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Masterarbeit Hörverstehen - Bifie

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Der Kompetenzbereich <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch der<br />

Sekundarstufe I<br />

und die Messung der Effekte der Aufgabenpräsentation im Rahmen der<br />

Testentwicklung für die Überprüfung der Bildungsstandards<br />

MASTERARBEIT<br />

zur Erlangung des Mastergrades<br />

an der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät<br />

der Universität Salzburg<br />

Fachbereich Erziehungswissenschaft<br />

Gutachter: Prof. Dr. Ferdinand Eder<br />

Eingereicht von:<br />

Dorothea Grabner<br />

Margit Humer<br />

Salzburg 2011


Danksagung<br />

Auf dieser Seite möchten wir all jene erwähnen, die uns inspiriert, uns geholfen und bei der<br />

Entwicklung dieser <strong>Masterarbeit</strong> vorangetrieben haben.<br />

Unser Dank gilt vor allem Herrn Univ. Prof. Dr. Ferdinand Eder für die motivierenden,<br />

herausfordernden und wegweisenden Gespräche, aber vor allem für die geduldige<br />

Unterstützung bei der Verfassung dieser Arbeit.<br />

Besonders bedanken möchten wir uns weiters beim BIFIE Salzburg. Hier im Besonderen bei<br />

Herrn Prof. DDr. Günter Haider, Frau Mag. Simone Breit, Frau Mag. Helga Längauer-<br />

Hohengaßner und Frau Mag. Heidi Lewin, die uns an ihren wissenschaftlichen Erfahrungen<br />

teilhaben ließen und uns laufend inhaltlich begleiteten.<br />

Herrn Maximilian Egger von der PH OÖ möchten wir für seine wichtigen Informationen und<br />

ständige Kommunikationsbereitschaft danken.<br />

Vielen Dank auch an unseren Hauptschuldirektor Herrn Gustav Widlroither, der uns von<br />

Anfang an begleitet und unterstützt hat und der uns die Erhebungen an der UNESCO<br />

Hauptschule Mondsee ermöglicht hat.<br />

Ebenso danken wir Herrn Hauptschuldirektor Mag. Franz Vockner für die Möglichkeit der<br />

Untersuchung an der Sporthauptschule Mondsee.<br />

Ein Dankeschön geht auch an unsere KollegenInnen an der UNESCO Hauptschule Mondsee,<br />

welche den Entstehungsprozess dieser <strong>Masterarbeit</strong> stets unterstützt haben.<br />

2


Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit bestätigen wir, die folgende <strong>Masterarbeit</strong> selbständig und ohne Hilfe verfasst zu<br />

haben. Wir haben dabei die verwendete Literatur, sowie Internetquellen und weitere<br />

Unterlagen gemäß den Zitierrichtlinien des Fachbereiches für Erziehungswissenschaften<br />

zitiert.<br />

Datum: _____________________<br />

Unterschriften: ________________________________<br />

________________________________<br />

Im Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit bei geschlechtsspezifischen Begriffen die<br />

übliche männliche Form verwendet. Diese Form versteht sich explizit als geschlechtsneutral.<br />

Gemeint sind mit diesen Begriffen immer beide Geschlechter.<br />

Die Autorinnen<br />

3


Bearbeitung der einzelnen Kapiteln<br />

Da dies eine gemeinsam verfasste <strong>Masterarbeit</strong> ist, haben wir folgend die Kapitel aufgeführt,<br />

welche von der einzelnen Autorin verfasst wurden.<br />

Gliederungspunkt Autorin<br />

Kapitel 1: 1.1, 1.2 Grabner Dorothea<br />

Kapitel 2 : 2.1, 2.2, 2.3 Humer Margit<br />

Kapitel 3: 3.1, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5<br />

Kapitel 4<br />

Kapitel 4.1: 4.1.1, 4.1.2<br />

4<br />

Grabner Dorothea<br />

Grabner Dorothea<br />

4.1.3 Humer Margit<br />

Kapitel 4.2: 4.2.1, 4.2.2, 4.2.3 Humer Margit<br />

4.2.4 Grabner Dorothea<br />

Kapitel 4.3: 4.3.1, 4.3.2, 4.3.3, 4.3.4 Grabner Dorothea<br />

4.3.5 Humer Margit<br />

Kapitel 5<br />

Grabner Dorothea<br />

Humer Margit<br />

Literaturverzeichnis Humer Margit<br />

Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen<br />

und Anhang<br />

Humer Margit<br />

Die Autorinnen


Zusammenfassung<br />

Die vorliegende <strong>Masterarbeit</strong> umfasst den Kompetenzbereich <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch<br />

der Sekundarstufe I und misst die Effekte der Aufgabenpräsentation im Rahmen der<br />

Testentwicklung für die Überprüfung der Bildungsstandards. Wir versuchen im theoretischen<br />

Teil einen Überblick über die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz und deren Abgrenzung zu anderen<br />

Teilkompetenzen zu geben. Weiters bearbeiten wir die psychologischen Grundlagen sowie<br />

die kognitiven Prozesse des <strong>Hörverstehen</strong>s und schließlich auch die aktuellen Lehrpläne und<br />

gesetzlichen Grundlagen. Aus verschiedenen Gesichtspunkten werden in den darauffolgenden<br />

Kapiteln Aspekte des Messens thematisiert und abschließend die Hypothesen für die<br />

empirische Untersuchung dargestellt. Unsere Fragestellung dafür „Wie beeinflusst die Art der<br />

Präsentation der Stimuli/Hörtexte die Antworten der Schüler?“ wurde für den<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stest in vier Präsentationsformen systematisch variiert. Bei der Interpretation der<br />

erhobenen Daten zeigen wir auf, dass die Testsituation und die verwendeten Items für<br />

zukünftige <strong>Hörverstehen</strong>stests verbessert werden müssen. Darüber hinaus beschäftigt sich<br />

diese Arbeit mit der gedanklichen Entwicklung geeigneter Diagnoseinstrumente für das<br />

<strong>Hörverstehen</strong> auf Individualebene, um die Praxis des Lehrens zu unterstützen. Ein Ausblick in<br />

die Zukunft definiert eben einerseits diese Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten<br />

Diagnostik von <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen und andererseits die Entwicklung von<br />

verschiedenen Modellen, um Zuhörkompetenzen ausreichend beschreiben und erklären zu<br />

können.<br />

Schlagwörter:<br />

Hören – Zuhören – <strong>Hörverstehen</strong> – <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz – Hörtexte – Hörstile –<br />

Verstehensebenen – Deskriptoren – Bildungsstandards – Sekundarstufe I -<br />

Hauptschullehrplan – Schulunterrichtsgesetz – Schulevaluation - Systemmonitoring<br />

5


Abstract<br />

The present master thesis assesses listening comprehension competence in German of Grade 8<br />

native speakers. The effects of the items’ presentation were measured in the framework of the<br />

Austrian educational standard assessment. In the introduction we give an overview of<br />

listening comprehension competence and contrast it to related psychological and cognitive<br />

processes. Furthermore, methodological, legal and curricular issues in connection with<br />

listening comprehension are summarized. In the empirical part of the present study the pupils’<br />

performance on a designed questionnaire, presented in four variations, was compared. The<br />

results suggest that for future investigations of listening comprehension the items’ quality and<br />

test situations have to be improved to allow a reliable individual diagnosis. Such an<br />

improvement would lead the way for teachers having more possibilities to adapt their style to<br />

the requirements of the pupils in the future.<br />

Keywords:<br />

listening – listening comprehension – listening comprehension competence –<br />

auditory stimuli– ways of listening – levels of comprehension – performance<br />

descriptors – performance standards – secondary education, stage I – curriculum of<br />

secondary education, stage I – School Instruction Act – school evaluation -<br />

systemmonitoring<br />

6


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. Einleitung 10<br />

1.1 Ausgangslage - Erkenntnisleitendes Interesse 11<br />

1.2 Forschungsfrage, Ziel der Arbeit - Erwartete Effekte 13<br />

2. Grundlagen - Theorien 17<br />

2.1 Der Begriff <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz 18<br />

2.1.1 <strong>Hörverstehen</strong> als Teil der menschlichen Kommunikation 21<br />

2.1.2 Vom Hören zum <strong>Hörverstehen</strong> 24<br />

2.1.2.1 Das Hören 26<br />

2.1.2.2 Das Zuhören 26<br />

2.1.2.3 Das <strong>Hörverstehen</strong> 29<br />

2.2 <strong>Hörverstehen</strong> - Psychologische Grundlagen - Kognitive Prozesse 33<br />

2.2.1 Das <strong>Hörverstehen</strong> - der kognitive Prozess 33<br />

2.2.1.1 Der Verstehensprozess 34<br />

2.2.1.2 Der Verstehensprozess als Leistung des Gedächtnisses<br />

(UKZG, KZG, LZG) 38<br />

2.2.1.3 Der Einfluss von Hörzielen auf Hörstile und auf das<br />

Verstehen (globales, selektives, detailliertes Hören) 40<br />

2.2.1.4 Komplexe Verarbeitung von Gehörtem -<br />

Redundanz, Inferenz und Antizipation 42<br />

2.2.2 Hören als Teil der Sprachkompetenz - Abgrenzung von anderen<br />

Teilkompetenzen 44<br />

2.2.2.1 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Lesekompetenz 46<br />

2.2.2.2 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Sprechkompetenz 48<br />

2.2.2.3 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Schreibkompetenz 50<br />

2.2.2.4 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Merkfähigkeit 51<br />

2.3 <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht der Sekundarstufe I 52<br />

2.3.1 Gesetzeslage - Lehrpläne 53<br />

2.3.1.1 Österreichischer Hauptschullehrplan 54<br />

2.3.1.2 Bildungsstandards (Definition, Gesetzeslage,…) 58<br />

2.3.1.3 Definition der HV-Kompetenz - Standards für Deutsch 60<br />

7


3. Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> 69<br />

3.1 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch - Sekundarstufe I 72<br />

3.1.1 Hörbeispiele als Lernaufgabe im Deutschunterricht 74<br />

3.1.2 Diagnoseinstrument „<strong>Hörverstehen</strong>“ auf Individualebene<br />

3.1.3 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Zusammenhang mit<br />

75<br />

Bildungsstandards: Schulevaluation und Systemmonitoring 76<br />

3.1.3.1 Allgemeine Gütekriterien für standardisierte Tests 78<br />

3.1.3.2 Spezielle Gütekriterien für Bildungsstandards- und HV-Tests 79<br />

3.2 Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>“ 81<br />

3.3 Construct-irrelevant variance - Die Abgrenzung der HV-Kompetenz 86<br />

3.4 Die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe im Zentrum des HV-Tests 91<br />

3.4.1 Hinweise zu einer „typischen“ Einleitung bei der HV-Aufgabe 94<br />

3.4.2 Die Instruktion als wesentlicher Teil der HV-Aufgabe 95<br />

3.4.3 Hörtext-Stimulus 96<br />

3.4.3.1 Forderung nach Authentizität 96<br />

3.4.3.2 Was ist ein guter Hörtext? 98<br />

3.4.3.3 Der Versuch einer Zusammenfassung der Kriterien 100<br />

3.4.4 Frageformate zur Lenkung des Verstehens 104<br />

3.4.5 Antwortformate und deren Einfluss auf die Validität der Messung 108<br />

3.4.5.1 Multiple-Choice-Items 109<br />

3.4.5.2 Richtig-Falsch-Items 111<br />

3.4.5.3 Matching bzw. Zuordnungsitems 113<br />

3.4.5.4 Halboffene und Offene Item-Formate 115<br />

3.5 Einzuhaltende Kriterien bei HV-Tests zur Überprüfung<br />

der Bildungsstandards 117<br />

3.5.1 Der Kontext von <strong>Hörverstehen</strong>stests 117<br />

3.5.2 Die Testsituation bei <strong>Hörverstehen</strong>stests 118<br />

3.5.3 Die Präsentation von <strong>Hörverstehen</strong>stests 120<br />

3.5.4 Die Lösung und Auswertung der <strong>Hörverstehen</strong>stests 122<br />

4. Empirische Untersuchung 124<br />

4.1 Fragestellung und Kontext der Untersuchung 125<br />

4.1.1 Die beiden experimentellen Variablen 125<br />

4.1.2 Fragestellung und Hypothesen 128<br />

4.1.3 Kontext der Untersuchung 129<br />

8


4.2 Methoden der Untersuchung 131<br />

4.2.1 Untersuchungsdesign 131<br />

4.2.1.1 Untersuchungsplan 133<br />

4.2.1.2 Stichprobendesign und geplante Stichprobe 134<br />

4.2.2 Der <strong>Hörverstehen</strong>stest 135<br />

4.2.2.1 Tests und Testaufgaben 135<br />

4.2.2.2 Testvorgang - geplante Abläufe und Instruktionen 137<br />

4.2.2.3 Auswertungsvorschriften 138<br />

4.2.3 Begleitende Befragung und Beobachtung 139<br />

4.2.3.1 Der Fragebogen für die Schüler 139<br />

4.2.3.2 Durchführung der Schülerbefragung 140<br />

4.2.3.3 Der Beobachtungsbogen 140<br />

4.2.4 Qualitätskriterien Instrumente – Durchführung und Gültigkeit 141<br />

4.2.4.1 Objektivität – Reliabilität des <strong>Hörverstehen</strong>stests 141<br />

4.2.4.2 Der Schülerfragebogen - Gütekriterien 145<br />

4.3 Ergebnisse der Untersuchung zum <strong>Hörverstehen</strong> 146<br />

4.3.1 Die resultierende Stichprobe 146<br />

4.3.2 Testergebnisse 149<br />

4.3.2.1 Deskriptive Testergebnisse 149<br />

4.3.2.2 Prüfung der Hypothesen 152<br />

4.3.3 Ergebnisse der Schülerbefragung 158<br />

4.3.3.1 Ergebnisse Teil 1: Angaben zur Person 159<br />

4.3.3.2 Ergebnisse Teil 2: Wie ich den Hörtest erlebt habe 161<br />

4.3.3.3 Ergebnisse Teil 3: Subjektive Einstellungen und Erfahrungen zum Hören 168<br />

4.3.4 Evaluierung der Testsituation – der Beobachtungsbogen 174<br />

4.3.5 Konsequenzen für Veränderungen für BIFIE-Pilotstudie 180<br />

5. Zusammenfassung und Diskussion 183<br />

6. Literaturverzeichnis 192<br />

7. Abbildungsverzeichnis 204<br />

8. Tabellenverzeichnis 206<br />

9. Abkürzungsverzeichnis 207<br />

10. Anhang 208<br />

9


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

10


1. Einleitung<br />

1.1 Ausgangslage - Erkenntnisleitendes Interesse<br />

In Österreich wurden 2009 per Verordnung des Unterrichtsministeriums Bildungsstandards<br />

verbindlich eingeführt und daher kommen wir Hauptschullehrer in der Praxis des<br />

Deutschunterrichts nun mit dem Thema immer intensiver in Berührung. Verschiedene<br />

Unterrichtsmaterialien und Fortbildungsveranstaltungen zu den Standards durch die<br />

Pädagogische Hochschule Oberösterreich brachten wichtige erste Informationen. In<br />

Lehrveranstaltungen während des Studiums der Erziehungswissenschaft an der Universität<br />

Salzburg wurde unser Interesse an den Bildungsstandards weiter geweckt. Schlussendlich<br />

trugen auch die durchaus kontroversen Diskussionen unter Lehrerkollegen, die seit<br />

Einführung der Bildungsstandards in der Schule und bei Fortbildungsveranstaltungen geführt<br />

werden, dazu bei, uns das Wie und Warum der Bildungsstandards grundsätzlicher zu<br />

überlegen.<br />

Als wir ein Forschungsthema für unsere <strong>Masterarbeit</strong> in Erziehungswissenschaft<br />

suchten, war es uns ein Anliegen, ein Thema zu finden, das einen direkten Bezug zu unserer<br />

praktischen Unterrichtsarbeit im Fach Deutsch hat - unsere akademische Ausbildung und<br />

wissenschaftliche Arbeit sollte sich auch als Nutzen für die Unterrichtspraxis erweisen. Dazu<br />

kam, dass das BIFIE in Salzburg (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation &<br />

Entwicklung des österreichischen Schulwesens) - das mit dem Fachbereich<br />

Erziehungswissenschaft kooperiert - das Angebot an Lehrer machte, bei der Entwicklung der<br />

konkreten Aufgaben für die ab 2014 vorgesehenen Tests in den Bildungsstandards Deutsch<br />

mitzuarbeiten. Das BIFIE ist mit der externen Testung der Bildungsstandards beauftragt. Am<br />

Ende der 8. Schulstufe werden alle österreichischen Schüler der Hauptschulen (=HS) und der<br />

Allgemeinbildenden Höheren Schulen (=AHS) im Fach Deutsch getestet werden. Diese<br />

Messung findet alle drei Jahre durch das BIFIE statt, beginnend ab Frühjahr 2014.<br />

Dieses Angebot wollten wir nutzen und so konnten wir uns einen der vier<br />

Kompetenzbereiche aus dem Fach Deutsch auswählen. Wir entschieden uns für den Bereich<br />

<strong>Hörverstehen</strong> („Zuhören“ heißt es in der Beschreibung der Bildungsstandards in der<br />

Verordnung), weil dessen Bedeutung in der Unterrichtspraxis eindeutig unterschätzt wird.<br />

Nach unseren Erfahrungen kommt die systematische Förderung des <strong>Hörverstehen</strong>s im<br />

Deutschunterricht sehr selten vor. Obwohl diese Kompetenz zu den laut Gesetz vorgegebenen<br />

(und gleichwertigen) vier Kompetenzbereichen in Deutsch 8 zählt (Zuhören/Sprechen, Lesen,<br />

11


Schreiben und Sprachbewusstsein) stellt sich die Unterrichtswirklichkeit anders dar - der<br />

Bereich <strong>Hörverstehen</strong> ist im Fach Deutsch klar unterrepräsentiert. Die Kompetenz wird oft als<br />

„gegeben“ angenommen, zu wenig berücksichtigt, auch kaum gemessen und kann daher auch<br />

nicht gezielt gelehrt und gefördert werden. Fehlende Kompetenz im <strong>Hörverstehen</strong> beeinflusst<br />

möglicherweise auch andere Kompetenzbereiche negativ, davon weiß man noch wenig.<br />

Unser generelles Interesse an der Messung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz war geweckt<br />

und die Zusammenarbeit mit dem BIFIE und die Tatsache, dass es im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />

in Deutsch als Muttersprache noch wenig Forschungsarbeiten und wenige<br />

Unterrichtsmaterialien gibt, verstärkte unsere Intention in diese Richtung. Die vom BIFIE<br />

langfristig angelegte Entwicklungsarbeit im Bereich der Diagnoseinstrumente wird von<br />

Entwicklergruppen getragen, die die oben genannten Kriterien beachten müssen. Sie bestehen<br />

aus Fachexperten des BIFIE, aus Psychometrikern und aus Lehrern und Fachdidaktikern der<br />

Pädagogischen Hochschulen und der Universitäten.<br />

Unsere Beteiligung an der Entwicklungsarbeit im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“ begann mit<br />

dem Literaturstudium, u.a. über bisherige Versuche der Definition und der<br />

Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz“ und setzte sich fort in der<br />

Mitarbeit bei der Messung dieser Kompetenz durch valide Testverfahren. Wir kooperierten<br />

dabei mit einem Aufgabenentwickler-Team an der PH OÖ, das auch die erforderlichen<br />

Stimuli und Items für unsere ersten Tests lieferte. Wir verfolgen den Zweck, aufgrund der<br />

erzielten Ergebnisse und Erkenntnisse<br />

die Testinstrumente (samt Instruktionen) mit dem BIFIE weiter zu entwickeln,<br />

eine sinnvolle Rückmeldung der Leistungen im <strong>Hörverstehen</strong> an Schüler, Lehrer und<br />

Schulen zu unterstützen, und künftig<br />

eine gezielte Förderung der Schüler im Deutschunterricht im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />

zu ermöglichen.<br />

Darüber hinaus wollen wir die Aufmerksamkeit stärker auf die<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz lenken.<br />

Unser Beitrag für diese Entwicklungsarbeit zu den <strong>Hörverstehen</strong>stests umfasst die<br />

Bearbeitung der speziellen Fragestellung „Wie beeinflusst die Art der Präsentation der<br />

Stimuli/Hörtexte die Antworten der Schüler?“. Es geht darum herauszufinden, wie die<br />

Stimuli/Hörtexte in der Testsituation am besten präsentiert werden sollen, um möglichst hohe<br />

Verständlichkeit zu erzielen und unverzerrte Ergebnisse zu erhalten.<br />

12


Wir haben in ersten Versuchen die Erfahrung gemacht, dass die Art, wie die Stimuli/Hörtexte<br />

und die Aufgaben präsentiert bzw. in eine Instruktion eingebettet werden, einen erheblichen<br />

Einfluss auf die Testergebnisse der Schüler haben könnten. Auch der „störende“ Einfluss von<br />

Variablen wie die Verständlichkeit der Hörtexte und der Instruktionen, die<br />

Präsentationshäufigkeit der Stimuli, das Vorwissen der einzelnen Schüler (insbes. bei der<br />

Lesefähigkeit oder in der Schreibkompetenz bei offenen Fragen) spielt möglicherweise eine<br />

Rolle. Besonders leistungsschwächere Schüler haben oft zusätzliche Schwierigkeiten in der<br />

Bearbeitung, wenn diesen Variablen nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet wird.<br />

Die praktische Anwendbarkeit unseres Themas deckt sich mit unserem zuvor<br />

ausgedrückten Wunsch nach dem Bezug der <strong>Masterarbeit</strong> zu unserer Arbeit in der Schule.<br />

Das sollte auch unsere Motivation stärken, denn wir führten diese Arbeit parallel zu unserer<br />

vollen Lehrertätigkeit durch. Deren Vorteil war aber, dass wir in der Praxis bereits einzelne<br />

Aufgaben sinnvoll einsetzten und Instruktionen in der unmittelbaren Realität erproben<br />

konnten.<br />

1.2 Forschungsfrage, Ziel der Arbeit - Erwartete Effekte<br />

Ziel unserer Forschungsarbeit war es zu prüfen, wie sich verschiedene Präsentationsformen<br />

von Aufgaben aus dem Bereich <strong>Hörverstehen</strong> auf die gemessene Leistung der Schüler<br />

auswirken.<br />

Den Hintergrund und Kontext bilden die gesetzlichen Bildungsstandards der 8.<br />

Schulstufe im Fach Deutsch für die Sekundarstufe 1 (Hauptschule - AHS-Unterstufe). Die<br />

Organisation der Bildungsstandards und die mit ihnen zusammenhängenden<br />

Begriffsklärungen sind in der einschlägigen Verordnung des BMUKK vom 02. 01. 2009<br />

festgelegt (die auf dem ergänzenden Gesetzestext zu § 17a SCHOG - BGBl. I Nr. 117/2008<br />

beruht). Im Anhang der Verordnung befinden sich dann die konkreten Deskriptoren der<br />

erwünschten Leistungen in den verschiedenen Standard-Fächern. Definitionen von<br />

„Bildungsstandards“, „Kompetenzen“, „Kompetenzmodelle“ und „Grundlegende<br />

Kompetenzen“ sind nachzulesen in den Kapiteln 2.1, 2.2 und 2.3, insbesondere jene aus dem<br />

Bereich Deutsch bzw. die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz werden noch näher erläutert.<br />

Auf Anordnung des Unterrichtsministeriums sind „durch periodische<br />

Standardüberprüfungen die von den Schülerinnen und Schülern bis zur 4. bzw. zur 8.<br />

13


Schulstufe erworbenen Kompetenzen objektiv festzustellen und mit den angestrebten<br />

Lernergebnissen zu vergleichen“ (VO 2009 §3 (4)).<br />

Die Lernergebnisse der Schüler bzw. die Erreichung der Bildungsstandards in der 8.<br />

Stufe werden vom BIFIE ab 2012 geprüft und rückgemeldet. Begonnen wird mit Mathematik,<br />

2013 folgt Englisch und die Kompetenzen im Fach Deutsch werden ab 2014 extern getestet.<br />

Dabei werden alle 1500 österreichischen Schulen (HS + AHS) mit rund 90.000 Schülern<br />

erfasst. Der Prüfungsvorgang verwendet standardisierte Testverfahren, d.h. es herrschen<br />

dieselben Bedingungen für alle beteiligten Schüler. So finden alle Tests am selben Tag statt<br />

und die Testformen und die Auswertungskriterien sind für alle Schulen ident. Das Gesetz<br />

verpflichtet das BIFIE, die Ergebnisse den Schülern und den Schulen rückzumelden, als<br />

Grundlage für die Qualitätsentwicklung der jeweiligen Schule.<br />

Zur besseren Verständlichkeit nun ein kurzer Exkurs zu den <strong>Hörverstehen</strong>stests, die bei<br />

der Messung ab 2014 eingesetzt werden.<br />

Diese Tests bestehen aus verschiedenen „materiellen“ Teilen,<br />

dem Testmanual (allgemeine Instruktionen zur Testdurchführung für die Testleiter),<br />

den Hörtexten (Stimuli, im allgemeinen auf CD) und<br />

den Testheften für die Schüler, die sich aus den Instruktionen zu den gestellten<br />

Aufgaben und den Items mit ihren Antwortvorgaben zusammensetzen.<br />

Die Art, wie Items erstellt werden, lässt viele Alternativen zu, vor allem in der Auswahl der<br />

Stimuli, aber auch in der Präsentation der Aufgaben. Beim <strong>Hörverstehen</strong> unterscheidet man<br />

Formen monologischer, dialogischer und anweisungsbezogener Aufgaben, die im<br />

Allgemeinen mit einem akustischen Stimulus (Hörtext) beginnen. Dieser kann einmal oder<br />

mehrmals abgespielt werden. Die daran anschließende Fragestellung kann in akustischer und<br />

schriftlicher Form erfolgen und die Beantwortungsmöglichkeiten sind vielfältig, z.B.<br />

mündlich oder schriftlich oder in offener oder geschlossener Form. Ebenso besteht die<br />

Möglichkeit, dass die Schüler die Fragen vor dem Abspielen der Stimuli lesen (=<br />

Vorentlastung oder Lenkung des Schülers).<br />

Diese Alternativen in Inhalt, Instruktion, Präsentation und Antwortvorgabe eröffnen<br />

viele Kombinationsmöglichkeiten beim Testdesign, diese wiederum bleiben nicht ohne<br />

14


Auswirkung auf die Testleistungen der Schüler, d.h. je nach Kombination sind die Tests<br />

möglicherweise mehr oder weniger valide hinsichtlich der Erfassung der „wirklichen“<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz. Damit ist es wichtig, die Wirkung verschiedener<br />

Aufgabenpräsentationsformen auf das Verhalten der Schüler zu kennen.<br />

Unser Beitrag zur Testentwicklung setzte deshalb bei zwei konkreten Grundfragen zur<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stestung an:<br />

1. Wir wollten herausfinden, wie oft ein Stimulus gespielt werden sollte (einmal oder<br />

zweimal), bis das Verständnis der Schüler optimal ist, d.h. um möglichst valide<br />

Leistungen zu erhalten.<br />

2. Die zweite Frage war jene, ob die Schüler die Items (= Fragen zum Hörtext) vor dem<br />

Abspielen lesen sollen oder nicht, ob also eine gewisse Vorentlastung oder Lenkung<br />

zu einem Vorverständnis bzw. einer größeren Lösungshäufigkeit führt.<br />

Aus diesen beiden Fragestellungen ergaben sich prinzipiell vier Testgruppen in unserem<br />

quasiexperimentellen Prüfungsdesign (Anmerkung: Wir arbeiteten mit natürlichen<br />

Schülergruppen = Klassen an Hauptschulen):<br />

Vorentlastung<br />

Stimulus 1× abspielen<br />

15<br />

Stimulus 2× abspielen<br />

gelenkt – Items vorher lesen Testgruppe 1 Testgruppe 2<br />

ungelenkt – Items vorher nicht lesen Testgruppe 3 Testgruppe 4<br />

Abbildung 1: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />

Geplant war deshalb eine quasiexperimentelle Studie mit Gruppen von 14jährigen (8. Stufe),<br />

in denen diese vier Präsentationsformen systematisch variiert werden und eine Messung der<br />

Effekte der verschiedenen Präsentationsformen auf die Schüler durchgeführt wird. Nach<br />

Vereinbarung mit den Schulbehörden durften wir diese Erhebungen an den beiden Mondseer<br />

Hauptschulen (4. Klassen) durchführen.


Die grundsätzliche Forschungsfrage lautete also:<br />

Welchen Einfluss haben die verschiedenen Präsentationsformen auf die<br />

Lösungshäufigkeit der Schüler in einem <strong>Hörverstehen</strong>stest?<br />

Zusätzlich planten wir die Erhebung und Kontrolle verschiedener Variablen in der<br />

Testsituation. Untersucht wurde die Verständlichkeit der Hörtexte, der Instruktionen und der<br />

Items aus der Sicht der Schüler, der Zeitbedarf zur Beantwortung der Items, die subjektive<br />

Bewältigung der Testsituation in Bezug auf Störungen und Schwierigkeiten sowie die<br />

Einstellung der Schüler zum Thema „Hören im D-Unterricht“.<br />

Die Studie war ein erster Versuch in diesem Bereich und sie hat sich auch noch relativ<br />

kleiner Stichproben bedient, daher ist die Aussagekraft natürlich noch begrenzt. Unsere ersten<br />

Ergebnisse sind aber in einen breiter angelegten Feldversuch des BIFIE 2011 eingeflossen.<br />

Die angestrebten Ergebnisse und Analysen sollen insgesamt helfen, die Qualität der<br />

Aufgaben, der Instruktionen und der Abläufe für die standardisierten <strong>Hörverstehen</strong>stests zu<br />

verbessern, indem man den Entwicklergruppen gezielte Hinweise für ihre Arbeit liefert und<br />

ihnen Kriterien für die bestgeeignete Art der Präsentation vorgibt.<br />

Wir hoffen, dass unsere Arbeit mithilft, zu brauchbaren Tests und zu aussagekräftigen<br />

Rückmeldungen zu führen, sodass diagnostische Ergebnisse auch in unsere Unterrichtspraxis<br />

einfließen können, wo Schüler gezielt das <strong>Hörverstehen</strong> erlernen und die Erfahrungen in der<br />

Lehrerfortbildung weitergegeben werden können.<br />

16


Kapitel 2<br />

Grundlagen - Theorien<br />

17


2. Grundlagen - Theorien<br />

2.1 Der Begriff <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz<br />

Ein zentrales Ziel von schulischer Bildung ist die möglichst nachhaltige Vermittlung von<br />

grundlegenden Kompetenzen (Klieme, 2010, S. 9), ein für alle Schüler gleichermaßen<br />

wichtiges Thema. In der Schule sollen einerseits Schlüsselkompetenzen wie<br />

„Muttersprachliche Kompetenz“, „Fremdsprachliche Kompetenz“, „Mathematische<br />

Kompetenz und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz“,<br />

„Computerkompetenz“, „Lernkompetenz“, „Interpersonelle, Interkulturelle und Soziale<br />

Kompetenz und Bürgerkompetenz“, „Unternehmerische Kompetenz“ und „Kulturelle<br />

Kompetenz“ vermittelt werden (vgl. Figel, 2007) und andererseits Kompetenzen im Bezug<br />

auf die einzelnen Unterrichtsgegenstände. „Ein Unterricht, der sich an Kompetenzen<br />

orientiert, achtet mehr auf die Stärken, Schwächen und Voraussetzungen eines Schülers und<br />

weniger auf den Unterrichtsstoff“ (Koch, 2010, S. 320).<br />

Wir zitieren im Folgenden zwei bekannte Begriffe und versuchen damit<br />

„Kompetenzen“ einzugrenzen und festzulegen. Laut der 2009 in Kraft getretenen Verordnung<br />

(BGB1. I Nr. 117/2008) der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur über<br />

Bildungsstandards im Schulwesen sind<br />

Kompetenzen längerfristig verfügbare kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten, die<br />

von Lernenden entwickelt werden und die sie befähigen, Aufgaben in variablen<br />

Situationen erfolgreich und verantwortungsbewusst zu lösen und die damit<br />

verbundene motivationale und soziale Bereitschaft zu zeigen;<br />

Grundlegende Kompetenzen solche, die wesentliche inhaltliche Bereiche eines<br />

Gegenstandes abdecken und somit für den Aufbau von Kompetenzen, deren<br />

nachhaltiger Erwerb für die weitere schulische und berufliche Bildung von zentraler<br />

Bedeutung ist, maßgeblich sind.<br />

Im deutschen Sprachraum bildet die folgende Definition die Grundlage für die Entwicklung<br />

der Bildungsstandards. Sowohl das Bildungsforschungsinstitut BIFIE in Österreich als auch<br />

die Expertise zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards des deutschen Bildungsforschers<br />

Prof. Dr. Eckhard Klieme und die Expertise des Schweizer Bildungsforschers Prof. Dr. Jürgen<br />

Oelkers stützen sich in ihren Ausführungen zum Thema Bildungsstandards auf diesen<br />

Kompetenzbegriff von Weinert (vgl. BIFIE, 2010a; Klieme, 2003; Oelkers, 2008):<br />

Kompetenzen sind die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren<br />

kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die<br />

18


damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und<br />

Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und<br />

verantwortungsvoll nutzen zu können. (Weinert, 2002, S. 27 - zitiert nach dem<br />

Gutachten von Klieme et al. für das deutsche Wissenschaftsministerium, 2003, S.21)<br />

Es scheint auf den ersten Blick klar zu sein, was die Lese-, Schreib- und Sprechkompetenz bei<br />

Schülern bedeutet. Lesekompetenz hat man, wenn man in der Volksschule ausreichend Lesen<br />

gelernt hat, Schreibkompetenz erlangt man auch in der Grundschule und Sprechkompetenz ist<br />

das alltägliche Sprechen vor und mit anderen (vgl. Kap. 2.2.2). Beim <strong>Hörverstehen</strong> liegen die<br />

Dinge scheinbar anders.<br />

Wann hat man <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz? Hören kann doch jeder von Geburt an und<br />

Zuhören sowieso, würde man landläufig meinen. Wozu muss man somit eine Kompetenz im<br />

„<strong>Hörverstehen</strong>“ erlangen, wenn diese ohnehin bei allen von Kindheit an da ist? Im Gegensatz<br />

zu den ersten drei Kompetenzen ist aus wissenschaftlicher Sicht daher die Zuhörkompetenz<br />

noch nicht ausreichend untersucht worden. Man legte oft nicht genau fest, was damit gemeint<br />

sei und welche Prozesse dabei genau ablaufen (Imhof, 2010, S. 15).<br />

Der Zuhörprozess besteht aus einer Vielzahl von Einzeltätigkeiten. Es ist aber noch<br />

nicht geklärt, „inwieweit bei der Interaktion der Teiltätigkeiten Synergie-Effekte oder<br />

kompensatorische Effekte wirksam werden können“ (Imhof, 2004, S. 7). Diese<br />

Einzeltätigkeiten werden auch nicht immer in gleicher Weise kombiniert, somit ergeben sich<br />

Schwierigkeiten bei einer zuverlässigen und validen Messung. Erst in der neueren Literatur<br />

wird dieses Thema (verstärkt in Bezug auf die Kommunikation) intensiver behandelt.<br />

Ein kompetenter Zuhörer muss laut Imhof (2004, S. 3) verschiedene grundsätzliche<br />

Leistungen erbringen (genauer in Kapitel 2.1.2). Er sollte seine Konzentration auf die<br />

Informationsaufnahme ausrichten, er muss seine Sprache, die des Sprechers und den Inhalt<br />

wahrnehmen und zusätzlich wird er den situativen Kontext der Interaktion wahrnehmen<br />

müssen.<br />

Analog zum Leseverstehen hat Imhof (2010, S. 17) daher die Anforderungen an den<br />

Zuhörer so festgelegt:<br />

Schüler sind fähig, verschiedene mündliche Textarten zu unterscheiden und sie können<br />

sich in ihrem Zuhörverhalten darauf einstellen.<br />

Schüler können die Anforderungen und Tätigkeiten erkennen, welche mit<br />

unterschiedlichen Zuhöraufgaben verbunden sind.<br />

19


Schüler erkennen, dass die Intention des Sprechers und Zuhörers die Form und den<br />

Inhalt des sprachlichen Ausdrucks beeinflussen.<br />

Damit ein Schüler „kompetentes Zuhören“ umsetzen kann, sind laut Imhof (2010, S. 18)<br />

„einerseits grundlegende sprachliche, inhaltliche und prozedurale Grundfähigkeiten<br />

erforderlich und andererseits werden Selbstregulationsfähigkeiten benötigt“. Eine genauere<br />

Darstellung des Zuhörprozesses findet sich im Kapitel 2.1.2.<br />

Im Kompetenzmodell Deutsch der 8. Schulstufe wird dem Zuhören kein eigener<br />

Teilbereich gewidmet, sondern die Kompetenzen Sprechen und Zuhören sind<br />

zusammengefasst (vgl. Kap. 2.3.1). Dabei „handelt es sich bei ihnen jedoch um zwei klar<br />

unterscheidbare Fähigkeitsbereiche, die auch in der Entwicklungsperspektive durchaus<br />

voneinander trennbar sind“ (Behrens, 2010, S. 31). Jetzt stellt sich die Frage, ob das<br />

<strong>Hörverstehen</strong> isoliert vom Sprechen untersucht werden soll oder kann und ob dabei vielleicht<br />

riskiert wird, dass man gewisse Erkenntnisse verliert (z.B. in der Kommunikation kann man<br />

das Zuhören nur in Verbindung mit dem Sprechen untersuchen). Behrens (2010, S. 48f)<br />

beschreibt drei gute Gründe, warum kommunikative Einzelaspekte isoliert betrachtet werden<br />

sollen:<br />

Es ist wichtig, die Außengrenzen und die innere Architektur eines Gegenstandes sehr<br />

genau zu bestimmen (analytische Sichtweise), da man von einem umfassenden<br />

Kompetenzmodell des Zuhörens noch ein Stück entfernt ist. Somit sind alle<br />

Erkenntnisse in diesem Teilbereich hilfreich.<br />

Betrachtet man es aus didaktischer Sicht, so erkennt man, dass es wichtig ist mit den<br />

Schülern spezielle Übungen zum Hören, <strong>Hörverstehen</strong> und für die Kommunikation zu<br />

praktizieren, damit sie ihre Zuhörfähigkeit insgesamt verbessern. Dann können sie die<br />

gelernten Zuhörtechniken auch auf andere Bereiche übertragen.<br />

Schließlich ist aus testpragmatischer Sicht zu erwähnen, dass das Ziel kein Gesamttest<br />

der Kommunikation sein kann, da der Bereich viel zu komplex ist. Hier scheint ein<br />

interdisziplinärer Blick wichtiger zu sein.<br />

Abschließend sei noch erwähnt, dass es notwendig ist, dass jeder Zuhörer gewisse<br />

Zuhörkompetenzen erwirbt, aber beim Verstehen kommt es auch auf die Qualität der<br />

präsentierten Texte an.<br />

20


Genauso wie schriftliche Texte unterschiedlich leicht oder schwer zu lesen sind, gibt es auch<br />

bei mündlich präsentierten Texten eine große Bandbreite an Schwierigkeitsgraden. So kann<br />

die Struktur, die Wortwahl, der Dialekt, die Lautstärke, die Hintergrundgeräusche und noch<br />

einiges mehr dem Zuhörer das Erschließen des gehörten Textes erschweren (Bernius &<br />

Imhof, 2010, S. 11).<br />

Es gibt schon erste Erfahrungen mit Hörtests und diese weisen auf diverse Fragen und<br />

auftauchende Probleme hin. So ist etwa auch der Einfluss von Faktoren, wie die „Intelligenz,<br />

Gedächtniskapazität, Vorwissen, Lernfähigkeit“ (Imhof, 2003, S. 213) zu berücksichtigen, da<br />

das <strong>Hörverstehen</strong> von diesen abgegrenzt werden muss, um gültige Untersuchungsergebnisse<br />

zu bekommen.<br />

Damit das <strong>Hörverstehen</strong> getestet werden kann, muss somit erst das Konstrukt<br />

erschlossen werden. 1 Bei „der Definition eines <strong>Hörverstehen</strong>skonstrukts“ kann eine<br />

„kompetenzbasierte oder eine aufgabenbasierte Sichtweise eingenommen werden“ (Böhme,<br />

Robitzsch & Busé, 2010, S. 81f). Was daher bei der „Konstruktcharakterisierung“ (ebd.)<br />

beachtet werden muss, um ausreichend gute Höraufgaben zu bekommen, ist ab dem Kapitel<br />

3.2 beschrieben.<br />

Die anschließenden Kapitel beschäftigen sich mit dem <strong>Hörverstehen</strong> als Teil der<br />

menschlichen Kommunikation (Kap. 2.1.1) und mit dem theoretischen Hintergrund des<br />

Hörens, Zuhörens und <strong>Hörverstehen</strong>s (Kap. 2.1.2).<br />

2.1.1 <strong>Hörverstehen</strong> als Teil der menschlichen Kommunikation<br />

Menschliche Kommunikation besteht in einem Austausch von Informationen. „Austausch“<br />

bezeichnet ein wechselseitiges Geben und Nehmen von Nachrichten, dabei „verlassen“<br />

Informationen in Form von Gedanken, Vorstellungen, Meinungen ein Individuum (z.B. durch<br />

Sprechen, Schreiben) und gelangen in ein anderes Individuum (z.B. durch Hören, Lesen).<br />

Um diesen Kommunikationsvorgang modellhaft zu beschreiben, wird im<br />

sozialwissenschaftlichen Bereich häufig das Sender-Empfänger-Modell benutzt - am<br />

bekanntesten ist das von Schulz von Thun (u.a. 1995, „Vier-Seiten-Modell“), das auf Ideen<br />

von Paul Watzlawick zurückgeht. Diese Modelle haben gemeinsam, dass<br />

1 Dazu mehr im Kapitel 3.2.<br />

21


ein sendender, übermittelnder Mensch („Sender“) mit einer bestimmten Absicht<br />

bestimmte Signale, Informationen („Nachrichten“) in einem bestimmten Code<br />

(Sprache, Zeichenvorrat) erzeugt, und diese kodierten Informationen<br />

mit einem bestimmten Medium bzw. durch einen bestimmten „Informationskanal“<br />

(visuell, auditiv - verbal, nonverbal, etc.) sendet, wonach diese Informationen<br />

bei einem anderen Menschen („Empfänger“) ankommen, der sie empfängt, dekodiert<br />

und im situativen Kontext interpretiert (und daraufhin wieder reagiert bzw. sendet ...)<br />

Kommunikation ist vielfältiger Natur (dialogisch, monologisch, interaktiv) und bedeutet<br />

immer auch den Austausch von verschiedenen Realitäten. Man kann nicht davon ausgehen,<br />

dass der Empfänger die gleichen Weltanschauungen, Vorerfahrungen und Einstellungen hat<br />

wie man selbst als Sender und daher die Nachricht genauso interpretiert, wie sie intendiert<br />

bzw. ausgesandt wurde.<br />

In dieser Arbeit wird ein besonderer Aspekt der Kommunikation behandelt, der auf<br />

Seiten des Empfängers von Informationen besonders wichtig ist - das Hören und das<br />

<strong>Hörverstehen</strong>, also jene Fähigkeit des Menschen, gesendete akustische Laute (Nachrichten,<br />

Informationen) zu hören, zu dekodieren, zu interpretieren und gemäß der enthaltenen<br />

Information zu agieren.<br />

Entwicklungsgeschichtlich betrachtet ist der Mensch ein „Hörmensch“. Früher wurden<br />

Geschichten, Texte und Informationen mündlich überliefert. Auch für das Überleben war das<br />

Hören wichtiger, weil gehörte Informationen schneller erfasst werden als gesehene<br />

(Sachtleben, n.d., S. 113). „Hörinformationen“ sind präziser und oft vollständiger als<br />

„Sehinformationen“, da sie nur auf den akustischen Kanal bezogen sind und der Hörende<br />

durch visuelle Reize nicht abgelenkt wird. „Die stärkste Wahrnehmungsfülle des Menschen<br />

sitzt sozusagen im Ohr“ (Denk, 1994, S. 418).<br />

Vielen Menschen ist nicht mehr bewusst, wie wichtig die Rolle des Zuhörens in ihrem<br />

Leben ist, weil die visuellen Reize und Eindrücke in der modernen Medienwelt überwiegen.<br />

Zuhören ist aber Leben, Anteilnahme, Freude, Gefühl, Abschalten, Glück, Spaß, Bilder im<br />

Kopf, Genießen, Entspannen, Erleben und noch vieles mehr (Belgardt & Plaetschke, 2006, S.<br />

3).<br />

Im Feld von Unterricht und Schule sind das Hören und das Verstehen des Gehörten von<br />

extrem großer Bedeutung. Im Großteil des Unterrichts spricht der Lehrer und vermittelt<br />

22


wesentliche Informationen akustisch. Die Schüler hören zu (zumindest sollen sie es) und sie<br />

sollen die ausgesandten Nachrichten verstehen und sie verarbeiten, d.h. daraus lernen. Diese<br />

Kompetenz der Schüler, akustische Informationen zu empfangen, zu dekodieren, richtig zu<br />

interpretieren und im Gedächtnis zu verarbeiten, um daraus nachhaltig zu lernen, ist - neben<br />

der Lesekompetenz - entscheidend für den schulischen Erfolg. Daher ist die Entwicklung und<br />

Sicherung dieser <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz auch ein entscheidender Faktor im<br />

Bildungsverlauf.<br />

Aus diesem Grund sollte in der Schule, vor allem in der Grundbildung, dieser<br />

Kompetenz hohe Aufmerksamkeit geschenkt und dieses Wissen um das richtige Zuhören<br />

bzw. Kommunizieren verstärkt gelehrt, gelernt und geübt werden. Probleme im<br />

Unterrichtsbereich treten sowohl beim Wahrnehmen des akustischen Reizes auf (weil Schüler<br />

nicht zuhören, nicht aufpassen) als auch beim Dekodieren bzw. Verarbeiten und Interpretieren<br />

des Reizes (zum Beispiel, weil es am Wortschatz fehlt oder der Zusammenhang nicht<br />

verstanden wird). Es heißt auch, dass man immer nur das hört, was in die eigene<br />

Vorstellungswelt und zum eigenen Sinn passt und so selektiert man bereits „vor“.<br />

Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit erstreckt sich auf Aspekte der Diagnose der<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz bzw. auf die Messung der vorhandenen Schülerfähigkeiten. Lehrer<br />

sollten bei Schülern feststellen können, wieweit die Kompetenz vorhanden ist und wieweit sie<br />

erlernt werden muss. Das findet teilweise auch im österreichischen Lehrplan seinen<br />

Niederschlag (hier verweisen wir auf das Kapitel 2.3 „<strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht der<br />

Sekundarstufe I“).<br />

In den folgenden Abschnitten soll nun ein Überblick über die begrifflichen<br />

Festlegungen des Hörens, des Zuhörens bzw. <strong>Hörverstehen</strong>s (der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz)<br />

und deren Unterschiede gegeben werden.<br />

Anschließend wird der kognitive Prozess des <strong>Hörverstehen</strong>s erklärt, wobei hier speziell<br />

die Informationsverarbeitung, die Leistung des Gedächtnisses, das Verstehen, die Hörstile<br />

und die Verknüpfung verschiedener Kompetenzen angesprochen werden (vgl. Kap. 2.2.1).<br />

Die Abgrenzung des <strong>Hörverstehen</strong>s zur Lesekompetenz, zur Sprechkompetenz, zur<br />

Schreibkompetenz und zur Merkfähigkeit wird in Kapitel 2.2.2 beschrieben.<br />

23


2.1.2 Vom Hören zum <strong>Hörverstehen</strong><br />

Das Hörorgan ist beim ungeborenen Kind nach viereinhalb Monaten das erste Organ, das<br />

vollständig entwickelt ist. Das kleine Wesen hört sehr lange mit der werdenden Mutter mit<br />

(Berendt, 1998, S. 70; Zeitlinger, 2007, S. 137) und wenn es auf der Welt ist und später in die<br />

Schule geht, ist das Hören keineswegs beim Eintritt in diese abgeschlossen (Leubolt, 2008, S.<br />

10), sondern es soll sich, genauso wie das Lesen und Schreiben, immer noch weiter<br />

entwickeln. Trotz der erwähnten Tatsachen und Argumente für das Hören scheinen die Augen<br />

alle anderen Sinne zu dominieren, was auch durch die Vielzahl der visuellen Medien<br />

unterstützt wird (Wermke, 1998, S. 3). Für eine gelungene Kommunikation braucht der<br />

Mensch aber vor allem das Zuhören.<br />

Laut Günther (2008, S. 66, 68) sind Hören und Verstehen Voraussetzungen für ein<br />

erfolgreiches Sprechen und viele Menschen scheinen diese Kompetenz nicht zu beherrschen.<br />

Das Sprechen hat in unserer Gesellschaft offensichtlich einen höheren Stellenwert als das<br />

Zuhören. Wenn somit das Hören eine Grundlage für den Alltag ist, so sollte diese auch<br />

grundsätzlich und vor allem ausreichend gelernt und gesichert werden.<br />

Hören, Horchen, Zuhören, Anhören und <strong>Hörverstehen</strong> sind offenbar Kompetenzen, die<br />

vorausgesetzt werden. Die hat man. Das macht man ganz automatisch. Man muss einfach<br />

„nur“ zuhören. Zuhören scheint so selbstverständlich zu sein, wie das Sprechen. Hingegen<br />

beim Sprechen weiß man mittlerweile, dass es erlernt, erprobt und geübt werden kann und<br />

sollte.<br />

Erst in den letzten Jahren wird zum Thema Zuhören vermehrt geforscht und publiziert,<br />

wobei sich die Auswahl an passender Literatur und differenzierten Untersuchungen noch in<br />

Grenzen hält. Dem Hören wird grundsätzlich „kein Eigenwert zugesprochen“, denn es wird<br />

nur als Hilfe für die schriftliche und mündliche Kommunikation gesehen (Wermke, 1995, S.<br />

7). Im Taschenbuch des Deutschunterrichts (Lange, Neumann & Ziesenis, 1994, S. 416) wird<br />

den „Hörformen und Hörarten“ zwar ein eigenes Kapitel gewidmet, dieses beschränkt sich<br />

aber auf drei Seiten (bei einer Gesamtseitenanzahl von 444). Hier kann man jedenfalls eine<br />

gewisse geringe Wertigkeit des Hörens erkennen. (vgl. Kapitel 2.3)<br />

Will man Sprache verstehen, müssen zuerst einmal Schallwellen aufgenommen und<br />

diese im Gehirn verarbeitet werden, d.h. man muss hören (Günther, 2008, S. 91) und es sollte<br />

vor allem das persönliche Interesse und die Neugier an der Sprache vorhanden sein. Wenn<br />

man von Verstehen sprechen möchte, sollte man die Begriffe auditorisch und akustisch<br />

24


unterscheiden. Bei der akustischen Wahrnehmung geht es um die Verarbeitung von<br />

Schallereignissen aufgrund physikalischer Kriterien, wie Musik aus dem MP3 Player,<br />

Plätschern des Wassers, sich unterhaltende Menschen, Donner, aber es ist keine bestimmte<br />

Information zu erkennen und der akustische Reiz wird auch nicht weiter verarbeitet. Die<br />

auditorische Wahrnehmung geht einen Schritt weiter, sie analysiert, verarbeitet und versteht<br />

die sprachlichen Informationen (Günther, 2008, S. 75). Der Begriff „auditive Verarbeitung“<br />

kann als Oberbegriff gesehen werden; er integriert die akustische und auditorische<br />

Reizverarbeitung. Es werden demzufolge alle Aspekte der akustischen und auditorischen<br />

Verarbeitung von Informationen unter dem Begriff „auditiv“ zusammengefasst (Imhof, 2004,<br />

S. 6).<br />

Barthes (2006, S. 76f) und Spiegel (2009, S. 189) unterteilen Zuhören in drei<br />

unterschiedliche Typen. Das erste Hören haben alle Lebewesen gemeinsam. Man richtet<br />

dieses physiologische Hören auf Indizien. Das Kind horcht auf, wenn es die Mutter hört oder<br />

die Katze erhebt sofort den Kopf, wenn es Geräusche hört; dieses erste Hören alarmiert uns<br />

Lebewesen. Das zweite Hören, das Zuhören, ist der wesentliche Schritt weg vom reinen<br />

Hören. Hier wird das Gehörte entziffert und eingeordnet. Das Verstehen bzw. <strong>Hörverstehen</strong><br />

(vgl. Kap. 2.1.2.3) hat hier seinen Ansatzpunkt und ist davon geleitet, das Gehörte<br />

umzusetzen. Die dritte Art des Hörens betrifft die soziale Ebene. Hier geht es nicht mehr um<br />

das reine Zuhören, sondern um das Wahrnehmen der gesamten Situation: Wer hat wie<br />

gesprochen und wie war die Mimik, Gestik und die Haltung; welche Gefühle schwingen mit<br />

und wie reagiert man. Diese Art des Zuhörens ist besonders und muss von jungen Menschen<br />

erst gelernt werden, um in der Gesellschaft bestehen zu können. Menschen, die nicht hören<br />

bzw. zuhören können, sind in ihrer sozialen Kompetenz beeinflusst, sind in der<br />

zwischenmenschlichen Kommunikation im Nachteil und sie werden von einem gewissen<br />

Informationsfluss ausgeschlossen (Günther, 2008, S. 66; Leubolt, 2008, S. 12).<br />

Wir unterscheiden deshalb zusammenfassend:<br />

Die Phase des Hörens als auditive Wahrnehmung (akustische und auditorische<br />

Wahrnehmung, Dekodierung), als einen Vorgang, „durch den auf das Ohr treffende<br />

akustische Reize und sprachliche Klangmuster transportiert, umgewandelt und neuronal<br />

codiert und verarbeitet werden“ (Günther, 2008, S. 68).<br />

Die Phase des Hörens als aktiven, gerichteten, selektiven Vorgang („Zuhören“), wobei<br />

Hören als Wahrnehmung ganz klar vom Zuhören als kognitiven Verarbeitungsvorgang<br />

zu trennen ist, da das Hören ein rein „physiologisches Phänomen“ ist und das Zuhören<br />

25


ein „psychologischer Akt“, welcher stärker beeinflussbar ist (Barthes, 2006, S. 76;<br />

Günther, 2008, S. 67).<br />

Das Horchen oder auch Lauschen ist dem Zuhören gleichzusetzen, es „ist ein kurzfristig<br />

aktualisiertes, konzentriertes und forciertes Hören“ (Wermke, 1998, S. 7). Hierbei gibt<br />

es eine gewisse Anspannung und die Aufmerksamkeit wird selektiv und analytisch auf<br />

ein bestimmtes Ziel gerichtet, um die Information zu erhalten, die man wollte.<br />

Die Phase des <strong>Hörverstehen</strong>s, in der es um die komplexe (Informations-)Verarbeitung<br />

des Gehörten geht.<br />

2.1.2.1 Das Hören<br />

Akustische Wahrnehmung<br />

Der von Menschen ausgesandte Schall trifft auf das „Hörorgan“ Ohr und wird über die<br />

Ohrmuschel und den Gehörgang bis zum Trommelfell gesandt. Dieses gerät in Schwingungen<br />

und diese Wellen übertragen sich via kleine Knöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel)<br />

auf eine Membran in der Schnecke, wo feine Härchen beeinflusst werden und Botenstoffe<br />

freigesetzt werden, die dann die Übertragung übernehmen. Die Aufgabe des Hörorgans ist es,<br />

diesen eintreffenden akustischen Reiz aufzunehmen und ihn an die zentralen „Hörbahnen“<br />

(Nervenbahnen) weiterzuleiten. 2<br />

Auditorische Wahrnehmung<br />

Im Hörzentrum des Gehirns, einem etwa daumennagelgroßen Teil im Inneren unseres Kopfes<br />

(primärer Cortex), wird die Reizinterpretation vorgenommen, d.h. die Informationen werden<br />

als Töne, Klänge oder Sprache wahrgenommen. Damit entsteht eine bewusste, „auditorische“<br />

Wahrnehmung als Voraussetzung für die Weiterverarbeitung. Die genaue Arbeitsweise dieses<br />

Hörcortex und seiner verschiedenen Felder, die jeweils für unterschiedliche Frequenzen<br />

zuständig sind, ist enorm komplex und noch relativ wenig erforscht. (vgl. Lupberger, 2011)<br />

2.1.2.2 Das Zuhören<br />

Das Zuhören ist dadurch gekennzeichnet, dass es nahtlos an das Hören (als akustische bzw.<br />

auditorische Wahrnehmung) anschließt und den kognitiven und psychischen Vorgang der<br />

2 Vgl. www.anatomie – mensch.com/Organe/ohr.php; www.gutzuhoeren.de/Das_Ohr.16.0.html<br />

26


Verarbeitung betrifft, „durch den die neuronalen Impulse als sprachliche Zeichen (Wörter und<br />

Sätze) in den zuständigen Arealen des Gehirns erkannt, interpretiert, bewertet und<br />

abgespeichert werden“ (Günther, 2008, S. 68). Imhof (2003, S. 11) spricht hier von<br />

„selektieren, organisieren, interpretieren und integrieren“.<br />

Im Deutschen klingen Hören und Zuhören sehr ähnlich, im Gegensatz zu anderen<br />

europäischen Sprachen und deswegen wird gern vermutet, dass Zuhören einfach nur ein<br />

längeres und genaueres Hinhören ist. Dabei setzt das Zuhören ein, sobald man das Gehörte<br />

verarbeitet, es zu verstehen und abzuspeichern versucht (Bernius, 2007, S. 191). Spiegel<br />

(2009, S. 190) plädiert sogar dafür, „das Zuhören vom Hören durch die<br />

Aufmerksamkeitsfokussierung zu unterscheiden“. Eine Person hört somit zu, wenn sie die<br />

Aufmerksamkeit auf das „Schallereignis“ richtet.<br />

Unser Gehirn kann auch viele Geräusche ausblenden, d.h. man nimmt nur das wahr,<br />

was einem relevant erscheint. Dies scheint laut Leubolt (2008, S. 15) ohnehin eine sehr<br />

wichtige Maßnahme zu sein, da der Hörende nicht alles aufnehmen kann und sollte, was in<br />

der Umgebung zu hören wäre. Er muss selektiv vorgehen, damit die „Dauerbeschallung“<br />

nicht krank macht. Zusätzlich nimmt die Erinnerungsleistung und die Reaktionsfähigkeit ab,<br />

es ist mehr „kognitive Energie“ (Chibici, 2008, S. 23) notwendig und so ermüdet man<br />

insgesamt schneller. Es wird leider immer noch „der Stellenwert der Akustik an den Schulen 3<br />

und deren Bedeutung für erfolgreiches Lernen“ (Voßkamp, 2009, S. 164) als nicht so wichtig<br />

erachtet 4 und gesundheitliche Folgen für Schüler und Lehrer, welche diesem Lärmpegel über<br />

Jahre ausgesetzt sind, werden in Kauf genommen. Voßkamp (ebd.) berichtet über die Folgen:<br />

„Hallt es in einem Klassenzimmer, verdecken die abklingenden Silben jedes nachfolgende<br />

Wort. Das Sprachsignal ist verzerrt.“<br />

Schüler müssen diese Fähigkeit der Aufmerksamkeitssteuerung erst erlernen; sie sollen<br />

ihr Zuhören auf das Wesentliche lenken und das Unwichtige überhören (Behrens & Eriksson,<br />

2009, S. 52). Der kompetente Zuhörer ist laut Imhof (2010, S. 19) „in der Lage zu definieren,<br />

wozu er was, wann, wie, von oder mit wem und wo etwas aufnimmt“ und zwar ganzheitlich<br />

auf der visuellen und nonverbalen Ebene (Bernius, 2007, S. 195).<br />

Nach dem Informationsverarbeitungsansatz wird Zuhören definiert als „Selektion,<br />

Organisation und Integration (S-O-I-Modell) verbaler und nonverbaler Aspekte akustisch<br />

3 Die Universität Oldenburg in Deutschland erstellt verschiedenste Studien zu diesem Thema. Die Universität ist für die<br />

Hörforschung bekannt (http://www.forschung.uni-oldenburg.de/44559.html)<br />

4 Mehr Hinweise dazu siehe Anhang M.<br />

27


vermittelter Information“ (Imhof, 2010, S. 18; Pabst-Weinschenk, 2011, S. 60). Zuhören<br />

erstreckt sich über eine gewisse Zeit und es werden einerseits Verhaltensweisen<br />

angenommen, die nach außen sichtbar sind und andererseits laufen „internale, kognitive<br />

Prozesse“ (Imhof, 2010, S. 18) im Hörenden ab.<br />

Das „S-O-I-Modell“ von Imhof (2003, S. 53; 2004, S. 49; 2010, S. 18ff) besagt, dass<br />

zuerst eine Zuhörabsicht gebildet werden muss. Daran anschließend soll aus einer Vielzahl<br />

von akustischen Signalen die Information „S“ (Selektion) selektiert werden, welche für den<br />

Hörenden relevant ist. Die Selektion ist sehr wichtig für die folgenden Verarbeitungsprozesse,<br />

da nicht selektierte Inhalte nicht mehr greifbar und somit verloren sind. Bei „O“<br />

(Organisation) wird die gehörte Information sortiert, interpretiert und im Langzeitgedächtnis<br />

mit dem Vorwissen verbunden und anschließend im LZG „I“ (Integration) integriert (vgl.<br />

Kap. 2.2.1.2).<br />

Abbildung 2: Zuhören als mehrstufiger Prozess der Informationsverarbeitung<br />

(Imhof, 2010, S. 19)<br />

Imhof (2004, S. 71, 151) beschreibt zusätzlich noch den Schritt der „Selbstregulierung“.<br />

Dieses Element ist wichtig für die Initiierung des Zuhörens und „zur Kontrolle und<br />

Aufrechterhaltung“ über eine gewisse Zeit. Es ist außerdem entscheidend für die Qualität des<br />

Zuhörens, da man z.B. mehr aufnimmt, wenn man ausgeruht ist; hierbei kann es natürlich<br />

auch zu Schwankungen kommen. Selbstregulierung bedeutet auch, dass die Zuhörabsicht<br />

28


aufrecht erhalten bleibt und dass die Gedanken nicht abschweifen. Bei der Zuhörtätigkeit<br />

muss immer wieder die Konzentration aktiv kontrolliert und Störungen (innere und äußere)<br />

sollen ausgeblendet werden (Imhof, 2004, S. 46; 2010, S. 20).<br />

In der folgenden Tabelle sind die Phasen des Zuhörens konkretisiert (Imhof, 2010, S. 20-27):<br />

kognitive<br />

Kompetenz<br />

metakognitive<br />

Kompetenz<br />

Regulation<br />

des Selbst:<br />

Wahl der<br />

Ressourcen<br />

Intention<br />

Ziele<br />

formulieren<br />

Schwierigkeiten<br />

antizipieren,<br />

Störungen<br />

kontrollieren<br />

Wem? Wann?<br />

Wie lange?<br />

Anstrengungsbereitschaft<br />

aufbauen<br />

Selektion<br />

Konzentration<br />

ausrichten,<br />

Vorwissen<br />

aktivieren,<br />

Sprache kennen<br />

und erkennen<br />

Input prüfen und<br />

kontrollieren,<br />

mehrere<br />

Reizquellen<br />

beachten<br />

Notizen machen,<br />

Form der Notizen<br />

bestimmen,<br />

Umfang der<br />

Notizen festlegen<br />

29<br />

Organisation<br />

strukturieren,<br />

kategorisieren,<br />

zusammenfassen,<br />

Worte und<br />

Sinneinheiten<br />

erfassen<br />

Perspektive<br />

beachten, Lücken<br />

feststellen,<br />

Vollständigkeit<br />

und Konsistenz<br />

prüfen<br />

Prozess<br />

überwachen,<br />

Kanalkontrolle<br />

durchführen,<br />

Interaktion und<br />

Feedback steuern<br />

Integration<br />

mit Vorwissen<br />

verknüpfen,<br />

visualisieren,<br />

wiederholen,<br />

Gehörtem<br />

Bedeutung<br />

zuweisen<br />

evaluieren und<br />

bewerten,<br />

Emotionen<br />

beachten,<br />

Einstellungen und<br />

Informationen<br />

trennen<br />

Quellen wechseln,<br />

Situationsmodell<br />

prüfen, ergänzen<br />

und verstehen,<br />

Konsequenzen:<br />

Was ist zu tun?<br />

Abbildung 3: Selbstregulation in den Phasen des Zuhörens (Imhof, 2010, S. 20) 5<br />

Abschließend sei hier noch erwähnt, dass man das „Nicht-(zu)-Hören“ (Spiegel, 2009, S. 190)<br />

mit keinem Wort benennen kann. In der Gesellschaft wird das „Nicht-(zu)-Hören“ ohnehin<br />

als unhöflich empfunden und so scheint es dafür keinen Ausdruck zu benötigen.<br />

2.1.2.3 Das <strong>Hörverstehen</strong><br />

Definitionen von Hören (akustisches Wahrnehmen) und Zuhören (als gerichtete Organisation<br />

und Verarbeitung des Gehörten) wurden in den letzten Abschnitten erörtert und die<br />

5<br />

Siehe Anhang J: Zum genaueren Verständnis ist im Anhang die Darstellung der erforderlichen Kompetenzen auf Seiten<br />

der Schüler zu den einzelnen Phasen zu finden.


