Taetergestaendnisse und Augenzeugen des Holocaust
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● <strong>Augenzeugen</strong>bericht Nr. 10: Salmen Gradowski.<br />
Professor Bernhard Mark, der die Handschrift <strong>des</strong> Sonderkommandomitglieds Salmen Gradowskis<br />
entziffert, schreibt über den von ihm dechiffrierten Text <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Verfasser folgen<strong>des</strong> (1):<br />
Am 5. März 1945 fand man während <strong>des</strong> Aufgrabens <strong>des</strong> Terrains von Krematorium III in Birkenau in<br />
Anwesenheit der Untersuchungs-Sonderkommission der Sowjetarmee eine deutsche<br />
Aluminiumfeldflasche von 18 cm Länge <strong>und</strong> 10 cm Breite, die durch einen Metallkorken verschlossen<br />
<strong>und</strong> von innen mit Gummi bezogen war. In der Feldflasche befanden sich ein Notizbuch <strong>und</strong> ein in<br />
jüdischer Sprache (Jiddisch) geschriebener Brief (...) Der Inhalt der Feldflasche bestand aus zwei<br />
Teilen: einem Notizbuch von 14,5 mal 9,5 cm <strong>und</strong> einem beigefügten zweiseitigen Brief mit dem<br />
Datum <strong>des</strong> 6. September 1944, deutlich von Safinen Gradowski unterschrieben. Das Notizbuch ist von<br />
der gleichen Hand <strong>und</strong> mit der gleichen Tinte wie der Brief geschrieben <strong>und</strong> bestand anfangs (wie<br />
dies aus der teilweise entzifferten Numerierung ersichtlich ist) aus 90 Blättern; jedoch waren<br />
scheinbar einige herausgerissen worden, da die Handschrift im Augenblick <strong>des</strong> Auffindens nur 81<br />
Blätter zählte. Der Brief ist vollständig lesbar,- dagegen war die Mehrzahl der oberen Zeilen der<br />
Seiten <strong>des</strong> Notizbuchs schon im Augenblick, als man es aus der Erde nahm, verwischt (...) Salmen<br />
Gradowski, geb. im Jahre 1909 oder 1908 in Swalki, liess sich nach seiner Verheiratung in Luna<br />
(Gegend von Grodno) nieder, wo er als Bürobeamter arbeitete (...) Im November 1942 wurde<br />
Gradowski während der sogenannten Aktion «Judenrein», einer sog. durch den Okkupanten<br />
vorgenommenen «Säuberung» der Gebiete von Bialystok (...) in das Durchgangslager Kielbasin bei<br />
Grodno ausgesiedelt. Von dort wurde er Anfang Januar 1943 nach dem KL Auschwitz deportiert (...)<br />
Gradowksi ist wahrscheinlich während <strong>des</strong> Aufstands <strong>des</strong> Sonderkommandos im Oktober 1944<br />
umgekommen.<br />
Wenn Mark schreibt, die Aluminiumflasche sei beim Krematorium 111 gef<strong>und</strong>en worden, während<br />
Kogon/Langbein/Rückerl den F<strong>und</strong> beim K 11 orten, so liegt dies schlicht an der unterschiedlichen<br />
Numerierung. Im allgemeinen wird in der <strong>Holocaust</strong>literatur das alte Krematorium, das <strong>des</strong><br />
Stammlagers Auschwitz 1, als K 1 bezeichnet; die vier Birkenauer Krematorien nennt man K 11, K<br />
111, K IV <strong>und</strong> K V Manche Autoren folgen aber der damals in Birkenau gängigen Numerierung; man<br />
nannte die dortigen Krematorien K 1 bis K IV. Diese unterschiedliche Numerierung verursacht<br />
gelegentlich Verwirrung.<br />
Wir zitieren nun einige kurze Auszüge aus dem Bericht Gradowskis; zunächst einige Sätze aus dem<br />
Brief (2):<br />
Ich habe dies in einer Zeit geschrieben, während der ich mich im «Sonderkommando» befand. Man<br />
hatte mich aus dem Lager Kielbasin bei Grodno gebracht. Ich möchte dies, sowie auch zahlreiche<br />
andere Notizen, als Andenken für die zukünftige Welt <strong>des</strong> Friedens hinterlassen, damit sie das erfährt,<br />
was hier geschehen ist. Ich habe es unter der Asche vergraben, dies für den sichersten Ort<br />
annehmend, wo man bestimmt graben wird, um die Spuren von Millionen umgebrachten Menschen zu<br />
verwischen.<br />
Aber letztens begannen sie die Spuren zu verwischen <strong>und</strong> überall dort, wo es viel Asche gab, befahlen<br />
sie, sie fein zu zermahlen <strong>und</strong> zur Weichsel zu bringen <strong>und</strong> mit dem Strom gehen zu lassen. Wir haben