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Wir driften wieder zusammen - Das Die Ärzte Archiv

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<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong>: "<strong>Wir</strong> <strong>driften</strong> <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>" - Kult - KURIER.at http://kurier.at/kult/4491469-die-aerzte-wir-<strong>driften</strong>-<strong>wieder</strong>-<strong>zusammen</strong>.php<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong>: "<strong>Wir</strong> <strong>driften</strong> <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>"<br />

Auf dem ersten Album seit fünf Jahren sind die <strong>Ärzte</strong> rockig wie eh und je. Sänger Farin<br />

Urlaub im Interview über das neue Album "auch".<br />

Letztes Update am 07.04.2012, 09:29<br />

Farin Urlaub: Aus dem Urlaub zurück rockt er im Juni Graz und<br />

Wien<br />

Bassist Rod vermisst sein Tamagotchi, Drummer Bela B. hält sich für ein Miststück<br />

und Sänger und Gitarrist Farin Urlaub findet auf einem Waldspaziergang Gott. Alles<br />

beim Alten also bei den <strong>Ärzte</strong>n: "auch", das am 13. April erscheinende neue Album,<br />

ist randvoll mit treibenden Rocksongs und beißendem Sarkasmus. Der – wie Urlaub<br />

im KURIER-Interview verrät – mitunter sogar von den Bandmitgliedern selbst falsch<br />

verstanden wird.<br />

KURIER: Wenn man das Album anhört, ist es einmal mehr faszinierend, wie<br />

ihr euch über so lange Zeit die Spritzigkeit und die Spielfreude erhalten<br />

konntet . . .<br />

Farin Urlaub: <strong>Das</strong> müssen alles Drogen sein hahahaha.... Nein, es liegt daran, dass<br />

wir gelernt haben, so lange Pause zu machen, dass wir uns dann wirklich <strong>wieder</strong><br />

aufeinander freuen. Dann ist das wirklich so, als wärst du zum ersten Mal in einer<br />

Band. <strong>Wir</strong> wissen mittlerweile auch technisch mehr wie man aufnimmt. Zum<br />

Beispiel, dass meine Stimme frischer klingt, wenn ich morgens singe. <strong>Das</strong> ist<br />

eigentlich ganz logisch, aber dazu muss man natürlich auch die Zeit und den Luxus<br />

haben, sich das so einteilen zu können. Und bei uns ist es ja nicht so, dass wir ein<br />

Album machen müssen - schon lange nicht mehr. Seit den letzten vier Alben schon<br />

treffen wir uns irgendwann und dann geht`s: „Hat jemand eine Idee?“. Von Bela<br />

kamen diesmal die Ideen, lass uns ein Konzert nur für Männer und nur für Frauen<br />

machen. Lass uns als Vorgruppe unter einem anderen Namen spielen, lass uns eine<br />

Platte unter einem anderen Namen aufnehmen.<br />

Welche habt ihr davon verwirklicht?<br />

<strong>Die</strong> ersten beiden. Bei der dritten haben wir ganz lange überlegt, aber dann doch<br />

1 von 6 11.04.2012 23:02


<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong>: "<strong>Wir</strong> <strong>driften</strong> <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>" - Kult - KURIER.at http://kurier.at/kult/4491469-die-aerzte-wir-<strong>driften</strong>-<strong>wieder</strong>-<strong>zusammen</strong>.php<br />

kalte Füße gekriegt. <strong>Wir</strong> dachten, wenn wir jetzt schon so lange im Studio sind und<br />

mit viel Liebe ein Album aufnehmen, dann wollen wir auch, dass es jemand hört.<br />

Und wenn wir es unter Laternen Joe - das war der Name, der zur Diskussion stand -<br />

aufnehmen, hören das nur die absoluten Hard-Core-Fans, aber der Masse ist es<br />

egal.<br />

"<strong>Die</strong> Leute sind von dem großen Angebot völlig überfordert"<br />

Glaubst du nicht, dass sich das per Internet und Mundpropaganda schnell<br />

herumspricht?<br />

Nee, glaub` ich nicht. <strong>Die</strong> Leute sind doch völlig überfordert. Geh` mal in einen<br />

Plattenladen - wenn es überhaupt noch welche gibt - oder geh` zu iTunes: Da gibt<br />

es 50.000 Neuerscheinungen und du sollst jetzt etwas finden, was dir gefällt. Also<br />

wenn ich Fan bin von einer Band, die es schon so lange gibt, hör ich sicher rein,<br />

wenn ich weiß, es gibt etwas Neues. Aber ich guck dann nicht unter Laternen Joe.<br />

