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Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch

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Vom Erwachsen<strong>wer</strong>den<br />

„<strong>Nur</strong> <strong>wer</strong> <strong>erwachsen</strong> <strong>wird</strong> <strong>und</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> <strong>bleibt</strong>, <strong>ist</strong><br />

<strong>ein</strong> <strong>Mensch</strong>“, hat Erich Kästner, Autor von<br />

<strong>Kind</strong>erbuchklassikern wie Das fliegende Klassenzimmer<br />

<strong>und</strong> Das doppelte Lottchen <strong>ein</strong>mal<br />

geschrieben. Leichter gesagt als getan, denn <strong>ein</strong><br />

<strong>Kind</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Lebewesen, dem – kaum, dass es<br />

gelernt hat, zu sprechen – sofort wieder der M<strong>und</strong><br />

verboten <strong>wird</strong>. Und das <strong>ist</strong> k<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er, schließlich<br />

stellen <strong>Kind</strong>er immer wieder Fragen, vor<br />

denen wir Erwachsenen oft kapitulieren. „Nicht<br />

Philosophen stellen die radikalsten Fragen, sondern<br />

<strong>Kind</strong>er.“ (Hellmut Walters, dt. Schriftsteller)<br />

.<br />

Manche dieser Fragen sind<br />

naturwissenschaftlicher Art:<br />

• Wo <strong>ist</strong> der Wind, wenn er nicht weht?<br />

• Warum <strong>ist</strong> das Meer salzig?<br />

• Haben Hühner <strong>ein</strong>en Bauchnabel?<br />

Andere gehe eher in die theologische Richtung:<br />

• Kommt m<strong>ein</strong> Hamster in den Himmel,<br />

wenn er stirbt?<br />

• Was macht der liebe Gott am Sonntag?<br />

• Waren Adam <strong>und</strong> Eva katholisch oder<br />

evangelisch?<br />

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Und natürlich gibt es immer noch die Klassiker<br />

wie<br />

• Warum <strong>ist</strong> der Himmel blau?<br />

• Warum <strong>ist</strong> die Banane krumm?<br />

• Wie kommen die Streifen in die<br />

Zahnpasta?<br />

<strong>und</strong> ähnliche. Die me<strong>ist</strong>en <strong>Kind</strong>er sind von Natur<br />

aus neugierig. Und manche bleiben es auch als<br />

Erwachsene. Es waren <strong>Mensch</strong>en wie<br />

• Thomas Alva Edison, von dem es heißt, er<br />

habe etwa 2000 Erfindungen gemacht<br />

bzw. verbessert, darunter Glühbirne,<br />

Phonograph <strong>und</strong> Schreibmaschine<br />

• Konrad Zuse, der Erfinder des ersten<br />

funktionstüchtigen Computers<br />

• Abel Tasman <strong>und</strong> James Cook, die<br />

Entdecker des australischen Kontinents<br />

• Lewis <strong>und</strong> Clark, die Erforscher des<br />

amerikanischen Westens<br />

• Marco Polo, der China bere<strong>ist</strong>e<br />

• H<strong>ein</strong>rich Schliemann, der Entdecker der<br />

Ruinen von Troja<br />

<strong>und</strong> viele andere, die sich nicht mit vorgefertigten<br />

Antworten davon abhalten ließen, neue Länder zu<br />

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entdecken <strong>und</strong> Dinge zu erfinden, ohne die wir<br />

uns das Leben heute nicht mehr vorstellen<br />

können.<br />

„Alle <strong>Mensch</strong>en, die wir als „Genies“ bezeichnen,<br />

sind Männer <strong>und</strong> Frauen, denen es (…) gelungen<br />

<strong>ist</strong>, der Gefahr zu entgehen, jenes neugierige,<br />

staunende <strong>Kind</strong> in sich zu betäuben <strong>und</strong> <strong>ein</strong>zulullen“,<br />