Unterscchiede<br />

zwiscchen<br />

beidenn<br />

Begriffen herausgear rbeitet. Wass<br />

unterscheiidet<br />

diese je etzt vom<br />

Hörversstehen?<br />

Inwwieweit<br />

gehtt<br />

Hörverstehhen<br />

über Zu uhören hinauus?<br />

Bei<br />

manchenn<br />

Autoren (z.B. Pabstt-Weinschen<br />

nk, 2011, SS.<br />

59f; Haggen,<br />

2006, S. 36ff;<br />

Meissneer,<br />

2010, SS.<br />

15; Imhoof,<br />

2004; Immhof,<br />

2003 3) werden ZZuhören<br />

unnd<br />

<strong>Hörverstehen</strong><br />

in<br />

ähnlicheer<br />

Weise ooder<br />

es wirdd<br />

überhauppt<br />

nur Zuhö ören verwenndet<br />

und mman<br />

erkennt<br />

keinen<br />

Unterscchied<br />

der Beegrifflichkeeiten.<br />

Sie scchreiben<br />

üb ber das Zuhöören<br />

und gemeint<br />

ist nach n der<br />

folgendden<br />

Darstelluung<br />

von Geeißner<br />

(19844)<br />

aber das Hörverstehhen.<br />

Es scheeint<br />

jedoch sinnvoll<br />

zu sein, zwischen ZZuhören<br />

unnd<br />

Hörversteehen<br />

zu unt terscheiden, , da für das Hörversteh hen mehr<br />

kognitivve<br />

Kompeteenzen<br />

notweendig<br />

sind.<br />

AAm<br />

besten sieht man die Reihennfolge<br />

bzw w. Unterschhiede<br />

des HHörvorganges<br />

beim<br />

Stufenmmodell<br />

von Geißner (19984;<br />

Pabst-WWeinschenk<br />

k, 2011, S. 61). Er gehht<br />

von der auditiven a<br />

Wahrneehmung<br />

auss<br />

und reiht aanschließennd<br />

„Hören, Zuhören, Z H<strong>Hörverstehen</strong>n<br />

und Hörh handeln“.<br />

Die erssten<br />

drei Stufen<br />

werdden<br />

als Rezzeptionspro<br />

ozesse zusaammengefassst<br />

und die e letzten<br />

beiden ( (Hörverstehhen<br />

und Hörhandeln)<br />

aals<br />

produktive<br />

Vorgängge.<br />

Das Hörrverstehen<br />

ist i somit<br />

der näcchste<br />

größeere<br />

Schritt vom reinenn<br />

Zuhören weg; hierr<br />

mündet dder<br />

Hörvorg gang im<br />

Produziieren<br />

einer Reaktion bbzw.<br />

einer Handlung und bezeicchnet<br />

eben den maßgeblichen<br />

Unterscchied<br />

zum ZZuhören.<br />

Hörvorggang<br />

Rezeption<br />

Produktionn<br />

Abbildung 4: Stufen ddes<br />

Hörvorg ganges (Geißßner,<br />

1984) )<br />

Laut SSolmecke<br />

( (1992, S. 5, 9) begginnt<br />

das Hörverstehhen<br />

mit ddem<br />

Erkenn nen der<br />

Verstehhensabsicht<br />

durch den HHörer<br />

und ddieser<br />

entscheidet<br />

dannn<br />

auch, ob eer<br />

einen Tex xt global<br />

oder imm<br />

Detail verstehen<br />

mmöchte<br />

bzww.<br />

kann die e Absicht vvariieren<br />

(vvgl.<br />

Kap. 2.2.1.3).<br />

Hörversstehen<br />

heißtt<br />

außerdemm,<br />

dass Lautte<br />

erkannt werden, WWissen<br />

aktiviert,<br />

Bekan nntes mit<br />

30<br />

aauditive<br />

Wahhrnehmung<br />

Hören<br />

ZZuhören<br />

Hörvverstehen<br />

Hörrhandeln/<br />

RReaktion


Unbekanntem verknüpft und dass das Gehörte aufgrund des persönlichen Weltwissens bzw.<br />

Hörmusters interpretiert wird. Behrens und Eriksson (2009, S. 52) erwähnen zusätzlich, dass<br />

gutes <strong>Hörverstehen</strong> auch die Fähigkeit inkludiert, mit dem gehörten Text „in ein emotionales<br />

Verhältnis zu treten“, das heißt, dass Schüler sich mit dem Gehörten identifizieren, es<br />

akzeptieren oder negieren ( Reaktion, Abb. 4) können. Dieser letzte Schritt macht, wie<br />

schon im letzten Abschnitt erwähnt, den Unterschied zwischen „nur“ Zuhören und<br />

<strong>Hörverstehen</strong> aus.<br />

Nach unserer Sichtweise können die oben genannten Vorgänge Solmeckes und Behrens<br />

gleichgesetzt werden mit dem Begriff der „Produktion“ des Stufenmodells von Geißner (Abb.<br />

4), der das <strong>Hörverstehen</strong> und das situationsspezifische Hörhandeln impliziert.<br />

Die Grenzen zwischen den Begriffen Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> sind in der Literatur<br />

fließend. Es scheint auch eine Problematik der deutschen Sprache zu sein, dass es keine<br />

eigenen Ausdrücke für das verstehende oder aufmerksame Zuhören gibt. Im Englischen gibt<br />

es zum Beispiel „attend“ für diese vorher erwähnten Ausdrücke. Sprechwissenschaftler<br />

sprechen hier von <strong>Hörverstehen</strong> (Pabst-Weinschenk, 2011, S. 58f).<br />

Im Lehrplan Deutsch für die 4. Schulstufe der Volksschule ist die Rede von<br />

„verstehend, aufmerksam und respektvoll zuhören“ und im Bereich der Hauptschule wird im<br />

Lehrplan von der Fähigkeit gesprochen, aus „Gehörtem Informationen zu entnehmen“ (vgl.<br />

Kap. 2.3.1.1). Lediglich in den Bildungsstandards der 8. Schulstufe ist das Zuhören als<br />

eigener Kompetenzbereich verankert.<br />

Konkret vom <strong>Hörverstehen</strong> wird nur im Bereich Deutsch als Zweitsprache oder bei<br />

einer lebenden Fremdsprache gesprochen. Hier hat das <strong>Hörverstehen</strong> seinen ausdrücklichen<br />

Platz. Manche Sprachbücher für den Deutschunterricht, z.B. „Mit eigenen Worten“ (Merkos,<br />

2000, S. 43) oder „Wissen und Können“ (Hoppe, 2006) widmen dem Hören schon eigene<br />

Kapitel. Insgesamt haben aber die Hörmedien in der didaktischen Literatur kaum Resonanz<br />

gefunden (Wermke, 1996, S. 4) und es scheint an der Zeit zu sein, das Ungleichgewicht<br />

zwischen visuellen und den Hörmedien auszugleichen.<br />

Die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz benötigt somit viele verschiedene Einzelkompetenzen.<br />

Diese sind laut Imhof (2004, S. 151) „motivationale und volitive Prozesse, emotionale<br />

Regulierung, Konzentration und Aufmerksamkeit, Sprachverstehen, Gedächtnis, Denken,<br />

visuelle Wahrnehmung, soziale Wahrnehmung“. Die einzelnen Kompetenzen bauen<br />

31


aufeinander auf und sind rekursiv zu verstehen (vgl. Kap. 2.1.2.2). Die genauere Aufstellung 6<br />

„systematisiert die Anforderungen an den Zuhörer“ (Imhof, 2010, S. 25). Belgrad, Eriksson,<br />

Pabst-Weinschenk und Vogt (2008, S. 22) erwähnen in diesem Zusammenhang, dass all diese<br />

Kompetenzen in der Schule speziell erlernt werden sollen, aber es sei noch unklar wie. Im<br />

Gegensatz zur Fremdsprachendidaktik gäbe es hier sehr wenig Forschungsresultate und<br />

wenige gute Aufgabenstellungen.<br />

Zuhören wird meist nicht als eigenständige Sprachfähigkeit gesehen und so geprüft,<br />

sondern nur im Zusammenhang mit dem Sprechen. Dabei können diese beiden Bereiche<br />

(Sprechen und Zuhören) klar voneinander getrennt werden. Behrens (2010, S. 31f) beschreibt<br />

das Erlernen der Sprechfähigkeit beim Menschen eindeutig nach demjenigen der „Hör- und<br />

Zuhörkompetenz“. Für die Sprechfähigkeit gibt es einige genaue Modelle, aber bei der<br />

Hörentwicklung endet diese Beschreibung der Hörfähigkeit nach der Geburt des Kindes (es<br />

gibt noch Befunde darüber, wie das Kind im Mutterleib hört). Mit ein Grund für die fehlenden<br />

Untersuchungsergebnisse im Bereich des Zuhörens bzw. <strong>Hörverstehen</strong>s dürften<br />

Schwierigkeiten in der Testentwicklung sein (vgl. ab Kap. 3.2).<br />

So wollen wir uns in der Definition von „<strong>Hörverstehen</strong>“ der Vorstellung von Geißner<br />

und anderen Autoren anschließen und das <strong>Hörverstehen</strong> als einen Prozess und eine Fähigkeit<br />

beschreiben, die über die akustische Wahrnehmung und Verarbeitung und das interpretierende<br />

Zuhören hinausgehen und die komplexe, situationsbezogene Verarbeitung des Gehörten, die<br />

zu einer Produktion/Reaktion führen kann, im Speziellen bezeichnen sollen. Im Sinne von<br />

Schulz von Thun wäre dies also der psychische Vorgang, der mit der Verarbeitung der vier<br />

Seiten einer Nachricht verbunden ist.<br />

Die Fähigkeiten der akustischen Wahrnehmung und der Dekodierung (der Zeichen,<br />

Laute) ist die Basis, auf der <strong>Hörverstehen</strong> bei Schülern funktionieren kann. Diese Fähigkeiten<br />

werden im Allgemeinen im Kleinkindalter erworben, Hörstörungen sollten im Kleinkindalter<br />

erkannt und behandelt werden. In unserer Arbeit geht es vorwiegend um die Kompetenz des<br />

<strong>Hörverstehen</strong>s - Probleme im Zusammenhang mit der Wahrnehmung und der Dekodierung<br />

werden hier bewusst ausgeklammert.<br />

6 Siehe Anhang J: Kompetenzen zur Selbstregulierung nach Imhof (Imhof, 2010)<br />

32


2.2 <strong>Hörverstehen</strong> – Psycholog. Grundlagen – Kognitive Prozesse<br />

Im letzten Kapitel ging es um die Grundlagen des <strong>Hörverstehen</strong>s. Es wurden die Begriffe<br />

„<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz“, „Hören“, „Zuhören“ und „<strong>Hörverstehen</strong>“ genauer definiert und<br />

wir haben versucht, einen eigenen Zugang zur Unterscheidung des Zuhörens und<br />

<strong>Hörverstehen</strong>s zu finden.<br />

Da das „<strong>Hörverstehen</strong>“ nicht nur aus dem Hören besteht, sondern auch aus dem<br />

Verstehen, wird dies in den folgenden Kapiteln genauer betrachtet. Wie passiert der<br />

Verstehensprozess, wie ist daran die Leistung des Gedächtnisses beteiligt und welche<br />

Erkenntnisse bringen das Wissen um die Redundanz, Inferenz und Antizipation?<br />

Abschließend soll noch eine Abgrenzung der einzelnen Kompetenzen vorgenommen werden<br />

(vgl. Kapitel 2.2.2).<br />

2.2.1 Das <strong>Hörverstehen</strong> – der kognitive Prozess<br />

Die Grundlage für das <strong>Hörverstehen</strong> ist das erfolgreiche Hören und Zuhören. Man braucht,<br />

um überhaupt verstehen zu können, eine „gründliche und systematische Verarbeitung und<br />

Wahrnehmung der Informationen“ (Günther, 2008, S. 74). Damit man Sprache überhaupt hört<br />

und zusätzlich das Gehörte auch versteht, benötigt man verschiedene kognitive Fähigkeiten<br />

(Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Verstehen, Speichern, Behalten) und spezielle<br />

Kompetenzen (Hörziele, Hörstile, Inferenz, Antizipation, Redundanz). Man braucht gewisse<br />

kognitive Muster, um „Umweltreize“ (Butkhuzi, 2008, S.9) einordnen und jederzeit abrufen<br />

zu können. Hagen (2006, S. 55) benennt diese Vorgänge als „Hörmuster“ und definiert sie als<br />

„Kenntnis der Strukturen und Formen“.<br />

Jeder Hörer versteht aber etwas anderes, denn er verarbeitet gesammelte Informationen<br />

auf dem Hintergrund seines jeweiligen Weltwissens und mit seinem eigenen<br />

„Informationsverarbeitungssystem“ (siehe auch Kapitel 2.1.2.2, 2.2.1.4 und 3.3). Da das<br />

Wissen bei jedem anders abgespeichert ist, erzielt jeder Mensch unterschiedliche<br />

„Verarbeitungs- und Lernergebnisse“ (Butkhuzi, 2008, S. 10). Jeder neue Hörimpuls<br />

interagiert mit dem schon gespeicherten Wissen und wird so in Abhängigkeit von der<br />

persönlichen Kultur, Sprache, Weltwissen interpretiert.<br />

Wenn Kinder in die Schule kommen, bringen sie einen unterschiedlichen<br />

Erfahrungshorizont mit. Sie unterscheiden sich in ihren Kenntnissen, Erfahrungen und<br />

33


Vorstellungen sowohl innerhalb der gleichen Altersgruppe als auch in Bezug auf ältere<br />

Schüler und Erwachsene (Buse, 2008, S. 6). Ihr „Weltwissen“ ist verschieden und es kann<br />

daher nicht bei allen Schülern das gleiche Ergebnis beim <strong>Hörverstehen</strong> vorausgesetzt werden.<br />

Allerdings sollten Schüler im Laufe der Zeit lernen, wie sie die gehörten Informationen<br />

bestmöglich aufnehmen, interpretieren, reflektieren, speichern und sich dann langfristig<br />

merken können. Sie sollten hören lernen und vor allem auch horchen lernen, um auf leisere<br />

Töne achten zu können (Gadamer, 2006, S. 56f). Dies ist deswegen so wichtig, weil Schüler<br />

sehr viel von ihrer Unterrichtszeit hörend verbringen und sehr oft vorausgesetzt wird, dass<br />

Kinder sowieso zuhören können. Und dieses Zuhören wird dann gleichgesetzt mit dem<br />

Verstehen des Gehörten.<br />

In den folgenden Abschnitten soll näher auf die einzelnen Fähigkeiten und<br />

Kompetenzen eingegangen werden. Es wird erläutert, wie kognitive Prozesse im Rahmen des<br />

<strong>Hörverstehen</strong>s ablaufen.<br />

2.2.1.1 Der Verstehensprozess<br />

Das Verstehen einer Nachricht, also den Sinn einer ausgesendeten verbalen oder nonverbalen<br />

Information zu erfassen, geht über die rein akustische Wahrnehmung, die auditorische<br />

Verarbeitung des Gehörten im Hörzentrum und dessen sprachliche Dekodierung hinaus.<br />

„Schüler/innen können die wesentlichen Informationen gesprochener Texte verstehen“, heißt<br />

es in den Bildungsstandards Deutsch für die 8. Schulstufe - die Schüler sollen also die<br />

komplexe Kompetenz des „<strong>Hörverstehen</strong>s“ im Laufe der acht Pflichtschuljahre erworben<br />

haben. Das österreichische Wörterbuch Schulausgabe (Back, 2001) beschreibt Verstehen als<br />

Sache, wo man sich auskennt, was man begreift oder auch „dass man einen Redner gut hören<br />

(verstehen)“ kann. Wir „verstehen“ jemanden, wenn es uns gelingt, als Folge der<br />

Kommunikation eine erwünschte Handlung zu setzen, absichtsvoll bzw. zielgerichtet zu<br />

handeln.<br />

Wahrgenommenes wird nicht 1:1 so aufgenommen „wie es wirklich ist, sondern in<br />

Verbindung mit schon vorhandenen Informationen, Erfahrungen und den sich hieraus<br />

ergebenden Erwartungen“ (Butkhuzi, 2008, S. 11). Das bedeutet also, dass Gehörtes aber<br />

auch ein Text immer verschieden interpretiert werden können, je nach Hörer bzw. Leser, je<br />

nachdem, wie oft man etwas hört oder liest und je nachdem, welches Weltwissen oder<br />

34


Sprachwissen jemand hat (Butkhuzi, 2008, S. 12). Das Verstehen hängt somit zu einem<br />

großen Teil vom Rezipienten ab.<br />

Der Rezipient beeinflusst, wie zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Text verstanden wird<br />

(Paschke, 2000a, S. 17). Er hat eine Äußerung verstanden, wenn er die Absicht des Textes<br />

oder die Absicht des Sprechers richtig erfasst hat. Das Gehörte bzw. das Gelesene wird<br />

interpretiert und zwar mit dem vorhandenen Weltwissen und Sprachwissen (Butkhuzi, 2008,<br />

S. 12). Darüber hinaus ist dieses Verstehen eine Sache, die nachhaltiger ist, die länger<br />

andauert und nicht „nur ein vorübergehendes, flüchtiges Ereignis“ (Seiler, 1997, S. 69)<br />

darstellt.<br />

Es gibt laut Seiler (1997, S. 73) verschiedene Arten des Verstehens. Er beschreibt das<br />

„handelnde Verstehen“, das „intuitive, anschauungsgebundene Verstehen“ und das<br />

„begriffliche Verstehen“. Eine ähnliche Einteilung trifft Binneberg (2010, S. 134) zum Thema<br />

Verstehen; er unterscheidet das „Zusammenhangsverstehen“, das „Ausdrucksverstehen“ und<br />

das „einfühlende Verstehen“. Nach diesen verschiedenen Darstellungen erkennt man, dass es<br />

das Verstehen als Begriff nicht gibt. Dieser Begriff ist in der Literatur unscharf und nicht<br />

ausreichend eindeutig definiert.<br />

Solmecke (1992, S. 8) unterscheidet vier Verstehensebenen (Wiedererkennen,<br />

Verstehen, Analytisches Verstehen, Evaluation) und Butkhuzi (2008, S. 11) unterscheidet in<br />

ähnlicher Weise fünf Schritte (diskriminieren, suchen, analysieren, interpretieren,<br />

verifizieren). Verstehensebenen werden aber nicht nacheinander, „sondern weitgehend<br />

gleichzeitig bearbeitet“ (Solmecke, 1992, S. 8).<br />

Jedes Verstehen bedeutet also immer „eine Veränderung, eine Erweiterung oder auch<br />

eine Integration von Begriffen, im aktuellen Geschehen“ und kann somit mit „begrifflichem<br />

Erkennen“ definiert werden (Seiler, 1997, S. 73f).<br />

Der Verstehensvorgang scheint aber noch viel komplexer zu sein, als dies in diesen<br />

vorangegangenen Definitionen dargestellt wird. Solmecke (2000, zitiert nach Paschke, 2000a,<br />

S. 16) hat dies zusammengefasst:<br />

Verstehen kann sich … also nicht nur einfach auf das korrekte Erfassen von<br />

Wörtern und Grammatikregeln beschränken, sondern es ist ein hochkomplexer<br />

Vorgang, der neben Wörtern und Grammatik auch die pragmatische Funktion einer<br />

Äußerung, ihren sprachlichen, situativen und personellen Kontext, darüber hinaus<br />

auch den kulturellen bzw. gesellschaftlichen Kontext, in denen sie erfolgt,<br />

Eigenschaften des Sprechers und dessen Beziehungen zum Hörer in ihren<br />

Zusammenhängen erfassen und verarbeiten muss. Zu ergänzen ist noch, dass jeder<br />

35


Verstehensvorgang auch ein Lernvorgang ist insofern, als er zu einer Erweiterung<br />

der Sachkenntnisse, oft auch der Sprachkenntnisse führt. (Paschke, 2000a, S. 16)<br />

Im Folgenden soll eine illustrative, hierarchisch geordnete Schrittfolge der<br />

Informationsverarbeitung aus der Sicht des „Verstehens“ entstehen (Solmecke, 1992, S. 8;<br />

Butkhuzi, 2008, S. 11): 7<br />

(1) Die Phase der Diskriminierung ist ähnlich dem Wiedererkennen der Lautgestalt und meint<br />

eine Grundfähigkeit des <strong>Hörverstehen</strong>s - die Zuordnung von Lauten zu Tönen.<br />

(2) Beim vergleichenden Suchen der Informationen (Muster im Gedächtnis) wird der Frage<br />

nachgegangen, ob die Laute, Strukturen, Wörter im Gehirn schon bekannt sind. Dies<br />

dürfte eine Art Zwischenschritt sein, welchen Solmecke (1992, S. 8) nicht erwähnt bzw.<br />

welchen er für den nächsten Punkt voraussetzt.<br />

Die ersten beiden Punkte können noch nicht direkt zur Verstehensleistung gezählt werden,<br />

sondern man ordnet sie dem Bereich der Wahrnehmung zu. „Solange der Hörer zwar Wörter<br />

erkennt, ihnen aber (außer der lexikalischen) keine propositionale bzw. illokutionäre<br />

Bedeutung im jeweiligen Kontext zuweisen kann, liegt kein Verstehen im Sinne<br />

kommunikativen Sprachgebrauchs vor“ (Paschke, 2000a, S. 81).<br />

(3) Das eigentliche Verstehen bzw. Analysieren ist eine Art globales, selektives Entnehmen<br />

von Informationen. Hier wird das Wiederkennen vorausgesetzt (wie schon unter<br />

„Suchen“ erwähnt). Details oder Zusammenhänge sollen im Gedächtnis gespeichert und<br />

von dort auch wieder abgerufen werden können (Paschke, 2000a, S. 16).<br />

(4) Das analytische Verstehen bzw. Interpretieren führt über das Verstehen hinaus zu<br />

Schlussfolgerungen. Es soll erklären, was jemand warum sagen will oder wo und wann<br />

etwas wieso geschieht. „Bei sehr vielen Texten ist dieses analytische oder<br />

schlußfolgernde sic! Verstehen mindestens so wichtig wie das Verstehen der tatsächlich<br />

gegebenen Information“ (Paschke, 2000a, S. 16; Solmecke, 1992, S. 8).<br />

(5) Unter Evaluation bzw. Verifizierung versteht man die persönliche, überprüfende und<br />

wertende Stellungnahme. Als Empfänger von etwas Gelesenem oder Gehörtem will man<br />

reagieren und so wird der Inhalt des Empfangenen mit den eigenen Erfahrungen,<br />

Vorstellungen verknüpft und dementsprechend (aufgrund des persönlichen Weltwissens)<br />

erfolgt die Reaktion (Butkhuzi, 2008, S. 11; Paschke, 2000a, S. 16; Solmecke, 1992, S.<br />

7 Vgl. auch Kap. 2.1.2<br />

36


8). Auch hier könnte man wieder das Schulz-von-Thunsche Modell der „4-Seiten-<br />

Nachricht“ erwähnen.<br />

Zusammenfassend wollen wir den Verstehensvorgang wie folgt strukturieren:<br />

Evaluation<br />

Verifizierung<br />

Analytisches<br />

Verstehen/<br />

Interpretieren<br />

Wiedererkennen<br />

Diskriminieren<br />

Abbildung 5: Verstehensebenen (nach Solmecke, 1992; Butkhuzi,2008)<br />

Diese Verarbeitungsprozesse verlaufen nicht nur nacheinander, sondern manchmal auch<br />

gleichzeitig und interaktiv (es gibt laut Kognitionspsychologie auch „Top-down und Bottomup“<br />

Prozesse). Diese Prozesse „greifen ineinander und stehen in einem ständigen<br />

Wechselspiel“ zueinander (Pabst-Weinschenk, 2011, S. 60):<br />

Top-down absteigende Verarbeitung (von oben nach unten) = sind wissens-,<br />

konzept-, schema- und erwartungsorientiert; hier passiert die semantische Einordnung<br />

der Inhalte in die persönlichen Wissensstrukturen.<br />

Bottom-up aufsteigende Verarbeitung (von unten nach oben) = sind informations-,<br />

daten- und textgeleitet; ausgelöst durch einen akustischen Input; kreuzen die Top-down-<br />

Prozesse und sie schaffen eine möglichst frühe Grundlage für die Identifikation von<br />

Inhalten und Botschaften (Günther, 2008, S. 75; Pabst-Weinschenk, 2011, S. 60).<br />

Im Langzeitgedächtnis sind sämtliche Wissensbestände vorhanden. Von dort werden sie in<br />

das Kurzzeitgedächtnis geholt, identifiziert, dekodiert, verarbeitet und durch Wiederholen<br />

(rehearsal) kommt es zur Kodierungsverstärkungen und logischen Umstrukturierungen<br />

(clustering) der Daten. Dieser Konstruktionsprozess ermöglicht die Überführung der<br />

Informationen zurück ins Langzeitgedächtnis (Günther, 2008, S. 75; Pabst-Weinschenk,<br />

2011, S. 60).<br />

37<br />

Suchen<br />

Verstehen<br />

Analysieren


2.2.1.2<br />

Der Versttehensprozeess<br />

als Leisttung<br />

des Ge edächtnissees<br />

(UKZG, KKZG,<br />

LZG) )<br />

„Dem mmenschlicheen<br />

Gedächttnis<br />

wird alllgemein<br />

die<br />

Aufgabe zugeschrieeben,<br />

Inform mationen<br />

aufzuneehmen,<br />

sie kurz,- mitttel-<br />

und laangfristig<br />

zu u speichernn<br />

und bei Bedarf wie eder zur<br />

Verfüguung<br />

zu steellen“.<br />

Infoormationen<br />

werden aus a der UUmwelt<br />

übeer<br />

untersch hiedliche<br />

Sinneskkanäle<br />

aufgeenommen<br />

(WWeber,<br />

20004,<br />

S. 52) und u gespeichhert.<br />

Das Speichern<br />

ist t für das<br />

Hörversstehen<br />

eine grundlegende<br />

Vorausssetzung,<br />

da d gehörte Informationnen<br />

nur verstanden<br />

werden, , wenn sie eine gewisse<br />

Zeit langg<br />

gespeiche ert und wieeder<br />

abgeruffen<br />

werden n können<br />

(Sachtleeben,<br />

n.d., SS.<br />

111). Daas<br />

explizite und impliz zite Gedächhtnis<br />

ist ein Prozess, de er in die<br />

Stufen EEnkodierenn,<br />

Speichernn<br />

und Abruffen<br />

unterteilt<br />

ist (Zimbbardo,<br />

Gerriig<br />

& Graf, 2004, S.<br />

341). Explizite<br />

Geedächtnisinhhalte<br />

lassen sich sprach hlich ausdrüücken,<br />

wähhrend<br />

sich implizite i<br />

nur durcch<br />

die handdelnde<br />

Persoon<br />

bemerkbbar<br />

machen n, welche diese<br />

unbewuusst<br />

ausführ rt (Gold,<br />

2009, S.<br />

97). Grunddsätzlich<br />

wird<br />

zwischeen<br />

drei Gedä ächtnisspeicchern<br />

untersschieden:<br />

da as Ultra-<br />

Kurzzeiitgedächtniss<br />

(UKZG), das Kurzzzeitgedächt<br />

tnis (KZG) und das Langzeitge edächtnis<br />

(LZG).<br />

Reizaufnahme<br />

Infoormation<br />

aus<br />

deer<br />

Umwelt<br />

Ulltrakurzzeit-<br />

ggedächtnis,<br />

Seensorischess<br />

Register<br />

visuell,<br />

akustisch,<br />

haptisch<br />

Abbildungg<br />

6: Mehrsppeichermoddell<br />

des Ged dächtnisses (Preiser, 20009,<br />

S. 81;<br />

Webber,<br />

2004, S. S 53)<br />

Im Ultrrakurzzeitgeedächtnis<br />

( (auch sensoorisches<br />

Reg egister) wird<br />

eine übeer<br />

die Sinne eskanäle<br />

eingegaangene<br />

Infoormation<br />

bzzw.<br />

ein Reeiz<br />

nur ga anz kurz auufbewahrt<br />

(nicht einm mal eine<br />

Sekundee).<br />

Es besittzt<br />

zwar einne<br />

große Kaapazität,<br />

ab ber nur einee<br />

sehr kurzee<br />

Speicherd dauer. Es<br />

wird unnterteilt<br />

in ein ikoniscches<br />

(optissche<br />

Reize) ) und ein eechoisches<br />

(akustische e Reize)<br />

Teilsysttem<br />

(Gold, 22009,<br />

S. 79;<br />

Weber, 20004,<br />

S. 53; Zimbardo, Z GGerrig<br />

& Grraf,<br />

2007, S. S 341).<br />

38<br />

Kurzzeitgedächtnis,<br />

g<br />

Arbeitsgedächtnis<br />

er rhaltende und<br />

elaborierende<br />

e<br />

e<br />

Wiederholung<br />

W g<br />

Langzeitgedächtnis<br />

s<br />

deklarativ,<br />

prozedural


Das Kurzzeitgedächtnis (das breitere Arbeitsgedächtnis inkludiert das KZG) hingegen kann<br />

Informationen bis zu 30 Sekunden behalten. Die neu ankommenden Informationen werden<br />

mit schon gespeicherten in Beziehung gesetzt (Paschke, 2000a, S. 21). In dieser begrenzten<br />

Kapazität können Informationen bewusst nur kurz festgehalten werden, wenn sie nicht<br />

wiederholt werden. Je mehr neue zusätzliche Informationen eintreffen und je mehr Störreize<br />

auftreten, desto kürzer ist die Speicherdauer. Das Problem des KZG ist die begrenzte<br />

Kapazität. Es können nur etwa „sieben Informationseinheiten zur gleichen Zeit im<br />

Kurzzeitspeicher behalten werden“ (Gold, 2009, S. 79). Durch das sogenannte „Chunking“<br />

(Bündelungsprozesse) und „Clustering“ lassen sich einzelne Informationen logisch gestalten<br />

und die begrenzte Kapazität kann erfolgreich optimiert werden. Durch „Rehearsal“<br />

(erhaltende Wiederholung; z.B. mehrmalige Wiederholung einer Nummer) erhöht sich<br />

zusätzlich die Effizienz des KZG (Gold, 2009, S. 79f; Weber, 2004, S. 55; Zimbardo, Gerrig<br />

& Graf, 2007, S. 304ff).<br />

Forscher haben Theorien des Arbeitsgedächtnisses formuliert, welche das klassische<br />

KZG beinhalten. Drei Komponenten des Arbeitsgedächtnisses wurden beschrieben: die<br />

phonologische Schleife, den visuell-räumlichen Notizblock und die zentrale Exekutive.<br />

Erstere benützt man etwa zum Wiederholen der Telefonnummer, während man sie hört. Den<br />

visuell-räumlichen Notizblock verwendet man ähnlich wie die phonologische Schleife,<br />

zusätzlich aber für visuelle und räumliche Informationen; z.B. wenn ein Schüler fragt, wie<br />

viele Tische im Computerraum stehen, könnte man sich im Kopf ein Bild von dieser Klasse<br />

machen und die Tische sozusagen abzählen oder schätzen. Die zentrale Exekutive ist für die<br />

Koordination von Informationen aus der phonologischen Schleife und dem visuell-räumlichen<br />

Notizblock verantwortlich (Imhof, 2003, S. 27; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2007, S. 307).<br />

Im Langzeitgedächtnis kommen die Informationen an, die nicht im Kurzzeitgedächtnis<br />

vergessen wurden. Es umfasst das gesamte Wissen einer Person von sich selbst und der Welt.<br />

Die zeitliche Erstreckung und die Kapazität des Langzeitgedächtnisses sind beinahe<br />

unbegrenzt. Die Bedeutung von Konzepten, Sinnzusammenhängen und Wörtern werden im<br />

semantischen Gedächtnis gespeichert und ebenso die Erinnerungen an Ereignisse im<br />

episodischen Gedächtnis (Gold, 2009, S. 80; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2007, S. 341).<br />

In Bezug auf <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben sind dies wichtige Informationen, da eine<br />

Informationsüberlastung im Kurzzeitgedächtnis möglichst vermieden werden soll. Getrachtet<br />

werden soll, keine Überbewertung des „Weltwissens“ (aus dem LZG) vorzunehmen, sondern<br />

39


die unmittelbaren Verarbeitungsprozesse gezielt zu erfassen und es soll Sorgfalt aufgewendet<br />

werden, dass in der Testsituation keine akustischen Störungen auftreten.<br />

2.2.1.3 Der Einfluss von Hörzielen auf Hörstile und auf das Verstehen<br />

(globales, selektives, detailliertes Hören)<br />

Die Ziele, die ein Hörer verfolgt, können unterschiedlich sein. Je nachdem, ob nur eher<br />

„oberflächliche“ Informationen aufgenommen werden sollen, ob man einen intensiven<br />

persönlichen Austausch mit seinem Gegenüber anstrebt, ob die Information kritisch<br />

ausgewertet werden soll oder ob man einfach Spaß am Zuhören hat, so kann der Hörer seine<br />

Ziele abwechselnd festlegen und das verändert die Art, wie diese Person „zuhört“: Das<br />

Hörziel steuert die Vorgehensweise und Intensität der kognitiven Informationsverarbeitung<br />

und prägt damit auch den jeweilig angewandten Hörstil und beeinflusst das Verstehen<br />

(Grotjahn, 2005, S. 119f; Imhof, 2004, S. 31f).<br />

In der Literatur wird von individuellen Hörstilen gesprochen, damit sind verschiedene<br />

Strategien des gezielten Hörens gemeint, wobei globales, selektives, selegierendes und<br />

detailliertes Hören die Hauptgruppe der Stile bilden. Diese Hörstile lassen sich jedoch als<br />

persönliche Verarbeitungsmuster nicht immer eindeutig voneinander abgrenzen; es sind<br />

„Orientierungspunkte in einem Kontinuum“ und sie werden auch von den einzelnen Autoren<br />

nicht immer einheitlich verwendet (Paschke, 2000a, S. 18).<br />

Im folgenden Abschnitt wurde dazu eine übersichtliche Zusammenfassung von<br />

Definitionen bzw. Beschreibungen verschiedener Autoren (Butkhuzi, 2008, S. 6; Grotjahn,<br />

2005, S. 7; Pabst-Weinschenk, 2011, S. 61; Paschke, 2000a, S. 17ff; Tyczkowski, 2008, S.<br />

29; Wiemann, 2009, S. 17ff) zum Thema Hörstile versucht.<br />

Anmerkung: Die in diesem Zusammenhang besprochenen Hörziele beziehen sich auf die<br />

Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe für den Kompetenzbereich „Zuhören und Sprechen“<br />

(„Altersgemäße mündliche Texte in direkten persönlichen Kontakt oder über Medien<br />

vermittelt verstehen“).<br />

Globales (extensives, kursorisches) Hören: Hier geht es strategisch darum, sich mit<br />

Schlüsselbegriffen einen groben Überblick, ein grundsätzliches Verständnis über die<br />

Textstruktur zu verschaffen. Globales Hören passiert top-down. In Bezug auf die<br />

40


Bildungsstandards Deutsch der 8. Schulstufe im Kompetenzbereich „Zuhören und<br />

Sprechen“ wäre hier Punkt 1 (Schüler/innen können das Hauptthema gesprochener<br />

Texte erkennen) angesprochen. Der Standard wäre somit erreicht, wenn der Schüler<br />

„global hörend“ die relevanten Informationen eines Textes wiedergeben kann. Auch<br />

Deskriptor 4 (SS können die Redeabsicht gesprochener Texte erkennen) kann involviert<br />

sein.<br />

Selektives (analytisches) Hören: Bei dieser Strategie würde sich der Betreffende auf<br />

bestimmte Informationen aus Texten konzentrieren. Es ist ein zielgerichtetes Hören,<br />

welches durch vorgegebene ausgewählte Aufgaben (Daten, Namen, Zahlen,<br />

Definitionen, Argumente, etc. heraushören) gesteuert wird. Diese Form der Vorgabe<br />

erleichtert auch das <strong>Hörverstehen</strong>, da der Lerner weiß, worauf er achten muss.<br />

Selektives Hören kann top-down und bottom-up gesteuert sein. In den<br />

Bildungsstandards Deutsch betrifft diese Hörstrategie Punkt 2 (Schüler/innen können<br />

die wesentlichen Informationen gesprochener Texte verstehen); wobei hier das<br />

Hauptaugenmerk auf „wesentliche“ gerichtet ist.<br />

Selegierendes Hören: Der Hörer entscheidet mit dieser Strategie selbstständig während<br />

des Prozesses, auf welche Informationen er achten will, was für ihn wichtig ist und was<br />

er weiter verarbeiten möchte (und ob er es überhaupt möchte ...). Es kommt den<br />

authentischen, in der Schule gebräuchlichen Hörsituationen sehr nahe. Bei diesem topdown<br />

gesteuerten <strong>Hörverstehen</strong> wird der Schüler einen gehörten Text individuell,<br />

aufgrund seines semantischen Sprachwissens, zusammenfassen.<br />

Detailliertes Hören: Hier ist das Hören im Detail gefragt. Der Hörer muss sich viele<br />

Einzelheiten merken, gezielt aus dem Gesamttext Details entnehmen, die Textstruktur<br />

erkennen, die Sprecherintention erfassen, die Gesamtaussage verstehen und ergänzende<br />

Aufgaben bewältigen können. Dieser Prozess kann sowohl bottom-up als auch topdown<br />

gerichtet sein. Im Bezug auf die Bildungsstandards geht es hier um Punkt 3<br />

(Schüler/innen können die grundlegenden Informationen gesprochener Texte mündlich<br />

und schriftlich wiedergeben) und Punkt 4 (Schüler/innen können die Redeabsicht<br />

gesprochener Texte erkennen.<br />

Reflektierendes <strong>Hörverstehen</strong>: Die logische, semantische Einordnung und<br />

Kategorisierung der Informationen in vorhandene Wissensbestände passiert reflektiert.<br />

Deskriptor 4 in Standards (Schüler/innen können die Redeabsicht gesprochener Texte<br />

erkennen) wäre hier angesprochen.<br />

41


Totales <strong>Hörverstehen</strong>: Alle Informationen eines Textes sollten gehört und verstanden<br />

werden. Dieses ultimative <strong>Hörverstehen</strong> kommt „auch bei Muttersprachlern kaum vor“<br />

(Pabst-Weinschenk, 2011, S. 61)<br />

Um die Bildungsstandards im Bereich der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz korrekt und sinnvoll<br />

überprüfen zu können, wird man in jedem Fall vorher den erwünschten, anzuwendenden<br />

Hörstil mit berücksichtigen müssen. Was soll der Lernende am Ende der 8. Schulstufe im<br />

Bereich „Zuhören und Sprechen“ beherrschen? Soll er den Inhalt eines gehörten Textes<br />

möglichst vollständig erfassen und Detailfragen beantworten können oder reicht ein grober<br />

Überblick?<br />

Die gewählten Testaufgaben sollten zusätzlich einer authentischen Hörsituation sehr<br />

nahe kommen, um eine realistische Einschätzung über die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz des<br />

Schülers zu bekommen.<br />

2.2.1.4 Komplexe Verarbeitung von Gehörtem - Redundanz, Inferenz und Antizipation<br />

Am <strong>Hörverstehen</strong> sind noch mehr Prozesse beteiligt, als im vorigen Abschnitt beschrieben<br />

wurden. Die im folgenden Beschriebenen sind als eine Art Verstehenshilfe beim<br />

<strong>Hörverstehen</strong>sprozess zu sehen. Sie helfen mit, die „Verarbeitungskapazität“ (Solmecke,<br />

1992, S. 8) für das Verstehen zu verringern, Mehrdeutigkeiten von Aussagen zu erkennen und<br />

richtige Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />

Wenn ein Schüler eine Information hört, so interagiert er mit ihr. Der Text bekommt<br />

seine Bedeutung erst durch den Hörer, durch seine geistige Arbeit mit ihm. Es wird also<br />

immer mehr verstanden, als die reinen Informationen beinhalten. Jeder Schüler hat mehr oder<br />

weniger sein Vorwissen über Zusammenhänge, Rollenverhalten und überhaupt sein<br />

Weltwissen gespeichert (Solmecke, 1992, S. 6ff; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2004, S. 361f).<br />

Wie eine gehörte Information verarbeitet, bewertet und wie darauf reagiert wird, hängt mit<br />

den individuellen Erfahrungen beim Hören zusammen. „Neben den impliziten und expliziten<br />

Vorerfahrungen und den dadurch erworbenen Interpretations- und Verhaltensmustern wird<br />

die Interpretation auch vom emotionalen und situativen Kontext sowie den sozialen und<br />

kulturellen Bedeutungszusammenhängen beeinflusst“ (Hagen, 2006, S. 68). Anhand der<br />

Begriffe Redundanz, Inferenz und Antizipation soll dies noch genauer erläutert werden.<br />

42


Die Redundanz ist laut Fremdwörterduden eine „stilistisch bedingte Überladung einer<br />

Aussage mit überflüssigen sprachinhaltlichen Elementen“ (Dose, Folz & Mang, 2001, S.<br />

666). Wenn man z.B. „die Menschen“ sagt, so ist das Morphem –en redundant (überflüssig),<br />

da mit den „die“ ohnehin schon festgestellt wurde, dass es sich um den Plural handelt.<br />

Redundanz kann man auch auf anderen Ebenen (grammatikalische, lexikalische, prosodische<br />

Ebene) der Sprache entdecken. Wenn jemand „entweder“ sagt, so weiß man, dass ein „oder“<br />

folgen wird, oder bei dem Wort „Zeitung“ wird man eher an „lesen“ als an „trinken“ denken<br />

(Solmecke, 1992, S. 6; Wiemann, 2009, S. 17). Für die <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben bedeutet<br />

dieses Wissen um die Redundanz eine große Herausforderung, da bei den Schülern die<br />

Nutzung der Redundanz und eine Verstehensleistung vorausgesetzt werden können - diese<br />

aber nicht bei allen gleich entwickelt ist.<br />

Inferenzen sind Informationen, „die auf der Basis von Anhaltspunkten oder von schon<br />

vorher vorhandenen Überzeugungen und Theorien geschlussfolgert werden“ (Zimbardo,<br />

Gerrig & Graf, 2004, S. 361). Wenn der Hörer Informationslücken im Text wahrnimmt, so<br />

ergänzt er diese einfach mit Hilfe seines eigenen sprachlichen Wissens bzw. mit logischen<br />

Annahmen (Solmecke, 1992, S. 7; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2004, S. 361). Die<br />

Schlussfolgerung erleichtert somit das <strong>Hörverstehen</strong>, da sich der Schüler selbst helfen kann,<br />

um den gesamten Inhalt trotzdem zu verstehen, auch wenn er z.B. ein Fremdwort im<br />

Textfluss nicht verstanden hat oder durch irgendwelche Geräusche abgelenkt war.<br />

Andererseits steht hier wieder das „Weltwissen“ einer objektiven Messung im Wege, da nicht<br />

alle Schüler gleiche Voraussetzungen mitbringen. 8<br />

Die Antizipation wird mit „Vorwegnahme von etwas, was erst später kommt oder<br />

kommen sollte“ beschrieben (Dose, Folz & Mang, 2001, S. 69). „Wir antizipieren<br />

(erschließen) aufgrund des situationalen Kontextes und auf der Basis unseres Wissens<br />

bestimmte Sachverhalte, die wir (noch) gar nicht wahrgenommen haben oder die (noch) gar<br />

nicht eingetreten sind“ (Butkhuzi, 2008, S. 25). Wenn die Schüler z.B. die Überschrift eines<br />

Themas hören, werden sie schon Vorannahmen in eine bestimmte Richtung haben. Hier<br />

werden dann Erwartungen über das, was noch kommen wird, geweckt. Es ist deswegen<br />

immer von Vorteil, wenn die Schüler über das Kommende aufgeklärt werden, da sie sich<br />

gedanklich darauf einstellen können. Ihr Verstehensprozess wird positiv durch die<br />

Antizipation unterstützt (Solmecke, 1992, S. 7f; Wiemann, 2009, S. 16).<br />

8 Mehr zu diesem Thema in Kapitel 2.2.2.4 und 3.4.<br />

43


Redundanz, Inferenz und Antizipation sind wichtige Strategien, um einen gehörten Text<br />

effizient entschlüsseln zu können und sie erleichtern die Verstehensarbeit. Erkennt man bei<br />

einem Text schon Bekanntes, kann man sofort das persönliche Vorwissen aktivieren und so<br />

die benötigte Gedächtniskapazität verringern. Wenn man über ein Thema schon etwas weiß,<br />

hat man außerdem die Möglichkeit, das Wichtige herauszufiltern (Solmecke, 1992, S. 8).<br />

„Verstehensstrategien sind problemorientierte, erlernbare (also auch lehrbare), bewußt sic!<br />

einsetzbare, durch häufigen Gebrauch aber auch automatisierte Techniken der effizienten<br />

Texterschließung“ (Solmecke, 1992, S. 8).<br />

2.2.2 Hören als Teil der Sprachkompetenz -<br />

Abgrenzung von anderen Teilkompetenzen<br />

Hören ist Teil der Sprachkompetenz und des sprachlichen Handelns (schriftlich oder<br />

mündlich) - dieses wird von Becker-Mrotzek (2009, S. 68) auch definiert als „eine<br />

spezifische, auf Verständigung gerichtete Form menschlichen Handelns“. Das sprachliche<br />

Handeln (es ist im Unterschied zum Verhalten zielgerichtet und geplant) passiert zwischen<br />

dem Sender, der Nachricht und dem Empfänger (Becker-Mrotzek, 2009, S. 68; siehe auch<br />

Kapitel 2.1.1). Insgesamt scheint es für die Lehr- und Lernforschung zunehmend interessant<br />

zu sein, die Zusammenhänge bzw. gemeinsamen kognitiven Strukturen, die zwischen den<br />

verschiedenen Teilen der Sprachkompetenz bestehen (Hören, Sprechen, Lesen, etc.) zu<br />

erforschen. Diverse Zusammenhänge könnten Rückschlüsse auf „gemeinsame kognitive<br />

Vorgänge oder spezifische Lehr-Lernansätze“ (Jude et al., 2008, S. 192) möglich machen.<br />

Andererseits ist es aber auch wichtig, <strong>Hörverstehen</strong> als eigene, selbständige Teilkompetenz<br />

sprachlichen Handelns zuverlässig identifizieren zu können und den Kompetenzstand messbar<br />

bzw. diagnostizierbar zu machen.<br />

Kompetenz wird in der Psychologie beschrieben als kognitive Disposition, „die<br />

Personen befähigt, bestimmte Anforderungen zu bewältigen“ (Eriksson & Waibel, 2010, S.<br />

70). Sprachkompetenz hat rezeptive und produktive Anteile, äußert sich mündlich oder<br />

schriftlich und wird von individuellen kognitiven Qualitäten (Aufmerksamkeit, Konzentration<br />

oder Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns) beeinflusst. Sprachkompetenz hat in der<br />

Schule eine Schlüsselfunktion (Günther, 2008, S. 25), es ist ein wichtiger Teil der<br />

Grundbildung und jemand ist sprachkompetent, wenn er fähig ist, „Sprache in bedeutsamen<br />

Situationen angemessen zu gebrauchen“ (Eriksson & Waibel, 2010, S. 70).<br />

44


Im Lehrplan der 5. bis 8. Schulstufe Deutsch wird Sprachkompetenz im Rahmen<br />

„unterschiedlicher Sprachfunktionen“ beschrieben. Die Unterteilung in „Sprache als<br />

Grundlage von Beziehungen“, „Sprache als Trägerin von Sachinformationen“, „Sprache als<br />

Gestaltungsmittel“ und „Sprachbetrachtung und Rechtschreibung“ geht von alltäglichen<br />

Sprachanforderungen aus und ist im Gegensatz zum Kompetenzmodell der Standards<br />

(Zuhören/Sprechen, Schreiben, Lesen, Sprachbewusstsein) weniger „psychologisch“<br />

begründet. Das Kompetenzmodell stützt sich auf grundlegende, psychologisch<br />

unterscheidbare Sprachkompetenzen (BIFIE, 2011b, S. 47).<br />

Die Unterteilung des Sprachhandelns insgesamt wird in der folgenden Übersicht dargestellt:<br />

SPRACHLICHES<br />

HANDELN<br />

MÜNDLICH<br />

SCHRIFTLICH<br />

PRODUKTIV<br />

SPRECHEN<br />

Aussprache,<br />

Grammatik,<br />

Wortschatz<br />

SCHREIBEN<br />

Rechtschreiben,<br />

Grammatik,<br />

Wortschatz<br />

45<br />

REZEPTIV<br />

ZUHÖREN<br />

Wahrnehmungstempo,<br />

Grammatik,<br />

Wortschatz<br />

LESEN<br />

Lesegeschwindigkeit,<br />

Grammatik,<br />

Wortschatz<br />

INTERAKTIV<br />

HÖREN und<br />

SPRECHEN<br />

LESEN und<br />

SCHREIBEN<br />

Abbildung 7: Struktur des sprachlichen Handelns (Jude et al., 2008, S. 192;<br />

Maurer, 2001, S. 39; Nodari, 2001, S. 10)<br />

Sprachliche Kompetenzen (Sprechen, Zuhören, Schreiben, Lesen) haben vieles gemeinsam<br />

und beeinflussen sich gegenseitig. Sie sind ganz grundlegende Bestandteile von Bildung und<br />

werden durch Schule und Unterricht unterschiedlich beeinflusst bzw. erlernt (Jude et al.,<br />

2008, S. 191).<br />

In den folgenden Abschnitten soll näher darauf eingegangen werden, wie sich die<br />

Teilkompetenzen voneinander bzw. im Besonderen von der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz<br />

abgrenzen und wo die Gemeinsamkeiten liegen. Dies ist speziell von Bedeutung, wenn es um<br />

die Messung aller dieser Kompetenzen geht. (vgl. auch Kap. 3.3)


2.2.2.1 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Lesekompetenz<br />

Die kognitiven Verarbeitungsprozesse beim <strong>Hörverstehen</strong> und Leseverstehen - nachdem die<br />

jeweiligen Organe die Nachricht dekodiert haben - scheinen im Allgemeinen ähnlich zu<br />

verlaufen. Beides sind rezeptive Kompetenzen und bei beiden sind „kognitive Verstehensleistungen<br />

erforderlich, wie etwa das Gewinnen von Informationen und das Ziehen<br />

unterschiedlich komplexer Schlussfolgerungen“ (Krelle, 2010, S. 54).<br />

Der enge Zusammenhang zwischen dem Hör- und Leseverstehen wurde durch<br />

entsprechende Forschungen festgestellt (Köller, Knigge & Tesch, 2010, S. 21). Es ist somit<br />

möglich, gewisse Befunde vom Testen der Lesekompetenz für das <strong>Hörverstehen</strong> zu<br />

verwenden (Grotjahn, 2005, S. 116).<br />

Es gibt bei beiden Kompetenzen eine Interaktion zwischen Leser und dem zu lesenden<br />

Text bzw. dem Hörer und der zu hörenden Information sowie dem ständigen Austausch<br />

zwischen der „Textebene und Weltwissen des Lesers“ (Pabst-Weinschenk, 2011, S. 82) bzw.<br />

des Hörers. Jeder gelesene bzw. gehörte Text wird das Weltwissen des Lesers bzw. Zuhörers<br />

erweitern. Es ist aber nicht möglich den Prozess des Verstehens und das „erzielte<br />

Verständnis“ bei diesen Fähigkeiten (Grotjahn, 2005, S. 116) direkt zu beobachten. Man steht<br />

hier „vor dem Problem, von beobachtbaren Reaktionen, wie dem Ankreuzen einer<br />

vorgegebenen Lösungsalternative, auf nicht direkt beobachtbare, mentale Prozesse und/oder<br />

Produkte schließen zu müssen“ (Grotjahn, 2005, S. 116). Imhof (2003, S. 36) betont, dass<br />

Zuhören und Lesen aufgrund der besonderen Eigenschaften akustischer und visueller Reize<br />

„nur bedingt als analoge Prozesse aufzufassen sind“.<br />

Wie oben beschrieben, haben die visuell und akustisch orientierte Verarbeitungsweise<br />

empfangener sprachlicher Informationen einige Gemeinsamkeiten. Sie unterscheiden sich<br />

aber auch in anderen wesentlichen Punkten.<br />

Visuelle Reize sind immer präsent, man kann sich ständig neu orientieren, man kann die<br />

Augen schließen und man kann sie wiederholt ansehen. Akustische Reize sind zeitlich<br />

gegliedert und passieren in einer eindeutig definierten Reihenfolge (Imhof, 2003, S. 24ff) und<br />

meist nur einmal. <strong>Hörverstehen</strong> geschieht also im Unterschied zum Leseverstehen in<br />

„Echtzeit“ (Grotjahn, 2005, S. 116ff), das heißt, dass die Sprache sehr flüchtig ist (Krelle,<br />

2010, S. 54) und es keine Kontrollmöglichkeit gibt (Konsortium HarmoS, 2009, S. 22). Das<br />

Arbeitsgedächtnis wird verstärkt beansprucht, unter anderem auch dadurch, dass gehörte<br />

Informationen kurze Zeit gespeichert werden müssen, was bei Höraufgaben (Hörtests), bei<br />

46


denen anschließend die Arbeitsanweisungen gelesen und bearbeitet werden sollen, zum<br />

Tragen kommt und sich Überschneidungen ergeben (vgl. Kap. 2.2.1.2). Hierbei spielt nämlich<br />

die Lesekompetenz eine wichtige Rolle, da die Fragen zum gehörten Text und eventuell die<br />

Antwortmöglichkeiten meist in schriftlicher Form vorliegen. Außerdem hat der Hörer keinen<br />

Einfluss darauf, wie schnell der „Textfluss“ (Grotjahn, 2005, S. 118) ist. Dies bedeutet, dass<br />

überhörte Informationen verloren sind und nicht nachgehört werden können, oder dass es<br />

nicht möglich ist, bei bestimmten Worten oder Absätzen länger zu verweilen, um darüber<br />

nachzudenken und sie einzuordnen; ein ständiges „Sich-Orientieren“ (Imhof, 2004, S. 13) ist<br />

somit nicht machbar.<br />

Leseverstehen unterscheidet sich vom <strong>Hörverstehen</strong> darin, dass der zu lesende Text<br />

gegliedert ist - in Einheiten, Absätzen und Überschriften, während es sich bei Hörtexten um<br />

„kontinuierliche akustische Signale“ handelt (Grotjahn, 2005, S. 119), welche erst einmal in<br />

Einheiten zerlegt werden müssen, damit der Hörer die Bedeutung des Textes erkennt (Imhof,<br />

2004, S. 16). Nold und Rossa (2007, S. 197) erwähnen in diesem Zusammenhang, dass man<br />

sich beim Hören eines Textes vorher keinen groben Überblick über den Text verschaffen kann<br />

und es besteht auch nicht die Möglichkeit zu entscheiden, wie man mit dem Text vorgehen<br />

möchte, da er ja nicht vorliegt (beim Lesen ist man meist versucht, sich mit dem<br />

überfliegenden Lesen einen ersten Eindruck zu verschaffen bzw. kann man auswählen, ob<br />

man den Text überfliegend oder intensiv lesen möchte).<br />

Betrachtet man die Arbeitsweise des Lese- und <strong>Hörverstehen</strong>s auf der Ebene des<br />

Arbeitsgedächtnisses näher (vgl. Kap. 2.2.1.2), so erkennt man, dass beim Zuhören die<br />

„Verarbeitung der Information“ (Imhof, 2004, S. 18f) in einer einzigen Arbeitseinheit<br />

(Selektion der Reize, Schemata aktivieren und interpretieren, konkurrierende oder<br />

interferierende Reize ausschalten, ständiges Wiederholen der aktuellen Information) zu<br />

erfolgen hat, da das Zuhören, wie oben schon erwähnt, zeitlich begrenzt ist. Laut Imhof<br />

(2003, S. 29) ist es relativ leicht beim Lesen, „fehlende, falsche oder unleserliche Buchstaben<br />

richtig zu ersetzen und den Sinn des Textes trotz der Fehler zu entschlüsseln“.<br />

Des Weiteren können Umgebungsgeräusche und die Raumakustik das Hören und<br />

Verstehen massiv beeinflussen, was eine ständige „Separation und Organisation“ (Imhof,<br />

2004, S. 14) notwendig macht. Der Rezipient muss somit immer die für ihn relevanten<br />

Sprachlaute aus der Geräuschkulisse heraushören. Dies spielt beim Lesen wiederum nur eine<br />

kleine Rolle, da man beim Text immer wieder von vorne anfangen oder genauer nachlesen<br />

bzw. verweilen kann.<br />

47


Letztendlich können auch spezifische Merkmale einer Sprache (Dialekt, Lautstärke,<br />

Sprechweise usw.) eine Rolle spielen. Dies hat auch einen Einfluss auf den Interessenszustand<br />

des Zuhörers. Er muss die Zuhörtätigkeit ständig aufrechterhalten; beim Lesen kann jederzeit<br />

unterbrochen werden und es kann nach einer Pause wieder weitergelesen werden (Imhof,<br />

2004, S. 26). Außerdem besteht beim Lesen die Möglichkeit, einige Wörter zu überspringen<br />

und sozusagen „quer“ zu lesen. Beim Zuhören wäre es auch denkbar, dass nicht alle gehörten<br />

Wörter gleich intensiv gehört werden und man sich auf gewisse Wörter konzentriert. Es ist<br />

jedoch noch unklar, „wie dieser Mechanismus des Auslassens oder Überspringens<br />

funktionieren kann“ (Imhof, 2003, S. 85).<br />

Mittlerweile weiß man, wie wichtig das <strong>Hörverstehen</strong> für den Spracherwerb ist, aber<br />

trotzdem konzentriert sich die Forschung verstärkt auf das Leseverstehen (Nold & Rossa,<br />

2007, S. 178), d.h. es gibt wenige empirische Studien über das Hören. Laut Bremerich-Vos<br />

(2009) sollte „die rezeptive Sprachkompetenz“ der Schüler nicht ausschließlich mit Lesetests<br />

erhoben werden, da das <strong>Hörverstehen</strong> zwar sehr hoch mit dem Leseverstehen korreliert, aber<br />

doch eine eigenständige Teilkompetenz ist und eine spezielle Rolle beim Sprachhandeln<br />

einnimmt.<br />

Ein wichtiger Punkt im Bezug auf die Testsituation ist, dass der Hörer meist alleine auf<br />

das Hören reduziert wird (ähnlich dem Telefonieren). <strong>Hörverstehen</strong>stests werden meist mit<br />

Tondokumenten präsentiert und die visuelle Komponente und oftmals auch<br />

Hintergrundgeräusche werden ausgeschaltet; somit gibt es auch keine zusätzliche Information<br />

über die Gestik und Mimik des Sprechers oder über das Umfeld. Es könnte aber ein Vorteil<br />

für die Informationsaufnahme sein, wenn man den Vortragenden beobachten könnte oder<br />

wenn man im Hintergrund etwas hört (Grotjahn, 2005, S. 122; Imhof, 2004, S. 20). Es stellt<br />

sich die Frage, ob die Testergebnisse valider sind, wenn das Hören und Sehen gleichzeitig<br />

überprüft wird (Grotjahn, 2005, S. 122, 131).<br />

Zusätzlich wäre zu untersuchen, in wie weit man die Lesekompetenz von der<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz bei der Messung trennen kann und worauf bei der Testung hier<br />

besonders geachtet werden muss (vgl. Kap. 3.3).<br />

2.2.2.2 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Sprechkompetenz<br />

Zuhören und Sprechen haben wesentliche Gemeinsamkeiten; beides sind gemeinsame<br />

„Koproduzenten“ (Krelle, 2010, S. 61) einer sprachlichen Leistung, d. h., dass es ein<br />

48


gemeinsames Handeln für eine Gesprächssituation gibt (Nold & De Jong, 2007, S. 245) und<br />

sie werden laut Nodari (2001, S.11) im Gegensatz zum Leseverstehen und Schreiben selten in<br />

der Schriftsprache, sondern meist im Dialekt erlebt. Zusätzlich ist noch zu erwähnen, dass das<br />

Sprechen, genau wie das <strong>Hörverstehen</strong>, „durch eine hohe kognitive Beanspruchung<br />

gekennzeichnet“ (Imhof, 2003, S. 201) ist.<br />

Es gibt mittlerweile viel Literatur zum Thema Kommunikation. Friedemann Schulz von<br />

Thun („Miteinander reden“, 1995), Marita Pabst-Weinschenk („Grundlagen der<br />

Sprechwissenschaft oder Sprecherziehung“, 2011), Winfried Ulrich („Mündliche<br />

Kommunikation und Gesprächsdidaktik“, 2009) oder Heinz Klippert<br />

(„Kommunikationstraining“, 2007) haben schon Lehr- und Lernformen zu diesem Thema<br />

entwickelt. Deswegen wird hier nicht weiter darauf eingegangen, sondern im Mittelpunkt<br />

stehen die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zwischen der <strong>Hörverstehen</strong>s- und<br />

Sprechkompetenz. Dies hier auch nur begrenzt, da Sprechkompetenz nicht der<br />

Untersuchungsgegenstand ist.<br />

Es stellt sich die Frage, ob man Zuhören und Sprechen als gemeinsamen<br />

Untersuchungsgegenstand unter Sprachverstehen zusammenfassen könnte oder ob es<br />

sinnvoller wäre, von Anfang an beide Bereiche als selbständige, voneinander abgrenzbare<br />

Kompetenzbereiche zu sehen (Imhof, 2003, S. 21). Imhof (2004, S. 11) betont, dass beim<br />

Sprechen und Zuhören, ebenso wie beim Lesen und Schreiben, immer zwei Seiten „einer<br />

Medaille“ zu betrachten sind. Beide Teile müssen getrennt gesehen und erworben werden,<br />

obwohl sie in den meisten Situationen untrennbar miteinander verbunden sind (Eschbacher,<br />

2010, S. 47). Man kann zum Beispiel nicht gut miteinander kommunizieren, wenn man<br />

einander nicht ausreichend zuhört (Koch, 2010, S. 322).<br />

Ein grundlegender Unterschied zwischen dem <strong>Hörverstehen</strong> und dem Sprechen ist, dass<br />

man zumindest die Situation des Sprechens beobachten kann (Grotjahn, 2005, S.116). Wie<br />

schon erwähnt, kann man nicht erkennen, wie der Zuhörer in der Situation kognitiv arbeitet<br />

und wie das Ergebnis zustande kommt. Sprechen ist gekennzeichnet durch die Flüchtigkeit<br />

des Gesprochenen, die geringe Verbindlichkeit des Textes, die Möglichkeit des sofortigen<br />

Rückmeldens auf eine Äußerung, durch den Einsatz von Stimme, Gestik und Mimik, durch<br />

die Notwendigkeit höherer Spontanität und durch die Situation, in der das Sprechen stattfindet<br />

(Berger, 2010, S. 6-13). Aufgrund dieser Merkmale kann man erkennen, dass hier, genauso<br />

wie beim Überprüfen des <strong>Hörverstehen</strong>s, ein besonderes „Verfahren der Vermittlung und<br />

Messung“ (Becker-Mrotzek, 2008, S. 1) notwendig ist, um valide Ergebnisse zu erhalten.<br />

49


Geeignete Aufgaben sollten somit die „Interaktivität und Flüchtigkeit von Gesprächen<br />

berücksichtigen“ (Becker-Mrotzek, 2008, S. 27). Die Frage, ob die Ergebnisse einer<br />

<strong>Hörverstehen</strong>süberprüfung besser ausfallen, wenn die Beantwortung der Fragen nicht<br />

schriftlich, sondern mündlich erfolgt, lässt sich noch nicht beantworten. Beim<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stest zu den Bildungsstandards Deutsch wird das Sprechen keine große Rolle<br />

spielen können, da aufgrund des Umfangs der Stichprobe (bei unserer Untersuchung sind es<br />

ca. 200 Schüler und später bei der flächendeckenden Überprüfung sind es rund 85000<br />

Schüler) keine Möglichkeit der mündlichen Beantwortung der <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben<br />

gegeben sein wird.<br />

2.2.2.3 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Schreibkompetenz<br />

Der geringe Stellenwert der Vermittlung der Mündlichkeit im Unterricht und hier besonders<br />

der des Zuhörens wurde schon festgestellt. Laut Hagen (2006, S. 24) wird „in der<br />

Unterrichtspraxis jedoch anscheinend vorwiegend der schriftliche Sprachgebrauch“<br />

vermittelt. Dabei wäre gerade das Hören sehr wichtig für die Zusammenführung von<br />

Sprechen und Schreiben, da ein Kind ja nicht einfach die gesprochene Sprache<br />

niederschreiben kann, sondern vorher die Schreibkompetenz erwerben muss.<br />

Das „innere Hören“ (Hagen, 2006, S. 24) muss zuerst einmal passieren, damit die<br />

Schriftsprache erworben werden kann. Sprache wird generell unterschieden in „Lautsprache<br />

und Schriftsprache“ (Günther, 2008, S. 28). Diese Schriftsprache und die damit verbundene<br />

Schreibkompetenz muss erst erworben werden. Das Schreiben ist wesentlich mehr als nur<br />

niedergeschriebenes Sprechen. Beides sind zwar Kommunikationsformen, aber im Gegensatz<br />

zum Sprechen ist das Geschriebene dauerhaft, verbindlich und es benötigt zusätzlich auch<br />

noch das Wissen über die Orthografie, Lexik, die Grammatik, Stil- und Textsortenwissen<br />

(Berger, 2010; Leisen, 2009, S. 4, 9). Fiehler (2009, S. 33f) betont, dass ein Grund für<br />

Bevorzugung der Schriftlichkeit die gesellschaftliche Höherbewertung ist und ihre<br />

Auswirkung in der Schule zu beobachten sei; es wird im Gegensatz zu anderen Formen,<br />

enorm viel Zeit aufgewendet, um die Schreibfähigkeit zu erlernen.<br />

Der Prozess des Schreibens ist im Unterschied zum <strong>Hörverstehen</strong> beobachtbar<br />

(Grotjahn, 2005, S. 116) und in der Auswertungsphase sichtbar und kontrollierbar. Deswegen<br />

erscheint es besonders wichtig, bei den <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben eher wenige offene Aufgaben<br />

zu stellen, da die Testergebnisse im Bezug auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung nicht valide sein<br />

50


können. Ein weiterer Unterschied zwischen dem Schreiben und <strong>Hörverstehen</strong> ist die<br />

Gedächtnisleistung bzgl. der Merkfähigkeit des Einzelnen. Beim Schreiben kann man<br />

jederzeit auf das Geschriebene zurückgreifen, es ist sozusagen ein „externes Gedächtnis“<br />

(Berger, 2010, S. 7). Beim <strong>Hörverstehen</strong> ist das Kurzzeitgedächtnis des Zuhörers gefragt (vgl.<br />

Kap. 2.2.1.2). Hat sich der Schüler in der Hörphase zu wenig oder nicht das Wesentliche<br />

gemerkt, wird er in der Schreibphase (Ausfüllen der Fragestellungen) Probleme haben.<br />

Im Bezug auf die Testung des <strong>Hörverstehen</strong>s scheint es sinnvoll zu sein,<br />

Antwortalternativen vorzugeben, damit diese nur angekreuzt werden müssen. Wenn die<br />

Schüler zu viele offene Antworten zu bearbeiten haben, wird nicht das <strong>Hörverstehen</strong> alleine<br />

überprüft, sondern eben auch das Schreiben bzw. die Merkfähigkeit.<br />

2.2.2.4 <strong>Hörverstehen</strong> vs. Merkfähigkeit<br />

Wie in Kapitel 2.2.1.2 schon angesprochen, können neue Informationen nur kurz im<br />

Arbeitsgedächtnis behalten werden. Diese Tatsache erklärt die Wichtigkeit der Merkfähigkeit,<br />

denn bei den <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben müssen mehrere Informationen über einen gewissen<br />

Zeitraum gespeichert werden, damit sie im Anschluss an das Hören abgerufen werden<br />

können. Beim Testen des <strong>Hörverstehen</strong>s wird sehr oft die „Fähigkeit zur mittelfristigen<br />

Speicherung von Informationen“ (Grotjahn, 2005, S. 119) getestet. Man erfährt also nicht nur,<br />

wie gut jemand hören und verstehen kann, sondern manchmal auch, wie gut die<br />

Merkfähigkeit des Einzelnen ist, da im Anschluss an die gehörte Information zuerst die<br />

Aufgaben gelesen und anschließend bearbeitet werden müssen. Außerdem muss die<br />

Fähigkeit, sich konzentrieren zu können und sich nicht durch Umgebungsgeräusche ablenken<br />

zu lassen, beachtet werden.<br />

Hier stellt sich die Frage, ob es besser wäre, die Aufgaben nicht ausschließlich nach<br />

dem Hören lesen zu lassen, sondern ob sich der Schüler schon vor der <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe<br />

einen Überblick verschaffen sollte (Grotjahn, 2005, S. 119), oder ob die Hörbeispiele einmal<br />

oder zweimal abgespielt werden. Wird das Arbeitsgedächtnis (vgl. Kap. 2.2.1.2) durch zu<br />

viele andere Aufgaben tatsächlich überlastet, ist es nicht mehr möglich „nur“ das<br />

<strong>Hörverstehen</strong> zu überprüfen.<br />

Was also beachtet werden muss, damit bei einer <strong>Hörverstehen</strong>süberprüfung wirklich nur<br />

das <strong>Hörverstehen</strong> für sich untersucht wird, ist ein Teil dieser Arbeit. Im Kapitel 3 (Messen<br />

von <strong>Hörverstehen</strong>) wird unter anderem auch auf diesen Aspekt eingegangen.<br />

51


2.3 <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht der Sekundarstufe I<br />

Schüler hören in der Schule zu, um einen Arbeitsauftrag zu erfüllen, sie hören zu, um Fragen<br />

zu beantworten, sie hören zu, um das Diktat niederzuschreiben, sie lauschen dem<br />

interessanten Lehrervortrag, sie „überhören“, dass sie zuhören sollen, sie hören zu und<br />

gehorchen, sie hören nicht mehr zu, wenn sie schon zu viel gehört haben oder es langweilig<br />

ist und sie hören den ersehnten Pausengong. Unsere Schüler sind in der Schule die meiste Zeit<br />

in der Situation des Zuhörens - meist im Sinne von „dem Lehrer Zuhören“ - und doch wird<br />

dieser zentralen Kompetenz als Lehr- und Lerngegenstand laut Krelle (2010, S. 51)<br />

„vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt“.<br />

Das <strong>Hörverstehen</strong> ist im Lehrplan lediglich unter der Rubrik „Sprache“ mit definiert<br />

und im Kompetenzmodell ist es mit dem Sprechen mit erwähnt (vgl. Kap. 2.3.1.2). Dabei ist<br />

das Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong> neben dem Schreiben und dem Lesen laut Esterl und Zeitlinger<br />

(2008, S. 5) „die dritte basale Kompetenz, die in der schulischen Bildung gelehrt und vertieft<br />

werden soll“ und es ist außerdem die Voraussetzung und das Bindeglied für den<br />

Spracherwerb, den mündlichen Sprachgebrauch und für den Schriftspracherwerb (Hagen,<br />

2006, S. 24). Auch nach Glaboniat (2008, S. 52) ist das <strong>Hörverstehen</strong> „ein sehr komplexes<br />

Zusammenspiel von (neuro-) physiologischen, mentalen und kognitiven Faktoren“.<br />

In den Lehrplänen der 5. bis 8. Schulstufe und in der didaktischen Literatur ist der<br />

Stellenwert des <strong>Hörverstehen</strong>s trotzdem unübersehbar vernachlässigt bzw. wird ihm kein<br />

Eigenwert zugesprochen. Lesen, Schreiben und Sprechen sind in den traditionellen<br />

Handlungsfeldern des Deutschunterrichts bestimmend (Leubolt, 2008, S. 10). Im<br />

Taschenbuch des Deutschunterrichts (Lange, 1994, S. 416) sind unter der Überschrift<br />

Hörfunk und Fernsehen gerade mal drei Seiten zu diesem Thema zu finden. Obwohl Seite 418<br />

der Satz „Die stärkste Wahrnehmungsfülle des Menschen sitzt sozusagen im Ohr“ steht, ist<br />

leider auch hier kein ausführlicher und tiefergreifender Ansatz zu finden.<br />

Wermke (1995, S. 7) nennt als Hauptursachen für diese defizitäre Situation „die<br />

Dominanz der visuellen Kommunikation bei der Öffnung des Deutschunterrichts für<br />

Massenmedien und Alltag während der letzten 25 Jahre“. Zusätzlich erwähnt sie noch den<br />

„kurzatmigen Kommunikationsansatz als Gliederungsprinzip der Lernbereiche“ und dass es<br />

einen gewissen Druck gibt, vorzeigbare Lernergebnisse und Beurteilungen nachvollziehbar<br />

vorzuweisen (Hagen, 2006, S. 24). 9<br />

9 Um die Hörästhetik zu unterstützen und voranzutreiben kann man im Ausblick bzw. Anhang M mehr dazu nachlesen.<br />

52


2.3.1 Gesetzeslage - Lehrpläne<br />

Wir wollen in aller Kürze zeigen, wo in den Lehrplänen etwas über Hören/<strong>Hörverstehen</strong> -<br />

meist im Zusammenhang mit Sprechen - zu finden ist, was wir im Zusammenhang mit der<br />

Kompetenz anwenden können.<br />

„Die Hauptschule hat im Sinne des § 2 und des § 15 des Schulorganisationsgesetzes an<br />

der Heranbildung der jungen Menschen mitzuwirken, nämlich beim Erwerb von Wissen, bei<br />

der Entwicklung von Kompetenzen und bei der Vermittlung von Werten“ (bmukk, 2000). Die<br />

Aufgabe der Hauptschule ist die grundlegende Vermittlung einer Allgemeinbildung innerhalb<br />

von vier Jahren. Die Schüler sollen „je nach Interesse, Neigung, Begabung und Fähigkeit auf<br />

das Berufsleben“ (bmukk, 2000) vorbereitet werden und sie sollen zum Übertritt in eine<br />

mittlere und höhere Schule befähigt werden. „Lehrpläne sind die gesetzlich verbindliche<br />

Grundlage für die Unterrichtsarbeit“ (Broschüre Gemeinsam lernen, bmukk 2011).<br />

Der aktuelle Hauptschullehrplan wurde am 11. Mai 2000 erstmals im Bundesgesetzblatt<br />

als Verordnung bekanntgegeben (BGB1. II Nr. 134/2000). Die Lehrpläne der AHS und HS<br />

sind bis auf die Leistungsdifferenzierungen gleich. „Der Lehrplan (…) hat Rahmencharakter,<br />

der unterrichtliche Ziele, Inhalte und Verfahren für die Planung und Realisierung von<br />

Lernprozessen angibt und die eigenständige und verantwortliche Unterrichtsarbeit des Lehrers<br />

(…) ermöglicht, aber zugleich in ihrem Ausmaß begrenzt“ (Lehrplanservice 1, 1985, S. 7).<br />

Der österreichische Hauptschullehrplan wird unterteilt in<br />

Allgemeines Bildungsziel,<br />

Allgemeine Didaktische Grundsätze,<br />

Schul- und Unterrichtsplanung, Stundentafeln,<br />

Lehrpläne für den Religionsunterricht und<br />

Lehrpläne der einzelnen Unterrichtsgegenstände.<br />

Das Allgemeine Bildungsziel, die Allgemeinen Didaktischen Grundsätze und die Schul- und<br />

Unterrichtsplanung definieren Verbindlichkeiten, Verantwortlichkeiten und Freiräume bei der<br />

Umsetzung des Lehrplans. In den Stundentafeln werden die Unterrichtsgegenstände und<br />

deren Stundenausmaß genannt. In den Lehrplänen der einzelnen Unterrichtsgegenstände wird<br />

die Bildungs- und Lehraufgabe festgelegt (bezogen auf Kern- und Erweiterungsbereich). In<br />

53


den Allgemeinen Didaktischen Grundsätzen werden zusätzlich Anleitungen zur Gestaltung<br />

des Unterrichts gegeben. (bmukk, 2000) 10<br />

In der Schule gibt es aber auch eine Reihe an Bildungs- und Erziehungsaufgaben,<br />

welche keinem Unterrichtsgegenstand konkret zugeordnet werden können. Diese werden<br />

fächerübergreifend im Zusammenwirken einzelner oder mehrerer Gegenstände behandelt.<br />

Diese Aufgaben (Entwicklungspolitische Bildungsarbeit, Erziehung zur Gleichstellung von<br />

Frauen und Männern, Europapolitische Bildungsarbeit, Gesundheitserziehung,<br />

Interkulturelles Lernen, Leseerziehung, Medienbildung, Politische Bildung, Sexualerziehung,<br />

Umweltbildung, Verkehrserziehung, Wirtschaftserziehung und Verbraucherbildung) werden<br />

auch „Unterrichtsprinzipien“ genannt. Im Grundsatzerlass der Leseerziehung ist die<br />

Sprecherziehung mit erwähnt und ihr wird besondere Bedeutung zugesprochen und im Erlass<br />

der Medienbildung wird die „Heranbildung kommunikationsfähiger und urteilsfähiger<br />

Menschen“ angesprochen und zusätzlich wird das „Schülerradio“ (www.schuelerradio.at) erwähnt<br />

(Erlass des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur GZ 48.223/14 -<br />

Präs.10/01, Rundschreiben Nr.64/01, 2001).<br />

Unter dem Punkt „Allgemeines Bildungsziel“ wird im Bildungsbereich „Sprache und<br />

Kommunikation“ die Sprachkompetenz angesprochen. Schüler sollen in jedem<br />

Unterrichtsgegenstand befähigt werden, ihre „kognitiven, emotionalen, sozialen und kreativen<br />

Kapazitäten zu nutzen und zu erweitern“ (bmukk, 2000). Ansonsten wird in der Verordnung<br />

zum allgemeinen Teil des Hauptschullehrplanes kein Bereich erwähnt, der irgendwie mit<br />

Hörkompetenz oder <strong>Hörverstehen</strong> in Verbindung gebracht werden könnte.<br />

2.3.1.1 Österreichischer Hauptschullehrplan<br />

Der Lehrplan dient laut Anlage 1 des bmukk (2000) „als Grundlage für<br />

die Konkretisierung des Erziehungsauftrags der Schule,<br />

die Planung und Steuerung des Unterrichts in inhaltlicher<br />

und in methodischer Hinsicht,<br />

die Gestaltung des Erweiterungsbereichs und für schulautonome<br />

Lehrplanbestimmungen,<br />

Planungen der schulpartnerschaftlichen Gremien,<br />

das standortbezogene Bildungsangebot,<br />

10 Mehr dazu weiter im Kapitel 2.3.1.1.<br />

54


die Berücksichtigung der individuellen Interessen und<br />

persönlichen Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler“.<br />

Als solches ist der Lehrplan formal die wichtigste Planungsgrundlage für den konkreten<br />

Unterricht - auch wenn in der Praxis das Schulbuch dominiert, das ebenfalls auf den Lehrplan<br />

bezogen sein muss.<br />

Der Lehrplan für die Hauptschule in Deutsch hat die Aufgabe, die „Kommunikationsund<br />

Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler durch Lernen mit und über Sprache zu<br />

fördern“ (bmukk, 2000). Schüler sollen befähigt werden<br />

mit Sprache Erfahrungen und Gedanken auszutauschen, Beziehungen zu gestalten und<br />

Interessen wahrzunehmen,<br />

Sachinformationen aufzunehmen, zu bearbeiten und zu vermitteln und sich mit<br />

Sachthemen auseinander zu setzen und<br />

Ausdrucksformen von Texten und Medien und deren Wirkung zu verstehen sowie<br />

sprachliche Gestaltungsmittel kreativ einzusetzen.<br />

Schüler sollen Einblicke in die Struktur und Funktion der Sprache gewinnen und der<br />

mündliche und schriftliche Sprachgebrauch soll unterrichtet werden. In den didaktischen<br />

Grundsätzen ist das <strong>Hörverstehen</strong> indirekt erwähnt. Es heißt hier, dass sich die Schüler in<br />

zunehmendem Maß auf die jeweilige Sprechsituation einstellen sollen und unterschiedliche<br />

Leistungen von Standardsprache und Herkunftssprache erfahren. Sie sollen in verschiedenen<br />

Gesprächs- und Redeformen die Wirkungsweise verschiedener verbaler und nonverbaler<br />

Ausdrucksmittel erleben.<br />

Der Schwerpunkt liegt hier allerdings beim Sprechen und Gesprächsverhalten und nicht<br />

beim Zuhören oder <strong>Hörverstehen</strong> - dieses wird konkret mit keinem Wort erwähnt. Einzig<br />

beim „Lesen und Verstehen“ in den didaktischen Grundsätzen kann man nachlesen, dass das<br />

Lesen und Verstehen von Texten, die schriftlich oder durch andere Medien (könnte also auch<br />

auditiv sein) vermittelt werden, einen Schwerpunkt im Deutschunterricht bilden sollen.<br />

Bei den „besonderen didaktischen Grundsätzen (wenn Deutsch Zweitsprache ist)“ kann<br />

man das <strong>Hörverstehen</strong> ausdrücklich lesen. Diese besonderen Grundsätze sind unterteilt in<br />

<strong>Hörverstehen</strong>, Sprechen, Lesen und Leseverstehen, Schreiben, Rechtschreiben,<br />

55


Sprachbetrachtung. Somit ist nur im Zweitsprachenunterricht dem <strong>Hörverstehen</strong> ein eigener<br />

Absatz gewidmet.<br />

Der Lehrstoff für Deutsch ist von der 5. bis zur 8. Schulstufe jeweils gleich und nach<br />

Sprachfunktionen aufgeteilt in<br />

Sprache als Grundlage von Beziehungen,<br />

Sprache als Trägerin von Sachinformationen aus verschiedenen Bereichen,<br />

Sprache als Gestaltungsmittel und<br />

Sprachbetrachtung und Rechtschreibung.<br />

Nach Durchsicht des Lehrplanes für Deutsch (5. - 8. Schulstufe) sind die folgenden<br />

Formulierungen die einzigen konkreten Hinweise, welche zum Thema Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong><br />

zu finden sind. Diese sind von der 5. bis zur 8. Schulstufe unter dem Punkt „Sprache als<br />

Trägerin von Sachinformationen aus verschiedenen Bereichen“ zu finden.<br />

5. Klasse<br />

(…) Aus Gehörtem<br />

(…) Informationen<br />

entnehmen.<br />

(…) Aus Gehörtem<br />

(…) Wesentliches<br />

wiedergeben.<br />

6. Klasse<br />

(…) Aus Gehörtem (…)<br />

Informationen<br />

entnehmen und Notizen<br />

anlegen.<br />

(…) Das Wesentliche<br />

von Gehörtem (…)<br />

anhand von Notizen<br />

ordnen und mündlich<br />

oder schriftlich<br />

wiedergeben.<br />

56<br />

7. Klasse<br />

(…) Aus Gehörtem (…)<br />

Informationen entnehmen<br />

und gezielt Merkhilfen<br />

einsetzen.<br />

(…) Das Wesentliche von<br />

Gehörtem (…) mündlich und<br />

schriftlich auch unter<br />

Verwendung von Merk- und<br />

Veranschaulichungshilfen<br />

wiedergeben.<br />

8. Klasse<br />

(…) Aus Gehörtem (…) –<br />

auch größeren Umfangs -<br />

Informationen entnehmen<br />

und gezielt Merkhilfen<br />

einsetzen.<br />

(…) Das Wesentliche aus<br />

Gehörtem (…) wirkungsvoll<br />

und anschaulich mündlich<br />

und schriftlich präsentieren<br />

und erklären.<br />

Abbildung 8: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong>“ im Deutschunterricht im<br />

österreichischen Lehrplan der HS<br />

In der folgenden zweiten Tabelle sind die Bereiche angeführt, wo das Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong><br />

vermutlich mit gemeint ist. Mit „mit gemeint“ ist die Tatsache angesprochen, dass man<br />

offensichtlich zuhören muss, wenn man z.B. Gedanken mündlich austauscht,<br />

Gesprächsformen anwendet oder Absichten beschreibt, um reagieren zu können.


