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Alte Medizin · Homöopathie Alte ... - Antiquariat Franz Siegle

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WERTVOLLE UND SELTENE<br />

WERKE<br />

AUS 5 JAHRHUNDERTEN<br />

von Albertus Magnus bis Hermann Zapf<br />

Mit einem Beitrag von Prof. Reinhard Düchting<br />

1983<br />

2008<br />

25 Jahre<br />

ANTIQUARIAT FRANZ SIEGLE


Nr. 37


wie ein Krebsgeschwür – frühe Reformation am Unteren Neckar.<br />

Das Sendschreiben des Hans III. Landschad von (Neckar)Steinach<br />

an Kurfürst Ludwig V. (1522). – Ein Beitrag zu Kat.-Nr. 37<br />

von<br />

Reinhard Düchting<br />

Die Reformation ist in der <strong>Alte</strong>n Kurpfalz vergleichsweise spät, zehn Jahre nach<br />

Luthers Tod (1546) doch noch zu Lebzeiten von Philipp Melanchthon (gest.<br />

1560) durch Kurfürst Ottheinrich 1556-1559 offiziell und organisiert eingeführt<br />

worden; namentlich durch den reformierten Heidelberger Katechismus (lateinisch<br />

und deutsch Heidelberg: Mayer 1563) Kurfürst Friedrichs III. und seiner<br />

Dogmatiker Kaspar Olevian und Zacharias Ursinus wurde Heidelberg bis zum<br />

durch den hochmütigen Griff des Fürsten Friedrich V. nach der böhmischen<br />

Krone ausgelösten Dreißigjährigen Krieg für zwei Generationen „deutsches<br />

Genf“ und Asyl und Hospiz der internationalen Gelehrtenwelt. Doch zeigte die<br />

reformatorische Bewegung auf ihrem langen Weg von geduldeter Predigt über<br />

ermöglichtem Abendmahl sub utraque specie und deutscher Messe bis zum<br />

Konfessionswechsel mit neuer Kirchenordnung schon früh Spuren und Folgen,<br />

auch wenn die Kurfürsten Ludwig V. (1508-1544) und sein Bruder Friedrich II.<br />

(1544-1556) bei merklicher Sympathie als Reichsfürsten loyal und folglich nur<br />

behutsam und zögerlich agieren konnten.<br />

Hans III. Landschad von Steinach (1465-1531) war mit den Jahren ein bedeutender<br />

Repräsentant der humanistisch-reformatorischen Bewegung geworden.<br />

Vor und nach 1500 in kaiserlichen und kurfürstlichen Diensten und an kriegerischen<br />

Fronten, altgläubig aufgewachsen, auf Wallfahrt ins Heilige Land und der<br />

Familie, Burg und Kirche in seiner Herrschaft hingegeben mit zahlreichen Stiftungen<br />

und materieller Ausstattung, in zweiter Ehe mit Margarete von Fleckenstein<br />

verheiratet, gerät er an die Bücher von Martin Luther, erwirbt alle, die in<br />

den letzten fünf Jahren erschienen sind, liest und vergleicht sie (wie wol ich kayn<br />

Geleertter byn) mit der biblischen Schrift und befindet, dass ihm bisher niemand<br />

hat nachweisen können, dass Luther auch nur in einem Punkt dem Wort und<br />

Geist der Bibel widerspricht (dagegen alle Mandate von Päpsten und Konzilien<br />

Menschensatzungen und wie die Zeremonien „nit all not zur seligkait“ sind):<br />

Barmherzigkeit Gottes, das ist unsere Gerechtigkeit.<br />

Ritter Hans von Steinach hatte die frühen Jahre der evangelischen Bewegung<br />

regionalnah verfolgen können: nach den 95 Wittenberger Thesen vom 31. Oktober<br />

1517 trug Luther am 26. April 1518 in Heidelberg 40 nicht weniger brisante<br />

theologisch-philosophische Paradoxa vor mit außerordentlicher Resonanz,<br />

Mitte April 1521 widerruft Luther in Worms vor Kaiser und Reich nicht: hier<br />

knüpft das Sendschreiben an. Der Landschad ist irritiert, muss er doch glauben,<br />

Kurfürst Ludwig sei „umbgefallen“ und komme seiner Schutzpflicht für den<br />

geächteten Reformator nicht nach. Als Ritter (auf welchen Stand nach Kaiser<br />

und Kurfürsten doch auch weltliches Schwert und Mahnpflicht gekommen ist)


4<br />

appelliert er dringend und schuldigst an seinen Herrn, den Weg der evangelischen<br />

Bewegung, die nicht auf Unruhe und Instabilität aus ist, nicht weiter zu<br />

hemmen sondern offen zu fördern; so hatte er schon 1520 auch bei Kf. Friedrich<br />

dem Weisen interveniert. Die sogen. unerheblichen weil nicht entscheidenden<br />

Punkte (Mitteldinge, adiaphora) können vorerst außenvorbleiben, Evangelium<br />

und Paulus lehren „nit anders dann frid, Tugent vnd brüderlich lieb“. So, ohne<br />

jeden Zwang, hat er es auch in seiner Familie und bei seinen Untertanen gehalten<br />

und darauf gebaut, dass die erkannte Gottesliebe selbst sich Freunde gewinnt<br />

(Bekandtnuß, aus was Ursachen er von dem catholischen Glauben ab und zu<br />

dem Luthertum getreten, 1527). Über der Berufung und Predigt des evangelischen<br />

Pfarrers Jakob Otter 1525 in Neckarsteinach muss sich der Landschad<br />

vor dem Heidelberger Hofgericht verantworten; er bleibt mutig und voller<br />

Verantwortung auf dem einmal gewonnen Weg. Papst Hadrian VI. meinte<br />

Anfang Dezember 1522 die Universtät Heidelberg warnen zu müssen vor<br />

ebenddiesen „häretisch-subversiven Lehren“ des Wittenberger Mönchs, die sich<br />

wie ein Krebsgeschwür (cancri more) überall im Land und in den Köpfen eingeschlichen<br />

haben und zu wuchern beginnen.<br />

Das Sendschreiben (missive) des Steinachers besteht aus drei Teilen: der erste<br />

(a I-a IVv) gibt eine klare, Kf. Ludwig mahnende und um ihn werbende Darlegung<br />

der frühreformatorischen Lehre (Von wegen der götliche leer zu beschirmen<br />

= De verbo dei tuendo) mit Betonung des zum Heil genügenden Credo und<br />

Pater noster. Den zweiten (b I-b IIIv) macht Ain Hüpscher Spruch aus in 182<br />

Verszeilen = 1silbig gereimten 91 Verspaaren (inc. DV solt glauben ain gothait<br />

drey / das der das hechst vnd boeßt guot sey, expl. Amen das ist ain hohes wort<br />

/ die warhait beteut vns hye vnnd dort), der Zeilenbau ist rhythmisch dem metrischen<br />

des Hymnus Ambrosianus nachgebildet; ausdrücklich wird das Abendmahlsmandat<br />

unter beiderlei Gestalt erinnert, im Vaterunser findet die fünfte<br />

Bitte (um Vergebung der Schuld) eine auffallende Erweiterung. Der dritte Teil<br />

(b IIIv-c II) versammelt knapp 40 Schriftzitate, vor allem aus den Lehrbriefen<br />

des Paulus, als Testimonien des durch den „frommen Doctor Martinus Luther“<br />

neu freigelegten wahren Christenglaubens; Luthers Sprache, dessen Newes<br />

Testament Deutzsch eben im September (und dann Dezember) 1522 erschien,<br />

hat der Steinacher Ritter schon ganz verinnerlicht; das kleine Sendschreiben ist<br />

durch die theologische Gewissheit, auch Lauterkeit, Freundlichkeit und Mut<br />

seines Verfassers ein bedeutendes kirchenpolitisches Dokument der frühen Jahre<br />

der historischen Entscheidung in unserer Region.<br />

W. Henß, Die Anfänge der evangelischen Bewegung in Kurpfalz. In: Martin Luther. Die<br />

Anfänge der evangelischen Bewegung in Kurpfalz, Ausst. UB Heidelberg (1983) 9-78 –<br />

H.Scheible, Von Luther zu Ottheinrich. Die Reformation in Heidelberg. In: 800 Jahre<br />

Heidelberg. Die Kirchengeschichte (1996) 25-34. – Zur Grablege des Landschad in der<br />

Evangelischen Kirche in Neckarsteinach: Die Inschriften des Landkreises Bergstraße.<br />

Ges. und bearb. von Sebastian Scholz (1994) 114–118, Nr. 160.


Das einzige bekannte Exemplar?<br />

1 ALBERTUS MAGNUS, Secreta mulierum et virorum... nuperrime correcta et<br />

emendata. Mit schöner Holzschnittdruckermarke a. d. Titel. 44 nn. Bll. Kl.-8°.<br />

Flex. Pergament des 19. Jhdts. Am Schluß: Paris, für Denis Roce, o. J. (ca. 1500/<br />

1510). € 1.800.–<br />

Äußerst seltene, bibliographisch von uns nicht auffindbare Ausgabe. – Die Albertus Magnus zugeschriebene<br />

Schrift erfreute sich großer Beliebtheit und wurde in zahlr. Auflagen bis ins XVIII. Jahrhundert<br />

immer wieder gedruckt. Die Schrift ist von großer Bedeutung für die Geschichte der<br />

Gynäkologie, da sie verschiedene, hier zum ersten Mal auftretende Gesichtspunkte enthält. So im<br />

Kapitel „De generatione embryonis“, in dem Albertus eine Konzeptionstheorie im Gegensatz zu<br />

Aristoteles aufstellt, in einer neuen Theorie der Ernährung des Foetus u. a. Nach einer Anleitung<br />

zur Geburtshilfe behandeln andere Kapitel den Einfluß der Himmelskörper auf die Frucht, die<br />

Foetuslagen mit ihren Indikationen, Mißgeburten, Sterilität, etc. – Etw. gebräunt und fleckig bzw.<br />

fingerfl., stellenw. schwacher Wasserrand. – Vgl. ausführlich Fasbender 88 ff. – Weder in den medizinischen<br />

Standardwerken (Durling, Osler, Waller, Wellcome, etc.) noch im British Museum, der<br />

Bibliothèque Nationale in Paris oder im Index Aureliensis verzeichnet.<br />

2 ALEXANDER VON TRALLES, Libri duodecim, graeci et latini... Io. Guinterio<br />

Andernaco interprete... Adiectae sunt per eundem variae exemplarium lectionis observationes,<br />

cum Iacobi Goupyli castigationibus. Mit einigen figürl. Holzschn.-Initialen.<br />

12 Bll. (das letzte weiß), 854 (falsch 858) Seiten, 1 Bl. Blindgeprägter Schweinslederband<br />

mit 2 Messingschließen. Basel, H. Petri, 1556. € 1.200.–<br />

Erste griechisch-lateinische Ausgabe „mit trefflicher lateinischer Uebersetzung“ (Neuburger/<br />

Pagel) des medizinischen Lehrbuches des bedeutendsten griechischen Arztes seit Galen. – „Seltene<br />

und sehr geschätzte Ausgabe nach der vorigen [griech. Ausg. Paris 1548] mit Zuziehung von Handschriften<br />

bearbeitet“ (Choulant). – Alexander von Tralles, „einer der wenigen Aerzte der byzantinischen<br />

Zeit, welche auf die Bezeichnung eines selbständigen Denkers und Praktikers Anspruch<br />

haben, wurde ums Jahr 525 n. Chr. in der lydischen Stadt Tralles als Sohn des Arztes Stephanos, der<br />

dort eine umfangreiche Praxis ausübte, geboren... (er) zeigt sich in seinen Schriften als einen erfahrenen,<br />

selbständig denkenden, dabei bescheidenen Arzt. Seine Darstellung ist einfach und klar. Die<br />

grossen Aerzte der Vergangenheit, einen Hippokrates, Archigenes, Erasistratos, Galenos, Jakobos<br />

5


6<br />

Psychrestos u. A. nennt er mit aufrichtiger Anerkennung; aber er ist kein sklavischer Nachbeter<br />

ihrer Ansichten, sondern hat sein eigenes Urteil und wagt es sogar, ihnen zu widersprechen“<br />

(Neuburger/Pagel I, 535–544, sehr ausführl. über Alexander und sein vorliegendes Werk).<br />

Der Herausgeber Johann Winter aus Andernach (1505–1574, lateinisch Guintherius Andernacus,<br />

lange fälschlich als Johann Günther übersetzt), zählt zu den „hervorragendsten humanistischen<br />

Ärzten des 16. Jahrhunderts“ (Haberling). Er begann 1528 das Studium der <strong>Medizin</strong> in Paris und<br />

wurde gleichzeitig wegen seiner herausragenden Griechischkenntnisse von dem berühmten Paris<br />

Buchdrucker Simon de Colines als Übersetzer griechischer Schriftsteller angestellt und hat bis zum<br />

Jahre 1537 annähernd 50 Galenische Schriften, die Werke des Paulus von Aegina (1532), und anderes<br />

übersetzt. Von 1534–1536 lehrte er als Professor der <strong>Medizin</strong> in Paris. Zu seinen Schülern zählten<br />

u. a. A. Vesalius und Michael Servetus! Wegen religiöser Voreingenommenheit verließ er Paris,<br />

später auch Metz. In Straßburg war er eng befreundet mit den dortigen Reformatoren, vor allem<br />

mit Matthias Zell und seiner Frau Katharina und mit Martin Butzer, der ihm eine Stelle als Leibarzt<br />

des Pfalzgrafen Wolfgang von Zweibrücken verschaffte.<br />

Einband etw. berieb. und fleckig, 1 Schließe etw. gelockert. Titel im unteren Teil etw. von Buchblock<br />

gelöst. Meist leicht stockfl.; Titelrücks. ovaler Stempel der „Bibl. publ. Basileenis“ (sic!): Insgesamt<br />

schönes Exemplar dieser seltenen und bedeutenden Buches. – VD16, A 1784. Durling 144. Siehe<br />

Einbandabbildung 4. Umschlagseite (oben rechts).<br />

Mit der Einleitung des Freundes Alexander von Humboldt<br />

3 ARAGO, F. (J.D.), Sämmtliche Werke. Deutsche Original-Ausgabe. Hrsg. von W.<br />

G. Hankel. Mit einer Einleitung von Alexander von Humboldt. 16 Bände. Halbleinenbände<br />

um 1900 mit Rückentitel. Leipzig, Wigand, 1854–1860. € 600.–<br />

Erste deutsche Ausgabe. – Bemerkenswert die 22 Seiten umfassende Einführung von Alexander<br />

von Humboldt; ein Dokument der langjährigen Freundschaft der beiden großen Naturforscher. So<br />

schreibt auch Helmut de Terra (A. v. Humboldt und seine Zeit): „Den schönsten Ausdruck hat die<br />

Freundschaft der beiden Männer in dem Vorwort gefunden, das Humboldt zu den gesammelten<br />

Werken Aragos schrieb“.<br />

„Arago made several important discoveries in electro-magnetism – especially the phenomenon of<br />

‘rotatory magnetism’. He may be said to have proved the relation between the aurora borealis and<br />

magnetic variations. He greatly promoted the acceptance of the undulatory theory of light, and<br />

made important advances in the doctrine of the polarisation of light. Other minor achievements<br />

were made in the department of photometric measurements of the brightness of the stars, the elastic<br />

force of steam and other gases“ (Sotheran 134). – Stellenw. etw. stockfl. – DSB I, 203.<br />

Beschreibung und Abbildung des Schwarzmeerraumes<br />

4 ARRIANUS, FLAVIUS, Ponti Euxini & maris Erythraei Periplus, ad Adrianum<br />

Caesarem. Nunc primum e Graeco sermone in Latinum versus, plurimisque mendis<br />

repurgatus... addita est praeter loca, que solers Lusitanorum penetravit navigatio,<br />

omnium cum oppidorum, quae Danubius irrigat... observatio J. G. Stuckio Tigurino<br />

authore. 2 Teile in 1 Band. Mit 1 doppelblattgr. Holzschnittkarte der Schwarzmeerküsten<br />

und wiederh. Druckermarke. 12 Bll., 193 (recte 197) Seiten, 12 Bll. (das letzte<br />

weiß); 1, 18 Bll., 109 (recte 108) Seiten, 7 Bll. Folio. Pergamentband der Zeit. Lyon, B.<br />

Vincentius, 1577. € 3.500.–<br />

Editio princeps des griechischen Textes, zugleich Erstübersetzung; gleichzeitig auch in Genf<br />

erschienen. – „Kaiser Hadrian beauftragte Arrian mit der Erkundung der Küsten und Handelsplätze<br />

des Schwarzen Meeres. Wir wissen, daß sich sein Schiff ‘nautischer Instrumente’ bediente,<br />

aber wir besitzen keine Angabe, wie die Küstenentfernungen gemessen wurden“ (Lexikon zur<br />

Geschichte der Kartographie, 501). Dieser Teil enthält eine schöne, unbezeichnete Küstenkarte.<br />

Danach folgt die Beschreibung des Roten Meeres. Den weitaus größeren Teil beider Bände nimmt<br />

Stucks Kommentar ein, der unter Anführung von Reisebeschreibungen die geographische Kenntnis<br />

des 16. Jahrhunderts für beide Küstenstriche zusammenfasst. – Flavius Arrianus lebte im 2.<br />

Jahrhundert n.Chr. und stammte aus Nikomedeia in Bithynien (römische Provinz in Kleinasien).


Nr. 4<br />

Er war als Angehöriger des Senatorenstandes in der römischen Reichsverwaltung unter Hadrian<br />

tätig. In den 30er Jahren war er zudem Statthalter in Kappadokien . – 1 Bl. Errata vor den Titel des<br />

2. Teils gebunden. Einband etw. fleckig und angestaubt, Vorsätze etw. stockfl., sonst innen nur stellenw.<br />

schwach fleckig; bemerkenswert gut erhalten. – Index Aureliensis 109.039. Adams A 2016.<br />

5 BALLONFAHRT – HANDSCHRIFTLICHER BERICHT des Christian Friedrich<br />

August Reinhardt über die 33. Luftreise des französischen Luftfahrtpioniers André<br />

Jacques Garnerin und seiner Ehefrau. 12 Seiten und ein lose beiliegender kolorierter<br />

Kupferstich. 35 x 21 cm. Berlin 1803. € 1.900.–<br />

Reinhardt (1742–1814), Hof- und Justiz-Rath aus Dresden, konnte während einer Reise nach<br />

Berlin den Aufstieg des Ehepaares Garnerin am 14. April 1803 mitverfolgen. Das vorliegende<br />

Manuskript berichtet ausführlich über die umfangreichen Vorbereitungen, Probleme, Aufstieg,<br />

technische Details und das Schauspiel zu Ehren des Königs von Preußen und dessen Gemahlin. Am<br />

13. April 1803 erfolgten unter großem Polizeischutz im Garten der Vieh-Arzenei-Schule Vorbereitungen<br />

und Füllung des Ballons, der Vortags im Opernhaus ausgestellt war. Am 14. April, um fünf<br />

Uhr erfolgte der Aufstieg; neben Garnerin und seiner Gattin Jeanne-Geneviève wurde noch ein<br />

unbekannter Berliner namens Gärtner in der Gondel befördert. Das Publikum war darüber<br />

enttäuscht und machte seinem Missfallen lautstark Luft, wollte es doch den Physiker Hermbstädt<br />

an Stelle des Herrn Gärtners sehen. Die Fahrt dauerte bis zur Mittagszeit, die Landung erfolgte in<br />

Mittenwalde. Reinhardt konnte mit Garnerin Bekanntschaft schließen und erhielt von ihm einen<br />

hier beiliegenden Kupferstich (22 x 18 cm), der Monsieur und Madame Garnerin bei einer Luftfahrt<br />

zu Berlin zeigt, an der Gondel neben der Trikolore auch eine preußische Flagge mit dem schwarzen<br />

Adler befestigt. Das Manuskript endet mit einer detaillierten Auflistung technischer Details des<br />

Ballons. – Teils etw. gebräunt; der beiliegende Kupferstich handschriftl. mit Nr. 2 bezeichnet,<br />

linker Rand mit Zusätzen von der Hand Reinhardts und gebräunt, kleine Randdefekte. – Die<br />

Zuschreibung an den Verfasser Reinhardt erfolgte durch die Aussage eines Nachfahren und ehemaligen<br />

Besitzers dieses ungewöhnlichen Dokuments früher Luftfahrtgeschichte! – Siehe Abbildung<br />

nächste Seite.<br />

7


8<br />

Nr. 5


Der Teufel als omnipräsenter Verführer<br />

6 BINSFELD, PETER, Tractatus de tentationibus, et earum remediis. 8 Bll., 208<br />

Seiten. Halblederband des 19. Jhdts. mit Rückenschild. Trier, H. Bock, 1611. € 1.400.–<br />

Erste Ausgabe dieser sehr seltenen, posthum veröffentlichten Arbeit des Trierer Bischofs über die<br />

Versuchung und ihre Gegenmittel. – „In der pastoral- und moraltheologische Abhandlung über die<br />

Sünde, ‘Tractatus de tentationibus et earum remediis’ (Trier 1611) beschreibt Binsfeld den Teufel<br />

einmal mehr als den nachgerade omnipräsenten Verführer. Schutz vor ihm zu finden ist fast<br />

unmöglich: Alles was fromm, heilig, gut zu sein scheint, kann Satan korrumpieren. Seine Macht<br />

kann nicht nur alle Sinne, sondern den menschliche Verstand selbst verwirren. Binsfeld vermag es<br />

letztlich nicht mehr, ein positives Gegengewicht gegen die teuflische Verführung zu konstruieren.<br />

Er beschränkt sich darauf, nicht nur Wachsamkeit, sondern sogar ständige Furcht vor der satanischen<br />

Bedrohung anzumahnen. Binsfelds Tractatus de confessionibus kann als integraler Bestandteil<br />

seines Gesamtwerkes gesehen werden. Binsfelds Arbeiten kreisen sämtlich um Verführung und<br />

Disziplin, Sünde und Sündenstrafe. Binsfeld versucht, weltliches und kirchliches Recht zum Kampf<br />

gegen Sünde und Verbrechen wechselseitig zu integrieren“ (Dillinger, Johannes: Binsfeld, Peter.<br />

Aus: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller u.<br />

Jürgen-Michael Schmidt, in: historicum.net). – Gelenke etw. schwach, zu Beginn etw. stockfl.,<br />

sonst nur leicht gebräunt. Titel mit handschriftl. Besitzvermerk der P.P. Kapuziner in Douai/<br />

Nordfrankreich. – VD17 12:100940K (2 Ex.: Hochschule St. Georgen Frankfurt und Bayer. Staatsbibl.<br />

München).<br />

7 BLANCKAERT, STEVEN, Die belägert- und entsetzte Venus, das ist, Chirurgische<br />

Abhandlung der sogenannten Frantzossen, auch Spanischen Pocken-Kranckheit,<br />

Drüpper, Sjankert, Klap-Ohren, etc. und andern sich dabey findenden Zufällen. Mit<br />

gestoch. Titel und 8 Kupfertafeln. 3 Bll., 544 Seiten, 4 Bll. Lederband der Zeit mit goldgepr.<br />

Rückentitel, reicher ornamentaler Rückenvergoldung und goldgepr. Deckelrandfileten.<br />

Leipzig, Gleditsch, 1698. € 750.–<br />

Erste deutsche Ausgabe; selten. – Steven Blanckaert (auch Blancard, Blankaart, 1650–1702) war<br />

einer der bedeutendsten niederländischen Ärzte seiner Zeit. Er war der Erste, der das Cartesianische<br />

System in die medizinische Wissenschaft einführte. – Das vorliegende Werk enthält zudem die<br />

Texte von Sydenham, Sylvius, Wier und Everaar. Die zahlreichen Auflagen und Übersetzungen<br />

sind vor allem dem Umstand zu verdanken, „daß nicht nur die Production, sondern sogar auch die<br />

Reproduction auf diesem Gebiet zu jeder Zeit beinahe vollständig brach lag... und (Blanckaert)<br />

damit den Aerzten einen kleinen, bequemen ‘Aphrodisiacus’ der angesehendsten Zeitgenossen<br />

lieferte“ (Proksch, Geschichte der venerische Krankheiten II, 293). – Die Kupfer zeigen neben<br />

anatom. und botanischen Darstellungen auf zwei Tafeln den damals gebräuchlichen Apparat der<br />

Schwitzkuren. – Zeitgen. Besitzvermerk a. d. Vorsatz, papierbedingt gebräunt; insgesamt sehr gutes<br />

Exemplar in gut erhaltenem Einband der Zeit. - Siehe Einbandabbildung 3. Umschlagseite (unten<br />

rechts).<br />

8 BRILLAT-SAVARIN, (J. A.), Physiologie du gout. Avec une préface par Ch.<br />

Monselet. 2 Bände. Mit Porträt und 52 Radierungen von A. Lalauze. 2 Bll., XVI, 196;<br />

320 Seiten. <strong>Franz</strong>ös. Orig.-Broschur mit Cellophanumschlag und je einer Einbanddecke<br />

mit Leder-Rückenschild, zusammen in Orig.-Leinen-Schuber. Paris, Librairie<br />

des Bibliophiles, 1879. € 480.–<br />

Das klassische gastrosophische Werk; die in Jahrzehnten gesammelten Beobachtungen auf dem<br />