schreibt Barbara Sher in ihrem<br />

Bestseller Wishcraft. Lebensträume <strong>und</strong> Berufsziele<br />

entdecken. „Wieso, weshalb, warum – <strong>wer</strong><br />

nicht fragt <strong>bleibt</strong> dumm“, heißt es im Titelsong<br />

der Sesamstraße, <strong>ein</strong>er der erfolgreichsten deutschen<br />

Serien für <strong>Kind</strong>er im Vorschulalter.<br />

„<strong>Nur</strong> diejenigen, die aufgehört haben, hinzuschauen<br />

<strong>und</strong> Interesse aufzubringen, sind alt.<br />

Wenn Sie nichts interessiert, wenn Ihnen die Welt<br />

so leblos ersch<strong>ein</strong>t wie <strong>ein</strong> Block Zement, dann<br />

sind Sie alt, auch wenn Ihr Leben erst beginnt.“<br />

(Martin Gray)<br />

Es <strong>ist</strong> k<strong>ein</strong> Zeichen von Unreife, sondern eher das<br />

Gegenteil, wenn wir <strong>ein</strong> Leben lang Fragende<br />

bleiben <strong>und</strong> uns nicht <strong>ein</strong>bilden, ab <strong>ein</strong>em gewissen<br />

Alter alles zu wissen.<br />

„Je mehr ich weiß, desto mehr erkenne ich, dass<br />

ich nichts weiß.“<br />

Albert Einst<strong>ein</strong><br />

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Wenn ihr nicht <strong>wer</strong>det wie <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>…<br />

Eines Tages brachte man kl<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er zu Jesus,<br />

weil er sie segnen <strong>und</strong> für sie beten sollte. Aber<br />

die Jünger wollten sie wegschicken: „Lasst ihn<br />

damit in Ruhe!“ Doch Jesus sagte: “Lasst die<br />

<strong>Kind</strong>er zu mir kommen <strong>und</strong> hindert sie nicht, denn<br />

für <strong>Mensch</strong>en wie sie <strong>ist</strong> das Reich Gottes bestimmt.“<br />

Er legte ihnen die Hände auf <strong>und</strong> segnete<br />

sie. Danach zog er weiter. (Matthäus 19, 13-15,<br />

Übersetzung Hoffnung für alle)<br />

Im Markus- <strong>und</strong> im Lukasevangelium <strong>wird</strong> diese<br />

Begebenheit noch etwas ausführlicher geschildert:<br />

„Habt ihr denn immer noch nicht begriffen? Wer<br />

nicht wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es <strong>Kind</strong> voller Vertrauen zu<br />

Gott kommt, dem <strong>bleibt</strong> das Reich Gottes verschlossen.“<br />

Dann nahm er die <strong>Kind</strong>er in s<strong>ein</strong>e<br />

Arme, legte ihnen die Hände auf <strong>und</strong> segnete sie.<br />

(Markus 10, 13-16)<br />

Ganz offensichtlich haben <strong>Kind</strong>er den Erwachsenen<br />

in Gottes Augen etwas voraus. Lassen<br />

Sie uns gem<strong>ein</strong>sam herausbekommen, was das<br />

s<strong>ein</strong> könnte. Was fällt Ihnen ganz spontan <strong>ein</strong>,<br />

wenn Sie sich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es <strong>Kind</strong> vorstellen?<br />

Ich denke zum Beispiel an Wesenszüge wie<br />

• Lebhaftigkeit<br />

• Neugier <strong>und</strong> Offenheit für alles Neue<br />

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• Spontaneität<br />

• Vertrauen <strong>und</strong> Anhänglichkeit<br />

• Unschuld <strong>und</strong> Schutzlosigkeit<br />

• Gefühlsoffenheit<br />

Sind das nicht gerade die Eigenschaften, die wir<br />

Erwachsenen irgendwann abgelegt haben, weil<br />

man dieses oder jenes nicht mehr tut, <strong>ein</strong>fach, weil<br />

es kindisch <strong>ist</strong> <strong>und</strong> sich für jemanden, der die<br />

<strong>Kind</strong>heitsphase hinter sich hat, nicht geziemt?<br />

Im Gegensatz dazu sch<strong>ein</strong>en diese Wesenszüge in<br />

Gottes Augen <strong>ein</strong>en hohen Stellen<strong>wer</strong>t zu haben.<br />

