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„Es geht heute darum, aus unserem globalen Dornröschen-Schlaf zu erwachen.“<br />
Occupy Samsara<br />
Von Joachim Wetzky<br />
Unsere Zeit ist eine Zeit des Umbruchs. Egal ob Klimawandel,<br />
Wirtschaftskrise oder sozialer Aufruhr: Wir stehen<br />
heute vor immensen globalen Herausforderungen.<br />
Für David Loy - einen der profiliertesten buddhistischen<br />
Denker und Autoren aus den USA - können wir etwas<br />
wichtiges von der Occupy-Bewegung lernen: Es ist nicht<br />
ausreichend, sich nur auf das individuelle Erwachen zu<br />
beschränken. Wir sind dazu aufgerufen, gemeinsam aus<br />
einem kollektiven Alptraum aufzuwachen. Es ist an der<br />
Zeit, unsere spirituelle Praxis auf die Straße zu bringen.<br />
„Der Buddha erlangte das individuelle Erwachen.<br />
Nun brauchen wir ein kollektives Erwachen um<br />
diesen Kurs der Zerstörung zu stoppen. Unsere<br />
Zivilisation kommt zu einem Ende, wenn wir<br />
fortfahren uns im Wettkampf um Macht, Ruhm,<br />
Sex und Pro�t zu ertränken.“ Thich Nhat Hanh<br />
Es geht heute darum, aus unserem globalen Dornröschen-Schlaf<br />
zu erwachen. Denn nur wenn wir aufwachen<br />
und erkennen, dass jetzt, in diesem Augenblick,<br />
eine neue Welt sich gerade durchringt, geboren zu<br />
werden, werden wir die notwendige Motivation entwickeln,<br />
auf die Straße zu gehen und den kulturellen<br />
Wandel zu verlangen.<br />
Was also können wir konkret unternehmen? Welche<br />
Möglichkeiten und Ansätze finden sich in unserem<br />
alltäglichen Leben? Ein guter Anfang ist gemacht, wenn<br />
wir uns innerlich mit der Notwendigkeit einer neuen<br />
kulturellen Vision auseinandersetzen. Was aber ist eine<br />
tragbare spirituelle Vision, die uns alle erreicht und uns<br />
dazu ermutigt, als achtsame Praktizierende den großen<br />
Wandel zu unterstützen? Was brauchen wir, um uns zu<br />
erheben? Es ist doch auch so - die große Verelendung<br />
ist in Deutschland noch nicht angekommen. Uns geht es<br />
soweit ganz gut - die globalen Katastrophen spielen sich<br />
momentan in weit entfernten Regionen ab. Es fällt uns<br />
nicht sonderlich schwer, das kollektive Engagement zu<br />
vernachlässigen. Darum sind wir auch nicht auf den hot<br />
spots der Occupy-Bewegung zu finden. Solange wir in<br />
Ruhe unserer spirituellen Praxis nachkommen können<br />
und in Ruhe unser persönliches Erwachen anstreben<br />
können, gibt es für viele Menschen keinen triftigen<br />
Grund, sich zu engagieren.<br />
In Ländern wie den USA oder Spanien jedoch sieht<br />
es schon ganz anders aus. Dort wütet der globale<br />
Sturm. Viele Menschen haben ihre Ersparnisse und<br />
- was noch tiefgreifender ist - ihre Hoffnung und<br />
Zuversicht verloren. Aus diesem Grund ist es in den<br />
USA für hunderttausende von Menschen geradezu<br />
lebensnotwendig, sich der Bewegung anzuschließen.<br />
Spirituelle Zentren öffnen dabei ihre Türen, um sich<br />
dieser Bewegung anzuschließen und ihre Vision eines<br />
friedvollen Miteinanders zu teilen. Doch muss es in<br />
Deutschland auch erst zu dieser inneren und äußeren<br />
Not kommen, bevor wir uns erheben?<br />
Wie könnte demnach eine spirituelle Vision aussehen,<br />
die uns dabei hilft, unsere Worte in Taten umzuwandeln?<br />
Wie kommen wir zusammen? Vielleicht ist ein<br />
Anfang gemacht, einige Impulse zu geben, die uns dabei<br />
helfen können, den Samen der heilsamen Aktivität in<br />
uns zu wässern. In Foren, Blogs oder auf Facebook können<br />
diese Impulse verfeinert und ausgeweitet werden:<br />
KGSBerlin 7-8/2012<br />
Foto: © Maridav - Fotolia.com