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16 Sprach- und Sachunterricht | Unterstufe<br />
Gemeinsames Wissen stärkt eine Gemeinschaft<br />
Wissen austauschen ist<br />
Wissen aufbauen<br />
Werner Jundt<br />
Am Thema «Wolf» lernen 3.-Klässlerinnen und 3.-Klässler, Fragen stellen und Fragen klären, Texte verfassen,<br />
sie lernen diskutieren und vortragen. Und erfahren unter der Anleitung einer sprachbewussten Lehrperson, wie<br />
eine Gemeinschaft durch das gemeinsame Wissen stärker wird.<br />
Die Schulanlage an der Ahornstrasse in Zürich Schwamendingen besteht aus mehreren Gebäuden. Beim oberen Pausenplatz steht ein Pavillon.<br />
Aus dem mittleren Zimmer ertönt froher Kindergesang. Bea Maropoulos hat die 3. Klasse vorne im Schulzimmer versammelt.<br />
1 2 3<br />
Nachdem das Morgenlied verklungen ist, Shams und Bevlyne vergleichen ihre Haus- Die beiden Fragen an der Wandtafel sollen<br />
verschränkt die Lehrerin die Arme. Auf aufgaben. Sie sind sich überall einig; das in sechs Diskussionsgruppen besprochen<br />
dieses Zeichen hin wird es still und alle hö- ist ein gutes Zeichen. Shams und Bevlyne werden. Zur zweiten sollen Stichwörter festren<br />
zu. Bea Maropoulos stellt anhand eines melden es der Lehrerin. In der kurzen Teamgehalten werden. Die Lehrerin klärt ab, ob<br />
Posters das Morgenprogramm vor. Als Ersphase wird routiniert gearbeitet. Die Zielset- alle wissen, was «Stichwörter» sind. Auf die<br />
tes Hausaufgabenkontrolle in den Lernzungen sind klar, die Abläufe eintrainiert. Frage «Wo bist du dem Wolf schon begegpartnerschaften.<br />
Dann drei Aufträge zum Die Lernpartnerschaften wechseln ca. alle net?» finden sich in den Gruppen rasch Ant-<br />
Thema «Wolf»: In den Diskussionsgruppen drei Wochen. Wer wollte, konnte zusätzlich worten. Im Zoo, im Museum, in Büchern, in<br />
Fragen besprechen; Das persönliche Wis- zu den obligatorischen Hausaufgaben eine Geschichten, im Traum. «Im Tessin könnte<br />
sen aufbereiten im «Reisetagebuch»; In der<br />
Werkstatt arbeiten.<br />
Geschichte schreiben.<br />
man ihm begegnen», sagt ein Knabe.<br />
4 5 6<br />
Roberto, Shams und Mariana tragen zusam- Bea Maropoulos geht von Gruppe zu Grup- Die Gruppenleiterinnen / -leiter referieren<br />
men, was sie vom Wolf schon wissen – von pe, hört zu, beantwortet Fragen. «War mit hilfe ihrer Stichwörter. Andere aus der<br />
zu Hause, vom Fernsehen oder aus ande- der Wolf schon einmal ganz ausgerottet?» Gruppe ergänzen. Ekin berichtet: «Dario<br />
ren Quellen. Mariana notiert. Der Wolf hat Wenn interessante Begriffe auftauchen, ist im Wald einem Wolf begegnet.» – «Das<br />
scharfe Zähne. Wölfe sind sehr klug. Wölfe hakt die Lehrerin nach. «Alphawolf – das war ein Fuchs», korrigiert Dario, «aber die<br />
jagen im Rudel; sie umzingeln ihre Beute. kennt ihr vom Alphabet. Alpha ist der erste sind ja verwandt.» Aus der Gruppe «Gar-<br />
«Aber nur der Chef bekommt das grösste Buchstabe. Der Alphawolf ist das Leittier.» tentür» wird berichtet: «Wölfe markieren ihr<br />
Teil», ergänzt Shams. Leute töten Wölfe, – «Bei den Affen heisst das Leittier Silberrü- Revier mit Urin.» – «Revier?», fragt die Leh-<br />
weil sie Angst haben. Und weil der Wolf cken», weiss Meret.<br />
rerin. «Wir haben unser Schulrevier», sagt<br />
Schafe frisst.<br />
jemand. «Ja, und euer Diskussionsrevier»,<br />
ergänzt Bea Maropoulos.<br />
<strong>profi</strong>-L 3 / 09 © Schulverlag plus AG
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In der nun folgenden stillen Phase soll die Fragen zur Rechtschreibung können die Überhaupt fällt der grosse Wortschatz der<br />