5. Klasse<br />

Erlebnisse,<br />

Erfahrungen, Gedanken<br />

austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

(…) Vertraute<br />

Gesprächsformen<br />

anwenden und neue<br />

kennen lernen.<br />

(…) und Absichten<br />

anderer wahrnehmen<br />

und mit eigenen Worten<br />

ausdrücken.<br />

Erlebnisse,<br />

Erfahrungen, Gedanken<br />

austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

6. Klasse<br />

Erlebnisse, Erfahrungen,<br />

Gedanken austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

(…) Gesprächsformen mit<br />

zunehmender Sicherheit<br />

anwenden.<br />

(…) Verschiedene<br />

Absichten beschreiben und<br />

vergleichen lernen.<br />

Erlebnisse, Erfahrungen,<br />

Gedanken austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

57<br />

7. Klasse<br />

Erlebnisse, Erfahrungen,<br />

Gedanken austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

(…) In verschiedenen<br />

Gesprächsformen den<br />

Gesprächsverlauf<br />

beobachten und<br />

beschreiben um ihn<br />

beeinflussen zu können.<br />

(…) Verschiedene, auch<br />

einander widersprechende<br />

Absichten beschreiben;<br />

Stellung beziehen.<br />

Erlebnisse, Erfahrungen,<br />

Gedanken austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

Abbildung 9: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong> indirekt“ im<br />

Deutschunterricht im österreichischen Lehrplan der HS<br />

8. Klasse<br />

Erlebnisse,<br />

Erfahrungen, Gedanken<br />

austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

(…) Sich in<br />

verschiedenen<br />

Gesprächsformen –<br />

versuchsweise auch<br />

leitend – angemessen<br />

verhalten.<br />

(…) Verschiedene, auch<br />

versteckte Absichten<br />

erkennen und zuordnen;<br />

entsprechend reagieren.<br />

Erlebnisse,<br />

Erfahrungen, Gedanken<br />

austauschen:<br />

Erlebnisse, Erfahrungen<br />

und Gedanken mündlich<br />

und schriftlich<br />

partnergerecht mitteilen.<br />

Im Lehrplan der 4. Schulstufe der Volksschule ist im 1. Abschnitt „Deutsch, Lesen,<br />

Schreiben“ unter dem Kompetenzbereich „Hören, Sprechen und miteinander Reden“ ein<br />

kleiner Bereich zum Zuhören/<strong>Hörverstehen</strong> zu finden. Schüler sollen „Verständlich erzählen<br />

und anderen verstehend zuhören“ können. Es wird hier die Kompetenz gefordert, dass Schüler<br />

anderen aufmerksam zuhören können. Unter „Informationen einholen und sie an andere<br />

weitergeben“ ist die Kompetenz „Beobachtungen und Sachverhalte so darstellen, dass sie für<br />

Zuhörerinnen und Zuhörer verständlich werden“ zu lesen. Ein weiterer Punkt ist unter der<br />

Teilüberschrift „In Gesprächen Techniken und Regeln anwenden“ zu finden. Hier geht es<br />

darum, „sich an Gesprächsregeln zu halten, anderen respektvoll zuzuhören und sich fair mit<br />

deren Meinungen auseinanderzusetzen“. (bmukk, 2000)<br />

Als kleiner Rückblick in die Entwicklung des Lehrplans sei noch erwähnt, dass vor dem<br />

Jahr 2000 im Lehrplan Kommentarheft 1 und 2 des Jahres 1985 und 1988 dem „Aktiven<br />

Zuhören“ noch ein eigenes Kapitel (Seite 53 – 57) gewidmet war. Darin geht es um das<br />

richtige Verhalten im Gespräch und wie man „aktiv zuhört“ (Lehrplanservice 2, 1988, S. 53-


57). Es ist schade, dass diese so wichtige Thematik nicht mehr im aktuellen Teil des<br />

Lehrplanes zu finden ist.<br />

2.3.1.2 Bildungsstandards (Definition, Gesetzeslage, …)<br />

Laut der Verordnung vom 2. Jänner 2009 (BGB1 Nr. 472/1986, zuletzt geändert durch das<br />

Bundesgesetz BGB1. I Nr. 117/2008) der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur<br />

über Bildungsstandards 11 im Schulwesen sind<br />

Bildungsstandards konkret formulierte Lernergebnisse in den einzelnen oder den in<br />

fachlichem Zusammenhang stehenden Pflichtgegenständen, die sich aus den<br />

Lehrplänen der in § 1 genannten Schularten und Schulstufen ableiten lassen. Diese<br />

Lernergebnisse basieren auf grundlegenden Kompetenzen, über die die Schülerinnen<br />

und Schüler bis zum Ende der jeweiligen Schulstufe in der Regel verfügen sollen.<br />

„Die Implementierung, Überprüfung und Rückmeldung der Bildungsstandards in Österreich<br />

basiert auf gesetzlichen Bestimmungen (SCHOG 2008), der Verordnung des BMUKK (2009)<br />

und strategischen Entscheidungen der zuständigen Unterrichtsministerin“ (BIFIE, 2011a).<br />

Bildungsstandards (derzeit für die 4. Schulstufe in Deutsch, Lesen Schreiben und in der 8.<br />

Schulstufe in Mathematik, Deutsch, Englisch) sind somit ein wichtiges Instrument, um zu<br />

zeigen, ob Schulen ihre Kernaufgabe der Vermittlung von Kompetenzen erfüllen und sie<br />

stellen die Qualitätssicherung im Bildungsbereich dar; sie sind somit „kompetenzorientiert“<br />

(BIFIE, 2011a). Es gibt eine Verbindlichkeit der Bildungsstandards für alle Schüler; dies<br />

bedeutet, dass es die Pflicht der Lehrer ist, „die Leistungen in diesen grundlegenden<br />

Kompetenzbereichen besonders zu beobachten und zu fördern“ (BIFIE, 2011a).<br />

Sie sollten so klar formuliert sein, dass alle Beteiligten (Lehrer, Schüler, Eltern) genau<br />

wissen, was sie lernen und können sollen (Wernstedt & John-Ohnesorg, 2009, S. 5). Die<br />

rechtliche Grundlage für die Einführung der Bildungsstandards wurde mit einer Novelle zum<br />

Schulunterrichtsgesetz geschaffen. Hier ist festgelegt, was die Schüler nach der 4. und 8.<br />

Schulstufe können sollen. Durch eine regelmäßige summative Überprüfung der Standards soll<br />

die Qualität des Unterrichts optimiert werden. Die Lehrer und Schüler bekommen<br />

Rückmeldungen und aktuelle Berichte über ihre Lehr- und Lernergebnisse. Auf Schulebene<br />

werden die erbrachten Leistungen „fair unter Berücksichtigung wichtiger<br />

Rahmenbedingungen der Lernenden und des Unterrichts verglichen und rückgemeldet“<br />

11 Bildungsstandards = BIST<br />

58


(BIFIE, 2011a). Insgesamt können Bildungsstandards die Stärken und Schwächen einer<br />

Schule genauer aufzeigen und darauf kann dann mit gezielten Maßnahmen reagiert werden<br />

(bmukk, 2000).<br />

Bildungsstandards ergänzen den Lehrplan, welcher allgemeine Bildungsziele und<br />

didaktische Grundsätze zum Lernumfang der Schüler festlegt, durch die<br />

Kompetenzorientierung (Was sollen die Schüler am Ende der 4. und 8. Schulstufe können?).<br />

Sie beschreiben die gewünschten Lernergebnisse und legen fest, wie genau die Schüler etwas<br />

wissen oder können sollen. Die Leistungsbeurteilung der Schüler wird von den<br />

Standardüberprüfungen aber nicht berührt; die Ergebnisse dieser Überprüfungen dürfen nicht<br />

in die Note einbezogen werden (bmukk, 2000).<br />

Die folgende Abbildung zeigt modellhaft, wie die Bildungsstandards bzw. die zu<br />

überprüfenden Kompetenzen auf den Lehrplan bezogen sind:<br />

Abbildung 10: Zusammenspiel von Lehrplan und Bildungsstandards<br />

(BIFIE 2010a) 12<br />

Alle Schulen und Lehrer bekommen vom BIFIE unterstützend pädagogische Materialien,<br />

Handbücher und Fortbildungsmaßnahmen, damit die didaktische Umsetzung der<br />

Bildungsstandards im Unterricht passieren kann.<br />

12 Im Anhang I ist die Abbildung 10 in Originalgröße nachzulesen.<br />

59


Zum Thema Bildungsstandards gibt es aber in der Literatur auch kritische Stimmen. Ein<br />

Vertreter dazu ist Altrichter (2008). Er betont, dass Bildungsstandards „als zentrale Elemente<br />

einer Politik zur Modernisierung des Schulwesens propagiert“ werden und er stellt einerseits<br />

die Frage, welche „Voraussetzungen und Nebenwirkungen“ mit dieser Reformpolitik<br />

verbunden sein könnten und andererseits, ob die Bildungsstandards schon in den Schulen<br />

implementiert sind und wirklich zu einer Verbesserung des Unterrichts beitragen.<br />

2.3.1.3 Definition der HV-Kompetenz in den Standards für Deutsch (Deskriptoren)<br />

Der Kompetenzbegriff wurde schon im Kapitel 2.1 beschrieben. Zum besseren Verständnis<br />

für das Folgende sollen ergänzend die Begriffe „Kompetenzmodelle“ und<br />

„Kompetenzbereiche“ definiert werden. Laut der Verordnung 2009 (BGB1. I Nr. 117/2008)<br />

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur über Bildungsstandards im<br />

Schulwesen sind<br />

Kompetenzmodelle prozessorientierte Modellvorstellungen über den Erwerb von<br />

fachbezogenen oder fächerübergreifenden Kompetenzen. Sie strukturieren<br />

Bildungsstandards innerhalb eines Unterrichtsgegenstandes und stützen sich dabei<br />

auf fachdidaktische sowie fachsystematische Gesichtspunkte;<br />

Kompetenzbereiche fertigkeitsbezogene Teilbereiche des Kompetenzmodells.<br />

Laut Behrens (2010, S. 33) weist ein Strukturmodell für die Zuhörkompetenz „stellenweise<br />

über die derzeitige Formulierung der Standards hinaus“. Das ist ein Stück Arbeit, welches<br />

noch zu leisten ist. Die österreichischen Kompetenzmodelle zu den Fächern Deutsch,<br />

Englisch und Mathematik beschreiben die Struktur (einzelnen Bereiche) eines Faches. Sie<br />

beschreiben aber nicht, wie man zu den Kompetenzen, die in den Deskriptoren beschrieben<br />

werden, kommt (die „Lernwege“).<br />

Die Deskriptoren in Österreich sind noch relativ abstrakte Bildungsziele, die sich zwar<br />

an den österreichischen Lehrplan anlehnen und für den Nutzen im Unterricht gedacht sind -<br />

aber für die Testkonstruktion zur Überprüfung von Bildungsstandards eher als Richtlinie denn<br />

schon als konkret prüfbares Ziel formuliert sind. Dadurch wird die Entwicklung von<br />

Kompetenzstufenmodellen erschwert. Dies wird in Zukunft, auf der Basis der empirischen<br />

Ergebnisse im ersten Überprüfungszyklus 2012-2014 13 , präzisiert werden müssen.<br />

13 Siehe BIFIE: Bildungsstandards in Österreich, 2010a, S. 19<br />

60


Zum Vergleich dazu geht das Schweizer Projekt HarmoS Schulsprache von einem ähnlichen<br />

Kompetenzmodell wie in Österreich aus, aber das Schweizer Modell hat 12 Deskriptoren (7<br />

Teilkompetenzen und fünf nicht validierte Teilkompetenzen) und es enthält deshalb<br />

wesentlich mehr und auch konkretere Teilziele als das österreichische Modell. Das<br />

Luxemburger Modell weist wie Österreich fünf Deskriptoren auf, aber die dazu notwendigen<br />

Teilkompetenzen, die die Schüler konkret erreichen sollen, sind im Leitfaden für<br />

kompetenzorientierten Sprachenunterricht an Luxemburger Schulen schon detailliert<br />

beschrieben und nicht so abstrakt wie die österreichischen Deskriptoren. (Konsortium<br />

HarmoS Schulsprache, 2010; Kühn, 2008)<br />

Bei der Entwicklung von fachspezifischen Modellen unterscheidet man drei<br />

unterschiedliche Herangehensweisen oder Teilbereiche: 14<br />

Kompetenzstufenmodell<br />

Die zu erfassenden Kompetenzen werden<br />

inhaltlich genau beschrieben und durch<br />

Aufgaben operationalisiert (Festlegen von<br />

Niveaus)<br />

Basis für Individualdiagnostik und<br />

Förderung<br />

Das Strukturmodell<br />

Das Fach wird in inhaltliche<br />

(Stoff-) Bereiche und kognitive<br />

Anforderungen eingeteilt<br />

Kompetenzentwicklungsmodell<br />

Die Schritte (Lernwege) beim Erwerb von<br />

Kompetenzen durch Schüler werden<br />

beschrieben<br />

(Verlauf des Kompetenz-Erwerbs)<br />

Basis für die Individualdiagnostik und<br />

Förderung<br />

Abbildung 11: Die Typen fachspezifischer Kompetenzmodelle<br />

Bei der Entwicklung von Strukturmodellen ist man im deutschsprachigen Raum schon weit<br />

fortgeschritten, auch Modelle und Erkenntnisse für Niveaustufenfestlegungen sind im<br />

Entstehen, auch am BIFIE in Österreich. Allerdings mangelt es noch an Lernwegsmodellen,<br />

die aber für eine gezielte didaktische Verwertung der Testergebnisse von erheblichem<br />

pädagogischem Wert wären - dies wäre eine Aufgabe der fachdidaktischen Forschung an<br />

Universitäten und Pädagogischen Hochschulen.<br />

14<br />

Alle Angaben basieren auf Vorträgen und/oder mündlicher Auskunft von Mag. Simone Breit, Bereichsleiterin für<br />

Bildungsstandards am BIFIE<br />

61


Unsere Untersuchung<br />

zu denn<br />

Effekten der Aufgab benpräsentaation<br />

benuttzt<br />

das vor rhandene<br />

Strukturrmodell<br />

undd<br />

die bereits<br />

entwickeelten<br />

Aufgab ben im Berreich<br />

Hörveerstehen<br />

(PH H Linz).<br />

Unsere Aufgabe iist<br />

es, für die weiterre<br />

Entwick klung der HHV-Tests<br />

KKombinationen<br />

der<br />

Instrukttions-,<br />

Aufggaben-<br />

und Antwortprääsentation<br />

zu z untersuchen,<br />

um diee<br />

Tests hins sichtlich<br />

der Valiidität<br />

zu optimieren.<br />

DDas<br />

Kapitel 3 beschäftig gt sich mit dder<br />

Messungg<br />

von <strong>Hörverstehen</strong><br />

und sommit<br />

mit der KKonstruktion<br />

dieser Tessts.<br />

DDer<br />

Vergleicch<br />

zwischenn<br />

dem Lehrrplan<br />

für di ie 5. bis 8. Schulstufee<br />

Deutsch und u dem<br />

Kompettenzmodell<br />

wird ansschließend<br />

dargestellt t. Der Leehrplan<br />

besschränkt<br />

sich s auf<br />

grundlegende<br />

Spraachkompeteenzen,<br />

welcche<br />

die Sch hüler nach dder<br />

8. Schuulstufe<br />

beherrschen<br />

sollen. Das Komppetenzmodeell<br />

für die Bildungsstandards<br />

fürr<br />

die 8. Scchulstufe<br />

zeigt z die<br />

sprachliichen<br />

Ferttigkeiten<br />

iim<br />

Verhälltnis<br />

zuein nander unnd<br />

die zeentrale<br />

La age des<br />

Sprachbbewusstseinns,<br />

welches ausdrückt, dass diese er Kompeteenzbereich<br />

iim<br />

Unterric cht nicht<br />

isoliert bbehandelt<br />

wwerden<br />

solltte.<br />

DDie<br />

Darstelluungen<br />

verddeutlichen<br />

ddie<br />

Untersch hiede in deer<br />

Konstrukktion<br />

zwisch hen dem<br />

Kompettenzmodell<br />

und dem Leehrplan<br />

(BIIFIE,<br />

2011b b, S. 47f).<br />

Sprache als GGrundlage<br />

von Beziehhungen<br />

UUNTERSCHHIEDLICHEE<br />

SSPRACHFUUNKTIONENN<br />

Sprache alss<br />

Trägerin<br />

von Sachinfoormationen<br />

Abbildunng<br />

12: Lehrpplan<br />

(nach BIFIE, B 2011b,<br />

S. 47)<br />

62<br />

Spracche<br />

als<br />

Gestaltuungsmittel<br />

Sprachb betrachtung<br />

und Rech htschreibung


ZZuhören,<br />

SSprechen<br />

Abbbildung<br />

133:<br />

Kompetennzmodell<br />

(nach<br />

BIFIE, 2011b, S. 447)<br />

Lehhrplan,<br />

Bildungsziele<br />

GRUUNDLEGENNDE<br />

SPRACHHKOMPETEENZEN<br />

SSchreiben<br />

Kommpetenz<br />

mmodell<br />

Abbilddung<br />

14: Enntwicklungssschritte<br />

vom m Lehrplan<br />

(BIFIIE,<br />

2011b, S. S 47) 15<br />

n zu den Auffgaben<br />

Die Kommpetenzberreiche<br />

für DDeutsch<br />

in deer<br />

8. Schuls stufe sind:<br />

Zuuhören<br />

undd<br />

Sprechen (Durch Zuhhören<br />

gespr rochener Teexte<br />

- auch medial ver rmittelt -<br />

veerstehen,<br />

ann<br />

private und<br />

öffentlichhe<br />

Kommun nikationssituuationen<br />

angepasste<br />

Ge espräche<br />

füühren<br />

und mmündliche<br />

Präsentationeen<br />

durchfüh hren)<br />

Scchreiben<br />

(UUnterschiedliche<br />

Textee<br />

formal un nd inhaltlichh<br />

richtig vverfassen;<br />

Gehörtes, G<br />

GGelesenes,<br />

Erfahrenes<br />

scchriftlich<br />

ummsetzen;<br />

ele ektronische Textmedieen<br />

nutzen)<br />

Leesen<br />

(Ausggehend<br />

von grundlegennden<br />

Lesef fertigkeiten literarischee<br />

Texte, Sa achtexte,<br />

niichtlineare<br />

Texte - Tabellen, Diagramm me - und Bild-Text-Kombinatio<br />

onen in<br />

unnterschiedlicher<br />

medialler<br />

Form inhhaltlich<br />

und d formal erffassen<br />

und rreflektieren)<br />

)<br />

15<br />

Diese AAbbildung<br />

soll noch einmal den Weg der einzelnen Bere eiche verdeutlichen<br />

und aufzzeigen,<br />

dass de er Lehrplan<br />

zugrunde lliegt<br />

und die Baasis<br />

bildet.<br />

63<br />

Lesen<br />

Bilddungs<br />

stanndards<br />

Sprachbewussst<br />

sein<br />

Aufggaben<br />

beisspiele


Sprachbewusstsein (Einsicht gewinnen in Struktur, Normen und Funktion der Sprache<br />

als Voraussetzung für Textverstehen, wirkungsvollen Sprachgebrauch und gelungene<br />

mündliche und schriftliche Kommunikation unter Berücksichtigung des Sprachstandes<br />

von Schülern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch) (BIFIE, 2010b)<br />

Die für diese Arbeit wichtigen <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen sind im Kompetenzbereich<br />

„Zuhören und Sprechen“ verankert. Die einzelnen Deskriptoren 16 legen dar, was die Schüler<br />

im Unterrichtsgegenstand Deutsch bis zur 8. Schulstufe können sollten. Die Deskriptoren von<br />

1 bis 5 sprechen konkret vom <strong>Hörverstehen</strong> und in den weiteren Deskriptoren von 6 bis 13<br />

wird das <strong>Hörverstehen</strong> bzw. das Zuhören mit gemeint sein. 17<br />

Für diese Master Thesis wesentlich sind die Deskriptoren 1 bis 5, da der Fokus der<br />

empirischen Untersuchung auf diesen liegt. Schüler können das Hauptthema gesprochener<br />

Texte erkennen, wenn sie z.B. einen Sachtext hören und ihn als Bericht über Katzen<br />

identifizieren können. Sie können die wesentlichen Informationen gesprochener Sprache<br />

verstehen, wenn sie z.B. am Ende des Berichtes das Wichtigste über Katzen erzählen können.<br />

Schüler können die grundlegenden Informationen gesprochener Sprache mündlich und<br />

schriftlich wiedergeben, wenn sie den gehörten Inhalt über Katzen erzählen oder aufschreiben<br />

können. Sie können die Redeabsicht gesprochener Sprache erkennen, wenn zusätzlich zu den<br />

gehörten Informationen gesagt werden kann, ob der Sprecher den Schülern im<br />

Biologieunterricht etwas über Katzen erzählt, ob der Bericht von einer Fernsehsendung<br />

stammt, ob der Vater seinem Kind etwas erzählt oder ob der Beitrag aus dem Radio stammt.<br />

Der fünfte Deskriptor beschreibt zusätzliche Informationen, welche vom Schüler mehr oder<br />

weniger erkannt werden können, da dies immer von der Präsentationsform abhängig ist.<br />

16 Ein Deskriptor beschreibt ein konkretes (meist auch objektiv abprüfbares) Lernergebnis im Rahmen der<br />

Kompetenzbereiche der Bildungsstandards, definiert kurz und präzise, was ein Schüler/eine Schülerin kann (Zillner, 2010).<br />

Deskriptoren sind also Kompetenzbeschreibungen, welche vertikal nach Niveaus geordnet sind und sie sind erkennbar durch<br />

die praxisorientierten und positiv formulierten „Kann-Beschreibungen“(Maurer, 2001, S. 39ff).<br />

17 Es gibt in den Kompetenzbereichen Zuhören und Sprechen, Lesen, Schreiben, Sprachbewusstsein insgesamt 52<br />

Deskriptoren. Die Standards Deutsch 8. Schulstufe: http://www.bifie.at/sites/default/files/bist-d8-kompetenzbereiche.pdf<br />

64


Altersgemäße<br />

mündliche Texte im<br />

direkten<br />

persönlichen<br />

Kontakt oder über<br />

Medien vermittelt<br />

verstehen<br />

Kompetenzen = Deskriptoren<br />

1. Schüler/innen können das Hauptthema gesprochener Texte<br />

erkennen<br />

2. Schüler/innen können die wesentlichen Informationen gesprochener<br />

Texte verstehen<br />

3. Schüler/innen können die grundlegenden Informationen<br />

gesprochener Texte mündlich und schriftlich wiedergeben<br />

4. Schüler/innen können die Redeabsicht gesprochener Texte<br />

erkennen<br />

5. Schüler/innen können stimmliche (Lautstärke, Betonung, Pause,<br />

Sprechtempo, Stimmführung) und körpersprachliche (Mimik, Gestik)<br />

Mittel der Kommunikation erkennen<br />

Gespräche führen 6. Schüler/innen können grundlegende Gesprächsregeln einhalten<br />

7. Schüler/innen können in Gesprächen auf Äußerungen inhaltlich und<br />

partnergerecht eingehen<br />

8. Schüler/innen können in standardisierten<br />

Kommunikationssituationen (Bitte, Beschwerde, Entschuldigung,<br />

Vorstellungsgespräch, Diskussion) zielorientiert sprechen<br />

9. Schüler/innen können die Sprechhaltungen Erzählen, Informieren,<br />

Argumentieren und Appellieren einsetzen<br />

Inhalte mündlich<br />

präsentieren<br />

10. Schüler/innen können artikuliert sprechen und die Standardsprache<br />

benutzen<br />

11. Schüler/innen können stimmliche (Lautstärke, Betonung, Pause,<br />

Sprechtempo, Stimmführung) und körpersprachliche (Mimik, Gestik)<br />

Mittel der Kommunikation in Gesprächen und Präsentationen<br />

angemessen anwenden<br />

12. Schüler/innen können in freier Rede und gestützt auf Notizen<br />

Ergebnisse und Inhalte sach- und adressatengerecht vortragen<br />

13. Schüler/innen können Medien zur Unterstützung für mündliche<br />

Präsentationen nutzen<br />

Abbildung 15: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010b)<br />

Aufgrund der zentralen Bedeutung des <strong>Hörverstehen</strong>s bzw. der Zuhörkompetenz ist<br />

anschließend eine Grafik dargestellt, welche die Wichtigkeit dieses Bereiches unterstreicht.<br />

Hier wird das <strong>Hörverstehen</strong> als eigener Punkt dargestellt, genauso wie das Sprechen,<br />

Schreiben und Lesen. Wie schon in der Einleitung erwähnt, wird das <strong>Hörverstehen</strong><br />

ausschließlich bei den besonderen didaktischen Grundsätzen erwähnt, wenn Deutsch die<br />

Zweitsprache ist und ganz selbstverständlich hat das Hören 18 in der lebenden Fremdsprache<br />

neben dem „Lesen“, „Schreiben“, „An Gesprächen teilnehmen“ und „Zusammenhängendes<br />

Sprechen“ einen eigenen Bereich.<br />

In unserer <strong>Masterarbeit</strong> verwenden wir für den Kompetenzbereich „Zuhören“ ganz<br />

bewusst den Begriff „<strong>Hörverstehen</strong>“, da nicht das Hören oder Zuhören alleine betroffen ist,<br />

18 Der Begriff <strong>Hörverstehen</strong> statt Hören wäre aufgrund der Definitionen im Kapitel 2.1.2 besser geeignet!<br />

65


sondern es soll besonders auch der Aspekt des Verstehens 19 betont werden (Glaboniat, 2008,<br />

S. 52) und laut einschlägiger Literatur das reine Zuhören zu wenig ist, um Texte verstehen zu<br />

können. (vgl. Kapitel 2.2.1)<br />

Das Zuhören in der Kommunikation ist ohnehin in den Standards und Lehrplänen mit<br />

gemeint und wird auch so während des Unterrichts im Gespräch überprüft, aber das<br />

<strong>Hörverstehen</strong> als eigener Bereich soll mehr an Bedeutung gewinnen. Man sollte nicht davon<br />

ausgehen, dass die <strong>Hörverstehen</strong>sfertigkeit eine mitgebrachte Grundkompetenz ist (Glaboniat,<br />

2008, S. 64).<br />

Zusätzlich gibt es keinen Grund, warum Sprechen und Hören immer „gekoppelt sind“.<br />

Lesen und Schreiben sind schließlich auch nicht unmittelbar verbunden. Das Argument, dass<br />

das Hören und Sprechen bei verschiedenen Aktivitäten nicht getrennt werden können, ist<br />

nicht zulässig, da dies ebenso beim Lesen und Schreiben so wäre (Glaboniat, 2008, S. 63). Es<br />

sind wirklich „zwei klar unterscheidbare Fähigkeitsbereiche“ (Behrens, 2010, S. 31), die<br />

ohnehin auch trennbar sind, wenn man das Ganze von der entwicklungsgeschichtlichen Seite<br />

aus betrachtet. Schließlich wird die Sprechfähigkeit erst nach der Hörentwicklung ausgebildet<br />

(Behrens, 2010, S. 31).<br />

Dass dieses Konzept der Trennung nicht neu ist, beweisen umliegende Länder. In<br />

Luxemburg (Kühn, 2008) sind Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen jeweils eigene<br />

Kompetenzbereiche. Der Bereich <strong>Hörverstehen</strong> ist deswegen auch ganz genau aufgeschlüsselt<br />

in „Hörfertigkeiten beherrschen“, „<strong>Hörverstehen</strong>sstrategien beherrschen und einsetzen“,<br />

„Hör-/Sehtextsorten verstehen und nutzen“, „Hör-/Sehtextsorten reflektieren und kritisch<br />

einschätzen“, „Hörmotivation und -interesse entwickeln und Medieninteresse zeigen“ und als<br />

eigenen Punkt das „Sprechen, Reden und Zuhören“ (Kühn, 2008, S. 52ff). Die gleiche<br />

Unterteilung beim Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen hat auch Liechtenstein und die<br />

Schweiz im Lehrplan verankert.<br />

19 Mehr zum Thema „Verstehen“ siehe Kapitel 2.2.1.<br />

66


SCHHREIBEN<br />

(planenn,<br />

verfassen,<br />

überrarbeiten)<br />

HÖÖRVERSTE<br />

EHEN<br />

( (rezeptiv - etw was<br />

hhören,<br />

zuhör ren;<br />

produktiv -<br />

hörverstehe en,<br />

hörhandeln n)<br />

SPRACH-<br />

BEEWUSSTSE<br />

EIN<br />

(Strukturen,<br />

Worrtschatz,<br />

Reg geln,<br />

Wirkung,<br />

Auusdrucksmitte<br />

el)<br />

LESEN<br />

(erschließen n,<br />

nuttzen,<br />

reflektie eren)<br />

Abbbildung<br />

16: : Kompetenzzmodell<br />

Deu utsch 8. Schhulstufe<br />

NE<br />

Es ist grundsätzlichh<br />

bekannt, dass Zuhöreen<br />

und Hör rverstehen ssehr<br />

wichtigge<br />

Vorausse<br />

sind, daamit<br />

Kommmunikation<br />

ggelingen<br />

kaann.<br />

Diese Grundfertig G gkeiten werrden<br />

aber im<br />

der Schhule<br />

nicht unnbedingt<br />

alss<br />

„pädagogiische<br />

Aufga abe“ (Hagen,<br />

Hemmerr-Schanze,<br />

H<br />

Kahlert,<br />

2004, S. 41) erkannnt,<br />

sondernn<br />

sie werde en als „Briingschuld“<br />

(ebd.) der<br />

gesehenn.<br />

Die Schüller<br />

verbringgen<br />

den größßten<br />

Teil de er „Unterricchtskommunnikation“<br />

Zuhörenn.<br />

Etwa „zwwei<br />

Drittel aller Äußeerungen<br />

sta ammen vonn<br />

den Lehre<br />

Drittel vverteilt<br />

sichh<br />

auf alle 255<br />

bis 30 Schhüler/innen,<br />

deren Antwworten<br />

zude<br />

kürzer aausfallen<br />

unnd<br />

deutlich seltener innitiativ<br />

sind d“ (Becker-MMrotzek,<br />

20<br />

ungleichhe<br />

Rollenveerteilung<br />

zwwischen<br />

denn<br />

Lehrern und u den Schülern<br />

führ<br />

der Mottivation<br />

beii<br />

letzteren. DDieser<br />

gerinnge<br />

Stellenwert<br />

des Hörens<br />

im U<br />

21<br />

etzungen<br />

m Alltag<br />

Huber &<br />

Schüler<br />

mit dem<br />

er/innen, da as letzte<br />

em noch sig gnifikant<br />

009, S. 104 4). Diese<br />

rt zu einem m Verlust<br />

Unterricht wird w auch<br />

20<br />

Vom urrsprünglichen<br />

MModell<br />

(vgl. 2.33.1.3)<br />

wurde nuur<br />

der Bereich Zuhören Z und Spprechen<br />

getrennnt.<br />

Die Grundla agen für die<br />

Inhalte dess<br />

<strong>Hörverstehen</strong>s<br />

sind im Kapittel<br />

2.1.2 zu findden.<br />

21<br />

Bei diesser<br />

Art Kommuunikation<br />

kann davon ausgegaangen<br />

werden, dass der Unterrricht<br />

sehr oft in<br />

„fragend-entw wickelnden<br />

Verfahren folgt“ (Beckerr-Mrotzek,<br />

2009,<br />

S. 104) und das bedeutet, dass d der Lehrerr<br />

etwas fragt, dder<br />

Schüler ant twortet und<br />

der Lehrerr<br />

bewertet diesee<br />

anschließend.<br />

67<br />

SPRECHHEN<br />

(kommunizzieren<br />

-<br />

auch nonvverbal,<br />

argumentiieren,<br />

appellierren,<br />

präsentieeren)<br />

EU 20


durch die Ergebnisse der Schülerbefragung im Rahmen des HV-Tests bestätigt. (siehe Kap.<br />

4.3.3)<br />

Als eine Ursache für das Fehlen einer entsprechenden Zuhördidaktik kann einerseits,<br />

wie schon erwähnt, die „Dominanz der visuellen Kommunikation bei der Öffnung des<br />

Deutschunterrichts für Massenmedien und Alltag während der letzten 25 Jahre“ (Wermke,<br />

1995, S. 7) genannt werden und andererseits gibt es in den Schulen eine „starke<br />

Produktionsorientierung“ und den ständigen Druck messbare „Ergebnisse für die<br />

Lernzielkontrolle vorzuweisen“ (Wermke, 1995, S. 7).<br />

Damit eben einerseits dieser „Produktionsorientierung“ mit messbaren Ergebnissen<br />

genüge getan wird und andererseits das <strong>Hörverstehen</strong> ausreichend gelehrt und gelernt wird,<br />

soll im folgenden Kapitel erörtert werden, wie <strong>Hörverstehen</strong> von den einzelnen Lehrern in der<br />

Schule gemessen werden kann, wie solche brauchbaren „Tests“ auszusehen haben und wie<br />

schließlich auf der Ebene der Schule (Schulevaluation) und des Schulsystems<br />

(Systemmonitoring) 22 <strong>Hörverstehen</strong>smessungen stattfinden können.<br />

22 Siehe dazu Kapitel 3.1.3.<br />

68


Kapitel 3<br />

Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong><br />

69


3. Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong><br />

Nach der Klärung der Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit Hören, Zuhören und<br />

<strong>Hörverstehen</strong> sowie der Beschreibung der psychologischen Grundlagen des Hörens und der<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz (HVK) in den letzten Kapiteln wenden wir uns nun der Erfassung<br />

dieser Kompetenz durch Tests zu.<br />

Im Schul- und Unterrichtsbereich werden Tests in vielfältiger Weise verwendet.<br />

Konstruktion, Zusammenstellung und Form unterscheiden sich - abgesehen natürlich von der<br />

zu messenden Kompetenz - grundsätzlich je nach beabsichtigtem Einsatzbereich des Tests<br />

(Ebene oder Subjekte, über die eine Aussage gemacht werden soll), nach geplanter Bewertung<br />

der getesteten Personen (z.B. in Noten, nach Punkten) und nach dem Zweck bzw. der<br />

angestrebten Nutzung der Ergebnisse. Je nach angezielter Ebene der Aggregation der<br />

Testergebnisse (verbunden mit den jeweiligen Zielen) unterscheidet man folgende<br />

Einsatzbereiche (vgl. Klieme, 2003, S. 68):<br />

Tests zur Individualdiagnostik (auf Ebene des einzelnen Schülers)<br />

Durch die Individualdiagnostik erhält man Aussagen über den Kompetenzstand sowie<br />

die Schwächen und Stärken des einzelnen Schülers und könnte damit in der Folge<br />

spezielle didaktische bzw. Fördermaßnahmen für die jeweilige Person festlegen.<br />

Individuelle Tests sind in der pädagogischen Praxis eher selten - dort wird Diagnostik<br />

häufig durch „Klassenarbeiten“ betrieben, die Auskunft über den Lernstand der<br />

einzelnen Schüler geben sollen. Solche Tests werden sowohl formativ als auch<br />

summativ eingesetzt: Formative Tests (in der Praxis oft als informelle Tests bezeichnet)<br />

geben Auskunft über den Lernstand der Schüler in einem bestimmten Wissens- oder<br />

Fähigkeitsbereich, der gerade im Fokus des Lehrers steht und das Ergebnis bestimmt<br />

damit das weitere Vorgehen des Lehrers im Unterricht. Summative Tests dienen der<br />

abschließenden Bewertung von Schülerleistungen z.B. in Form von Punkten oder Noten<br />

als Ergebnis einer längeren Lernperiode.<br />

70


Tests zur Schulevaluation (auf Ebene der Einzelschule)<br />

Hier prüft man mit Hilfe von Testverfahren die Erreichung der pädagogischen Ziele von<br />

(einzelnen) Schulen insgesamt, wobei einzelne Schüler durchaus verschiedene<br />

Aufgaben bekommen können, denn das Ziel ist es, breite Information über die<br />

Schülerkompetenzen an der Schule insgesamt zu bekommen. Die Analysen und die<br />

Rückmeldungen bilden die Grundlage für das weitere pädagogische Handeln der Lehrer<br />

bzw. der Schulleitung, das Setzen von Prioritäten und Maßnahmen von pädagogisch<br />

Verantwortlichen (Qualitätsentwicklung auf Schulebene). In der Evaluation auf<br />

Schulebene unterscheidet man häufig zwischen Fremdevaluation, d.h. objektive<br />

Messung durch externe Institutionen und Selbstevaluation durch Tests, die von der<br />

Schule selbst angewendet werden.<br />

Testen für das Systemmonitoring (auf Ebene des Schulsystems)<br />

Mit Hilfe von Tests im Systemmonitoring werden Aussagen über die Erreichung von<br />

festgelegten Kompetenzniveaus in einem nationalen Schulsystem gemacht. Diese Ziele<br />

leiten sich aus oft gesetzlich vorgeschriebenen, manchmal auch nur „orientierenden“<br />

Bildungsstandards ab. Aufgrund zusätzlich eingesetzter Kontextfragebögen mit Fragen<br />

zu persönlichen, familiären oder schulischen Variablen erhält man<br />

Hintergrundinformationen zu schulischen und außerschulischen Bedingungen des<br />

Lernens, die eine Analyse der Einflussfaktoren erlauben. Die längerfristige<br />

Beobachtung von Lernergebnissen und den dazugehörigen Hintergrundfaktoren im<br />

Trend liefern nützliche Informationen über das gesamte Schulsystem und seine<br />

Entwicklung und bietet der Bildungspolitik Grundlagen für die künftige Zuweisung von<br />

Ressourcen oder allfällige Schulreformen.<br />

Testen zur Überprüfung von Kompetenzmodellen (Methodenentwicklung)<br />

Eine Sonderform des Einsatzes von Kompetenztests verfolgt ein fachdidaktisches und<br />

messtheoretisches Ziel: Von Fachdidaktikern erarbeitete Kompetenzmodelle behaupten,<br />

kognitive Strukturen der Schüler und fachliche Inhalte systematisch abzubilden.<br />

Manchmal sind darin auch Hypothesen über Lernwege enthalten. Aufgabe von<br />

Testentwicklern ist es nun, die Kompetenzmodelle zu operationalisieren, d.h.<br />

Aufgabensammlungen anzulegen, die die zuverlässige Messung und Interpretation der<br />

71


Kompetenz erlauben, und damit zu prüfen, inwieweit sich die Strukturen und<br />

Niveaustufen empirisch beobachten und verlässlich abbilden lassen. Die Überprüfung<br />

von Bildungsstandards und die Konzeption von Tests bedürfen solcher geprüfter<br />

Kompetenzmodelle als Ausgangsbasis.<br />

Die vorliegende <strong>Masterarbeit</strong> mit der Forschungsfrage nach den Effekten der<br />

Aufgabenpräsentation in Tests der Bildungsstandardüberprüfung berührt hinsichtlich der<br />

Einsatzbereiche ihrer Ergebnisse vor allem die Schulevaluation und auch das<br />

Systemmonitoring: Die Ergebnisse der Standardüberprüfung auf Schulebene sollen nützliche<br />

Informationen für die Lehrer und Schulleiter der Schulen erbringen und zur<br />

Qualitätsentwicklung anregen (so steht es auch in der Verordnung zu den Bildungsstandards<br />

2009) und der Schulaufsicht sowie der Schulpolitik den Stand der Bemühungen um gute<br />

Leistungen vermitteln.<br />

Im Augenblick hat unsere Arbeit einerseits das Ziel, einen Beitrag zur Entwicklung von<br />

guten, brauchbaren und standardisierten Tests zur <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz zu leisten, ist also<br />

weitgehend noch der Methodenentwicklung zuzuordnen. Andererseits wollen wir auch einen<br />

Beitrag hinsichtlich der Entwicklung von formativen Tests liefern. Dies kann jedoch nur der<br />

gedankliche Anfang einer größeren Entwicklung sein, an dessen Ende ein gut einsetzbarer<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stest für die Hand des Lehrers steht.<br />

3.1 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch -<br />

Sekundarstufe I<br />

Bevor wir uns der Messung von <strong>Hörverstehen</strong> in der Sekundarstufe I der österreichischen<br />

Pflichtschule zuwenden, heben wir noch einmal die Bedeutung dieser Kompetenz, auch<br />

abseits von den gesetzlich verordneten Bildungsstandards, hervor.<br />

Einig sind sich die Autoren, dass eine wichtige Voraussetzung für den Spracherwerb,<br />

für den mündlichen Sprachgebrauch, für den Schriftspracherwerb, für das Lernen einer<br />

Fremdsprache und für den Lernerfolg das Zuhören ist (Hagen, 2008, S. 29). Der pädagogische<br />

„Stellenwert einer Zuhörförderung“ (Hagen, 2008, S. 28) ist somit nicht zu übersehen. Gerade<br />

hier kann ein „aufbauender und nachhaltiger Kompetenzerwerb gut umgesetzt werden“<br />

(Zeitlinger, 2007, S. 138). Eine ausreichende Zuhörförderung hilft den Schülern, dass sie<br />

72


mehr auf das Zuhörklima, auf die „akustische Qualität ihrer Umwelt“ (Hagen & Huber, 2010,<br />

S. 184) achten und schließlich auch ihr eigenes Gehör besser kennen.<br />

Wermke (1996, S. 5) schreibt über das „Hören als Desiderat der Deutsch-Didaktik“ und<br />

fasst dies folgendermaßen zusammen: Methoden der auditiven Sprachwahrnehmung sollten<br />

angewendet, reflektiert und differenziert werden (beim Erlesen, Vorlesen, Zuhören in<br />

Gesprächen); auditive Medien sollten einbezogen und Medientexte akustisch erfahrbar sein<br />

(Hörspiele, etc.); die akustische Dimension der Realität soll wahrgenommen werden. Als<br />

Ausgangsbasis kann das Interesse der Schüler an der akustischen Dimension der Medien<br />

dienen. Weiters muss das Hören mehr in die verschiedensten Lernbereiche des<br />

Deutschunterrichtes einbezogen werden, als das bisher geschieht.<br />

Glaboniat (2008, S. 64f) empfiehlt dringend, dass auf die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen<br />

stärker eingegangen werden soll und die Defizite in diesem Bereich durch eine gezielte<br />

Hörerziehung aufgeholt werden. Eine Kultur des Hörens muss verstärkt in den Mittelpunkt<br />

rücken. Bis zum derzeitigen Zeitpunkt sind diese Forderungen aber noch nicht erfüllt. Der<br />

Stellenwert des Zuhörens im Fach Deutsch ist, wie schon mehrmals erwähnt, noch zu gering.<br />

Diese Tendenz zeigen auch die Ergebnisse der Schülerbefragung und der nicht<br />

repräsentativen Lehrerbefragung, die im Rahmen dieser Forschungsarbeit durchgeführt<br />

wurden. 23<br />

Durch die gesetzlich verordnete Einführung und Überprüfung der Bildungsstandards<br />

wird nun dieser Kompetenzbereich aufgewertet und gilt jetzt als gleichgestellt mit den<br />

übrigen Kompetenzbereichen. Aufgrund dieser Tatsache und der Wichtigkeit dieser<br />

Kompetenz, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es notwendig sein wird, zusätzlich zur<br />

Schulevaluation und dem Systemmonitoring (im Rahmen der BIST) etwas Neues im Hinblick<br />

auf die Individualdiagnostik zu entwickeln, um den gegenwärtigen Schulalltag zu<br />

unterstützen.<br />

Die folgende Darstellung veranschaulicht unsere Überlegungen in dieser Hinsicht und<br />

zeigt die weitere Entwicklungsarbeit, die für ein verbessertes Schulsystem und einen<br />

verbesserten Unterricht notwendig wäre:<br />

23<br />

Die Lehrerbefragung ist nicht repräsentativ, weil die Stichprobe zu klein (N=11) ist, deshalb wird sie in dieser Arbeit auch<br />

nicht dokumentiert.<br />

73


WIE MISST MAN HÖRVERSTEHEN IN DER ÖSTERREICHISCHEN PFLICHTSCHULE?<br />

Gegenwart Zukunft<br />

Hörbeispiele im<br />

Unterricht<br />

Unterrichtsmittel;<br />

subjektive Beobachtung jedes<br />

Einzelnen (Lernen der HV-<br />

Kompetenz)<br />

Diagnoseinstrument<br />

„<strong>Hörverstehen</strong>“ für Lehrer<br />

(Individualdiagnostik)<br />

Mittel zur individuellen<br />

Förderung<br />

HV-TESTS mit<br />

HV- AUFGABEN<br />

Stimulus<br />

Fragen<br />

Antworten (Vorgaben)<br />

74<br />

Schulevaluation<br />

Systemmonitoring (BIST) 24<br />

Schulebene – Erreichen der<br />

Bildungsstandards (BIST)<br />

in der Schule → Verbesserung<br />

des Unterrichts<br />

Schulsystemebene<br />

Gesetzlicher Auftrag<br />

Abbildung 17: Übersicht „Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> in Österreich“<br />

3.1.1 Hörbeispiele als Lernaufgabe im Deutschunterricht<br />

Gegenwärtig wird in der Schule das Thema Hören, Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> zweitrangig<br />

behandelt - es hat nur eine Hilfsfunktion. Die Überprüfung der Zuhörkompetenz passiert<br />

lediglich „nebenbei“, d. h., dass es wenig konkrete Übungen, Anweisungen und Aufgaben in<br />

dieser Hinsicht gibt. Es ist noch nicht verbreitet, dass Hören, Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong><br />

„lehr- und lernbare“ Fertigkeiten sind (Imhof, 2004, S. 163).<br />

Wenn ein Lehrer eine „Zuhörüberprüfung“ durchführt, d.h. einen Hörtext vorspielt und<br />

Fragen dazu schriftlich oder auch mündlich beantworten lässt (siehe dazu das Beispiel<br />

„Verkehrshinweis“ von Schäfer, 2010, S. 8 im Anhang O), hat er nicht die Möglichkeit, die<br />

Ergebnisse richtig auszuwerten. Es gibt noch keine verlässlichen <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben, die<br />

eine objektive Messung zulassen. Nach unseren Erfahrungen verlässt sich der Lehrer auf sein<br />

allgemeines bzw. spezielles pädagogisches Wissen, um das gute oder schlechte Abschneiden<br />

24 Siehe Kapitel 3.1.3


des Schülers bei diesem Test zu erkennen. Er setzt selbstverfasste oder durch<br />

Schulbuchverlage vorgeschlagene Hörbeispiele ein. Damit ist aber noch nicht die Frage<br />

beantwortet, wie gut oder wie schlecht die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung eines Schülers ist - hat der<br />

Schüler schlecht abgeschnitten, weil er die Fragen nicht verstanden hat, weil er abgelenkt war,<br />

weil er das Antwortformat nicht kannte oder weil er einfach nur schlecht hören oder zuhören<br />

kann.<br />

Diese Überlegungen führen somit zum nächsten Kapitel, wo es darum geht, ein<br />

Diagnoseinstrument für den Gebrauch durch den Lehrer zu entwickeln, in welchem die<br />

verschiedenen „Aspekte von Zuhören systematisch erfaßt [sic!] werden können“ (Imhof,<br />

2004, S. 163) bzw. diese Idee eines Messinstrumentes anzudenken, ggf. aufzugreifen und zu<br />

entwickeln.<br />

3.1.2 Diagnoseinstrument „<strong>Hörverstehen</strong>“ auf Individualebene<br />

Es wäre wünschenswert, für den Unterricht in der Sekundarstufe I ein Messinstrument zu<br />

haben, mit dessen Hilfe der Lehrer leicht und schnell feststellen kann, ob der Schüler im<br />

Bereich des <strong>Hörverstehen</strong>s Defizite aufweist und ihn dann dementsprechend individuell zu<br />

unterrichten. 25<br />

In Österreich hält das BIFIE für die Klassen vor den Standardüberprüfungen (3. und 7.<br />

Schulstufe) eine formative (diagnostische) Bewertung bereit. Das Institut hat die „Informelle<br />

Kompetenzmessung“ (IKM) entwickelt, die Schülern und Lehrern online (7. Schulstufe) oder<br />

gedruckt (3. Schulstufe) zur Verfügung steht. Dieses Selbstevaluierungskonzept besteht aus<br />

Aufgabensammlungen, die als Vorbereitung für die Standardüberprüfungen zu sehen sind. 26<br />

Diese Art von Bewertung hat vor allem für Lehrer eine große Bedeutung, bildet sie doch den<br />

Hintergrund für das weitere Vorgehen im Unterricht, im Sinne der Individualisierung.<br />

Eine Ergebnisrückmeldung auf individueller Basis kann einen positiven Einfluss auf das<br />

Lernverhalten der Schüler haben. Die bisherigen Standardtests erfüllen allerdings nicht alle<br />

Kriterien, die für eine umfassende individualdiagnostische Messung notwendig wären (dazu<br />

reicht die zweistündige Testzeit in den Standardtests nicht aus, es können nicht alle<br />

Kompetenzbereiche ausreichend und genau erfasst werden). Es fehlen auch noch die<br />

25 Vgl. Kap. 3, Tests zur Individualdiagnostik<br />

26 Online zu finden unter: www.bifie.at<br />

75


dementsprechenden Kompetenzstufen- und Kompetenzentwicklungsmodelle, die die Basis für<br />

die individuelle Diagnostik bilden (vgl. Abb. 11).<br />

Laut Aussagen der Bildungsforscher des BIFIE wird an weiteren geeigneten individuelleren<br />

Diagnoseinstrumenten für die 3. und 7. Schulstufe gearbeitet, aber noch ist dieses Ziel nicht<br />

erreicht (vgl. Abbildung 17).<br />

3.1.3 Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> im Zusammenhang<br />

mit Bildungsstandards - Schulevaluation und Systemmonitoring<br />

Durch die Messung von <strong>Hörverstehen</strong> im Einsatzbereich Schulevaluation 27 erhält man<br />

Aussagen über die Schülerkompetenz einer Schule und eine Aussage zur Erreichung der<br />

pädagogischen Ziele. Die Ergebnisse der Messung tragen zur Qualitätsentwicklung der<br />

Schule bei. Ein neues Schulprofil kann erarbeitet werden. Nach einer genauen Analyse der<br />

Stärken und Schwächen des Unterrichts durch die Kollegenschaft können Maßnahmen zur<br />

Verbesserung des Unterrichts gesetzt werden.<br />

Beim Systemmonitoring 28 bilden die Ergebnisse der Standardüberprüfungen eine Bilanz<br />

davon, ob und wieweit die Bildungsstandards erreicht wurden. Sie dienen als Grundlage zur<br />

Qualitätsverbesserung des Schulsystems, für Reformen, für politische Überlegungen dazu und<br />

für die Bereitstellung von Ressourcen, um gewisse Fördermaßnahmen in Angriff zu nehmen.<br />

HV-Tests und deren Entwicklung, ob auf Schulebene oder Systemebene, stehen anders<br />

als Leistungstests im Kompetenzbereich Lesen im deutschsprachigen Raum erst am Beginn.<br />

Es gibt wenig entsprechende Forschungsresultate, auf die man sich stützen könnte. Zuhören<br />

bzw. <strong>Hörverstehen</strong> wurde immer als gegeben vorausgesetzt und hatte „im Gegensatz zur<br />

Fremdsprachendidaktik in der Didaktik der Schulsprache keine eigenes Forschungs- und<br />

Entwicklungsfeld“ (Belgrad, Eriksson, Papst-Weinschenk & Vogt, 2008, S. 22). Erst durch<br />

die Einführung der BIST erhielt das <strong>Hörverstehen</strong> einen deutlich größeren Stellenwert.<br />

Der Mangel an Forschungsresultaten bei der Messung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz und<br />

das damit verbundene Fehlen von guten <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben oder standardisierten<br />

Verfahren bedeutete eine erhebliche Problematik bei der Entwicklung entsprechender HV-<br />

Tests. Bis dahin trat Zuhören immer in Kombination mit dem Sprechen auf, wobei sich die<br />

Psychologen einig sind, dass beide Bereiche klar zu trennen sind (vgl. Kap. 2.1.2). Trotzdem<br />

27 Vgl. Kap. 3, Einsatzbereiche von Tests<br />

28 Vgl. Kap. 3, Einsatzbereiche von Tests<br />

76


ist im österreichischen Lehrplan und in den Standards von Zuhören und Sprechen in einem die<br />

Rede.<br />

In den letzten Jahren beschäftigte sich die lern- und unterrichtsbezogene Forschung vermehrt<br />

mit den Unterschieden zwischen Hören - Zuhören - <strong>Hörverstehen</strong> in der Muttersprache<br />

Deutsch (vgl. Kap. 2.1.2). Aufgrund dieser genannten Tatsachen ist es nicht verwunderlich,<br />

dass die Entwicklung von HV-Tests viele neue Fragen aufwirft, die in anderen<br />

Sprachbereichen schon gut untersucht sind: Fragen nach der Auswahl geeigneter Hörtexte,<br />

nach validen <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben, Fragen zur Abgrenzung von <strong>Hörverstehen</strong> zu anderen<br />

Kompetenzen, nach dem Einfluss des Weltwissens (Vorwissens) auf das Verstehen und<br />

Fragen nach den Rahmenbedingungen bei der Testdurchführung sowie Fragen zum Setzen<br />

von Niveaus im HV („Standard Setting“).<br />

Bisherige Erfahrungen zeigen, dass es nur wenige Hörtests gibt und diese sind meist<br />

nicht für eine gezielte Leistungsmessung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz im Sinne der<br />

Bildungsstandards einsetzbar (Belgrad, Eriksson, Papst-Weinschenk & Vogt, 2008, S. 22f).<br />

Das Ziel ist ein standardisierter HV-Test, der an allen 8. Schulstufen Österreichs bei der<br />

Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Deutsch flächendeckend eingesetzt werden kann<br />

und der brauchbare Messungen der grundlegenden Kompetenz liefert. Dabei beschränkt man<br />

sich vorerst darauf, die Beantwortung von HV-Tests nur in schriftlicher Form zu machen. Die<br />

Durchführbarkeit mündlicher Testformen (also <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben mündlich zu<br />

beantworten) ist bei einer so großen Anzahl von Testpersonen nicht möglich: „Hier steht eine<br />

primär schriftbasierte Kompetenz im Fokus, nämlich die Fähigkeit, im flüchtigen Medium des<br />

Mündlichen gegebene Informationen ins Schriftliche zu transferieren und damit dauerhaft zu<br />

machen“ (Becker–Mrotzek, 2008, S. 69).<br />

Die zentrale Frage bleibt also: Wie sollen HV-Tests in diesem Kontext aussehen, die<br />

durch verschiedene Aufgaben die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz erfassen, sich anschließend<br />

quantifizieren lassen und die Interpretation eines Skalenwerts, eines Testwerts erlauben und<br />

was muss dabei alles beachtet werden?<br />

Die theoretischen Ansätze „Discrete Point Approach“, „Integratives Testen“ und<br />

„Kommunikatives Testen“ können als Ausgangspunkt einer validen Messung von<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz gesehen werden. Buck (2001) beschreibt, dass der „Discrete Point<br />

Approach“ davon ausgeht, dass die Teilelemente einer Sprache isoliert getestet werden<br />

können. Die einzelnen Ergebnisse können dann Auskunft über das Sprachwissen geben. Im<br />

77


„Integrativen Testen“ werden hingegen mehrere Teilbereiche der Sprache gleichzeitig<br />

überprüft, da Vertreter dieses Ansatzes davon ausgehen, dass sich das sprachliche Wissen<br />

speziell im Wissen über das Zusammenspiel der einzelnen Teilelemente manifestiert. Das<br />

„Kommunikative Testen“ geht von der Idee aus, dass sich erfolgreiches Sprachlernen<br />

hauptsächlich in guter Kommunikation zeigt. Die kommunikative Kompetenz ist somit die<br />

Grundlage einer sprachlichen Leistung. Bei diesem Paradigma soll <strong>Hörverstehen</strong> unter<br />

möglichst realistischen Bedingungen getestet werden. Der BIST-<strong>Hörverstehen</strong>stest des BIFIE<br />

folgt dem kommunikativen Paradigma und oberste Priorität hat die Authentizität 29 der<br />

Stimuli.<br />

Formaler Ausgangspunkt für die Konstruktion von <strong>Hörverstehen</strong>stests ist der<br />

Kompetenzbereich „Zuhören und Sprechen“ des Kompetenzmodells Deutsch 8. Schulstufe,<br />

der im Bereich Zuhören durch die Hauptkompetenz „Altersgemäße mündliche Texte im<br />

direkten persönlichen Kontakt oder über Medien vermittelt verstehen“ (VO BGBL. vom 02.<br />

01. 2009) definiert ist. Die zu überprüfenden Teilkompetenzen sind in den Deskriptoren<br />

festgelegt (ebd.):<br />

Altersgemäße<br />

mündliche Texte im<br />

direkten persönlichen<br />

Kontakt oder über<br />

Medien vermittelt<br />

verstehen<br />

78<br />

Kompetenzen = Deskriptoren<br />

1. Schüler/innen können das Hauptthema gesprochener Texte erkennen<br />

2. Schüler/innen können die wesentlichen Informationen gesprochener<br />

Texte verstehen<br />

3. Schüler/innen können die grundlegenden Informationen gesprochener<br />

Texte mündlich und schriftlich wiedergeben<br />

4. Schüler/innen können die Redeabsicht gesprochener Texte erkennen<br />

5. Schüler/innen können stimmliche (Lautstärke, Betonung, Pause,<br />

Sprechtempo, Stimmführung) und körpersprachliche (Mimik, Gestik) Mittel<br />

der Kommunikation erkennen<br />

Abbildung 18: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010)<br />

3.1.3.1 Allgemeine Gütekriterien für standardisierte Tests<br />

Bei Schulevaluation und Systemmonitoring im Rahmen der Bildungsstandards werden<br />

standardisierte Tests eingesetzt, die vom BIFIE entwickelt werden. Diese standardisierten<br />

Testverfahren müssen den Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität<br />

entsprechen, die hier kurz beschrieben werden:<br />

29 Mündliche Auskunft von Mag. H. Längauer-Hohengaßner und Mag. H. Lewin (BIFIE, 2011)


Objektivität: Ein Test ist dann objektiv, wenn das Testergebnis unabhängig ist von der<br />

Person, die den Test durchführt, auswertet und interpretiert.<br />

Reliabilität: Ein Test ist dann reliabel, wenn er ein bestimmtes Merkmal zuverlässig und<br />

ohne Messfehler unabhängig vom Messzeitpunkt misst.<br />

Validität: Validität ist das am schwierigsten zu fassende Gütekriterium. Ein Test ist<br />

dann valide, wenn er das misst, was er zu messen vorgibt. (Eriksson, 2009, S. 447)<br />

Die Nebengütekriterien stellen ebenso Forderungen an einen guten Test (Lienert, Raatz &<br />

Lienert-Raatz, 1998): er soll normiert, vergleichbar, ökonomisch durchführbar und von der<br />

Anwendung her nützlich sein.<br />

Daran schließen sich Kriterien an wie Durchführbarkeit und Test-Fairness (Eriksson,<br />

2009, S. 447). Darauf soll hier nicht im Detail eingegangen werden, da entsprechende<br />

Erläuterungen in jedem Testlehrbuch ausführlich enthalten sind (z.B. Atteslander & Cromm,<br />

2008; Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006).<br />

3.1.3.2 Spezielle Gütekriterien für Bildungsstandards- und HV-Tests<br />

Ganz spezielle Kriterien müssen nach mündlicher Auskunft der Bereichsleiterin für<br />

Bildungsstandards Simone Breit und des Psychometrikers Tobias Kuhn am BIFIE Tests und<br />

Testdesigns (Testformen, Aufgabenanordnung) für die Überprüfung der Bildungsstandards<br />

erfüllen:<br />

Sie müssen die Kompetenzen, die die Bildungsstandards beschreiben bzw. anzielen, breit<br />

abdecken, indem sie möglichst alle Deskriptoren überprüfen.<br />

Sie müssen so umfangreich sein, dass eine zuverlässige Rückmeldung nach einzelnen<br />

Kompetenzbereichen möglich ist und dabei<br />

so kurz wie möglich sein, um Ermüdungserscheinungen auszuschließen und die<br />

Motivation bei den Schülern aufrecht zu erhalten.<br />

Tests sollen einen abwechselnden Einsatz von verschiedenen Itemformaten vorsehen<br />

und stabile Trendanalysen ermöglichen (z.B. zwischen der Baseline und den<br />

Bildungsstandard Untersuchungen), das geschieht durch den Einsatz von Link-Items.<br />

Tests sollen in der Auswertung ökonomisch sein, d.h. ein Großteil der Items soll ein<br />

geschlossenes Antwortformat haben (weil offene Aufgaben viel Aufwand bei der<br />

79


Bewertung erfordern). Aber zur Abdeckung des Konstrukts sind nach Auskunft der<br />

Experten auch ca. 10% offene und 15 % halboffene Items notwendig.<br />

Wesentlich sind auch Kriterien bzw. die Beachtung bestimmter Faktoren, die die zu<br />

entwickelnden Aufgaben selbst betreffen (diese Kriterien sind insbes. für unsere Arbeit<br />

wichtig):<br />

Die Art der Präsentation: Werden die Stimuli und Fragen schriftlich, akustisch/über ein<br />

audiovisuelles Medium oder mündlich (durch den Lehrer) vermittelt?<br />

Die Beachtung schwierigkeitsgenerierender Merkmale: Negationen, Referenzen,<br />

Vokabular, Länge von Textfragmenten, Anzahl von Textfragmenten, Ort der relativen<br />

Information, Überschneidung der Formulierungen, besondere Interpunktion und Syntax<br />

(vgl. Neumann, Karius & Robitsch, n.d., S. 5f)<br />

Die günstige Wahl der Aufgabenformate: Geschlossene oder offene Antworten,<br />

Zuordnungsaufgaben, Lückentexte, u.a.<br />

Die Art der Instruktion: Verständlichkeit, Wortschatz dem Adressaten angepasst, usw.<br />

Die Art des Textes der Stimuli: Hohe Verständlichkeit, Wahl aus literarischen Texten oder<br />

Sachtexten<br />

Die Positionierung der Items: Am Beginn oder am Schluss? (Es soll wegen<br />

Ermüdungseffekten rotiert werden)<br />

Die Präsentationshäufigkeit der Stimuli: Soll der Text oder der Stimulus einmal oder<br />

mehrmals präsentiert werden, bevor die Schüler antworten?<br />

Der zugebilligte Zeitbedarf: Das Zeitlimit bei der Lösung der Frage soll im Allgemeinen<br />

so gewählt sein, dass die Schüler ausreichend Zeit zur Beantwortung haben - wenn nicht,<br />

wäre es ein „Speedtest“, d.h. es käme dann auf die Zeit an.<br />

Verwendung von Hilfsmitteln, Erlaubnis zum Anfertigen von Notizen<br />

Für diese Master Thesis steht das Kriterium bestmöglicher Validität des Tests im<br />

Vordergrund: Wir wollen durch Versuche herausfinden, wie man Tests im Kompetenzbereich<br />

<strong>Hörverstehen</strong> so konstruieren kann, dass die HV-Kompetenz mit möglichst geringer<br />

Verzerrung durch Störvariablen gemessen werden kann. Störvariablen können auch in der<br />

Präsentation der Aufgaben, der Anordnung der Instruktion oder in der Verständlichkeit der<br />

Aufgabenstellung liegen. Diese wollen wir versuchen, möglichst auszuschalten.<br />

80


3.2 Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />

Im Fokus dieser Forschungsarbeit steht, wie im letzten Kapitel erwähnt, das Kriterium der<br />

Validität der zu entwickelnden Tests und da vor allem jene der Konstruktvalidität (Gibt die<br />

Auswahl der Hörtexte und die Test- und Aufgabengestaltung die Strukturmerkmale der<br />

Kompetenz wieder?) und der inhaltlichen Validität (Frage nach lehrplanbezogener und<br />

unterrichtsbezogener Auswahl der Hörtexte bzw. ihrer Themen). Gelingt es, die HV-<br />

Kompetenz so zu messen, dass die Werte durch die möglichen Störvariablen in der Situation,<br />

der Präsentation und des Ablaufes möglichst unverfälscht sind?<br />

Bevor diese Fragen bei der Testkonstruktion relevant werden, ist es notwendig, sich mit<br />

der Konstruktkonfundierung auseinanderzusetzen und die Problematik diesbezüglich<br />

aufzuzeigen. Das wird in diesem Kapitel versucht.<br />

„In der pädagogisch-psychologischen Diagnostik sind Konstrukte gedankliche bzw.<br />

theoretische Konstruktionen, deren Ausprägung nicht direkt beobachtbar ist“ (Böhme,<br />

Robitzsch & Buse, 2010, S. 81). <strong>Hörverstehen</strong> oder wie im Lehrplan genannt „Zuhören“ ist<br />

ein „internaler Prozess“ (Imhof, 2004, S. 161), also eine rezeptive Sprachfertigkeit, die<br />

niemand einfach beobachten kann. Um diese Fähigkeit (Kompetenz) messen zu können, muss<br />

dieses latente Konstrukt in beobachtbare Variablen überführt werden, d.h. es muss festgelegt<br />

werden, wie diese Indikatoren messbar und durch Aufgaben überprüfbar sind (=<br />

Operationalisierung).<br />

„Because it`s there!“ (Imhof, 2003, S. 9) Lange Zeit war dies die gängige Antwort auf<br />

die Frage: Warum sollte Zuhören so wichtig sein, dass man sich im Unterricht speziell damit<br />

beschäftigt? Erst Zuhören und Sprechen als eigener Kompetenzbereich des<br />

Kompetenzmodells Deutsch, 8. Schulstufe, wies der mündlichen Sprache einen<br />

systematischeren Stellenwert zu, der dieser Kompetenz als grundlegende rezeptive Fähigkeit<br />

zusteht.<br />

<strong>Hörverstehen</strong> als Teil der Sprachkompetenz messbar zu machen, erfordert spezielle<br />

„wissenschaftlich fundierte praktische Vorschläge zur Didaktik und Diagnostik von<br />

Zuhörkompetenzen ebenso wie differenzierte theoretische Modelle zur Beschreibung und<br />

Erklärung von Zuhörkompetenz und deren Entwicklung“ (Imhof & Bernius, 2010, S. 7). Die<br />

Bedingungen und Modelle sowie gewisse Vorarbeiten zur Definition des Konstrukts<br />

„<strong>Hörverstehen</strong>“ haben wir im ersten Teil des Kapitels bereits vorgestellt (siehe Kapitel 2.1).<br />

81


Um deer<br />

Aufgabbe<br />

für Laarge<br />

Scalee<br />

Assessm ments im Bereich HHörverstehe<br />

en, der<br />

flächenddeckenden<br />

Überprüfunng<br />

der Kommpetenz<br />

ab 2014 durchh<br />

das BIFIEE,<br />

besser ge erecht zu<br />

werden, , ist es eerforderlichh,<br />

für das Konstruk kt Hörversttehen<br />

eine noch de etaillierte<br />

Operatioonalisierungg<br />

vorzunehmmen.<br />

Ein grobbes<br />

Schemaa<br />

der Operattionalisierunng<br />

von Hör rverstehen:<br />

PPerson<br />

(Meessobjekt)<br />

Hörrverstehen<br />

(Lateente<br />

Variable)<br />

Abbildung 19: Das Schhema<br />

für diie<br />

Entscheid dungen in de der Operatioonalisierung<br />

g<br />

Die Operationalisieerung<br />

von KKompetenzzen<br />

oder Ko ompetenzbeereichen<br />

beii<br />

Bildungsstandards<br />

erfolgt schrittweisee,<br />

zuerst duurch<br />

Benennnung<br />

eines Modells (SStrukturmoddells)<br />

für de en Stoff,<br />

damit aauch<br />

eine Beschreibungg<br />

(Definitioon)<br />

der ange ezielten Koompetenz<br />

unnd<br />

der Vorg gabe/Art<br />

von Auufgaben,<br />

diee<br />

man mit dieser Kommpetenz<br />

lösen<br />

können soll und ddann<br />

die eig gentliche<br />

Umsetzung<br />

in Forrm<br />

von geeigneten<br />

(vvaliden)<br />

Te estaufgabenn.<br />

Um das Konstrukt genauer<br />

definierren<br />

zu könnnen,<br />

muss also die Frage bean ntwortet wwerden:<br />

Weelche<br />

Aspek kte sind<br />

ausschlaaggebend,<br />

uum<br />

die Kommpetenz<br />

Höörverstehen<br />

n erfassen zzu<br />

können? (= Merkm male oder<br />

Indikatooren)<br />

DDie<br />

meistenn<br />

Hörversttehenstests<br />

kommen n aus demm<br />

englischhsprachigen<br />

n Raum<br />

(„Listenning“<br />

oder „Listening Compreheension“),<br />

ab ber manche Experten zweifeln daran,<br />

ob<br />

Hörversstehen<br />

im EEnglischen<br />

direkt mitt<br />

Hörversteh hen im Deeutschen<br />

gleichgesetzt<br />

werden<br />

kann (GGranzer,<br />

Kölller<br />

& Bremmerich-Vos,<br />

2009, S. 36 60f).<br />

Tyypischerweise<br />

wurde HHV<br />

bis jetzt<br />

hauptsäch hlich im Berreich<br />

einer Fremdsprac che oder<br />

bei Deuutsch<br />

als Zwweitsprachee<br />

erforscht, weil man in der Mutttersprache<br />

quasi mit HV von<br />

klein auuf<br />

ausgestatttet<br />

wurde uund<br />

„nur“ iin<br />

der Frem mdsprache ggewissermaßßen<br />

erst neu u erlernt<br />

82<br />

Des skriptor 1<br />

Des skriptor 2<br />

Des skriptor 3<br />

Des skriptor 4<br />

Des skriptor 5<br />

Auufgabenpoo<br />

ol<br />

Textsorten<br />

FFrageformate<br />

e<br />

Anntwortformate<br />

e<br />

TTestdesign<br />

Possition<br />

der Item ms<br />

Präsenntationshäufigkeit<br />

Vorentlastung<br />

(Len nkung)


werden muss. Auch hier geht man davon aus, dass die Erkenntnisse im <strong>Hörverstehen</strong> nicht<br />

eins zu eins von Deutsch als Fremdsprache auf Deutsch als Muttersprache übertragen werden<br />

können, schon allein wegen des einfacheren Wortschatzes in der Zweitsprache, wodurch<br />