Gebiete der Gourmandie sind auch heute noch wegen ihrer reizvollen kulturgeschichtlichen<br />

Details ein literarisches Menü für Feinschmecker. – Hübsche, nur in kleiner Auflage erschienene<br />

bibliophile Ausgabe mit den durch die Feinheiten in der Ausführung bestechenden Radierungen<br />

von Adolphe Lalauze. – Unbeschn. und unaufgeschnitten, die Leinenrücken etwas ausgebleicht. –<br />

Drexel 1133. Vicaire 117.<br />

9


10<br />

9 BRONN, HEINRICH GEORG, Ergebnisse meiner naturhistorisch-öconomischen<br />

Reisen. Erster Theil (von 2): Briefe aus der Schweitz, Italien und Südfrankreich,<br />

im Sommer 1824. Mit lithogr. Titel und 8 (2 kolor.) lithogr. Tafeln. 1 Bl., XX, 652<br />

Seiten, 2 Bll. Pappband der Zeit mit Rückenschild. Heidelberg und Leipzig, Neue<br />

Akad. Buchhandlung von K. Groos, (1826). € 550.–<br />

Erste Ausgabe. – In sich abgeschlossener Band mit der Beschreibung einer wissenschaftlichen Reise<br />

des großen Paläontologen von Heidelberg, nach Basel, Genf, Turin, Nizza, Marseille, Montpellier,<br />

Cette, Neapel, Rom, Parma, Verona, Triest, Wien und zurück nach Heidelberg. – Hochinteressante,<br />

klassische Gelehrtenreise, nicht nur wissenschaftlichen Beobachtungen dienend. Seine Schilderungen<br />

der Ess- und Trinklust in Südfrankreich finden in der köstlichen Darstellung eines<br />

„Austernfreundes“ ihren Ausdruck. – Der erst 1832 erschienene zweite Band enth. Skizzen und<br />

Ausarbeitungen über Italien nach einer zweiten Reise im Jahr 1827. – Bronn (geb. 1800 in Ziegelhausen,<br />

gest. 1862 in Heidelberg), erhielt 1833 die Direktion der zoolog. Sammlung und den Lehrstuhl<br />

der Zoologie Heidelberg. – Bezug an den Gelenken und Kapitalen beschabt; hinterer Vorsatz<br />

mit Beistiftnotizen, sonst innen sauber. – Siehe Abbildung auf dem Titel.<br />

Der Preis der Revolution<br />

10 BURKE, EDMUND, Bemerkungen über die französische Revoluzion und das<br />

Betragen einiger Gesellschaften in London bey diesen Ereignissen. Aus dem Engl. nach<br />

der vierten Ausg. übers. Mit Porträt Burkes. 2 Bll., 432 Seiten. Pappband der Zeit mit<br />

Rückenschild. Wien, Stahel, 1791. € 950.–<br />

Erste Ausgabe der ersten (anonymen) deutschen Übersetzung. – „Dies ist „eine der glänzendsten<br />

aller polemischen Schriften zur Verteidigung eines bestehenden Regimes und gegen eine befreiende<br />

Revolution... hatte in ganz Europa sofort Erfolg“ (Carter/Muir, Bücher die die Welt verändern,<br />

239). – Das berühmte Werk übte großen Einfluß auch auf die Ideenwelt der preuß. Reformer (Frhr.<br />

v. Stein) und der konservativen Denker Deutschlands (Gentz) aus. – Gutes Exemplar aus der<br />

Bibliothek der Grafen von Schoenborn.<br />

Das bedeutendste Lehrwerk der Reformation<br />

11 CALVIN, JEAN, Institutio Christianae religionis, ab ipso authore anno 1559. &<br />

in libros quatuor digesta, certisque distincta capitibus ad aptißimam methodum... Cum<br />

indice per locos communes opera N. Colladonis tunc contexto... Quae ad superiores<br />

editiones recèns addita sunt versa pagina breviter indicat, & nova N. Colladonis<br />

epistola proximè praecendens caput primum totius operis. Mit Holzschnittdruckermarke<br />

a. d. Titel. 24 nn., 509 num. Bll., 1 weißes Bl., 74 nn. Bll. Index. Blindgeprägter<br />

Schweinslederband mit reicher figürlicher Rollenstempelverzierung auf beiden<br />

Deckeln, aus der Werkstatt der Nachfolger des Berner Buchbinders Sigfried Apiarius.<br />

Genf, Eustache Vignon & Jean le Preux, 1585. € 1.750.–<br />

Neuausgabe der 1576 von Le Preux in Lausanne gedruckten Ausgabe mit den Ergänzungen und<br />

dem Vorwort von Nicolas Colladon. Unser Exemplar in einem schönen Berner Einband.<br />

„Calvins ‘Satzung der christlichen Religion’ war die erste systematische Aussage einer reformierten<br />

Kirche. Sie ist das bedeutendste Lehrwerk der Reformation überhaupt und lieferte ein umfassendes<br />

theologisches System, das den Systemen des Mittelalters, insbesondere dem des Thomas von<br />

Aquin, den Rang streitig machte“ (Carter/Muir, Bücher die die Welt verändern, 65). – Die ‘Institutio’<br />

erschien erstmals 1536 in Basel und wurde danach vielfach revidiert und umgeschrieben. 1559<br />

erhielt sie ihre endgültige Form. – Wenige Anstreichungen, gering gebräunt. Unterschnitt mit altem<br />

Brandzeichen. Einband ohne Schließbänder. Insgesamt ein sehr ansprechendes Exemplar. Vorsatz<br />

mit handschriftlichem Besitzvermerk eines Christopher Fleischmann, der das Buch in Bern für 22<br />

Batzen am 16. Juni 1587 kaufte. – Adams, C 365. Lindt, Berner Einbände, S. 75–105 mit Abb. –<br />

Siehe Einbandabbildung 4. Umschlagseite (oben links).


Grundlegende Schrift in prächtigem Einband<br />

12 CURTIS, JOHN HARRISON VON, Abhandlung über den gesunden und kranken<br />

Zustand des Ohres, nebst einer kurzen Uebersicht vom Baue und den Verrichtungen<br />

dieses Organs. Aus dem Engl. übers. von H. Robbi. Mit gefalt. Kupfertafel. XXVI,<br />

108 Seiten, 1 Bl. Prachtvoller roter Maroquinband der Zeit mit reicher Deckel- und<br />

Rückenvergoldung, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie dreiseit. Goldschnitt<br />

(Allaway, London). Leipzig, Baumgärtner, 1819. € 800.–<br />

Erste deutsche Ausgabe. – Grundlegende Schrift zur Ohrenheilkunde und zu Hörgeräten in einem<br />

prächtigen Einband der Zeit. – Curtis war Augen- und Ohrenarzt in London und errichtete dort<br />

1816 das Royal Dispensary for Diseases of the Ear. Er hielt dort Vorträge über Anatomie, Physiologie<br />

und Pathologie des Ohres. – Vorliegende Arbeit behandelt die Krankheiten des äußeren<br />

Ohres, der Trommelhöhle, des inneren Ohres (Labyrinth), diverse Ursachen der Taubheit, Krankheitsfälle<br />

aus der Praxis. – Die Kupfertafel zeigt „akustische Instrumente“ (künstliche Ohren und<br />

ein Hörrohr mit Teleskopschub). – Vorsatz mit gelöschtem hs. Besitzvermerk, etw. stockfl.; schönes<br />

Exemplar. – Hirsch-H. II, 159. Politzer I, 435. – Siehe Einbandabbildung 4. Umschlagseite<br />

(unten Mitte).<br />

Milestone of Science<br />

13 CUVIER, (GEORGES), Das Thierreich eingetheilt nach dem Bau der Thiere als<br />

Grundlage ihrer Naturgeschichte und der vergleichenden Anatomie... aus dem <strong>Franz</strong>ösischen<br />

frey übersetzt und mit vielen Zusätzen versehen von Heinrich Rudolf Schinz.<br />

4 Bände. Dekorative grüne Halblederbände der Zeit mit Rückenschild und Rückenvergoldung.<br />

Stuttgart und Tübingen, J. G. Cotta, 1821–1825. € 2.000.–<br />

Sehr schönes Exemplar der ersten deutschen Ausgabe von Cuviers klassischem Werk. – Der in der<br />

damaligen württembergischen Grafschaft Mömpelgard geborene Cuvier (1769–1832), Schüler der<br />

Karlsschule in Stuttgart, legte mit diesem Werk „die Grundlagen für die vergleichende Anatomie“.<br />

„Cuviers bedeutendste wissenschaftliche Leistung war die Einteilung des Tierreiches in vier<br />

Hauptgruppen: Wirbeltiere, Weichtiere, Gliederfüßler, Strahltiere; hier schuf er ein brauchbares<br />

Grundschema für seine Nachfolger. Entgegen der landläufigen Anschauung, daß die Struktur eines<br />

Tieres seine Funktionen und Lebensweise bestimme, stellte Cuvier fest, daß diese Struktur gerade<br />

deren Folge sei. Bewegliche Geschöpfe brauchen Mägen: Pflanzen haben keine. Fleischfresser<br />

benötigen scharfe Zähne, kräftige Kiefer und Klauen: Pflanzenfresser haben Mahlzähne und Hufe.<br />

Diese Unterscheidungen sind heute Gemeingut, aber Cuvier war der erste, der diese Art vergleichender<br />

Erkenntnis auf das gesamte Reich der Tiere anwandte. Er sah auch, daß diese Übereinstimmung<br />

bei jedem einzelnen Tier einen sachkundigen Naturforscher in den Stand setzen mußte,<br />

die ganze Tiergestalt aus einem wichtigen Teil seines anatomischen Aufbaues zu rekonstruieren“<br />

(Carter/Muir, Bücher die die Welt verändern, 276). – Zur französ. Originalausgabe siehe Dibner,<br />

Heralds of Science, 195; Sparrow, Milestones of Science, 42. Honeyman Collection 796. – Siehe<br />

Einbandabbildung 3. Umschlagseite (unten Mitte).<br />

Syrien und Palästina im 17. Jahrhundert<br />

14 (DAPPER, OLFERT), Delitiae Orientales, das ist die Ergötzlich- und Merkwürdig-keiten<br />

des Morgenlandes, nach dessen vornehmsten Landschafften, insonderheit<br />

Syriens (und Palestins), und des gelobten Landes, sam(m)t dero berühmtesten Städten,<br />

Gottesdienst, Sitten, Gebräuchen, Flüssen, Gebürgen, Thieren, Gewächsen u. a. m.<br />

2 Teile in 1 Band. Mit 8 (3 gefalt. und 5 doppelblattgr.) Kupferkarten, 31 (1 gefalt.,<br />

22 doppelblattgr. und 8 blattgr.) Kupfertafeln und 35 Textkupfern. 2 Bll., 200 Seiten,<br />

2 Bll.; 1 Bl., 400 Seiten, 4 Bll. Folio. Lederband der Zeit mit Rückenvergoldung. Nürnberg,<br />

Hofmann und Streck, 1712. € 2.200.–<br />

Dritte deutsche Ausgabe; Teil I behandelt Syrien, Tl. II Palästina. – „The first edition appeared in<br />

Dutch in 1677. Dapper has edited the work from accounts of various travellers. He was a Dutch<br />

physician and scholar devoted to geographical and historical studies. His works are of especial<br />

11


12<br />

importance because of the fine plates, which include maps, plans, beautiful views and costumes.“<br />

(Blackmer 449). – Der Amsterdamer Arzt und Gelehrte Olfert Dapper (1636–1690) reiste selbst<br />

nicht, veröffentlichte aber mehrere gründlich recherchierte geographische Werke über Asien und<br />

Afrika, die vor allem wegen der hervorragenden Illustrierung auch heute noch grosse Wertschätzung<br />

geniessen. Er griff dabei auf zeitgenössische Reiseberichte und Tagebücher zurück. – Die<br />

Kupfer zeigen Ansichten (darunter Aleppo, Damaskus, Jaffa, große Ansicht von Jerusalem, Tripolis)<br />

sowie heilige Stätten, Trachten, <strong>Alte</strong>rtümer etc. – Einband berieb., Gelenke teilw. angebrochen,<br />

unteres Kapital etw. defekt. Etwas gebräunt, 1 Karte mit Bugeinriß, Ansicht von Damascus mit kl.<br />

Loch, die Ansicht von Jerusalem mit hinterlegtem Einriß. Es fehlt das gestoch. Frontispiz.<br />

„Beginn der modernen Orthopädie“ (Valentin)<br />

15 DELPECH, J.-(M.), De l’orthomorphie, par rapport a l’espèce humaine; ou<br />

recherches anatomico-pathologiques sur les causes, les moyens de prévenir, ceux de<br />

guérir les principales difformités, et sur les véritables fondemens de l’art appelé<br />

orthopédique. 2 Textbände und Atlas in 3 Bänden. Mit 56 (2 gefalt.) lithogr. Tafeln von<br />

Donnadieu und 21 Kupfertafeln von Adam. 3 Bll., IX, 382; 2 Bll., 402; 114 Seiten. 8°<br />

und Kl.-Folio. Halblederbände der Zeit (Text) und Halblederband im Stil der Zeit mit<br />

2 Rückenschildchen unter Verwendung der bedruckten Orig.-Deckel. Paris, Gabon,<br />

1828. € 2.200.–<br />

Erste Ausgabe. – „Dieses Buch sowie der schön gedruckte, mit guten Abbildungen und lehrreichen<br />

Konstruktionszeichnungen geschmückte Atlas ist ein Meisterwerk, dessen Studium ... ein wahrer<br />

Genuß ist. Es sei daran erinnert, daß mit seinem Namen eine der segenreichsten Erfindungen der<br />

operativen Orthopädie verknüpft ist, nämlich die subkutane Tenotomie. So kann man mit vollem<br />

Recht den Beginn der modernen Orthopädie auf Delpech zurückführen“ (Valentin).<br />

„Die Erläuterungen zu den einzelnen Tafeln des Atlasbandes sind sehr ausführlich und enthalten<br />

alle wesentlichen Einzelheiten seiner diagnostischen und therapeutischen Erkenntnisse. Grundlage<br />

seiner ganzen Lehre ist die Auffassung, daß im Körper ein ausgewogenes Verhältnis von Zug und<br />

Gegenzug innerhalb bestimmter, zusammenwirkender Muskelgruppen vorhanden ist. Ursache der<br />

meisten Deformitäten ist für Delpech eine plötzliche oder allmählich auftretende Störung dieses<br />

Gleichgewichtes durch Paralyse einer Muskelgruppe und Überhandnehmen der antagonistischen<br />

Muskulatur. Durch die Deformität und die ständig eingehaltene abnorme Körperstellung wird<br />

diese Muskulatur noch weiter geschwächt. Delpech zielt also vor allem auf eine Form der Krankheit,<br />

die wir heute allgemein Entlastungsskoliose nennen. So ist schon im Ansatz der therapeutische<br />

Weg gegeben: Extension und Suspension des Patienten sind zwar unerläßlich, können aber allein<br />

niemals eine endgültige Heilung bewirken. Es kommt vielmehr darauf an, die durch die Deformität<br />

geschwächten Muskeln durch systematische Gymnastik wieder zu kräftigen. Daraus ergibt sich<br />

auch der Aufbau des Werkes, der aus mehreren Teilen besteht: 1. Demonstrationsmaterial aus der<br />

eigenen Praxis; 2a. Das orthopädische Institut in Montpellier mit seinen Einrichtungen; 2b. Therapie<br />

durch Gymnastik; 2c. Mechanische Therapie der Skoliose; 2d. Mechanische Therapie des<br />

Klumpfußes“ (Edition Medicina Rara). – „Interessantes, für die Entwicklung der Orthopädie<br />

wichtiges Werk aus der großen Zeit der französischen Chirurgie, reich mit Tafeln ausgestattet.<br />

Diese zeigen zum Teil Bildnisse – meist Gipsabgüsse – von Verkrümmungen der Wirbelsäule, teils<br />

das zugehörige mazerierte Knochenpräparat; ferner eine große Anzahl von Bildern, welche Turnapparate,<br />

Turnübungen, Stützapparate und Anstaltseinrichtung darstellen.“ (Goldschmid 130). –<br />

Deckel des Atlas fleckig, Textbände berieb., Gelenke wurmstichig. Innen nur vereinzelt stockfl.;<br />

der breitrandige Atlas nur zu Beginn im Textteil stockfl. – Garrison/Morton 4315. Wellcome II,<br />

447. Waller 2347 (nur Atlas). Peltier, Orthopedics, 26 ff., 200 ff. (mit zahlr. Abb.).<br />

16 DER ALCHEMIST IN SEINEM LABORATORIUM – KUPFERRADIE-<br />

RUNG mit Aquatinta nach einer Zeichnung von Jan Luyken von Cornelis Ploos van<br />

Amstel, 1787. Bildgröße (= Blattgröße) 9,2 x 12 cm. € 600.–<br />

Der holländische Kupferstecher und Kunsthändler Ploos van Amstel (1726–1798) ist der Erfinder<br />

eines besonderen Verfahrens zur Wiedergabe farbiger Zeichnungen. Er selbst war ein eifriger<br />

Sammler von Zeichnungen und Kupferstichen gewesen und versuchte sich schon früh in Nachbil-


Nr. 15<br />

13


14<br />

Nr. 16<br />

dungen. Das Verfahren wechselt je nach der Technik der Vorlage und stellt eine Kombination von<br />

Radierung, Schabkunst und Aquatintamanier dar. Das vorliegende hübsche Blatt zeigt zwei<br />

Chemiker oder Apotheker in ihrem Labor und einen Gehilfen am Brennofen. Sehr dekorativ mit<br />

den rötlichen Farben, die der Bistermanier der Vorlage entsprechen. – Auf der Rückseite hs.<br />

bezeichnet: J. Luiken del. 1711, Pl. van Amstel fec.; dazu sein gestoch. Wappen (Lugt 2725). – Auf<br />

schlichten Karton aufgesetzt. Eine schöne und seltene Darstellung! – Laurentius u. a., Cornelis<br />

Ploos van Amstel, No. 45.<br />

17 DER APOTHEKER. Ölgemälde nach Pietro Longhi. 40 x 33 cm, in breitem,<br />

vergoldeten Barockrahmen. € 2.400.–<br />

Reizende Genremalerei des Rokoko mit einer schönen Aloe-Vera-Pflanze im Vordergrund. – Die<br />

Komposition geht auf das um 1752 entstandene Gemälde Pietro Longhis (1702–1785, Venedig) im<br />

Ca’ Rezzonico in Venedig zurück. – Das Original ist abgebildet bei Schramm, Die Quacksalber.<br />

Heilkünstler und Scharlatane, S. 117 (ganzseit. farb. Abb.). – Doubliert. Der Rahmen mit kleinen<br />

Absplitterungen und etw. angestaubt. – Siehe Abbildung auf der Vorderseite des Umschlags.<br />

Parodie auf die „Insel“<br />

18 DIE HALBINSEL. (Parodie auf die Zeitschrift „Die Insel“). 3 Hefte und 20 lose<br />

Tafeln. Schmal-4°. Orig.-Papp-Mappe mit (natürlich) halbem Titelschild. München,<br />

Cococelloclub, 23. Febr. 1900. € 1.500.–<br />

Sehr seltene Parodie auf die Zeitschrift „Die Insel“, zusammengestellt von H. Vogeler und den<br />

Herausgebern R. A. Schröder und A. W. Heymel für das Fest der „Halbinsel“. Aus dem Vorwort:<br />

„Wer den Tempel der Halbinsel betreten will, der ziehe schon an der Schwelle die grobsinnlichen<br />

Stiefel des übelberufenen, sogenannten gesunden Menschenverstandes aus. Nur mit den sauberen<br />

Füßen des Geläuterten wandle er leise und genußreich in den Hallen der Poesie und des Zartgefühles“.<br />

In seinem Roman „Ein verliebtes Leben“ schildert Felix Schlagintweit das Münchner Künstlerleben<br />

vor dem ersten Weltkrieg und gibt dabei auch dem Cococelloclub breiten Raum. Im Februar<br />

1900 hatte der Cococelloclub in der Salvatorbrauerei zu einem „Modernen Kunstabend“ geladen.<br />

„Bei diesem Feste war übertrieben ästhetisch-moderne Toilette erwünscht, um nur einigermaßen


Nr. 18<br />

dem Geiste Stefan Georges und seiner ‘Blätter für die Kunst’ sowie der neugegründeten ‘Insel’<br />

würdig zu erscheinen. Es erschien sogar eine ‘Halbinselmappe’, sehr malerisch in ordinärstes Tapetenmuster<br />

mit Ecken und Rücken aus ‘Butterpapier-Pergament’ gebunden, der Titel durchscheinend<br />

aufgeklebt – ein halbes Klosettpapier mit den Abreißzacken. Von ferne sah diese Halbinselmappe<br />

wie eine bibliophile Kostbarkeit aus und enthielt in einzelnen Kunstblättern die Beiträge<br />

berühmter Zeitgenossen.“ – Neben Gedichten und Noten in den Heften graphische Beilagen u. a.<br />

von „Heinr. Mogeler-Feldmoching: An den Frühling“!<br />

Heinrich Vogeler berichtet von diesem Ereignis in seinen „Erinnerungen“: „Der Karneval nahm<br />

mich ganz in Anspruch. Die Künstlerkreise Münchens hatten beschlossen, das Inselunternehmen<br />

der Glattrasierten als Hauptmotiv des heurigen Karnevals zu karikieren. Daß die Inselleute sofort<br />

beschlossen, mit lustiger Selbstironie in die Sache der ‚Halbinsel’ hineinzuspringen, war selbstverständlich.<br />

Ich bereitete eine Halbinselmappe vor, im halbierten Format der Originalinselmappe,<br />

äußerlich mit Titelaufklebezettel wie beim Original, nur aus halbiertem perforiertem Lokuspapier.<br />

Inhaltslose Blätter, Karikaturen, die die Sehnsucht der Romantik nach Realität und den Hunger der<br />

Realität nach Romantik darstellten. Das Fest der ‚Halbinsel’ wurde erdrückend voll. Ein langhaariger<br />

Dichter in violettem Frack deklamierte idiotische formalistische Dichtungen ohne Inhalt und<br />

stärkte sich zwischendurch mit einem Schluck blauen Wassers, das er aus einem rosa Koppingglas<br />

schlürfte, einem Glas mit endlosen Stilwindungen. Auf einer Bühne trat der Männerchor eines<br />

Kriegervereins auf, ernste Männer in Schwarz mit Zylindern, die sie vor sich auf die Bühne stellten.<br />

Die Männerbrust war mit Eichenkränzen umwunden. Jedes Lied, das sie sangen, wurde von einem<br />

andersfarbigen Notenpapier abgesungen. Jedes Lied hatte auch einen anderen Geruch, der durch<br />

grünmaskierte Diener mittels Parfümzerstäubern ins Publikum gespritzt wurde. Dann erschien<br />

Serenissimus mit seinem Adjutanten und amüsierte todernst das Publikum mit idiotischer Kritik,<br />

ganz in der Art des Königs von Preußen. Die Zuhörer kreischten vor Vergnügen. – Die wichtigste<br />

Arbeit für die ‚Insel’ war nun beendet. Ich mußte nach Dresden, um dort eine Ausstellung meiner<br />

Bilder und Radierungen zu organisieren“.<br />

Einzelne Bll. mit Randläsuren und etwas fleckig; bei zwei Vergleichsexemplaren werden 4 Hefte<br />

genannt. – Nicht in den einschlägigen Bibliographien verzeichnet. – Der Roman von Schlagintweit,<br />

nach Rolf von Hoerschelmann, „eines der allerwichtigsten Monacensia der Epoche!“, liegt bei. –<br />

Vgl. auch Klaus Schöffling, Die ersten Jahre des Inselverlages 1899–1902. Begleitband zur Faksimileausgabe<br />

der Zeitschrift Die Insel, 1981, S. 50 ff. Keine Erwähnung in der großen Geschichte des<br />

Inselverlages von H. Sarkowski.<br />

15


16<br />

Der Einband ein Augenschmaus!<br />

19 DIEFFENBACH – FRITZE, HERMANN EDUARD, Miniatur-Abbildungen<br />

der wichtigsten akiurgischen Operationen, gezeichnet und mit einem erklärenden<br />

Texte versehen. Eingeführt vom J. F. Dieffenbach. Mit 30 meist teilkolorierten gestochenen<br />

Tafeln. VI, 108 Seiten. Strukturgeprägter roter Lederband der Zeit mit goldgepr.<br />

Rückentitel, Rückenvergoldung und goldgepr. floraler Bordüre auf den Deckeln.<br />

Berlin, A. Hirschwald, 1838. € 850.–<br />

Erste Ausgabe. – Sehr fein gestochenes medizinisches Tafelwerk zur blutigen Operativ-Chirurgie<br />

(Akiurgie). „Auch diese Darstellungen sind höchst treu und genau nach den besten Vorbildern von<br />

der künstlerischen Hand des Verfassers gezeichnet. Was irgend für die Akiurgie historisch wichtig<br />

oder praktisch werthvoll ist, wird man hier richtig, klar und schön ausgedrückt finden“ (Dieffenbach).<br />

