verständlichkeit (Item Nr. 5 bis 8), CD-<br />
Verständlichkeit (Item Nr. 10, 12, 13, 14), Schwierigkeit des Tests (Item Nr. 9, 11),<br />
Bearbeitungszeit (Item Nr. 15, 16), Wohlfühlen (Item Nr. 17, 20), Stressempfinden (Item Nr.<br />
18, 19), Einstellung zum Hören (Item Nr. 21 mit 10 Subitems) und Vorwissen durch den<br />
Deutschunterricht (Item Nr. 22 mit 6 Subitems).<br />
Wichtige Angaben zur Person waren: Das Geschlecht, das Geburtsjahr, die<br />
Leistungsgruppe, die letzte Zeugnisnote in Deutsch und das Herkunftsland des Schülers und<br />
der Eltern.
Wie von Bortz u. Döring (2006, S. 255) vorgeschlagen, wurden für die Erfassung von<br />
Einstellungen durchwegs Behauptungen formuliert, konkrete Sachverhalte hingegen wurden<br />
als direkte Fragen gestellt. Vorwiegend wurden geschlossene Frageformate verwendet, um die<br />
Auswertung zu erleichtern. Die Antwortformate sind entweder dichotom (0-1) oder drei- bis<br />
vierstufige Ratingskalen (siehe Original im Anhang G).<br />
4.2.3.2 Durchführung der Schülerbefragung<br />
Die Befragung erfolgte im Anschluss an den <strong>Hörverstehen</strong>stest. Nach dem Absammeln der<br />
Testhefte wurden die Kontextfragebögen verteilt und die Schüler hatten ausreichend Zeit zum<br />
Ausfüllen, im Allgemeinen benötigten sie zwischen 7 und 10 Minuten. Es wurde ihnen<br />
zugesichert, dass die Antwortbögen anonym seien und sie wurden gebeten, die Bögen ehrlich<br />
zu beantworten. Die (geringe Anzahl) der auftauchenden Schülerfragen wurden sofort<br />
beantwortet und mit deren Zeit auf der Rückseite des Beobachtungsbogens (vgl. Kapitel<br />
4.2.3.4) notiert.<br />
4.2.3.3 Der Beobachtungsbogen<br />
Für die Bewertung und künftige Optimierung der Testdurchführung wurde als zusätzliche<br />
Methode eine systematische Beobachtung mit Verhaltenskategorien gewählt. Das Ziel war,<br />
das Verhalten der Schüler während der allgemeinen Instruktion und während der Testung zu<br />
beobachten und so evtl. Aufschlüsse für mögliche Verbesserungen des Ablaufs, der Methode<br />
und der Instrumente zu erhalten.<br />
Der Beobachtungsbogen umfasst drei Seiten (siehe Abb. 45 und Anhang G). Auf dem<br />
Titelblatt werden die Daten über die Schule und die Klasse eingetragen und Tabellen geben<br />
Aufschluss über das Datum der Testsitzung, den Namen des Testleiters und den Namen des<br />
Beobachters. Die Zeiten der Beobachtung werden darunter eingetragen, damit festgehalten<br />
wird, wann die Instruktion, die Testung und der Fragebogen begonnen haben und wann sie<br />
beendet wurden.<br />
Die zwei Beobachter haben mit einer Stoppuhr die Zeiten festgehalten und etwaige<br />
Vorkommnisse mittels Strich im vorgegebenen Raster eingetragen bzw. besondere, nicht<br />
aufgelistete Beobachtungen, Kategorien oder Fragen zum Fragebogen am Seitenende notiert.<br />
Auf der zweiten Seite des Beobachtungsbogens wurde das Verhalten während der<br />
140
allgemeinen Instruktion festgehalten und auf der dritten Seite das Verhalten während der<br />
Testung. Die leere vierte Seite wurde dazu benutzt, um etwaige Fragen oder Anmerkungen in<br />
Bezug auf den Schülerfragebogen zu notieren.<br />
Abbildung 45: Beobachtungsbogen Seite 2 und 3 64<br />
Die Kriterien für die Beobachtung wurden als Kategorien vorher festgelegt und die<br />
Beobachtungszeiträume in Minutenabstände eingeteilt. Das Verhalten während der<br />
allgemeinen Instruktion umfasst insgesamt sieben Kategorien, ebenso das Verhalten während<br />
der Testung.<br />
In jeder Klasse wurden je zwei unabhängige Beobachtungsbögen ausgefüllt. Aus<br />
Platzgründen saßen die Beobachter (Lehrer) während der Testung jeweils links und rechts auf<br />
einem eigenen Tisch vor der Klasse. Die Beobachter wurden vor der Testung über die<br />
Handhabung der Instrumente genau instruiert, um eine hohe Übereinstimmung zu<br />
gewährleisten.<br />
4.2.4 Qualitätskriterien Instrumente - Durchführung und Gültigkeit<br />
4.2.4.1 Objektivität – Reliabilität des <strong>Hörverstehen</strong>stests<br />
In diesem Kapitel wird im Besonderen auf die Bemühungen eingegangen, für den HV-Test<br />
möglichst hohe Objektivität und Reliabilität zu sichern. Die Prüfung der Validität und dessen<br />
Schwierigkeiten wurden schon im Theorieteil ausführlich behandelt. Besonders die<br />
Konstruktvalidität ist bei diesem Pilottest schwer einzuschätzen, da es noch keine<br />
64 Der vollständige Bogen ist im Anhang G.<br />
141
vergleichbaren HV-Tests gibt und die Abgrenzung zu den anderen Kompetenzen bei diesem<br />
Stand der Forschung noch nicht eindeutig genug möglich ist. 65<br />
Objektivität des <strong>Hörverstehen</strong>stest<br />
„Die Objektivität eines Tests gibt an, in welchem Ausmaß die Testergebnisse vom<br />
Testanwender unabhängig sind“ (vgl. Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S. 195). Wir<br />
haben uns im Besonderen um hohe Durchführungs- und Auswertungsobjektivität bemüht.<br />
Die Durchführungsobjektivität ist dann bei einem Test gegeben, wenn das Testergebnis<br />
der Probanden vom Testleiter unbeeinflusst ist (vgl. Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S.<br />
195). Die Durchführungskriterien müssen demnach genau festgelegt sein und in allen<br />
Testklassen einheitlich sein. Dazu gehören die Instruktionen, die Raumbedingungen, die CDs,<br />
die Testzeit und die Testaufgaben mit ihren Formaten.<br />
Der HV-Test war ein Pilotversuch im Rahmen der Testentwicklung von<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stests für die Überprüfung der Bildungsstandards ab 2014 des BIFIE. Deshalb<br />
wurde besonderes Augenmerk auf die Durchführungsobjektivität gelegt und alle Probleme<br />
diesbezüglich sollten festgehalten werden.<br />
Eine hohe Objektivität weist der Ablauf im Rahmen der Hör-CDs auf. Dieser war in<br />
allen Testgruppen gleich. Unterschiede gab es nur systematisch bei den Instruktionen von der<br />
CD, die nach den vier Versuchsgruppen variierten und ja Gegenstand der Untersuchung<br />
waren. Die verwendeten Höraufgaben waren in allen Gruppen ident und weisen aufgrund<br />
ihrer Antwortformate (viele geschlossene und nur zwei offene Formate), eine hohe<br />
Auswertungsobjektivität auf.<br />
Weniger standardisieren ließen sich manche Rahmenbedingungen, in denen die<br />
Erhebungen stattfanden. Die Tests fanden entweder in den Klassenräumen statt oder im<br />
Physikraum der UNESCO Hauptschule. Diese unterschiedlichen Testräume brachten etwas<br />
Unruhe während der Testphase und auch Schwierigkeiten mit den eingesetzten mobilen<br />
Trennwänden zwischen den Schülern, die nicht überall gleich stabil hielten. Auf die<br />
Testräume ist in weiterer Folge Augenmerk zu legen, um relativ gleiche bzw. „ruhige“<br />
Raumverhältnisse für alle Probanden zu schaffen.<br />
65 Vgl. Kap. 2.2.2 und 3.3.<br />
142
Auch der Testzeitpunkt hatte Einfluss auf die Testsituation. Beobachtet werden konnte, dass<br />
Schüler, die um die Mittagszeit getestet wurden, deutlich unruhiger waren als jene, die in den<br />
Morgenstunden überprüft wurden. Als bester Testzeitpunkt erwies sich die 2. Einheit (ca. 9<br />
Uhr).<br />
In allen Testklassen wurde der gleiche Testleiter eingesetzt. Dieser erteilte die<br />
vorbereiteten Instruktionen, die im Testleiterhandbuch (siehe Anhang G) festgehalten sind.<br />
Das war aber nicht immer wortwörtlich möglich, da aktuell auf einzelne Situationen (Unruhe,<br />
Fragen usw.) reagiert werden musste. Nach den Ergebnissen des Beobachtungsbogens<br />
entstand die Unruhe vor allem in der ersten Hälfte der Instruktionen. Eine Verkürzung der<br />
einleitenden Instruktionen wäre zu überlegen, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />
Möglicherweise würden Instruktionen auf den CDs die Objektivität erhöhen.<br />
Auch der Einsatz von Beobachtungspersonen veränderte die Testsituation. Einzelne<br />
Schüler äußerten anfangs ihren Unmut über die („fremde“) Beobachtung. Dass die<br />
Beobachtung die Testsituation etwas beeinflussen würde, war einkalkuliert, war doch die<br />
Beobachtung ein wichtiges Instrument, um neben dem Schülerfragebogen wichtige Hinweise<br />
zur Testsituation zu erhalten. Besonders auch deshalb, weil den Testschülern diese Art von<br />
HV-Tests gänzlich unbekannt war. Allerdings hoffen wir, dass dieser Einfluss einigermaßen<br />
ähnlich in allen Gruppen war.<br />
Insgesamt konnte eine maximale Durchführungsobjektivität während dieses Pilottests<br />
noch nicht erreicht werden. Die oben genannten Verbesserungsvorschläge könnten aber<br />
künftig zur Verbesserung beitragen.<br />
Hohe Auswertungsobjektivität war durch den Kodierplan und die<br />
Auswertungsvorschriften gesichert (vgl. Kap. 4.2.2.3). Der Kodierplan musste besonders bei<br />
den offenen Formaten nach der Erhebung etwas angepasst werden. Manche<br />
Items/Antwortvorgaben werden vom BIFIE überarbeitet werden müssen, da sie noch nicht<br />
eindeutig formuliert waren und die Bewertung einen zu großen Spielraum zuließ.<br />
Die Reliabilität des HV-Tests<br />
„Die Reliabilität eines Tests kennzeichnet den Grad der Genauigkeit, mit dem das geprüfte<br />
Merkmal gemessen wird“ (Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S. 196). Reliabel ist ein Test<br />
dann, wenn möglichst wenige Messfehler das Testergebnis beeinflussen.<br />
143
Der HV-Test ist ein erster Pilotversuch und besteht aus einer Skala von nur neun Items. Die<br />
Skala hat zum Ziel, die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz der Schüler der 8. Schulstufe zu messen –<br />
allerdings ist nicht zu erwarten, dass beim ersten Versuch sehr hohe Reliabilitätswerte erreicht<br />
werden können. Die Reliabilitätsanalyse für das innere Skalenkonsistenzmittel Cronbachs<br />
Alpha (.44) bringt auch niedrige Werte, dieser ist einerseits methodisch durch die geringe<br />
Anzahl der Items, andererseits durch die Inhomogenität bzw. die geringe Korrelation der<br />
Aufgaben bedingt. Auch die Trennschärfe der Aufgaben liegt eher im unteren Bereich (um<br />
.16 bis .27, bis auf zwei Ausnahmen).<br />
Tabelle 6: Reliabilitätsanalyse des HV-Tests<br />
Reliabilitätsanalyse des HV-Tests<br />
Items<br />
Schwierigkeitsindex<br />
Betrachtet man den Schwierigkeitsindex der verwendeten Items, so zeigt sich, dass das Item<br />
2.3 und das Item 2.1 zu schwierig waren: Nur 15% der Schüler konnten das Item 2.3 und nur<br />
20% das Item 2.1 richtig beantworten. Auch das Item 4.1 fällt mit einer relativ hohen<br />
Schwierigkeit auf. Bei einem Test, der vor allem im Bereich des Kriteriums der HV-<br />
Kompetenz (Erreichung der Regelstandards) gut messen soll, scheint das zu schwierig zu<br />
sein. Die Trennschärfe umfasst den Bereich zwischen .10 und .22. Hier sind besonders die<br />
Werte der Items 2.1, 2.3, 3.1, 3.3 und 4.1 ungünstig. Diese sind zu wenig trennscharf.<br />
Zusammengefasst fallen besonders die Items 2.1, 2.3 und 4.1 negativ auf. Diese<br />
korrelieren nur niedrig mit den übrigen Items und erweisen sich als zu schwierig für die<br />
144<br />
Trennschärfe<br />
Cronbachs Alpha,<br />
wenn Item<br />
eliminiert<br />
Item 1.1 91% .21 .41<br />
Item 2.1 20% .20 .43<br />
Item 2.2 49% .22 .39<br />
Item 2.3 15% .17 .41<br />
Item 3.1 97% .16 .43<br />
Item 3.2 58% .27 .37<br />
Item 3.3 52% .13 .43<br />
Item 4.1 27% .10 .44<br />
Item 4.2 55% .22 .39
Schüler und weisen eine geringe Trennschärfe auf. Dieser Hörtest erweist sich als noch zu<br />
wenig zuverlässig, was aber bei einem ersten Versuch nicht ungewöhnlich erscheint.<br />
4.2.4.2 Der Schülerfragebogen: Gütekriterien<br />
Der Schülerfragebogen dient als begleitende Evaluation des HV-Tests und der Testsituation,<br />
um sinnvolle Hinweise zu deren Optimierung zu erhalten.<br />
Grundlage des Fragebogens war ein bereits eingesetzter Kontextfragebogen des BIFIE,<br />
der von uns ergänzt und angepasst bzw. neu bearbeitet wurde. Um die Auswertung zu<br />
erleichtern, besteht der Fragebogen hauptsächlich aus geschlossenen Formaten und nur zwei<br />
Splitfragen – für genauere Hinweise. Dieses Vorgehen sichert hohe Objektivität bei der<br />
Auswertung (vgl. Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S. 195).<br />
Der Versuch, die Fragen eindeutig und der Zielgruppe entsprechend verständlich zu<br />
formulieren, dürfte gelungen sein. Das beweist auch die Rücklaufquote. Alle 172 Schüler<br />
füllten den Bogen aus. Bei 11 Items gab es eine geringe Anzahl fehlender Werte (missings),<br />
aber nicht einmal 1% der erforderlichen Antworten fehlten.<br />
Die Durchführungsobjektivität<br />
Die Rahmenbedingungen wurden schon beim HV-Test erläutert. Dieselben Bedingungen und<br />
Probleme gelten auch für den Fragebogen, der im Anschluss an den HV-Test ausgeteilt<br />
wurde. Die Durchführungsobjektivität ist als relativ hoch einzuschätzen. Alle Schüler<br />
erhielten idente Instruktionen. Der Zweck der Befragung wurde ihnen erklärt und sie wurden<br />
gebeten, die Fragen ehrlich zu beantworten. Ebenfalls wurde ihnen Anonymität zugesichert.<br />
Bei Unklarheiten konnte gefragt werden. Dies wurde aber kaum in Anspruch<br />
genommen und störte auch nicht den Ablauf. Fragen wurden nur zum Item 4 gestellt. Der<br />
Einfluss des Testleiters war deshalb sehr gering. Es gab auch keine Zeitvorgaben. Jeder<br />
Proband konnte in seinem individuellen Tempo die Fragen bearbeiten. Während der<br />
Bearbeitungsphase herrschte eine besonders ruhige Atmosphäre.<br />
145
Auswertungsobjektivität<br />
Die Objektivität der Auswertung war gegeben. Die Auswertungsvorschriften waren einfach<br />
und wurden vorher festgelegt. Die relativ sorgfältige Beantwortung durch die Schüler hielt<br />
die Fehlerquellen sehr gering. Die Möglichkeit von Flüchtigkeitsfehlern bei der Dateneingabe<br />
wurde durch doppelte Prüfung eingeschränkt. Die Daten wurden einem abschließenden<br />
Plausibilitätscheck unterzogen, um diese Fehler auszuschließen. Es kann somit von einer<br />
hohen Auswertungsobjektivität und Datenqualität ausgegangen werden.<br />
Der Fragebogen wurde in dieser Form zum ersten Mal als Evaluationsinstrument<br />
eingesetzt und deshalb lässt sich seine Zuverlässigkeit nicht unmittelbar bestimmen. Dazu<br />
wären mehrere Vergleichsmessungen nötig. Messfehler wie „Soziale Erwünschtheit“,<br />
„Akquieszenz“, „Tendenz zur Mitte“, Positionseffekte usw. zum Test-/Befragungszeitpunkt<br />
lassen sich beim einmaligen Einsatz nicht eindeutig feststellen. (vgl. Raab-Steiner & Benesch,<br />
2010)<br />
4.3 Ergebnisse der Untersuchung zum <strong>Hörverstehen</strong><br />
4.3.1 Die resultierende Stichprobe<br />
Die neun Klassen der beiden Schulen nahmen am Test teil – die 4B der UNESCO-HS, eine<br />
[I]-ntegrationsklasse, (21 Schülerinnen, davon 4 [I]-Kinder) wurde allerdings aus<br />
organisatorischen Gründen – eine Grippewelle hatte den Schülerstand zur Überprüfungszeit<br />
reduziert - auf die anderen Klassen der UNESCO-HS so per Zufall aufgeteilt, dass etwa<br />
gleich große Gruppen entstanden: Von den 13 anwesenden 4B-lern wurde eine Schülerin der<br />
4A, 5 der 4C, 4 der 4D und 3 der 4E alphabetisch zugeteilt.<br />
Von den gesamt 192 Hauptschülern der 4. Klassen nahmen so 172 an der Erhebung<br />
(Testung und Befragung) teil. 20 Schüler waren am Tag der Untersuchung nicht in der Schule<br />
anwesend.<br />
Die folgende Tabelle 7 gibt eine Beschreibung der erzielten Stichprobe:<br />
146
Tabelle 7: Charakteristik der Schüler in der Stichprobe<br />
Charakteristik der Schüler in der Stichprobe<br />
Versuchsgruppe<br />
n<br />
Klasse<br />
n<br />
im Test<br />
Fehlend Anteil der<br />
Klassen<br />
Von den N = 172 teilnehmenden Schülern besuchen 85 Schüler (49,4%, davon 44 Mädchen<br />
und 41 Knaben) die SHS Mondsee und 87 Schüler (50,5%, davon 44 Mädchen und 43<br />
Knaben) die UNESCO Hauptschule. Die Verteilung der Schüler auf die zwei Schulen ist<br />
nahezu gleich, ebenso die Verteilung der Geschlechter. Das durchschnittliche Alter der<br />
Probanden beträgt 13,98 Jahre, wobei der jüngste Schüler 13,27 Jahre alt ist und der älteste<br />
15,27 Jahre.<br />
Die Stichprobe ist eine natürliche, geklumpte Stichprobe (Klumpen = Klassen) und den<br />
Versuchsgruppen wurden Klassen der Reihe nach zugeordnet. Die Anzahl der Schüler pro<br />
Klasse und pro Versuchsgruppe variiert leicht.<br />
Die Verteilung der Versuchspersonen auf die Leistungsgruppen zeigt, dass mehr als die<br />
Hälfte der Schüler der 1. LG in Deutsch angehören (52%), 37% besuchen die 2. LG und 12%<br />
die 3. LG. Der Anteil von Schülern der 1. LG ist in einer Landhauptschule wie Mondsee<br />
relativ hoch, denn nur wenige Schüler besuchen das Gymnasium im eher weit entfernten<br />
Bezirksort Vöcklabruck oder in Salzburg (ca. 25 km). Die Verteilung der 3. LG auf die<br />
Klassen (und damit Versuchsgruppen) ist ziemlich ungleich, daher wurde für die<br />
Hypothesenprüfung nicht nur ein Gesamtdesign gewählt, sondern auch ein um die 3. LG<br />
reduziertes Design (siehe Kapitel 4.3.2.2).<br />
147<br />
weibl männl LG1 % LG2 % LG3 %<br />
SHS 4A 1 25 23 2 13% 13 10 19 83% 4 17% 0 0%<br />
SHS 4B 2 22 21 1 12% 9 12 6 29% 8 38% 7 33%<br />
SHS 4C 3 22 21 1 12% 9 12 10 48% 9 43% 2 10%<br />
SHS 4D 4 21 20 1 12% 13 7 9 45% 7 35% 4 20%<br />
UNESCO 4A* 1 26 23 3 13% 9 14 10 43% 13 57% 0 0%<br />
UNESCO 4C* 2 25 23 2 13% 15 8 12 52% 6 26% 5 22%<br />
UNESCO 4D* 3 26 22 4 13% 10 12 14 64% 8 36% 0 0%<br />
UNESCO 4E* 4 25 19 6 11% 10 9 9 47% 8 42% 2 11%<br />
Summe 192 172 20 88 84 89 52% 63 37% 20 11%<br />
* enthalten einzelne Schüler der 4B
Durch die üblicherweise an jedem Schultag fehlenden Schüler (missing = 20; 10%) ergaben<br />
sich geringfügig unterschiedlich große Versuchsgruppen. Die Verteilung der Schüler ist in<br />
Tabelle 8 dargestellt.<br />
Tabelle 8: Versuchsgruppen: Geschlecht und Leistungsgruppen<br />
Versuchsgruppe<br />
Präs Lenkg Anzahl weibl % männl % LG 1 % LG 2 % LG 3 %<br />
1 1 1 46 22 48% 24 52% 29 63% 17 37% 0 0%<br />
2 1 0 44 24 55% 20 45% 18 41% 14 32% 12 27%<br />
3 2 1 43 19 44% 24 56% 24 56% 17 40% 2 5%<br />
4 2 0 39 23 59% 16 41% 18 46% 15 38% 6 15%<br />
Summe 172 88 51% 84 49% 89 52% 63 37% 20 12%<br />
Tabelle 9: Versuchsgruppen: Noten und Muttersprache<br />
Versuchsgruppe<br />
Versuchsgruppen: Geschlecht und Leistungsgruppen<br />
Versuchsgruppen: Noten und Muttersprache<br />
Migrationshintergrund Deutschnote (gewichtet nach Leistungsgruppe)<br />
Anzahl deutsch %<br />
nichtdeutsch<br />
% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 n DS<br />
1 46 40 87% 6 13% 3 7 13 12 6 3 0 0 0 44 3,5<br />
2 44 38 86% 6 14% 5 4 5 7 4 8 3 5 0 41 4,5<br />
3 43 41 95% 2 5% 2 7 9 11 8 6 0 0 0 43 3,8<br />
4 39 33 85% 6 15% 1 10 6 5 7 4 5 1 0 39 4,1<br />
Summe 172 152 88% 20 12% 11 28 33 35 25 21 8 6 0 167 4,0<br />
Berücksichtigt man bei der Verteilung auf die Versuchsgruppen die Zugehörigkeit zu den<br />
Leistungsgruppen, dann ist der Anteil der 1. LG in allen Versuchsgruppen am größten.<br />
Die Klassen der Stichprobe werden von 20 Schülern (12%) mit Migrationshintergrund<br />
besucht 66 , wobei der Anteil in den Versuchsgruppen 1, 2 und 4 gleich ist und nur in<br />
Versuchsgruppe 3 weniger Schüler mit Migrationshintergrund vertreten sind.<br />
Betrachtet man die Deutschnote der 7. Schulstufe, die 167 Schüler von 172 angegeben<br />
haben, dann zeigt sich, dass die durchschnittliche Deutschnote (gewichtet nach<br />
66<br />
Ein Schüler wurde zur Gruppe der Migranten gezählt, wenn der Schüler oder ein Elternteil in einem nicht<br />
deutschsprachigen Land geboren wurde.<br />
148
Leistungsgruppe) in Versuchsgruppe 1 am besten ist (3,5) und in Versuchsgruppe 2 am<br />
schlechtesten (4,5), was sich durch den höheren Anteil an Schülern der 3. LG. erklären lässt.<br />
Die Ergebnisse der Befragung ergaben keine Unterschiede im Vorwissen, welches durch den<br />
Unterricht bestimmt ist (siehe Ergebnisse Kap. 4.3.3).<br />
4.3.2 Testergebnisse<br />
4.3.2.1 Deskriptive Testergebnisse<br />
Für die Datenanalyse wurde das Statistikprogramm PASW Statistics 18 (früher: SPSS)<br />
verwendet. Damit wurden sowohl die deskriptiven Berechnungen als auch die<br />
Hypothesenprüfung vorgenommen. Die Signifikanzniveaus werden in der Analyse nach Bortz<br />
und Döring (2006, S. 740) definiert: signifikant (p < 0,05), sehr signifikant (p < 0,01) und<br />
höchst signifikant (p < 0,001).<br />
Die Tabelle 10 zeigt die Verteilung der Testscores. Er wird gebildet aus den Punkten<br />
der 9 Items des <strong>Hörverstehen</strong>stests (siehe Kap. 4.2.2) – jedes richtige Item wurde mit einem<br />
Punkt bewertet. Der tatsächlich erreichte Mittelwert der gesamten Stichprobe beträgt 4,64 (s<br />
= 1,61). Das Minimum beträgt 1 und das Maximum 8, Median und Modus betragen 5 Punkte.<br />
Für die erhobenen Variablen Geschlecht, Schule, Klasse, Leistungsgruppe, Migration<br />
und Deutschnote enthält die folgende Tabelle die gruppierten Mittelwerte und<br />
Standardabweichungen des Testscores. Zusätzlich wird (geprüft mit univariaten<br />
Varianzanalysen) dokumentiert, ob die Subgruppen der Variablen sich voneinander<br />
signifikant unterscheiden.<br />
Geschlecht: Ein Unterschied in der HV-Leistung zwischen Mädchen und Buben ist<br />
nicht festzustellen, der Mittelwert ist ident.<br />
Leistungsgruppe: Erwartungsgemäß findet sich der höchste Mittelwert im HV-Test bei<br />
Schülern der 1. LG (5,10) und der geringste bei jenen der 3. LG (3,90) – hoch<br />
signifikanter Unterschied.<br />
Bei den Klassen ist zu sehen, dass zwei Klassen (SHS 4A und UNESCO 4D) wegen<br />