Schüler mit Deutsch als Muttersprache unterfordert sein dürften.<br />

Daher konstatieren viele Experten, dass das Konstrukt „<strong>Hörverstehen</strong>“ im Kontext der<br />

Muttersprache (und im Kontext schulischer Unterricht) noch lange nicht genau definiert und<br />

zu wenig erforscht ist, welche Teilkompetenzen wirklich zentral und welche dazu wirklich<br />

notwendig sind (vgl. Böhme, Robitzsch & Buse, 2010, S. 81ff; Granzer,Köller & Bremerich-<br />

Vos, 2009, S. 358ff).<br />

Zwei Phasen (Zugänge) bestimmen in der bisherigen Praxis die Operationalisierung<br />

von <strong>Hörverstehen</strong>: die kompetenzbasierte und die aufgabenbasierte Phase.<br />

Bei der kompetenzbasierten Phase werden jene (psychologischen) Teilfähigkeiten oder<br />

Dispositionen beschrieben und definiert, die zum gelingenden <strong>Hörverstehen</strong> erforderlich<br />

sind und darauf basiert dann die Operationalisierung.<br />

Aus aufgabenbasierter Perspektive wird dann das Konstrukt durch<br />

<strong>Hörverstehen</strong>saufgaben, die die Schüler lösen müssen, operationalisiert. (vgl. Böhme,<br />

Robitzsch & Buse, 2010, S. 82)<br />

In Österreich und in Deutschland wurde die Konkretisierung des Konstruktes aber dadurch<br />

erschwert, weil im Lehrplan und auch bei den darauf basierenden Bildungsstandards keine<br />

wirklich genauen Angaben zur Struktur der Kompetenz bzw. zu den erforderlichen<br />

Teilkompetenzen im <strong>Hörverstehen</strong> verwendet wurden. Lehrpläne und leider auch<br />

Deskriptoren von Standards bleiben oft sehr im Allgemeinen (Beispiel aus Ö: Deskriptor 3 30 :<br />

„[…] die grundlegenden Informationen gesprochener Texte mündlich und schriftlich<br />

wiedergeben.“ VO des BMUKK, 2009, S. 8). Daraus lassen sich schwer konkrete<br />

Aufgabensammlungen und Entwicklungsvorgaben ableiten, d.h. die mit der Überprüfung<br />

beauftragten Institute (in D: IQB in Berlin und in Ö: BIFIE in Salzburg) mussten von sich aus<br />

eine nähere Definition der Bereiche vornehmen, um den Entwicklern genauere Vorgaben<br />

liefern zu können (laut Aussage DDr. G. Haider, BIFIE, 2011).<br />

30 Siehe Abbildung 18<br />

83


Nachdem die konkrete Definition von <strong>Hörverstehen</strong> und die exakte Eingrenzung der<br />

notwendigen Teilkompetenzen in aktuellen offiziellen Dokumenten für die Schule<br />

(Lehrpläne, Standards) fehlen oder zu allgemein gehalten sind, versucht man nun vorerst vom<br />

kompetenzbasierten Ansatz weiter auszugehen. Dem BIFIE stellt sich bei der Entwicklung die<br />

Frage: Welche Teilkompetenzen sind für das <strong>Hörverstehen</strong> ausschlaggebend, wie lassen sie<br />

sich abgrenzend von anderen Sprachkompetenzen definieren bzw. wie lassen sie sich zu<br />

anderen Kompetenzen (insbesondere zur Lese- und Schreibkompetenz) abgrenzen?<br />

Trotz der Zweifel an der Übertragbarkeit der Ergebnisse aus der englischen Sprache,<br />

werden doch einige der dort gemachten Erkenntnisse angewendet und für Deutsch als<br />

Muttersprache übertragen und überprüft (Böhme,Robitzsch & Buse, 2010, S. 82; Granzer,<br />

Köller & Bremerich-Vos, 2009, S. 362).<br />

Der englische Bildungsforscher Gary Buck (2001, S. 113) 31 empfiehlt folgende Punkte<br />

für die Konstruktdefinition „<strong>Hörverstehen</strong>“:<br />

Die Verwendung von Hörtexten, die den Merkmalen der gesprochenen Sprache<br />

entsprechen und eine kurze kognitive Verarbeitungszeit benötigen,<br />

die Erfassung von grundlegenden sprachlichen Informationen aus Hörtexten zu<br />

verschiedenen Themen,<br />

die Verwendung von längeren Texten mit Gesprächen,<br />

das Schlussfolgern von Bedeutungen und Inhalten,<br />

die Verbindung mit dem Vorwissen der Schüler, die bestenfalls das gleiche Vorwissen<br />

haben sollten und<br />

die Verwendung von allen Aspekten des sprachlichen Wissens und der Ausschluss von<br />

Aspekten, die die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten betreffen.<br />

Wir könnten uns vorstellen, dass diese Anforderungen auch für Deutsch als Muttersprache<br />

sinnvoll sind. Deshalb werden im folgenden Kapitel („Die Abgrenzung der HV-Kompetenz“,<br />

Kap. 3.3) die Forderungen Bucks berücksichtigt.<br />

Manche Autoren weisen auf eine damit verbundene Problematik hin: Das Konstrukt<br />

„<strong>Hörverstehen</strong>“ wird derzeit über Indikatoren (Testaufgaben) erfasst, die hauptsächlich in<br />

31 Gary Buck (2001, S. 113) empfiehlt diese Punkte für Englisch als Muttersprache.<br />

84


schriftlicher Form zu bearbeiten sind. Dabei besteht die Gefahr, dass zwei grundlegende<br />

Fehler passieren können (vgl. Messick, 1989, 1994 in: Böhme, Robitzsch & Buse, 2010, S.<br />

85):<br />

(1) Wesentliche Aspekte des Konstrukts werden in den Aufgaben nicht erfasst oder sie<br />

können nicht erfasst werden. = construct-under-representation<br />

(2) Der Test misst Fähigkeiten, die nicht im Konstrukt enthalten sind, wie z.B.<br />

Lesekompetenz, Schreibkompetenz u.a.: „Dabei sind Konfundierungen mit anderen<br />

Variablen zu beachten, so etwa der Einfluß [sic!] von Intelligenz, Gedächtniskapazität,<br />

Vorwissen, Lernfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit u. ä.“ (Imhof, 2004, S. 161) =<br />

construct-irrelevant variance.<br />

Aber aus praktisch-methodischen Gründen (einfachere Aufzeichnung der Antworten,<br />

Auswertungsobjektivität) wird sowohl in D als auch in Ö die Bearbeitung der HV-Aufgaben<br />

in schriftlicher Weise angestrebt, was einen Umweg über andere sprachliche Kompetenzen<br />

bedeutet. Daher ist die Abgrenzung zu anderen Kompetenzen ein wesentlicher Aspekt der<br />

Konstruktbestimmung. 32<br />

Nach diesen Ausführungen könnten Zweifel darüber aufkommen, ob eine ausreichend<br />

objektive, trennscharfe, valide Überprüfung von <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen überhaupt<br />

möglich ist: Imhof (2004, S. 161) kommt zum Schluss:<br />

Das Konstrukt Zuhören muss daher wahrscheinlich mit einer Reihe von<br />

verschiedenen Operationalisierungen untersucht werden. Erst eine<br />

Variablenreplikation wird ein differenziertes Gesamtbild ergeben. […] insofern<br />

dürfte Zuhören immer ein sperriger Untersuchungsgegenstand bleiben, weil das<br />

Konstrukt subjektiv wie objektiv heterogen ist und in vielen, stark unterschiedlichen<br />

Formen vollzogen und erlebt werden kann.<br />

Es werden Untersuchungen mit verschiedenen Methoden erforderlich sein, um die komplexe<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz zu erfassen: „Ein weiteres Desideratum im Rahmen der<br />

Zuhörforschung besteht daher darin, den Zuhörprozess weiter aufzuschlüsseln und Aspekte<br />

der Zuhörfertigkeit zu operationalisieren und einer Messung zugänglich zu machen“ (Imhof,<br />

2004, S. 163). Das ist allerdings ein komplexes und langfristiges Forschungsprogramm.<br />

Der Forderung Imhofs nach verschiedenen Versuchen der Operationalisierungen kommen wir<br />

mit unserer Forschungsarbeit in einem Detailbereich nach. Sie dient als ein erster Schritt zur<br />

32 Vgl. Kap. 2.2.2. und 3.3<br />

85


Erfassunng<br />

der Höörverstehensskompetenzz<br />

und vers sucht den Einfluss zwweier<br />

Vari iablen –<br />

Präsenttationshäufi<br />

figkeit des Stimuluss<br />

und Lenkung L (VVorentlastuung)<br />

– auf a die<br />

Hörversstehensleistuung<br />

zu errfassen,<br />

zu kontrollier ren und ddamit<br />

möglliche<br />

Störv variablen<br />

auszuscchalten.<br />

Person<br />

(Messobjeekt)<br />

Hörverrstehen<br />

(Latente Variable)<br />

AAbbildung<br />

220:<br />

Ausganggspunkt<br />

derr<br />

Überlegun ngen zur emmpirischen<br />

ÜÜberprüfung<br />

g<br />

3.3 CConstrucct-irrelevvant<br />

variiance<br />

- Die D Abgrrenzung<br />

der<br />

HHV-Kommpetenz<br />

Im Ansschluss<br />

an die Operaationalisieruung<br />

erläute ern wir diee<br />

schon errwähnte<br />

Co onstruct-<br />

irrelevaant<br />

variance näher - diee<br />

Abgrenzunng<br />

zur Hörv verstehenskoompetenz,<br />

ddie<br />

ein wese entliches<br />

Kriteriuum<br />

bei der Itemkonstruuktion<br />

darsteellt.<br />

GGetestet<br />

werdden<br />

(in unseerem<br />

Falle iin<br />

der HS) die d Schüler der 8. Schuulstufe,<br />

also o Schüler<br />

im Alterr<br />

von 14 biss<br />

15 Jahren.<br />

Die zu enntwickelnden<br />

n HV-Testss<br />

mit ihren AAufgabenste<br />

ellungen<br />

müssen daher dem Alter der SSchüler<br />

entspprechen.<br />

MMit<br />

der Messsung<br />

der HHörversteheenskompeten<br />

nz einer beestimmten<br />

ZZielgruppe<br />

damit eeinher<br />

geheenden<br />

Auffgabenstelluung<br />

ist abe er das Probblem<br />

der AAbgrenzung<br />

Kompettenz<br />

zu denn<br />

anderen KKompetenzeen<br />

verbund den, vor alleem,<br />

um diee<br />

Validität d<br />

Tests siicher<br />

zu steellen.<br />

Werdden<br />

auch wwirklich<br />

nur r das Zuhörren<br />

und dass<br />

Hörverste<br />

Testpersonen<br />

gemmessen?<br />

Es besteht diee<br />

Gefahr, dass d anderee<br />

Kompetennzen<br />

33 und der<br />

g dieser<br />

der HVehen<br />

der<br />

wie z.B. die<br />

33<br />

Die Abggrenzung<br />

der H<strong>Hörverstehen</strong>skoompetenz<br />

zur Lese,<br />

Sprech- un nd Schreibkomppetenz<br />

wurde imm<br />

Kap. 2.2.2 (A Abgrenzung<br />

von andereen<br />

Teilkompeteenzen)<br />

eingehenndst<br />

beschrieben,<br />

ebenso der Einfluss E der Merrkfähigkeit.<br />

86<br />

PPräsentation<br />

Auffgaben<br />

einmal<br />

PPräsentation<br />

Aufggaben<br />

zweimmal<br />

mit WH<br />

Prääsentation<br />

mit<br />

Lenkung<br />

Prässentation<br />

ohne<br />

Lenkung


Lesekompetenz, die Sprechkompetenz, die Merkfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit bei<br />

der Messung eine Störvariable darstellen können.<br />

Ergänzend zum Kapitel 2.2.2.1, wo dieser Aspekt schon ausführlich beschrieben wurde,<br />

hier nur eine kurze Erklärung zur Abgrenzung zur Lesekompetenz:<br />

Ein Schüler kann aufgrund seiner Defizite bei der Lesekompetenz beim Lesen der<br />

Aufgaben (Instruktionen, Fragen, Antwortvorgaben) scheitern und erzielt daher schlechte<br />

<strong>Hörverstehen</strong>sergebnisse. Wenn dann eine falsche Antwort beim HV-Test gegeben wird, ist<br />

man geneigt, Defizite im <strong>Hörverstehen</strong> anzunehmen. Böhme, Robitzsch und Buse (2010, S.<br />

85) schlagen deshalb vor, „nicht nur den Stimulustext, sondern auch sämtliche Instruktionen<br />

und Aufgabenstellungen akustisch darzubieten“. Dieser Zusammenhang zwischen den<br />

Kompetenzbereichen Lesen und Zuhören wird immer wieder durch Studien bestätigt (vgl.<br />

Behrens, Böhme & Krelle, 2009).<br />

Neben den schon erwähnten Kompetenzen in Kapitel 2.2.2 hat auch die<br />

Konzentrationsfähigkeit 34 der Probanden bei der Beantwortung der Aufgaben des HV-Tests<br />

einen großen Anteil. „Ein wesentliches Charakteristikum gesprochener Sprache ist ihre<br />

Flüchtigkeit. Inhalte müssen vom Hörer in Echtzeit verarbeitet werden, Wiederholungen, gar<br />

identische Wiederholungen sind in vielen Fällen nicht möglich“ (Behrens, 2010, S. 40).<br />

Deshalb müssen die mündlichen Texte im Gegensatz zu schriftlichen Texten „kürzere Sätze,<br />

eine einfachere Syntax und Wortwahl, die Zahl und Länge der Pausen, die größere Redundanz<br />

gesprochener Texte etc.“ (ebd.) aufweisen und beachten. Das Einhalten dieser Kriterien sollte<br />

das Verstehen erleichtern. Behrens spricht davon, dass „Menschen mit höherer<br />

Konzentrationsfähigkeit (unter sonst gleichen Bedingungen) Vorteile beim Verstehen von<br />

Gehörtem haben“ (Behrens, 2010, S. 40). Ein längerer Text und eine große Anzahl von Items<br />

bedürfen einer guten Konzentrationsfähigkeit. Wenn ein Schüler diese Aufgabe nicht lösen<br />

kann, weist er deshalb Defizite im <strong>Hörverstehen</strong> auf?<br />

Als eine weitere abzugrenzende Fähigkeit spielt natürlich die Merkfähigkeit eine Rolle<br />

beim <strong>Hörverstehen</strong>, die bei der Konstruktion von HV-Tests berücksichtigt werden muss, auch<br />

hier ergänzend zu Kapitel 2.2.2.4. Kann der Schüler vor dem Hören oder während des Hörens<br />

der Stimuli die Fragen zur Aufgabe lesen, müssen diese während des ganzen Zuhörprozesses<br />

im Gedächtnis gespeichert und behalten werden. Grotjahn (2000, S. 6) sieht vor allem dann<br />

die Gefahr der (Mit)testung der Merkfähigkeit, „wenn die Aufgaben erst nach dem Hören des<br />

34 Vgl. Kapitel 2.2.1.2.<br />

87


Textes zu lösen sind“. Bis es zur Lösung der Aufgaben kommt, muss der Schüler den Inhalt<br />

des Hörtextes speichern und abrufbereit halten. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Gehörtes<br />

wesentlich kürzer bearbeitet und gespeichert werden kann als Visuelles 35 (Grotjahn, 2000, S.<br />

6).<br />

Hier an dieser Stelle schließt auch der Einfluss der Informationsverarbeitungsfähigkeit<br />

des Schülers auf seine <strong>Hörverstehen</strong>sleistung an (die stark mit allgemeiner Intelligenz<br />

zusammenhängt). Wie muss eine Aufgabe aussehen, damit sie der<br />

Informationsverarbeitungsfähigkeit der einzelnen Schüler gerecht wird? Die<br />

Informationsverarbeitung, das Speichern und Wiederabrufen des Gehörten ist ein<br />

individueller kognitiver Vorgang und dieser komplexe Vorgang beeinflusst die Leistung beim<br />

<strong>Hörverstehen</strong>. „Beim Zuhören kann mehr verstanden als behalten werden. Was tatsächlich<br />

memoriert wird, hängt von der Belastung und Belastbarkeit des Arbeitsspeichers unseres<br />

Gedächtnisses ab. Das gilt vor allem für Inhalte, mit denen wir nicht recht vertraut sind“<br />

(Timm, n.d.).<br />

Um die Auswirkungen der unterschiedlichen Informationsverarbeitungsprozesse auf die<br />

Testleistung niedrig zu halten, sollten „Items mit einem hohen Anteil an geforderter<br />

Erinnerungsleistung möglichst früh präsentiert werden, um die Effekte unterschiedlicher<br />

Arbeitsspeicherkapazitäten möglichst gering zu halten“ (Granzer, Köller & Bremerich-Vos,<br />

2009, S. 363). 36<br />

Bei der Informationsverarbeitung werden aber nicht nur Laute wahrgenommen,<br />

decodiert und verarbeitet, sondern es kommt auch zu einem Zusammenspiel zwischen dem<br />

Gehörten und dem sogenannten Vorwissen oder Weltwissen, das jeder einzelne Schüler der<br />

Zielgruppe mitbringt. „Nur Informationen, die an ein mehr oder weniger grob gewebtes Netz<br />

von Vorwissen, Erwartungen, Erfahrungen, eigenen Fragen etc. angeknüpft werden können,<br />

bleiben in diesem Netz hängen bzw. werden überhaupt gehört“ (Behrens, 2010, S. 44).<br />

Beim Hören ruft jeder Mensch sein Wissen ab und verbindet es mit dem Gehörten.<br />

Jedes Mal, wenn eine Person etwas hört, wird das eigene Wissen aktiviert, durchforstet und<br />

dasjenige abgerufen, was mit dem Gehörten in Zusammenhang gebracht werden kann. Dieses<br />

Wissen, das jedem Menschen eigen ist, wird „Weltwissen“ genannt. Im Wörterbuch wird<br />

Weltwissen folgendermaßen definiert: „Weltwissen beschreibt allgemeines außersprachliches<br />

35<br />

Vgl. Kapitel 2.2.2.4.<br />

36<br />

Die Bearbeitung dieses wichtigen Anteiles an der <strong>Hörverstehen</strong>sleistung wurde in den Kapiteln 2.2.1.2 und 2.2.1.4<br />

beschrieben.<br />

88


Wissen, , Kenntnissse<br />

und Erfaahrungen<br />

übber<br />

die Um mwelt und Gesellschafft.<br />

Das We eltwissen<br />

ermögliicht<br />

dem Eiinzelnen,<br />

neeue<br />

Tatsachhen<br />

einzuor rdnen und eentsprechennd<br />

zu hande eln, auch<br />

wenn detaillierte Informatiionen<br />

fehlen.<br />

Zum Weltwisssen<br />

gehöreen<br />

zum Beispiel<br />

Hintergrundwissenn<br />

und enzykklopädischess<br />

Wissen“ (Wörterbuch<br />

( h, n.d.). Voor-<br />

oder We eltwissen<br />

beinhalttet<br />

also allees,<br />

was der Mensch in seinem bish herigen Lebben<br />

gelernt und im Ge edächtnis<br />

gespeichhert<br />

hat.<br />

Was nuun<br />

dieses Weltwisseen,<br />

seinen<br />

nachfolggenden<br />

Graafik<br />

dargesteellt:<br />

Diese AAbbildung<br />

zzeigt,<br />

dass ddas<br />

Wissen eines Schül lers weit übber<br />

das reinee<br />

Faktenwis ssen, das<br />

unserer Erfahrung nach nochh<br />

immer denn<br />

größten Raum R im SSchulunterriicht<br />

einnim mmt, hin-<br />

ausgehtt.<br />

Wissen wwird<br />

also ddurch<br />

das gganze<br />

Umf feld eines SSchülers<br />

(ddas<br />

Elternh haus, die<br />

Familie,<br />

die Freunnde,<br />

die Gessellschaft,<br />

ddie<br />

Schule, …) vermitttelt<br />

und beestimmt<br />

das s Lernen<br />

verschieedener<br />

Kommpetenzen.<br />

Ein Teil dieeser<br />

im Leb ben erlernteer<br />

Kompetenzen<br />

wird dann d bei<br />

HV-Tessts<br />

indirekt mmit<br />

geprüft und in den Kompetenz zniveaus miit<br />

berücksichhtigt.<br />

37 www.isb<br />

Sy yntakt-<br />

is sches<br />

Wissen W<br />

[7]<br />

Semantisches<br />

Wissen<br />

[8]<br />

Phonolog-<br />

isches<br />

Wissen<br />

[6]<br />

Fakkten<br />

wisssen<br />

[ 1]<br />

Hörverrstehen:<br />

Wisssen<br />

aktivvieren<br />

Sozzio-/<br />

Interkkultur-<br />

elles WWissen<br />

[ 5]<br />

gesamten<br />

Abbildung<br />

21: SSchema<br />

für das d Weltwis<br />

b-gym8-lehrplaan.de/.../Hörverrstehen-Grundlaagen.doc<br />

89<br />

Umfang,<br />

Sprachverwendungs<br />

w<br />

wissen<br />

[2]<br />

Ko-Text<br />

[4]<br />

Kenntnis<br />

der<br />

Situattion<br />

[3]<br />

ausmacht,<br />

ssen 37<br />

das wird<br />

in der


Das Vorwissen, die Erfahrungen, die Erwartungen, die ein Schüler mitbringt, ist also einer der<br />

wesentlichsten Einflussfaktoren auf die Leistung der Schüler bei einem HV-Test. Es ist<br />

allerdings schwierig, empirisch den Wissensstand des Einzelnen mit zu überprüfen und den<br />

Anteil vom HV zu trennen.<br />

Bei einem HV-Test werden einerseits Kompetenzen geprüft, die auf ein bestimmtes<br />

Vorwissen der Schüler (bzgl. des Stimulus und der Fragen) zielen. Andererseits kann der<br />

Aspekt „Weltwissen“ auch ein Störfaktor beim Messen sein. Bei der Erstellung von HV-Tests<br />

für die Altersgruppe der 14/15jährigen kann das Problem auftreten, dass möglicherweise<br />

bestimmte Gruppen der Schüler benachteiligt sein könnten: Schüler mit<br />

Migrationshintergrund, Schüler der 3. Leistungsgruppe, Schüler, die gewisse Lebenswelten<br />

nicht kennen - Schüler, denen gewisses Wissen, gewisse Erfahrungen einfach fehlen.<br />

Behrens (2010, S. 44) behauptet diesbezüglich, „[…] zum einen deckt das<br />

angesprochene kollektive Wissen bei Weitem nicht den gesamten relevanten Wissenstand der<br />

Einzelnen ab. Was jemand - insbesondere auch in welcher Kombination von<br />

Themenbereichen - weiß und erlebt hat, ist überaus individuell und zudem naturgemäß<br />

veränderlich“. Ebenso spricht Behrens (2010) das Interesse eines Schülers für ein bestimmtes<br />

Thema an. Ein Schüler, der sich für ein Themengebiet interessiert, wird dem Hörtext<br />

aufmerksamer folgen als jener, der sich mit dem bestimmten Thema noch nie<br />

auseinandergesetzt hat. Unter dem Aspekt des Interesses an einer Sache besteht die Gefahr,<br />

dass ein Schüler allein aufgrund seines speziellen Vorwissens eine Frage beim Test<br />

beantworten kann und er dazu den Stimulus nicht hören muss.<br />

Eine andere Seite des Vorwissens betrifft die rein akustisch/sprachliche Seite eines<br />

Stimulus. Tatsache ist, dass gesprochene Sprache redundant ist. Gesprochene Texte werden<br />

oftmals undeutlich, unvollständig und schnell gesprochen und um den Text trotzdem zu<br />

verstehen, setzt dies den Erwerb gewisser Fähigkeiten voraus. Hat jeder Schüler diese<br />

Fähigkeiten erlernt? Auch hier ist unser Vorwissen von Bedeutung:<br />

We use our knowledge of the language to `replace` any missing information. And<br />

this is where redundancy comes in – because language is redundant, we do not need<br />

all the information to be clearly expressed, we only need enough to activate our<br />

knowledge, we can then construct the meaning ourselves. (Buck, 2001, S. 6)<br />

Das Ziel bei der Konstruktion von HV-Tests ist es also, solche Testaufgaben zu entwickeln,<br />

die auf relativ allgemeines, von den meisten Schülern beherrschtes Vorwissen bzgl. des<br />

90


Hörtextes zielen. Spezialisiertes Weltwissen kann die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung stark<br />

beeinflussen. Um diesen Einfluss überschaubar zu halten, muss laut Behrens (2010, S. 44) bei<br />

der Erstellung von Leistungstests streng beachtet werden, dass<br />

die verwendeten Texte nicht größeren Schülergruppen ohnehin bekannt sind (z.B. weil<br />

sie Gegenstand verbreiteter Lehrwerke sind),<br />

die angesprochenen Themen nicht systematisch bestimmte Gruppen bevorzugen oder<br />

benachteiligen […],<br />

die verwendeten Aufgaben keine Bereiche abdecken, die der Lebenswelt der<br />

untersuchten Gruppe vollkommen fremd sind oder vermutlich durchweg [sic!]<br />

Abwehr hervorrufen.<br />

Nach der Problematik zur Abgrenzung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz stellen wir nun die HV-<br />

Aufgabe, die diese Kriterien berücksichtigen sollte, in den Mittelpunkt der Ausführungen.<br />

3.4 Die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe im Zentrum des HV-Tests<br />

Für alle Tests, die im Zuge der Überprüfung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz eingesetzt werden,<br />

gilt, dass die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe den Mittelpunkt der Messung darstellt. Über die<br />

speziellen HV-Aufgaben wird die Kompetenz (das Konstrukt) gemessen.<br />

Am Beginn dieses Kapitels steht ein kurzer Exkurs zu den Anforderungen an eine<br />

Aufgabe. Granzer, Böhme & Köller (2008, S. 19) verweisen auf Anforderungen für<br />

Aufgaben, indem sie als Grundprinzip konstatieren: „Alle Einfälle für Aufgaben, die Auswahl<br />

von Lesetexten, die Einbeziehung von Abbildungen, sowie Vorschläge einer bestimmten<br />

Testgliederung müssen daher immer vor dem Hintergrund bewertet werden, ob sie dazu<br />

beitragen, dass das Item die intendierte Kompetenz misst.“ (Granzer, Böhme & Köller, 2008,<br />

S. 19)<br />

Die anfangs beschriebenen Kompetenzbereiche/Deskriptoren müssen also immer im<br />

Mittelpunkt der Entwicklung bleiben und bilden die Drehscheibe für die Aufgabenerstellung.<br />

Lienert, Raatz und Lienert-Raatz (1998, S. 32) stellen Anforderungen an eine gute Aufgabe:<br />

a) Die Aufgabe als inhaltliche Ganzheit soll einen wesentlichen Aspekt des<br />

untersuchten Persönlichkeitsmerkmals betreffen.<br />

b) Jede Aufgabe soll von jeder anderen inhaltlich unabhängig sein. Die Lösung<br />

einer bestimmten Aufgabe darf keinen Hinweis für die Lösung irgendeiner<br />

anderen enthalten und schon gar nicht deren Lösung bedingen.<br />

c) Jede Aufgabe soll speziell, konkret und wirklichkeitsnah (ökologisch)<br />

gestaltet sein, nicht hingegen allgemein, abstrakt und wirklichkeitsfern.<br />

91


Als drittes Beispiel für die wesentlichsten Fragen im Zusammenhang mit der<br />

Itemkonstruktion führen wir Brigit Eriksson und Ulrike Behrens (Belgrad, Eriksson, Pabst-<br />

Weinschenk & Vogt, 2008, S. 22f; Behrens, 2010, S. 33ff) an:<br />

Wie sollen die Aufgaben aussehen? Welchen Inhalt haben sie? Sollen sie dem<br />

Erfahrungshorizont der Schüler angepasst sein? Haben alle Schüler das gleiche<br />

Vorwissen? Soll das Thema vor dem Hören bekannt sein (Vorentlastung)? Darf der<br />

Schüler die Items vor dem Hören oder erst danach lesen (Lenkung)? Darf sich der<br />

Schüler Notizen machen? Beeinflusst die Reihenfolge der Items die Leistung? Wie<br />

hoch ist die Anzahl der Distraktoren pro Item? Welche Antwortformate sind valide<br />

und beeinflussen die Leistung?<br />

Dazu ist im Anhang eine typische HV-Aufgabe (Pilotierung BIFIE 2011, Hörbeitrag<br />

„Wetterbericht“). 38 Diese <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe (BEISPIEL A) des BIFIE kam beim<br />

Pilotieren zu den Effekten der Aufgabenpräsentation als Beispielaufgabe zum Einsatz.<br />

Wie eingangs erwähnt, sind bei der Erstellung von HV-Aufgaben viele Punkte zu<br />

beachten. Es stellt sich deshalb die Frage: Gibt es nach den bisherigen Forschungsergebnissen<br />

die typische <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe, die Aufgabe, die brauchbare Leistungsmessungen liefert?<br />

Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wenden wir uns den Testaufgaben (im Unterschied<br />

zu Lern- und Übungsaufgaben) 39 zu, die dazu dienen, das erreichte Niveau zu überprüfen und<br />

wollen feststellen, „ob und inwiefern eine bestimmte Vorgehensweise oder Strategie in einem<br />

Kompetenzbereich angewendet wird“ (Krelle & Spiegel, 2009, S. 206).<br />

Dass es die optimalen Aufgaben im <strong>Hörverstehen</strong> noch nicht gibt, stellte sich z.B. im<br />

Rahmen des Testsettings für HarmoS Schulsprache heraus. Die gemachten Erfahrungen<br />

zeigten, dass die Hörtextauswahl, die Testchoreographie und die Itemkonstruktion ganz<br />

wesentlich die „Lösungswahrscheinlichkeit von Aufgaben“ (Eriksson & Waibel, 2010, S. 72)<br />

bestimmen. 40<br />

Zur Illustration dessen, was bisher an <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben bei großen Pilotings<br />

verwendet wurde, sind das oben erwähnte Beispiel (A) des BIFIE und ein Beispiel (B)<br />

„Reportage aus der Stadt Pribjat“ aus dem Projekt HarmoS im Anhang. 41<br />

Die einzelnen Hörbeispiele sind aufgrund der anfangs genannten Gründe in ihrer<br />

Konstruktion unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen, dass eine Aufgabe aus den allgemeinen<br />

38<br />

Alle Hörbeispiele, die bei der Testung verwendet wurden, sind nicht vom BIFIE freigegeben und können deshalb auch<br />

nicht im Anhang angegeben werden. Die Beispielaufgabe „Wetterbericht“ ist aber im Anhang zu finden.<br />

39<br />

Krelle und Spiegel (2009, S. 206) unterscheiden je nach Funktion der Aufgabenstellung Lernaufgaben, Übungsaufgaben<br />

oder Prüfungs- und Testaufgaben.<br />

40<br />

Vgl. Kap. 3.4.3 bis 3.4.5.<br />

41<br />

Das Hörbeispiel B ist im Anhang B.<br />

92


Instrukttionen,<br />

einemm<br />

Hörtext, einer oder mmehreren<br />

Fragen,<br />

die ddas<br />

Verstehen<br />

lenken und u einer<br />

Antworrtaufgabe<br />

bbesteht<br />

(WWeeren,<br />

19992,<br />

S. 58) ). Alle vier<br />

Kompoonenten<br />

bes stimmen<br />

gemeinssam<br />

die Schhwierigkeit<br />

eines HV-TTests,<br />

die au uf Basis derr<br />

Bildungssttandards<br />

in Deutsch<br />

entwickkelt<br />

und dannn<br />

der Auswwertung<br />

zuggeführt<br />

werd den und dessen<br />

Rohwerrt<br />

interpretiert<br />

wird,<br />

um festzzustellen,<br />

ob<br />

ein Schüler<br />

die geforrderten<br />

Kom mpetenzen eerreicht<br />

hat.<br />

Auswertung<br />

Antworten<br />

Abbiildung<br />

22: WWesentlichee<br />

Kriterien und u Teile eiiner<br />

HV-Auffgabe<br />

Fragen (siehe auchh<br />

Kap. 3.5):<br />

Bildungs<br />

stanndards<br />

Deuutsch<br />

8. SSchst.<br />

DIEE<br />

HV-<br />

AUFGGABE<br />

Fraagen<br />

(1) WWas<br />

soll geemessen<br />

werden?<br />

- das Konstrukt HV H (siehe OOperationalisierung,<br />

Ka ap. 3.2)<br />

(2) IIn<br />

welchemm<br />

Kontext finndet<br />

die Tesstung<br />

statt? (z.B. verpfflichtend,<br />

mmit<br />

Testleiter r)<br />

(3) WWo<br />

wird geetestet?<br />

- diee<br />

Situation (z.B. in der eigenen Scchule,<br />

im Kllassenraum)<br />

)<br />

(4) WWer<br />

wird ggetestet?<br />

- diie<br />

Zielgrupppe<br />

(Definition<br />

der betrooffenen<br />

Schhüler)<br />

(5) WWas<br />

ist einee<br />

typische HHörversteheensaufgabe?<br />

? - Vorgabenn<br />

für Hörveerstehensauf<br />

fgaben<br />

Die folggende<br />

Graffik<br />

zeigt, wwelchen<br />

Kritterienbereic<br />

chen bei deer<br />

Entwickluung<br />

von HV V-Tests,<br />

zusätzlich<br />

zu Fachhstrukturen,<br />

Deskriptorren<br />

und Kom mpetenzbesschreibungeen,<br />

Aufmerk ksamkeit<br />

geschennkt<br />

werden muss, insbees.<br />

bei der Entscheidun ng über diee<br />

Erstellungg<br />

der Aufga aben. Sie<br />

93<br />

Instruktioneen<br />

Stimulus-<br />

Hörtexte<br />

In dieseem<br />

Konstruuktionsprozess<br />

stellen sich für di ie Entwickllungsarbeit<br />

die grundl legenden<br />

(6) WWie<br />

wird der<br />

Test prässentiert?<br />

- ddie<br />

Präsenta ationsform (auditiv, schhriftlich,<br />

etc c.)


verdeutlicht auch die zentrale Stellung der HV-Aufgabe im HV-Test, unabhängig von<br />

Individual-, Schul- oder Systemebene.<br />

SITUATION<br />

um die Testung<br />

(Zeit, Raum, etc.)<br />

KONTEXT<br />

Gegenstand der Messung<br />

Vorgaben, Verpflichtung,<br />

Hilfsmittel, Testleitung usw.<br />

HV-TEST<br />

Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe x<br />

Instruktion<br />

Stimulus<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Instruktion<br />

Stimulus<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Abbildung 23: Zu beachtende Anforderungen und situative Merkmale<br />

bei der Testkonstruktion<br />

Der Aufbau einer <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe und die zu beachtenden Kriterien werden in diesem<br />

Kapitel im Besonderen behandelt, ebenso wie die Kriterienbereiche bei der Entwicklung von<br />

HV-Tests.<br />

3.4.1 Hinweise zu einer „typischen“ Einleitung bei der HV-Aufgabe<br />

Vor den Instruktionen erfolgt meist eine Einleitung, als „Motivation zur Bearbeitung“ der<br />

HV-Tests. „Sie kann z.B. im positiven Fall Interesse hervorrufen oder im negativen durch ihre<br />

Länge schon abschrecken“ (Raab-Steiner & Benesch, 2010, S. 49).<br />

94<br />

Instruktion<br />

Stimulus<br />

Frage<br />

Antwort<br />

Lösung - Auswertung der Aufgaben<br />

ZIELGRUPPE<br />

Merkmale Testpersonen<br />

PRÄSENTATION<br />

des<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stests


Die Einleitung sollte folgende Angaben enthalten (vgl. Raab-Steiner & Benesch, 2010, S. 49f<br />

und Testleiterhandbuch Vorpilotierung, BIFIE 2011 42 ):<br />

Begrüßung<br />

Die persönliche Vorstellung<br />

Die Einrichtung, wofür der Test gemacht wird<br />

Zweck und Art des Tests<br />

Warum ist Zuhören so wichtig?<br />

Erklärung der Weiterverwendung<br />

Zusicherung der Anonymität<br />

Bitte um rasche und vollständige Bearbeitung der Testfragen<br />

Ablauf des Testverfahrens<br />

3.4.2 Die Instruktion als wesentlicher Teil der HV-Aufgabe<br />

Bei Instruktionen unterscheidet man im Testkontext zwischen allgemeinen Instruktionen, die<br />

den Testablauf regeln und den Instruktionen zur konkreten Fragestellung (als Teil einer<br />

Aufgabe). Solche Instruktionen sind standardisiert und werden in jeder Schule vom<br />

geschulten Testleiter im gleichen Wortlaut gegeben.<br />

Die allgemeinen Instruktionen dienen der Erklärung der Aufgaben und deren<br />

Bearbeitung und sind bei allen HV-Tests ähnlich. Die Schüler erfahren, was sie während des<br />

Testverfahrens erwartet.<br />

Eine Instruktion aus der österreichischen Untersuchung zu dieser Forschungsarbeit ist<br />

im Anhang zu sehen (BIFIE, Testleiterhandbuch, 2011, S. 3f) 43<br />

Ein anderes Beispiel für eine (wesentlich kürzere) Instruktion zur Aufgabe stammt aus<br />

Deutschland (Grotjahn, 2000, S. 24):<br />

Lesen Sie zuerst den Teil 1 gut durch. Sie haben dazu 30 Sekunden Zeit.<br />

Sie hören die Stellungnahmen von 5 Personen, die zu einem Thema befragt werden.<br />

Entscheiden Sie, ob die Sätze 41-45 richtig (R) oder falsch (F) sind, indem Sie das<br />

entsprechende Kästchen ankreuzen. Sie hören diesen Text nur einmal.<br />

42 Siehe Anhang G „Testleiterhandbuch“<br />

43 Das Beispiel „Instruktion“ ist im Anhang G, BIFIE, 2011<br />

95


Die Instruktion kann die Schüler auf das Thema einstimmen, um ihre Aufmerksamkeit und ihr<br />

Interesse zu wecken (= Lenkung oder Vorentlastung). Sie kann ebenso festlegen, wann die<br />

Fragen beantwortet werden sollen: Nach dem Hören oder während des Hörens. In den<br />

Instruktionen zu unserer Arbeit wurden diese Aufforderungen absichtlich nicht<br />

ausgesprochen, um zu beobachten, wann die Schüler die Fragen beantworten. Dies wurde in<br />

einem Beobachtungsbogen festgehalten. Auch wurde nicht explizit festgelegt, ob die Schüler<br />

sich während des Hörens Notizen machen dürfen.<br />

Die Grundanforderung an Instruktionen ist, dass sie einfach, klar und gut verständlich<br />

sein sollen und das kann durch das Einhalten der Textmerkmale zur Verständlichkeit (siehe<br />

Abb. 25) erreicht werden.<br />

3.4.3 Hörtext - Stimulus<br />

Ein Hörtext ist der Stimulus, der am Beginn einer <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe präsentiert<br />

(abgespielt) wird. Er dient als Input für die Schüler, deren <strong>Hörverstehen</strong>sleistung durch die<br />

Aufgaben gemessen werden sollten und ist Ausgangspunkt für die nachfolgenden Fragen und<br />

Antworten, mit denen überprüft wird, ob der Schüler den Inhalt des Hörtextes verstanden hat.<br />

Dieser Text muss der Zielgruppe (Schüler im Alter von 14-15 Jahren) entsprechen,<br />

inhaltlich zu deren Lebenswelt passen und er sollte möglichst authentisch 44 sein, wobei sich<br />

die Forschung in diesem Punkt nicht einig ist. Dies zeigt das folgende Kapitel.<br />

3.4.3.1 Forderung nach Authentizität<br />

Ziel eines HV-Tests ist die Generalisierbarkeit der Ergebnisse: Die Übertragung des<br />

Messergebnisses über die HV-Kompetenzen eines Schülers auf sein „wirkliches“ Können in<br />

Alltagssituationen (Real-life-Kompetenz). Ein authentischer Test mit seinen Hörtexten, seiner<br />

Gestaltung von Textaufgaben ist damit „die Schaffung einer (künstlichen) Situation, welche<br />

jedoch die entscheidenden (sprachlichen und kognitiven) strukturellen Merkmale echter<br />

<strong>Hörverstehen</strong>saufgaben nachbildet“ (Paschke, 2000a, S. 62).<br />

Authentizität bei Texten bedeutet bestimmte Texteigenschaften (wie das Vorkommen<br />

der Merkmale gesprochener Sprache und textsortenspezifischer Merkmale authentischer<br />

44 Die Forderung nach Authentizität hat auch beim BIFIE für die BIST-<strong>Hörverstehen</strong>stests oberste Priorität (BIFIE,<br />

Längauer-Hohengaßner und Lewin, 27. 07. 2011).<br />

96


Hörtexte, Originaltexte) und damit verbunden die Erstellung valider Höraufgaben. Dabei ist<br />

es wichtig, die Zielgruppe zu berücksichtigen, deren Alter, deren Interesse und deren<br />

Vorwissen. (vgl. Paschke, 2000a, S. 63)<br />

Der Einfluss des Textes auf die kognitiven Leistungen bei einem HV-Test ist<br />

unbestritten. Die Frage, ob nur authentische Texte bei diesen Tests verwendet werden sollen,<br />

darüber wird in der Literatur ausgiebig diskutiert. Einig sind sich die Autoren, dass „die im<br />

Test eingesetzten Hörtexte wesentliche, textsortenspezifische Merkmale von authentischen<br />

Hörtexten aufweisen und damit repräsentativ für reale Sprachsituationen sein“ sollen (Buse,<br />

2008, S. 13).<br />

Befürworter der Authentizität plädieren dafür, nur originale Texte zu verwenden, sie<br />

nicht zu kürzen oder zu vereinfachen:<br />

H[ör]T[exte] sollen nicht vereinfacht, sondern inhaltlich und sprachlich komplex,<br />

voll emotionaler Färbung und natürlicher Sprechgeschwindigkeit sein. Gegen die<br />

bewusste Konstruktion von Texten (nach welchen Gesichtspunkten auch immer)<br />

spricht auch die Tatsache, dass es sich bei großen Teilen des sprachlichen Wissens<br />

um unbewusstes Wissen handelt, das daher in konstruierte Texte nicht bewusst<br />

einfließen kann. (Wildmann/Fritz, 1996, zit. n. Paschke, 2000a, S. 63)<br />

Andere Autoren hingegen geben an, dass das Hauptkriterium nicht ist, authentische oder<br />

nachgestellte (an imitation of real life) Hörtexte zu verwenden, sondern darauf zu achten, dass<br />

alle verwendeten Texte der real gesprochenen Sprache entsprechen und ihre Merkmale<br />

aufweisen.“[…] hierzu gehören besondere syntaktische, lexikalische und phonologische<br />

Phänomene spontaner Äußerungen wie z.B. Ellipsen, Zögern, Satzabbrüche,<br />

Selbstkorrekturen, Füllwörter, Akzent, Melodie, etc.“ (Buse, 2008, S. 14).<br />

Die Gefahr bei adaptierten oder selbst produzierten Texten ist, dass sie künstlich wirken<br />

können und Hörgewohnheiten schaffen können, „die sich beim späteren Umgang mit<br />

authentischem Sprachmaterial […] als hinderlich erweisen können“ (Solmecke, 1991b, S.<br />

288, zit. n. Paschke, 2000a, S. 64) und auch das Übertragen auf die Deskriptoren erschweren<br />

könnten (vgl. Paschke, 2000a, S. 63f).<br />

Für die Erstellung von HV-Tests sieht auch Buck (2001, S. 87) dieselben Probleme bei<br />

nicht authentischen Texten. Durch die spontan gesprochene Sprache mit ihren<br />

Wiederholungen, Pausen, Geräuschen, Abbrüchen, usw. wird es für die Itementwickler<br />

schwierig, Items zu erstellen: „The first concerns the fact that speakers need to speak<br />

spontaneously to produce realistic spoken language, but test-developers need to control what<br />

97


speakers say in order to make test items” (Buck, 2001, S. 87). Die Entwickler bevorzugen<br />

deshalb laut Buck Originaltexte aus dem Radio, die zusätzlich noch transkribiert sind. Diese<br />

verwenden sie wie authentische Texte, aber Buck wendet ein, dass solche Texte nur einen<br />

Texttyp repräsentieren und möglicherweise auch zu wenige Merkmale der gesprochenen<br />

Sprache aufweisen. Hinzuzufügen ist hier noch, dass Radiosendungen nicht immer originale<br />

Sprechsituationen wiedergeben, sondern auch diese Texte sind schon adaptiert und bearbeitet.<br />

Ein anderes Problem sieht Buck wiederum bei der bevorzugten Verwendung von<br />

authentischen Texten. Sie können für leistungsschwächere Schüler zu schwer sein. 45<br />

Originaltexte oder reproduzierte Texte zu <strong>Hörverstehen</strong>ssituationen? Diese Frage lässt<br />

sich derzeit nicht eindeutig beantworten. Dennoch als Fazit: Entspricht ein Text der<br />

gewünschten Textsorte und weist er deren spezielle Merkmale und Spracheigenheiten auf,<br />

dann können bei HV-Tests auch gekürzte, vereinfachte und adaptierte Texte zum Einsatz<br />

kommen, vorausgesetzt, sie bilden eine passende Grundlage für die nachfolgenden Items.<br />

3.4.3.2 Was ist ein guter Hörtext?<br />

Die Verständlichkeit des Textes steht im Vordergrund und ein komplizierter langer Hörtext<br />

(wie das Beispiel im Kapitel 3.4.3.3) widerspricht eindeutig den vier „Verständlichmachern“<br />

(Einfachheit, Gliederung, Kürze/Prägnanz und der zusätzlichen Stimulation) des Psychologen<br />

Schulz von Thun, der sich mit der Verständlichkeit von Texten eingehend befasst hat (Schulz<br />

von Thun, 1995, S. 141).<br />

Ob nun ein Hörtext als gut verständlich empfunden wird, hängt nicht nur vom Inhalt,<br />

der Sprache und vom Aufbau eines Textes ab. Der Einfluss von anderen Faktoren, speziell für<br />

das Hören, spielt natürlich eine große Rolle. Faktoren, wie Hintergrundgeräusche, Dynamik<br />

und Verständlichkeit der Stimme, Verwendung von Dialekten, viele Sprecherrollen, das<br />

Sprechtempo, ein Zögern der Sprecher, Versprecher, Wiederholungen und Sprechpausen usw.<br />

beeinflussen die Verständlichkeit (Weeren, 1992, S. 58) und bestimmen somit den<br />

Schwierigkeitsgrad eines Hörtextes.<br />

Ebenso beeinflussen die vielen Kontexte, in denen ein Text vorkommen kann, Auswahl<br />

und Produktion eines Hörtextes. Hauptsächlich werden Texte bei HV- Tests aus dem<br />

Alltagsleben der Schüler verwendet (siehe Kap. 3.4.3.1), die sich in ihrer Präsentationsform<br />

45 Siehe nachfolgendes Hörbeispiel aus dem Radio (hr2, Wachtel, 2009) im Kap. 3.4.3.3.<br />

98


unterscheiden: Auf der einen Seite monologische, dialogische und handlungsanweisende<br />

Texte, auf der anderen Seite spontane Texte (informelle Texte) oder vorbereitete Texte<br />

(formelle Texte), die argumentativ, beschreibend, erklärend, instruktiv oder kommunikativ<br />

wiedergegeben werden (mündl. Auskunft von Längauer-Hohengaßner, Kuhn & Breit, BIFIE,<br />

2010; Bremerich-Vos, Granzer & Köller; Buse, 2008). Die Textauswahl, das Genre von<br />

Texten, ist umfangreich: Literarische Texte, medial vermittelte Texte, anweisungsbezogene<br />

Texte, Vortragstexte, Kommentare, Telefongespräche, Interviews usw. Die Liste ließe sich<br />

noch lange fortsetzen. Paschke (2000a, S. 26) schlägt vor, dass zur Überprüfung der<br />

<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz in ihrer ganzen Bandbreite „Hörtexte unterschiedlichen<br />

Formalitätsgrades zu berücksichtigen“.<br />

Die visuelle Unterstützung eines Hörtextes ist ein weiteres Kriterium, das diskutiert<br />

werden muss. Die Unterstützung durch Bilder kann die Verständlichkeit eines Hörtextes<br />

erleichtern, es muss jedoch beachtet werden, dass die visuellen Reize nicht zu umfangreich<br />

oder unpassend sind, da ansonsten das Arbeitsgedächtnis 46 überlastet wird (Buse, 2000, S.<br />

15f). Bei den bisherigen HV-Tests kamen visuelle Reize so gut wie nie vor, man beschränkte<br />

sich auf rein auditiv vermittelte Texte. Beachtet werden muss, dass visuelle Reize auch eine<br />

Störvariable sein könnten.<br />

Nach der jeweiligen Hörerrolle werden bestimmte Textsorten eingesetzt: Ist der Hörer<br />

„Gesprächsteilnehmer, Zuhörer (und Adressat) oder zufälliger Mithörer“ (Buse, 2008, S. 14).<br />

Bei den bisherigen HV-Tests nimmt der Hörer meist die Rolle des Zuhörers ein, da die<br />

Präsentation medial in Form von Tonträgern vermittelt wird und der Zuhörer keine<br />

Gelegenheit bekommt, sich am Gespräch zu beteiligen.<br />

Diese Variante, das <strong>Hörverstehen</strong> im Dialog oder im Gespräch, der interaktive Bereich<br />

des <strong>Hörverstehen</strong>s, wird bis jetzt beim Testen vernachlässigt. Der Grund dafür ist sicher der<br />

große Aufwand der Durchführung in großen HV-Tests. (vgl. Buse, 2008, S. 14f) Auch der<br />

Deskriptor 5 der österreichischen Bildungsstandards, bei dem es um die Körpersprache, die<br />

Mimik und Gestik als Mittel der Kommunikation geht, wurde bis jetzt bei den Vortests<br />

ausgeklammert, da die Erstellung einer Videoaufnahme zu aufwändig ist. In weiterer Folge<br />

wird man aber auch dazu kommen müssen, um den 5. Deskriptor bei der Überprüfung nicht<br />

zu vernachlässigen, ist doch diese Kompetenz für eine gute Kommunikation besonders<br />

wichtig.<br />

46 Vgl. Kap. 2.2.1.2.<br />

99


3.4.3.3 Der Versuch einer Zusammenfassung der Kriterien<br />

Welcher Text nun bei HV-Tests als Stimulus günstiger Weise verwendet werden sollte, dazu<br />

gibt es in der Literatur unterschiedliche Aussagen. Hier wird nun der Versuch unternommen,<br />

die einzelnen Kriterien für Stimuli, die einen guten Text definieren, zusammenzufassen.<br />

Gemeinsam ist allen Autoren, dass sie folgende vier Punkte, die für die Eignung eines<br />

Textes ausschlaggebend sind, für wichtig erachten: 47<br />

a) Die Länge des Textes<br />

b) Die Textsorte<br />

c) Das Thema<br />

d) Die Textschwierigkeit<br />

(a) Die Länge des Textes<br />

Die Textlänge muss dem Alter der Schüler angepasst werden. Je länger ein Text ist, desto<br />

schwieriger wird er sein. Ein längerer Text muss deshalb übersichtlich gestaltet sein. Die<br />

Übersichtlichkeit eines Textes basiert auf einer guten Gliederung, dem Aufbau des Textes<br />

und ist umso wichtiger, je umfangreicher ein Text ist. Dazu gehört für einen Hörtext die<br />

Ankündigung, wie ein Text aufgebaut ist, neben Pausen, Betonungen, stimmliches<br />

Herausheben wichtiger Stellen, der logische Aufbau des Textes (die Folgerichtigkeit) und der<br />

Hinweis auf Querverbindungen (vgl. Schulz von Thun, 1995, S. 144).<br />

Ist der Text zu lang, zu ausführlich, dann schweifen die Schüler ab und ihre<br />

Aufmerksamkeit wird geringer. Sie hören nicht mehr zu. Ein sehr langer Text erfordert vom<br />

Hörenden eine hohe Konzentrationsfähigkeit. Es besteht die Gefahr, dass ein Schüler dem<br />

Text nicht mehr folgen kann und deshalb aufgibt und keine Chance mehr hat, den Test<br />

erfolgreich zu beenden. Kurzen und prägnanten Texten ist deshalb der Vorzug zu geben, das<br />

entspricht dem Prinzip des Psychologen Schulz von Thun (1995, S. 146) nach der Kürze und<br />

Prägnanz eines Textes.<br />

Hier ein Beispiel für einen authentischen unübersichtlichen Hörtext - eine<br />

Radiosendung (hr2, 2009 - zitiert nach Wachtel, 2009):<br />

47 vgl.www.isb-gym8-lehrplan.de/.../<strong>Hörverstehen</strong>-Grundlagen.doc; Bremerich-Vos, Granzer & Köller, 2008; Wiemann,<br />

2009. Wenn nicht anders angegeben, bilden diese drei Quellen die Grundlage des Abschnittes „Länge des Textes bis<br />

Textschwierigkeit“.<br />

100


Im Programm von hr2 nehmen wir uns jetzt Zeit für eines der ruhigen, lang<br />

ausgedehnten Kammermusikstücke aus der letzten Schaffensperiode des 1987<br />

verstorbenen amerikanischen Komponisten Morton Feldman. Wie viele seiner<br />

Arbeiten ist auch dieses, kurz vor seinem Tod fertig gestellte Werk mit der Angabe<br />

der Besetzung betitelt: „Piano, Violine, Viola, Cello“. Dies verweist auf Feldmans<br />

vorrangiges Interesse am konkreten Klang- und das heißt, insbesondere an den<br />

Klangfarben der Instrumente – und auf seine Ablehnung jeglicher Abstraktion, etwa<br />

der der traditionellen europäischen Kunstmusik, die das Wesentliche eines Klanges<br />

in seiner Tonhöhe festmachen zu können glaubte, unabhängig von der Lage oder von<br />

dem Instrument […]. (Wachtel, 2009, S. 56)<br />

Hören wir hier weiter zu? Weckt dieser Text unser Interesse? Es wäre leichter, diesen Text zu<br />

lesen, man könnte ihn dann immer und immer wieder lesen, aber hören? Wir haben in diesem<br />

Beispiel nur eine Chance, den Text zu verstehen - der Text besteht aber aus einem sehr langen<br />

Satz von 49 Wörtern! Das verfehlt eindeutig das Ziel von Hörtexten, den Text nach<br />

einmaligen Hören im Wesentlichen verstehen zu können. Dieser Text entspricht also nicht den<br />

oben genannten Kriterien von Schulz von Thun.<br />

Kürzt man nun den Text unter den von Schulz von Thun geforderten Aspekten der<br />

Kürze, der Prägnanz und der Einfachheit eines Textes, dann könnte folgender verständlicher<br />

Text als Hörtext verwendet werden (Schulz von Thun, 1995, S. 141f):<br />

„Im Programm von hr2 spielen wir jetzt ein Kammermusikstück des amerikanischen<br />

Komponisten Morton Feldman. Dieses Werk wurde kurz vor seinem Tod fertig gestellt. Das<br />

Stück heißt „Piano, Violine, Viola, Cello“. Das ist auch die Besetzung dieses Werkes ...“<br />

(b) Die Textsorte<br />

Ob es sich um ein Interview, eine Gebrauchsanweisung, einen Wetterbericht usw. handelt, ist<br />

nicht so ausschlaggebend. Um die passende Textsorte auszuwählen, ist besonders das<br />

Vorwissen der Schüler zu berücksichtigen, ein zu umfangreiches Weltwissen darf nicht<br />

vorausgesetzt werden. Die Textsorte sollte „authentisch, kommunikativ, abwechslungsreich<br />

und repräsentativ sowie schülermotivierend und altersgerecht sein“ (Staatsinstitut für<br />

Schulqualität und Bildungsforschung München, n.d.). Der Anspruch an eine Hörtextsorte<br />

scheint hoch zu sein. All diese Ansprüche fallen unter die Rubrik „Authentizität eines Textes,<br />

im Sinne eines Originaltextes, eines pädagogischen Textes und eines einfachen oder<br />

schwierigen Textes“. (vgl. Kap. 3.4.3.1)<br />

101


Im CEFR – Raster 48 sind viele Textsorten angeführt. Grundsätzlich stellt sich die Frage nach<br />

der Herkunft dieser Textsorten. Die Verwendung von Originaltexten aus dem Radio,<br />

Fernsehen oder Internet bietet sich an oder ist es besser, selbst Hörtexte zu produzieren und so<br />

Alltagssituationen zu reproduzieren (Frage nach der Authentizität)? Dabei ist aber zu<br />

beachten, dass reproduzierte Texte die wirklichen Gesprächs- und Hörsituationen verfälschen<br />

können.<br />

Hier nur ein kleiner Auszug aus dem CEFR-Raster (Bremerich-Vos, Granzer & Köller,<br />

2008), welche Textsorten als Hörtext in Frage kommen:<br />

Debatten und Diskussionen<br />

Unterhaltung<br />

Dialoge und Gespräche<br />

Interviews<br />

Nachrichten<br />

Öffentliche Anweisungen u. Ankündigungen<br />

Vorträge<br />

Predigten<br />

Verkehrsinformationen<br />

Wetterberichte<br />

102<br />

Werbetexte<br />

Informationen<br />

Rituale – Zeremonien<br />

Anweisungen<br />

Sportkommentare<br />

Lieder<br />

Telefongespräche<br />

Hotlines<br />

Fernseh- und Radiodokumentationen<br />

Schülergespräche<br />

Arbeitsanweisungen Gebrauchsanweisungen …<br />

(c) Das Thema des Stimulus<br />

Abbildung 24:Textsortensammlung für Hörtexte 49<br />

Der Anspruch eines Hörtextes, nicht langweilig zu sein, den Schüler zu motivieren oder<br />

authentisch zu sein, bestimmt auch das Thema des jeweiligen Textes. Da die Hörtexte für<br />

HV-Tests für 10jährige bzw. 14jährige Schüler sind, bestimmt der Inhalt unter anderem auch<br />

die Schwierigkeit eines Textes. Je konkreter der Inhalt ist, desto leichter wird der Text<br />

verstanden. Umgekehrt, je abstrakter der Inhalt ist, umso schwieriger wird ein Text.<br />

Die Lebensbereiche, die den Inhalt bestimmen, spielen beim Verstehensprozess eine<br />

große Rolle und fallen unter die Rubrik „Angepasstheit an die Zielgruppe – Alter, Interesse,<br />

Vorwissen“. Daher schlägt der CEFR – Raster Texte aus den Bereichen „Persönliches<br />

48 Siehe Anhang K: CEFR- Raster: Common European Framework of Reference = ist ein Raster “zur Beschreibung von<br />

Merkmalen von Hör-und Lesetexten sowie zur Einschätzung der Verarbeitungsprozesse (operations) bei Hör- und<br />

Leseverstehen, die in direkter Anbindung an entsprechende Deskriptoren des GERS entwickelt wurden.“ (Nold, 2008, S.<br />

82)<br />

Das niederländische CEFR Raster wird zwar hauptsächlich für die Fremdsprache angewendet, aber laut Nold ergibt es<br />

auch eine Richtlinie für Deutsch als Muttersprache. (Nold, 2008, S. 86)<br />

GERS: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen.<br />

49 Siehe Anhang K.


Umfeld“ (Leben zu Hause, Familie, Freunde, Hobbys, Interessen, …), „Öffentlichkeit“<br />

(Zugehörigkeit zur Gesellschaft, Vereinen, Organisationen, Leben in der Öffentlichkeit, …),<br />

„Berufliches Umfeld“ (persönlicher Beruf, …) und „Erziehung und Ausbildung“ (Schule, …)<br />

vor. Besonders für schwächere Schüler ist die Anlehnung an diese Bereiche eine<br />

Unterstützung (Buck, 2001, S. 169).<br />

Unterstützend kann noch sein, dass der Schüler auf das Thema des Textes eingestimmt<br />

wird, also z.B. den Titel erfährt oder Vorinformationen bekommt, die sogenannte<br />

Vorentlastung, die sich positiv auf den Verstehensprozess auswirkt. Ebenso erleichtern<br />

typische Geräusche die Hörsituation (z.B. Bahnhofansage: Ein Lautsprecher, das Geräusch<br />

eines abfahrenden Zuges, …) und das Verstehen. Diese sogenannte Kontextualisierung hilft<br />

bei der Einstimmung auf die Hörsituation und grenzt die Interpretationsmöglichkeiten des<br />

Textes ein (Paschke, 2000a, S. 77; Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010, S. 13).<br />

(d) Die Textschwierigkeit<br />

Letztendlich bestimmt der Zuhörer die Schwierigkeit eines Hörtextes. Es ist sehr subjektiv, ob<br />

ein Text als schwierig wahrgenommen wird. Jeder empfindet einen Text anders und fehlt das<br />

Interesse am Thema, das nötige Vorwissen, sind gewisse Wörter unbekannt oder ist der Text<br />

ganz einfach langweilig, so kann dies das Verstehen beeinträchtigen. „Dass ein Text als<br />

schwierig empfunden wird, kann demnach sprachlich-formale, textorganisatorische und/oder<br />

inhaltliche Ursachen haben“ (Solmecke, 1994, zit. n. Wiemann, 2009, S. 26).<br />

Die Forschung beschäftigt sich schon einige Jahre mit schwierigkeitsbestimmenden<br />

Merkmalen eines Textes, wenn auch zuvor nur für die Fremdsprachen und in weiterer Folge<br />

erst für die Muttersprache Deutsch (vgl. Grotjahn 2000, Böhme, Robitzsch & Buse, 2010).<br />

Eine Vielzahl an Autoren hat sich mit den schwierigkeitsbestimmenden Textmerkmalen<br />

von rezeptiven Fähigkeiten beschäftigt, die einerseits für die Leseverstehenskompetenz und<br />

andererseits auch für die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz bestimmend sind.<br />

Die folgende Übersicht fasst die Merkmale, die die Verständlichkeit eines Textes<br />

erleichtern, aus verschiedenen Perspektiven gesehen, zusammen: Sprache - Inhalt -<br />

Textorganisation - Zielgruppe - Präsentation (vgl. Böhme, Robitzsch & Buse, 2010, S. 90;<br />

Buck, 2001, S. 149ff; Brown, 1995, in Grotjahn, 2005, S. 128; Schulz von Thun, 1995, S.<br />

141f.; Solmecke 2000, in Wiemann, 2009, S. 25; Wachtel, 2009, S. 75)<br />

103


Schwierigkeitsbestimmende Textmerkmale: Was macht einen Text leichter verständlich?<br />

Sprachlich formale Merkmale/Wortschatz Inhaltliche Merkmale<br />

wenig Fremdwörter durchschnittliche Silbenzahl pro Wort Text strukturieren - "Roter Faden" Rückschluss auf vorhandene Informationen<br />

wenig Fachausdrücke einfache Sprache Erzählreihenfolge einhalten Wiederholungen<br />

Vertrautheit mit dem Wortschatz wenige Synonyme<br />

typische Merkmale einer bestimmten<br />

Textsorte<br />

Detailinformationen<br />

altersgemäßer Wortschatz wenig Gegensatzpaare in einem Satz Vertrautheit mit dem Thema wenig globale Information<br />

einfacher Satzbau Vermeidung doppelter Verneinung Konkreter Inhalt Berücksichtigung des Vorwissens<br />

kurze bis mittellange Sätze keine Metaphern genaue Formulierungen<br />

Zusätzliche Stimulanz - Gefühl eines Textes<br />

Verwendung sprachlicher Bilder, bestimmter<br />

einfache Satzverbindungen<br />

mehr Aktiv als Passiv<br />

bekannte Dialekte, Regiolekte und Soziolekte<br />

Tonfall bei bestimmten Textstellen, Ich-<br />

Botschaften<br />

Textorganisatorische Merkmale Schülerbezogene Merkmale<br />

Präsentation<br />

wenig Sprecherrollen Kenntnis der Hörsituation Verständlichkeit und Dynamik der Stimme deutliche Aussprache<br />

wenig Überlappung der Sprecher Abgrenzung zu anderen Kompetenzen Sprechtempo bei NI<br />

Vorinformation vor dem Hören (z.B.<br />

Titel/Thema)<br />

Sprecherrollen klar voneinander<br />

unterscheidbar<br />

Rücksicht auf die Informationsverarbeitung<br />

der Schüler<br />

Sprechtempo bei Umgebungsinformation gute Aufnahmequalität<br />

Übersichtlichkeit<br />

Berücksichtigung des Interesses und der<br />

Lebenswelt der Schüler<br />

wenige Versprecher Betonung des NI<br />

gegliederter Text wenig Inferenzen notwendig angepasste Sprechpausen wenig Störgeräusche<br />

wenige Zwischenrufe und Unterbrechungen kurze bis mittlere Textlänge gute Raumakustik<br />

NI = "jene Information, die benötigt wird, um ein Item korrekt zu bearbeiten.(Buck, 2001, S.12)<br />

Abbildung 25: Schwierigkeitsgenerierende Merkmale eines Hörtextes 50<br />

3.4.4 Frageformate zur Lenkung des Verstehens<br />

Die Fragen haben gemeinsam mit dem Stimulus einen wesentlichen Einfluss auf die<br />

erfolgreiche Beantwortung der Testaufgaben.<br />

Bei der Itemkonstruktion eröffneten aber die Ergebnisse bei HarmoS ein neues<br />

Problemfeld, das bislang aufgrund der fehlenden Forschungsresultate noch nicht ganz gelöst<br />

werden konnte: „Wie kann der Einfluss der Fragen- und Antwortformate auf die<br />

Verstehensleistung kontrolliert werden? Wie können mit den Aufgabenformaten die<br />

anvisierten Sprachhandlungsaspekte plausibel abgedeckt werden?“ (Eriksson & Waibel, 2010,<br />

S. 73)<br />

Sicher ist, dass die Frageformate die „Initialfrage oder Aufforderung, die in der Regel<br />

zu Beginn jedes Items gegeben“ werden, betreffen (Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010,<br />

S. 13). „Zusätzlich steuern Fragen in einem hohen Maß das Textverstehen“ (ebd., S. 12).<br />

Sie bestimmen zusammen mit den Hörtexten und den Antworten „in welchem Umfang<br />

und mit welchem Ziel der präsentierte Hörtext verstanden werden soll“ (Paschke, 2000a, S.<br />

50 Die Übersicht „Schwierigkeitsbestimmende Merkmale“ ist in voller Größe im Anhang E nachzulesen.<br />

104<br />

typische Hintergrundgeräusche einfache und klare Instruktionen<br />

Präsentationshäufigkeit


77). Jede Frage zum Item 51 richtet sich deshalb nach einer bestimmten Art des Verstehens und<br />

damit auch nach den jeweiligen Hörzielen. Die Frage bestimmt die Verstehensebene, die in<br />

den Deskriptoren verdeutlicht ist. Welche Ebene sollte durch die Fragen angesprochen<br />

werden? 52 Diese Ebenen verkörpern die Verstehenstiefe, vom reinen Wiedererkennen<br />

einzelner Begriffe bis zum Schlussfolgern und Interpretieren einzelner Textstellen. (Paschke,<br />

2000a, S. 80f)<br />

Nach diesen Verstehensebenen ergeben sich Hörziele (vgl. Kap. 2.2.1.3), die durch die<br />

Fragen zu den Items ausgedrückt werden. Da, wie schon mehrmals genannt, <strong>Hörverstehen</strong> als<br />

rezeptive Fähigkeit nicht direkt beobachtet werden kann, ist es sehr schwierig, objektive und<br />

valide Aufgaben zur Kompetenzmessung zu entwickeln. Wichtig ist deshalb, festzulegen,<br />

welche Verstehensebene mit der Aufgabe angesprochen werden soll und welche Tiefe das<br />

<strong>Hörverstehen</strong> und damit das Textverstehen eingehen sollten. Paschke (2000a, S. 80f) gibt zu<br />

bedenken, dass die Objektivität abnimmt, je tiefer die Ebene ist. Am besten lassen sich die<br />

Ebene 1 bis 3, nach Solmecke (vgl. Kap. 2.2.1.3 und Abb. 26), objektiv messen, aber das<br />

würde die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz unzureichend abdecken. Es ist daher unerlässlich, „dass<br />

<strong>Hörverstehen</strong>saufgaben so gestaltet werden, dass sie neben reinem Faktenwissen bzw.<br />

Textinformationswissen auch implizite Informationen berücksichtigen, die Schlussfolgerungen<br />

durch den Hörer erfordern“ (Buse, 2008, S. 13).<br />

Bei der Erstellung von Aufgaben ist demzufolge der Grundsatz anzuwenden, dass bei<br />

den HV-Tests die Hörziele und Verstehensebenen genau definiert sein müssen und die Fragen<br />

so gestellt werden, dass nur eine Deutung möglich ist (Grotjahn, 2005).<br />

Anhand von Beispielitems aus unserer Testung wird nun der Versuch unternommen, die<br />

Verstehensebenen zu veranschaulichen, diese kurz zu beschreiben und den Deskriptoren von<br />

Deutsch, 8. Schulstufe, zuzuordnen. Damit sollte deutlich gemacht werden, wie wichtig die<br />

Formulierung der Frage ist, damit das Hörziel, das durch die Deskriptoren bestimmt wird,<br />

erreicht werden kann.<br />

51 Terminologie hier: Ein Item besteht aus der jeweiligen Fragestellung und dem Antwortformat.<br />

52 Verstehensebenen siehe Kapitel 2.2.1.1.<br />

105


Verstehensebenen nach<br />

Solmecke (S), Butkhuzi (B)<br />

und Imhof (I)<br />

Wiedererkennen (S)<br />

Diskriminieren (B)<br />

Suchen (B)<br />

Selektion (I)<br />

Verstehen (S)<br />

Analysieren (B)<br />

Analytisches Verstehen (S)<br />

Interpretation (B)<br />

Organisation (I)<br />

Evaluation (S)<br />

Verifizieren (B)<br />

Integration (I)<br />

Beschreibung der<br />

Verstehensebenen<br />

Zuordnen von Bedeutungen zu<br />

Lauten<br />

Sind die Wörter und Laute<br />

bekannt? Welche Wörter mit<br />

ihren Bedeutungen kenne ich?<br />

Globales, selektives Entnehmen<br />

von Informationen, die im<br />

Gedächtnis gespeichert werden;<br />

Einordnen des Gehörten in einen<br />

Kontext<br />

Es werden Schlussfolgerungen<br />

gezogen: Was will jemand damit<br />

sagen?<br />

Reaktion des Zuhörers:<br />

Persönlich wertende<br />

Stellungnahme, Gehörtes wird<br />

mit dem persönlichen Vorwissen<br />

in Verbindung gebracht, bewertet<br />

und überprüft: Hab ich alles<br />

richtig verstanden?<br />

Hörziel/Hörstil (steuert<br />

Vorgehensweise und den<br />

jeweiligen Hörstil - vgl. Kap.<br />

2.3.2.2)<br />

Selektives <strong>Hörverstehen</strong><br />

Globales <strong>Hörverstehen</strong><br />

Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />

Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />

und<br />

Reflektierendes <strong>Hörverstehen</strong><br />

Abbildung 26: Verstehensebenen 53<br />

Die angeführte Tabelle der Verstehensebenen, die die Rolle der Fragestellung bei den<br />

einzelnen Items verdeutlichen sollte, zeigt, dass es verschiedene Formulierungsmöglichkeiten<br />

der Aufforderungen bzw. Fragestellungen gibt und dass bei der Formulierung die<br />