– Hirsch-H. II, 630. – Für ein Gebrauchsbuch dieser Art (Taschenbuch) ein außergewöhnlich<br />

schönes Exemplar! – Siehe Einbandabbildung 4. Umschlagseite (unten rechts).<br />

20 DOBSON, MATTHEW, Abhandlung über die medicinischen Kräfte der fixen<br />

Luft. Aus dem Engl. übers. 1 Bl., 208 Seiten, 7 Bll. Leipzig, Weidmanns Erben und<br />

Reich, 1781. – BEIGEBUNDEN: II. MARAT, (J.-P.), Entdeckungen über das Licht.<br />

Aus dem <strong>Franz</strong>ös. übers. Mit Anm. von Ch. E. Weigel. XIV, 1 Bl., 166 Seiten. Leipzig,<br />

Crusius, 1783. – III. MAGELLAN, JEAN-HYACINTHE (MAGALHÃES, JOÃO<br />

JACINTO DE), Beschreibung eines Glasgeräthes... In einem Sendschreiben an Doktor<br />

Priestley. Übers. a. d. Engl. von G. T. Wenzel. Mit 2 gefalt. Kupfertafeln. 4 Bll., 68<br />

Seiten. Dresden, Walther, 1780. Zusammen in einem Halblederband der Zeit mit<br />

Rückenschild und Rückenvergoldung. € 950.–<br />

Wertvoller Sammelband in schöner Erhaltung; alle drei Werke liegen in der sehr seltenen ersten<br />

deutschen Ausgabe vor.<br />

I. „An interesting work containing references to most of the well-known 18th century chemists“<br />

(Duveen 176 zur engl. Ausg. 1779). – Vgl. Cole 374 (engl. Ausg.). Blake und Wellcome verz. ebenfalls<br />

keine deutsche Ausgabe.<br />

II. „Though now chiefly known as one of the most hideous monsters of the Terror, Marat was<br />

previously the author of works of no small scientific value. He was one of the first to attack<br />

Newton’s emission theory of light – a heresy which prevented his elevation to the French<br />

Academy“ (Sotheran, Bibliotheca Chemico-Mathematica I, 2816; zur französ. Ausg. 1780). – Zur<br />

dritten französ. Ausg. von Newtons Optik (1787), hrsg. von Marat, siehe ausführl. Babson Collection<br />

143.<br />

III. Der Portugiese Magalhães (1722–1790) liess sich nach einer Europatour von 1755–64 in<br />

England nieder. „Magellan early saw how important were the investigations of Priestley, whose<br />

good friend he became, and his characteristic response to Priestley’s fundamental research was twofold:<br />

he told the French about it, and he produced a pamphlet describing some small improvements<br />

in the apparatus for making carbonated water and some refinements in the construction of nitric<br />

oxide eudiometers“ (DSB 9, 5 f.). – Vgl. Duncan, Bibliogr. of glass, 8325 (nur engl. Ausg.).<br />

Begründer der Elektrophysiologie<br />

21 DU BOIS-REYMOND, EMIL, Untersuchungen über thierische Elektrizität.<br />

Bde. I-II/1. und 2. Abt. in 3 Bänden. Mit 2 Titelvign. und 12 gefalt. gestoch. Tafeln.<br />

Mod. Halbleinenbände mit Rückenschild. Berlin, G. Reimer, 1848–84. € 1.500.–<br />

Erste Ausgabe. – Komplettes Exemplar dieser epochemachenden Untersuchungen, „in denen er<br />

endgültig den Nachweis von elektrischer Aktivität in Nerven und Muskeln erbringen konnte. Die<br />

außerordentlichen experimentellen Schwierigkeiten auf dem Wege zu dieser Erkenntnis überwand<br />

Du B.-R. durch eine vollständige Innovation der elektro-physiologischen Methodik bei der<br />

Messung des elektrischen Stroms, was nur möglich war durch die Entwicklung ganz neuartiger<br />

Apparaturen, Reiz- und Meßinstrumente. So ermöglichte ein mehrfach verbesserter Verstärker


überhaupt erst die Messung des Nervenstroms. Die technischen Entwicklungen und experimentellen<br />

Erfolge waren eine entscheidende Voraussetzung für die Etablierung der Elektrophysiologie<br />

und auch der Elektrotherapie, die zunehmend bei neurologischen Erkrankungen angewendet<br />

wurde“ (Michael Hagner in DBE 2, 630). – „The founder of electro-physiology. He introduced<br />

faradic stimulation and made exhaustive investigation of physiological tetanus. Above is a collective<br />

edition of his writings on the subject“ (Garrison/Morton 610).<br />

„In einer temperamentvollen glänzenden Abhandlung, der Vorrede des ersten Bandes seiner tierischen<br />

Elektrizität 1848 ‘Über die Lebenskraft’, hat Du Bois die wissenschaftlich bedeutendste und<br />

vernichtendste Abrechnung mit den Anhängern der ‘Lebenskraft’ gehalten. Seit dieser Zeit galt es<br />

als ausgesprochen antiquiert, dem Lebendigen irgendwelche metaphysischen Besonderheiten vor<br />

der übrigen Natur zuzubilligen“ (Valentin, Geschichte der Physiologie, 132). – In Bd. I erste Bll. im<br />

Unterrand mit eingelaufener roter Farbe, oben etw. wasserrandig. Hin und wieder zeitgen. Bleistiftnotizen,<br />

gelegentlich etw. fleckig; mehrf. gestempelt. – Waller 2599 (inkomplett).<br />

Haymaker/Schiller, Founders of Neurology, p. 178 ff. Wheeler Gift 1202 (inkomplett). Bakken<br />

Libr., p. 179.<br />

22 DÜRER, ALBRECHT, Die Melancholie (Melancolia I). – Anonymer Kupferstich<br />

nach Albrecht Dürer, Ende 16. Jhdt. Größe: 23,6 x 18,4 cm. € 2.600.–<br />

Vorzügliche seitengleiche Kopie; mit ca. 2 mm breitem Rändchen um die Einfassungslinie. –<br />

Albrecht Dürers „Melancolia I“ gilt als das am meisten besprochene und kommentierte Werk der<br />

Kunstgeschichte. Unzweifelhaft zählt es zu den berühmtesten Werken der Druckgraphik und<br />

zugleich zu den rätselhaftesten Werken von Albrecht Dürer. Seit Erwin Panofskys und Fritz Saxls<br />

Klassiker von 1923 „Saturn und Melancholy“ ist die Sekundärliteratur fast unüberschaubar angewachsen.<br />

Doch nicht nur Kunsthistoriker haben immer neue Sichtweisen und Interpretationen<br />

dieses Meisterstichs geliefert. Viele Schriftsteller, Philosophen, Philologen, <strong>Medizin</strong>er, Botaniker,<br />

Mathematiker, Astronomen und Laien haben den geistesgeschichtlichen und ikonographischen<br />

Hintergrund zu erhellen versucht. Auch wenn Teilbedeutungen der Darstellung immer überzeugender<br />

aufgeschlüsselt werden konnten, ließen sich diese Einzelanalysen bis heute nicht zu einer<br />

eindeutig lesbaren Gesamtbedeutung zusammenfassen. So gilt auch heute noch Heinrich Wölfflins<br />

Wort, der bereits 1923 davon sprach, dass die „Melancholia“ immer „ein Tummelplatz der Deutungen“<br />

bleiben werde. – Geringe <strong>Alte</strong>rspuren im Rand der oberen rechten Ecke fachmännisch ausgebessert.<br />

– Bartsch 74b. Heller 847. The Illustrated Bartsch 10 (Comm.) C 2. – Schöner Gesamteindruck!<br />

– Siehe Abbildung nächste Seite.<br />

The invention of the ballistic pendulum<br />

23 EULER – ROBINS, BENJAMIN, Neue Grundsätze der Artillerie enthaltend die<br />

Bestimmung der Gewalt des Pulvers nebst einer Untersuchung über den Unterschied<br />

des Wiederstands der Luft in schnellen und langsamen Bewegungen. Aus dem<br />

Englischen... übersetzt und mit den nöthigen Erläuterungen und vielen Anmerkungen<br />

versehen von Leonhard Euler Königlichem Professor in Berlin. Mit gestoch. Titelvign.<br />

und 8 gefalt. Tafeln. 8 Bll., 720 Seiten. Interims-Karton der Zeit. Berlin, A. Haude,<br />

1745. € 1.800.–<br />

Erste deutsche Ausgabe. – Das bahnbrechende Werk des Engländers B. Robins, der nach Lösungen<br />

ballistischer und pyrotechnischer Probleme forschte. Das von Robins entwickelte „ballistische<br />

Pendel“ bietet erstmals eine mathematische Basis für ballistische Berechnungen und wird damit zur<br />

Grundlage der modernen Geschützkunst. Eulers umfangreiche Anmerkungen und Ergänzungen,<br />

die der Übersetzung beinahe den Charakter eines eigenständigen Werkes geben, trugen wesentlich<br />

zu seinem Erfolg bei. – Emil A. Fellmann bemerkt in der DBE III, 193, daß Euler „dieses Werk<br />

wohl Friedrich II., der damals soeben aus dem Zweiten Schlesischen Krieg nach Potsdam zurückgekehrt<br />

war, als Willkommensgruß wie auch als Nützlichkeitsnachweis für die Mathematik dargebracht“<br />

hat. – Karton berieb., Rückenbezug etw. aufgesplittert, teils nicht störende leichte Bräunung.<br />

Gutes, unbeschnittenes Exemplar im ersten Zustand. – Deutsches Museum, Libri rari, 236.<br />

Jähns III, 2391. DSB XI, 493 f.<br />

17


18<br />

Nr. 22


Exorzismus als Weg zur Individuation im Sinne C. G. Jungs<br />

24 EXORZISMUS – WARHAFFT: UND GRÜNDTLICHER BERICHT, sehr<br />

wunderlich: unnd gleichsam unerhörter Geschichten, so sich unlangst zu Bergen in<br />

Henogau, Ertzbisthumbs Cambrai, mit einer beseßnen, und hernach widererledigten<br />

Closterfrawen verloffen. Auß Frantzösischer Sprach, in Hochteutsch gebracht. Mit<br />

großem Titelholzschnitt. 4 nn., 47 num., 1 nn. Bl. 4°. Mod. Pappband. (München,<br />

Adam Berg), 1589. € 2.400.–<br />

Erste deutsche Ausgabe. – Ausführliche<br />

Schilderung einer Teufelsaustreibung an der<br />

25jährigen Nonne Jeanne Féry in Mons im<br />

Hennegau. Die Authentizität des Berichts<br />

bezeugt am Schluß der Schrift der Bergener<br />

Gerichtsschreiber und Notar Gottfried van<br />

Liere. – „Der Erzbischof und Herzog von<br />

Cambray, Louis de Berlaymont, exorzierte<br />

die Nonne Jeanne Féry mit Hilfe des Kanonikus<br />

Mainsent. Am 13. November 1585<br />

wurde der Teufel endgültig ausgetrieben.<br />

Am 25. November befahl der Erzbischof<br />

dem Chorherrn Mainsent die Geschichte<br />

niederzuschreiben, um Gerüchten vorzubeugen,<br />

was sofort geschah... In Jeanne<br />

Féry begegnen wir zum erstenmal einer<br />

Besessenen, die vorgibt, der Teufel habe sie<br />

verletzt... Kindliches Verhalten nach einem<br />

erfolgreichen Exorzismus habe ich nur bei<br />

Jeanne Féry gefunden. Er ist aber nach religiösen<br />

Ausnahmezuständen nicht selten...<br />

Der Puerilismus scheint in diesen Fällen,<br />

wie bei Jeanne Féry, die Brücke zwischen<br />

dem hysterischen Ausnahmezustand und<br />

dem Normalzustand zu bilden: der lässt an<br />

kindliche Unschuld und Reinheit denken<br />

und sichert Pflege und Beachtung. (Barbara<br />

Hannah hat 1955 in einem unveröffentlichten<br />

Vortrag den Exorzismus der Jeanne<br />

Féry als Weg zur Individuation im Sinn C.<br />

G. Jungs dargestellt)“ (Cécile Ernst, Teufelaustreibungen,<br />

S. 67–80, mit einer umfassenden<br />

Fallstudie). – Der Titelholzschnitt zeigt die besessene Nonne während der Austreibung des<br />

Satans, der sich in der aus dem Munde der Besessenen ausströmenden Dampfwolke als mehrere<br />

kleine Teufelchen ans Licht bringt. – Titel am Falz und verso mit wenigen braunen Fleckchen; sehr<br />

gute Erhaltung. – VD16, ZV 8013. Brit. Museum, STC German Books, p. 627 (unter Mons).<br />

Hohenemser 455. – Der Titelholzschnitt ist abgebildet bei Holländer, Wunder, Wundergeburt und<br />

Wundergestalt, S. 316.<br />

25 FREITAG, ADAM, Architectura militaris nova et aucta, oder Newe vermehrte<br />

Fortification von Regular Vestungen, von Irregular Vestungen und Aussen wercken,<br />

von praxi Offensiva und Defensiva: auff die neweste Niederländische Praxin gerichtet<br />

und beschrieben. Mit gestoch. Titel, 35 doppelblattgr. Kupfertafeln und 8 doppelblattgr.<br />

Tabellen. 3 Bll., 194 (recte 186) Seiten, 1 Bl. Folio. Marmorierter Lederband um<br />

1800 mit rotem Rückenschild und reicher Rückenvergoldung. Amsterdam, Elzevier,<br />

1665. € 3.000.–<br />

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20<br />

Nr. 25


„Dieses reich illustrierte Werk des A. Freitag (1602–1664) gehört zu den wichtigsten Traktaten<br />

zum Festungsbauwesen des 17. Jahrhunderts. Zwar wurde viel über die altniederländische Manier<br />

geschrieben und gestritten, doch nur hier liegt eine ausführliche Interpretation vor. Durch Freitags<br />

Werk wurde die neue Art zu befestigen auch in Deutschland bekannt und von zahlreichen Ingenieuren<br />

aufgenommen. – Freitag war <strong>Medizin</strong>er und Philosoph. Er stand in polnischen Diensten,<br />

ging dann in die Niederlande, wirkte bei den Belagerungen von Herzogenbosch 1629 und Maastricht<br />

1632 aktiv mit. Er hielt mathematische Vorlesungen. In seinem Traktat stellt er auch Instrumente<br />

vor, ingenieurtechnische Bauten wie Brückenanlagen und Militärbauten innerhalb fester<br />

Plätze wie Arsenale, Pulvermagazine, Baracken u. a.“ (Ausst.-Kat. HAB Wolfenbüttel: Architekt<br />

und Ingenieur, No. 316). – Vorsatzpapier in den Rändern leimschattig, Titel und 1. Blatt der<br />

Widmung mit kl. blindgepr. Wappenstempel. 2 gestoch. Exlibris. Am Ende 5 Bll. mit einem zeitgen.<br />

handschriftl. Index beigebunden. – Insgesamt sehr schönes, dekorativ gebundenes Exemplar. –<br />

Deutsches Museum, Libri rari, 106. Cockle 836 Anm. Jordan, Bibliogr. zur Geschichte des Festungsbaus,<br />

1305. – Siehe Einbandabbildung 2. Umschlagseite (unten Mitte).<br />

26 GEIB, KARL, Malerisch-historische Schilderung der Neckargegenden von Mannheim<br />

bis Heilbronn. Mit 24 Aquatinta-Tafeln von J. J. Tanner. 2 Bll., 110 Seiten. Gr.-8°.<br />

Roter Halbleinenband der Zeit mit Rückentitel und reicher ornamentaler Rückenvergoldung.<br />

Frankfurt/Main, Hildebrand, [1843]. € 2.500.–<br />

Erste Ausgabe. – Schönes und sehr seltenes Ansichtenwerk mit wirklich malerischen Ansichten<br />

von Mannheim, Heidelberg, Stift Neuburg, Neckargemünd, Dilsberg, Neckarsteinach, Hirschhorn,<br />

Eberbach, Zwingenberg, Neckargerach, Gundelsheim, Bad Wimpfen, Neckarsulm, Weinsberg,<br />

Heilbronn, Lauffen, etc. – Durchgehend etw. stockfl., Tafelränder und Text teilw. auch<br />

stärker. – Insgesamt ein sehr gutes, hübsch gebundenes Exemplar. – Siehe Einbandabbildung<br />

3. Umschlagseite (oben Mitte).<br />

27 GMELIN, EBERHARD – ALLGEMEINES REPERTORIUM für empirische<br />

Psychologie und verwandte Wissenschaften. Mit Unterstützung mehrerer Gelehrten<br />

hrsg. von J. D. Mauchart. Teile 1–4 (von 4) in 2 Bänden. XX, 352; VIII, 358; XII, 316<br />

Seiten; 1 Bl., XXII, 355 Seiten. Pappbände mit Kleisterpapierbezug und rotem Rückenschild.<br />

Nürnberg, Felßecker, 1792–1798. € 750.–<br />

21


22<br />

Frühe Zeitschrift zur Psychologie und verwandter Gebiete; 1799–1801 erschienen noch die Teile 5<br />

und 6, 1802–03 eine Fortsetzung und ‘Neues allg. Repertorium’. – Aus dem Inhalt: Versuch einer<br />

psychologisch-teleologischen Beurtheilung des Träumens; Verlust der Personalität in der Trunkenheit;<br />

Auszüge aus Criminalakten; Über den eigentlichen Sitz des Wahnsinnes; Anomalien der<br />

Personalität in Krankheiten; Wichtigkeit des ersten Eindrucks; Über das Lächerliche; Ein Beytrag<br />

zur Geschichte der Träume u. a.<br />

Von besonderem Interesse für die Frühgeschichte des Mesmerismus ist ein umfassender Beitrag<br />

von Eberhard Gmelin in Bd. 4 (Seiten 128–160): „Geschichte eines periodischen Wahnsinns,<br />

welcher unter dem Einfluß der Anwendung des thierischen Magnetism stund“, seine letzte<br />

Veröffentlichung überhaupt. – Eberhard Gmelin (1751–1809) Amtsphysikus aus Heilbronn und<br />

Sproß der berühmten Tübinger Gelehrtenfamilie, war einer der angesehensten und besonnensten<br />

deutschen Mesmeristen, der eine große praktische Erfahrung hatte und sich von kritiklosen<br />

Entgleisungen und Übertreibungen ziemlich frei hielt. Ursprünglich hatte er alles „für Betrüger,<br />

Windbeutelei und Alfanzerei“ gehalten, „bis ihn im Jahre 1787 ein eigener Erfolg bei einem hartnäckigen<br />

Nervenleiden betroffen machte, so daß er sich bei Böckmann und Puységur persönlich<br />

nähere Auskunft holte. Er dachte selbständig weiter, hielt den Übergang eines Nervenäthers, einer<br />

Lebenskraft oder eines animalisierten Elementarfeuers für gegeben und vollbrachte aufsehenerregende<br />

Heilungen... in dem elfjährigen Knaben Justinus Kerner entwickelte Gmelin ‘ein magnetisches<br />

Leben’ und Friedrich Schiller suchte ihn später (1793) auf, um die Frage einer Magnetkur für<br />

sich zu besprechen“ (Tischner/Bittel, Mesmer und sein Problem, S. 124, 258 f.). – Vgl. G. Bauer,<br />

Eberhard Gmelin... (in Kerner-Festschrift zum 200. Geburtstag), S. 224 ff., und G. Bauer, E.<br />

Gmelin. Leben und Werk, S. 46 f. und 89. – Bezug am Rücken mit Abreibungen; gestempelt.<br />

Insgesamt schönes Exemplar.<br />

Goethes geologische Beiträge über Marienbad<br />

28 GOETHE – FRIEDRICH (AUGUST II.) VON SACHSEN UND J. W. VON<br />

GOETHE, Pflanzen und Gebirgsarten von Marienbad... ergänzt, und mit einem<br />

Anhange über die andern naturhistorischen Verhältnisse des Curortes hrsg. von C. J.<br />

Heidler. Mit 4 (1 kolor.) lithogr. Tafeln, mehrf. gefalt. kolor. lithogr. petrographischer<br />

Karte und mehrf. gefalt. Tabelle. X, 203 Seiten. Halbleinen der Zeit mit goldgepr.<br />

Rückentitel. Prag, Kronberger und Weber, 1837. € 950.–<br />

Erste Ausgabe. – Von Goethe stammen „Gang und Gebirgsarten von Marienbad, und von dem<br />

vulkanischen Wolfsberge“ (darin der Erstdruck des Verzeichnisses Goethes der bei seinen Besuchen<br />

1821–1823 zusammengestellten Sammlung von Gesteinsarten) sowie „hierauf bezügliche<br />

Bemerkungen Göthe’s, aus seinem I. Bde.: Zur Naturwissenschaft“; ein „Brief von Göthe an den<br />

Herrn Grafen C. Sternberg in Prag, den marienbader Serpentin und Pechstein betreffend“ nebst<br />

einem kurzen Bericht über Goethes „Sammlung der Gebirgsarten des Eger’schen Bezirks und es<br />

vulkanischen Kammerbühls bei <strong>Franz</strong>ensbad“ im Kabinett zu Tepl.<br />

Nach Schmid sind die Übernahmen nicht aus den gedruckten Werken Goethes entnommen,<br />

sondern stellen Varianten aus den Originalhandschriften dar. – Die Beiträge des Prinzen Friedrich,<br />

des späteren König Friedrich August II., über die Flora von Marienbad entstanden 1834–1835. Die<br />

Aufsätze wurden von dem Marienbader Kurarzt C. J. Heidler herausgegeben, mit dem Goethe<br />

befreundet war. – Mit einigen Bleistiftanstreichungen, 2 kl. reparierte Randeinrisse, gering gebräunt<br />

und wenig stockfl.; gutes Exemplar. – Schmid, Goethe und die Naturwissenschaften, 427. Goedeke<br />

IV/3, 593, 32.<br />

29 HAGELGANSS, JOHANN GEORG, Sphaera Infernalis Mystica... Das ist:<br />

Höllisches Spinnenrad, Darinnen das Geimniß der Boßheit, der Fall Lucifers, des Teuffels<br />

Affenspiel in der Welt, und des Satans entwaffnete Macht der Finsterniß abgebildet,<br />

die dahin zielende geheime Zahlen der H. Schrifft aufgelöset, aus der Zähl- und Meß-<br />

Kunst die besondere Chaldäische Bau-Kunst dargestellt, annebst eine vollkommene<br />

Beschreibung des weltlichen, geistlichen und geheimen Babel gegeben, und in der<br />

666ten Zahl gezeiget. Mit 5 gefalt. Kupfertafeln. Doppelblattgr. Titel in Rot und<br />

Schwarz, 6 Bll., 352 Seiten, 8 Bll. (d. l. w.). Halbpergamentband der Zeit. Frankfurt am<br />

Main, J. F. Fleischer, 1740. € 1.200.–


Einzige Ausgabe dieser seltenen okkultistischen Schrift. – Der erste Teil entwickelt eine apokalytische<br />

Zahlenmystik, der zweite beschreibt die „Sieben bösen Geister“ (Neid, Lüge, Wollust etc.),<br />

„hinter welchen der Drach, als der Achte, steckt“ und die „aus Eden nach Gehenna abgefertiget<br />

werden“. Auf dem Tafeln geometrische Konstruktionen, Zahlenquadrate, Ansichten des Turms zu<br />

Babel, die Abbildung des „Höllischen Spinnrades“ sowie apokalyptische Darstellungen. – J. G.<br />

Hagelganß (1687–1762), Archivrat und Philosoph, wurde 1729 durch Vermittlung seines Freundes<br />

Johann Christian Lange mit der Leitung des Naussauischen Zentralarchivs im Idsteiner Schloß<br />

betraut (vgl. Bautz, Biogr.-bibliogr. Kirchenlex., Bd. 28). – Seiten 217/18 (Zwischentitel) mit<br />

Papierausriß im rechten Rand (kein Textverl.), Doppeltitel im Falz verstärkt, die Tafeln etw. fleckig<br />

und angestaubt. Einband fleckig und beschabt. – Caillet II, 4928. Graesse, Bibl. mag. et pneumat.,<br />

S. 147. Hayn/Gotendorf III, 7. – Nicht bei Dorbon-Ainé, Rosenthal, Slg. Hevesi etc.<br />

Vorgebunden sind zwei weitere, ebenfalls sehr seltene (wenn auch nicht ganz vollständige) Werke<br />

von Hagelganß:<br />

I: (Machina mundi sphaerica cum planisphaerio, oder, Vollständige Beschreibung einer in der<br />

Architectura Cosmica angegebenen zweyfachen Welt-Kugel ... /) Mit 5 (statt 7) Kupfertafeln. 13<br />

(statt 15, ohne den doppelblattgr. Titel) Bll., 132 Seiten, 6 Bll. (Frankfurt, J. F. Fleischer, 1738).<br />

II. Sphaera coelestis mystica, ex arithmologia ac metrologia sacra... Das ist: Die Geheimniß-volle<br />

Himmels-Kugel, Darinnen Das unendliche Wesen Gottes... gezeiget. Mit 2 (statt 8) Kupfertafeln.<br />

Doppelblattgr. Titel, 6 Bll., 341 Seiten, 1 Bl. Frankfurt, J. F. Fleischer, 1739. – Caillet II, 4927.<br />