eines höheren Anteils an der 1. LG geringfügig höhere Mittelwerte aufweisen, die<br />
Unterschiede sind nicht signifikant.<br />
149
Bei den Schulen erzielte die Sport-HS (MW = 4,92) einen etwas höheren Mittelwert als<br />
die UNESCO HS (MW = 4,46), aber auch nicht signifikant.<br />
Der Anteil der Migranten an der Stichprobenpopulation beträgt in diesen zwei<br />
Hauptschulen 12% (N = 20): Der Mittelwert in dieser Gruppe beträgt 3,80, während der<br />
Mittelwert der einheimischen bzw. hier geborenen Hauptschüler 4,75 ergibt, ein sehr<br />
signifikanter Unterschied.<br />
Die Deutschnote korreliert wie erwartet hoch mit den Testergebnissen (hoch<br />
signifikante Unterschiede im Test).<br />
150
Tabelle 10: Ergebnisse HV-Tests nach Gruppen<br />
Ergebnisse HV-Test nach Gruppen<br />
GESCHLECHT N Mittel StdAbw<br />
weiblich 88 4,64 1,48<br />
männlich 84 4,64 1,75 n.s.<br />
Gesamt 172 4,64 1,61<br />
SCHULEN N Mittel StdAbw<br />
Sport-HS Mondsee 85 4,82 1,58<br />
UNESCO-HS Mondsee 87 4,46 1,63 n.s.<br />
Gesamt 172 4,64 1,61<br />
KLASSEN N Mittel StdAbw<br />
SHS 4A 23 5,00 1,62<br />
SHS 4B 21 4,62 1,91<br />
SHS 4C 21 4,76 1,51<br />
SHS 4D 20 4,90 1,29<br />
UNESCO 4A 23 4,39 1,92<br />
UNESCO 4C 23 4,13 1,68<br />
UNESCO 4D 22 5,09 1,30<br />
UNESCO 4E 19 4,21 1,40 n.s.<br />
Gesamt 172 4,64 1,61<br />
LEISTUNGSGRUPPEN N Mittel StdAbw<br />
LG 1 89 5,10 1,38<br />
LG 2 63 4,22 1,67<br />
LG 3 20 3,90 1,80 h.s.<br />
Gesamt 172 4,64 1,61<br />
MIGRATION N Mittel StdAbw<br />
Österreich/Deutschld 152 4,75 1,55<br />
Migrant 20 3,80 1,85 s.s.<br />
Gesamt 172 4,64 1,61<br />
DEUTSCHNOTE N Mittel StdAbw<br />
LG1 1 11 6,27 1,27<br />
LG1 2 28 4,75 1,35<br />
LG1 3 LG2 1 33 5,18 1,29<br />
LG1 4 LG2 2 35 4,86 1,56<br />
LG2 3 LG3 1 25 4,00 1,50<br />
LG2 4 LG3 2 21 4,19 1,47<br />
LG3 3 8 3,25 1,91<br />
LG3 4 6 3,17 1,17 h.s.<br />
Gesamt 167 4,65 1,58<br />
Missing 5<br />
151
Der Zusammenhang der Zugehörigkeit zu einer Leistungsgruppe mit der HV-Leistung ist<br />
höchst signifikant (9% erklärte Varianz), ebenso korreliert die Deutschnote höchst signifikant<br />
mit dem Testscore (20% erklärte Varianz).<br />
4.3.2.2 Prüfung der Hypothesen<br />
Bei der Analyse der Stichprobenzusammensetzung (nach dem Alphabet der natürlichen<br />
Gruppen bzw. Klassen an den HS in Mondsee) ist aufgefallen, dass die Schüler/innen der 3.<br />
LG. eine Häufung in einer bestimmten Versuchsgruppe aufweisen (einmal / ungelenkt). Aus<br />
organisatorischen Gründen war aber eine ausgewogene Einzelzuteilung nicht möglich. Daher<br />
haben wir uns entschlossen, die Hypothesenprüfung in zwei grundsätzlichen Varianten<br />
durchzuführen: Einmal mit Einschluss der Schüler/innen der 3. LG und einmal ohne.<br />
Statistisch geprüft wurden die drei Unterschiedshypothesen mit Hilfe einer univariaten,<br />
zweifaktoriellen Varianzanalyse.<br />
Variante 1: „Gesamte Stichprobe“<br />
Die gesamte Stichprobe (N = 172) bildete die Grundlage der Berechnungen, d.h., in die<br />
Berechnung aufgenommen wurden alle Schüler der drei Leistungsgruppen. Der Levene-Test<br />
bestätigt die Varianzhomogenität der Gruppen (p = 0,113).<br />
Zur Prüfung kamen drei Hypothesen, die auf Unterschiede zwischen den Gruppen<br />
abzielten (vgl. Kapitel 4.1.1 und 4.1.2):<br />
Hypothese 1: Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers beim HV-<br />
Test, wenn der Stimulus ein- oder zweimal gespielt wird?<br />
Hypothese 2: Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers beim HV-<br />
Test, wenn die Items vor dem Abspielen der Stimuli gelesen oder nicht gelesen werden<br />
(gelenkt vs. ungelenkt)?<br />
Hypothese 3: Gibt es spezielle, kombinierte Effekte der beiden Gruppen?<br />
152
Die Gruppen mit „gelenkter“ Versuchsanordnung erzielten etwas höhere Leistungen beim<br />
HV-Test (4,81 vs. „ungelenkt“ 4,46 Punkten). Die Differenz ist aber nicht signifikant. Auch<br />
die Präsentationshäufigkeit zeigt keinen statistischen Effekt.<br />
Insgesamt gesehen erreicht die Versuchsgruppe 3 (zweimal präsentiert und gelenkt) den<br />
höchsten Mittelwert (MW = 4,93) und die Gruppe 2 (einmal präsentiert und ungelenkt) den<br />
niedrigsten Mittelwert (MW = 4,36).<br />
Die Varianzanalyse zeigt allerdings, dass keine der beiden Versuchsbedingungen einen<br />
signifikanten Einfluss auf den HV-Testscore haben, auch nicht die kombinierten Faktoren.<br />
Möglicherweise war aber die Stichprobengröße (N = 172) zu gering, um eventuell doch<br />
vorhandene Effekte feststellen zu können.<br />
Tabelle 11: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen<br />
Deskriptive Ergebnisse HV-Tests (Gesamte Stichprobe)<br />
AV: Punkte Hörtest komplett Mittel s N<br />
LENKUNG WIEDERHOLUNG<br />
gelenkt einmal präsentiert 4,70 1,79 46<br />
zweimal präsentiert 4,93 1,40 43<br />
Gesamt 4,81 1,61 89<br />
ungelenkt einmal präsentiert 4,36 1,79 44<br />
zweimal präsentiert 4,56 1,37 39<br />
Gesamt 4,66 1,49 83<br />
Gesamt einmal präsentiert 4,53 1,79 90<br />
zweimal präsentiert 4,76 1,39 82<br />
Gesamt 4,64 1,61 172<br />
153
Tabelle 12: Ergebnnisse<br />
der Hyypothesenteests<br />
Ergebbnisse<br />
dess<br />
Hypothesentests<br />
( (Gesamte Stichprobbe)<br />
Abhänngige<br />
Variablee:<br />
Punkte Höörtest<br />
kompleett<br />
Quuelle<br />
Koorrigiertes<br />
Moodell<br />
Koonstanter<br />
Terrm<br />
VGG_Lenkung<br />
VGG_Wiederhollung<br />
VGG_Lenkung<br />
* VG_Wiederrholung<br />
Feehler<br />
Geesamt<br />
ZUSAMMMENFASSUNG<br />
VARRIANTE<br />
1: :<br />
df Mittel der Quadratee<br />
F Sig.<br />
3<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
168<br />
172<br />
Hypothese1:<br />
Keinn<br />
statistischh<br />
signifikaanter<br />
Unter rschied zwwischen<br />
denn<br />
beiden Gruppen G<br />
Präsentaationshäufiggkeit<br />
(F1,1688<br />
= 0,781; p = 0,378).<br />
Hypothese<br />
2: Keein<br />
statistiscch<br />
signifikkanter<br />
Unte erschied zwwischen<br />
denn<br />
beiden Gruppen G<br />
Lenkunng<br />
(F1,168 = 22,01;<br />
p = 0,1158).<br />
Hypothese<br />
3: Die kkombinierteen<br />
Gruppenn<br />
weisen ebe enfalls keinnen<br />
Effekt auuf<br />
(F1,168 = 0,005; P<br />
= 0,945).<br />
Abbildung 46: Deskripptives<br />
Ergebnis<br />
Hörtes st nach VG (N = 172) - Variante 1<br />
154<br />
2,455<br />
0,9433<br />
0,421<br />
3687,071 1419,7255<br />
0<br />
5,221 2,011<br />
0,138<br />
2,027 0,7811<br />
0,378<br />
0,012<br />
2,597<br />
0,0055<br />
0,945<br />
n.s.<br />
n.s.<br />
n.s.
Die Hypothesenprüfung ergibt keinen signifikanten Unterschied zwischen den vier<br />
Versuchsgruppen. Die Annahme, dass sich die Gruppen in ihrer Testleistung unterscheiden,<br />
konnte nicht bestätigt werden. Im Boxplot ist dies deutlich sichtbar – die Mediane von LG 1<br />
und LG 2 unterscheiden sich kaum.<br />
Die Abbildung 46 zeigt auch die Überschneidungen der Versuchsgruppen bzgl. ihrer<br />
Testleistung. Der Median der 1. LG ist in allen Versuchsgruppen identisch und liegt nahe am<br />
Mittelwert (MW = 4,74). Die Mediane der 2. LG unterscheiden sich nur geringfügig<br />
voneinander.<br />
In der Abbildung ist auch klar ersichtlich, warum wir uns entschlossen haben, eine<br />
zweite Prüfungsvariante zu rechnen, die die auf die 2. Versuchsgruppe (1x präsentiert und<br />
ungelenkt) konzentrierte 3. LG ausklammert. 1. und 2. LG zeigen im Experiment in allen vier<br />
Gruppen sehr ähnliche Werte – während die 3. LG eine hohe Varianz in der Reaktion zeigte.<br />
Die beiden Schüler/innen der 3. LG in der VG 3 hatten unerwarteter Weise höhere Werte als<br />
die Schüler/innen der LG 1 und 2.<br />
Variante 2: „Reduzierte Stichprobe“<br />
Wie in Kapitel 4.3.1 erwähnt, wurde die Hypothesenprüfung nicht nur mit der gesamten<br />
Stichprobe durchgeführt, sondern zusätzlich noch mit einer reduzierten Stichprobe.<br />
Dazu wurde die Stichprobe auf die Schüler der 1. und 2. LG. beschränkt, da die<br />
Verteilung der Schüler der 3. LG auf die Versuchsgruppen nicht gleichmäßig war und sich als<br />
mögliche Störvariable erwies. Die reduzierte Stichprobe von N = 152 bildete die Grundlage<br />
der Berechnungen. Auch hier bestätigt der Levene-Test die Varianzhomogenität der Gruppen<br />
(p = 0,29).<br />
Zur Prüfung kamen ebenfalls die drei Hypothesen, die auf Unterschiede zwischen den<br />
Gruppen abzielten (siehe in der ersten Variante).<br />
155
Tabelle 13: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen (reduzierte Stichprobe)<br />
Tabelle 14: Ergebnisse der Hypothesentests (reduzierte Stichprobe)<br />
Quelle<br />
ZUSAMMENFASSUNG:<br />
Deskriptive Ergebnisse HV-Tests (Reduzierte Stichprobe)<br />
AV: Punkte Hörtest komplett Mittel Std.Abw. N<br />
LENKUNG WIEDERHOLUNG<br />
gelenkt einmal präsentiert 4,70 1,79 46<br />
zweimal präsentiert 4,90 1,43 41<br />
Gesamt 4,79 1,62 87<br />
ungelenkt einmal präsentiert 4,66 1,66 32<br />
zweimal präsentiert 4,67 1,34 33<br />
Gesamt 4,66 1,49 65<br />
Gesamt einmal präsentiert 4,68 1,72 78<br />
zweimal präsentiert 4,80 1,39 74<br />
Gesamt 4,74 1,56 152<br />
Ergebnisse des Hypothesentests (Reduzierte Stichprobe)<br />
Abhängige Variable: Punkte Hörtest komplett<br />
df Mittel der Quadrate F Sig.<br />
Korrigiertes Modell 3 0,524 0,211 0,889<br />
Konstanter Term 1 3324,634 1337,441 0<br />
VG_Lenkung 1 0,703 0,283 0,596 n.s.<br />
VG_Wiederholung 1 0,438 0,176 0,675 n.s.<br />
VG_Lenkung * VG_Wiederholung 1 0,358 0,144 0,705 n.s.<br />
Fehler 148 2,486<br />
Gesamt 152<br />
Hypothese1: Kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen<br />
Präsentationshäufigkeit (F1,148 = 0,176; p = 0,675).<br />
Hypothese 2: Kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen<br />
Lenkung (F1,148 = 0,283; p = 0,596).<br />
156
Hypothese 3: Die kombinierten Gruppen weisen ebenfalls keinen Effekt auf (F1,148 = 0,144;<br />
P = 0,705).<br />
Abbildung 47: Deskriptives Ergebnis Hörtest nach VG (reduzierte Stichprobe)<br />
Die Hypothesenprüfung ergibt auch hier keinen signifikanten Unterschied zwischen den vier<br />
Versuchsgruppen. Die Annahme, dass sich die Gruppen in ihrer Testleistung unterscheiden,<br />
konnte auch mit der reduzierten Stichprobe nicht bestätigt werden.<br />
Die Abbildung 47 zeigt, dass der Median der 1. LG ist in allen Versuchsgruppen<br />
identisch ist und nahe am Mittelwert liegt (MW = 4,74). Die Mediane der 2. LG<br />
unterscheiden sich nur geringfügig voneinander.<br />
Resümee der beiden Varianten<br />
Die Hypothesenprüfung ergab beide Male keine Präferenzen zu einer bestimmten<br />
Versuchsgruppe. Obwohl die Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen gering (0,15<br />
Punkte bei der Gesamtstichprobe und 0,13 bei der reduzierten Stichprobe) und nicht<br />
signifikant sind, lässt die Analyse des Fragebogens und der Beobachtung (genaue<br />
Ergebnisdarstellung siehe Kapitel 4.3.3 und Kapitel 4.3.4) aber eine gewisse positive Tendenz<br />
in Richtung gelenkter Versuchsanordnung (= inhaltliche Vorentlastung, Lesen der Items vor<br />
dem Hören) erkennen. Diese Vorentlastung wurde von den befragten Schülern wesentlich<br />
157
esser bewertet als die ungelenkte Version. Die Schüler der Gruppe mit Vorentlastung<br />
verstanden die Instruktionen und die Stimuli besser, hatten weniger Zeitprobleme bei den<br />
einzelnen Testaufgaben, fühlten sich während der Testsituation wesentlich wohler und zeigten<br />
in der Testsituation mehr Ruhe und Aufmerksamkeit.<br />
Die Bedeutung der Präsentationshäufigkeit zeigte sich weder durch die Tests, noch<br />
durch die Ergebnisse der Schülerbefragung oder der Beobachtung. Die zweimalige<br />
Präsentation war in der Testphase durch häufige Unruhe gekennzeichnet und war somit<br />
manchmal ein Störfaktor (ohne bessere Testergebnisse zu bringen). Eine Wiederholung der<br />
Präsentation wünschten sich zwar rund die Hälfte der Schüler, die der Gruppe „1x präsentiert“<br />
angehörten. Allerdings war der Effekt der Wiederholung eben nicht signifikant.<br />
Mehr Aufschluss über die Effekte der Aufgabenpräsentation wird die Vorpilotierung<br />
ergeben - ein neuerlicher Test des BIFIE bei einer größeren Stichprobe (> 500; Juni).<br />
Besonders die Frage des Unterschieds zwischen den gelenkten Versuchsgruppen wäre hier<br />
von Interesse. Diese Hypothesenprüfung ist nur ein kleiner Teil zur Testentwicklung für die<br />
Überprüfung der Bildungsstandards im <strong>Hörverstehen</strong>. Weitere Untersuchungen sind deshalb<br />
notwendig.<br />
Inwieweit das BIFIE für die Pilotierung im Juni 2011 die Ergebnisse in ihre<br />
Untersuchung einfließen ließ, das wird im Kapitel 4.3.5 erläutert.<br />
4.3.3 Ergebnisse der Schülerbefragung<br />
Der Schülerfragebogen ist im Anhang G enthalten und der Aufbau wurde in 4.2.3.1<br />
beschrieben. Er diente als prozessbegleitende Evaluation mit dem Ziel, Hinweise über das<br />
subjektive Empfinden der Schüler während des Tests und deren Einschätzungen zum Thema<br />
Hören zu erhalten. Der Fragebogen wurde im Anschluss an den HV-Test ausgegeben - ohne<br />
Zeitlimit.<br />
Der Fragebogen besteht aus 37 Items und setzt sich aus drei Teilen zusammen:<br />
Teil 1 beinhaltet Angaben zur Person und besteht aus vier Items.<br />
Teil 2 trägt die Überschrift „Wie du den Hörtest erlebt hast“. In diesem Teil werden 16 Items<br />
zu sieben Kategorien zusammengefasst, die das subjektive Empfinden der Schüler während<br />
der Testsituation erfassen sollen:<br />
158
1. Verständlichkeit bezüglich des Testinstruktionen: 4 Items - Skala Verständlichkeit<br />
2. Akustik/Verständlichkeit der CD: 4 Items - Skala CD -Verständlichkeit<br />
3. Einschätzung Schwierigkeit des HV-Tests: 1 Item<br />
4. Wunsch nach Wiederholung der Präsentation: 1 Item<br />
5. Einschätzung Bearbeitungszeit: 2 Items<br />
6. Wohlfühlen/Gefallen des Tests: 2 Items<br />
7. Stress während des Tests: 2 Items<br />
Teil 3 erfasst mit 16 Items die subjektiven Einstellungen und Erfahrungen der Schüler zum<br />
Thema Hören allgemein und Hören im Unterricht (Vorwissen). 10 Items wurden zur Skala<br />
Einstellungen zum HV zusammengefasst. Eine Faktorenanalyse teilt die Skala in:<br />
Faktor 1: Anhören von CDs oder Radio<br />
Faktor 2: Mündliche Erzählungen durch Personen<br />
Faktor 3: Erfahrungen in der Kindheit<br />
Der Bereich der subjektiven Einschätzung des eigenen Vorwissens zum Thema Hören im<br />
Unterricht enthält die restlichen 6 Items.<br />
4.3.3.1 Ergebnisse Teil 1: Angaben zur Person<br />
Alle Schüler, die am HV-Test teilgenommen haben, haben auch den Fragebogen ausgefüllt (N<br />
= 172), 51% Mädchen und 49% Knaben. Das durchschnittliche Alter der Schüler betrug zum<br />
Testzeitpunkt 13,98 Jahre.<br />
Der Anteil der 1. LG. ist hoch (52%). Im Gegensatz dazu besuchen nur 12% der Schüler<br />
die 3. LG. in Deutsch. Bei der gewichteten Deutschnote der 7. Schulstufe, die 97% der<br />
Schüler angaben, sind die meisten Schüler im mittleren Bereich vertreten.<br />
An den zwei Hauptschulen gibt es 20 Schüler (12%) mit Migrationshintergrund, wobei<br />
von diesen 20 Schülern auch 10% der Mütter (N = 17) und 10% der Väter (N = 18) aus einem<br />
nicht deutschsprachigen Land kommen. Am häufigsten ist das Geburtsland Bosnien bei<br />
Mutter und Vater genannt worden (5 Mütter und 5 Väter) und an zweiter Stelle kommt beim<br />
Vater die Türkei (je 2 Väter). Die anderen Staaten sind jeweils durch eine Person vertreten.<br />
159
Tabelle 15: Schülerfragebogen – statistische Angaben<br />
Angaben zur Person - Häufigkeiten<br />
GESCHLECHT N %<br />
weiblich 88 51%<br />
männlich 84 49%<br />
Gesamt 172 100%<br />
ALTER N %<br />
13 Jahre 77 46%<br />
14 Jahre 81 49%<br />
15 Jahre 9 5%<br />
Gesamt 167 97%<br />
Missing 5 3%<br />
LEISTUNGSGRUPPEN N %<br />
LG 1 89 52%<br />
LG 2 63 37%<br />
LG 3 20 11%<br />
Gesamt 172 100%<br />
DEUTSCHNOTE N %<br />
LG1 1 11 7%<br />
LG1 2 28 17%<br />
LG1 3 LG2 1 33 20%<br />
LG1 4 LG2 2 35 21%<br />
LG2 3 LG3 1 25 14%<br />
LG2 4 LG3 2 21 12%<br />
LG3 3 8 5%<br />
LG3 4 6 4%<br />
Gesamt 167 97%<br />
Missing 5 3%<br />
MIGRATION Schüler N %<br />
Österreich/Deutschland 152 88%<br />
Migrant 20 12%<br />
Gesamt 172 100%<br />
MIGRATION Mutter N %<br />
Österreich/Deutschland 155 90%<br />
Migrant 17 10%<br />
Gesamt 172 100%<br />
MIGRATION Vater N %<br />
Österreich/Deutschland 154 90%<br />
Migrant 18 10%<br />
Gesamt 172 100%<br />
160
4.3.3.2 Ergebnisse Teil 2: Wie ich den Hörtest erlebt habe<br />
(1) Verständlichkeit bezüglich des Tests (der Instruktionen)<br />
Vorbedingung für das korrekte Umgehen der Schüler mit den Testanweisungen ist, dass sie<br />
diese auch verstanden haben, sowohl die Anweisungen des Lehrers als auch die<br />
Modellbeispiele und Arbeitsanweisungen. Das wurde mit den Fragen 5 bis 8 untersucht, sie<br />
haben ein dreistufiges Antwortformat und sind ordinalskaliert (1 = ja, gut verstanden, 2 = ja,<br />
großteils, 3 = nein, habe ich nicht verstanden).<br />
67% der befragten Schüler gaben an, die Erklärungen des Lehrers gut verstanden zu<br />
haben, 30% verstanden sie großteils - nur 3% haben sie nicht verstanden. Ähnlich war<br />
das Ergebnis zu den Arbeitsanweisungen von der Hör-CD. Das einleitende Beispiel<br />
haben 58% gut, 39% großteils und 3 % nicht verstanden. Rund 2/3 der Schüler haben<br />
also keine Probleme gezeigt. Schüler mit besseren Noten (höherer LG) haben<br />
signifikant weniger Verständlichkeitsprobleme geäußert.<br />
Etwas größere Schwierigkeiten bereitete die Verständlichkeit des Ablaufes im Test:<br />
44% wussten immer, was zu tun ist, 46% großteils und 10% haben sich oft im Ablauf<br />
nicht ausgekannt.<br />
Bildet man aus diesen vier Items die Skala „Verständlichkeit“ (Minimum 4, Maximum 12; je<br />
niedriger, desto verständlicher), so ergibt sich folgendes Gesamtbild von Verständlichkeit:<br />
19% haben die besten (4), 55% sehr gute Werte (5 oder 6) angegeben.<br />
Nur 3 Schüler (= 2%) haben schlechte Verständlichkeitswerte > 9 angegeben.<br />
Insgesamt kann man mit der Verständlichkeit des pilotierten Tests zufrieden sein, verbessern<br />
könnte man die Transparenz im Ablauf des Tests (z.B. durch zwischenzeitliche Hinweise).<br />
Die Verständlichkeit steht im Zusammenhang mit der Versuchsbedingung „Lenkung“,<br />
in der gelenkten Versuchsanordnung ist die Verständlichkeit signifikant höher (5,4 vs. 6,3<br />
„ungelenkt“; h.s.). Die Verständlichkeit korreliert aber auch mit den Leistungsgruppen (h.s.),<br />
mit dem Migrationshintergrund der Schüler (s.s.) und weicht auch in den Extremgruppen der<br />
HV-Kompetenz h.s. ab.<br />
Zwischen dem Testscore HV und der Skala_Verständnis gibt es eine Korrelation von<br />
.27, das heißt, dass Schüler, die höhere Testwerte hatten, auch die Verständlichkeit besser<br />
161
ewerteten (oder die Verständlichkeit zu besseren Testwerten führte). Auffallend ist, dass die<br />
Skala_Verständnis mit der Skala CD-Verständlichkeit hoch korreliert (.41) und auch mit der<br />
Skala_Wohlfühlen (.37). Schüler, die die Instruktionen und die Beiträge besser verstehen,<br />
fühlen sich während des HV-Tests wohler.<br />
(2) Akustik/Verständlichkeit der CD<br />
Um Hinweise zur Verständlichkeit der Stimuli und der Akustik der CD zu erhalten, sollten<br />
die Schüler angeben, ob die Beiträge auf der CD für sie subjektiv gut verständlich waren, ob<br />
unverständliche Ausdrücke vorkamen und die Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit für sie<br />
passend waren. Die Items 10, 12, 13 und 14 waren ordinalskaliert und die Antwortformate<br />
dreistufig: Item 10 (1 = ja, gut verständlich, 2 = ja, großteils, 3 = nein, ich habe oft nichts<br />
verstanden); Item 12 (1 = nein, ich habe alles verstanden, 2 = ja, ein paar, 3 = ja, viele);<br />
Item 13 (1 = zu leise, 2 = genau passend, 3 = zu laut); Item 14 (1 = zu schnell, 2 = genau<br />
passend, 3 = zu langsam).<br />
Angabe von unverständlichen Ausdrücken: Hier gaben 77% der Schüler an, dass sie<br />
alles verstanden hätten. 20% haben ein paar Ausdrücke nicht verstanden und 2%<br />
verstanden vieles nicht.<br />
Ebenso gute Werte erzielten die Variablen Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit. 93%<br />
der Schüler fanden die Lautstärke als genau passend und nur 2% fanden sie zu leise. Bei<br />
der Sprechgeschwindigkeit gaben 78% an, diese sei genau passend, während 17% sie zu<br />
langsam empfanden und 5% als zu schnell. Für mehr als 3/4 der Schüler war die<br />
Verständlichkeit der Akustik und des Wortschatzes also gut. Auch hier haben Schüler in<br />
der 1. LG. signifikant weniger Schwierigkeiten bei der Verständlichkeit.<br />
Leichte Probleme hatten die Schüler mit der Verständlichkeit der Beiträge von der CD.<br />
56% der befragten Schüler erklärten, dass für sie die Beiträge von der CD gut<br />
verständlich waren, 40% verstanden sie großteils - nur 4,1% haben sie nicht verstanden.<br />
Gesamt gesehen war die Verständlichkeit der CD, ihre Lautstärke und die<br />
Sprechgeschwindigkeit für den Großteil der befragten Schüler gut bzw. genau passend.<br />
Die Skala „CD-Verständnis“ (Minimum 4, Maximum 10; je niedriger, desto verständlicher)<br />
erbrachte folgende Ergebnisse:<br />
162
42% haben die besten (4), 44% sehr gute Werte (5, 6) angegeben.<br />
Wie bei der Verständlichkeit bezüglich der Testinstruktionen gaben auch hier nur 3 der<br />
172 Schüler (= 2%) schlechte Verständlichkeitswerte > 9 an.<br />
Die CD-Verständlichkeit korreliert ebenso wie die Verständlichkeit der Arbeitsanweisungen<br />
mit der Versuchsbedingung „Lenkung“, in dieser Versuchsanordnung ist die CD-Verständlichkeit<br />