Hörziele/stile sowie die erwünschten Verstehensebenen eine wichtige Funktion einnehmen<br />

und auch die Grundlage der Deskriptoren bilden sollten. Ob die Deskriptoren Deutsch 8 der<br />

österreichischen Bildungsstandards dem entsprechen, wird hier offen gelassen. Deshalb ist es<br />

empfehlenswert, dass „die Aufgabenentwickler unbedingt vor der Formulierung eines Items<br />

eine klare Entscheidung treffen, welche (Teil-)Kompetenz sie innerhalb welchen<br />

Anforderungsbereichs mithilfe dieses Items messbar machen wollen“ (Granzer, Böhme &<br />

Köller, 2008, S. 19).<br />

Da die Verstehensebenen diese Anforderungen bestimmen, wird bei der Reihung der<br />

Fragen empfohlen, sich am Erzählfaden des Textes zu orientieren, also chronologisch<br />

vorzugehen und zusätzlich die Fragen nach den jeweiligen Verstehensebenen, also nach dem<br />

Schwierigkeitsgrad, zu formulieren: Fragen nach der Textsorte zu Beginn, dann Detailfragen<br />

53<br />

Die Tabelle „Verstehensebenen“ ist in voller Größer im Anhang F zu lesen. Die dazu passenden Hörbeispiele wurden vom<br />

BIFIE nicht freigegeben.<br />

106<br />

Deskriptor der<br />

österreichischen<br />

Bildungsstandards Deutsch 8<br />

Grundvoraussetzung zum HV - Prozess<br />

Deskriptor 2 : Schüler/innen<br />

können die wesentlichen<br />

Informationen gesprochener<br />

Texte verstehen.<br />

Deskriptor 1 : Schüler/innen<br />

können das Hauptthema<br />

gesprochener Texte erkennen.<br />

Deskriptor 3 : Schüler/innen<br />

können grundlegende<br />

Informationen gesprochener<br />

Texte mündlich und schriftlich<br />

wiedergeben.<br />

Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />

können die Redeabsicht<br />

gesprochener Texte erkennen.<br />

Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />

können die Redeabsicht<br />

gesprochener Texte erkennen.<br />

Beispiel einer Testfrage<br />

Hörbeitrag: Hausarbeit<br />

Aufgabe 1: "Wer macht welche<br />

Hausarbeit?"<br />

Hörbeitrag: Vortrag über<br />

Tutenchamun<br />

Aufgabe 1: "Im Vortrag geht es<br />

um…."<br />

Hörbeitrag: Fahndung<br />

Aufgabe 2: "Warum berichtet<br />

man über den Vorfall?"<br />

(Deskriptor 3)<br />

Hörbeitrag: Jung bleiben<br />

Aufgabe 3: "Der Sprecher…"<br />

(Deskriptor 4)<br />

Hörbeitrag: Jung bleiben<br />

Aufgabe 2: "Nenne zwei Dinge,<br />

auf die man bei der Ernährung<br />

achten sollte."


is zu den Fragen, die Schlussfolgerungen und Interpretationen verlangen. (vgl. Granzer,<br />

Köller & Bremerisch-Vos, 2009, S. 363; Grübl, 2010, S. 42)<br />

Um durch die Fragestellung auch die Validität und Objektivität der Items zu<br />

unterstützen, müssen die Fragen, ähnlich wie die Texte, so gestellt werden, dass sie kein<br />

Spezialwissen voraussetzen bzw. alle Schüler das gleiche Vorwissen zum Thema mitbringen.<br />

Paschke (2000a, S. 81f) hinterfragt Deskriptoren wie „im Text enthaltene Informationen“<br />

(ebd. S. 81). Er ist der Meinung, dass der Zuhörer seine persönlichen Bedeutungen bzgl. des<br />

Textinhaltes aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen „konstruiert“ und es ein einheitliches<br />

Verstehen eigentlich nicht gibt. Dieses Verständnis erschwert natürlich die Erstellung von<br />

Items zu den Deskriptoren und ihre konkreten Initialfragen.<br />

Solmecke (Solmecke 1999, zit. n. Paschke, 2000a, S. 82) empfiehlt daher: „Wenn dem<br />

so ist, dann müssen Aufgaben diese Verstehensabsicht entweder präzise steuern, dass ein<br />

Abweichen nicht möglich oder zumindest nicht wahrscheinlich ist, oder aber die<br />

Individualität muss beim Verstehensvorgang ausdrücklich zugelassen und bei der Bewertung<br />

auch berücksichtigt werden.“<br />

Die Aussagen Solmeckes und Paschkes (ebd.) lassen sich durch die folgende<br />

Höraufgabe unterstreichen. Dieses Beispiel wurde bei der zugrundeliegenden HV-Testung<br />

verwendet und wegen der weiteren Verwendung bei den zukünftigen BIST-Testungen leicht<br />

abgeändert. Es zeigte sich bei der Beantwortung der Frage, dass viele der getesteten Schüler<br />

nicht nur die tatsächliche Information aus dem Hörtext als Antwort gaben, sondern sich ihre<br />

eigenen Antworten aus ihrem persönlichen Wissen konstruierten.<br />

Hörbeitrag „Gesundheit“<br />

Nenne mindestens drei von den vier Tipps zum Gesundsein.<br />

Antworte in Stichworten. Schreibe die Antwort auf die dafür vorgesehenen Zeilen.<br />

1. ___________________________________________________________________<br />

2. ___________________________________________________________________<br />

3. ___________________________________________________________________<br />

4. ___________________________________________________________________<br />

Abbildung 27: Höraufgabe – Bsp. einer offenen Fragestellung<br />

107


Die Fragestellungen müssen auch den schwierigkeitsbestimmenden Merkmalen eines Textes<br />

(siehe Abb. 25) entsprechen, da sie ebenfalls kurze Texte darstellen, die der Leser verstehen<br />

soll. Weil die Fragen im Allgemeinen schriftlich gestellt werden, ist es wünschenswert, wenn<br />

sie „kurz, klar und deutlich formuliert werden“ (Grübl, 2010, S. 42), um den Einfluss der<br />

Lesekompetenz möglichst gering zu halten.<br />

Letztendlich manifestiert sich die Forderung nach konkreten und unabhängigen<br />

Aufgaben, die immer nur einen wesentlichen Hauptpunkt beinhalten, in der<br />

Frageformulierung und dann anschließend auch in den Antwortformaten: Je konkreter und<br />

eingegrenzter, umso besser messbar!<br />

3.4.5 Antwortformate und deren Einfluss auf die Validität der Messung<br />

Die Antwortformate bilden den letzten Teil eines <strong>Hörverstehen</strong>stests. Wenn man bei den<br />

Fragen zu den Formaten vom „Schlüssel zum Verstehen“ (Konsortium HarmoS Schulsprache,<br />

2010) spricht, dann kann man die Antwortformate als das „Sichtbarmachen des Verstehens“<br />

(Paschke, 2000a, S. 86) bezeichnen.<br />

Um die Kompetenzen möglichst genau zu erfassen, sind dazu passende Antwortformate<br />

notwendig. Und genau dieser Aspekt ist beim <strong>Hörverstehen</strong> problematisch, da die<br />

Abgrenzung zu anderen Kompetenzen nicht immer eindeutig ist. Die Frage nach der Validität<br />

der Tests (bzgl. der Deskriptoren von Deutsch 8. Schulstufe) stellt sich bei jeder einzelnen<br />

Aufgabe.<br />

Grundsätzlich werden drei Kategorien von Antwortformaten unterschieden:<br />

Geschlossene Antwortformate,<br />

halboffene Antwortformate und<br />

offene Antwortformate.<br />

Wenn ein Schüler seine Antwort selbst schreiben muss, dann spricht man von offenen<br />

Formaten, sind alle oder einige Antworten vorgegeben, sind das geschlossene oder halboffene<br />

Formate.<br />

Zur Veranschaulichung eine allgemeine Übersicht der Formate, die bei Kompetenztests<br />

zum Einsatz kommen:<br />

108


Geschlossene Antwort-<br />

Formate<br />

Halboffene Antwort-Formate<br />

109<br />

Offene Antwort-Formate<br />

Richtig-Falsch-Items Kurzantwort-Items Nacherzählungen<br />

Multiple-Choice-Items Lückentexte Zusammenfassungen<br />

Matching- bzw. Zuordnungs-<br />

Items<br />

Umordnungs-Items<br />

Korrektur-und<br />

Verbesserungsaufgaben<br />

Ergänzungen<br />

Abbildung 28: Formate von Antworten 54<br />

Da für die konkreten HV-Tests, die Grundlage dieser Arbeit sind, die Formate durch das<br />

BIFIE vorgegeben waren (Multiple-Choice-Items, Richtig-Falsch-Items, Matching- bzw.<br />

Zuordnungs-Items und offene Items) werden hier nur diese Formate genauer beschrieben und<br />

auf ihre Validität überprüft. 55<br />

3.4.5.1 Multiple-Choice-Items<br />

„MC-Items bestehen aus einem Item - Stamm, der als Frage oder zu vervollständigende<br />

Aussage formuliert sein kann, und ca. vier Antwortalternativen, wobei die korrekte<br />

Antwortalternative als Target oder Schlüsselantwort und die falschen Antwortmöglichkeiten<br />

als Distraktoren bezeichnet werden.“ (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 20)<br />

Der größte Vorteil von MC-Aufgaben ist derjenige, dass die Bearbeitungszeit durch den<br />

Schüler kurz ist und dies einer kurzen Testzeit entgegen kommt, sie also sehr ökonomisch<br />

sind. Sie können auch von Schülern mit Leseschwäche besser gelöst werden, sofern die<br />

Antwortvorgaben kurz und eindeutig ausfallen. Stehen längere Antworten zur Auswahl, ist<br />

die Gefahr groß, dass einzelne Schüler sie aufgrund ihrer Lesedefizite nicht verstehen können:<br />

„Aufgrund der „Leselast“ von Mehrfachwahl-Aufgaben […] kann es einerseits zur<br />

Überlastung des Arbeitsgedächtnisses, andererseits zu Falschantworten aufgrund mangelnden<br />

Leseverstehens kommen.“ (Paschke, 2000a, S. 87)<br />

Paschke (ebd.) fordert, „MC-Aufgaben (und besonders die Distraktoren) sollten daher<br />

so knapp wie möglich sein und sprachlich schwieriger als der Hörtext selbst ausfallen.“<br />

Kritiker räumen ein, dass Schüler durch MC-Aufgaben in ihrer Beantwortung<br />

eingeschränkt seien und daher nur oberflächliches Wissen abgefragt werden könne und meist<br />

nur die globale Verstehensebene oder das Diskriminationshören erfasst werde. Häufig werden<br />

54 Nach Bremerich-Vos, Granzer & Köller, 2008, S. 20; Raab-Steiner & Benesch, 2010.<br />

55 Die Beispiele zur Veranschaulichung der Antwortformate wurden (wegen ihrer Wiederverwendung bei weiteren BIST-<br />

Testungen hier etwas abgeändert) bei der Testung für diese Arbeit oder bei anschließenden Versuchstestungen (als<br />

Vorbereitung für eine Pilotierung) verwendet und in diesem Kapitel auch kritisch betrachtet.


Details des Textes oder das Thema des Hörtextes abgefragt. (Paschke, 2000a, S. 87) Aber<br />

nicht alle Fachleute stimmen dem zu. Granzer, Böhme und Köller (2008, S. 21) meinen, dass<br />

auch MC-Aufgaben zur Erfassung höherer kognitiven Leistungen eingesetzt werden können:<br />

Die Qualität dieses Item-Typs hängt wesentlich von der sprachlichen und<br />

inhaltlichen Qualität der gewählten Distraktoren ab (vgl. Nitko 2004). Diese sollten<br />

für Schülerinnen und Schüler, welche die richtige Antwort nicht kennen, attraktiv<br />

und plausibel erscheinen, ohne jedoch denjenigen Schüler zu verwirren, welche die<br />

richtige Antwort wissen. (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 21)<br />

Der Entwicklungsaufwand solcher Aufgaben ist erheblich, sollte man doch von offenen<br />

Schülerantworten ausgehen und Fehlantworten dann in Distraktoren umformulieren. Diese<br />

übernehmen auch die Sprache der Jugendlichen und sind daher passender als von<br />

Erwachsenen formulierte (vgl. Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 21).<br />

Neben den Distraktoren und der Lesefähigkeit spielt auch hier das Vorwissen der<br />

Schüler eine Rolle. Es sollten solche Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden, die nur<br />

beantwortet werden können, wenn man vorher den Stimulus gehört hat. Diverse Studien<br />

zeigen, dass 50% - 90% der Aufgaben richtig gelöst werden können, ohne dass die Schüler<br />

den Text gehört haben, nur aufgrund ihres Vorwissens (Paschke, 2000a, S. 88).<br />

Zusätzlich zu diesen Problemfeldern darf man nicht vergessen, dass es bei MC-<br />

Aufgaben doch eine Ratewahrscheinlichkeit von 25% gibt.<br />

Beispiel MC-Item 1<br />

Hörbeitrag 2<br />

1. Warum kann der Oktopus Werkzeuge verwenden?<br />

Kreuze das richtige Kästchen an!<br />

Weil er …<br />

□ … besser denkt als andere Tintenfische.<br />

□ … längere Arme hat als andere Tintenfische.<br />

□ ….sehr wendig ist.<br />

□ … größere Augen hat als Menschen.<br />

Abbildung 29: Höraufgabe - Bsp. MC-Item<br />

Dieses Beispiel aus der Testung zeigt einerseits das Problem der richtigen Distraktoren und<br />

andererseits das der Beantwortung, ohne den Text vorher gehört zu haben. Die richtige<br />

Antwort hier ist „…besser denkt als andere Tintenfische.“ Der Distraktor vier ist nicht<br />

110


plausibel, kein Schüler würde diese Antwort ankreuzen, denn jeder Jugendliche weiß um die<br />

Bedeutung der Augen. Ebenso würde man sich auf Anhieb entweder für die Antwort 2 oder 3<br />

entscheiden, weil man aufgrund des Vorwissens weiß, dass man wendig sein muss, um eine<br />

Flasche zu öffnen und längere Arme das Öffnen zumindest unterstützen können. Das Hören<br />

des Textes ergibt aber die Antwort 1.<br />

Dieses Item muss deshalb noch überarbeitet werden. Dieser Umstand wurde auch durch<br />

das Ergebnis der Testung bestätigt.<br />

Beispiel MC-Item 2<br />

Hörbeitrag „Wetterbericht“<br />

1. Von wo kommen erste Regenschauer?<br />

Kreuze das richtige Kästchen an!<br />

□ Norden<br />

□ Osten<br />

□ Süden<br />

□ Westen<br />

Abbildung 30: Höraufgabe – Bsp. MC-Item<br />

Dieses Item enthält drei Distraktoren und das Wort, das im Text (Westen) schon vorkommt<br />

und von den Schülern wiedererkannt werden muss. Zuzuordnen wäre dieses Item dem<br />

Deskriptor 2: Schüler können die wesentlichen Informationen gesprochener Texte verstehen.<br />

Die klare Frage strukturiert den Text und hilft den Schülern, vor allem bei der Vorentlastung,<br />

genau hinzuhören. Es erfasst allerdings nur das reine Diskriminierungshören (vgl. Abb. 26)<br />

und eignet sich als Einstieg in den Test, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es von fast<br />

allen Schülern gelöst werden kann. Das zeigte sich auch in der Testung zur vorliegenden<br />

Arbeit.<br />

3.4.5.2 Richtig-Falsch-Items<br />

„Diese Items bestehen aus einem Item-Stamm, der als Frage oder Aussage formuliert sein<br />

kann, und ca. vier Antwortalternativen, bspw. „Ja/nein“ oder „Richtig/Falsch“, von denen<br />

eine wahr und die andere unwahr ist“ (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 20).<br />

111


Nach unseren Erfahrungen variiert die Zahl der Antwortalternativen. Der Schüler wählt von<br />

zwei Möglichkeiten diejenige aus, die er als richtig erachtet. Ein Richtig-Falsch-Item ist<br />

außerdem einfacher zu formulieren, „weil man nur eine Lösung zu formulieren hat und somit<br />

gegebenenfalls nur eine Paraphrase vom Text benötigt“ (Klein-Braley, 1992, zit. nach<br />

Paschke, 2000a, S. 89).<br />

Paschke (2000a) kritisiert an diesem Antwortformat, dass die Überprüfung aufgrund<br />

vorher formulierter Hypothesen, die die vorgegebenen Antworten ja sind, nicht das wahre<br />

Textverstehen abbildet und durch die klare Entscheidung zwischen richtig und falsch viele<br />

Möglichkeiten auslässt, die in der „Sprachwirklichkeit“ vorkommen. Die Testsituation bildet<br />

also nicht das gesamte Textverstehen der „wirklichen Welt“ ab.<br />

Der größte Nachteil dieses Antwortformates ist die Ratewahrscheinlichkeit von<br />

mindestens 50%, bei entsprechendem Vorwissen kann sie noch höher ausfallen (Paschke,<br />

2000a).<br />

Im Bereich der HV-Tests kommen Richtig-Falsch-Formate immer öfter zum Einsatz.<br />

Paschke (2000a, S. 89) begründet das folgendermaßen: „Der Vergleich zwischen auditiven<br />

und schriftlichen Input, oder besser: den jeweiligen Bedeutungskonstruktionen, wird<br />

entschieden erleichtert.“<br />

Beispiel R/F Item<br />

Hörbeitrag: 4<br />

1. Im Vortrag geht es um …<br />

Kreuze bei jeder Aussage an, ob sie richtig oder falsch ist. ×<br />

112<br />

richtig falsch<br />

… ägyptische Ausgrabungen. <br />

… Kräuter und Salben. <br />

… das Begräbnis Kleopatras. <br />

… die Todesursache des Pharaos. <br />

Abbildung 31: Höraufgabe – Bsp. Richtig/Falsch Item<br />

Das generelle Thema steht hier im Zentrum der Aufgabe. Die Frage wurde durch eine<br />

Aufforderung ersetzt und zielt auf das globale Verstehen hin. Die Antwort 2 ist nur durch das<br />

genaue Hören des Textes zu beantworten, da die Textstelle nur gering verändert wurde.


(„Ätherische Öle und Salben“ ist die richtige Antwort, ähnlich dem Distraktor „Kräuter und<br />

Salben“). Bei diesem Item ist nicht eindeutig, ob nur die Hörkompetenz erfasst wird, auch die<br />

Merkfähigkeit und vor allem die Konzentrationsfähigkeit spielen eine große Rolle, da so u. a.<br />

Details abgefragt werden.<br />

3.4.5.3 Matching bzw. Zuordnungsitems<br />

„Bei Zuordnungs-Items sollen Elemente zweier Kategorien einander zugeordnet werden,<br />

bspw. Länder und Hauptstädte“ (Granzer, Böhme & Köller, S. 20).<br />

Meist werden vier oder sechs Zuordnungen verlangt. Die letzte Kombination sollte sich<br />

nicht von selbst ergeben, „deshalb werden häufig mehr Zuordnungselemente als Items<br />

angeboten“ (Paschke, 2000a, S. 90).<br />

Beispiel Matching-Item 1<br />

Hörbeitrag „Wetterbericht“<br />

1. Wo hat es welche Temperaturen?<br />

Ordne die Teile 1-4 den Teilen A-D zu.<br />

Ergänze neben den Buchstaben die entsprechende Ziffer. (z.B. D1)<br />

A 1 Grad A__ 1 Innsbruck<br />

B 2 Grad B__ 2 Grazer Becken<br />

C 5 Grad C__ 3 Bregenz und Wien<br />

D 9 Grad D__ 4 Klagenfurt<br />

5 Eferdinger Becken<br />

6 Wiener Becken<br />

Abbildung 32: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 1<br />

Bei Aufgaben wie dem Beispiel oben dürfen nicht alle sechs Antworten im Text vorkommen,<br />

um die Schüler nicht zu verwirren, aber alle Antworten müssen mit dem Thema des Hörtextes<br />

zu tun haben, damit ein genaues Hinhören erforderlich ist.<br />

113


Bei HV-Tests kommen auch sehr oft Zuordnungen von Äußerungen einzelner Personen bei<br />

Gesprächen zum Einsatz.<br />

Dazu ein Beispiel aus dem HV-Test:<br />

Beispiel Matching-Item 2<br />

Hörbeitrag „Sport“<br />

1. Was erzählte welcher Sportler?<br />

Ordne die Teile 1-4 den Teilen A-D zu.<br />

Ergänze neben den Buchstaben die entsprechende Ziffer. (z.B. D1)<br />

A Thomas Geiersbichler A__ 1 Paraolympics<br />

B Thomas Morgenstern B__ 2 Snowboarden<br />

C Claudia Riegler C__ 3 zwei Silbermedaillen<br />

D Andreas Hagara D__ 4 eine Goldmedaille<br />

Abbildung 33: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 2 56<br />

Die Antworten werden nicht in der Reihenfolge des Textes angegeben. Das kann die<br />

Beantwortung erschweren, da das Augenmerk des Schülers immer auf alle Antworten<br />

gegeben sein muss. Bei schwierigeren Texten kann das die Schüler leicht überfordern<br />

(Paschke, 2000a, S. 90).<br />

Der größte Nachteil dieses Formates ist die Folgewirkung einer falschen Zuordnung.<br />

Hat ein Schüler einmal etwas falsch zugeordnet, ergibt sich zumindest bei einer anderen<br />

Zuordnung ein Fehler. Das lässt sich oftmals schwer korrigieren, zumal die Testzeit zu kurz<br />

ist und der Stimulus nicht noch einmal gehört werden kann.<br />

Paschke (2000a, S. 90) wendet auch hier ein, dass dieses Aufgabenformat nicht „die<br />

realen kognitiven Verstehensprozesse“ abbildet. Er ist (ebd.) der Meinung, dass „dies nur der<br />

Fall wäre, wenn zu einem Thema gängige, d.h. erwartbare Meinungen unabhängig vom Text<br />

formuliert würden.“ Die Antworten sollten also „jenen Erwartungen und Assoziationen<br />

entsprechen […], die ein Hörer aufgrund seines Kontextwissens ohnehin bilden würde“<br />

(Glaboniat, 1998, S. 209).<br />

56 Die Aufgaben wurden verändert, gemäß den Anforderungen nach Nichtveröffentlichung der Items von Seiten des BIFIE.<br />

114


Die Schwierigkeit dieses Formates liegt wahrscheinlich darin, das Kriterium des gleichen<br />

Kontextwissens aller getesteten Schüler zu erfüllen.<br />

3.4.5.4 Halboffene und Offene Item-Formate<br />

Da ganz offene Formate in Kompetenztestungen nur in einem geringen Ausmaß vorkommen,<br />

werden hier halboffene und offene Formate zusammengefasst. Beide gehören zu den<br />

produktiven Formaten, d.h. der Schüler muss selbst etwas produzieren und kann sich nicht auf<br />

vorgegebene Antwortmöglichkeiten verlassen.<br />

In Kompetenztestungen setzt man meist halboffene Formen ein, häufig verlangt man<br />

stichwortartige Antworten vom Schüler. Offene Formen, bei denen der Schüler das Gehörte<br />

mit eigenen Worten zusammenfassen muss – z.B. in Form eines Aufsatzes – werden ganz<br />

selten bei Testungen verwendet, da sie eine längere Bearbeitungszeit benötigen, die meist<br />

nicht zur Verfügung steht und vor allem eine „sehr aufwendige und weniger objektive und<br />

reliable Codierung mit sich“ bringt (Granzer, Böhme & Köller, 2008, S. 21).<br />

Nach Granzer, Böhme und Köller (2008, S. 22) sollten offene Fragen nur dort<br />

eingesetzt werden, „wo Multiple-Choice-Items keine zufriedenstellende Messung gestatten“,<br />

also „nicht zur Überprüfung der Informationsentnahme oder zur Abtestung von<br />

Wissensbeständen, sondern vorrangig zur Testung komplexerer Anforderungen“.<br />

Offene Formate verlangen vom Entwickler, vom Probanden und vom Auswerter einen<br />

hohen Einsatz und trotzdem ist die Aufgabe nicht immer objektiv auszuwerten: „Offene<br />

Fragen sind durch ihre mangelnde Objektivität in der Auswertung grundsätzlich nicht<br />

überregional oder landesweit einzusetzen“ (Weeren, 1992, S. 59).<br />

Um trotzdem objektive auswertbare Antworten zu erhalten, hilft man sich damit, dass<br />

die Beantwortung durch konkrete Fragen oder vorgegebene Angaben zum Inhalt stärker<br />

gelenkt werden. Der Nachteil ist, dass der Schüler in seiner Antwort eingeschränkt wird und<br />

die gewünschte Verstehensebene nur schwer erreicht wird.<br />

115


Beispiel Offenes Item<br />

Hörbeitrag „Wetterbericht“<br />

Wo regnet es heute am meisten?<br />

Antworte in Stichworten. Schreib die Antwort auf die dafür vorgesehenen Zeilen.<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________<br />

Abbildung 34: Höraufgabe – Offenes Item<br />

Bei diesem Beispielitem wird die Antwort in Stichworten verlangt. Die Antwort wurde im<br />

Stimulus genau formuliert und die Beantwortung erfordert daher keine allzu komplexe<br />

kognitive Leistung auf Seiten des Schülers, wenn der Schüler erst nach dem Zuhören die<br />

Frage beantwortet und vielleicht sogar die Fragen vorher lesen konnte.<br />

Anders ist das, wenn gleichzeitig gehört, gelesen und beantwortet wird. Dann wird eine<br />

hohe kognitive Leistung verlangt und mehrere Kompetenzen sind notwendig. Dieses Item ist<br />

in diesem Fall auch ein gutes Beispiel für die Abgrenzung der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz zu<br />

den Kompetenzen der Merkfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Schreibfähigkeit. Jede<br />

dieser Kompetenzen wird hier gebraucht, um die Aufgabe zu beantworten. Die Abgrenzung<br />

zu diesen Kompetenzen ist ein Problem offener und halboffener Formate.<br />

Der Vorteil von Formaten in der obigen Form ist, dass sie schneller und in höherer<br />

Anzahl bearbeitet werden können, ebenso wie halboffene Fragen, die in Form von<br />

Lückentexten oder Halbsätzen vorkommen. Trotz aller Nachteile sprechen Fachleute davon,<br />

dass offene und halboffene Formate als ziemlich authentisch angesehen werden können:<br />

„Eine reproduktive Antwort ist im Vergleich zur Auswahlaufgabe prinzipiell<br />

authentischer, das Verschriftlichen der Antwort (Mitschreiben) ist jedoch nur in bestimmten<br />

Fällen (z.B. Notieren der Programmzeiten des Stadtfestes) realitätsnahe“ (Glaboniat, 1998, S.<br />

184). Die Frage nach der Authentizität wird sich also immer stellen und ebenso die Tatsache,<br />

dass solche Aufgaben auch andere Kompetenzen erfordern. Deshalb ist es notwendig, dass die<br />

Anforderungen an die Merkfähigkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Schreibfähigkeit so<br />

gering wie möglich sind und dass sich die Aufgabe „sich so sehr an die Real life-Situationen<br />

der jeweiligen Zielgruppe annähert, dass die kombinierte Messung verschiedener<br />

116


Kompettenzen<br />

in deem<br />

besondeeren<br />

Fall alss<br />

valide ang gesehen werrden<br />

kann“ (Paschke, 2000a, 2 S.<br />

92).<br />

VVor<br />

der Testtung<br />

ist die Grundvoraaussetzung<br />

zu z erfüllen, dass alle AAntwortform<br />

mate den<br />

Schülerrn<br />

bekannt ssind,<br />

denn aauch<br />

„Unbekkanntes“<br />

ka ann zu nichtt<br />

validen Erggebnissen<br />

führen. fü<br />

3.5 EEinzuhalttende<br />

Kriterien<br />

bei HV- -Tests zuur<br />

Überpprüfung<br />

der<br />

BBildungssstandardds<br />

Für HVV-Tests<br />

zuur<br />

Überprüffung<br />

der BBildungssta<br />

andards gibbt<br />

es nochh<br />

weitere Kriterien K<br />

(Bedinggungen),<br />

diee<br />

beachtet wwerden<br />

müssen,<br />

um ei inerseits deen<br />

gesetzlichen<br />

Bestim mmungen<br />

zu entssprechen<br />

unnd<br />

andererseits<br />

die GGütekriterien<br />

n von Tesstverfahren<br />

einzuhalten n. Dazu<br />

gehörenn<br />

wie in Abbb.<br />

23 verdeeutlicht<br />

nebben<br />

der Zielg lgruppe (= PPersonen,<br />

ddie<br />

getestet werden)<br />

der Konntext,<br />

in demm<br />

die Tests stattfinden, die Testsitu uation bei HHV-Tests,<br />

ddie<br />

Präsenta ation der<br />

Tests unnd<br />

die Lösung<br />

und Auswertung<br />

der<br />

HV-Tests.<br />

3.5.1<br />

Der Konntext<br />

von Hörversttehenstest<br />

ts<br />

Ziel<br />

Organnisation<br />

BBildungs<br />

standards<br />

DDeutsch<br />

88.<br />

Schst.<br />

KOONTEXT<br />

AAbbildung<br />

335:<br />

Wesentliiche<br />

Kontex xtbedingunggen<br />

der Testts<br />

117<br />

Kompetenzz-<br />

modell<br />

Gessetzliche<br />

Verordnung


Den Koontext<br />

bildenn<br />

die gesetzzlichen<br />

Vorg<br />

Schulstuufe,<br />

die bei der Entwiccklung<br />

der H<br />

sind kompetenzoriientiert<br />

defiiniert<br />

und h<br />

Erarbeittet<br />

wurdee<br />

ein KKompetenzm<br />

Sprachbbewusstseinn,<br />

Lesen undd<br />

Zuhören/S<br />

umfasstt<br />

die fünf Deeskriptoren.<br />

57<br />

gaben zu de en Bildungssstandards<br />

iim<br />

Fach Deu utsch, 8.<br />

HV-Tests ei ingehalten wwerden<br />

müsssen.<br />

Die Standards<br />

haben als Grundlage G dden<br />

österreiichischen<br />

Lehrplan. L<br />

modell mi it den vvier<br />

Bereeichen<br />

Sc chreiben,<br />

Sprechen. Der D Kompetenzbereichh<br />

Zuhören/S Sprechen<br />

DDie<br />

Überprüüfung<br />

der H<strong>Hörverstehen</strong>nskompeten<br />

nz und der anderen Koompetenzen<br />

n erfolgt<br />

summattiv<br />

am Endee<br />

der 8. Schulstufe<br />

in jeder öster rreichischenn<br />

Schule unnd<br />

wird im Abstand<br />

von dreei<br />

Jahren duurchgeführt.<br />

Die standaardisierten<br />

HV-Tests H wwerden<br />

vomm<br />

BIFIE erstellt<br />

und<br />

an eineem<br />

genau festgelegteen<br />

Tag duurch<br />

gesch hulte Testleeiter/innen<br />

administrie ert. Die<br />

Auswerrtung<br />

und RRückmeldunng<br />

obliegt ebenfalls dem d BIFIE. Ziel der ÜÜberprüfung<br />

g ist die<br />

Qualitättsentwickluung<br />

des Unnterrichts,<br />

dder<br />

Schule und des SSchulsystemms.<br />

(BIFIE, , 2010a;<br />

BGBL. des BMUKKK,<br />

2009)<br />

3.5.2<br />

Die Testtsituation<br />

bei Hörvverstehens<br />

stests<br />

57<br />

Siehe KKapitel<br />

2.3.1.3.<br />

Verpflichtunng<br />

BIFIE<br />

Auswertunng<br />

Rückmelduung<br />

TTestablauf<br />

SIITUATION<br />

Testleiter<br />

Abbilddung<br />

36: Sittuative<br />

Bedi ingungen deer<br />

Tests<br />

118<br />

Scchule<br />

Objeektivität


Die dreijährigen Überprüfungen der Bildungsstandards in Deutsch sind gesetzlich verordnet<br />

und für alle Schüler der 8. Schulstufe verpflichtend. Ausgenommen sind nur Schüler mit<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf und außerordentliche Schüler.<br />

Die Überprüfungen sind im ganzen Bundesgebiet einheitlich und finden am selben Tag<br />

in den Klassenräumen der jeweiligen Schule statt. Getestet werden mehr als je 90.000 Schüler<br />

in der 4. und 8. Stufe. Der Testablauf ist standardisiert, d.h. der Ablauf, die Instruktionen und<br />

die Testzeiten sind vom BIFIE vorgegeben und einzuhalten. Dafür werden schulinterne<br />

Testleiter vom BIFIE ausgebildet. Diese übernehmen die Testleitung an der Schule, mit der<br />

Auflage, der Testleiter sollte die zu testende Klasse nicht selbst unterrichten bzw. (in der Sek.<br />

I) auch das geprüfte Fach nicht. Zur Qualitätsprüfung werden an 10% der Schulen externe<br />

Testleiter, die vom BIFIE zufällig ausgewählt werden, eingesetzt. (BIFIE, 2010a)<br />

Die Überprüfung erfolgt anonym, d.h.<br />

[…] das BIFIE arbeitet ausschließlich mit Schüler-IDs, die von der Schule vergeben<br />

werden. […] Das BIFIE ist zu keinem Zeitpunkt im Besitz von Schülernamen oder<br />

der Zuordnung der IDs zu einzelnen Schülerinnen und Schülern. Auf der anderen<br />

Seite ist die Schule zwar im Besitz der Zuordnung von IDs zu Namen, verfügt aber<br />

über keine Test-Ergebnisse. (BIFIE, 2010a, S. 22)<br />

Die Testzeit für die HV-Tests ist derzeit mit 20 Minuten limitiert. Für die Wahl des<br />

Klassenraumes und der Abspielmedien (Recorder) ist der Testleiter zuständig (BIFIE, 2010a).<br />

Da in Zukunft die Überprüfung der Hörkompetenz zusammen mit den anderen<br />

Kompetenzen in Deutsch (Lesen, Sprachbewusstsein und Schreiben) stattfindet, empfehlen<br />

Granzer, Köller und Bremerich-Vos (2009, S. 363), dass die Hörtests am Beginn der<br />

Standardtests durchgeführt werden, da alle Schüler einer Klasse gleichzeitig die CD hören<br />

und anschließend die Items schriftlich zur selben Zeit bearbeiten und hier eine Rotation<br />

verschiedener Testhefte deshalb nicht möglich ist.<br />

Der Ablauf der Überprüfung ist genau festgelegt:<br />

Start ist am Beginn des normalen Vormittagunterrichts<br />

Schulleiter/in öffnet mit Testleiter/in die versiegelte Testbox des BIFIE<br />

Übergabe der Testmaterialien an die Testleiter/innen für die jeweilige Testklasse mit der<br />

Zuordnung der Testhefte zu den Schüler ID-Nummern (nach Klassenliste)<br />

119


Allggemeine<br />

Infformationenn<br />

und Instrukktionen<br />

an die d Schüler<br />

Vorr<br />

den <strong>Hörverstehen</strong>sauufgaben<br />

speezielle<br />

Instr ruktionen zzur<br />

Aufgabenstellung<br />

und zur<br />

Testtzeit<br />

Testtdurchführuung<br />

Beaantwortung<br />

ddes<br />

Kontexttfragebogenns<br />

(BIFIE, 2010a) 2<br />

Die Erggebnisse<br />

dess<br />

HV-Tests werden vomm<br />

BIFIE au usgewertet uund<br />

sowohl an die Schü üler und<br />

58<br />

Lehrer aals<br />

auch an die Schulbeehörden<br />

rücckgemeldet.<br />

3.5.3<br />

Die Prässentation<br />

von Hörvverstehen<br />

nstests<br />

Die Prääsentation<br />

ddes<br />

Tests bzzw.<br />

von Aufgabengrup<br />

ppen und ihrre<br />

Bedeutunng<br />

für Asse essments<br />

des Hörrverstehens<br />

stehen im MMittelpunktt<br />

dieses Kap pitels. Die AAbbildung<br />

zzeigt<br />

jene Faktoren, F<br />

die die AArt<br />

bzw. deen<br />

Ablauf deer<br />

Präsentattion<br />

eines HV-Tests H beestimmen:<br />

Lenkung L<br />

Abspieel<br />

häufigkeeit<br />

Störungeen<br />

DIE<br />

PRÄSSENTATION<br />

AAbbildung<br />

37: Variabllen<br />

der Präs sentation voon<br />

HV-Testss<br />

Die Vorraussetzunggen,<br />

unter ddenen<br />

eine ggute<br />

Präsent tation der HHörbeiträge<br />

stattfindet und u eine<br />

ungestöörte<br />

und erfoolgreiche<br />

Beearbeitung<br />

dder<br />

HV-Tes sts möglich ist, sind vieelfältig.<br />

58<br />

Der Abllauf<br />

über die geeplante<br />

Bewertuung<br />

und Rückmmeldung<br />

der Erg gebnisse ist nachhzulesen<br />

in BIFFIE,<br />

2010a.<br />

CD<br />

Raumakustik<br />

120<br />

Instruukt<br />

ioneen<br />

LLayout<br />

des<br />

TTestheftes<br />

Lautsttärke


Die Präsentation ist (u.a.) abhängig<br />

vom Medium (CD, dem MP3-File, etc.),<br />

von der Raumakustik, von der Qualität und von der Lautstärke (der Geräte),<br />

von den zu gebenden allgemeinen Instruktionen,<br />

vom Layout der Testhefte,<br />

von äußeren Störungen,<br />

von der Vorentlastung,<br />

von der Abspielhäufigkeit.<br />

Hörtexte bei HV-Tests werden bislang nur von Tonträgern, in den meisten Fällen von CDs,<br />

abgespielt. Diese CDs, von den Forschungsinstituten oder von ihnen beauftragten Tonstudios<br />

aufgenommen, beinhalten die Hörbeiträge, die von den Aufgabenentwicklern erstellt wurden.<br />

Wesentlich bei der Präsentation von den CDs sind die in Abb. 25 genannten Merkmale<br />

der Präsentation wie eine gute Aufnahmequalität, verständliche Stimmen, ein nicht zu<br />

schnelles Sprechtempo, die typischen Hintergrundgeräusche, eine deutliche Aussprache,<br />

bekannte Dialekte, wenige Störgeräusche, wenige Versprecher, geringe Überlappung der<br />

einzelnen Sprecher, der Situation angemessene Sprechpausen usw. Zur besseren Handhabung<br />

in der Testsituation sollten die einzelnen Hörbeiträge der Reihenfolge der Testaufgaben<br />

entsprechend aufgenommen sein und unserer Erfahrung nach erleichtert ein akustisches<br />

Signal (z.B. ein Gong) nach jeder Aufgabe die Verständlichkeit.<br />

Voraussetzung für die optimale Präsentation ist ein gutes Abspielgerät und die passende<br />

Lautstärke, die je nach Raumakustik neu einzustellen ist. Angenommen wird, dass die<br />

Raumakustik und auch die Sitzordnung in der Klasse einen Einfluss auf die<br />

Verstehensleistung haben. Bis jetzt fehlen dazu entsprechende Forschungsresultate (vgl.<br />

Behrens, 2010, S. 39).<br />

Behrens (2010) verweist noch auf die Störungen innerhalb der Klasse, die sich auf die<br />

Präsentation auswirken können. Störungen, wie die Lautstärke in der Klasse, die die Personen<br />

selbst verursachen oder die Ausstattung der Klasse, z.B. Sessel, die beim Verrücken Lärm<br />

verursachen können. Auch die Nachhallzeit in Klassenräumen beeinflusst die Konzentration<br />

der Schüler. Hat ein Raum lange Nachhallzeiten, so verschlechtert das die Raumakustik.<br />

„Zusammengenommen führt eine ungünstige Raumakustik zu bedeutend größeren<br />

Konzentrationsanstrengungen nicht nur beim Verstehen von Gesprochenen, sondern auch<br />

121


etwa beim stillen Arbeiten“ (Klatte, Meis & Schick, 2002 zit. in Behrens, 2010, S. 40; vgl.<br />

Kap. 2.1.2.2, Anhang M). Neben den Störungen innerhalb der Klasse gibt es noch jene, die<br />

von außen kommen, wie das Öffnen der Tür, Lärm von außerhalb des Raumes usw.<br />

Zu den weiteren Voraussetzungen einer guten Präsentation gehören noch die<br />

entsprechenden Instruktionen und das Layout der Testhefte. 59 Als Ergänzung zu Kapitel 3.4.2<br />

erwähnen wir noch den Umstand, dass die Instruktionen vom Testleiter oder Tonträger<br />

kommen können. Für ein Large Scale Assessment ist der Tonträger zu empfehlen, um die<br />

Objektivität der Testsituation zu gewährleisten.<br />

Als Beispiel für das Layout der Testhefte sind im Anhang G Testhefte des BIFIE<br />

angeführt, die mit einem Deckblatt beginnen, auf dem das Forschungsinstitut, der Titel des<br />

Tests, der Testort, das Unterrichtsfach, das Testjahr und die ID-Nummer der Schüler<br />

angegeben sind 60 . Auf den nächsten zwei Seiten findet man die allgemeinen Instruktionen und<br />

ein Hörbeispiel mit den Aufgabenformaten, die im Test vorkommen. Jeweils auf einer<br />

eigenen Seite sind die einzelnen Hörbeiträge mit ihren Items angeführt. Die Seiten sind gut<br />

leserlich gestaltet und entsprechen der Forderung nach Übersichtlichkeit.<br />

Die beiden letzten Einflussfaktoren auf die Präsentation eines HV-Tests sind die<br />

Lenkung (Vorentlastung) und die Abspielhäufigkeit (Präsentationshäufigkeit). Diese zwei<br />

Kriterien sind Gegenstand unserer Forschungsarbeit und bilden den Mittelpunkt der<br />

nachfolgenden Kapiteln 4.1.1 und 4.1.2, in denen die Hypothesen formuliert werden.<br />

3.5.4 Die Lösung und Auswertung der <strong>Hörverstehen</strong>stests<br />

Nach der Bearbeitung aller Testaufgaben durch einen Schüler werden die Antworten<br />

ausgewertet. Die summative Auswertung der HV-Tests für die Bildungsstandards in Deutsch,<br />

8. Schulstufe, erfolgt durch das BIFIE. Die Basis der Auswertung ist der vorher festgelegte<br />

Kodierplan. Dieser beinhaltet die genaue Kodierung jeder einzelnen Aufgabe, besonders jene<br />

der offenen und halboffenen Formate. Hier erwies sich bei der dieser Arbeit<br />

zugrundeliegenden Untersuchung die Schwierigkeit der Kodierung von offenen Formaten.<br />

Das Ergebnis unserer Pilotierung ergab, dass der Kodierplan erweitert und ergänzt werden<br />

muss, da die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten nicht ausreichend waren.<br />

59 Der Punkt Instruktionen wurde in Kapitel 3.4.2 schon genauer erläutert.<br />

60 Siehe auch Kapitel 4.2.2.<br />

122


Nachfolgend ein paar Beispiele der Kodierung einzelner Items:<br />

Scoring - Beispiele<br />

Hörbeitrag „Wetterbericht“ - Item Nr. XX Gesamtscore: f=0, r=1 (0/1)<br />

Hörbeitrag „Vortrag über Tutenchamun“ - Item Nr. XX Score für jedes Subitem: f=0, r=1 (0/1) -<br />

Gesamtscore max. 4 Punkte<br />

Hörbeitrag „Hausarbeit“ - Item Nr. XX Score für jedes Subitem: f=0, r=1 (0/1) - max. Score gesamt 4 Punkte<br />

Hörbeitrag „Jung bleiben“ - Item Nr. XX Score für jedes Subitem: f=0, r=1 (0/1) - Drei richtige Tipps wurden<br />

gewertet - max. Score also 3 Punkte.<br />

Abbildung 38: Bsp. für die Kodierung einzelner Items<br />

Die Werte ergeben zusammen einen Rohwert, der die Leistung des Schülers beim Test<br />

abbildet. Dieser Rohwert ist dann die Basis aller Berechnungen, die eine Skala ergeben bzw.<br />

einen numerischen Betrag für jeden Schüler auf einer Skala.<br />

123


Kapitel 4<br />

Die empirische Untersuchung<br />

124


4. Empirische Untersuchung<br />

4.1 Fragestellung und Kontext der Untersuchung<br />

Nach den theoretischen Grundlagen und den bestimmenden Faktoren zur Konstruktion von<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stests wenden wir uns im ersten Teil dieses Kapitels den zwei experimentellen<br />

Variablen zu, die unsere Forschungsarbeit definieren:<br />

Die Präsentationshäufigkeit und<br />

die Vorentlastung (die Lenkung).<br />

Der zweite Teil widmet sich dem Kontext der empirischen Untersuchung.<br />

4.1.1 Die beiden experimentellen Variablen<br />

In dieser Forschungsarbeit soll untersucht werden, ob die Vorentlastung oder Lenkung, die<br />

durch die Instruktion ausgedrückt wird und die Präsentationshäufigkeit einen Einfluss auf die<br />

<strong>Hörverstehen</strong>sleistung haben. In der Literatur wird diesbezüglich ein Zusammenhang<br />

vermutet, aber es gibt keine Einigkeit unter den Forschern. Wenn man von Gesprächen,<br />

Radiosendungen usw. im wirklichen Leben ausgeht, so hört man Gesprochenes meist nur<br />

einmal. Nur Gehörtes von Tonträgern wie CDs, Anrufbeantwortern usw. kann mehrmals<br />

abgespielt werden. Dem Prinzip der Authentizität entspricht deshalb eher das einmalige<br />

Präsentieren (Grotjahn, 2000, S.130f).<br />

Kritiker sehen aber darin die Gefahr der Überforderung. Sie meinen, dass das einmalige<br />

Hören einer Gesprächssituation von einer CD schwieriger sei, als bei Gesprächen in der<br />

realen Welt: „[…] <strong>Hörverstehen</strong> über eine Tonaufnahme ist immer schwieriger als das<br />

<strong>Hörverstehen</strong> in der Realität, wo das situative Umfeld, Gestik, Mimik und die<br />

Lippenbewegungen der Sprechenden beim Verstehen helfen. Dazu kommt, dass die<br />

mangelnde Qualität von Tonaufnahmen manchmal das Hören erschwert“ (Bolton, 1996, zit.<br />

n. Paschke, 2000b, S. 13).<br />

Bei den Hörtests (für Deutsch als Fremdsprache oder als Muttersprache), die bis jetzt<br />

zur Anwendung kamen, wurden die Texte einmal bis dreimal oder auch in Abschnitten<br />

präsentiert. Beim Schweizer Projekt HarmoS Schulsprache wurden die Hörbeiträge nur<br />

einmal abgespielt. Im Goethe-Institut werden Hörtexte immer zweimal präsentiert. Das<br />

österreichische Sprachendiplom Grundstufe I unterscheidet die Präsentationshäufigkeit je<br />

125


nach Textsorte, um die Authentizität zu gewährleisten. Das geht vom einmaligen Abspielen<br />

von Texten, die in der Realität nur einmal stattfinden (wie Alltagsgespräche, Interviews usw.)<br />

bis zum dreimaligen Abspielen von Texten mit hoher Informationsdichte (wie<br />

Tonbandansagen, Hotlines, Nachrichten von der Mobilbox und Anrufbeantwortern).<br />

Beim Zertifikat Deutsch (ZD) wird der Text mit den Aufgaben, die auf globales<br />

Verstehen zielen, einmal präsentiert, während der Text mit Aufgaben zum Detailverstehen<br />

und zum selektiven Verstehen zweimal abgespielt wird (Eriksson & Waibel, 2010, S. 73;<br />

Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010; Paschke, 2000a, S. 74).<br />

Das lässt den Rückschluss zu, dass es keine Regel zum einmaligen oder zweimaligen<br />

Abspielen gibt, sondern dass die Präsentationshäufigkeit von der Schwierigkeit des Textes/<br />

der Textsorte abhängt. Dieser Meinung ist auch Paschke (2000a, S. 74), wenn er sagt: „Diese<br />

Vorgehensweise deutet darauf hin, dass die Präsentationshäufigkeit von Hörtexten in einem<br />

Test nicht von den Verstehensanforderungen der Aufgabe abgekoppelt werden kann.“<br />

Ob man Hörtexte wirklich mit den Texten aus der realen Lebenssituation vergleichen<br />

kann, das wird stark hinterfragt. Paschke (2000a, S. 75) sieht deshalb die zwei-, dreimalige<br />

Abspielhäufigkeit nur als „Mittel der Kompensation“ der Unvergleichbarkeit von realen<br />

Gesprächen mit den Hörtexten. Er begründet diese Meinung folgendermaßen:<br />

Der Rezipient ist Teil einer Gesamtsituation (Ort, Zeit, Rollenbeziehungen usw.), die<br />

mögliche Äußerungen und ihre Interpretation entscheidend mitbestimmt;<br />

in direkter Kommunikation ist die akustische Qualität oft erheblich besser, Mimik und<br />

Gestik unterstützen die Mitteilung, es kann gelegentlich nachgefragt werden, und der<br />

Verlauf einer Konversation ist durch den Hörer beeinflussbar;<br />

in der Sprachwirklichkeit ist die emotionale Belastung durch Stress geringer als in der<br />

Testsituation;<br />

im authentischen Sprachgebrauch definiert der Rezipient seine Verstehensziele selbst;<br />

im Test muss er sie sich erst mühsam (meist lesend) zu eigen machen. (Paschke,<br />

2000a, S. 75)<br />

Die Uneinigkeit beim Thema „Präsentationshäufigkeit“ wird noch weitere Diskussionen<br />

erfordern. Grotjahn (2005, S. 131) empfiehlt deshalb die sogenannte „Sandwich-Variante“<br />

nach Bolton (1995, zit. n. Grotjahn, 2005, S. 131): „Die Lerner hören den Text zuerst einmal<br />

als Ganzes. Sie lesen dann die Aufgabe(n), damit sie bei der zweiten Präsentation<br />

zielgerichteter hören können. Anschließend hören sie den Text zum zweiten Mal und lösen<br />

dabei – oder danach - die Aufgabe(n).“<br />

126


Diese Art der Präsentation hat etliche Befürworter, impliziert sie den zweiten wichtigen<br />

Aspekt zur möglichen Erhöhung der <strong>Hörverstehen</strong>sleistung: die Vorentlastung oder Lenkung.<br />

Unter Vorentlastung versteht man das Lesen der Aufgaben vor dem Hören der<br />

Hörbeispiele oder in den Instruktionen wird das Thema des Hörtextes bekannt gegeben,<br />

Schlüsselwörter erklärt oder Bilder gezeigt, sogenannte Advanced Organizer (Eriksson &<br />

Waibel, 2010, S. 73; Krelle & Spiegel, 2009). Paschke (2000a, S. 77) versteht unter<br />

Vorentlastung die Kontextualisierung des Hörenden und die Vermittlung des Hörziels oder<br />

der Verstehensabsicht (vgl. Abb. 26, Verstehensebenen).<br />

Dazu gibt Solmecke (1996, zit. n. Paschke, 2000a, S. 77) ein Beispiel, wie diese<br />

Vorentlastung aussehen könnte:<br />

Eine weitere Konkretisierung der Situation und die Schaffung einer zielgerichteten<br />

Verstehensabsicht kann erreicht werden, indem man den Lernenden durch die<br />

Aufgabenstellung eine Rolle zuweist. Sie erwarten z.B. einen Onkel aus Basel.<br />

Stehen sie am richtigen Bahnsteig? Oder sie wollen nach München fahren. Ist das der<br />

richtige Zug?<br />

HarmoS setzte die Lenkung in Form von Bildern oder einführendem Text ein, aber die<br />

Schüler konnten die Aufgaben erst nach dem Hören lesen (Eriksson & Waibel, 2010, S. 73).<br />

Diese Vorentlastung oder Lenkung wurde empirisch schon mehrmals untersucht. Es<br />

gibt aber keine eindeutigen Ergebnisse. Nach einer Untersuchung von Sherman (1995, in<br />

Grotjahn, 2005, S. 131) hat die einmalige Präsentation und die vorher gelesene Aufgabe<br />

sowohl einen positiven als auch einen negativen Einfluss auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung. Auf<br />

der einen Seite werden die Aufmerksamkeit und das Interesse des Schülers auf bestimmte<br />

Informationen gelenkt und er weiß, was ihn erwartet und worauf er achten muss. Die negative<br />

andere Seite der Vorentlastung sieht Sherman darin, dass die Vorentlastung auch zu einer<br />

Informationsüberlastung führen kann. Er nennt das eine „flachere Verarbeitung des Textes“<br />

(Sherman, 1995, zit. n. Grotjahn, 2000, S. 17).<br />

Die Konzentration auf das Hören des Gesamttextes und die gleichzeitige Konzentration<br />

auf die Fragen kann für einige Schüler zu schwierig sein. Ebenso kann eine Vorinformation<br />

die Gefahr bergen, dass ein großes Desinteresse an einem bestimmten Thema bei bestimmten<br />

Schülern herrscht und eine Barriere gegen die Fragen aufgebaut werden. Ein Schüler möchte<br />

vielleicht nicht in eine ganz bestimmte Rolle schlüpfen. Da erscheint das reine Abfragen ohne<br />

vorherige Lenkung als zielführender. (Paschke, 2000a, S. 78) Auch Glaboniat (1998) meint,<br />

127


dass eine Motivation, die alle anspornt, nicht leicht zu finden ist und das lange Erklärungen<br />

auch verwirren können. „Da eine Kontextualisierung in erster Linie helfen soll, sich<br />

einzufühlen und aus dieser Position alle verfügbaren Strategien zu aktivieren, müssen die<br />

Vor- und Nachteile einer detaillierten Situationsbeschreibung gut abgewogen und die<br />

Entscheidungen immer auch aus dieser Perspektive getroffen werden“ (Glaboniat, 1998, S.<br />

183).<br />

Zusammenfassend kann aber in der Forschung eine Tendenz zur Lenkung bei HV-Tests<br />

beobachtet werden. Das Prinzip der Authentizität würde auch dafür sprechen: „Außerdem<br />

sind vorangestellte Aufgaben häufig authentischer als nachgestellte Aufgaben, da in der<br />

Realität das Hören eines Textes zumeist mit spezifischen Zielsetzungen und Fragestellungen<br />

auf Seiten des Hörers verbunden ist“ (Paschke, 2000a, S. 17).<br />

Aufgrund der Theorie liegt die Vermutung nahe, dass die zwei Variablen -<br />

Präsentationshäufigkeit und Lenkung - einen Einfluss auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung haben.<br />

Für diese Forschungsarbeit wird nun dieser Einfluss untersucht. Grundlage der Untersuchung<br />

bilden verschiedene Kombinationen der Präsentationshäufigkeit mit der Lenkung. Unser<br />

Beitrag zur Testentwicklung für die Überprüfung der Bildungsstandards durch das BIFIE<br />

setzt deshalb bei zwei konkreten Grundfragen zur <strong>Hörverstehen</strong>stestung an:<br />

1. Wir wollten herausfinden, wie oft ein Stimulus gespielt werden sollte (einmal oder<br />

zweimal), bis das Verständnis der Schüler optimal ist, d.h. um möglichst valide<br />

Leistungen zu erhalten.<br />

2. Die zweite Frage war jene, ob die Schüler die Items (= Fragen zum Hörtext) vor dem<br />

Abspielen lesen sollen oder nicht, ob also eine gewisse Vorentlastung oder Lenkung<br />

zu einem Vorverständnis bzw. einer größeren Lösungshäufigkeit führt.<br />

4.1.2 Fragestellung und Hypothesen<br />

Wir gingen bei unserer Untersuchung im Bereich der Testung von Bildungsstandards von vier<br />

verschiedenen Präsentationsformen des HV-Tests aus, die bei vier Schülergruppen (acht<br />

Klassen) erprobt wurden und dessen Effekte gemessen werden sollten:<br />

128


Vorentlastung<br />

Stimulus 1×<br />

abspielen<br />

129<br />

Stimulus 2×<br />

abspielen<br />

gelenkt – Items vorher lesen Testgruppe 1 Testgruppe 2<br />

ungelenkt – Items vorher nicht lesen Testgruppe 3 Testgruppe 4<br />

Abbildung 39: Testvarianten Vorpilotierung HS Mondsee<br />

Die grundsätzliche Forschungsfrage lautet also:<br />

Welchen Einfluss haben die verschiedenen Präsentationsformen auf die<br />

Lösungshäufigkeit der Schüler in einem <strong>Hörverstehen</strong>stest?<br />

Dazu prüften wir die Teilhypothesen:<br />

Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers, wenn der Stimulus<br />

ein- oder zweimal gespielt wird?<br />

Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers, wenn die Items vor<br />

dem Abspielen der Stimuli gelesen oder nicht gelesen werden?<br />

Gibt es spezielle, kombinierte Effekte?<br />

4.1.3 Kontext der Untersuchung<br />

Diese Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut BIFIE geplant und<br />

durchgeführt. Das BIFIE ist gesetzlich beauftragt, 2014 die Bildungsstandards (u.a. in<br />

Deutsch) flächendeckend in ganz Österreich bei Schülern der 4. und 8. Schulstufe zu<br />

überprüfen. Für diese Überprüfung sind erprobte, standardisierte Testverfahren notwendig,<br />

die bis 2014 am Forschungsinstitut entwickelt werden. Überprüft werden vier Bereiche des<br />

Kompetenzmodells Deutsch, wobei der Kompetenzbereich „Zuhören – <strong>Hörverstehen</strong>“ in<br />

Österreich erstmalig getestet wird, dies ergibt besonders viel Entwicklungsbedarf.<br />

Die Kooperation des Fachbereichs Erziehungswissenschaft der Universität Salzburg mit<br />

dem BIFIE ermöglichte es uns, an der Entwicklung der Testverfahren im Zuge dieser<br />

<strong>Masterarbeit</strong> mitzuarbeiten. Dass wir Deutschlehrerinnen an der UNESCO Hauptschule in


Mondsee sind, erleichterte die praktische Durchführung der Tests und die Schulbehörden in<br />

Oberösterreich und die Direktionen der beiden Hauptschulen unterstützten uns dabei.<br />

In der laufenden Entwicklung der Testinstrumente für die Überprüfung der<br />

Bildungsstandards (in Deutsch im Schuljahr 2013/2014) plant das BIFIE drei<br />

Pilotierungsstudien mit den folgenden Untersuchungsschwerpunkten:<br />

Geplante Pilotierungen<br />

Vor-Pilotierung<br />

Haupt-Pilotierung<br />

Nach-Pilotierung<br />

Zeitpunkt<br />

Juni 2011<br />

April 2012<br />

April 2013<br />

130<br />

Untersuchungsschwerpunkte<br />

Überprüfung der grundlegenden Abläufe:<br />

Verständnis der Instruktionen - Testablauf<br />

Ermittlung des Zeitbedarfs -<br />

Praktikabilität der Testspezifikationen<br />

Konzipierung des Itempools:<br />

Ergebnisse der Vorpilotierung werden zur<br />

Verbesserung der Testinstrumente herangezogen<br />

Überprüfung nachkonstruierter Items:<br />

Konzipierung eines großen Itempools<br />

Ersatz von Ausfall-Items<br />

Abbildung 40: Zeitplan wichtiger Pilotierungsphasen des BIFIE (BIFIE, 2011)<br />

Um bei der Vorpilotierung im Juni 2011 Testinstrumente im <strong>Hörverstehen</strong> einsetzen zu<br />

können, die wenigstens in einer kleinen Gruppe vorher erprobt wurden, wurde eine kleine<br />

Voruntersuchung geplant, die wir an den Hauptschulen in Mondsee durchführten und die die<br />

Grundlage des empirischen Teils der <strong>Masterarbeit</strong> bildet.<br />

An der UNESCO Hauptschule und an der Sporthauptschule in Mondsee sollten die<br />

Schüler der 4. Klassen (= Zielgruppe der Bildungsstandards) im <strong>Hörverstehen</strong> getestet<br />

werden. Die für den HV-Test notwendigen Aufgaben (Stimuli und Items) wurden von der<br />

Entwicklergruppe der PH OÖ (Leitung Dr. Gerhard Habringer) zur Verfügung gestellt.<br />

Zusammen mit den Fachleuten für Bildungsstandards am BIFIE erstellten wir die ersten Hefte<br />

mit den Testaufgaben. Besonders unsere Mitarbeit an den Instruktionen, dem Fragebogen für<br />

Schüler und an der Gestaltung der Hör-CDs war seitens des BIFIE erwünscht.<br />

Ziel dieser Voruntersuchung war es, erste Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob die<br />

Präsentationshäufigkeit der Stimuli einen Einfluss auf die <strong>Hörverstehen</strong>sleistung der Schüler<br />

im Test hat und ob die Leistung höher ist, wenn die Schüler vorher die Testaufgaben lesen<br />

können (Vorentlastung). Das sollte zur Optimierung der Tests beitragen.


Neben diesen Haupteffekten wurden durch Befragung und Beobachtung überprüft:<br />

Das Verständnis der Instruktionen durch die Versuchspersonen<br />

Das Funktionieren des Testablaufs<br />

Die Testsituation und die subjektiven Empfindungen der Testpersonen<br />

Der Zeitbedarf (Pausen, Bearbeitungszeit)<br />

Die Eigenschaften der Aufgaben (z.B. Schwierigkeiten, Trennschärfen)<br />

Die Ergebnisse unserer Voruntersuchung sollten anschließend in die Optimierung der<br />

Testinstrumente der Vorpilotierung des BIFIE im Juni 2011 einfließen. Zum Zeitpunkt des<br />

Abschlusses dieser Arbeit ist diese Vorpilotierung bereits durchgeführt und vom BIFIE<br />

ausgewertet – siehe dazu die Anmerkungen im Kapitel 4.3.5.<br />

4.2 Methoden der Untersuchung<br />

4.2.1 Untersuchungsdesign<br />

Bei dieser Erhebung handelt es sich um eine kleine quasi-experimentelle Studie (mit<br />

natürlichen Gruppen = Klassen), die möglichen Effekten der Präsentation der Tests bzw. der<br />

Aufgaben nachging. Da es noch wenig Erfahrung mit HV-Tests gibt, ist die Prüfung dieser<br />

Überlegungen ein erster Schritt einer längeren Entwicklung. Die Kombination der beiden<br />

experimentellen Größen ergibt vier Gruppen:<br />

gelenkt<br />

(mit Lesezeit)<br />

ungelenkt<br />

(ohne Lesezeit)<br />

Präsentation<br />

Stimulus 1× abspielen<br />

Vorentlastung (Lesezeit)<br />

Testheft 1, CD 1<br />

Keine Vorentlastung<br />

Testheft 2, CD 2<br />

131<br />

Präsentation<br />

Stimulus 2× abspielen<br />

Vorentlastung (Lesezeit)<br />

Testheft 3, CD 3<br />

Keine Vorentlastung<br />

Testheft 4, CD 4<br />

Abbildung 41: Gruppen bzw. Varianten der Voruntersuchung HS Mondsee<br />

Der Stimulus ist der Hörbeitrag von einer CD (vgl. Tabelle 4), Ausgangspunkt für die<br />

darauffolgenden Fragen. Für diese Untersuchung wurden aus einem größeren Itempool der<br />

Entwicklergruppe Linz vier Hörbeiträge („Hausarbeit“, „Tintenfische“, „Jung bleiben“ und<br />

„Tutenchamun“) ausgewählt.


Präsentationshäufigkeit – zwei Varianten<br />

Wenn der Stimulus einmal abgespielt bzw. präsentiert wird, soll der Schüler gleich<br />

anschließend die Fragen in seinem <strong>Hörverstehen</strong>stest ab Seite vier beantworten. Er<br />

bekommt dafür eine genau festgelegte Zeit, welche auf der CD mit einem „Gong“<br />

gekennzeichnet ist.<br />

Bei zweimaliger Präsentation des Stimulus sind nach dem ersten Hörbeitrag zwei<br />

Sekunden Pause und dann ist der gesamte Stimulus noch einmal zu hören - die Schüler<br />

beantworten anschließend die Fragen in ihrem Testheft.<br />

Überprüft werden soll, ob eine zweimalige Präsentation günstiger ist und welche<br />

Nebeneffekte möglicherweise auftreten.<br />

Lenkung (Vorentlastung) – zwei Varianten<br />

Bei der gelenkten Testvariante bekommen die Schüler vorher eine gewisse Lesezeit<br />

für die kommenden Fragen, die an die Länge der Antwortformate angepasst ist und<br />

mit einem „Gong“ eingeleitet und beendet wird. So können sie vor dem Abspielen des<br />

Stimulus die Testaufgaben zum jeweiligen Hörbeitrag lesen und sich „vorbereiten“ –<br />

sie sind vorentlastet und wissen ungefähr, worum es im folgenden Beitrag gehen wird.<br />

Bei der ungelenkten Testvariante hat der Schüler keine Zeit, um vor dem Hören des<br />

Stimulus die Antwortformate zu lesen. Es gibt keine zeitliche Vorentlastung, d. h. dass<br />

der Schüler den Stimulus sofort nach dem Gong hört und anschließend die Fragen liest<br />

und beantwortet.<br />

Auch darüber gibt es bisher keine sicheren Erkenntnisse in der HV-Forschung, es muss<br />

herausgefunden werden, wie diese Anordnungen wirken.<br />

Tabelle 1: Auswahl und Anordnung der vier Versuchsgruppen in den beiden HS<br />

SPORT HS UNESCO HS Versuchs- Anzahl der Testheft<br />

01<br />

02 gruppen Schüler<br />

4A X 01 25 1<br />

4B X 02 22 2<br />

4C X 03 22 3<br />

4D X 04 21 4<br />

4A X 01 24 (+2 4B) 1<br />

4C X 02 20 (+5 4B) 2<br />

4D X 03 22 (+4 4B) 3<br />

4E X 04 19 (+6 4B) 4<br />

132


In der UNESCO HS wurden die 17 Schüler der 4B (eine Integrationsklasse) auf die anderen 4<br />

Klassen so aufgeteilt, dass ungefähr vier gleich große Gruppen entstanden (siehe Kapitel<br />

4.2.1.2.). Jeder Schüler bekam eine ID-Nummer, wobei jeweils zwei Stellen die Schule, die<br />

Klasse und den Schüler bezeichneten. Die Testgruppen erhielten die entsprechenden Testhefte<br />

(siehe Aufstellung Tabelle 1).<br />

Im folgenden Untersuchungsplan wird der Ablauf der Erhebung vorgestellt, die Zeiten<br />

für die Untersuchungen an den Schulen aufgelistet und beschrieben, wie eine Testeinheit<br />

aussah. Das weitere Stichprobendesign und die Stichprobe wird im darauffolgenden Kapitel<br />

näher erläutert.<br />

4.2.1.1 Untersuchungsplan<br />

Die Planung erfolgte gemeinsam mit dem BIFIE und den zwei Schulen. Ausschlaggebend für<br />

den Zeitpunkt war die Vorpilotierung im Juni 2011. Die Ergebnisse der Voruntersuchung<br />

sollten schon zur Verbesserung der Testinstrumente bei der Vorpilotierung beitragen, daher<br />

musste diese Untersuchung vorher abgeschlossen sein. Es war auch notwendig, den<br />

Unterrichtsverlauf an den zwei Hauptschulen möglichst wenig zu stören und so entstand der<br />

folgende Zeitplan:<br />

Zeitpunkt<br />

133<br />

Aufgaben<br />

September 2010 - Jänner 2011 Entwicklung der Untersuchungsinstrumente gemeinsam mit<br />

dem BIFIE<br />

Dezember 2011 Einholen der Genehmigungen des LSR OÖ, des BSR<br />

Vöcklabruck, der Direktoren und der Eltern<br />

22. Jänner 2011 Übernahme der Testinstrumente vom BIFIE<br />

26. Jänner 2011 Testung UNESCO HS: Klassen 4D (4. EH), 4A (5. EH) und<br />

4E (6. EH)<br />

27. Jänner 2011 Testung UNESCO HS: 4C (6. EH)<br />

31. Jänner 2011 Testung SHS: 4A (4.EH)<br />

1. Februar 2011 Testung SHS: Klassen 4B (2. EH), 4C (3. EH) und 4D (4. EH)<br />

1. Februar 2011 - 24. Februar 2011 Dateneingabe und Auswertung der Daten<br />

25. Februar 2011 Übermittlung der Ergebnisse an das BIFIE<br />

Abbildung 42: Zeitlicher Ablauf der Untersuchung<br />

Im September 2010 fanden die ersten Gespräche mit dem zuständigen Team des BIFIE statt.<br />

Im Oktober 2011 trafen wir mit dem Leiter der Entwicklergruppe der PH OÖ zusammen, um<br />

die Arbeit der Itementwicklung kennenzulernen, den genauen Forschungsbereich festzulegen


und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Von diesem Zeitpunkt an bis Jänner 2011<br />

wurden die Tests entwickelt. Nachdem im Dezember 2010 die behördliche Genehmigung und<br />

auch die der Eltern und der Direktoren vorlag, wurde der Untersuchungsplan für Jänner und<br />

Februar 2011 fixiert. Am 22. Jänner übernahmen wir die Testmaterialien vom BIFIE und die<br />

Testung erfolgte in den folgenden zwei Wochen an den Mondseer Hauptschulen laut<br />

nachstehendem Plan:<br />

Tabelle 2: Zeitpunkte der Tests<br />

Zeitpunkt<br />

UNESCO Hauptschule<br />

Mi<br />

26.01.2011<br />

Do<br />

27.01.2011<br />

134<br />

Mo<br />

31.01.2011<br />

Sport Hauptschule<br />

Di<br />

01.02.2011<br />

1.EH<br />

2.EH 4B<br />

3.EH 4C<br />

4.EH 4D 4A 4D<br />

5.EH 4A<br />

6.EH 4E 4C<br />

Eine Testeinheit für die Schüler umfasste eine Unterrichtsstunde (50`) und der geplante, für<br />

alle standardisierte Testablauf umfasste:<br />

1. Begrüßung ca. 3-4 Minuten<br />

2. Allgemeine Instruktionen (von der Vorlage vom Testleiter laut Handbuch gelesen)<br />

3. Ca. 25` <strong>Hörverstehen</strong>stest (von der jeweiligen CD der Gruppe gespielt)<br />

4. Bearbeitung des Kontextfragebogens<br />

4.2.1.2 Stichprobendesign und geplante Stichprobe<br />

Kontext:<br />

Es gibt im oberösterreichischen Mondseeland (Schulbezirk Vöcklabruck, 16.507 Einwohner)<br />

zwei Hauptschulen. Die Schüler sind nach einer Sprengelregelung entweder der UNESCO<br />

Hauptschule oder der Sporthauptschule zugeteilt – beides sind große Landhauptschulen mit<br />

Schwerpunkten. Das Lehrerkollegium der UNESCO Hauptschule besteht neben dem Leiter<br />

aus 35, die Sporthauptschule aus 42 Lehrern. In der UNESCO Hauptschule werden 355<br />

Schüler und in der Sporthauptschule 364 Schüler unterrichtet. Die folgende Tabelle gibt eine<br />

Übersicht über die relevante Schulstatistik:


Tabelle 3: Klassen/Leistungsgruppen in Deutsch in den untersuchten HS<br />

UNESCO<br />

HAUPTSCHULE<br />

135<br />

SPORT<br />

HAUPTSCHULE<br />

1. LG 2. LG 3. LG 1. LG 2. LG 3. LG<br />

4A 11 13 0 20 5 0<br />

4B 12 4 1 7 8 7<br />

4C 8 7 5 11 10 1<br />

4D 13 9 0 10 7 4<br />

4E 9 7 3 - - -<br />

Gesamt 53 40 9 48 30 12<br />

4.2.2 Der <strong>Hörverstehen</strong>stest<br />

4.2.2.1 Tests und Testaufgaben<br />

Die Aufgaben für den <strong>Hörverstehen</strong>stest wurden vom BIFIE (in Zusammenarbeit mit<br />

erfahrenen Mitarbeitern der PH OÖ) bereitgestellt. Die Materialien zur Prüfung der<br />

Kompetenzen bestehen aus:<br />

dem <strong>Hörverstehen</strong>stest (4 verschiedene Formen )<br />

dem Testleiterhandbuch (zu jeder Testform ein eigenes Handbuch)<br />

der CD mit den Stimuli (4 verschiedene Aufnahmen)<br />

Testheftvarianten<br />

Vorentlastung<br />

gelenkt<br />

keine Vorentlastung<br />

ungelenkt<br />

Stimuluspräsentation<br />

1x<br />

Stimuluspräsentation<br />

2x<br />

TH 1, CD 1 TH 3, CD 3<br />

TH 2, CD 2 TH 4, CD 4<br />

Abbildung 43: Untersuchungsgruppen und Materialien<br />

Alle vier Testhefte (TH) sind im Wesentlichen gleich aufgebaut (Titelblatt, zwei Seiten<br />

allgemeine Instruktionen, vier Seiten Hörbeiträge mit Items), nur die Titelblattbeschriftungen<br />

und der Hinweis bei den Instruktionen auf der zweiten Seite: „Du hörst jeden Beitrag einmal<br />

(oder) zweimal“ waren entsprechend den Bedingungen angepasst.