30 HAUFF, WILHELM, Die Geschichte von dem kleinen Muck. In Tusche<br />

geschriebenes Manuskript mit 38 Tuschfederzeichnungen von Fritz Fischer, zusammen<br />

mit dem Text auf 27 Bll. 4°. Illustr. roter Halblederband mit aquarelliertem Schutzumschlag.<br />

€ 4.000.–<br />

„2. Fassung geschrieben und gezeichnet zum Jahresende 1955 f. f. Weihnachten Blaubeuren“. –<br />

Völlig abweichend zu der wohl ersten Fassung, die sich im Schiller-Nationalmuseum in Marbach<br />

befindet (zu Ehren F. Pfäfflins in Faksimile als Extra-Ausgabe der Marbacher Bibliothek im Jahr<br />

2000 erschienen).<br />

Der Zeichner und Illustrator Fritz Fischer (1911–1968), „sein Leben lang mit der Literatur verbunden,<br />

illustrierte Geschichten von Edgar Allan Poe und E.T.A. Hoffmann, Ludwig Tieck und Gottfried<br />

Keller, Morgenstern und Andersen – , und immer kam es ihm darauf an, mit seiner spitzen<br />

Feder das Wunderliche, ja Verschrobene zu betonen. Der kleine Muck, die komische Figur aus dem<br />

Märchen, ist zur Symbolgestalt des einsamen Weisen geworden, der am Rande der Gesellschaft<br />

seine Späße und Spiele treibt. Fritz Fischer betrachtet ihn von vorn: Mit seinem großen Turban<br />

wirkt er wie ein verkleideter Liliputaner, der die Zirkusarena betritt, alle Zuschauer zu verzaubern.<br />

Fritz Fischer betrachtet ihn von hinten: Mit den großen Pantoffeln sieht er aus wie ein exotischer<br />

Skispringer, der eben die Schanze verlassen hat, sich in unermeßliche Höhen zu erheben. Und von<br />

der Seite betrachtet erscheint der bärtige Kopf mit mächtigem Ring im Ohr und gewaltiger Pfeife<br />

im Mund hinter den Dachzinnen seines Hauses, rumpf- und beinlos, als bestünde er tatsächlich nur<br />

aus Kopf. Diesen kleinen Riesen stellten wir uns bei Großvaters Erzählung wie von Fritz Fischer<br />

gezeichnet vor -, großkopfig und unnahbar: Doch das kann ich erst heute versichern, fünfundsechzig<br />

Jahre später nach meinem ersten Blick auf die unveröffentlicht gebliebenen Blätter. Fritz<br />

Fischer nutzte alle Spielarten des Übertreibens: Der Spieler mit der Zeichen- oder Schreibfeder läßt<br />

seiner Phantasie freien Lauf, knüpft einen aufgelesenen Leitfaden mit anderen bunten Fäden zu<br />

seiner Ideenkette zusammen. Aus einem Einfall erfindet er ein Weltsystem. Die poetische Logik<br />

gehorcht keinem Kausalgesetz“ (Ludwig Harig im Nachwort zur oben erwähnten Marbacher<br />

Publikation). – Umschlag an den Rändern etw. gebräunt (Rücken geschickt erneuert). Der Einband<br />

und Buchblock tadellos erhalten. – Siehe Abbildung nächste Seite.<br />

Humboldts Hauptarbeit über Geologie<br />

31 HUMBOLDT, ALEXANDER VON, Essai géognostique sur le gisement des<br />

roches dans les deux hémisphères. VIII, 379 Seiten. Bedruckter Orig.-Umschlag in<br />

Kassette. Paris und Straßburg, Levrault, 1823. € 800.–<br />

23


24<br />

Nr. 30


Seltene erste Ausgabe von Humboldts „Hauptarbeit über Geologie, die die auf der amerikanischen<br />

Reise erworbene Einsicht widerspiegelt... und ihrem Inhalt nach sehr wohl in den Rahmen des<br />

Reisewerks gepaßt haben würde“ (ADB XIII, 373). – „Er faßte in der Arbeit alles zusammen was<br />

er von der Geologie beider Hemisphären wußte, und stellte die transozeanischen Verbindungen<br />

von geologischen Formationen auf Grund eigener Beobachtungen dar. Dabei hielt er an manchen<br />

Anschauungen Werners fest, z. B. an dem wäßrigen Ursprung von Granit, Porphyr und Gips, wich<br />

aber sehr von den Ideen des alten Lehrers ab, wenn es um die Erklärung vulkanischer Vorgänge<br />

ging... Kurz nach Erscheinen des Werkes besuchte Charles Lyell Humboldt in Paris. Er war damals<br />

sechsundzwanzig Jahre alt und schrieb am 3. Juli 1823 an seinen Vater: ‘Er (Humboldt) zeigte<br />

großes Interesse, als ich ihm die Kritiken unserer Geologen über sein letztes Werk beschrieb, ein<br />

Werk, das allein genügt hätte, ihm einen Rang in der Wissenschaft zu verleihen, selbst wenn er<br />

nichts anderes veröffentlicht hätte.’“ (H. de Terra, A. von Humboldt und seine Zeit, 187 f.). –<br />

Unbeschn. Ex. im Originalzustand, Bindung locker bzw. tls. gelöst, etw. gebräunt. – Löwenberg<br />

146.<br />

Von der Deutung des Körperbaues, des Gesichts und der Handlinien<br />

32 INDAGINE, JOHANNES, Introductiones apotelesmatice elegantes, in chyromantiam,<br />

physionomiam, astrologiam naturalem, complexiones hominum, naturas<br />

planetarum... Mit Porträt-Holzschnitt nach Baldung Grien und 83 Textholzschnitten<br />

von Bernard Salomon (zugeschrieben). 186 Seiten. Pergamentband im Stil der Zeit mit<br />

Rückentitel. Lyon, J. de Tournes, 1556. € 1.950.–<br />

Die erste lateinische Ausgabe bei de Tournes und noch immer frühe Ausgabe des erstmals 1522<br />

erschienenen Werkes. – „Presumably the combination of astrology, physiognomy and chiromancy<br />

with humanistic bias and some approach to Protestant partisanship accounted for its long and<br />

widespread currency north of the Alps“ (Thorndike V, 66). – „Dieses bis in das ausgehende<br />

17. Jahrhundert trotz päpstlicher Indizierung häufig nachgedruckte Werk mit dem von Hans<br />

Baldung Grien angefertigten Porträts I.s auf dem Titelbild und den veranschaulichenden Holzschnitten...<br />

im Innern hat im Deutschland der frühen Neuzeit wesentlichen Anteil an der Verbreitung<br />

der Lehre von der Deutung des Körperbaues, des Gesichts und der Handlinien. I. beruft sich<br />

wiederholt auf Julius Firmicus, Marsilius Ficinus u. a., doch erheben eigenständige Erfahrungen<br />

und Beobachtungen sein Werk über eine reine Kompilation“ (NDB). – Die Holzschnitte mit<br />

Darstellungen chiromantischer und astrologischer Figuren, allegorischer Planetendarstellungen<br />

sowie Doppelporträts zur Physiognomie. Das schöne Medaillonporträt des Verfassers nach<br />

Baldung Grien ist eventuell – wie die anderen Darstellungen auch – von B. Salomon geschnitten.<br />

Vgl. dazu Oldenbourg, Baldung Grien S. 133. Ohne 3 weiße Bll. am Schluß. – Sehr gut erhaltenes,<br />

nur vereinzelt geringf. fleckiges Exemplar. – Durling 2533; Caillet 5388; Mortimer 325 Anm.; nicht<br />

bei Adams und Wellcome.<br />

Beginn der modernen Ohrenheilkunde<br />

33 ITARD, JEAN MARIE GASPARD, Traité des maladies de l’oreille et de l’audition.<br />

2 Bände. Mit 3 gefalt. Kupfertafeln. 2 Bll., XVI, 396 Seiten; 2 Bll., 522 Seiten. Halblederbände<br />

im Stil der Zeit mit Rückentitel und Rückenvergoldung in Schuber. Paris,<br />

Méquignon-Marvis, 1821. € 1.200.–<br />

Erste Ausgabe. – „First of the modern text-books on diseases of the ear, this work did much to establish<br />

otology on a sound basis“ (Garrison/Morton 3364). – Itards (1774–1838) „vorzüglichstes,<br />

namentlich wegen der darin niedergelegten guten Krankengeschichten und Beobachtungen noch<br />

heute sehr beachtenswerthes Werk war epochemachend und enthält nach einer historischen, anatomischen<br />

und physiologischen Einleitung wesentlich praktische, auf Grund von 172 prägnanten<br />

Krankengeschichten niedergelegte Thatsachen über die gesammte Ohrenheilkunde, so dass es<br />

schwer fällt, irgend ein Capitel, z. B. das 1. über die subjectiven Gehörempfindungen (du bourdonnement),<br />

als vorzugsweise gelungen hervorzuheben. Nicht minder hervorragend in der<br />

Construction von chirurgischen und akustischen Instrumenten, sowie in der Verbesserung der<br />

operativen Technik, beschreibt er in diesem Buche die Paracentese des Trommelfells, für welche er<br />

bereits die noch heute geltenden Indicationen: Secretanhäufung und unlösbaren Verschluss der<br />

25


26<br />

Tuba Eust., kennt... Von seinen akustischen Instrumenten ist besonders hervorzuheben der<br />

‘accouomètre’, bestehend aus einem einfachen kupfernen Ringe, der von einem mit Quadrant<br />

versehenen Pendel angeschlagen wird, ein Instrument, welches allen späteren physiologischen und<br />

otiatrischen Hörmessern ähnlicher Art zur Grundlage gedient hat; ferner seine gehörverstärkenden,<br />

durch eine Feder am Ohr und Kopf zu befestigenden Schallmuscheln für Schwerhörige“<br />

(Hirsch-H. III, 382 f.). – „France was the first country to remove otology from the sphere of the<br />

surgeon and to give it a place of its own. One of the first to specialize in this branch was Jean Marie<br />

Gaspard Itard“ (Stevenson & Guthrie, p. 59). – Etw. stockfl., Tafeln im Innensteg etw. wasserrandig;<br />

insgesamt schönes Exemplar. – Norman Libr. 1146. Politzer, Gesch. d. Ohrenheilkunde I, 439<br />

ff. Waller 5080.<br />

34 KATZSCH, JOHANN, De gubernanda sanitate, secundum sex res non naturales,<br />

ex Hippocratis et Galeni libris placita quaedam desumpta. 40 num. Bll. Flex. Pergament.<br />

Frankfurt/Main, Egenolffs Erben, 1557. € 700.–<br />

Sehr seltenes Diätetikbüchlein aus der Feder des Hallenser <strong>Medizin</strong>ers J. Katzsch. – „Réimpression<br />

d’un petit traité de santé très rare, qui avait d’abord paru à Leipzig en 1549. L’auteur était médicin<br />

à Halle“ (Oberlé 319/3). – Titel mit hs. Bibliotheksvermerk aus dem Jahr 1680. Einband aus altem<br />

Material neu aufgebunden; gutes Exemplar. – VD 16, K 538 (= K 540, unter Katsch). British Mus.<br />

STC German Books 467 (Ausg. 1570). Waller 5251. Wellcome I, 3533. Durling 2649. Richter,<br />

Egenolffs Erben, 45. Kochbuch-Slg. Horn/Arndt 39 und 57.<br />

Namhaftester Führer der christlich-sozialen Bewegung<br />

35 KETTELER, WILHELM EMMANUEL VON – SAMMLUNG von 41 Schriften<br />

(in versch. Auflagen) aus den Jahren 1854–1877, allesamt erschienen in Mainz.<br />

Gebunden in 5 Halblederbänden mit Rückenvergoldung. € 600.–<br />

Außergewöhnlich umfangreiche Sammlung mit annähernd sämtlichen späteren Schriften des<br />

Erzbischof von Mainz und bedeutenden Sozialreformers. – Ketteler (1811–1877), nicht nur wegen<br />

seines politischen und sozialen Engagements der „streitbare Bischof“ genannt, setzte sich u. a. im<br />

Frankfurter Parlament für die Loslösung der Kirche vom Staat ein. Seine Schriften und Predigten<br />

erlangten teils bis zu 7 Auflagen und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. – Die im fünften Band<br />

(im Format etwas kleiner) vereinigten Schriften papierbedingt gebräunt. Insgesamt sehr gut erhaltene,<br />

zeitgenöss. gebundene Sammlung.<br />

Pionier der deutschen Neurochirurgie<br />

36 KRAUSE, FEDOR, Chirurgie des Gehirns und Rückenmarks nach eigenen<br />

Erfahrungen. 2 Bände. Mit 62 (60 farb.) Tafeln und 185 Textabb. XXXVI, 828 Seiten.<br />

4°. Orig.-Halblederbände. Berlin, Urban & Schwarzenberg, 1908–11. € 1.200.–<br />

Erste Ausgabe. – „With Macewen and Cushing, Krause pioneered the development of neurosurgery<br />

as a specialty. This is his most comprehensive work“ (Garrison/Morton).<br />

„This work on surgery of the brain and spinal cord is richly illustrated with exceptional black and<br />

white and colored plates, which graphically depict the variety of pathological conditions of the<br />

central nervous system. Krause was professor at Berlin where developed the first operation for<br />

extradural excision of Gasserian ganglion for trigeminal neuralgia and demonstrated the utility of<br />

whole thickness skin grafts“ (Heirs of Hippocrates 2195). – Sehr gutes Exemplar. –<br />

Garrison/Morton 4880.1. Walker, Hist. of Neurol. Surgery, 248 f. Haymaker/Schiller, Founders of<br />

Neurology, 557. Kolle, Große Nervenärzte III, 199–206.<br />

„... wohl die älteste protestantische Schrift aus Kurpfalz“ (ADB)<br />

37 LANDSCHAD ZU (NECKAR-) STEINACH, HANS, Ain Missiue... an den<br />

Durchleutigisten... Ludwygen... Pflatzgrauff bey Reyn... Von wegen der götliche leer,<br />

zu beschirmen... Im jar 1522. 10 Bll. 4°. Rückenbroschur in Papp-Kassette. O. O., Dr.<br />

und J. (Augsburg, M. Ramminger, 1522). € 4.000.–<br />

Einzige Ausgabe; sehr selten. – „Eine Wendung in Landschad’s Leben trat ein mit der Reformation.


Seine Voreltern waren kirchlich gesinnte Leute... Hans L. selbst hatte viele Fahrten zu den Heiligen<br />

gethan, viel Gut gestiftet in Kirchen und Klöster... Aber schon meldete sich auch in Neckarsteinach<br />

die neue Zeit an... In diesem Jahre (1518) kam bekanntlich Luther nach Heidelberg und disputirte<br />

daselbst unter großem Zulauf und lautem Beifall, und es ist um so wahrscheinlicher, daß auch<br />

Landschad dieser Disputation beigewohnt habe, als damals drei seiner Söhne... in Heidelberg<br />

studierten“ (ADB). – In der vorliegenden Schrift sagt Landschad, er habe alle Schriften Luthers<br />

gelesen und mit der Bibel verglichen, aber es sei ihm kein Gelehrter bekannt, der in einem einzigen<br />

Punkte die Lehre Luthers widerlegen könne. Anschließend „ain hüpscher Spruch“, der, verziert<br />

mit einigen Holzschnitt-Zierleisten, auch ein gereimtes Vaterunser enthält. – „Es ist zu bemerken,<br />

daß in dasselbe Jahr die Schrift Sickingen’s an Diether von Handschuchsheim fällt; aber Landschad’s<br />

Schrift ist wohl die älteste protestantische Schrift aus Kurpfalz“ (ADB XXXV, 671 f.). –<br />

3 kl. Wurmlöchlein, sonst sehr gutes Exemplar. – VD 16, L 225. BMC, German Books, 482. Schottenloher<br />

32227a. Kuczynski 1234. Jackson 2025 (inkomplett). – Abbildung und weitergehende<br />

Ausführungen zu Landschad von Prof. R. Düchting direkt nach dem Titel.<br />

Laymanns Stellungnahme in der Hexenfrage<br />

38 LAYMANN, PAUL, Theologiae moralis liber quartus. De virtute, et statu religionis.<br />

3 Teile in 1 Band. Mit 3 Holzschn.-Titelvignetten. 2 Bll., 471; 1 Bl., 5–481 (so<br />

komplett!) Seiten; 1 Bl., 348 Spalten, 4 Bll. 4°. Blindgeprägter Schweinslederband der<br />

Zeit auf Holzdeckeln. München, N. Henrici, 1625. € 850.–<br />

Seltene erste Ausgabe. – Hauptwerk von Paul Laymann (1574–1635), Prof. des kanonischen Rechts<br />

in München, Ingolstadt und Dillingen. – Die Titel der Teile II und III: „Theologiae moralis liber<br />

quintus. De Sacramentis, et Sacrificio novae legis“ und „Moralis theologiae. Repertorium seu<br />

compendiosa rerum...“. – „Der Jesuit Paul Laymann gilt als einer der bedeutendsten Moraltheologen<br />

seiner Zeit. Er war zunächst für die Hexenverfolgungen eingetreten, revidierte jedoch seine<br />

Meinung unter dem Einfluß seines Ordensbruders Adam Tanner und plädierte für eine Modifikation<br />

des Prozessrechts. 1625 erschien sein fünfbändiges Werk ‘Theologia moralis’, das u. a. eine<br />

kritische Replik auf Martin Del Rio (1551–1608) enthielt. Del Rios weit verbreitete Hexenlehre<br />

zählte zu den einflussreichsten dämonologischen Schriften in Europa. Während Del Rio die<br />

Ansicht vertrat, dass in Hexenprozessen nach Ausnahmerecht verfahren werden dürfe, widersprach<br />

Laymann der gängigen Praxis, dass eine Anzeige bereits zur Verurteilung reiche. Auch<br />

warnte er vor der Anwendung der Folter und forderte, im Zweifel eine mildere Strafe zu verhängen“<br />

(Hexenwahn. Ängste der Neuzeit. Ausst.-Kat. des Deutschen Histor. Museums Berlin 2002,<br />

S. 292). – Laymanns Werk erschien zu seinen Lebzeiten in zwei weiteren überarbeiteten Auflagen.<br />

Ein Jahrhundert galt die „Theologia moralis“ als Standardwerk, „noch von Matthias J. Scheeben<br />

1867 gerühmt wegen ihrer ‘klassischen Ruhe und Klugheit sowie ihrer großen Erudition’. Dieses<br />

Werk gehört in die Anfangszeit der Moraltheologie als eigenständige Disziplin, ausgezeichnet vor<br />

allem durch die Betonung des Gewissens und die Wiederaufnahme des Tugendschemas des heiligen<br />

Thomas von Aquin.“ (Rainer Florie, Univ. Augsburg). – Der erste Titel mit handschriftl. Besitzvermerks<br />

des Münchener Jesuitenkollegs, dat. 1625, ferner neuerer Stemp. der Klosterbibliothek.<br />

Ohne die fliegenden Vorsätze. Einband berieb., ohne Schließen. Leichte Gebrauchssp. – VD17<br />

12:108396Q; 12:108399N; 12:108472B. Soldan-Heppe, Geschichte der Hexenprozesse II, 184 f.<br />

NDB 14, S. 6.<br />

Emblembuch<br />

39 LE CLERC, JEAN, Le spectacle de la vie humaine. Mit 103 emblematischen<br />

Kupfern. IV, 420, IV, 2 Bll., 103 Seiten. 4°. Lederband der Zeit mit ornamentaler<br />

Rückenvergoldung. Den Haag, J. van Duren, 1755. € 950.–<br />

Die hübschen Kupfer sind jenen in Otto van Veens „Horatii Flaccii emblemata“ von 1607 nachempfunden.<br />

– Viersprachiger Text in <strong>Franz</strong>ösisch, Holländisch, Latein und Deutsch. – Deckel etw.<br />

beschabt, sonst jedoch sauberes, sehr gut erhaltenes Exemplar. – Praz 524. Landwehr, Dutch<br />

Books, 131. – Siehe Einbandabbildung 3. Umschlagseite (oben Mitte) und nächste Seite.<br />

27


28<br />

Nr. 39


Lenards Mitschrift von Bunsens Vorlesungen<br />

„A revelation to Lenard to become a scientist” (DSB)<br />

40 LENARD, PHILIPP (1862–1947), Physiker; für seine Arbeiten über Kathoden-<br />

Strahlen erhielt er 1905 den Nobelpreis. – Eigenhändiges Manuskript mit Namenszug<br />

„Lenard“ auf dem Titel. 1883/84. Mit vielen chemischen Formeln und Unterstreichungen<br />

in Rot- und Blaustift sowie Tinte. Titel (= fliegender Vorsatz), 140 Bll. 4°. Halbleinen<br />

der Zeit mit goldgepr. Rückentitel. € 4.500.–<br />

„Bunsens Vorlesung / WS 1883/84“. – Aufzeichnungen zur Vorlesung des Chemikers Robert<br />

Bunsen (1811–1899) aus Lenards Studienjahr in Heidelberg. Armin Hermann schildert im DSB<br />

(VIII, 180) Lenards frühen Werdegang bis hin zu seinem Heidelberg-Besuch und der Bunsen-<br />

Vorlesung, die eine entscheidende Zäsur in seinem Leben bringen sollte: „Lenard was the son of a<br />

wealthy wine maker and wholesaler [in Bratislava]... Lenard was at first educated at home, but<br />

when he was nine he entered the cathedral school in Pressburg and later the Realschule. For him<br />

mathematics and physics were ‘oases in the desert’ of other subjects, and he studied these two<br />

subjects by himself with the aid of college textbooks. In addition, he carried out chemistry and<br />

physics experiments on his own. He once devoted his summer vacation entirely to study of the new<br />

field of photography. – In his unpublished autobiography Lenard wrote, ‘When school days ended,<br />

a painful void came into my life’. His father, who wanted him to carry on the wine business,<br />

permitted him, after long arguments, to continue his studies, but only at the Technische Hoschulen<br />

in Vienna and Budapest; moreover, he was to occupy himself primarily with the chemistry of wine.<br />

After a few dreary semesters Lenard joined his father’s business. – In the summer of 1883, Lenard<br />

used the savings from a year of work for a trip to Germany. In Heidelberg he met Robert Bunsen,<br />

a figure who had long been a ‘secret object of worship“. Bunsen’s lectures were a revelation to<br />

Lenard, who was now firmly resolved to become a scientist; he matriculated at Heidelberg in the<br />

winter semester 1883–1884“.<br />

Der Text Lenards geht über eine bloße Mitschrift hinaus; er versucht, Bunsens spezifische<br />

Vortragsweise wiederzugeben:<br />

„Der Gegenstand, der uns hier beschäftigen wird, bildet einen Zweig jener Abtheilung des menschlichen<br />

Wissens, welche man im Gegensatz zu den classischen Wissenschaften Naturwissenschaft<br />

nennt. – Die Betrachtung der Körper in der Natur zeigt, dass alle Körper gewisse Eigenschaften im<br />

selben Grade und in derselben Weise gemeinsam haben; diese Eigenschaften sind die allgemeinen<br />

Körpereigenschaften. – Eine solche ist die Ausdehnung und Undurchdringlichkeit: alle Körper<br />

erfüllen den Raum nach 3 Dimensionen so, dass durch die Materie welche sich innerhalb dieser<br />

Dimensionen befindet, verhindert wird, dass nocheinmal Materie sich im selben Raume zur gleichen<br />

Zeit befinde. – Eine 2te allgemeine Körpereigenschaft ist die Gravitation oder Schwere,<br />

welche bewirkt, dass jeder Körper jedem andern sich mit einer bestimmten Kraft zu nähern<br />

bestrebt ist. Wenn also 2 Körper sich irgendwo frei beweglich im Raume befinden, so werden sie<br />

sich mit einer Kraft einander nähern, welche durch das Gesetz der Gravitation bestimmt ist, diese<br />

Kraft nimmt ab wie das Quadrat der Entfernung. Eben eine solche Eigenschaft ist die Trägheit,<br />

deren Existenz aus der Art der Bewegung aller Körper folgt, sie ist das Bestreben ewig im selben<br />

Zustand zu verharren, sei diess nun ein Zustand der Bewegung oder der Ruhe. Das Bestreben ewig<br />

zu verharren wenn nicht oder bis eine äussere Einwirkung diesen Zustand verändert. Befindet sich<br />

also ein Körper im Weltraum in Ruhe, so wird er fort in Ruhe bleiben und bewegt er sich, in einer<br />

bestimmten Richtung so wird er sich immerfort in derselben Richtung fortbewegen bis nicht eine<br />

äussere Einwirkung auf ihn statthat...“.<br />

Angebunden sind ferner Lenards eigenhändige „Notizen über Analysen aus Bunsens Laboratorium“<br />

(5 Seiten) sowie die eigenhändige Mitschrift der Chemievorlesung von Hermann Kopp<br />

(1817–1892) aus dem Wintersemester 1883/84 (2 Bll., 69 hs. num. Seiten). – Vorderdeckel mit<br />

verklebten Leinwandresten. Insgesamt sehr gut erhalten. – Wertvolles Dokument für die<br />

Geschichte der Physik wie auch für die Heidelberger Universitätsgeschichte.<br />

41 LEUBA, FRITZ, Les champignons comestibles et les espèces vénéneuses avec<br />

lesquelles ils pourraient être confondus. Mit 54 (52 chromolithogr.) Tafeln. XLI, 118<br />