signifikant höher (4,94 vs. 5,5 „ungelenkt“). Die CD-Verständlichkeit steht auch im<br />
Zusammenhang mit den Leistungsgruppen (h.s.) und der Zugehörigkeit zu den<br />
Extremgruppen in der HV-Leistung (s.s.).<br />
(3) Einschätzung der Schwierigkeit des HV-Tests<br />
In Frage 9 wurde untersucht, wie schwierig die Schüler den HV-Test mit seinen Testaufgaben<br />
empfanden. Dieses Item hat ein dreiteiliges Antwortformat (1 = zu leicht, 2 = genau passend,<br />
3 = zu schwer).<br />
Abbildung 48: Das deskriptive Ergebnis der Einschätzung nach Versuchsgruppen<br />
80% der befragten Schüler gaben an, dass die Testaufgaben für sie genau passend<br />
waren. 15% empfanden die Aufgaben als zu leicht - nur 5% haben sie als zu schwer<br />
163
empfunden. Versuchsgruppen hatten darauf keinen Effekt (sieht man von geringen<br />
Unterschieden in der 1x präsentiert/ungelenkt Gruppe ab, der nicht signifikant ist).<br />
Beachtenswert ist der signifikante Zusammenhang der Einschätzung zur Schwierigkeit<br />
des HV-Tests mit dem Geschlecht (s.s).<br />
Nach diesen Ergebnissen kann man davon ausgehen, dass die Schwierigkeit der Aufgaben<br />
insgesamt ausreichend passend für die Testschüler war.<br />
(4) Wunsch nach Wiederholung der Präsentation<br />
Die Anzahl der Präsentationen der Stimuli war Gegenstand der Forschungsarbeit und mit<br />
dem nominalskalierten Item 11 (1 = ja, 2 = nein) wurde untersucht, ob die Anzahl der<br />
Präsentation nach Ansicht der Schüler ausreichend war oder ob die Schüler die Stimuli noch<br />
einmal hören möchten.<br />
36% der befragten Schüler wollten die Stimuli noch einmal hören. Für 65% war die<br />
Anzahl der Präsentationen ausreichend. Hier zeigt sich (natürlich) ein hoch signifikanter<br />
Zusammenhang mit der Versuchsanordnung „einmal präsentiert“ (h.s.). 58% der<br />
Schüler, denen die Stimuli einmal präsentiert wurden, äußerten den Wunsch, diese ein<br />
zweites Mal zu hören. 42% dieser Versuchsgruppe verneinten die Frage.<br />
Von den Schülern der Versuchsgruppen mit der zweimaligen Präsentation entfallen<br />
insgesamt nur 15% auf die, die eine weitere Wiederholung möchten.<br />
Tabelle 16: Wunsch nach Wiederholung der Hörbeiträge<br />
einmal<br />
präsentiert<br />
Wunsch nach Wiederholung der Hörbeiträge<br />
Wiederholung der Beiträge<br />
zweimal<br />
präsentiert<br />
einmal präsentiert<br />
gelenkt<br />
N % N % N % N % N % N % N %<br />
ja 52 58% 9 11% 24 39% 28 46% 5 8% 4 7% 61 100%<br />
nein 38 42% 73 89% 22 20% 16 14% 38 34% 35 32% 111 100%<br />
Gesamt 90 100% 82 100% 46 44 43 39 172<br />
164<br />
Kombination Lenkung - Wiederholung<br />
einmal präsentiert<br />
ungelenkt<br />
zweimal präsentiert<br />
gelenkt<br />
zweimal präsentiert<br />
ungelenkt<br />
Gesamt
Die zweimalige Präsentation wurde von den Schülern besser bewertet und die Lenkung<br />
beeinflusst bei der einmaligen Präsentation den Wunsch nach Wiederholung.<br />
(5) Einschätzung der Bearbeitungszeit<br />
Die Bearbeitungszeit der einzelnen Testaufgaben ist in Pilotierungen wichtig und auch ein<br />
gewisser Indikator für Testleistungen. Diese wurde mit Frage 15 und 16 untersucht. Das<br />
Antwortformat von Item 15 ist dreiteilig (1 = zu kurz, 2 = genau passend, 3= zu lang). Item<br />
16 ist nominalskaliert und erfasst auch die Zeitprobleme bei einzelnen Aufgaben (1 = nein, 2<br />
= ja, und zwar bei den Aufgaben 1, 2, 3, 4).<br />
76% der befragten Schüler gaben an, dass die Bearbeitungszeit des Tests insgesamt<br />
genau passend war, für 13% war die Zeit zu lange - für 11% war sie zu kurz. Schüler<br />
mit besseren Noten (höhere LG) haben signifikant weniger Zeitprobleme geäußert.<br />
Zum Thema Zeitprobleme bei den Testaufgaben erklärten 31% der Testschüler, dass sie<br />
bei einzelnen Aufgaben zeitliche Schwierigkeiten hatten.<br />
Zeitprobleme bei den Testaufgaben stehen in Zusammenhang mit der<br />
Versuchsbedingung „Lenkung“. Schüler, die der gelenkten Versuchsanordnung<br />
angehören, unterscheiden sich signifikant (positiv) von der Versuchsgruppe<br />
„ungelenkt“. (1,76 vs. 1,61 „ungelenkt“, Minimum 1, Maximum 2, je höher, umso<br />
weniger Zeitprobleme). 60% der Schüler, die Zeitprobleme äußerten, gehören der<br />
Versuchsgruppe „ungelenkt“ an.<br />
Gewisse Zeitschwierigkeiten hatten die Schüler bei den Testaufgaben 2, 3 und 4. 22%<br />
der befragten Schüler gaben an, dass die Aufgabe 3 (offenes Format) für sie<br />
Zeitprobleme verursachte, bei Aufgabe 2 und 4 erklärten je 10% Zeitprobleme - nur 4%<br />
kamen bei Aufgabe 1 mit der Zeitvorgabe nicht zurecht.<br />
Insgesamt sind nach Einschätzung der Schüler die Zeitvorgaben des pilotierten Tests<br />
ausreichend. Verbessern muss man die vorgegebene Bearbeitungszeit vor allem bei Aufgabe<br />
3 und für die weitere Testentwicklung muss der Indikator „Lenkung“ (gelenkt vs. ungelenkt)<br />
und dessen Einfluss auf die Testleistung beachtet werden.<br />
165
(6) Wohlfühlen/Gefallen:<br />
Eine gewisse Voraussetzung für eine gute Testleistung ist, ob sich ein Schüler während des<br />
Tests wohlfühlt. Das Item 17, das ein dreistufiges Antwortformat aufweist (1 = ja, sehr, 2 =<br />
ja, eher schon, 3 = nein, eher nicht) und damit ordinalskaliert ist, sollte Hinweise darauf<br />
geben, ebenso wie das dichotome Item 20 (1 = ja, 2 = nein).<br />
16% der Probanden erklärten, dass sie sich während des Tests sehr wohl fühlten, 62%<br />
fühlten sich eher wohl - 22% fühlten sich eher nicht wohl. Ähnlich war das Ergebnis zur<br />
Frage 20 (Gefallen der Testsituation). 14% gefiel der Hörtest insgesamt sehr, 68% eher<br />
schon und 18% gefiel er nicht.<br />
Schüler der höheren Leistungsgruppen gefiel der Test signifikant besser als Schülern<br />
niedrigerer Leistungsgruppen. 67% der Schüler, denen der Test sehr gut gefallen hat,<br />
stammen aus der 1. LG.<br />
Der Zusammenhang zwischen der Versuchsgruppe und dem Wohlfühlen während des<br />
Tests ist h.s. 41% der Schüler, die angaben, dass sie sich sehr wohlfühlten, gehören<br />
einer gelenkten Versuchsgruppe an, wobei davon 21% die Hörbeiträge zweimal<br />
präsentiert bekamen.<br />
Auch bei der Frage 20 beeinflusst die Versuchsanordnung „Lenkung“, ob der Test<br />
gefällt. 75% aller Schüler, denen der Test sehr gut gefallen hat, gehörten einer gelenkten<br />
Versuchsgruppe an.<br />
Zusammengefasst fühlten sich die Schüler großteils eher wohl in der Testsituation und der<br />
Hörtest hat ihnen gefallen, besonders jenen, die einer Versuchsgruppe mit Vorentlastung/<br />
Lenkung angehörten.<br />
Zur Bildung der Variable Skala „Wohlfühlen“ (Minimum 2, Maximum 6, Median 4; je<br />
niedriger, umso wohler haben sich die Schüler gefühlt) wurden die Items so gepolt, dass ein<br />
niedriger Wert das bessere Gefühl ausdrückt (2 = ja, sehr wohlgefühlt bis 6 = nein, nicht<br />
wohlgefühlt). Es ergibt sich das folgende Gesamtbild von Wohlfühlen während der<br />
Testsituation:<br />
9% haben die besten (2), 66% gute Werte (3, 4) angegeben.<br />
25 Schüler (= 15%) haben schlechte Wohlfühlwerte > 5 geäußert.<br />
Das Wohlfühlen während des HV-Tests steht wiederum mit der Versuchsbedingung<br />
„Lenkung“ in Zusammenhang. Das Wohlfühlen ist in der gelenkten Anordnung signifikant<br />
166
esser (3,9 vs. 4,4 „ungelenkt“, s.s.). Schüler, die öfter eine Hör-CD oder Hörbeiträge aus<br />
dem Radio hören, geben an, sich beim HV-Test wohler gefühlt zu haben.<br />
Gefallen hat den Schülern am meisten „Schriftliches“, wie das Beantworten, Ankreuzen<br />
der Fragen und speziell der Fragebogen. Ebenso gefiel die CD (z.B. das zweimalige<br />
Abspielen, die Verständlichkeit, die klare Ausdrucksweise und der Dialekt der Sprecher,…).<br />
Konkrete Hörbeispiele wurden auch genannt, wobei alle Aufgaben vorkamen. Persönliches<br />
bestimmte auch die Einschätzung der Schüler (etwas Neues, keine Benotung, Ruhe beim Test,<br />
der Test als Entspannung, die Abwechslung, etwas über sich selbst herausfinden, der Entfall<br />
der normalen Unterrichtsstunde…).<br />
Nicht gefallen hat der geringen Zahl an Probanden, die ihr Nichtgefallen äußerten, vor<br />
allem, dass die Sprecher zu schnell gesprochen haben, dass zu viele Beispiele zu lösen waren<br />
und dass der Test als langweilig und uninteressant empfunden wurde.<br />
(7) Stress während des Tests<br />
Basis für die Erbringung einer guten Leistung beim Hörtest ist die Konzentration und das<br />
subjektiv empfundene Stressgefühl während des Tests. Die Items 18 und 19, die<br />
ordinalskaliert sind und dreistufig beantwortet wurden (1 = ja, sehr gut, 2 = ja, eher schon, 3<br />
= nein, eher nicht) untersuchen die zwei Variablen bei den Schülern während des Tests.<br />
55% der Testschüler bewerteten ihre Konzentration in der Testsituation als sehr gut,<br />
39% als eher gut - nur 7% konnten sich nicht gut konzentrieren.<br />
Noch besser ist das Ergebnis zum Stressgefühl während des Tests. 90% aller Schüler<br />
fühlten sich nicht gestresst - 10% äußerten, Stress empfunden zu haben. Es konnten aber<br />
keine signifikanten Einflüsse festgestellt werden.<br />
Als Störindikatoren gaben die Schüler wenige äußere Störfaktoren (z.B. Türklopfen, Lärm,<br />
Beobachter …) und Persönliches (Unwohlsein …) an. Insgesamt konnten sich die Schüler<br />
gut konzentrieren und auch der Stress in der Testsituation wurde als gering bewertet. Damit<br />
kann man zufrieden sein, da dieser pilotierte Test für die Schüler ungewohnt und neu war.<br />
167
4.3.3.3 Ergebnisse Teil 3: Subjektive Einstellungen und Erfahrungen zum Hören<br />
Analysiert wurden dazu die Fragen 21 (10 Items) und 22 (6 Items) – siehe Original im<br />
Anhang G.<br />
(1) Allgemeine Einstellungen und Erfahrungen zum Hören<br />
Die zugrundeliegenden Items waren ordinalskaliert und vierstufig zu beantworten (1 = stimmt<br />
genau, 2 = stimmt etwas, 3 = stimmt eher nicht, 4 = stimmt gar nicht).<br />
Bei der Frage 21 wurde eine Faktorenanalyse durchgeführt. Die Methode der<br />
Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation teilte die Items den drei erwähnten<br />
Faktoren zu:<br />
Skala_Faktor 1: Anhören von CDs oder Radio (21a, f, i, j)<br />
Skala_Faktor 2: Mündliche Erzählungen durch Personen ( 21b, c, g, h)<br />
Skala_Faktor 3: Erfahrungen in der Kindheit (21d, e)<br />
Faktor 1: Anhören von Hör-CDs oder Geschichten aus dem Radio<br />
Dieser Faktor drückt die Gewohnheiten und Vorlieben für Geschichten aus akustischen<br />
Medien aus. Zur Analyse dieses Faktors mussten die vier Items umgepolt werden.<br />
10% der befragten Schüler gaben an, dass sie gerne Geschichten im Radio oder von der<br />
CD hören, 41% stimmen dem eher nicht zu und 24% sind gar nicht dieser Meinung.<br />
Ähnlich ist das Ergebnis bei der Häufigkeit des Hörens von Geschichten oder<br />
Hörbüchern aus Medien. 43% hören nicht gerne Geschichten von CD oder Radio, 36%<br />
eher nicht - nur 6% stimmen dieser Art des Hörens zu.<br />
37% finden Hörbücher oder ähnliches sehr langweilig und dementsprechend wünschen<br />
sich auch nur 11% der Schüler, dass im Unterricht mehr Hör-CDs zum Einsatz<br />
kommen. 30% wünschen sich das überhaupt nicht und 37% eher nicht.<br />
Gesamt gesehen hören sich also wenige der befragten Schüler gerne Hör-CDs oder<br />
Geschichten im Radio an und der Wunsch nach Einsatz dieser Medien im Unterricht ist eher<br />
gering.<br />
168
Die vier Items bei Bildung der Skala „Faktor 1_Anhören“ sind so gepolt, dass ein niedriger<br />
Wert mehr Erfahrungen und eine bessere Einschätzung zum Thema Hören auf Seiten der<br />
Schüler bedeutet. Nach Analyse der Skala ergibt sich folgendes Gesamtbild der Erfahrungen<br />
und Einschätzungen der Schüler:<br />
2% haben die besten (4), 4% haben sehr gute Werte (5,6) angegeben.<br />
17 Schüler (10%) haben schlechte Erfahrungswerte >15 geäußert.<br />
61% bewegen sich mit ihren Erfahrungen im mittleren Bereich >8 und
55% aller befragten Schüler äußerten, dass sie in ihrer Kindheit oft CDs oder Kassetten<br />
gehört hätten, 25% stimmen dem etwas zu - nur 9% machten diese Erfahrung nicht.<br />
Ähnlich ist das Ergebnis bei der Frage, ob den Schülern in der Kindheit von den Eltern<br />
vorgelesen oder etwas erzählt wurde. 55% wurde oft etwas erzählt oder vorgelesen,<br />
27% manchmal - nur 4% erlebten das nie. Rund 3/4 der Schüler wurde also in ihrer<br />
Kindheit von ihren Eltern vorgelesen oder ihnen wurde etwas erzählt.<br />
Auch hier haben Schüler höherer Leistungsgruppen (s.s.) und mit besseren<br />
Deutschnoten (s.s.) öfter die genannte Erfahrung in der Kindheit gemacht.<br />
Nach der Bildung der Skala „Faktor2 Erzählungen“ (Minimum 4, Maximum 16, Median 9;<br />
je weniger, desto häufiger hörten die Schüler Erzählungen) aus den vier Items (0 und 1),<br />
erhält man folgendes Gesamtbild:<br />
2% haben die besten (4,5), 38% sehr gute Werte (6, 7, 8) angegeben.<br />
Nur 4 Schüler (= 2%) haben schlechte Werte (> 14) angegeben.<br />
Abbildung 49: Erzählungen durch Personen<br />
170
Faktor 3: Erfahrungen in der Kindheit<br />
Man kann davon ausgehen, dass Schüler, die in ihrer Kindheit viel erzählt oder vorgelesen<br />
bekommen haben, mehr Interesse zum Hören im Unterricht aufbringen.<br />
Erstellt man aus den 2 Items (0 und 1) die Skala „Faktor 3 Kindheit“ (Minimum 2,<br />
Maximum 8, Median 3; je weniger, desto besser die Erfahrungen und Einstellungen), so erhält<br />
man folgendes Gesamtergebnis:<br />
37% erzielten die besten Werte (2), 38% sehr gute Werte (3, 4).<br />
Nur 2 Schüler (= 1%) haben die schlechtesten Werte > 7 angegeben.<br />
Die Erfahrung in der Kindheit steht in Zusammenhang mit den Leistungsgruppen (s.s.),<br />
Schüler aus höheren Leistungsgruppen haben mehr Hörerfahrungen in der Kindheit gemacht<br />
und die Variable korreliert auch mit dem Migrationshintergrund der Schüler (s.s.).<br />
(2) Vorwissen der Schüler aus dem Unterricht<br />
Einfluss auf das Umgehen mit der Testsituation und damit auch auf die Testleistung kann das<br />
Vorwissen der Schüler haben, das sie im Unterricht im Testjahr erlangten. Das wird in den<br />
sechs ordinalskalierten Items der Frage 22 untersucht. Diese Items weisen ein vierstufiges<br />
Antwortformat auf (1 = in jeder Stunde, 2 = in den meisten Stunden, 3 = in einigen Stunden,<br />
4 = nie oder fast nie). Die Analyse ergab folgendes Ergebnis:<br />
82% der befragten Schüler erklärten, dass der Lehrer/die Lehrerin nie oder fast nie<br />
Höraufgaben mit anschließenden Fragen im Unterricht verwendeten - nur 2% gaben<br />
an, dass solche Aufgaben in jeder oder in den meisten Stunden gegeben würden. Bei<br />
dieser Frage gibt es einen signifikant negativen Unterschied der Gruppe der Schüler<br />
mit Migrationshintergrund.<br />
Ähnlich war das Ergebnis bei der Frage 22b (Der Lehrer/die Lehrerin spielt uns ein<br />
Hörstück zu einem bestimmten Thema vor). Hier äußerten auch 81% der Schüler, dass<br />
dies nie oder fast nie im Unterricht geschieht, 16% in einigen Stunden, immerhin 3%<br />
in jeder Stunde oder in den meisten Stunden.<br />
Etwas besser war das Ergebnis beim Thema Vorlesen eines Textes mit anschließender<br />
Beantwortung von Fragen. Hier gaben 49% der Schüler an, dass das nie oder fast nie<br />
171
im Unterrichtvorkommt, bei 41% in einigen Stunden und bei 10% in jeder oder in den<br />
meisten Stunden.<br />
41% der Schüler erklärten, dass ihnen im Deutschunterricht in einigen Stunden etwas<br />
Passendes zum Stundenthema vorgelesen würde, 44% erlebten das nie oder fast nie,<br />
15% in jeder oder in den meisten Stunden.<br />
Das Vorlesen eines Textes und die anschließende Zusammenfassung kommen nach<br />
Angaben der Schüler bei 48% der Schüler nie oder fast nie vor, bei 38% in einigen<br />
Stunden und nur bei 13% in jeder oder in den meisten Stunden.<br />
Ein wesentlich niedrigeres Ergebnis erzielte die Frage 22f (Der Lehrer/die Lehrerin<br />
hat uns spannende Geschichten erzählt). Hier äußerten 59% der befragten Schüler,<br />
dass dies nie oder fast nie vorkomme, 30% erlebten das in einigen Stunden - nur 10%<br />
in jeder oder in den meisten Stunden.<br />
Hier gibt es interessanter Weise einen signifikanten Unterschied in der Antwort<br />
zwischen Mädchen und Knaben (was auf geschlechtsspezifisch unterschiedlich<br />
selektive Erinnerung zurückzuführen sein könnte). Von den Schülern, die angaben, in<br />
den meisten Stunden spannende Erzählungen durch den Lehrer zu hören, waren 86%<br />
Mädchen. Auch der Unterschied zwischen deutschsprachigen und<br />
nichtdeutschsprachigen Schülern ist signifikant (Deutschsprachige gaben in allen<br />
Niveaus höhere Prozentwerte an).<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1 2 2 1<br />
<strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht<br />
8<br />
8<br />
jede Std die meisten Std einige Std nie/fast nie<br />
Abbildung 50: <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht (N = 172)<br />
172<br />
17<br />
41<br />
30<br />
81<br />
49<br />
59<br />
22a<br />
22c<br />
22f
Die Abbildung 50 zeigt deutlich, wie gering der Stellenwert des Hörens im aktuellen<br />
Deutschunterricht der Testklassen ist. Obwohl im Lehrplan der Bereich „Hören und<br />
Sprechen“ als eigener Kompetenzbereich verankert ist und es seit 2009 Standards gibt, wird<br />
dem im Deutschunterricht offenbar selten entsprochen. Hier sind Verbesserungen notwendig,<br />
um die Kompetenzen zu fördern und die Schüler auf die zukünftigen HV-Tests, die im<br />
Bereich der Überprüfung der Bildungsstandards 2014 vorkommen werden, vorzubereiten.<br />
Aus den sechs Items (0 und 1) wurde die Skala „Vorwissen“ (Minimum 14, Maximum<br />
24, Median 22; je niedriger, umso mehr Vorwissen erhielten die Schüler im Unterricht)<br />
gebildet. Das Gesamtergebnis sieht folgendermaßen aus:<br />
1% der Schüler haben die besten (14), 5% sehr gute Werte (15, 16) angegeben.<br />
52 Schüler (= 30%) haben schlechte Werte für das Vorwissen angegeben (>22).<br />
Erwähnenswert ist, dass das Vorwissen gering mit den Schulen (20,7 UNESCO Mondsee vs.<br />
21,5 „SHS Mondsee“, s.) korreliert.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Der Schülerfragebogen war ein Begleitinstrument zum HV-Test und hatte das Ziel, Hinweise<br />
zur Verbesserung der Testsituation im Rahmen der Testentwicklung zu geben<br />
Die Testinstrumente wurden von den Schülern als durchwegs passend empfunden.<br />
Auffallend ist, dass die Versuchsanordnung „Lenkung“ auf vielen Variablen einen<br />
Einfluss hatte. Schüler, die dieser Gruppe angehörten, bewerteten die Testinstrumente<br />
besser als jene, die der ungelenkten Gruppe zugeteilt waren. Das würde der Theorie des<br />
positiven Einflusses der Vorentlastung in Kapitel 4.1.1 entsprechen.<br />
Die Verständlichkeit der Instruktionen und der Arbeitsanweisungen bewerteten die<br />
meisten Schüler als gut. Auch gaben 3/4 der Schüler an, dass die CD für sie gut<br />
verständlich war, die Lautstärke und die Sprechgeschwindigkeit passte.<br />
Den HV-Test empfanden mehr 3/4 der befragten Schüler als nicht zu schwierig.<br />
Beachtenswert dabei ist, dass die Knaben den Test eher als schwieriger einschätzten.<br />
Die Zeitvorgaben zur Bearbeitung der Aufgaben waren nach Aussagen der Schüler<br />
ausreichend, nur bei Aufgabe 3 (Offenes Format) hatten mehrere Schüler Zeitprobleme.<br />
173
Beim Wohlfühlen spielte wie bei den Testinstrumenten die Versuchsanordnung<br />
„Lenkung“ eine große Rolle. Schüler, die wussten, worauf sie beim Zuhören achten<br />
sollten, bewerteten ihr Wohlbefinden in der Testsituation besser als jene, die keine<br />
Vorentlastung bekamen.<br />
Mehr als die Hälfte der Schüler konnte sich auch während der Testsituation sehr gut<br />
konzentrieren, nur wenigen Schülern gelang das überhaupt nicht. Als Hauptstörfaktoren<br />
wurden äußere Störungen angegeben, denen bei weiteren Tests noch mehr<br />
Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Ebenso fühlten sich nur wenige Schüler durch<br />
die Testung gestresst, obwohl diese Testsituation für alle Schüler neu und ungewohnt war.<br />
Bei den Hörgewohnheiten der Schüler überraschte das Ergebnis, dass Geschichten von<br />
CDs und aus dem Radio in diesem Alter nicht sehr beliebt sind. Sie wurden als langweilig<br />
empfunden. Im Gegensatz dazu gaben sehr viele Schüler an, dass sie es mögen, wenn<br />
ihnen Geschichten persönlich erzählt werden. Dies dürften sie schon in ihrer Kindheit<br />
erlebt haben, denn fast allen Schülern wurde in ihrer Kindheit vorgelesen. Besonders hohe<br />
Werte erzielte diese Variable bei Schülern höherer Leistungsgruppen.<br />
Den Hörgewohnheiten der Schüler wird nach ihren Angaben im Deutschunterricht nur wenig<br />
entsprochen. Das bewusste Hören und Zuhören im Unterricht kommt nach Einschätzung der<br />
Schüler kaum oder nur sehr wenig im Deutschunterricht vor.<br />
Spezielle Hörübungen werden laut Aussagen der Schüler kaum eingesetzt. Manchmal<br />
kommt das Vorlesen von Texten mit anschließender Bearbeitung in Form von Fragen oder<br />
Zusammenfassungen zum Einsatz. Und nur manchmal werden den Schülern Geschichten<br />
erzählt, obwohl diese das sehr mögen. Das Ergebnis bestätigt den aktuellen Stellenwert des<br />
Hörens im Deutschunterricht, wie es in den theoretischen Ausführungen schon erwähnt<br />
wurde.<br />
4.3.4 Evaluierung der Testsituation – der Beobachtungsbogen<br />
Neben dem Begleitfragebogen für die Testschüler kam auch ein Beobachtungsbogen (siehe<br />
auch Kap. 4.2.3.4) in der Testeinheit zum Einsatz. Diese Maßnahme sollte ebenso wie der<br />