Sollte uns das nicht nachdenklich machen?<br />

„Ich liebe die <strong>Kind</strong>er, sagt Gott, weil m<strong>ein</strong> Bild in<br />

ihnen noch ungetrübt <strong>ist</strong>.“<br />

Michel Quo<strong>ist</strong>, 1921 – 1997, franz. Theologe <strong>und</strong><br />

Autor<br />

Nicht wir Großen sind offensichtlich der Maßstab,<br />

nach dem es auf dieser Welt zugehen soll – die<br />

<strong>Kind</strong>er sind es! Interessant <strong>ist</strong> in diesem Zusammenhang<br />

vielleicht auch, dass Gott sich entschied,<br />

in der Person Jesu als <strong>ein</strong> <strong>Mensch</strong> in diese<br />

Welt zu kommen – mit allen Entwicklungsphasen,<br />

die dazu gehören: vom Embryo, Säugling, Kl<strong>ein</strong>kind<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen bis zu <strong>ein</strong>em jungen Erwachsenen<br />

von etwa dreißig Jahren. <strong>Nur</strong> das Alter<br />

konnte Chr<strong>ist</strong>us aufgr<strong>und</strong> der Verurteilung <strong>und</strong><br />

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anschließenden Kreuzigung bekanntlich nicht<br />

erleben.<br />

Wenn ihr nicht <strong>wer</strong>det wie die <strong>Kind</strong>er … Betrachten<br />

wir also <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es <strong>Kind</strong>.<br />

Da <strong>ist</strong> dieses sprichwörtliche Urvertrauen zu Mutter<br />

<strong>und</strong> Vater, bei denen es sich geborgen weiß.<br />

Da <strong>ist</strong> Vorfreude auf die Spielsachen, die es sich<br />

zum Geburtstag oder zu Weihnachten gewünscht<br />

hat <strong>und</strong> fröhliches Jauchzen über den Unsinn, den<br />

die Zirkusclowns in der Manege anstellen.<br />

Da <strong>ist</strong> staunende Offenheit für <strong>ein</strong>e Welt um uns<br />

herum, die jeden Tag voller neuer Geheimnisse<br />

<strong>ist</strong>: den dicken Käfer, der vor ihm auf dem Pfad<br />

herumkrabbelt, die lange Raupe auf dem Blatt, die<br />

Wellen, die Muscheln <strong>und</strong> Seetang an den Strand<br />

spülen, der Regenbogen am Himmel.<br />

Können wir eigentlich noch staunen oder haben<br />

wir uns das längst abgewöhnt, weil wir m<strong>ein</strong>en,<br />

für alles <strong>ein</strong>e Erklärung gef<strong>und</strong>en zu haben? Staunen<br />

auch über das W<strong>und</strong>er <strong>Mensch</strong> mit s<strong>ein</strong>en<br />

vielfältigen <strong>und</strong> äußerst komplizieren Körperfunktionen,<br />

die sich eigentlich nur <strong>ein</strong> genialer Erfinder<br />

ausgedacht haben kann?<br />

Norman Vincent Peale, Pastor <strong>und</strong> „Vater“ des<br />

Positiven Denkens, schrieb <strong>ein</strong>mal: „Hier sitzt du<br />

nun, zusammengehalten von <strong>ein</strong>em fabelhaften<br />

Geflecht geschmeidiger Muskeln, Sehnen <strong>und</strong><br />

Knorpeln, alle bequem verpackt in <strong>ein</strong>er riesigen<br />

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Hülle, der so genannten Haut, die ihrerseits buchstäblich<br />

aus Milliarden von Zellen besteht, von<br />

denen jede <strong>ein</strong>zelne in jeder Sek<strong>und</strong>e geschäftig<br />