Seiten, 1 Bl. Folio. Halbleinen mit goldgepr. Rückentitel und Rückenvergoldung.<br />

Neuchâtel, Delachaux & Niestlé, (1887–)1890. € 750.–<br />

29


30<br />

Erste Ausgabe dieses schönen Pilzbuches. – Die dekorativen, teils schwarzgrundigen Tafeln mit<br />

zweisprachigen Tafellegenden (französisch und deutsch). Rücken und Ecken geschickt erneuert<br />

unter Verwendung des bedruckten Orig.-Deckelbezuges. Teilweise etw. stockfleckig, sonst schönes<br />

Exemplar. – Volbracht, MykoLibri. Die Bibliothek der Pilzbücher, 1172. Nissen 1183.<br />

Höhepunkt römischer Geschichtsschreibung<br />

42 LIVIUS, TITUS, Romische Historien Titi Livii mit etlichen newe(n) translation<br />

auß dem Latein... vast lüstig zu lesen und fruchtbarlich allen den: so in tugent: manheyt<br />

oder ritterlichen thaten ir leben üben wollen. Mit 3 Titelbordüren in Holzschnitt,<br />

Holzschnitt-Druckermarke und über 250 Textholzschnitten. 10 nn., 447 (recte 335)<br />

num. Bll. Folio. Blindgepr. Schweinslederband der Zeit auf Holzdeckeln mit<br />

2 Messingschließen. Mainz, J. Schöffer, 1530. € 4.800.–<br />

Schöner Druck der Mainzer Livius-Ausgabe mit den meisterhaften Holzschnittillustrationen; ein<br />

klassischen Holzschnittbuch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.<br />

Auf den Kriegs- und Schlachtenszenen sind neben Landschaften auch die Porträts bekannter Zeitgenossen<br />

zu erkennen. Die von Else Thormälen (Gutenberg-Jahrbuch 1934, 137 ff. mit Abb.)<br />

aufgestellte Behauptung, ein Großteil der Holzschnitte stamme von Conrad Faber von Creuznach<br />

und stelle zum Teil Rheinlandschaften dar, ist nach den Arbeiten von W. Brücker über den Künstler<br />

(1963 und 1968) und W. Reiniger nicht mehr haltbar. Bis auf zwei topographisch exakte Ansichten<br />

der Ebernburg und der Burg Nanstein, die nach zeitgenössischen Einblattdrucken entstanden<br />

sind und stilistisch von den anderen Holzschnitten stark abweichen, handelt es sich um reine Phantasielandschaften<br />

eines oder mehrerer Künstler, die jedoch in keinem Zusammenhang von Conrad<br />

Faber stehen. – Fünfte in Mainz gedruckte Ausgabe, übersetzt von Nicolaus Carbach und J. Micyllus<br />

mit den neu entdeckten 5 Büchern der vierten Dekade. – Vorsätze mit Exlibris und hs. Notizen.<br />

Etw. gebräunt, fleckig und wasserrandig, Bll. 412–420 im Innensteg mit Braunfl.; teils mit kleineren<br />

Wurmspuren, Randdefekte und in den Ecken etw. angerändert. Die beiden Schließen kaum<br />

sichtbar erneuert. Der schöne Einband mit Rollen- und Einzelstempeln berieben und mit einigen<br />

Wurmgängen. – VD16, L 2106. Brit. Museum, STC German Books, p. 521. – Siehe Einbandabbildung<br />

2. Umschlagseite (unten rechts).<br />

Einzigartiges Quellenwerk für die deutsche Geschichte<br />

43 LORSCH – (LAMEY, A., HRSG.), Codex principis olim Laureshamensis abbatiae<br />

diplomaticus ex aevo maxime carolingico diu multumque desideratus. 3 Bände. 15<br />

Bll., 622 Seiten; 6 Bll., 644 Seiten; 17 Bll., 312 Seiten, 51 Bll. 4°. Lederbände der Zeit mit<br />

2 Rückenschildchen und reicher Rückenvergoldung. Mannheim, Typis Academicis,<br />

1768–1770. € 3.000.–<br />

Erste Ausgabe; sehr selten. – „Für die deutsche Gesamtgeschichte wichtiges und wertvolles, für die<br />

Kaisergeschichte unentbehrliches, für die deutsche Topographie grundlegendes, für die Geschichte


des Reichsklosters Lorsch aber einzigartiges und unschätzbares Quellenwerk“ (Kat. „Handschriften<br />

des Reichsklosters Lorsch“, 1964, Nr. 14). – Das Kloster Lorsch, welches zuerst reichsunmittelbar<br />

war, wurde unter Friedrich II. kurmainzisch und 1461 kurpfälzisch. Der vorliegende Codex<br />

wurde auf Veranlassung Karl Theodors von dem Sekretär der Mannheimer Akademie, Andreas<br />

Lamey (1726–1802), zusammengestellt und in vorliegender Form erstmals veröffentlicht.<br />

Der Lorscher Codex (lat. Codex Laureshamensis) ist ein zwischen 1170 und 1175 begonnenes<br />

handschriftliches Kopialbuch. Allerdings ist keine einzige der Originalurkunden mehr vorhanden,<br />

von denen die Abschriften gemacht wurden.<br />

„Der Codex wurde erstellt, um die Rechte und Besitztümer des Klosters Lorsch zu dokumentieren<br />

und damit der Abtei langfristig zu sichern. Der Codex wurde im 12. Jahrhundert, als die Lorscher<br />

Macht bereits zurückging, zusammengestellt. Er besteht aus über 3800 urkundlichen Eintragungen<br />

(Traditionsnotizen) eines Rechtsvorgangs (Kauf, Schenkung usw.) mit den dazugehörigen zitierten<br />

Urkunden (von Königen, Päpsten usw.). Diese Urkunden wurden stark verkürzt wiedergegeben.<br />

Die ältesten Rechtsgeschäfte sind ab 764 beschrieben und registriert. Weiterhin enthält der Codex<br />

zwei Gönnerverzeichnisse und eine Äbtechronik. Diese Äbtechronik dient vor allem als Quelle für<br />

die Baugeschichte und der Entwicklung des Kirchenschatzes. Lediglich der Initialbuchstabe der<br />

ersten Seite ist illuminiert. Der Text des Codex ist in karolingischen Minuskeln geschrieben.<br />

Da der Lorscher Codex die Ersterwähnung vieler Gemeinden – über 1.000 Orte werden in ihm<br />

genannt – enthält, wird er von heimatgeschichtlich Interessierten gern anachronistisch als Grundbuch<br />

bezeichnet. Der Lorscher Codex ist die älteste geschriebene Geschichtsquelle für Hunderte<br />

von Orten und beweist das Vorhandensein vieler Ortschaften bereits vor 1100 bis 1200 Jahren.<br />

Im „Codex Laureshamensis“ verzeichneten die Mönche des Lorscher Klosters neben Kauf- und<br />

Tauschverträgen die dem Kloster gemachten Schenkungen von Dörfern, Gehöften, Ländereien und<br />

allerlei sonstigen schätzenswerten Dingen auf Grund der ihnen vorliegenden Originalurkunden<br />

geordnet. In diesem Buch werden zuerst die Schenkungen von Kaisern und Fürsten genannt und<br />

dann die aus dem Volke, letztere geordnet nach Gauen, dem Wormsgau (wo das Kloster etwa 1.180<br />

Güter besaß), dem Speyergau, Lobdengau, Rheingau, Maingau, Neckargau, Kraichgau usw. Die<br />

unter Karl Theodor in Mannheim gegründete Pfälzische Akademie der Wissenschaften gab in den<br />

Jahren 1768–1770 das Werk erstmals im Druck heraus“ (wikipedia). – Heute wird der Codex im<br />

Staatsarchiv Würzburg (bayerisches Staatsarchiv mit Zuständigkeitsbereich Unterfranken) aufbewahrt.<br />

Einbände nur leicht berieb., ein Kapital mit kl. Fehlstelle; insgesamt ein prachtvolles Exemplar. –<br />

Holzmann/Bohatta I, 9681. Dahlmann/Waitz 1181. Brunet VI, 21768. Veitenheimer, Druckort<br />

Mannheim, 537. – Siehe Einbandabbildung 3. Umschlagseite (oben links).<br />

Luthers Anweisung zum Beten für die Einfältigen<br />

44 LUTHER, MARTIN, Ein einfeltige weise zu Beten, für einen guten freund. Mit<br />

breiter Titelbordüre des Monogrammisten MS (?) und 1 geschnittenen Initiale. 16 Bll.<br />

4°. Umschlag. (Wittenberg, Hans Lufft), 1535. € 1.200.–<br />

Erste Ausgabe. – Für das Volk geschriebene einfache Anweisung zum Beten, „dem Meister Peter<br />

Balbirer“ gewidmet: „Lieber Meister Peter, Ich gebs euch so gut als ichs habe, und wie ich selber<br />

mich mit beten halte...“. Balbirer hieß mit Familiennamen eigentlich Beskendorf; er war eine bei<br />

den Professoren bekannte Persönlichkeit. Melanchthon nannte ihn „einen um viele wohl verdienten<br />

Greis“ (Köstlin-Kawerau II, 297 f.). – Die schöne Bordüre zeigt den guten Hirten mit dem<br />

Lamm über der Schulter und die Embleme der fünf Reformatoren mit deren Monogramm (Luther,<br />

Melanchthon, Jonas, Bugenhagen und Cruciger), abgebildet bei J. Luther, Taf. 28. – Vereinzelt<br />

gebräunt, gering fleckig, Titel mit angeschnittenem hs. Besitzvermerk, seitlich und unten sehr<br />

breitrandig. – Benzing 3148<br />

Jean Paul Marat und Alessandro Volta<br />

45 (MARAT, J.-P.), Lettres de l’observateur Bon-Sens a M. de***, sur la fatale catastrophe<br />

des infortunes Pilatre de Rosier & Romain, les aéronautes & l’aérostation. Mit<br />

2 Kupfertafeln. 39 Seiten. Lederband der Zeit. Paris, Méquignon, 1785. – VORGE-<br />

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32<br />

BUNDEN: VOLTA, A., Lettres sur l’air inflammable des marais. Trad. de l’italien. Mit<br />

gefalt. Kupfertafel. 3 Bll., 191 Seiten. Straßburg, Heitz, 1778. € 1.200.–<br />

I. Erste Ausgabe; sehr selten. – Beschreibung des mißglückten Versuchs durch Pilatre de Rozier<br />

und Romain, den Kanal von Frankreich aus zu überqueren. Beide Ballonfahrer kamen beim<br />

Absturz ihrer „Aeromontgolfière“, einer Kombination von Charlière und Montgolfière, ums<br />

Leben. Über dieses denkwürdige Ereignis vgl. ausführl. Stoffregen-Büller, Himmelfahrten, 191ff. –<br />

Jean Paul Marat, einer der radikalsten Volksführer während der französ. Revolution (1793 von<br />

Charlotte Corday im Bade erstochen), war vor Ausbruch der Revolution jahrelang als Arzt tätig.<br />

Liebmann-Wahl 896. Brockett 7481. Slg. von Brug 124 und Abb. 191–192.<br />

II. Erste französische Ausgabe. – „Contains the author’s investigations on marsh-gas, which<br />

previously had not been distinguished from inflammable air. He showed that inflammable air,<br />

when burnt, required only one-fourth of the volume of oxygen which was needed for the complete<br />

combustion of marsh-gas, and that in this latter case alone was carbonic acid formed“ (Duveen 606<br />

zur italien. Ausg. 1777). – Einbandgelenke defekt, teils starke Schabspuren; innen nur stellenw.<br />

gering fleckig. – Exlibris der berühmten Aeronautiksammlung William A. M. Burden.<br />

Maximilian der Erste gegen Frankreich<br />

46 MAXIMILIAN I. – MANDAT Kaiser Maximilians I. Innsbruck, 28. September<br />

1515. Einblattdruck. Blattgr: 29,3 x 39,6 cm. 41 Zeilen. € 2.200.–<br />

Maximilian verbietet allen Einwohnern des deutschen Reichs, Adeligen wie „Gemeinen“, unter<br />

Androhung von Strafe an Leib und Gut, dem König von Frankreich Söldnerdienste oder andere<br />

Unterstützung zu gewähren und nach Frankreich zu ziehen. Erst die in großer Anzahl übergelaufenen<br />

Deutschen hätten es den <strong>Franz</strong>osen erlaubt, nach Mailand einzufallen und dem Reich damit<br />

erheblich zu schaden. Der französische König Ludwig XII. hatte das Herzogtum Mailand im April<br />

1500 erobert. Mit Hilfe der Eidgenossen war es Maximilian gelungen, Mailand zurückzuerobern,<br />

das allerdings durch den neuen französischen König <strong>Franz</strong> I. 1515 erneut eingenommen worden ist.<br />

Daraufhin fanden sich Maximilian, König Ferdinand von Spanien, Heinrich VIII. von England und<br />

die Eidgenossen zu einer Liga zusammen. Der vorliegende Druck ist ein Zeugnis für das entschlossene<br />

Vorgehen Maximilians im Kampf gegen Frankreich. – Ränder leicht gebräunt, in der Mitte<br />

gefaltet.<br />

Der letzte beachtliche Beitrag Robert Mayers zum Energiesatz<br />

47 MAYER, JULIUS ROBERT, Bemerkungen über das mechanische Aequivalent<br />

der Wärme. 56 Seiten. Orig.-Umschlag in Papp-Kassette mit Rückentitel. Heilbronn,<br />

Landherr, 1851. € 4.000.–<br />

Erste Ausgabe, sehr selten! – „Der letzte beachtliche Beitrag Robert Mayers zum Energiesatz... Die<br />

Darstellung und die Begründung seiner Entdeckung ist in manchen Punkten prägnanter als in der<br />

Schrift von 1845“ (W. Gerlach). – „The personal misfortunes of this genius (including neglect,<br />

impugned insanity and attempted suicide) have dulled the brilliance of his contributions to the<br />

mechanics of energy convertibility. From the expenditure of animal energy he developed the broader<br />

concept that all the natural forces were in universal conservation and remained so, as a law of<br />

nature. He held that work could be converted to heat, and heat to work, that when air is compressed<br />

the work appears as heat, and from this he calculated a numerical value for its mechanical equivalent.<br />

All these hypotheses remained neglected by physicists until John Tyndall, in 1862, discovered<br />

their importance and translated several of Mayer’s papers into English“ (Dibner, Heralds of<br />

Science 157). – Gereinigtes Ex.; Umschlag leicht fleckig, mit schwachen Kleberesten und Resten<br />

eines Poststempels, Rücken erneuert. Stempel auf dem Titel, gering fleckig, teilw. unbeschnitten.<br />

– Siehe Abbildung Seite 34.<br />

48 MELA, POMPONIUS, De situ orbis libri III. Ad optimas editiones collati cum<br />

indice locupletissimo. Des Pomponius Mela drey Bücher von der Lage der Welt. 390<br />

Seiten, 1 Bl. Halblederband der Zeit mit 2 Rückenschildchen und reicher Rückenvergoldung.<br />

Wien, Pichler, 1807. € 350.–


Nr. 46<br />

33


34<br />

Nr. 47


Das „älteste erhaltene geographische Werk der Römer“ (Tusculum) in einer hübschen deutsch/<br />

lateinischen Parallelausgabe. – Die aus guten Quellen schöpfende Beschreibung der bewohnten<br />

Welt „wurde von Gelehrten und Wissbegierigen seit jeher hochgeschätzt, denn in Melas Werk<br />

werden viele Örtlichkeiten, wie der Taunus, Trier, der Main, Teile des Bodensees und Skandinavien,<br />

Gebirge und Flüsse das erste Mail erwähnt“ (Wikipedia). – Teils etw. stockfl., Kopfschnitt<br />

etw. fleckig; reizend gebunden mit schönen Buntpapiervorsätzen.<br />

Die erste und bedeutendste Melanchthon-Biographie<br />

49 MELANCHTHON – CAMERARIUS, JOACHIM, De Philippi Melanchthonis<br />

ortu, totius vitae curriculo et morte, implicata rerum memorabilium temporis illius...<br />

Mit kl. Druckermarke a. d. Titel. 10 Bll., 423 (recte 424) Seiten, 1 weißes, 9 Bll. Blindgeprägter<br />

Schweinslederband der Zeit, monogr. „I.V.S.“ und dat. „1566“. Leipzig,<br />

Voegelin, 1566. € 950.–<br />

Erster Druck der ersten Ausgabe. Kustode auf Bl. A2 recto hier „stißi-“, die Variante „stißimum“<br />

wird von Hammer als zweiter Zustand beschrieben. Das VD 16 macht keine derartige Unterscheidung.<br />

– Die erste und bedeutendste Melanchthon-Biographie; Camerarius gründete seine Darstellung<br />

auf umfangreiche Korrespondenzen, was dem Werk bis heute seinen hohen Quellenwert<br />

erhielt. – Der zeitgenössische Prägeband (vorne Patientia-Platte und „I.V.S./1566“, hinten<br />

württembergisches Wappen, jeweils mit kl. innerer Einfassung mit Wappen und Porträt-Medaillons<br />

sowie größerer äußerer Einfassung mit Reformatoren-Büsten) stammt aus der Werkstatt<br />

des Stuttgarter und später Tübinger Buchbinders Wolfconrad Schwickart (vgl. Goldschmidt,<br />

Gothic & Renaissance Bookbindings, 227). – Einband etw. berieb. und fleckig, ohne Bindebänder,<br />

vorderer Spiegel erneuert, fliegender Vorsatz mit Eintrag von alter Hand; innen gering gebräunt,<br />

am oberen Rand teils leicht wasserfl., Titel mit kl. hinterlegter Wurmsp. und hs. Vermerk am unteren<br />

Rand, im Text einige alte Marginalien. – VD16, C 502. IA 130.520. Ebert 3391. Hammer<br />

366. Hartfelder 624, 43.<br />

Renaissance Midwifery<br />

50 MERCURIO, SCIPIONE (GIROLAMO), La Commare... Kindermutter- Oder<br />

Hebammen-Buch, Worinnen von dem wunderbahren Werck der Empfängniß, und<br />

Geburth eines Menschen; Und was deroselben anhänget... gehandelt wird... Welches<br />

auß dem Italiänischen in die Hochteutsche Sprache versetzet, an vielen Orthen vermehret<br />

und mit denen <strong>Alte</strong>n, auch etzlichen Neuen Kupffern verbessert hat Gottfried<br />

Welsch. Editio secunda, auctior & correctior. Mit schönem Kupfertitel von J. R. Schildknecht<br />

und 23 num. Kupfertafeln. 16 Bll. (incl. Kupfertitel), 844 (recte 836) Seiten. 4°.<br />

Pergamentband der Zeit mit hs. Rückentitel und Rückenschild. Wittenberg, M.<br />

Henckel für T. Mevius Erben und E. Schumacher, 1671. € 2.200.–<br />

Dritte deutsche Ausgabe des ersten italienischen Hebammenbuches, das insbesondere für die<br />

Geschichte des Kaiserschnittes große Bedeutung erlangte. – Mercurios Buch gehörte seit seiner<br />

Erstveröffentlichung 1595/96 zu den populärsten Geburtshilfebüchern des 17. Jahrhunderts. Bis zu<br />

Beginn des 18. Jahrhunderts erschienen allein 18 italienische Ausgaben. Die deutsche Fassung des<br />

Leipziger <strong>Medizin</strong>professors Gottfried Welsch (1618–1690) erschien zuerst 1652 und 1653 in Leipzig.<br />

„In dieser Schrift wird zum ersten und einzigen Male während des 16. Jahrhunderts das enge<br />

Becken und zwar eine Verengung durch die nach innen gebogenen Schambeine als Kaiserschnitt-<br />

Indikation aufgestellt“ (Fasbender). – „One of the earliest works on obstetrics to be published in<br />

Italy. It maintained an authoritative position in Italy and Germany for more than one hundred and<br />

twenty-five years, and Mercurio’s writings remain as the outstanding contribution to Italian obstetrics<br />

during the sixteenth and seventeenth centuries“ (Heirs of Hippocrates 234). – Meist etw.<br />

gebräunt, Titel und ersten Bl. oben angerändert; Rückenschild erneuert. Titel mit Monogramm-<br />

Stempel des Karlsruher Arztes und <strong>Medizin</strong>historikers Walther Pfeilsticker (1880–1969). Innendeckel<br />

mit gestoch. Exlibris des <strong>Medizin</strong>ers Godofredus Hen(n)icke aus der Grafschaft Hohen-<br />

35


36<br />

lohe-Neuenstein. – VD17 12:194115F. Krivatsy 7816. Waller 6496 (mit falscher Angabe der<br />

Vorstücke). – Vgl. Garrison/Morton 6144 (italien. Orig.-Ausg.). Cushing, M 297 (Ausg. 1601).<br />

Heirs of Hippocrates 377 (italien. Ausg. 1713). Hagelin, The Byrth of Mankynde. Cat. of Rare<br />

Books in the Libr. of the Swedish Society of Medicine, p. 31 ff. (ausführlich mit Abb.).<br />

Frühe Schweizer Hausapotheke<br />

51 MURALT, JOHANNES VON, Eydgenössischer Lust-Garte, Das ist: Grundliche<br />

Beschreibung, aller in den Eydgenössischen Landen und Gebirgen frey außwachsender,<br />

und in dero Gärten gepflanzter Kräutern<br />

und Gewächsen. Nun in der Muttersprache fürgestellet.<br />

Mit 185 Textholzschnitten. 16 Bll., 448<br />

Seiten, 8 Bll. Pappband der Zeit. Zürich, J. H.<br />

Lindin(n)er, 1715. € 1.400.–<br />

Erste deutsche Ausgabe von Muralts „Botanologia seu<br />

Helvetiae Paradisus“ (1710). – Durchaus kein Gartenbuch,<br />

wie der Titel nahelegen könnte. „Im Gegensatz zu den<br />

meisten Taschenkräuterbüchern ist das vorliegende textlich<br />

keine blosse Kompilation und als originale Arbeit von<br />

wissenschaftlich historischem Wert. Im eigentlichen Kräuterbuch<br />

sind die medizinisch verwendeten Pflanzen nach<br />

den Monaten, in denen sie gesammelt werden, eingeteilt; die<br />

übrigen nach dem Bauhin’schen Pinhax öfters mit Standortangaben“<br />

(Schmid, Kräuterbücher, S. 62). – Der Züricher<br />

J. Muralt (1645–1733) wurde 1688 Stadtarzt in seiner<br />

Heimatstadt. – Zu Leben und Werk Muralts vgl. Urs<br />

Boschung, Johannes von Muralt (= Schriften zur Züricher<br />

Univ.- und Gelehrtengeschichte 5). – Einband berieb. und<br />

etw. fleckig, an den Gelenken ausgebessert; innen nur<br />

gering fleckig; ohne das gestochene Porträt. – Für ein<br />

Gebrauchsbuch dieser Art in sehr guter Erhaltung. – Pritzel<br />

6561. Hirsch-H. IV, 302.<br />

„Lange Zeit die führende Arzneimittellehre“ (Tischner)<br />

52 NOACK, ALPHONS, TRINKS, CARL FRIEDRICH, (UND CLOTAR<br />

MÜLLER), Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre nach den gesammten<br />

älteren und bis auf die neueste Zeit herab genau revidirten Quellen der Pharmakodynamik<br />

und Therapie dem gegenwärtigen Standpunkte der <strong>Homöopathie</strong> gemäss. 3 Bände.<br />

1 Bl., 1010 Seiten; LXX, 1 Bl., 1570 Seiten; 1 Bl., IV, 944 Seiten (Repertorium). Spätere<br />

Halblederbände mit Rückentitel und Rückenvergoldung. Leipzig, L. Schumann und T.<br />

O. Weigel, 1843–1848. € 1.600.–<br />

Erste Ausgabe des großen, alphabetisch geordneten Handbuches. – „Trinks hat das Verdienst, in<br />

diesem Werk mit seinen Mitherausgebern mehr, als es bis dahin geschehen war, die pathologische<br />

Anatomie und Toxikologie berücksichtigt zu haben“ (Tischner). – Titel von Band 3, der das Repertorium<br />

enthält, mit Vermerk „3. Bd., 2. Abt.“ (wie auch bei einigen Vergleichsex.). – Durchgehend<br />

etw. gebräunt; sehr guter Gesamtzustand. – Tischner 498 f., 792 und 801. Slg. Haehl 48a (nur Bde.<br />

1–2 bis Seite 1285).<br />

Prophetische Weltgeschichte<br />

53 NOSTRADAMUS, (MICHEL), Les propheties. Dont il y en a trois cens qui n’on<br />

iamais esté imprimées. Adjoustées de nouveau par ledit Autheur. 2 Teile in 1 Band. Mit


wiederholtem Holzschnitt-Porträt a. d. Titeln. 6 Bll., 177 Seiten. Kl.-8°. Lederband der<br />

Zeit mit Rückentitel und reicher Rückenvergoldung. Lyon, Claude La Rivière, o. J. (ca.<br />

1660). € 750.–<br />

Außergewöhnlich seltene und vollständige Ausgabe der berühmten Prophezeiungen des großen<br />

französischen Arztes und Astrologen. – „Wenn auch seine Prophezeiungen in dem wunderlichen<br />