Selbst wenn ich den Namen vorher schon einmal gehört habe - aber den habe ich<br />

<strong>wieder</strong> vergessen, bis ich nachschaue.<br />

Wie seid ihr auf Laternen Joe gekommen?<br />

<strong>Das</strong> war meine Idee. <strong>Wir</strong> saßen <strong>zusammen</strong> und Bela sagte: „So ein ganz anderer<br />

Name müsste das sein“. Ich guckte dann aus dem Fenster und sagte: „Du meinst<br />

sowas wie Laternen Joe?“. Und alle: „Ja, genau so!“<br />

<strong>Die</strong> zwei nach Geschlechtern getrennten Konzerte gab es kurz vor<br />

Weihnachten in der Westfahlenhalle in Dortmund. Wie habt ihr das<br />

kontrolliert?<br />

<strong>Wir</strong> haben massiv Security aufgeboten - nix da mit verkleiden, das ging nicht. Es<br />

gab jede Menge Versuche und es wurden auch Leute rausgeschmissen. Jeder, bei<br />

dem das Geschlecht nicht eindeutig zu erkennen war, musste sich ausweisen. Und<br />

ich denke zu 99 Prozent haben wir die Konzerte Geschlechter-rein bekommen. Es<br />

sollte ja etwas Einmaliges sein. <strong>Die</strong> Shows waren auch völlig unterschiedlich - ganz<br />

andere Bühne, ganz anderes Programm. <strong>Wir</strong> haben richtige Klischee-Sachen<br />

gemacht. Aber lustig.<br />

Haben die Frauen anders reagiert als die Männer?<br />

<strong>Die</strong> Frauen haben so gekreischt, ich bin fast taub geworden. <strong>Wir</strong> hatten ein Intro mit<br />

Klavier-Tönen, die immer höher wurden und ab einer gewissen Frequenz haben wir<br />

die nicht mehr gehört, obwohl die auf der Bühne wirklich laut waren. Und die<br />

Männer haben von Anfang an gepogt. Aber was ich eigentlich erzählen wollte: Wenn<br />

dann genug von diesen absurden Ideen am Tisch sind, dann reden wir darüber, ob<br />

wir Lust haben, <strong>wieder</strong> ein Album zu machen. <strong>Wir</strong> treffen uns nicht mit der<br />

Intention, <strong>wieder</strong> ein Album zu machen - zuerst muss der Hintergrund stimmen.<br />

Wenn man es dramatisch sagen würde, würde man sagen, wir müssen uns <strong>wieder</strong><br />

„neu erfinden“. Aber es ist ja kein „neu erfinden“, es ist nur, dass wir die Grenzen<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong>: "<strong>Wir</strong> <strong>driften</strong> <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>" - Kult - KURIER.at http://kurier.at/kult/4491469-die-aerzte-wir-<strong>driften</strong>-<strong>wieder</strong>-<strong>zusammen</strong>.php<br />

<strong>wieder</strong> ein bisschen weiter verschieben. Und wenn wir dann sagen, ja, wir haben<br />

<strong>wieder</strong> Lust, dann machen wir ein Album. Und dann klingt das halt auch so, dass wir<br />

richtig Bock drauf haben.<br />

Musikalisch und stilistisch seid ihr ja mit „auch“ <strong>wieder</strong> ein bisschen breiter<br />

geworden.<br />

Also die maximale Bandbreite haben wir damals auf dem Doppelalbum „Geräusch“<br />

erreicht, da haben wir alles ausprobiert. „auch“ ist schon ein Gitarren-lastiges<br />

Album. Es ist keine Nummer drauf, die vom Klavier getragen wird - es gab Demos,<br />

keine Sorge. Es sind keine auf Streicher fokussierten Nummern drauf - auch da gab<br />

es Demos. Aber das Zentrum von „auch“ sind wir - Bass, Gitarre und Schlagzeug. Es<br />

stimmt schon, dass wir da ein bisschen entspannter geworden sind, als bei „Jazz ist<br />

anders“. Da hatten wir das Dogma aufgestellt: Entweder wir drei spielen es, oder es<br />

ist nicht auf dem Album. <strong>Das</strong> ist jetzt schon <strong>wieder</strong> ein bisschen aufgelöst - es gibt<br />

Streicher und Klavier, die zwischendurch mal mitspielen. Ich glaube, das ist so ein<br />

Punkt, wo wir immer unterschätzt werden: <strong>Wir</strong> haben schon ganz viele Musikstile -<br />

verballhornt will ich nicht sagen, weil wir nähern uns dem schon mit sehr viel<br />