reiche Ernte an Informationen schriftlich Kinder selber klären. Dazu dient das Wörter- Kinder auf. Dazu trägt auch die Wortschatz-<br />
festgehalten werden. Den gelben Zettel mit buch. Elisa weiss nicht, wie man «verwandt» kiste bei. Jedes Kind hat eine Schachtel ge-<br />
den Leitfragen kleben die Kinder ins Reise- schreibt. Sie schlägt es nach. Ein anderes bastelt. Wenn es auf ein interessantes Wort<br />
tagebuch. Während die Mädchen und Kna- schwieriges Wort ist «gefährlich». Natür- trifft, schreibt es dieses auf einen Zettel und<br />
ben einzeln arbeiten, geht die Lehrerin von lich schreiben die 3.-Klässlerinnen / -klässler legt es in die Wortschatzkiste. «Urplötzlich»<br />
Pult zu Pult und wirft nochm<strong>als</strong> einen Blick noch lange nicht fehlerfrei. Aber sie gehen steht auf einem Zettel. Wörter sammeln<br />
auf die Hausaufgaben. Da und dort beant- souverän mit der Rechtschreibung um. macht Spass. Carmen sammelt im Reisewortet<br />
sie auch Fragen, die beim Hefteintrag<br />
auftauchen.<br />
tagebuch Wolfswörter.<br />
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Auch das reiche Sachwissen fällt auf. Bea Im Reisetagebuch wird längst nicht nur ge- Im Klassenverband werden unter der Lei-<br />
Maropoulos lässt keine Gelegenheit aus, schrieben. – Und noch viel anderes hat Platz tung von Bea Maropoulos die in der stillen<br />
Wissen von Einzelnen allen zugänglich zu in diesem Unterricht: Einmal klopft es. Die Phase aufgetauchten Ideen ausgetauscht<br />
machen. Die Beiträge der Schülerinnen und Sozialarbeiterin schaut herein. Dedekan und weiterverfolgt. Da ist auch Platz für<br />
Schüler ergänzt und vernetzt sie. «Der Wolf kennt Frau Merz bereits. Darum darf er sie ein Buchstabenrätsel. Für die Wölfin gibt<br />
wandert von Italien ein», sagt ein Kind. Auf der Klasse vorstellen. Die Lehrerin zeigt ihm es einen Fachausdruck mit vier Buchstaben:<br />
der Landkarte zeigt die Lehrerin, wo Italien die dazu passende Geste. Ein anderer Knabe _ _ _ _. Die Kinder raten Buchstaben. Die<br />
ist und wo die Schweiz.<br />
darf auch noch üben, wie man das macht. passenden trägt die Lehrerin ein: _ _ _e;<br />
F_ _e; … Und nach der Fähe bekommt der<br />
Rüde sein Rätsel.<br />
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Vyshinave liest aus ihrem Reisetagebuch Mit einem Wolfsspiel endet die Gemein-<br />
vor. Nach ihr kommen andere Mädchen schaftsphase. Eine Gruppe spielt ein Wolfs-<br />
und Knaben dran. Auch das ist immer rudel beim Jagen. Die anderen beobachten<br />
eine Gelegenheit, das persönliche Wissen – Welches ist der Leitwolf? Woran erkennt<br />
weiter zuentwickeln. Etwa beim Vergleich man ihn? – und testen so ihre Erkenntnisse<br />
Wolf / Hund. Hunde jaulen, Wölfe heulen. aus vorangehenden Lernphasen.<br />
Hunde bekommen zweimal pro Jahr Junge,<br />
Wölfe nur einmal.<br />
Für den Rest des Morgens arbeiten die<br />
3.-Klässlerinnen / -klässler in der «Wolfswerkstatt».<br />
Wie der Sprachunterricht in<br />
der ersten Morgenhälfte zugleich Sachunterricht<br />
war, dient der folgende Sachunterricht<br />
auch der Sprachschulung. Und<br />
wiederum geht es darum, das persönliche<br />
Wissen zu erweitern und mit anderen zu<br />
teilen. So erfahren die 22 Mädchen und<br />
Knaben mit den 17 verschiedenen Muttersprachen,<br />
wie wichtig eine gemeinsame<br />
Sprache für den Aufbau des eigenen Wissens<br />
ist. Und intuitiv merken die Kinder,<br />
wie aus gemeinsamem Wissen eine Kultur<br />
wird.<br />
<strong>profi</strong>-L 3 / 09 © Schulverlag plus AG<br />
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