Stil der meisten Weissagungen abgefaßt sind, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß viele von<br />

ihnen als erstaunliche Deutungen von Erscheinungen sich<br />

anboten, die erst Jahrhunderte nach dem Tode des Sterndeuters<br />

sich zugetragen haben. Selbst Namen, die der<br />

Seher erwähnte, sind manchmal identisch mit denen, die in<br />

den vorausgesagten Ereignissen vorkommen“ (Seligmann).<br />

„Und dieser Mann soll unheimlich sein? Etwas<br />

schon. Hat er nicht in seiner Kammer in Salon schon<br />

Gorbatschow und Reagan ‘gesehen’? Für 1985 hatte er<br />

vorausgesagt: ‘Es kommt der Tag, da werden die beiden<br />

großen Führer Freunde sein. Ihre Macht ist groß, doch sie<br />

wächst noch mehr...’ (A. Schauseil in „Die Zeit“, 2.-3. Jan.<br />

1986).<br />

„Fraglos hat Goethe, der N. in seinem Faust erwähnt,<br />

dessen Werk mit Interesse und Sorgfalt studiert und<br />

wurde durch den visionären Vierzeiler über die Geldinflation<br />

zu deren Verwertung im Faust (II) angeregt“ (H.<br />

Jacobi, Zs. f. Gesch. d. Juden, Tel Aviv, 1970/71, mit<br />

Hinweis auf jüd. Herkunft; zitiert bei Biedermann). –<br />

Interessant ist, daß Nostradamus, allein schon wegen<br />

seiner wunderbaren Heilungen bei Pestkranken, als einer<br />

der größten Ärzte seiner Zeit gilt. – Gebräunt und stockfl.,<br />

Exlibris. – Nicht bei Chomarat (dort nur kollationsgleiche,<br />

datierte Ausgaben bei La Rivière von 1660–1665).<br />

Bibliographisch von uns nur bei Dorbon-Ainé, Bibl.<br />

Esoterica, 3266 (dat. : vers 1611 ?) nachgewiesene Ausgabe<br />

(„Edition plus complète que celle de Rigaud, 1568, car elle contient 12 Centuries, les deux<br />

dernières précédées de ce titre ‘Prédictions admirables pour les ans courans en ce siècle’“).<br />

54 OCKLEY, SIMON, Gesichte der Saracenen, oder ihre Eroberung der Länder<br />

Syrien, Persien und Egypten. Worinnen die Lebensbeschreibungen der drey unmittelbaren<br />

Nachfolger des Mahomets: Ihre merckwürdigsten Schlachten und Belagerungen,<br />

und andere zur Erläuterung der Religion, Sitten, Gebräuche, Gewohnheiten und<br />

Lebens-Art solchen kriegerischen Volcks dienliche Nachrichten enthalten. Mit 2 gestoch.<br />

Frontisp. 78 (recte 76) Seiten, 1 Bl., 408 Seiten, 12 Bll.; 536 (recte 534) Seiten,<br />

12 Bll. (das letzte weiß). Pergamentband der Zeit mit handschriftl. Rückentitel. Leipzig<br />

und Altona, Gebrüder Korte, 1745. € 1.800.–<br />

Erste deutsche Ausgabe. – Für das europäische Verständnis der arabischen Geschichte bedeutendes<br />

Werk; beschreibt hauptsächlich die historische Entwicklung und die Eroberungen des Islam unter<br />

den ersten drei Kalifen aus vorher noch nicht ausgewerteten Quellen. – Hauptwerk des englischen<br />

Orientalisten Simon Ockley ((1678–1720). „But, although many of its details require correction,<br />

the importance of Ockley’s work in relation to the progress of oriental studies cannot be overestimated.<br />

Following in the steps of Pocock’s famous ‘Specimen Historiae Arabum’, but adopting a<br />

popular method, and recommending it by an admirable English style, Ockley for the first time<br />

made the history of the early Saracen conquests attractive to the general reader, and stimulated the<br />

student to further research. With all its inaccuracies, Ockley’s ‘History of the Saracens’ became a<br />

secondary classic, and formed for generations the main source of the average notions of early<br />

Mohammedan history“ (DNB XIV, 807 ff.). – Kainbacher 294. Vgl. Lowndes IV, 1716 („A curious<br />

and very entertaining work“). – Ungewöhnlich schönes, fleckenfreies Exemplar! – Seihe Einbandabbildung<br />

4. Umschlagseite (oben Mitte).<br />

37


38<br />

Weltweit erste augenärztliche Zeitschrift<br />

55 OPHTHALMOLOGISCHE BIBLIOTHEK, herausgegeben von Karl Himly<br />

und Joh. Adam Schmidt. 3 Bände (alles Erschienene!). Mit 9 Kupfern auf 8 teils gefalt.<br />

Tafeln. Pappbände der Zeit mit 2 Rückenschildchen. Jena, F. B. Culemann (Bd. I/1)<br />

und F. Frommann, 1802–1807. € 1.500.–<br />

Die erste augenärztliche Zeitschrift in einem vollständigen Exemplar! – „In der ophthalmologischen<br />

Bibliothek wird ausschließlich die Augenheilkunde gefördert, in erster Linie durch Original-<br />

Mittheilungen, größere wie kleinere, in zweiter Linie auch durch die möglichst vollständige, kritische<br />

Anzeige aller ophthalmologischen Schriften. Schon wird die freie Erörterung angeregt, durch<br />

Meinungs-Austausch der Fortschritt der Wissenschaft gefördert“ (Hirschberg). – Mit Beiträgen<br />

zur Anatomie, Physiologie, Pathologie und Therapie des Auges, darunter Arbeiten von Himly<br />

(Über Polarität der Farben), Troxler (Über Iris-Bewegung), Schmidt (Bindehautkrankheiten, Thränenfistel),<br />

Schmidt und Himly (Pupillenbildung), Weidmann (Ausziehung des Stars), etc. – Bd. 1<br />

enth. zwei Hefte (Stücke), die Bände 2 und 3 enth. jeweils drei Hefte (Stücke). Kirchner nennt<br />

irrtümlich drei Stücke für Bd. 1. – Himly (1772–1837) war Professor für Augenheilkunde in Jena<br />

und Göttingen. Der Wiener J. A. Schmidt (1759–1809) war „einer der ersten Oculisten seiner Zeit<br />

und unterhielt 16 Jahre lang auf eigene Kosten ein besonderes Institut für Augenheilkranke“<br />

(Hirsch). – Mehrf. gestemp. (Augenklinik Zürich), zeitgen. Namenszug a. d. Titeln, etw. stockfl.;<br />

Einbände bestoßen, Rücken mit Bezugsschäden. – Kirchner I, 3755. Hirschberg III, § 482, S. 14 f.<br />

Münchow 420 ff.<br />

Frühes Werk über die Geheimsymbole der Alchemie und <strong>Medizin</strong><br />

56 ORACULUM, MEDICINISCH-CHYMISCH- UND ALCHEMISTISCHES,<br />

darinnen man nicht nur alle Zeichen und Abkürzungen, welche so wohl in den Recepten<br />

und Büchern der Aerzte und Apothecker, als auch in den Schriften der Chemisten<br />

und Alchemisten vorkommen, findet, sondern dem auch ein sehr rares Chymisches<br />

Manuscript eines gewissen Reichs*** begefüget. Neue Auflage, nebst einem Auszug<br />

aus einem Briefe eines großen Alchemisten an einen Unglaubigen. Mit 2 ganzseit.<br />

Holzschnitten. 3 Bll., 74 Seiten. Pappband des 19. Jhdts. Ulm, Stettin, 1783. € 600.–<br />

Erschien erstmals 1755, jedoch ohne den „Auszug aus dem Schreiben eines großen Alchemisten an<br />

einen zweifelnden Freund“. – Enthält: 1. „Oraculum“, bestehend aus einem alphabetischen<br />

Verzeichnis der lat. Namen (inkl. ihrer Synonyme) von Stoffen, Geräten, Operationen etc. mit<br />

ihrer jeweiligen deutschen Übersetzung und den entsprechenden „Zeichen“ (Titel, 2 Bll. Vorrede,<br />

Seiten 1–38). – 2. (Titel auf Seite 41:) „Geheimniß aller Geheimnisse oder clavis sapientiae omnium<br />

philosophorum et adeptorum in einem guldenen Kleinod und compendio veritatis philosophico<br />

aus einem uralten Manuscript von Anno 1300 mitgetheilet und ans Licht gestellet. 1772“ (Seiten 39–<br />

71, inkl. der Holzschnitte). – 3. Der hier erstmals abgedruckte Briefauszug (Seiten 72–74). – <strong>Alte</strong>r<br />

Besitzverm. a. d. Titel, stärker stockfl., Einband berieb. und beschabt. – Duveen 440. Neu 2734.<br />

Ackermann V, 1470: „Selten“. Ein Teil der Symbole wurden von Priesner/Figala (Alchemie. Lexikon<br />

einer hermetischen Wissenschaft) aus vorliegendem Werk übernommen! – Vgl. Ferguson II,<br />

84 f. (nur Ausg. 1755).<br />

57 PAULUS, EDUARD, Aus dem Schwabenland. Mit schönem illustr. Holzschnitt-<br />

Titel und 31 farblithographierten Tafeln nach R. Stieler. Widmungsblatt und 31 Textbll.<br />

Folio. Grünes Orig.-Leinen mit Gold- und Blindprägung und dreiseit. Goldschnitt.<br />

Stuttgart, Neff, ca. 1870. € 1.100.–<br />

Prächtiges Ansichtenwerk Schwabens mit Abbildungen von Stuttgart (k. Anlagen); Hohenneuffen;<br />

Marktplatz Heilbronn; Bussen; Reissenstein; Tübingen; Rechtenstein; Wasserfall Urach; Reutlingen;<br />

Rusenschloß Blaubeuren; Hohenzollern; Lauffen a. N.; Schloß Werrenwag; Rechberg;<br />

Hohenstaufen; Lauterthal; Ulm; Lichtenstein; Linde bei Lorch; Marbach; Hohentwiel; Bebenhausen;<br />

Kloster Hirsau; Kloster Maulbronn; Waldburg; (Schwäbisch) Hall; Friedrichshafen; Esslingen;<br />

Schloss Monrepos; Ravensburg; Blick auf Stuttgart. – Einband restauriert (Rücken unterlegt), etc.<br />

berieb. und fleckig; innen etw. stockfl., die Tafeln meist nur im weißen Rand.


Nr. 57<br />

Bestseller unter den Flugschriften des Bauernkrieges<br />

58 [PERINGER, DIEPOLT, D. I. DIEPOLD SCHUSTER, AUCH GEN. DER<br />

BAUER VON WÖHRD], Eyn Sermon geprediget vom Pawren zu Werdt, bey<br />

Nürmberg, am Sontag vor Faßnacht, von dem freyen willen des Mennschen. Mit<br />

Titelholzschnitt von Erhard Schön. 7 Bll. 4°. Mod. Pappband. (Nürnberg, H. Höltzel,<br />

1524). € 2.200.–<br />

Erste Ausgabe „dieser in nicht weniger als 10 verschiedenen Ausgaben überlieferten Flugschrift.<br />

Clemen hat nachgewiesen, daß alle 10 Ausgaben zwischen Fastnacht und dem 26. Mai 1524 erschienen<br />

(‘ein typisches Beispiel, wie rapid sich damals Flugschriften verbreiteten’) und bringt die<br />

verschiedenen Überlieferungen über das tragische Ende des Autors in den blutigen Wirren des<br />

Bauernkrieges.<br />

Diebold Schuster aus Aichenbrunnen bei Ulm war ‘geradezu ein Typus der Winkelprediger’. Er<br />

trat unter dem falschen Namen ‘Peringer’ auf (der vervollständigte 10. Druck nennt diesen Namen<br />

in der Vorrede), und um mehr Eindruck auf seine Zuhörer zu machen, trat er, obwohl seine Schrift<br />

gelehrte Bildung verrät, unter der Maske eines möglichst tölpischen Bauern auf, der (wie einer der<br />

Nachdrucke hervorhebt) ‘weder lesen noch schreiben konnte’. ‘Er zog in ländlicher Tracht umher,<br />

nahm Bücher verkehrt in die Hand und legte in guten Häusern die Füße auf die Bank oder den<br />

Tisch (von Bezold). Größten Zulauf hatten seine Predigten in dem in der Umgebung von Nürnberg<br />

gelegenen Wöhrd.<br />

'Die ganze Flugschriften-Literatur dieses Zeitalters ist bewußt volkstümlich, aber sie stammt<br />

dennoch aus gebildeten, im schriftstellerischen Handwerk erfahrenen Kreisen von gelehrter<br />

Bildung, ist also für das Volk bestimmt, ohne vom Volke selbst hervorgebracht zu sein, obwohl sie<br />

sich vielfach absichtlich diesen Anschein gibt’ (Arnold E. Berger).<br />

Von der Sensation, die Peringer erregte, profitierte Höltzel, der Nürnberger Drucker der hier<br />

vorliegenden Erstausgabe, indem er längst Erschienenes unter dem reklamehaften Aushängeschild<br />

eines Sermons des ‘Bauern von Wöhrd’ an den Mann zu bringen suchte. Denn seine angebliche<br />

39


40<br />

Predigt ‘Vom freien Willen des Menschen’ ist –<br />

wie F. Cohrs feststellte – nichts als ein unveränderter<br />

Abdruck des letzten Abschnittes von<br />

Gretzingers ‘Beschirm-Büchlein’ von 1523. Erst<br />

die 10. Auflage enthält tatsächlich den Text von<br />

Peringers Sermon.<br />

Der prächtige Titelholzschnitt des Bauern mit<br />

dem Dreschflegel, eine vorzügliche Arbeit von<br />

Erhard Schön, ist ein Symbol für den aufrührerischen<br />

Bauern geworden, das in verschiedenen<br />

Nachschnitten verbreitet war. Brandt, Der große<br />

Bauernkrieg (Diederichs 1925), bildet ihn als<br />

Tafel 1 ab, desgl. Bezold, Gesch. der Reformation<br />

pag. 459. Das Wappen mit dem Eichelzweig<br />

findet sich auch auf der Fahne des Bauern auf<br />

Gengenbachs ‘Bundtschuh’ “ (Rosen, Kat. Neufforge,<br />

92). – Innenstege verstärkt, kleine Fehlstellen<br />

dort professionell restauriert; gutes Exemplar<br />

aus der Fürstl. Stolberg-Wernigerodeschen<br />

Bibliothek (Stemp. a. d. Titel). – VD 16, P 1410.<br />

Clemen (in: Beiträge zur Reformationsgeschichte<br />

II, 94). Röttinger, Schön und Stör, 32 Anm. –<br />

Nicht bei Adams und im British Museum (STC<br />

German Books).<br />

59 PFITZER, ERNST, Grundzüge einer vergleichenden Morphologie der Orchideen.<br />

Mit 4 (1 farb.) lithogr. Tafeln und zahlr. Textholzstichen. IV, 194 Seiten. Mod.<br />

marmor. Pappband mit Rückenschild. Heidelberg, Winter, 1882. € 650.–<br />

Schönes Exemplar des bedeutenden Orchideenwerkes. – Ernst Pfitzer (1846–1906) war seit 1872<br />

Prof. der Botanik in Heidelberg. Sein Lebenswerk bildete die Untersuchung der Orchideen. Die<br />

dazu erschienenen Publikationen boten eine Übersicht über das gesammte Wissen seiner Zeit zu<br />

den Orchideen. Zu Pfitzers Aufgaben in Heidelberg gehörten auch Neuanlage und Leitung des<br />

Botanischen Gartens. – Nissen 1526. Stafleu/C. 7829. NDB 20, 340 f.<br />

60 PHARMACOPOEA UNIVERSALIS, oder Uebersicht der Pharmacopöen, der<br />

Dispensatorien, der Militärpharmacopöen, der Armenpharmacopöe von Hamburg<br />

(etc.)... Nach der Pharmacopée universelle des A. J. L. Jourdan. 2 Bände. VI Seiten,<br />

1 Bl., 762 Seiten; 2 Bll., 778 Seiten. Gr.-8°. Halblederbände der Zeit mit Rückenschild<br />

und Rückenvergoldung. Weimar, Landes-Industrie-Comptoir, 1829–30. € 580.–<br />

Erste Ausgabe. – Die erste ‘moderne’ Universal-Pharmakopoe auf internationaler Basis. „Eine<br />

‘wissenschaftliche Fabrikarbeit’. Ihr häufiges Erscheinen bezeugt, daß ein solches Werk wirklich<br />

Bedürfnis war“ (Schelenz 630). – Schönes Exemplar in dekorativen Einbänden. – Siehe Einbandabbildung<br />

3. Umschlagseite (oben rechts).<br />

Pinels Hauptwerke in einem Prachtexemplar<br />

61 PINEL – Privat zusammengestellte Gesamtausgabe der Hauptwerke Philippe<br />

Pinels (1755–1826), Chefarzt der Salpêtrière, Professor der Hygiene und später der<br />

internen Pathologie an der Ecole de Médicine in Paris. 1801–1815. € 4.800.–<br />

I. Nosographie philosophique. Cinquième édition. 3 Bände. Paris, Brosson, 1813. – Pinels „berühmtes<br />

Hauptwerk“ (Hirsch), die „Philosophische Krankheitsbeschreibung“, in der er speziell die<br />

Diagnose behandelte, galt lange als Standardwerk. Hier stellte er den Grundsatz auf, „dass die Med.<br />

ein Zweig der Naturwissenschaften sei und dass daher, wie bei diesen, auch die analytische<br />

Methode statt der bisher beliebten synthetischen Platz greifen müsse. Er suchte daher die Diagnose


der Krankheiten aus den Symptomen zu stellen, denen er die pathol. Anat. unterordnete. Krankheiten,<br />

welche dieselben oder ähnliche Symptome zeigten, betrachtete er auch als dem Wesen nach<br />

einander ähnlich. So kam es, dass P. auch die Fieber als etwas Essentielles auffasste und 6 verschiedene<br />

Grundformen derselben aufstellte.“ (Hirsch).<br />

II. La médicine clinique. Troisième édition. Paris, Brosson, 1815. – Ein weiteres Hauptwerk, „in<br />

gleichem Sinne“ (Hirsch) wie die „Nosographie philosophique“ geschrieben.<br />

III. Traité médico-philosophique sur l’aliénation mentale, ou la manie. Mit 2 Kupfertafeln und<br />

gefalt. Tabelle. Paris, Richard, Caille et Ravier, an IX (1801). – Erste Ausgabe. – „Für die neuere<br />

Psychiatrie grundlegend“ (Ackerknecht). – „One of the foremost medical classics“ (Garrison/<br />

Morton 4922). – „Das Buch, durch das Pinel zum Ausgangspunkt der französischen – und deutschen<br />

– Psychiatrie wurde. Noch deutlicher als in Cabanis’ ‘Rapports’ liegt hier der Versuch vor,<br />

die bürgerlich-liberalen Errungenschaften der Revolution auf dem Weg der sozialen Reform zu<br />

integrieren und abzusichern – sowohl gegen die Restauration feudalistischer Einrichtungen und<br />

rationalistischen Denkens als auch noch mehr gegen alle weiter treibenen Elemente der Revolution,<br />

die nach Pinel die perversen Instinkte des niederen Volkes, der Armen, freisetzten. Am Beispiel der<br />

Irren wird für Pinel die bürgerliche Kategorie der individuellen und gesellschaftlichen Identität und<br />

der Behandlung und Prävention ihrer Entfremdungsformen zum zentralen Problem. Dabei hat die<br />

Praxis den Vorrang vor der Theorie, die Beobachtung, Beschreibung, Sammlung ‘praktischer<br />

Tatsachen’, das Zusammenleben mit den Irren, die innere Polizei der Anstalten und die moralische<br />

Behandlung vor dem Ausgehen von natürlichen Systemen und von Theorie und Gesetzen, die<br />

allein durch das Räsonnement gewonnen wurden“ (Dörner, Bürger und Irre, S. 172 f.). – Norman<br />

Libr. 1701. Hunter/Macalpine, pp. 602 ff.<br />

Außergewöhnlich schönes Exemplar; einheitlich in geglättetes rotes Halbleder um 1815 mit Goldund<br />

Blindprägung gebunden. – Siehe Einbandabbildung 3. Umschlagseite (unten links).<br />

Der Wunderbrunnen von Pyrmont<br />

62 PYRMONT – GRUNDLICHER, WARHAFFTIGER BERICHT von den new<br />

gefundenen wunder Brunnen, inn der Graffschafft Spiegelberg, zwo meil weges gelegen<br />

von Hamelen an der Weser. Item, von Natur, eygenschafft und Wirckung desselben<br />

Brunnen, in bewerten Exempeln angezeiget. 4 nn. Bll. Umschlag. Ohne Ort und<br />

Drucker, 1556. € 1.200.–<br />

Beginn der Bäderbeschreibung von Bad Pyrmont; im gleichen Jahr wohl erstmals von Metobius<br />

beschrieben. Vorliegende anonyme Ausgabe basiert eindeutig auf dem bei Martin, Badewesen, vollständig<br />

wiedergegebenen Text des Metobius. – „Seit der Erwähnung durch Henricus de Hervordia<br />

im Jahr 1350 haben wir keine Nachricht von einem Brunnen zu Pyrmont. Da ging plötzlich 1556<br />

die Kunde von einem Wunderbrunnen in der Grafschaft Spiegelberg durch ganz Europa... Die<br />

Entdeckung des Brunnens, wie sie Metobius schildert, ist eine Fabel... die kleine Schrift veranlaßte<br />

aber, daß in den balneologischen Büchern des 16. Jahrhunderts vom ‘Neubrunn’ die Rede ist.<br />

Pyrmontanus und Bünting erwähnen auch den großen Zulauf 1556. In Spanien, Frankreich,<br />

England, Schottland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Polen, Ungarn und Italien soll der Brunnen<br />

bekannt gewesen sein. In vier Wochen fanden sich an zehntausend Menschen ein“ (Martin,<br />

Badewesen, S. 286 ff.). – Tadelloses, wohl gereinigtes Exemplar. – VD16 G 3609. – Nicht bei Adams<br />

und in der British Library (STC German Books).<br />

Der deutsche Brillat-Savarin<br />

63 RUMOHR, C. F. VON (PSEUDONYM: JOSEPH KÖNIG), Geist der Kochkunst.<br />

Ueberarbeitet und hrsg. von C. F. von Rumohr. VIII, 1 Bl., 202 Seiten. Halblederband<br />

um 1900 mit Rückenschild und Rückenvergoldung. Stuttgart und Tübingen,<br />

Cotta, 1822. € 1.200.–<br />

Erste Ausgabe dieses Klassikers der Gastronomie. – „Friedrich von Rumohr gab in der zehn Jahre<br />

später erschienenen zweiten Ausgabe bekannt, daß er selbst der Verfasser sei und nicht sein Koch,<br />

wie man anfänglich geglaubt hatte.... In der Einleitung gibt der Autor einen ausgezeichneten<br />

Überblick über die gastronomische Literatur, die von seinem großen Weitblick und einer großarti-<br />

41


42<br />

gen Belesenheit zeugt. Daß diesem Werk trotz seiner hervorragenden Eigenschaften kein Erfolg<br />

beschieden war, heißt nichts. Der Prophet galt im Lande nichts. Wäre Rumohr <strong>Franz</strong>ose gewesen,<br />

würde man wahrscheinlich heute nicht so viel Aufhebens um Brillat-Savarin machen“ (Kat. Slg.<br />

Schraemli, Jegerstorf, 92). – Harry Schraemli hat in seinem Schlemmerbuch „Von Lucullus zu<br />

Escoffier“ von Rumohr als „Historiker der Gabel“ ausführlich gewürdigt (S. 70–77). – Gelenke<br />

etw. schwach, einige alte Marginalien und Anstreichungen, gegen Ende kl. Wasserfleck im rechten<br />

Rand, leicht gebräunt. <strong>Alte</strong>r Wappenstempel a. d. Titel. Mit Wappenexlibris von F. W. A. von<br />

Rumohr (Bruder des Verfassers!). – Weiss 3282. Slg. Borst 1402.<br />

64 SACHS, JOHANN JACOB, Aerztliches Gemälde des weiblichen Lebens im<br />

gesunden und krankhaften Zustande, aus physiologischem, intellektuellem und moralischem<br />

Standpunkte. Ein Lehrbuch für Deutschlands Frauen. Mit 1 gefalt. Tabelle<br />

(Schwangerschafts-Kalender). XIV, 402 Seiten. Brauner Lederband der Zeit mit rotem<br />

Rückenschild, reicher Rückenvergoldung und goldgepr. Deckelfileten. Berlin, Vereinsbuchhandlung,<br />

1830. € 500.–<br />

Erste Ausgabe. – Der bekannte medizin. Publizist J. J. Sachs (1803–1846) erläutert im Vorwort die<br />

Gründe seiner Arbeit: „Die physische Selbstkenntniß ist unter dem weiblichen Geschlechte leider<br />

noch gar sehr vernachlässigt; der Frauen größter Theil ist noch lange nicht genug mit der Hygeia<br />

ausgesöhnt, selbst aus den gebildeteren Ständen sind es nur noch sehr wenige, die sich zu unverbrüchlicher<br />