Zu jedem Testheft gibt es ein eigenes Testleiterhandbuch (THB), bestehend aus Titelblatt,<br />

einer Aufzählung, was im Vorfeld passieren soll (was vorzubereiten ist, was man mitbringen<br />

soll oder wie man den Klassenraum vorbereitet), der Einleitung mit einer Instruktion, dem<br />

Instruktionsbeispiel „Wetterbericht“ und den letzten 3 Seiten mit den Hörbeiträgen und der<br />

genauen zeitlichen Aufstellung für die „Gongs“ nach Sekunden. Zwischen den Handbüchern<br />

gibt es lediglich drei Unterschiede: die Beschriftung auf dem Titelblatt, die Variation auf<br />

Seite 3 im Satz: „Du hörst jeden Beitrag einmal (oder) zweimal“ und wenn der Stimulus<br />

zweimal abgespielt wird, ist dies extra im Ablauf verzeichnet.<br />

Die vier CDs für die <strong>Hörverstehen</strong>süberprüfung unterscheiden sich hinsichtlich des<br />

Inhaltes geringfügig, aber systematisch nach Versuchsgruppen:<br />

beim Instruktionsteil am Anfang der CD („Du hörst jeden Beitrag einmal (oder)<br />

zweimal“) - ansonsten ist dieser Teil bei allen gleich.<br />

der Stimulus (Hörtext) bei CD 3 und 4 wurde zweimal aufgenommen – auch hier ist<br />

alles andere ident mit den anderen CDs.<br />

Der „Gong“ bezeichnet immer den Anfang und das Ende eines Abschnittes (als Hinweis für<br />

die Schüler). Die Länge der CD ergibt sich durch die Länge der Stimuli und deren<br />

Wiederholungshäufigkeit:<br />

CD<br />

Präsentationshäufigkeit<br />

136<br />

Vorentlastung<br />

Länge der CD<br />

CD 1 1× gelenkt 18`27<br />

CD 2 1× ungelenkt 15`22<br />

CD 3 2× gelenkt 23`08<br />

CD 4 2× ungelenkt 19`59<br />

Abbildung 44: CDs der Testung, Länge<br />

Folgende HV-Aufgaben wurden ausgesucht und vier verschiedene Formate (Multiple-Choice<br />

- MC, Richtig-Falsch – r/f, Matching bzw. Zuordnungsitems oder offene Items) 61 verwendet:<br />

61 Erklärungen zu den einzelnen Formaten siehe Kapitel 3.4.5.


Tabelle 4: Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung 62<br />

Stimulus<br />

Nr.<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

Art<br />

Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />

Deskriptor<br />

Nr.<br />

4 Stimuli, 9 Items<br />

Format Format Format<br />

4.2.2.2 Testvorgang – geplante Abläufe und Instruktionen<br />

Der Ablauf der Testsituation wurde bei allen acht Testgruppen standardisiert. Die Schüler der<br />

jeweiligen Klasse wurden gebeten, den Klassenraum zu verlassen und vor der Klasse zu<br />

warten. Wir als Testleiter (und die zusätzlichen Beobachter) bereiteten in dieser Zeit den<br />

Klassenraum vor:<br />

Tische abräumen, evtl. auseinander stellen und Trennwände aufstellen.<br />

Auf jeden Platz ein Post-it (mit ID-Nummer und dem Namen des Schülers) anbringen.<br />

Auf dem Lehrertisch den Rekorder aufstellen und die CDs, die Testhefte, das<br />

Testleiterhandbuch, Schülerlisten und Stifte bereitlegen.<br />

Zwei Tische für die Beobachter aufstellen (links und rechts neben dem Lehrertisch)<br />

und auch hier die Beobachtungsbögen, die Stoppuhr und den Stift bereitlegen.<br />

Vor dem Klassenraum ein Schild mit „Bitte nicht stören“ anbringen.<br />

Nach den Vorbereitungen in der Klasse wurden die Schüler namentlich aufgerufen und sie<br />

setzten sich auf „ihren“ Platz. Anschließend begrüßte die Testleiterin die Schüler und erklärte<br />

ihnen, worum es im folgenden <strong>Hörverstehen</strong>stest ginge. Dann wurden die Testhefte (zu den<br />

richtigen ID-Nummern) und die Stifte ausgeteilt und die Schüler darauf hingewiesen, noch<br />

62 Die Tabelle ist in voller Größe im Anhang L zu sehen und wurde nach einer Vorlage des BIFIE erstellt.<br />

137<br />

Stimuluslänge<br />

1 leicht dialogisch 2 und 4 matching 4/4 01:00<br />

2 mittel dialogisch 1 und 2 r/f MC MC 01:55<br />

3 mittel monologisch 3 und 4 Offen Offen r/f 01:17<br />

4 schwer monologisch 1 und 2 r/f matching 4/4 01:23<br />

Sprecher Thema - Inhalt<br />

Reporter<br />

erwachsen;<br />

Markus<br />

Kevin<br />

Jessica<br />

Lisa<br />

jugendlich<br />

1 Experte<br />

erwachsen;<br />

2 Sprecher<br />

jugendlich<br />

1 Sprecher (m)<br />

erwachsen<br />

1 Sprecher<br />

erwachsen<br />

Ferienradio<br />

Exkursion<br />

Infotainment<br />

Vortrag


alles (Testhefte und Post-its) liegen zu lassen, um zuerst die Nummern auf den Post-its mit<br />

der Testheftnummer zu vergleichen – um sicherzugehen.<br />

Nachdem alles in Ordnung war, begann die Testleiterin mit der allgemeinen Instruktion,<br />

bei der die Schüler mitlesen und mithören konnten. Abschließend wurde noch die Frage<br />

gestellt, ob sie alles verstanden hätten, da während der Testung keine Fragen mehr<br />

beantwortet würden. Danach wurde die CD mit den Stimuli abgespielt und die Schüler<br />

konnten die Aufgaben bearbeiten.<br />

Am Ende des <strong>Hörverstehen</strong>stests schlossen die Schüler ihre Testhefte und wir<br />

sammelten sie der Reihe nach ein. Die Schüler wurden gebeten, anschließend noch den<br />

Schülerfragebogen auszufüllen (vgl. Kapitel 4.2.3.2), welcher entsprechend ihrer ID-<br />

Nummern verteilt worden war. Nach dem Absammeln der Schülerfragebögen bedankten wir<br />

uns noch bei den Schülern und als kleines Dankeschön durften sie den Stift behalten.<br />

4.2.2.3 Auswertungsvorschriften<br />

Für die Voruntersuchung wurden die folgenden vier Antwortformate verwendet. 63<br />

Multiple Choice Aufgaben (MC),<br />

Richtig/Falsch Items (r/f),<br />

Zuordnungsaufgaben (match) und<br />

Offene/halboffene Antwortformate (offen).<br />

Bewertet wurde jedes Item gesamt mit 0/1 (0 = falsch, 1 = richtig). Jedes Subitem wurde<br />

ebenfalls mit 0/1 kodiert, für weitere Analysen. Für die Testleistung eines Schülers wurde der<br />

Gesamtscore eines Items gerechnet und zum Gesamtscore aller 9 Items der vier Höraufgaben<br />

summiert. Ein Item war nur dann als richtig zu kodieren, wenn auch alle Subitems richtig<br />

gelöst waren.<br />

Da der gesamte <strong>Hörverstehen</strong>stest 9 Items hat, ergibt der potentielle Gesamtscore des<br />

HV-Tests 9 Punkte. Die Höraufgabe „Hausarbeit“ enthält ein Item, Aufgabe „Tintenfische“<br />

besteht aus 3 Items, Aufgabe „Jung bleiben“ ebenfalls aus 3 Items und Aufgabe<br />

„Tutenchamun“ enthält 2 Items.<br />

63 Vgl. Kapitel 3.4.5.<br />

138


Tabelle 5: Die vier HV-Aufgaben – Formate/Auswertungsvorschriften/Punkte<br />

Stimulus-Nr.<br />

Antwortformate<br />

139<br />

Subitem<br />

Gesamt<br />

Gesamtscore<br />

1 match 0/1 0/1 0/1<br />

2 MC, MC, r/f 0/1 0/1 0/3<br />

3 offen, offen, r/f 0/1 0/1 0/3<br />

4 r/f, match 0/1 0/1 0/2<br />

Testleistung 0/9<br />

4.2.3 Begleitende Befragung und Beobachtung<br />

4.2.3.1 Der Fragebogen für die Schüler<br />

Wir haben einen Fragebogen für die Schüler konstruiert (in Absprache mit den Zuständigen<br />

des BIFIE), damit die Abläufe und Ergebnisse des <strong>Hörverstehen</strong>stests zusätzlich durch die<br />

Antworten des Bogens erläutert werden können. Das Ziel ist, aufschlussreiche Informationen<br />

über die Praxistauglichkeit des HV-Tests von den Schülern zu erhalten. Der Fragebogen dient<br />

auch dazu, für weitere Tests des BIFIE richtungsweisende Daten bezüglich der Zeitvorgabe,<br />

der Pausen, der Verständlichkeit der Instruktionen, der Antwortformate oder der<br />

Hörgewohnheiten zu bekommen, um in Zukunft (Vorpilotierung im Juni 2011 – vgl. Kapitel<br />

4.1.3) dies zu berücksichtigen und die Testinstrumente zu optimieren. Der Schülerfragebogen<br />

wurde an alle 172 Schüler ausgeteilt, welche auch am <strong>Hörverstehen</strong>stest teilgenommen haben<br />

(vollständiger Bogen siehe Anhang G).<br />

Als inhaltliche Kriterien bzw. Kategorien wurden ausgewählt: Verständlichkeit der<br />

Instruktionen, (akustische) CD-Verständlichkeit, eingeschätzte Schwierigkeit des Tests,<br />

Bearbeitungszeit, Wohlfühlen und Stressempfinden, Einstellung zum Hören und Vorwissen<br />

durch den Deutschunterricht.<br />

Item-Nummern der Kategorien: Verständlichkeit (Item Nr. 5 bis 8), CD-<br />

Verständlichkeit (Item Nr. 10, 12, 13, 14), Schwierigkeit des Tests (Item Nr. 9, 11),<br />

Bearbeitungszeit (Item Nr. 15, 16), Wohlfühlen (Item Nr. 17, 20), Stressempfinden (Item Nr.<br />

18, 19), Einstellung zum Hören (Item Nr. 21 mit 10 Subitems) und Vorwissen durch den<br />

Deutschunterricht (Item Nr. 22 mit 6 Subitems).<br />

Wichtige Angaben zur Person waren: Das Geschlecht, das Geburtsjahr, die<br />

Leistungsgruppe, die letzte Zeugnisnote in Deutsch und das Herkunftsland des Schülers und<br />

der Eltern.


Wie von Bortz u. Döring (2006, S. 255) vorgeschlagen, wurden für die Erfassung von<br />

Einstellungen durchwegs Behauptungen formuliert, konkrete Sachverhalte hingegen wurden<br />

als direkte Fragen gestellt. Vorwiegend wurden geschlossene Frageformate verwendet, um die<br />

Auswertung zu erleichtern. Die Antwortformate sind entweder dichotom (0-1) oder drei- bis<br />

vierstufige Ratingskalen (siehe Original im Anhang G).<br />

4.2.3.2 Durchführung der Schülerbefragung<br />

Die Befragung erfolgte im Anschluss an den <strong>Hörverstehen</strong>stest. Nach dem Absammeln der<br />

Testhefte wurden die Kontextfragebögen verteilt und die Schüler hatten ausreichend Zeit zum<br />

Ausfüllen, im Allgemeinen benötigten sie zwischen 7 und 10 Minuten. Es wurde ihnen<br />

zugesichert, dass die Antwortbögen anonym seien und sie wurden gebeten, die Bögen ehrlich<br />

zu beantworten. Die (geringe Anzahl) der auftauchenden Schülerfragen wurden sofort<br />

beantwortet und mit deren Zeit auf der Rückseite des Beobachtungsbogens (vgl. Kapitel<br />

4.2.3.4) notiert.<br />

4.2.3.3 Der Beobachtungsbogen<br />

Für die Bewertung und künftige Optimierung der Testdurchführung wurde als zusätzliche<br />

Methode eine systematische Beobachtung mit Verhaltenskategorien gewählt. Das Ziel war,<br />

das Verhalten der Schüler während der allgemeinen Instruktion und während der Testung zu<br />

beobachten und so evtl. Aufschlüsse für mögliche Verbesserungen des Ablaufs, der Methode<br />

und der Instrumente zu erhalten.<br />

Der Beobachtungsbogen umfasst drei Seiten (siehe Abb. 45 und Anhang G). Auf dem<br />

Titelblatt werden die Daten über die Schule und die Klasse eingetragen und Tabellen geben<br />

Aufschluss über das Datum der Testsitzung, den Namen des Testleiters und den Namen des<br />

Beobachters. Die Zeiten der Beobachtung werden darunter eingetragen, damit festgehalten<br />

wird, wann die Instruktion, die Testung und der Fragebogen begonnen haben und wann sie<br />

beendet wurden.<br />

Die zwei Beobachter haben mit einer Stoppuhr die Zeiten festgehalten und etwaige<br />

Vorkommnisse mittels Strich im vorgegebenen Raster eingetragen bzw. besondere, nicht<br />

aufgelistete Beobachtungen, Kategorien oder Fragen zum Fragebogen am Seitenende notiert.<br />

Auf der zweiten Seite des Beobachtungsbogens wurde das Verhalten während der<br />

140


allgemeinen Instruktion festgehalten und auf der dritten Seite das Verhalten während der<br />

Testung. Die leere vierte Seite wurde dazu benutzt, um etwaige Fragen oder Anmerkungen in<br />

Bezug auf den Schülerfragebogen zu notieren.<br />

Abbildung 45: Beobachtungsbogen Seite 2 und 3 64<br />

Die Kriterien für die Beobachtung wurden als Kategorien vorher festgelegt und die<br />

Beobachtungszeiträume in Minutenabstände eingeteilt. Das Verhalten während der<br />

allgemeinen Instruktion umfasst insgesamt sieben Kategorien, ebenso das Verhalten während<br />

der Testung.<br />

In jeder Klasse wurden je zwei unabhängige Beobachtungsbögen ausgefüllt. Aus<br />

Platzgründen saßen die Beobachter (Lehrer) während der Testung jeweils links und rechts auf<br />

einem eigenen Tisch vor der Klasse. Die Beobachter wurden vor der Testung über die<br />

Handhabung der Instrumente genau instruiert, um eine hohe Übereinstimmung zu<br />

gewährleisten.<br />

4.2.4 Qualitätskriterien Instrumente - Durchführung und Gültigkeit<br />

4.2.4.1 Objektivität – Reliabilität des <strong>Hörverstehen</strong>stests<br />

In diesem Kapitel wird im Besonderen auf die Bemühungen eingegangen, für den HV-Test<br />

möglichst hohe Objektivität und Reliabilität zu sichern. Die Prüfung der Validität und dessen<br />

Schwierigkeiten wurden schon im Theorieteil ausführlich behandelt. Besonders die<br />

Konstruktvalidität ist bei diesem Pilottest schwer einzuschätzen, da es noch keine<br />

64 Der vollständige Bogen ist im Anhang G.<br />

141


vergleichbaren HV-Tests gibt und die Abgrenzung zu den anderen Kompetenzen bei diesem<br />

Stand der Forschung noch nicht eindeutig genug möglich ist. 65<br />

Objektivität des <strong>Hörverstehen</strong>stest<br />

„Die Objektivität eines Tests gibt an, in welchem Ausmaß die Testergebnisse vom<br />

Testanwender unabhängig sind“ (vgl. Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S. 195). Wir<br />

haben uns im Besonderen um hohe Durchführungs- und Auswertungsobjektivität bemüht.<br />

Die Durchführungsobjektivität ist dann bei einem Test gegeben, wenn das Testergebnis<br />

der Probanden vom Testleiter unbeeinflusst ist (vgl. Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S.<br />

195). Die Durchführungskriterien müssen demnach genau festgelegt sein und in allen<br />

Testklassen einheitlich sein. Dazu gehören die Instruktionen, die Raumbedingungen, die CDs,<br />

die Testzeit und die Testaufgaben mit ihren Formaten.<br />

Der HV-Test war ein Pilotversuch im Rahmen der Testentwicklung von<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stests für die Überprüfung der Bildungsstandards ab 2014 des BIFIE. Deshalb<br />

wurde besonderes Augenmerk auf die Durchführungsobjektivität gelegt und alle Probleme<br />

diesbezüglich sollten festgehalten werden.<br />

Eine hohe Objektivität weist der Ablauf im Rahmen der Hör-CDs auf. Dieser war in<br />

allen Testgruppen gleich. Unterschiede gab es nur systematisch bei den Instruktionen von der<br />

CD, die nach den vier Versuchsgruppen variierten und ja Gegenstand der Untersuchung<br />

waren. Die verwendeten Höraufgaben waren in allen Gruppen ident und weisen aufgrund<br />

ihrer Antwortformate (viele geschlossene und nur zwei offene Formate), eine hohe<br />

Auswertungsobjektivität auf.<br />

Weniger standardisieren ließen sich manche Rahmenbedingungen, in denen die<br />

Erhebungen stattfanden. Die Tests fanden entweder in den Klassenräumen statt oder im<br />

Physikraum der UNESCO Hauptschule. Diese unterschiedlichen Testräume brachten etwas<br />

Unruhe während der Testphase und auch Schwierigkeiten mit den eingesetzten mobilen<br />

Trennwänden zwischen den Schülern, die nicht überall gleich stabil hielten. Auf die<br />

Testräume ist in weiterer Folge Augenmerk zu legen, um relativ gleiche bzw. „ruhige“<br />

Raumverhältnisse für alle Probanden zu schaffen.<br />

65 Vgl. Kap. 2.2.2 und 3.3.<br />

142


Auch der Testzeitpunkt hatte Einfluss auf die Testsituation. Beobachtet werden konnte, dass<br />

Schüler, die um die Mittagszeit getestet wurden, deutlich unruhiger waren als jene, die in den<br />

Morgenstunden überprüft wurden. Als bester Testzeitpunkt erwies sich die 2. Einheit (ca. 9<br />

Uhr).<br />

In allen Testklassen wurde der gleiche Testleiter eingesetzt. Dieser erteilte die<br />

vorbereiteten Instruktionen, die im Testleiterhandbuch (siehe Anhang G) festgehalten sind.<br />

Das war aber nicht immer wortwörtlich möglich, da aktuell auf einzelne Situationen (Unruhe,<br />

Fragen usw.) reagiert werden musste. Nach den Ergebnissen des Beobachtungsbogens<br />

entstand die Unruhe vor allem in der ersten Hälfte der Instruktionen. Eine Verkürzung der<br />

einleitenden Instruktionen wäre zu überlegen, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />

Möglicherweise würden Instruktionen auf den CDs die Objektivität erhöhen.<br />

Auch der Einsatz von Beobachtungspersonen veränderte die Testsituation. Einzelne<br />

Schüler äußerten anfangs ihren Unmut über die („fremde“) Beobachtung. Dass die<br />

Beobachtung die Testsituation etwas beeinflussen würde, war einkalkuliert, war doch die<br />

Beobachtung ein wichtiges Instrument, um neben dem Schülerfragebogen wichtige Hinweise<br />

zur Testsituation zu erhalten. Besonders auch deshalb, weil den Testschülern diese Art von<br />

HV-Tests gänzlich unbekannt war. Allerdings hoffen wir, dass dieser Einfluss einigermaßen<br />

ähnlich in allen Gruppen war.<br />

Insgesamt konnte eine maximale Durchführungsobjektivität während dieses Pilottests<br />

noch nicht erreicht werden. Die oben genannten Verbesserungsvorschläge könnten aber<br />

künftig zur Verbesserung beitragen.<br />

Hohe Auswertungsobjektivität war durch den Kodierplan und die<br />

Auswertungsvorschriften gesichert (vgl. Kap. 4.2.2.3). Der Kodierplan musste besonders bei<br />

den offenen Formaten nach der Erhebung etwas angepasst werden. Manche<br />

Items/Antwortvorgaben werden vom BIFIE überarbeitet werden müssen, da sie noch nicht<br />

eindeutig formuliert waren und die Bewertung einen zu großen Spielraum zuließ.<br />

Die Reliabilität des HV-Tests<br />

„Die Reliabilität eines Tests kennzeichnet den Grad der Genauigkeit, mit dem das geprüfte<br />

Merkmal gemessen wird“ (Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S. 196). Reliabel ist ein Test<br />

dann, wenn möglichst wenige Messfehler das Testergebnis beeinflussen.<br />

143


Der HV-Test ist ein erster Pilotversuch und besteht aus einer Skala von nur neun Items. Die<br />

Skala hat zum Ziel, die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz der Schüler der 8. Schulstufe zu messen –<br />

allerdings ist nicht zu erwarten, dass beim ersten Versuch sehr hohe Reliabilitätswerte erreicht<br />

werden können. Die Reliabilitätsanalyse für das innere Skalenkonsistenzmittel Cronbachs<br />

Alpha (.44) bringt auch niedrige Werte, dieser ist einerseits methodisch durch die geringe<br />

Anzahl der Items, andererseits durch die Inhomogenität bzw. die geringe Korrelation der<br />

Aufgaben bedingt. Auch die Trennschärfe der Aufgaben liegt eher im unteren Bereich (um<br />

.16 bis .27, bis auf zwei Ausnahmen).<br />

Tabelle 6: Reliabilitätsanalyse des HV-Tests<br />

Reliabilitätsanalyse des HV-Tests<br />

Items<br />

Schwierigkeitsindex<br />

Betrachtet man den Schwierigkeitsindex der verwendeten Items, so zeigt sich, dass das Item<br />

2.3 und das Item 2.1 zu schwierig waren: Nur 15% der Schüler konnten das Item 2.3 und nur<br />

20% das Item 2.1 richtig beantworten. Auch das Item 4.1 fällt mit einer relativ hohen<br />

Schwierigkeit auf. Bei einem Test, der vor allem im Bereich des Kriteriums der HV-<br />

Kompetenz (Erreichung der Regelstandards) gut messen soll, scheint das zu schwierig zu<br />

sein. Die Trennschärfe umfasst den Bereich zwischen .10 und .22. Hier sind besonders die<br />

Werte der Items 2.1, 2.3, 3.1, 3.3 und 4.1 ungünstig. Diese sind zu wenig trennscharf.<br />

Zusammengefasst fallen besonders die Items 2.1, 2.3 und 4.1 negativ auf. Diese<br />

korrelieren nur niedrig mit den übrigen Items und erweisen sich als zu schwierig für die<br />

144<br />

Trennschärfe<br />

Cronbachs Alpha,<br />

wenn Item<br />

eliminiert<br />

Item 1.1 91% .21 .41<br />

Item 2.1 20% .20 .43<br />

Item 2.2 49% .22 .39<br />

Item 2.3 15% .17 .41<br />

Item 3.1 97% .16 .43<br />

Item 3.2 58% .27 .37<br />

Item 3.3 52% .13 .43<br />

Item 4.1 27% .10 .44<br />

Item 4.2 55% .22 .39


Schüler und weisen eine geringe Trennschärfe auf. Dieser Hörtest erweist sich als noch zu<br />

wenig zuverlässig, was aber bei einem ersten Versuch nicht ungewöhnlich erscheint.<br />

4.2.4.2 Der Schülerfragebogen: Gütekriterien<br />

Der Schülerfragebogen dient als begleitende Evaluation des HV-Tests und der Testsituation,<br />

um sinnvolle Hinweise zu deren Optimierung zu erhalten.<br />

Grundlage des Fragebogens war ein bereits eingesetzter Kontextfragebogen des BIFIE,<br />

der von uns ergänzt und angepasst bzw. neu bearbeitet wurde. Um die Auswertung zu<br />

erleichtern, besteht der Fragebogen hauptsächlich aus geschlossenen Formaten und nur zwei<br />

Splitfragen – für genauere Hinweise. Dieses Vorgehen sichert hohe Objektivität bei der<br />

Auswertung (vgl. Bortz, Döring & Bortz-Döring, 2006, S. 195).<br />

Der Versuch, die Fragen eindeutig und der Zielgruppe entsprechend verständlich zu<br />

formulieren, dürfte gelungen sein. Das beweist auch die Rücklaufquote. Alle 172 Schüler<br />

füllten den Bogen aus. Bei 11 Items gab es eine geringe Anzahl fehlender Werte (missings),<br />

aber nicht einmal 1% der erforderlichen Antworten fehlten.<br />

Die Durchführungsobjektivität<br />

Die Rahmenbedingungen wurden schon beim HV-Test erläutert. Dieselben Bedingungen und<br />

Probleme gelten auch für den Fragebogen, der im Anschluss an den HV-Test ausgeteilt<br />

wurde. Die Durchführungsobjektivität ist als relativ hoch einzuschätzen. Alle Schüler<br />

erhielten idente Instruktionen. Der Zweck der Befragung wurde ihnen erklärt und sie wurden<br />

gebeten, die Fragen ehrlich zu beantworten. Ebenfalls wurde ihnen Anonymität zugesichert.<br />

Bei Unklarheiten konnte gefragt werden. Dies wurde aber kaum in Anspruch<br />

genommen und störte auch nicht den Ablauf. Fragen wurden nur zum Item 4 gestellt. Der<br />

Einfluss des Testleiters war deshalb sehr gering. Es gab auch keine Zeitvorgaben. Jeder<br />

Proband konnte in seinem individuellen Tempo die Fragen bearbeiten. Während der<br />

Bearbeitungsphase herrschte eine besonders ruhige Atmosphäre.<br />

145


Auswertungsobjektivität<br />

Die Objektivität der Auswertung war gegeben. Die Auswertungsvorschriften waren einfach<br />

und wurden vorher festgelegt. Die relativ sorgfältige Beantwortung durch die Schüler hielt<br />

die Fehlerquellen sehr gering. Die Möglichkeit von Flüchtigkeitsfehlern bei der Dateneingabe<br />

wurde durch doppelte Prüfung eingeschränkt. Die Daten wurden einem abschließenden<br />

Plausibilitätscheck unterzogen, um diese Fehler auszuschließen. Es kann somit von einer<br />

hohen Auswertungsobjektivität und Datenqualität ausgegangen werden.<br />

Der Fragebogen wurde in dieser Form zum ersten Mal als Evaluationsinstrument<br />

eingesetzt und deshalb lässt sich seine Zuverlässigkeit nicht unmittelbar bestimmen. Dazu<br />

wären mehrere Vergleichsmessungen nötig. Messfehler wie „Soziale Erwünschtheit“,<br />

„Akquieszenz“, „Tendenz zur Mitte“, Positionseffekte usw. zum Test-/Befragungszeitpunkt<br />

lassen sich beim einmaligen Einsatz nicht eindeutig feststellen. (vgl. Raab-Steiner & Benesch,<br />

2010)<br />

4.3 Ergebnisse der Untersuchung zum <strong>Hörverstehen</strong><br />

4.3.1 Die resultierende Stichprobe<br />

Die neun Klassen der beiden Schulen nahmen am Test teil – die 4B der UNESCO-HS, eine<br />

[I]-ntegrationsklasse, (21 Schülerinnen, davon 4 [I]-Kinder) wurde allerdings aus<br />

organisatorischen Gründen – eine Grippewelle hatte den Schülerstand zur Überprüfungszeit<br />

reduziert - auf die anderen Klassen der UNESCO-HS so per Zufall aufgeteilt, dass etwa<br />

gleich große Gruppen entstanden: Von den 13 anwesenden 4B-lern wurde eine Schülerin der<br />

4A, 5 der 4C, 4 der 4D und 3 der 4E alphabetisch zugeteilt.<br />

Von den gesamt 192 Hauptschülern der 4. Klassen nahmen so 172 an der Erhebung<br />

(Testung und Befragung) teil. 20 Schüler waren am Tag der Untersuchung nicht in der Schule<br />

anwesend.<br />

Die folgende Tabelle 7 gibt eine Beschreibung der erzielten Stichprobe:<br />

146


Tabelle 7: Charakteristik der Schüler in der Stichprobe<br />

Charakteristik der Schüler in der Stichprobe<br />

Versuchsgruppe<br />

n<br />

Klasse<br />

n<br />

im Test<br />

Fehlend Anteil der<br />

Klassen<br />

Von den N = 172 teilnehmenden Schülern besuchen 85 Schüler (49,4%, davon 44 Mädchen<br />

und 41 Knaben) die SHS Mondsee und 87 Schüler (50,5%, davon 44 Mädchen und 43<br />

Knaben) die UNESCO Hauptschule. Die Verteilung der Schüler auf die zwei Schulen ist<br />

nahezu gleich, ebenso die Verteilung der Geschlechter. Das durchschnittliche Alter der<br />

Probanden beträgt 13,98 Jahre, wobei der jüngste Schüler 13,27 Jahre alt ist und der älteste<br />

15,27 Jahre.<br />

Die Stichprobe ist eine natürliche, geklumpte Stichprobe (Klumpen = Klassen) und den<br />

Versuchsgruppen wurden Klassen der Reihe nach zugeordnet. Die Anzahl der Schüler pro<br />

Klasse und pro Versuchsgruppe variiert leicht.<br />

Die Verteilung der Versuchspersonen auf die Leistungsgruppen zeigt, dass mehr als die<br />

Hälfte der Schüler der 1. LG in Deutsch angehören (52%), 37% besuchen die 2. LG und 12%<br />

die 3. LG. Der Anteil von Schülern der 1. LG ist in einer Landhauptschule wie Mondsee<br />

relativ hoch, denn nur wenige Schüler besuchen das Gymnasium im eher weit entfernten<br />

Bezirksort Vöcklabruck oder in Salzburg (ca. 25 km). Die Verteilung der 3. LG auf die<br />

Klassen (und damit Versuchsgruppen) ist ziemlich ungleich, daher wurde für die<br />

Hypothesenprüfung nicht nur ein Gesamtdesign gewählt, sondern auch ein um die 3. LG<br />

reduziertes Design (siehe Kapitel 4.3.2.2).<br />

147<br />

weibl männl LG1 % LG2 % LG3 %<br />

SHS 4A 1 25 23 2 13% 13 10 19 83% 4 17% 0 0%<br />

SHS 4B 2 22 21 1 12% 9 12 6 29% 8 38% 7 33%<br />

SHS 4C 3 22 21 1 12% 9 12 10 48% 9 43% 2 10%<br />

SHS 4D 4 21 20 1 12% 13 7 9 45% 7 35% 4 20%<br />

UNESCO 4A* 1 26 23 3 13% 9 14 10 43% 13 57% 0 0%<br />

UNESCO 4C* 2 25 23 2 13% 15 8 12 52% 6 26% 5 22%<br />

UNESCO 4D* 3 26 22 4 13% 10 12 14 64% 8 36% 0 0%<br />

UNESCO 4E* 4 25 19 6 11% 10 9 9 47% 8 42% 2 11%<br />

Summe 192 172 20 88 84 89 52% 63 37% 20 11%<br />

* enthalten einzelne Schüler der 4B


Durch die üblicherweise an jedem Schultag fehlenden Schüler (missing = 20; 10%) ergaben<br />

sich geringfügig unterschiedlich große Versuchsgruppen. Die Verteilung der Schüler ist in<br />

Tabelle 8 dargestellt.<br />

Tabelle 8: Versuchsgruppen: Geschlecht und Leistungsgruppen<br />

Versuchsgruppe<br />

Präs Lenkg Anzahl weibl % männl % LG 1 % LG 2 % LG 3 %<br />

1 1 1 46 22 48% 24 52% 29 63% 17 37% 0 0%<br />

2 1 0 44 24 55% 20 45% 18 41% 14 32% 12 27%<br />

3 2 1 43 19 44% 24 56% 24 56% 17 40% 2 5%<br />

4 2 0 39 23 59% 16 41% 18 46% 15 38% 6 15%<br />

Summe 172 88 51% 84 49% 89 52% 63 37% 20 12%<br />

Tabelle 9: Versuchsgruppen: Noten und Muttersprache<br />

Versuchsgruppe<br />

Versuchsgruppen: Geschlecht und Leistungsgruppen<br />

Versuchsgruppen: Noten und Muttersprache<br />

Migrationshintergrund Deutschnote (gewichtet nach Leistungsgruppe)<br />

Anzahl deutsch %<br />

nichtdeutsch<br />

% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 n DS<br />

1 46 40 87% 6 13% 3 7 13 12 6 3 0 0 0 44 3,5<br />

2 44 38 86% 6 14% 5 4 5 7 4 8 3 5 0 41 4,5<br />

3 43 41 95% 2 5% 2 7 9 11 8 6 0 0 0 43 3,8<br />

4 39 33 85% 6 15% 1 10 6 5 7 4 5 1 0 39 4,1<br />

Summe 172 152 88% 20 12% 11 28 33 35 25 21 8 6 0 167 4,0<br />

Berücksichtigt man bei der Verteilung auf die Versuchsgruppen die Zugehörigkeit zu den<br />

Leistungsgruppen, dann ist der Anteil der 1. LG in allen Versuchsgruppen am größten.<br />

Die Klassen der Stichprobe werden von 20 Schülern (12%) mit Migrationshintergrund<br />

besucht 66 , wobei der Anteil in den Versuchsgruppen 1, 2 und 4 gleich ist und nur in<br />

Versuchsgruppe 3 weniger Schüler mit Migrationshintergrund vertreten sind.<br />

Betrachtet man die Deutschnote der 7. Schulstufe, die 167 Schüler von 172 angegeben<br />

haben, dann zeigt sich, dass die durchschnittliche Deutschnote (gewichtet nach<br />

66<br />

Ein Schüler wurde zur Gruppe der Migranten gezählt, wenn der Schüler oder ein Elternteil in einem nicht<br />

deutschsprachigen Land geboren wurde.<br />

148


Leistungsgruppe) in Versuchsgruppe 1 am besten ist (3,5) und in Versuchsgruppe 2 am<br />

schlechtesten (4,5), was sich durch den höheren Anteil an Schülern der 3. LG. erklären lässt.<br />

Die Ergebnisse der Befragung ergaben keine Unterschiede im Vorwissen, welches durch den<br />

Unterricht bestimmt ist (siehe Ergebnisse Kap. 4.3.3).<br />

4.3.2 Testergebnisse<br />

4.3.2.1 Deskriptive Testergebnisse<br />

Für die Datenanalyse wurde das Statistikprogramm PASW Statistics 18 (früher: SPSS)<br />

verwendet. Damit wurden sowohl die deskriptiven Berechnungen als auch die<br />

Hypothesenprüfung vorgenommen. Die Signifikanzniveaus werden in der Analyse nach Bortz<br />

und Döring (2006, S. 740) definiert: signifikant (p < 0,05), sehr signifikant (p < 0,01) und<br />

höchst signifikant (p < 0,001).<br />

Die Tabelle 10 zeigt die Verteilung der Testscores. Er wird gebildet aus den Punkten<br />

der 9 Items des <strong>Hörverstehen</strong>stests (siehe Kap. 4.2.2) – jedes richtige Item wurde mit einem<br />

Punkt bewertet. Der tatsächlich erreichte Mittelwert der gesamten Stichprobe beträgt 4,64 (s<br />

= 1,61). Das Minimum beträgt 1 und das Maximum 8, Median und Modus betragen 5 Punkte.<br />

Für die erhobenen Variablen Geschlecht, Schule, Klasse, Leistungsgruppe, Migration<br />

und Deutschnote enthält die folgende Tabelle die gruppierten Mittelwerte und<br />

Standardabweichungen des Testscores. Zusätzlich wird (geprüft mit univariaten<br />

Varianzanalysen) dokumentiert, ob die Subgruppen der Variablen sich voneinander<br />

signifikant unterscheiden.<br />

Geschlecht: Ein Unterschied in der HV-Leistung zwischen Mädchen und Buben ist<br />

nicht festzustellen, der Mittelwert ist ident.<br />

Leistungsgruppe: Erwartungsgemäß findet sich der höchste Mittelwert im HV-Test bei<br />

Schülern der 1. LG (5,10) und der geringste bei jenen der 3. LG (3,90) – hoch<br />

signifikanter Unterschied.<br />

Bei den Klassen ist zu sehen, dass zwei Klassen (SHS 4A und UNESCO 4D) wegen<br />

eines höheren Anteils an der 1. LG geringfügig höhere Mittelwerte aufweisen, die<br />

Unterschiede sind nicht signifikant.<br />

149


Bei den Schulen erzielte die Sport-HS (MW = 4,92) einen etwas höheren Mittelwert als<br />

die UNESCO HS (MW = 4,46), aber auch nicht signifikant.<br />

Der Anteil der Migranten an der Stichprobenpopulation beträgt in diesen zwei<br />

Hauptschulen 12% (N = 20): Der Mittelwert in dieser Gruppe beträgt 3,80, während der<br />

Mittelwert der einheimischen bzw. hier geborenen Hauptschüler 4,75 ergibt, ein sehr<br />

signifikanter Unterschied.<br />

Die Deutschnote korreliert wie erwartet hoch mit den Testergebnissen (hoch<br />

signifikante Unterschiede im Test).<br />

150


Tabelle 10: Ergebnisse HV-Tests nach Gruppen<br />

Ergebnisse HV-Test nach Gruppen<br />

GESCHLECHT N Mittel StdAbw<br />

weiblich 88 4,64 1,48<br />

männlich 84 4,64 1,75 n.s.<br />

Gesamt 172 4,64 1,61<br />

SCHULEN N Mittel StdAbw<br />

Sport-HS Mondsee 85 4,82 1,58<br />

UNESCO-HS Mondsee 87 4,46 1,63 n.s.<br />

Gesamt 172 4,64 1,61<br />

KLASSEN N Mittel StdAbw<br />

SHS 4A 23 5,00 1,62<br />

SHS 4B 21 4,62 1,91<br />

SHS 4C 21 4,76 1,51<br />

SHS 4D 20 4,90 1,29<br />

UNESCO 4A 23 4,39 1,92<br />

UNESCO 4C 23 4,13 1,68<br />

UNESCO 4D 22 5,09 1,30<br />

UNESCO 4E 19 4,21 1,40 n.s.<br />

Gesamt 172 4,64 1,61<br />

LEISTUNGSGRUPPEN N Mittel StdAbw<br />

LG 1 89 5,10 1,38<br />

LG 2 63 4,22 1,67<br />

LG 3 20 3,90 1,80 h.s.<br />

Gesamt 172 4,64 1,61<br />

MIGRATION N Mittel StdAbw<br />

Österreich/Deutschld 152 4,75 1,55<br />

Migrant 20 3,80 1,85 s.s.<br />

Gesamt 172 4,64 1,61<br />

DEUTSCHNOTE N Mittel StdAbw<br />

LG1 1 11 6,27 1,27<br />

LG1 2 28 4,75 1,35<br />

LG1 3 LG2 1 33 5,18 1,29<br />

LG1 4 LG2 2 35 4,86 1,56<br />

LG2 3 LG3 1 25 4,00 1,50<br />

LG2 4 LG3 2 21 4,19 1,47<br />

LG3 3 8 3,25 1,91<br />

LG3 4 6 3,17 1,17 h.s.<br />

Gesamt 167 4,65 1,58<br />

Missing 5<br />

151


Der Zusammenhang der Zugehörigkeit zu einer Leistungsgruppe mit der HV-Leistung ist<br />

höchst signifikant (9% erklärte Varianz), ebenso korreliert die Deutschnote höchst signifikant<br />

mit dem Testscore (20% erklärte Varianz).<br />

4.3.2.2 Prüfung der Hypothesen<br />

Bei der Analyse der Stichprobenzusammensetzung (nach dem Alphabet der natürlichen<br />

Gruppen bzw. Klassen an den HS in Mondsee) ist aufgefallen, dass die Schüler/innen der 3.<br />

LG. eine Häufung in einer bestimmten Versuchsgruppe aufweisen (einmal / ungelenkt). Aus<br />

organisatorischen Gründen war aber eine ausgewogene Einzelzuteilung nicht möglich. Daher<br />

haben wir uns entschlossen, die Hypothesenprüfung in zwei grundsätzlichen Varianten<br />

durchzuführen: Einmal mit Einschluss der Schüler/innen der 3. LG und einmal ohne.<br />

Statistisch geprüft wurden die drei Unterschiedshypothesen mit Hilfe einer univariaten,<br />

zweifaktoriellen Varianzanalyse.<br />

Variante 1: „Gesamte Stichprobe“<br />

Die gesamte Stichprobe (N = 172) bildete die Grundlage der Berechnungen, d.h., in die<br />

Berechnung aufgenommen wurden alle Schüler der drei Leistungsgruppen. Der Levene-Test<br />

bestätigt die Varianzhomogenität der Gruppen (p = 0,113).<br />

Zur Prüfung kamen drei Hypothesen, die auf Unterschiede zwischen den Gruppen<br />

abzielten (vgl. Kapitel 4.1.1 und 4.1.2):<br />

Hypothese 1: Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers beim HV-<br />

Test, wenn der Stimulus ein- oder zweimal gespielt wird?<br />

Hypothese 2: Gibt es einen Unterschied bei der erzielten Leistung eines Schülers beim HV-<br />

Test, wenn die Items vor dem Abspielen der Stimuli gelesen oder nicht gelesen werden<br />

(gelenkt vs. ungelenkt)?<br />

Hypothese 3: Gibt es spezielle, kombinierte Effekte der beiden Gruppen?<br />

152


Die Gruppen mit „gelenkter“ Versuchsanordnung erzielten etwas höhere Leistungen beim<br />

HV-Test (4,81 vs. „ungelenkt“ 4,46 Punkten). Die Differenz ist aber nicht signifikant. Auch<br />

die Präsentationshäufigkeit zeigt keinen statistischen Effekt.<br />

Insgesamt gesehen erreicht die Versuchsgruppe 3 (zweimal präsentiert und gelenkt) den<br />

höchsten Mittelwert (MW = 4,93) und die Gruppe 2 (einmal präsentiert und ungelenkt) den<br />

niedrigsten Mittelwert (MW = 4,36).<br />

Die Varianzanalyse zeigt allerdings, dass keine der beiden Versuchsbedingungen einen<br />

signifikanten Einfluss auf den HV-Testscore haben, auch nicht die kombinierten Faktoren.<br />

Möglicherweise war aber die Stichprobengröße (N = 172) zu gering, um eventuell doch<br />

vorhandene Effekte feststellen zu können.<br />

Tabelle 11: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen<br />

Deskriptive Ergebnisse HV-Tests (Gesamte Stichprobe)<br />

AV: Punkte Hörtest komplett Mittel s N<br />

LENKUNG WIEDERHOLUNG<br />

gelenkt einmal präsentiert 4,70 1,79 46<br />

zweimal präsentiert 4,93 1,40 43<br />

Gesamt 4,81 1,61 89<br />

ungelenkt einmal präsentiert 4,36 1,79 44<br />

zweimal präsentiert 4,56 1,37 39<br />

Gesamt 4,66 1,49 83<br />

Gesamt einmal präsentiert 4,53 1,79 90<br />

zweimal präsentiert 4,76 1,39 82<br />

Gesamt 4,64 1,61 172<br />

153


Tabelle 12: Ergebnnisse<br />

der Hyypothesenteests<br />

Ergebbnisse<br />

dess<br />

Hypothesentests<br />

( (Gesamte Stichprobbe)<br />

Abhänngige<br />

Variablee:<br />

Punkte Höörtest<br />

kompleett<br />

Quuelle<br />

Koorrigiertes<br />

Moodell<br />

Koonstanter<br />

Terrm<br />

VGG_Lenkung<br />

VGG_Wiederhollung<br />

VGG_Lenkung<br />

* VG_Wiederrholung<br />

Feehler<br />

Geesamt<br />

ZUSAMMMENFASSUNG<br />

VARRIANTE<br />

1: :<br />

df Mittel der Quadratee<br />

F Sig.<br />

3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

168<br />

172<br />

Hypothese1:<br />

Keinn<br />

statistischh<br />

signifikaanter<br />

Unter rschied zwwischen<br />

denn<br />

beiden Gruppen G<br />

Präsentaationshäufiggkeit<br />

(F1,1688<br />

= 0,781; p = 0,378).<br />

Hypothese<br />

2: Keein<br />

statistiscch<br />

signifikkanter<br />

Unte erschied zwwischen<br />

denn<br />

beiden Gruppen G<br />

Lenkunng<br />

(F1,168 = 22,01;<br />

p = 0,1158).<br />

Hypothese<br />

3: Die kkombinierteen<br />

Gruppenn<br />

weisen ebe enfalls keinnen<br />

Effekt auuf<br />

(F1,168 = 0,005; P<br />

= 0,945).<br />

Abbildung 46: Deskripptives<br />

Ergebnis<br />

Hörtes st nach VG (N = 172) - Variante 1<br />

154<br />

2,455<br />

0,9433<br />

0,421<br />

3687,071 1419,7255<br />

0<br />

5,221 2,011<br />

0,138<br />

2,027 0,7811<br />

0,378<br />

0,012<br />

2,597<br />

0,0055<br />

0,945<br />

n.s.<br />

n.s.<br />

n.s.


Die Hypothesenprüfung ergibt keinen signifikanten Unterschied zwischen den vier<br />

Versuchsgruppen. Die Annahme, dass sich die Gruppen in ihrer Testleistung unterscheiden,<br />

konnte nicht bestätigt werden. Im Boxplot ist dies deutlich sichtbar – die Mediane von LG 1<br />

und LG 2 unterscheiden sich kaum.<br />

Die Abbildung 46 zeigt auch die Überschneidungen der Versuchsgruppen bzgl. ihrer<br />

Testleistung. Der Median der 1. LG ist in allen Versuchsgruppen identisch und liegt nahe am<br />

Mittelwert (MW = 4,74). Die Mediane der 2. LG unterscheiden sich nur geringfügig<br />

voneinander.<br />

In der Abbildung ist auch klar ersichtlich, warum wir uns entschlossen haben, eine<br />

zweite Prüfungsvariante zu rechnen, die die auf die 2. Versuchsgruppe (1x präsentiert und<br />

ungelenkt) konzentrierte 3. LG ausklammert. 1. und 2. LG zeigen im Experiment in allen vier<br />

Gruppen sehr ähnliche Werte – während die 3. LG eine hohe Varianz in der Reaktion zeigte.<br />

Die beiden Schüler/innen der 3. LG in der VG 3 hatten unerwarteter Weise höhere Werte als<br />

die Schüler/innen der LG 1 und 2.<br />

Variante 2: „Reduzierte Stichprobe“<br />

Wie in Kapitel 4.3.1 erwähnt, wurde die Hypothesenprüfung nicht nur mit der gesamten<br />

Stichprobe durchgeführt, sondern zusätzlich noch mit einer reduzierten Stichprobe.<br />

Dazu wurde die Stichprobe auf die Schüler der 1. und 2. LG. beschränkt, da die<br />

Verteilung der Schüler der 3. LG auf die Versuchsgruppen nicht gleichmäßig war und sich als<br />

mögliche Störvariable erwies. Die reduzierte Stichprobe von N = 152 bildete die Grundlage<br />

der Berechnungen. Auch hier bestätigt der Levene-Test die Varianzhomogenität der Gruppen<br />

(p = 0,29).<br />

Zur Prüfung kamen ebenfalls die drei Hypothesen, die auf Unterschiede zwischen den<br />

Gruppen abzielten (siehe in der ersten Variante).<br />

155


Tabelle 13: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen (reduzierte Stichprobe)<br />

Tabelle 14: Ergebnisse der Hypothesentests (reduzierte Stichprobe)<br />

Quelle<br />

ZUSAMMENFASSUNG:<br />

Deskriptive Ergebnisse HV-Tests (Reduzierte Stichprobe)<br />

AV: Punkte Hörtest komplett Mittel Std.Abw. N<br />

LENKUNG WIEDERHOLUNG<br />

gelenkt einmal präsentiert 4,70 1,79 46<br />

zweimal präsentiert 4,90 1,43 41<br />

Gesamt 4,79 1,62 87<br />

ungelenkt einmal präsentiert 4,66 1,66 32<br />

zweimal präsentiert 4,67 1,34 33<br />

Gesamt 4,66 1,49 65<br />

Gesamt einmal präsentiert 4,68 1,72 78<br />

zweimal präsentiert 4,80 1,39 74<br />

Gesamt 4,74 1,56 152<br />

Ergebnisse des Hypothesentests (Reduzierte Stichprobe)<br />

Abhängige Variable: Punkte Hörtest komplett<br />

df Mittel der Quadrate F Sig.<br />

Korrigiertes Modell 3 0,524 0,211 0,889<br />

Konstanter Term 1 3324,634 1337,441 0<br />

VG_Lenkung 1 0,703 0,283 0,596 n.s.<br />

VG_Wiederholung 1 0,438 0,176 0,675 n.s.<br />

VG_Lenkung * VG_Wiederholung 1 0,358 0,144 0,705 n.s.<br />

Fehler 148 2,486<br />

Gesamt 152<br />

Hypothese1: Kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen<br />

Präsentationshäufigkeit (F1,148 = 0,176; p = 0,675).<br />

Hypothese 2: Kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen<br />

Lenkung (F1,148 = 0,283; p = 0,596).<br />

156


Hypothese 3: Die kombinierten Gruppen weisen ebenfalls keinen Effekt auf (F1,148 = 0,144;<br />

P = 0,705).<br />

Abbildung 47: Deskriptives Ergebnis Hörtest nach VG (reduzierte Stichprobe)<br />

Die Hypothesenprüfung ergibt auch hier keinen signifikanten Unterschied zwischen den vier<br />

Versuchsgruppen. Die Annahme, dass sich die Gruppen in ihrer Testleistung unterscheiden,<br />

konnte auch mit der reduzierten Stichprobe nicht bestätigt werden.<br />

Die Abbildung 47 zeigt, dass der Median der 1. LG ist in allen Versuchsgruppen<br />

identisch ist und nahe am Mittelwert liegt (MW = 4,74). Die Mediane der 2. LG<br />

unterscheiden sich nur geringfügig voneinander.<br />

Resümee der beiden Varianten<br />

Die Hypothesenprüfung ergab beide Male keine Präferenzen zu einer bestimmten<br />

Versuchsgruppe. Obwohl die Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen gering (0,15<br />

Punkte bei der Gesamtstichprobe und 0,13 bei der reduzierten Stichprobe) und nicht<br />

signifikant sind, lässt die Analyse des Fragebogens und der Beobachtung (genaue<br />

Ergebnisdarstellung siehe Kapitel 4.3.3 und Kapitel 4.3.4) aber eine gewisse positive Tendenz<br />

in Richtung gelenkter Versuchsanordnung (= inhaltliche Vorentlastung, Lesen der Items vor<br />

dem Hören) erkennen. Diese Vorentlastung wurde von den befragten Schülern wesentlich<br />

157


esser bewertet als die ungelenkte Version. Die Schüler der Gruppe mit Vorentlastung<br />

verstanden die Instruktionen und die Stimuli besser, hatten weniger Zeitprobleme bei den<br />

einzelnen Testaufgaben, fühlten sich während der Testsituation wesentlich wohler und zeigten<br />

in der Testsituation mehr Ruhe und Aufmerksamkeit.<br />

Die Bedeutung der Präsentationshäufigkeit zeigte sich weder durch die Tests, noch<br />

durch die Ergebnisse der Schülerbefragung oder der Beobachtung. Die zweimalige<br />

Präsentation war in der Testphase durch häufige Unruhe gekennzeichnet und war somit<br />

manchmal ein Störfaktor (ohne bessere Testergebnisse zu bringen). Eine Wiederholung der<br />

Präsentation wünschten sich zwar rund die Hälfte der Schüler, die der Gruppe „1x präsentiert“<br />

angehörten. Allerdings war der Effekt der Wiederholung eben nicht signifikant.<br />

Mehr Aufschluss über die Effekte der Aufgabenpräsentation wird die Vorpilotierung<br />

ergeben - ein neuerlicher Test des BIFIE bei einer größeren Stichprobe (> 500; Juni).<br />

Besonders die Frage des Unterschieds zwischen den gelenkten Versuchsgruppen wäre hier<br />

von Interesse. Diese Hypothesenprüfung ist nur ein kleiner Teil zur Testentwicklung für die<br />

Überprüfung der Bildungsstandards im <strong>Hörverstehen</strong>. Weitere Untersuchungen sind deshalb<br />

notwendig.<br />

Inwieweit das BIFIE für die Pilotierung im Juni 2011 die Ergebnisse in ihre<br />

Untersuchung einfließen ließ, das wird im Kapitel 4.3.5 erläutert.<br />

4.3.3 Ergebnisse der Schülerbefragung<br />

Der Schülerfragebogen ist im Anhang G enthalten und der Aufbau wurde in 4.2.3.1<br />

beschrieben. Er diente als prozessbegleitende Evaluation mit dem Ziel, Hinweise über das<br />

subjektive Empfinden der Schüler während des Tests und deren Einschätzungen zum Thema<br />

Hören zu erhalten. Der Fragebogen wurde im Anschluss an den HV-Test ausgegeben - ohne<br />

Zeitlimit.<br />

Der Fragebogen besteht aus 37 Items und setzt sich aus drei Teilen zusammen:<br />

Teil 1 beinhaltet Angaben zur Person und besteht aus vier Items.<br />

Teil 2 trägt die Überschrift „Wie du den Hörtest erlebt hast“. In diesem Teil werden 16 Items<br />

zu sieben Kategorien zusammengefasst, die das subjektive Empfinden der Schüler während<br />

der Testsituation erfassen sollen:<br />

158


1. Verständlichkeit bezüglich des Testinstruktionen: 4 Items - Skala Verständlichkeit<br />

2. Akustik/Verständlichkeit der CD: 4 Items - Skala CD -Verständlichkeit<br />

3. Einschätzung Schwierigkeit des HV-Tests: 1 Item<br />

4. Wunsch nach Wiederholung der Präsentation: 1 Item<br />

5. Einschätzung Bearbeitungszeit: 2 Items<br />

6. Wohlfühlen/Gefallen des Tests: 2 Items<br />

7. Stress während des Tests: 2 Items<br />

Teil 3 erfasst mit 16 Items die subjektiven Einstellungen und Erfahrungen der Schüler zum<br />

Thema Hören allgemein und Hören im Unterricht (Vorwissen). 10 Items wurden zur Skala<br />

Einstellungen zum HV zusammengefasst. Eine Faktorenanalyse teilt die Skala in:<br />

Faktor 1: Anhören von CDs oder Radio<br />

Faktor 2: Mündliche Erzählungen durch Personen<br />

Faktor 3: Erfahrungen in der Kindheit<br />

Der Bereich der subjektiven Einschätzung des eigenen Vorwissens zum Thema Hören im<br />

Unterricht enthält die restlichen 6 Items.<br />

4.3.3.1 Ergebnisse Teil 1: Angaben zur Person<br />

Alle Schüler, die am HV-Test teilgenommen haben, haben auch den Fragebogen ausgefüllt (N<br />

= 172), 51% Mädchen und 49% Knaben. Das durchschnittliche Alter der Schüler betrug zum<br />

Testzeitpunkt 13,98 Jahre.<br />

Der Anteil der 1. LG. ist hoch (52%). Im Gegensatz dazu besuchen nur 12% der Schüler<br />

die 3. LG. in Deutsch. Bei der gewichteten Deutschnote der 7. Schulstufe, die 97% der<br />

Schüler angaben, sind die meisten Schüler im mittleren Bereich vertreten.<br />

An den zwei Hauptschulen gibt es 20 Schüler (12%) mit Migrationshintergrund, wobei<br />

von diesen 20 Schülern auch 10% der Mütter (N = 17) und 10% der Väter (N = 18) aus einem<br />

nicht deutschsprachigen Land kommen. Am häufigsten ist das Geburtsland Bosnien bei<br />

Mutter und Vater genannt worden (5 Mütter und 5 Väter) und an zweiter Stelle kommt beim<br />

Vater die Türkei (je 2 Väter). Die anderen Staaten sind jeweils durch eine Person vertreten.<br />

159


Tabelle 15: Schülerfragebogen – statistische Angaben<br />

Angaben zur Person - Häufigkeiten<br />

GESCHLECHT N %<br />

weiblich 88 51%<br />

männlich 84 49%<br />

Gesamt 172 100%<br />

ALTER N %<br />

13 Jahre 77 46%<br />

14 Jahre 81 49%<br />

15 Jahre 9 5%<br />

Gesamt 167 97%<br />

Missing 5 3%<br />

LEISTUNGSGRUPPEN N %<br />

LG 1 89 52%<br />

LG 2 63 37%<br />

LG 3 20 11%<br />

Gesamt 172 100%<br />

DEUTSCHNOTE N %<br />

LG1 1 11 7%<br />

LG1 2 28 17%<br />

LG1 3 LG2 1 33 20%<br />

LG1 4 LG2 2 35 21%<br />

LG2 3 LG3 1 25 14%<br />

LG2 4 LG3 2 21 12%<br />

LG3 3 8 5%<br />

LG3 4 6 4%<br />

Gesamt 167 97%<br />

Missing 5 3%<br />

MIGRATION Schüler N %<br />

Österreich/Deutschland 152 88%<br />

Migrant 20 12%<br />

Gesamt 172 100%<br />

MIGRATION Mutter N %<br />

Österreich/Deutschland 155 90%<br />

Migrant 17 10%<br />

Gesamt 172 100%<br />

MIGRATION Vater N %<br />

Österreich/Deutschland 154 90%<br />

Migrant 18 10%<br />

Gesamt 172 100%<br />

160


4.3.3.2 Ergebnisse Teil 2: Wie ich den Hörtest erlebt habe<br />

(1) Verständlichkeit bezüglich des Tests (der Instruktionen)<br />

Vorbedingung für das korrekte Umgehen der Schüler mit den Testanweisungen ist, dass sie<br />

diese auch verstanden haben, sowohl die Anweisungen des Lehrers als auch die<br />

Modellbeispiele und Arbeitsanweisungen. Das wurde mit den Fragen 5 bis 8 untersucht, sie<br />

haben ein dreistufiges Antwortformat und sind ordinalskaliert (1 = ja, gut verstanden, 2 = ja,<br />

großteils, 3 = nein, habe ich nicht verstanden).<br />

67% der befragten Schüler gaben an, die Erklärungen des Lehrers gut verstanden zu<br />

haben, 30% verstanden sie großteils - nur 3% haben sie nicht verstanden. Ähnlich war<br />

das Ergebnis zu den Arbeitsanweisungen von der Hör-CD. Das einleitende Beispiel<br />

haben 58% gut, 39% großteils und 3 % nicht verstanden. Rund 2/3 der Schüler haben<br />

also keine Probleme gezeigt. Schüler mit besseren Noten (höherer LG) haben<br />

signifikant weniger Verständlichkeitsprobleme geäußert.<br />

Etwas größere Schwierigkeiten bereitete die Verständlichkeit des Ablaufes im Test:<br />

44% wussten immer, was zu tun ist, 46% großteils und 10% haben sich oft im Ablauf<br />

nicht ausgekannt.<br />

Bildet man aus diesen vier Items die Skala „Verständlichkeit“ (Minimum 4, Maximum 12; je<br />

niedriger, desto verständlicher), so ergibt sich folgendes Gesamtbild von Verständlichkeit:<br />

19% haben die besten (4), 55% sehr gute Werte (5 oder 6) angegeben.<br />

Nur 3 Schüler (= 2%) haben schlechte Verständlichkeitswerte > 9 angegeben.<br />

Insgesamt kann man mit der Verständlichkeit des pilotierten Tests zufrieden sein, verbessern<br />

könnte man die Transparenz im Ablauf des Tests (z.B. durch zwischenzeitliche Hinweise).<br />

Die Verständlichkeit steht im Zusammenhang mit der Versuchsbedingung „Lenkung“,<br />

in der gelenkten Versuchsanordnung ist die Verständlichkeit signifikant höher (5,4 vs. 6,3<br />

„ungelenkt“; h.s.). Die Verständlichkeit korreliert aber auch mit den Leistungsgruppen (h.s.),<br />

mit dem Migrationshintergrund der Schüler (s.s.) und weicht auch in den Extremgruppen der<br />

HV-Kompetenz h.s. ab.<br />

Zwischen dem Testscore HV und der Skala_Verständnis gibt es eine Korrelation von<br />

.27, das heißt, dass Schüler, die höhere Testwerte hatten, auch die Verständlichkeit besser<br />

161


ewerteten (oder die Verständlichkeit zu besseren Testwerten führte). Auffallend ist, dass die<br />

Skala_Verständnis mit der Skala CD-Verständlichkeit hoch korreliert (.41) und auch mit der<br />

Skala_Wohlfühlen (.37). Schüler, die die Instruktionen und die Beiträge besser verstehen,<br />

fühlen sich während des HV-Tests wohler.<br />

(2) Akustik/Verständlichkeit der CD<br />

Um Hinweise zur Verständlichkeit der Stimuli und der Akustik der CD zu erhalten, sollten<br />

die Schüler angeben, ob die Beiträge auf der CD für sie subjektiv gut verständlich waren, ob<br />

unverständliche Ausdrücke vorkamen und die Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit für sie<br />

passend waren. Die Items 10, 12, 13 und 14 waren ordinalskaliert und die Antwortformate<br />

dreistufig: Item 10 (1 = ja, gut verständlich, 2 = ja, großteils, 3 = nein, ich habe oft nichts<br />

verstanden); Item 12 (1 = nein, ich habe alles verstanden, 2 = ja, ein paar, 3 = ja, viele);<br />

Item 13 (1 = zu leise, 2 = genau passend, 3 = zu laut); Item 14 (1 = zu schnell, 2 = genau<br />

passend, 3 = zu langsam).<br />

Angabe von unverständlichen Ausdrücken: Hier gaben 77% der Schüler an, dass sie<br />

alles verstanden hätten. 20% haben ein paar Ausdrücke nicht verstanden und 2%<br />

verstanden vieles nicht.<br />

Ebenso gute Werte erzielten die Variablen Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit. 93%<br />

der Schüler fanden die Lautstärke als genau passend und nur 2% fanden sie zu leise. Bei<br />

der Sprechgeschwindigkeit gaben 78% an, diese sei genau passend, während 17% sie zu<br />

langsam empfanden und 5% als zu schnell. Für mehr als 3/4 der Schüler war die<br />

Verständlichkeit der Akustik und des Wortschatzes also gut. Auch hier haben Schüler in<br />

der 1. LG. signifikant weniger Schwierigkeiten bei der Verständlichkeit.<br />

Leichte Probleme hatten die Schüler mit der Verständlichkeit der Beiträge von der CD.<br />

56% der befragten Schüler erklärten, dass für sie die Beiträge von der CD gut<br />

verständlich waren, 40% verstanden sie großteils - nur 4,1% haben sie nicht verstanden.<br />

Gesamt gesehen war die Verständlichkeit der CD, ihre Lautstärke und die<br />

Sprechgeschwindigkeit für den Großteil der befragten Schüler gut bzw. genau passend.<br />

Die Skala „CD-Verständnis“ (Minimum 4, Maximum 10; je niedriger, desto verständlicher)<br />

erbrachte folgende Ergebnisse:<br />

162


42% haben die besten (4), 44% sehr gute Werte (5, 6) angegeben.<br />

Wie bei der Verständlichkeit bezüglich der Testinstruktionen gaben auch hier nur 3 der<br />

172 Schüler (= 2%) schlechte Verständlichkeitswerte > 9 an.<br />

Die CD-Verständlichkeit korreliert ebenso wie die Verständlichkeit der Arbeitsanweisungen<br />

mit der Versuchsbedingung „Lenkung“, in dieser Versuchsanordnung ist die CD-Verständlichkeit<br />

signifikant höher (4,94 vs. 5,5 „ungelenkt“). Die CD-Verständlichkeit steht auch im<br />

Zusammenhang mit den Leistungsgruppen (h.s.) und der Zugehörigkeit zu den<br />

Extremgruppen in der HV-Leistung (s.s.).<br />

(3) Einschätzung der Schwierigkeit des HV-Tests<br />

In Frage 9 wurde untersucht, wie schwierig die Schüler den HV-Test mit seinen Testaufgaben<br />

empfanden. Dieses Item hat ein dreiteiliges Antwortformat (1 = zu leicht, 2 = genau passend,<br />

3 = zu schwer).<br />

Abbildung 48: Das deskriptive Ergebnis der Einschätzung nach Versuchsgruppen<br />

80% der befragten Schüler gaben an, dass die Testaufgaben für sie genau passend<br />

waren. 15% empfanden die Aufgaben als zu leicht - nur 5% haben sie als zu schwer<br />

163


empfunden. Versuchsgruppen hatten darauf keinen Effekt (sieht man von geringen<br />

Unterschieden in der 1x präsentiert/ungelenkt Gruppe ab, der nicht signifikant ist).<br />

Beachtenswert ist der signifikante Zusammenhang der Einschätzung zur Schwierigkeit<br />

des HV-Tests mit dem Geschlecht (s.s).<br />

Nach diesen Ergebnissen kann man davon ausgehen, dass die Schwierigkeit der Aufgaben<br />

insgesamt ausreichend passend für die Testschüler war.<br />

(4) Wunsch nach Wiederholung der Präsentation<br />

Die Anzahl der Präsentationen der Stimuli war Gegenstand der Forschungsarbeit und mit<br />

dem nominalskalierten Item 11 (1 = ja, 2 = nein) wurde untersucht, ob die Anzahl der<br />

Präsentation nach Ansicht der Schüler ausreichend war oder ob die Schüler die Stimuli noch<br />

einmal hören möchten.<br />

36% der befragten Schüler wollten die Stimuli noch einmal hören. Für 65% war die<br />

Anzahl der Präsentationen ausreichend. Hier zeigt sich (natürlich) ein hoch signifikanter<br />

Zusammenhang mit der Versuchsanordnung „einmal präsentiert“ (h.s.). 58% der<br />

Schüler, denen die Stimuli einmal präsentiert wurden, äußerten den Wunsch, diese ein<br />

zweites Mal zu hören. 42% dieser Versuchsgruppe verneinten die Frage.<br />

Von den Schülern der Versuchsgruppen mit der zweimaligen Präsentation entfallen<br />

insgesamt nur 15% auf die, die eine weitere Wiederholung möchten.<br />

Tabelle 16: Wunsch nach Wiederholung der Hörbeiträge<br />

einmal<br />

präsentiert<br />

Wunsch nach Wiederholung der Hörbeiträge<br />

Wiederholung der Beiträge<br />

zweimal<br />

präsentiert<br />

einmal präsentiert<br />

gelenkt<br />

N % N % N % N % N % N % N %<br />

ja 52 58% 9 11% 24 39% 28 46% 5 8% 4 7% 61 100%<br />

nein 38 42% 73 89% 22 20% 16 14% 38 34% 35 32% 111 100%<br />

Gesamt 90 100% 82 100% 46 44 43 39 172<br />

164<br />

Kombination Lenkung - Wiederholung<br />

einmal präsentiert<br />

ungelenkt<br />

zweimal präsentiert<br />

gelenkt<br />

zweimal präsentiert<br />

ungelenkt<br />

Gesamt


Die zweimalige Präsentation wurde von den Schülern besser bewertet und die Lenkung<br />

beeinflusst bei der einmaligen Präsentation den Wunsch nach Wiederholung.<br />

(5) Einschätzung der Bearbeitungszeit<br />

Die Bearbeitungszeit der einzelnen Testaufgaben ist in Pilotierungen wichtig und auch ein<br />

gewisser Indikator für Testleistungen. Diese wurde mit Frage 15 und 16 untersucht. Das<br />

Antwortformat von Item 15 ist dreiteilig (1 = zu kurz, 2 = genau passend, 3= zu lang). Item<br />

16 ist nominalskaliert und erfasst auch die Zeitprobleme bei einzelnen Aufgaben (1 = nein, 2<br />

= ja, und zwar bei den Aufgaben 1, 2, 3, 4).<br />

76% der befragten Schüler gaben an, dass die Bearbeitungszeit des Tests insgesamt<br />

genau passend war, für 13% war die Zeit zu lange - für 11% war sie zu kurz. Schüler<br />

mit besseren Noten (höhere LG) haben signifikant weniger Zeitprobleme geäußert.<br />

Zum Thema Zeitprobleme bei den Testaufgaben erklärten 31% der Testschüler, dass sie<br />

bei einzelnen Aufgaben zeitliche Schwierigkeiten hatten.<br />

Zeitprobleme bei den Testaufgaben stehen in Zusammenhang mit der<br />

Versuchsbedingung „Lenkung“. Schüler, die der gelenkten Versuchsanordnung<br />

angehören, unterscheiden sich signifikant (positiv) von der Versuchsgruppe<br />

„ungelenkt“. (1,76 vs. 1,61 „ungelenkt“, Minimum 1, Maximum 2, je höher, umso<br />

weniger Zeitprobleme). 60% der Schüler, die Zeitprobleme äußerten, gehören der<br />

Versuchsgruppe „ungelenkt“ an.<br />

Gewisse Zeitschwierigkeiten hatten die Schüler bei den Testaufgaben 2, 3 und 4. 22%<br />

der befragten Schüler gaben an, dass die Aufgabe 3 (offenes Format) für sie<br />

Zeitprobleme verursachte, bei Aufgabe 2 und 4 erklärten je 10% Zeitprobleme - nur 4%<br />

kamen bei Aufgabe 1 mit der Zeitvorgabe nicht zurecht.<br />

Insgesamt sind nach Einschätzung der Schüler die Zeitvorgaben des pilotierten Tests<br />

ausreichend. Verbessern muss man die vorgegebene Bearbeitungszeit vor allem bei Aufgabe<br />

3 und für die weitere Testentwicklung muss der Indikator „Lenkung“ (gelenkt vs. ungelenkt)<br />

und dessen Einfluss auf die Testleistung beachtet werden.<br />

165


(6) Wohlfühlen/Gefallen:<br />

Eine gewisse Voraussetzung für eine gute Testleistung ist, ob sich ein Schüler während des<br />

Tests wohlfühlt. Das Item 17, das ein dreistufiges Antwortformat aufweist (1 = ja, sehr, 2 =<br />

ja, eher schon, 3 = nein, eher nicht) und damit ordinalskaliert ist, sollte Hinweise darauf<br />

geben, ebenso wie das dichotome Item 20 (1 = ja, 2 = nein).<br />

16% der Probanden erklärten, dass sie sich während des Tests sehr wohl fühlten, 62%<br />

fühlten sich eher wohl - 22% fühlten sich eher nicht wohl. Ähnlich war das Ergebnis zur<br />

Frage 20 (Gefallen der Testsituation). 14% gefiel der Hörtest insgesamt sehr, 68% eher<br />

schon und 18% gefiel er nicht.<br />

Schüler der höheren Leistungsgruppen gefiel der Test signifikant besser als Schülern<br />

niedrigerer Leistungsgruppen. 67% der Schüler, denen der Test sehr gut gefallen hat,<br />

stammen aus der 1. LG.<br />

Der Zusammenhang zwischen der Versuchsgruppe und dem Wohlfühlen während des<br />

Tests ist h.s. 41% der Schüler, die angaben, dass sie sich sehr wohlfühlten, gehören<br />

einer gelenkten Versuchsgruppe an, wobei davon 21% die Hörbeiträge zweimal<br />

präsentiert bekamen.<br />

Auch bei der Frage 20 beeinflusst die Versuchsanordnung „Lenkung“, ob der Test<br />

gefällt. 75% aller Schüler, denen der Test sehr gut gefallen hat, gehörten einer gelenkten<br />

Versuchsgruppe an.<br />

Zusammengefasst fühlten sich die Schüler großteils eher wohl in der Testsituation und der<br />

Hörtest hat ihnen gefallen, besonders jenen, die einer Versuchsgruppe mit Vorentlastung/<br />

Lenkung angehörten.<br />

Zur Bildung der Variable Skala „Wohlfühlen“ (Minimum 2, Maximum 6, Median 4; je<br />

niedriger, umso wohler haben sich die Schüler gefühlt) wurden die Items so gepolt, dass ein<br />

niedriger Wert das bessere Gefühl ausdrückt (2 = ja, sehr wohlgefühlt bis 6 = nein, nicht<br />

wohlgefühlt). Es ergibt sich das folgende Gesamtbild von Wohlfühlen während der<br />