Schülerfragebogen Aufschluss darüber geben, wie die Testsituation (der Testablauf und die<br />
Testphasen) künftig verbessert werden könnten. Ziel war es, durch die gewonnenen Hinweise<br />
174
die Durchführungsobjektivität zukünftiger HV-Tests zu erhöhen. Beobachtet wurde von zwei<br />
Beobachterinnen (Lehrerinnen), die vorher in die Beobachtungskriterien eingeschult wurden.<br />
Das Verhalten der Schüler aller Versuchsgruppen wurde während der Testeinheiten<br />
systematisch beobachtet – vor allem das Verhalten während der allgemeinen Instruktionen<br />
und das Verhalten während der Testung. Für beide Beobachtungszeiträume wurden vorher<br />
nach je sieben Kriterien Kategorien definiert (siehe Anhang G) und das jeweilige Verhalten<br />
der Schüler wurde minutiös im Beobachtungsbogen festgehalten. Nach der Testphase hielten<br />
die Beobachterinnen auch etwaige Fragen der Schüler zum Fragebogen fest, um auch mit<br />
deren Hilfe die Qualität zu verbessern.<br />
(1) Das Verhalten der Schüler während der allgemeinen Instruktion<br />
Am Beginn einer Testeinheit standen die allgemeinen Instruktionen zum HV-Test. Diese<br />
Instruktionen waren im Testleiterhandbuch vorgegeben und in allen Testklassen ident. 67<br />
Tabelle 17: Beobachtung: Verhalten während der allgemeinen Instruktion (N = 172)<br />
Nach der Analyse der acht Beobachtungsbögen (für die acht Testzeitpunkte) unterscheiden<br />
sich zwei der sieben Kategorien durch ihre Häufigkeit wesentlich von den anderen fünf.<br />
15 Schüler (rd. 9%) fragten während der Instruktionen beim Lehrer nach. Wesentlich<br />
öfter holten sich die Schüler noch bei ihren Mitschülern Auskunft (36 Schüler, 21%).<br />
Auffallend ist, dass dies hauptsächlich in den ersten sieben Minuten geschah. Während<br />
des nachfolgenden Modell-Hörbeispiels wurde nur mehr selten beim Lehrer<br />
67 Vgl. Kap. 4.2.2.2.<br />
Beobachtung: Verhalten während der allgemeinen Instruktion<br />
Anfragen bei L<br />
(Anzahl)<br />
Anfragen bei S<br />
(Anzahl)<br />
Aufgeben Schüler blättert Lehrer muss zur Stoppen der CD Allgemeine<br />
Desinteresse in Unterlagen Ordnung rufen Unterbrechung Störungen Gesamt<br />
N N N N N N N<br />
1x und gelenkt 3 4 0 0 0 1 0 8<br />
1x und ungelenkt 9 6 0 3 3 0 0 21<br />
2x und gelenkt 1 3 0 1 0 1 3 9<br />
2x und ungelenkt 2 23 0 1 2 0 0 28<br />
Gesamt 15 36 0 5 5 2 3 66<br />
175
nachgefragt. In der UNESCO Hauptschule fragten die Schüler etwas öfter nach. Hier ist<br />
ein gewisser Testleitereffekt festzustellen, die Testleiterin und eine Beobachterin sind in<br />
dieser Schule als Lehrerinnen tätig und somit den Schülern bekannt. In der SHS waren<br />
beide fremde Personen (weil in der anderen Schule tätig).<br />
Nur 5 Schüler (3%) blätterten während der Instruktion in den Unterlagen und ebenso<br />
mussten nur 5 Schüler vom Lehrer zur Ordnung gerufen werden. Während der<br />
Instruktionen waren die Schüler an beiden Hauptschulen sehr aufmerksam. Das zeigt<br />
relativ große Disziplin.<br />
Beobachtet werden konnte jedoch, dass die Schüler während des einführenden<br />
Hörbeispiels etwas unruhig wurden, besonders die Pausen schienen zu lange zu sein.<br />
Insgesamt hörten die Schüler aufmerksam während der Instruktionen der Testleiterin zu. Eine<br />
schulfremde („Respekts“)-Person als Testleiter würde möglicherweise für noch mehr Ruhe<br />
und Aufmerksamkeit sorgen.<br />
(2) Verhalten während der Testung<br />
Beim Verhalten während der Testung gab es Unterschiede zwischen den zwei Schulen. In der<br />
UNESCO Hauptschule konnten die Trennwände nicht so angebracht werden, dass die Schüler<br />
total abgeschottet waren, da die Tische das nicht zuließen. Das bewirkte, dass die Schüler in<br />
dieser Schule öfter zum Nachbarn schauten als in der Sport-HS.<br />
Tabelle 18: Beobachtung: Verhalten während der Testung (N = 172)<br />
Beobachtung: Verhalten während der Testung<br />
Zum<br />
Nachbar<br />
schauen<br />
Schwätzen Nachfragen<br />
Schüler gibt<br />
pos./neg.<br />
auf oder ist<br />
Kommentar<br />
uninteressiert<br />
57 Mal schauten Schüler insgesamt zum Nachbarn und 55 Mal schwätzten sie während<br />
der Testung (hier waren Mehrfachnennungen möglich, d.h. die Anzahl der betroffenen<br />
176<br />
Schüler<br />
äußert<br />
Unmut<br />
Allgemeine<br />
Störungen<br />
Gesamt<br />
N N N N N N N<br />
1x und gelenkt 20 8 8 0 0 0 0 36<br />
1x und ungelenkt 6 10 4 1 5 2 0 28<br />
2x und gelenkt 10 4 0 2 0 0 2 18<br />
2x und ungelenkt 21 33 4 0 7 0 2 67<br />
Gesamt 57 55 16 3 12 2 4 149
Schüler ist hier geringer). Besonders geschah dies in der UNESCO Hauptschule. Das<br />
kann mit dem oben genannten Testleitereffekt zu tun haben, aber auch mit den eher<br />
durchlässigen Trennwänden. Auffallend ist, dass am meisten in der ersten Hälfte des<br />
HV-Tests geschwätzt wurde, ebenso schauten die meisten Schüler öfter bis zur 12.<br />
Testminute zum Nachbarn, danach kam das kaum mehr vor. Besonders viel geschwätzt<br />
wurde in der 4E Klasse, die den spätesten Testzeitpunkt hatte. Es war zu beobachten,<br />
dass die Testungen in den ersten drei Stunden wesentlich ruhiger abliefen als Testungen<br />
zu späteren Zeitpunkten.<br />
Obwohl in den Instruktionen eindeutig darauf hingewiesen wurde, dass während der<br />
Testung nicht gefragt werden darf, wurde dennoch 16mal eine Frage zum HV-Test<br />
gestellt.<br />
Kommentare gaben 12 Schüler (7%) während der Testung ab. Die meisten Kommentare<br />
wurden in der Mitte der Testzeit abgegeben und bezogen sich auf die Länge der Pausen<br />
und der Bearbeitungszeit - die erschienen den Schülern meist zu lang - und auf den<br />
Inhalt der Stimuli.<br />
Die Schüler waren meist längere Zeit vor dem Gong mit der Beantwortung fertig und<br />
begannen sich zu unterhalten oder schauten zu den anderen Schülern. Gut zu<br />
beobachten war, dass die Schüler schon während der Stimuli mit dem Beantworten der<br />
Fragen begannen. Besonders bei der zweimaligen Präsentation beantworteten viele<br />
Schüler während des ersten Abspielens bereits und kontrollierten die Ergebnisse beim<br />
zweiten Mal und wurden dann während der Pausen und der vorgegebenen<br />
Bearbeitungszeit unruhig.<br />
Nur 3 Schüler gaben während der Testung auf oder zeigten Desinteresse. Die äußeren<br />
Störungen beeinflussten den Ablauf nur wenig. Nur insgesamt dreimal traten geringe<br />
Störungen auf.<br />
Die Beobachtung der Testung hat gezeigt, dass die Trennwände ein wichtiger Punkt zur Ruhe<br />
während der Testung sind. Die Bearbeitungszeit der Aufgaben und die Pausen müssen neu<br />
festgelegt werden, sie sind bei den meisten Aufgaben (außer Aufgabe 3, hier brauchten die<br />
Schüler die vorgegebene Zeit) etwas zu lange und das erzeugte Unruhe in den Klassen.<br />
177
(3) Verhalten der Schüler nach Versuchsgruppen<br />
Nach der allgemeinen Analyse des Beobachtungsbogens interessierte uns noch, ob die<br />
einzelnen (vier) Versuchsgruppen unterschiedliches Verhalten hervorriefen und in welchen<br />
Gruppen die meisten Störungen bzw. Auffälligkeiten vorkommen. Dabei wurden die<br />
Beobachtungskategorien analysiert, die am häufigsten (>10) vorkamen. Dies wird in der<br />
Tabelle 19 dargestellt:<br />
Tabelle 19: Verhalten der Schüler (N = 172) nach Versuchsgruppen<br />
nach Versuchsgruppen<br />
GESAMT<br />
(alle Schüler)<br />
Schüler: Beobachtetes Verhalten während …<br />
der Instruktion<br />
Anfrage bei L<br />
(Anzahl)<br />
Anfrage bei S<br />
(Anzahl)<br />
Zum Nachbar<br />
pos./neg.<br />
Gesamt Schwätzen Nachfragen<br />
Gesamt<br />
schauen<br />
Kommentare<br />
N % N % N N % N % N % N % N<br />
15 29% 36 71% 51<br />
57 41% 55 39% 16<br />
1x präsentiert 12 55% 10 45% 22 26 43% 18 30% 12 20% 5 8% 61<br />
2x präsentiert 3 10% 26 90% 29 31 39% 37 47% 4 5% 7 9% 79<br />
Gelenkt 4 36% 7 64% 11 30 60% 12 24% 8 16% 0 0% 50<br />
Ungelenkt 11 28% 29 73% 40 27 30% 43 48% 8 9% 12 13% 90<br />
1x und gelenkt 3 43% 4 57% 7 20 56% 8 22% 8 22% 0 0% 36<br />
1x und ungelenkt 9 60% 6 40% 15 6 24% 10 40% 4 16% 5 20% 25<br />
2x und gelenkt 1 25% 3 75% 4 10 71% 4 29% 0 0% 0 0% 14<br />
2x und ungelenkt 2 8% 23 92% 25 21 32% 33 51% 4 6% 7 11% 65<br />
Die Auswertung der Beobachtungsbögen zeigt relativ große Unterschiede im Verhalten bei<br />
den Versuchsgruppen.<br />
Besonders auffallend ist die unterschiedliche Häufigkeit bei der gelenkten und<br />
ungelenkten Versuchsanordnung. Hier konnte 90mal ein Verhalten beobachtet werden,<br />
das in die vorgegebenen Kriterien fällt. Besonders die Kategorie „Schwätzen“ kommt<br />
43mal vor, d.h. 48% der Verhaltensbeobachtungen in der ungelenkten<br />
Versuchsanordnung entfallen auf das Schwätzen. Bei der gelenkten Anordnung wurde<br />
aber nur 12mal geschwätzt.<br />
Diese Unruhe durch Schwätzen zeigt sich auch bei der zweimaligen Präsentation der<br />
Stimuli. Diese führte zu einer größeren Häufigkeit beim Schwätzen als die einmalige<br />
Präsentation (37x vs. 18x „gelenkt“). Auch die kombinierten Werte der Gruppe „2x und<br />
178<br />
der Testung<br />
11% 12 9% 140
ungelenkt“ bestätigen diese Aussage, 33mal wurde hier Schwätzen bei den Schülern<br />
festgehalten. Beobachtet werden konnte, dass die meisten Schüler beim zweiten<br />
Abspielen des Stimuli nicht mehr arbeiteten und besonders in den Pausen unruhig<br />
wurden. Nur mehr wenige Schüler benötigten die zweite Präsentation zum Beantworten<br />
der Testitems.<br />
Beachtenswert ist der Umstand, dass auch beim Verhalten während der Instruktionen<br />
die Schüler der ungelenkten Gruppe die höchsten Werte aufwiesen. Sie fragten am<br />
häufigsten beim Lehrer nach (11x) und auch die Nachfrage bei einem Mitschüler war<br />
hier am meisten zu beobachten (29x). 73% der Beobachtungsfälle dieser Gruppe fiel auf<br />
das Nachfragen bei einem Mitschüler.<br />
Den Schülern wurde erst zum Ende der Instruktionen mit dem Modellbeispiel bekannt<br />
gegeben, dass sie die Fragen nicht vor dem Hören der Stimuli lesen dürfen. Die meisten<br />
Nachfragen wurden auch hier in der ersten Hälfte der Instruktionen gestellt, nur 4mal<br />
wurde nach dem einführenden Hörbeispiel gefragt. Warum auch bei den Instruktionen<br />
die Häufigkeit der Nachfragen bei der ungelenkten Gruppe größer ist, lässt sich ad-hoc<br />
nicht beantworten.<br />
Unsere ursprüngliche Annahme, die Schüler der Versuchsgruppe „1x und ungelenkt“<br />
würden am häufigsten während der Testung zum Nachbarn schauen oder mit einem<br />
Mitschüler schwätzen, indem sie dort nachfragen, wurde nicht bestätigt. Das Gegenteil<br />
trat ein. Die Schüler schwätzten nur 10mal und schauten nur 4mal zum Nachbarn.<br />
Möglicherweise lässt sich das durch die erhöhte Aufmerksamkeit dieser<br />
Versuchsgruppe erklären, da sie nicht wussten, worauf sie beim Hören der Stimuli<br />
konkret hören sollten.<br />
Auch die Kommentare zum Test traten gehäuft in der ungelenkten Gruppe auf (12x).<br />
Am häufigsten wurden auch hier die zu langen Pausen kommentiert.<br />
Zusammenfassend zeigt sich bei der Analyse der Beobachtungen nach Versuchsgruppen, dass<br />
bei der Testung in den ungelenkten Versuchsgruppen häufiger Unruhe auftrat als in den<br />
gelenkten Gruppen. Besonders die Kombination „2x und ungelenkt“ fällt hier durch die<br />
Häufigkeit auf. Der Faktor „ungelenkt“, das vorausschauende Nichtlesenkönnen der Fragen<br />
vor dem Hören, dürfte besonders auf das Verhalten während des Tests einen Einfluss haben.<br />
Hier zählen die zu langen Pausen und möglicherweise auch das zweite Abspielen, bei dem die<br />
Schüler nicht mehr arbeiten, zu den Ursachen der Unruhe.<br />
179
4.3.5 Konsequenzen für Veränderungen für BIFIE-Pilotstudie<br />
Aufgrund unserer persönlichen gemachten Erfahrungen bei der Testung, unserer<br />
Aufzeichnungen und den Ergebnissen der Untersuchung kamen wir zu folgenden<br />
Verbesserungsvorschlägen für die Pilotstudie des BIFIE im Juni 2011:<br />
NEU<br />
gelenkt (mit Lesezeit)<br />
(1) Präsentationsformen:<br />
Stimulus 1x oder 2x abspielen<br />
(je nach Textschwierigkeit)<br />
Auditive Präsentation der Iteminstruktionen (evtl. nur CD)<br />
Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />
Bearbeitungszeiten individuell je nach Aufgabe anpassen<br />
Transparenz im Ablauf<br />
Zeitlichen Ablauf auf der CD anpassen<br />
Verständlichkeit der Hörbeiträge verbessern<br />
Störungen von außen kontrollieren<br />
Geeignete Testräume<br />
Trennwände oder ähnliche unkomplizierte Vorkehrungen<br />
Testzeitpunkt<br />
Abbildung 51: Unsere Vorschläge für die Pilotierung im Juni 2011<br />
Eine einmalige Präsentation des Stimulus bei einfachen Stimuli und zweimalige bei<br />
schwierigeren wäre realistisch (beim zweimaligen Abspielen wurden die Schüler<br />
unruhig). Das Ergebnis deutet zwar nicht signifikant in Richtung 2x präsentiert und<br />
gelenkt, aber aufgrund des Schülerfragebogens und der Beobachtung wird ersteres<br />
empfohlen. Die zweimalige Präsentation wird zwar großteils von den Schülern besser<br />
bewertet, aber die beobachtete Unruhe während der zweimaligen Präsentation spricht<br />
wiederum für ein einmaliges Abspielen der Stimuli, besonders bei leichteren Hörtexten.<br />
Die gelenkte Variante hat auf alle Variablen einen großen Einfluss. Hier ist die<br />
Verständlichkeit signifikant höher und die Schüler fühlen sich hier am wohlsten.<br />
Eine Verkürzung der einleitenden Instruktionen wäre anzudenken, um objektivere<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen. Zusätzlich zur Unterstützung der Objektivität<br />
könnten alle Instruktionen auf der CD sein.<br />
Eine zeitliche Vorentlastung wäre empfehlenswert: Die Schüler können sich auf den<br />
Inhalt des Gehörten konzentrieren, da sie schon ungefähr wissen, was auf sie zukommt<br />
und sie kommen zeitlich besser mit den Testaufgaben klar.<br />
180
(2) Bearbeitungszeit:<br />
Verbessern muss man die vorgegebene Bearbeitungszeit vor allem bei Aufgabe 3 und<br />
für die weitere Testentwicklung muss der Indikator „Lenkung“ (gelenkt vs. ungelenkt)<br />
und dessen Einfluss auf die Testleistung genau untersucht werden.<br />
Eine Anpassung der zeitlichen Abstände und die Bearbeitungszeit auf der CD (manche<br />
Zeiten zum Ausfüllen, Lesen oder die Pausen sind zu lang, andere passen oder sie sind<br />
zu kurz) sind erforderlich. Manche Schüler wurden bei der Bearbeitungszeit oder den<br />
Pausen unruhig, wenn die vorgegebene Zeit zu lang war.<br />
(3) Testablauf - Instruktionen<br />
Die Transparenz im Ablauf des Tests sollte verbessert werden, da einige Schüler nicht immer<br />
wussten, was zu tun war. Dazu gehört nach unseren gemachten Erfahrungen (Beobachtung)<br />
auch die Verkürzung und Vereinfachung der Instruktionen.<br />
(4) Verständlichkeit<br />
Die Verständlichkeit der Hörbeiträge von der CD könnten verbessert werden. Z. B.<br />
sollte überprüft werden, woran es liegt, dass manche Schüler die Stimuli nicht<br />
verstehen. Möglich wäre, dass der Text zu schwierig oder zu lang ist, die Sprecher<br />
undeutlich sprechen usw.<br />
Zusätzlich könnte noch beachtet werden, dass sich die Stimuli nicht zu<br />
„schulmeisterhaft“ anhören. Die Schüler zeigten ihr Interesse an den Stimuli durch<br />
mündliche Kommentare. Die Stimuli sollten in jedem Fall authentisch sein und aus der<br />
Lebenswelt der Jugendlichen stammen.<br />
(5) Testsituation<br />
Der Testzeitpunkt sollte zwecks besserer Vergleichbarkeit zur gleichen Uhrzeit sein,<br />
nach Möglichkeit in den frühen Vormittagseinheiten (2. oder 3. Einheit).<br />
Die Testräume sollten möglichst bei allen Testungen gleich sein.<br />
Die Störungen von außen sollten genauer kontrolliert und auch bei der Raumwahl<br />
berücksichtigt werden, da als Hauptstörfaktoren äußere Störungen angegeben wurden.<br />
Überlegungen hinsichtlich der Trennwände sollten angestellt werden (Möglichkeit des<br />
Abschreibens!).<br />
181
Die Konsequenzen des BIFIE<br />
Die erste Erprobung der Items im Feld (2 Hauptschulen in Mondsee) diente der Wirksamkeit<br />
von Vorabinformationen und –instruktionen (Vorentlastung). Die folgende Abbildung zeigt<br />
die festgelegten Testvarianten bei dieser ersten Voruntersuchung:<br />
gelenkt<br />
(mit<br />
Lesezeit)<br />
ungelenkt<br />
(ohne<br />
Lesezeit)<br />
Stimulus 1x abspielen<br />
Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />
Inhaltliche Vorentlastung<br />
Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />
Testheft 1<br />
Keine zeitliche Vorentlastung<br />
Inhaltliche Vorentlastung<br />
Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />
Testheft 2<br />
182<br />
Stimulus 2x abspielen<br />
Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />
Inhaltliche Vorentlastung<br />
Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />
Testheft 3<br />
Keine zeitliche Vorentlastung<br />
Inhaltliche Vorentlastung<br />
Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />
Testheft 4<br />
Abbildung 52: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />
Aufgrund der Analysen des BIFIE wurden folgende Änderungen für die Pilotstudie im Juni<br />
2011 vorgenommen:<br />
Einmalige Präsentation des Stimulus<br />
Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit/Lenkung)<br />
Auditive und visuelle Präsentation der Iteminstruktionen<br />
Der Einsatz von 10 Stimuli pro Testheft (statt 4)<br />
Bei den Testheften wurde eine Version A und eine Version B gemacht, um das<br />
Abschreiben zu verhindern (alle Schüler erhielten den gleichen Hörimpuls, aber in den<br />
Testheften war die Reihenfolge der Distraktoren in A anders als in B; offene Items<br />
waren bei allen gleich.<br />
NEU<br />
gelenkt (mit Lesezeit)<br />
Stimulus 1x abspielen<br />
Auditive und visuelle Präsentation der Iteminstruktionen<br />
Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />
Inhaltliche Vorentlastung<br />
Testheft A und B<br />
10 Stimuli pro Testheft<br />
Abbildung 53: Stimulus- und Itempräsentation NEU (BIFIE, 2011) bei der<br />
Pilotierung im Juni 2011
Kapitel 5<br />
Zusammenfassung und Diskussion<br />
183
5. Zusammenfassung und Diskussion<br />
Diese Forschungsarbeit ist ein Beitrag in der Entwicklungsarbeit zu den künftigen<br />
<strong>Hörverstehen</strong>stests im Rahmen der Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Deutsch<br />
durch das Bildungsforschungsinstitut BIFIE.<br />
Ziele<br />
Mit der Bearbeitung des Themas „<strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch der Sekundarstufe 1“ und<br />
der empirischen Untersuchung waren folgende Ziele verbunden:<br />
Die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz muss ihren wichtigen Stellenwert im Fach Deutsch<br />
erhalten und deshalb wollten wir die Aufmerksamkeit verstärkt auf diese Fähigkeit<br />
lenken.<br />
Die Testinstrumente mit dem BIFIE werden weiterentwickelt.<br />
Die sinnvolle Rückmeldung der Leistungen im <strong>Hörverstehen</strong> an Schüler, Lehrer und<br />
Schulen sollte unterstützt werden.<br />
Eine gezielte Förderung der Schüler im Deutschunterricht im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />
sollte durch die neue Bedeutung dieser Kompetenz ermöglicht werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Zur Erreichung dieser Ziele haben wir uns im theoretischen Teil der Arbeit mit den<br />
psychologischen Grundlagen zum <strong>Hörverstehen</strong> befasst, mit den gesetzlichen Grundlagen und<br />
mit der Messung von <strong>Hörverstehen</strong> durch standardisierte Tests.<br />
Im empirischen Teil sind wir der Frage nach der Präsentation von HV-Tests<br />
nachgegangen, zuerst durch die Hypothesenprüfung und anschließend durch die Auswertung<br />
des eingesetzten Fragebogens und des Beobachtungsbogens zur individuellen und<br />
allgemeinen Testsituation.<br />
Im Mittelpunkt der theoretischen Grundlagen steht die rezeptive Kompetenz<br />
„<strong>Hörverstehen</strong>“. Ausgehend vom allgemeinen Kompetenzbegriff, der die Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten eines Menschen zur Bewältigung seiner Lernaufgaben bedeutet, kommen wir zur<br />
Kompetenz <strong>Hörverstehen</strong> als einen wichtigen Teil der menschlichen Kommunikation, jene<br />
184
Fähigkeit des Menschen, erhaltene akustische Informationen zu hören, zu dekodieren, zu<br />
interpretieren und dementsprechend zu reagieren. <strong>Hörverstehen</strong> ist ein kognitiver Prozess, der<br />
weit über das rein akustische Wahrnehmen (Hören) und das Verarbeiten und Interpretieren<br />
(Zuhören) hinausgeht und die komplexe, situationsbezogene Verarbeitung des Gehörten, die<br />
zu einer persönlichen Reaktion (abhängig vom gespeicherten Wissen) führen kann,<br />
bezeichnet.<br />
Dieser komplexe kognitive Vorgang geschieht auf verschiedenen Verstehensebenen und<br />
diese richten sich wiederum nach den jeweiligen individuellen Hörzielen. Nach diesen<br />
Hörzielen entwickelt jeder Hörer seinen persönlichen Hörstil. Um das Arbeitsgedächtnis<br />
(Kurzzeitgedächtnis) nicht zu überlasten, existieren sogenannte Verstehenshilfen beim<br />
<strong>Hörverstehen</strong>sprozess: Redundanz, Inferenz und Antizipation. Diese helfen mit, das<br />
Arbeitsgedächtnis zu entlasten, in dem sie die Mehrdeutigkeiten von Aussagen erkennen und<br />
dabei helfen, richtige Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />
Durch die Einführung der Bildungsstandards im Fach Deutsch rückt auch die Messung<br />
der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz in den Blickpunkt. Zum derzeitigen Zeitpunkt werden<br />