Folge ihrer physischen und psychischen Gesetze bestimmen lassen, und in Provinzialstädten<br />

und auf dem platten Lande, – wo es überall noch an Aerzten mangelt – herrschen ganz<br />

besonders hinsichts des Verhaltens bei Schwangerschaft, Entbindung, Wochenbett, so wie bei der<br />

ersten Pflege und physischen Erziehung der Kinder u. s. w., gar viele falsche Ansichten und<br />

verjährte Vorurtheile“. – Das erste Buch beschreibt das weibliche Individual-Leben (Entwickelungs-<br />

und Bildungsgeschichte, Körperpflege, Seelenpflege, Menstruation, Nerven- und Muskel-<br />

Affektionen der Blüthenjahre), das zweiten Buch betrifft das Geschlechts- und Eheleben (Schwangerschaft,<br />

Entbindung, Wochenbett, Kindespflege, Hauptkrankheitsformen im vorgerückten<br />

weiblichen <strong>Alte</strong>r, Dekrepidität oder das Erlöschen des weiblichen Geschlechtslebens). Jeder<br />

Abschnitt mit medizinischen Rezepten und Hinweisen. – Innen gering gebräunt; schönes Exemplar<br />

in einem dekorativen Einband der Zeit. – Siehe Einbandabbildung 3. Umschlagseite (unten rechts).<br />

<strong>Medizin</strong>ische Sinnbildkunst – „Un ouvrage unique en son genre“ (Caillet)<br />

65 SCARLATINI, OTTAVIO, Homo et ejus partes figuratus & symbolicus, anatomicus,<br />

rationalis, moralis, mysticus, politicus, & legalis, collectus et explicatus cum<br />

figuris, symbolis, anatomiis, Factis, Emblematibus, Moralibus, Mysticis, Proverbiis,<br />

Hieroglyphicis, Prodigiis, Simulacris, Statuis, Historiis, Ritibus, Oservationibus, Moribus,<br />

Numismatibus, Dedicationibus, Signaturis, Significationibus Literarum, Epithetis,<br />

Fabulis, Miris, Physiognomicis, & Somniis. Nunc primum ex Italico idiomate Latinitati<br />

datum a R. D. Matt Mit gestoch. allegor. Frontispiz, 2 gestochenen Titelvignetten und<br />

42 emblematischen Kupfern. 26 Bll., 342 Seiten, 22; 14 Bll, 249 Seiten, 14 Bll. Folio.<br />

Blindgeprägter Schweinslederband der Zeit auf Holzdeckeln. Augsburg und Dillingen,<br />

J. C. Bencard, 1695. € 3.500.–<br />

Erste lateinische Ausgabe dieses ungewöhnlichen Handbuchs der medizinischen Sinnbildkunst, in<br />

dieser Form vermutlich das einzige seiner Art. – Beschreibt detailliert den menschlichen Körper,<br />

illustriert durch rätselhafte Embleme, diese umrahmt von teils grotesken Bordüren nach Entwürfen<br />

von Leonhard Heckenauer. Mit besonders interessantem allegorischem Frontispiz, das zwei<br />

antike Helden auf einer Weltkugel zeigt, die einen Zodiac mit Tierkreiszeichen schultern, der Jüngling<br />

zwischen beiden zeigt ein Schild mit der Aufschrift „Homo Figuratus et Symbolus“. Die<br />

schwer zu dechiffrierenden Sinnbilder verdeutlichen den Zwiespalt der menschlichen Natur,<br />

geistige und materielle Existenz, auch die astrologischen Beziehungen zu den körperlichen Krankheiten.<br />

Enthält auch zahlreiche Artikel über mystische und okkultistische Themen, Magie und<br />

Alchemie spielen eine große Rolle und die Wirkung vieler wunderbarer Sekrete und Substanzen<br />

werden beschrieben. „Savant ouvrage illustré de magnifiques figures gravées sur cuivre, et ou<br />

l’homme est approfondi dans sa double nature externe et interne, c’est-à dire spirituelle et matéri-


elle. Ses rapports avec la Mystique la<br />

Symbolique, les hiéroglyphes et tous les<br />

Mystères de l’Occulte. – On y trouve les<br />

signatures des herbes et leur correspondance<br />

astrologiques pour le traitement des maladies<br />

de toutes les parties du corps humain. –<br />

La magie proprement dite n’y est pas<br />

oubliée, et l’auteur révèle plusieur secrets<br />

merveilleux, tels que les proprietés occultes<br />

de la salive, des urines, du sperme, des excréments,<br />

à l’aide desquels on peut obtenir des<br />

résultats suprenants. L’auteur qui a beaucoup<br />

fréquenté les alchimistes, décrit en<br />

outre une foule de préparations précieuses. –<br />

C’est un ouvrage unique en son genre“<br />

(Caillet). – Einband wurmstichig und etw.<br />

fleckig, eine Ecke geringf. schadhaft, ohne<br />

Schliessen. Hin und wieder etwas stockfleckig,<br />

wenige Seiten auch etwas stärker,<br />

erste und letzte Blätter mit Wurmspuren,<br />

insgesamt aber gut erhaltenes Exemplar des<br />

seltenen Werkes. Vortitel und Frontispiz mit altem Namenszug wie auch auf fliegendem Vorsatz.<br />

– VD 17 3:301593B. Caillet 9949. Landwehr, German Emblems 530. Praz 490. Krivatsy 10306.<br />

„The Invisible Hand of God in Seeds“<br />

66 SCHEGK, JACOB (D. I. J. DEGEN), De plastica seminis facultate libri tres. Eiusdem<br />

de calido & humido nativis liber unus. De primo sanguificationis instrumento liber<br />

unus. Mit Holzschnittdruckermarke a. d. Titel. 8 (7 und 8 weiß), 118 nn. Bll. Pergamentband<br />

im Stil der Zeit mit handschriftl. Rückentitel. Straßburg, B. Jobin, 1580. € 1.200.–<br />

Einzige Ausgabe; sehr selten. – „In his embryological treatise ‘De plastica seminis facultate’ (Strasburg,<br />

1580), Jacob Schegk (1511–1587), professor of philosophy and medicine at the University of<br />

Tübingen, developed, through a unique interpretation of the Aristotelian embryology, a theory of<br />

the ‘plastic faculty’ (facultas plastica), whose origin lay in the Galenic idea of the formative power.<br />

The present study analyses the precise nature of Schegk’s theory, by setting it in its historical and<br />

intellectual context. It will also discuss the hitherto unappreciated Neoplatonic dimension Schegk’s<br />

notion of the soul’s vehicle“ (Hirai, The Invisible Hand of God in Seeds: Jacob Schegk’s Theory of<br />

Plastic Faculty, in: Early Science and Medicine, vol. 12, No. 4, 2007, 377 ff.). – „Jacob Schegk hatte<br />

in seiner Geburtsstadt Schorndorf bei einem Schüler Reuchlins Latein, Griechisch, Hebräisch und<br />

Rhetorik gelernt und war 1527 zum Philosophie-Studium nach Tübingen gekommen, das er vor<br />

allem wegen seiner sehr starken Kurzsichtigkeit nur selten wieder verließ. Als Schegk im <strong>Alte</strong>r<br />

völlig erblindete und nur noch per Diktat arbeiten konnte, schlug ihm ein Arzt die Heilung seiner<br />

Augen vor, doch Schegk soll mit den Worten abgelehnt haben, er habe Vieles in seinem Leben gesehen,<br />

was er lieber nicht gesehen hätte, er wollte, er wäre für Einiges auch taub gewesen. – Schegk<br />

wurde 1530 Magister Artium und studierte anschließend Theologie, ließ sich auch (in Konstanz)<br />

ordinieren, wurde aber wegen der reformatorischen Unruhen nicht Priester, sondern studierte mit<br />

27 Jahren – damals ein hohes Studentenalter! – <strong>Medizin</strong>. 1539 wurde er Doktor der <strong>Medizin</strong>.<br />

Schegk war zunächst Professor der Logik und ab 1553 auch der <strong>Medizin</strong>. Den medizinischen Lehrstuhl<br />

hatte er vor allem wegen seiner guten Kenntnis von Galen und der aristotelischen Physik<br />

erhalten“ (Wolfgang Breidert, in: Argumentaciones I, S. 179). – Durchgehend leicht gebräunt und<br />

gering stockfl. – VD16, S 2486. Durling 4104. DSB XII, 150 f.<br />

67 SCHELLENBERG, JOHANN RUDOLF, Freund Heins Erscheinungen in<br />

Holbeins Manier. (Text von J. K. Musäus). Mit gestoch. Frontispiz und 24 Kupfertafeln.<br />

165 Seiten, 1 Bl. Marmorierter Pappband der Zeit mit rotem Rückenschild.<br />

Winterthur, Steiner und Comp., 1785. € 2.400.–<br />

43


44<br />

Erste Ausgabe von Schellenbergs reizvoller Totentanzfolge,<br />

die mit den Versen Musäus’ die Einstellung<br />

der Zeit zum Tode widerspiegeln. – „In der<br />

Komposition sind die Szenen vollständig neu und<br />

frei erfunden, besitzen eine große Originalität und<br />

entsprechen dem Zeitgeschmack. Von alten Totentanz-Folgen<br />

oder gar Holbein ist kein Einfluss mehr<br />

zu spüren. Die Kupfer sind in der Technik überaus<br />

fein gehalten, und doch ist die Zeichnung kräftig und<br />

frei. Von allen Totentanz-Folgen, die nach Holbein<br />

erschienen sind, geben nach Rowlandsons großen<br />

Karikaturen und Chodowieckis Almanachblättern<br />

die Schellenberg’schen Kupfer am besten die jeweilige<br />

Zeitepoche wieder... Sehr seltene Totentanzfolge,<br />

als eines der typischsten Zeitdokumente<br />

dürfte es in keiner Totentanz-Sammlung fehlen“<br />

(Slg. Oppermann 1200). – „Dass der Tod im Titel<br />

kameradschaftlich ‘Freund Hein’ genannt wird, ist<br />

begründet in der aufklärerischen Debatte über die<br />

Darstellung des Todes im 18. Jahrhundert. Diese<br />

Debatte wurde ausgelöst durch Lessings Abhandlung<br />

‘Wie die <strong>Alte</strong>n den Tod gebildet’ von 1769, in<br />

der er fordert, dass der Tod nicht länger hässlich und<br />

Schrecken erregend dargestellt werden soll. Lessing<br />

plädiert für den antiken Todesgenius Thanatos.<br />

Schellenberg reiht sich in den durch Lessings<br />

Abhandlung entfachten Todesdiskurs ein, denn auch er erstrebt eine veränderte Todesdarstellung.<br />

Er zeigt den Tod jedoch als Skelett, das im Gegensatz zu Thanatos in der christlichen Ikonographie<br />

tief verwurzelt ist. Dieses Skelett bezeichnet er als ‘Freund Hein’, eine Worterfindung, die er<br />

Matthias Claudius’ ‘Wandsbecker Boten’ entlehnt. Dieser neue Name soll es den Menschen<br />

erleichtern über den Tod zu reden... Die traditionellen Totentänze von Holbein bis Rentz verweisen<br />

durch zusätzliche Szenen der Genesis (Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies, u. a.) und des<br />

Jüngsten Gerichts auf ein jenseitiges Leben. Schellenbergs Werk verzichtet als erster Totentanz auf<br />

diese rahmenden Szenen, in denen die christliche Todesanschauung dargelegt wird. Zudem werden<br />

in diesem modernen Totentanz aktuelle Themen wie eine Ballonfahrt, die Aufhebung eines<br />

Klosters oder die Freimaurerloge dargestellt“ (Zum Sterben schön. Ausst.-Kat. Museum Schnütgen<br />

Köln, No. 105). – Hin und wieder etwas fleckig, insgesamt aber ein schönes, breitrandiges Exemplar;<br />

weißes Vorsatzblatt mit hs. Inhaltsverz. und Namenszug Dr. A. E. Umbreit (wohl Verf. des<br />

Werkes „Die Erfindung der Buchdruckerkunst“, 1843). Innendeckel mit kl. Exlibris „Ex Bibliotheca<br />

Josephi Schlemmer“.<br />

68 SCHMUCK, MARTIN, Secretorum Naturalium, Chymicorum, & Medicorum,<br />

Thesauriolus, Oder Schatzkästlein, Darinnen 20. Natürliche, 20. Chymische, und<br />

20. Medicinische Secreta, und Kunst Stücklein zu befinden. 80 Seiten, 1 Bl. Errata,<br />

1 weißes Bl. Rücken mit altem Heftstreifen, eingehängt in einen Halbleinenband um<br />

1900. Schleusingen, P.(eter) S.(chmidt) für J. Birckner in Erfurt, 1637. € 800.–<br />

Sehr seltene erste Ausgabe des selbständig erschienenen ersten Teils; der zweite Teil erschien im<br />

gleichen Jahr in Nürnberg. Erst später erschienen die beiden Teile im Zusammendruck. – Enth. u.<br />

a. ein langes Gedicht (Seiten 38–44): „<strong>Alte</strong> teutsche Reimen eines unbekanten aber in Chymia sehr<br />

erfahrenen Philosophi, von der Weisen Materia, und jre Bereitung zur Medicin auff Menschen und<br />

Metallen“. – Schmuck (auch Schmucker, gestoch. 1640) war Stadtphysikus in Hersbruck bei Nürnberg.<br />

Zu seiner vorliegenden Sammlung schreibt er, daß er sie „durch vielfältige Reisen, Mühe und<br />

Gefahr colligiret“ hat. – Papierbedingte, stärkere Bräunung. – Duveen 536 (wie vorliegend). Ferguson<br />

II, 338 Anm. Ferchl 481. VD17 3 Ex. (Weimar, Nürnberg sowie Wolfenbüttel, dieses jedoch<br />

ohne Erratablatt).


Die erste Drogenkunde des Kaufmanns (Ferchl)<br />

69 SCHURTZ, GEORG NICLAUS, Neu-eingerichtete Material-Kammer: Das<br />

ist Gründliche Beschreibung aller fürnehmsten Materialien und Specereyen, so wohl<br />

auch andrer guter und gemeiner Waaren, woher solche den Ursprung nehmen,<br />

wie sie zu erkennen, gut zu behalten, und endlich die Prob derselben darauf zu machen,<br />

umb zu sehen, ob solche verfälscht und wie die Verfälschung darinnen<br />

zu mercken sey... Wobey angehängt ein außführlicher Bericht des Walfischfanges in<br />

den Nordischen Landen. Mit gestoch. Frontispiz und 3 Kupfertafeln. 14 Bll., 112<br />

(recte 110) Seiten, 1 Bl. Folio. Schöner Halblederband des 18. Jhdts. mit rotem<br />

Rückenschildchen und hübscher floraler Rückenvergoldung. Nürnberg, Gerhard für<br />

Endter, 1673. € 2.400.–<br />

Vollständiges Exemplar der zweiten Ausgabe „der ersten Drogenkunde des Kaufmanns“ (Ferchl<br />

292), erstmals im Jahr zuvor erschienen. – Alphabetisch geordnet, mit Ratschlägen zur Aufbewahrung<br />

von Waren, Werterkennung, Lagerhaltung etc.; enthält zudem „Eine kurtze Revision<br />

oder Wiederholung meines in An. 1662 außgegangenen Buchhaltens“ (12 Bll., nach der Vorrede<br />

eingebunden). Dazu Haushofer, Accounting Bibliogr., p. 221: „Indicated the use of periodical<br />

balances – quarterly. In addition to trial balances he gave complete journal postings for closing<br />

entries, and a final balance after items had been entered“. – Die Tafeln mit Abbildungen von alchemistischen,<br />

chemischen und pharmazeutischen Zeichen. – Gestoch. Exlibris des 19. Jhdts.,<br />

Vorsätze leimschattig und mit hs. Eintrag. Innen gering stockfl.; insgesamt ein sehr schönes Exemplar!<br />

– VD17 12:639414C (2 Ex. in Göttingen und München, das letztere ohne die 12 Bll. „Revision“).<br />

Das einzige Ex. auf einer deutschen Auktion (1979) ebenfalls ohne die 12 Bll. „Revision“. –<br />

Selten! – Siehe Einbandabbildung auf der 2. Umschlagseite (unten Mitte).<br />

Grundlage der modernen Geschichtsschreibung<br />

70 SLEIDANUS, JOHANNES, Veri et ad nostra tempora usque continuati, Das ist,<br />

wahrhafftige Beschreibung allerley fürnem(m)er Händel und Geschichten, so sich in<br />

Glaubens und andern weltlichen Sachen, bey Regierung der... Keyseren, Caroli V.<br />

Ferdinandi I Maximiliani II. Rudolphi II. und Matthiae I. ... so wol inn- als ausserhalb<br />

deß H. Röm. Reichs Teutscher Nation, biß auff daß 1620. Jahr nach Christi Geburt,<br />

gegeben und zugetragen... Andere und umb viel mehr verbesserte Edition, Durch M.<br />

Oseam Schadaeum. 5 Teile in 1 Band. Mit gestoch. Titelbordüre und 24 (von 25)<br />

gestoch. Porträts. Folio. Marmor. Lederband der Zeit mit rotem Rückenschild und<br />

reicher Rückenvergoldung. Straßburg, von der Heyden, 1625. € 950.–<br />

Umfangreichste Ausgabe der klassischen Reformationsgeschichte aus protestantischer Sicht; erstmals<br />

1555 unter dem Titel „De statu religionis et reipublicae, Carolo Quinto, Caesare, Commentarii“<br />

erschienen. – „Der Verfasser tritt völlig hinter seinen Stoff zurück... Er hielt sich mit wenigen<br />

Ausnahmen an echte Urkunden und zog alles heran, was ihm zugänglich war“. Die Mängel „treten<br />

zurück gegen die bewundernswürdige Kunst, mit der Sleidan seinen schwierigen Stoff dem gebildeten<br />

Publikum seiner Zeit mundgerecht gemacht hat...“ (Fueter). – Sleidan, eigentlich Johann<br />

Philippi (1507–1556), zunächst Sekretär des Kardinals Jean du Bellay, für den er mit den Schmalkaldenern<br />

verhandelte, kam 1544 nach Straßburg, wo ihn J. Sturm und M. Butzer zu diesem Werk<br />

anregten. – Das Werk von Sleidanus, in vorliegender Ausgabe bis 1620 fortgeführt, „wurde zur<br />

Grundlage der modernen Geschichtsschreibung und prägte die Reformationsforschung bis in das<br />

20. Jahrhundert“ (SPIEGEL WISSEN).<br />

Ohne das letzte Porträt des Papstes Paul V, ferner ohne das letzte Bl. mit dem Kolophon. Titel<br />

aufgezogen, leicht gebräuntes und wenig fleckiges Ex., Titelblatt und die Zwischentitel rückseitig<br />

gestemp.; letztes Reg.-Bl. mit 2 Ausbesserungen (wenige Buchst. betroffen). – Insgesamt gutes<br />

Exemplar mit Besitzvermerk des Klosters Muri bei Beinwil in der Schweiz, dat. 1823. – Kollation:<br />

16 Bll., 824 Sp., 7 Bll., 396 Sp., 4 Bll., 386 Sp., 4 Bll., 1588 Sp., S. 1589–1596, Sp. 1596–1664, 8 Bll.,<br />

604 Sp., 3 (statt 4) Bll. – VD17 3:3121142X oder 23:266521E (Unterscheidung nur im hier fehlenden<br />

Kolophon möglich).<br />

45


46<br />

„Die zentrale anthropologische Schrift Soemmerrings“ (Oehler-Klein)<br />

71 SOEMMERRING, SAMUEL THOMAS (VON), Ueber die körperliche Verschiedenheit<br />

des Negers vom Europäer. XXIV Seiten, 2 Bll., 80 Seiten. Pappband.<br />

Frankfurt/Main und Mainz, Varrentrapp Sohn und Wenner, 1785. € 1.400.–<br />

Vermehrte Fassung von Soemmerrings im Jahr zuvor unter dem Titel „Über die körperliche<br />

Verschiedenheit des Mohren vom Europäer“ erstmals erschienener Mainzer Antrittsrede. –<br />

„Soemmerring kann als der erste Naturforscher gelten, der in der Geschichte der wissenschaftlichen<br />

Begründung rassistischer Positionen einen rassenspezifischen Zusammenhang von physischer<br />

Konstitution und Intellekt exakt anatomisch nachgewiesen zu haben glaubte und auf dieser<br />

Grundlage die prinzipielle Inferiorität des Schwarzafrikaners erklären wollte... Soemmerring<br />

vereinte in seinem Werk verschiedene damals aktuelle Strömungen der aufgeklärten Gelehrtenwelt,<br />

nämlich das Bedürfnis nach kundiger Verarbeitung des angewachsenen Beobachtungsgutes aus<br />

Übersee mit dem Interesse an der biologischen Systematisierung der verschiedenen Menschheitsgruppen<br />

und ihrer nicht mehr metaphysisch, sondern naturhistorisch zu begründenden Eingliederung<br />

in ein Ordnungsgefüge der Natur; er verband die Frage einer physiologisch-ästhetischen<br />

Bewertung der menschlichen Gestalt, insbesondere des Kopfes, mit der geforderten Erforschung<br />

des Gehirns als der Grundlage von Geist und Persönlichkeit. Das Soemmerringsche Werk und<br />

seine Rezeption repräsentieren damit in auffallender Weise die Wissenschaftsgeschichte des ausgehenden<br />

18. Jahrhunderts.“ (Oehler-Klein, in: Soemmerring. Werke, Bd. 15, der ausschliesslich dem<br />

vorliegenden Werk gewidmet ist).<br />

Unser Titelblatt mit dem Vermerk „Mit zwey ausgewählten Kupfertafeln“. Diese sind wegen<br />

schlechter Qualität jedoch nicht verwendet worden. Dazu Soemmerring in einem Brief (vermutlich)<br />

an seinen Bruder: „Zu meiner Abh vom Neger waren die Kupfer nicht nur fertig sondern auch<br />

ein ansehnlicher Theil schon illuminirt, weil sie mir aber nicht genuug Thaten [?] ließ ich sie cassiren.<br />

Ich besitze selbst nur noch einen Abdruck... Die Hhn Verleger [Varrentrapp und Wenner]<br />

waren freylich geitzig genung S. XVIII nicht umdrucken zu lassen“ (zit. aus der Soemmerring<br />

Werkausg. Bd. 15, S. 257, XVIII, 12f). – Da nun das Titelblatt im Faksimile der Werkausgabe den<br />

Hinweis auf die Kupfertafeln im Gegensatz zu unserem Exemplar nicht trägt, ist anzunehmend,<br />

daß unser Exemplar zu den ersten gedruckten Ex. zu zählen ist und die Verleger auf Anweisung<br />

Soemmerrings wohl das Titelblatt aber nicht die Seite XVIII mit dem Hinweis auf die Abbildungen<br />

neu setzen liessen. Die bibliogr. Angaben bei Waller, Engelmann und Choulant-Frank sind, ohne<br />

die Kenntnisse aus der Soemmerring-Werkausgabe, verwirrend. Bei einigen Nachweisex. wird ein<br />

Erratabl. erwähnt, das möglicherweise nach der Änderung des Titelblattes hinzukam. – Einband<br />

etw. fleckig, gering stockfl. – Cushing, S 322. DSB XII, 509 f.<br />

Elektrotherapie und Scheintod<br />

72 STRUVE, CHRISTIAN AUGUST, System der medizinischen Elektrizitäts-<br />

Lehre, mit Rücksicht auf den Galvanismus. 2 in 1 Band. Mit 2 gefalt. Kupfertafeln.<br />

XXIV, 540 Seiten. Halblederband der Zeit mit goldgepr. Rückentitel und Rückenvergoldung.<br />

Breslau und Leipzig, W. G. Korn, 1802. € 600.–<br />

Seltenes und frühes Werk zur Geschichte der Elektrotherapie. – Struve (1767–1807) war Arzt in<br />

Görlitz und Verfasser zahlr., zumeist populärwissenschaftlicher Werke, die nach Hirsch „zu den<br />

gediegensten ihrer Art“ zählen. – Ausführl. behandelt Struve das Thema Scheintod (S. 417–43).<br />

Dazu erfand er später noch einen „Galvanodesmus“, einen Lebensprüfer „zum Bestimmen des<br />

wahren von dem Scheintode, um Lebendigbegraben zu verhüten“. – Gering gebräunt, Gelenke am<br />

oberen Kapital ausgebessert. Schönes Exemplar. – Wheeler Gift I, 641. – Nicht in der Bakken<br />

Library.<br />

Eines der umfangreichsten Kräuterbücher seiner Zeit<br />

in einem sehr schönen Exemplar<br />

73 TABERNAEMONTANUS, JACOB THEODOR, Neuw vollkommentlich<br />

Kreuterbuch, mit schönen vnnd künstlichen Figuren aller Gewächs der Bäumen, Stauden<br />

vnd Kräutern, so in Teutschen vnnd Welschen Landen, auch in Hispanien, Ost


vnnd West Indien, oder in der Newen Welt wachsen, derer uber 3000. eygentlich<br />

beschrieben werden, auch deren Vnderscheidt vnd Wirckung sampt ihren Namen in<br />

mancherley Sprachen angezeiget werden...Darinn viel vnd mancherley heylsamer Artzney<br />

vor allerley innerlichen vnnd eusserlichen Kranckheiten, beyde der Menschen, vnd<br />

des Viehes, sampt ihrem nützlichen gebrauch beschrieben werden, es sey mit Träncken,<br />