Testsituation:<br />

9% haben die besten (2), 66% gute Werte (3, 4) angegeben.<br />

25 Schüler (= 15%) haben schlechte Wohlfühlwerte > 5 geäußert.<br />

Das Wohlfühlen während des HV-Tests steht wiederum mit der Versuchsbedingung<br />

„Lenkung“ in Zusammenhang. Das Wohlfühlen ist in der gelenkten Anordnung signifikant<br />

166


esser (3,9 vs. 4,4 „ungelenkt“, s.s.). Schüler, die öfter eine Hör-CD oder Hörbeiträge aus<br />

dem Radio hören, geben an, sich beim HV-Test wohler gefühlt zu haben.<br />

Gefallen hat den Schülern am meisten „Schriftliches“, wie das Beantworten, Ankreuzen<br />

der Fragen und speziell der Fragebogen. Ebenso gefiel die CD (z.B. das zweimalige<br />

Abspielen, die Verständlichkeit, die klare Ausdrucksweise und der Dialekt der Sprecher,…).<br />

Konkrete Hörbeispiele wurden auch genannt, wobei alle Aufgaben vorkamen. Persönliches<br />

bestimmte auch die Einschätzung der Schüler (etwas Neues, keine Benotung, Ruhe beim Test,<br />

der Test als Entspannung, die Abwechslung, etwas über sich selbst herausfinden, der Entfall<br />

der normalen Unterrichtsstunde…).<br />

Nicht gefallen hat der geringen Zahl an Probanden, die ihr Nichtgefallen äußerten, vor<br />

allem, dass die Sprecher zu schnell gesprochen haben, dass zu viele Beispiele zu lösen waren<br />

und dass der Test als langweilig und uninteressant empfunden wurde.<br />

(7) Stress während des Tests<br />

Basis für die Erbringung einer guten Leistung beim Hörtest ist die Konzentration und das<br />

subjektiv empfundene Stressgefühl während des Tests. Die Items 18 und 19, die<br />

ordinalskaliert sind und dreistufig beantwortet wurden (1 = ja, sehr gut, 2 = ja, eher schon, 3<br />

= nein, eher nicht) untersuchen die zwei Variablen bei den Schülern während des Tests.<br />

55% der Testschüler bewerteten ihre Konzentration in der Testsituation als sehr gut,<br />

39% als eher gut - nur 7% konnten sich nicht gut konzentrieren.<br />

Noch besser ist das Ergebnis zum Stressgefühl während des Tests. 90% aller Schüler<br />

fühlten sich nicht gestresst - 10% äußerten, Stress empfunden zu haben. Es konnten aber<br />

keine signifikanten Einflüsse festgestellt werden.<br />

Als Störindikatoren gaben die Schüler wenige äußere Störfaktoren (z.B. Türklopfen, Lärm,<br />

Beobachter …) und Persönliches (Unwohlsein …) an. Insgesamt konnten sich die Schüler<br />

gut konzentrieren und auch der Stress in der Testsituation wurde als gering bewertet. Damit<br />

kann man zufrieden sein, da dieser pilotierte Test für die Schüler ungewohnt und neu war.<br />

167


4.3.3.3 Ergebnisse Teil 3: Subjektive Einstellungen und Erfahrungen zum Hören<br />

Analysiert wurden dazu die Fragen 21 (10 Items) und 22 (6 Items) – siehe Original im<br />

Anhang G.<br />

(1) Allgemeine Einstellungen und Erfahrungen zum Hören<br />

Die zugrundeliegenden Items waren ordinalskaliert und vierstufig zu beantworten (1 = stimmt<br />

genau, 2 = stimmt etwas, 3 = stimmt eher nicht, 4 = stimmt gar nicht).<br />

Bei der Frage 21 wurde eine Faktorenanalyse durchgeführt. Die Methode der<br />

Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation teilte die Items den drei erwähnten<br />

Faktoren zu:<br />

Skala_Faktor 1: Anhören von CDs oder Radio (21a, f, i, j)<br />

Skala_Faktor 2: Mündliche Erzählungen durch Personen ( 21b, c, g, h)<br />

Skala_Faktor 3: Erfahrungen in der Kindheit (21d, e)<br />

Faktor 1: Anhören von Hör-CDs oder Geschichten aus dem Radio<br />

Dieser Faktor drückt die Gewohnheiten und Vorlieben für Geschichten aus akustischen<br />

Medien aus. Zur Analyse dieses Faktors mussten die vier Items umgepolt werden.<br />

10% der befragten Schüler gaben an, dass sie gerne Geschichten im Radio oder von der<br />

CD hören, 41% stimmen dem eher nicht zu und 24% sind gar nicht dieser Meinung.<br />

Ähnlich ist das Ergebnis bei der Häufigkeit des Hörens von Geschichten oder<br />

Hörbüchern aus Medien. 43% hören nicht gerne Geschichten von CD oder Radio, 36%<br />

eher nicht - nur 6% stimmen dieser Art des Hörens zu.<br />

37% finden Hörbücher oder ähnliches sehr langweilig und dementsprechend wünschen<br />

sich auch nur 11% der Schüler, dass im Unterricht mehr Hör-CDs zum Einsatz<br />

kommen. 30% wünschen sich das überhaupt nicht und 37% eher nicht.<br />

Gesamt gesehen hören sich also wenige der befragten Schüler gerne Hör-CDs oder<br />

Geschichten im Radio an und der Wunsch nach Einsatz dieser Medien im Unterricht ist eher<br />

gering.<br />

168


Die vier Items bei Bildung der Skala „Faktor 1_Anhören“ sind so gepolt, dass ein niedriger<br />

Wert mehr Erfahrungen und eine bessere Einschätzung zum Thema Hören auf Seiten der<br />

Schüler bedeutet. Nach Analyse der Skala ergibt sich folgendes Gesamtbild der Erfahrungen<br />

und Einschätzungen der Schüler:<br />

2% haben die besten (4), 4% haben sehr gute Werte (5,6) angegeben.<br />

17 Schüler (10%) haben schlechte Erfahrungswerte >15 geäußert.<br />

61% bewegen sich mit ihren Erfahrungen im mittleren Bereich >8 und


55% aller befragten Schüler äußerten, dass sie in ihrer Kindheit oft CDs oder Kassetten<br />

gehört hätten, 25% stimmen dem etwas zu - nur 9% machten diese Erfahrung nicht.<br />

Ähnlich ist das Ergebnis bei der Frage, ob den Schülern in der Kindheit von den Eltern<br />

vorgelesen oder etwas erzählt wurde. 55% wurde oft etwas erzählt oder vorgelesen,<br />

27% manchmal - nur 4% erlebten das nie. Rund 3/4 der Schüler wurde also in ihrer<br />

Kindheit von ihren Eltern vorgelesen oder ihnen wurde etwas erzählt.<br />

Auch hier haben Schüler höherer Leistungsgruppen (s.s.) und mit besseren<br />

Deutschnoten (s.s.) öfter die genannte Erfahrung in der Kindheit gemacht.<br />

Nach der Bildung der Skala „Faktor2 Erzählungen“ (Minimum 4, Maximum 16, Median 9;<br />

je weniger, desto häufiger hörten die Schüler Erzählungen) aus den vier Items (0 und 1),<br />

erhält man folgendes Gesamtbild:<br />

2% haben die besten (4,5), 38% sehr gute Werte (6, 7, 8) angegeben.<br />

Nur 4 Schüler (= 2%) haben schlechte Werte (> 14) angegeben.<br />

Abbildung 49: Erzählungen durch Personen<br />

170


Faktor 3: Erfahrungen in der Kindheit<br />

Man kann davon ausgehen, dass Schüler, die in ihrer Kindheit viel erzählt oder vorgelesen<br />

bekommen haben, mehr Interesse zum Hören im Unterricht aufbringen.<br />

Erstellt man aus den 2 Items (0 und 1) die Skala „Faktor 3 Kindheit“ (Minimum 2,<br />

Maximum 8, Median 3; je weniger, desto besser die Erfahrungen und Einstellungen), so erhält<br />

man folgendes Gesamtergebnis:<br />

37% erzielten die besten Werte (2), 38% sehr gute Werte (3, 4).<br />

Nur 2 Schüler (= 1%) haben die schlechtesten Werte > 7 angegeben.<br />

Die Erfahrung in der Kindheit steht in Zusammenhang mit den Leistungsgruppen (s.s.),<br />

Schüler aus höheren Leistungsgruppen haben mehr Hörerfahrungen in der Kindheit gemacht<br />

und die Variable korreliert auch mit dem Migrationshintergrund der Schüler (s.s.).<br />

(2) Vorwissen der Schüler aus dem Unterricht<br />

Einfluss auf das Umgehen mit der Testsituation und damit auch auf die Testleistung kann das<br />

Vorwissen der Schüler haben, das sie im Unterricht im Testjahr erlangten. Das wird in den<br />

sechs ordinalskalierten Items der Frage 22 untersucht. Diese Items weisen ein vierstufiges<br />

Antwortformat auf (1 = in jeder Stunde, 2 = in den meisten Stunden, 3 = in einigen Stunden,<br />

4 = nie oder fast nie). Die Analyse ergab folgendes Ergebnis:<br />

82% der befragten Schüler erklärten, dass der Lehrer/die Lehrerin nie oder fast nie<br />

Höraufgaben mit anschließenden Fragen im Unterricht verwendeten - nur 2% gaben<br />

an, dass solche Aufgaben in jeder oder in den meisten Stunden gegeben würden. Bei<br />

dieser Frage gibt es einen signifikant negativen Unterschied der Gruppe der Schüler<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

Ähnlich war das Ergebnis bei der Frage 22b (Der Lehrer/die Lehrerin spielt uns ein<br />

Hörstück zu einem bestimmten Thema vor). Hier äußerten auch 81% der Schüler, dass<br />

dies nie oder fast nie im Unterricht geschieht, 16% in einigen Stunden, immerhin 3%<br />

in jeder Stunde oder in den meisten Stunden.<br />

Etwas besser war das Ergebnis beim Thema Vorlesen eines Textes mit anschließender<br />

Beantwortung von Fragen. Hier gaben 49% der Schüler an, dass das nie oder fast nie<br />

171


im Unterrichtvorkommt, bei 41% in einigen Stunden und bei 10% in jeder oder in den<br />

meisten Stunden.<br />

41% der Schüler erklärten, dass ihnen im Deutschunterricht in einigen Stunden etwas<br />

Passendes zum Stundenthema vorgelesen würde, 44% erlebten das nie oder fast nie,<br />

15% in jeder oder in den meisten Stunden.<br />

Das Vorlesen eines Textes und die anschließende Zusammenfassung kommen nach<br />

Angaben der Schüler bei 48% der Schüler nie oder fast nie vor, bei 38% in einigen<br />

Stunden und nur bei 13% in jeder oder in den meisten Stunden.<br />

Ein wesentlich niedrigeres Ergebnis erzielte die Frage 22f (Der Lehrer/die Lehrerin<br />

hat uns spannende Geschichten erzählt). Hier äußerten 59% der befragten Schüler,<br />

dass dies nie oder fast nie vorkomme, 30% erlebten das in einigen Stunden - nur 10%<br />

in jeder oder in den meisten Stunden.<br />

Hier gibt es interessanter Weise einen signifikanten Unterschied in der Antwort<br />

zwischen Mädchen und Knaben (was auf geschlechtsspezifisch unterschiedlich<br />

selektive Erinnerung zurückzuführen sein könnte). Von den Schülern, die angaben, in<br />

den meisten Stunden spannende Erzählungen durch den Lehrer zu hören, waren 86%<br />

Mädchen. Auch der Unterschied zwischen deutschsprachigen und<br />

nichtdeutschsprachigen Schülern ist signifikant (Deutschsprachige gaben in allen<br />

Niveaus höhere Prozentwerte an).<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1 2 2 1<br />

<strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht<br />

8<br />

8<br />

jede Std die meisten Std einige Std nie/fast nie<br />

Abbildung 50: <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht (N = 172)<br />

172<br />

17<br />

41<br />

30<br />

81<br />

49<br />

59<br />

22a<br />

22c<br />

22f


Die Abbildung 50 zeigt deutlich, wie gering der Stellenwert des Hörens im aktuellen<br />

Deutschunterricht der Testklassen ist. Obwohl im Lehrplan der Bereich „Hören und<br />

Sprechen“ als eigener Kompetenzbereich verankert ist und es seit 2009 Standards gibt, wird<br />

dem im Deutschunterricht offenbar selten entsprochen. Hier sind Verbesserungen notwendig,<br />

um die Kompetenzen zu fördern und die Schüler auf die zukünftigen HV-Tests, die im<br />

Bereich der Überprüfung der Bildungsstandards 2014 vorkommen werden, vorzubereiten.<br />

Aus den sechs Items (0 und 1) wurde die Skala „Vorwissen“ (Minimum 14, Maximum<br />

24, Median 22; je niedriger, umso mehr Vorwissen erhielten die Schüler im Unterricht)<br />

gebildet. Das Gesamtergebnis sieht folgendermaßen aus:<br />

1% der Schüler haben die besten (14), 5% sehr gute Werte (15, 16) angegeben.<br />

52 Schüler (= 30%) haben schlechte Werte für das Vorwissen angegeben (>22).<br />

Erwähnenswert ist, dass das Vorwissen gering mit den Schulen (20,7 UNESCO Mondsee vs.<br />

21,5 „SHS Mondsee“, s.) korreliert.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Der Schülerfragebogen war ein Begleitinstrument zum HV-Test und hatte das Ziel, Hinweise<br />

zur Verbesserung der Testsituation im Rahmen der Testentwicklung zu geben<br />

Die Testinstrumente wurden von den Schülern als durchwegs passend empfunden.<br />

Auffallend ist, dass die Versuchsanordnung „Lenkung“ auf vielen Variablen einen<br />

Einfluss hatte. Schüler, die dieser Gruppe angehörten, bewerteten die Testinstrumente<br />

besser als jene, die der ungelenkten Gruppe zugeteilt waren. Das würde der Theorie des<br />

positiven Einflusses der Vorentlastung in Kapitel 4.1.1 entsprechen.<br />

Die Verständlichkeit der Instruktionen und der Arbeitsanweisungen bewerteten die<br />

meisten Schüler als gut. Auch gaben 3/4 der Schüler an, dass die CD für sie gut<br />

verständlich war, die Lautstärke und die Sprechgeschwindigkeit passte.<br />

Den HV-Test empfanden mehr 3/4 der befragten Schüler als nicht zu schwierig.<br />

Beachtenswert dabei ist, dass die Knaben den Test eher als schwieriger einschätzten.<br />

Die Zeitvorgaben zur Bearbeitung der Aufgaben waren nach Aussagen der Schüler<br />

ausreichend, nur bei Aufgabe 3 (Offenes Format) hatten mehrere Schüler Zeitprobleme.<br />

173


Beim Wohlfühlen spielte wie bei den Testinstrumenten die Versuchsanordnung<br />

„Lenkung“ eine große Rolle. Schüler, die wussten, worauf sie beim Zuhören achten<br />

sollten, bewerteten ihr Wohlbefinden in der Testsituation besser als jene, die keine<br />

Vorentlastung bekamen.<br />

Mehr als die Hälfte der Schüler konnte sich auch während der Testsituation sehr gut<br />

konzentrieren, nur wenigen Schülern gelang das überhaupt nicht. Als Hauptstörfaktoren<br />

wurden äußere Störungen angegeben, denen bei weiteren Tests noch mehr<br />

Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Ebenso fühlten sich nur wenige Schüler durch<br />

die Testung gestresst, obwohl diese Testsituation für alle Schüler neu und ungewohnt war.<br />

Bei den Hörgewohnheiten der Schüler überraschte das Ergebnis, dass Geschichten von<br />

CDs und aus dem Radio in diesem Alter nicht sehr beliebt sind. Sie wurden als langweilig<br />

empfunden. Im Gegensatz dazu gaben sehr viele Schüler an, dass sie es mögen, wenn<br />

ihnen Geschichten persönlich erzählt werden. Dies dürften sie schon in ihrer Kindheit<br />

erlebt haben, denn fast allen Schülern wurde in ihrer Kindheit vorgelesen. Besonders hohe<br />

Werte erzielte diese Variable bei Schülern höherer Leistungsgruppen.<br />

Den Hörgewohnheiten der Schüler wird nach ihren Angaben im Deutschunterricht nur wenig<br />

entsprochen. Das bewusste Hören und Zuhören im Unterricht kommt nach Einschätzung der<br />

Schüler kaum oder nur sehr wenig im Deutschunterricht vor.<br />

Spezielle Hörübungen werden laut Aussagen der Schüler kaum eingesetzt. Manchmal<br />

kommt das Vorlesen von Texten mit anschließender Bearbeitung in Form von Fragen oder<br />

Zusammenfassungen zum Einsatz. Und nur manchmal werden den Schülern Geschichten<br />

erzählt, obwohl diese das sehr mögen. Das Ergebnis bestätigt den aktuellen Stellenwert des<br />

Hörens im Deutschunterricht, wie es in den theoretischen Ausführungen schon erwähnt<br />

wurde.<br />

4.3.4 Evaluierung der Testsituation – der Beobachtungsbogen<br />

Neben dem Begleitfragebogen für die Testschüler kam auch ein Beobachtungsbogen (siehe<br />

auch Kap. 4.2.3.4) in der Testeinheit zum Einsatz. Diese Maßnahme sollte ebenso wie der<br />

Schülerfragebogen Aufschluss darüber geben, wie die Testsituation (der Testablauf und die<br />

Testphasen) künftig verbessert werden könnten. Ziel war es, durch die gewonnenen Hinweise<br />

174


die Durchführungsobjektivität zukünftiger HV-Tests zu erhöhen. Beobachtet wurde von zwei<br />

Beobachterinnen (Lehrerinnen), die vorher in die Beobachtungskriterien eingeschult wurden.<br />

Das Verhalten der Schüler aller Versuchsgruppen wurde während der Testeinheiten<br />

systematisch beobachtet – vor allem das Verhalten während der allgemeinen Instruktionen<br />

und das Verhalten während der Testung. Für beide Beobachtungszeiträume wurden vorher<br />

nach je sieben Kriterien Kategorien definiert (siehe Anhang G) und das jeweilige Verhalten<br />

der Schüler wurde minutiös im Beobachtungsbogen festgehalten. Nach der Testphase hielten<br />

die Beobachterinnen auch etwaige Fragen der Schüler zum Fragebogen fest, um auch mit<br />

deren Hilfe die Qualität zu verbessern.<br />

(1) Das Verhalten der Schüler während der allgemeinen Instruktion<br />

Am Beginn einer Testeinheit standen die allgemeinen Instruktionen zum HV-Test. Diese<br />

Instruktionen waren im Testleiterhandbuch vorgegeben und in allen Testklassen ident. 67<br />

Tabelle 17: Beobachtung: Verhalten während der allgemeinen Instruktion (N = 172)<br />

Nach der Analyse der acht Beobachtungsbögen (für die acht Testzeitpunkte) unterscheiden<br />

sich zwei der sieben Kategorien durch ihre Häufigkeit wesentlich von den anderen fünf.<br />

15 Schüler (rd. 9%) fragten während der Instruktionen beim Lehrer nach. Wesentlich<br />

öfter holten sich die Schüler noch bei ihren Mitschülern Auskunft (36 Schüler, 21%).<br />

Auffallend ist, dass dies hauptsächlich in den ersten sieben Minuten geschah. Während<br />

des nachfolgenden Modell-Hörbeispiels wurde nur mehr selten beim Lehrer<br />

67 Vgl. Kap. 4.2.2.2.<br />

Beobachtung: Verhalten während der allgemeinen Instruktion<br />

Anfragen bei L<br />

(Anzahl)<br />

Anfragen bei S<br />

(Anzahl)<br />

Aufgeben Schüler blättert Lehrer muss zur Stoppen der CD Allgemeine<br />

Desinteresse in Unterlagen Ordnung rufen Unterbrechung Störungen Gesamt<br />

N N N N N N N<br />

1x und gelenkt 3 4 0 0 0 1 0 8<br />

1x und ungelenkt 9 6 0 3 3 0 0 21<br />

2x und gelenkt 1 3 0 1 0 1 3 9<br />

2x und ungelenkt 2 23 0 1 2 0 0 28<br />

Gesamt 15 36 0 5 5 2 3 66<br />

175


nachgefragt. In der UNESCO Hauptschule fragten die Schüler etwas öfter nach. Hier ist<br />

ein gewisser Testleitereffekt festzustellen, die Testleiterin und eine Beobachterin sind in<br />

dieser Schule als Lehrerinnen tätig und somit den Schülern bekannt. In der SHS waren<br />

beide fremde Personen (weil in der anderen Schule tätig).<br />

Nur 5 Schüler (3%) blätterten während der Instruktion in den Unterlagen und ebenso<br />

mussten nur 5 Schüler vom Lehrer zur Ordnung gerufen werden. Während der<br />

Instruktionen waren die Schüler an beiden Hauptschulen sehr aufmerksam. Das zeigt<br />

relativ große Disziplin.<br />

Beobachtet werden konnte jedoch, dass die Schüler während des einführenden<br />

Hörbeispiels etwas unruhig wurden, besonders die Pausen schienen zu lange zu sein.<br />

Insgesamt hörten die Schüler aufmerksam während der Instruktionen der Testleiterin zu. Eine<br />

schulfremde („Respekts“)-Person als Testleiter würde möglicherweise für noch mehr Ruhe<br />

und Aufmerksamkeit sorgen.<br />

(2) Verhalten während der Testung<br />

Beim Verhalten während der Testung gab es Unterschiede zwischen den zwei Schulen. In der<br />

UNESCO Hauptschule konnten die Trennwände nicht so angebracht werden, dass die Schüler<br />

total abgeschottet waren, da die Tische das nicht zuließen. Das bewirkte, dass die Schüler in<br />

dieser Schule öfter zum Nachbarn schauten als in der Sport-HS.<br />

Tabelle 18: Beobachtung: Verhalten während der Testung (N = 172)<br />

Beobachtung: Verhalten während der Testung<br />

Zum<br />

Nachbar<br />

schauen<br />

Schwätzen Nachfragen<br />

Schüler gibt<br />

pos./neg.<br />

auf oder ist<br />

Kommentar<br />

uninteressiert<br />

57 Mal schauten Schüler insgesamt zum Nachbarn und 55 Mal schwätzten sie während<br />

der Testung (hier waren Mehrfachnennungen möglich, d.h. die Anzahl der betroffenen<br />

176<br />

Schüler<br />

äußert<br />

Unmut<br />

Allgemeine<br />

Störungen<br />

Gesamt<br />

N N N N N N N<br />

1x und gelenkt 20 8 8 0 0 0 0 36<br />

1x und ungelenkt 6 10 4 1 5 2 0 28<br />

2x und gelenkt 10 4 0 2 0 0 2 18<br />

2x und ungelenkt 21 33 4 0 7 0 2 67<br />

Gesamt 57 55 16 3 12 2 4 149


Schüler ist hier geringer). Besonders geschah dies in der UNESCO Hauptschule. Das<br />

kann mit dem oben genannten Testleitereffekt zu tun haben, aber auch mit den eher<br />

durchlässigen Trennwänden. Auffallend ist, dass am meisten in der ersten Hälfte des<br />

HV-Tests geschwätzt wurde, ebenso schauten die meisten Schüler öfter bis zur 12.<br />

Testminute zum Nachbarn, danach kam das kaum mehr vor. Besonders viel geschwätzt<br />

wurde in der 4E Klasse, die den spätesten Testzeitpunkt hatte. Es war zu beobachten,<br />

dass die Testungen in den ersten drei Stunden wesentlich ruhiger abliefen als Testungen<br />

zu späteren Zeitpunkten.<br />

Obwohl in den Instruktionen eindeutig darauf hingewiesen wurde, dass während der<br />

Testung nicht gefragt werden darf, wurde dennoch 16mal eine Frage zum HV-Test<br />

gestellt.<br />

Kommentare gaben 12 Schüler (7%) während der Testung ab. Die meisten Kommentare<br />

wurden in der Mitte der Testzeit abgegeben und bezogen sich auf die Länge der Pausen<br />

und der Bearbeitungszeit - die erschienen den Schülern meist zu lang - und auf den<br />

Inhalt der Stimuli.<br />

Die Schüler waren meist längere Zeit vor dem Gong mit der Beantwortung fertig und<br />

begannen sich zu unterhalten oder schauten zu den anderen Schülern. Gut zu<br />

beobachten war, dass die Schüler schon während der Stimuli mit dem Beantworten der<br />

Fragen begannen. Besonders bei der zweimaligen Präsentation beantworteten viele<br />

Schüler während des ersten Abspielens bereits und kontrollierten die Ergebnisse beim<br />

zweiten Mal und wurden dann während der Pausen und der vorgegebenen<br />

Bearbeitungszeit unruhig.<br />

Nur 3 Schüler gaben während der Testung auf oder zeigten Desinteresse. Die äußeren<br />

Störungen beeinflussten den Ablauf nur wenig. Nur insgesamt dreimal traten geringe<br />

Störungen auf.<br />

Die Beobachtung der Testung hat gezeigt, dass die Trennwände ein wichtiger Punkt zur Ruhe<br />

während der Testung sind. Die Bearbeitungszeit der Aufgaben und die Pausen müssen neu<br />

festgelegt werden, sie sind bei den meisten Aufgaben (außer Aufgabe 3, hier brauchten die<br />

Schüler die vorgegebene Zeit) etwas zu lange und das erzeugte Unruhe in den Klassen.<br />

177


(3) Verhalten der Schüler nach Versuchsgruppen<br />

Nach der allgemeinen Analyse des Beobachtungsbogens interessierte uns noch, ob die<br />

einzelnen (vier) Versuchsgruppen unterschiedliches Verhalten hervorriefen und in welchen<br />

Gruppen die meisten Störungen bzw. Auffälligkeiten vorkommen. Dabei wurden die<br />

Beobachtungskategorien analysiert, die am häufigsten (>10) vorkamen. Dies wird in der<br />

Tabelle 19 dargestellt:<br />

Tabelle 19: Verhalten der Schüler (N = 172) nach Versuchsgruppen<br />

nach Versuchsgruppen<br />

GESAMT<br />

(alle Schüler)<br />

Schüler: Beobachtetes Verhalten während …<br />

der Instruktion<br />

Anfrage bei L<br />

(Anzahl)<br />

Anfrage bei S<br />

(Anzahl)<br />

Zum Nachbar<br />

pos./neg.<br />

Gesamt Schwätzen Nachfragen<br />

Gesamt<br />

schauen<br />

Kommentare<br />

N % N % N N % N % N % N % N<br />

15 29% 36 71% 51<br />

57 41% 55 39% 16<br />

1x präsentiert 12 55% 10 45% 22 26 43% 18 30% 12 20% 5 8% 61<br />

2x präsentiert 3 10% 26 90% 29 31 39% 37 47% 4 5% 7 9% 79<br />

Gelenkt 4 36% 7 64% 11 30 60% 12 24% 8 16% 0 0% 50<br />

Ungelenkt 11 28% 29 73% 40 27 30% 43 48% 8 9% 12 13% 90<br />

1x und gelenkt 3 43% 4 57% 7 20 56% 8 22% 8 22% 0 0% 36<br />

1x und ungelenkt 9 60% 6 40% 15 6 24% 10 40% 4 16% 5 20% 25<br />

2x und gelenkt 1 25% 3 75% 4 10 71% 4 29% 0 0% 0 0% 14<br />

2x und ungelenkt 2 8% 23 92% 25 21 32% 33 51% 4 6% 7 11% 65<br />

Die Auswertung der Beobachtungsbögen zeigt relativ große Unterschiede im Verhalten bei<br />

den Versuchsgruppen.<br />

Besonders auffallend ist die unterschiedliche Häufigkeit bei der gelenkten und<br />

ungelenkten Versuchsanordnung. Hier konnte 90mal ein Verhalten beobachtet werden,<br />

das in die vorgegebenen Kriterien fällt. Besonders die Kategorie „Schwätzen“ kommt<br />

43mal vor, d.h. 48% der Verhaltensbeobachtungen in der ungelenkten<br />

Versuchsanordnung entfallen auf das Schwätzen. Bei der gelenkten Anordnung wurde<br />

aber nur 12mal geschwätzt.<br />

Diese Unruhe durch Schwätzen zeigt sich auch bei der zweimaligen Präsentation der<br />

Stimuli. Diese führte zu einer größeren Häufigkeit beim Schwätzen als die einmalige<br />

Präsentation (37x vs. 18x „gelenkt“). Auch die kombinierten Werte der Gruppe „2x und<br />

178<br />

der Testung<br />

11% 12 9% 140


ungelenkt“ bestätigen diese Aussage, 33mal wurde hier Schwätzen bei den Schülern<br />

festgehalten. Beobachtet werden konnte, dass die meisten Schüler beim zweiten<br />

Abspielen des Stimuli nicht mehr arbeiteten und besonders in den Pausen unruhig<br />

wurden. Nur mehr wenige Schüler benötigten die zweite Präsentation zum Beantworten<br />

der Testitems.<br />

Beachtenswert ist der Umstand, dass auch beim Verhalten während der Instruktionen<br />

die Schüler der ungelenkten Gruppe die höchsten Werte aufwiesen. Sie fragten am<br />

häufigsten beim Lehrer nach (11x) und auch die Nachfrage bei einem Mitschüler war<br />

hier am meisten zu beobachten (29x). 73% der Beobachtungsfälle dieser Gruppe fiel auf<br />

das Nachfragen bei einem Mitschüler.<br />

Den Schülern wurde erst zum Ende der Instruktionen mit dem Modellbeispiel bekannt<br />

gegeben, dass sie die Fragen nicht vor dem Hören der Stimuli lesen dürfen. Die meisten<br />

Nachfragen wurden auch hier in der ersten Hälfte der Instruktionen gestellt, nur 4mal<br />

wurde nach dem einführenden Hörbeispiel gefragt. Warum auch bei den Instruktionen<br />

die Häufigkeit der Nachfragen bei der ungelenkten Gruppe größer ist, lässt sich ad-hoc<br />

nicht beantworten.<br />

Unsere ursprüngliche Annahme, die Schüler der Versuchsgruppe „1x und ungelenkt“<br />

würden am häufigsten während der Testung zum Nachbarn schauen oder mit einem<br />

Mitschüler schwätzen, indem sie dort nachfragen, wurde nicht bestätigt. Das Gegenteil<br />

trat ein. Die Schüler schwätzten nur 10mal und schauten nur 4mal zum Nachbarn.<br />

Möglicherweise lässt sich das durch die erhöhte Aufmerksamkeit dieser<br />

Versuchsgruppe erklären, da sie nicht wussten, worauf sie beim Hören der Stimuli<br />

konkret hören sollten.<br />

Auch die Kommentare zum Test traten gehäuft in der ungelenkten Gruppe auf (12x).<br />

Am häufigsten wurden auch hier die zu langen Pausen kommentiert.<br />

Zusammenfassend zeigt sich bei der Analyse der Beobachtungen nach Versuchsgruppen, dass<br />

bei der Testung in den ungelenkten Versuchsgruppen häufiger Unruhe auftrat als in den<br />

gelenkten Gruppen. Besonders die Kombination „2x und ungelenkt“ fällt hier durch die<br />

Häufigkeit auf. Der Faktor „ungelenkt“, das vorausschauende Nichtlesenkönnen der Fragen<br />

vor dem Hören, dürfte besonders auf das Verhalten während des Tests einen Einfluss haben.<br />

Hier zählen die zu langen Pausen und möglicherweise auch das zweite Abspielen, bei dem die<br />

Schüler nicht mehr arbeiten, zu den Ursachen der Unruhe.<br />

179


4.3.5 Konsequenzen für Veränderungen für BIFIE-Pilotstudie<br />

Aufgrund unserer persönlichen gemachten Erfahrungen bei der Testung, unserer<br />

Aufzeichnungen und den Ergebnissen der Untersuchung kamen wir zu folgenden<br />

Verbesserungsvorschlägen für die Pilotstudie des BIFIE im Juni 2011:<br />

NEU<br />

gelenkt (mit Lesezeit)<br />

(1) Präsentationsformen:<br />

Stimulus 1x oder 2x abspielen<br />

(je nach Textschwierigkeit)<br />

Auditive Präsentation der Iteminstruktionen (evtl. nur CD)<br />

Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />

Bearbeitungszeiten individuell je nach Aufgabe anpassen<br />

Transparenz im Ablauf<br />

Zeitlichen Ablauf auf der CD anpassen<br />

Verständlichkeit der Hörbeiträge verbessern<br />

Störungen von außen kontrollieren<br />

Geeignete Testräume<br />

Trennwände oder ähnliche unkomplizierte Vorkehrungen<br />

Testzeitpunkt<br />

Abbildung 51: Unsere Vorschläge für die Pilotierung im Juni 2011<br />

Eine einmalige Präsentation des Stimulus bei einfachen Stimuli und zweimalige bei<br />

schwierigeren wäre realistisch (beim zweimaligen Abspielen wurden die Schüler<br />

unruhig). Das Ergebnis deutet zwar nicht signifikant in Richtung 2x präsentiert und<br />

gelenkt, aber aufgrund des Schülerfragebogens und der Beobachtung wird ersteres<br />

empfohlen. Die zweimalige Präsentation wird zwar großteils von den Schülern besser<br />

bewertet, aber die beobachtete Unruhe während der zweimaligen Präsentation spricht<br />

wiederum für ein einmaliges Abspielen der Stimuli, besonders bei leichteren Hörtexten.<br />

Die gelenkte Variante hat auf alle Variablen einen großen Einfluss. Hier ist die<br />

Verständlichkeit signifikant höher und die Schüler fühlen sich hier am wohlsten.<br />

Eine Verkürzung der einleitenden Instruktionen wäre anzudenken, um objektivere<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen. Zusätzlich zur Unterstützung der Objektivität<br />

könnten alle Instruktionen auf der CD sein.<br />

Eine zeitliche Vorentlastung wäre empfehlenswert: Die Schüler können sich auf den<br />

Inhalt des Gehörten konzentrieren, da sie schon ungefähr wissen, was auf sie zukommt<br />

und sie kommen zeitlich besser mit den Testaufgaben klar.<br />

180


(2) Bearbeitungszeit:<br />

Verbessern muss man die vorgegebene Bearbeitungszeit vor allem bei Aufgabe 3 und<br />

für die weitere Testentwicklung muss der Indikator „Lenkung“ (gelenkt vs. ungelenkt)<br />

und dessen Einfluss auf die Testleistung genau untersucht werden.<br />

Eine Anpassung der zeitlichen Abstände und die Bearbeitungszeit auf der CD (manche<br />

Zeiten zum Ausfüllen, Lesen oder die Pausen sind zu lang, andere passen oder sie sind<br />

zu kurz) sind erforderlich. Manche Schüler wurden bei der Bearbeitungszeit oder den<br />

Pausen unruhig, wenn die vorgegebene Zeit zu lang war.<br />

(3) Testablauf - Instruktionen<br />

Die Transparenz im Ablauf des Tests sollte verbessert werden, da einige Schüler nicht immer<br />

wussten, was zu tun war. Dazu gehört nach unseren gemachten Erfahrungen (Beobachtung)<br />

auch die Verkürzung und Vereinfachung der Instruktionen.<br />

(4) Verständlichkeit<br />

Die Verständlichkeit der Hörbeiträge von der CD könnten verbessert werden. Z. B.<br />

sollte überprüft werden, woran es liegt, dass manche Schüler die Stimuli nicht<br />

verstehen. Möglich wäre, dass der Text zu schwierig oder zu lang ist, die Sprecher<br />

undeutlich sprechen usw.<br />

Zusätzlich könnte noch beachtet werden, dass sich die Stimuli nicht zu<br />

„schulmeisterhaft“ anhören. Die Schüler zeigten ihr Interesse an den Stimuli durch<br />

mündliche Kommentare. Die Stimuli sollten in jedem Fall authentisch sein und aus der<br />

Lebenswelt der Jugendlichen stammen.<br />

(5) Testsituation<br />

Der Testzeitpunkt sollte zwecks besserer Vergleichbarkeit zur gleichen Uhrzeit sein,<br />

nach Möglichkeit in den frühen Vormittagseinheiten (2. oder 3. Einheit).<br />

Die Testräume sollten möglichst bei allen Testungen gleich sein.<br />

Die Störungen von außen sollten genauer kontrolliert und auch bei der Raumwahl<br />

berücksichtigt werden, da als Hauptstörfaktoren äußere Störungen angegeben wurden.<br />

Überlegungen hinsichtlich der Trennwände sollten angestellt werden (Möglichkeit des<br />

Abschreibens!).<br />

181


Die Konsequenzen des BIFIE<br />

Die erste Erprobung der Items im Feld (2 Hauptschulen in Mondsee) diente der Wirksamkeit<br />

von Vorabinformationen und –instruktionen (Vorentlastung). Die folgende Abbildung zeigt<br />

die festgelegten Testvarianten bei dieser ersten Voruntersuchung:<br />

gelenkt<br />

(mit<br />

Lesezeit)<br />

ungelenkt<br />

(ohne<br />

Lesezeit)<br />

Stimulus 1x abspielen<br />

Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />

Inhaltliche Vorentlastung<br />

Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />

Testheft 1<br />

Keine zeitliche Vorentlastung<br />

Inhaltliche Vorentlastung<br />

Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />

Testheft 2<br />

182<br />

Stimulus 2x abspielen<br />

Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />

Inhaltliche Vorentlastung<br />

Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />

Testheft 3<br />

Keine zeitliche Vorentlastung<br />

Inhaltliche Vorentlastung<br />

Iteminstruktionen auf CD + im TH<br />

Testheft 4<br />

Abbildung 52: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />

Aufgrund der Analysen des BIFIE wurden folgende Änderungen für die Pilotstudie im Juni<br />

2011 vorgenommen:<br />

Einmalige Präsentation des Stimulus<br />

Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit/Lenkung)<br />

Auditive und visuelle Präsentation der Iteminstruktionen<br />

Der Einsatz von 10 Stimuli pro Testheft (statt 4)<br />

Bei den Testheften wurde eine Version A und eine Version B gemacht, um das<br />

Abschreiben zu verhindern (alle Schüler erhielten den gleichen Hörimpuls, aber in den<br />

Testheften war die Reihenfolge der Distraktoren in A anders als in B; offene Items<br />

waren bei allen gleich.<br />

NEU<br />

gelenkt (mit Lesezeit)<br />

Stimulus 1x abspielen<br />

Auditive und visuelle Präsentation der Iteminstruktionen<br />

Zeitliche Vorentlastung (Lesezeit)<br />

Inhaltliche Vorentlastung<br />

Testheft A und B<br />

10 Stimuli pro Testheft<br />

Abbildung 53: Stimulus- und Itempräsentation NEU (BIFIE, 2011) bei der<br />

Pilotierung im Juni 2011


Kapitel 5<br />

Zusammenfassung und Diskussion<br />

183


5. Zusammenfassung und Diskussion<br />

Diese Forschungsarbeit ist ein Beitrag in der Entwicklungsarbeit zu den künftigen<br />

<strong>Hörverstehen</strong>stests im Rahmen der Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Deutsch<br />

durch das Bildungsforschungsinstitut BIFIE.<br />

Ziele<br />

Mit der Bearbeitung des Themas „<strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch der Sekundarstufe 1“ und<br />

der empirischen Untersuchung waren folgende Ziele verbunden:<br />

Die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz muss ihren wichtigen Stellenwert im Fach Deutsch<br />

erhalten und deshalb wollten wir die Aufmerksamkeit verstärkt auf diese Fähigkeit<br />

lenken.<br />

Die Testinstrumente mit dem BIFIE werden weiterentwickelt.<br />

Die sinnvolle Rückmeldung der Leistungen im <strong>Hörverstehen</strong> an Schüler, Lehrer und<br />

Schulen sollte unterstützt werden.<br />

Eine gezielte Förderung der Schüler im Deutschunterricht im Bereich „<strong>Hörverstehen</strong>“<br />

sollte durch die neue Bedeutung dieser Kompetenz ermöglicht werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Erreichung dieser Ziele haben wir uns im theoretischen Teil der Arbeit mit den<br />

psychologischen Grundlagen zum <strong>Hörverstehen</strong> befasst, mit den gesetzlichen Grundlagen und<br />

mit der Messung von <strong>Hörverstehen</strong> durch standardisierte Tests.<br />

Im empirischen Teil sind wir der Frage nach der Präsentation von HV-Tests<br />

nachgegangen, zuerst durch die Hypothesenprüfung und anschließend durch die Auswertung<br />

des eingesetzten Fragebogens und des Beobachtungsbogens zur individuellen und<br />

allgemeinen Testsituation.<br />

Im Mittelpunkt der theoretischen Grundlagen steht die rezeptive Kompetenz<br />

„<strong>Hörverstehen</strong>“. Ausgehend vom allgemeinen Kompetenzbegriff, der die Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten eines Menschen zur Bewältigung seiner Lernaufgaben bedeutet, kommen wir zur<br />

Kompetenz <strong>Hörverstehen</strong> als einen wichtigen Teil der menschlichen Kommunikation, jene<br />

184


Fähigkeit des Menschen, erhaltene akustische Informationen zu hören, zu dekodieren, zu<br />

interpretieren und dementsprechend zu reagieren. <strong>Hörverstehen</strong> ist ein kognitiver Prozess, der<br />

weit über das rein akustische Wahrnehmen (Hören) und das Verarbeiten und Interpretieren<br />

(Zuhören) hinausgeht und die komplexe, situationsbezogene Verarbeitung des Gehörten, die<br />

zu einer persönlichen Reaktion (abhängig vom gespeicherten Wissen) führen kann,<br />

bezeichnet.<br />

Dieser komplexe kognitive Vorgang geschieht auf verschiedenen Verstehensebenen und<br />

diese richten sich wiederum nach den jeweiligen individuellen Hörzielen. Nach diesen<br />

Hörzielen entwickelt jeder Hörer seinen persönlichen Hörstil. Um das Arbeitsgedächtnis<br />

(Kurzzeitgedächtnis) nicht zu überlasten, existieren sogenannte Verstehenshilfen beim<br />

<strong>Hörverstehen</strong>sprozess: Redundanz, Inferenz und Antizipation. Diese helfen mit, das<br />

Arbeitsgedächtnis zu entlasten, in dem sie die Mehrdeutigkeiten von Aussagen erkennen und<br />

dabei helfen, richtige Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />

Durch die Einführung der Bildungsstandards im Fach Deutsch rückt auch die Messung<br />

der <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz in den Blickpunkt. Zum derzeitigen Zeitpunkt werden<br />

<strong>Hörverstehen</strong>sübungen nur sporadisch im Unterricht eingesetzt. Eine gezielte Messung dieser<br />

Kompetenz gibt es bis jetzt noch nicht. Das BIFIE ist gesetzlich beauftragt,<br />

dementsprechende Tests zu entwickeln. Derzeit ist das Ziel dieser Testungen die<br />

Schulevaluation und das Systemmonitoring und nur in einem geringen Ausmaß die<br />

Individualdiagnose. Durch die Rückmeldungen an die Schulen sollte die Qualität des<br />

Unterrichts gezielt verbessert werden und im Vergleich der Schulen sollten auch Hinweise für<br />

Reformen möglich sein.<br />

Die Operationalisierung des Konstrukts „<strong>Hörverstehen</strong>“ wird durch die fehlenden<br />

Forschungsresultate in der Muttersprache Deutsch erschwert und in Österreich auch durch die<br />

zu allgemein formulierten Bildungsstandards. Dadurch ist noch nicht eindeutig klar, welche<br />

Teilkompetenzen für das <strong>Hörverstehen</strong> erforderlich sind. Erschwerend kommt noch hinzu,<br />

dass bei der Messung von <strong>Hörverstehen</strong>, die ja meist in schriftlicher Form passiert, die<br />

Abgrenzung zu anderen Kompetenzen (Lesekompetenz, Schreibkompetenz, Sprechkompetenz,<br />

Merkfähigkeit, Informationsverarbeitungsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und<br />

Vorwissen) eine große Schwierigkeit darstellt. Hier bedarf es noch einer eingehenden<br />

Entwicklungsarbeit.<br />

185


Im Konstruktionsprozess zur Entwicklung eines standardisierten HV-Tests stehen folgende<br />

Kriterien im Mittelpunkt:<br />

Das Konstrukt <strong>Hörverstehen</strong>, der Kontext, die Zielgruppe, die Testsituation, die Präsentation<br />

und die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe als Mittelpunkt eines HV-Tests.<br />

Neben der Kompetenz „<strong>Hörverstehen</strong>“ und ihren psychologischen Grundlagen bildet<br />

die <strong>Hörverstehen</strong>saufgabe ein zentrales Thema für die Messung dieser Fähigkeit. Durch<br />

entsprechende Aufgaben sollten die verschiedenen Deskriptoren und Verstehensebenen<br />

gemessen werden. Der Aufbau einer Aufgabe ist bei allen Hörtests gleich. Eine Aufgabe<br />

besteht aus einem Stimulus und aus dementsprechenden Frage- und Antwortformaten. Diese<br />

drei Hauptbestandteile einer Aufgabe bestimmen die Schwierigkeit des Tests.<br />

Die Präsentation der Aufgaben stellen ein wesentliches Kriterium für die erfolgreiche<br />

Bearbeitung eines HV-Tests dar. Wie oft ein Stimulus präsentiert werden muss und ob die<br />

Probanden eine Vorentlastung (Lenkung) erhalten sollen, das wurde mit der<br />

Hypothesenprüfung überprüft.<br />

Dazu wurden 172 Schüler der 8. Schulstufe zweier Hauptschulen getestet. Es wurden<br />

vier verschiedene Testformen eingesetzt. Da die Untersuchung zur Methodenentwicklung<br />

dient, setzten wir einen Begleitfragebogen für die Schüler ein und führten eine Beobachtung<br />

der Testsituation durch.<br />

Erreichung der Ziele<br />

Das Hauptziel, die Aufmerksamkeit auf die Kompetenz <strong>Hörverstehen</strong> zu richten, haben wir mit<br />

dieser Arbeit erreicht. Durch die Aufarbeitung der psychologischen Grundlagen wurde die<br />

Bedeutung dieser Fähigkeit für die menschliche Kommunikation manifestiert. Dadurch wurde<br />

der zukünftige Stellenwert dieser Kompetenz im Fach Deutsch in der Pflichtschule<br />

unterstrichen. Die theoretische Aufarbeitung brachte aber auch zu Tage, dass es kein<br />

einheitliches theoretisches Konzept zu diesem Thema gibt und viele Konzepte<br />

zusammenzuführen waren, was nicht immer ganz einfach war. Diese Tatsache zeigt auch, wie<br />

gering der bisherige Stellenwert der Kompetenz war und auch die Erfahrungen im Unterricht<br />

zeigten, dass <strong>Hörverstehen</strong>sübungen kaum im Fach Deutsch als Muttersprache eingesetzt<br />

werden.<br />

186


Das zweite große Ziel, wichtige Hinweise zur Entwicklung der HV-Tests für das BIFIE zu<br />

erhalten, erreichten wir nur teilweise. Die Hypothesenprüfung ergab kein signifikantes<br />

Ergebnis bzgl. der Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Es kann nicht eindeutig<br />

gesagt werden, ob die einmalige oder zweimalige Präsentation der Stimuli bessere<br />

<strong>Hörverstehen</strong>sleistungen ergibt und ob die Lenkung dieselbe beeinflusst. Die Stichprobe von<br />

172 Personen war eher doch zu gering, um zu eindeutigen Ergebnissen zu kommen. Ebenso<br />

zeigte sich eine ungleiche Stichprobenzuteilung, besonders der Schüler der 3.<br />

Leistungsgruppe. Aber durch die Befragung der Schüler und die Beobachtung der<br />

Testsituation konnte man doch wichtige Hinweise erhalten, die in Richtung Lenkung bei der<br />

Präsentation geht. Die Aussagen zur Präsentationshäufigkeit können nicht so eindeutig<br />

gemacht werden. Die konkreten Vorschläge als Beitrag zur Entwicklung der HV-Tests sind<br />

im Kapitel 4.3.5 nachzulesen.<br />

Die Unterstützung der Rückmeldung an Schüler, Lehrer und Schule als drittes Ziel ist<br />

erreicht worden, da durch die theoretische Bearbeitung des Themas die Kriterien zur<br />

Konstruktion guter HV-Tests klar wurden und auch die besondere Bedeutung der HV-<br />

Aufgaben. Hier ist besonders die Abgrenzung zu den anderen Kompetenzen ausschlaggebend<br />

und die Erkenntnis, dass die erforderlichen Teilkompetenzen zum <strong>Hörverstehen</strong> noch nicht<br />

eindeutig definiert sind, machen derzeit eine sinnvolle Rückmeldung noch nicht möglich.<br />

Ebenso klar wurde im Laufe der Arbeit die Tatsache, dass individuelle Diagnoseinstrumente<br />

noch fehlen. Die derzeitigen Rückmeldungen entsprechen noch nicht allen Kriterien einer<br />

individuellen diagnostischen Rückmeldung. Individuelle Diagnoseinstrumente sind aber für<br />

eine sinnvolle Rückmeldung an den einzelnen Schüler notwendig.<br />

Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz, valide HV-<br />

Tests und eine sinnvolle Rückmeldung führt zu einer gezielten Förderung der Kompetenz im<br />

Fach Deutsch. Die Wichtigkeit dieser Förderung (auch im Sinne des Erlernens und Übens der<br />

Fähigkeit) wurde im Rahmen der Arbeit unterstrichen und sollte durch die Überprüfung der<br />

Bildungsstandards eine fundierte Basis erhalten. Die geplante Art der Erhebung der Leistung<br />

hat den Zweck, den Unterricht einer Schule zu verbessern, aber sie trägt in dieser Form noch<br />

zu wenig zur individuellen Verbesserung der HV-Leistung des Schülers bei.<br />

187


Schlussfolgerungen - Kritik - Ausblick<br />

Wegen der besseren Verständlichkeit gliedern wir unsere Überlegungen nach den<br />

theoretischen, methodischen und didaktischen Aspekten.<br />

Theoretisch<br />

Die Grundlage jedes wissenschaftlichen Arbeitens ist ein konkretes theoretisches Modell. Im<br />

Rahmen unserer Arbeit sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass es dieses im Bereich<br />

<strong>Hörverstehen</strong> in der erforderlichen Qualität noch nicht gibt. Um aber die Bildungsstandards<br />

eindeutig messen zu können, bedarf es eines ausgereiften, wissenschaftlich fundierten,<br />

theoretischen Modells. Deshalb ist es auch schwierig, ein neues Kompetenzmodell mit<br />

eindeutigen Niveaustufen zu entwickeln. Erschwert wird die Entwicklung zusätzlich durch<br />

die zu allgemein formulierten Deskriptoren, die auf Grundlage des sehr allgemein gehaltenen<br />

Rahmenlehrplans entstanden sind.<br />

Wichtiger nächster Lösungsschritt wäre die Entwicklung eines theoretischen Modells<br />

für das <strong>Hörverstehen</strong>. Dieses Modell beinhaltet die genaue Definition des Begriffes (Was ist<br />

<strong>Hörverstehen</strong>?) und die Benennung der Kompetenzen, die für diese Fähigkeit notwendig sind.<br />

Anschließend ist es möglich, ein neues Kompetenzmodell mit eindeutigen Niveaustufen<br />

und deren genauer Beschreibung (Was muss jeder Schüler auf einem bestimmten Niveau<br />

können?) zu entwickeln, das in einer Art Referenzrahmen für „Deutsch <strong>Hörverstehen</strong> in<br />

Österreich“ mündet. Aufgrund dieses Referenzrahmens könnten die Deskriptoren überarbeitet<br />

und konkretisiert werden.<br />

Nach diesen grundlegenden Schritten ist die Anpassung des Lehrplans an die<br />

Bildungsstandards möglich. Unsere Überlegungen führen dahin, dass die Bildungsstandards<br />

den Kernstoff eines Faches darstellen und die anderen Fachinhalte den Erweiterungsstoff<br />

bilden, welcher individuell, je nach Können des Schülers, eingesetzt werden kann.<br />

Damit der gesetzliche Anspruch erfüllt werden kann, benötigt man nicht erst in der 8.<br />

Schulstufe eine abschließende Messung der Kompetenz <strong>Hörverstehen</strong>, sondern wichtig wären<br />

Diagnoseinstrumente (nicht nur das IKM in der 7. Schulstufe) in die Hand des Lehrers ab der<br />

5. Schulstufe, um individuell auf die Stärken und Schwächen der Schüler eingehen zu können<br />

und um diese Kompetenz zu lehren und zu üben.<br />

188


Methodisch<br />

Unsere Erkenntnisse in methodischer Hinsicht schließen an die obigen Überlegungen an. Da<br />

es zu wenige Forschungsergebnisse gibt, ist es erforderlich, die Forschungsarbeit in diesem<br />

Gebiet zu forcieren, um die Validität der Testinstrumente zu verbessern.<br />

In Bezug auf unsere Forschungsfrage (Präsentationshäufigkeit und Lenkung) ergibt sich<br />

Folgendes: Es wurden keine eindeutigen Effekte der Versuchsanordnungen beobachtet, wenn<br />

man die Testergebnisse als Kriterium nimmt (keine eindeutige Tendenz zu bzw. Bestätigung<br />

einer Variante). Die Hypothese hinsichtlich der gelenkten Präsentation kann aber aufgrund<br />

der geringen Stichprobe und der Tatsache, mit natürlichen Gruppen gearbeitet zu haben, nicht<br />

endgültig verworfen werden.<br />

Die Befragungsergebnisse würden es zu mindestens nahelegen, eine gelenkte Version<br />

doch zu präferieren, um eine noch etwas validere Messung zu erreichen. Eine Möglichkeit zu<br />

eindeutigeren empirischen Aussagen diesbezüglich zu kommen, wäre die nochmalige<br />

Untersuchung bei einer deutlich größeren Stichprobe mit zufälliger Zuordnung der Schüler zu<br />

Versuchsgruppen. Eine zweite interessante Möglichkeit wäre eine differenzierte<br />

Untersuchung nach Schwierigkeit der Stimuli, d.h. schwierige Texte werden zweimal<br />

präsentiert und leichtere Texte einmal.<br />

Die Untersuchung ergab, dass die Antwortvorgaben nicht eindeutig genug waren, sich<br />

teilweise als zu wenig trennscharf erwiesen und deshalb bei der Itemkonstruktion besonderer<br />

Wert auf eindeutige und klare Antworten gelegt werden muss. Das bedeutet, mehrmaliges<br />

Testen in der Praxis, bevor diese Items in HV-Tests Verwendung finden.<br />

Aufgrund der Reaktion der Schüler auf die Hörtexte, liegt die Vermutung nahe, dass die<br />

eingesetzten Stimuli zu belehrend und einseitig sind. Der Einsatz von verschiedenen<br />

Textsorten ist deshalb empfehlenswert. Besonderes Augenmerk sollte auf<br />

anweisungsbezogene Textsorten gelegt werden, da die Schüler im Unterricht vorwiegend<br />

Anweisungen erhalten.<br />

Derzeit werden die Hörtexte nur über CD präsentiert. Um aber dem Anspruch im<br />

Kapitel 2.1.1 (<strong>Hörverstehen</strong> ist ein Teil der menschlichen Kommunikation) gerecht zu<br />

werden, wäre es wünschenswert, auch Videosequenzen mit kommunikativen Situationen bei<br />

der Testung einzusetzen. Somit könnte auch der Deskriptor 5 (Schüler können stimmliche und<br />

körpersprachliche Mittel der Kommunikation erkennen) überprüft werden. Dieser Deskriptor<br />

ist bislang von der Testung ausgeschlossen.<br />

189


Didaktisch<br />

Durch die Einführung der Bildungsstandards, die erstmalig eine Überprüfung der Kompetenz<br />

<strong>Hörverstehen</strong> ermöglichen, werden die Deutschlehrer „gezwungen“, sich mit diesem Thema<br />

auseinanderzusetzen. Damit eine sinnvolle Auseinandersetzung erfolgen kann, muss den<br />

Fachlehrern bewusst werden, wie wichtig diese Kompetenz für die menschliche<br />

Kommunikation und im Besonderen für das Fach Deutsch ist. Eine Befragung der<br />

Deutschlehrer der 4. Klassen in den Testschulen (N = 11, nicht repräsentativ) ergab, dass<br />

diese Kompetenz im Deutschunterricht gar nicht oder nur zu einem geringen Teil gelehrt<br />

wird, dieselbe Tatsache, wie oftmalig in der Literatur zu lesen. Zur Bewusstmachung der<br />

Wichtigkeit dieser Kompetenz sind unbedingt Lehrerfortbildungen für aktive Lehrer und eine<br />

dementsprechende Lehrerausbildung für zukünftige Lehrer erforderlich. Nach ausführlicher<br />

Recherche in Deutschlehrbüchern stellten wir fest, dass das Hören auch in diesen wenig bis<br />

gar nicht präsent ist (siehe Anhang M). Die Schulbuchverlage sind auch hier besonders<br />

gefordert, entsprechende Unterrichtsmaterialien anzubieten.<br />

Eine Anregung wäre die Zusammenarbeit der Schulbuchverlage mit dem BIFIE, um<br />

auch Übungstests als Vorbereitung für die Standardüberprüfung zu entwickeln. Dies würde<br />

die Möglichkeit bieten, das <strong>Hörverstehen</strong> gezielt zu üben und die Schüler mit der<br />

Testsituation vertraut zu machen.<br />

Schlusswort<br />

Unser primärer persönlicher Gewinn als aktive Pädagoginnen war die intensive<br />

Auseinandersetzung mit dem breiten thematischen Feld der Bildungsstandards –<br />

insbesondere im Bereich <strong>Hörverstehen</strong> im Fach Deutsch - als eine transparente und<br />

nachvollziehbare<br />

Lernergebnisse.<br />

Darstellung von Bildungsabschlüssen über die zu erreichenden<br />

Darüber hinaus profitierten wir bei der Verfassung unserer Arbeit durch den erfolgten<br />

interdisziplinären Brückenschlag zwischen Wissenschaft (Universität, BIFIE) und der<br />

gelebten Praxis an der Hauptschule. In zahlreichen kollegialen Gesprächen konnten wir<br />

bestehende Zweifel an den Bildungsstandards ausräumen und als proaktive Multiplikatoren<br />

derselben wirken.<br />

190


Als zusätzliches Ergebnis dieser inhaltlichen Auseinandersetzung ist festzuhalten, dass wir<br />

überzeugt sind, dass der weitere Ausbau und forcierte Einsatz der Bildungsstandardseine<br />

gesellschaftliche Notwendigkeit darstellt, die allen Beteiligten eine gemeinsame Orientierung<br />

gibt und dem Ziel der positiven Weiterentwicklung des Unterrichts dient.<br />

Sollte dieser Ansatz der Verfasserinnen dieser Arbeit jedoch zu idealistisch erscheinen,<br />

darf auf folgendes Zitat verwiesen werden:<br />

Ideale sind wie Sterne.<br />

Wir erreichen Sie niemals,<br />

aber wie die Seefahrer auf dem Meer,<br />

richten wir unseren Kurs nach ihnen.<br />

(Carl Schurz)<br />

191


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reflexion/juttawermke_hoeren_lauschen.pdf [Datum des<br />

Zugriffs: 10.05.11].<br />

Wermke, J. (1996). Die Kunst des Hörens. Ein Desiderat der Deutsch-Didaktik. P. Josting &<br />

J. Wirrer (Hrsg.). Georg Olms Verlag.<br />

Wermke, J. (1998). Hör-Ästhetik. Ein Beispiel integrierter Medienerziehung im<br />

Deutschunterricht. Zeitschrift für Medienpädagogik. Gemeinschaftswerk der<br />

Evangelischen Publizistik (Hrsg.). Frankfurt am Main: mediaculture.<br />

Wernstedt, R. & John-Ohnesorg, M. (2009). Bildungsstandards als Instrument schulischer<br />

Qualitätsentwicklung. Zementierung des Selektionsprinzips oder Mittel zur<br />

Chancengerechtigkeit? (1. Aufl.). Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />

Wiedemann, P., Preußer, S. & Böhme, U. (2010). Umwelt und Gesundheit. Materialien für<br />

Bildung und Information. Arbeitsheft für Schülerinnen und Schüler. Sekundarstufe<br />

[WWW Dokument]. Verfügbar unter:<br />

http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/gesundheit_de_gesamt.pdf<br />

[Datum des Zugriffs: 24.06.11].<br />

Wiemann, B. (2009). Wir hören, was wir verstehen, aber wir verstehen nicht immer, was wir<br />

hören. Evaluation und Verbesserungsvorschläge für <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben im<br />

Anfängerunterricht der Erwachsenenbildung. Magisterarbeit. Technische Universität<br />

Chemnitz [WWW Dokument]. Verfügbar unter: http://www.tuchemnitz.de/phil/english/ling/download/theses/wiemann_hoerverstehen2009.pdf<br />

[Datum<br />

des Zugriffs: 04.06.11].<br />

202


Willenberg, H. (2007). Kompetenzhandbuch für den Deutschunterricht. Auf der empirischen<br />

Basis des DESI-Projekts. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren.<br />

Wörterbuch. (n.d.). [WWW Dokument]. Verfügbar unter:<br />

http://woerterbuch.babylon.com/weltwissen [Datum des Zugriffs: 20.06.11].<br />

Zeitlinger, E. K. (2007). Hören(d) lernen. Warum Zuhören eine wichtige Grundkompetenz ist.<br />

In M. Egger & G. Habringer (Hrsg.), Praxishandbuch D8. Didaktische Anregungen zur<br />

Arbeit mit den Bildungsstandards Deutsch von der 5. - 8. Schulstufe (1. Aufl.) (S. 117-<br />

164). Linz.<br />

Zeitz, F. & Zeitz, F. (2010). Das <strong>Hörverstehen</strong> fördern mit kurzen Erzähltexten. Materialien<br />

zur Steigerung der Schlüsselkompetenz Hören. Buxtehude: Persen.<br />

Zillner, F. & Egger, M. (2010). Glossar im Zusammenhang mit den<br />

Bildungsstandards/Schulleitung. Pädagogische Hochschule OÖ. Linz [WWW<br />

Dokument]. Verfügbar unter: http://www.ph-ooe.at/fileadmin/old_fileadmin/fileadmin/<br />

user_upload/bildungsstandards/Downloads/bildungsstandards_web.pdf [Datum des<br />

Zugriffs: 15.06.11].<br />

Zimbardo, P. G., Gerrig, R. J.& Graf, R. (2007). Psychologie (16. aktualisierte Aufl.).<br />

München: Pearson-Studium.<br />

Zöfel, P. (2007). Statistik verstehen. Ein Begleitbuch zur computergestützten Anwendung<br />

(Nachdr.). München: Addison-Wesley.<br />

203


7. Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />

Abbildung 2: Zuhören als mehrstufiger Prozess der Informationsverarbeitung (Imhof, 2010)<br />

Abbildung 3: Selbstregulation in den Phasen des Zuhörens (Imhof, 2010)<br />

Abbildung 4: Stufen des Hörvorganges (Geißner, 1984)<br />

Abbildung 5: Verstehensebenen (nach Solmecke, 1992; Butkhuzi, 2008)<br />

Abbildung 6: Mehrspeichermodell des Gedächtnisses (Preiser, 2009; Weber, 2004)<br />

Abbildung 7: Struktur des sprachlichen Handelns (Jude et al., 2001)<br />

Abbildung 8: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong>“ im Deutschunterricht im österreichischen<br />

Lehrplan der HS<br />

Abbildung 9: Übersicht zum Thema „<strong>Hörverstehen</strong> indirekt“ im Deutschunterricht im<br />

österreichischen Lehrplan der HS<br />

Abbildung 10: Zusammenspiel von Lehrplan und Bildungsstandards (BIFIE, 2010a)<br />

Abbildung 11: Die Typen fachspezifischer Kompetenzmodelle<br />

Abbildung 12: Lehrplan (nach BIFIE, 2011b)<br />

Abbildung 13: Kompetenzmodell (nach BIFIE, 2011b)<br />

Abbildung 14: Entwicklungsschritte vom Lehrplan zu den Aufgaben (BIFIE, 2011b)<br />

Abbildung 15: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010b)<br />

Abbildung 16: Kompetenzmodell Deutsch 8. Schulstufe NEU<br />

Abbildung 17: Übersicht „Das Messen von <strong>Hörverstehen</strong> in Österreich“<br />

Abbildung 18: Bildungsstandards Deutsch 8. Schulstufe (BIFIE, 2010)<br />

Abbildung 19: Das Schema für die Entscheidungen in der Operationalisierung<br />

Abbildung 20: Ausgangspunkt der Überlegungen zur empirischen Überprüfung<br />

Abbildung 21: Schema für das Weltwissen<br />

Abbildung 22: Wesentliche Kriterien und Teile einer HV-Aufgabe<br />

Abbildung 23: Zu beachtende Anforderungen u. situative Merkmale bei der Testkonstruktion<br />

Abbildung 24: Textsortensammlung für Hörtexte<br />

Abbildung 25: Schwierigkeitsgenerierende Merkmale eines Hörtextes<br />

Abbildung 26: Verstehensebenen<br />

Abbildung 27: Höraufgabe – Bsp. einer offenen Fragestellung<br />

Abbildung 28: Formate von Antworten<br />

Abbildung 29: Höraufgabe – Bsp. MC-Item<br />

Abbildung 30: Höraufgabe – Bsp. MC-Item<br />

204


Abbildung 31: Höraufgabe – Bsp. Richtig/Falsch Item<br />

Abbildung 32: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 1<br />

Abbildung 33: Höraufgabe – Bsp. Matching-Item 2<br />

Abbildung 34: Höraufgabe – Offenes Item<br />

Abbildung 35: Wesentliche Kontextbedingungen der Tests<br />

Abbildung 36: Situative Bedingungen der Tests<br />

Abbildung 37: Variablen der Präsentation von HV-Tests<br />

Abbildung 38: Bsp. für die Kodierung einzelner Items<br />

Abbildung 39: Testvarianten Vorpilotierung HS Mondsee<br />

Abbildung 40: Zeitplan wichtiger Pilotierungsphasen des BIFIE (BIFIE, 2011)<br />

Abbildung 41: Gruppen bzw. Varianten der Voruntersuchung HS Mondsee<br />

Abbildung 42: Zeitlicher Ablauf der Untersuchung<br />

Abbildung 43: Untersuchungsgruppen und Materialien<br />

Abbildung 44: CDs der Testung, Länge<br />

Abbildung 45: Beobachtungsbogen Seite 2 und 3<br />

Abbildung 46: Deskriptives Ergebnis Hörtest nach VG (N = 172) – Variante 1<br />

Abbildung 47: Deskriptives Ergebnis Hörtest nach VG (reduzierte Stichprobe)<br />

Abbildung 48: Das deskriptive Ergebnis der Einschätzung nach Versuchsgruppen<br />

Abbildung 49: Erzählungen durch Personen<br />

Abbildung 50: <strong>Hörverstehen</strong> im Unterricht (N = 172)<br />

Abbildung 51: Unsere Vorschläge für die Pilotierung im Juni 2011<br />

Abbildung 52: Testvarianten der Vorpilotierung HS Mondsee<br />

Abbildung 53: Stimulus- und Itempräsentation NEU (BIFIE, 2011) bei der Pilotierung im<br />

Juni 2011<br />

205


8. Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Auswahl und Anordnung der vier Versuchsgruppen in den beiden HS<br />

Tabelle 2: Zeitpunkte der Tests<br />

Tabelle 3: Klassen/Leistungsgruppen in Deutsch in den untersuchten HS<br />

Tabelle 4: Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />

Tabelle 5: Die vier HV-Aufgaben – Formate/Auswertungsvorschriften/Punkte<br />

Tabelle 6: Reliabilitätsanalyse des HV-Tests<br />

Tabelle 7: Charakteristik der Schüler in der Stichprobe<br />

Tabelle 8: Versuchsgruppen: Geschlecht und Leistungsgruppe<br />

Tabelle 9: Versuchsgruppen: Noten und Muttersprache<br />

Tabelle 10: Ergebnisse HV-Tests nach Gruppen<br />

Tabelle 11: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen<br />

Tabelle 12: Ergebnisse der Hypothesentests<br />

Tabelle 13: Deskriptive Ergebnisse HV-Tests nach Versuchsgruppen (reduzierte Stichprobe)<br />

Tabelle 14: Ergebnisse der Hypothesentests (reduzierte Stichprobe)<br />

Tabelle 15: Schülerfragebogen – statistische Angaben<br />

Tabelle 16: Wunsch nach Wiederholung der Hörbeiträge<br />

Tabelle 17: Beobachtung: Verhalten während der allgemeinen Instruktion (N = 172)<br />

Tabelle 18: Beobachtung: Verhalten während der Testung (N = 172)<br />

Tabelle 19: Verhalten der Schüler (N = 172) nach Versuchsgruppen<br />

206


9. Abkürzungsverzeichnis<br />

HS Hauptschule<br />

AHS Allgemeinbildenden Höheren Schulen<br />

LG Leistungsgruppe<br />

HV <strong>Hörverstehen</strong><br />

HVK <strong>Hörverstehen</strong>skompetenz<br />

BIFIE Bundesinstitut; Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen<br />

Schulwesens<br />

BIST Bildungsstandards<br />

IKM Informelle Kompetenzmessung<br />

bm:uk Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur<br />

IQB Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen<br />

GERS Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen<br />

ÖSD Österreichisches Sprachdiplom Deutsch<br />

DESI Deutsch Englisch Schülerleistungen International<br />

HarmoS Die interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule,<br />

auch kurz HarmoS-Konkordat genannt<br />

MC-Item Multiple-Choice-Item<br />

Ebd. Ebenda<br />

n.d. nicht datiert<br />

et al. Und andere<br />

Vgl. Vergleiche<br />

Hrsg. Herausgeber<br />

Bd. Band<br />

zit. nach zitiert nach<br />

f., ff. und die folgende Seite, und die folgenden Seiten<br />

Kap. Kapitel<br />

s.s. sehr signifikant<br />

h.s. hoch signifikant<br />

207


10. Anhang<br />

Anhang A-F: Kapitel 3<br />

Anhang A: „Wetterbericht“<br />

Anhang B: „Reportage aus der Stadt Pribjat“<br />

Anhang C: Beispiel „Einleitung“<br />

Anhang D: Beispiel „Instruktion“<br />

Anhang E: Tabelle „Schwierigkeitsbestimmende Merkmale“<br />

Anhang F: Tabelle „Verstehensebenen“<br />

Anhang G: Testhefte<br />

Testleiterhandbuch<br />

Testhefte - Die Testitems sind vom BIFIE nicht zur Veröffentlichung freigegeben.<br />

Schülerfragebogen<br />

Beobachtungsbogen<br />

Anhang H: Wichtige Links<br />

Anhang I: Zusammenspiel von Lehrplan und Bildungsstandards<br />

Anhang J: Phasen des Zuhörens (S-O-I-Modell)<br />

Anhang K: CEFR Raster (Zuhören)<br />

Anhang L: Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />

Anhang M: Anregungen zur Umsetzung des HV in der Praxis<br />

Anhang N: Michael Ende: Momo<br />

Anhang O: „Verkehrshinweis“ (Hörtext und Aufgaben)<br />

208


Anhang A-F: Kapitel 3<br />

ANHANG A<br />

Hörbeispiel „Wetterbericht“<br />

Instruktion:<br />

Variante 1: „Du hörst jetzt einen Wetterbericht. Beantworte die Beispielaufgaben 1 bis 4.“<br />

Variante 2: „Du hörst jetzt einen Wetterbericht. Lies jetzt die Antwortbeispiele 1 bis 4.<br />

Beantworte dann die Beispielaufgaben 1 und 2.“<br />

Stimulus:<br />

Männlicher Sprecher:<br />

„Wir kommen zum Wetter mit Mario Müller. Es ist und bleibt mild, jetzt wird es aber<br />

zunehmend nass und heute kommen von Westen erste Regenschauer, morgen dann der große<br />

Regen mit starkem Tauwetter. Plus 5 Grad, so mild ist der Morgen bei Ihnen in Bregenz oder<br />

in Wien. 2 Grad haben Sie in Klagenfurt, Graz, Salzburg, Linz und St. Pölten, plus 1 Grad in<br />

Innsbruck und Eisenstadt. Es regnet heute in erster Linie in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und<br />

Oberösterreich, wobei der Regen jetzt in Vorarlberg am stärksten ist und wird. Schnee gibt`s<br />

ab etwa 1000 Meter, nur darüber ist es kalt genug für Schnee. Der Nordwestwind legt zu, er<br />

verbläst immerhin die Nebelfelder im Osten und Süden Österreichs. Hier haben Sie endlich<br />

wieder einmal eine Chance, dass ab und zu wieder einmal die Sonne vorbeischeint. Das alles<br />

bei Temperaturen bei plus 5 Grad. Milder ganz im Osten, vom Grazer Becken bis ins<br />

