Das Sinnesleben der Insekten: eine Sammlung von ... - Ripley
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Kritische Bemerkungen; Plateau 171<br />
Ocellen und Facettenaugen gleichzeitig gefirnisst, wodurch sich eben-<br />
falls k<strong>eine</strong> Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Wirkung ergab. Diesen Punkt betreffend<br />
motiviert Plateau s<strong>eine</strong> Beobachtung, dass die <strong>Insekten</strong> mit gefirnissten<br />
Augen sich zu <strong>eine</strong>r wirklich ausserordentlichen Höhe erheben, durch<br />
die Tatsachen, dass er selbst sehr presbyopisch geworden sei. Ich<br />
möchte mir aber erlauben, hierzu zu bemerken, dass die Presbyopie<br />
(o<strong>der</strong> Alterssichtigkeit) we<strong>der</strong> die Schärfe des Sehens erhöht, noch<br />
die Entfernung, bis zu <strong>der</strong> man sehen kann, steigert; sie hin<strong>der</strong>t nur<br />
das Sehen aus <strong>der</strong> Nähe, indem sie die Akkomodationsfähigkeit<br />
herabsetzt. Deshalb kann aber ein Presbyopischer noch nicht ein<br />
Insekt bis zu <strong>eine</strong>r aussergewöhnlichen Höhe verfolgen. Dieser<br />
Möglichkeit steht die Kleinheit des Objekts entgegen.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> <strong>von</strong> Plateau in <strong>eine</strong>m Zimmer vorgenommenen<br />
Experimente wandten sich die <strong>Insekten</strong> mit den gefirnissten Augen<br />
zum grossen Teil nach dem Fenster, was bei den Dipteren mit<br />
durchschnittenen Nerven, wie wir sahen, nicht <strong>der</strong> Fall war. Es kam<br />
dies <strong>von</strong> Plateaus unzulänglicher Methode des Firnissens, <strong>eine</strong><br />
Methode, die ich selbst, wie bereits erwähnt, längst verlassen habe.<br />
Trotzdem ist bemerkenswert, dass fünf Eristalis tenax und<br />
mehrere Calliphora mit durchschnittenen Sehnerven, nachdem<br />
sie bis zur Zimmerdecke hinaufgewirbelt waren, sich an den Wänden<br />
nie<strong>der</strong>liessen, während die übrigen zur Erde fielen, wie bei m<strong>eine</strong>n<br />
eigenen Experimenten. Dies beweist, dass, ohne zu sehen und<br />
trotz des häufigen Anstossens, gewisse blindgemachte Dipteren es<br />
doch fertig brachten, sich nie<strong>der</strong>zulassen, das heisst also, sich, ohne<br />
herunterzufallen, festzusetzen. Plateau hat s<strong>eine</strong> Experimente, <strong>der</strong>en<br />
Resultate im wesentlichen mit m<strong>eine</strong>n eigenen übereinstimmen, an<br />
taglebenden Lepidopteren, Dipteren und Hymenopteren angestellt.<br />
Plateau selbst aber glaubt, <strong>eine</strong>n wesentlichen Unterschied zwischen<br />
s<strong>eine</strong>n Resultaten und den meinigen gefunden zu haben, und zwar,<br />
wie er sagt, weil ich m<strong>eine</strong> <strong>Insekten</strong> in die Luft warf, und diese sich<br />
dann gegen die Zimmerwände stiessen, während dies bei s<strong>eine</strong>n<br />
Experimenten nicht <strong>der</strong> Fall war. In diesem Fall macht Plateau<br />
irrige Verallgem<strong>eine</strong>rungen. Erstlich habe ich m<strong>eine</strong> blindgemachten<br />
<strong>Insekten</strong> nicht immer „geworfen", son<strong>der</strong>n liess z. B. die Maikäfer<br />
ganz ruhig <strong>von</strong> m<strong>eine</strong>n Fingerspitzen wegfliegen, während Plusia<br />
gamma sowie m<strong>eine</strong> Hummel ganz selbständig flogen. Auch<br />
haben sich m<strong>eine</strong> <strong>Insekten</strong> nicht durchweg an den Wänden „ge-<br />
stossen", ehe sie in die Höhe flogen. Ausserdem erweisen sich