Säfft, Syrupen, Conserven, Latwergen, Wassern, Pulver, Extracten, Oelen, Saltz,<br />

Salben, Pflastern, vnd dergleichen: Darinnen auch vber tausendt hochbewärte vortreffliche<br />

Experiment vnd heimliche Künste angezeiget werden. Allen Aertzten, Apoteckern,<br />

Wundärtzten... sehr nützlich. Jetzt widerumb mit sonderm Fleiß gemehret<br />

durch Casparum Bauhinum. 2 Teile in 1 Band. Mit zwei wiederholten breiten figürlichen<br />

Titelbordüren und ca. 2300 Textholzschnitten. 8 Bll, 686 Seiten, 30 Bll.; 4 Bll, 844<br />

Seiten, 25 Bll. Folio. Prachtvoller Schweinslederband der Zeit auf Holzdeckeln mit<br />

reicher Blindprägung, 2 Messingschliessen und vergoldetem Wappensupralibros,<br />

Vorderdeckel mit Monogramm „T.E.V.C.1613“, Hinterdeckel mit Monogr. „A.R.V.E.<br />

1613“. Frankfurt am Main, N. Hoffman für J. Basse und J. Dreutel, 1613. € 8.000.–<br />

Erste von Bauhin besorgte Ausgabe in einem Exemplar von hervorragender Gesamterhaltung.<br />

Dieses berühmte, erstmals 1588 erschienene Kräuterbuch, das bis 1731 zahlreiche Auflagen erlebte<br />

und noch im 18. Jahrhundert vielen Botanikern als Einführung in die Flora diente, ist eines der<br />

umfangreichsten Kräuterbücher seiner Zeit.<br />

„Tabernaemontanus sammelte ein Menschenleben lang an einem Herbarium in- und ausländischer<br />

Pflanzen und deren Beschreibung. Erst später, als dieses Werk durch Kaspar Bauhinus, den<br />

berühmten Botaniker, neu bearbeitet wurde, erlebte es einen großen Erfolg.“ (Heilmann, Kräuterbücher,<br />

297). – Das Werk stellt den größten Rezeptkatalog der damaligen Zeit dar, verbunden mit<br />

dem Anspruch auf internationale Geltung. – Das durch zahlreiche Register erschlossene voluminöse<br />

Werk enthält auch eines „wider allerley Kranckheiten und Gebresten“, in dem zu jeder<br />

Krankheit auf entsprechende Arzneien (mit Angabe der Seitenzahl) verwiesen wird, z. B. Augenblattern<br />

heylen, Aussatz heylen, grindige Blasen heylen, Blattern (böse hitzige und schwartze),<br />

cholerische feuwrothen Geschwären helffen, Feigblattern Schmertzen legen, Feigwartzen Flüß<br />

eröffnen, Fingernagelwurtzel geschwer heylen, Frantzosen heylen, fliesende Häuptgrindt heylen,<br />

Hautflecken, Grindt und Räude vertreiben, Kindesblattern helffen, Krätze und Räude vertreiben,<br />

schwarze Mackeln der Haut vertreiben, Pestilentz curiren, Wartzen vertreiben etc. – Tabernaemontanus,<br />

Arzt und Botaniker, geb. zwischen 1520 und 1530 zu Bergzabern, war anfangs als<br />

Apotheker in Weissenburg tätig, studierte später <strong>Medizin</strong> und wurde nach seiner Promotion Leibarzt<br />

des Kurfürsten und Bischofs von Speyer, danach in dieser Eigenschaft beim Pfalzgrafen von<br />

Zweibrücken. „T., der auch Ehrenbürger von Worms war und Sept. 1590 in Heidelberg starb,<br />

besass ganz hervorragende Kenntnisse, namentlich bezüglich der officinellen Pflanzen, was ihn<br />

aber nicht hinderte, ein großer Anhänger des ‘Theriaks’ und der sog. mithridatischen Mittel zu<br />

sein“ (Hirsch-H.). Auch Heilmann weist darauf hin, daß er als Arzt die Verwendung der Compositas<br />

bekämpfte und „einfache Pflanzenstoffe“ empfahl. Seinen Namen latinisierte er nach seinem<br />

Heimatort Bergzabern.<br />

Ungewöhnlich frisch und nur minimal gebräunt bzw. vereinzelt schwach fleckig. Titel oben mit<br />

handschriftl. Besitzvermerk „Joannis Hartmanni A Rosenbach“, dat. 1649. Einband etw. berieb.<br />

und mit leichten Kratzspuren. 1 Schliesse kaum sichtbar erneuert. – VD17 14:024674Q und<br />

14:024680R. Pritzel 9093; Nissen, Botan. Buchillustr. 1931. – Siehe Einbandabbildung 2.<br />

Umschlagseite (oben)<br />

„Nach Weglänge und Zeitdauer der größte Asien-Reisende<br />

des 17. Jahrhunderts“ (Henze)<br />

74 TAVERNIER, JEAN BAPTISTE, Vierzig-jährige Reise-Beschreibung. Worinnen<br />

dessen, durch Türkey, Persien, Indien und noch mehr andere Oerter, höchstlöblichs-vollbrachte<br />

sechsmalige Länder-Reise,... Samt einer Relation, von ausführlicher<br />

Beschaffenheit deß Serrails oder Türkischen Palasts... beygefüget wird Jacob<br />

Spons Curieuse Reise, durch Italien, Dalmatien, Griechen- und Morgenland... aus dem<br />

47


48<br />

<strong>Franz</strong>ösischen in das Teutsche treulichst übertragen durch J. Menudier. 5 Teile in<br />

1 Band. Mit 2 Kupfertiteln, 28 (1 gefalt.) Kupfertafeln, 2 (1 gefalt.) Kupferkarten und<br />

13 Textkupfern. 12 Bll., 296 Seiten, 2 Bll.; 3 Bll., 232 Seiten, 2 Bll.; 4 Bll., 200 Seiten,<br />

2 Bll. Reg., 1 weißes Bl.; (Spon:) 4 Bll., 122 Seiten, 1 Bl. (Zwischentitel), 120 Seiten, 2 Bll.<br />

Folio. Lederband der Zeit. € 4.500.–<br />

Erste deutsche Ausgabe; unabhängig von der vorliegenden Nürnberger Ausgabe erschien im gleichen<br />

Jahr in Genf eine weitere Übersetzung. – Taverniers Bericht gilt als eine der bedeutendsten<br />

Orientbeschreibungen seiner Zeit; neben der Türkei, Persien und Indien bereiste der Edelsteinhändler<br />

auch Java, Ceylon, Japan und Tonking. – Tavernier (1605–1689) durchwanderte große<br />

Teile Asiens auf sechs Reisen zwischen 1632 und 1668. Dabei war „sein stetes Anliegen... der<br />

Handel, und unter kommerziellen Gesichtspunkten besah er sich Städte und Länder“ (Henze);<br />

dabei bildet die eher geographische Behandlung Persiens eine Ausnahme. Henze betont Taverniers<br />

kritischen Sinn und seine für die Zeit eher unüblich sachliche Berichterstattung. – Die schönen<br />

Kupfer zeigen Kartenskizzen, Ansichten, Volksszenen, Kostüme, Genreszenen, Edelsteine u. a.<br />

Bemerkenswert die gefaltete Japankarte. – Die vorliegende Nürnberger Ausgabe enthält als Teile 4<br />

und 5 die erste deutsche Ausgabe von Spons und Wheelers archäologisch orientierter Reise in die<br />

Levante. Der Bericht des französ. <strong>Medizin</strong>ers Spon und des englischen Botanikers Wheeler blieb<br />

„für Jahrzehnte das Handbuch der Griechenlandreisenden“ (Schudt) und enthält Beschreibungen<br />

von Rom, Venedig, Athen, Konstantinopel sowie einen umfangreichen Anhang alter Inschriften.<br />

Spon war einer der ersten, der die <strong>Alte</strong>rtumskunde als „Archäologie“ bezeichnete. – Ecken, Rücken<br />

und Gelenke fachmännisch restauriert. Meist etw. stockfl., stellenw. gebräunt; sehr gute Gesamterhaltung.<br />

– Henze V, 291 ff. Paisey (German Books in the Brit. Libr., 17th century) T 151.<br />

Ein Hauptwerk Thurneyssers<br />

75 THURNEYSSER ZUM THURN, LEONHARDT, Pison. Das erst (einzige)<br />

Theil. Von kalten, warmen, mineralischen und metallischen Wassern, sampt der<br />

Vergleichunge der Plantarum und Erdgewechsen 10 Bücher. Mit breiter figürlicher<br />

Titelbordüre, ganzseit. Holzschnitt-Porträt in breiter Bordüre und etlichen kleinen


Nr. 75<br />

49


50<br />

Textholzschnitten. 10 Bll., 420 Seiten, 27 Bll. Folio. Blindgepr. Schweinslederband der<br />

Zeit auf Holzdeckeln mit 2 Schließen. Frankfurt/Oder, J. Eichorn, 1572.<br />

BEIGEBUNDEN: THURNEYSSER ZUM THURN, LEONHARDT, Prokatalepsis<br />

(graece) Oder Praeoccupatio, durch zwölff verschiedenlicher Tractaten, gemachter<br />

Harm (sic!) proben... Das 59. Buch (alles Erschienene). Mit breiter figürlicher Titelbordüre<br />

und halbseit. Holzschnitt-Porträt in Bordüre. 2 Bll., LXXXV Seiten, 1 Bl.<br />

Frankfurt/Oder, J. Eichorn, 1571. € 4.500.–<br />

Erste Ausgaben. – Thurneysser, der bekannte Alchimist, ist 1530 in Basel geboren, mußte nach<br />

Goldschmiedelehre und anschließender alchemist. Tätigkeit 1548 von dort fliehen und führte ein<br />

unstetes, abenteuerliches Leben. 1558 war er Leiter der Silberbergwerke in Tirol, 1559 Anatom in<br />

Innsbruck, 1560–65 auf weiten Reisen, 1571 wurde er „Hofalchimist“ und Leibarzt des Kurfürsten<br />

von Brandenburg, dessen Gemahlin er geheilt hatte. In Berlin richtete er als dessen Günstling eine<br />

Buchdruckerei (die erste bedeutende) im Grauen Kloster ein. Er fabrizierte Heilmittel, erstellte<br />

Horoskope, bis er als Geisterbeschwörer verdächtigt, 1584 fliehen mußte. Von seiner dritten Frau<br />

zur gleichen Zeit des Ehebruchs und der Verschwörung mit dem Teufel angeklagt, floh Thurneysser<br />

abermals und starb schließlich arm und elend in einem Kloster in Köln 1596. Er war ein ebenso<br />

berühmter wie berüchtigter, viel bewunderter wie auch viel geschmähter Mann. Von den nachfolgenden<br />

Alchemisten jedenfalls als Autorität anerkannt.<br />

I. Das Werk beschreibt vor allem die Flüsse Deutschlands und der angrenzenden Länder. Kurfürst<br />

Johann Georg von Brandenburg schenkte ihm besondere Beachtung, weil es Gold- und Edelsteinfunde<br />

den meisten Flüssen und Bergen seines Landes zuschreibt. „Ein nach Flußläufen geordnetes<br />

Werk über deutsche Bäder, das erste, das auch eingehend Norddeutschland berücksichtigt“ (Martin,<br />

Badewesen, 280). – „Den Flüssen wurden nicht nur medizinische, sondern auch moralische Wirkungen<br />

zugeschrieben. Das Havelwasser z. B. sollte schwer und ungesund sein und Frauen, die davon<br />

tränken, böse und klatschsüchtig machen. Neben solchen phantastischen Behauptungen enthält der<br />

‘Pison’ andererseits verständige Angaben über die Pflanzen und Gesteine der Mark“ (ADB 38, S.<br />

226 f.). – VD16 T 1183. Durling 4356. Wellcome I, 6293. Ferguson II, 452.<br />

II. Interessanter Traktat von der Urinanalyse, meist mit Thurneyssers ‘Pison’ zusammengebunden.<br />

Beide Werke zählen in der Summe als Thurneyssers Hauptwerk, da er in der Mineralwasseranalyse<br />

bahnbrechend war. In seinem vorliegenden Traktat beschreibt Thurneysser eine selbstentwickelte<br />

Methode der Wasseranalyse. „1571 verkündete er der Welt in einer Schrift ‘Praeoccupatio’ die<br />

großen Erfolge seiner ärztlichen Diagnosen aus Harnproben. Die Schrift, welche jenen Titel mit<br />

dem Zusatze ‘das 59. Buch’ führte, erzählte von Kranken in Frankfurt und Berlin, welche durch<br />

seine neue Heilmethode ihre Gesundheit wieder erlangt hätten, und deutete an, daß die vorhergehenden<br />

58 Bücher mit ähnlichen Krankenberichten im Drucke bald nachfolgen würden. Sie sind<br />

jedoch niemals erschienen“ (ADB 38, S. 227). – VD16 T 1206. Durling 4357 (ohne Bl. 2). Ferguson<br />

II, 453. MNE II, 293. – Nicht in der Kiefer Collection.<br />

Einband etw. berieb. und, wie der Buchblock, mit Wurmspuren. Eine Schließe erneuert. Etw.<br />

gebräunt und braunfl.; Exlibris. – Siehe Einbandabbildung 2. Umschlagseite (unten links).<br />

Klassisches Werk zur Perspektive<br />

76 VIGNOLA, JACOPO BAROZZI DA, Le due regole della prospettiva practica.<br />

Con i commentarij del R. P. M. Egnatio Danti dell’ ordine de predicatori matematico<br />

dello studio di Bologna. Mit Kupfertitel, 29 (9 blattgr.) Kupfern von Vignola, 120 Textholzschnitten<br />

von Danti und großer Holzschnittdruckermarke am Ende. 4 Bll., 145<br />

Seiten, 2 Bll. Folio. Mod. Halbpergamentband mit goldgepr. Rückentitel. Rom, Stamparia<br />

Camerale, 1611. € 1.500.–<br />

Erstmals 1583 posthum von Ignazio Danti, Professor der Mathematik in Bologna, veröffentlicht.<br />

Neben Vignolas „Regola della cinque Ordini d’Archittetura“, eines der einflußreichsten Werk in<br />

der Geschichte der Architektur. – Giacomo (oder Jacopo) Barozzi da Vignola oder einfach Vignola<br />

(1507 in Vignola bei Modena – 1573) war einer der großen italienischen Architekten des 16. Jahrhunderts.<br />

Seine zwei großen Meisterwerke sind die Villa Farnese in Caprarola und die Jesuiten-<br />

Kirche Il Gesù in Rom. – „Das Werk Vignolas, das auf seine Zeit und auf seine Nachfolger den<br />

größten Einfluß ausübte, ist die für die Jesuiten, die Apostel der Gegenreformation, erbaute Kirche


Nr. 76<br />

51


Il Gesù (1570). Diese Kirche wurde bald zum Prototyp eines unzählige Male nachgeahmten Stils,<br />

den man – übrigens zu Unrecht – den ‘Jesuitenstil’ genannt hat. Seit der Renaissance waren in Rom<br />

Kirchen nur noch im straffen, pyramidenartigen Hochbau errichtet worden. Vignola kehrte zum<br />

lateinischen Kreuz zurück, die Kuppel wirkt bei ihm wieder raumschaffend. Die Seitenschiffe<br />

werden durch niedrige Seitenkapellen ersetzt. Die Fassade wird gleichsam zum autonomen<br />

Bauwerk, sie folgt den klassischen Ordnungen“ (Champigneulle, Geschichte der Architektur, S.<br />

179 f.). – Kupfertitel im Außenrand rückseitig verstärkt, Bl. 3 untere rechte Ecke angesetzt, 2 Seiten<br />

etw. verschmutzt, 2 Bll. im Innensteg verstärkt. Wegen eines leichten Braunflecks (gegen Schluß<br />

zunehmend) im rechten Rand meist kl. Ausbesserungen und Verstärkungen. Trotz dieser kl.<br />

Mängel gutes Exemplar. – Kat. d. Ornamentstichslg. Bln. 4695. Fowler 387<br />

Barocke Dermatologie<br />

77 VOGEL, TOBIAS, Curiöser Haut-Diener, vorstellend der menschlichen Haut<br />

Schönheit und Heßlichkeit. Worbey zu deren Erhaltung und Verbesserung dienliche<br />

Mittel vorgeschlagen werden. Mit gestoch. Frontispiz. 17 Bll., 761 Seiten, 9 Bll. Schmal-<br />

8°. Lederband im Stil der Zeit mit Rückenschild und goldgepr. Rückentitel. Leipzig,<br />

Gleditsch, 1690. € 4.500.–<br />

Sehr seltenes und frühes Werk über die Beschaffenheit<br />

der Haut, Hautkrankheiten und ihre Heilung, Hautpflege<br />

und Kosmetik. Mit zahlreichen Rezepturen und<br />

Schönheitsmitteln. – Die Themen reichen von A wie<br />

„Arsbacken wie sie sein sollen“ über K wie „Kothe<br />

machen schön“ bis hin zu Z wie „Zauberey der Schönheit“.<br />

„An der Schwelle zum 18. Jahrhundert fasst Vogel noch<br />

einmal die Erkenntisse, die in erster Linie der Erforschung<br />

des menschlichen Körpers durch die Anatomie<br />

seit 1500 zu danken sind, zusammen. Das Interesse an<br />

der Materialität der Haut ist der Anatomie als der<br />

vorherrschenden medizinischen Verfahrensweise seit<br />

1500 verpflichtet: Beschrieben wird die materielle<br />

Zusammensetzung der Haut, die Schichtung verschiedener<br />

Häutchen, die Poren oder Warzen usf., betont<br />

wird die äußere Pflege der Haut, die Kosmetik. Die<br />

materielle Beschaffenheit der Haut soll unmittelbar<br />

Aufschluss über die menschliche Seele, über den<br />

Charakter verleihen. Das Titelkupfer übernimmt das<br />

Frontispiz aus Thomas Bartholins ‘Anatomia reformata’<br />

von 1651, die an Nägeln hängende Haut eines<br />

Sezierten, die nicht zufällig in säkularisierter Weise auf<br />

die Haltung des leidenden, nicht des früh- und hochmittelalterlichen<br />

‘Christus triumphans’ anspielt. Die<br />

abgezogene Haut überlagern drei Sinnbilder oder allegorische<br />

Darstellungen unter den Überschriften: ‘Den<br />

schönen folg ich / ich scheu die hesslichkeit / doch mit<br />

unterscheid’. Ein geflügelter Knabe (Cupido?) folgt<br />

einer schön gekleideten, in einem üppig blühenden<br />

Ambiente lustwandelnden Frau, läuft schnell an einer<br />

mageren, vor einem verdorrten Baum sitzenden Frau<br />

vorbei und konsultiert ein Buch, um sich in den Stand<br />

zu setzen, den richtigen Unterschied vorzunehmen“<br />

(Ausst.-Kat. Wolfenbüttel 82: Haut. Zwischen 1500<br />

und 1800, No. 18 und an anderen Stellen sehr ausführlich).<br />

– Geringfügige Ausbesserungen. Ausgezeichneter<br />

Erhaltungszustand. – VD17 23:240368R.<br />

52


53<br />

Prophylaxe und Therapie der Luftembolie<br />

78 WATTMANN, CH. JOS. EDLER VON, Sicheres Heilverfahren bei dem schnell<br />

gefährlichen Lufteintritt in die Venen und dessen gerichtsärztliche Wichtigkeit. Mit<br />

1 chilograph. Tafel und Falttab. XXVI, 1 Bl., 188 Seiten, 1 Bl. Roter Safianlederband der<br />

Zeit mit reichster goldgepr. Ornamentik auf Rücken und beiden Deckeln, Steh- und<br />

Innenkantenvergoldung sowie dreiseitigem Goldschnitt. Wien, Braumüller und Seidel,<br />

1843. € 500.–<br />

Seltene erste Ausgabe. – Bedeutende Monographie; bereits 1832 veröffentlichte Wattmann in den<br />

Medicin. Jahrbüchern „seinen so grundlegend wichtigen Beitrag zur Prophylaxe und Therapie der<br />

Luftembolie“, der jedoch von den ausländ. Kollegen völlig unbeachtet blieb, obwohl gerade dieses<br />

Thema in England und Frankreich zu jener Zeit durch Operationszwischenfälle erbitterte Diskussionen<br />

auslöste. „So mußte Wattmann 1843 in seiner Monographie daran erinnern, daß er bereits<br />

aus seinem ersten Falle 1823, also fünf Jahre nach der ersten derartigen Beobachtung durch den<br />

Pariser Arzt Bauchène (1818), die notwendigen chirurgischen Konsequenzen gezogen und 1832 als<br />

erster die richtige Therapie, sofortige digitale Kompression der Vene herzwärts sowie wandständige<br />

Unterbindung der Venenwunde, empfohlen habe“ (E. Lesky). – „Lisfranc maß der Arbeit<br />

Wattmanns ‘unschätzbaren Wert’ zu“ (Schönbauer). – Vorsatz mit hs. Widmung, Glanzpapiervorsätze<br />

etw. fleckig; durchgehend etw. stockfleckig. Der dekorative Einband mit reicher Romantikervergoldung<br />

(leicht berieben). – Nicht bei Waller und im Kat. der Josephin. Bibl. Wien. – Siehe<br />

Einbandabbildung 4. Umschlagseite (unten links).<br />

Eines der ersten Werke über Fachwerkarchitektur<br />

79 WILHELM, JOHANN, Architectura civilis, oder Beschreibung und Vorreissung<br />

vieler vornehmer Dachwerk, als hoher Helmen, Creutzdächer, Wiederkehrungen,<br />

Welscher Hauben, auch Kelter, Fallbrücken: Item allerley Pressen, Schnecken oder<br />

Windelstiegen und andern dergleichen Mechanischen Fabrichen. 2 Teile in 1 Bd. Mit<br />

2 gestoch. Titeln und zus. 74 Kupfern auf 71 Kupfertafeln. Folio. Pergamentband der<br />

Zeit. Nürnberg, P. Fürstens Wittib und Erben, 1668. € 1.800.–<br />

Die „Architectura civilis“ von Johann Wilhelm zählt zu den ersten Werken in Deutschland, in<br />

denen Holzkonstruktionen, insbesondere Dach- und Gebäudekonstruktionen, aber auch Geräte<br />

und Maschinen aus Holz, ausführlicher dargestellt werden. Dabei überwiegt deutlich die optische<br />

Präsentation in Form von einfachen, aber klar gegliederten, perspektivisch und in den Details recht<br />

genauen Zeichnungen. Die „Architectura civilis“ – 1649, also unmittelbar nach Beendigung des<br />

30jährigen Krieges in Frankfurt a. M. bei Ph. J. Fischer erschienen – war für das 17. und die erste<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Art Standardwerk. – Der aus dem Vorarlberg stammende Autor<br />

war „weitberühmbter- und Kunstverständiger Meister in der Heiligen Römischen Reichs-Stadt<br />

Franckfurt am Mayn"; abgebildet ist er auf dem ersten Kupfertitel. – Einband etw. angestaubt und<br />

berieb., die ersten Bll. im unteren Rand etw. fingerfl., ohne das hintere Vorsatzbl.; eine Falttafel mit<br />

alt hinterlegten Einrissen an den Faltstellen. Insgesamt gutes, wohlerhaltenes Exemplar. – Herzog<br />

August Bibliothek, Architekt und Ingenieur, Nr. 25 (Ausg. 1649). Kruft, Geschichte der Architekturtheorie,<br />

196. – Siehe Abbildung nächste Seite.<br />

Meisterwerk der Schriftkunst<br />

80 ZAPF, HERMANN, Manuale typographicum. Mit 100 Schriftmustertafeln und<br />

Begleitheft. Qu.-Kl.-Folio. Orig.-Halbpergamentband in Pappschuber. Frankfurt am<br />

Main 1954. € 220.–<br />

Typographisch und künstlerisch herrlich gestaltetes Kompendium des großen Schriftkünstlers. –<br />

In 16 Sprachen gesetzt aus Schriften der D. Stempel AG Frankfurt a. M. unter Verwendung einiger<br />

historischer Typen aus deren Archiv und von Heinrich Egenolf in der Hausdruckerei gedruckt in<br />

einer einmaligen Auflage von 1000 Exemplaren.


Nr. 79


Wir sind jederzeit am Erwerb von interessanten Einzelwerken,<br />

aber auch an kleinen Sammlungen oder Bibliotheken interessiert,<br />

bevorzugt aus den Gebieten<br />

<strong>Alte</strong> <strong>Medizin</strong> <strong>·</strong> <strong>Homöopathie</strong><br />

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wenn nicht anders vermerkt, vollständig und dem <strong>Alte</strong>r entsprechend gut erhalten.<br />

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Abbildung auf der Vorderseite Nr. 17 Der Apotheker.<br />

des Umschlags: Ölgemälde nach Pietro Longhi<br />

Abbildungen auf der Rückseite Nr. 11 – Nr. 54 – Nr. 02<br />

des Umschlags: Nr. 78 – Nr. 12 – Nr. 19<br />

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Im Rauchleder 13 – D-69242 Mühlhausen/Kraichgau<br />

Tel. (06222) 6 30 82 <strong>·</strong> Fax (06222) 6 03 64<br />

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