Respekt und Liebe - sagen wir lieber, benützt. Da hat dieses Album jetzt nicht so die<br />

ganz große Bandbreite. Aber natürlich wollten wir nicht die ganze Platte lang<br />

dasselbe Schema durchziehen.<br />

"Ich brauche keinen Gott, um das Weltall zu erklären."<br />

Seit 1982 macht Farin Urlaub Musik mit den <strong>Ärzte</strong>n.<br />

Ein Stück, das sofort heraussticht, ist „Waldspaziergang mit Folgen“, in dem<br />

du behauptest, einen Gott im Regal stehen zu haben. Wie kommst du<br />

darauf?<br />

Ich kann dir nicht sagen, wo das hergekommen ist. Es war kein Wald in der Nähe<br />

und ich hatte auch keinen Gott im Regal. <strong>Das</strong> war eines dieser glücklichen Stücke,<br />

die mir fertig eingefallen sind. Ich war unterwegs, irgendwo in einem Hotel, bin<br />

morgens aufgestanden und das Stück war einfach da - Text und Melodie, alle drei<br />

Strophen, fix und fertig. Ich hab` es grad noch so auf`s Diktiergerät bekommen,<br />

bevor ich alles <strong>wieder</strong> vergessen hatte. Und dann hab` ich weitergeschlafen. Aber<br />

so etwas gibt es nur alle paar Jahre einmal. <strong>Das</strong> Stück davor hieß „N 48.3“, das ist<br />

mir in Brasilien eingefallen. Wo ich bei „Waldspaziergang mit Folgen“ war, weiß ich<br />

gar nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich selbst sehr begeistert war - vom Text, aber<br />

nicht von der Musik. Deshalb lag der Song auch ein paar Jahre im Regal. Denn<br />

zuerst war er so Rolling-Stones-mäßig, und das ist nicht so meines. Und als ich mich<br />

jetzt hingesetzt habe, um neue Songs zu schreiben, ist mir der <strong>wieder</strong> eingefallen.<br />

Ich dachte, jetzt versuche ich es noch einmal, hab die Gitarre total reduziert und<br />

das hat auf einmal funktioniert. Dazu der Falsettgesang im Refrain - beim Demo<br />

machen bin ich immer aufgestanden und hab getanzt - geil, das ist total schräg.<br />

Zum Glück fanden die anderen das auch gut.<br />

Aber ist das ein Thema für dich? Denkst du manchmal über Gott nach?<br />

Nicht über Gott, ich denke über den Glauben nach. Weil mir das so fremd ist, dass<br />

Leute es als so selbstverständlich erachten, dass es etwas gibt, dessen Existenz man<br />

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mit nichts beweisen kann. Etwas, das man auch gar nicht braucht. <strong>Das</strong> sieht man,<br />

wenn man sich ein bisschen mit Naturwissenschaften beschäftigt. Aber manche<br />

Leute beharren darauf, sagen: „Nee, es gibt einen Gott!“. Ich will mich da jetzt nicht<br />

hinstellen und sagen, die sind alle bescheuert, aber es hat schon etwas total<br />

Befremdliches für mich. Deshalb fasziniert mich Religion - als Außenstehender, der<br />

sieht, dass sich diese Fähigkeit, einfach zu glauben, durch alle Kulturen zieht.<br />

Glaubst du nicht, dass es etwas Übergeordnetes gibt, das außerhalb unseres<br />

Begriffsvermögens liegt?<br />

Doch natürlich, da gibt es ganz viel. Alleine wenn man versucht, sich die<br />

Dimensionen des Weltalls vorzustellen, das in sich selbst zurück gekrümmt ist. Allein<br />

das übersteigt schon unser Vorstellungsvermögen. <strong>Das</strong> Gehirn ist für drei<br />

Dimensionen gemacht - und dann kommt halt noch die Zeit dazu. Aber ab der<br />

fünften und sechsten Dimension - also ich komm da nicht mehr mit. Aber ich<br />

brauche keinen Gott, um das zu erklären.<br />

Was glaubst du passiert, wenn du stirbst?<br />

Na dann bin ich tot - Futter für die Würmer. <strong>Das</strong> war`s dann. Und das ist doch<br />

schön - keine Verantwortung. Einmal Gas geben bis zum Ende - super!<br />

Macht dir das keine Angst?<br />

Nee, warum denn? Ich kann in diesem Leben ja alles machen, was ich will. Ich lebe<br />

sehr gerne, das ist schon cool. Aber wenn es aus ist, ist es halt aus. Versteh mich<br />

nicht falsch, ich bin sehr dankbar für dieses Leben, eben weil ich die Möglichkeit<br />

habe, alles zu machen, was ich will. Aber ich bin keinem Gott dankbar, sondern der<br />

