WB_2004-1.pdf - Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
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Deutschland<br />
belastet. Laut Gesetzentwurf werden die Unternehmen<br />
mit insgesamt 380 Mio. Euro stärker belastet.<br />
Fazit<br />
Man könnte somit vermuten, dass die beschriebenen<br />
Änderungen eher aus ökonomischen als ökologischen<br />
Gründen vorgenommen wurden. Allerdings<br />
sind die im Gesetzentwurf bezifferten erwarteten<br />
Mehreinnahmen von 380 Mio. Euro pro Jahr relativ<br />
gering, so dass dies kein wesentliches Motiv <strong>für</strong><br />
die Modifi kation der Sonderregelungen <strong>für</strong> die<br />
Wirtschaft gewesen sein dürfte. Es wäre auch nicht<br />
grundsätzlich bedenklich, wenn fi nanzielle Ziele<br />
bei der Gestaltung der ökologischen Steuerreform<br />
be rücksichtigt werden. Dies war sogar von Anfang<br />
an eine erklärte Absicht: Nach dem Konzept der<br />
ökologischen Steuerreform soll das Aufkommen<br />
von Öko steuern da<strong>für</strong> verwendet werden, versicherungsfremde<br />
Leistungen der Sozialversicherungen<br />
sachgerecht, d.h. über Steuern, zu fi nanzieren. Das<br />
ist steuersystematisch korrekt und ermöglicht, die<br />
Lohn nebenkosten zu senken und so einen Impuls<br />
<strong>für</strong> mehr Beschäftigung zu geben. Problematisch<br />
wird es nur, wenn die Lenkungswirkung zu Gunsten<br />
des Aufkommens abgeschwächt wird oder<br />
wenn – wie im vorliegenden Fall – der Gedanke<br />
der Aufkommensneutralität aufgegeben wird und<br />
25<br />
Mehreinnahmen zum Stopfen von Haushalts löchern<br />
herangezogen werden.<br />
Im Gesetzentwurf wurde explizit als Ziel<br />
ge nannt, die Lenkungswirkung der Ökosteuern<br />
zu verbessern. Daher ist zu vermuten, dass im<br />
Gesetz gebungsprozess nicht erkannt wurde, dass<br />
die Len kungswirkung sogar dem Vorzeichen nach<br />
ungewiss ist. Da die Intuition bei komplexen Sachverhalten<br />
leicht trügen kann, wäre hier eine sorgfältige<br />
Analyse notwendig gewesen. Dies war in der Hast<br />
des Gesetzgebungsverfahrens nicht möglich. Daraus<br />
sollte die Lehre gezogen werden, dass <strong>für</strong> die weitere<br />
Entwicklung – insbesondere bei der im Jahr <strong>2004</strong><br />
anstehenden Überprüfung der ökologischen Steuerreform<br />
– hin reichend Vorbe reitungszeit eingeplant<br />
wird und die fehlende Analyse nachgeholt wird.<br />
Die ökologische Steuerreform ist ein zu wichtiges<br />
Konzept auf dem Weg zu einer nachhaltigen Marktwirtschaft,<br />
als dass es durch handwerkliche Fehler<br />
diskreditiert werden darf. ■<br />
Dr. Michael Kohlhaas,<br />
Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />
Wirtschaftsforschung<br />
(DIW)<br />
Links:<br />
http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/<br />
wochenberichte/docs/01-14-2.html<br />
Die Wirkung der Ökosteuer auf die<br />
(Auto-)Mobilität<br />
Eine Untersuchung mit Unterstützung von VW<br />
Stephan, Gunter; Müller-Fürstenberger, Georg; Herbst,<br />
Stephan: <strong>Energie</strong>, Mobiltät und Wirtschaft. Die Auswirkungen<br />
einer Ökosteuer auf Wirtschaft, Verkehr und<br />
Arbeit (bzw. auf <strong>Energie</strong>, Kraftstoff und Mineralöle).<br />
Heidelberg: Physica-Verlag 2003, 134 S., 39,95 Euro<br />
Die Autoren geben sich fl ott und zugleich moderat<br />
skeptisch. Der Polemik des Eingangssatzes „Heute<br />
sind die Auswirkungen der ökologischen Steuerreform<br />
direkt an der Zapfsäule abzulesen“ folgt<br />
der Ausdruck einer <strong>für</strong> professionelle Ökonomen<br />
doch schon auffällig grundsätzlichen Skepsis, dass<br />
nämlich nicht sicher sei, dass Preisänderungen auch<br />
Wirkungen zeitigen: „Ob sich jedoch die beabsich-<br />
tigte Lenkungswirkung … eingestellt hat, ist bisher<br />
kaum zu quantifi zieren.“ Abschließend folgt die<br />
Mode ration dieses „steilen“ Einstiegs: „Dennoch<br />
scheint es Anzeichen da<strong>für</strong> zu geben, dass die Ökosteuer<br />
die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts<br />
Deutsch land graduell verbessert.“<br />
„Ob und inwieweit von der ökologischen Steuerreform<br />
diese Effekte ausgehen“, sei Gegenstand<br />
der Untersuchung. Die beiden Erstautoren sind<br />
Schweizer Hochschulökonomen umweltökonomischer<br />
Ausrichtung, versiert in allgemeinen Gleichgewichtsmodellen.<br />
Der Drittautor ist Mitarbeiter<br />
der Volkswagen AG. Die habe die Untersuchung<br />
„angeregt“, „ihre Entstehung begleitet“ und sie<br />
<strong>Wuppertal</strong> Bulletin 1 · <strong>2004</strong>