3D-Wahrnehmung - Universität Ulm
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4.1 Lineare Perspektive<br />
Projiziert man eine dreidimensionale Szene auf eine<br />
zweidimensionale Bildfläche, so erhalten wir einen einfachen<br />
geometrischen Effekt, die sog. lineare Perspektive. Parallele<br />
Linien scheinen mit zunehmender Distanz immer mehr zu<br />
konvergieren und im Fluchtpunkt, der sich meistens am Horizont<br />
befindet, aufeinandertreffen (z.B. Eisenbahnschienen).<br />
Abb. 16: Lineare Perspektive<br />
4.2 Perspektivische Verkürzung<br />
Durch die perspektivische Projektion (Zentralprojektion) werden<br />
vom Betrachter entfernte Objekte kleiner dargestellt als nähere.<br />
Das zugrundeliegende Verhältnis zwischen Größe und Entfernung<br />
erlaubt die Abschätzung der Distanz zum Objekt sofern der<br />
Betrachter die Größe des Objektes kennt und umgekehrt. Sind<br />
jedoch weder Größe noch Entfernung zum Objekt bekannt, ist es<br />
nicht möglich die projektive Mehrdeutigkeit aufzulösen.<br />
5. AUSWIRKUNGEN DER BEWEGUNG<br />
AUF DIE <strong>3D</strong>-WAHRNEHMUNG:<br />
BEWEGUNGSINDUZIERTE 4 TIEFEN-<br />
KRITERIEN<br />
Bei Bewegungen handelt es sich um wahrgenommene<br />
Änderungen im Bild. Dabei werden Bildteile verschoben, eine<br />
örtliche und zeitliche Auswertung der Änderung im Bild ist<br />
notwendig. Nicht als Bewegung des Objektes wahrgenommen<br />
werden, sollen beispielsweise hingegen Verdunkelung oder<br />
Erhellung des Objektes oder das Absuchen der Szene mit einem<br />
Scheinwerfer.<br />
Ebenfalls ein wichtiger Punkt bei der <strong>Wahrnehmung</strong> von<br />
Bewegung ist das Abstimmen mit vorhandenen Informationen<br />
über die eigene Bewegung, so dass Eigenbewegung und<br />
Bewegung des betrachteten Objektes unterschieden werden<br />
können. Ein bekanntes Beispiel ist jenes, wo dem Betrachter eines<br />
sich langsam bewegenden Zuges ohne Beachtung der restlichen<br />
Umwelt nicht sofort offensichtlich erscheint, ob sich der<br />
4 Tiefenkritierien, die aus der Bewegung des Beobachters oder der<br />
Bewegung von Objekten in der Umwelt hervorgehen (z.B.<br />
Bewegungsparallaxe).<br />
betrachtete oder der Zug in dem der Betrachter sitzt in Bewegung<br />
ist.<br />
Durch die Bewegung gelangt der Betrachter zu einer Reihe von<br />
leicht unterschiedlichen Bildern. Aus dieser Abfolge von Bildern<br />
wird ein räumlicher Eindruck geschaffen, wobei zwei<br />
Hauptmechanismen wirksam werden:<br />
5.1 Die Bewegungsparallaxe<br />
Das Konzept der Parallaxe ist für die Täuschung des Gehirns<br />
wichtig, eine 2D-Szene für dreidimensional zu halten, mit dem<br />
man einfache, aber überzeugende <strong>3D</strong>-Darstellung erzeugen kann.<br />
5.1.1 Definition der Parallaxe<br />
Parallaxe ist das Phänomen, nach dem sich ein Objekt in<br />
bestimmter Entfernung vom Betrachter schneller zu bewegen<br />
scheint als ein weiter entferntes Objekt mit gleicher<br />
Geschwindigkeit. Ein Beispiel aus dem täglichen Leben kann dies<br />
verdeutlichen. Beim Fahren auf der Autobahn schaut man aus<br />
dem Seitenfenster. Es fällt auf, dass die Bäume gleich neben der<br />
Fahrbahn ziemlich schnell vorüberziehen, während weiter<br />
entfernte Berge sich kaum zu bewegen scheinen. Diese<br />
wahrgenommene Geschwindigkeitsdifferenz wird der<br />
Parallaxeneffekt genannt.<br />
Abb. 17: Das Phänomen der Bewegungsparallaxe<br />
5.1.2 Entstehung der Parallaxe<br />
Die geometrische Analyse in Abbildung 18 zeigt den Grund für<br />
die Parallaxe. In dieser Abbildung haben wir zwei Punkte, einen<br />
näher zum Auge (weiß) und einen weiter entfernt (schwarz).<br />
Angenommen, beide Punkte bewegen sich die gleiche Strecke von<br />
links nach rechts. Die wahrgenommene Bewegung ist die<br />
Bewegung der von der Netzhaut aufgenommenen Punkte, welche<br />
von der Geometrie der einfallenden Lichtstrahlen bestimmt wird.<br />
Wie man mit Hilfe der Abbildung 18 unschwer erkennen kann, ist<br />
die wahrgenommene Geschwindigkeit um so größer, je näher der<br />
Punkt dem Auge ist. Mit anderen Worten, die wahrgenommene<br />
Bewegung verhält sich umgekehrt zur Distanz vom Auge.