Welt. Ich habe halt ganz, ganz viel Glück gehabt.<br />

Mit Glück meinst du wohl auch die Möglichkeit, in den <strong>Ärzte</strong>-Pausen die Welt<br />

zu bereisen. Warum fließt von diesen Erlebnissen nie etwas in die Texte ein?<br />

Was wäre denn das dann für ein Album, wenn ich die Weite der Savanne besinge?<br />

Du erlebst ja aber bestimmt auch viel Kurioses und hat interessante<br />

Begegnungen.<br />

Schon, aber das fließt dann eher auf so einer zwischenmenschlichen Ebene ein. Ich<br />

würde auch soundmäßig keine Musik von da mitnehmen und in <strong>Ärzte</strong>-Alben<br />

verarbeiten. <strong>Das</strong> wären dann nicht wir. <strong>Wir</strong> machen das mal, wenn es lustig ist, aber<br />

wir sind keine Ethno-Band. Für mich persönlich, ja. Auf meinem iPod ist viel<br />

sogenannte ethnologische Musik. Vielleicht mach` ich auch einmal so ein Ethno-<br />

Projekt - aber das ist ja eigentlich Quatsch. Denn es gibt ja die Original-Musik und<br />

dann muss ich nicht den Paul Simon spielen, der sagt, ich hänge mich da auch noch<br />

mit rein. <strong>Das</strong> ist eine tolle Platte, die der da mit „Graceland“ gemacht hat - aber<br />

noch schöner ist die Originalmusik der Südafrikaner. Gut, wir hätten nie erfahren,<br />

wie schön das ist, wenn Paul Simon das nicht gemacht hätte. Aber ich bin da viel zu<br />

sehr Egoist: Mir reicht`s, wenn ich das für mich entdeckt habe. Da muss ich dann<br />

nicht auch noch sagen, der Farin Urlaub bringt die tibetischen Mönche nach<br />

Deutschland.<br />

"Bela und ich nehmen uns den Abstand, den wir brauchen, um die Freundschaft zu<br />

erhalten."<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong>: "<strong>Wir</strong> <strong>driften</strong> <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>" - Kult - KURIER.at http://kurier.at/kult/4491469-die-aerzte-wir-<strong>driften</strong>-<strong>wieder</strong>-<strong>zusammen</strong>.php<br />

„Cpt. Metal“ ist auch ein Stück von dir. Bist du ein Metal-Fan?<br />

Ich höre schon gern Metal. Aber das Stück hat eine witzige Geschichte: Es ist das<br />

einzige, das ich der Band zwei Mal vorgelegt habe. Ich habe das vor zehn Jahren<br />

angebracht und war total überzeugt, dass die anderen das völlig abfeiern werden.<br />

Aber nee, die fanden das doof - Metal, ähhh. Da ist echt so eine Welt in mir<br />

<strong>zusammen</strong>gebrochen. Ich dachte, das ist doch ein super Song. Und letztes Jahr<br />

saßen wir im Übungsraum, um für die Laternen-Joe-Tour zu proben, die Geheimtour,<br />

und wir kommen irgendwie auf Metal. Und dann fragten sie, du hast doch da mal ein<br />

Lied gemacht. Dann habe ich das angespielt und Rod gleich: „<strong>Das</strong> ist ja voll geil!“<br />

Aber den Text hast du angepasst - Rihanna als Hassobjekt für Metal-Fans<br />

gab`s ja damals noch nicht.<br />

Rihanna und die Black Eyed Peas sind neu. Aber Mariah Carey ist nach wie vor ...<br />

... ein Hassobjekt.<br />

... ich darf über meine Kollegen nicht schlecht reden.<br />

Der Song "Ist das noch Punkrock?" ist auch von dir. Ist das eine Persiflage<br />

auf die Journalisten, weil ihr das immer <strong>wieder</strong> gefragt werdet?<br />

<strong>Wir</strong> werden das seit 1986 gefragt - obwohl wir nie Punkrock waren. Unsere Herkunft<br />

ist Punkrock. <strong>Wir</strong> haben uns aber extra davon abgegrenzt, haben als Pop-Band<br />

angefangen und sind dann langsam zu einer Rockband mutiert. Aber wir haben<br />

angefangen mit Songs wie „Teenagerliebe“ und „Paul der Bademeister“. Wie viel<br />

Punkrock ist denn das? Der Song selbst ist aber eine Persiflage auf die Szene.<br />

Eigentlich ist es ja Liebeslied, bei dem ich mich auf den Standpunkt des mit<br />