<strong>Hörverstehen</strong>sübungen nur sporadisch im Unterricht eingesetzt. Eine gezielte Messung dieser<br />
Kompetenz gibt es bis jetzt noch nicht. Das BIFIE ist gesetzlich beauftragt,<br />
dementsprechende Tests zu entwickeln. Derzeit ist das Ziel dieser Testungen die<br />
Schulevaluation und das Systemmonitoring und nur in einem geringen Ausmaß die<br />
Individualdiagnose. Durch die Rückmeldungen an die Schulen sollte die Qualität des<br />
Unterrichts gezielt verbessert werden und im Vergleich der Schulen sollten auch Hinweise für<br />
Reformen möglich sein.<br />
Die Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>“ wird durch die fehlenden<br />
Forschungsresultate in der Muttersprache Deutsch erschwert und in Österreich auch durch die<br />
zu allgemein formulierten Bildungsstandards. Dadurch ist noch nicht eindeutig klar, welche<br />
Teilkompetenzen für das <strong>Hörverstehen</strong> erforderlich sind. Erschwerend kommt noch hinzu,<br />
dass bei der Messung von <strong>Hörverstehen</strong>, die ja meist in schriftlicher Form passiert, die<br />
Abgrenzung zu anderen Kompetenzen (Lesekompetenz, Schreibkompetenz, Sprechkompetenz,<br />
Merkfähigkeit, Informationsverarbeitungsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und<br />
Vorwissen) eine große Schwierigkeit darstellt. Hier bedarf es noch einer eingehenden<br />
Entwicklungsarbeit.<br />
185
Im Konstruktionsprozess zur Entwicklung eines standardisierten HV-Tests stehen folgende<br />
Kriterien im Mittelpunkt:<br />
Das Konstrukt <strong>Hörverstehen</strong>, der Kontext, die Zielgruppe, die Testsituation, die Präsentation<br />
und die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe als Mittelpunkt eines HV-Tests.<br />
Neben der Kompetenz „<strong>Hörverstehen</strong>“ und ihren psychologischen Grundlagen bildet<br />
die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe ein zentrales Thema für die Messung dieser Fähigkeit. Durch<br />
entsprechende Aufgaben sollten die verschiedenen Deskriptoren und Verstehensebenen<br />
gemessen werden. Der Aufbau einer Aufgabe ist bei allen Hörtests gleich. Eine Aufgabe<br />
besteht aus einem Stimulus und aus dementsprechenden Frage- und Antwortformaten. Diese<br />
drei Hauptbestandteile einer Aufgabe bestimmen die Schwierigkeit des Tests.<br />
Die Präsentation der Aufgaben stellen ein wesentliches Kriterium für die erfolgreiche<br />
Bearbeitung eines HV-Tests dar. Wie oft ein Stimulus präsentiert werden muss und ob die<br />
Probanden eine Vorentlastung (Lenkung) erhalten sollen, das wurde mit der<br />
Hypothesenprüfung überprüft.<br />
Dazu wurden 172 Schüler der 8. Schulstufe zweier Hauptschulen getestet. Es wurden<br />
vier verschiedene Testformen eingesetzt. Da die Untersuchung zur Methodenentwicklung<br />
dient, setzten wir einen Begleitfragebogen für die Schüler ein und führten eine Beobachtung<br />
der Testsituation durch.<br />
Erreichung der Ziele<br />
Das Hauptziel, die Aufmerksamkeit auf die Kompetenz <strong>Hörverstehen</strong> zu richten, haben wir mit<br />
dieser Arbeit erreicht. Durch die Aufarbeitung der psychologischen Grundlagen wurde die<br />
Bedeutung dieser Fähigkeit für die menschliche Kommunikation manifestiert. Dadurch wurde<br />
der zukünftige Stellenwert dieser Kompetenz im Fach Deutsch in der Pflichtschule<br />
unterstrichen. Die theoretische Aufarbeitung brachte aber auch zu Tage, dass es kein<br />
einheitliches theoretisches Konzept zu diesem Thema gibt und viele Konzepte<br />
zusammenzuführen waren, was nicht immer ganz einfach war. Diese Tatsache zeigt auch, wie<br />
gering der bisherige Stellenwert der Kompetenz war und auch die Erfahrungen im Unterricht<br />
zeigten, dass <strong>Hörverstehen</strong>sübungen kaum im Fach Deutsch als Muttersprache eingesetzt<br />
werden.<br />
186
Das zweite große Ziel, wichtige Hinweise zur Entwicklung der HV-Tests für das BIFIE zu<br />
erhalten, erreichten wir nur teilweise. Die Hypothesenprüfung ergab kein signifikantes<br />
Ergebnis bzgl. der Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Es kann nicht eindeutig<br />
gesagt werden, ob die einmalige oder zweimalige Präsentation der Stimuli bessere<br />
<strong>Hörverstehen</strong>sleistungen ergibt und ob die Lenkung dieselbe beeinflusst. Die Stichprobe von<br />
172 Personen war eher doch zu gering, um zu eindeutigen Ergebnissen zu kommen. Ebenso<br />
zeigte sich eine ungleiche Stichprobenzuteilung, besonders der Schüler der 3.<br />
Leistungsgruppe. Aber durch die Befragung der Schüler und die Beobachtung der<br />
Testsituation konnte man doch wichtige Hinweise erhalten, die in Richtung Lenkung bei der<br />
Präsentation geht. Die Aussagen zur Präsentationshäufigkeit können nicht so eindeutig<br />
gemacht werden. Die konkreten Vorschläge als Beitrag zur Entwicklung der HV-Tests sind<br />
im Kapitel 4.3.5 nachzulesen.<br />
Die Unterstützung der Rückmeldung an Schüler, Lehrer und Schule als drittes Ziel ist<br />
erreicht worden, da durch die theoretische Bearbeitung des Themas die Kriterien zur<br />
Konstruktion guter HV-Tests klar wurden und auch die besondere Bedeutung der HV-<br />
Aufgaben. Hier ist besonders die Abgrenzung zu den anderen Kompetenzen ausschlaggebend<br />
und die Erkenntnis, dass die erforderlichen Teilkompetenzen zum <strong>Hörverstehen</strong> noch nicht<br />
eindeutig definiert sind, machen derzeit eine sinnvolle Rückmeldung noch nicht möglich.<br />
Ebenso klar wurde im Laufe der Arbeit die Tatsache, dass individuelle Diagnoseinstrumente<br />
noch fehlen. Die derzeitigen Rückmeldungen entsprechen noch nicht allen Kriterien einer<br />
individuellen diagnostischen Rückmeldung. Individuelle Diagnoseinstrumente sind aber für<br />
eine sinnvolle Rückmeldung an den einzelnen Schüler notwendig.<br />
Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz, valide HV-<br />
Tests und eine sinnvolle Rückmeldung führt zu einer gezielten Förderung der Kompetenz im<br />
Fach Deutsch. Die Wichtigkeit dieser Förderung (auch im Sinne des Erlernens und Übens der<br />
Fähigkeit) wurde im Rahmen der Arbeit unterstrichen und sollte durch die Überprüfung der<br />
Bildungsstandards eine fundierte Basis erhalten. Die geplante Art der Erhebung der Leistung<br />
hat den Zweck, den Unterricht einer Schule zu verbessern, aber sie trägt in dieser Form noch<br />
zu wenig zur individuellen Verbesserung der HV-Leistung des Schülers bei.<br />
187
Schlussfolgerungen - Kritik - Ausblick<br />
Wegen der besseren Verständlichkeit gliedern wir unsere Überlegungen nach den<br />
theoretischen, methodischen und didaktischen Aspekten.<br />
Theoretisch<br />
Die Grundlage jedes wissenschaftlichen Arbeitens ist ein konkretes theoretisches Modell. Im<br />
Rahmen unserer Arbeit sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass es dieses im Bereich<br />
<strong>Hörverstehen</strong> in der erforderlichen Qualität noch nicht gibt. Um aber die Bildungsstandards<br />
eindeutig messen zu können, bedarf es eines ausgereiften, wissenschaftlich fundierten,<br />
theoretischen Modells. Deshalb ist es auch schwierig, ein neues Kompetenzmodell mit<br />
eindeutigen Niveaustufen zu entwickeln. Erschwert wird die Entwicklung zusätzlich durch<br />
die zu allgemein formulierten Deskriptoren, die auf Grundlage des sehr allgemein gehaltenen<br />
Rahmenlehrplans entstanden sind.<br />
Wichtiger nächster Lösungsschritt wäre die Entwicklung eines theoretischen Modells<br />
für das <strong>Hörverstehen</strong>. Dieses Modell beinhaltet die genaue Definition des Begriffes (Was ist<br />
<strong>Hörverstehen</strong>?) und die Benennung der Kompetenzen, die für diese Fähigkeit notwendig sind.<br />
Anschließend ist es möglich, ein neues Kompetenzmodell mit eindeutigen Niveaustufen<br />
und deren genauer Beschreibung (Was muss jeder Schüler auf einem bestimmten Niveau<br />
können?) zu entwickeln, das in einer Art Referenzrahmen für „Deutsch <strong>Hörverstehen</strong> in<br />
Österreich“ mündet. Aufgrund dieses Referenzrahmens könnten die Deskriptoren überarbeitet<br />
und konkretisiert werden.<br />
Nach diesen grundlegenden Schritten ist die Anpassung des Lehrplans an die<br />
Bildungsstandards möglich. Unsere Überlegungen führen dahin, dass die Bildungsstandards<br />
den Kernstoff eines Faches darstellen und die anderen Fachinhalte den Erweiterungsstoff<br />
bilden, welcher individuell, je nach Können des Schülers, eingesetzt werden kann.<br />
Damit der gesetzliche Anspruch erfüllt werden kann, benötigt man nicht erst in der 8.<br />
Schulstufe eine abschließende Messung der Kompetenz <strong>Hörverstehen</strong>, sondern wichtig wären<br />
Diagnoseinstrumente (nicht nur das IKM in der 7. Schulstufe) in die Hand des Lehrers ab der<br />
5. Schulstufe, um individuell auf die Stärken und Schwächen der Schüler eingehen zu können<br />
und um diese Kompetenz zu lehren und zu üben.<br />
188
Methodisch<br />
Unsere Erkenntnisse in methodischer Hinsicht schließen an die obigen Überlegungen an. Da<br />
es zu wenige Forschungsergebnisse gibt, ist es erforderlich, die Forschungsarbeit in diesem<br />
Gebiet zu forcieren, um die Validität der Testinstrumente zu verbessern.<br />
In Bezug auf unsere Forschungsfrage (Präsentationshäufigkeit und Lenkung) ergibt sich<br />
Folgendes: Es wurden keine eindeutigen Effekte der Versuchsanordnungen beobachtet, wenn<br />
man die Testergebnisse als Kriterium nimmt (keine eindeutige Tendenz zu bzw. Bestätigung<br />
einer Variante). Die Hypothese hinsichtlich der gelenkten Präsentation kann aber aufgrund<br />
der geringen Stichprobe und der Tatsache, mit natürlichen Gruppen gearbeitet zu haben, nicht<br />
endgültig verworfen werden.<br />
Die Befragungsergebnisse würden es zu mindestens nahelegen, eine gelenkte Version<br />
doch zu präferieren, um eine noch etwas validere Messung zu erreichen. Eine Möglichkeit zu<br />
eindeutigeren empirischen Aussagen diesbezüglich zu kommen, wäre die nochmalige<br />
Untersuchung bei einer deutlich größeren Stichprobe mit zufälliger Zuordnung der Schüler zu<br />
Versuchsgruppen. Eine zweite interessante Möglichkeit wäre eine differenzierte<br />
Untersuchung nach Schwierigkeit der Stimuli, d.h. schwierige Texte werden zweimal<br />
präsentiert und leichtere Texte einmal.<br />
Die Untersuchung ergab, dass die Antwortvorgaben nicht eindeutig genug waren, sich<br />
teilweise als zu wenig trennscharf erwiesen und deshalb bei der Itemkonstruktion besonderer<br />
Wert auf eindeutige und klare Antworten gelegt werden muss. Das bedeutet, mehrmaliges<br />
Testen in der Praxis, bevor diese Items in HV-Tests Verwendung finden.<br />
Aufgrund der Reaktion der Schüler auf die Hörtexte, liegt die Vermutung nahe, dass die<br />
eingesetzten Stimuli zu belehrend und einseitig sind. Der Einsatz von verschiedenen<br />
Textsorten ist deshalb empfehlenswert. Besonderes Augenmerk sollte auf<br />
anweisungsbezogene Textsorten gelegt werden, da die Schüler im Unterricht vorwiegend<br />
Anweisungen erhalten.<br />
Derzeit werden die Hörtexte nur über CD präsentiert. Um aber dem Anspruch im<br />
Kapitel 2.1.1 (<strong>Hörverstehen</strong> ist ein Teil der menschlichen Kommunikation) gerecht zu<br />
werden, wäre es wünschenswert, auch Videosequenzen mit kommunikativen Situationen bei<br />
der Testung einzusetzen. Somit könnte auch der Deskriptor 5 (Schüler können stimmliche und<br />
körpersprachliche Mittel der Kommunikation erkennen) überprüft werden. Dieser Deskriptor<br />
ist bislang von der Testung ausgeschlossen.<br />
189
Didaktisch<br />
Durch die Einführung der Bildungsstandards, die erstmalig eine Überprüfung der Kompetenz<br />
<strong>Hörverstehen</strong> ermöglichen, werden die Deutschlehrer „gezwungen“, sich mit diesem Thema<br />
auseinanderzusetzen. Damit eine sinnvolle Auseinandersetzung erfolgen kann, muss den<br />
Fachlehrern bewusst werden, wie wichtig diese Kompetenz für die menschliche<br />
Kommunikation und im Besonderen für das Fach Deutsch ist. Eine Befragung der<br />
Deutschlehrer der 4. Klassen in den Testschulen (N = 11, nicht repräsentativ) ergab, dass<br />
diese Kompetenz im Deutschunterricht gar nicht oder nur zu einem geringen Teil gelehrt<br />
wird, dieselbe Tatsache, wie oftmalig in der Literatur zu lesen. Zur Bewusstmachung der<br />
Wichtigkeit dieser Kompetenz sind unbedingt Lehrerfortbildungen für aktive Lehrer und eine<br />
dementsprechende Lehrerausbildung für zukünftige Lehrer erforderlich. Nach ausführlicher<br />
Recherche in Deutschlehrbüchern stellten wir fest, dass das Hören auch in diesen wenig bis<br />
gar nicht präsent ist (siehe Anhang M). Die Schulbuchverlage sind auch hier besonders<br />
gefordert, entsprechende Unterrichtsmaterialien anzubieten.<br />
Eine Anregung wäre die Zusammenarbeit der Schulbuchverlage mit dem BIFIE, um<br />
auch Übungstests als Vorbereitung für die Standardüberprüfung zu entwickeln. Dies würde<br />
die Möglichkeit bieten, das <strong>Hörverstehen</strong> gezielt zu üben und die Schüler mit der<br />
Testsituation vertraut zu machen.<br />
Schlusswort<br />
Unser primärer persönlicher Gewinn als aktive Pädagoginnen war die intensive<br />
Auseinandersetzung mit dem breiten thematischen Feld der Bildungsstandards –<br />
insbesondere im Bereich <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch - als eine transparente und<br />
nachvollziehbare<br />
Lernergebnisse.<br />
Darstellung von Bildungsabschlüssen über die zu erreichenden<br />
Darüber hinaus profitierten wir bei der Verfassung unserer Arbeit durch den erfolgten<br />
interdisziplinären Brückenschlag zwischen Wissenschaft (Universität, BIFIE) und der<br />
gelebten Praxis an der Hauptschule. In zahlreichen kollegialen Gesprächen konnten wir<br />
bestehende Zweifel an den Bildungsstandards ausräumen und als proaktive Multiplikatoren<br />
derselben wirken.<br />
190
Als zusätzliches Ergebnis dieser inhaltlichen Auseinandersetzung ist festzuhalten, dass wir<br />
überzeugt sind, dass der weitere Ausbau und forcierte Einsatz der Bildungsstandardseine<br />
gesellschaftliche Notwendigkeit darstellt, die allen Beteiligten eine gemeinsame Orientierung<br />
gibt und dem Ziel der positiven Weiterentwicklung des Unterrichts dient.<br />
Sollte dieser Ansatz der Verfasserinnen dieser Arbeit jedoch zu idealistisch erscheinen,<br />
darf auf folgendes Zitat verwiesen werden:<br />
Ideale sind wie Sterne.<br />
Wir erreichen Sie niemals,<br />
aber wie die Seefahrer auf dem Meer,<br />
richten wir unseren Kurs nach ihnen.<br />
(Carl Schurz)<br />
191
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reflexion/juttawermke_hoeren_lauschen.pdf [Datum des<br />
Zugriffs: 10.05.11].<br />
Wermke, J. (1996). Die Kunst des Hörens. Ein Desiderat der Deutsch-Didaktik. P. Josting &<br />
J. Wirrer (Hrsg.). Georg Olms Verlag.<br />
Wermke, J. (1998). Hör-Ästhetik. Ein Beispiel integrierter Medienerziehung im<br />
Deutschunterricht. Zeitschrift für Medienpädagogik. Gemeinschaftswerk der<br />
Evangelischen Publizistik (Hrsg.). Frankfurt am Main: mediaculture.<br />
Wernstedt, R. & John-Ohnesorg, M. (2009). Bildungsstandards als Instrument schulischer<br />
Qualitätsentwicklung. Zementierung des Selektionsprinzips oder Mittel zur<br />
Chancengerechtigkeit? (1. Aufl.). Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />
Wiedemann, P., Preußer, S. & Böhme, U. (2010). Umwelt und Gesundheit. Materialien für<br />
Bildung und Information. Arbeitsheft für Schülerinnen und Schüler. Sekundarstufe<br />
[WWW Dokument]. Verfügbar unter:<br />
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/gesundheit_de_gesamt.pdf<br />
[Datum des Zugriffs: 24.06.11].<br />
Wiemann, B. (2009). Wir hören, was wir verstehen, aber wir verstehen nicht immer, was wir<br />
hören. Evaluation und Verbesserungsvorschläge für <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben im<br />
Anfängerunterricht der Erwachsenenbildung. Magisterarbeit. Technische Universität<br />
Chemnitz [WWW Dokument]. Verfügbar unter: http://www.tuchemnitz.de/phil/english/ling/download/theses/wiemann_hoerverstehen2009.pdf<br />
[Datum<br />
des Zugriffs: 04.06.11].<br />
202
Willenberg, H. (2007). Kompetenzhandbuch für den Deutschunterricht. Auf der empirischen<br />
Basis des DESI-Projekts. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren.<br />
Wörterbuch. (n.d.). [WWW Dokument]. Verfügbar unter:<br />
http://woerterbuch.babylon.com/weltwissen [Datum des Zugriffs: 20.06.11].<br />
Zeitlinger, E. K. (2007). Hören(d) lernen. Warum Zuhören eine wichtige Grundkompetenz ist.<br />
In M. Egger & G. Habringer (Hrsg.), Praxishandbuch D8. Didaktische Anregungen zur<br />
Arbeit mit den Bildungsstandards Deutsch von der 5. - 8. Schulstufe (1. Aufl.) (S. 117-<br />
164). Linz.<br />
Zeitz, F. & Zeitz, F. (2010). Das <strong>Hörverstehen</strong> fördern mit kurzen Erzähltexten. Materialien<br />
zur Steigerung der Schlüsselkompetenz Hören. Buxtehude: Persen.<br />
Zillner, F. & Egger, M. (2010). Glossar im Zusammenhang mit den<br />
Bildungsstandards/Schulleitung. Pädagogische Hochschule OÖ. Linz [WWW<br />
Dokument]. Verfügbar unter: http://www.ph-ooe.at/fileadmin/old_fileadmin/fileadmin/<br />
user_upload/bildungsstandards/Downloads/bildungsstandards_web.pdf [Datum des<br />
Zugriffs: 15.06.11].<br />
Zimbardo, P. G., Gerrig, R. J.& Graf, R. (2007). Psychologie (16. aktualisierte Aufl.).<br />
München: Pearson-Studium.<br />
Zöfel, P. (2007). Statistik verstehen. Ein Begleitbuch zur computergestützten Anwendung<br />
(Nachdr.). München: Addison-Wesley.<br />
203
7. Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />
Abbildung 2: Zuhören als mehrstufiger Prozess der Informationsverarbeitung (Imhof, 2010)<br />
Abbildung 3: Selbstregulation in den Phasen des Zuhörens (Imhof, 2010)<br />
Abbildung 4: Stufen des Hörvorganges (Geißner, 1984)<br />
Abbildung 5: Verstehensebenen (nach Solmecke, 1992; Butkhuzi, 2008)<br />
Abbildung 6: Mehrspeichermodell des Gedächtnisses (Preiser, 2009; Weber, 2004)<br />
Abbildung 7: Struktur des sprachlichen Handelns (Jude et al., 2001)<br />
Abbildung 8: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong>“ im Deutschunterricht im österreichischen<br />
Lehrplan der HS<br />
Abbildung 9: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong> indirekt“ im Deutschunterricht im<br />
österreichischen Lehrplan der HS<br />
Abbildung 10: Zusammenspiel von Lehrplan und Bildungsstandards (BIFIE, 2010a)<br />
Abbildung 11: Die Typen fachspezifischer Kompetenzmodelle<br />
Abbildung 12: Lehrplan (nach BIFIE, 2011b)<br />
Abbildung 13: Kompetenzmodell (nach BIFIE, 2011b)<br />
Abbildung 14: Entwicklungsschritte vom Lehrplan zu den Aufgaben (BIFIE, 2011b)<br />
Abbildung 15: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010b)<br />
Abbildung 16: Kompetenzmodell Deutsch 8. Schulstufe NEU<br />
Abbildung 17: Übersicht „Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> in Österreich“<br />
Abbildung 18: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010)<br />
Abbildung 19: Das Schema für die Entscheidungen in der Operationalisierung<br />
Abbildung 20: Ausgangspunkt der Überlegungen zur empirischen Überprüfung<br />
Abbildung 21: Schema für das Weltwissen<br />
Abbildung 22: Wesentliche Kriterien und Teile einer HV-Aufgabe<br />
Abbildung 23: Zu beachtende Anforderungen u. situative Merkmale bei der Testkonstruktion<br />
Abbildung 24: Textsortensammlung für Hörtexte<br />
Abbildung 25: Schwierigkeitsgenerierende Merkmale eines Hörtextes<br />
Abbildung 26: Verstehensebenen<br />
Abbildung 27: Höraufgabe – Bsp. einer offenen Fragestellung<br />
Abbildung 28: Formate von Antworten<br />
Abbildung 29: Höraufgabe – Bsp. MC-Item<br />
Abbildung 30: Höraufgabe – Bsp. MC-Item<br />
204
Abbildung 31: Höraufgabe – Bsp. Richtig/Falsch Item<br />
Abbildung 32: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 1<br />
Abbildung 33: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 2<br />
Abbildung 34: Höraufgabe – Offenes Item<br />
Abbildung 35: Wesentliche Kontextbedingungen der Tests<br />
Abbildung 36: Situative Bedingungen der Tests<br />
Abbildung 37: Variablen der Präsentation von HV-Tests<br />
Abbildung 38: Bsp. für die Kodierung einzelner Items<br />
Abbildung 39: Testvarianten Vorpilotierung HS Mondsee<br />
Abbildung 40: Zeitplan wichtiger Pilotierungsphasen des BIFIE (BIFIE, 2011)<br />
Abbildung 41: Gruppen bzw. Varianten der Voruntersuchung HS Mondsee<br />
Abbildung 42: Zeitlicher Ablauf der Untersuchung<br />
Abbildung 43: Untersuchungsgruppen und Materialien<br />
Abbildung 44: CDs der Testung, Länge<br />
Abbildung 45: Beobachtungsbogen Seite 2 und 3<br />
Abbildung 46: Deskriptives Ergebnis Hörtest nach VG (N = 172) – Variante 1<br />
Abbildung 47: Deskriptives Ergebnis Hörtest nach VG (reduzierte Stichprobe)<br />
Abbildung 48: Das deskriptive Ergebnis der Einschätzung nach Versuchsgruppen<br />
Abbildung 49: Erzählungen durch Personen<br />
Abbildung 50: <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht (N = 172)<br />
Abbildung 51: Unsere Vorschläge für die Pilotierung im Juni 2011<br />
Abbildung 52: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />
Abbildung 53: Stimulus- und Itempräsentation NEU (BIFIE, 2011) bei der Pilotierung im<br />
Juni 2011<br />
205
8. Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Auswahl und Anordnung der vier Versuchsgruppen in den beiden HS<br />
Tabelle 2: Zeitpunkte der Tests<br />
Tabelle 3: Klassen/Leistungsgruppen in Deutsch in den untersuchten HS<br />
Tabelle 4: Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />
