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Phosphorylierungen bei Signalproteinen erkennen ... - BIOspektrum

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272 WISSENSCHAFT · SPECIAL: PROTEOMICS<br />

A<br />

B<br />

˚ Abb. 3: Analyse von in vivo-Phosphorylierungsstellen. A, Das affinitätsaufgereinigte Protein<br />

einschließlich seiner phosphorylierten Isoformen wird entweder über SDS-PAGE bzw. Phos-tag-<br />

SDS-PAGE oder direkt aus der Lösung analysiert. Im Anschluss erfolgt ein proteolytischer Verdau<br />

im Gel oder in Lösung. Die generierten Peptide werden mittels LC/MS analysiert. B, Analyse eines<br />

phosphorylierten Peptids mit unterschiedlichen MS/MS-Methoden. Fragmentierung mittels CID<br />

(collision-induced dissociation) und MSA (multistage activation) führt jeweils zum Verlust der<br />

Phosphatgruppe unter Abspaltung von H 3 PO 4 (98 u) als Neutralteilchen. Die Generierung<br />

sequenzspezifischer Fragmentionen ist generell effizienter mit MSA im Vergleich zu CID. ETD<br />

(electron transfer dissociation) erlaubt die Fragmentierung phosphorylierter Peptide ohne Abspaltung<br />

der Phosphatgruppe. Es werden sowohl sequenz- als auch positionsspezifische Fragmentionen<br />

im Spektrum beobachtet.<br />

phatgruppen in der Aminosäuresequenz lokalisiert<br />

werden können. Bei der Fragmentierung<br />

von Peptiden mit phosphorylierten<br />

Serin- oder Threoninresten mittels CID (collision-induced<br />

dissociation) ist jedoch die Spaltung<br />

der Phosphoesterbindung bevorzugt.<br />

Dies führt zum Verlust des Phosphatrestes<br />

plus Wasser (H 3 PO 4 , 98 u) durch β-Elimination<br />

– ein Phänomen, das die Lokalisierung<br />

der Phosphatgruppe in Peptiden mit mehreren<br />

potenziellen Phosphorylierungsstellen oft<br />

erschwert und auf einfach, aber insbesonde-<br />

re mehrfach phosphorylierte Peptide zutrifft<br />

(Abb. 3B).<br />

Der Einsatz neuer MS/MS-Techniken wie<br />

MSA (multistage activation) [5] und HCD<br />

(higher energy collisional dissociation) [6] kann<br />

zu einer verbesserten Fragmentierung und<br />

somit Identifizierung von Phosphopeptiden<br />

führen, jedoch wird der Verlust der Phosphatgruppe<br />

nicht verhindert. Eine vielversprechende<br />

Alternative bietet ETD (electron<br />

transfer dissociation) [7]. Bei dieser Methode<br />

wird die Fragmentierung des Peptids durch<br />

die Übertragung eines Elektrons und Bildung<br />

eines Radikalkations initiiert. Es kommt letztlich<br />

zur Spaltung der N-Cα-Bindung im<br />

Peptid, ohne Verlust der Phosphatgruppe<br />

(Abb. 3B). ETD stellt daher eine leistungsstarke<br />

Methode zur genauen Lokalisierung<br />

von Phosphorylierungsstellen in Proteinen<br />

mit komplexen Modifikationsmustern dar.<br />

Bedeutung für das Verständnis von<br />

Erkrankungen<br />

Die Analyse von Kinase-Substrat-Beziehungen<br />

zeigte, dass lineare Signalketten zu einem<br />

komplexen zellulären Signalnetzwerk verknüpft<br />

sind. Die Funktionstüchtigkeit dieses<br />

Signalnetzwerks muss gewährleitet sein; Störungen<br />

sind die Ursache vieler Erkrankungen.<br />

Mithilfe moderner MS-basierter Ansätze<br />

lassen sich Kinase-vermittelte Phosphorylierungsmuster<br />

genau <strong>erkennen</strong>, deren Deutung<br />

nicht nur die Grundlage für das Verständnis<br />

biologischer Signalprozesse bildet, sondern<br />

auch zum Verständnis der Entstehung von<br />

Erkrankungen <strong>bei</strong>trägt und die Entwicklung<br />

neuer therapeutischer Ansätze ermöglicht.<br />

Danksagung<br />

Die Ar<strong>bei</strong>ten sind von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

und der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder (EXC 294<br />

BIOSS) gefördert. ó<br />

Literatur<br />

[1] Good MC, Zalatan JG, Lim WA (2011) Scaffold proteins:<br />

hubs for controlling the flow of cellular information.<br />

Science 332:680–686<br />

[2] Fritz RD, Radziwill G (2011) CNK1 and other scaffolds for<br />

Akt/FoxO signaling. Biochim Biophys Acta 1813:1971–1977<br />

[3] Ziogas A, Moelling K, Radziwill G (2005) CNK1 is a scaffold<br />

protein that regulates Src-mediated Raf-1 activation.<br />

J Biol Chem 280:24205–24211<br />

[4] Kinoshita E, Kinoshita-Kikuta E, Takiyama K et al. (2006)<br />

Phosphate-binding tag, a new tool to visualize phosphorylated<br />

proteins. Mol Cell Proteomics 5:749–757<br />

[5] Schroeder MJ, Shabanowitz J, Schwartz JC et al. (2004) A<br />

neutral loss activation method for improved phosphopeptide<br />

sequence analysis by quadrupole ion trap mass spectrometry.<br />

Anal Chem 76:3590–3598<br />

[6] Olsen JV, Macek B, Lange O et al. (2007) Higher-energy<br />

C-trap dissociation for peptide modification analysis.<br />

Nat Methods 4:709–712<br />

[7] Syka JE, Coon JJ, Schroeder MJ et al. (2004) Peptide and<br />

protein sequence analysis by electron transfer dissociation<br />

mass spectrometry. Proc Natl Acad Sci USA 101:9528–9533<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Prof. Dr. Bettina Warscheid<br />

Prof. Dr. Gerald Radziwill<br />

Institut für Biologie II, Biochemie – Funktionelle<br />

Proteomik<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Schänzlestraße 1<br />

D-79104 Freiburg<br />

Tel.: 0761-203-2689<br />

Fax: 0761-203-2601<br />

bettina.warscheid@biologie.uni-freiburg.de<br />

gerald.radziwill@bioss.uni-freiburg.de<br />

<strong>BIOspektrum</strong> | 03.13 | 19. Jahrgang

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