Schäferhund unter der Brücke um Geld schnorrenden Punks gestellt habe. Und<br />

Liebe geht für den halt nicht, weil Liebe ist nicht Punkrock.<br />

Spielt der Song „Freundschaft ist Kunst“ auf deine Freundschaft zu Bela an?<br />

Nee. Der ist von Bela, und ich dachte zuerst, das wäre kritisch gegenüber dieser<br />

Künstler-Mischpoche. Aber er sagte: „Nee, das habe ich als Kompliment gemeint.“<br />

Ich habe das komplett anders verstanden als es es gemeint hat. Ich habe neulich<br />

auch mitgekriegt, dass er das einem Künstlerfreund von sich vorgespielt hat. Und<br />

der sagte dann: „Mach das aus, du machst uns da ja total schlecht.“ Und Bela:<br />

„Aber so habe ich das doch gar nicht gemeint!“ Ich finde das total lustig: Für mich<br />

funktioniert`s - aber anders als für Bela.<br />

Eure Freundschaft kommt mir jetzt viel enger vor, als noch vor zehn Jahren.<br />

Es geht immer so auseinander und <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>. <strong>Wir</strong> haben in den<br />

80er-Jahren, Anfang der 90er so viel aufeinander gehangen. Bela und ich haben<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong>: "<strong>Wir</strong> <strong>driften</strong> <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>" - Kult - KURIER.at http://kurier.at/kult/4491469-die-aerzte-wir-<strong>driften</strong>-<strong>wieder</strong>-<strong>zusammen</strong>.php<br />

zwei Jahre <strong>zusammen</strong> gewohnt. <strong>Wir</strong> haben Tausende Stunden mal mehr und mal<br />

weniger luxuriös in Tour-Bussen <strong>zusammen</strong> verbracht. <strong>Wir</strong> sind in den 90er-Jahren<br />

sogar noch <strong>zusammen</strong> verreist und irgendwann wurde das echt zu viel. <strong>Das</strong> war so<br />

ein Ehe-ähnliches Verhältnis, so auf die Art, er fängt einen Satz an und ich spreche<br />

ihn zu Ende. Und so was geht irgendwann nicht mehr. Da sind wir ziemlich<br />

auseinander gedriftet. Und jetzt <strong>driften</strong> wir - altersmilde - <strong>wieder</strong> <strong>zusammen</strong>. Und<br />

das ist doch schön. <strong>Wir</strong> nehmen uns jetzt halt auch den Abstand, den wir brauchen,<br />

um die Freundschaft zu erhalten. Ich verreise, er macht Synchronisationen, spielt in<br />

Filmen mit. Und dann komm ich zurück, sage, ach, ich bin so gut erholt. Und Bela<br />

sagt, Mensch, ich könnt jetzt Urlaub gebrauchen.<br />

Du hast keine Lust, einmal einen Film zu machen?<br />

Nee, das kann ich nicht. <strong>Das</strong> ist kein Kokettieren, ich kann`s wirklich nicht. Ich habe<br />

vor vielen Jahren einmal in einem Film mitgespielt und das war ganz furchtbar.<br />

Ehrlich.<br />

Zur Band: Sieben Millionen CDs verkauft<br />

Karriere<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong> wurden 1982 von Bela B. (49) und Farin Urlaub (48) gegründet, 1984<br />

erschien das Debüt-Album „Debil“. Bis 1988 veröffentlichten sie drei weitere Alben,<br />

lösten sich aber dann auf. 1993 reformierten Bela und Farin mit dem neuen<br />

Bassisten Rodrigo Gonzales die <strong>Ärzte</strong>. <strong>Das</strong> Trio hat über sieben Millionen Platten<br />

verkauft. <strong>Die</strong> größten Hits „Schrei nach Liebe“ und „Ein Schwein namens Männer“.<br />

Nebenjobs In den <strong>Ärzte</strong>-Pausen ist Farin Urlaub mit seiner Band Racing Team und als<br />

Fotograf in exotischen Ländern unterwegs. Bela arbeitet solo und als Schauspieler,<br />

Rod als Produzent.<br />

Live<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong> kommen für drei KURIER-Konzerte nach Österreich: 13. 6.<br />

Graz/Stadthalle, 16. 6. Wien/Stadthalle (beide ausverkauft). Für das Zusatzkonzert<br />

am 15. 6. in der Wiener Stadthalle gibt es noch Restkarten.<br />

Letztes Update am 07.04.2012, 09:29<br />

Artikel vom 06.04.2012 15:20 | KURIER | Brigitte Schokarth |<br />

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