Tabelle 5: Die vier HV-Aufgaben – Formate/Auswertungsvorschriften/Punkte<br />
Tabelle 6: Reliabilitätsanalyse des HV-Tests<br />
Tabelle 7: Charakteristik der Schüler in der Stichprobe<br />
Tabelle 8: Versuchsgruppen: Geschlecht und Leistungsgruppe<br />
Tabelle 9: Versuchsgruppen: Noten und Muttersprache<br />
Tabelle 10: Ergebnisse HV-Tests nach Gruppen<br />
Tabelle 11: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen<br />
Tabelle 12: Ergebnisse der Hypothesentests<br />
Tabelle 13: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen (reduzierte Stichprobe)<br />
Tabelle 14: Ergebnisse der Hypothesentests (reduzierte Stichprobe)<br />
Tabelle 15: Schülerfragebogen – statistische Angaben<br />
Tabelle 16: Wunsch nach Wiederholung der Hörbeiträge<br />
Tabelle 17: Beobachtung: Verhalten während der allgemeinen Instruktion (N = 172)<br />
Tabelle 18: Beobachtung: Verhalten während der Testung (N = 172)<br />
Tabelle 19: Verhalten der Schüler (N = 172) nach Versuchsgruppen<br />
206
9. Abkürzungsverzeichnis<br />
HS Hauptschule<br />
AHS Allgemeinbildenden Höheren Schulen<br />
LG Leistungsgruppe<br />
HV <strong>Hörverstehen</strong><br />
HVK <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz<br />
BIFIE Bundesinstitut; Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen<br />
Schulwesens<br />
BIST Bildungsstandards<br />
IKM Informelle Kompetenzmessung<br />
bm:uk Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur<br />
IQB Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen<br />
GERS Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen<br />
ÖSD Österreichisches Sprachdiplom Deutsch<br />
DESI Deutsch Englisch Schülerleistungen International<br />
HarmoS Die interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule,<br />
auch kurz HarmoS-Konkordat genannt<br />
MC-Item Multiple-Choice-Item<br />
Ebd. Ebenda<br />
n.d. nicht datiert<br />
et al. Und andere<br />
Vgl. Vergleiche<br />
Hrsg. Herausgeber<br />
Bd. Band<br />
zit. nach zitiert nach<br />
f., ff. und die folgende Seite, und die folgenden Seiten<br />
Kap. Kapitel<br />
s.s. sehr signifikant<br />
h.s. hoch signifikant<br />
207
10. Anhang<br />
Anhang A-F: Kapitel 3<br />
Anhang A: „Wetterbericht“<br />
Anhang B: „Reportage aus der Stadt Pribjat“<br />
Anhang C: Beispiel „Einleitung“<br />
Anhang D: Beispiel „Instruktion“<br />
Anhang E: Tabelle „Schwierigkeitsbestimmende Merkmale“<br />
Anhang F: Tabelle „Verstehensebenen“<br />
Anhang G: Testhefte<br />
Testleiterhandbuch<br />
Testhefte - Die Testitems sind vom BIFIE nicht zur Veröffentlichung freigegeben.<br />
Schülerfragebogen<br />
Beobachtungsbogen<br />
Anhang H: Wichtige Links<br />
Anhang I: Zusammenspiel von Lehrplan und Bildungsstandards<br />
Anhang J: Phasen des Zuhörens (S-O-I-Modell)<br />
Anhang K: CEFR Raster (Zuhören)<br />
Anhang L: Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />
Anhang M: Anregungen zur Umsetzung des HV in der Praxis<br />
Anhang N: Michael Ende: Momo<br />
Anhang O: „Verkehrshinweis“ (Hörtext und Aufgaben)<br />
208
Anhang A-F: Kapitel 3<br />
ANHANG A<br />
Hörbeispiel „Wetterbericht“<br />
Instruktion:<br />
Variante 1: „Du hörst jetzt einen Wetterbericht. Beantworte die Beispielaufgaben 1 bis 4.“<br />
Variante 2: „Du hörst jetzt einen Wetterbericht. Lies jetzt die Antwortbeispiele 1 bis 4.<br />
Beantworte dann die Beispielaufgaben 1 und 2.“<br />
Stimulus:<br />
Männlicher Sprecher:<br />
„Wir kommen zum Wetter mit Mario Müller. Es ist und bleibt mild, jetzt wird es aber<br />
zunehmend nass und heute kommen von Westen erste Regenschauer, morgen dann der große<br />
Regen mit starkem Tauwetter. Plus 5 Grad, so mild ist der Morgen bei Ihnen in Bregenz oder<br />
in Wien. 2 Grad haben Sie in Klagenfurt, Graz, Salzburg, Linz und St. Pölten, plus 1 Grad in<br />
Innsbruck und Eisenstadt. Es regnet heute in erster Linie in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und<br />
Oberösterreich, wobei der Regen jetzt in Vorarlberg am stärksten ist und wird. Schnee gibt`s<br />
ab etwa 1000 Meter, nur darüber ist es kalt genug für Schnee. Der Nordwestwind legt zu, er<br />
verbläst immerhin die Nebelfelder im Osten und Süden Österreichs. Hier haben Sie endlich<br />
wieder einmal eine Chance, dass ab und zu wieder einmal die Sonne vorbeischeint. Das alles<br />
bei Temperaturen bei plus 5 Grad. Milder ganz im Osten, vom Grazer Becken bis ins<br />
Südburgenland gibt`s Spitzen bis 9.<br />
Aufgabe 1<br />
1. Von wo kommen erste Regenschauer?<br />
Kreuze das richtige Kästchen an?<br />
□ Norden<br />
□ Osten<br />
□ Süden<br />
□ Westen<br />
209
Aufgabe 2 richtig/falsch<br />
Du musst bei jeder Aufgabe entscheiden, ob sie richtig ist oder falsch.<br />
2. Wie ist das Wetter heute?<br />
Kreuze bei jeder Aussage an, ob sie richtig oder falsch ist.×<br />
richtig falsch<br />
Zunehmend sonnig □ □<br />
Sehr sonnig □ □<br />
Schnee ab etwa 1000m □ □<br />
Regen □ □<br />
Aufgabe 3 Stichwörter<br />
Schreib eine kurze Antwort.<br />
3. Wo regnet es heute am stärksten?<br />
Antworte in Stichworten. Schreib die Antwort auf die dafür vorgesehenen Zeilen.<br />
Aufgabe 4 Zuordnung 1 bis 4<br />
Du musst entscheiden, welche Informationen zusammengehören.<br />
4. Wo hat es welche Temperatur?<br />
Ordne die Teile 1-4 den Teilen A-D zu.<br />
Ergänze neben den Buchstaben die entsprechende Ziffer. (z.B. D1)<br />
A 1 Grad A__<br />
210<br />
1 Innsbruck und Eisenstadt<br />
B 2 Grad B__ 2 Grazer Becken<br />
C 5 Grad C__ 3 Bregenz und Wien<br />
D 9 Grad D__ 4 Klagenfurt<br />
(BIFIE, 2011, Testheft 1 68 )<br />
68 Anhang: BIFIE, 2011, Testheft 1, Beispielaufgabe
ANHANG B<br />
Hörbeispiel „Reportage aus der Stadt Pribjat“ 69<br />
Instruktion Lehrperson:<br />
„Vor zwanzig Jahren, in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 ereignete sich eine der<br />
größten Katastrophen der modernen Zeit: die Katastrophe von Tschernobyl in der Ukraine<br />
(ehemalige Sowjetunion). Hör dir die folgende Reportage aufmerksam an. Die Aufnahme<br />
wird nur einmal abgespielt. Wir stellen dir danach ein paar Fragen, die du möglichst genau<br />
beantworten solltest. Pass auf, es können mehrere Antworten pro Frage richtig sein. Hier<br />
zeige ich eine Karte und Bilder auf Pribjat, damit du dir eine Vorstellung von Pribjat machen<br />
kannst.“<br />
Stimulus:<br />
Der gesamte Hörtext ist leider nicht bekannt.<br />
Hier nur ein Textausschnitt (passend zu Item 3)<br />
(…) An jenem 26. April 1986 an einem Samstag, als Reaktor vier auf dem drei Kilometer<br />
entfernten AKW-Gelände schon brennt und hoch radioaktiver Staub auf Pribjat fällt, feiern<br />
in der Stadt sechs Paare, als ob nichts geschehen wäre, ihre Hochzeit. Erst 36 Stunden nach<br />
der Explosion wurde die Stadt evakuiert. (Stimme auf Russisch) Am Sonntagnachmittag um<br />
halb zwei diese Frauenstimme aus einem Lautsprecherwagen zu hören: (Stimme auf<br />
Russisch) (…)<br />
69<br />
Im Bericht über das Schweizer Projekt HarmoS werden diese Hörtexte nicht freigegeben und das genaue Layout des<br />
Testheftes ist nicht bekannt.<br />
211
1. Was trifft für den Text, den du gehört hast, am ehesten zu?<br />
Kreuze das richtige Kästchen an?<br />
□ Es ist eine Informationssendung über radioaktive Strahlung.<br />
□ Es ist eine Reportage über eine Begegnung mit der heutigen Stadt Pribjat.<br />
□ Es ist eine Berichterstattung über die Evakuierung von Pribjat.<br />
□ Es ist ein Interview mit einem Reporter, der Pribjat besucht.<br />
2. Wer lebt heute noch in der Stadt Pribjat? Schreibe kurz auf, was du weißt:<br />
3. Wie wurde die Bevölkerung von Pribjat über das Ereignis informiert?<br />
Kreuze das richtige Kästchen an?<br />
□ Durch die Zeitung.<br />
□ Durch das Fernsehen.<br />
□ Über das staatliche Radio.<br />
□ Durch einen Staatspräsidenten.<br />
□ Durch einen Lautsprecherwagen.<br />
(Eriksson & Waibel, 2010, S.74, Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010, S. 123)<br />
212
ANHANG C<br />
Beispiel „Einleitung“<br />
„Guten Morgen. Ich darf euch ganz herzlich zum heutigen <strong>Hörverstehen</strong>stest begrüßen. Es ist<br />
wichtig im Leben, dass man richtig zuhören kann. Richtig zuhören heißt, verstehen, was<br />
gesagt wird, um dann das Richtige zu tun.<br />
Es geht in diesem Test nicht darum, euer Wissen abzufragen, sondern auszuprobieren, ob<br />
dieser Test für Schüler eures Alters geeignet ist. Die Ergebnisse dieses Tests fließen nicht in<br />
die Zeugnisnote ein. Ihr könnt uns aber helfen, indem ihr euer Bestes gebt!<br />
Warum ist das Zuhören wichtig?<br />
Dazu ein Beispiel: Eure Mutter ruft euch am Nachhauseweg an und sagt zu euch: „Geh zum<br />
Kaufmann und kauf 1kg Brot und 6 Eier, das Geld liegt auf dem Küchentisch.“ Es liegt dann<br />
an eurem <strong>Hörverstehen</strong>, ob ihr das Richtige nach Hause bringt. Heute probieren wir einmal<br />
aus, wie gut ihr schon beim Zuhören seid! Wir spielen euch Hörbeiträge vor, ihr bekommt<br />
dann ein Testheft mit Aufgaben, in das ihr eure Antworten eintragen sollt.<br />
Damit die Tests in allen Klassen gleich durchgeführt werden, werde ich euch alle<br />
Erklärungen vorlesen. Das wird euch vielleicht komisch vor kommen, muss aber so sein,<br />
damit alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Erklärungen erhalten.<br />
Wir teilen euch jetzt die Testhefte aus. Lasst die Testhefte geschlossen vor euch liegen.<br />
Lasst BITTE die post-its dort, wo wir sie hin geklebt haben.<br />
Ihr bekommt jetzt einen schwarzen Stift, den ihr beim Test verwenden sollt. Den Stift könnt<br />
ihr dann behalten.<br />
Öffnet die Testhefte bitte noch nicht, sondern lasst sie vor euch liegen.<br />
Kontrolliert bitte, ob die Nummer auf dem Testheft mit der Nummer auf dem Post it<br />
übereinstimmt. Wenn diese nicht übereinstimmen, so hebt bitte die Hand.“<br />
Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:…<br />
213
Liebe Schülerin!<br />
Lieber Schüler!<br />
ANHANG D<br />
Beispiel „Instruktion“<br />
Der <strong>Hörverstehen</strong>stest besteht aus vier Beiträgen und dauert ca. 20 Minuten.<br />
Du hörst jeden Beitrag einmal.<br />
Am Beginn und am Ende einer Aufgabe hörst du immer einen Gong.<br />
Du hörst jetzt einen Beispielbeitrag und siehst, wie die Testaufgaben aussehen. Nach den<br />
Beispielaufgaben hörst du die Lösung.<br />
Habt ihr Fragen? Wenn nicht, beginnen wir jetzt mit dem Hörbeispiel. Während des<br />
Hörbeispiels werden wir keine Fragen beantworten.<br />
Anhand eines Hörbeispieles werden den Schülern die Aufgabenformate erklärt. 70<br />
CD (Player einschalten): Hörbeispiel<br />
Willkommen beim <strong>Hörverstehen</strong>stest<br />
Gong<br />
Hörbeispiel Wetterbericht<br />
Lies jetzt die Beispielaufgaben 1 und 2.<br />
20 sec<br />
Gong vor der Instruktion<br />
Du hörst jetzt einen Wetterbericht. Beantworte die Beispielaufgaben 1 und 2.<br />
Gong vor Stimuluspräsentation<br />
Stimulus Wetter<br />
30 sec<br />
Gong am Ende der Bearbeitungszeit<br />
70 BIFIE, Testheft 1, 2011<br />
214
Und jetzt die Lösungen:<br />
Zu Beispielaufgabe 1 lautet die richtige Antwort: Westen<br />
Zu Beispielaufgabe 2 lautet die richtige Reihenfolge: falsch-falsch-richtig-richtig<br />
5sec<br />
Manueller Stopp möglich<br />
Gong<br />
Hörbeispiel Wetterbericht<br />
Lies jetzt die Beispielaufgaben 3 und 4.<br />
25 sec<br />
Gong vor der Instruktion<br />
Du hörst den Wetterbericht noch einmal. Beantworte die Beispielaufgaben 3 und 4.<br />
Gong vor der Stimuluspräsentation<br />
Stimulus Wetter<br />
30 sec<br />
Gong am Ende der Bearbeitungszeit<br />
Und jetzt die Lösungen:<br />
Zu Beispielaufgabe 3 lautet die richtige Antwort: Vorarlberg<br />
Zu Beispielaufgabe 4 lautet die richtige Zuordnung: A1-B4-C3-D2<br />
5sec<br />
Manueller Stopp<br />
CD(Player nach Lösung der Beispielaufgaben 3 und 4 ausschalten)<br />
Habt ihr die Anweisungen verstanden? Wer Fragen hat, hebt bitte die Hand.<br />
Klären Sie die letzten Fragen der Schüler/innen.<br />
Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:<br />
Wir beginnen jetzt mit dem <strong>Hörverstehen</strong>stest. Während des Tests werden wir keine Fragen<br />
beantworten.<br />
215
Schwierigkeitsbestimmende Textmerkmale: Was macht einen Text leichter verständlich?<br />
Sprachlich formale Merkmale/Wortschatz Inhaltliche Merkmale<br />
wenig Fremdwörter durchschnittliche Silbenzahl pro Wort Text strukturieren - "Roter Faden" Rückschluss auf vorhandene Informationen<br />
wenig Fachausdrücke einfache Sprache Erzählreihenfolge einhalten Wiederholungen<br />
Detailinformationen<br />
typische Merkmale einer bestimmten<br />
Textsorte<br />
Vertrautheit mit dem Wortschatz wenige Synonyme<br />
altersgemäßer Wortschatz wenig Gegensatzpaare in einem Satz Vertrautheit mit dem Thema wenig globale Information<br />
einfacher Satzbau Vermeidung doppelter Verneinung Konkreter Inhalt Berücksichtigung des Vorwissens<br />
Zusätzliche Stimulanz - Gefühl eines Textes<br />
Verwendung sprachlicher Bilder, bestimmter<br />
Tonfall bei bestimmten Textstellen, Ich-<br />
Botschaften<br />
kurze bis mittellange Sätze keine Metaphern genaue Formulierungen<br />
ANHANG E<br />
einfache Satzverbindungen bekannte Dialekte, Regiolekte und Soziolekte<br />
mehr Aktiv als Passiv<br />
Präsentation<br />
Textorganisatorische Merkmale Schülerbezogene Merkmale<br />
216<br />
wenig Sprecherrollen Kenntnis der Hörsituation Verständlichkeit und Dynamik der Stimme deutliche Aussprache<br />
Vorinformation vor dem Hören (z.B.<br />
Titel/Thema)<br />
wenig Überlappung der Sprecher Abgrenzung zu anderen Kompetenzen Sprechtempo bei NI<br />
Rücksicht auf die Informationsverarbeitung<br />
Sprechtempo bei Umgebungsinformation gute Aufnahmequalität<br />
der Schüler<br />
Berücksichtigung des Interesses und der<br />
Übersichtlichkeit<br />
wenige Versprecher Betonung des NI<br />
Lebenswelt der Schüler<br />
gegliederter Text wenig Inferenzen notwendig angepasste Sprechpausen wenig Störgeräusche<br />
Sprecherrollen klar voneinander<br />
unterscheidbar<br />
wenige Zwischenrufe und Unterbrechungen kurze bis mittlere Textlänge gute Raumakustik<br />
typische Hintergrundgeräusche einfache und klare Instruktionen<br />
Präsentationshäufigkeit<br />
NI = "jene Information, die benötigt wird, um ein Item korrekt zu bearbeiten.(Buck, 2001, S.12)
Beispiel einer Testfrage<br />
Deskriptor der<br />
österreichischen<br />
Bildungsstandards Deutsch 8<br />
Hörziel/Hörstil (steuert<br />
Vorgehensweise und den<br />
jeweiligen Hörstil - vgl. Kap.<br />
2.3.2.2)<br />
Beschreibung der<br />
Verstehensebenen<br />
Verstehensebenen nach<br />
Solmecke (S), Butkhuzi (B)<br />
und Imhof (I)<br />
Grundvoraussetzung zum HV - Prozess<br />
Zuordnen von Bedeutungen zu<br />
Lauten<br />
Wiedererkennen (S)<br />
Diskriminieren (B)<br />
Hörbeitrag: Hausarbeit<br />
Aufgabe 1: "Wer macht welche<br />
Hausarbeit?"<br />
Deskriptor 2 : Schüler/innen<br />
können die wesentlichen<br />
Informationen gesprochener<br />
Texte verstehen.<br />
Selektives <strong>Hörverstehen</strong><br />
Sind die Wörter und Laute<br />
bekannt? Welche Wörter mit<br />
ihren Bedeutungen kenne ich?<br />
Suchen (B)<br />
Selektion (I)<br />
ANHANG F<br />
Hörbeitrag: Vortrag über<br />
Tutenchamun<br />
Aufgabe 1: "Im Vortrag geht es<br />
um…."<br />
Deskriptor 1 : Schüler/innen<br />
können das Hauptthema<br />
gesprochener Texte erkennen.<br />
Globales <strong>Hörverstehen</strong><br />
Globales, selektives Entnehmen<br />
von Informationen, die im<br />
Gedächtnis gespeichert werden;<br />
Einordnen des Gehörten in einen<br />
Kontext<br />
Verstehen (S)<br />
Analysieren (B)<br />
217<br />
Hörbeitrag: Fahndung<br />
Aufgabe 2: "Warum berichtet<br />
man über den Vorfall?"<br />
(Deskriptor 3)<br />
Hörbeitrag: Jung bleiben<br />
Aufgabe 3: "Der Sprecher…"<br />
(Deskriptor 4)<br />
Deskriptor 3 : Schüler/innen<br />
können grundlegende<br />
Informationen gesprochener<br />
Texte mündlich und schriftlich<br />
wiedergeben.<br />
Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />
können die Redeabsicht<br />
gesprochener Texte erkennen.<br />
Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />
Es werden Schlussfolgerungen<br />
gezogen: Was will jemand damit<br />
sagen?<br />
Analytisches Verstehen (S)<br />
Interpretation (B)<br />
Organisation (I)<br />
Hörbeitrag: Jung bleiben<br />
Aufgabe 2: "Nenne zwei Dinge,<br />
auf die man bei der Ernährung<br />
achten sollte."<br />
Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />
können die Redeabsicht<br />
gesprochener Texte erkennen.<br />
Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />
und<br />
Reflektierendes <strong>Hörverstehen</strong><br />
Reaktion des Zuhörers:<br />
Persönlich wertende<br />
Stellungnahme, Gehörtes wird<br />
mit dem persönlichen Vorwissen<br />
in Verbindung gebracht, bewertet<br />
und überprüft: Hab ich alles<br />
richtig verstanden?<br />
Evaluation (S)<br />
Verifizieren (B)<br />
Integration (I)
ANHANG G: Testhefte<br />
TEST HÖRVERSTEHEN<br />
TESTLEITERHANDBUCH<br />
VORPILOTIERUNG D8_Hören<br />
von Dorothea Grabner und Margit Humer<br />
(UNESCO HS Mondsee)<br />
in Kooperation mit demBundesinstitut BIFIE<br />
Jänner 2011<br />
218
Im Vorfeld<br />
Mitzubringende Testmaterialien:<br />
Testpakete: SHS 4A = Testheft 1, CD 1 UNESCO 4A = Testheft 1, CD 1<br />
4B = Testheft 2, CD 2 4C = Testheft 2, CD 2<br />
4C = Testheft 3, CD 3 4D = Testheft 3, CD 3<br />
4D = Testheft 4, CD 4 4E = Testheft 4, CD 4<br />
Testpaket = Schülerfragebögen, CD, Testhefte, Fineliner<br />
Beobachtungsbogen<br />
Uhr für beide Beobachtungspersonen<br />
Schülerlisten<br />
Trennwände<br />
CD-Player<br />
Post its mit Name, Klasse und ID-Nummer<br />
Verlängerungskabel<br />
evtl. Tafelkreide<br />
Türschild „Bitte nicht stören“ + Tixo<br />
Die Tischflächen in den Klassen sollten freigemacht werden.<br />
Die Trennwände platzieren. Die Post its der Reihe nach aufkleben.<br />
Die Schüler namentlich aufrufen und je nach ID-Nummer platzieren.<br />
Bereitlegen des passenden Testheftes für den Testleiter.<br />
Guten Morgen. Ich darf euch ganz herzlich zum heutigen <strong>Hörverstehen</strong>stest begrüßen. Es ist<br />
wichtig im Leben, dass man richtig zuhören kann. Richtig zuhören heißt, verstehen, was<br />
gesagt wird, um dann das Richtige zu tun.<br />
Es geht in diesem Test nicht darum, euer Wissen abzufragen, sondern auszuprobieren, ob<br />
dieser Test für Schüler eures Alters geeignet ist. Die Ergebnisse dieses Tests fließen nicht in<br />
die Zeugnisnote ein. Ihr könnt uns aber helfen, indem ihr euer Bestes gebt!<br />
Einleitung<br />
Warum ist das Zuhören wichtig?<br />
Dazu ein Beispiel:<br />
Eure Mutter ruft euch am Nachhauseweg an und sagt zu euch: „Geh zum Kaufmann und kauf<br />
1kg Brot und 6 Eier, das Geld liegt auf dem Küchentisch.“ Es liegt dann an eurem<br />
<strong>Hörverstehen</strong>, ob ihr das Richtige nach Hause bringt.<br />
Heute probieren wir einmal aus, wie gut ihr schon beim Zuhören seid! Wir spielen euch<br />
Hörbeiträge vor, ihr bekommt dann ein Testheft mit Aufgaben, in das ihr eure Antworten<br />
eintragen sollt.<br />
Damit die Tests in allen Klassen gleich durchgeführt werden, werde ich euch alle<br />
Erklärungen vorlesen. Das wird euch vielleicht komisch vor kommen, muss aber so sein,<br />
damit alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Erklärungen erhalten.<br />
219
Wir teilen euch jetzt die Testhefte aus. Lasst die Testhefte geschlossen vor euch liegen.<br />
Lasst BITTE die post-its dort, wo wir sie hin geklebt haben.<br />
Teilen Sie die Testhefte in der Reihenfolge der Schüler-IDs aus und rufen Sie die<br />
Schüler/innen namentlich auf. Die Testhefte sind entsprechend vorsortiert. Achten Sie<br />
auf die korrekte Zuordnung der Testhefte anhand der Identifikationsnummern. Falls<br />
Schüler/innen fehlen, sortieren Sie die Testhefte der fehlenden Schüler aus, damit Sie<br />
nicht versehentlich einem Schüler ein falsches Heft aushändigen.<br />
Ihr bekommt jetzt einen schwarzen Stift, den ihr beim Test verwenden sollt. Den Stift könnt<br />
ihr dann behalten.<br />
Öffnet die Testhefte bitte noch nicht, sondern lasst sie vor euch liegen.<br />
Kontrolliert bitte, ob die Nummer auf dem Testheft mit der Nummer auf dem Post it<br />
übereinstimmt. Wenn diese nicht übereinstimmen, so hebt bitte die Hand.<br />
Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:<br />
Ihr erhaltet nun Hinweise zum <strong>Hörverstehen</strong>stest. Bitte lest in eurem eigenen Testheft mit,<br />
während ich die Anweisungen laut vorlese. Öffnet bitte das Testheft auf Seite 2.<br />
Ab diesem Zeitpunkt dürfen keine weiteren Schüler (die zu spät kommen) mehr an der<br />
Testsitzung teilnehmen. Diese Schüler werden als abwesend in der Teilnahmeliste<br />
eingetragen.<br />
Instruktion im passenden Testheft vorlesen:<br />
Liebe Schülerin!<br />
Lieber Schüler!<br />
Der <strong>Hörverstehen</strong>stest besteht aus vier Beiträgen und dauert ca. 20 Minuten.<br />
Du hörst jeden Beitrag einmal (zweimal).<br />
Am Beginn und am Ende einer Aufgabe hörst du immer einen Gong.<br />
Du hörst jetzt einen Beispielbeitrag und siehst, wie die Testaufgaben aussehen.<br />
Nach den Beispielaufgaben hörst du die Lösung.<br />
Habt ihr Fragen? Wenn nicht, beginnen wir jetzt mit dem Hörbeispiel. Während des<br />
Hörbeispiels werden wir keine Fragen beantworten.<br />
CD (Player einschalten): Hörbeispiel<br />
CD (Player nach Lösung der Beispielaufgaben 3 und 4 ausschalten)<br />
220
Habt ihr die Anweisungen verstanden? Wer Fragen hat, hebt bitte die Hand.<br />