Südburgenland gibt`s Spitzen bis 9.<br />

Aufgabe 1<br />

1. Von wo kommen erste Regenschauer?<br />

Kreuze das richtige Kästchen an?<br />

□ Norden<br />

□ Osten<br />

□ Süden<br />

□ Westen<br />

209


Aufgabe 2 richtig/falsch<br />

Du musst bei jeder Aufgabe entscheiden, ob sie richtig ist oder falsch.<br />

2. Wie ist das Wetter heute?<br />

Kreuze bei jeder Aussage an, ob sie richtig oder falsch ist.×<br />

richtig falsch<br />

Zunehmend sonnig □ □<br />

Sehr sonnig □ □<br />

Schnee ab etwa 1000m □ □<br />

Regen □ □<br />

Aufgabe 3 Stichwörter<br />

Schreib eine kurze Antwort.<br />

3. Wo regnet es heute am stärksten?<br />

Antworte in Stichworten. Schreib die Antwort auf die dafür vorgesehenen Zeilen.<br />

Aufgabe 4 Zuordnung 1 bis 4<br />

Du musst entscheiden, welche Informationen zusammengehören.<br />

4. Wo hat es welche Temperatur?<br />

Ordne die Teile 1-4 den Teilen A-D zu.<br />

Ergänze neben den Buchstaben die entsprechende Ziffer. (z.B. D1)<br />

A 1 Grad A__<br />

210<br />

1 Innsbruck und Eisenstadt<br />

B 2 Grad B__ 2 Grazer Becken<br />

C 5 Grad C__ 3 Bregenz und Wien<br />

D 9 Grad D__ 4 Klagenfurt<br />

(BIFIE, 2011, Testheft 1 68 )<br />

68 Anhang: BIFIE, 2011, Testheft 1, Beispielaufgabe


ANHANG B<br />

Hörbeispiel „Reportage aus der Stadt Pribjat“ 69<br />

Instruktion Lehrperson:<br />

„Vor zwanzig Jahren, in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 ereignete sich eine der<br />

größten Katastrophen der modernen Zeit: die Katastrophe von Tschernobyl in der Ukraine<br />

(ehemalige Sowjetunion). Hör dir die folgende Reportage aufmerksam an. Die Aufnahme<br />

wird nur einmal abgespielt. Wir stellen dir danach ein paar Fragen, die du möglichst genau<br />

beantworten solltest. Pass auf, es können mehrere Antworten pro Frage richtig sein. Hier<br />

zeige ich eine Karte und Bilder auf Pribjat, damit du dir eine Vorstellung von Pribjat machen<br />

kannst.“<br />

Stimulus:<br />

Der gesamte Hörtext ist leider nicht bekannt.<br />

Hier nur ein Textausschnitt (passend zu Item 3)<br />

(…) An jenem 26. April 1986 an einem Samstag, als Reaktor vier auf dem drei Kilometer<br />

entfernten AKW-Gelände schon brennt und hoch radioaktiver Staub auf Pribjat fällt, feiern<br />

in der Stadt sechs Paare, als ob nichts geschehen wäre, ihre Hochzeit. Erst 36 Stunden nach<br />

der Explosion wurde die Stadt evakuiert. (Stimme auf Russisch) Am Sonntagnachmittag um<br />

halb zwei diese Frauenstimme aus einem Lautsprecherwagen zu hören: (Stimme auf<br />

Russisch) (…)<br />

69<br />

Im Bericht über das Schweizer Projekt HarmoS werden diese Hörtexte nicht freigegeben und das genaue Layout des<br />

Testheftes ist nicht bekannt.<br />

211


1. Was trifft für den Text, den du gehört hast, am ehesten zu?<br />

Kreuze das richtige Kästchen an?<br />

□ Es ist eine Informationssendung über radioaktive Strahlung.<br />

□ Es ist eine Reportage über eine Begegnung mit der heutigen Stadt Pribjat.<br />

□ Es ist eine Berichterstattung über die Evakuierung von Pribjat.<br />

□ Es ist ein Interview mit einem Reporter, der Pribjat besucht.<br />

2. Wer lebt heute noch in der Stadt Pribjat? Schreibe kurz auf, was du weißt:<br />

3. Wie wurde die Bevölkerung von Pribjat über das Ereignis informiert?<br />

Kreuze das richtige Kästchen an?<br />

□ Durch die Zeitung.<br />

□ Durch das Fernsehen.<br />

□ Über das staatliche Radio.<br />

□ Durch einen Staatspräsidenten.<br />

□ Durch einen Lautsprecherwagen.<br />

(Eriksson & Waibel, 2010, S.74, Konsortium HarmoS Schulsprache, 2010, S. 123)<br />

212


ANHANG C<br />

Beispiel „Einleitung“<br />

„Guten Morgen. Ich darf euch ganz herzlich zum heutigen <strong>Hörverstehen</strong>stest begrüßen. Es ist<br />

wichtig im Leben, dass man richtig zuhören kann. Richtig zuhören heißt, verstehen, was<br />

gesagt wird, um dann das Richtige zu tun.<br />

Es geht in diesem Test nicht darum, euer Wissen abzufragen, sondern auszuprobieren, ob<br />

dieser Test für Schüler eures Alters geeignet ist. Die Ergebnisse dieses Tests fließen nicht in<br />

die Zeugnisnote ein. Ihr könnt uns aber helfen, indem ihr euer Bestes gebt!<br />

Warum ist das Zuhören wichtig?<br />

Dazu ein Beispiel: Eure Mutter ruft euch am Nachhauseweg an und sagt zu euch: „Geh zum<br />

Kaufmann und kauf 1kg Brot und 6 Eier, das Geld liegt auf dem Küchentisch.“ Es liegt dann<br />

an eurem <strong>Hörverstehen</strong>, ob ihr das Richtige nach Hause bringt. Heute probieren wir einmal<br />

aus, wie gut ihr schon beim Zuhören seid! Wir spielen euch Hörbeiträge vor, ihr bekommt<br />

dann ein Testheft mit Aufgaben, in das ihr eure Antworten eintragen sollt.<br />

Damit die Tests in allen Klassen gleich durchgeführt werden, werde ich euch alle<br />

Erklärungen vorlesen. Das wird euch vielleicht komisch vor kommen, muss aber so sein,<br />

damit alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Erklärungen erhalten.<br />

Wir teilen euch jetzt die Testhefte aus. Lasst die Testhefte geschlossen vor euch liegen.<br />

Lasst BITTE die post-its dort, wo wir sie hin geklebt haben.<br />

Ihr bekommt jetzt einen schwarzen Stift, den ihr beim Test verwenden sollt. Den Stift könnt<br />

ihr dann behalten.<br />

Öffnet die Testhefte bitte noch nicht, sondern lasst sie vor euch liegen.<br />

Kontrolliert bitte, ob die Nummer auf dem Testheft mit der Nummer auf dem Post it<br />

übereinstimmt. Wenn diese nicht übereinstimmen, so hebt bitte die Hand.“<br />

Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:…<br />

213


Liebe Schülerin!<br />

Lieber Schüler!<br />

ANHANG D<br />

Beispiel „Instruktion“<br />

Der <strong>Hörverstehen</strong>stest besteht aus vier Beiträgen und dauert ca. 20 Minuten.<br />

Du hörst jeden Beitrag einmal.<br />

Am Beginn und am Ende einer Aufgabe hörst du immer einen Gong.<br />

Du hörst jetzt einen Beispielbeitrag und siehst, wie die Testaufgaben aussehen. Nach den<br />

Beispielaufgaben hörst du die Lösung.<br />

Habt ihr Fragen? Wenn nicht, beginnen wir jetzt mit dem Hörbeispiel. Während des<br />

Hörbeispiels werden wir keine Fragen beantworten.<br />

Anhand eines Hörbeispieles werden den Schülern die Aufgabenformate erklärt. 70<br />

CD (Player einschalten): Hörbeispiel<br />

Willkommen beim <strong>Hörverstehen</strong>stest<br />

Gong<br />

Hörbeispiel Wetterbericht<br />

Lies jetzt die Beispielaufgaben 1 und 2.<br />

20 sec<br />

Gong vor der Instruktion<br />

Du hörst jetzt einen Wetterbericht. Beantworte die Beispielaufgaben 1 und 2.<br />

Gong vor Stimuluspräsentation<br />

Stimulus Wetter<br />

30 sec<br />

Gong am Ende der Bearbeitungszeit<br />

70 BIFIE, Testheft 1, 2011<br />

214


Und jetzt die Lösungen:<br />

Zu Beispielaufgabe 1 lautet die richtige Antwort: Westen<br />

Zu Beispielaufgabe 2 lautet die richtige Reihenfolge: falsch-falsch-richtig-richtig<br />

5sec<br />

Manueller Stopp möglich<br />

Gong<br />

Hörbeispiel Wetterbericht<br />

Lies jetzt die Beispielaufgaben 3 und 4.<br />

25 sec<br />

Gong vor der Instruktion<br />

Du hörst den Wetterbericht noch einmal. Beantworte die Beispielaufgaben 3 und 4.<br />

Gong vor der Stimuluspräsentation<br />

Stimulus Wetter<br />

30 sec<br />

Gong am Ende der Bearbeitungszeit<br />

Und jetzt die Lösungen:<br />

Zu Beispielaufgabe 3 lautet die richtige Antwort: Vorarlberg<br />

Zu Beispielaufgabe 4 lautet die richtige Zuordnung: A1-B4-C3-D2<br />

5sec<br />

Manueller Stopp<br />

CD(Player nach Lösung der Beispielaufgaben 3 und 4 ausschalten)<br />

Habt ihr die Anweisungen verstanden? Wer Fragen hat, hebt bitte die Hand.<br />

Klären Sie die letzten Fragen der Schüler/innen.<br />

Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:<br />

Wir beginnen jetzt mit dem <strong>Hörverstehen</strong>stest. Während des Tests werden wir keine Fragen<br />

beantworten.<br />

215


Schwierigkeitsbestimmende Textmerkmale: Was macht einen Text leichter verständlich?<br />

Sprachlich formale Merkmale/Wortschatz Inhaltliche Merkmale<br />

wenig Fremdwörter durchschnittliche Silbenzahl pro Wort Text strukturieren - "Roter Faden" Rückschluss auf vorhandene Informationen<br />

wenig Fachausdrücke einfache Sprache Erzählreihenfolge einhalten Wiederholungen<br />

Detailinformationen<br />

typische Merkmale einer bestimmten<br />

Textsorte<br />

Vertrautheit mit dem Wortschatz wenige Synonyme<br />

altersgemäßer Wortschatz wenig Gegensatzpaare in einem Satz Vertrautheit mit dem Thema wenig globale Information<br />

einfacher Satzbau Vermeidung doppelter Verneinung Konkreter Inhalt Berücksichtigung des Vorwissens<br />

Zusätzliche Stimulanz - Gefühl eines Textes<br />

Verwendung sprachlicher Bilder, bestimmter<br />

Tonfall bei bestimmten Textstellen, Ich-<br />

Botschaften<br />

kurze bis mittellange Sätze keine Metaphern genaue Formulierungen<br />

ANHANG E<br />

einfache Satzverbindungen bekannte Dialekte, Regiolekte und Soziolekte<br />

mehr Aktiv als Passiv<br />

Präsentation<br />

Textorganisatorische Merkmale Schülerbezogene Merkmale<br />

216<br />

wenig Sprecherrollen Kenntnis der Hörsituation Verständlichkeit und Dynamik der Stimme deutliche Aussprache<br />

Vorinformation vor dem Hören (z.B.<br />

Titel/Thema)<br />

wenig Überlappung der Sprecher Abgrenzung zu anderen Kompetenzen Sprechtempo bei NI<br />

Rücksicht auf die Informationsverarbeitung<br />

Sprechtempo bei Umgebungsinformation gute Aufnahmequalität<br />

der Schüler<br />

Berücksichtigung des Interesses und der<br />

Übersichtlichkeit<br />

wenige Versprecher Betonung des NI<br />

Lebenswelt der Schüler<br />

gegliederter Text wenig Inferenzen notwendig angepasste Sprechpausen wenig Störgeräusche<br />

Sprecherrollen klar voneinander<br />

unterscheidbar<br />

wenige Zwischenrufe und Unterbrechungen kurze bis mittlere Textlänge gute Raumakustik<br />

typische Hintergrundgeräusche einfache und klare Instruktionen<br />

Präsentationshäufigkeit<br />

NI = "jene Information, die benötigt wird, um ein Item korrekt zu bearbeiten.(Buck, 2001, S.12)


Beispiel einer Testfrage<br />

Deskriptor der<br />

österreichischen<br />

Bildungsstandards Deutsch 8<br />

Hörziel/Hörstil (steuert<br />

Vorgehensweise und den<br />

jeweiligen Hörstil - vgl. Kap.<br />

2.3.2.2)<br />

Beschreibung der<br />

Verstehensebenen<br />

Verstehensebenen nach<br />

Solmecke (S), Butkhuzi (B)<br />

und Imhof (I)<br />

Grundvoraussetzung zum HV - Prozess<br />

Zuordnen von Bedeutungen zu<br />

Lauten<br />

Wiedererkennen (S)<br />

Diskriminieren (B)<br />

Hörbeitrag: Hausarbeit<br />

Aufgabe 1: "Wer macht welche<br />

Hausarbeit?"<br />

Deskriptor 2 : Schüler/innen<br />

können die wesentlichen<br />

Informationen gesprochener<br />

Texte verstehen.<br />

Selektives <strong>Hörverstehen</strong><br />

Sind die Wörter und Laute<br />

bekannt? Welche Wörter mit<br />

ihren Bedeutungen kenne ich?<br />

Suchen (B)<br />

Selektion (I)<br />

ANHANG F<br />

Hörbeitrag: Vortrag über<br />

Tutenchamun<br />

Aufgabe 1: "Im Vortrag geht es<br />

um…."<br />

Deskriptor 1 : Schüler/innen<br />

können das Hauptthema<br />

gesprochener Texte erkennen.<br />

Globales <strong>Hörverstehen</strong><br />

Globales, selektives Entnehmen<br />

von Informationen, die im<br />

Gedächtnis gespeichert werden;<br />

Einordnen des Gehörten in einen<br />

Kontext<br />

Verstehen (S)<br />

Analysieren (B)<br />

217<br />

Hörbeitrag: Fahndung<br />

Aufgabe 2: "Warum berichtet<br />

man über den Vorfall?"<br />

(Deskriptor 3)<br />

Hörbeitrag: Jung bleiben<br />

Aufgabe 3: "Der Sprecher…"<br />

(Deskriptor 4)<br />

Deskriptor 3 : Schüler/innen<br />

können grundlegende<br />

Informationen gesprochener<br />

Texte mündlich und schriftlich<br />

wiedergeben.<br />

Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />

können die Redeabsicht<br />

gesprochener Texte erkennen.<br />

Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />

Es werden Schlussfolgerungen<br />

gezogen: Was will jemand damit<br />

sagen?<br />

Analytisches Verstehen (S)<br />

Interpretation (B)<br />

Organisation (I)<br />

Hörbeitrag: Jung bleiben<br />

Aufgabe 2: "Nenne zwei Dinge,<br />

auf die man bei der Ernährung<br />

achten sollte."<br />

Deskriptor 4 : Schüler/innen<br />

können die Redeabsicht<br />

gesprochener Texte erkennen.<br />

Detailliertes <strong>Hörverstehen</strong><br />

und<br />

Reflektierendes <strong>Hörverstehen</strong><br />

Reaktion des Zuhörers:<br />

Persönlich wertende<br />

Stellungnahme, Gehörtes wird<br />

mit dem persönlichen Vorwissen<br />

in Verbindung gebracht, bewertet<br />

und überprüft: Hab ich alles<br />

richtig verstanden?<br />

Evaluation (S)<br />

Verifizieren (B)<br />

Integration (I)


ANHANG G: Testhefte<br />

TEST HÖRVERSTEHEN<br />

TESTLEITERHANDBUCH<br />

VORPILOTIERUNG D8_Hören<br />

von Dorothea Grabner und Margit Humer<br />

(UNESCO HS Mondsee)<br />

in Kooperation mit demBundesinstitut BIFIE<br />

Jänner 2011<br />

218


Im Vorfeld<br />

Mitzubringende Testmaterialien:<br />

Testpakete: SHS 4A = Testheft 1, CD 1 UNESCO 4A = Testheft 1, CD 1<br />

4B = Testheft 2, CD 2 4C = Testheft 2, CD 2<br />

4C = Testheft 3, CD 3 4D = Testheft 3, CD 3<br />

4D = Testheft 4, CD 4 4E = Testheft 4, CD 4<br />

Testpaket = Schülerfragebögen, CD, Testhefte, Fineliner<br />

Beobachtungsbogen<br />

Uhr für beide Beobachtungspersonen<br />

Schülerlisten<br />

Trennwände<br />

CD-Player<br />

Post its mit Name, Klasse und ID-Nummer<br />

Verlängerungskabel<br />

evtl. Tafelkreide<br />

Türschild „Bitte nicht stören“ + Tixo<br />

Die Tischflächen in den Klassen sollten freigemacht werden.<br />

Die Trennwände platzieren. Die Post its der Reihe nach aufkleben.<br />

Die Schüler namentlich aufrufen und je nach ID-Nummer platzieren.<br />

Bereitlegen des passenden Testheftes für den Testleiter.<br />

Guten Morgen. Ich darf euch ganz herzlich zum heutigen <strong>Hörverstehen</strong>stest begrüßen. Es ist<br />

wichtig im Leben, dass man richtig zuhören kann. Richtig zuhören heißt, verstehen, was<br />

gesagt wird, um dann das Richtige zu tun.<br />

Es geht in diesem Test nicht darum, euer Wissen abzufragen, sondern auszuprobieren, ob<br />

dieser Test für Schüler eures Alters geeignet ist. Die Ergebnisse dieses Tests fließen nicht in<br />

die Zeugnisnote ein. Ihr könnt uns aber helfen, indem ihr euer Bestes gebt!<br />

Einleitung<br />

Warum ist das Zuhören wichtig?<br />

Dazu ein Beispiel:<br />

Eure Mutter ruft euch am Nachhauseweg an und sagt zu euch: „Geh zum Kaufmann und kauf<br />

1kg Brot und 6 Eier, das Geld liegt auf dem Küchentisch.“ Es liegt dann an eurem<br />

<strong>Hörverstehen</strong>, ob ihr das Richtige nach Hause bringt.<br />

Heute probieren wir einmal aus, wie gut ihr schon beim Zuhören seid! Wir spielen euch<br />

Hörbeiträge vor, ihr bekommt dann ein Testheft mit Aufgaben, in das ihr eure Antworten<br />

eintragen sollt.<br />

Damit die Tests in allen Klassen gleich durchgeführt werden, werde ich euch alle<br />

Erklärungen vorlesen. Das wird euch vielleicht komisch vor kommen, muss aber so sein,<br />

damit alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Erklärungen erhalten.<br />

219


Wir teilen euch jetzt die Testhefte aus. Lasst die Testhefte geschlossen vor euch liegen.<br />

Lasst BITTE die post-its dort, wo wir sie hin geklebt haben.<br />

Teilen Sie die Testhefte in der Reihenfolge der Schüler-IDs aus und rufen Sie die<br />

Schüler/innen namentlich auf. Die Testhefte sind entsprechend vorsortiert. Achten Sie<br />

auf die korrekte Zuordnung der Testhefte anhand der Identifikationsnummern. Falls<br />

Schüler/innen fehlen, sortieren Sie die Testhefte der fehlenden Schüler aus, damit Sie<br />

nicht versehentlich einem Schüler ein falsches Heft aushändigen.<br />

Ihr bekommt jetzt einen schwarzen Stift, den ihr beim Test verwenden sollt. Den Stift könnt<br />

ihr dann behalten.<br />

Öffnet die Testhefte bitte noch nicht, sondern lasst sie vor euch liegen.<br />

Kontrolliert bitte, ob die Nummer auf dem Testheft mit der Nummer auf dem Post it<br />

übereinstimmt. Wenn diese nicht übereinstimmen, so hebt bitte die Hand.<br />

Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:<br />

Ihr erhaltet nun Hinweise zum <strong>Hörverstehen</strong>stest. Bitte lest in eurem eigenen Testheft mit,<br />

während ich die Anweisungen laut vorlese. Öffnet bitte das Testheft auf Seite 2.<br />

Ab diesem Zeitpunkt dürfen keine weiteren Schüler (die zu spät kommen) mehr an der<br />

Testsitzung teilnehmen. Diese Schüler werden als abwesend in der Teilnahmeliste<br />

eingetragen.<br />

Instruktion im passenden Testheft vorlesen:<br />

Liebe Schülerin!<br />

Lieber Schüler!<br />

Der <strong>Hörverstehen</strong>stest besteht aus vier Beiträgen und dauert ca. 20 Minuten.<br />

Du hörst jeden Beitrag einmal (zweimal).<br />

Am Beginn und am Ende einer Aufgabe hörst du immer einen Gong.<br />

Du hörst jetzt einen Beispielbeitrag und siehst, wie die Testaufgaben aussehen.<br />

Nach den Beispielaufgaben hörst du die Lösung.<br />

Habt ihr Fragen? Wenn nicht, beginnen wir jetzt mit dem Hörbeispiel. Während des<br />

Hörbeispiels werden wir keine Fragen beantworten.<br />

CD (Player einschalten): Hörbeispiel<br />

CD (Player nach Lösung der Beispielaufgaben 3 und 4 ausschalten)<br />

220


Habt ihr die Anweisungen verstanden? Wer Fragen hat, hebt bitte die Hand.<br />

Klären Sie die letzten Fragen der Schüler/innen.<br />

Wenn es keine Fragen mehr gibt, weiter zu:<br />

Wir beginnen jetzt mit dem <strong>Hörverstehen</strong>stest. Während des Tests werden wir keine Fragen<br />

beantworten.<br />

CD (Player einschalten): Hörbeitrag 1 bis 4<br />

CD (Player ausschalten): (letzter Satz: „Schließe jetzt dein Testheft.“)<br />

Notieren Sie die Beginnzeit im Beobachtungsprotokoll. Beobachten Sie die<br />

Schüler/innen. Der <strong>Hörverstehen</strong>stest dauert ungefähr 17 bzw. 23 Minuten. Nach dem<br />

Ende notieren Sie die Zeit auf dem Beobachtungsprotokoll und sagen Sie:<br />

Legt bitte eure Stifte weg. Lasst unbedingt die Post-its liegen.<br />

Einsammeln der Testhefte. Austeilen der Fragebögen nach Schüler ID.<br />

Kontrolliert bitte, ob die Nummer auf dem Fragebogen mit der Nummer auf dem Post It<br />

übereinstimmt. Wenn diese nicht übereinstimmt, so hebt bitte die Hand.<br />

Lest die Fragen bitte leise durch und beantwortet sie. Wenn ihr Fragen habt, so hebt bitte die<br />

Hand. Wir kommen dann zu eurem Platz.<br />

Bitte beginnt jetzt.<br />

Tragen Sie die Beginnzeit für den Fragebogen-Teil im Beobachtungsprotokoll ein.<br />

Ich werde die Fragebögen nun einsammeln.<br />

Bleibt bitte so lange noch auf euren Plätzen sitzen.<br />

Sammeln Sie die Fragebögen in der Reihenfolge der Identifikationsnummer der<br />

Schüler/innen ein.<br />

Ich danke euch ganz herzlich für die Teilnahme am <strong>Hörverstehen</strong>stest.<br />

Kontrollieren Sie die Vollständigkeit der Testhefte und Fragebögen und<br />

vervollständigen Sie das Testsitzungsprotokoll und den Beobachtungsbogen.<br />

221


222


223


Die verwendeten Hörbeiträge wurden vom BIFIE nicht freigegeben!<br />

224


Schüler – ID<br />

TEST HÖRVERSTEHEN<br />

FRAGEBOGEN<br />

FÜR<br />

SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER<br />

von Dorothea Grabner und Margit Humer<br />

(UNESCO HS Mondsee)<br />

in Kooperation mit dem Bundesinstitut BIFIE<br />

Jänner 2011<br />

225


Herzlichen Dank, dass du bei diesem Test mitmachst.<br />

Bitte fülle den vorliegenden Fragebogen vollständig aus. Er wird von uns völlig<br />

vertraulich behandelt - die Auswertung dient wissenschaftlichen Zwecken.<br />

WICHTIGE ANGABEN ZU DEINER PERSON<br />

1) Bist du weiblich oder männlich?<br />

weiblich männlich<br />

2) Wann bist du geboren?<br />

Trage bitte dein Geburtsjahr und dein Geburtsmonat in die Kästchen ein.<br />

Beispiel: November 1995 = 11 1995<br />

1 9<br />

Monat Jahr<br />

3) a. In welcher Leistungsgruppe bist du in diesem Jahr in Deutsch?<br />

1.LG 2.LG 3.LG<br />

b. Schreib deine letzte Zeugnisnote in Deutsch auf (Ende 3.Klasse): ____<br />

4) In welchem Land bist du geboren?<br />

In welchem Land sind deine Eltern geboren?<br />

Bitte in jeder Spalte nur ein Kästchen ankreuzen.<br />

Du Mutter Vater<br />

Österreich <br />

Deutschland <br />

Türkei <br />

Bosnien-Herzegowina <br />

Kroatien <br />

Serbien <br />

Mazedonien <br />

Polen <br />

Rumänien <br />

Anderes Land:<br />

…………………… <br />

…………………… <br />

226


WIE DU DEN HÖR-TEST ERLEBT HAST<br />

5) Hast du die Erklärungen des Lehrers am Beginn über das Ausfüllen<br />

verstanden?<br />

JA, gut verstanden JA, großteils NEIN, hab ich nicht verstanden<br />

6) Hast du das einleitende Beispiel mit dem Wetterbericht verstanden?<br />

JA, gut verstanden JA, großteils NEIN, hab ich nicht verstanden<br />

7) Hast du die Arbeitsanweisungen von der Hör-CD verstanden?<br />

JA, gut verstanden JA, großteils NEIN, hab ich nicht verstanden<br />

8) Wusstest du während des Tests immer, was du zu tun hast?<br />

JA, immer JA, großteils NEIN, hab mich oft nicht ausgekannt<br />

9) Wie schwierig war der Test: Waren die Testaufgaben für dich…<br />

zu leicht genau passend zu schwer?<br />

10) Waren die Beiträge von der CD für dich gut verständlich?<br />

JA, gut verständlich JA, großteils NEIN, ich hab oft nichts verstanden<br />

11) Hättest du dir gewünscht, die Höraufgaben öfter zu hören?<br />

JA NEIN<br />

12) Gab es von der CD schwierige Ausdrücke oder unverständliche Wörter?<br />

NEIN, hab alles verstanden JA, ein paar JA, viele<br />

13) War die Lautstärke der CD (der Sprecher) …<br />

zu leise genau passend zu laut ?<br />

14) Wie schnell haben die Sprecher auf der CD gesprochen?<br />

zu schnell genau passend zu langsam<br />

15) War die Bearbeitungszeit des Tests für dich insgesamt …<br />

zu kurz genau passend zu lang?<br />

16) Hattest du Zeitprobleme bei einzelnen Aufgaben?<br />

NEIN JA, und zwar bei den Aufgaben 1 2 3 4<br />

17) Hast du dich während des Tests wohl gefühlt, hat es Spaß gemacht?<br />

JA, sehr JA, eher schon NEIN, eher nicht<br />

18) Wie gut konntest du dich auf den Test konzentrieren?<br />

JA, sehr gut JA, eher schon NEIN, eher nicht<br />

227


19) Hat dich während des Tests irgendetwas gestresst oder gestört?<br />

NEIN JA<br />

Wenn JA: Was? ………………………………………………………………...<br />

20) Hat dir dieser Hörtest insgesamt gefallen?<br />

JA, sehr JA, eher schon NEIN, eher nicht<br />

a. Wenn JA: Was hat dir an diesem Hörtest am besten gefallen?<br />

………………………………………………………………………………<br />

b. Wenn NEIN: Was hat dir an diesem Hörtest NICHT gefallen?<br />

……………………………………………………………………………..<br />

21) Wie denkst du über das Hören (z.B. von Geschichten)?<br />

Gib an, wie sehr du den folgenden Aussagen zustimmst.<br />

Bitte in jeder Zeile nur je ein Kästchen ankreuzen.<br />

a.<br />

b.<br />

c.<br />

d.<br />

e.<br />

f.<br />

g.<br />

h.<br />

Ich höre mir gerne Geschichten an<br />

228<br />

stimmt<br />

genau<br />

stimmt<br />

etwas<br />

stimmt<br />

eher nicht<br />

stimmt gar<br />

nicht<br />

(z.B. im Radio, von CD, Hörbücher) <br />

Ich mag es, wenn mir jemand<br />

Geschichten erzählt oder vorliest. <br />

Lehrer/innen erzählen uns<br />

Geschichten oder lesen sie vor.<br />

öfter<br />

<br />

Als kleines Kind habe ich oft CDs oder<br />

Kassetten gehört. <br />

Meine Eltern haben mir als Kind oft<br />

etwas vorgelesen oder erzählt. <br />

Ich höre mir Geschichten häufig an<br />

(z.B. im Radio, von CD, Hörbücher) <br />

Ich höre gerne zu, wenn andere Leute<br />

Geschichten erzählen. <br />

Ich höre Lehrer/innen gerne zu, wenn sie<br />

etwas erzählen oder vorlesen. <br />

i. Ich finde Hör-CDs eher langweilig. <br />

j.<br />

Ich würde mir mehr Hör-CDs oder<br />

Hörbücher im Unterricht wünschen.


22) Wie oft kam folgendes in deinem Deutschunterricht im heurigen Jahr<br />

vor?<br />

Die Lehrerin/der Lehrer ……<br />

a.<br />

b.<br />

c.<br />

d.<br />

e.<br />

Bitte in jeder Zeile nur je ein Kästchen ankreuzen.<br />

hat uns eine Höraufgabe gegeben und<br />

im Anschluss daran mussten wir Fragen<br />

beantworten.<br />

hat uns ein Hörstück zu einem<br />

229<br />

in jeder<br />

Stunde<br />

in den<br />

meisten<br />

Stunden<br />

in einigen<br />

Stunden<br />

nie oder<br />

fast nie<br />

<br />

bestimmten Thema vorgespielt. <br />

hat uns einen Text vorgelesen, zu dem<br />

wir anschließend Fragen beantwortet<br />

haben.<br />

hat uns passend zum Stundenthema<br />

<br />

etwas vorgelesen. <br />

hat uns einen Text vorgelesen, den wir<br />

anschließend zusammengefasst haben. <br />

f. hat uns spannende Geschichten erzählt. <br />

23) Benutzt du eine Hörhilfe (einen Hörapparat)?<br />

JA NEIN<br />

Ende des Fragebogens - Vielen Dank für deine Mitarbeit!


TEST HÖRVERSTEHEN<br />

BEOBACHTUNGSBOGEN<br />

von Dorothea Grabner und Margit Humer<br />

(UNESCO HS Mondsee)<br />

in Kooperation mit dem Bundesinstitut BIFIE<br />

Jänner 2011<br />

Schule: _______________________________________________<br />

Klasse: ____________ Anzahl der Schüler: _____________<br />

Datum der Testsitzung:<br />

Name des Testleiters:<br />

Name des Beobachters:<br />

TESTZEITEN<br />

Beginn allg. Instruktionen Ende allg. Instruktionen<br />

Beginn Testung Ende Testung<br />

Beginn Fragebogen Ende Fragebogen<br />

230


Schüler fragt bei<br />

Lehrer nach<br />

Schüler fragt bei<br />

Schüler nach<br />

Aufgeben/<br />

Desinteresse<br />

Blättert in<br />

Unterlagen<br />

Lehrer muss zur<br />

Ordnung rufen<br />

Stoppen der CD/<br />

Unterbrechung<br />

Allgemeine<br />

Störungen<br />

Fragen:<br />

Verhalten während der allgemeinen Instruktion<br />

ZEIT (MINUTEN)<br />

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.<br />

231


Schüler schaut<br />

zum Nachbarn<br />

Schüler schwätzt<br />

Schüler fragt<br />

nach<br />

S. gibt auf oder<br />

ist uninteressiert<br />

S. gibt pos./neg.<br />

Kommentare ab<br />

Schüler äußert<br />

Unmut<br />

Allgemeine<br />

Störungen<br />

Fragen:<br />

Verhalten während der Testung<br />

ZEIT (MINUTEN)<br />

1./2. 3./4. 5./6. 7./8. 9./10. 11./12. 13./14. 15./16. 17./18. 19./20. 21./22.<br />

232


ANHANG H: Wichtige Links<br />

http://www.bifie.at<br />

http://www.hoerspielbox.de<br />

Geräusche zum kostenlosen Download<br />

http://www.zuhoeren.at<br />

http://www.zuhoeren.at/site/304/default.aspx<br />

http://www.initiative-hoeren.de<br />

http://www.mediaculture-online.de<br />

Portal zu Medienprojekten mit Jugendlichen der Landesmedienzentrale Baden-<br />

Württemberg; viele wertvolle Tipps unter "Knowhow/Radio, Hörspiel und Musik"<br />

http://www.mediamanual.at<br />

Medienpädagogische Seiten des österreichischen Kultusministeriums, tolle Tipps unter<br />

"Workshop/Radio"<br />

http://www.mediamanual.at/mediamanual/workshop/radiobox/hoeren.php<br />

http://www.ganzohrsein.de<br />

ein modulares Handlungsmodell zu Hören fördern und Hören machen<br />

http://www.stiftung-zuhoeren.de<br />

Literaturangaben, aktuelles, Artikel, Umfragen, etc.<br />

http://www.br-online.de/zuhoeren<br />

Bayrischer Rundfunk – hat einige Links zum Thema Zuhören<br />

http://www.br-online.de/br-intern/thema/stiftung-zuhoeren<br />

http://www.testzentrale.de<br />

http://www.luek.de<br />

http://www.trialogo.de<br />

http://www.osd.at<br />

Österreichisches Sprachdiplom DEUTSCH –Schulstufen, Hörbeispiele, Aufgaben, etc.<br />

http://www.hoeren-heute.de/kinder/kinder4.htm<br />

alles zum Thema Hören<br />

http://europa.eu/scadplus/leg/de/cha/c11090.htm<br />

http://europa.eu/legislation_summaries/education_training_youth/lifelong_learning/c110<br />

90_de.htm<br />

233


Europäischer Schlüsselkompetenzrahmen – vom Bildungsministerium 2006<br />

beschlossen = Basis für Grundbildung – 8 Schlüsselkompetenzen<br />

http://deutsch-lerner.blog.de<br />

Hörtexte und Lesetexte, Übungen zum <strong>Hörverstehen</strong> und zum Leseverstehen,<br />

deutschsprachige Musik und kurze Filme, mit denen ihr Deutsch lernen könnt, sowie<br />

viele andere interessante Informationen und Materialien rund um die deutsche Sprache<br />

http://www.daf-portal.de<br />

Internetportal für Deutsch als Fremdsprache<br />

http://www.listen.org<br />

(International Listening Association)<br />

http://hearcom.eu/main_de.html<br />

Hörtests und viele Infos<br />

http://www.forschung.uni-oldenburg.de/44559.html<br />

http://www.stellwerk-check.ch<br />

Stellwerk ist ein Produkt des Kantonalen Lehrmittelverlages St. Gallen und wird von<br />

einer Aufsichtskommission unter der Leitung des Erziehungsrates begleitet.<br />

http://www.schulakustik.de<br />

Seite von ecophon, einer Herstellerfirma von Akustikdecken u. a. m.<br />

http://www.fluesterndesklassenzimmer.de<br />

Seite der Unfallkasse Hessen und der GEW Hessen<br />

http://www. mutterspracherwerb.de<br />

http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html<br />

http://www.vorleser.net<br />

http://www.vorleser.de/beispiele.htm<br />

http://www.hoerothek.de/index2.htm<br />

http://lyrikline.org<br />

http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=3728<br />

http://www.br-online.de/erzaehlen<br />

http://soforthoeren.de/index.php?cPath=24_63<br />

http://www.toene-fuer-kinder.de<br />

234


ANHANG I: Zusammenspiel von Lehrplan und<br />

Bildungsstandards (BIFIE 2010a)<br />

235


ANHANG J: Phasen des Zuhörens S-O-I-Modell (Imhof, 2010)<br />

1. Schritt: Intention<br />

Kognitive Kompetenz:<br />

Schüler sollen Interesse am Zuhören und des Weiteren am Thema entwickeln.<br />

Schüler konstatieren ihr Wissen und stellen Fragen.<br />

Metakognitive Kompetenz:<br />

Schüler bereiten sich auf die Zuhöranforderung vor.<br />

Schüler stellen die Bereitschaft her, um zuhören zu können.<br />

Schüler können Herausforderungen antizipieren und kontrollieren.<br />

Schüler konzentrieren sich in der Situation und lassen sich nicht ablenken.<br />

Schüler halten sich mit verbalen Meldungen zurück.<br />

Schüler aktivieren ihr Wahrnehmungssystem und können auf Empfang schalten.<br />

Regulation des Selbst:<br />

Schüler entscheiden, wem sie wann, wie lange zuhören wollen.<br />

Schüler erkennen die Umsetzungsmöglichkeit dieser Entscheidung.<br />

2. Schritt: Selektion („WAS“ der Informationsverarbeitung)<br />

Kognitive Kompetenz:<br />

Schüler können verbale und nonverbale Signale erkennen.<br />

Schüler erkennen die Einheiten der Sprache, welche von Bedeutung sind.<br />

Schüler konzentrieren sich auf relevante Informationen.<br />

Schüler aktivieren ihr Vorwissen und sie legen ein Kriterium für die Selektion fest.<br />

Metakognitive Kompetenz:<br />

Schüler kontrollieren, ob sie die Information vollständig aufgenommen haben.<br />

Schüler können die Informationen herausfiltern, die sie evtl. verpasst haben.<br />

Schüler selektieren aus den gesamten Informationen die für sie wichtigen und wägen<br />

sie gegeneinander ab.<br />

236


Regulation des Selbst:<br />

Schüler entscheiden, in welcher Form und in welchem Umfang sie Notizen machen.<br />

Schüler überprüfen, ob die Konzentration, Aufnahmebereitschaft und<br />

Vorwissenaktivierung für die Zuhöraufgabe passend ist.<br />

3. Schritt: Organisation („WIE“ der Informationsverarbeitung)<br />

Kognitive Kompetenz:<br />

Schüler können den sprachlichen Input gliedern und Worte und Sinneinheiten<br />

erfassen.<br />

Schüler strukturieren und kategorisieren die gehörten Informationen und fassen sie<br />

zusammen.<br />

Metakognitive Kompetenz:<br />

Schüler beachten die Perspektive des Sprechers.<br />

Schüler können erkennen, ob die gehörte Information vollständig ist.<br />

Schüler stellen die Konsistenz der Information fest und identifizieren Lücken.<br />

Schüler erkennen die Relation zwischen verbaler und nonverbaler Information.<br />

Regulation des Selbst:<br />

Schüler können den Prozess der Informationsverarbeitung überwachen.<br />

Schüler passen die Strategie der Informationsverarbeitung an den Umfang und<br />

Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an.<br />

Schüler können ihr Zuhörverhalten anpassen und berücksichtigen die Anforderungen<br />

des Sprechers und der persönlichen Situation.<br />

Schüler setzten Methoden der Kanalkontrolle ein, um die Interaktion angemessen zu<br />

steuern.<br />

4. Schritt: Integration<br />

Kognitive Kompetenz:<br />

Schüler können den Sinneinheiten Bedeutung zuordnen.<br />

Schüler verknüpfen ihr Vorwissen mit der neuen Information.<br />

Schüler konstruieren ein Situationsmodell.<br />

Schüler wiederholen die Information, damit sie aktiv bleibt.<br />

237


Metakognitive Kompetenz:<br />

Schüler evaluieren, ob das, was sie meinen gehört zu haben, auch das vom Sprecher<br />

Gesagte ist.<br />

Schüler können zwischen dem unterscheiden, was der Sprecher sagte und dem was sie<br />

selbst hinzugefügt und geschlussfolgert haben.<br />

Schüler überprüfen die möglichen Interpretationen einer Äußerung.<br />

Regulation des Selbst:<br />

Schüler überprüfen das von ihnen gewonnene Bild vom Sprecher und dessen Inhalt<br />

auf Vollständigkeit und Stimmigkeit.<br />

Schüler können den Prozess der Informationsverarbeitung überprüfen, sie fragen nach<br />

und schließen Verständnislücken.<br />

Schüler suchen, wenn nötig und möglich nach weiteren Informationsquellen.<br />

Schüler können die Bedeutung des Gehörten reflektieren und dies für die eigenen<br />

Entscheidungen und das persönliche Verhalten verwenden.<br />

238


ANHANG K: CEFR Raster 71 (Zuhören)<br />

TEXTEIGENSCHAFTEN<br />

<br />

Textquelle<br />

Debatten und Diskussionen (live und in den Medien)<br />

Unterhaltung (Dramen, Shows, Lesungen, Lieder)<br />

Dialoge und Gespräche<br />

Interviews (live und in den Medien)<br />

Nachrichtensendungen<br />

öffentliche Aussagen und Anweisungen<br />

öffentliche Reden, Vorträge, Präsentationen, Predigten<br />

Werbetexte (z.B. Radio, TV, Supermärkte)<br />

Radioprogramme mit Hörerbeteiligung<br />

ausgezeichnete Touristeninformationen<br />

Rituale (Zeremonien, Gottesdienste)<br />

typische Anweisungen (Anweisungen durch Polizei, Zollbeamte, Flughafenpersonal, etc.)<br />

Sportkommentare (Football, Cricket, Boxen, Pferderennen etc.)<br />

Lieder und Gedichte<br />

Telefongespräche<br />

telefonische Informationen (automatische Telefonansagen, Wetter, Verkehr etc.<br />

Verkehrsinformationen<br />

Fernseh- und Radiodokumentationen, Wettervorhersagen<br />

Authentizität<br />

Der Textinput erscheint original, angepasst, vereinfacht, pädagogisch<br />

Lebensbereich<br />

Persönlich: Ein Bereich, in dem die betreffende Person als privates Individuum lebt;<br />

betrifft v. a. das Leben zu Hause mit Familie und Freunden und umfasst individuelle<br />

Praktiken wie Lesen zum Vergnügen, Tagebuch schreiben, spezielle Interessen oder<br />

Hobbys verfolgen etc.<br />

Öffentlich: Ein Bereich, in dem die betreffende Person als Teil der allgemeinen<br />

Öffentlichkeit oder einer bestimmten Organisation agiert und in Aktivitäten verschiedener<br />

Art und zu unterschiedlichen Zwecken eingebunden ist.<br />

Beruflich: Ein Bereich, in dem die betreffende Person in Beruf bzw. Profession<br />

eingebunden ist.<br />

Erziehung/Ausbildung: Ein Bereich, in dem die betreffende Person in organisiertes Lernen<br />

eingebunden ist, insbesondere, aber nicht notwendig innerhalb einer (Aus-)<br />

<br />

Bildungsinstitution.<br />

Hinweis: In vielen Situationen kann mehr als ein einzelner Bereich berührt sein.<br />

Diskursart<br />

Vorwiegend argumentativ: argumentierende Äußerungen von Personen in verschiedenen<br />

Situationen, Pro und Contra zu einem Thema, Meinungen, formale Argumentationen, z.B.<br />

eine formelle Debatte<br />

Vorwiegend beschreibend: impressionistische Beschreibungen, z.B. Sportkommentare,<br />

äußeres Erscheinungsbild, Gestaltung von Räumen, Häusern, Landschaften, Orten;<br />

technische Beschreibungen, z.B. Produktpräsentationen<br />

Vorwiegend erklärend: ausführliche Bestimmungen: Kurzdefinitionen, Explikationen oder<br />

umfangreichere Erläuterungen (insbesondere) von abstrakten Phänomenen, z.B.<br />

Vorlesungen, Reden; Übersichten, z.B. Programmansagen im Radio, Fahrpläne;<br />

Zusammenfassungen, z.B. eine mündliche Buchvorstellung, Zusammenfassung eines<br />

Sitzungsprotokolls; Interpretationen, z.B. Beschreibung eines Buches, eines Artikels usw.<br />

Vorwiegend instruktiv: persönliche Anordnungen, z.B. Ankündigungen, Anzeigen,<br />

<br />

Werbung, Propaganda, typische Anweisungen<br />

Vorwiegend erzählend: Geschichten, Witze, Anekdoten; Berichte, z.B. Nachrichten,<br />

Sondersendungen Dokumentationen<br />

Vorwiegend kommunikativ (phatisch): z.B. Kommunikation herstellen, Plaudern, Smalltalk<br />

71 Nold, 2008, S. 83-86<br />

239


Gegenstand/Thema<br />

Persönliche Identifikation<br />

Haus und Umfeld<br />

Alltag<br />

Freizeit, Unterhaltung<br />

Reisen, Shopping<br />

persönliche Beziehungen<br />

Gesundheit und Körperpflege<br />

Bildung, Erziehung, Ausbildung<br />

essen und trinken<br />

Dienstleistungen<br />

Orte, Sprache<br />

Wetter<br />

Art des Inhalts<br />

ausschließlich konkrete Inhalte<br />

überwiegend konkrete Inhalte<br />

ziemlich abstrakte Inhalte<br />

überwiegend abstrakte Inhalte<br />

Textlänge<br />

in Sekunden<br />

Wortschatz<br />

nur häufige Wörter<br />

überwiegend häufige Wörter<br />

eher erweiterter Wortschatz<br />

erweiterter Wortschatz<br />

Grammatik<br />

nur einfache Strukturen<br />

überwiegend einfache Strukturen<br />

begrenzte Zahl an komplexen Strukturen<br />

große Zahl an komplexen Strukturen<br />

Textgeschwindigkeit<br />

künstlich langsam<br />

langsam<br />

normal<br />

schnell<br />

Zahl der Sprechenden<br />

eine/r, zwei<br />

mehr als drei<br />

Akzent/Dialekt<br />

Standardsprache<br />

leichter regionaler Dialekt<br />

starker regionaler Dialekt<br />

ausländischer Akzent<br />

Klarheit der Aussprache<br />

künstliche Aussprache<br />

klare Aussprache<br />

normale Aussprache<br />

gelegentlich unklare Aussprache<br />

Wiederholungen<br />

einmal vorspielen<br />

zweimal vorspielen<br />

dreimal vorspielen<br />

mehr als dreimal vorspielen<br />

240


AUFGABENEIGENSCHAFTEN<br />

Item-Typen<br />

Frage-Antwort-Testmethode<br />

Multiple-Choice-Format oder komplexes Multiple-Choice-Format<br />

Richtig-falsch-Item<br />

Zuordnungsaufgabe<br />

ungeordneten Text ordnen, in eine Reihenfolge bringen<br />

Zitieren/Wiedergeben<br />

kurzer selbst verfasster Text<br />

Kurzantwort<br />

Lückentext (jedes n-te Wort)<br />

Ausfüllen von Lücken (ein Wort)<br />

C-Test<br />

Zusammenfassung<br />

Transfer<br />

Antwort im ganzen Satz<br />

durch Zitat begründen<br />

längerer selbst verfasster Text (kreative Schreibaufgaben etc.) oder Aufsatz<br />

Bericht oder Begründung in eigenen Worten<br />

241


ANHANG L: Auswahl der Stimuli und Items<br />

Auswahl der Stimuli und Items für die Voruntersuchung<br />

4 Stimuli, 9 Items<br />

Sprecher Thema - Inhalt<br />

Stimuluslänge<br />

Format Format Format<br />

Deskriptor<br />

Nr.<br />

Art<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

Stimulus<br />

Nr.<br />

Ferienradio<br />

Reporter<br />

erwachsen;<br />

Markus<br />

Kevin<br />

Jessica<br />

Lisa<br />

jugendlich<br />

1 leicht dialogisch 2 und 4 matching 4/4 01:00<br />

242<br />

Exkursion<br />

1 Experte<br />

erwachsen;<br />

2 Sprecher<br />

jugendlich<br />

2 mittel dialogisch 1 und 2 r/f MC MC 01:55<br />

Infotainment<br />

1 Sprecher (m)<br />

erwachsen<br />

3 mittel monologisch 3 und 4 Offen Offen r/f 01:17<br />

Vortrag<br />

1 Sprecher<br />

erwachsen<br />

4 schwer monologisch 1 und 2 r/f matching 4/4 01:23


ANHANG M: Anregungen zur Umsetzung des HV in<br />

der Praxis<br />

Eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung für den erfolgreichen Unterricht sind die Lehrund<br />

Lernunterlagen der Lehrer und Schüler. In der Praxis des Deutschunterrichts ist das<br />

Schulbuch ein zentrales Medium, da es ständig im Einsatz ist. Ballis und Wilczek (2008, S.<br />

139) betonen, dass Schulbücher die „ministeriellen Anforderungen der Bildungspläne<br />

umzusetzen“ haben. Sie sollen also den Lehrplan und die Bildungsstandards widerspiegeln.<br />

In der folgenden Tabelle sind verschiedene Lehrbücher der 5. Schulstufe aufgelistet.<br />

Die Bücher sind eine kleine Auswahl an Lehrwerken, welche zurzeit in den Schulen für den<br />

Deutschunterricht approbiert sind. Es wird dargestellt, wie viele Aufgaben zum Thema<br />

<strong>Hörverstehen</strong> zu finden sind, ob konkrete Hörbeispiele dabei sind und wie umfangreich diese<br />

sind.<br />

SCHULBUCH<br />

Mit eigenen Worten 1<br />

(Merkos, 2000)<br />

Wortstark 1<br />

(Egger & Huber, 2011)<br />

Sprachgewandt 1 (Rainer&<br />

Rainer, 2010)<br />

Ganz klar; Deutsch 1<br />

(Gruber & Hilger, 2006)<br />

Hölzel Deutsch 1 (Leitner &<br />

Pietsch, 2009)<br />

Treffpunkt Deutsch 1 (Natter<br />

& Wolf, 2005)<br />

Deutschstunde 1 (Holzinger,<br />

Eccher & Kernbichler, 2009)<br />

243<br />

INHALT<br />

Das Buch ist unterteilt in „Methodentraining“, „Zuhören und Sprechen“,<br />

„Schreiben“, „Mit Texten und Medien umgehen“ und „Sprachbetrachtung“.<br />

Zuhören und Sprechen, Seite 43 bis 54, CD zum Anhören beim<br />

Lehrerbegleitheft.<br />

Konkret um das Zuhören geht es bei „Ganz Ohr“ (1 Seite); bei den restlichen<br />

Seiten geht es eher um das Erzählen, Meinungen äußern und begründen, etc.<br />

Die CD bietet zu mehreren Kapiteln Zuhörübungen an.<br />

Zuhören und Sprechen ist zwar in einem Kapitel zusammengefasst, es gibt aber<br />

auch bei den anderen Abschnitten immer wieder konkrete Zuhörübungen mit<br />

Lösungsaufgaben. Es liegt eine umfangreiche CD bei.<br />

Reden und Zuhören ist auf Seite 14 bis 18 zu bearbeiten und es liegt eine CD<br />

dabei.<br />

Das Hauptthema hier ist die richtige Kommunikation; das Zuhören an sich wird<br />

nur kurz erwähnt.<br />

Sprechen und Schreiben ist ein Kapitel. Hier geht es hauptsächlich ums<br />

Sprechen. Das Zuhören oder <strong>Hörverstehen</strong> ist mit keinem Wort erwähnt.<br />

Das Buch ist unterteilt in „Texte verfassen“, „Lesen trainieren“, „Sprache<br />

betrachten“ und „Schreiben üben“. Es gibt hier kein Kapitel zum Thema Zuhören<br />

und zu Sprechen nur ganz wenig.<br />

Es geht hier zwar ums Sprechen, aber nicht ums Zuhören oder <strong>Hörverstehen</strong>.<br />

Es gibt ein paar Themen zum Sprechen, aber nichts zum Zuhören und<br />

<strong>Hörverstehen</strong>.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass in den ausgewählten Deutschbüchern sehr wenig bis<br />

gar nichts zum Thema Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> zu finden ist. Einzig in den ersten drei<br />

erwähnten Schulbüchern sind ausgewählte Hörbeispiele und konkrete


Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht dabei, wobei nur das Buch von Egger und<br />

Huber (2011) wirklich ausführlich ist. Möchte man die Schüler ausreichend mit Übungen zum<br />

Thema Zuhören und <strong>Hörverstehen</strong> zu versorgen, wird es notwendig sein, auf zusätzliche<br />

Literatur auszuweichen,<br />

wie z.B.:<br />

Das Praxishandbuch D8; Didaktische Anregungen zur Arbeit mit den Bildungsstandards<br />

Deutsch (Egger & Habringer, 2007)<br />

Das <strong>Hörverstehen</strong> fördern mit kurzen Erzähltexten (Zeitz & Zeitz, 2010)<br />

Wissen und Können zum Thema „Sprechen und Zuhören“ (Hoppe, 2006)<br />

Hören und Verstehen (Thüler, 2009)<br />

Hörkompetenztraining im Deutschunterricht (Schäfer, 2010)<br />

Kurzgeschichten lesen, hören und verstehen (Schulze-Knitter, 2011)<br />

Auch zur Vorbereitung auf die Standardüberprüfungen sollten die Schüler der 8. Schulstufe<br />

wissen, wie <strong>Hörverstehen</strong>süberprüfungen ablaufen, wie sich solche Hörtexte „anhören“ und<br />

wie die Antwortformate aussehen können. Dazu sollten natürlich im Vorfeld schon diverse<br />

Übungen gemacht worden sein, damit alle Schüler die gleichen Voraussetzungen haben und<br />

der Test nicht daran scheitert, dass die Schüler sich womöglich mit den Formaten nicht<br />

auskennen. Dazu sollten unter anderem auch konkrete Aufgaben, zugeschnitten auf die<br />

Deskriptoren 72 1. bis 5., Thema der Deutschstunde sein.<br />

<strong>Hörverstehen</strong>sübungen können unterschiedlich systematisiert werden. Man kann die<br />

Texte einerseits nach Themen und Textsorten (Monolog, Dialog) unterteilen und andererseits<br />

nach deren Authentizität (authentische und nicht authentische Texte). Eine wichtige<br />

Unterscheidung ist auch die Einteilung der Aufgaben nach den Hörstilen 73 oder<br />

schlussendlich die Berücksichtigung der Deskriptoren 74 . Tyczkowski (2008, S. 30-37) hat<br />

noch eine andere Art der Systematisierung beschrieben und zwar in Aufgaben, die vor dem<br />

Hören, während des Hörens und nach dem Hören des Textes bearbeitet werden. Vor dem<br />

Hören kann sich der Schüler auf die Hörinformation vorbereiten und dies kann entlastend<br />

wirken.<br />

72 Siehe Kapitel 2.3.1.3<br />

73 Siehe Kapitel 2.2.1.3<br />

74 Siehe Kapitel 2.3.1.3<br />

244


Zu den Deskriptoren hat das BIFIE (2010b, S. 52) Aufgaben und Aufgabenformate erstellt,<br />

um für einen kompetenzorientierten Deutschunterricht zusätzliche Anregungen für die Lehrer<br />

zu bieten. Hier ein Überblick dazu:<br />

Grundsätzlich soll und kann das Zuhören im täglichen Unterricht thematisiert werden; denn<br />

Zuhören ist erlernbar. Es gibt in beinahe jeder Unterrichtsstunde Situationen, in denen das<br />

Zuhören bewusst gemacht und gleichzeitig erprobt werden kann (Behrens & Eriksson, 2009,<br />

S. 12). Eine Etablierung in den Schulen fällt leichter, wenn man an Bekanntes anknüpfen<br />

kann (Bernius & Imhof, 2010, S. 10). Hier eröffnet sich ein neuer Blick und viele gewohnte<br />

Unterrichtsstunden werden möglicherweise abwechslungsreicher (Hagen, 2008, S. 30).<br />

Nicht immer sollte das bewusste Hören mit Arbeitsaufträgen verbunden sein (Leubolt,<br />

2008, S. 95), denn eine „Kultur des Hörens ist etwas, das langsam wächst – bei den<br />

Lernenden und bei den Lehrenden“ (Zeitlinger, 2007, S. 138). Das alleinige Hören sollte als<br />

245


„produktive Pause und nicht als Vorstufe für mündliche oder schriftliche Kommunikation“<br />

(Wermke, 1995, S. 7) genutzt werden.<br />

Behne (2006, S. 298ff) 75 hat aufgrund einiger Untersuchungen eine interessante Einteilung<br />

über bestimmte Hörtypen durchgeführt, welche auch im Unterricht zum Thema gemacht<br />

werden können. Er unterscheidet<br />

motorisches Hören (zur Musik singen, summen, sich bewegen),<br />

kompensatorisches Hören (die Musik soll unangenehme Gedanken<br />

vertreiben, man soll sich weniger einsam fühlen),<br />

vegetatives Hören (die Musik geht sozusagen unter die Haut, ein Rhythmus<br />

hält einen gefangen),<br />

diffuses Hören (man hört die Musik nur nebenbei, man macht etwas anderes),<br />

emotionales Hören (man versenkt sich in die Musik, man „badet“ darin,<br />

Gefühle schwingen mit),<br />

sentimentales Hören (die gehörte Musik erinnert einen an früher, man träumt<br />

oder möchte weinen),<br />

assoziatives Hören (zur Musik bilden sich Bilder im Kopf) und<br />

distanzierendes Hören (hier will man erkennen, welche Musik es ist oder man<br />

interessiert sich für einen bestimmten Rhythmus oder die Melodie).<br />

Die vorliegenden Punkte sind eine Auswahl an Ideen, Möglichkeiten und Anregungen für die<br />

Umsetzung des Zuhörens und <strong>Hörverstehen</strong>s in der Praxis und für dessen Kompetenzaufbau<br />

(Wichtige Links können im Anhang H genauer nachgelesen werden. Manche Links enthalten<br />

auch Übungen zum Downloaden.):<br />

Die Höratmosphäre in den Schulklassen sollte verbessert werden, damit gutes Zuhören<br />

überhaupt passieren kann (Hagen, Hemmer-Schanze, Huber & Kahlert, 2004, S. 42;<br />

Kahlert, 2006, S. 319). Die Raumakustik ist sicherlich in einigen Schulen und<br />

Schulklassen nicht ausreichend. Zum Thema Lärm und Lärmschutz hat das BMU<br />

(Wiedemann, Preußer & Böhme, 2010, S. 3-18) Berlin einige interessante Seiten<br />

herausgebracht.<br />

Die Einrichtung einer „lärmfreien Zone innerhalb der Schule“ (ähnlich einer Bibliothek)<br />

könnte für manche Schüler ein Rückzugsort zum Lernen, Lesen und Nachdenken sein<br />

(Kahlert, 2006, S. 333).<br />

Es wäre wichtig für die spätere Arbeit am <strong>Hörverstehen</strong>, dass die Schüler zu Beginn<br />

eine Einführung ins „aktive Zuhören“ (Berthold, 2004, S. 50) bekommen. Die Schüler<br />

sollen einen möglichst umfassenden Einblick in den Prozess des Zuhörens bekommen,<br />

75 Klaus-Ernst Behne ist der frühere Präsident der Hochschule für Musik und Theater in Hannover (1997-2003) und er gilt als<br />

der Pionier der neueren deutschen Musikpsychologie.<br />

246


damit sie in weiterer Folge auch den Anteil des Zuhörens am Kommunikationsprozess<br />

verstehen (Imhof, 2003, S. 224f).<br />

Schüler sollten zu Beginn auch verschiedenste Strategien kennenlernen, wie sie die<br />

Hör- und Verstehensleistung verbessern können (Butkhuzi, 2008, S. 26-35).<br />

Mit Pantomime können die Schüler die typische Haltung einer hörenden, lauschenden,<br />

horchenden, zuhörenden Person erfahren und deren spezielle Mimik und Gestik<br />

beobachten (Wermke, 1995, S. 16).<br />

Die Körpersprache beim Zuhören thematisieren; es zeigt sich sehr schnell, ob jemand<br />

wirklich zuhört, wenn man sein Gegenüber während des Sprechens genauer ansieht. Ist<br />

der Augenkontakt vorhanden, sind die Arme überkreuzt oder schaut der andere ständig<br />

auf die Uhr? Hört jemand wirklich zu, so wird genickt, zum Thema passend gefragt<br />

oder geantwortet und die Mimik und Gestik drückt Mitgefühl und Verständnis aus.<br />

Den Schülern einfach etwas vorlesen! Sie hören auch in der 5. bis 8. Schulstufe noch<br />

sehr gerne zu (auch wenn sie es manchmal nicht zugeben!). Auf diese Art kann man<br />

Schülern Literatur nahe bringen. Ein Vorteil des Vorlesens ist, dass der Zuhörende so<br />

nebenbei den Unterschied zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache unterscheiden<br />

lernt und in weiterer Folge auch die Wissensbestände bezüglich des Textmusterwissens<br />

erweitern kann (Birkle, 2010, S. 154). Das Vorlesen ist unkompliziert und kann<br />

jederzeit geschehen (Petzold, 2008, S. 48f). Auch hier wäre es gut, nicht immer mit<br />

Arbeitsaufträgen abschließen.<br />

Das Diktat 76 ist zwar nicht „als ein reiner <strong>Hörverstehen</strong>stest anzusehen“ (Grotjahn,<br />

2000, S. 30) und auch nicht als alleinige Übungsmöglichkeit für das Zuhören, aber es<br />

erfasst sicherlich eine ganze Menge an Teilfertigkeiten. In der Praxis könnten allerdings<br />

auch Abwandlungen des herkömmlichen Diktates (Fortsetzungs- und Ergänzungsdiktat)<br />

verwendet werden.<br />

Die Schüler sollten Hörbeispiele sammeln. Es können Geräusche von zu Hause sein,<br />

„unmögliche“ Geräusche, Geräusche beim Einkaufen oder sie bringen Lautsouvenirs<br />

aus dem Urlaub mit (Wermke, 1995, S. 21). Diese gesammelten Beispiele könnte man<br />

in eine „Hörbar“ (Kahlert, 2006, S. 333f) integrieren; hier gäbe es auch eine Sammlung<br />

an Instrumenten, verschiedensten Materialien welche Geräusche produzieren,<br />

Tondokumente, Geräuschespiele, eine Sammlung von typischen Geräuschen von<br />

Berufen und noch vieles mehr.<br />

76 Das Diktat wird in der Praxis sehr häufig als reiner Rechtschreibtest, welcher benotet werden kann, eingesetzt.<br />

247


Es sollten natürlich auch immer wieder Hörbücher eingesetzt werden. Diese sollten als<br />

Ergänzung zum Lesen gesehen werden, denn für manche Schüler kann das Lesen eines<br />

Buches zu einer negativen Erfahrung werden oder schon sein. Gerade für leseschwache<br />

Schüler bedeutet es eine Verbesserung, da sie mit einem Hörbuch genauso schnell an<br />

der Anschlusskommunikation teilnehmen können, wie der Rest der Klasse. „Das<br />

simultane Lesen und Hören von Buch und Hörbuch ermöglicht es“ (Gailberger, 2010, S.<br />

119) manchen Schülern, das als anstrengend empfundene Lesen positiv zu betrachten.<br />

Außerdem soll oder muss Literatur „hörend aufgenommen werden, ob beim Vorlesen,<br />

Erzählen oder beim Rezitieren von Gedichten im Unterricht“ (Bergmann 77 , 2008, S.<br />

41f; Moser, 2008, S. 75-84). „Literatur zu hören gehört zum Kern dessen, was<br />

literarisches Lernen ausmacht“ (Müller, 2010, S. 147). Eine umfangreiche<br />

Aufgabensammlung für Hörbücher sind bei Krelle (2010, S. 57f) zu finden.<br />

Dillmann (2004, S. 36) beschreibt in ihrem Artikel die Produktion von Hörspielen.<br />

Schüler können hier einerseits das Sprechen üben, den Aspekt, wie man Hörtexte<br />

formuliert und andererseits ab testen, wie etwas beim Zuhörer ankommt. Eine<br />

ausführliche Anleitung dazu hat auch Chudoba (2008, S. 114-121) geschrieben.<br />

Mit den Schülern einen Hör-Spaziergang machen, beschreiben Hagen, Hemmer-<br />

Schanze, Huber und Kahlert (2004, S. 44) und Leubolt (2008, S. 96f). Dieser könnte in<br />

der Schule und in der Umgebung der Schule passieren und teilweise auch mit<br />

verbundenen Augen geschehen. Zusätzlich könnte eine Geräuschekarte der Umgebung<br />

erstellt werden (Wermke, 1995, S. 21).<br />

Es gibt einige spielerische Möglichkeiten, wie man das Zuhören fördern kann. Hier sind<br />

Kettengeschichten, Kofferpacken, Bandwurmsätze, Geräusche-Lausch-Spiel und<br />

Ketten-Personen-Vorstellungen zu erwähnen (Berthold, 2004, S. 50).<br />

Ein Blatt Papier als „Musikinstrument“ verwenden. Das Papier wird weitergereicht und<br />

es wird zugehört, wie es sich anhört. Dann wird es zerknüllt, geschwenkt, zerrissen,<br />

gerollt, gefaltet, angetippt, usw. und es wird dabei zugehört (Marks, 2006, S. 311).<br />

Berthold (2004, S. 49) beschreibt in seinem Aufsatz den „kontrollierten Dialog“. Hier<br />

führen die Schüler jeweils zu zweit ein Gespräch und jeder muss das vom anderen<br />

Gesagte zuerst zusammenfassen und sich auch die Richtigkeit bestätigen lassen, bevor<br />

er selber darauf antworten kann.<br />

77 Bergmann (2008) erwähnt auf Seite 45 und 46 einige „hörenswerte“ Hörbücher und Hörbuch-Produktionen.<br />

248


Beim „Schlecht zuhören“ (Behrens & Eriksson, 2009, S. 11f) soll ein Schüler in der<br />

Gruppe interessant berichten und die Gruppenmitglieder sollen schlecht zuhören, ohne<br />

aber den erzählenden Schüler zu unterbrechen. Nachdem jedes Gruppenmitglied erzählt<br />

hat, soll thematisiert werden, wie sich schlechtes Zuhören für den Sprecher anfühlt.<br />

Klippert (2007) hat zum Thema Zuhören in seinem Buch „Kommunikationstraining“<br />

eine umfangreiche und brauchbare Methodenliste.<br />

Die Geschichte von „Momo“ (Ende, 2009) 78 hören und besprechen.<br />

Ein Podcast 79 im Deutschunterricht kann eine Bereicherung sein. Er ist gratis und<br />

jederzeit verfügbar, wenn man eine Internetverbindung hat. Wenn man sich damit<br />

beschäftigt, kann es eine „wahre Fundgrube“ (Sankofi, 2008, S. 87) sein. Ö1 nimmt<br />

zum Beispiel verschiedene Journale täglich auf und stellt sie als Podcast auf der Seite<br />

http://oe1.orf.at/podcastoe1fuerkinder zur Verfügung.<br />

Es gibt umfangreiche schulische und außerschulische Projekte, wie z.B. die Stiftung<br />

Zuhören (www.zuhoeren.de), Ohrenspitzer (www.ohrenspitzer.de) und GanzOhrSein<br />

(www.ganzohrsein.de). Hier werden Übungen zu allen wesentlichen Aspekten des<br />

Zuhörens angeboten (Krelle, 2010, S. 66).<br />

„CD des Monats“ von der Stiftung Zuhören (www.zuhoeren.de).<br />

Da es mittlerweile einen beinahe unüberschaubaren Markt an Hörbüchern und<br />

Hörspielen für Kinder und Jugendliche gibt, ist unter der eben angeführten Internetseite<br />

vom Institut für angewandte Kindermedienforschung (IfaK) einmal im Monat eine „CD<br />

des Monats“ zu sehen (Bernius & Groos, 2010, S. 209f).<br />

78 Der Ausschnitt über das besondere „Zuhören“ von Momo ist im Anhang N.<br />

79 Podcast ist eine Reportage, ein Radiobeitrag oder Ähnliches, der als Audiodatei im Internet zum Herunterladen angeboten<br />

wird; er kann auch abonniert werden (Sankofi, 2008, S. 85)<br />

249


ANHANG N: Michael Ende (2009): Momo<br />

Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören. Das ist doch nichts<br />

Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.<br />

Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie<br />

Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.<br />

Momo konnte so zuhören, daß sic! dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken<br />

kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken<br />

brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller<br />

Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der<br />

Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt<br />

hatte, daß sic! sie in ihm steckten.<br />

Sie konnte so zuhören, daß sic! ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau<br />

wußten sic!, was sie wollten. Oder daß sic! Schüchterne sich plötzlich frei und mutig<br />

fühlten. Oder daß sic! Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und<br />

wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur<br />

irgendwer unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell<br />

ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte alles das der kleinen<br />

Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, daß sic! er<br />

sich gründlich irrte, daß sic! es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein<br />

einziges Mal gab und daß sic! er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig<br />

war.<br />

So konnte Momo zuhören!<br />

250


ANHANG O: „Verkehrshinweis“ (Hörtext und<br />

Hörtext „Verkehrshinweis“<br />

Aufgaben) 80<br />

Aufgrund des ab 20 Uhr im Linzer Donaupark stattfindenden Open-Air-Konzertes kommt es<br />

bereits jetzt zu erheblichen Verzögerungen im Stadtverkehr. Alle Parkhäuser in der Linzer<br />

Innenstadt sind derzeit belegt. Besucher des Open-Air-Konzertes werden gebeten, die<br />

öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Vom Hauptbahnhof Linz sowie vom Stadionplatz<br />

aus verkehren ab 17 Uhr regelmäßig Shuttle-Busse zum Festivalgelände. Festivalbesucher,<br />

die aus Deutschland von Passau kommend über die A 8 oder von München/Salzburg kommen<br />

über die A 1 anreisen, werden gebeten, die Parkmöglichkeiten des Linzer Flughafens zu<br />

nutzen. Auch vom Flughafen Linz-Hörsching aus verkehren ab 17 Uhr regelmäßig Shuttle-<br />

Busse zum Festivalgelände.<br />

Aufgaben zu „Verkehrshinweis“<br />

„Der Audio-Text „Verkehrshinweis“ wird dir einmal vorgespielt. Du kannst dir beim Hören<br />

Notizen machen. Beantworte anschließend folgende Fragen bzw. bearbeite die Aufgaben.“<br />

1. Wo findet das Open-Air-Konzert statt? Kreuze die richtige Antwort an.<br />

Das Open-Air-Konzert findet statt richtig<br />

a) auf dem Gelände des Flughafens Linz-Hörsching.<br />

b) im Linzer Donaupark.<br />

c) im Linzer Stadion.<br />

d) im Passauer Donaupark.<br />

2. Vervollständige den Satz nach den Angaben im Text. Kreuze die richtige Fortsetzung<br />

an.<br />

Das Open-Air-Konzert richtig<br />

a) beginnt um 17 Uhr.<br />

b) endet um 17 Uhr.<br />

c) beginnt um 20 Uhr.<br />

d) endet um 20 Uhr.<br />

80 Das Beispiel ist von Schäfer, 2010, S. 8 (in diesem Heft liegt die CD bei).<br />

251


3. Vervollständige den Satz nach den Angaben im Text. Kreuze die richtige Fortsetzung<br />

an.<br />

Zum Zeitpunkt des Verkehrshinweises richtig<br />

a) werden gegen Abend erhebliche Verzögerungen im Stadtverkehr erwartet.<br />

b) läuft der Stadtverkehr noch flüssig und ohne Verzögerungen.<br />

c) gibt es bereits erhebliche Verzögerungen im Stadtverkehr.<br />

d) ist der Stadtverkehr bereits zum Erliegen gekommen.<br />

4. Welche Aussagen kommen sinngemäß im Text vor? Kreuze an.<br />

a) Zum Zeitpunkt des Verkehrshinweises sind bereits sämtliche Parkhäuser<br />

der Innenstadt belegt.<br />

b) Zum Zeitpunkt des Verkehrshinweises sind auf dem Stadionparkplatz<br />

und den Parkplätzen des Flughafens nur noch wenige<br />

Parkmöglichkeiten vorhanden.<br />

c) Besucher des Open-Air-Konzertes werden gebeten, die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel zu benutzen.<br />

d) Vom Hauptbahnhof Linz aus verkehren ab 17 Uhr regelmäßig Shuttle-<br />

Busse zum Festivalgelände.<br />

e) Vom Stadionplatz aus verkehren keine Shuttle-Busse zum<br />

Festivalgelände.<br />

252<br />

richtig falsch<br />

5. Schreibe deiner Freundin, die mit ihrem Vater über Passau zu diesem Open-Air-<br />

Konzert fahren möchte, eine SMS, in der du ihr die für sie wichtigen Informationen<br />

aus dem Verkehrshinweis mitteilst.<br />

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