<strong>ist</strong>, sich entspannt, etwas ausscheidet <strong>und</strong> wieder<br />

aufbaut. Doch du nimmst diesen d<strong>ein</strong>en unglaublichen<br />

Körper als selbstverständlich hin, es sei<br />

denn, etwas stimmt nicht damit. Selbst der Psalm<strong>ist</strong><br />

bemerkte vor h<strong>und</strong>erten von Jahren: Ich bin<br />

so herrlich bereitet, so w<strong>und</strong>erbar.“ (…) Selten<br />

nur erinnerst du d<strong>ein</strong>en Puls: „Um Gottes willen –<br />

schlage!“ Oder d<strong>ein</strong> Herz: „Hast du gepumpt, hast<br />

du auch gezählt? Wie oft pro Minute? Fünf Liter<br />

pro Mal, hoffe ich. Siebzig Liter in der St<strong>und</strong>e,<br />

denk dran!“ Oder jeden kl<strong>ein</strong>en Blutstropfen:<br />

„Machst du auch d<strong>ein</strong>e aufregende Reise durch<br />

die 270 Kilometer von Kanälen <strong>und</strong> Blutgefäßen<br />

in drei Minuten?“ Oder d<strong>ein</strong>e Augenlider: „Habt<br />

ihr gezwinkert?“ Und putzen m<strong>ein</strong>e Tränenkanäle<br />

regelmäßig den Staub von den Pupillen?“<br />

Der menschliche Körper <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> W<strong>und</strong>er <strong>und</strong> jeder<br />

<strong>ein</strong>zelne <strong>Mensch</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>zigartig. Der Liedermacher<br />

<strong>und</strong> ERF-Programmdirektor Jürgen Werth hat<br />

darüber <strong>ein</strong> w<strong>und</strong>erschönes Lied geschrieben, in<br />

dem es heißt: „Du b<strong>ist</strong> gewollt, k<strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> des<br />

Zufalls, k<strong>ein</strong>e Laune der Natur, ganz egal, ob du<br />

d<strong>ein</strong> Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du b<strong>ist</strong><br />

<strong>ein</strong> Gedanke Gottes, <strong>ein</strong> genialer noch dazu. Du<br />

b<strong>ist</strong> Du.“<br />

Leider <strong>ist</strong> es <strong>ein</strong>e Tatsache, dass die me<strong>ist</strong>en<br />

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<strong>Mensch</strong>en zwar als Original geboren <strong>wer</strong>den, aber<br />

als Kopie sterben. So hat es Pablo Picasso <strong>ein</strong>mal<br />

ausgedrückt.<br />

„Das Glück d<strong>ein</strong>es Lebens hängt von der Beschaffenheit<br />

d<strong>ein</strong>er Gedanken ab.“<br />

Marc Aurel, röm. Philosoph <strong>und</strong> Kaiser<br />

Noch <strong>ein</strong>mal zur Offenheit dem Neuen gegenüber:<br />

Wie <strong>ist</strong> das bei Ihnen? Unter uns gesagt – ich bin<br />

leider <strong>ein</strong>er der vielen <strong>Mensch</strong>en, die eher besorgt<br />

in die Zukunft schauen. Schließlich gibt es ja auch<br />

genügend Gründe dafür – sei es nun die Gefahr<br />

durch Terroranschläge, Naturkatastrophen <strong>und</strong> die<br />

nicht gerade rosigen Wirtschaftsaussichten.<br />

Trotzdem – durch alle unsere Sorgen <strong>und</strong> Ängste<br />

können wir die Zukunft nicht ändern. Was kommt,<br />

das kommt <strong>und</strong> an den me<strong>ist</strong>en Dingen können<br />

wir nicht wirklich etwas ändern. Deshalb m<strong>ein</strong><br />

Rat, an dessen praktischer Umsetzung ich selber<br />

immer wieder arbeiten muss: Verbannen Sie die<br />

negativen Gedanken an die Zukunft aus Ihrem<br />

Denken, genauso wie alles, was Sie vielleicht an<br />

Unangenehmen oder Schlimmem in der Vergangenheit<br />

erlebt haben. Versuchen Sie, <strong>Mensch</strong>en,<br />

die an Ihnen schuldig geworden sind, so<br />

gut es irgend geht zu vergeben. Dale Carnegie rät<br />

s<strong>ein</strong>en Lesern: “Schalten Sie die Vergangenheit<br />

ab, so wie Sie <strong>ein</strong>e Tür hinter sich schließen.“<br />

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