Klären Sie die letzten Fragen der Schüler/innen.<br />
Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:<br />
Wir beginnen jetzt mit dem <strong>Hörverstehen</strong>stest. Während des Tests werden wir keine Fragen<br />
beantworten.<br />
CD (Player einschalten): Hörbeitrag 1 bis 4<br />
CD (Player ausschalten): (letzter Satz: „Schließe jetzt dein Testheft.“)<br />
Notieren Sie die Beginnzeit im Beobachtungsprotokoll. Beobachten Sie die<br />
Schüler/innen. Der <strong>Hörverstehen</strong>stest dauert ungefähr 17 bzw. 23 Minuten. Nach dem<br />
Ende notieren Sie die Zeit auf dem Beobachtungsprotokoll und sagen Sie:<br />
Legt bitte eure Stifte weg. Lasst unbedingt die Post-its liegen.<br />
Einsammeln der Testhefte. Austeilen der Fragebögen nach Schüler ID.<br />
Kontrolliert bitte, ob die Nummer auf dem Fragebogen mit der Nummer auf dem Post It<br />
übereinstimmt. Wenn diese nicht übereinstimmt, so hebt bitte die Hand.<br />
Lest die Fragen bitte leise durch und beantwortet sie. Wenn ihr Fragen habt, so hebt bitte die<br />
Hand. Wir kommen dann zu eurem Platz.<br />
Bitte beginnt jetzt.<br />
Tragen Sie die Beginnzeit für den Fragebogen-Teil im Beobachtungsprotokoll ein.<br />
Ich werde die Fragebögen nun einsammeln.<br />
Bleibt bitte so lange noch auf euren Plätzen sitzen.<br />
Sammeln Sie die Fragebögen in der Reihenfolge der Identifikationsnummer der<br />
Schüler/innen ein.<br />
Ich danke euch ganz herzlich für die Teilnahme am <strong>Hörverstehen</strong>stest.<br />
Kontrollieren Sie die Vollständigkeit der Testhefte und Fragebögen und<br />
vervollständigen Sie das Testsitzungsprotokoll und den Beobachtungsbogen.<br />
221
222
223
Die verwendeten Hörbeiträge wurden vom BIFIE nicht freigegeben!<br />
224
Schüler – ID<br />
TEST HÖRVERSTEHEN<br />
FRAGEBOGEN<br />
FÜR<br />
SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER<br />
von Dorothea Grabner und Margit Humer<br />
(UNESCO HS Mondsee)<br />
in Kooperation mit dem Bundesinstitut BIFIE<br />
Jänner 2011<br />
225
Herzlichen Dank, dass du bei diesem Test mitmachst.<br />
Bitte fülle den vorliegenden Fragebogen vollständig aus. Er wird von uns völlig<br />
vertraulich behandelt - die Auswertung dient wissenschaftlichen Zwecken.<br />
WICHTIGE ANGABEN ZU DEINER PERSON<br />
1) Bist du weiblich oder männlich?<br />
weiblich männlich<br />
2) Wann bist du geboren?<br />
Trage bitte dein Geburtsjahr und dein Geburtsmonat in die Kästchen ein.<br />
Beispiel: November 1995 = 11 1995<br />
1 9<br />
Monat Jahr<br />
3) a. In welcher Leistungsgruppe bist du in diesem Jahr in Deutsch?<br />
1.LG 2.LG 3.LG<br />
b. Schreib deine letzte Zeugnisnote in Deutsch auf (Ende 3.Klasse): ____<br />
4) In welchem Land bist du geboren?<br />
In welchem Land sind deine Eltern geboren?<br />
Bitte in jeder Spalte nur ein Kästchen ankreuzen.<br />
Du Mutter Vater<br />
Österreich <br />
Deutschland <br />
Türkei <br />
Bosnien-Herzegowina <br />
Kroatien <br />
Serbien <br />
Mazedonien <br />
Polen <br />
Rumänien <br />
Anderes Land:<br />
…………………… <br />
…………………… <br />
226
WIE DU DEN HÖR-TEST ERLEBT HAST<br />
5) Hast du die Erklärungen des Lehrers am Beginn über das Ausfüllen<br />
verstanden?<br />
JA, gut verstanden JA, großteils NEIN, hab ich nicht verstanden<br />
6) Hast du das einleitende Beispiel mit dem Wetterbericht verstanden?<br />
JA, gut verstanden JA, großteils NEIN, hab ich nicht verstanden<br />
7) Hast du die Arbeitsanweisungen von der Hör-CD verstanden?<br />
JA, gut verstanden JA, großteils NEIN, hab ich nicht verstanden<br />
8) Wusstest du während des Tests immer, was du zu tun hast?<br />
JA, immer JA, großteils NEIN, hab mich oft nicht ausgekannt<br />
9) Wie schwierig war der Test: Waren die Testaufgaben für dich…<br />
zu leicht genau passend zu schwer?<br />
10) Waren die Beiträge von der CD für dich gut verständlich?<br />
JA, gut verständlich JA, großteils NEIN, ich hab oft nichts verstanden<br />
11) Hättest du dir gewünscht, die Höraufgaben öfter zu hören?<br />
JA NEIN<br />
12) Gab es von der CD schwierige Ausdrücke oder unverständliche Wörter?<br />
NEIN, hab alles verstanden JA, ein paar JA, viele<br />
13) War die Lautstärke der CD (der Sprecher) …<br />
zu leise genau passend zu laut ?<br />
14) Wie schnell haben die Sprecher auf der CD gesprochen?<br />
zu schnell genau passend zu langsam<br />
15) War die Bearbeitungszeit des Tests für dich insgesamt …<br />
zu kurz genau passend zu lang?<br />
16) Hattest du Zeitprobleme bei einzelnen Aufgaben?<br />
NEIN JA, und zwar bei den Aufgaben 1 2 3 4<br />
17) Hast du dich während des Tests wohl gefühlt, hat es Spaß gemacht?<br />
JA, sehr JA, eher schon NEIN, eher nicht<br />
18) Wie gut konntest du dich auf den Test konzentrieren?<br />
JA, sehr gut JA, eher schon NEIN, eher nicht<br />
227
19) Hat dich während des Tests irgendetwas gestresst oder gestört?<br />
NEIN JA<br />
Wenn JA: Was? ………………………………………………………………...<br />
20) Hat dir dieser Hörtest insgesamt gefallen?<br />
JA, sehr JA, eher schon NEIN, eher nicht<br />
a. Wenn JA: Was hat dir an diesem Hörtest am besten gefallen?<br />
………………………………………………………………………………<br />
b. Wenn NEIN: Was hat dir an diesem Hörtest NICHT gefallen?<br />
……………………………………………………………………………..<br />
21) Wie denkst du über das Hören (z.B. von Geschichten)?<br />
Gib an, wie sehr du den folgenden Aussagen zustimmst.<br />
Bitte in jeder Zeile nur je ein Kästchen ankreuzen.<br />
a.<br />
b.<br />
c.<br />
d.<br />
e.<br />
f.<br />
g.<br />
h.<br />
Ich höre mir gerne Geschichten an<br />
228<br />
stimmt<br />
genau<br />
stimmt<br />
etwas<br />
stimmt<br />
eher nicht<br />
stimmt gar<br />
nicht<br />
(z.B. im Radio, von CD, Hörbücher) <br />
Ich mag es, wenn mir jemand<br />
Geschichten erzählt oder vorliest. <br />
Lehrer/innen erzählen uns<br />
Geschichten oder lesen sie vor.<br />
öfter<br />
<br />
Als kleines Kind habe ich oft CDs oder<br />
Kassetten gehört. <br />
Meine Eltern haben mir als Kind oft<br />
etwas vorgelesen oder erzählt. <br />
Ich höre mir Geschichten häufig an<br />
(z.B. im Radio, von CD, Hörbücher) <br />
Ich höre gerne zu, wenn andere Leute<br />
Geschichten erzählen. <br />
Ich höre Lehrer/innen gerne zu, wenn sie<br />
etwas erzählen oder vorlesen. <br />
i. Ich finde Hör-CDs eher langweilig. <br />
j.<br />
Ich würde mir mehr Hör-CDs oder<br />
Hörbücher im Unterricht wünschen.
22) Wie oft kam folgendes in deinem Deutschunterricht im heurigen Jahr<br />
vor?<br />
Die Lehrerin/der Lehrer ……<br />
a.<br />
b.<br />
c.<br />
d.<br />
e.<br />
Bitte in jeder Zeile nur je ein Kästchen ankreuzen.<br />
hat uns eine Höraufgabe gegeben und<br />
im Anschluss daran mussten wir Fragen<br />
beantworten.<br />
hat uns ein Hörstück zu einem<br />
229<br />
in jeder<br />
Stunde<br />
in den<br />
meisten<br />
Stunden<br />
in einigen<br />
Stunden<br />
nie oder<br />
fast nie<br />
<br />
bestimmten Thema vorgespielt. <br />
hat uns einen Text vorgelesen, zu dem<br />
wir anschließend Fragen beantwortet<br />
haben.<br />
hat uns passend zum Stundenthema<br />
<br />
etwas vorgelesen. <br />
hat uns einen Text vorgelesen, den wir<br />
anschließend zusammengefasst haben. <br />
f. hat uns spannende Geschichten erzählt. <br />
23) Benutzt du eine Hörhilfe (einen Hörapparat)?<br />
JA NEIN<br />
Ende des Fragebogens - Vielen Dank für deine Mitarbeit!
TEST HÖRVERSTEHEN<br />
BEOBACHTUNGSBOGEN<br />
von Dorothea Grabner und Margit Humer<br />
(UNESCO HS Mondsee)<br />
in Kooperation mit dem Bundesinstitut BIFIE<br />
Jänner 2011<br />
Schule: _______________________________________________<br />
Klasse: ____________ Anzahl der Schüler: _____________<br />
Datum der Testsitzung:<br />
Name des Testleiters:<br />
Name des Beobachters:<br />
TESTZEITEN<br />
Beginn allg. Instruktionen Ende allg. Instruktionen<br />
Beginn Testung Ende Testung<br />
Beginn Fragebogen Ende Fragebogen<br />
230
Schüler fragt bei<br />
Lehrer nach<br />
Schüler fragt bei<br />
Schüler nach<br />
Aufgeben/<br />
Desinteresse<br />
Blättert in<br />
Unterlagen<br />
Lehrer muss zur<br />
Ordnung rufen<br />
Stoppen der CD/<br />
Unterbrechung<br />
Allgemeine<br />
Störungen<br />
Fragen:<br />
Verhalten während der allgemeinen Instruktion<br />
ZEIT (MINUTEN)<br />
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.<br />
231
Schüler schaut<br />
zum Nachbarn<br />
Schüler schwätzt<br />
Schüler fragt<br />
nach<br />
S. gibt auf oder<br />
ist uninteressiert<br />
S. gibt pos./neg.<br />
Kommentare ab<br />
Schüler äußert<br />
Unmut<br />
Allgemeine<br />
Störungen<br />
Fragen:<br />
Verhalten während der Testung<br />
ZEIT (MINUTEN)<br />
1./2. 3./4. 5./6. 7./8. 9./10. 11./12. 13./14. 15./16. 17./18. 19./20. 21./22.<br />
232
ANHANG H: Wichtige Links<br />
http://www.bifie.at<br />
http://www.hoerspielbox.de<br />
Geräusche zum kostenlosen Download<br />
http://www.zuhoeren.at<br />
http://www.zuhoeren.at/site/304/default.aspx<br />
http://www.initiative-hoeren.de<br />
http://www.mediaculture-online.de<br />
Portal zu Medienprojekten mit Jugendlichen der Landesmedienzentrale Baden-<br />
Württemberg; viele wertvolle Tipps unter "Knowhow/Radio, Hörspiel und Musik"<br />
http://www.mediamanual.at<br />
Medienpädagogische Seiten des österreichischen Kultusministeriums, tolle Tipps unter<br />
"Workshop/Radio"<br />
http://www.mediamanual.at/mediamanual/workshop/radiobox/hoeren.php<br />
http://www.ganzohrsein.de<br />
ein modulares Handlungsmodell zu Hören fördern und Hören machen<br />
http://www.stiftung-zuhoeren.de<br />
Literaturangaben, aktuelles, Artikel, Umfragen, etc.<br />
http://www.br-online.de/zuhoeren<br />
Bayrischer Rundfunk – hat einige Links zum Thema Zuhören<br />
http://www.br-online.de/br-intern/thema/stiftung-zuhoeren<br />
http://www.testzentrale.de<br />
http://www.luek.de<br />
http://www.trialogo.de<br />
http://www.osd.at<br />
Österreichisches Sprachdiplom DEUTSCH –Schulstufen, Hörbeispiele, Aufgaben, etc.<br />
http://www.hoeren-heute.de/kinder/kinder4.htm<br />
alles zum Thema Hören<br />
http://europa.eu/scadplus/leg/de/cha/c11090.htm<br />
http://europa.eu/legislation_summaries/education_training_youth/lifelong_learning/c110<br />
90_de.htm<br />
233
Europäischer Schlüsselkompetenzrahmen – vom Bildungsministerium 2006<br />
beschlossen = Basis für Grundbildung – 8 Schlüsselkompetenzen<br />
http://deutsch-lerner.blog.de<br />
Hörtexte und Lesetexte, Übungen zum <strong>Hörverstehen</strong> und zum Leseverstehen,<br />
deutschsprachige Musik und kurze Filme, mit denen ihr Deutsch lernen könnt, sowie<br />
viele andere interessante Informationen und Materialien rund um die deutsche Sprache<br />
http://www.daf-portal.de<br />
Internetportal für Deutsch als Fremdsprache<br />
http://www.listen.org<br />
(International Listening Association)<br />
http://hearcom.eu/main_de.html<br />
Hörtests und viele Infos<br />
http://www.forschung.uni-oldenburg.de/44559.html<br />
http://www.stellwerk-check.ch<br />
Stellwerk ist ein Produkt des Kantonalen Lehrmittelverlages St. Gallen und wird von<br />
einer Aufsichtskommission unter der Leitung des Erziehungsrates begleitet.<br />
http://www.schulakustik.de<br />
Seite von ecophon, einer Herstellerfirma von Akustikdecken u. a. m.<br />
http://www.fluesterndesklassenzimmer.de<br />
Seite der Unfallkasse Hessen und der GEW Hessen<br />
http://www. mutterspracherwerb.de<br />
http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html<br />
http://www.vorleser.net<br />
http://www.vorleser.de/beispiele.htm<br />
http://www.hoerothek.de/index2.htm<br />
http://lyrikline.org<br />
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=3728<br />
http://www.br-online.de/erzaehlen<br />
http://soforthoeren.de/index.php?cPath=24_63<br />
http://www.toene-fuer-kinder.de<br />
234
ANHANG I: Zusammenspiel von Lehrplan und<br />
Bildungsstandards (BIFIE 2010a)<br />
235
ANHANG J: Phasen des Zuhörens S-O-I-Modell (Imhof, 2010)<br />
1. Schritt: Intention<br />
Kognitive Kompetenz:<br />
Schüler sollen Interesse am Zuhören und des Weiteren am Thema entwickeln.<br />
Schüler konstatieren ihr Wissen und stellen Fragen.<br />
Metakognitive Kompetenz:<br />
Schüler bereiten sich auf die Zuhöranforderung vor.<br />
Schüler stellen die Bereitschaft her, um zuhören zu können.<br />
Schüler können Herausforderungen antizipieren und kontrollieren.<br />
Schüler konzentrieren sich in der Situation und lassen sich nicht ablenken.<br />
Schüler halten sich mit verbalen Meldungen zurück.<br />
Schüler aktivieren ihr Wahrnehmungssystem und können auf Empfang schalten.<br />
Regulation des Selbst:<br />
Schüler entscheiden, wem sie wann, wie lange zuhören wollen.<br />
Schüler erkennen die Umsetzungsmöglichkeit dieser Entscheidung.<br />
2. Schritt: Selektion („WAS“ der Informationsverarbeitung)<br />
Kognitive Kompetenz:<br />
Schüler können verbale und nonverbale Signale erkennen.<br />
Schüler erkennen die Einheiten der Sprache, welche von Bedeutung sind.<br />
Schüler konzentrieren sich auf relevante Informationen.<br />
Schüler aktivieren ihr Vorwissen und sie legen ein Kriterium für die Selektion fest.<br />
Metakognitive Kompetenz:<br />
Schüler kontrollieren, ob sie die Information vollständig aufgenommen haben.<br />
Schüler können die Informationen herausfiltern, die sie evtl. verpasst haben.<br />
Schüler selektieren aus den gesamten Informationen die für sie wichtigen und wägen<br />
sie gegeneinander ab.<br />
236
Regulation des Selbst:<br />
Schüler entscheiden, in welcher Form und in welchem Umfang sie Notizen machen.<br />
Schüler überprüfen, ob die Konzentration, Aufnahmebereitschaft und<br />
Vorwissenaktivierung für die Zuhöraufgabe passend ist.<br />
3. Schritt: Organisation („WIE“ der Informationsverarbeitung)<br />
Kognitive Kompetenz:<br />
Schüler können den sprachlichen Input gliedern und Worte und Sinneinheiten<br />
erfassen.<br />
Schüler strukturieren und kategorisieren die gehörten Informationen und fassen sie<br />
zusammen.<br />
Metakognitive Kompetenz:<br />
Schüler beachten die Perspektive des Sprechers.<br />
Schüler können erkennen, ob die gehörte Information vollständig ist.<br />
Schüler stellen die Konsistenz der Information fest und identifizieren Lücken.<br />
Schüler erkennen die Relation zwischen verbaler und nonverbaler Information.<br />
Regulation des Selbst:<br />
Schüler können den Prozess der Informationsverarbeitung überwachen.<br />
Schüler passen die Strategie der Informationsverarbeitung an den Umfang und<br />
Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an.<br />
Schüler können ihr Zuhörverhalten anpassen und berücksichtigen die Anforderungen<br />
des Sprechers und der persönlichen Situation.<br />
Schüler setzten Methoden der Kanalkontrolle ein, um die Interaktion angemessen zu<br />
steuern.<br />
4. Schritt: Integration<br />
Kognitive Kompetenz:<br />
Schüler können den Sinneinheiten Bedeutung zuordnen.<br />
Schüler verknüpfen ihr Vorwissen mit der neuen Information.<br />
Schüler konstruieren ein Situationsmodell.<br />
Schüler wiederholen die Information, damit sie aktiv bleibt.<br />
237
Metakognitive Kompetenz:<br />
Schüler evaluieren, ob das, was sie meinen gehört zu haben, auch das vom Sprecher<br />
Gesagte ist.<br />
Schüler können zwischen dem unterscheiden, was der Sprecher sagte und dem was sie<br />
selbst hinzugefügt und geschlussfolgert haben.<br />
Schüler überprüfen die möglichen Interpretationen einer Äußerung.<br />
Regulation des Selbst:<br />
Schüler überprüfen das von ihnen gewonnene Bild vom Sprecher und dessen Inhalt<br />
auf Vollständigkeit und Stimmigkeit.<br />
Schüler können den Prozess der Informationsverarbeitung überprüfen, sie fragen nach<br />
und schließen Verständnislücken.<br />
Schüler suchen, wenn nötig und möglich nach weiteren Informationsquellen.<br />
Schüler können die Bedeutung des Gehörten reflektieren und dies für die eigenen<br />
Entscheidungen und das persönliche Verhalten verwenden.<br />
238
ANHANG K: CEFR Raster 71 (Zuhören)<br />
TEXTEIGENSCHAFTEN<br />
<br />
Textquelle<br />
Debatten und Diskussionen (live und in den Medien)<br />
Unterhaltung (Dramen, Shows, Lesungen, Lieder)<br />
Dialoge und Gespräche<br />
Interviews (live und in den Medien)<br />
Nachrichtensendungen<br />
öffentliche Aussagen und Anweisungen<br />
öffentliche Reden, Vorträge, Präsentationen, Predigten<br />
Werbetexte (z.B. Radio, TV, Supermärkte)<br />
Radioprogramme mit Hörerbeteiligung<br />
ausgezeichnete Touristeninformationen<br />
Rituale (Zeremonien, Gottesdienste)<br />
typische Anweisungen (Anweisungen durch Polizei, Zollbeamte, Flughafenpersonal, etc.)<br />
Sportkommentare (Football, Cricket, Boxen, Pferderennen etc.)<br />
Lieder und Gedichte<br />
Telefongespräche<br />
telefonische Informationen (automatische Telefonansagen, Wetter, Verkehr etc.<br />
Verkehrsinformationen<br />
Fernseh- und Radiodokumentationen, Wettervorhersagen<br />
Authentizität<br />
Der Textinput erscheint original, angepasst, vereinfacht, pädagogisch<br />
Lebensbereich<br />
Persönlich: Ein Bereich, in dem die betreffende Person als privates Individuum lebt;<br />
betrifft v. a. das Leben zu Hause mit Familie und Freunden und umfasst individuelle<br />
Praktiken wie Lesen zum Vergnügen, Tagebuch schreiben, spezielle Interessen oder<br />
Hobbys verfolgen etc.<br />
Öffentlich: Ein Bereich, in dem die betreffende Person als Teil der allgemeinen<br />
Öffentlichkeit oder einer bestimmten Organisation agiert und in Aktivitäten verschiedener<br />
Art und zu unterschiedlichen Zwecken eingebunden ist.<br />
Beruflich: Ein Bereich, in dem die betreffende Person in Beruf bzw. Profession<br />
eingebunden ist.<br />
Erziehung/Ausbildung: Ein Bereich, in dem die betreffende Person in organisiertes Lernen<br />
eingebunden ist, insbesondere, aber nicht notwendig innerhalb einer (Aus-)<br />
<br />
Bildungsinstitution.<br />
Hinweis: In vielen Situationen kann mehr als ein einzelner Bereich berührt sein.<br />
Diskursart<br />
Vorwiegend argumentativ: argumentierende Äußerungen von Personen in verschiedenen<br />
Situationen, Pro und Contra zu einem Thema, Meinungen, formale Argumentationen, z.B.<br />
eine formelle Debatte<br />
Vorwiegend beschreibend: impressionistische Beschreibungen, z.B. Sportkommentare,<br />
äußeres Erscheinungsbild, Gestaltung von Räumen, Häusern, Landschaften, Orten;<br />
technische Beschreibungen, z.B. Produktpräsentationen<br />
Vorwiegend erklärend: ausführliche Bestimmungen: Kurzdefinitionen, Explikationen oder<br />
umfangreichere Erläuterungen (insbesondere) von abstrakten Phänomenen, z.B.<br />
Vorlesungen, Reden; Übersichten, z.B. Programmansagen im Radio, Fahrpläne;<br />
Zusammenfassungen, z.B. eine mündliche Buchvorstellung, Zusammenfassung eines<br />
Sitzungsprotokolls; Interpretationen, z.B. Beschreibung eines Buches, eines Artikels usw.<br />
Vorwiegend instruktiv: persönliche Anordnungen, z.B. Ankündigungen, Anzeigen,<br />
<br />
Werbung, Propaganda, typische Anweisungen<br />
Vorwiegend erzählend: Geschichten, Witze, Anekdoten; Berichte, z.B. Nachrichten,<br />
Sondersendungen Dokumentationen<br />
Vorwiegend kommunikativ (phatisch): z.B. Kommunikation herstellen, Plaudern, Smalltalk<br />
71 Nold, 2008, S. 83-86<br />
239
Gegenstand/Thema<br />
Persönliche Identifikation<br />
Haus und Umfeld<br />
Alltag<br />
Freizeit, Unterhaltung<br />
Reisen, Shopping<br />
persönliche Beziehungen<br />
Gesundheit und Körperpflege<br />
Bildung, Erziehung, Ausbildung<br />
essen und trinken<br />
Dienstleistungen<br />
Orte, Sprache<br />
Wetter<br />
Art des Inhalts<br />
ausschließlich konkrete Inhalte<br />
überwiegend konkrete Inhalte<br />
ziemlich abstrakte Inhalte<br />
überwiegend abstrakte Inhalte<br />
Textlänge<br />
in Sekunden<br />
Wortschatz<br />
nur häufige Wörter<br />
überwiegend häufige Wörter<br />
eher erweiterter Wortschatz<br />
erweiterter Wortschatz<br />
Grammatik<br />
nur einfache Strukturen<br />
überwiegend einfache Strukturen<br />
begrenzte Zahl an komplexen Strukturen<br />
große Zahl an komplexen Strukturen<br />
Textgeschwindigkeit<br />
künstlich langsam<br />
langsam<br />
normal<br />
schnell<br />
Zahl der Sprechenden<br />
eine/r, zwei<br />
mehr als drei<br />
Akzent/Dialekt<br />
Standardsprache<br />
leichter regionaler Dialekt<br />
starker regionaler Dialekt<br />
ausländischer Akzent<br />
Klarheit der Aussprache<br />
künstliche Aussprache<br />
klare Aussprache<br />
normale Aussprache<br />
gelegentlich unklare Aussprache<br />
Wiederholungen<br />
einmal vorspielen<br />
zweimal vorspielen<br />
dreimal vorspielen<br />
mehr als dreimal vorspielen<br />
240
AUFGABENEIGENSCHAFTEN<br />
Item-Typen<br />
Frage-Antwort-Testmethode<br />
Multiple-Choice-Format oder komplexes Multiple-Choice-Format<br />
Richtig-falsch-Item<br />
Zuordnungsaufgabe<br />
ungeordneten Text ordnen, in eine Reihenfolge bringen<br />
Zitieren/Wiedergeben<br />
kurzer selbst verfasster Text<br />
Kurzantwort<br />
Lückentext (jedes n-te Wort)<br />
Ausfüllen von Lücken (ein Wort)<br />
C-Test<br />
Zusammenfassung<br />
Transfer<br />
Antwort im ganzen Satz<br />
durch Zitat begründen<br />
längerer selbst verfasster Text (kreative Schreibaufgaben etc.) oder Aufsatz<br />
Bericht oder Begründung in eigenen Worten<br />
241
ANHANG L: Auswahl der Stimuli und Items<br />
Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />
4 Stimuli, 9 Items<br />
Sprecher Thema - Inhalt<br />
Stimuluslänge<br />
Format Format Format<br />
Deskriptor<br />
Nr.<br />
Art<br />
Schwierigkeitsgrad<br />
Stimulus<br />
