Leseprobe-Rothwald - Herler Verlag!
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egelmäßig das alte Bauernhaus und kochte auf dem Herd,<br />
der von ihr eigens mit Holz beheizt wurde. Manchmal<br />
bereitete auch ihre Mutter noch das Essen zu, allerdings<br />
immer seltener, da diese sich zunehmend schwerer auf den<br />
Beinen halten konnte. Alle Reparaturen, die im Haus<br />
anfielen, verrichtete Maria, nie musste ein Handwerker<br />
kommen. Das alles hatte ihr Julianes zwei Jahre zuvor<br />
verstorbener Bruder beigebracht, dessen Tod Maria nicht<br />
verwinden konnte. Täglich ging sie an sein Grab, legte jede<br />
Woche frische Blumen und im Winter Zweige darauf.<br />
An einem Herbstmorgen, als Maria vor dem Haus in<br />
Windeseile an ihnen vorbeihuschte, ohne ihren Gruß zu<br />
erwidern und ohne sie eines Blickes zu würdigen, fragte<br />
Carla Jeff nachdenklich: „Was sie wohl hat, sie ist so ganz<br />
anders als Juliane?“ Dabei war ihr ganz entgangen, dass die<br />
alte Frau, gestützt auf ihren Stock, an der Tür mit den<br />
dicken Pfosten aus dunklem Holz stand und ihre Bemerkung<br />
gehört haben musste. Carla war ein wenig verlegen.<br />
„Ist schon gut, Maria ist etwas eigenartig, aber das hat<br />
seinen Grund. Sie ist ein guter Mensch, verträgt nur keine<br />
Fremden um sich!“, sagte Juliane.<br />
„Sind wir immer noch Fremde für sie?“<br />
„Ihr sind alle Menschen fremd“, sagte Juliane Pöchhacker<br />
und seufzte. „Jeff, ich will Ihnen etwas anvertrauen: Ich<br />
habe nach dem Tod meines Mannes Jahr um Jahr vergeblich<br />
versucht, Maria dazu zu bewegen, mit mir in den<br />
<strong>Rothwald</strong> zu gehen, meinend und hoffend, dass sie in ihm<br />
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