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Das Sinnesleben der Insekten: eine Sammlung von ... - Ripley

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Kritische Bemerkungen; Plateau 181<br />

Sowohl die Physiologie wie die Psychologie haben bewiesen, dass,<br />

wenn Sinneseindrücke (subjektiv ausgedrückt: Empfindungen) während<br />

<strong>eine</strong>r gewissen Zeitdauer unverän<strong>der</strong>t bleiben, sie abgeschwächt werden<br />

und schliesslich aufhören, uns zu erregen, d. h. <strong>von</strong> uns wahrgenommen<br />

(unterschieden) zu werden. Mit <strong>eine</strong>m Wort: die Empfindungwird<br />

stets nur durch neue qualitative Unterschiede<br />

<strong>der</strong> Reize geweckt, und kann nur durch <strong>eine</strong>n Wechsel jener<br />

Reize in Zeit o<strong>der</strong> Raum aufrecht erhalten werden.<br />

Nun befindet sich ein Insekt, das sich längere Zeit bewegungslos,<br />

ohne s<strong>eine</strong> Stellung zu verän<strong>der</strong>n, vor bewegungslosen Gegenständen auf-<br />

hält, genau in <strong>der</strong> vorhin erörterten Lage. Verlangen wir <strong>von</strong> diesem<br />

Tierchen nicht mehr, als was wir selber zu leisten vermögen ! Man<br />

müsste deshalb, um ganz exakt vorzugehen, die Sehtätigkeit <strong>eine</strong>s<br />

Insekts beobachten, das, nachdem es sich bewegt hat, <strong>eine</strong>n Augen-<br />

blick bewegungslos bleibt und aus diesem Zustand heraus an<strong>der</strong>e<br />

bewegungslose Körper sieht, respektive nicht sieht. Der Paarungs-<br />

vorgang <strong>der</strong> Hausfliege liefert uns hierfür ein gutes, positives Beispiel,<br />

denn das Männchen springt hier öfters aus <strong>eine</strong>r Entfernung <strong>von</strong><br />

mehreren Zentimetern auf <strong>eine</strong> an<strong>der</strong>e bewegungslose Fliege (Irr-<br />

tümer bezüglich des Geschlechts sind häufig), und zwar nachdem es<br />

selbst zuvor ruhig gesessen hat. Peckham hat an springenden Spinnen<br />

analoge Experimente gemacht, die m<strong>eine</strong> eigenen älteren Versuche<br />

über diesen Gegenstand korrigieren; nach ihm sehen die Spinnen besser<br />

als ich glaubte.<br />

Trotzdem muss man daran festhalten, dass die im Gesichtsfeld<br />

stattfindenden Verschiebungen <strong>der</strong> Objekte in ihrem Raumverhältnis<br />

zueinan<strong>der</strong> <strong>eine</strong>n noch viel stärkeren Reiz ausüben, und<br />

dass ihre durch Eigenbewegung hervorgerufene Verschiebung die<br />

Aufmerksamkeit des Beobachters viel stärker auf sich zieht, als wenn<br />

<strong>der</strong> letztere allein sich bewegt. Was wir hier gesagt haben, wird die<br />

Irrtümer in den folgenden Experimenten Plateaus in das schärfste<br />

Licht setzen.<br />

Um sich nicht für geschlagen erklären zu lassen, erfand Plateau<br />

<strong>eine</strong>n Apparat, den er als Labyrinth bezeichnet, und <strong>der</strong> aus ver-<br />

schiedenen Serien dünner vertikaler Scheidewände aus Holz o<strong>der</strong><br />

Pappe <strong>von</strong> 1—3 cm Höhe besteht, die auf <strong>eine</strong>m einfarbigen Grund<br />

in konzentrischer, elliptischer o<strong>der</strong> polygonaler Anordnung verteilt<br />

sind und zwischen sich geräumige, kontinuierlich verlaufende Öffnungen<br />

freilassen. Mit <strong>eine</strong>m Wort, gestattet diese Vorrichtung dem Insekt

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