Nr.<br />
Ferienradio<br />
Reporter<br />
erwachsen;<br />
Markus<br />
Kevin<br />
Jessica<br />
Lisa<br />
jugendlich<br />
1 leicht dialogisch 2 und 4 matching 4/4 01:00<br />
242<br />
Exkursion<br />
1 Experte<br />
erwachsen;<br />
2 Sprecher<br />
jugendlich<br />
2 mittel dialogisch 1 und 2 r/f MC MC 01:55<br />
Infotainment<br />
1 Sprecher (m)<br />
erwachsen<br />
3 mittel monologisch 3 und 4 Offen Offen r/f 01:17<br />
Vortrag<br />
1 Sprecher<br />
erwachsen<br />
4 schwer monologisch 1 und 2 r/f matching 4/4 01:23
ANHANG M: Anregungen zur Umsetzung des HV in<br />
der Praxis<br />
Eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung für den erfolgreichen Unterricht sind die Lehrund<br />
Lernunterlagen der Lehrer und Schüler. In der Praxis des Deutschunterrichts ist das<br />
Schulbuch ein zentrales Medium, da es ständig im Einsatz ist. Ballis und Wilczek (2008, S.<br />
139) betonen, dass Schulbücher die „ministeriellen Anforderungen der Bildungspläne<br />
umzusetzen“ haben. Sie sollen also den Lehrplan und die Bildungsstandards widerspiegeln.<br />
In der folgenden Tabelle sind verschiedene Lehrbücher der 5. Schulstufe aufgelistet.<br />
Die Bücher sind eine kleine Auswahl an Lehrwerken, welche zurzeit in den Schulen für den<br />
Deutschunterricht approbiert sind. Es wird dargestellt, wie viele Aufgaben zum Thema<br />
<strong>Hörverstehen</strong> zu finden sind, ob konkrete Hörbeispiele dabei sind und wie umfangreich diese<br />
sind.<br />
SCHULBUCH<br />
Mit eigenen Worten 1<br />
(Merkos, 2000)<br />
Wortstark 1<br />
(Egger & Huber, 2011)<br />
Sprachgewandt 1 (Rainer&<br />
Rainer, 2010)<br />
Ganz klar; Deutsch 1<br />
(Gruber & Hilger, 2006)<br />
Hölzel Deutsch 1 (Leitner &<br />
Pietsch, 2009)<br />
Treffpunkt Deutsch 1 (Natter<br />
& Wolf, 2005)<br />
Deutschstunde 1 (Holzinger,<br />
Eccher & Kernbichler, 2009)<br />
243<br />
INHALT<br />
Das Buch ist unterteilt in „Methodentraining“, „Zuhören und Sprechen“,<br />
„Schreiben“, „Mit Texten und Medien umgehen“ und „Sprachbetrachtung“.<br />
Zuhören und Sprechen, Seite 43 bis 54, CD zum Anhören beim<br />
Lehrerbegleitheft.<br />
Konkret um das Zuhören geht es bei „Ganz Ohr“ (1 Seite); bei den restlichen<br />
Seiten geht es eher um das Erzählen, Meinungen äußern und begründen, etc.<br />
Die CD bietet zu mehreren Kapiteln Zuhörübungen an.<br />
Zuhören und Sprechen ist zwar in einem Kapitel zusammengefasst, es gibt aber<br />
auch bei den anderen Abschnitten immer wieder konkrete Zuhörübungen mit<br />
Lösungsaufgaben. Es liegt eine umfangreiche CD bei.<br />
Reden und Zuhören ist auf Seite 14 bis 18 zu bearbeiten und es liegt eine CD<br />
dabei.<br />
Das Hauptthema hier ist die richtige Kommunikation; das Zuhören an sich wird<br />
nur kurz erwähnt.<br />
Sprechen und Schreiben ist ein Kapitel. Hier geht es hauptsächlich ums<br />
Sprechen. Das Zuhören oder <strong>Hörverstehen</strong> ist mit keinem Wort erwähnt.<br />
Das Buch ist unterteilt in „Texte verfassen“, „Lesen trainieren“, „Sprache<br />
betrachten“ und „Schreiben üben“. Es gibt hier kein Kapitel zum Thema Zuhören<br />
und zu Sprechen nur ganz wenig.<br />
Es geht hier zwar ums Sprechen, aber nicht ums Zuhören oder <strong>Hörverstehen</strong>.<br />
Es gibt ein paar Themen zum Sprechen, aber nichts zum Zuhören und<br />
<strong>Hörverstehen</strong>.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass in den ausgewählten Deutschbüchern sehr wenig bis<br />
gar nichts zum Thema Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> zu finden ist. Einzig in den ersten drei<br />
erwähnten Schulbüchern sind ausgewählte Hörbeispiele und konkrete
Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht dabei, wobei nur das Buch von Egger und<br />
Huber (2011) wirklich ausführlich ist. Möchte man die Schüler ausreichend mit Übungen zum<br />
Thema Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> zu versorgen, wird es notwendig sein, auf zusätzliche<br />
Literatur auszuweichen,<br />
wie z.B.:<br />
Das Praxishandbuch D8; Didaktische Anregungen zur Arbeit mit den Bildungsstandards<br />
Deutsch (Egger & Habringer, 2007)<br />
Das <strong>Hörverstehen</strong> fördern mit kurzen Erzähltexten (Zeitz & Zeitz, 2010)<br />
Wissen und Können zum Thema „Sprechen und Zuhören“ (Hoppe, 2006)<br />
Hören und Verstehen (Thüler, 2009)<br />
Hörkompetenztraining im Deutschunterricht (Schäfer, 2010)<br />
Kurzgeschichten lesen, hören und verstehen (Schulze-Knitter, 2011)<br />
Auch zur Vorbereitung auf die Standardüberprüfungen sollten die Schüler der 8. Schulstufe<br />
wissen, wie <strong>Hörverstehen</strong>süberprüfungen ablaufen, wie sich solche Hörtexte „anhören“ und<br />
wie die Antwortformate aussehen können. Dazu sollten natürlich im Vorfeld schon diverse<br />
Übungen gemacht worden sein, damit alle Schüler die gleichen Voraussetzungen haben und<br />
der Test nicht daran scheitert, dass die Schüler sich womöglich mit den Formaten nicht<br />
auskennen. Dazu sollten unter anderem auch konkrete Aufgaben, zugeschnitten auf die<br />
Deskriptoren 72 1. bis 5., Thema der Deutschstunde sein.<br />
<strong>Hörverstehen</strong>sübungen können unterschiedlich systematisiert werden. Man kann die<br />
Texte einerseits nach Themen und Textsorten (Monolog, Dialog) unterteilen und andererseits<br />
nach deren Authentizität (authentische und nicht authentische Texte). Eine wichtige<br />
Unterscheidung ist auch die Einteilung der Aufgaben nach den Hörstilen 73 oder<br />
schlussendlich die Berücksichtigung der Deskriptoren 74 . Tyczkowski (2008, S. 30-37) hat<br />
noch eine andere Art der Systematisierung beschrieben und zwar in Aufgaben, die vor dem<br />
Hören, während des Hörens und nach dem Hören des Textes bearbeitet werden. Vor dem<br />
Hören kann sich der Schüler auf die Hörinformation vorbereiten und dies kann entlastend<br />
wirken.<br />
72 Siehe Kapitel 2.3.1.3<br />
73 Siehe Kapitel 2.2.1.3<br />
74 Siehe Kapitel 2.3.1.3<br />
244
Zu den Deskriptoren hat das BIFIE (2010b, S. 52) Aufgaben und Aufgabenformate erstellt,<br />
um für einen kompetenzorientierten Deutschunterricht zusätzliche Anregungen für die Lehrer<br />
zu bieten. Hier ein Überblick dazu:<br />
Grundsätzlich soll und kann das Zuhören im täglichen Unterricht thematisiert werden; denn<br />
Zuhören ist erlernbar. Es gibt in beinahe jeder Unterrichtsstunde Situationen, in denen das<br />
Zuhören bewusst gemacht und gleichzeitig erprobt werden kann (Behrens & Eriksson, 2009,<br />
S. 12). Eine Etablierung in den Schulen fällt leichter, wenn man an Bekanntes anknüpfen<br />
kann (Bernius & Imhof, 2010, S. 10). Hier eröffnet sich ein neuer Blick und viele gewohnte<br />
Unterrichtsstunden werden möglicherweise abwechslungsreicher (Hagen, 2008, S. 30).<br />
Nicht immer sollte das bewusste Hören mit Arbeitsaufträgen verbunden sein (Leubolt,<br />
2008, S. 95), denn eine „Kultur des Hörens ist etwas, das langsam wächst – bei den<br />
Lernenden und bei den Lehrenden“ (Zeitlinger, 2007, S. 138). Das alleinige Hören sollte als<br />
245
„produktive Pause und nicht als Vorstufe für mündliche oder schriftliche Kommunikation“<br />
(Wermke, 1995, S. 7) genutzt werden.<br />
Behne (2006, S. 298ff) 75 hat aufgrund einiger Untersuchungen eine interessante Einteilung<br />
über bestimmte Hörtypen durchgeführt, welche auch im Unterricht zum Thema gemacht<br />
werden können. Er unterscheidet<br />
motorisches Hören (zur Musik singen, summen, sich bewegen),<br />
kompensatorisches Hören (die Musik soll unangenehme Gedanken<br />
vertreiben, man soll sich weniger einsam fühlen),<br />
vegetatives Hören (die Musik geht sozusagen unter die Haut, ein Rhythmus<br />
hält einen gefangen),<br />
diffuses Hören (man hört die Musik nur nebenbei, man macht etwas anderes),<br />
emotionales Hören (man versenkt sich in die Musik, man „badet“ darin,<br />
Gefühle schwingen mit),<br />
sentimentales Hören (die gehörte Musik erinnert einen an früher, man träumt<br />
oder möchte weinen),<br />
assoziatives Hören (zur Musik bilden sich Bilder im Kopf) und<br />
distanzierendes Hören (hier will man erkennen, welche Musik es ist oder man<br />
interessiert sich für einen bestimmten Rhythmus oder die Melodie).<br />
Die vorliegenden Punkte sind eine Auswahl an Ideen, Möglichkeiten und Anregungen für die<br />
Umsetzung des Zuhörens und <strong>Hörverstehen</strong>s in der Praxis und für dessen Kompetenzaufbau<br />
(Wichtige Links können im Anhang H genauer nachgelesen werden. Manche Links enthalten<br />
auch Übungen zum Downloaden.):<br />
Die Höratmosphäre in den Schulklassen sollte verbessert werden, damit gutes Zuhören<br />
überhaupt passieren kann (Hagen, Hemmer-Schanze, Huber & Kahlert, 2004, S. 42;<br />
Kahlert, 2006, S. 319). Die Raumakustik ist sicherlich in einigen Schulen und<br />
Schulklassen nicht ausreichend. Zum Thema Lärm und Lärmschutz hat das BMU<br />
(Wiedemann, Preußer & Böhme, 2010, S. 3-18) Berlin einige interessante Seiten<br />
herausgebracht.<br />
Die Einrichtung einer „lärmfreien Zone innerhalb der Schule“ (ähnlich einer Bibliothek)<br />
könnte für manche Schüler ein Rückzugsort zum Lernen, Lesen und Nachdenken sein<br />
(Kahlert, 2006, S. 333).<br />
Es wäre wichtig für die spätere Arbeit am <strong>Hörverstehen</strong>, dass die Schüler zu Beginn<br />
eine Einführung ins „aktive Zuhören“ (Berthold, 2004, S. 50) bekommen. Die Schüler<br />
sollen einen möglichst umfassenden Einblick in den Prozess des Zuhörens bekommen,<br />
75 Klaus-Ernst Behne ist der frühere Präsident der Hochschule für Musik und Theater in Hannover (1997-2003) und er gilt als<br />
der Pionier der neueren deutschen Musikpsychologie.<br />
246
damit sie in weiterer Folge auch den Anteil des Zuhörens am Kommunikationsprozess<br />
verstehen (Imhof, 2003, S. 224f).<br />
Schüler sollten zu Beginn auch verschiedenste Strategien kennenlernen, wie sie die<br />
Hör- und Verstehensleistung verbessern können (Butkhuzi, 2008, S. 26-35).<br />
Mit Pantomime können die Schüler die typische Haltung einer hörenden, lauschenden,<br />
horchenden, zuhörenden Person erfahren und deren spezielle Mimik und Gestik<br />
beobachten (Wermke, 1995, S. 16).<br />
Die Körpersprache beim Zuhören thematisieren; es zeigt sich sehr schnell, ob jemand<br />
wirklich zuhört, wenn man sein Gegenüber während des Sprechens genauer ansieht. Ist<br />
der Augenkontakt vorhanden, sind die Arme überkreuzt oder schaut der andere ständig<br />
auf die Uhr? Hört jemand wirklich zu, so wird genickt, zum Thema passend gefragt<br />
oder geantwortet und die Mimik und Gestik drückt Mitgefühl und Verständnis aus.<br />
Den Schülern einfach etwas vorlesen! Sie hören auch in der 5. bis 8. Schulstufe noch<br />
sehr gerne zu (auch wenn sie es manchmal nicht zugeben!). Auf diese Art kann man<br />
Schülern Literatur nahe bringen. Ein Vorteil des Vorlesens ist, dass der Zuhörende so<br />
nebenbei den Unterschied zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache unterscheiden<br />
lernt und in weiterer Folge auch die Wissensbestände bezüglich des Textmusterwissens<br />
erweitern kann (Birkle, 2010, S. 154). Das Vorlesen ist unkompliziert und kann<br />
jederzeit geschehen (Petzold, 2008, S. 48f). Auch hier wäre es gut, nicht immer mit<br />
Arbeitsaufträgen abschließen.<br />
Das Diktat 76 ist zwar nicht „als ein reiner <strong>Hörverstehen</strong>stest anzusehen“ (Grotjahn,<br />
2000, S. 30) und auch nicht als alleinige Übungsmöglichkeit für das Zuhören, aber es<br />
erfasst sicherlich eine ganze Menge an Teilfertigkeiten. In der Praxis könnten allerdings<br />
auch Abwandlungen des herkömmlichen Diktates (Fortsetzungs- und Ergänzungsdiktat)<br />
verwendet werden.<br />
Die Schüler sollten Hörbeispiele sammeln. Es können Geräusche von zu Hause sein,<br />
„unmögliche“ Geräusche, Geräusche beim Einkaufen oder sie bringen Lautsouvenirs<br />
aus dem Urlaub mit (Wermke, 1995, S. 21). Diese gesammelten Beispiele könnte man<br />
in eine „Hörbar“ (Kahlert, 2006, S. 333f) integrieren; hier gäbe es auch eine Sammlung<br />
an Instrumenten, verschiedensten Materialien welche Geräusche produzieren,<br />
Tondokumente, Geräuschespiele, eine Sammlung von typischen Geräuschen von<br />
Berufen und noch vieles mehr.<br />
76 Das Diktat wird in der Praxis sehr häufig als reiner Rechtschreibtest, welcher benotet werden kann, eingesetzt.<br />
247
Es sollten natürlich auch immer wieder Hörbücher eingesetzt werden. Diese sollten als<br />
Ergänzung zum Lesen gesehen werden, denn für manche Schüler kann das Lesen eines<br />
Buches zu einer negativen Erfahrung werden oder schon sein. Gerade für leseschwache<br />
Schüler bedeutet es eine Verbesserung, da sie mit einem Hörbuch genauso schnell an<br />
der Anschlusskommunikation teilnehmen können, wie der Rest der Klasse. „Das<br />
simultane Lesen und Hören von Buch und Hörbuch ermöglicht es“ (Gailberger, 2010, S.<br />
119) manchen Schülern, das als anstrengend empfundene Lesen positiv zu betrachten.<br />
Außerdem soll oder muss Literatur „hörend aufgenommen werden, ob beim Vorlesen,<br />
Erzählen oder beim Rezitieren von Gedichten im Unterricht“ (Bergmann 77 , 2008, S.<br />
41f; Moser, 2008, S. 75-84). „Literatur zu hören gehört zum Kern dessen, was<br />
literarisches Lernen ausmacht“ (Müller, 2010, S. 147). Eine umfangreiche<br />
Aufgabensammlung für Hörbücher sind bei Krelle (2010, S. 57f) zu finden.<br />
Dillmann (2004, S. 36) beschreibt in ihrem Artikel die Produktion von Hörspielen.<br />
Schüler können hier einerseits das Sprechen üben, den Aspekt, wie man Hörtexte<br />
formuliert und andererseits ab testen, wie etwas beim Zuhörer ankommt. Eine<br />
ausführliche Anleitung dazu hat auch Chudoba (2008, S. 114-121) geschrieben.<br />
Mit den Schülern einen Hör-Spaziergang machen, beschreiben Hagen, Hemmer-<br />
Schanze, Huber und Kahlert (2004, S. 44) und Leubolt (2008, S. 96f). Dieser könnte in<br />
der Schule und in der Umgebung der Schule passieren und teilweise auch mit<br />
verbundenen Augen geschehen. Zusätzlich könnte eine Geräuschekarte der Umgebung<br />
erstellt werden (Wermke, 1995, S. 21).<br />
Es gibt einige spielerische Möglichkeiten, wie man das Zuhören fördern kann. Hier sind<br />
Kettengeschichten, Kofferpacken, Bandwurmsätze, Geräusche-Lausch-Spiel und<br />
Ketten-Personen-Vorstellungen zu erwähnen (Berthold, 2004, S. 50).<br />
Ein Blatt Papier als „Musikinstrument“ verwenden. Das Papier wird weitergereicht und<br />
es wird zugehört, wie es sich anhört. Dann wird es zerknüllt, geschwenkt, zerrissen,<br />
gerollt, gefaltet, angetippt, usw. und es wird dabei zugehört (Marks, 2006, S. 311).<br />
Berthold (2004, S. 49) beschreibt in seinem Aufsatz den „kontrollierten Dialog“. Hier<br />
führen die Schüler jeweils zu zweit ein Gespräch und jeder muss das vom anderen<br />
Gesagte zuerst zusammenfassen und sich auch die Richtigkeit bestätigen lassen, bevor<br />
er selber darauf antworten kann.<br />
77 Bergmann (2008) erwähnt auf Seite 45 und 46 einige „hörenswerte“ Hörbücher und Hörbuch-Produktionen.<br />
248
Beim „Schlecht zuhören“ (Behrens & Eriksson, 2009, S. 11f) soll ein Schüler in der<br />
Gruppe interessant berichten und die Gruppenmitglieder sollen schlecht zuhören, ohne<br />
aber den erzählenden Schüler zu unterbrechen. Nachdem jedes Gruppenmitglied erzählt<br />
hat, soll thematisiert werden, wie sich schlechtes Zuhören für den Sprecher anfühlt.<br />
Klippert (2007) hat zum Thema Zuhören in seinem Buch „Kommunikationstraining“<br />
eine umfangreiche und brauchbare Methodenliste.<br />
Die Geschichte von „Momo“ (Ende, 2009) 78 hören und besprechen.<br />
Ein Podcast 79 im Deutschunterricht kann eine Bereicherung sein. Er ist gratis und<br />
jederzeit verfügbar, wenn man eine Internetverbindung hat. Wenn man sich damit<br />
beschäftigt, kann es eine „wahre Fundgrube“ (Sankofi, 2008, S. 87) sein. Ö1 nimmt<br />
zum Beispiel verschiedene Journale täglich auf und stellt sie als Podcast auf der Seite<br />
http://oe1.orf.at/podcastoe1fuerkinder zur Verfügung.<br />
Es gibt umfangreiche schulische und außerschulische Projekte, wie z.B. die Stiftung<br />
Zuhören (www.zuhoeren.de), Ohrenspitzer (www.ohrenspitzer.de) und GanzOhrSein<br />
(www.ganzohrsein.de). Hier werden Übungen zu allen wesentlichen Aspekten des<br />
Zuhörens angeboten (Krelle, 2010, S. 66).<br />
„CD des Monats“ von der Stiftung Zuhören (www.zuhoeren.de).<br />
Da es mittlerweile einen beinahe unüberschaubaren Markt an Hörbüchern und<br />
Hörspielen für Kinder und Jugendliche gibt, ist unter der eben angeführten Internetseite<br />
vom Institut für angewandte Kindermedienforschung (IfaK) einmal im Monat eine „CD<br />
des Monats“ zu sehen (Bernius & Groos, 2010, S. 209f).<br />
78 Der Ausschnitt über das besondere „Zuhören“ von Momo ist im Anhang N.<br />
79 Podcast ist eine Reportage, ein Radiobeitrag oder Ähnliches, der als Audiodatei im Internet zum Herunterladen angeboten<br />
wird; er kann auch abonniert werden (Sankofi, 2008, S. 85)<br />
249
ANHANG N: Michael Ende (2009): Momo<br />
Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören. Das ist doch nichts<br />
Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.<br />
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie<br />
Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.<br />
Momo konnte so zuhören, daß sic! dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken<br />
kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken<br />
brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller<br />
Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der<br />
Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt<br />
hatte, daß sic! sie in ihm steckten.<br />
Sie konnte so zuhören, daß sic! ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau<br />
wußten sic!, was sie wollten. Oder daß sic! Schüchterne sich plötzlich frei und mutig<br />
fühlten. Oder daß sic! Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und<br />
wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur<br />
irgendwer unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell<br />
ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte alles das der kleinen<br />
Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, daß sic! er<br />
sich gründlich irrte, daß sic! es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein<br />
einziges Mal gab und daß sic! er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig<br />
war.<br />
So konnte Momo zuhören!<br />
250
ANHANG O: „Verkehrshinweis“ (Hörtext und<br />
Hörtext „Verkehrshinweis“<br />
Aufgaben) 80<br />
Aufgrund des ab 20 Uhr im Linzer Donaupark stattfindenden Open-Air-Konzertes kommt es<br />
bereits jetzt zu erheblichen Verzögerungen im Stadtverkehr. Alle Parkhäuser in der Linzer<br />
Innenstadt sind derzeit belegt. Besucher des Open-Air-Konzertes werden gebeten, die<br />
öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Vom Hauptbahnhof Linz sowie vom Stadionplatz<br />
aus verkehren ab 17 Uhr regelmäßig Shuttle-Busse zum Festivalgelände. Festivalbesucher,<br />
die aus Deutschland von Passau kommend über die A 8 oder von München/Salzburg kommen<br />
über die A 1 anreisen, werden gebeten, die Parkmöglichkeiten des Linzer Flughafens zu<br />
nutzen. Auch vom Flughafen Linz-Hörsching aus verkehren ab 17 Uhr regelmäßig Shuttle-<br />
Busse zum Festivalgelände.<br />
Aufgaben zu „Verkehrshinweis“<br />
„Der Audio-Text „Verkehrshinweis“ wird dir einmal vorgespielt. Du kannst dir beim Hören<br />
Notizen machen. Beantworte anschließend folgende Fragen bzw. bearbeite die Aufgaben.“<br />
1. Wo findet das Open-Air-Konzert statt? Kreuze die richtige Antwort an.<br />
Das Open-Air-Konzert findet statt richtig<br />
a) auf dem Gelände des Flughafens Linz-Hörsching.<br />
b) im Linzer Donaupark.<br />
c) im Linzer Stadion.<br />
d) im Passauer Donaupark.<br />
2. Vervollständige den Satz nach den Angaben im Text. Kreuze die richtige Fortsetzung<br />
an.<br />
Das Open-Air-Konzert richtig<br />
a) beginnt um 17 Uhr.<br />
b) endet um 17 Uhr.<br />
c) beginnt um 20 Uhr.<br />
d) endet um 20 Uhr.<br />
80 Das Beispiel ist von Schäfer, 2010, S. 8 (in diesem Heft liegt die CD bei).<br />
251
3. Vervollständige den Satz nach den Angaben im Text. Kreuze die richtige Fortsetzung<br />
an.<br />
Zum Zeitpunkt des Verkehrshinweises richtig<br />
a) werden gegen Abend erhebliche Verzögerungen im Stadtverkehr erwartet.<br />
b) läuft der Stadtverkehr noch flüssig und ohne Verzögerungen.<br />
c) gibt es bereits erhebliche Verzögerungen im Stadtverkehr.<br />
d) ist der Stadtverkehr bereits zum Erliegen gekommen.<br />
4. Welche Aussagen kommen sinngemäß im Text vor? Kreuze an.<br />
a) Zum Zeitpunkt des Verkehrshinweises sind bereits sämtliche Parkhäuser<br />
der Innenstadt belegt.<br />
b) Zum Zeitpunkt des Verkehrshinweises sind auf dem Stadionparkplatz<br />
und den Parkplätzen des Flughafens nur noch wenige<br />
Parkmöglichkeiten vorhanden.<br />
c) Besucher des Open-Air-Konzertes werden gebeten, die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel zu benutzen.<br />
d) Vom Hauptbahnhof Linz aus verkehren ab 17 Uhr regelmäßig Shuttle-<br />
Busse zum Festivalgelände.<br />
e) Vom Stadionplatz aus verkehren keine Shuttle-Busse zum<br />
Festivalgelände.<br />
252<br />
richtig falsch<br />
5. Schreibe deiner Freundin, die mit ihrem Vater über Passau zu diesem Open-Air-<br />
Konzert fahren möchte, eine SMS, in der du ihr die für sie wichtigen Informationen<br />
aus dem Verkehrshinweis mitteilst.<br />
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